Soziale und liberale Wertorientierungen: Versuch einer situativen Erklärung der Unterschiede zwischen Ost-und Westdeutschen
Carsten Zelle
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Zusammenfassung
In den acht Jahren deutscher Einheit (und in den acht Jahren innerdeutsch vergleichender empirischer Sozialforschung) wurde wiederholt festgestellt, daß die Deutschen unterschiedliche Akzente hinsichtlich bestimmter Wertorientierungen setzen. Gleichzeitig kann kein Zweifel daran bestehen, daß die Lebensumstände in Ost-und Westdeutschland -trotz aller Bemühungen um den „Aufbau Ost“ -in erheblichem Maße voneinander abweichen. In der vorliegenden Untersuchung wird der Frage nachgegangen, ob zwischen dieser subjektiven und der objektiven Abweichung von dem Ideal der „inneren Einheit“ ein Zusammenhang besteht. In welchem Maße sind also die Unterschiede in Wertorientierungen der Deutschen in Ost und West auf Unterschiede in der jeweiligen Lebenssituation zurückzuführen? Anders ausgedrückt: Wären die Unterschiede in den Wertvorstellungen der Deutschen weniger ausgeprägt, wenn die Lebensbedingungen ähnlicher wären? Wäre bei einer Angleichung der Lebensbedingungen mit einer Annäherung der Wertvorstellungen zu rechnen, bei einer unterschiedlichen Entwicklung dagegen mit einem Auseinanderdriften? Diese Fragen richten sich auf das Potential situativer Faktoren für die Erklärung dessen, was gemeinhin als „innere Mauer“ bezeichnet wird. Damit ist ein Erklärungsansatz angesprochen, der in einem großen Teil der Literatur über verschiedenste Arten von Einstellungsdifferenzen zwischen Ost-und Westdeutschen auf eine Nebenrolle verwiesen blieb. Die Untersuchung versteht sich somit als ein Gegenpol zu der Standarderklärung von Einstellungsdivergenzen durch die unterschiedlichen Sozialisationserfahrungen in der DDR bzw.der Bundesrepublik Deutschland. Den konkreten Untersuchungsgegenstand bildet das unterschiedliche Gewicht, das Deutsche in Ost und West auf soziale und auf freiheitliche Werte legen. Als situative Erklärungsfaktoren werden die -differenziert erfaßte -Betroffenheit von Arbeitslosigkeit sowie ergänzend die Lebenszufriedenheit betrachtet.
I. Einleitung
In den acht Jahren deutscher Einheit (und in den acht Jahren innerdeutsch vergleichender empirischer Sozialforschung) wurde wiederholt festgestellt, daß die Deutschen unterschiedliche Akzente hinsichtlich bestimmter Wertorientierungen setzen. Gleichzeitig kann kein Zweifel daran bestehen, daß die Lebensumstände in Ost-und Westdeutschland -trotz aller Bemühungen um den „Aufbau Ost“ -in erheblichem Maße voneinander abweichen, was vor allem die Meldungen der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit regelmäßig offenkundig machen. In der vorliegenden Untersuchung wird der Frage nachgegangen, ob zwischen dieser subjektiven und der objektiven Abweichung von dem Ideal der „inneren Einheit“ ein Zusammenhang besteht. In welchem Maße sind also die Unterschiede in Wertorientierungen der Deutschen in Ost und West auf Unterschiede in der jeweiligen Lebenssituation zurückzuführen? Anders ausgedrückt: Wären die Unterschiede in den Wertvorstellungen der Deutschen weniger ausgeprägt, wenn die Lebensbedingungen ähnlicher wären? Wäre bei einer Angleichung der Lebensbedingungen mit einer Annäherung der Wertvorstellungen zu rechnen, bei einer unterschiedlichen Entwicklung dagegen mit deren Auseinanderdriften?
Diese Fragen richten sich auf das Potential situativer Faktoren für die Erklärung dessen, was gemeinhin als „innere Mauer“ bezeichnet wird. Damit ist ein Erklärungsansatz angesprochen, der in einem großen Teil der Literatur über verschiedenste Arten von Einstellungsdifferenzen zwischen Ost und West auf eine Nebenrolle verwiesen blieb. Die Untersuchung versteht sich somit als ein -versuchter -Gegenpol zu der Standarderklärung von Einstellungsdivergenzen durch die unterschiedlichen Sozialisationserfahrungen in der DDR bzw.der alten Bundesrepublik. Den konkreten Untersuchungsgegenstand bildet das unterschiedliche Gewicht, das Deutsche in Ost und West auf soziale und freiheitliche Werte legen. Als situative Erklärungsfaktoren werden die -differenziert erfaßte -Betroffenheit von Arbeitslosigkeit sowie ergänzend die Lebenszufriedenheit betrachtet.
Das folgende Kapitel II stellt zunächst die unterschiedliche Akzentsetzung der Deutschen zu den sozialen und freiheitlichen Werten dar. Anschließend werden der situative Erklärungsansatz erläutert, Operationalisierungsmöglichkeiten erörtert, die unterschiedliche Betroffenheit von Arbeitslosigkeit und das unterschiedliche Ausmaß an Lebenszufriedenheit dokumentiert sowie ein zusammenfassender Indikator für die verschiedenen situativen Erklärungsfaktoren gebildet (Kapitel III). Die Zusammenhänge zwischen diesen Skalen werden in Kapitel IV untersucht. Dann wird versucht, den Erklärungswert der situativen Faktoren für die Wertunterschiede zwischen Ost und West abzuschätzen (Kapitel V). Eine Diskussion von Ergebnissen und Implikationen erfolgt im sechsten Kapitel. Als Datenbasis dienen Umfragen des Bereichs Forschung und Beratung der Konrad-Adenauer-Stiftung, und zwar in erster Linie die Herbstumfrage 1995 mit jeweils ca. 2000 Befragten in Ost-und Westdeutschland
II. Die abhängige Variable: Unterschiede in sozialen und freiheitlichen Werten zwischen Ost-und Westdeutschen
Abbildung 13
Tabelle 2: Konstruktion eindimensionaler Variablen für Arbeitslosigkeit und Wertorientierungen durch Kanonische Korrelation Quelle: Konrad-Adenauer-Stiftung, Bereich Forschung und Beratung, Herbststudie 1995, Archiv Nr. 9502 (N = 1 959 West, 2 037 Ost).
Tabelle 2: Konstruktion eindimensionaler Variablen für Arbeitslosigkeit und Wertorientierungen durch Kanonische Korrelation Quelle: Konrad-Adenauer-Stiftung, Bereich Forschung und Beratung, Herbststudie 1995, Archiv Nr. 9502 (N = 1 959 West, 2 037 Ost).
