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Die Dritte Welt in ihrem fünften Jahrzehnt | APuZ 50/1992 | bpb.de

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APuZ 50/1992 Ethische Probleme einer Weltwirtschaftsordnung Die Dritte Welt in ihrem fünften Jahrzehnt Zur langfristigen Wirtschaftsentwicklung der Dritten Welt Drogenwirtschaft und Drogenpolitik in Entwicklungsländern Agrarentwicklungspolitik vor dem Offenbarungseid? Soziale Sicherheit in Entwicklungsländern

Die Dritte Welt in ihrem fünften Jahrzehnt

Lothar Brock

/ 28 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die Dritte Welt hat ihre Funktion als utopischer Ort im hiesigen gesellschaftspolitischen Diskurs verloren. Das heißt aber noch nicht, daß sie aufgehört habe zu existieren. Der Begriff Dritte Welt steht für das Problem einer ungleichen Entwicklung auf Weltebene. Dieses Problem hat sich im Laufe der achtziger Jahre verschärft und betrifft jetzt zunehmend auch die Industrieländer. Wir haben es weniger mit einer Auflösung als vielmehr mit einer direkten (Migration) und indirekten Ausbreitung der Dritten Welt (Herausbildung analoger Probleme in den Industrieländern) zu tun. Das Schicksal der Dritten Welt stellt insofern eine globale Herausforderung dar, die keineswegs durch die bloße Fortschreibung der Strukturanpassungsmuster der achtziger Jahre bewältigt werden kann.

I. Einleitung

Der größere Teil des „kurzen 20. Jahrhunderts“ d. h.der Zeit zwischen 1917 und 1989, stand im Zeichen des Ost-West-Konflikts. Er überlagerte auch die Nord-Süd-Beziehungen. Die Dritte Welt war ein Kampfplatz der sogenannten Systemkonkurrenz, die hier mit größerer Militanz ausgetragen wurde als im Ost-West-Verhältnis selbst. Damit gewannen die Entwicklungsländer eine weltpolitische Bedeutung, die über ihr relatives ökonomisches und militärisches Gewicht hinausreichte und die es den einzelnen Regierungen erlaubte (in allerdings häufig überschätztem Umfang), politisches Wohlverhalten oder die Androhung eines Frontenwechsels gegen wirtschaftliche Konzessionen und militärische Unterstützung von seiten des Ostens und des Westens zu tauschen.

Der Schluß liegt nahe, daß sich mit der Auflösung des Ost-West-Konflikts auch das Nord-Süd-Verhältnis durchgreifend ändert. Dabei wird heute nicht nur über eine veränderte Rolle der Dritten Welt in der Weltpolitik diskutiert, vielmehr wird die Identität bzw. die Existenz der Dritten Welt als Subjekt der Weltpolitik in Frage gestellt. Mit den Worten von Barry Buzan: „In the absence of a Second World now that the communist System has largely disintegrated, how can there be a Third?“

Was hier im Rückgriff auf eine naheliegende begriffliche Assoziation gefolgert wird, bedarf jedoch der Überprüfung. Ist es tatsächlich sinnlos geworden, von einer Dritten Welt zu sprechen, seit es die Zweite in der Gestalt des Sozialistischen Lagers nicht mehr gibt Hat sich mit dem Sozialistischen Lager zugleich auch die Dritte Welt als Staatenformation mit besonderen Problemen und Interessen aufgelöst?

Im vorliegenden Text soll begründet werden, weshalb es voreilig wäre, diese Fragen affirmativ zu beantworten. Dabei ist zu beachten, daß die These von der Auflösung der Dritten Welt eine längere Vorgeschichte hat. Ihr Ausgangspunkt ist die Herausbildung der sogenannten Schwellenländer, wobei die rasante „nachholende Entwicklung“ der „vier kleinen Tiger“ Südostasiens (Süd-Korea, Taiwan, Hongkong, Singapur) besondere Beachtung gefunden hat Diese Differenzierung der Dritten Welt führte schon zu Beginn der achtziger Jahre zu dem Schluß, daß die global ansetzenden „Großtheorien“, die die Auseinandersetzungen um Entwicklung und Unterentwicklung in den sechziger und siebziger Jahren bestimmt hatten, unhaltbar geworden waren

