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Konsequenzen des globalen Bevölkerungswachstums für die internationale Politik | APuZ 10/1999 | bpb.de

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APuZ 10/1999 Entwicklung durch „Industriepolitik“? Weltwirtschaftliche Öffnung im Entwicklungsprozeß: Wieviel Kapitalverkehrsfreiheit vertragen Entwicklungsländer? Konsequenzen des globalen Bevölkerungswachstums für die internationale Politik

Konsequenzen des globalen Bevölkerungswachstums für die internationale Politik

Manfred Wöhlcke

/ 20 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Der vorliegende Beitrag bietet einschlägige Grundinformationen über die demographische Problematik und befaßt sich mit deren Konsequenzen für die internationale Politik. Folgende Punkte sind hervorzuheben: Das Bevölkerungswachstum wird die derzeit geltende Hierarchie des internationalen Systems verändern. Im Jahre 2025 werden in 16 Staaten mehr als 100 Mio. Menschen leben, davon sind 14 Entwicklungsländer. Besonders letztere werden den westlichen Einfluß in ihrer Region zunehmend zurückdrängen, verstärkt auf Prozesse der regionalen Integration Einfluß nehmen, zu relevanten wirtschaftlichen Partnern, aber auch Konkurrenten der Industrieländer avancieren, vermehrten Einfluß in den internationalen Organisationen anstreben und einen stärkeren internationalen Mitgestaltungsanspruch erheben. Das Bevölkerungswachstum wird die internationalen sicherheitspolitischen Gewichte verändern. Bevölkerungsreiche Staaten -auch wenn sie vergleichsweise unterentwickelt sind -haben nicht die Rekrutierungsprobleme der demographisch „überalterten“ Industrieländer, sie können erhebliche Ressourcen im Rüstungs-und Technologiebereich mobilisieren und sind darüber hinaus in der Lage, Rüstungsgüter in großer Menge und von guter Qualität zu importieren. Das Bevölkerungswachstum wird den Migrationsdruck verstärken. Nationale Einheit und kulturelle Identität verlieren dadurch an Bedeutung; mit einigen Minderheiten werden Probleme und Konflikte aus deren Herkunftsländern importiert; große Minderheiten wirken wie eine politische Lobby und beeinflussen die Außen-und Sicherheitspolitik; es können erhebliche Integrationsprobleme und ethnische Spannungen entstehen, zum Teil mit außenpolitischer Relevanz. Das Bevölkerungswachstum wird die Überwindung der Unterentwicklung erschweren und konstruktiven politischen Verhältnissen entgegenwirken. Seitens des Westens wird es großer entwicklungs-, ordnungs-und nicht zuletzt sicherheitspolitischer Anstrengungen bedürfen, um auf solche Tendenzen angemessen zu reagieren. Umweltbelastung und Ressourcennutzung werden durch das Bevölkerungswachstum intensiviert. Die möglichen Fortschritte in Richtung Ökologisierung der Industriegesellschaft verlieren durch das globale Bevölkerungswachstum an Relevanz, so daß viele ökologische Probleme aller Voraussicht nach nicht gelöst, sondern sich im Gegenteil noch verschärfen werden.

Die Weltbevölkerung belief sich im Jahre 7000 v. Chr. auf schätzungsweise 10 Mio. Menschen im Jahre 4500 v. Chr. auf 20 Mio., im Jahre 2050 v. Chr. auf 40 Mio., im Jahre 1000 v. Chr. auf 80 Mio. und bei Christi Geburt auf 160 Mio. Im Jahre 1700 n. Chr. waren es 600 Mio., im Jahre 1900 1, 6 Mrd. und 5 Mrd. im Jahre 1950 2. Der letztgenannte Zuwachs von 2, 5 Mrd. wurde danach bereits bis zum Jahre 1987 wieder erreicht, das heißt innerhalb von lediglich 37 Jahren! Derzeit nimmt die Weltbevölkerung jährlich um 80-90 Mio. Menschen zu.

I. Generelle Anmerkungen zur demographischen Problematik und Statistik

Schaubild: das globale Bevölkerungswachstum, 1750-2100 Quelle: Thomas W. Merrick u. a., World Population in Transition, in: Population Bulletin, 42 (1986) 2, Schaubild 1, S. 4; entnommen aus: The World Resources Institute/The International Institute for Environment and Development (Hrsg.), World Resources 1988/89, New York 1988, S. 16.

Die Bevölkerungsentwicklung vollzieht sich nicht linear (d. h. mit demselben absoluten Zuwachs pro Jahr), sondern exponentiell (d. h. mit einem bestimmten relativen Zuwachs pro Jahr). Dabei haben wir es nur mit jährlichen Zuwachsraten in der Größenordnung zwischen null und drei Prozent zu tun, und diese haben in den meisten Ländern (und für die Welt insgesamt) seit einiger Zeit eine fallende Tendenz. Die gegenwärtige globale Bevölkerungsentwicklung, die maßgeblich von den Entwicklungsländern geprägt wird, läßt sich vereinfacht auf folgende Formel bringen: Es gibt wesentlich mehr Geburten als Todesfälle; die durchschnittliche Geburtenrate sinkt zwar, aber die Sterberate sinkt ebenfalls; es wachsen immer mehr Frauen nach, die relativ (je Frau) zwai tendenziell weniger, in der absoluten Gesamtsumme aber immer mehr Kinder bekommen. Zum besseren Verständnis denke man an die wachsende Summe aus einem investierten Grundkapital und den Zins-und Zinseszinserträgen trotz fallender Zinsen. Bei stabilem Zinssatz ergibt sich eine immer steilere Wachstumskurve. Bei fallendem Zinssatz erfolgt eine allmähliche Abflachung. Ab einem Zinssatz von null Prozent steigt die Kurve nicht weiter, das heißt, sie geht in eine Waagrechte über. Der gesamte Kursverlauf bei fallendem Zinssatz erinnert an ein schräg liegendes „S". So sieht auch eine Bevölkerungskurve bei fallenden jährlichen Zuwachsraten aus. Für das globale Bevölkerungswachstum wird geschätzt, daß die Wachstumsgrenze (also Null-Prozent-Wachstum) in rund 100 Jahren bei einer Gesamtbevölkerung zwischen zehn und 14 Mrd. erreicht wird.