Empirische Untersuchungen verschiedener Arten von Einstellungen haben wiederholt zutage gefördert, daß Ostdeutsche ein stärkeres Gewicht auf soziale Zielvorstellungen legen als Westdeutsche. So treten Ostdeutsche im Durchschnitt mit größeren Erwartungen an den Sozialstaat heran setzen einen stärkeren Akzent auf Werte wie „soziale Gerechtigkeit“ und bringen dem Sozialismus ein höheres Maß an Sympathie entgegen als Westdeutsche Dagegen stehen freiheitliche Werte bei den Westdeutschen höher im Kurs
Dementsprechende Befunde zu einschlägigen Wertvorstellungen aus den Jahren 1993 und 1995, auf die hier nur verwiesen werden kann zeigen, daß im Ost-West-Vergleich ein charakteristisches Muster der Wertschätzung sozialer und freiheitlicher Ziele hervortritt, das über den Zeitraum der zwei Jahre nahezu unverändert bleibt: In den Prozentanteilen werden unterschiedliche Wertehierarchien der Deutschen in Ost und West erkennbar. In Westdeutschland zeigt sich ein klares Schwergewicht auf den liberalen Werten „Freiheit“, „freie Meinungsäußerung“ und „Rechtsstaat und Demokratie“, die 1995 zwischen 71 Prozent und 80 Prozent der Befragten „sehr wichtig“ sind. Die sozialen Werte „Sozialstaat“ und „soziale Gerechtigkeit, Verringerung von Einkommensunterschieden“ stehen mit Nennungen von etwas über 40 Prozent deutlich hinter den liberalen Werten zurück. In Ostdeutschland ist eine Gewichtung zwischen diesen Gruppen von Werten dagegen zum einen wesentlich schwächer ausgeprägt, zum anderen entgegengesetzt ausgerichtet. Gegenüber den liberalen Werten, die 1995 Prozentanteile zwischen 57 und 61 verzeichneten, werden hier also die sozialen Werte etwas häufiger als „sehr wichtig“ angesehen (62 und 67 Prozent).
Mögliche Veränderungen dieser Wertorientierungen in den Jahren vor 1993 lassen sich auf der gegebenen Datenbasis nicht untersuchen. Es ist aber außerordentlich wahrscheinlich, daß auch diese Werte von dem Trend zu einer stärkeren Betonung des Sozialen erfaßt wurden. Eine derartige Entwicklung in den Jahren nach der Vereinigung ist in Ostdeutschland mehrfach dokumentiert, deutet sich weniger durchgängig, auf einem anderen Niveau und häufig in geringerer Intensität aber auch in Westdeutschland an. Hinweise auf diesen Trend liefern etwa das Erstarken der Sympathie für die Idee des Sozialismus und die veränderten Wertorientierungen zu Grundprinzipien der Wirtschaftsordnung Daher ist wohl eher von einer Verlagerung auch der hier betrachteten Werte zu einer stärker sozialen Orientierung zumindest in den neuen Ländern auszugehen als von einem unveränderten Muster seit der Vereinigung. Die weitere Analyse hat zum Ziel herauszufinden, ob der regionale Unterschied in den Wertorientierungen der Ost-und Westdeutschen -statistisch die an die Region gebundene Varianz -abnimmt, wenn die unterschiedlichen Lebensumstände in Ost und West berücksichtigt werden. Dies ist gleichbedeutend mit der Frage, ob die Unterschiede in den Werten die Divergenzen in der Lebenssituation in Ost und West widerspiegeln oder ob sie auf andere Ursachen zurückzuführen sind.
III. Die unabhängige Variable
1. Zur Stellung situativer Erklärungen in der Werteforschung In der Werte-und Einstellungsforschung ist es im Grundsatz unbestritten, daß von sozioökonomischen Faktoren Einflüsse auf Wertvorstellungen ausgehen. Im einzelnen bestehen jedoch unterschiedliche Positionen hinsichtlich der Wirkungsweise dieser Zusammenhänge. Für die vorliegende Untersuchung sind dabei zwei strittige Dimensionen relevant, nämlich erstens der Zeitpunkt, zu dem der Einfluß als wirksam angesehen wird (Sozialisation versus gegenwärtige Lage), sowie zweitens die maßgebliche Bezugskategorie -also ob individuelle oder gesamtgesellschaftliche sozioökonomische Faktoren wirksam werden. Beide Dimensionen bilden zentrale Aspekte einer kontroversen Debatte, die Ronald Inglehart und Scott C. Flanagan in den siebziger und achtziger Jahren führten.
Hinsichtlich der zeitlichen Einordnung kreist die Debatte darum, ob die Sozialisationsthese Ronald Ingleharts um situative Einflüsse zu ergänzen ist. Inglehart hatte stets betont, daß aus seiner Sicht die Bildung von Wertvorstellungen nach den „formative experiences" im wesentlichen abgeschlossen sei, so daß mit lebenslanger Stabilität der Wertmuster zu rechnen sei. Die soziale Situation während der Phase der Sozialisation ist aus dieser Perspektive die wesentliche Erklärungsvariable für Wertvorstellungen Veränderungen im Laufe des Lebens -etwa als Anpassung an veränderte Lebensumstände -räumt Inglehart ursprünglich einen nachgeordneten Stellenwert ein, während er sie an anderer Stelle definitorisch ausschließt Im Gegensatz dazu sieht Scott C. Flanagan in seinen vergleichenden Analysen verschiedener Generationen (Kohortenanalysen) nicht etwa nur lebenslange Stabilität der Werte, sondern auch deren Veränderung auf der individuellen Ebene Obwohl also auch Flanagans Theorie im wesentlichen auf einen Wertewandel in der Generationsfolge als Resultat unterschiedlicher Sozialisationserfahrungen setzt, spielt bei ihr der Einfluß der gegenwärtigen Lebensbedingungen gerade auf die materialistischen Wertvorstellungen eine wichtigere Rolle.
Diese Debatte um den Stellenwert der Einflüsse von Sozialisation und Situation ist eng an die anhaltende Diskussion um die Veränderungslogiken von Wertvorstellungen eingeflochten Dabei läßt sich insbesondere die Veränderung der Wertorientierungen in Deutschland im Zeichen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der neunziger Jahre als ein Indiz für Auswirkungen der aktuellen Gegebenheiten deuten
Des weiteren spezifizieren die Theorien Flanagans und Ingleharts die Effekte sozioökonomischer Faktoren auf unterschiedlichen Ebenen. Ingleharts Mangelthese benennt den Wohlstand auf der individuellen Ebene als den maßgeblichen Faktor Dagegen gehen nach Flanagans Theorie der „functional constraints“ die prägenden Einflüsse auf . Wertvorstellungen von im gesellschaftlichen Kontext definierten Möglichkeiten und Zwängen aus, die unter anderem durch den Wohlstand einer Gesellschaft bestimmt sind In einer Reaktion auf Flanagan akzeptiert Inglehart derartige Kontexteffekte als Ergänzung seiner Theorie, ohne aber auf die Effekte auf der Individualebene zu verzichten, während spätere Analysen Kontextbedingungen sogar sehr breiten Raum einräumen -was Flanagan genüßlich registriert Die vorliegende Untersuchung geht zwar davon aus, daß situative Faktoren sowohl in der Form von Kontexteffekten als auch in der Form von Individualeffekten wirksam sein könnten, beschränkt die empirische Analyse allerdings auf die Individualebene. Im folgenden wird also untersucht, ob situative Faktoren auf der Individualebene mitursächlich für die Ost-West-Unterschiede bei den sozialen und liberalen Werten sind. Diese Hypothese besteht aus zwei Stufen. Zunächst wird ein Zusammenhang zwischen einem bestimmten Aspekt der Lebenssituation und den individuellen Wertvorstellungen (Situationsargument) behauptet. Die zweite Stufe besteht in einem Kompositionsargument, das an eine unterschiedliche Verteilung der relevanten Lebenssituation in Ost und West anknüpft.