Die Verfechter der Annahme, daß die Dritte Welt sich aufgelöst habe, neigen nun aber dazu, den von ihnen konstatierten Zusammenbruch der älteren Theoriebildungsversuche mit dem Verschwinden ihres Gegenstandes gleichzusetzen. Die Auflösung der Dritten Welt schreitet in den Köpfen ihrer Theoretiker schneller voran als in der Realität. Der Gegenstand früherer Theoriebildungsversuche im hier erörterten Politikbereich hat sich zwischenzeitlich keineswegs verflüchtigt. Das Kernproblem, die ungleiche Entwicklung im Weltmaßstab und deren Überwindung im Wege der nachholenden Entwicklung, bleibt trotz des Aufholens einiger Schwellenländer bestehen. Für den größeren Teil der Menschheit hat es sich verschärft. Dies gilt heute nicht nur für den Süden, sondern auch für den Osten. Wir haben es weiter-hin mit „drei Welten der Entwicklung“ zu tun, wobei sich die Probleme dieser drei Welten nun aber zunehmend vermischen. In diesem Sinne wird hier von einer Entgrenzung der Dritten Welt gesprochen, von ihrer Ausbreitung in die sie umgebenden beiden anderen Welten hinein (auch in den westlichen Norden).

Damit mündet die Frage nach Auflösung oder Fortbestand der Dritten Welt in die weitergehende Frage, inwieweit die Probleme der drei Entwicklungswelten gegenwärtig zu einer Weltentwicklungsproblematik zusammenwachsen, die genau im Augenblick des Triumphes des westlichen Gesellschafts-und Wirtschaftssystems dessen Globalisierung in Frage stellt.

II. Die Dritte Welt als utopischer Ort

Der damalige ägyptische Vorsitzende des Dritte-Welt-Forums und spätere Mitarbeiter der Süd-Kommission, Ismail-Sabir Abdalla, schrieb 1978: „Die Dritte Welt ist ein Faktum der Geschichte und der gegenwärtigen Weltordnung. Sie kann nicht umgangen werden, wenn es um die Analyse der internationalen Beziehungen, die Ausarbeitung von Entwicklungsstrategien und das Studium der großen Fragen unserer Zeit -Massenarmut, Lebensstile, Umwelt, Krieg und Frieden -geht.“ Dieter Noblen und Franz Nuscheler, die dieser Äußerung zubilligten, „repräsentativ für die Dritte-Welt-Länder“ zu sein stellten ihrerseits Anfang der achtziger Jahre fest: „Der Begriff , Dritte Welt'ist in wenigen Jahrzehnten zu einem Schlüsselbegriff der internationalen Politik geworden. Er hat sich in den Weltsprachen gegenüber konkurrierenden Termini zur Bezeichnung einer stetig wachsenden Zahl von politisch unabhängigen Ländern durchgesetzt, die als ausgesprochen heterogene Gruppe in den internationalen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen doch so etwas wie eine Einheit bilden.“

Nicht unbedingt dem Begriff, wohl aber der Sache nach ist diese Einschätzung der nunmehr vorzugs­ weise als Süden bezeichnten Staatenformation durch den 1990 veröffentlichten Bericht der Süd-Kommission, der den ersten Versuch einer umfassenden Standortbestimmung der Entwicklungsländer darstellt, bekräftigt worden Trotz oder gerade gegen solche Bemühungen von Vertretern der Dritten Welt oder des Südens, die eigene Identität im internationalen System zu wahren, werden in einem Großteil der westlichen Literatur (wie auch in der Praxis von Weltbank und Weltwährungsfonds sowie der Gruppe der Sieben) seit Beginn der achtziger Jähe eher die Unterschiede zwischen den Entwicklungsländern als ihre Gemeinsamkeiten thematisiert. Aus der Analyse dieser Unterschiede wird der Schluß gezogen: „Begriffe wie , Dritte Welt'und , Nord-Süd-Konflikt‘ hatten nur solange eine solide Basis, wie das gemeinsame Interesse nach nationaler Unabhängigkeit der Kolonien auf der Tagesordnung stand. ... Existiert haben sie (später, L. B.) vor allem in der politischen Propaganda, in den Projektionen der westlichen Intellektuellen und in den großen Theorien über Entwicklung und Unterentwicklung.“

In den sechziger und siebziger Jahren neigten in der Tat viele, die ihre Hoffnungen auf einen fundamentalen gesellschaftlichen Wandel im Osten enttäuscht und im Westen blockiert sahen, dazu, ihre Fortschrittserwartungen auf die Dritte Welt zu projizieren. Die Dritte Welt wurde so insgesamt zu einem utopischen Ort, auch wenn sich die Aufmerksamkeit der Drittweltbewegung auf ganz verschiedene Länder und Gesellschaftsmodelle verteilte. Dabei bezog sich dieser „Tiersmondisme“ keineswegs nur auf seine eigenen Kopfgeburten. Nationale Befreiung und Kulturrevolution, die kubanische Revolution und der Vietnamkrieg stellten sehr reale Auseinandersetzungen um die gesellschaftspolitischen Grundorientierungen der neuen Staaten und deren Beziehungen zu den Industrie-ländern in Ost und West dar. Die Einschätzung dieser Auseinandersetzungen orientierte sich jedoch sehr stark an dem Gang des gesellschaftspolitischen Diskurses in den Industrieländern selbst. So war die begeisterte Rezeption des Dependen-cia-Ansatzes, der die Malaise der Dritten Welt als strukturelle Abhängigkeit auf den Begriff zu bringen versuchte, integraler Bestandteil jener Auseinandersetzungen über Kapitalismus und Sozialismus, die in den Industrieländern Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre geführt wurden.

