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Die Gründung des Museums für Deutsche Geschichte in der DDR | APuZ 23/1994 | bpb.de

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APuZ 23/1994 Von einigen meiner deutschen Augenblicke. Eine Deutschstunde aus Anlaß der Eröffnung des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn Begegnungen mit unserer eigenen Geschichte Zur Eröffnung des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn am 14. Juni 1994 Die Gründung des Museums für Deutsche Geschichte in der DDR Ist Geschichte in Museen lehrbar?

Die Gründung des Museums für Deutsche Geschichte in der DDR

Karen Pfundt

/ 23 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Im Februar 1950 -zu einem Zeitpunkt, als die DDR noch nicht einmal ein halbes Jahr bestand -beschlossen die Mitglieder des Politbüros der SED, ein Historisches Museum zu gründen, in dem sie ihre Deutung der deutschen Geschichte bis zur Gegenwart präsentieren konnten. Die SED-Führung suchte die Mitarbeiter sorgfältig aus, da mehrere Vorgaben zu erfüllen waren: Marxistische Historiker sollten den ideologischen Führungsanspruch der Partei und bekannte nichtmarxistische Historiker das Ansehen des Museums gewährleisten. Ein weiteres Ziel war, am Museum einen marxistisch geprägten Historikernachwuchs auszubilden. Die Ausstellungsvorbereitungen wurden von der SED bis in die Einzelheiten gesteuert und kontrolliert. Die meisten nichtmarxistischen Historiker verweigerten sich alsbald dem Ansinnen, das überkommene wissenschaftliche Geschichtsbild durch ein anderes zu ersetzen, und kündigten deshalb ihre Mitarbeit auf. Die marxistischen Historiker akzeptierten zwar den Erziehungsauftrag der Partei, unterwarfen ihre eigenen Vorstellungen von einer neuen Geschichtsbetrachtung aber oft nur unwillig der Zensur der Parteiführung. Ab Juli 1952 wurde in den Räumen des Berliner Zeughauses Unter den Linden eine Ausstellung gezeigt, welche die tiefgreifende Umgestaltung der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Strukturen rechtfertigen sollte. Angesichts des radikalen Bruchs mit der Vergangenheit bemühten die führenden Funktionäre der SED die Geschichte, um Kontinuität und damit Identität zu konstruieren.

I. Die Ausgangssituation

„Ein Volk, das keine Vergangenheit mehr besitzt, hat auch keine Zukunft mehr, so wie ein Volk, das keine Zukunft mehr hat, auch in Wirklichkeit keine Vergangenheit besitzt.“ Als am 6. Juli 1952 mit diesen Worten das Museum für Deutsche Geschichte in Ostberlin eröffnet wurde, hatte das deutsche Volk seine nationalsozialistische Vergangenheit erst sieben Jahre hinter sich gelassen. Die Mehrheit der Deutschen hatte das Ende des Dritten Reiches als Ende des Krieges und nicht als Befreiung von einem verbrecherischen Regime empfunden. Noch waren die Ruinen des totalen Krieges überall sichtbar. Auch das Zeughaus Unter den Linden, in dem das Museum für Deutsche Geschichte von 1953 bis zum Ende der DDR seinen Platz finden sollte, war zum Teil noch Ruine.

Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) war mit dem Anspruch angetreten, nicht nur die Zukunft in ihrem Sinne zu gestalten, sondern auch die Vergangenheit neu zu interpretieren. Die Idee, ihre Deutung der deutschen Geschichte in einem Museum anschaulich zu machen, kam aus der Führungsspitze der SED. Zur Umsetzung bediente sie sich der Parteimitglieder im Staatsapparat, der wenigen marxistischen Historiker sowie der ersten Generation von S Juli 1952 mit diesen Worten das Museum für Deutsche Geschichte in Ostberlin eröffnet wurde, hatte das deutsche Volk seine nationalsozialistische Vergangenheit erst sieben Jahre hinter sich gelassen. Die Mehrheit der Deutschen hatte das Ende des Dritten Reiches als Ende des Krieges und nicht als Befreiung von einem verbrecherischen Regime empfunden. Noch waren die Ruinen des totalen Krieges überall sichtbar. Auch das Zeughaus Unter den Linden, in dem das Museum für Deutsche Geschichte von 1953 bis zum Ende der DDR seinen Platz finden sollte, war zum Teil noch Ruine.

Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) war mit dem Anspruch angetreten, nicht nur die Zukunft in ihrem Sinne zu gestalten, sondern auch die Vergangenheit neu zu interpretieren. Die Idee, ihre Deutung der deutschen Geschichte in einem Museum anschaulich zu machen, kam aus der Führungsspitze der SED. Zur Umsetzung bediente sie sich der Parteimitglieder im Staatsapparat, der wenigen marxistischen Historiker sowie der ersten Generation von Studenten, denen in der sowjetischen Besatzungszone das neue Geschichtsbild vermittelt worden war. Doch auch nichtmarxistische -„bürgerliche“ 2 -Historiker sollten eingespannt werden.

Wie entstand der äußere Rahmen für das Museum? Was wurde in diesem Rahmen zur Propagierung des „richtigen“ Geschichtsbildes zur Schau gestellt und mit welcher Absicht? Welche Konflikte gab es zwischen den handelnden Personen 3? Im Sinne eines Wortspiels des Kunsthistorikers Walter Grasskamp geht es im folgenden nicht nur um die „Geschichte des Überlieferten“, sondern vor allem auch um die „Lieferanten“ 4. Das Museum für Deutsche Geschichte gehörte zweifellos zu denjenigen, von denen Hans Magnus Enzensberger schrieb: „Es gibt Museen zweiten Grades, deren wichtigstes Exponat den Kuratoren gänzlich unbekannt ist: Sie zeigen die Mentalität der Aussteller vor. Solche Museen sind Selbstporträts.“ 5