Der erwartete situative Effekt der Lebensbedingungen könnte auf unterschiedlichen Begründungszusammenhängen basieren. Insbesondere in bezug auf die sozialen Werte ist es naheliegend, den aktuellen Mangel als wesentlichen Mittler zwischen Lebenssituation und Werten anzusehen. Demnach führte der vor allem wegen der höheren Arbeitslosigkeit stärkere Bedarf an sozialen Leistungen in Ostdeutschland dazu, daß die Ziele „soziale Gerechtigkeit“ und „Sozialstaat“ besonders dringlich erscheinen. Die im Vergleich zu Westdeutschland geringere Betonung der liberalen Werte läßt sich in dieser Argumentation zum einen darauf zurückführen, daß hinsichtlich dieser im Vergleich zu den sozialen Werten ein geringeres Maß an Mangel besteht. Darüber hinaus könnte spekuliert werden, daß zahlreichen Bürgern die Verwirklichung freiheitlicher Werte in einem negativen Zusammenhang zur Verwirklichung sozialer Werte erscheint und deswegen als kontraproduktiv für die Behebung des aktuellen wirtschaftlichen Mangels gesehen wird. Eine verhaltenere Einstufung der freiheitlichen Werte wäre dann durchaus nachvollziehbar. Dies kann bei einigen so weit gehen, daß die Zusammenhänge zwischen sozialen und liberalen Werten im Rahmen einer Konfrontation von Systemalternativen verstanden, also in die Gegenüberstellung von Sozialismus und Marktwirtschaft eingebettet werden.
Die erwartete Beziehung zwischen individueller Lebenssituation und Wertorientierungen könnte zudem über die Lebenszufriedenheit vermittelt werden. Demnach beeinträchtigen die objektiven Schwierigkeiten in den neuen Ländern die subjektive Einschätzung der Lebensumstände und mithin die Lebenszufriedenheit. Wenn die Umstände (partiell) im Verantwortungsbereich des politischen Systems gesehen werden, könnten -so die Hypothese -die tragenden Werte dieses Systems in Frage gestellt werden. Dies bedeutet eine Abwertung der freiheitlichen gegenüber den sozialen Werten.
Gleich, welcher Mechanismus sich im Einzelfall vollzieht: Für die gegenwärtige Untersuchung ist maßgeblich, daß es plausibel ist, einen nicht unerheblichen Einfluß situativer Faktoren auf die Wichtigkeitseinstufungen sozialer und liberaler Werte zu erwarten. Ob dieser tatsächlich im nennenswerten Umfang existiert, ist empirisch zu klären. Bei diesem Anliegen kann nur im geringen Ausmaß auf bisher vorliegende Studien zurückgegriffen werden. Zwar existiert eine Vielzahl von Untersuchungen zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten in den Einstellungen und Werten der Deutschen nach der Vereinigung, diese sehen aber in der Regel keine Effekte der Lebenssituation vor. Zahlreiche Autoren führen bestehende Unterschiede in ihrer Gesamtheit auf die konträren Sozialisationserfahrungen in der DDR und der Bundesrepublik Deutschland zurück, ohne andere Erklärungsmöglichkeiten zu erörtern In einer jüngeren Untersuchung gehen Kai Arzheimer und Markus Klein deutlich über dieses einfache Argumentationsmuster hinaus, indem sie drei mögliche Modelle auf ihren Erklärungswert für die seit der Vereinigung festgestellten Wertemuster beleuchten
Auch Michael Braun versucht auf dem Wege der inhaltlichen Konkretisierung von Einstellungsdifferenzen diese den jeweiligen Effekten der aktuellen Lage und der Sozialisation zuzuweisen. Edeltraud Roller spezifiziert aktuelle Lage und Sozialisation in Regressionsanalysen, um deren Einflüsse auf der individuellen Ebene zu erfassen. So wegweisend jedoch Rollers Vorgehensweise auf der theoretischen Ebene erscheint, so wenig vermag die empirische Erhebung der potentiellen Kausalfaktoren zu überzeugen: Für die DDRSozialisation steht die PDS-Anhängerschaft (die nach dem Umbruch anwuchs, also unmöglich ausschließlich von Sozialisationsfaktoren bestimmt sein kann) und eine positive Haltung zu einem abstrakten Sozialismus (die sich auch im Westen bei einem beträchtlichen Prozentsatz findet, die also gleichfalls nicht pauschal auf die DDR-Sozialisation zurückgeführt werden darf). Die Messung der individuellen Lebensumstände bezieht die Arbeitslosigkeit ein, kann sich jedoch lediglich auf die gegenwärtige Arbeitslosigkeit stützen, was -wie zu erörtern sein wird -zu kurz greift, um das Ausmaß der Betroffenheit zu erfassen.
In der vorliegenden Untersuchung wird versucht, diese Schwierigkeiten zu reduzieren, indem die theoretische Reichweite der Forschungsfrage eingeengt und gleichzeitig die empirische Messung vertieft wird. Angesichts der außerordentlichen Schwierigkeiten, den Sozialisationshintergrund eines Individuums zu erschließen, verzichte ich notgedrungen darauf, diesen Erklärungsfaktor zu spezifizieren. Dagegen werden die gegenwärtigen Lebensbedingungen, und zwar vor allem die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit, besonders eingehend gemessen. Diese Strategie erkauft den Vorzug, einen Erklärungsfaktor umfassend untersuchen zu können, damit, daß dieser nicht in Beziehung zu anderen Einflüssen gesetzt werden kann 2. Die Messung der situativen Faktoren Im folgenden wird der Einfluß situativer Faktoren auf der individuellen Ebene untersucht, wobei in einigen Fällen weitere Haushaltsmitglieder einbezogen werden. Als unabhängige Variablen fungieren also Aspekte der Wohlfahrt des einzelnen innerhalb seines engsten Umfeldes. Situative Effekte weiter gefaßter Kontexte -denen Flanagan großes Gewicht beimißt -können mangels adäquater Daten dagegen nicht berücksichtigt werden. Insbesondere bleiben also Charakteristika der Region, in der der einzelne lebt, außen vor. So muß die Frage, ob ein Wohnort in einer besonders von Arbeitslosigkeit betroffenen Region den individuellen Akzent auf soziale Werte erhöht, einer späteren Untersuchung vorbehalten bleiben.
Betroffenheit von Arbeitslosigkeit Die Messung der situativen Faktoren wurde durch die Verfahren der Wohlfahrtsforschung angeregt, sie muß aber vor allem wegen ihres geringen Umfangs hinter der theoretischen und operationalen Rigorosität dieser Forschungseinrichtung zurückstehen. Die individuellen Lebensbedingungen werden mittels objektiver und subjektiver Komponenten erfaßt, decken also tatsächliche Gegebenheiten sowie Wahrnehmungen und Bewertungen ab. Angesichts der auf die Ost-West-Unterschiede bezogenen Fragestellung erwies es sich als angebracht, die Erhebung der Wohlfahrt auf die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit zu fokussieren. Eine vollständige Erfassung der objektiven und subjektiven Wohlfahrt in ihren unterschiedlichen Aspekten geht also nicht in diese Analyse ein
Die individuelle Betroffenheit von Arbeitslosigkeit wird in vier Aspekten erfaßt, wovon drei an objektive Gegebenheiten anknüpfen. Dies sind: 1. gegenwärtige Arbeitslosigkeit;
2. Entlassung in der Zeit nach der Wende;
3. Langzeitarbeitslosigkeit in der Zeit nach der Wende;4. Befürchtung, künftig arbeitslos zu werden (als subjektive Komponente).
