China, Russland und Indien sind im BRICS-Verbund die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Schwergewichte, die sich durch ihre Mitgliedschaft nicht zuletzt gegenseitiger Kooperationsbereitschaft versichern. China ist die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, mit großen geopolitischen Ambitionen. Indien, inzwischen das bevölkerungsreichste Land der Erde, hat in den vergangenen Jahren eine dynamische Entwicklung mit hohen Wirtschaftswachstumsraten erlebt und strebt ebenso danach, seinen weltpolitischen Einfluss zu erweitern. Russland wiederum, mit riesigen Energie- und Rohstoffreserven und großem militärischem Potenzial ausgestattet, ist trotz umfassender Sanktionen des Westens längst nicht so isoliert, wie es dort erhofft und intendiert worden war.
Haben wir es hier also mit einer perfekten Konstellation für eine gemeinsame globale Politik zu tun? Wie arbeiten diese Großakteure zusammen, wo liegen Rivalitäten, wo gemeinsame Interessen? Trotz unterschiedlicher Kooperationen auf verschiedenen Gebieten handelt es sich bei dieser Gruppe nicht um ein trilaterales Bündnis innerhalb des BRICS-Verbundes. Vielmehr muss man die jeweiligen bilateralen Beziehungen der drei großen BRICS-Akteure aus der Nähe betrachten, um die Möglichkeiten gemeinsamen Handelns, aber auch die jeweiligen Konfliktlinien zu verstehen.
Alternative zur derzeitigen Weltordnung?
Das zentrale Ziel von BRICS ist die Veränderung der regelbasierten liberalen Weltordnung, die nach wie vor stark westlich dominiert ist. BRICS will das internationale System, die internationalen Handels- und Finanzbeziehungen, aber auch das politische System, etwa die Vereinten Nationen und ihre Unterorganisationen, verändern.
Wie prominent dieser Wunsch ist, verdeutlicht schon ein Blick auf die offizielle BRICS-Webseite, auf der die jeweiligen Regierungschefs mit kurzen Eingangsstatements zitiert werden. Der russische Präsident Wladimir Putin betont, dass BRICS „aktiv an der Gestaltung einer multipolaren Weltordnung und der Entwicklung moderner Modelle für die weltweiten Finanz- und Handelssysteme“ mitwirken wolle.
Interessanterweise haben die Sanktionen gegen Russland nach dessen Angriff auf die Ukraine das Verlangen nach einer anderen, kooperativeren Weltordnung verstärkt. Die Sanktionen hatten nicht-beabsichtigte Störungen des internationalen Handels zur Folge, die nicht nur Russland, sondern alle BRICS-Länder und auch andere Länder des Globalen Südens trafen. Deshalb fällt das Narrativ Putins von der Notwendigkeit einer „multipolaren Weltordnung“ durchaus auf fruchtbaren Boden: Bei vielen Ländern des Globalen Südens besteht die Furcht, in dem derzeit konfliktträchtigen internationalen Umfeld in die Konfrontation der Großmächte zu geraten. Einige BRICS-Länder – und auch die an BRICS Interessierten – interpretieren den Verbund als ein Gegenmodell zur Bipolarität.
Der Wunsch nach mehr Gestaltungsmöglichkeiten hat mit dazu beigetragen, dass einige Länder des Globalen Südens dem Wunsch von NATO und EU zur klaren Positionierung gegen Russland nicht gefolgt sind – allen voran Indien, aber auch Länder wie die Türkei, Saudi-Arabien, Indonesien, Südafrika und Brasilien. Diese Länder werden wegen ihrer abwägenden, zurückhaltenden Position auch als „Swing States“ oder als „Fence Sitters“ bezeichnet.
Entdollarisierung
Die BRICS-Länder streben an, mehr miteinander zu handeln und sich vom US-Dollar als Weltreservewährung zu lösen. Zunächst planten sie, eine eigene Währung zu schaffen, um den Einfluss der USA im globalen Handel zu verringern. „Entdollarisierung“ ist hier das Stichwort. Entscheidungen für eine gemeinsame BRICS-Währung scheiterten jedoch bislang, weil keine solide wirtschaftliche Basis dafür vorhanden war.