II. Gründungsbeschlüsse und Strukturen

Am 18. Oktober 1945 beschlossen die Alliierten Militärkommandanten von Berlin, das von den Nationalsozialisten im Zeughaus eingerichtete Kriegsmuseum aufzulösen. Das von Bomben stark beschädigte Gebäude Unter den Linden solle, so schrieb die „Tägliche Rundschau“ im August 1947, „dem friedlichen Aufbau Berlins als Symbolstätte dienstbar gemacht“ werden 6. Dazu wurde es der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung (DZfV) in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands unterstellt in der SED-Mitglieder die Schlüsselpositionen besetzt hatten, um die Umerziehungspolitik der Partei zu verwirklichen. Im Februar 1950 änderte das Politbüro der SED den ursprünglichen Plan, im Zeughaus ein kunsthistorisches Museum einzurichten statt dessen ent-schied man sich für ein Geschichtsmuseum Als treibende Kraft kann der damals maßgebliche Parteitheoretiker Fred Oelßner, verantwortlich für Propaganda im Sekretariat des Zentralkomitees (ZK), vermutet werden Offenbar hatte er gerade in der Sowjetunion mehrere historische Museen besichtigt die große Besucherzahlen aufwiesen. Im Mai 1950 präzisierte die SED-Führung, ein „Museum der revolutionären Bewegung“ solle entstehen Das entsprach der Forderung Wilhelm Piecks auf dem kurz darauf folgenden III. Parteitag der SED, die Geschichte des „wirklichen“ deutschen Volkes, zu dem er Arbeiter und Bauern sowie „freiheitliche Denker und Dichter“ zählte, müsse im Zentrum des sozialistischen Geschichtsbildes stehen. „In den Museen unserer Deutschen Demokratischen Republik finden aber irgendwelche Winkelfürsten noch immer viel Raum und Beachtung.“

Wenige Wochen nach der Rede Piecks wurde Eduard Ullmann, ein junger Mitarbeiter des Marx-Engels-Lenin-Instituts beim ZK der SED, zum vorläufigen „Direktor des Geschichtlichen Museums im ehemaligen Zeughaus“ ernannt Walter Ulbricht stimmte die Pläne zur Einrichtung eines „Museums für Fragen der deutschen Arbeiterbewegung“ mit Vertretern der Sowjetischen Kontrollkommission (SKK) ab Bereits am 18. September 1950 lagen dem Sekretariat des ZK Vorschläge für die historischen Inhalte des Museums vor. Obwohl diese fast ausschließlich die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung umfaßten, wurde der Name „Museum für Deutsche Geschichte“ gewählt

Anschließend trat das Projekt aber für mehr als ein Jahr in den Hintergrund. Erst auf der 7. Tagung des ZK im Oktober 1951 mahnte Fred Oelßner, der „beschleunigte Aufbau“ des Museums für Deutsche Geschichte gehöre zu den „wichtigsten ideologischen Aufgaben der Partei“: „Dieses Museum wird ein wichtiges Mittel sein, der Bevölkerung auf anschauliche Weise die revolutionären Traditionen des deutschen Volkes zu vermitteln, ihr die Bedeutung von Männern wie Müntzer und Hutten, Marx und Engels, Thälmänn und Pieck zu erklären und gleichzeitig die Rolle von Lenin und Stalin für den Befreiungskampf des deutschen Volkes klarzumachen.“

Der daraufhin gefaßte ZK-Beschluß löste hektische Aktivitäten aus. In der kurzen Zeit bis zur offiziellen Gründung am 18. Januar 1952 wurden mehrere Pläne zum Inhalt des Museums sowie Haushalts-und Stellenpläne aufgestellt. Die Koordination unterstand jetzt von staatlicher Seite dem Fachreferenten für Geschichte im neugebildeten Staatssekretariat für Hochschulwesen, Herwig Förder, und seitens der Partei dem Leiter der Abteilung Propaganda des ZK der SED, Kurt Hager, sowie dem zuständigen Sekretariatsmitglied Fred Oelßner. Das Museum wurde in acht Abteilungen (Vor-und Frühgeschichte, Mittelalter, 1525-1848, 1848-1895, 1895-1918, 1918-1945, Gegenwart und „Lenin-Stalin") unter jeweils einem Abteilungsleiter und dessen Stellvertreter gegliedert. Ihre Aufgabe, von einem Direktor koordiniert, war die eigentliche museale und historische Arbeit. Ein „Wissenschaftlicher Rat“, zusammengesetzt aus zweiunddreißig Historikern und einem Präsidenten, sollte das Museum beraten und nach außen vertreten

III. Politische Steuerung über die Personalauswahl

Am aufwendigsten bei der Ostberliner Museums-gründung war die Personalauswahl. Die Partei wollte nämlich nicht nur die Strukturen und Inhalte, sondern vor allem die Personen bestimmen, die das Geschichtsbild der SED darstellen sollten. An der Auswahl beteiligt war neben den genannten Funktionären auch das Mitglied der Einsatz-kommission des Zentralkomitees der SED, Richard Herber. Sämtliche Personalvorschläge mußten durch das Sekretariat des ZK abgesegnet werden. Den Planern standen über fast alle in der DDR tätigen Historiker sogenannte Charakteristiken zur Verfügung, die von staatlichen und Partei-stellen angefertigt worden waren. Darin waren alle Historiker nach ihrer weltanschaulichen Position („bürgerlich“ oder „fortschrittlich“) und ihrer Stellung zur SED-Politik, die bürgerlichen Kandidaten außerdem nach ihrer mutmaßlichen Kooperationsbereitschaft beurteilt. So hieß es über den Neuzeit-historiker Karl Griewank: „(Er) steht in seinen wissenschaftlichen Auffassungen dem dialektischen und historischen Materialismus mit erheblichen Vorbehalten gegenüber“ „Seine Loyalität 4 ist fraglich.“ Vom Mediävisten Heinrich Sproemberg meinte man: „Eine Entwicklung im fortschrittlichen Sinne auf wissenschaftlichem Gebiet kann zwar... in gewissem Umfange erwartet werden, hat aber ihre festen Grenzen.“

Auf der ersten vollständigen Kandidatenliste für den Wissenschaftlichen Rat waren Bürgerliche und Marxisten säuberlich in zwei Spalten getrennt aufgeführt. Ziel der Planer war eine Zusammenarbeit zwischen den marxistischen und bürgerlichen Historikern „unter marxistischer Anleitung“ Alle Ratsmitglieder sollten angesehene Persönlichkeiten sein. Allerdings gab es kaum ausgewiesene marxistische Fachhistoriker. Bei manchem war die Laufbahn durch Emigration oder Haft unterbrochen worden. Von den wenigen, die als Professoren an Universitäten lehrten, wurden Alfred Meusel, Karl Obermann, Leo Stern, Heinrich Deiters und Jürgen Kuczynski verpflichtet. Von SED-Parteischulen kamen Kurt Hager, Hermann Duncker, Rudolf Lindau und Hanna Wolf. Außerdem wurden drei hohe SED-Funktionäre hinzugezogen: Albert Norden, Fred Oelßner und Paul Wandel

