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Die Auflösung der ostdeutschen Arbeitermilieus. Bewältigungsmuster und Handlungsspielräume ostdeutscher Industriearbeiter im Transformationsprozeß | APuZ 26-27/1993 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 26-27/1993 Das Janusgesicht sozialer Modernisierung Sozialstrukturwandel und soziale Desintegration in Ost-und Westdeutschland Neufassung eines Beitrags für die Sektion „Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie auf dem 26.deutschen Soziologentag in Düsseldorf am 1. 10. 1992. Modernisierung und Lebensstile Jugendlicher in Ost-und Westdeutschland Die Auflösung der ostdeutschen Arbeitermilieus. Bewältigungsmuster und Handlungsspielräume ostdeutscher Industriearbeiter im Transformationsprozeß Typische Sozialisationsverläufe in der DDR Einige qualitative Befunde über vier Generationen

Die Auflösung der ostdeutschen Arbeitermilieus. Bewältigungsmuster und Handlungsspielräume ostdeutscher Industriearbeiter im Transformationsprozeß

Michael Hofmann/Dieter Rink

/ 18 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

In der DDR hatten sich durch überkommene industrie-und arbeitsgesellschaftliche Strukturen die klassischen Arbeitermilieus in stärkerem Maße erhalten als in der Bundesrepublik. Der sich gegenwärtig vollziehende Strukturwandel scheint auf eine massive Deindustrialisierung gerade der alten Industrieregionen im Süden Ostdeutschlands hinauszulaufen. Damit wird dort ansässigen Arbeitermilieus langfristig die Basis entzogen. Dadurch und durch die Art und Weise, wie die betroffenen Menschen auf die Deindustrialisierung reagieren, kommt es zur Auflösung des traditionellen Arbeitermilieus. Das wird am Beispiel zweier Arbeitermilieus der Region Leipzig -den Kohle-und Chemiearbeitern von Espenhain und den Metallarbeitern von Leipzig -gezeigt. Der bald nach der politischen Wende im Herbst 1989 einsetzende Prozeß der Deindustrialisierung führte in der untersuchten Region nicht zu einheitlichen Reaktionen der beiden Arbeitermilieus; vielmehr zeichnen sich vier verschiedene Bewältigungsmuster ab: erstens das Aussitzen und die Individualisierung der Probleme, zweitens die Überanpassung und die Suche nach neuen „Patronen“ im ehemals paternalistisch geprägten Arbeitermilieu von Espenhain, drittens die Mobilisierung von Protest gegen die Deindustrialisierung bei den traditionsverbundenen Arbeitern und viertens Qualifizierung und Abwandern bei den jungen Metallarbeitern im Leipziger Metallarbeitermilieu. Die Auflösung der Arbeitermilieus setzte nicht erst mit der sich derzeit vollziehenden Deindustrialisierung ein, sondern begann bereits in den siebziger und achtziger Jahren; sie wurde jedoch durch die Entwicklung nach 1989 erheblich beschleunigt, so daß sie sich kaum aufhalten lassen dürfte.

I. Industriearbeiter im Prozeß der Deindustrialisierung

Die DDR hatte die Sozialstruktur einer Gesellschaft, an der die Modernisierungen der siebziger und achtziger Jahre weitgehend vorübergegangen waren. Nach der letzten differenzierten Erfassung der „wirtschaftlich Tätigen“ mit der Volkszählung von 981 waren 37, 1 Prozent aller Erwerbstätigen „Arbeiter in Produktionsberufen“ und etwa 9, 5 Prozent (Genossenschafts-) Bauern 1. In der Bundesrepublik gab es 1989 etwa 20 Prozent Industriearbeiter und 3, 1 Prozent Bauern (zuzüglich 2, 6 Prozent im Nebenerwerb) In der DDR hatten sich industriegesellschaftliche Strukturen in stärkerem Maße erhalten als in der Bundesrepublik. Außerdem war die DDR eine Arbeitsgesellschaft, unter anderem gekennzeichnet durch eine hohe Erwerbsquote, die vor allem auf dem hohen Anteil von erwerbstätigen Frauen (Erwerbsquote: 90 Prozent) beruhte. Arbeit hatte einen hohen Stellenwert im Leben der Menschen. Der Arbeitsplatz war nicht nur Mittel zum Erwerb, sondern auch der Ort, wo wichtige soziale Kontakte geknüpft und unterhalten (im „Arbeitskollektiv“) und wo soziale Leistungen, wie Wohnungen, Ferien- und Studienplätze, sowie kulturelle Angebote verteilt wurden.

Die DDR-Gesellschaft war in ihren wesentlichen Bereichen auf die Reproduktion dieser Strukturen ausgerichtet. So gingen etwa mit dem Ansteigen der Frauenerwerbsquote seit den fünfziger Jahren mehr und mehr Erziehungs-und Betreuungsfunktionen auf die staatlichen Kinderkrippen und -gärten sowie die Schulen über, wurde über das Bildungssystem die Reproduktion der „Facharbeitergesellschaft“ gesteuert, war der Kulturbereich auf die Befriedigung der geistigen und Unterhaltungsbedürfnisse der Arbeiterschaft abgestellt usw. All das hatte zur Folge, daß auch die Wertorientierungen und Mentalitäten in der DDR in starkem Maße von den (industrie-) arbeitsgesellschaftlichen Strukturen geprägt waren.