Stattdessen haben die BRICS-Mitglieder, so der Analyst Jordan Finneseth, „ihre Aufmerksamkeit weg von einer gemeinsamen Währung und hin zu neuen grenzüberschreitenden Zahlungssystemen mit dem Ziel gerichtet, ein multipolares Finanzsystem zu schaffen. China hat diese Bemühungen angeführt, indem es die Entwicklung des Cross-Border Interbank Payment Systems (CIPS) – eines Renminbi-Abwicklungsmechanismus – beschleunigt hat.“
Reichen die Vorstellungen der BRICS für eine neu zu gestaltende Weltordnung aber aus, um über die Währungspolitik hinaus die Zukunft des Bündnisses zu bestimmen? Kann die Zusammenarbeit gar die Rivalitäten und Konflikte zwischen den „großen Drei“ verdrängen? Zur Beurteilung dieser Frage lohnt ein Blick über die hehren Absichtserklärungen hinaus auf die jeweiligen bilateralen Beziehungen.
China und Indien: Von Kooperation und Konflikt zu Kollision?
Die bilateralen Beziehungen zwischen Indien und China sind wohl die konfliktträchtigsten innerhalb des BRICS-Verbundes. Beide Länder sind Konkurrenten, gelegentlich auch Partner, aber sie bewegen sich zunehmend auf einem Kollisionskurs, der sich durch die globalen Ambitionen der Regierungen in Neu-Delhi und Beijing immer mehr beschleunigt.
Im Schatten des geopolitischen Großkonflikts zwischen den USA und China schaukelt sich ein bedeutsamer Konkurrenzkampf zwischen China und Indien auf. Die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde, beide atomar bewaffnet, betrachten sich mehr und mehr als Rivalen, ihre Beziehungen sind von Konflikten, Konkurrenz und mangelnder Kooperation geprägt. Trotz jahrzehntelanger Bemühungen um eine verbindliche Lösung – und kürzlich verkündeter Fortschritte – bleiben vor allem die Grenzstreitigkeiten im Himalaya virulent. Auch wenn keine der beiden Regierungen deswegen einen Krieg vom Zaun brechen will – auch nur einen Quadratmeter Territorium aufzugeben, kommt für beide ebenfalls nicht infrage.
Die indo-chinesischen Beziehungen waren nicht immer so angespannt wie heute. Nach dem Ende der Kolonialzeit bemühten sich die neuen unabhängigen Länder um „brüderliche Beziehungen“. Aber schon 1962 lieferten sie sich einen erbitterten Krieg mit Gebietsverlusten Indiens, der bis heute nachwirkt.
Die konfliktreichen Beziehungen werden durch die chinesische Unterstützung Pakistans weiter verkompliziert. Pakistan betrachtet China als diplomatischen Beschützer und Gegengewicht zu Indien, in den indisch-pakistanischen Kriegen unterstützte China Pakistan diplomatisch und militärisch. China entwickelte sich zwischenzeitlich auch zum größten Waffenlieferanten Pakistans; fast drei Viertel aller gelieferten modernen Großwaffensysteme stammen aus China.
Die Pipeline-, Straßen- und Eisenbahnverbindungen führen durch ein Gebiet, das zwischen Pakistan und Indien umstritten ist. Der Korridor endet im pakistanischen Hafen Gwadar und verschafft China unmittelbaren Zugang zum Indischen Ozean.
Chinas Präsenz im Indischen Ozean wird in Indien mit Sorge beobachtet, denn China hat seine diplomatische, wirtschaftliche und militärische Partnerschaft zu den Anrainerstaaten in den vergangenen Jahren systematisch ausgebaut. Das Land, das selbst kein Anrainerstaat des Indischen Ozeans ist, ist nicht nur am Hafen in Pakistan beteiligt, sondern darüber hinaus an über einem Dutzend weiterer Häfen, die auch militärisch genutzt werden können (Abbildung 1). Seit Jahren warnen indische Marineexperten vor einer chinesischen „Perlenkette“ im Indischen Ozean. Sie fürchten eine gezielte strategische Einkreisung.
