(K)ein Dach über dem Kopf zu haben, ist nicht nur ein zentraler Topos der christlichen Weihnachtsgeschichte, sondern vor allem eine Frage menschenwürdigen Lebens. Zwar kennt das Grundgesetz kein "Recht auf Wohnen", die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 und der UN-Sozialpakt von 1966 verpflichten den Gesetzgeber jedoch dazu, das im Recht auf einen angemessenen Lebensstandard verankerte Menschenrecht auf Wohnen "unter Ausschöpfung aller seiner Möglichkeiten" und "mit allen geeigneten Mitteln" zu schützen und zu achten und seine "volle Verwirklichung" wo immer möglich zu fördern.
Staat und Gesellschaft sind demnach aufgefordert, Wohnungslosigkeit zu verhindern, eine ausreichende Verfügbarkeit von Wohnraum sicherzustellen, Wohnkosten auf ein erträgliches Maß zu begrenzen und Diskriminierungen aller Art auf dem Wohnungsmarkt vorzubeugen. Die Realität sieht freilich anders aus: Wohnraum ist vor allem in Ballungsgebieten und Großstädten zur Mangelware geworden und für viele kaum mehr zu bezahlen, die Verfügbarkeit barrierefreier Wohnungen liegt weit unter dem tatsächlichen Bedarf, die Zahl wohnungsloser Menschen nimmt eher zu als ab. Dabei ist es keineswegs so, dass "die Politik" das Problem nicht schon seit langem wahrnähme. In ihrem Koalitionsvertrag streben auch SPD, Grüne und FDP den jährlichen Bau von 400000 Wohnungen an, um Wohnen "bezahlbar, klimaneutral, nachhaltig und barrierearm" zu machen.
Wie viele Hindernisse und Zielkonflikte auf diesem Weg lauern und welche Potenziale und Lösungen er bereithält, beleuchten die Beiträge dieser Ausgabe, die aus unserem diesjährigen Call for Papers hervorgegangen sind. Die Hürden für eine sozial und ökologisch verträgliche Bau- und Wohnungspolitik mögen hoch und nur schwer zu überwinden sein – entsprechende Vorschläge liegen gleichwohl auf dem Tisch.