In der Auflistung der bürgerlichen Ratskandidaten waren fast alle zu diesem Zeitpunkt in der DDR lehrenden nichtmarxistischen Historiker vertreten. Einige hatten während der Zeit des Nationalsozialismus Lehrstühle innegehabt und waren nach der Entnazifizierung wieder eingestellt worden, wie etwa Fritz Hartung, Fritz Rörig und Wilhelm Unverzagt. Andere hatten vorher kaum Karrierechancen gehabt, sondern waren erst nach 1945 auf freigewordene Stellen berufen worden, wie Karl Griewank und Heinrich Sproemberg. Letztere zeigten daher eine gewisse Loyalität und Kompromißbereitschaft gegenüber Staat und Partei Bei den konservativen bürgerlichen Historikern überwog die Skepsis gegenüber dem neuen System. Obwohl die meisten bereit waren, ihr bisheriges Geschichtsbild bis zu einem gewissen Grad zu revidieren, wollten sie in erster Linie „das Gute der alten Tradition nach Kräften erhalten“ So meinte Fritz Hartung, es werde sich wohl bald zeigen, ob eine Diskussion möglich sei „oder ob das Museum ohne den Beirat Dinge ausführt, die mit Wissenschaft nichts mehr zu tun haben“ Alle nahmen aber zunächst ihre Berufung an, so daß die Besetzung des Wissenschaftlichen Rats planmäßig verlief

Allerdings fand sich kein bürgerlicher Kandidat bereit, den Posten des Präsidenten zu übernehmen. So übertrug man als Notlösung das Amt einem marxistischen Soziologen und Historiker bürgerlicher Herkunft, Alfred Meusel. In Personalunion wurde er ferner zum Direktor des Museums ernannt. Als einziger der in der DDR lehrenden marxistischen Historiker hatte er schon vor 1933 einen Lehrstuhl an einer Universität inne-gehabt und damit eine Qualifikation, die auch von bürgerlichen Fachkollegen respektiert wurde. Sein Stellvertreter wurde der bisherige Direktor Eduard Ullmann. Ein wichtiger Beweggrund für das Bemühen, bürgerliche Historiker -wenn auch nur in repräsentativer Funktion -zu berufen, dürfte das angestrebte Erscheinungsbild des Museums gewesen sein: Ihre Mitwirkung sollte dem Unternehmen einen Anstrich von weltanschaulicher und wissenschaftlicher Offenheit geben Um die marxistische Dominanz und die ideologische Kontrolle durch die Parteispitze zu gewährleisten, sollten dagegen die Abteilungsdirektoren sowohl SED-loyal als auch „namhafte Fachhistoriker“ sein. Die Kandidaten gehörten überwiegend zu dem kleinen Kreis marxistischer Historiker, die aus dem Exil zurückgekehrt waren. Auch über sie wurden Charakteristiken angefertigt Bei der Auswahl rangierte ideologische Zuverlässigkeit vor fachlicher Qualifikation. Die Folge war, daß bis zur offiziellen Gründung des Museums nicht alle Posten besetzt werden konnten. Zwar übernahm der österreichische Marxist Leo Stern die Abteilung 1895-1918, Erich Paterna die Abteilung 1825-1848 und Albert Schreiner die Abteilung 1918-1945. Die Abteilung 1848-1895 blieb dagegen ohne Direktor, da der vorgesehene Kandidat Karl Obermann vom Sekretariat des ZK abgelehnt wurde Auch die Abteilung Gegenwart blieb zunächst unbesetzt. Sproemberg, als einziger bürgerlicher Direktor für die Abteilung Mittelalter vorgesehen, zog sich bald nach der Gründung wieder zurück. Damit waren die leitenden Positionen -soweit überhaupt -ausschließlich mit SED-Mitgliedern besetzt.

Für die Stellvertreter-und Assistentenpositionen standen nur wenige marxistisch-leninistisch geprägte Nachwuchshistoriker zur Verfügung. Von den Studenten schlossen die ersten gerade ihr Studium ab. Die mittlere Generation fehlte infolge des Krieges und durch Abwanderung in den Westen Obwohl die Planer mittels des Instruments der Berufslenkungskommission über den Einsatz der Universitätsabsolventen entschieden konnten nicht alle Stellen besetzt werden. Schließlich mußten sogar Studenten aus dem 3. und 4. Studienjahr zur hauptberuflichen Beschäftigung am Museum herangezogen werden Selbst über die Kandidaten für die unteren Positionen wurden Charakteristiken angefertigt, in denen die Loyalität gegenüber der DDR und die marxistisch-leninistische Einstellung beurteilt wurde Bei der Auswahl der Studenten, die als zukünftige Avantgarde der Geschichtspropagandisten galten, müsse „beachtet werden, daß entwicklungsfähige Kader geschaffen werden“, lautete die Direktive der Abteilung Propaganda

IV. Das Museum als geschichtswissenschaftliches Institut

Der personellen Besetzung widmete die SED-Führung deshalb eine so große Aufmerksamkeit, weil sie dem Museum -außer der Propagierung ihres Geschichtsbildes -weitere wichtige Aufgaben zugedacht hatte. Es sollte auch ein „organisierendes Zentrum für die Arbeit aller fortschrittlichen deutschen Historiker“ sein und so die ideologische Hegemonie der SED in der Geschichtswissenschaft durchsetzen helfen. An den Universitäten fehlten dafür nämlich noch die marxistischen Kader. Das Museum sollte daher als personell und funktionell auf die Ziele der Partei zugeschnittene Parallelinstitution den universitären Lehr-und Forschungsbetrieb unterlaufen und einen partei-loyalen Nachwuchs heranziehen Durch die Zusammenführung der marxistischen Historikerschaft an einer zentralen Einrichtung sollte außerdem ein Instrument geschaffen werden, mit dem die historische Forschung überwacht und gesteuert werden konnte (was sich angesichts der Fülle der sonstigen Aufgaben später allerdings als undurchführbar erweisen sollte). Schließlich wurde dem Museum aufgetragen, ein von der SED-Führung seit längerem gefordertes marxistisch-leninistisches „Lehrbuch für deutsche Geschichte“ in Angriff zu nehmen.