In den Entwicklungsländern leben ca. drei Viertel der Weltbevölkerung, und diese sind für rund 90 Prozent des globalen Bevölkerungszuwachses (von gegenwärtig jährlich ca. 80-90 Mio. Menschen) verantwortlich. Die Bevölkerung der Entwicklungsländer wird sich innerhalb der kommenden 50 Jahre annähernd verdoppeln. Ihr Anteil an der Weltbevölkerung, der im Jahre 1995 knapp 80 Prozent betrug, wird bis zum Jahre 2050 auf knapp 90 Prozent steigen. In absoluten Zahlen bedeutet dies einen Bevölkerungszuwachs von 3, 8 Mrd. Dm diese Zahl angemessen einzuschätzen, sei erwähnt, daß sie mehr als doppelt so groß ist wie diejenige der gesamten Weltbevölkerung im Jahre 1900.

Global gesehen, befinden wir uns zur Zeit in einer Phase dramatischen Wachstums, und zwar trotz durchschnittlich fallender Fertilitäts-und Zuwachsraten. Dieses basiert maßgeblich auf dem sogenannten Bevölkerungsmomentum bzw. der Trägheit des Bevölkerungswachstums als Folge eines „jungen" Altersprofils der Bevölkerungspyramide. Das heißt: In Bevölkerungen mit einem hohen Anteil an Jugendlichen, also mit einer vergleichsweise flachen Bevölkerungspyramide, gibt es mehr Frauen im gebärfähigen Alter als in einer „überalterten“ Bevölkerung. Obwohl die Fertilität durchschnittlich (je Frau) zurückgeht, werden insgesamt mehr Kinder geboren, weil. es eben mehr Frauen im gebärfähigen Alter gibt. Dadurch ent steht ein lawinenartiger Effekt, den wir weltweit gerade erleben. Zur Zeit lebt die größte jugendliche Generation der gesamten Menschheitsgeschichte. Erst wenn die Fertilität auf das „Ersatzniveau“ gefallen ist, wird sich die Bevölkerung (auf einem hohen Niveau) stabilisieren. In einigen Industrieländern nimmt sie bekanntlich sogar wieder ab.

Es gibt zahlreiche Faktoren, die das Bevölkerungswachstum beeinflussen. Die wichtigsten sind folgende: medizinische und hygienische Fortschritte, Armut, eine geburtenfördernde bzw. geburten-hemmende Politik, Familienplanung unter Verwendung kontrazeptiver Mittel sowie gesellschaftliche Normen und Werte (religiöse Gebote, „Machismo“, Überbetonung der Mutterschaft, „Sohnespräferenz“, familiäre Leitbilder).

II. Die Veränderung sicherheitspolitischer Gewichte

Tabelle: Weltbevölkerungsprojektionen nach Regionen, 1995-2150 (Mio.) Quelle: Herwig Birg, Die Weltbevölkerung. Dynamik und Gefahren, München 1996, S. 100 (Primärdaten: Weltbank 1994-1995, mittlere Variante).

Bevölkerungsgröße ist eine -selbstverständlich nicht die einzige -Komponente von Macht Tendenziell haben Staaten mit großer Bevölkerung mehr Macht als Staaten mit kleiner Bevölkerung, insbesondere wenn es ersteren gelingt, ihre „Bevölkerungsressource“ optimal für die technologische und wirtschaftliche Entwicklung sowie für die Rüstung zu nutzen Auf diese Weise kann in einigen Entwicklungsländern eine demographische „Masse“ mit erheblichen Konsequenzen für die bisherigen sicherheitspolitischen Gewichtungen zwischen der nördlichen und südlichen Hemisphäre entstehen.

Das Bevölkerungswachstum wird die Hierarchie des internationalen Systems verändern. Im Jahre 2025 werden 16 Staaten mehr als 100 Mio. Einwohner haben; darunter werden sich lediglich zwei hochentwickelte Industrieländer befinden (USA und Japan). Folgendes ist zu erwarten: Einige der bevölkerungsreichen Staaten werden den westlichen Einfluß in ihrer Region zunehmend zurückdrängen, verstärkt auf Prozesse der regionalen Integration Einfluß nehmen, zu relevanten wirtschaftlichen Partnern bzw. Konkurrenten der Industrieländer avancieren, größeres Gewicht in den internationalen Organisationen bekommen und einen globalen Mitgestaltungsanspruch erheben.

Die demographische Entwicklung in den Industrieländern verläuft langsam, stagniert, oder sie ist sogar rückläufig. Die Bevölkerung tendiert zurÜberalterung, was unter anderem einen sinkenden Anteil der Personen im Erwerbsalter sowie im wehrfähigen Alter impliziert. Das über viele Generationen aufgebaute Wohlstandsniveau wird dadurch möglicherweise gefährdet, und es stellt sich die Frage, inwieweit sich militärische Sicherheit vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung längerfristig über qualitative Optimierung gewährleisten läßt.

