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Holocaust in höchster Auflösung | Auschwitz | bpb.de

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Holocaust in höchster Auflösung Über den Umgang mit Zeugenschaft

Axel Doßmann

/ 17 Minuten zu lesen

Bevor es zu spät ist, werden Interviews mit Holocaust-Überlebenden für Bildungsformate virtualisiert und zerstückelt – um Erinnerung interaktiv „lebendig“ zu halten und als Mahnung „gegen Rechts“. Doch droht der historische Gegenstand dabei verloren zu gehen.

"Wie können wir an die NS-Zeit erinnern, wenn die Zeitzeugen aussterben?", fragte im Frühjahr 2021 die "Zeit" – und gab im Haupttitel des Beitrags, die "digitale Erinnerungskultur" fest im Blick, selbst die Antwort: mithilfe von "Hologrammen, die vom Holocaust berichten". In anderen Schlagzeilen der vergangenen Jahre – "Wie geht Erinnern ohne Zeitzeugen?", "Wie sieht die Erinnerungsarbeit der Zukunft aus?" – wurden ganz ähnliche Fragen gestellt, und auch die Antworten waren oft sehr ähnlich.

Was hier exemplarisch deutlich wird, ist eine bestimmte Vorstellung von der besonderen Spezies "Zeitzeuge". Welche Zeit bezeugt wird, ist für das Publikum sofort klar: Es geht um den Nationalsozialismus und seine Opfer – und nicht etwa um deutsche Groß- und Urgroßeltern, die vielleicht mitgemacht und vom System profitiert hatten. Zeitzeuge zu sein verleiht Autorität und Aura, ist eine Form der Nobilitierung; viele von ihnen sind an ihrem Lebensabend unverhofft, manche auch ungewollt, zu Personen des öffentlichen Lebens geworden. Von diesen Menschen scheint die Zukunft von "Auschwitz" maßgeblich abzuhängen. Damit sie nicht "aussterben", wird neueste Technologie bemüht, mit der rasch noch digitale Videos in höchstmöglicher Auflösung für die virtuelle Realität der Holocaust Education erstellt werden.

Auffallend ist die Selbstverständlichkeit, mit der in diesem Zusammenhang von "Erinnerung" die Rede ist. Weite Teile der Gesellschaft vermögen sich den Umgang mit NS-Geschichte 80 Jahre später offenbar nur noch in diesem Modus vorzustellen – obschon ja klar ist, dass sich fast niemand mehr persönlich an die NS-Zeit erinnern kann. Die eingangs zitierten Medienbeiträge jedenfalls berichten ohne Umschweife über neue "Vermittlungsformate" für die Zukunft "ohne Zeitzeugen". Demnach wird in dieser neuen Welt der Holocaust emotional, authentisch, interaktiv und vor allem immersiv "erinnert" werden. Der Holocaust soll auf diese Weise "lebendig" und nicht zuletzt "leicht zugänglich" bleiben. Denn Hauptzielgruppe ist "die Jugend", die die Avatar-Zeuginnen und -zeugen im "interaktiven Dialog" duzen darf. Und die Erwachsenen? Die wissen schon Bescheid.

Zeitzeugengespräche, analog

Etwa 2012 begann die von Steven Spielberg gegründete Shoah Foundation damit, auf das verstärkte diskursive Bedürfnis nach Authentizität, Emotionalität und "Connectivity" zu reagieren. Sie experimentierte mit Prototypen für "New Dimensions in Testimony": Die Antworten von Überlebenden auf Tausende Fragen wurden als Videoclips in anthropomorphe Frage-Antwort-Systeme überführt. Spracherkennungssoftware, Algorithmen und Lichtprojektionen erlauben es Userinnen und Usern, diesen 2D- oder 3D-Repräsentationen von Überlebenden eigene Fragen zu stellen und realitätsähnliche Reaktionen und Antworten zu erhalten, die sich aus dem Pool der gespeicherten Antworten speisen. Ziel ist es, das Format "Zeitzeugengespräch" in die Zeit nach dem Tod der leibhaftigen Zeitzeugen zu verlängern.

Hier lohnt ein kurzer Rückblick auf die westdeutsche Vorgeschichte. Denn die Klage über das Sterben der letzten Zeitzeugen ist heute zwar besonders prononciert, doch es gibt sie seit 40 Jahren. Und immer schon war das Bedauern verbunden mit dem Aufruf zu höchster Eile: Sammelt "Tonbandaufzeichnungen von Interviews", weil "die Zeit-Zeugen weniger werden", hieß es bereits Anfang der 1980er Jahre. Mithilfe einer "Dia-Tonschau" sollten in Wanderausstellungen sinnlich-emotionale Dimensionen stärker angesprochen werden. Initiativen zur regionalen Erforschung und Sichtbarmachung "vergessener Lager" wandten sich mit Empathie an die Opfer der NS-Verfolgung – und zwar im Widerspruch zur Mehrheitsgesellschaft, die Verjährung und Schlussstriche forderte, obschon rechte Gewalt und rechtsextremer Terror ungebrochen alt-neue Ängste hervorriefen.