Der Strukturwandel in Ostdeutschland kommt nun, besonders in den alten industriellen Ballungsräumen des Südens der ehemaligen DDR, einer Deindustrialisierung gleich. Innerhalb von zwei Jahren wurden mehr als zwei Drittel der Beschäftigten der ostdeutschen Industrie abgebaut, und um den Erhalt der „industriellen Kerne“ wird noch verhandelt. Aber selbst wenn es gelingen sollte, einige der Kernstrukturen zu erhalten, besteht doch kein Zweifel darüber, daß diese Ballungsräume kaum eine industrielle Zukunft haben. Die Dimension der gegenwärtigen Wirtschaftskrise in diesen Industriegebieten läßt sich in einigen Aspekten durchaus mit den Auswirkungen der Weltwirtschafts-oder der Nachkriegskrise vergleichen. Im Gegensatz zu diesen beiden Krisen scheint die gegenwärtige aber den Abschied von der Industrieepoche in diesen Regionen zu bedeuten. Damit ist ein tiefgreifender und langwieriger sozialer und kultureller Wandlungsprozeß verbunden

Gerade das hochindustrialisierte Sachsen galt als ein traditionelles Stammland deutscher Industrie-und Arbeiterkultur, was sich in dem Emblem „Werkstatt Deutschlands“ als gelebte wie projektive Identität niederschlug. In den sächsischen Industrierevieren bildeten sich über mehrere Arbeitergenerationen hin -über Vergemeinschaftungen (wie z. B. Nachbarschaften), Vergesellschaftungen (Kultur-und Sportvereine, die Gewerkschaften und die Arbeiterparteien), eine eigene Ideologie, typische Lebensstile und feste Wählerstrukturen -eng vernetzte Arbeitermilieus heraus Wesentliche Strukturen dieser Milieus konnten die Arbeiter trotz der Anpassungs-und Enttraditionalisierungsprozesse auch im „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ DDR bewahren Durch die ausbleibende Modernisierung der Industrie ist auch ein Teil der proletarischen Lebensweise und Mentalität konserviert worden. Besonders diese Prozesse werden in den Blick genommen, wenn die DDR insgesamt als eine „vormoderne“ oder „demoderne“ Gesellschaft bezeichnet wird

Im gegenwärtig sich vollziehenden Transformationsprozeß geht die „industrielle Epoche“ in den Ballungsräumen Sachsens, die die Menschen viele Jahrzehnte geprägt und den Regionen ihre Identität verliehen hat, zu Ende. Besonders betroffen sind die Werktätigen in den Industriebetrieben: die Industriearbeiter. Ihr Anteil an den Erwerbstätigen wird sich mehr als halbieren, ihre Bedeutung in der Region wird verschwinden und ihr sozialer Status abgebaut werden.

Wir wollen im folgenden der Frage nachgehen, was aus diesen Arbeitermilieus werden wird: Lösen sie sich im Zuge der Deindustrialisierung auf? Vollziehen sie damit in den neunziger Jahren -gewissermaßen im Zeitraffer-eine Entwicklung nach, die in Westdeutschland bereits für die siebziger und achtziger Jahre als „Auflösung der proletarischen Milieus“ beschrieben wurde Wie reagieren die Arbeitermilieus auf die Deindustrialisierung, die sie ihrer Existenzgrundlage beraubt? Entwickeln sich aufgrund des bruchartigen Charakters der Deindustrialisierung eher kollektive Reaktionen in den Arbeitermilieus, oder herrschen eher individuelle Bewältigungsmuster der Krise vor Welche Handlungsspielräume haben die ostdeutschen Industriearbeiter dabei überhaupt?

II. Arbeitermilieus in industriellen Ballungsräumen -das Untersuchungsfeld

Wir wählten innerhalb des Ballungsraumes Halle-Leipzig die Stadt Leipzig und den Landkreis Borna als Untersuchungsregionen. Die Studie stützt sich auf knapp 50 themenzentrierte und sechs biographische Interviews mit Arbeitern, Kurz-arbeitern und Arbeitslosen sowie auf 50 Experten-interviews, die wir von März 1991 bis September 1992 in den genannten Regionen durchgeführt haben. Außerdem wurden die verfügbaren Wirtschaftsakten des PDS-Archivs und des Staatsarchivs Leipzig zur Braunkohle-und Metallindustrie sowie eine Reihe weiterer Dokumente (Brigadebücher, Betriebschroniken, Ortschroniken) systematisch ausgewertet.

Die Stadt Leipzig ist eine Dienstleistungsregion mit einer relativ diversifizierten Wirtschaftsstruktur. Im Industriesektor der Stadt gab es 1989 knapp 130000 Erwerbstätige (45, 4 Prozent der Erwerbstätigen insgesamt), davon rund 70000 Arbeiter (24, 4 Prozent). Innerhalb der Industrie hatte die Metallbranche mit 17, 3 Prozent einen starken Anteil an den Erwerbstätigen. Bis zum November 1990 ging die Zahl der Erwerbstätigen um etwa 35 000 Erwerbspersonen auf etwa 250 000 zurück, wovon der sekundäre Sektor, also das warenproduzierende Gewerbe, besonders betroffen war.