In den Entwicklungsländern erfolgt die demographische Entwicklung dagegen explosiv. Ihre Bevölkerungspyramide ist vergleichsweise flach, das heißt der Anteil an Kindern und Jugendlichen ist besonders groß. Dadurch werden die Entwicklungsprobleme zwar verschärft; dennoch können erhebliche -auch militärische -Potentiale durch Ressourcenkonzentration mobilisiert werden. Das Dilemma „geburtenschwacher Jahrgänge“ gibt es dort nicht. Wir haben es mit einer Entwicklung zu tun, die Chesnais auf die Formel gebracht hat: „explosion des pauvres et implosion des riches“ Gleichzeitig findet eine Aufrüstung des Südens statt, denn immer mehr Entwicklungsländer sind in der Lage, moderne Rüstungsgüter entweder zu importieren oder selbst herzustellen. Auch die weltweite Verbreitung der in den Industrieländern entwickelten Ziviltechnologie ermöglicht den Aufbau von Kapazitäten in den Entwicklungsländern, die dem Rüstungssektor zugute kommen können. Die Bemühungen der Industrieländer, die Länder der Dritten Welt zu entwickeln und sie mittels Technologie-und Rüstungstransfer sicherheitspolitisch zu stabilisieren, könnten also auch unerwünschte Effekte haben Gleichzeitig nimmt die Fähigkeit der Industrieländer, in der sogenannten Dritten Welt militärisch zu intervenieren, aus verschiedenen Gründen ab.

Die Idee der „einen Welt“ ist eine positive und anzustrebende Utopie. Solange diese jedoch nicht realisiert werden kann, gilt es, sich auf gegenläufige Entwicklungen einzustellen, so etwa auch auf eine Verschärfung des Nord-Süd-Konflikts. Dieser wird durch verschiedene Faktoren begünstigt, zum Beispiel durch Interessenkollisionen im Zuge der fortschreitenden Globalisierung, anhaltende Unterentwicklung kombiniert mit großem Bevölkerungsdruck, Konkurrenz um knappe Ressourcen, Rüstungsproliferation, autoritäre Regime mit aggressiver Außenpolitik sowie Konflikte im Zusammenhang mit Migrationen

In den Industrieländern leben nur rund 25 Prozent und in den NATO-Staaten nur rund zehn Prozent der Weltbevölkerung, mit abnehmender Tendenz Chesnais spricht von der „deseuropeanisation du monde“ Der globale sicherheitspolitische Ordnungsanspruch der Westmächte wird immer mehr in Frage gestellt, wobei der demographische Faktor von erheblicher Bedeutung ist Für die angestrebte „eine Welt“ hat dies weitreichende Konsequenzen, denn falls sie tatsächlich entstehen sollte, würde sie wohl kaum nach den westlichen Interessen und Werten strukturiert werden.

III. Migrationen und Minderheiten: Die Ausdehnung der Dritten Welt nach Norden

Das Wachstum der Menschheit Bevölkerung in Millionen

Als Folge des starken Wachstums der Weltbeyölkerung wird der Migrationsdruck der armen auf die reichen Länder immer spürbarer. Unter außen-und sicherheitspolitischer Perspektive sind nachstehende Aspekte von Belang:

Beeinträchtigung der nationalen Einheit und kulturellen Identität Große Migrationsströme produzieren große Minderheiten, und diese assimilieren sich in der Regel schlecht, wenn sie aus einem extrem andersartigen soziokulturellen Umfeld stammen. So wie gelegentlich von der „Lateinamerikanisierung und Asiatisierung“ Nordamerikas gesprochen wird, so ist auch die Rede von der „africanisation et islamisation de l’Europe“

Die Zugehörigkeit zu einer Nation wird immer weniger über die „ethnische“ Dimension definiert und auf die formale Staatsbürgerschaft reduziert. Gleichwohl bleibt die ethnische Identität der einzelnen Zuwanderergruppen häufig erhalten, und deren demographisches sowie politisches Gewicht wächst. Wenn Zuwanderer aus einem sehr andersartigen soziokulturellen Milieu stammen und sich nicht assimilieren wollen bzw. können, besteht die Tendenz zur Herausbildung von Subkulturen und Ghettos, welche die nationale Einheit und die kulturelle Identität des jeweiligen „Staatsvolks“ beeinträchtigen können. Statt eines „melting pot“ entsteht dann eine segmentierte multikulturelle Gesellschaft, in der ethnische Zugehörigkeit und soziale Schicht häufig miteinander korrelieren {ethnoclass). Dies kann zu erheblichen Spannungen und Konflikten führen, zum Teil mit einer entsprechenden außenpolitischen Resonanz.

Beeinflussung der Außen-und Sicherheitspolitik Die Existenz großer ethnischer Minderheiten kann die Politik eines Landes zu deren Herkunftsländern beeinflussen und die außen-sowie sicherheitspolitischen Optionen erheblich einschränken

Import von Problemen und Konflikten: Die Ziel-länder von Migrationen . importieren'häufig Probleme und Spannungen aus den Herkunftsländern zum Beispiel organisierte Kriminalität oder politische Konflikte, die auf ihrem Territorium ausgetragen werden, wobei die große Liberalität westlicher Gesellschaften extensiv in Anspruch genommen wird. Bekanntlich reicht dies bis zum offenen Terrorismus. Die Überforderung der Integrationsfähigkeit der einheimischen Bevölkerung -womöglich in Kombination mit der Integrationsunwilligkeit bzw. -Unfähigkeit der zugewanderten Minderheit -kann Spannungen und fremden-feindliche Handlungen begünstigen, welche in Konflikt mit den Grundwerten westlicher Gesellschaften stehen, vom außenpolitischen Schaden ganz abgesehen („Ausländerfeindlichkeit“) Darüber hinaus können ethnische Minderheiten außenpolitische Beziehungen belasten, wenn das betreffende Gastland die Opposition des außenpolitischen „Partners“ beherbergt, gleichgültig, ob zu diesem befreundete Beziehungen bestehen oder nicht.

Neue Reibungsflächen zwischen Nord und Süd: Immer häufiger wird Migration als politisches Druckmittel eingesetzt. Manche Staaten lassen es sich honorieren, wenn sie ihre Staatsbürger „zurücknehmen“. Das in den westlichen Ländern garantierte politische Asyl mag in Zukunft von Despoten auf der ganzen Welt als Erpressungsinstrument benutzt werden, da sie jederzeit nicht nur „Wirtschaftsflüchtlinge“, sondern „echte“ politische Flüchtlinge produzieren können, zu deren Aufnahme sich die westlichen Länder qua Verfassung verpflichtet haben.

