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Die Kriegsgefangenen | APuZ 7-8/1995 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 7-8/1995 Der Zweite Weltkrieg -Eine historische Bilanz Die Kriegsgefangenen Die Vertreibung der Deutschen -Ein unbewältigtes Kapitel europäischer Zeitgeschichte „Displaced Persons“. Ein vergessenes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte

Die Kriegsgefangenen

Albrecht Lehmann

/ 19 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Das politische Leben der Nachkriegszeit war bis in die Mitte der fünfziger Jahre von drei offenen Fragen überschattet: von der Forderung auf Wiedervereinigung der beiden deutschen Teilstaaten, der Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen sowie von der Rückkehr der letzten Kriegsgefangenen. Die Bedeutung der Kriegsgefangenenfrage für die entstehende Bundesrepublik ist heute kaum noch in der Öffentlichkeit präsent. Der Aufsatz vermittelt einen Eindruck von den Lebensverhältnissen in den Gefangenenlagern, erörtert die in der Öffentlichkeit verbreiteten Kenntnisse und Ansichten über das Lagerleben in verschiedenen Gewahrsamsländem. Ein weiterer Aspekt des Themas ist der Vergleich der Lebensbedingungen der deutschen Kriegsgefangenen mit denen der „feindlichen“ Gefangenen der Wehrmacht, insbesondere mit dem Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener. Das Einleben in die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der entstehenden Bundesrepublik und das Wiedereinleben in die veränderten Familiensituationen war für viele Heimkehrer ein schwieriger Prozeß.

Über die Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs wurde und wird eher ausschnitthaft berichtet -etwa über die Arbeitslager in der Sowjetunion, die endlosen Züge dorthin und vor allem über das Ende dieses Massenschicksals. Daß Hunderttausende in amerikanischer und französischer Hand eine Zeitlang unter ebenfalls extremen Lebensbedingungen gehalten wurden, wurde und wird selten erwähnt. Bevorzugtes Thema ist immer noch der Moskaubesuch des Bundeskanzlers Adenauer und seiner Reisedelegation im September 1955 und die darauf folgenden Bahnhofs-und Lager-Friedland-Szenen bei der Ankunft der letzten Heimkehrer in West-Deutschland.

Tatsächlich aber galt Adenauers Verhandlungserfolg nur einer relativ kleinen Zahl: den letzten Zehntausend. Vom Gefangenenschicksal waren im Zweiten Weltkrieg insgesamt ca. 35 Millionen Menschen betroffen, davon etwa elf Millionen auf deutscher Seite. Die Gefangenschaft deutscher Soldaten dieses Krieges zog sich über nahezu 17 Jahre hin, von seinem Beginn bis in die ersten Wochen des Jahres 1956, als bereits die Bundeswehr existierte. Die wichtigsten unter den 20 Gewahrsamsländern für deutsche Gefangene waren die Sowjetunion, die USA, Großbritannien und Frankreich. In der Sowjetunion lebten 3, 2 Millionen Gefangene unter extremen Bedingungen. Etwa ein Drittel davon ist an Entkräftung oder an Krankheiten gestorben. 3, 8 Millionen waren in amerikanische, 3, 7 Millionen in englische, 245000 in französische Gefangenschaft geraten Millionen Gefangene unter extremen Bedingungen. Etwa ein Drittel davon ist an Entkräftung oder an Krankheiten gestorben. 3, 8 Millionen waren in amerikanische, 3, 7 Millionen in englische, 245000 in französische Gefangenschaft geraten. Die Engländer und vor allem die Amerikaner übergaben schließlich 700000 ihrer Gefangenen an das inzwischen als Siegermacht anerkannte Frankreich. Nach französischer Aussage wurden die Gefangenen dringend für Arbeitsleistungen beim Wiederaufbau, bei der Beseitigung von Kriegsschäden und als Erntehelfer benötigt 1.

Die letzten Kriegsgefangenen aus den westlichen Staaten wurden 1948 repatriiert. Sie hatten immerhin -entgegen den Grundsätzen der Genfer Konvention von 1929 -noch drei Jahre nach Kriegsende in Lagern ausharren und arbeiten müssen. In der Sowjetunion hielt sich nach 1949 noch ein Rest von etwa 60000 als „Kriegsverbrecher“ Verurteilten auf 2. Dabei handelte es sich um politische Häftlinge, die von sowjetischen Gerichten widerrechtlich zu Zwangsarbeit verurteilt worden waren und danach als Faustpfand für Verhandlungen mit der Bundesrepublik zurückgehalten wurden.

Von der politisch-publizistischen Vermittlung her muß zunächst die Gefangenschaft in den westlichen Ländern von der sowjetischen unterschieden werden. Wie alle emotional besetzten politischen Themen der Nachkriegszeit war die Kriegsgefangenschaft in die Frontlinien des Kalten Krieges mit seinen klaren Welt-und Feindbildern integriert. Von einem, der ein oder zwei Jahre nach Kriegsende aus den Lagern der westlichen Länder -vor allem aus Großbritannien und den USA -zurückkam, wurde erwartet, daß er dort human behandelt, angemessen gekleidet und ernährt worden war.