Am 18. Januar 1952 traten erstmals alle 55 bis dahin verpflichteten Mitarbeiter zur konstituierenden Versammlung zusammen. Am nächsten Tag berief der Ministerpräsident der DDR, Otto Grotewohl, persönlich die Mitglieder des Wissenschaftlichen Rates. Die Zeitungen in der DDR priesen die Bedeutung des neuen Museums und zitierten ausführlich aus den Reden Innerhalb eines Monats mußten nun die Abteilungen Konzepte für die Darstellung der jeweiligen Geschichtsepochen -sogenannte Drehbücher -ausarbeiten und mit dem Vertreter der SED-Abteilung Propaganda, Ernst Diehl, abstimmen Dabei stützte man sich vor allem auf Schriften von Marx und Engels, Franz Mehring und das im Herbst 1951 vorgelegte „Lehrbuch für SED-Partei-schulen“, da es noch keine Synthese marxistischer Betrachtung der deutschen Geschichte bis zur Gegenwart gab.

In den ersten Nachkriegsjahren hatte die soge-nannte „Misere-Theorie“, wonach die deutsche Geschichte zwangsläufig in den Nationalsozialismus münden mußte, die kommunistische Sichtweise bestimmt Bald hatten sich die Partei-ideologen allerdings von ihr distanziert und einen Geschichtskanon entwickelt, in dem die positiv bewerteten Epochen dominierten Wilhelm Pieck hatte in seiner Rede auf dem III. Parteitag der SED im Juli 1950 betont, die Geschichte Deutschlands enthalte nicht nur die schmachvollen Taten der herrschenden Klassen, sondern sei auch „reich an freiheitlichen revolutionären Taten, an bedeutenden Leistungen der großen Söhne und Töchter des deutschen Volkes.. ."

Die Abkehr von der Misere-Sichtweise war bald offizielle SED-Ideologie geworden, was sich vor allem auf die -anfangs differenziertere -Schuld-diskussion auswirkte. Der Nationalsozialismus wurde, aufbauend auf der Dimitroffschen Faschismus-Theorie, nur graduell vom bürgerlich-demokratischen Kapitalismus unterschieden. Antisemitismus und Judenvernichtung stellte man in eine Reihe mit politisch motivierter Unterdrückung als Manifestation des „aggressiven monopolkapitali-stischen Wesens“ des deutschen Faschismus. Zugleich verschwand das Problem der Mitschuld der Deutschen mehr und mehr hinter der breiten Darstellung des kommunistischen Widerstands. Das Geschichtsbild verengte sich auf die Erfahrungen und das Selbstverständnis derer, welche die Machtpositionen der DDR innehatten Dies schlug sich in den „Thesenpapieren“ nieder, die Anfang März 1952 an die Mitglieder des Wissenschaftlichen Rates verschickt wurden

V. Interne Kritik am Geschichtsbild

Die meisten bürgerlichen Historiker im Wissenschaftlichen Rat zogen daraufhin ihre anfängliche Unterstützung zurück. Die Thesen seien „unmöglich nicht wegen vieler Fehler im einzelnen, sondern wegen ihrer Gesamthaltung, die lediglich die demokratische Haltung der Arbeiterschaft hervorhebt, aber die ganze Leistung unserer bürgerlichen Kultur totschweigt“, urteilte Fritz Hartung Ein Gelehrter, der seinen Ruf zu verteidigen habe, könne in einem solchen Museum nicht mitarbeiten, da es einen „unüberbrückbaren Gegensatz zwischen Wissenschaft und politischer Propaganda“ gebe Fritz Hartung, Wilhelm Unverzagt und Fritz Rörig zogen sich aus dem Wissenschaftlichen Rat zurück, ohne zum ersten Treffen erschienen zu sein Fast alle bürgerlichen Mitglieder schlossen sich an; nur Heinrich Sproemberg und Karl Griewank blieben.

Letzterer erklärte auf der ersten Tagung des Wissenschaftlichen Rates im März 1952 allerdings, wenn die politischen Thesen durch den Beirat zu billigen und zu unterschreiben seien, so könne er dies nicht tun Schriftlich warnte er in einem vier-seitigen Memorandum (das er irrtümlich ans „Ministerium für Deutsche Geschichte“ adressierte): „Gerade mit Rücksicht auf viele Besucher des Museums wird sehr zu erwägen sein, ob nicht auch eine Gefährdung der Wirkung darin liegt, daß manche Dinge so einseitig herausgestellt werden ... Sachliche Darstellung mit einer gewissen, vor allem immanenten Kritik schiene mir wirkungsvoller als eine Verurteilung, die von vornherein als kommunistisch’ gekennzeichnet werden könnte.“

Nicht alle marxistischen Historiker am Museum vertraten das einseitige Geschichtsbild, das von der Parteiführung vorgegeben wurde. Der Direktor Alfred Meusel warnte vor der Tendenz, „das Pendel gar zu weit nach der anderen Seite ausschlagen zu lassen und die deutsche Geschichte gewissermaßen als eine Beilage zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung zu behandeln“ Die wissenschaftliche Aufarbeitung der deutschen Geschichte erfordere viel mehr, „als daß wir die Schalen an der Waage der historischen Gerechtigkeit anders beladen, daß wir hier etwas fortnehmen und dort etwas dazutun, daß wir ein Minus in ein Plus und ein Plus in ein Minus verwandeln“

Für Meusel war der historische Materialismus eine geschichtswissenschaftliche Methode, aber kein Korsett, in das alle historischen Epochen gewaltsam geschnürt werden sollten. „Bei uns gibt es eine gefährliche Tendenz, die Geschichte nicht so darzustellen, wie sie eigentlich gewesen 1 ist, sondern so wie wir vermeinen, daß sie eigentlich gewesen sein müßte, und uns dabei mit Scheinbeweisen zufrieden geben.“ Die gesamte deutsche Geschichte auf materialistischer Grundlage umzuschreiben bedeute nicht, „daß man sozusagen Sozialismus und Kommunismus in jede Periode hineindichtet, auch wo das in Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist“