IV. Gefährdung regionaler Stabilität: wachsende Bevölkerung, anhaltende Unterentwicklung

Die verteilung der Menschheit

Das explosive Bevölkerungswachstum -namentlich in der Dritten Welt -läßt wenig Hoffnung, daß die anhaltende Unterentwicklung zügig überwunden werden kann. Möglicherweise werden sich die Lebensbedingungen für die unteren Schichten sogar noch verschlechtern. Ein besonderes Problem stellt die sogenannte Jugendlast dar, das heißt die Schwierigkeit, die stark nachwachsenden jungen Generationen sozioökonomisch befriedigend zu integrieren.

Die chaotische Verstädterung schafft zusätzliche Probleme. Abgesehen von der Überforderung der Verwaltung zeigt sich, daß die ärmere Bevölkerung proportional schneller wächst als die reicheren Schichten. Die Slums dehnen sich am schnellsten aus. Die Bevölkerungsentwicklung beeinträchtigt aber nicht nur die kollektive Lebensqualität; sie gefährdet auch die Ernährungssicherung und zwar aus folgenden Gründen: -Die noch vorhandenen Landreserven gehen allmählich zur Neige. Gleichzeitig werden große landwirtschaftliche Flächen durch fehlerhafte bzw. übermäßige Nutzung degradiert und zerstört.

-Die globale Klimaänderung könnte sich für die Landwirtschaft in vielen Staaten katastrophal auswirken.

-Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion kann nicht endlos fortgesetzt werden.

Darüber hinaus erfordert sie viel Kapital, das in zahlreichen Entwicklungsländern nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung steht.

-Die zunehmende Verknappung von Süßwasser setzt der landwirtschaftlichen Expansion Grenzen.

-Die wichtigsten Erfindungen im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion wurden bereits gemacht. Die „Innovationsrendite“ wird immer geringer. Heute geht es nur noch um vergleichsweise geringe Steigerungen, die einen hohen Aufwand erfordern -Die während der ersten Entwicklungsdekaden zu beobachtende Tendenz, daß die Nahrungsmittelproduktion mindestens so schnell wuchs wie die Bevölkerung, läßt sich nicht auf Dauer aufrechterhalten. Der „Knick“ ist bereits erfolgt -Es ist umstritten, ob es unter optimalen Bedingungen möglich wäre, ausreichende Nahrungsmittel für zehn Mrd. Menschen -oder mehr -zu erzeugen und zu verteilen Selbst wenn dies bejaht würde, wäre das eine ziemlich weltfremde Option, denn die Bedingungen sind eben nicht optimal, und sie werden sich auch in Zukunft vermutlich nicht optimal gestalten lassen. Schon heute, das heißt mit „nur“ sechs Mrd. Menschen, ist es nicht möglich, alle zufriedenstellend zu ernähren. Viele Länder sind längst nicht mehr in der Lage, die Grundversorgung ihrer Bevölkerung sicherzustellen und werden angesichts unzureichender Importkapazität mehr und mehr zu internationalen Fürsorgeempfängern (wodurch ihre landwirtschaftliche Produktion zusätzlich geschädigt wird). Zur Zeit leidet ca. eine Mrd. Menschen an Hunger, und eine weitere Milliarde ist unterernährt

Bezüglich der Gefährdung der politischen Stabilität in den Entwicklungsländern ist daran zu erinnern, daß es Minderheitenprobleme nicht nur in den Industrieländern gibt. In vielen Entwicklungsländern enthalten sie ein brisantes Konfliktpotential, das durch anhaltendes Bevölkerungswachstum und Verschiebungen der Größenverhältnisse zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen zusätzlich verschärft wird

Die nachholende -geschweige denn die nachhaltige (sustainable) -Entwicklung ist für viele Dritt-welt-Staaten wohl nicht sehr realistisch. Statt dessen werden „ ... entire regions in Africa and Asia ... probably decline into a state of limbo and violence .. ." Angesichts der zunehmenden weltweiten Vernetzung beeinträchtigen anomische Entwicklungen in der Dritten Welt auch die Interessen und die Sicherheit der Industrieländer

V. Ökologische Sicherheit: Zunahme umweltbedingter Konflikte

Unser Planet wird als Folge des Bevölkerungswachstums und vielfältiger Varianten der Milieu-schädigung in dreierlei Hinsicht übernutzt, nämlich in bezug auf die Verfügbarkeit an Ressourcen (darunter auch Süßwasser und Land), die Regenerationsfähigkeit der Biosphäre sowie die Qualität der Atmosphäre. Zwar werden zur Zeit rund drei Viertel der globalen Umweltprobleme durch die Industrieländer verursacht, aber die Entwicklungsländer „holen auf“ und werden in absehbarer Zeit selber das Gros dieser Probleme verursachen; dies allerdings nicht pro Kopf, sondern insgesamt, nämlich aufgrund ihrer großen Bevölkerung