Trotz dieser Konflikte treiben China und Indien regen Handel miteinander, doch gibt es einen deutlichen Handelsbilanzüberschuss zugunsten Chinas. Indien importiert fünfmal mehr Waren aus China als es dorthin exportiert.
Beide Regierungen verfolgen eine nationalistisch geprägte Politik, deren Außenpolitik eng mit Machtprojektionen verbunden ist: Beide investieren in erheblichem Umfang in militärische Kapazitäten (Tabelle). In der Rangliste der weltweiten Militärausgaben liegt China auf Platz zwei nach den USA, Indien auf Platz vier hinter Russland. China und Indien unterhalten zudem die größten Streitkräfte der Welt. Wenn sie ihre militärische Präsenz erhöhen, steigt damit auch die Gefahr einer ungewollten Kollision größeren Ausmaßes, die dann nicht nur auf die umstrittenen Gebiete im Himalaya beschränkt bleiben, sondern überregional ausgetragen werden könnte.
China ist seit Langem politische Großmacht, ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates, eine der fünf anerkannten Atommächte und dominierende Wirtschaftsmacht. Nun drängt auch Indien auf ein gleichberechtigtes Mitspracherecht in der Weltpolitik, was nicht auf Chinas Sympathie stößt. Indiens Ehrgeiz jedenfalls, ebenfalls ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat zu werden, hat China bislang erfolgreich blockiert.
Russland und Indien: Zwei Nationen, eine Freundschaft?
Als Indiens Premierminister Narendra Modi im Juli 2024 Moskau besuchte, bezeichnete er Wladimir Putin als seinen „lieben Freund“, weil ihm drei Dinge in den indo-russischen Beziehungen wichtig sind: Indiens weltpolitische Rolle, die indische Konkurrenz mit China und die wirtschaftliche und militärische Partnerschaft mit Russland. Modi hob vor allem die „spezielle und strategische Partnerschaft“ zwischen Indien und Russland hervor, die „unserer Bevölkerung zugutekommen“ werde.
Trotz der enger geknüpften indisch-amerikanischen Beziehungen und obwohl Indien ein begehrter Partner auch der EU, Japans und Australiens ist, hat sich die indische Regierung keineswegs von Russland abgewendet; auch Russlands Krieg gegen die Ukraine hat das nicht verändert. Im Gegenteil: Modi würdigte in Moskau das bilaterale Verhältnis zu Russland, das auf „gegenseitigem Vertrauen und gegenseitigem Respekt“ basiere.
Die guten Beziehungen Neu-Delhis zu Moskau reichen weit zurück bis in die Zeit des Kalten Krieges, während die Annäherung an die USA und deren Verbündete erst in den vergangenen beiden Jahrzehnten erfolgte. Obwohl es schon lange her ist, hat Indiens politische Führung bis heute nicht vergessen, dass die US-Regierung unter Richard Nixon 1971 im Unabhängigkeitskampf Bangladeschs auf der Seite Pakistans gegen Indien stand, während die damalige Sowjetunion Indien politisch und militärisch unterstützte. Seinerzeit schlossen Indien und die UdSSR einen 25-jährigen „Vertrag für Frieden, Freundschaft und Kooperation“, dessen Nachwirkungen noch heute zu besichtigen sind.
Die indische Regierung knüpft mit ihrer Politik multipler Allianzen an das Konzept der Blockfreiheit an, das schon Indiens erster Premierminister Jawaharlal Nehru vor über sieben Jahrzehnten praktizierte. Heute spricht die indische Regierung nicht mehr von „Blockfreiheit“, aber der Besuch in Moskau war auch ein Signal an Xi Jinping, dass nicht nur China mit Russland eine „strategische Partnerschaft“ pflegt.