Die Leipziger Südregion, der Landkreis Borna, ist eine monostrukturierte Umlandregion, mit einem Industrieanteil von 73, 4 Prozent und einem Dienstleistungsanteil von 20, 7 Prozent an den Erwerbstätigen. In der Wirtschaftsstruktur des Kreises dominieren Braunkohle-, Energie-und Chemieindustrie; von den etwa 61000 Erwerbstätigen waren allein 45, 3 Prozent im Kohle-Energie-Komplex (Bergbau und Kohleverarbeitung) tätig, weitere 11, Prozent in der darauf aufbauenden Kohlechemie 9. Diese Bereiche sind auch überdurchschnittlich von Personalabbau betroffen, wodurch die Zahl der Erwerbstätigen sich in etwa halbiert hat. Infolge arbeitspolitischer Maßnahmen ist die Arbeitslosigkeit zur Zeit jedoch unterdurchschnittlich hoch (12,8Prozent im ersten Quartal 1993).

Der Stadtkreis Leipzig kann als diversifizierte Dienstleistungsregion als typisch für andere Bal-lungskerne des Ballungsraumes Halle-Leipzig (z. B. Halle), aber auch darüber hinaus, gelten (z. B. Dresden und Erfurt). Der Landkreis Borna steht für die monostrukturierten Regionen des Raumes (z. B. Leuna-Merseburg und Bitterfeld-Wolfen) und des ostdeutschen Südens.

III. Die Geschichte der sozialen Erfahrungen in zwei Arbeitermilieus

Um die Bewältigungsmuster und die Handlungsspielräume der Industriearbeiter im Prozeß der Entindustrialisierung untersuchen zu können, ist es zunächst einmal notwendig, die Grundzüge ihrer sozialen Erfahrungsgeschichte nachzuvollziehen. Die hinsichtlich der ostdeutschen Beschäftigten vielfach beschriebenen Erscheinungen von In-flexibilität, Abwarten und Initiativlosigkeit, aber auch von Kollektivsinn und Solidarität sind unseres Erachtens nur auf der Grundlage der in der DDR gewonnenen sozialen Erfahrungen und Handlungsmuster zu erklären. Diese bestimmen auch die Reaktionsweisen der Milieus wie die Bewältigungsmuster der Arbeiter im Transformationsprozeß. Im folgenden wollen wir daher die soziale Erfahrungsgeschichte typischer Arbeitermilieus der von uns ausgewählten Untersuchungsregionen kurz skizzieren. 1. Geschichte In den fünfziger und sechziger Jahren erlebten die Arbeiter in den industrialisierten Ballungsräumen im Süden der DDR einen wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg. Es entstanden Generationsfolgen in der Facharbeiterschaft (Arbeiterdynastien), die ein festes Arrangement mit den realsozialistischen Verhältnissen schlossen. Diese Rekonstruktion sozialer Netzwerke nach dem Zweiten Weltkrieg bzw. ihre Bewahrung in den fünfziger Jahren, einer Zeit raschen sozialen Wandels in der DDR, trug wesentlich zur Stabilität der sozialen und politischen Situation in der DDR bei. Es wurden staatstragende Kompromisse und Arrangements mit jenen Arbeitermilieus geschlossen, die das gesellschaftliche Klima des „Arbeiter-und-Bauern-Staates“ prägten. In unseren Untersuchungsregionen rekonstruierten sich zwei ganz unterschiedliche Arbeitermilieus: die Klientel der sozialistischen Großindustrie und das traditionsorientierte Facharbeitermilieu. a) Die Klientel dersozialistischen Großindustrie In den Arbeiterschaften der Kohle-, Chemie-und Energieindustrie in der monostrukturierten Leipziger Südregion, dem Landkreis Borna, wurde vor allem an die bereits im Nationalsozialismus gesammelten Erfahrungen mit zentralistischer und paternalistischer Steuerung der Industrie angeknüpft.