Die gegenwärtige Arbeitslosigkeit bezieht sich auf den Befragten selbst, während die verbleibenden Aspekte Haushaltsmitglieder einbeziehen. Tabelle 1 stellt die Häufigkeit dieser unterschiedlichen Arten der Konfrontation mit der Arbeitslosigkeit dar.
In allen vier Fällen wird die stärkere Problematik der Situation in den neuen Ländern sichtbar. Der Anteil der von Arbeitslosigkeit Betroffenen beträgt bei jedem dieser Aspekte in Ostdeutschland mindestens das Doppelte (Befürchtung von Arbeitslosigkeit), aber bis zum Vierfachen des in Westdeutschland verzeichneten Wertes (Entlassung in den Jahren nach der Wende). Diese von der Arbeitslosigkeit markierte objektive „innere Mauer“ erweist sich als ähnlich ausgeprägt wie die oben dargestellten Unterschiede in den Wertvorstellungen. Immerhin 25 Prozent der Befragten in den alten Ländern sind von einem oder mehreren dieser Aspekte von Arbeitslosigkeit betroffen, aber etwas mehr als jeder zweite in den neuen Ländern (51, 8 Prozent). Knapp zwei Prozent der Westdeutschen, aber knapp neun Prozent der Ostdeutschen sind allen vier Aspekten der Arbeitslosigkeit ausgesetzt. In der gefühlskalten Sprache der wissenschaftlichen Analyse bedeutet dieses hohe Maß an Variation der unabhängigen Variablen vielversprechende Ausgangsbedingungen, um diese hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Wertunterschiede zwischen den Deutschen in Ost und West zu überprüfen.
Bei der Betrachtung dieser Zahlen wird auch die Notwendigkeit deutlich, die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit nicht lediglich in Form der gegenwärtigen Beschäftigungssituation zu spezifizieren. Wenn eine einstellungsprägende Wirkung der Arbeitslosigkeit angenommen wird, dann ist es naheliegend, Nachwirkungen in der jüngsten Vergangenheit liegender Entlassungen bzw. Zeiten von Arbeitslosigkeit zu berücksichtigen. Zudem ist die gegenwärtige Beschäftigungssituation wegen der vergleichsweise geringen Anteile von Betroffenheit am wenigsten geeignet für die Verwendung in statistischen Verfahren.
Für die Analyse ist es zweckmäßig, diese unterschiedlichen Aspekte der Arbeitslosigkeit zu einer Variablen zusammenzufassen. Dies wird gemeinsam mit der Skalierung der abhängigen Variablen im anschließenden Abschnitt erfolgen. Da sich die Untersuchung auf eine abhängige Variable konzentriert, kann die zusammenfassende Skalierung der unterschiedlichen Arbeitslosigkeitsaspekte an die Skalierung der abhängigen Variablen angepaßt werden. Meine vorangegangene Untersuchung hatte dagegen mehrere zu erklärende Phänomene im Visier, so daß eine derartige Optimierung nicht möglich war und auf den additiven Index der Betroffenheit von Arbeitslosigkeit zurückgegriffen werden mußte
Lebenszufriedenheit Zur weitgehend an objektiven Sachverhalten anknüpfenden Erhebung der Veränderung der Lebenssituation durch die Arbeitslosigkeit tritt ergänzend die allgemeine Lebenszufriedenheit der Befragten, die als zusammenfassender Indikator der subjektiven Lebenssituation zum Einsatz kommt. Westdeutsche sind mit einem Durchschnittswert von 7, 6 zufriedener mit ihrem Leben als Ostdeutsche mit 6, 8 (der Wert 10 steht für höchste Zufriedenheit) Weil sich Arbeitslosigkeit negativ auf die Zufriedenheit mit dem Leben auswirkt ist dieser Ost-West-Unterschied in der Lebenszufriedenheit nach meinen Analysen zum überwiegenden Teil aus der unterschiedlichen Belastung des Arbeitsmarktes zu erklären Die Lebenszufriedenheit wird in den folgenden Analysen jeweils eingeführt, nachdem die Wirkung der Arbeitslosigkeit bereits untersucht wurde, um darüber hinausgehende Effekte der subjektiven Lebenssituation festzustellen. 3. Arbeitslosigkeit und Werte: Konstruktion eindimensionaler Skalen So wichtig es ist, die individuelle Konfrontation mit Arbeitslosigkeit vielschichtig zu messen, so erstrebenswert ist es, die so gewonnenen Informationen auf den für die Fragestellung zentralen Gehalt zu reduzieren. Völlig analog verhält es sich bei den Wertvorstellungen, die hier durch die Aussagen zu fünf unterschiedlichen Begriffen gemessen wurden, die den zwei Bereichen der sozialen und der liberalen Werte entstammen (vgl. Tabelle 2, rechte Spalte). Eine Möglichkeit, diese Reduktion vorzunehmen, besteht in der Konstruktion von Skalen, die im Idealfall den optimalen Kompromiß zwischen möglichst einfachem Format, aber gleichzeitig möglichst sensibler Wiedergabe der Komplexität der empirischen Wirklichkeit darstellen. Hierfür ist es ratsam auf die kanonische Korrelationsanalyse zurückzugreifen
Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengestellt. Diese enthält die Korrelationen der einzelnen Indikatoren mit jeweils zusammenfassenden neuen Variablen (Kanonische Variable), in die sie eingehen. Dabei beschränkt sich die Darstellung ebenso wie die Analyse auf die jeweils erste der so gewonnenen Dimensionen für jede Variabiengruppe.
Es zeigt sich, daß sich die in den unterschiedlichen Aspekten der Arbeitslosigkeit enthaltene Information diesbezüglich in befriedigender Weise auf eine Dimension reduzieren läßt. Die zusammenfassende Variable „Arbeitslosigkeit“ gibt -vereinfacht gesagt -57, 6 Prozent derjenigen Informationsmenge wieder, die in den Antworten zu den vier einzelnen Aspekten enthalten ist. Dabei repräsentiert die Variable die verschiedenen Erscheinungsformen von Arbeitslosigkeit weitgehend gleichermaßen gut. Die einzelnen Korrelationen mit der zusammenfassenden Variablen unterscheiden sich kaum. Der schwächste Zusammenhang ist bei der gegenwärtigen Arbeitslosigkeit zu verzeichnen (. 67), der höchste bei der Langzeitarbeitslosigkeit nach der Wende (. 83).