Ein wichtiges Motiv für "Zeitzeugengespräche" waren auch frustrierende Erfahrungen vieler Lehrender, die von Desinteresse und Langeweile beim Thema Nationalsozialismus in der Schule berichteten. Im Unterricht standen allzu oft monströse Massenmörder und abstrakte Sachfragen im Vordergrund, nicht aber die "Schmerzen und Leiden der Menschen". In dieser Situation wurden Personen interessant, die vom Faschismus erzählen konnten – Nachbarinnen und Nachbarn, die sich tatsächlich aus eigenem Erleben erinnern konnten und wollten. Später wurden Alltagserfahrungen der Arbeiterklasse im "Dritten Reich" zum Gegenstand lokalhistorischer Projekte der Oral History. Ab Ende der 1980er Jahre führte wechselseitige Neugier zu Annäherungen und auch zu Einladungen von Jüdinnen und Juden in Schulklassen.

Gegenseitige Überforderung

Auch der Frankfurter Pädagoge Gottfried Kößler musste Mitte der 1990er Jahre allerdings beobachten, dass sich zwischen Gästen mit Verfolgungserfahrungen im Nationalsozialismus und Jugendlichen mitunter keine Beziehung entwickelte oder sogar starke Abwehrhaltungen entstanden, und das auf beiden Seiten. Lehrende sollten sich zwar weder "mit dem Opfer identifizieren" dürfen noch "sich zu dessen Anwalt machen", doch im Bemühen, ihre betagten Gäste vor verletzender Kommunikation zu bewahren und sie bei der "Arbeit an der Erinnerung" zu unterstützen, gerieten Pädagogen in die Rolle von Therapeuten, was erneut als Überforderung erlebt wurde.

Kößler verstand den "Zeitzeugen" zunächst zwar als einen Menschen mit "Eigenschaften, die ihn zum geeigneten Unterrichtsmedium machen". Allerdings stellte sich rasch heraus, dass diese "alten Herrschaften" – "Zeitzeugen aus dem Widerstand", Jüdinnen und Juden – bei ihren Auftritten nicht berechenbar waren. Vor allem bewiesen sie "ein ausgeprägtes Sendungsbewusstsein", wie Kößler berichtet. Ihr ganzes Sein war vom Anspruch getragen, "durch den Einsatz ihrer Geschichte einen neuen Nationalsozialismus zu verhindern". Je größer dieser selbst geschaffene Erfolgsdruck war, desto appellativer gerieten die Botschaften an die Schülerinnen und Schüler.

Solche belehrenden Gesten einer von Lebens- und Leidenserfahrung gespeisten Autorität waren nicht nur eine "didaktisch sehr problematische Situation", sondern auch Sinngebung. Sinngebung aber stand im Widerspruch zur "zentralen Aufgabe der pädagogischen Arbeit mit dem Thema Shoah", die Kößler aus Dan Diners These vom "Zivilisationsbruch" ableitete: "Auschwitz ist ein Niemandsland des Verstehens, ein schwarzer Kasten des Erklärens."

Kößler selbst zog hieraus zwei Konsequenzen. Erstens verlangte er, das Widersprüchliche und Veränderbare im Erzählen des bezeugenden Subjekts als "wichtigste Lehre" genau wahrzunehmen und anzuerkennen. Seine zweite Schlussfolgerung war, nach dem Besuch der Zeitzeugen "zwischen Information und Erinnerung" unterscheiden zu lernen. Angesichts seiner großen Zweifel, ob "die Gratwanderung im alltäglichen Unterricht zu bewerkstelligen" sei, plädierte er "nicht zuletzt im Interesse der Zeitzeugen (…) für das Video-Interview".

Die Historikerin Dorothee Wierling gibt darüber hinaus zu bedenken, dass der unmittelbare öffentliche Austausch mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen selten "über Ehrfurcht, Scheu, Identifikation und im Extrem Überwältigung" hinausgeht. "Das ist aber nicht die Haltung, aus der ein Geschichtsbewusstsein entsteht, bei dem Empathie mit Distanz verbunden wird und das historische Subjekt ‚Zeitzeuge‘ auch kritisch befragt werden kann." Solche Erfahrungen und Einsichten, nicht zuletzt in der sich professionalisierenden Gedenkstättenarbeit in den 1990er Jahren, haben mit dazu geführt, dass nur noch wenige Schülerinnen und Schüler Überlebende des NS persönlich erlebt haben. Dennoch wird die baldige Unmöglichkeit von "Zeitzeugengesprächen" beinahe als ein Ende jeder Chance auf Aufklärung dramatisiert; zugleich droht Zeugenschaft dabei auf emotionale Triggerfunktionen, Schuldentlastung und Verantwortungsübergabe reduziert zu werden.