Es kam schließlich zu einer Konfrontation der doktrinären Parteihistoriker mit denjenigen, die sich auch traditionell akademischen Regeln verpflichtet fühlten. Alleiniger Maßstab der Doktrinäre war die Parteilinie. So gab es Auseinandersetzungen um die Abgrenzungen der Abteilungen: Während sich die Parteihistoriker für eine Periodisierung nach sowjetischem Vorbild aussprachen, wollten andere dieses Modell stärker an die deutsche Geschichte anpassen. Alfred Meusel warnte vor „Schematismus“ und meinte, man solle nicht so viele Stalin-Zitate bringen, „wir sind schließlich ein deutsches Museum“ Im Gegensatz zu Meusel, der das MfDG nicht als „Parteimuseum“ gestaltet sehen wollte kam es Albert Schreiner darauf an, „in großen Zügen die positive Leistung der Partei herauszuarbeiten“

Auch die Generation der jungen Wissenschaftler am Museum, deren Schlüsselerlebnis Krieg und Nationalsozialismus gewesen waren, hielt meist loyal zur SED und verstand ihre Arbeit als Erfüllung eines Parteiauftrags. Die Ideologie war das verbindende Moment zwischen den herrschenden Eliten und den Jüngeren, welche die Geschichte -besonders auch die für sie identitätsstiftende des Sozialismus -überwiegend nur noch in der verordneten Lesart kennenlernten Meusel klagte, durch die „vielfach unbewußte Überheblichkeit einiger junger Genossen gegenüber ihren akademischen Lehrern“ seien selbst „wohlwollende bürgerliche Gelehrte, die bereit sind, mit uns zusammenzuarbeiten, brüskiert und verletzt“ worden -Seitens der leitenden Funktionäre in Staat und Partei wurden die Museumshistoriker eher wie ausführende Organe denn wie marxistische Historiker mit eigenem wissenschaftlichem Anspruch behandelt. Meusel schrieb zwar, wenn dem wissenschaftlichen Personal nicht genügend Vertrauen entgegengebracht werde, so müsse der Hebel der Reform an dieser Stelle -dem Mangel an Vertrauen -angesetzt werden, „aber dieser Mangel kann nicht gewissermaßen mechanisch dadurch überwunden werden, daß Entscheidungen, die zu den inneren Angelegenheiten eines Instituts gehören, genehmigungspflichtig gemacht werden“ Genau dies war aber der Fall.

VI. Politische Kontrollen und Eingriffe

Am 13. Juni 1952 inspizierte das Politbüro mit Walter Ulbricht und Otto Grotewohl an der Spitze die Ausstellungsvorbereitungen. Die Abteilungen ab 1848 wurden heftig kritisiert. Die „wirkliche Linie des deutschen Volkes“ komme nicht heraus, der „Kampf der deutschen Arbeiterklasse gegen den Imperialismus“ trete nur ungenügend hervor, in der Zeit nach 1933 sei der illegale Kampf nicht ausreichend gewürdigt worden. Bemängelt wurde auch das Fehlen von Zitaten der „Klassiker“: „Ihre Werke sind zu zitieren oder sogar auszustellen.“ Entsprechend gab das Politbüro nur die Abteilungen Vor-und Frühgeschichte, Mittelalter, 1517-1848 und Marx-Engels frei; die Abteilungen nach 1848 blieben dem Publikum bei der Eröffnungsfeier am 6. Juli 1952 zunächst verschlossen. Alle Änderungen mußten dem Politbüro schriftlich vorgelegt werden Walter Ulbricht, der sich als „Historiker im Nebenberuf“ bezeichnete korrigierte eigenhändig die „Drehbücher“

Die Kompromißlosigkeit, mit der die Parteiführung auf die Einhaltung ihrer Vorgaben achtete, läßt auf die erwartete Wirkung der Präsentation schließen. Sie schloß die Furcht vor unerwünschten Ergebnissen ein, wie unter anderem in einem Schreiben Albert Schreiners abzulesen ist. Auf die Überprüfung seiner nichteröffneten Abteilung 1918-1945 drängend, schrieb er: „Meine Mahnung wäre ungerechtfertigt, wenn eine Abnahmekommission des Politbüros so schwerwiegende ideologische Fehler feststellen sollte, daß eine Eröffnung schädlich wäre. Natürlich enthalten die Darstellungen trotz der Neubearbeitung auch heute noch Schwächen und Mängel. Sie sind nach meiner Überzeugung aber nicht derart, daß sie eine Eröffnung für den Publikumsverkehr verbieten.“

Die geforderte Übereinstimmung mit der jeweiligen Parteilinie reichte bis in begriffliche Einzelheiten: Nach der II. Parteikonferenz wurde reklamiert, im Museumsstatut fehlten Worte wie „planmäßiger Aufbau des Sozialismus“, „fortschrittlich“, „wirklich wissenschaftliches Bild“ und „werktätiges Volk“

VII. Propaganda im Museum

Der Beschluß zur Einrichtung des Museums war zu einem Zeitpunkt gefallen, als durch die Gründung der Bundesrepublik und der DDR zwei deutsche Staaten entstanden waren, deren Regierungen sich beide als Vertreter aller Deutschen verstanden. Während die Bundesrepublik ihre Legitimation auf die Wahlen von 1949 gründete, leitete die Führung der SED ihre gesamtnationale politische und moralische Zuständigkeit vor allem aus ihrem Verständnis von der historischen Mission der Arbeiterklasse ab, als deren Vertreter sie sich sah.