Es erneuerte sich ein soziales Milieu, das sich als Klientel um wichtige industrielle Großvorhaben und Schlüsselindustrien des sozialistischen Aufbaus sammelte. In der Leipziger Südregion betraf das die Werktätigen der strategisch bedeutsamen Braunkohleindustrie. Diese Arbeiter wurden in den fünfziger und sechziger Jahren in der DDR besonders versorgt und ihr Status in der Region politisch aufgewertet. Dieser „sozialistische Paternalismus der SED“ war eine systemspezifische Strukturvariante bürokratischer Herrschaft. Er bestand aus einer umfassenden Fürsorgepolitik, Gewährleistung sozialer Sicherheit und Geborgenheit, der Ausweitung integrativer politischer Partizipationsund Identifikationsangebote und der Duldung loyalitätssichernder Arrangements zwischen Bürgern und Machtelite Nach den Grundzügen ihrer sozialen Erfahrungsgeschichte faßten wir diese Arbeiter unter der Bezeichnung „paternalistisch orientiertes Arbeitermilieu“ zusammen. b) Das traditionsorientierte Facharbeitermilieu Die traditionsorientierten Arbeiter in den handwerklichen und industriellen Branchen (Metall-und Druckindustrie) in der Stadt Leipzig paßten sich mit Widersprüchen und Kompromissen an die volkseigenen Verhältnisse an. Auch sie knüpften mit ihrer Anpassungsstrategie an soziale Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus und davor an, die Alf Lüdke als zwischen „Hinnehmen von Herrschaft und Eigen-Sinn“ beschreibt Dieses Arbeitermilieu hielt an alten Orientierungen wie Berufsstolz, handwerklichem Können und solidarischem Zusammenhalt weitgehend fest. Seit den sechziger Jahren wurden Arrangements und „Stillhalteabkommen“ geschlossen, die den Bestand dieses traditionellen Arbeitermilieus bis in die achtziger Jahre hinein garantierten. Dieses in der Leipziger Metallindustrie verwurzelte Milieu nannten wir „traditions-und berufsorientiertes Facharbeitermilieu 2. Soziale Erfahrungen Die sozialen Erfahrungen dieser beiden Arbeitermilieus in der DDR waren durch sehr unterschiedliche Ereignisse und zeitliche Rhythmen geprägt: a) Daspaternalistisch orientierte Arbeitermilieu Das Kohlearbeitermilieu des Leipziger Raumes wurde in der Phase des Aufbaus der Grundstoffindustrien (Metallurgie, Chemie und Energie) in den fünfziger und sechziger Jahren paternalistisch gepflegt. Die Arbeiter erlebten diese Phase als Hochzeit ihrer Region und wuchsen zu „WerksGefolgschaften“ zusammen. Vielen Kohlearbeitem gelang es durch die vergleichsweise hohen Löhne und Sozialleistungen in jener Zeit, sich sozial überdurchschnittlich zu etablieren und bis in mittlere Leitungsfunktionen („Kohlefunktionäre“) aufzusteigen. Durch die Umorientierung der DDR-Industrie auf sowjetisches Erdöl ab den sechziger Jahren ist allerdings auch der staatliche Paternalismus für diese Milieus abgebaut worden. Seither wurden in der Kohleindustrie keine Modernisierungen mehr vorgenommen und auch mit der zentralen politischen Wertschätzung für die Kohlearbeiter war es vorbei. Die Arbeiter dieser Schwerpunktindustrie erlebten dies als Kränkung und Vernachlässigung. Sie wandten sich zunehmend von der „Zentrale“ ab und begannen stillschweigend ihre sozialistischen Arrangements zu kündigen. Die Arbeiterdynastien zerbrachen und damit auch die Weitergabe der Klientelerfahrungen und Arrangements mit den sozialistischen Verhältnissen. Der soziale Zusammenhalt im Kohlearbeitermilieu begann sich aufzulösen.

Auch als Mitte der siebziger Jahre infolge der Ölkrise eine zentralistisch gesteuerte Rückbesinnung auf die einheimische Braunkohle einsetzte, konnten keine neuen Arbeiterklientelen mehr geschaffen werden. In den Kohlewerken des Bomaer Reviers wurde in den späten siebziger und in den achtziger Jahren nur noch Krisenmanagement mit überwiegend berufsfremden und z. T. zwangsverpflichteten Arbeitskräften betrieben. In den achtziger Jahren erhöhte sich z. B.der Anteil der meist nur angelernten Frauen in den Kohlebetrieben des Leipziger Südens von 25 (1980) auf 35 Prozent. Vor allem Frauen und Rentner wurden als „letztes Aufgebot des Sozialismus" in den verschlissenen Anlagen eingesetzt. Diese neuen Arbeitskräfte, deren Anteil Ende der achtziger Jahre auf 70 Prozent der Belegschaft der alten Werke geschätzt werden kann, waren aber nicht in die paternalistischen Traditionen des Milieus eingebunden. Sie orientierten sich pragmatisch an den hohen Löhnen der Kohleindustrie und machten ansonsten die Erfahrung, daß man sich nur auf sich selbst verlassen kann. Die ehemalige Fürsorglichkeit des Staates gegenüber den Kohlearbeitern war in den siebziger und achtziger Jahren zunehmend einem rigiden Dirigismus gewichen. Das drückte sich in der Beschneidung von Investitionsmitteln bei gleichzeitiger Erhöhung der Planauflagen aus. Das führte zunehmend zu Ausfällen, Havarien und Unfällen sowie zu drastisch steigenden Umweltbelastungen.

Nur ein kleiner Teil der werksverbundenen „Kohlefunktionäre“ hielt in dieser Situation an den geschlossenen Arrangements fest und sorgte dafür, daß das Krisenmanagement in den verschlissenen Kohlewerken überhaupt gelingen konnte. b) Das traditionsund berufsorientierte Facharbeitermilieu Die Leipziger Metallarbeiter erlebten den sozialistischen Aufbau der fünfziger und sechziger Jahre ebenfalls als Hochzeit ihres Milieus. In jener Zeit errangen viele der in der DDR gebliebenen Facharbeiter und Meister Autorität wegen ihrer handwerklichen Geschicklichkeit. Sie engagierten sich häufig (auch kritisch) in den Produktionskampagnen der Aufbaujahre. Das Verhalten dieser „Arbeiterautoritäten“ wurde zum Vorbild für die Kompromißfindung und das „volkseigene Arrangement“ in der handwerklich orientierten Fach-arbeiterschaft. Sie waren es, über die wesentliche soziale Erfahrungen von Anpassung und Widerständigkeit („Eigen-Sinn“) an die nachfolgenden Arbeitergenerationen des Milieus weitergegeben wurden. Diese „Arbeiterautoritäten“ beteiligten sich zwar an den zahlreichen Produktionskampagnen der fünfziger und sechziger Jahre, aber in ironischer Distanz zu den ideologischen Zielen der Kampagnen