Die öffentlichen, häufig aufgeregten Fragen zur Zukunft des Lernens in Bezug auf die Geschichte des Nationalsozialismus lassen verbreitete, jedoch gleichwohl irrige Vorstellungen von guter Pädagogik erkennen. Das Missverhältnis "zwischen dem Topos vom Abschied der Zeitzeugen und der Realität ist selbst ein Symptom" – ein Symptom für die Unverbundenheit von populären Vorstellungen von "Erinnerung" und didaktisch reflektierter sowie geschichtswissenschaftlich fundierter Bildungsarbeit.

Zersplitterung

Weil die Lebenszeit auch der jüngsten unter den Überlebenden ihrem Ende zugeht, steigen die gesellschaftlichen Erwartungen an sie als authentische Autoritäten mit moralischen Botschaften, als auratisch aufgeladene, leibhaftige Beweise für den Holocaust und andere nationalsozialistische Verbrechen. Zugleich nimmt die vor 25 Jahren bereits kritisierte "Zersplitterung der Zeugnisse in positivistische Einzeldaten" durch TV-Dokus und Lerntools ihren Fortgang. Durch Ansprüche auf interaktive Vermittlungsformate gewinnt sie neue Dimensionen.

Verstärkt durch Künstliche "Intelligenz" (KI) wird der Zugriff auf die großen US-amerikanischen Archive mit videografierten "Holocaust Testimonies" enorm dynamisiert. Die Historikerin Alina Bothe, eine Expertin für digitale Quellenkritik, plädiert bereits für eine Datenbank, in der möglichst alle etwa 100.000 Interviews mit Shoah-Überlebenden weltweit gesammelt werden sollten, damit "eine Bündelung der Inhalte" und ihre Aufbereitung leichter wird. "Es ist gut vorstellbar", so Bothe, die KI zum Beispiel "mit den 52.000 Interviews der USC Shoah Foundation arbeiten zu lassen. Die KI wird daraus Personae generieren können, mit denen man dann Gespräche führen kann."

Jedoch: Werden die Nachfahren der Überlebenden vorher dazu befragt? Wer schützt ihre und die Rechte Dritter? Welche Botschaften werden die Personae dem Publikum ans Herz legen? Wird es für Eilige auch "Kurzversionen" geben? All das sind drängende Fragen, denn was einst als Interview dialogisch entstand, unter jeweils sehr spezifischen Prämissen, Erwartungen und Umständen, droht im Verlangen nach "kollektivem Gedächtnis", nach auswertbarer Essenz und Identität seine Konturen und Substanz zu verlieren. Digitale Segmentierung und Indexierung lädt zum Surfen durch Archive ein, es fördert potenziell aber auch Konsumhaltung, Voyeurismus und die "Selbstbespiegelung der Gefühle". Nicht zuletzt ist mit dem Schriftsteller Imre Kertész, der Auschwitz und Buchenwald überlebte, zu fragen, wie vermieden werden kann, dass die Konfrontation mit Auschwitz als menschengemachte "Welterfahrung" nicht immer weiter in moralisch-politische Rituale und tagespolitische Instrumentalisierungen abgleitet, die im Ergebnis den "Holocaust den Menschen entfremdet".

Frag nicht dein Geschichtsbuch

"Frag nicht dein Geschichtsbuch. Frag Kurt und Inge!" Mit dieser Aufforderung lockt das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek in die Ausstellung "Frag nach!" Schulklassen der Stufen 9 bis 13 (aber auch andere Gruppen) können in den Ausstellungsräumen in Frankfurt am Main unter Aufsicht Fragen an zwei lebensgroße "digitale interaktive Interviews" richten, wie es auf der Website der Ausstellung heißt – die Avatare der beiden Überlebenden stehen aber auch online zur Verfügung. Das Setting ist ähnlich wie bei anderen Angeboten dieses Bildungsformats: Menschen in ihrer achten oder neunten Lebensdekade sitzen etwas verloren in einem großen Ohrensessel, der beige oder blau gehalten ist. Ein leichtes Kopfnicken in Dauerschleife ermuntert zur Ansprache. Über eine Mikrofontaste lässt sich die Figur aus diesem Modus erlösen, der Kontakt scheint hergestellt – hier mit Inge Auerbacher und Kurt S. Maier, die den Holocaust als Kinder überlebt haben. Jede virtuelle Figur hält über 900 Antworten bereit, aufgezeichnet an fünf langen Tagen.

Es waren hier wie andernorts für alle Beteiligten anstrengende Prozeduren, denn es geht um möglichst knappe, prägnante, pädagogisch wertvolle "Antworten", die später nach Frageimpulsen durch eine Software ausgespielt werden, weil Natural Language Processing eine gespeicherte Videosequenz als passende Antwort für wahrscheinlich hält. Chronologie wird vermieden, jede "Antwort" soll für sich stehen können. Nicht gute Gespräche mit neuer Erkenntnis sind das Interviewziel, sondern es gilt, für ein Bildungsformat brauchbare Datensätze zu speichern. Das ist der Preis, den weltweit etwa 100 der 245.000 Holocaust-Überlebenden (Stand August 2023) zu leisten bereit waren – in der Hoffnung auf ewige Wirkung für eine bessere Welt.