Seit Jahrzehnten kooperiert Indiens Rüstungsindustrie mit Russland beziehungsweise früher mit der UdSSR. Rund 60 Prozent des Waffenbestandes der indischen Streitkräfte stammen aus dieser Kooperation. Die Streitkräfte sind noch immer von russischen Waffenlieferungen und Ersatzteilen abhängig, aber Indien ist bemüht, diese Abhängigkeit zu reduzieren. Seit der Öffnung zum Westen haben vor allem die USA durch die Lieferung moderner Rüstungstechnologie die Zusammenarbeit mit der indischen Rüstungsindustrie intensiviert. Kampfjets kommen aber auch aus Frankreich, Raketen und Elektronik aus Israel. Indien versucht also, seine Waffenquellen zu diversifizieren. Beim Besuch Modis 2024 in Moskau bekräftigten Russland und Indien zwar, auch weiterhin bei der Rüstung kooperieren zu wollen, doch wird die Zusammenarbeit mit westlichen Partnern für Indien immer bedeutsamer, weil die Streitkräfte die Abhängigkeit von russischen Waffen langfristig reduzieren wollen.
Indiens Handelsbeziehungen mit Russland hingegen sind beträchtlich und seit Beginn des Ukrainekrieges deutlich gewachsen. Zwar ist der indische Export nach Russland kaum gestiegen, wohl aber Indiens Importe, die sich seit Beginn des Krieges versechsfacht haben.
Der Kreml wiederum kann mit den Beziehungen zu Indien zeigen, dass er enge und starke Partnerschaften auch mit Ländern außerhalb des unmittelbaren Einzugsbereichs pflegt. Der Rolle des internationalen Parias, die ihm vom Westen zugedacht war, kann sich Putin so entziehen; eine internationale Isolation Russlands wird konterkariert.
In Bezug auf den Globalen Süden versteht Indien sich als dessen Sprachrohr und hat seine Anliegen sowohl innerhalb der Gruppe der BRICS-Länder als auch während des G20-Gipfels im September 2023 in Neu-Delhi auf die Tagesordnung gesetzt. Hier verlaufen die Interessen Russlands, Indiens, aber auch Chinas und generell des Globalen Südens parallel.
China und Russland: Wer sitzt am längeren Hebel?
Als der Handel Russlands mit den USA und der EU einbrach, wandte sich Russland reflexartig China zu. Der bilaterale Handel wuchs dynamisch, und die politischen Beziehungen sind enger als je zuvor; man versichert sich gegenseitiger Solidarität und bringt seine eigenen Vorbehalte gegenüber dem Westen zum Ausdruck. Die chinesisch-russische Zusammenarbeit reicht weit zurück und hat sich von einer ideologischen Verwandtschaft zu Beginn des Kalten Krieges und zu Zeiten der Sowjetunion zu einem pragmatischen Einverständnis entwickelt.
Während der Olympischen Winterspiele in Beijing 2022, unmittelbar vor Russlands Vollinvasion in der Ukraine, verabschiedeten die Präsidenten Xi und Putin eine gemeinsame Erklärung über die internationalen Beziehungen, in der sie ihre „strategische Partnerschaft“ bekräftigten. Chinas Präsident Xi bezeichnete das bilaterale Verhältnis gar als „Freundschaft ohne Grenzen“.
Einerseits sieht China Russlands Krieg gegen die Ukraine als Kampf gegen den Westen, der den USA Aufmerksamkeit für Europa abverlangt und sie damit von mehr Engagement im Indopazifik abhält. Gleichzeitig aber widerspricht Russlands völkerrechtswidrige Aggression dem von China international immer wieder betonten Prinzip der staatlichen Souveränität, der Unverletzlichkeit der Grenzen und der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten. Beide Seiten ignorieren aber diesen offensichtlichen Dissens.
Im Ukrainekrieg verhält China sich zurückhaltend. Bei Abstimmungen zu diversen UN-Resolutionen enthielt sich China;
Ökonomisch ist China nach der Verhängung der westlichen Sanktionen zu einem Rettungsanker für Russland geworden. Der Handel ist in den vergangenen Jahren dynamisch gewachsen (Abbildung 2). Russland exportiert vor allem fossile Brennstoffe und importiert vornehmlich chinesische Technologieprodukte wie Maschinen, Elektronik und Fahrzeuge. Russlands Exporte nach China betrugen 2023 fast 130 Milliarden US-Dollar; sie vervierfachten sich seit 2015. In ähnlichen Dimensionen bewegten sich die russischen Importe, die von knapp 35 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015 auf 111 Milliarden 2023 anstiegen.