Die handwerkliche Geschicklichkeit und die Qualitäts-und Disziplinansprüche dieser Arbeiter waren über Jahrzehnte hinweg ein wichtiger Stabilitätsfaktor in der sozialistischen Mangelwirtschaft. 25 Jahre lang (vom Ende der fünfziger bis zur Mitte der achtziger Jahre) rekrutierten die Metallarbeiter ihr Milieu fast ausschließlich aus ihreneigenen Reihen, insbesondere denen ihrer Kinder. Erst Mitte der achtziger Jahre wurden der Modernisierungsrückstand, die Ineffizienz der Arbeitsorganisation und die schlechten Produktionsbedingungen so bedrückend, daß das „Stillhalteabkommen“ nicht mehr funktionierte. Die traditions-und berufsorientierten Facharbeitermilieus begannen zu zerfallen. So bot die Arbeit in den Metallbetrieben für die nachwachsenden, qualifizierten Facharbeiter weder hinsichtlich des Verdienstes noch des Status oder der Chancen Anreize. Viele gut ausgebildete junge Facharbeiter wandten sich zunehmend vom Milieu und den teilweise auch im Milieu tradierten sozialistischen Vorstellungen ab. So zeigen die Befunde des Leipziger Zentralinstituts für Jugendforschung eine rapide abnehmende Identifikation mit der DDR bzw.dem Sozialismus Auch das Vorbild der alten „Arbeiterautoritäten“ wurde immer brüchiger, die sozialen Erfahrungen von Arrangement und Kompromiß nicht mehr angenommen. Die Arbeits-und Lebensansprüche der jungen Facharbeiterschaft gingen weit über die Kompromisse der „Arbeiterautoritäten“ hinaus. Der darin zum Ausdruck kommende Generationenriß machte sich in der starken Überalterung des Arbeitermilieus bemerkbar. Die Folge war häufig der Wechsel in angesehenere Berufe oder die Ausreise in den Westen Deutschlands. (Diese Facharbeiter stellten bei der Ausreisewelle von 1989/90 den größten Teil der Ausreisenden.) 3. Zusammenfassung In der sozialen Erfahrungsgeschichte der Arbeiter-milieus der Region Leipzig lassen sich verschiedene Etappen unterscheiden: 1. Prägende soziale Erfahrungen und Muster stammen aus den fünfziger und sechziger Auf-baujahren und wurden konserviert. 2. Das paternalistisch orientierte Milieu begann sich seit den siebziger Jahren aufzulösen. Eine Ausnahme hiervon bildeten nur die relativ kleinen Kerne werksverbundener Facharbeiter, die die Klienteltradition fortzusetzen versuchten.

An die Stelle des paternalistischen Arbeiter-milieus traten „zusammengesuchte“ Arbeitskräfte, die weniger qualifiziert waren und kaum den paternalistischen Orientierungen folgten. Diese neuen Arbeitskräfte teilten nicht mehr die sozialen Erfahrungen und Erinnerungen der industriellen Hochzeiten des Reviers. Statt einer paternalistischen Pflege erlebten sie den rigiden Dirigismus der siebziger und achtziger Jahre. 3. Im traditions-und handwerklich orientierten Metallarbeitermilieu funktionierten bis in die achtziger Jahre hinein die milieustabilisierenden Arrangements, die sogenannten Stillhalte-abkommen. Auflösungserscheinungen machten sich erst ab der Mitte der achtziger Jahre deutlich bemerkbar.

IV. Bewältigungsstrategien und Handlungsspielräume der Arbeitermilieus

Die bald nach der Wende einsetzende Deindustrialisierung in der Region rief in den beiden Arbeiter-milieus keine einheitlichen Reaktionen und Protestaktionen hervor. Dies scheint die Konsequenz der schon für die DDR-Zeit beschriebenen Auflösungsprozesse in den Milieus zu sein. Die Geschichte der sozialen Erfahrungen prägte auch ganz unterschiedliche Bewältigungsstrategien in den beiden Arbeitermilieus: 1. Die Strategie des „Aussitzens“

Die meisten Arbeiter in der monostrukturierten Region Borna standen den Entlassungen und Betriebsschließungen abwartend und chancenlos gegenüber. Denn der großen Mehrheit dieser Kohle-arbeiter fehlte die „innere Verbindung“ zu den Betrieben und ihrer Arbeit. Sie fühlten sich nicht mehr als „treue Gefolgschaft“, die ihre Betriebe verteidigt. Der Arbeiter-Generationenriß, bereits in den siebziger Jahren vollzogen, war nachhaltig und unüberwindbar. Die technische und soziale Vernachlässigung der Betriebe hatte auch die Arbeiterklientel zerstört.