Die entsprechenden Ergebnisse zu den Wertvorstellungen sind weniger überzeugend. Die Kanonische Variable verschafft der in den Antworten zuden einzelnen Wertzielen enthaltenen Information in weniger befriedigender Weise Ausdruck: Mit 24, 6 Prozent repräsentiert sie zwar einen nicht unbeträchtlichen Anteil dieser Information; gerade im Vergleich zur Arbeitslosigkeitsvariablen bleibt ihre Repräsentationskraft aber deutlich geringer. Dies reflektiert die stärkere Heterogenität der in dieser Variabiengruppe enthaltenen Komponenten, die eben soziale und liberale Ziele ansprechen. Angesichts dieser Heterogenität erscheint wiederum beachtlich, daß es überhaupt gelingt, eine gemeinsame Dimension festzustellen. Die Vorsicht gebietet es jedoch, die Analyse nicht ausschließlich auf diese Skala zu stützen. Es empfiehlt sich, die zusammenfassenden Ergebnisse aus Tabelle 1 (25 Prozent der Befragten in den alten Ländern, aber ca. 52 Prozent in den neuen Ländern sind von einem oder mehreren Aspekten der Arbeitslosigkeit betroffen) für die jeweiligen Wertebereiche weiterhin in die Analyse einzubeziehen. Im folgenden wird also untersucht, wie die Kanonische Variable „Arbeitslosigkeit“ mit der Kanonischen Variablen „Soziale versus liberale Werte“, aber auch mit den einfachen Indizes „Soziale Werte“ und „Liberale Werte“ zusammenhängt.
IV. Situative Einflüsse auf Wertvorstellungen
1. Zusammenhänge zwischen Werten, Arbeitslosigkeit und Lebenszufriedenheit Wie eng hängen nun Arbeitslosigkeit und Lebens-zufriedenheit mit sozialen und liberalen Wertzielen zusammen? Bevor untersucht werden kann, ob die Unterschiede zwischen den Deutschen in Ost und West hinsichtlich ihrer Wertziele auf die unterschiedliche Belastung durch den Arbeitsmarkt und die unterschiedlich ausgeprägte Lebenszufriedenheit zurückgeführt werden kann, ist zunächst festzustellen, ob diese Dimensionen auf der individuellen Ebene zueinander in Beziehung stehen. Die entsprechenden Befunde stützen die Hypothese, daß situative Faktoren einen Einfluß auf die Formierung von Wertvorstellungen haben können: Arbeitslosigkeit und Wertorientierungen stehen nachweisbar in Beziehung zueinander. Der zentrale Befund hierzu ist der Zusammenhang zwischen den Variablen „Arbeitslosigkeit“ und „Soziale versus liberale Werte“ (die Korrelation beträgt . 18). Wer von Arbeitslosigkeit betroffen ist, tendiert also dazu, sozialen Werten gegenüber liberalen Werten relativ höhere Wichtigkeit zuzuschreiben. Ebenso eindeutig, wie die Größenordnung des Zusammenhanges darauf verweist, daß von einer wesentlichen Bestimmung oder gar einer Determination der Werte durch die Arbeitslosigkeitsvariable nicht gesprochen werden kann, läßt der Zusammenhang zumindest auf einen wichtigen Einfluß der Arbeitslosigkeit schließen. Bereits an diesem Punkt kann also konstatiert werden, daß die Unterschiede zwischen Ost und West hinsichtlich der Orientierungen zu sozialen und liberalen Werten geringer wären, wenn die Diskrepanz in der Betroffenheit von Arbeitslosigkeit weniger kraß wäre.
Auch wenn man die Zusammenhänge zwischen der Arbeitslosigkeitsvariable und den Wertorientierungen im einzelnen betrachtet, bestätigt sich, daß Arbeitslosigkeit die Unterstützung für soziale Werte verstärkt, während zugleich eine negative Beziehung zu liberalen Werten besteht. Diese negativen Zusammenhänge fallen jedoch deutlich schwächer aus und nähern sich in dem Moment der Null-Marke, wenn die Regionen West-und Ostdeutschland getrennt betrachtet werden. Insofern läßt sich festhalten, daß Arbeitslosigkeit die Unterstützung für liberale Werte wohl nicht beeinträchtigt, während sie ohne Zweifel eine verstärkende Wirkung auf die sozialen Werte hat.
Auf welchen Aspekten der Arbeitslosigkeit beruht nun dieser Effekt? Die getrennt für Ost und West betrachteten Zusammenhänge zwischen der zusammenfassenden Wertevariable „Soziale versus liberale Werte“ und den einzelnen Aspekten der Arbeitslosigkeit zeigt, daß in erster Linie die gegenwärtige Arbeitslosigkeit und die Befürchtungen künftiger Arbeitslosigkeit mit den Wertorientierungen in Beziehung stehen. Entlassungen in den Jahren nach der Wende scheinen ohne Auswirkungen auf die Wertvorstellungen geblieben zu sein. Eine Phase der Langzeitarbeitslosigkeit nach der Wende ist etwas stärker mit den Wertvorstellungen verknüpft.
Die Lebenszufriedenheit -als Indikator der subjektiven Lebensumstände -steht ebenfalls in Beziehung zu den hier untersuchten Wertvorstellungen. Steigende Zufriedenheit geht mit einer Verlagerung der Wichtigkeitseinstufungen von den sozialen zu den liberalen Werten einher. Wiederum zeigt sich dieser Zusammenhang aber bei getrennter Betrachtung West-und Ostdeutschlands in abgeschwächtem Ausmaß.In der Gesamtschau weisen diese Ergebnisse auf merkliche Einflüsse der situativen Faktoren hin. Es zeigt sich unbestreitbar, daß die individuelle Betroffenheit von Arbeitslosigkeit die Unterstützung sozialer Werte verstärkt. Darüber hinaus geht ein geringeres Maß an allgemeiner Lebenszufriedenheit mit einer distanzierteren Beziehung zu liberalen Werten einher. Arbeitslosigkeit macht sozialer, Unzufriedenheit macht weniger liberal. In der Kombination reflektiert dies die Unterschiede zwischen Ost und West hinsichtlich der sozialen und liberalen Werte einerseits sowie der Betroffenheit von Arbeitslosigkeit und des Grades an Lebenszufriedenheit andererseits. Die Wertunterschiede zwischen Ost und West lassen sich also zumindest partiell als Reflex der unterschiedlichen Lebensbedingungen verstehen. Die weitere Analyse soll klären, in welchem Ausmaß dies der Fall ist. Zunächst soll jedoch im anschließenden Abschnitt untersucht werden, ob bestimmte gesellschaftliche Wertvermittlungsinstanzen der Abhängigkeit der Wertvorstellungen von situativen Faktoren entgegenwirken können. 2. Situative Einflüsse und gesellschaftliche Wertverinittlungsinstanzen In dem Maße, in dem Wertvorstellungen von situativen Faktoren bestimmbar sind, können Menschen flexibel auf Veränderungen der Lebensumstände reagieren. Dem einzelnen wird es dadurch möglich, ein der jeweiligen Lage angepaßtes Muster an „Konzeptionen des Wünschenswerten“ zu unterhalten. Diesem Bild der Flexibilität und Wandlungsfähigkeit steht jedoch der Anspruch auf Institutionen entgegen, deren Bestreben es ist, dauerhafte Wertvorstellungen zu vermitteln, die ihre Rechtfertigung eben nicht in der jeweiligen individuellen Lebenssituation suchen, sondern aus einem überzeitlich gültigen Wahrheitsanspruch. Das treffendste Beispiel derartiger Institutionen sind religiöse Einrichtungen. Aber auch für andere Institutionen gilt entsprechendes, wenngleich in eingeschränktem Ausmaß. Ein Deutungs-und Wertvermittlungsanspruch läßt sich immer dort konstatieren, wo bestimmte Verhaltens-'und Denkweisen als höherwertig dargestellt werden. Das gilt in gewissem Maße auch für die Gewerkschaften, die politischen Parteien, aber auch für das Bildungssystem. Dies wirft die Frage auf, ob diese gesellschaftlichen Sozialisationsinstanzen in der Lage sind, die Beeinflußbarkeit der Wertvorstellungen durch situative Faktoren -Arbeitslosigkeit und Lebenszufriedenheit -zu mindern. Vermögen es Kirchen, Gewerkschaften, Parteien oder das Bildungssystem, Wertvorstellungen derart stabil zu verankern, daß diese gegenüber Einflüssen aktueller Lebensbedingungen Stabil bleiben?