Die weltweiten Umweltprobleme sind letztlich das Ergebnis einer globalen Fehlentwicklung, die darin besteht, daß sich die Menschen demographisch und ökonomisch so verhalten, als wäre die Ressourcenverfügbarkeit und die ökologische Belastbarkeit unseres Planeten unendlich. Dieser Fehlschluß ist zwar allgemein bekannt, doch die Art und Weise, wie sich die Interessen vieler Menschen kollektiv organisieren, steht adäquaten Lösungen bislang entgegen. Es ist allerdings fraglich, ob es überhaupt einen Königsweg gibt. Das heißt: Man muß wohl damit rechnen, daß die weltweite Umweltzerstörung und Ressourcenplünderung trotz aller Anstrengungen im Bereich der internationalen Umweltpolitik nicht gestoppt werden können und daß man sich mit Teilerfolgen zufrieden geben muß. Da sich die internationale Staatengemeinschaft bereits heute als unfähig erweist, das Prinzip der Nachhaltigkeit weltweit verbindlich durchzusetzen, ist nicht zu erwarten, daß dies im Falle einer Verdoppelung der Weltbevölkerung innerhalb der nächsten 100 Jahre gelingen könnte. Damit sind Konflikte vorprogrammiert. Ökologisch verursachte bzw. mitverursachte Konflikte von sicherheitspolitischer Relevanz sind zwar noch nicht sehr häufig, aber man muß damit rechnen, daß sie aufgrund der begrenzten Effizienz der internationalen Umweltpolitik in Zukunft an Zahl und Brisanz zunehmen werden. Die Nutzung teilbarer kollektiver Güter wird dann zu einem Problem, wenn deren verfügbare Menge kleiner ist als die Ansprüche aller potentiellen Nutzer. Dies kann sowohl bei nichterneuerbaren wie bei erneuerbaren Ressourcen der Fall sein Bei ersteren ist die auf unserem Planeten vorhandene Gesamtmenge endlich, auch wenn laufend (noch) neue Lagerstätten entdeckt werden. Die Kombination von weltweitem Wirtschaftswachstum und dem dramatischen Anstieg der Weltbevölkerung beschleunigt die Verknappung besonders jener Güter, die nicht überall verfügbar sind, aber überall gebraucht werden. Bezüglich der teilbaren kollektiven Güter spielt vor allem Erdöl eine entscheidende Rolle, namentlich im Hinblick auf die politische Stabilität der wichtigsten Förderländer bzw. -regionen (Naher Osten, insbesondere Saudi-Arabien als das bedeutendste Förderland mit hoher Förderelastizität). Versorgungsengpässe gibt es auf dem Weltmarkt zwar (noch) nicht, aber die (relativ stabilen) Weltmarktpreise sind für viele Entwicklungsländer schon jetzt schwer zu bezahlen. Sie sind auch nicht in der Lage, die Preise von der Nachfrageseite her zu beeinflussen. Was das absehbare Ende des „Erdöl-Zeitalters“ sicherheitspolitisch bedeutet, läßt sich heute noch nicht übersehen.

Eine enge Verbindung zwischen Ressourcenverknappung und internationalen Konflikten besteht auch im Falle von Wasser (Süßwasser), das in vielen Regionen allmählich knapp wird Dies beruht auf folgenden Faktoren, die jeweils spezifisch gemischt sind: wachsender Bedarf aufgrund von wirtschaftlicher Entwicklung und demographischem Wachstum; zunehmende Nutzungseinschränkung aufgrund von Verschmutzung und toxischer Belastung ; Verringerung der Niederschlagsmengen; schwerwiegende Eingriffe in die regionale Vegetation; Nutzung von Grundwasser über dessen Regenerierfähigkeit hinaus; Verbrauch von nicht erneuerbaren, fossilen Wasserreservoirs Versalzung von Grund-und Flußwasser als Folge der Erhöhung des Meeresspiegels sowie der Zunahme extremer Wetterlagen (mit der Folge u. a. von Sturmfluten).

Viele Länder müssen Wasser (über grenzüberschreitende Flüsse bzw. Grundwasser) „importieren“, weil ihr Bedarf höher ist als die eigenen, erneuerbaren Wasserressourcen Auf der ganzen Erde gibt es 214 internationale Fluß-und Seebekken Bei vielen sind Wasserentnahme, Wasserregulierung und Wasserverschmutzung umstritten. In einigen Regionen zeichnen sich Spannungen mit ernstzunehmender sicherheitspolitischer Dimension ab

Auch um Acker-und Weideland gibt es Konflikte von sicherheitspolitischer Relevanz, und diese werden sich in Zukunft wahrscheinlich verschärfen. Die Veränderung des globalen Wettergeschehens kann große Regionen in Mitleidenschaft ziehen, zum Beispiel durch die Verschiebung der Vegetationszonen (vor allem die Ausdehnung der Wüsten) sowie durch die zerstörerische Wirkung extremer Wetterlagen (Orkane, Sturmfluten und lange Dürreperioden). Gleichzeitig wird Acker-und Weideland durch fehlerhafte bzw. übermäßige Nutzung in großem Umfang verschlechtert. Darüber hinaus dürften viele Küstenregionen als Folge der Erhöhung des Meeresspiegels auf lange Sicht überflutet werden. Währenddessen nimmt die Bevölkerung weiter zu. Auch wenn die dadurch verursachten Konflikte zunächst vor allem innerstaatlich ausgetragen werden, könnten sie eine relevante internationale Dimension bekommen. Im Falle der nichtteilbaren kollektiven Güter gibt es zwar auch Nutzungskonflikte -besonders bezüglich der Atmosphäre und der sogenannten Senken (Reservoirs für die Absorption von Schadstoffen) -, sie werden aber kaum zu sicherheitspolitisch relevanten Szenarien führen, weil Verursacher und Opfer nicht klar zu trennen und politisch entsprechend zu organisieren sind. Es gibt Hauptverursacher (Industrieländer) und Hauptopfer (Entwicklungsländer). Zu letzteren ist allerdings anzumerken, daß sie ihrer eigenen umweltpolitischen Verantwortung im Rahmen des Zumutbaren nicht ausreichend nachkommen. Sie nutzen die ökologische Bringschuld der Industrieländer für eine Neuauflage des Nord-Süd-Konflikts. Dieser könnte sich verschärfen und andere Nord-Süd-Probleme eskalieren lassen, sobald die Konsequenzen der globalen Umweltkrise sichtbarer und spürbarer werden.

Die Fischbestände der Weltmeere gelten als „global commons“ und werden übernutzt. Akute Fischereikonflikte in küstennahen Gewässern wie sie bisher schon existieren, wird es vermutlich auch in Zukunft geben, und sie werden sich aufgrund der zunehmenden Konkurrenz bei gleichzeitig schrumpfenden Beständen aller Voraussicht nach verschärfen. Jedoch gilt auch hier -ähnlich wie bei anderen ökologischen Konflikten -, daß sie sich kaum zu einem akuten sicherheitspolitischen Problem entwickeln werden, solange nicht andere relevante Konfliktfaktoren hinzukommen.