Die „strategische Partnerschaft“ ist also keine formale Sicherheitspartnerschaft. Während Russlands sicherheitspolitische Interessen nach wie vor primär auf Europa (und die NATO) gerichtet sind, liegen die chinesischen Interessen eher im indopazifischen Raum. Ökonomisch sind die Unterschiede zudem gewaltig. Das chinesische Bruttosozialprodukt ist fast zehnmal größer als das russische.
Bislang aber scheint China die wirtschaftlich überlegene Rolle nicht auszunutzen. Die institutionelle Kooperation in den Vereinten Nationen, im BRICS-Verbund und in der SOZ funktionieren scheinbar gut. Da die russischen und chinesischen Interessen aber sehr unterschiedlich ausgerichtet sind, bleibt diese „strategische Partnerschaft“ fragil.
Liberal demokratisch versus illiberal autoritär?
Oft wird die Stärkung der Beziehungen innerhalb der BRICS-Staaten, vor allem aber die Partnerschaft zwischen Russland und China, als Beleg für eine mögliche neue globale Konfrontation zwischen demokratischen und autoritären Lagern betrachtet.
Zwar werden von der Organisation Freedom House innerhalb des BRICS-Verbundes lediglich Brasilien und Südafrika als „frei“ kategorisiert, Indien wird als „teilweise frei“ eingestuft und China sowie Russland als „unfrei“; die neuen Mitglieder Ägypten, Äthiopien, Iran und Vereinigte Arabische Emirate sind ebenfalls allesamt als „unfrei“ bewertet.
Dennoch lassen manche Äußerungen von unterschiedlichen Akteuren einen heraufziehenden Konkurrenzkampf zwischen Demokratie und Autokratie vermuten.
Innerhalb von BRICS – und generell im Globalen Süden – bemühen sich viele Länder, sich aus den Konflikten einer möglichen Blockkonfrontation herauszuhalten. Diese Politik wird auch durch Erfahrungen in der Vergangenheit gespeist: Allzu oft haben die USA und die europäischen Verbündeten sich gegenüber Entwicklungsländern heuchlerisch verhalten. Den meisten Ländern des Globalen Südens fällt es daher schwer, „die westlichen Aussagen einer ‚regelbasierten Ordnung‘ zu akzeptieren, wenn die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten häufig selbst gegen die Regeln verstoßen – indem sie in ihren diversen Kriegen Gräueltaten begehen, Migranten misshandeln, international verbindliche Regeln zur Eindämmung von Kohlenstoffemissionen umgehen und jahrzehntelange multilaterale Bemühungen zur Förderung des Handels und zur Verringerung des Protektionismus untergraben.“
Von den 56 Ländern, die Freedom House im Jahr 2024 als „nicht frei“, also autoritär, einschätzt,
BRICS als globaler Player?
Zweifellos ist die weltpolitische Rolle von BRICS gewachsen. Inzwischen ist das Bruttosozialprodukt der beteiligten Staaten größer als das der G7-Länder. Die jetzigen BRICS-Länder erwirtschafteten 2023 knapp 35 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung, die G7 30 Prozent.
Zukünftig wird es vor allem darauf ankommen, bei der Gestaltung der „regelbasierten internationalen Ordnung“ die Länder des Globalen Südens in fairer Weise zu beteiligen. Zugleich sollte der Westen die politischen Ambitionen und Möglichkeiten der BRICS-Staaten nicht unterschätzen, beispielsweise im Ukrainekrieg zu vermitteln. Zwar sind diese Bemühungen bislang nicht erfolgreich gewesen, die Initiativen Brasiliens im Frühjahr 2023, Südafrikas und anderer afrikanischer Regierungen im Juni 2023 und Indiens im August 2024 zeugen aber davon, dass hier mehr möglich ist.