Als medienkompetent erweist sich hier, wer in der eindimensionalen Interaktion mit einer Rechenmaschine möglichst einfache Fragen stellt. Wer mit kurzen Nachfragen an Antworten anknüpfen möchte, macht die Performance holprig: "Darüber kann ich nicht spekulieren", quittiert dann höflich das digitale Alter Ego von Inge Auerbacher. Solche Default-Antworten sind Teil der gespeicherten Aufzeichnungen von 2022. Manche Userinnen und User geraten in Stress, wenn sie sich beim Zuhören die nächste gute Frage zurechtlegen sollen. Mit der humorvollen Inge Auerbacher über absurde "Dialog"-Situationen zu lachen, ist nicht vorgesehen.

Bildungs- und Erkenntniswerte

Vor allem junge Menschen erleben in diesem Setting ein Gefühl der Nähe zur Person, intensiver als beim klassischen Film. Dies ist vermutlich auch ein Effekt von vertrauten Formen der digitalen Interaktivität, etwa im Dialog mit Sprachassistenten wie "Siri" oder "Alexa". Dass sich die Beteiligten anders als in echten Interaktionen nicht gegenseitig wahrnehmen können, stört die Jüngeren wenig. Wichtiger scheint ihnen, dass die Algorithmen zuverlässig und schnell passende Antworten liefern. Jedoch bleibt die Frage, ob es angemessen ist, es sich auf diese Weise "leicht zu machen" im Umgang mit der Geschichte des Holocaust.

Die Ausstellung "Frag nach!" ist ein Beispiel für die derzeitigen Bemühungen um deutschsprachige Anwendungen dieses interaktiven Vermittlungsformats. Dabei sind die Akzente durchaus unterschiedlich gesetzt. In Frankfurt legt man den Schwerpunkt nicht auf visuelle Illusion, sondern strebt eine möglichst "nahtlose" Simulation des Dialogs an. Das Potsdamer Projekt "in echt?" hingegen setzt auf höchste Auflösung der Bilder, damit KI auch noch in 30 Jahren "realistisch" wirkende Porträts erstellen kann. Das Münchner Projekt "Lernen mit digitalen Zeitzeugen" (LediZ) wiederum zielt mit virtueller Realität auf immersive Effekte und bettet Figuren in historische Szenerien ein, um Jugendlichen unter VR-Brillen Bildwelten zu bieten, die ihnen bislang eher von Videogames vertraut sind: hier ein Fotoalbum, dort ein Dokument, in dem sich blättern lässt.

Allerdings bleibe die Interaktion oft oberflächlich und wirke für erfahrene Videogamer zu schlicht, bilanzierte Ende 2024 Steffen Jost, der Programmchef der Alfred Landecker Foundation, die digitale Bildung zu ihren Schwerpunkten zählt. Er wirkt überrascht über den "immer noch starken Trend, Holocaustüberlebende in immersiver Form zu präsentieren". Jost konstatiert, dass ein "dringender Bedarf an wissenschaftlicher Begleitung und Evaluation digitaler Angebote" bestehe, "um ihre pädagogische Wirksamkeit und ihren Einfluss auf Erinnerungskultur im Ganzen zu erforschen". Und auch er mahnt an, bisherige "Errungenschaften und Erkenntnisse der Gedenkstättenpädagogik" nicht zu vernachlässigen.

In der Tat steht der große finanzielle Aufwand und öffentliche Hype um solche Lehrangebote in merkwürdigem Verhältnis zum bislang erkennbaren Erkenntnis- und Bildungswert. Es hat Gründe, warum KZ-Gedenkstätten in Deutschland bislang darauf verzichten, solche "Hologramme" und "VR Experiences" dauerhaft zu installieren. Wenn sie virtuelle Realität nutzen, dann meist, um die raumbezogene Vorstellungskraft am längst stark überformten historischen Ort zu unterstützen.

Historische Bildung setzt an diesen Orten unter anderem auf Überreste, Deutung von Spuren und kategoriale Unterschiede zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Immersive VR-Erfahrungen hingegen, die an Ansätze wie "Geschichte erleben" oder "Zeitreise" andocken, schrecken für Sobibor oder Auschwitz nicht mehr davor zurück, traumatische Schockerlebnisse in "Opferperspektive" zu designen – für den Thrill von "Witness-Spielern". Gegenwärtig wird das Projekt "Survived To Tell VR" entwickelt. Es soll erlauben, Erfahrungen von israelischen Überlebenden des 7. Oktober 2023 "auf eine noch nie dagewesene Weise immersiv mitzuerleben". Bis 2021 hatten Unterstützer des Projekts noch die holografischen "interactive biographies" der USC Shoah Foundation produziert und beworben.