Die neuen Arbeitskräfte hatten keine Hoffnung auf paternalistische Fürsorge; sie setzten auf individuelle Bewältigungsstrategien. Nachdem sie ihren ersten Schock über die Arbeitslosigkeit verdaut hatten, trafen wir die meisten entlassenen Kohlearbeiter noch in einer Phase der Erleichterung und Hoffnung an. Diese Befunde stimmen ziemlich genau mit der in der Arbeitslosenforschung beschriebenen zweiten Phase der Arbeits losigkeit (Erleichterung und konstruktive Anspannung) überein

Die entlassenen Kohlearbeiter nutzten die neue Situation zur Entspannung, renovierten ihre Wohnungen, freuten sich über ein Mehr an Erholungszeit und Zeit für die Familie. Auch waren sie zu einem guten Teil froh, den gesundheitsschädigenden Arbeitsverhältnissen in den Werken entronnen zu sein. Sie erlebten den weitgehenden Zusammenbruch der veralteten Kohlechemie als eine fast logische Konsequenz ihrer Arbeits-und Lebenserfahrung. Allerdings waren sie beunruhigt über die fehlenden Zeichen wirtschaftlicher Folge-investitionen. Durch die erste Hälfte der Abfindungssummen und das anfangs in Höhe von 90 Prozent des letzten Nettolohnes gezahlte Kurzarbeitergeld ging es ihnen finanziell erst einmal eher besser als vorher. Die meisten unternahmen deshalb kaum ernsthafte Versuche, eine neue Arbeit zu finden. Sie gaben die auch von führenden Politikern immer wieder genährte Hoffnung auf die Neuansiedlung von Industrie und Arbeitsplätzen nicht auf.

Als ihnen jedoch klar wurde, daß die Bomaer Region kaum mit neuen Industrieansiedlungen rechnen kann und sie sich auf eine langandauernde Krisensituation einrichten müssen, staute sich Zorn und Unmut auf, der zum Grundton unserer Gespräche mit ehemaligen Kohlearbeitern ab Sommer 1992 wurde. Den Erfahrungen dieser Menschen zufolge ist „die Zentrale“ für ihre Situation verantwortlich. Viele ehemalige Kohle-arbeiter fühlen sich von der Bundesregierung im Stich gelassen. Öffentliche Aktionen oder Solidarisierungen sind von ihnen, die auf individuelle Bewältigungsstrategien bauen, jedoch kaum zu erwarten.

Trotzdem zogen nur wenige der von uns befragten ehemaligen Kohlearbeiter in Erwägung, die Region zu verlassen. Woanders, so schätzten sie, sähe die Situation für sie nicht besser aus. Viel eher könnten sie sich vorstellen, den Job zu wechseln. Eine Beschäftigung in verschiedensten Projekten ganz unterschiedlicher Branchen (Autoverwertung, Bauwirtschaft, Umwelttechnologie) würden sie anstreben. Auch ein Auspendeln wäre aus ihrer Sicht in Erwägung zu ziehen, allerdings nur in Orte innerhalb der Region, z. B. das nahegelegene Leipzig.

Das Zuhause erlangt für die beschäftigungslosen Kohlearbeiter überragende Bedeutung; auf die häuslichen Dinge richten sich die meisten Vorhaben. Der Frage „Wie stellen sie sich die nächsten fünf Jahre vor?“ konnten sie hingegen nur ausweichend begegnen. Die meisten haben eine mittel-oder langfristige Perspektive vollends aus dem Blick verloren und richten sich auf ein Leben von der Hand in den Mund, „aufs Überwintern“ ein. Sie waren gut informiert über die zu erwartende Höhe des Arbeitslosengeldes und wollen offenbar versuchen, die Krise vorerst auszusitzen. Den Umschulungsangeboten, wenn sie überhaupt welche erhalten hatten, standen sie vielfach kritisch gegenüber, weil die erfolgreiche Umschulung oder Qualifizierung kein Arbeitsplatzversprechen enthielt. So versuchen viele dieser Arbeitslosen, die entstandene Situation hinzunehmen und „irgendwie zurechtzukommen“. 2. Neue paternalistische Orientierungen Demgegenüber konnten die verbliebenen „Kohlefunktionäre“ ihren Einfluß auf die Entwicklung sichern, weil sie mit ihrer sozialen Kompetenz und Vernetzung sowie größerer Anpassungsbereitschaft zu den wichtigsten Kontaktpersonen der Treuhand und regionaler Industrieförderung wurden. Sie fanden gewissermaßen neue „Patrone“, behielten ihre Arbeitsplätze oder bekamen eine ABM-Stelle und konnten an die Klientelerfahrungen anknüpfen. Im Gegensatz zur Masse der Kohlearbeiter wirkten sie außerordentlich aktiv, verteidigten die verschiedenen und wechselnden Pläne und Ansätze zur Erhaltung der Braunkohleindustrie gegen ökologische Proteste mit hohem persönlichem Engagement. Es gelang ihnen, wichtige soziale Einrichtungen und einen großen Teil der 5 600 ABM-Stellen für die ökologische Sanierung des Ballungsraumes Halle-Leipzig in die Region Borna zu holen. Damit konnten sie für den Kreis der „Kohlefunktionäre“ die weitere Beschäftigung sichern und sich als Klientel für die erhoffte Weiterführung der Braunkohleindustrie in der Region empfehlen.