Die Ausstellung im Ostberliner Museum entsprach den Bemühungen, den politischen Umbruch in der DDR zu legitimieren. Sie zeigte eine deutsche Geschichte, in der die Entstehung der DDR nicht das Resultat von wenigen Jahren tiefgreifender Umwälzungen war, sondern die durch jahrhundertelangen Kampf vorbereitete Erfüllung der Geschichte. „Progressive“ und „reaktionäre“ Epochen und Gestalten wurden unterschieden, wobei die progressiven ausschließlich für die DDR reklamiert, die reaktionären der Bundesrepublik Deutschland zugewiesen wurden Gleichzeitig präsentierte sich die SED als alleinige Hüterin der nationalen Einheit, obwohl der kurz nach der Eröffnung des Museums verkündete „Aufbau des Sozialismus“ in der DDR die Weichen in eine andere Richtung stellte. Die betont nationale Geschichtspropaganda legt nahe, daß die SED-Führung eine sozialistische Zielperspektive allein nicht für ausreichend hielt, um bei der Bevölkerung ein eigenes Staatsbewußtsein hervorzubringen

Die Aufgabe, dem Museumsbesucher die „Anwendung der Lehren der deutschen Geschichte in der Praxis“ optisch zu vermitteln, war nicht leicht zu erfüllen. Die „Gesetzmäßigkeit des Geschichtsgangs“ war kaum durch entsprechende Exponate darzustellen. Von den alten Zeughausbeständen war zudem nach Meinung der Historiker nur ein Fünftel brauchbar Man half sich mit großen Mengen erklärender Texte und rechtfertigte das mit der besseren Verständlichkeit für die Massen. Tatsächlich bedeutete es den Vorrang der Ideologie vor den Exponaten. Das Ergebnis war, so kriti-sierte der Direktor später selbst, „daß einzelne Räume den Charakter von an die Wand geklebten Büchern annahmen oder von Prozeßakten, die man an der Wand befestigt hatte, statt sie auf den Schreibtisch zu legen“

Es ist sehr fraglich, ob die Besucher auf diese Weise überzeugt werden konnten Selbst der stellvertretende Direktor Eduard Ullmann räumte ein gutes Jahr nach der Eröffnung ein: „Wir haben mit Gruppen, die durch die Ausstellung geführt wurden, das Experiment angestellt und in einer Aussprache festgestellt, was überhaupt im Gedächtnis haftengeblieben ist. Es war erschreckend festzustellen, wie wenig hängenblieb. Das Schlimmste war, sie hatten in der Ausstellung nichts gesehen. Man bedenke: in einer Ausstellung, die vor allem über die Augen Eindrücke vermitteln soll, hatten sie nichts gesehen.“ Sein Fazit: „Der eigentlich bleibende Eindruck des Besuchers ist der, daß ihm die Füße weh tun.“

Hinzu kam, daß in den zeitgenössischen Abteilungen das Schwergewicht auf der Geschichte der Arbeiterbewegung und der KPD lag. Sie stand der erlebten Geschichte und dem gewohnten Geschichtsbild vieler Deutscher beziehungslos gegenüber. Trotz solcher Hindernisse konnte die Aus-blendung von bestimmten Teilen der deutschen Geschichte jedoch auch bewirken, den DDR-Bürgern die „Last der Erinnerung“ zu nehmen. Stephan Hermlin formulierte einmal, es sei auf die Dauer schwer, Menschen zu regieren, die sich irgendwie schuldig fühlten Die SED-Führung, die für den von ihr regierten Teil Deutschlands jede Verantwortung für den Nationalsozialismus ablehnte, nahm die ehemaligen Mitläufer in ihr kommunistisches „Wir“, in die sozialistische Volksgemeinschaft auf.

VIII. Rückblick

Zu einem Zeitpunkt, als die DDR noch nicht einmal drei Jahre bestand, wurde ihr in einem Museum eine lange Vorgeschichte präsentiert. Diese setzte sich aus den Teilen der Geschichte zusammen, welche die aktuelle Umgestaltung der ökonomischen, politischen und sozialen Strukturen historisch rechtfertigen sollten. Die Bedeutung, welche die SED-Spitze der Kontrolle des von ihr entwickelten Geschichtsbildes beimaß, legt einen Vergleich mit der Bedeutung des Historismus in der Zeit nach der Gründung des Deutschen Reichs nahe. Wie damals bestand auch in der DDR ein enger Zusammenhang zwischen offenkundiger Traditionslosigkeit des neugeschaffenen Staates und dem Bedürfnis nach seiner geschichtlichen Legitimation

Musealisierung, so könnte man zugespitzt sagen, sei „Unfähigkeit zur Gegenwart“, eine „gewollte Selbsttäuschung“, mit der die Gegenwart auf eine doppelte Angst reagiere, nämlich keine Vergangenheit und keine Zukunft mehr zu haben Diese Bemerkung ist zwar auf einen aktuellen Trend gemünzt, läßt sich aber auch auf die Frühgeschichte der DDR anwenden: Angesichts des Bruchs mit der Vergangenheit bemühten die führenden Funktionäre der SED die Geschichte, um Kontinuität zu konstruieren, von den Problemen der Gegenwart abzulenken und eine Zukunftsperspektive zu eröffnen.

Die „neue“ Zukunft konnten die SED-Führer jedoch nur mit den „alten“ Menschen gestalten, denen gegenüber sie zunächst ihre Ideologie durchsetzen mußten. Während die meisten bürgerlichen Historiker ihre Geschichtsbetrachtung leicht revidiert fortzuführen gedachten, wollten die neuen Machthaber das überkommene Geschichtsbild durch ein anderes ersetzen. So wurden die Vertreter der verbliebenen bürgerlichen Eliten eingespannt, wo dies möglich war; wo sie störten, wurden sie verdrängt. Zwischen den mit hochgespannten Erwartungen aus dem Exil zurückgekehrten marxistischen Historikern und den Parteifunktionären tat sich oft ebenfalls eine Kluft auf. Zwar bejahten erstere den Erziehungsauftrag der Partei gegenüber der Gesellschaft, unterwarfen aber ihre eigenen Vorstellungen von einer materialistischen Geschichtswissenschaft nur unwillig der Zensur der Parteiführung. Oft wurden sie daher durch Kader der Nachwuchsgeneration ersetzt, die sich der Parteilinie leichter fügten.

Im September 1990 wurde das Ostberliner Museum für Deutsche Geschichte auf Beschluß der DDR-Regierung aufgelöst. In Abwandlung des eingangs zitierten Satzes von Alfred Meusel könnte man sagen: Ein Staat, der keine Zukunft mehr hat, braucht auch keine Vergangenheit mehr.

Fussnoten

Fußnoten

  1. So der Historiker und erste Direktor des Museums für Deutsche Geschichte (MfDG), Alfred Meusel, anläßlich der Eröffnung des Museums, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen im Bundesarchiv, Zentrales Partei-archiv (SAPMO, ZPA) IV 2/904/252, Bl. 74.