Schwer einzuschätzen ist die langfristige sicherheitspolitische Bedeutung indirekter Effekte der ökologischen Degradierung, unter denen insbesondere massenhafte, umweltbedingte Migrationen hervorzuheben sind. Umweltflüchtlinge sind Opfer sozialer und politischer Verteilungskonflikte um die knapper werdenden Ressourcen. Aber sie sind nicht nur Opfer solcher Konflikte, sie können auch selbst Ursachen anderer Konflikte sein: „Conflicts create refugees, hüt refugees can also create conflicts.“ Dies könnte zu einer Gefährdung der internationalen Sicherheit führen, zum Beispiel unter folgenden Begleitumständen: Invasion bewaffneter Migranten; Gefährdung der politischen Stabilität, Überforderung der wirtschaftlichen und sozialen Leistungsfähigkeit sowie Bedrohung der gesellschaftlich dominanten Werte im Aufnahmeland; Formierung von politischer Opposition gegen das eigene Herkunftsland

Die Verschärfung aller Probleme und Konflikte -auch ethnischer Auseinandersetzungen -aufgrund von Umweltzerstörung und Ressourcenverknappung kann zur Erosion staatlicher Strukturen und zur Etablierung von Regimen führen, die sich nach innen autoritär und nach außen aggressiv verhalten Dadurch könnte nicht nur die regionale Stabilität gefährdet, sondern auch das Nord-Süd-Verhältnis belastet werden. Für eine größere Kontliktbereitschaft der Entwicklungsländer im Rahmen des ökologischen Nord-Süd-Konflikts gibt es im übrigen einige gute Argumente die sich leicht emotionalisieren und instrumentalisieren lassen.

VI. Zusammenfassung und Schlußfolgerungen

-Trotz aller direkten wie indirekten Maßnahmen, die geeignet sind, das globale Bevölkerungswachstum zu dämpfen, ist davon auszugehen, daß innerhalb der kommenden 50 Jahre fast zehn Mrd. Menschen auf der Erde leben werden.

-Es ist bekannt, was „eigentlich“ unternommen werden müßte, um das demographische Wachstum stärker und energischer als bisher zu dämpfen und seine negativen Konsequenzen möglichst gut zu bewältigen. Es ist allerdings unrealistisch anzunehmen, dies alles könne in einer so kurzen Zeitspanne geschehen, daß die Bevölkerungsproblematik an Brisanz verliert.

In dieser Hinsicht waren auch die bisherigen Weltbevölkerungskonferenzen wenig hilfreich. -Die Verfolgung von Lösungsstrategien ist nicht alternativ, sondern komplementär zur Verfolgung von Anpassungsstrategien an eine voraussehbare (negative) Entwicklung zu verstehen. -Die westliche Außenpolitik wird in Zukunft mehr Entschlossenheit und Durchsetzungskraft benötigen, wenn sie ihrem internationalen Gestaltungsanspruch gerecht werden will. In einer Welt, die durch ein starkes Innovationsund Wohlstandsgefälle sowie einen regional sehr unausgewogenen demographischen Prozeß mit konfliktreichen, zum Teil anomischen Tendenzen gekennzeichnet ist, werden sich die ordnungspolitischen Spielräume verengen. -Die westliche Sicherheitspolitik muß davon ausgehen, daß sich die sicherheitspolitischen Gewichte im Zuge der laufenden demographischen Entwicklung verschieben werden. Sie wird sich zunehmend mit der Frage konfrontiert sehen, wie quantitative Einschränkungen auf Dauer qualitativ kompensiert werden können.

Es gilt, sich darauf einzustellen, daß zukünftige Gefährdungen westlicher Sicherheit zunehmend „aus dem Süden“ kommen werden, und zwar namentlich aus den bevölkerungsreichen Staaten. -Das Bevölkerungswachstum wird den Migrationsdruck in Richtung Industrieländer verstärken.

Auch wenn‘es nicht den in den westlichen Industrieländern vorherrschenden liberalen Grundsätzen entsprechen mag, sollte die EntWicklung in Richtung multikultureller Gesellschaften nicht ohne Skepsis betrachtet werden. -Das Bevölkerungswachstum wird zu einer stärkeren Beanspruchung der Umwelt und der Ressourcen führen. Diesbezüglich ist insbesondere die Umweltpolitik der Industrieländer im Sinne der ,, Ökologisierung der Industriegesellschaft“ gefordert, aber derartige Anstrengungen werden auf Dauer von begrenzter Wirkung bleiben, solange der wirtschaftlich-technologische Fortschritt von einem explosiven Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern begleitet wird. Umweltbedingte Konflikte werden voraussichtlich zunehmen.

Die westliche Entwicklungspolitik ist sicherlich kein hinreichendes Instrument, um die Dritte Welt zügig zu entwickeln. Insofern liefert sie auch keinen relevanten Beitrag zur Dämpfung des Bevölkerungswachstums „über den Umweg“ der gesellschaftlichen Entwicklung. Aus der demographischen Problematik ergeben sich für die Entwicklungspolitik in kurz-und mittelfristiger Perspektive vor allem folgende Aufgaben: Förderung geburtenhemmender Maßnahmen, Sicherung der Ernährung, Kontrolle der Stadtentwicklung und Intensivierung des transnationalen Entwicklungsdialogs -insbesondere über die negativen Konsequenzen des demographischen Wachstums.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Der vorliegende Beitrag basiert auf zwei Vorarbeiten des Verfassers: Bevölkerungswachstum. Folgerungen für die internationale Politik, Ebenhausen (Stiftung Wissenschaft und Politik) 1997; Konsequenzen des Bevölkerungswachstums in Lateinamerika, Ebenhausen (Stiftung Wissenschaft und Politik) 1999 (i. Dr.).