Die katastrophalen Verhältnisse für Hunderttausende in den unter amerikanischer Hoheit stehenden „Rheinwiesenlagern" während der unmittelbaren Nachkriegszeit, z. B. bei Bad Kreuznach-Bretzenheim, Remagen-Sinzig, Rheinberg, waren allerdings auch im Westen Deutschlands nicht unbekannt geblieben. Dies war jedoch eher ein Thema in den Familien und Betroffenengruppen als in der Öffentlichkeit. Deutsche Kriegs-gefangene hatten aus einzelnen dieser Lager auf Befragung den Mitarbeitern der „Wissenschaftlichen Kommission für deutsche Kriegsgefangenengeschichte“ ihre Beobachtungen über das Massensterben in einzelnen Lagern mitgeteilt. Für die Information der Öffentlichkeit wurden die Zahlen der amerikanischen Stellen und die auf diesen Quellen basierenden Angaben der deutschen Gemeindeverwaltungen übernommen. Die Sterblichkeitsquote soll danach in den verschiedenen „Rheinwiesenlagern“ bei bis zu 3, 5 Prozent gelegen haben Heimkehrer aus französischen Lagern berichteten von Hungersnot und von der lebensgefährlichen Arbeit bei der Minenbeseitigung. Diese Aussagen stimmten mit denen von Mitarbeitern des Internationalen Roten Kreuzes und anderer humanitärer Institutionen überein Die veröffentlichte Meinung konzentrierte sich indes vornehmlich auf die Not der Kriegsgefangenen in der Sowjetunion -nicht zuletzt, weil dieses Massenschicksal die Gründungsphase der Bundesrepublik überspannte. Die Gefangenschaft im Westen hingegen blieb in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit ein Teilaspekt der Besatzungszeit. Als es später um wichtige Zukunftsfragen ging, um das deutsch-französische Verhältnis sowie um die Westbindung der Bundesrepublik, wären Auf-und Gegenrechnungen hinderlich gewesen. Eine öffentliche Diskussion über die Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg wäre tatsächlich, wie es der damalige Außenminister Willy Brandt formulierte, „der auf Versöhnung gerichteten Außenpolitik der Bundesrepublik nicht dienlich gewesen“ Dasselbe trifft im übrigen -in weit größerer Dimension -auf das öffentliche Verschweigen von Flucht und Vertreibung zu.

Die „Wissenschaftliche Kommission für deutsche Kriegsgefangenengeschichte“ gab im Auftrag der Bundesregierung zwischen 1962 und 1974 ihre 22bändige Forschungsreihe über die deutschen Kriegsgefangenen des'Zweiten Weltkriegs heraus. Bis zum Jahre 1969 waren diese Bände sekretiert, so daß es nahezu unmöglich war, sie für wissenschaftliche Zwecke zu nutzen. Erst seit 1975 ist das bedeutende Werk deutscher Zeitgeschichtsforschung im Buchhandel erhältlich. Über 45 000 Heimkehrer waren von Kommissions-Mitarbeitern über ihre Lebensbedingungen -teils auf Grund von Fragebögen, teils vor laufendem Tonbandgerät -befragt worden. Spätere Diskussionen unter Zeitgeschichtlern und Sozialwissenschaftlern über „Oral History“ und „Erfahrungsgeschichte“ haben diese historisch wohl einmalige Quellensammlung und zugleich methodisch innovative Dokumentation unbeachtet gelassen

Der kanadische Historiker und Journalist James Bacque veröffentlichte 1989 ein Buch über das Elend und das Sterben deutscher Kriegsgefangener in amerikanischen und französischen Lagern

Seiner polemischen Schrift folgten Diskussionen in den Vereinigten Staaten und in Deutschland.

Bacque hatte behauptet, es seien dort in den Jahren 1945 und 1946 -„von den Gewahrsamsländern geplant“ -etwa eine Million Kriegsgefangene zu Tode gekommen, zumal auch in den „Rheinwiesenlagern“. Diese Zahlenangaben und die ganze Tendenz des Buches sind von deutschen Zeitgeschichtsforschern vehement zurückgewiesen worden. Das stärkste Argument: Der Verbleib von Leichen in so großer Zahl hätte kein Geheimnis bleiben können. In der Umgebung der ehemaligen Lager fanden sich in der Tat keine Massengräber deutscher Kriegsgefangener Andererseits sind die sehr weitgehende Bereitschaft der Wissenschaftlichen Kommission und späterer Forscher, bei ihren Bewertungen den Aussagen amerikanischer und französischer Stellen Glauben zu schenken, sowie die engagierte Einseitigkeit der Historiker bei Vergleichen der Lebensbedingungen und Schicksale deutscher Gefangener in den Lagern des Westens und der Sowjetunion nur schwer zu bestreiten.