  2. Tägliche Rundschau vom 14. August 1947.

  3. Vgl. Bundesarchiv Potsdam (BAP) DR-2 878, Bl. 1.

  4. Vgl. Deutsches Historisches Museum Berlin, Hausarchiv/Museum für Deutsche Geschichte (DHMB MfDG), 1/1, Bl. 66.

  5. Vgl. Politbüro-Beschluß 14. 2. 1950, SAPMO, ZPA IV 2/2/71.

  6. Die Direktiven für die Planungsarbeiten im Museum kamen anfänglich direkt von Oelßner, BAP DR-3 4409.

  7. Vgl. Eintragungen in seinem Notizbuch wie „Revolutionsmuseum“, „Leninmuseum" etc., SAPMO, ZPA NL Oelßner 215/3.

  8. Politbüro-Beschluß 9. 5. 1950, SAPMO, ZPA IV 2/2/87.

  9. Protokoll des III. Parteitages der SED, Berlin (Ost) 1951, S. 104. Piecks Ausspruch über die „Winkelfürsten“ stand später als Motto über der ersten Museums-Ausstellung.

  10. Sekretariats-Beschluß 16. 8. 1950, SAPMO, ZPA J IV 2/3/131, Bl. 4/5.

  11. Ulbricht über Besprechung mit SKK, SAPMO, ZPA NL 36/736, Bl. 203.

  12. Sekretariats-Beschluß 18. 9. 1950, SAPMO, ZPA J IV 2/3/139, Bl. 15.

  13. Die wichtigsten Aufgaben der Partei. Entschließung vom 20. Oktober 1951 (7. Tagung), in: Dokumente der SED, Bd. III, Berlin 1952, S. 582 und S. 324: „Das ZK mißt der Schaffung des Museums für Deutsche Geschichte große Bedeutung bei. Daher werden unsere Genossen im Sekretariat für Hochschulwesen beauftragt, sofort Maßnahmen zu treffen, um die Schaffung des Museums für Deutsche Geschichte zu beschleunigen.“

  14. Vgl. „Aufgaben, Struktur und Aufbau“, SAPMO, ZPA 2/904/252, Bl. 12-19.

  15. Stellungnahme Herwig Förders, BAP DR-3 1598, Bl. 242.

  16. Abteilung Propaganda, SAPMO, ZPA IV 2/904/101, Bl. 24.

  17. Stellungnahme Herwig Förders, BAP DR-3 1599, Bl. 351.

  18. SAPMO, ZPA IV 2/904/252, Bl. 46.

  19. Vgl. Protokoll vom 12. 11. 1951, BAP DR-3 1481, Bl. 14.

  20. Vgl. auch Herwig Förders über Sproemberg: „Während des Faschismus fehlten ihm als Halbjuden die Entwicklungsmöglichkeiten, so daß seine Einstellung ziemlich antifaschistisch und um einiges loyaler zur DDR ist, als bei anderen bürgerlichen Professoren üblich.“ BAP DR-3 1599, Bl. 351.

  21. Sproemberg an Bonenfant, Archiv Akademie der Wissenschaften (AdW), Nachlaß Sproemberg, Korrespondenz 1952, Bl. 26.

  22. Hartung an Dietrich, Staatsbiliothek Preußischer Kulturbesitz Handschriftenabteilung (StbPK Ha), Nachlaß Hartung, Kasten 87/4.

  23. Vgl. Berufungsliste bei Helmut Heinz, Die Konzeption der ersten Ausstellung im Museum für Deutsche Geschichte 1952, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG), 28 (1980) 4, Anhang.

  24. Auch in anderen Bereichen ihrer Politik versuchte die SED, diese „Bündnispolitik“ mit den alten Eliten zu verwirklichen, wobei intern die instrumentelle Funktion recht offen ausgesprochen wurde. Otto Grotewohl meinte auf einer Parteivorstandssitzung, man müsse lernen, „die guten und schlechten Schafe voneinander zu trennen, mit den guten Schafen gut zu arbeiten...“ Grotewohl auf der Parteivorstandssitzung der SED, 9. 10. 1949, zitiert nach Frank Stern, Dogma und Widerspruch, München 1992, S. 87.

  25. Beschlußprotokoll vom 13. 12, 1952, SAPMO, ZPA IV 2/904/252, Bl. 14.

  26. Vgl. SAPMO, ZPA IV 2/904/252, Bl. 36 und Bl. 44.

  27. Als Grund kann man Obermanns westliches Exil vermuten. Dies läßt sich jedoch anhand der Quellen nicht nachweisen. Die Zurückdrängung von „Westemigranten“ erfolgte auch nicht systematisch, wie das Beispiel des „Westemigranten“ Alfred Meusel zeigt. SAPMO, ZPA IV 2/904/252, Bl. 102.

  28. Vgl. A. Timm (Anm. 3), S. 13.

  29. Vgl. Notiz 29. 12. 1951, SAPMO, ZPA IV 2/904/252, Bl. 40.

  30. Vgl. Aktennotiz Besprechung 11. 1. 1952, BAP DR-3 4039, Bl. 65.

  31. Z. B. über Dr. Gerda Grothe, Schülerin und spätere Chefassistentin Meusels am MfDG: „Sie wendet mit einem für eine Parteilose beachtlichen Erfolg den Marxismus-Leninismus in der Geschichte an und hat stets eine gute Haltung an den Tag gelegt.“ BAP DR-3 1599, Bl. 101

  32. Aktennotiz, SAPMO, ZPA IV 2/904/252, Bl. 44.

  33. Beschlußprotokoll, SAPMO, ZPA IV 2/904/252, Bl. 12.

  34. Vgl. Günther Heydemann, Geschichtswissenschaft im geteilten Deutschland, Frankfurt a. M. 1980, S. 150

  35. Vgl. Aktennotiz 5. 1. 1952, BAP DR-3 4039, Bl. 85. Ein Zeitzeuge: „Ein großer Teil der am Museumswesen völlig desinteressierten Mitarbeiter sah sich hier als Forscher und zukünftige Hochschullehrer tätig.“ A. Timm (Anm. 3), S. 22.