Die heutigen Kritiker der Mythenbildung über die Dritte Welt (und deren Kritiker) sind aber ihrerseits eingebunden in einen gesellschaftspolitischen Diskurs, der ihre Rezeption dessen, was in der Dritten Welt oder mit der Dritten Welt vor sich geht, stark prägt. Wenn sie mit der Entmythologisierung der Dritten Welt zugleich ihr Ende verkünden, so geschieht dies nicht nur deshalb, weil die Dritte Welt im Zuge der Strukturanpassung faktisch an eigenständigem gesellschaftspolitischem Profil verloren hat, sondern weil die alten gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen, in denen dieses Profil sichtbar wurde, heute in den Industrieländern selbst weitgehend verebbt sind. Zugespitzt: Das allgemeine intellektuelle Klima, in dem man hierzulande über die Dritte Welt nachdenkt, hat sich im Laufe der achtziger Jahre durchgreifender und schneller gewandelt als die Dritte Welt selbst. Das ist einer der Gründe für das „Ende der Dritten Welt“.

III. Heterogenität und Identität der Dritten Welt

Mit dem Begriff Dritte Welt kann man sowohl „Dritter Weg“ als auch „Dritter Stand“ assoziieren. Er verweist insofern nicht nur auf Alternativen zur Politik der Industrieländer, sondern auch auf einen Status-Unterschied zwischen den Länder-gruppen. Der Status war dabei für die Identität der Dritten Welt im internationalen System stets wichtiger als eine eigenständige ordnungspolitische Orientierung. Die Dritte Welt zeichnet sich in erster Linie durch eine bestimmte Position auf der Stufenleiter der internationalen Arbeitsteilung bzw. im globalen Modernisierungsprozeß aus und nicht durch das Bestreben nach Alternativen zu diesem Modernisierungsprozeß

Nun stellt sich jedoch die Frage, ob sich die Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas im Laufe der Jahre nicht soweit auseinanderentwickelt haben, daß sie sich der Zuordnung zu einer Staatengruppe entziehen. Gegen einen allzu forschen Rekurs auf das scheinbar Evidente bei der Beantwortung dieser Frage sprechen folgende Überlegungen:

Erstens, wenn aus einer Ländergruppe diejenigen Länder ausscheiden, die sich zu weit vom Durchschnitt entfernt haben, so löst sich damit der Rest nicht auf, er wird kleiner -aber auch homogener. Die Dritte Welt findet nicht darin ihr Ende, daß sich die „vier kleinen Tiger“ inzwischen anschikken, die Schwelle zum Industrieland zu überschreiten. Selbst wenn sich ihnen in den kommenden Jahren noch Thailand, Malaysia, Mauritius, Chile und Mexiko anschlössen undwir die öl-und kapitalexportierenden arabischen Staaten herausrechnen würden, bliebe immer noch ein Rest an Dritter Welt, der nach Bevölkerung und Fläche weit größer wäre als irgendeine andere Staatengruppe.

Zweitens, die Dritte Welt war vor dem Zusammenbruch des realen Sozialismus in gesellschaftspolitischer Hinsicht sehr viel heterogener, als sie es heute ist. Zwar existieren auch heute noch sozialistische Entwicklungsländer, sie bilden aber keinen Gegenpol zu den anderen Ländern mehr, wie das der Fall war, als Kuba der Bewegung der Blockfreien präsidierte. Die überwältigende Mehrzahl der Entwicklungsländer hat in den achtziger Jahren Strukturanpassungsmaßnahmen unter der Perspektive einer verstärkten Weltmarktintegration vorgenommen, die die einst bestehenden ordnungspolitischen Differenzen zwischen den Entwicklungsländern ebenfalls erheblich reduzieren.