  2. Vgl. Brockhaus Enzyklopädie, Mannheim 1967, S. 654; Fischer Weltalmanach, Frankfurt 1985, S. 682; Council on Environment Quality Department of State (Hrsg.), The Global 2000 Report to the President, Bd. 1, Washington 1980, S. 9.

  3. Vgl. Sam C. Sarkesian, The Demographie Component of Strategy, in: Survival. 31 (1989) 6, S. 557.

  4. Vgl. Gerard-Francois Dumont, Demographie'et go-politique, in: Defense Nationale, April 1993, S. 39 ff.; S. C. Sarkesian, ebd., S. 552.

  5. Jean-Claude Chesnais, Nord/Sud: Le face-a-face dmographique, in: Politique Internationale, (Herbst 1995) 69, S. 424. Birg spricht von „ökonomischen Riesen bzw.demographischen Zwergen und umgekehrt“; Riesen und Zwerge, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vom 18. 12. 1996, S. 16.

  6. Vgl. S. C. Sarkesian (Anm. 3), S. 561.

  7. Vgl. ebd., S. 560; Martin Neuffer, Die Erde wächst nicht mit, München 1982, S. 16.

  8. Vgl. Friedrich Korkisch, Die demographische Explosion der dritten Welt -Konfliktpotential des 21. Jahrhunderts, in: Österreichische Militärische Zeitschrift, 27 (1989) 5, S. 421.

  9. J. -C. Chesnais (Anm. 5). S. 431.

  10. „Finally, demographic patterns and their relation to national power affect not only the strategies for strengthening the state internally, but also the ability of the state to project its power externally. If the strategy of major powers is intended to have a global reach, then the questions raised in this study are surely critical in shaping the Strategie agenda“ (S. C. Sarkesian [Anm. 3], S. 561).

  11. Vgl. G. -F. Dumont (Anm. 4), S. 40 f.

  12. J. -C. Chesnais (Anm. 5), S. 433.

  13. Vgl. G. -F. Dumont (Anm. 4), S. 45 f.

  14. Vgl. S. C. Sarkesian (Anm. 3), S. 555; Peter Lösche, Pazifische Alternative? Pazifische Orientierung der Vereinigten Staaten und neuer Regionalismus in Amerika, in: Viertel-jahresberichte, (1987) 108, S. 107 ff.

  15. Vgl. F. Korkisch (Anm. 8), S. 422.

  16. Vgl. ebd., S. 421; G. -F. Dumont (Anm. 4), S. 45 f.

  17. Dies ist übrigens die Position der französischen Regierung. Staatspräsident Jacques Chirac hat im Streit um die Verschärfung der Ausländerpolitik vor Naivität gewarnt und betont, „eine lasche und unklare Ausländerpolitik würde nur Fremdenhaß schüren“ (Jacques Chirac, Fremdenhaß durch lasche Ausländerpolitik, in: Süddeutsche Zeitung (SZ) vom 4. 3. 1997, S. 6); vgl. S. C. Sarkesian (Anm. 3), S. 558.

  18. Vgl. Paul Ehrlich/Anne Ehrlich, The Population Explosion. London 1990, S. 66 ff.; Friedrich Korkisch. Das Welt-ernährungsproblem als Keim künftiger Krisen, in: Österreichische Militärische Zeitschrift, 31 (1993) 4. S. 296-305.

  19. Vgl. Lester Brown, Die Wissenschaft schreibt Fragezeichen, in: Politische Ökologie, 12 (1994) 38, S. 8. Dort finden sich einige anschauliche Beispiele. Daß die Gentechnologie der Schlüssel zur Ernährungssicherung ist, wird allgemein bezweifelt, weil auch ihre „Innovationsrendite“ vermutlich wesentlich geringer sein wird als der steigende Bedarf: „With biotechnology neither providing nor promising any dramatic breakthrough in raising yields, there is little hope for restoring rapid growth in food Output“ (Lester Brown/Hal Kane, Full House: Reassessing the Earth’s Population Carrying Capacity, Washington [Worldwatch Institute] 1995; Zusammenfassung in: Externer Link: http://www.worldwatch.org/pubs/ea/fh.html).

  20. Vgl. L. Brown, ebd., S. 9; P. Ehrlich/A. Ehrlich (Anm. 18), S. 68. Seit 1978 wächst die Bevölkerung in 50 Entwicklungsländern rascher als die Agrarproduktion; vgl. Rainer Münz/Ralf Ulrich, Bevölkerungswachstum: ein globales Problem, in: Peter J. Opitz (Hrsg.), Weltprobleme, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, S. 55. Zur Tatsache, daß auch der Fischfang mit dem Bevölkerungswachstum nicht mithalten kann, vgl. P. Ehrlich/A. Ehrlich (Anm. 18), S. 85.

  21. Vgl. M. Neuffer (Anm. 7), S. 16 und S. 80 f; Robert S. Kates, Population, Technology, and the Human Environment: A Thread through Time, in: Daedalus, 125 (Sommer 1996) 3, S. 43-71; P. Ehrlich/A. Ehrlich (Anm. 18), S. 20 und S. 67; Ryukichi Imai, Can the Earth Sustain Ten Billion People?, Tokyo (Institute for International Policy Studies), Juli 1996 (UPS Policy Paper, No. 163 E); Walter Schug, Zum Hungern verurteilt?, in: Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e. V. /Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Weltbevölkerung und Entwicklung, S. 62-65; Die Erde kann uns nicht mehr ernähren, in: FAZ vom 17. 1. 1994, S. 13 (es geht darin um den 11. Bericht „Zur Lage der Welt“ des World Watch Institute).

  22. Vgl. F. Korkisch (Anm. 8). S. 420; P. Ehrlich/A. Ehrlich (Anm. 18), S. 69 ff.; Stiftung Entwicklung und Frieden '(Hrsg.), Entwicklung, Kulturen, Frieden: Visionen für eine neue Weltordnung, Bonn 1996, S. 74.