  36. Vgl. „Träger und Mittler des Nationalbewußtseins“, in: Neues Deutschland vom 20. 1. 1952; „Winkelfürsten verschwinden“, in: Berliner Zeitung vom 25. 1. 1952. Die westdeutschen Medien sprachen von einem Versuch, die deutsche Geschichte umzuschreiben. „Der letzte (Versuch), den Rosenbergs NS-Historiographie unternahm, liegt noch nicht lange zurück. Aber dieses kommunistische Werk geht rigoroser ans Werk als die demgegenüber beinahe zimperlich zu nennende frühere Umwertung der Geschichte.“ „Museum für Geschichtsfälschung“, in: Die Zeit vom 31. 1. 1952.

  37. Vgl. H. Heinz (Anm. 27), S. 342.

  38. Vgl. vor allem Alexander Abusch, Der Irrweg einer Nation, Berlin 1946.

  39. Vgl. stellvertretend für die umfangreiche Literatur über die Geschichte der DDR-Historiographie Alexander Fischer/Günther Heydemann, Geschichtswissenschaft in der DDR, 2Bde., Berlin (West) 1988.

  40. Protokoll des III. Parteitages der SED, Berlin (Ost) 1951, S. 104.

  41. Vgl. für das Folgende zuletzt Jürgen Danyel, Vom Umgang mit der Schuld, in: ZfG, 40 (1992) 10.

  42. Vgl. ebd., S. 925undS. 921.

  43. Vgl. Thesen der Abteilungen am MfDG, 1. Tagung des Wiss. Rates, in: Thüringische Universitäts-und Landes-bibliothek Handschriftenabteilung (ThULB), Nachlaß Griewank, Kasten 4.

  44. Hartung an Ritter, StbPK Ha, NL Hartung, Kasten 87/4.

  45. Hartung an Rothfels, StbPK Ha, NL Hartung, Kasten 87/4.

  46. Dieser Rücktritt erfolgte nicht, wie bisher angenommen wurde, auf Anweisung des Vorsitzenden des westdeutschen Verbandes der Historiker, Gerhard Ritter. Dieser schrieb an Hartung: „Über die Angelegenheit des Meuselschen Museums kann ich schwer urteilen, da ich die Thesen, die Sie ablehnen, nicht kenne, und da ich nicht einmal weiß, was eigentlich dieses Museum ist.“ StbPk Ha, NL Hartung, Kasten 87/4.

  47. Vgl. Bericht 1. Tagung des Wiss. Rats, BAP DR-3 4409 o. Bl.

  48. ThULB Ha, NL Griewank, Kasten 4.

  49. Insbesondere kritisierte er das zugunsten det KPD verzerrte Geschichtsbild in Albert Schreiners „Drehbuch“ für die Abteilung 1918-1945. Sein Fazit: „Das vorliegende Drehbuch ist eine Geschichte der deutschen Misere, ... exemplifiziert am Schicksal der KPD, eine Geschichte der Guten, die immer recht haben, aber leider immer verlieren, während die Schlechten, die immer unrecht haben, leider immer gewinnen. Wenn das Drehbuch nicht mit dem Sieg der sozialistischen Sowjetunion im 2. Weltkrieg ... enden würde, würde ich es für eine der traurigsten Geschichten halten, die ich je gelesen habe“. SAPMO, ZPA NL 198/86, Bl. 72/73.

  50. Referat Alfred Meusel, Die wissenschaftliche Auffassung der deutschen Geschichte, DHMB MfDG 32, Bl. 34 ff.

  51. Protokoll 4. Tagung des Wiss. Rats, DHMB MfDG 42, Bl. 125.

  52. BAP DR-3 4039, Bl. 83.

  53. Meusel an Schreiner, SAPMO, ZPA NL 198/86, Bl. 93.

  54. Aktennotiz aus der Tagung in der Abteilung Propaganda am 29. 2. 1952, BAP DR-3 4039, Bl. 10.

  55. SAPMO, ZPA NL 198/86, Bl. 59.

  56. Vgl. Hans Schleier, Geschichtswissenschaft nach 1945, in: Walter H. Pehle/Peter Sillem (Hrsg.), Wissenschaft im geteilten Deutschland, Frankfurt a. M. 1992, S. 219.

  57. Archiv AdW, NL Meusel, Bd. 36, Bl. 225-227.

  58. Archiv AdW, NL Meusel, Bd. 32, Bl. 2.

  59. BAP DR-3 4039, Bl. 13.

  60. Politbüro-Sitzung 17. 6. 1952, SAPMO, ZPA IV 2/2/216.

  61. Lothar Berthold, Sozusagen mein dritter Beruf, in: Neues Deutschland vom 14. 6. 1964.

  62. Bemerkungen der Mitglieder des Politbüros, SAPMO, ZPA IV 2/904/252, Bl. 158-163.

  63. Schreiner an Ulbricht, SAPMO, ZPA NL Schreiner 198/86, Bl. 22/23.

  64. BAP DR-3 4409, o. Bl.

  65. Vgl. Günther Heydemann, Marxistisch-leninistische Zeitgeschichte in der DDR, in: Aus Politik und Zeit-geschichte, B 36/82, S. 19.

  66. Vgl. Ulrich Neuheußer-Wespy, Erbe und Tradition in der DDR, in: A. Fischer/G. Heydemann (Hrsg.) (Anm. 43), S. 135.

  67. SAPMO, ZPA IV 2/904/252, Bl. 95/96.

  68. Ebd., Bl. 60.

  69. Referat Meusel, DHMB MfDG 42.

  70. Bei vorwiegend organisierten Gruppenbesichtigungen kamen bis Ende 1952 über 50000 Besucher. DHMB MfDG 42, Bl. 39/40.

  71. Ullmann an Oelßner, SAPMO, ZPA IV 2/904/252, Bl. 180.

  72. Vgl. Stephan Hermlin, Äußerungen 1944-1982, Berlin 1983, S. 399.

  73. Helmut Plessner hatte mit dem Blick auf das Kaiserreich dafür den Begriff „Verlegenheitshistorismus“ geprägt. Vgl. Werner Weidenfeld, Die Identität der Deutschen, Bonn 1983, S. 53.

  74. Zit. bei Gottfried Korff/Martin Roth, Das historische Museum. Labor, Schaubühne, Identitätsfabrik, Frankfurt/M. u. a. 1990, S. 10.

Weitere Inhalte

Karen Pfundt, geb. 1968; Studium der Geschichte, Kommunikations-und Politikwissenschaft in Toulouse (Frankreich), München und Berlin; freie Journalistin in Berlin.