Für gute pädagogische Arbeit sind NS-bezogene Bildungs- und Gedenkstätten weniger auf die aufwendige Arbeit mit Interviewzeugnissen angewiesen – sondern auf Gruppen, die gut vorbereitet die historischen Orte besuchen. In Führungen und Workshops erleben sie jedoch immer öfter das Gegenteil. Das hat handfeste, längst bekannte Gründe: Besonders im Lehramtsstudium mangelt es an solidem Basiswissen über die Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust. Studien sehen hier deutlichen Nachholbedarf, denn junge Absolventinnen und Absolventen sind zunehmend unsicher, wie sie auf hohe gesellschaftliche Erwartungen reagieren sollen. Zugleich fürchten sie abwehrende Reaktionen unter den Schülerinnen und Schülern. Wer auf dieses Grundproblem reflexhaft mit Interviewzeugnissen reagiert, wird das Publikum und sich selbst überfordern.

Perspektivwechsel

"Ich schreibe, damit wenigstens ein ganz kleiner Teil der Wirklichkeit die Welt erreicht. Und dann sollst Du, Welt, Rache üben für das alles, Rache." Das schrieb der polnisch-jüdische Lagerinsasse Salmen Gradowski 1944 in Auschwitz-Birkenau. Den nahen Tod vor Augen, hatte er die Kraft, die nationalsozialistischen Verbrechen zu dokumentieren und literarisch zu beschreiben. Gradowski und andere Mitglieder des Sonderkommandos in Auschwitz legten ihre Schriften in Feldflaschen und Blechkästen und vergruben sie im Erdreich. Einige konnten nach der Befreiung geborgen und entziffert werden. Diese Zeugnisse aus historischer Zeit verdienen viel mehr Aufmerksamkeit, denn die Perspektiven der Verfolgten sind ja keineswegs allein im Medium von Interviews überliefert. Noch aber ist offen, ob solche wertvolle "Flaschenpost" angenommen wird – oder ob sich die Gesellschaft ihre Wucht lieber vom Leibe hält.

Gradowskis "Zertrennung" wie auch die Schriften des Ringelblum-Archivs aus dem Warschauer Ghetto sind Antworten auf das "I Did Not Interview the Dead", den selbstreflektierten Titel eines Buches von 1949, unter dem der Psychologe David P. Boder die Teiledition seiner "Drahtton"-Interviews mit Displaced Persons aus dem Sommer 1946 veröffentlicht hatte. Diese weltweit erste Sammlung von Audio-Interviews mit Überlebenden war für Jahrzehnte fast vergessen.

Jüdische Historiker wie Emanuel Ringelblum hatten noch während der Verfolgung gefordert, dass "man beides braucht, die Erinnerung der Opfer und die Dokumente der Täter, um den Mord an Millionen von Menschen so umfassend wie möglich zu beschreiben". Auf zentrale Fragen nach den Gründen für die Entstehung des NS-Regimes und die massenhafte Zustimmung, die es gewann, vermögen Interviews mit Verfolgten nur selten hilfreiche Antworten zu geben. Aus der Betrachtung von Verfolgungserfahrungen allein sind keine Gewaltverbrechen zu begreifen.

Unverzichtbar – und auch für Schulen sinnvolles Ausgangsmaterial – sind die vielen Dokumente, mit denen Deutsche den Massenmord in Europa vorbereitet und exekutiert haben. Die Mehrheit der Verfolgten Europas hat das Stammlager Auschwitz und andere große KZs nie erlebt, sondern wurde gleich am Wohnort umgebracht oder in den Vernichtungsstätten der "Aktion Reinhardt" getötet. Seit einigen Jahren bietet eine 16-bändige Edition Tausende schriftliche Dokumente aus der Hand der Täter, aber auch solche der Verfolgten und der zeitgenössischen Presse.

Nach dem Krieg war in Verhören und Gerichtsprozessen vernehmbar, wie Täter leugneten, Schuld und Verantwortung abwehrten. Manchmal sprachen sie aber auch Klartext. Bevor man sich Adolf Eichmanns geschickter Performance als Befehlsempfänger im Glaskasten des Jerusalemer Gerichts von 1961 widmet, lohnt es, ihm zuzuhören, wie er 1957 unter alten SS-Kameraden in Buenos Aires redete: "Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, hätten wir von den 10,3 Millionen Juden, die Korherr (…) ausgewiesen hat, 10,3 Millionen Juden getötet, dann wäre ich befriedigt und würde sagen: Gut, wir haben einen Feind vernichtet." Das Tonband hatte der einstige SS-Mann Willem Sassen bedient, der Mitschnitt ist online zugänglich.