Ergebnisse zur Arbeitslosigkeit Um diese Frage zu untersuchen, wurde zunächst berechnet, ob der Einfluß der Arbeitslosigkeit auf die sozialen und liberalen Werte geringer ausfällt, wenn starke Wirkungen der Sozialisation in einer der genannten Instanzen anzunehmen sind. Dies sollte bei Befragten mit Kirchen-und Gewerkschaftsbindung, mit Bindung an eine Partei oder mit höherem Bildungsstand der Fall sein. Während diese Konzepte im allgemeinen durch Standardinstrumente der empirischen Sozialforschung zu erheben sind, bereitet die Parteibindung hier ein Problem, da die Parteiidentifikation in der zugrundeliegenden Umfrage nicht enthalten ist. Deswegen mußte hilfsweise auf die „Sonntagsfrage“ zurückgegriffen werden. Es wird also angenommen, daß Befragte, die eine Wahlabsicht angeben, häufiger den Wirkungen einer parteinahen Sozialisation ausgesetzt waren bzw. sind als solche, die diese Frage nicht beantworten oder nicht an einer Wahl teilnehmen würden.
• Diese Ergebnisse weisen in Ost und West auf deutliche Wirkungen der Sozialisation in den Kirchen hin. Bei Befragten mit Kirchenbindung fallen die Korrelationen zwischen der Betroffenheit von Arbeitslosigkeit und den unterschiedlichen Werteskalen geringer aus als bei Befragten ohne Kirchenbindung. Offensichtlich erweist sich die Nähe zur Sozialisationsinstanz der Kirchen in den alten und in den neuen Ländern als ein Puffer gegenüber kurzfristigen Einflüssen auf das Wertgefüge.
Im Westen ist dies in gleicher Weise für die Gewerkschaften und für das Bildungssystem festzustellen. Der Einfluß der Arbeitslosigkeit auf die Wertvorstellungen schwächt sich deutlich ab, wenn eine Bindung an die Gewerkschaften vorhanden ist bzw. wenn mindestens der Fachhochschulabschluß erreicht wurde. Auch diese Vermittlungsinstanzen üben also einen stabilisierenden Einfluß auf die Wertvorstellungen aus. Dieser läßt sich im Falle der Parteien nicht nachweisen, was angesichts der Schwäche des zugrundeliegenden Indikators allerdings keine abschließende Folgerung ermöglicht.
Mit Ausnahme des genannten Ergebnisses hinsichtlich der Kirchen sind in den neuen Ländern derartige Wirkungen von Sozialisationsinstanzen nicht festzustellen. Die unterschiedlichen Skalen legen im Falle der Gewerkschaftsbindung und der Wahlbeteiligung jeweils gegenteilige Schlußfolgerungen nahe, so daß von einer eindeutigen Wirkungsweise hier nicht ausgegangen werden kann. Im Falle der Bildung erscheinen die deutlichsten Effekte der Arbeitslosigkeit in der mittleren Gruppe, was mit den theoretischen Erwartungen nicht übereinstimmt. In den neuen Ländern erscheinen damit die Kirchen als die einzige der hier betrachteten Instanzen, die einem Durchschlagen der individuellen Arbeitslosigkeit auf die Wertvorstellungen entgegenwirkt.
Ergebnisse zur LebensZufriedenheit Die Funktion der Sozialisationsinstanzen als Puffer zwischen situativen Einflüssen und den Wertvorstellungen wird in den alten Ländern auch dann deutlich, wenn die allgemeine Lebenszufriedenheit anstelle der Arbeitslosigkeit als Indikator der individuellen Lebensbedingungen verwendet wird. Die Korrelation der Lebenszufriedenheit mit der Skala „Soziale versus liberale Werte“ ist bei Befragten ohne Kirchenbindung, bei potentiellen Nichtwählern und bei Befragten mit Hauptschulabschluß jeweils etwa doppelt so stark wie bei Kirchenverbundenen, potentiellen Wählern und Befragten mit mindestens Mittlerer Reife. Lediglich im Falle der Gewerkschaftsbindung scheint die Situation umgekehrt zu sein: Fehlende Bindung scheint dem Einfluß der Lebenszufriedenheit auf die Werte einen Riegel vorzuschrieben. Eine Betrachtung der Teilskalen zeigt jedoch, daß dies auf einem Vorzeichenwechsel des Zusammenhangs mit der Skala „Soziale Werte“ im nicht-signifikanten Bereich beruht. Bei den „Liberalen Werten“ sind die Relationen dagegen in der erwarteten Richtung, wenn auch nicht sehr ausgeprägt. Im ganzen sind dies deutliche Indizien dafür, daß die betrachteten gesellschaftlichen Sozialisationsinstanzen die Werte derjenigen, auf die sie Einfluß ausüben, von den individuellen Lebenssituationen partiell entkoppeln und so stabilisieren können.
In den neuen Ländern läßt sich derartiges nicht feststellen. Lediglich in einem einzigen Fall (Wahlbeteiligung) ist das Verhältnis der Koeffizienten zur kombinierten Werteskala wie erwartet: Bei potentiellen Nichtwählern ist der Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit und Werten etwas stärker als bei potentiellen Wählern. Im Falle der Kirchen-und Gewerkschaftsbindung sowie der Bildung laufen diese Relationen den theoretischen Erwartungen zuwider: Die Wertvorstellungen bei Gebildeten sowie bei den Kirchen oder Gewerkschaften nahestehenden Befragten stehen in einem stärkeren Zusammenhang mit der Lebenszufriedenheit, als dies bei den jeweiligen Vergleichsgruppen zu beobachten ist. Eine separate Betrachtung der beiden Wertebereiche bringt zwar einige Differenzierungen zutage, bestätigt jedoch das Gesamtbild, weshalb auf eine eingehendere Diskussion dieser Einzelergebnisse verzichtet werden soll.