  23. Vgl. P. Ehrlich/A. Ehrlich (Anm. 18), S. 67; L. Brown (Anm. 19), S. 11; L. Brown/H. Kane (Anm. 19), S. 3.

  24. Vgl. Nicholas Eberstadt, Population Change and National Security, in: Foreign Affairs, Sommer 1991, S. 119 ff.; F. Korkisch (Anm. 8), S. 421.

  25. Michael Stürmer, Mass Migration: The Context of International Security, in: Horst Siebert (Hrsg.), Migration: A Challenge for Europe, Tübingen 1993, S. 36.

  26. Vgl. S. C. Sarkesian (Anm. 3), S. 561.

  27. Vgl. Manfred Wöhlcke, Umweltzerstörung in der Dritten Welt. München 1987.

  28. Damit ist gemeint: Die betreffenden Ressourcen mögen zwar in erdgeschichtlichen Dimensionen zunehmen, aber nicht in Zeiträumen unseres politischen Horizonts.

  29. Vgl. Thomas F. Homer-Dixon, Environmental Scarcities and Violent Conflict. Evidence from Cases, in: International Security, 19 (1994) 1, S. 6f und 40.

  30. Vgl. Günther Bachler u. a., Gewaltkonflikte, Sicherheitspolitik und Kooperation vor dem Hintergrund der weltweiten Umweltzerstörung (Studie im Auftrag der Projekt-stelle UNCED des Deutschen Naturschutzringes und des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland), Bonn o. J., S. 8 ff.

  31. Dieser lebenswichtige Rohstoff wird ja nicht nur als Trink-und Brauchwasser, sondern auch als billige Entsorgungsmöglichkeit genutzt.

  32. Vgl. Günther Bächler, Umweltzerstörung: Krieg oder Kooperation?, Münster 1993, S. 54 ff.

  33. Vgl. Peter H. Gleick, Water and Conflict. Fresh Water Resources and International Security, in: International Security, 18(1993) 1, S. 100.

  34. Vgi. Christian Glatzl, Wasser -Konfliktstoff der Zukunft, in: Österreichische Militärische Zeitschrift, 31 (1993) 3, S. 309.

  35. Vgl. Michael Elliott. The Global Politics of Water, in: The American Enterprise, 2 (Sept. /Okt. 1991) 5, S. 26-35; G. Bächler (Anm. 32), S. 50 ff.; T. F. Homer-Dixon (Anm. 29), S. 10 ff.; ders., On the Threshold. Environment Changes as Causes of Acute Conflict, in: International Security, 16 (1991) 2, S. 107 ff.; Chr. Glatzl, ebd.; P. H. Gleick (Anm. 33); Neville Brown, Ecology and World Security, in: The World Today, 48 (1992) 3, S. 52.

  36. Vgl. G. Bächler (Anm. 32), S. 46 f. Ein echter „Fischereikrieg“ um die Fischbestände auf hoher See darf wohl als äußerst unwahrscheinlich angesehen werden.

  37. Vgl. Manfred Wöhlcke, Umweltflüchtlinge, München 1992.

  38. Myron Weiner, Security, Stability, and International Migration, in: Sean M. Lynn-Jones/Steven E. Miller (Hrsg.), Global Dangers. Changing Dimensions of International Security, Cambridge, Mass. -London 1995, S. 198. Beispiele finden sich in G. Bächler u. a. (Anm. 30), S. 36 ff., und T. E Homer-Dixon (Anm. 29), S. 107 ff.

  39. Vgl. M. Weiner, ebd., S. 125 ff.; G. Bächler (Anm. 32), S. 51 ff.

  40. Vgl. T. F. Homer-Dixon (Anm. 29), S. 6f.

  41. Vgl. Günther Bächler, Umweltkriege als „höchstes Stadium“ der menschlichen Zivilisation?, in: Egon Bahr/Dieter S. Lutz (Hrsg.), Unsere gemeinsame Zukunft -Globale Herausforderungen, Baden-Baden 1994/95, S. 45 ff.; Günther Bächler, Konflikt und Kooperation im Lichte globaler humanökologischer Transformation, Zürich (Forschungsstelle für Sicherheitspolitik und Konfliktanalyse) 1993, S. 28; Hildegard Bedarff, Ökologische Konflikte und ökologische Sicherheit als Aufgabenstellung für die EU, in: Susanne Ott/Reinhardt Rummel (Hrsg.), Mehr Einfluß der EU in der internationalen Umweltpolitik?, unveröffentl. Manuskript, Stiftung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen 1996, S. 42.

  42. Diese werden allerdings überzogen und in einer solchen Art vorgebracht, daß sie von der Eigenverantwortung der Entwicklungsländer für die sozusagen hausgemachte Unter-entwicklung und Umweltzerstörung ablenken. Der „ökologische Nord-Süd-Konflikt“ ist die plakative Vereinfachung einer komplizierten Diskussion. Man darf in diesem Zusammenhang insbesondere die ehemaligen (und noch bestehenden) sozialistischen Staaten nicht vergessen. Vgl. Manfred Wöhlcke, Der ökologische Nord-Süd-Konflikt, München 1993, S. 11.

Weitere Inhalte

Manfred Wöhlcke, Dr. phil. habil., geb. 1942; Studium der Soziologie, Politologie und Romanistik; Referent an der Stiftung Wissenschaft und Politik in Ebenhausen. Veröffentlichungen u. a.: Umwelt-und Ressourcenschutz in der internationalen Entwicklungspolitik, Baden-Baden 1990; Umweltflüchtlinge. Ursachen und Folgen, München 1992; Der ökologische Nord-Süd-Konflikt, München 1993; Brasilien. Diagnose einer Krise, München 1994; Ökologische Sicherheit: Neue Agenda für die Umweltpolitik?, Baden-Baden 1997.