Den „Kohlefunktionären“ gelang es auch, mit neuen Investoren ins Gespräch zu kommen. Große internationale und deutsche Energieunternehmen werden aus übergreifendem strategischem Interesse bei Espenhain (20 km südlich von Leipzig) zwei neue große Kohlekraftwerke errichten. Die meisten aus den alten Werken entlassenen, wenig ausgebildeten oder berufsfremden Kohlearbeiter haben keine Chance einer erneuten Anstellung. Die einzigen, deren soziale Erfahrung für dieneuen Kraftwerkspläne paßfähig sind, sind die alten, zum Teil auch schon neuen „Kohlefunktionäre“. Folgerichtig haben sie in der „Strukturförderungsgesellschaft“ die Aufgabe übernommen, neue Arbeitskräfte für die Großkraftwerke zu rekrutieren. Um den bisher einzigen industriellen Ersatz für die entstrukturierte Region, das geplante Kohlekraftwerk, wird sich wahrscheinlich wiederum eine kleine paternalistisch orientierte Arbeiterklientel bilden. Die „Kohlefunktionäre“ verfolgen also eine kollektive Bewältigungsstrategie. Diese ist nicht auf das Herstellen von Öffentlichkeit und kollektive Mobilisierung orientiert, sondern besteht in einer notgedrungen gemeinsamen Anpassung an die neuen Verhältnisse. 3. Letzter kollektiver Widerstand In der traditions-und berufsorientierten Fach-arbeiterschaft der Leipziger Metallbetriebe verlief der Prozeß der industriellen Umstrukturierung anders. Der Zerfall der Milieus war noch nicht so weit fortgeschritten, wie im Kohlearbeitermilieu. In den traditionsorientierten Arbeitermilieus der Stadt Leipzig gab es so etwas wie einen „Retraditionalisierungsschub“. Es bildeten sich schnell neue Interessenvertretungen (Betriebsräte, Gewerkschaften) des Arbeitermilieus heraus, die zahlreiche Protestaktionen gegen die Deindustrialisierung organisierten und eine Öffentlichkeit für die Probleme der Metallarbeiter herstellten.

Die Metaller nahmen nicht nur zahlreich an den Leipziger Montagsdemonstrationen der Jahre 1989/90 teil, sondern sie fielen auch in der folgenden Zeit durch mehrere Betriebsbesetzungen, Streikaktionen und öffentliche Proteste auf. Bei den im März 1993 neu aufgeflammten Leipziger Montagsdemonstrationen gegen Sozialabbau und den Bruch der Tarifverträge waren sie wieder unter dem Motto „Ohne Druck läuft nichts“ führend vertreten Die Metallarbeiter versuchen über die Gewerkschaften an traditionelle solidarische Kampfformen anzuknüpfen. Obwohl die aktive Protest-und Streikbewegung in der Stadt Leipzig bisher kaum zu einer Trendwende im Deindustrialisierungsprozeß geführt hat, halten diese Arbeiter eigensinnig an den Traditionen ihres Milieus fest. Auch die bereits arbeitslosen Facharbeiter knüpfen in ihren Bewältigungsstrategien an die traditionellen Milieuerfahrungen an: Wahrung der Qualifikation, Versuch, Mitglied der traditions-und handwerk-liehorientierten Facharbeiterschaften zu bleiben und sich nicht in Anlernjobs oder Produktionshilfsarbeiten vermitteln zu lassen.

Dennoch muten die kollektiven Bewältigungsmuster in diesem Milieu wie ein letztes Aufbäumen gegen die fortschreitende Deindustrialisierung an. Zwar gelingt es ihnen, noch einmal den Geist der alten Kämpfe und die Traditionen ihres Milieus heraufzubeschwören, aber der seit dem Herbst 89 forcierte Auflösungsprozeß des Milieus ist damit nicht mehr aufzuhalten. Dies wird durch den Weggang der jungen qualifizierten Arbeiter, die individuelle Bewältigungsmuster verfolgen, noch weiter beschleunigt. In den Kämpfen gegen die Deindustrialisierung flackert die industrielle Identität der Region noch ein letztes Mal auf.

V. Auflösung der Arbeitermilieus?

Wie wir gesehen haben, sind die Reaktionen auf die Deindustrialisierung gespalten. Es kristallisierten sich vier unterschiedliche -zwei kollektive und zwei individuelle -Bewältigungsmuster heraus: 1. das Aussitzen und die Individualisierung bei den ehemals paternalistisch geprägten Arbeiterklienteln; 2. die Überanpassung und die gemeinsame Suche nach neuen Patronen bei den „Kohlefunktionären“; 3.der Versuch, Widerständigkeit und Protest gegen die Deindustrialisierung zu . mobilisieren und dabei an Traditionen des Berufsstolzes und der solidarischen Kampfformen anzuknüpfen, bei den traditions-und berufsverbundenen Metallarbeitern und 4.der Versuch der jüngeren qualifizierten Facharbeiter, über Weiterbildung und Qualifizierung, Auspendeln und Abwandern individuelle Lösungen für die Krise zu finden.

Auffällig dabei ist, daß sowohl die kollektiven als auch die individuellen Strategien die Abwendung von den Arbeitermilieus und deren Auflösung verdeutlichen. Die kollektiven Anstrengungen sind im wesentlichen auf die Bewahrung der untergehenden Industriestrukturen gerichtet. Ihre Erfolgsaussichten liegen in der sozialen Abfederung des Deindustrialisierungsprozesses, aber nicht in dessen Umkehrung. Aber auch die individuellen Bewältigungsmuster dürften nur zu einem Teil erfolg-35 reich sein. Chancen haben vor allem die Aktiven, die die Situation durch Qualifizierung, Pendeln oder Abwandern zu bewältigen suchen, nicht jedoch die Passiven, die auf Abwarten und Aussitzen setzen.