II. Kriegsgefangene in deutscher Hand -Schicksalsvergleiche

Die Behandlung von Kriegsgefangenen der Westmächte in deutschem Gewahrsam, deren Arbeitsverpflichtungen, Unterbringung und Verpflegung dürften sich, aufs Ganze gesehen, im Rahmen der Haager Landkriegsordnung von 1899 und 1907 sowie der Genfer Konventionen des Roten Kreuzes von 1929 bewegt haben Dort ist die Behandlung von Kriegsgefangenen detailliert geregelt. Eine kontroverse Diskussion über systematisch betriebene Kriegsverbrechen an französischen, englischen oder amerikanischen Gefangenen hat es in der Nachkriegszeit auf beiden Seiten der ehemaligen Frontlinien nicht gegeben. Erstaunlicherweise ist aber das erschreckende Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in deutscher Hand erst spät -nach einer zeitgeschichtlichen Dissertation von 1977 -in der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen worden. Von den etwa 5, 7 Millionen sowjetischen Kriegs-gefangenen sind etwa 3, 3 Millionen ums Leben gekommen. Eine große Zahl starb bereits in der ersten Phase (1941/42) des Rußlandkrieges, d. h. zu einer Zeit, als das Versorgungsproblem noch lösbar war.

Die Sowjetunion hatte als einziger unter den krieg-führenden Staaten des Zweiten Weltkriegs die Genfer Konvention von 1929 nicht ratifiziert. Aber sie war, wie das Deutsche Reich, in Nachfolge der Monarchie an die Haager Konvention zur Humanisierung der „Gesetze und Gebräuche des Landkriegs“ gebunden Von Seiten der Sowjetunion sind in Einzelfällen deutsche Soldaten, insbesondere Verwundete, kurz nach der Gefangennahme mit Billigung oder auf Befehl von Offizieren der Roten Armee und politischer Kommissare umgebracht worden Die sowjetische Propaganda hatte in diesem Weltanschauungskrieg die deutsche Wehrmacht in ähnlichem Maße kollektiv als „faschistisch“ verteufelt wie die deutsche den „jüdischen Bolschewismus“ der Roten Armee.

Hinzu kam ein sozialpsychologischer Aspekt, der für jeden Soldaten galt. Die Situation der Gefangennahme eines einzelnen „Feindes“ oder einer kleinen Gruppe innerhalb des Kampfgeschehens -d. h. nicht als Teil einer Masse hinter der Frontlinie -ist stets für beide Seiten äußerst heikel, denn sie verlangt vom Sieger im Moment der Konfrontation die Zurücknahme von Rachegefühlen und ein Unterdrücken eingespielter Reaktionsabläufe und Aggressionen. Das bedeutet eine Zivilisationsleistung beachtlichen Niveaus, zumal fast jeder, der länger in Kämpfe verwickelt ist, Freunde und Kameraden neben sich sterben sieht und in der Begegnung mit dem „Feind“ stets in Angst vor dessen Waffen lebt. Die Kriege nach 1945 -von Korea über Indochina und Vietnam bis Afghanistan -haben bewiesen, daß die Vorstellung von einer „Humanisierung“ des Krieges eine Illusion ist und Kriegsverbrechen immer auf beiden Seiten begangen werden.

Hinsichtlich der Behandlung der Gesamtheit der deutschen Gefangenen in sowjetischer Hand sind auch wirtschaftliche Faktoren zu berücksichtigen. Die Sowjetunion war nach dem jahrelangen Krieg auf ihrem Territorium für zwei bis drei Jahre kaum in der Lage, die eigene Bevölkerung zureichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Es verhungerten 1945 und 1946 auch Sowjetbürger in großer Zahl. Später versuchte die Regierung und Administration, die deutschen Gefangenen sowie die Gefangenen aus anderen Ländern quantitativ und qualitativ möglichst wie die eigene Bevölkerung zu versorgen. Eine bewußte Dezimierung der deutschen Gefangenen -wie von deutscher Seite gegenüber der Roten Armee -war nicht vorgesehen. Der „Kommissarbefehl“ der die Tötung politischer Offiziere der Roten Armee anordnete, und die unmenschliche Behandlung der sowjetischen Soldaten in deutschen Lagern gingen weit über das aus früheren Kriegen bekannte Maß des Schrekkens in diesem Krieg der Weltanschauungen hinaus. Das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen muß als Teil einer systematisch betriebenen nationalsozialistischen Ausrottungspolitik gesehen werden. Was immer deutsche Kriegsgefangene an Unrecht und Leid in der Sowjetunion und in westlichen Ländern erdulden mußten: Das katastrophale Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in Deutschland muß in Erinnerung bleiben. Es kommt hinzu, daß sich der Leidensweg der überlebenden Gefangenen nach ihrer Repatriierung in der Sowjetunion noch fortsetzte. Die dortige Propaganda hatte -nicht zuletzt in der Absicht, die Kampfbereitschaft der Soldaten zu heben -ein Bild von der deutschen Wehrmacht gezeichnet, dem zufolge für einen Rotarmisten nur der Selbstmord als die einzige sozial akzeptierte Form einer Kapitulation blieb. Wer später aus den Lagern der „Faschisten“ zurückkehrte, womöglich von ihrer Ideologie „infiziert“, hatte ein weiteres Martyrium vor sich -nunmehr im stalinistischen Terrorsystem der Lagerwelt des GULAG

III. Die deutschen Heimkehrer

Nicht nur in diesem Punkt hatten es die deutschen Heimkehrer besser. Doch auch sie waren in ihrer Mehrheit auf die gesellschaftliche Situation in der „Heimat“ unzureichend vorbereitet. Sie gerieten aus der „totalen Institution“ einer Lagerwelt in die dynamische Nachkriegsgesellschaft, wo körperliche und seelische Unversehrtheit die Voraussetzungen zur Durchsetzung individueller Ziele waren. Die Gefangenenlager waren stets „Zwangsgemeinschaften“ welche die Mentalität der Betroffenen über die Zeit des Aufenthaltes hinaus prägten. Neben den von der Gewahrsamsmacht angeordneten Verhaltensnormen bestanden von den Insassen geschaffene Regelungen, die meistens mit Duldung der Lagerleitung praktiziert wurden. Das hatten diese Lager mit anderen „totalen Institutionen“ gemeinsam, etwa mit Gefängnissen.