Oft noch bevor Historikerinnen und Historiker die Aufgabe erkannten, gelang es Filmregisseuren, das Selbstverständnis deutscher Verbrecher und ihrer Profiteure sowie einstiger Nachbarinnen und Nachbarn der Deportierten in Interviews für die Nachwelt zu überliefern. Man denke nicht allein an Claude Lanzmanns "Shoah" (1985) und seine Outtakes, sondern auch an Dokumentarfilme von Pavel Schnabel ("Jetzt – nach so viel Jahren", 1981), Eberhard Fechners "Der Prozess" (1984) oder Ruth Beckermanns "Waldheims Walzer" (2018).

Mit Fokus auf die ermordeten und überlebenden Jüdinnen und Juden wird oft die allgemeine jüdische Geschichte vernachlässigt. Mit Recht wird das von Unwissen und Projektionen geprägte Bild jüdischen Lebens beklagt. Wer ermessen möchte, welche Leben und welche Kulturen im Holocaust ausgelöscht wurden, wird sich mit jüdischer Geschichte vor 1933 beschäftigen müssen – in jüngster Zeit entstanden zum Beispiel didaktisch erschlossene Tagebücher und Fotoalben sowie Bildungsmaterialien, die dabei helfen.

Mit dem Sterben der letzten im Nationalsozialismus verfolgten Menschen geht ihre öffentliche Funktion als leibhaftige "Beglaubiger der großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts" und der Massenverbrechen unwiederbringlich verloren. Aus Zeitgeschichte wird Geschichte. Es wäre nicht zuletzt politisch klug, im Dialog zwischen den Generationen mit der Vergänglichkeit der NS-Zeit reflektiert umzugehen – statt sie immer wieder als "Historienstücke mit Live-Appeal neu aufzulegen".

Wenn die Überlebenden gestorben sein werden – verlieren dann die nationalsozialistischen Verbrechen ihren Schrecken? Unter VR-Brillen oder mit KI-gesteuerter Interaktion wird das "Primärgefühl der Fassungslosigkeit" (Saul Friedländer) wohl kaum bewahrt werden können. Doch immerhin nimmt in der Forschung seit einigen Jahren auch die Aufmerksamkeit für die ersten Zeuginnen und Zeugen des Holocaust und die gesamte Breite der Überlieferung zu. Diese Überlieferungen wie auch Audio- und Videointerviews mit Geduld und Umsicht zu erschließen und im Austausch mit anderen vergleichend zu deuten – eine solche Anstrengung wird helfen, dass der Holocaust als verunsichernde Welterfahrung für viele konkret und relevant bleibt.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Anna Heidelberg-Stein, Wenn Hologramme vom Holocaust berichten, 2.2.2021, Externer Link: http://www.zeit.de/hamburg/2021-02/holocaust-erinnerungskultur-nationalsozialismus-hologramme-zeitzeugen.

  2. Siehe zum Beispiel Simon Berninger, Wie geht Erinnern ohne Zeitzeugen?, 30.3.2024, Externer Link: http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/nahaufnahme/gedenken-an-den-holocaust-wie-geht-erinnern-ohne-zeitzeugen-100.html; Axel John, Wie sieht die Erinnerungsarbeit der Zukunft aus?, 9.11.2023, Externer Link: http://www.tagesschau.de/inland/mittendrin/erinnerungskultur-zeitzeugen-100.html.

  3. Vgl. zur Kritik der Erinnerungskultur u.a. Ulrike Jureit, Womit wir alle nicht fertig werden. Wandlungsprozesse im Gedenken an den Holocaust, in: Magnus Brechtken (Hrsg.), Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Ein Kompendium, Göttingen 2021, S. 171–190; Volkhard Knigge (Hrsg.), Jenseits der Erinnerung – Verbrechensgeschichte begreifen. Impulse für die kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus nach dem Ende der Zeitgenossenschaft, Göttingen 2022.

  4. Siehe Externer Link: https://sfi.usc.edu/dit.

  5. Vgl. zur Kritik Micha Brumlik, Hologramm und Holocaust. Wie die Opfer der Shoah zu Untoten werden, in: Meike Sophia Baader/Tatjana Freytag (Hrsg.), Erinnerungskulturen. Eine pädagogische und bildungspolitische Herausforderung, Weimar 2015, S. 19–30; Amit Pinchevski, Transmitted Wounds. Media and the Mediation of Trauma, New York 2019, S. 87–111; Axel Doßmann, Unsterbliche Zeugen. Holographische 3D-Projektionen als Symptom einer Krise, in: Einsicht 2019. Bulletin des Fritz Bauer Instituts, S. 68–77, Externer Link: http://www.fritz-bauer-institut.de/fileadmin/editorial/publikationen/einsicht/Einsicht-2019_Einzelseiten.pdf.

  6. Christoph Heubner, Jede Arbeit braucht ihre Zeit, wir aber haben uns zu beeilen!, in: Detlef Garbe (Hrsg.), Die vergessenen KZs? Gedenkstätten für die Opfer des NS-Terrors in der Bundesrepublik, Bornheim-Merten 1983, S. 199–203, hier S. 201.