Ais Fazit dieser Ergebnisse, die hier nur global vorgestellt werden konnten, ist festzustellen, daß die gesellschaftlichen Wertvermittlungsinstanzen der Kirchen, Gewerkschaften, Parteien und des Bildungssystems in den alten Ländern als wirkungsvolle Barrieren gegenüber situativ induzierten Veränderungen von sozialen und liberalen Werten funktionieren. Arbeitslosigkeit und Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben können bei denjenigen, die im Wirkungskreis dieser Institutionen stehen, weniger ausgeprägt auf die Wertvorstellungen einwirken. In Ostdeutschland zeigt sich ein derartiger Mechanismus bestenfalls im Ansatz. Der einzige deutliche Hinweis auf einen derartigen Effekt -die partielle Isolierung der sozialen Werte von der individuellen Arbeitslosigkeit bei vorhandener Bindung an die Kirchen -wird durch zahlreiche zuwiderlaufende Befunde relativiert. Eine Stabilisierung der sozialen und liberalen Wertvorstellungen durch die genannten Sozialisationsinstanzen findet in Ostdeutschland offenkundig nur in einem sehr beschränkten Umfang statt.
V. In welchem Ausmaß gehen die innerdeutschen Wertunterschiede auf situative Faktoren zurück?
Die Untersuchung kann sich nun wieder der zentralen Fragestellung zuwenden: Sind die Unterschiede zwischen Ost und West hinsichtlich sozialer und liberaler Werte ein Reflex der unterschiedlichen Lebensbedingungen? Inwieweit steht also hinter dem stärkeren Liberalismus der Westdeutschen die Tatsache, daß diese mit ihrem Leben im großen und ganzen zufriedener sind? Und in welchem Maße verschafft sich in der stärkeren Unterstützung für soziale Werte in Ostdeutschland die hier sehr viel höhere Arbeitslosigkeit Ausdruck? Diese Fragen wurden auf zwei Wegen untersucht, die hier aus Platzgründen nicht detailliert nachgezeichnet werden können: Zunächst wurde eine Varianzzerlegung und anschließend eine Simulation ähnlicher Lebensumstände durch Gewichtung durchgeführt.
Ergebnis der Varianzzerlegung ist, daß sich etwa ein Drittel der Unterschiede zwischen den Deutschen in Ost und West in der Gewichtung sozialer und liberaler Werte auf die unterschiedliche Belastung durch Arbeitslosigkeit und die unterschiedliche Lebenszufriedenheit zurückführen lassen. Dabei muß berücksichtigt werden, daß die hier zum Einsatz gebrachte Methode, wenn immer möglich, einen Effekt der Lebenssituation konstatiert, mithin also die tatsächlichen Effekte in der Tendenz eher über-als unterschätzen dürfte. Damit ergibt sich klar, daß die situativen Faktoren bei der Interpretation der Unterschiede zwischen Ost und West mit berücksichtigt werden müssen: Die stärkere Wertschätzung der sozialen gegenüber den liberalen Werten in Ostdeutschland ist auch ein Reflex der stärkeren Betroffenheit von Arbeitslosigkeit und der geringeren Lebenszufriedenheit -sie ist es jedoch nicht in der Hauptsache. Der größere Anteil des Ost-West-Unterschieds läßt sich nicht mit den hier berücksichtigten situativen Faktoren auf der individuellen Ebene verständlich machen und muß mithin von anderen Faktoren verursacht sein.
Die Simulation durch Gewichtung erbringt folgenden Befund: Wären Arbeitslosigkeit und Lebens-zufriedenheit in ganz Deutschland auf dem derzeitigen Niveau Ostdeutschlands, so sänken die Unterschiede in den sozialen und liberalen Wertvorstellungen um zirka ein Fünftel, ceteris paribus. Dies zeigt sich bei den sozialen Werten etwas deutlicher als bei den liberalen. Der Unterschied in den sozialen Werten reduziert sich auf 80 Prozent des Ausgangsniveaus nach Angleichung der Arbeitslosigkeit und auf 76 Prozent durch Gewichtung der Lebenszufriedenheit. Dagegen verringert sich der Ost-West-Unterschied in den liberalen Werten kaum aufgrund angeglichener Arbeitslosigkeit (auf 92 Prozent) und nur wenig mehr nach Simulation gleicher Lebenszufriedenheit (auf 85 Prozent).
Das Ausmaß, in dem sich die Abweichungen zwischen Ost und West reduzieren, ist bei diesem Verfahren geringer als bei den oben dargestellten Varianzanalysen, weil es von der Annahme absieht, daß im Zweifelsfall immer ein Effekt der Lebensbedingungen vorliegt. Die Beurteilung der unterschiedlichen Schätzungen hängt von der Einschätzung dieser Annahme ab, über die hier nicht abschließend entschieden werden kann, so daß kein definitiver Wert zu benennen ist. Mit diesen beiden unterschiedlichen Schätzungen ist aber ein Rahmen bestimmt, innerhalb dessen sich der wahre Wert wahrscheinlich befindet.
VI. Zusammenfassung und Schlußfolgerung
Im Vorstehenden wurde gezeigt, daß sich individuelle Betroffenheit von Arbeitslosigkeit und die allgemeine Lebenszufriedenheit auf die sozialen und liberalen Wertvorstellungen der Deutschen in Ost und West auswirken: In der einen oder anderen Art von Arbeitslosigkeit Betroffene denken sozialer, mit ihrem Leben Unzufriedene denken weniger liberal als der Rest der Bevölkerung. Dies bestätigt den Nutzen eines den Theorien Scott C. Flanagans entlehnten situativen Verständnisses der Formierung von Wertvorstellungen: Es ist nicht nur die Sozialisation, sondern auch die gegenwärtige Lage, von der bestimmende Einflüsse auf Werte ausgehen.
Ein Exkurs wies auf, daß diese Einflüsse kurzfristiger Faktoren auf die Werte dort besonders deutlich sind, wo gesellschaftliche Wertvermittlungsinstanzen keine Wirkungen zeigen konnten. So schirmt in den alten Ländern die Bindung an eine Kirche, an eine Gewerkschaft oder eine höhere Bildung die Wertvorstellungen in einem gewissen Maße gegen situative Einflüsse ab. In den neuen Ländern trat ein derartiger Effekt der gesellschaftlichen Sozialisationsinstanzen jedoch nicht in vergleichbarer Eindeutigkeit hervor. Offenkundig vermögen es diese Instanzen hier (noch) nicht, in ähnlichem Ausmaß stabilisierend auf Wertvorstellungen zu wirken. Dennoch fallen die Effekte der situativen Faktoren in Ostdeutschland insgesamt nicht stärker aus als in Westdeutschland.
Die hier aufgezeigten Effekte der situativen Faktoren erklären zu einem Teil die häufig als „innere Mauer“ bezeichneten Wertunterschiede zwischen den Deutschen in Ost und West. Während die Bevölkerung Westdeutschlands liberalen Werten deutlich höheren Rang einräumt als sozialen Werten, findet sich eine derartige Abstufung in Ostdeutschland nicht: Soziale Werte stehen in Ostdeutschland höher im Kurs als in Westdeutschland, liberale Werte niedriger. Diese-Unterschiede gehen zu einem Teil darauf zurück, daß Ostdeutsche wesentlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind und mit ihrem Leben im Durchschnitt etwas unzufriedener sind als Westdeutsche.