Die Entwöhnung vom „normalen Leben“ außerhalb der Lager bedeutete für viele eine Entwöhnung von selbständigen Entscheidungen. Das trifft für Heimkehrer aus allen Gewahrsamsländern zu. Hinzu kommt: Der Lagerzeit war in der Regel bereits eine , Karriere im Kommandosystem des nationalsozialistischen Staates vorausgegangen -in der Hitlerjugend, dem Arbeitsdienst, den Kasernen und schließlich im Fronteinsatz. Neben den Defiziten im öffentlichen Leben standen die gefangenentypischen Probleme im Familien-und Privatleben. Die Gefangenenlager des Zweiten Weltkriegs waren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, eine Welt der Männer. Nur etwa 30000 Frauen waren im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite in Gefangenschaft geraten (Krankenschwestern, Nachrichtenhelferinnen usw.) und in spezielle Lager eingewiesen worden Das Lager-dasein mußte deshalb zwangsläufig mit einer Habitualisierung sexueller Ersatzlösungen verbunden sein

Je länger die Gefangenen in den Lagern auszuharren hatten, desto schwieriger war später das Einleben in die neue Gesellschaft. Wer aus den Lagern der Sowjetunion zurückkehrte, hatte es schwerer als ein „Westgefangener“. Und wer nach seiner Verurteilung als „Kriegsverbrecher“ erst in den fünfziger Jahren aus dem Osten zurückkam, der fand eine in vielen Lebensbereichen neue Gesellschaft und Kultur vor. Daß sich das öffentliche Leben und die Arbeitsverhältnisse verändert hatten, hatten sie bereits aus der Ferne den Briefen und Paketen von zu Hause entnommen. Daß aber die gesellschaftlichen Veränderungen nicht einmal vor der eigenen Familie haltgemacht hatten, mußte viele schockieren

Die traditionelle Stellung des „Ernährers“ und Familienvorstandes war vielfach bereits in den Kriegsjahren -besonders in den Familien der Selbständigen -ins Wanken geraten. Damals hatte die Ehefrau, oft zum eigenen Erstaunen und zur Verwunderung von Verwandten und Nachbarn, erfolgreich die Geschäfte weitergeführt. Aber auch in den Familien von Beamten, Angestellten und Arbeitern hatten Frauen in den ersten Nachkriegsjahren -besonders in den Großstädten -„Männerarbeit“, etwa als „Trümmerfrau“, geleistet. Überall hatten die Frauen der Kriegsgefangenen teils widerwillig, teils bereitwillig die Stellung des „Familienvorstandes“ wahrgenommen und sich selbst und die Kinder durch die Zeit der Bombennächte und Nachkriegswirren geführt. Diese nun selbständig handelnden Frauen entsprachen später vielfach nicht mehr dem Erinnerungsbild des Mannes. Auch körperlich waren die schweren Kriegs-und Nachkriegsjahre an ihnen -wie an den Heimkehrern -nicht spurlos vorübergegangen.

Gelegentlich übernahm ein heranwachsender Sohn die Stellung des Vertrauten der Mutter, organisierte als „Familienvorstand“ Hamsterfahrten und Schwarzmarktgeschäfte. So fanden viele Heimkehrer eine Familiensituation vor, die ihnen die Rolle des „Fremden“ zuwies. „Der Heimkehrer“ als „entthronter Despot“ war -wie die Kriegerwitwe oder das „Besatzerliebchen“ -eine häufige Sozial-figur der Nachkriegszeit. „Den Weg zurück in die Familie zu finden ist für den Rückkehrer wohl die schwerste Aufgabe“, hieß es in einem ärztlichen Erfahrungsbericht

Trotz wachsender Distanz zum politischen System des Nationalsozialismus hatten viele während des Krieges immer noch an einen Sinn ihres Militär-