  7. Vgl. Werner Boldt et al., Emslandlager – Zur "Kriegsgräberstätte", zum Bundeswehrdepot, zur Justizvollzugsanstalt, zum Kartoffelacker …, in: Garbe (Anm. 6), S. 69–92.

  8. Detlef Garbe, Einleitung, in: ders. (Anm. 6), S. 23–35, hier S. 29f.

  9. Gottfried Kößler, Die Opfer berichten. Zeitzeugen im Unterricht, in: Thomas Lange (Hrsg.), Judentum und jüdische Geschichte im Schulunterricht nach 1945. Bestandsaufnahmen, Erfahrungen und Analysen aus Deutschland, Österreich, Frankreich und Israel, Wien u.a. 1994, S. 331–336, hier S. 332f.

  10. Ebd., S. 333.

  11. Zit. nach ebd., S. 335f. Dan Diner betont mit dem Begriff des "Zivilisationsbruchs" das Töten ohne Zweck im Holocaust, die Vernichtung um der Vernichtung willen, jenseits von Vernunft und Zweckrationalität.

  12. Kößler (Anm. 9), S. 336.

  13. Dorothee Wierling, Zeitgeschichte ohne Zeitzeugen. Vom kommunikativen zum kulturellen Gedächtnis – drei Geschichten und zwölf Thesen, in: BIOS 1/2008, S. 28–36, hier S. 34ff.

  14. Volkhard Knigge, Verbrechensgeschichte begreifen, in: Tim Schanetzky et al. (Hrsg.), Demokratisierung der Deutschen. Errungenschaften und Anfechtungen eines Projekts, Göttingen 2020, S. 395–403, hier S. 396.

  15. Vgl. Daniel Schuch, Ambivalente Erwartungen an Zeitzeug*innen: Wissensquellen, Beweismittel und Heilsversprechen, in: Anika Reichwald et al. (Hrsg.), Ende der Zeitzeugenschaft? Vom Umgang mit Zeugnissen von Überlebenden der NS-Verfolgung, Göttingen 2024, S. 56–73.

  16. Sigrid Weigel, Zeugnis und Zeugenschaft. Klage und Anklage. Zur Geste des Bezeugens in der Differenz von identity politics, juristischem und historiographischem Diskurs, in: Einstein Forum (Hrsg.), Zeugnis und Zeugenschaft, Berlin 2000, S. 111–135, hier S. 128.

  17. Alina Bothe, Zeitzeugen, KI und VR. Die Potenziale von digitalem Holocaust-Gedenken. Gespräch mit Michael Borgers, 18.6.2024, Externer Link: http://www.deutschlandfunk.de/margot-friedlaender-vogue-holocaust-gedenken-100.html. Vgl. auch dies./Wolf Gruner, Grenzen und Möglichkeiten: Digitale Shoah-Interviewarchive im Vergleich, in: Zeithistorische Portale und digitale Sammlungen. Zu den Herausforderungen historischer Erkenntnis durch die Digital Humanities, Externer Link: https://dhnsportal.hypotheses.org/538.

  18. Ruth Klüger, weiter leben. Eine Jugend, München 1997 [1992], S.76.

  19. Imre Kertész, Wem gehört Auschwitz?, in: ders., Eine Gedankenlänge Stille, während das Erschießungskommando neu lädt. Essays, Reinbek 1999, S. 145–154, hier S. 150f.

  20. Externer Link: https://fragnach.org.

  21. Siegfried Ressel, Wie weiter? Eine Geschichtskultur ohne Zeitzeugen, 24.1.2024, Externer Link: http://www.deutschlandfunkkultur.de/holocaust-gedenken-geschichtskultur-ohne-zeitzeugen-100.html. Vgl. Sylvia Asmus, Die Zukunft der Erinnerung? Interaktive Zeitzeug:inneninterviews im Deutschen Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, in: Katharina Günther/Stefan Alschner (Hrsg.), Sammlungsforschung im digitalen Zeitalter. Chancen, Herausforderungen und Grenzen, Göttingen 2024, S. 129–139. Zur Kritik aus pädagogischer Sicht siehe Timo Bautz, Simulation und Emotion. Hologramme als historische Quelle, in: Victoria Kumar et al. (Hrsg.), Erinnerungskultur und Holocaust Education im digitalen Wandel, Bielefeld 2024, S. 105–116.

  22. Vgl. Axel Doßmann, Visualisierte Zeugenschaft, made in Germany. Beobachtungen und Rückfragen, in: Reichwald et al. (Anm. 15), S. 182–204.

  23. Steffen Jost, Die digitale Vermittlung des Nationalsozialismus – eine Bestandsaufnahme, in: Lernen aus der Geschichte, Externer Link: https://lernen-aus-der-geschichte.de/lernen-und-lehren/content/15753.