Die stärkere Betonung sozialer Werte in den neuen Ländern ist also zu einem Teil als ein Signal aus einer derzeit stark belasteten Region zu verstehen. Dies bedeutet auch, daß von einer Angleichung der Lebensbedingungen -dem erklärten Ziel des „Aufbaus Ost“ -eine Annäherung der , Wertvorstellungen erwartet werden könnte.
Die hier berücksichtigten situativen Faktoren erklären die Unterschiede in den Wertvorstellungen der Deutschen in Ost und West jedoch bei weitem nicht in umfassender Weise. Nach den verschiedenen Verfahren, den Erklärungsbeitrag der Arbeitslosigkeit und der Lebenszufriedenheit zu erfassen, läßt sich dieser etwa zwischen einem Drittel und einem Fünftel veranschlagen. Um diesen Anteil wären Ost und West in ihren sozialen und liberalen Wertvorstellungen also einander ähnlicher, wenn die individuelle Betroffenheit von der Arbeitsmarktsituation und die Lebenszufriedenheit auf einem vergleichbaren Niveau wären, ceteris paribus. Dies ist ein beachtlicher Erklärungsbeitrag, der aber gleichzeitig die Frage auf-wirft, welche Faktoren für den verbleibenden (und größeren) Teil des Ost-West-Unterschieds ausschlaggebend sind. Hierzu bieten sich mehrere Hypothesen an. -Weitere situative Faktoren auf der Mikroebene:
Die Lebenssituation der Deutschen in Ost und West unterscheidet sich nicht nur hinsichtlich des Arbeitsmarktes, sondern in einer Vielzahl weiterer Bereiche, wie etwa dem Wohnungsmarkt, dem Einkommen, der Infrastruktur, der natürlichen und städtebaulichen Umwelt etc.
Auch die Tatsache der Transformation selbst und die daraus resultierende „Unsicherheitserfahrung“ die sich nachweislich auf das Wohlbefinden auswirken könnten die Wertorientierungen beeinflussen. -Situative Faktoren auf der Makroebene: Auch wer nicht selbst von einer bestimmten Lebens-Situationbetroffen ist, könnte indirekt deren Auswirkungen auf die 'Wertvorstellungen unterliegen, wenn das weitere Umfeld überdurchschnittlich betroffen ist. Ein derartiger nicht nur nach der Theorie Flanagans plausibler Kontexteffekt könnte etwa darin bestehen, daß ein Wohnort in einer stark von Arbeitslosigkeit gezeichneten Region auch bei persönlicher Absicherung den Akzent auf soziale Werte verstärkt. Dabei sind sehr unterschiedliche Bezugskategorien derartiger Kontexteffekte denkbar: Ausschlaggebend könnte ein bestimmtes Wohnviertel sein, aber auch die höhere Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland insgesamt. Immerhin fanden sich in einer anderen Untersuchung Hinweise darauf, daß die unterschiedlichen aktuellen Lebensbedingungen in Ost und West eine der Quellen einer spezifischen Identifikation als Ostdeutscher sind Wenn Lebensbedingungen in einer Region identifikationsstiftend wirken können, vermögen sie es mit hoher Wahrscheinlichkeit überdies, Wertvorstellungen zu prägen. -Spezifische Sozialisationseinflüsse: Das politische und gesellschaftliche System der DDR proklamierte andere Wertziele als das der Bundesrepublik Deutschland. In den jeweiligen Systemen staatsnah sozialisierte Personen könnten die entsprechenden Wertorientierungen in besonders ausgeprägter Weise internalisiert haben. Zu suchen wäre also nach einer überdurchschnittlich sozialen Orientierung dieser Gruppen aus der DDR (vor allem also der ehemaligen Funktionsträger), aber auch nach einer überdurchschnittlich liberalen Orientierung der entsprechenden Gruppen in Westdeutschland.
Dieser Ansatz leitet etwa die Analysen Rollers zu den Bestimmungsgründen der Einstellungen zum Sozialstaat. -Globale Sozialisationseinflüsse: Die unterschiedliche Wertbindung der beiden politischen Systeme könnte sich über den engeren Kreis der staatsnah sozialisierten hinaus auf die Wertvorstellungen der jeweiligen Bevölkerungen insgesamt ausgewirkt haben. Die Ost-West-Unterschiede wären dann als ein bevölkerungsweites Erbe der Teilung anzusehen. Dies ist der in der politischen Einstellungsforschung weithin favorisierte Erklärungsansatz. -Innerdeutsche Abgrenzung: Dieser Faktor könnte ergänzend zu einem der obengenannten hinzutreten. Wenn sich die Wahrnehmung eines Wertunterschieds mit einem abwertenden Urteil über den anderen Landesteil vermischt, erscheint es denkbar, daß das charakteristische Wertmuster zum Zwecke der Distinktion verstärkt wird. Da negative Stereotype eine Identifikation als Ostdeutscher begründen können liegt wiederum nahe, daß sie wertprägende Wirkungen haben können
Diese Vielzahl an potentiellen Erklärungsmöglichkeiten für die Wertunterschiede zwischen Ost und West bedeutet eine hohe Hürde für die abschließende Klärung der Ursachen. In dieser Situation verbietet es sich, Kausalzusammenhänge aus einer einfachen Gegenüberstellung der Regionen herzustellen oder denjenigen Anteil eines Ost-West-Unterschieds, der sich nicht auf bestimmte Faktoren zurückführen läßt, als Anzeichen eines globalen Sozialisationseffekts zu deuten Auch hier ist ein derartiger Umkehrschluß nicht möglich. Wenn in dieser Untersuchung also ein Teil der Unterschiede zwischen den Deutschen in Ost und West in der Gewichtung sozialer und liberaler Werte auf die Unterschiede in Arbeitslosigkeit und Lebens-zufriedenheit zurückgeführt wird, muß offenbleiben, in welchem Ausmaß der verbleibende Teil dieser sogenannten „inneren Mauer“ auf darüber hinausgehenden Unterschieden in den individuellen Lebensbedingungen, auf Auswirkungen des gegenwärtigen Kontexts, auf der Sozialisation bestimmter Gruppen oder auf der globalen Sozialisation der Bevölkerung gründet und vielleicht durch das Bedürfnis nach innerdeutscher Abgrenzung verstärkt wird. Diese Studie leistet lediglich einen Beitrag zur Klärung dieser Fragen: Die Wertunterschiede zwischen Ost und West spiegeln unter anderem die Unterschiede in den situativen Faktoren der Arbeitslosigkeit und der Lebenszufriedenheit wider.
Carsten Zelle, Dr. phil., geb. 1964; 1990 bis 1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Sankt-Augustin; 1995 bis 1998 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl „Regierungssystem der Bundesrepublik Deutschland“ der Universität Potsdam; Carsten Zelle verstarb am 1. April 1998. Veröffentlichungen u. a.: Der Wechselwähler. Eine Gegenüberstellung politischer und sozialer Erklärungsansätze des Wählerwandels in Deutschland und USA, Opladen 1995; Parteien und Politiker in den USA: Personalisierung trotz party revival, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 27 (1996) 2; (Hrsg. zus. mit Christopher Anderson) Stability and Change in German Elections. How Electrates Merge, Converge or Collide, Westport (i. E.).
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