„dienstes" glauben wollen. Der Bruch in ihrer Biographie traf diejenigen unter den ehemaligen Soldaten besonders hart, die in den Kriegsjahren ihr Eigenwertgefühl und ihre soziale Anerkennung vor allem aus ihren Kriegstaten -und aus Orden und der Zugehörigkeit zu Eliteeinheiten -bezogen hatten. Bis zuletzt hatten sie auf den Sieg gehofft und teilweise noch im Gefangenenlager geglaubt, nach der Heimkehr als Helden gefeiert zu werden. Nun hatte fast niemand mehr Interesse an ihnen und ihren Kriegserfahrungen. „Heldentum“ gab es nur noch bei den Siegern. Verlierer sind als Objekte der Verehrung ungeeignet. Über die Rückkehr deutscher Soldaten in die Ost-zone bzw. in die DDR ist aus wissenschaftlicher Forschung wenig bekannt. Das Lagerleben in der Sowjetunion wurde dort in der Öffentlichkeit als ein Lehrgang „im richtigen Denken“ dargestellt Mit Ausnahme überzeugter Kommunisten versuchten die Gefangenen in West und Ost, möglichst in ein Gebiet Westdeutschlands entlassen -d. h. für letztere „umzoniert“ -zu werden. Gefangene in den westlichen Ländern hatten zwar nicht immer die Vorteile der Demokratie, aber doch immerhin die des Kapitalismus zu schätzen gelernt. In den sowjetischen Lagern hingegen wurden viele vom Überwachungssystem abgestoßen, welches von den Aktivisten der „antifaschistischen Gruppen“ etabliert worden war. Der Anteil der „Spitzel“ soll bei etwa zehn Prozent der Gefangenen gelegen haben Es entstand eine Atmosphäre des Mißtrauens, die immer wieder ihre Bestätigung erhielt, wenn einzelne in den zahllosen Verhören mit ihren privaten Aussagen gegenüber Mitgefangenen konfrontiert wurden. Unter dem Einfluß des Hungers und der politischen Überwachung zerfiel das System der Kameradschaft. Überdies wirkten die augenfälligen Versorgungsmängel im Lande und die Korruption des sowjetischen Personals abstoßend.

Schließlich hatten die Langzeitgefangenen im Osten Gelegenheit, bereits in den Lagern die Lebenschancen in den beiden deutschen Staaten zu vergleichen. Als nämlich seit 1949 Pakete aus Deutschland die Sowjetunion erreichten, verfügten einzelne über Nahrungsmittel im Übermaß -wertvolle Güter für Tauschgeschäfte mit Lagerkollegen und sowjetischem Aufsichtspersonal. Auf dieser Grundlage entstanden der „Paketwohlstand“ und ein Schwarzmarkt sowie schließlich eine neue Lagerhierarchie. Nicht die „Antifaschisten“ und „Bestarbeiter“, sondern die Empfänger von Luxuspaketen bildeten jetzt den „Lageradel“. Einzelne präsentierten und genossen ihren neuen Wohlstand, „deutsche Wurst“ und „deutsche Trainingsanzüge“. Solch ansehnliche „Liebesgaben“ kamen stets aus Westdeutschland. Die Ost-West-Grenze durchschnitt bereits die Gesellschaft und den Alltag der Kriegsgefangenenlager.

IV. Kulturarbeit und politische Beeinflussung

Das Lagerdasein bedeutete für die meisten ein tägliches Einerlei aus Arbeit und Warten auf die Entlassung, obwohl es -vor allem in den Lagern der USA und Englands -ein breites, von der Gewahrsamsmacht initiiertes Angebot an allgemeinbildenden Veranstaltungen, an Lektüre, Lagertheater, Vorträgen und Sport gab In England hatten ausgewählte prisoners of war die Möglichkeit zur Teilnahme an Sonderkursen der Universität Cambridge oder zum Opernbesuch in London. Gelegentlich konnte die Gefangenschaft tatsächlich zu einer „Lageruniversität“ werden.

Die sowjetische Gewahrsamsmacht förderte die Kulturarbeit in geringerem Maße, aber auch sie erlaubte den Gefangenen kulturelle Aktivitäten, beispielsweise die Teilnahme an Theater-und Musikgruppen. Von den Theateraufführungen und Konzerten in den Lagern und von den teils sehr ansehnlichen Ergebnissen der Gefangenen in der bildenden Kunst und in der Dichtung ist nach der Heimkehr in Zeitschriften und im Rundfunk oft berichtet worden Viele, die sich an dieser Lager-kultur beteiligt hatten, gedachten später nicht ohne Stolz ihrer eigenen künstlerischen Leistungen. Die Bilanz konnte dann durchaus zwiespältig ausfallen. Sie waren einesteils bereit, sich dem vorherrschenden Meinungsbild anzuschließen, Krieg und Gefangenschaft als „gestohlene Jahre“ ihres Lebens abzubuchen. Zugleich beklagten sie aber, daß für die in den Lagern entwickelten Interessen im späteren Arbeits-und Familienleben zu wenig Zeit blieb.

Neben den kulturellen Aktivitäten wurde in den Lagern der USA und Großbritanniens von Seiten der Leitungsgremien eine kontroverse politische Diskussion über die Ziele und Verbrechen des Nationalsozialismus initiiert. Den Einstieg dazu boten etwa Informationen über die Nürnberger Prozesse oder der amerikanische Film über die deutschen Konzentrationslager. In den Diskussionen kamen mit Zustimmung der Lagerleitung die unterschiedlichen politischen Überzeugungen zu Wort, selbst unverbesserliche Anhänger des Nationalsozialismus.

Die deutschen Soldaten waren nach der Gefangennahme über ihre politische Einstellung befragt und sorgfältig gruppiert worden, beispielsweise in England in ein achtstufiges Ordnungssystem. Dieses reichte vom „echten Antinazi“ über den „ehrlichen Anhänger des Nationalsozialismus“, der dessen „wahre moralische Fäulnis“ inzwischen erkannt hatte, bis zum unverbesserlichen Nazi In einzelnen Lagern dominierten Leute, die den Nationalsozialismus inzwischen ablehnten, in anderen überzeugte Nazis. Letztere fanden sich häufig unter jungen, von den nationalsozialistischen Institutionen geprägten Männern. Des öfteren ist es zwischen Nationalsozialisten und den von ihnen zu Verrätern erklärten kooperationsbereiten Gefangenen nicht bei Diskussionen geblieben. Es gab Lager, in denen Nationalsozialisten die politischen Gegner unter den Mitgefangenen mit stiller Duldung der Amerikaner und Engländer terrorisierten.