  24. Vgl. Steffi de Jong, The Simulated Witness: Empathy and Embodiment in VR Experiences of Former Nazi Concentration and Extermination Camps, in: History & Memory 1/2023, S. 69–107; Stephen Smith, Experiencing Oct. 7 Through Virtual Reality, 15.5.2024, Externer Link: https://jewishjournal.com/commentary/opinion/371337.

  25. Vgl. Verena Nägel/Lena Kahle, Die universitäre Lehre über den Holocaust in Deutschland, Berlin 2018.

  26. Salmen Gradowski, Die Zertrennung. Aufzeichnungen eines Mitglieds des Sonderkommandos, hrsg. von Aurélia Kalisky unter Mitarbeit von Andreas Kilian, Berlin 2019, S. 143. Vgl. Pavel Polian (Hrsg.), Briefe aus der Asche. Die Aufzeichnungen des jüdischen Sonderkommandos Auschwitz, Darmstadt 2024.

  27. Vgl. auch den Beitrag von Christin Zühlke in dieser Ausgabe.

  28. Vgl. Ulla-Britta Vollhardt/Mirjam Zadoff (Hrsg.), Wichtiger als unser Leben. Das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos, Göttingen 2023.

  29. Vgl. die Interviewsammlung "Voices of the Holocaust", Externer Link: https://voices.library.iit.edu. Siehe dazu auch "… Am empirischen Material abarbeiten." Ein Gespräch mit Axel Doßmann über Audio-Interviews mit Überlebenden aus dem Sommer 1946, Externer Link: http://www.stiftung-gedenkstaetten.de/reflexionen/reflexionen-2022/am-empirischen-material-abarbeiten.

  30. Zit. nach Stefanie Schüler-Springorum, Welche Quellen für welches Wissen? Zum Umgang mit jüdischen Selbstzeugnissen und Täterdokumenten, in: Dorothee Gelhard/Irmela von der Lühe (Hrsg.), Wer zeugt für den Zeugen? Positionen jüdischen Erinnerns im 20. Jahrhundert, Frankfurt/M. 2012, S. 175–192, hier S. 191.

  31. Vgl. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945, Berlin–Boston 2008–2021. Siehe auch die dokumentarische Höredition "Die Quellen sprechen", Externer Link: https://die-quellen-sprechen.de/. Reich an kommentierten medienhistorischen Überlieferungen ist Gerhard Paul/Michael Wildt, Nationalsozialismus. Aufstieg – Macht – Niedergang – Nachgeschichte, Bonn 2022.

  32. Vgl. Daniel Foppa, "Mich reut gar nichts!" Adolf Eichmanns Interviews aus dem Jahr 1957. Ein schockierendes Tondokument, 26.1.2015, Externer Link: http://www.tagesanzeiger.ch/742510386419; Bettina Stangneth, Eichmann vor Jerusalem. Das unbehelligte Leben eines Massenmörders, Zürich 2011. Mit "Korherr" bezog sich Eichmann auf einen Bericht des Statistikers Richard Korherr über die ermordeten Juden bis 1943. Korherr war Leiter der Statistischen Abteilung im SS-Hauptamt.

  33. Vgl. Ute Hirsekorn/Sue Vice, Perpetrator Testimony, in: Sara Jones/Roger Woods (Hrsg.), The Palgrave Handbook on Testimony and Culture, London 2023, S. 567–595; Stefanie Rauch, Die Grenzen der Oral History? Herausforderungen und Perspektiven der Arbeit zu NS-Täterschaft, in: Linde Apel (Hrsg.), Erinnern, erzählen, Geschichte schreiben. Oral History im 21. Jahrhundert, Berlin 2022, S. 119–156.

  34. Vgl. Erin McGlothlin/Brad Prager/Markus Zisselsberger (Hrsg.), The Construction of Testimony. Claude Lanzmann´s Shoah and Its Outtakes, Detroit 2020.

  35. Vgl. Anke John (Hrsg.), Das Tagebuch der Eva Schiffmann. Jüdisches Leben in der Weimarer Republik, Externer Link: https://evaschiffmann.de; Irene von Götz/Robert Mueller-Stahl (Hrsg.), Das Leben festhalten. Fotoalben jüdischer Familien im Schatten des Holocaust, Berlin 2024. Siehe auch die Themenhefte zur "Sichtbarkeit jüdischen Lebens" aus dem Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow, Externer Link: https://alltagskultur.dubnow.de.

  36. Wierling (Anm. 13), S. 29.

  37. Christian Schneider, Das Ende der Zeitzeug:innen – ein Wunsch?, in: Reichwald et al. (Anm. 15), S. 94–104, hier S. 104.

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ist promovierter Historiker am Lehrstuhl für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte des Historischen Instituts der Universität Jena. Er forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Kommunismus mit Schwerpunkten auf Visual History, Oral History und Formen der Zeugenschaft.