Der Prozeß der Auflösung der Arbeitermilieus setzte bereits in der DDR ein, er wurde durch die bruchartige Deindustrialisierung nach 1989 wesentlich verschärft und dürfte sich kaum aufhalten lassen. Damit folgt dem industriellen ein sozialer und kultureller Bruch. Transformations-und Neubildungsprozesse sozialer Milieus sind bislang nur schwer erkennbar. Zweifellos werden sich aber viele der Milieuerfahrungen in individuellen Haltungen niederschlagen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. * Der vorliegende Artikel entstand im Rahmen eines von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Gemeinschaftsprojekts von Wissenschaftlern aus Hannover, Berlin und Leipzig. Vgl. Gunnar Winkler (Hrsg.), Sozialreport ‘ 90. Daten und Fakten zur sozialen Lage in der DDR, Berlin 1990, S. 71.

  2. Vgl. Rainer Geißler, Die Sozialstruktur Deutschlands, Opladen 1992, S. 109.

  3. Vgl. Fred Klinger. Soziale Probleme des wirtschaftlichen Umbruchs in der DDR, in: Edition Deutschland Archiv (Hrsg.), Die DDR auf dem Weg zur deutschen Einheit, 23. Tagung zum Stand der DDR-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, Köln 1991.

  4. Vgl. dazu auch Franz Walter, Sachsen -ein Stammland der Sozialdemokratie?, in: Politische Vierteljahresschrift (PVS), (1991) 2, S. 207-231.

  5. Vgl. Michael Hofmann/Dieter Rink, Die Kohlearbeiter von Espenhain, in: Rainer Geißler (Hrsg.), Die Sozialstruktur des vereinten Deutschland, Opladen (i. E.)

  6. Vgl. zum Beispiel Ilja Srubar, War der reale Sozialismus modern? Versuch einer strukturellen Bestimmung, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 43 (1991) 3, S. 415-432.

  7. Empirisch gestützt beschreibt Joseph Mooser die Auflösung der westdeutschen Arbeitermilieus. Vgl. Joseph Mooser, Auflösung der proletarischen Milieus, in: Soziale Welt, (1983) 3.

  8. Hierzu gaben uns die von Marie Jahoda, Paul F. Lazarsfeld und Hans Zeisel analysierten „Haltungstypen“ Anregungen. Vgl. Marie Jahoda/Paul F. Lazarsfeld/Hans Zeisel, Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch Über die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit, Frankfurt am Main 1975, S. 70ff.; vgl. auch den Beitrag von Michael Vester in diesem Heft.

  9. Berechnet nach Helmut Rudolph, Beschäftigungsstrukturen in der DDR vor der Wende, in: Mitteilungen aus der Arbeits-und Berufsforschung, (1990) 4, S. 493 ff.

  10. Vgl. Gerd Meyer, Sozialistischer Paternalismus. Strategien konservativen Systemmanagements am Beispiel der Deutschen Demokratischen Republik, in: Ralf Rytlewski (Hrsg.), Politik und Gesellschaft in sozialistischen Ländern. Politische Vierteljahresschrift, Sonderheft (1989) 20, S. 426.

  11. Alf Lüdtke, Wo blieb die „rote Glut“? Arbeitererfahrungen und deutscher Faschismus, in: Alf Lüdtke (Hrsg.), Alltagsgeschichte, Frankfurt am Main-New York 1989, S. 262ff.

  12. Die Arbeiter eines großen Leipziger Metallbetriebes verwandelten die bekannteste Losung „So, wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben“ in den spöttischen Spruch „So, wie wir heute essen, werden wir morgen arbeiten“.

  13. Vgl. Walter Friedrich, Mentalitätswandlungen der Jugend in der DDR, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 16-17/90, S. 27ff.

  14. Vgl. Linde Pelzmann, Wirtschaftspsychologie, Wien-New York 1988, S. 166.

  15. Vgl. Leipziger Volkszeitung vom 16. März 1993, S. 11.

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Michael Hofmann, Dr. sc. phil., geb. 1952; Studium der Kulturwissenschaft und Kunstgeschichte in Leipzig; wissenschaftlicher Mitarbeiter des Sonderforschungsbereiches „Entwicklungsperspektiven von Arbeit“ an den Universitäten München und Leipzig. Veröffentlichungen u. a.: (Hrsg.) Aufbruch im Warteland. Ostdeutsche soziale Bewegungen im Wandel, Bamberg 1991; mehrere Aufsätze in Fachbüchern und Zeitschriften. Dieter Rink, Dr. phil., geb. 1959; Studium der Kulturwissenschaft in Leipzig; wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Veröffentlichungen u. a.: (zus. mit Michael Hoffmann) Der Leipziger Aufbruch 1989. Zur Genesis einer Heldenstadt, in: Wolf-Jürgen Grabner/Christiane Heinze/Detlef Pollack (Hrsg.), Leipzig im Oktober, Berlin 1990; Soziale Bewegungen in der DDR. Die Entwicklungen bis Mai 1990, in: Roland Roth/Dieter Rucht (Hrsg.), Neue soziale Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 1991.