In den sowjetischen Gefangenenlagern war bereits während der Kriegsjahre eine antifaschistische Schulungsarbeit aufgenommen worden. Frühere Mitglieder der Kommunistischen Partei oder Abkömmlinge aus kommunistischen Familien übernahmen dabei Leitungsfunktionen. Die Mitarbeit in diesen Aktiven war allgemein mit Vergünstigungen, etwa besserer Ernährung, verbunden. Deshalb fanden sich in den ersten Jahren, den Hungerzeiten, neben den Antifaschisten aus Überzeugung zunehmend Opportunisten als Mitarbeiter. Ziel der „antifaschistischen“ Erziehung war die Vermittlung von Grundkenntnissen des Marxismus-Leninismus und die Vorbereitung von Propagandaaktionen gegen deutsche Frontsoldaten. Nach der Niederlage von Stalingrad im Winter 1942/43 kam es im Juli 1943 zur Gründung des „Nationalkomitees Freies Deutschland“ (NKFD) und ein paar Monate später des „Bundes deutscher Offiziere“ (BDO). An der Gründung waren neben kommunistischen Exilanten auch Vertreter aus bürgerlichen Berufen und Offiziere von adeliger Herkunft beteiligt. Dabei entstand ein Klassen und Sozialschichten übergreifendes „Kampfbündnis“. Über diese politischen Institutionen ist später in der Bundesrepublik kontrovers diskutiert worden, wobei es vor allem darum ging, ob die Beteiligten -wie die Männer des 20. Juli 1944 -als Widerstandskämpfer gegen Hitler gelten können

In den sowjetischen Lagern versahen die Männer des NKFD bis zur Auflösung der Institution im Herbst 1945 zusammen mit den weiterhin bestehenden Organisationen der Antifa wichtige Aufgaben bei der Leitung der Lager. Es waren allein die Mitglieder dieser Gruppen, die an der Wahl des politischen Lageraktivs teilnehmen durften Etwa die Hälfte der Lagerinsassen hat sich formal zur Mitarbeit im NKFD und in den Antifa-Aktiven bereit erklärt. Die Mehrheit ist dabei dem eingelebten Muster soldatischen Lebens in Krieg und Frieden gefolgt -mit Lippenbekenntnis und gleichzeitigem „Dienst nach Vorschrift“. Galt es doch, die Gefangenenzeit mit so wenigen Schäden wie möglich zu überleben. Lew Kopelew, der als Vernehmungsoffizier der Roten Armee tätig war, erinnerte sich später des schweren Standes, den er und seine Kollegen gerade bei einfachen Landsern aus dem Arbeitermilieu hatten: „Was fängst du mit dem Kerl an, der ist so antikommunistisch, der schimpft auf die Sowjetunion, für ihn sind die Straßen dreckig und unser Leben schlecht.“

In englischer Gefangenschaft zählten die Lager-zeitungen zum Re-education-Programm. Fast jedes Lager hatte seine Postille. Die Titel -etwa „Die Wahrheit“, „Wille und Weg“ -lassen Pathos und didaktischen Impetus erkennen. Für viele der Gefangenen handelte es sich bei diesem Lektüreangebot um „Verräterschriften“, andere lehnten die Lagerpresse wegen ihres naiv-moralisierenden Untertons ab, denn das Niveau dieser Presse war eher amateurhaft als journalistisch professionell. In England und den USA war überdies eine allgemeine, lagerübergreifende Presse verbreitet, deren prominenteste Erzeugnisse in den USA seit Ende 1944 „Der Ruf“ und in England seit Anfang 1941 „DIE WOCHEN-POST“ waren

Aus der amerikanischen Kriegsgefangenenzeitung ist zwischen 1946 und 1949 die von Alfred Andersch und Hans Werner Richter herausgegebene Publikation „DER RUF. Zeitung der jungen Ge-neration" entstanden Es sind also tatsächlich in den Lagern spätere berufliche Karrieren initiiert oder gefördert worden. DER RUF hat an der Konstitution des kulturellen Lebens in Westdeutschland als linksliberal-idealistisch orientiertes Blatt Anteil genommen. Eine vergleichbar offene Presse gab es in Frankreich nicht. In der UdSSR standen die Publikationen vollends im Dienste der Propaganda; sie schilderten die Entwicklungen in der SBZ/DDR euphorisch und brandmarkten die des Westens. Die Selektivität der Berichterstattung in der Sowjetunion wird durch die Tatsache belegt, daß Heimkehrer der Jahre 1954/55 vom Korea-Krieg (1950-1953) erst in Deutschland erfuhren

V. Die Folgen der Kriegsgefangenschaft für das kollektive Bewußtsein

Unter den Kriegsgefangenen und Heimkehrern war das Gefühl verbreitet, „Opfer“ zu sein -Opfer der Weltläufe und konkret des Nazisystems. Waren sie es doch, die Lebensgefahr und extremen Hunger erleiden und ihre Jugend im Krieg und in Lagern zubringen mußten, während die erfolgreichen Nationalsozialisten -oft zu Hause gebliebe -gerade dabei waren, sich „entnazifizieren“ zu lassen und ihre berufliche Karriere fortzusetzen. In den Aufbaujahren, den Zeiten des „Blicks nach vorn“, schwand freilich das Interesse an der unmittelbaren Vergangenheit. Nicht nur die Vernichtung der Juden und anderer „rassisch Minderwertiger“, sondern auch Flucht und Vertreibung sowie das Schicksal der Gefangenen wurden verdrängt.

Die Heimkehrer aus den westlichen Ländern kamen eher nach Hause und waren körperlich und seelisch in einer günstigeren Verfassung als die Heimkehrer aus dem Osten. In den Zeiten des Kalten Krieges paßten sie sich mit ihren Erlebnissen fast nahtlos in die vorherrschende Meinungslage ein. Wenn Kritik an den Zuständen in Frankreich oder Amerika zu hören war, blieb sie meistens privat. Das war bei den Heimkehrern aus der Sowjetunion anders. Ihre Erfahrungen deckten sich mit der vorherrschenden politischen Gefühls-lage der Öffentlichkeit; sie besaßen ein klar konturiertes „Rußlandbild“. Wie keine andere Gruppe der Bevölkerung in der Bundesrepublik verfügten die Heimkehrer aus der Sowjetunion über Lebenserfahrungen im sowjetischen System. Ein eigenes Genre, die „Kriegsgefangenenliteratur“, legte auf ihre Weise Zeugnis ab. In der Memoirenliteratur der ersten Nachkriegszeit und der fünfziger Jahre haben „Tatsachenberichte“ und Bekenntnisschriften ehemaliger Kriegsgefangener ihren festen Platz gefunden: „Ich komme soeben aus Sowjetrußland“, „ 50 Monate Sibirien“, „Vor den Toren des Lebens“, „Ich spreche die Wahrheit“ -Titel, die sich an ein großes Publikum richteten. Die literarische Qualität der Mehrzahl dieser „Berichte“, „Abrechnungen“ und „Aufrechnungen“, „einfacher, unbekannter“ ehemaliger deutscher Soldaten ist indiskutabel. Sie liegt kaum über dem Niveau der heutigen Soldatenheftchen-Literatur. Die Heimkehrerberichte hatten wie diese zum Teil hohe Auflagen, erschienen aber im Gegensatz dazu teilweise in recht angesehenen Buchverlagen Die politische Orientierung der Gattung „Heimkehrerroman“ ist uniform. Fast einhellig liegen sie auf einer politischen Linie; d. h., sie kritisieren den Kommunismus als Ar-muts-und Unrechtssystem, voller Spitzel und Gewalt nach innen und außen.

Regelmäßig werden in diesen populären Lesestoffen Vergleiche zwischen dem Kommunismus der Sowjetunion und dem nationalsozialistischen Regime gezogen. Sie verlaufen nach einheitlichem Muster: Das Naziregime ist zum Glück endgültig verschwunden. Der Autor geht schuldlos und moralisch sauber daraus hervor, zumal er -wie die anderen ehemaligen Frontsoldaten -in innerer Distanz zu ihm gestanden hatte. Das andere Un-rechtssystem, der Kommunismus der Sowjetunion, hingegen fand sich „unberechtigt“ unter den Siegermächten. Wenn es in der Nachkriegszeit in der Politik und in der öffentlichen Meinung der Bundesrepublik nicht zu einer Korrektur dieses Feindbildes kam, in der Sowjetunion statt dessen vielfach der unberechtigte Sieger über das Nazisystem und in ungebrochener Kontinuität der Gegner gesehen wurde, so hat daran -neben den Zeitereignissen seit 1945 -diese Kriegsgefangenenliteratur ihren Anteil.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Albrecht Lehmann, Gefangenschaft und Heimkehr. Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion, München 1986.

  2. Zur Geschichte der Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs liegt eine zwischen 1962 und 1974 erschienene, von der Wissenschaftlichen Kommission für deutsche Kriegsgefangenengeschichte unter der Leitung von Erich Maschke herausgegebene 22bändige Reihe vor. Zu den Todeszahlen vgl. W. Ratza (Anm. 1), S. 225.

  3. Vgl. Arthur L. Smith, Heimkehr aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Entlassung der deutschen Kriegsgefangenen, Stuttgart 1985, S. 25, 51.

  4. Zit. bei Erich Maschke, Deutsche Kriegsgefangenengeschichte. Der Gang der Forschung, in: E. Maschke (Anm. 1), S. 35.

  5. Vgl. auch den Hinweis bei Peter Steinbach, Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion. Ein Beitrag zur deutsch-sowjetischen Beziehungsgeschichte, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 24/91, S. 37-52.

  6. Vgl. James Bacque, Der geplante Tod. Deutsche Kriegs-gefangene in amerikanischen und französischen Lagern 1945-1946, Frankfurt/M. -Berlin 1989.

  7. Vgl. Manfred Messerschmidt, Entstehung und Ende der Million-Legende, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 1. Februar 1994, S. 29.

  8. Dieser Hinweis auf die Behandlung der Kriegsgefangenen der Westmächte findet sich bei Christian Streit, Die Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen und völkerrechtliche Probleme des Krieges gegen die Sowjetunion, in: Gerd R. Überschär/Wolfram Wette (Hrsg.), „Unternehmen Barbarossa“. Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion 1941, Paderborn 1984, S. 197ff.

  9. Vgl. Christian Streit, Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941-1945, Stuttgart 1978.

  10. Vgl. A. Lehmann (Anm. 2), S. 17ff.

  11. Vgl. Alfred M.de Zayas, Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle. Deutsche Ermittlungen über alliierte Völkerrechtsverletzungen im Zweiten Weltkrieg, München 19803.

  12. Vgl. Chr. Streit (Anm. 10), S. 83ff.; Helmut Krausnick/Hans-Heinrich Wilhelm, Die Truppe des Weltanschauungskrieges. Die Einsatztruppen der Sicherheitspolizei und des SD 1938-1942, Stuttgart 1981.

  13. Vgl. Alexander Solschenizyn, Der Archipel GULAG, 3 Bände, Reinbek 1978.

  14. Erving Goffman, Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen, Frankfurt/M. 1973.

  15. Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen 19725, S. 210f.

  16. Vgl. Kurt W. Böhme, Zum Schicksal der weiblichen Kriegsgefangenen, in: E. Maschke (Anm. 1), S. 317ff.

  17. Vgl. Hans Bürger-Prinz/Hans Giese (Hrsg.), Die Sexualität des Heimkehrers, Vorträge. Gehalten auf dem‘ 4. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung in Erlangen 1956, Stuttgart 1957.

  18. Vgl. Helmut Gollwitzer, ... und führen, wohin du nicht willst. Bericht einer Gefangenschaft, Gütersloh 19773; Wolfgang Borchert, Draußen vor der Tür, in: Das Gesamtwerk, Hamburg 1957.

  19. Christoph Meckel, Suchbild. Über meinen Vater, Düsseldorf 1980, S. 134.

  20. H. Kilian, Das Wiedereinleben des Heimkehrers in Familie, Ehe und Beruf, in: H. Bürger-Prinz/H. Giese (Anm. 18), S. 29.

  21. Emil Jeschonnek, Wo der Landser denken lernte. Die sowjetische Kriegsgefangenschaft im Spiegel der Zeitung „Nachrichten“, Berlin (Ost) 1959.

  22. Vgl. Diether Cartellieri, Die deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Die Lagergesellschaft (Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges, Bd. II), München 1967, S. 35.

  23. Vgl. Kurt W. Böhme, Geist und Kultur der deutschen Kriegsgefangenen im Westen (Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges, Bd. XIV), Bielefeld 1968; Henry Faulk, Die deutschen Kriegsgefangenen in Großbritannien. Re-education (Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges, Bd. XI/2), München 1970.

  24. Vgl. dazu die Museumsausstellungen im Deutschen Historischen Museum (Berlin) und die vom Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück organisierte (E. H. Segschneider) Wanderausstellung; Deutsches Historisches Museum (Hrsg.), Kriegsgefangene, Berlin 1990; Ernst Helmut Segschneider (Hrsg.), Jahre im Abseits. Erinnerungen an die Kriegsgefangenschaft, Bramsche 1991.

  25. Vgl. das monumentale Werk: Hans Joachim Schröder, Die gestohlenen Jahre, Tübingen 1992.

  26. Vgl. H. Faulk (Anm. 24), S. 85, 100, 342.

  27. Vgl. P. Steinbach (Anm. 6), S. 41; Karl-Heinz Frieser, Krieg hinter Stacheldraht. Die deutschen Kriegsgefangenen und das Nationalkomitee „Freies Deutschland“, Mainz 1981.

  28. Vgl. Alexander Fischer, Widerstand hinter Stacheldraht. Das Nationalkommitee „Freies Deutschland“ und der Bund Deutscher Offiziere in der Sowjetunion, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (Beilage) vom 10. Juli 1993.

  29. Vgl. K. -H. Frieser (Anm. 28), S. 112ff.

  30. Heinrich Böll/Lew Kopelew, Warum haben wir aufeinander geschossen?, Bornheim-Merten 1981, S. 29.

  31. Vgl. H. Faulk (Anm. 24), S. 439ff.; K. W. Böhme (Anm. 24), S. 46ff.

  32. Christoph Kießmann, Die doppelte Staatsgründung. Deutsche Geschichte 1945-1955, Göttingen 1982, S. 161 ff.

  33. Vgl. A. Lehmann (Anm. 2), S. 123.

  34. Vgl. ebd., S. 163ff.

Weitere Inhalte

Albrecht Lehmann, Dr. phil., geb. 1939; Inhaber des Lehrstuhls für Volkskunde an der Universität Hamburg. Veröffentlichungen u. a.: Gefangenschaft und Heimkehr. Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion, München 1986; Im Fremden ungewollt zuhaus. Flüchtlinge und Vertriebene in Westdeutschland 1945-1990, München 19932; zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Volkskunde, zur Gemeindeforschung, zur Lebenslaufforschung, zur Sozial-und Mentalitätsgeschichte.