Drittens, die These von der „zunehmenden Heterogenisierung“ der Dritten Welt bedarf aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht einer gewissen Einschränkung. Was als Zunahme der Heterogenität erscheint, erweist sich bei genauerem Hinsehen zum Teil als Ablösung einer Avantgarde-Gruppe durch eine andere. In den fünfziger und sechziger Jahren waren die lateinamerikanischen Schwellenländer allen anderen Ländern weit voraus. In den siebziger und achtziger Jahren sind diese Länder dann weit hinter die ostasiatischen Schwellenländer zurückgefallen, die die neue Avantgarde der Dritten Welt darstellen (soweit man sie überhaupt noch zur Dritten Welt zählen will). Die bevölkerungsreichsten Länder der Dritten Welt, die VR China und Indien, haben ihre Positionen ungefähr behauptet. Noch halten sich Auf-und Abstieg einzelner Länder im Gesamtverbund der Dritten Welt grob die Waage, ohne daß daraus allerdings schon gefolgert werden könnte, daß sich hierin eine Gesetzmäßigkeit ungleicher Entwicklung im Welt-maßstab manifestiere.Viertens stellen sich die Probleme nachholender Entwicklung in Schwarzafrika zwar anders dar als in Südasien oder Lateinamerika, da die Regionen sich nach Ressourcenausstattung, Größe, Lage, Geschichte, politischer Kultur, ethnischer Zusammensetzung etc. unterscheiden. Aber diese Unterschiede bestehen auch zwischen den Ländern innerhalb einer Region, so daß man z. B. analog zur Drittweltproblematik die Frage aufwerfen kann, ob es Lateinamerika überhaupt gibt. Die Antwort kann nur lauten, daß das von der Fragestellung abhängt. Es geht in den Sozialwissenschaften ja nicht nur darum, bestimmte Sachverhalte in ihrer Spezifität zu erfassen, sondern auch um die Verknüpfung von unterschiedlichen Sachverhalten im Wege des Vergleichs, der Aufdeckung von Zusammenhängen und von Regelmäßigkeiten. Die tatsächliche Heterogenität der Dritten Welt steht also nicht prinzipiell dem Versuch entgegen, eine länderübergreifende Entwicklungsproblematik herauszuarbeiten; sie stellt lediglich eine Komplikation dieses Versuchs dar und zwingt dazu, die Grenzen der Gemeinsamkeiten nicht aus dem Auge zu verlieren.

Die Imperialismus-und Dependencia-Kritik hat sich ganz auf die Herausarbeitung kollektiver Interessen der Dritten Welt gegenüber den (westlichen) Industrieländern konzentriert; die kritische Auseinandersetzung mit diesen Analyse-Ansätzen mußte notwendigerweise die Heterogenität der Dritten Welt (vor allem mit Blick auf die Herausbildung von Schwellenländern) betonen. Dabei wurde die These von der Differenzierung der Dritten Welt auch mit einem scharfen Vorwurf gegen jene Theoretiker verbunden, die die Unmöglichkeit nachholender Entwicklung im kapitalistischen Weltsystem postulierten, in diesem Zusammenhang die externen Bestimmungsfaktoren von Fehl-und Unterentwicklung verabsolutierten, daraus die Notwendigkeit revolutionärer Umbrüche ableiteten und damit zur Legitimation einer gewalttätigen Politik (gemeint war hier vor allem Pol Pots Massenmord-Strategie in Kampuchea) beitrugen Diese Kritik ist nicht von der Hand zu weisen (auch nicht mit dem Argument, daß die Unterstützung Pol Pots durch die rein politisch motivierte Anerkennungspolitik des Westens viel wichtiger war als seine eventuelle ideologische Beeinflussung durch bestimmte Seminarveranstaltungen zur Entwicklungstheorie). Mit dieser Kritik verbindet sich aber die Gefahr, daß eine pauschale Sichtweise der Dritten Welt durch eine andere ersetzt wird -nämlich die imperialismus-oder dependencia-kritische, die die exogenen Bestimmungsfaktoren von Unterentwicklung verabsolutierte, durch eine neomodemisierungstheoretische, die die endogenen Faktoren erneut absolut setzt und damit genauso Schuld auf sich laden kann wie die militante Imperialismuskritik

IV. Verschärfung der Entwicklungsproblematik

Zu den Problemen, die die Entwicklungsländer ihrem Status nach als besondere Gruppe in der Weltwirtschaft auszeichnen, gehören -extrem heterogene Lebensverhältnisse auf einem niedrigen Niveau der Grundbedürfnisbefriedigung für die breite Masse der Bevölkerung, -ein rapider und zum Teil chaotischer sozialer Wandel, der mit dem Verlust traditionaler Wertorientierungen, einem vergleichsweise hohen Maß staatlicher, halbstaatlicher und nicht-staatlicher Gewalttätigkeit (Repression, Todes-schwadronen, Kriminalität) sowie einem bisher weitgehend uneingeschränkten Raubbau an den natürlichen Ressourcen einhergeht, -schwach ausgebildete soziale Infrastrukturen („öffentliche Armut“), -eine geringe gesamtwirtschaftliche Ausstrahlung der modernen Wirtschaftssektoren aufgrund ihrer Fremdbestimmung durch spezialisierte Auslandsinteressen oder aufgrund einer durch Protektionismus verursachten geringen Innovationsdynamik, -ein hoher Anteil von Auslandskrediten an der Finanzierung von Wirtschaftsaktivitäten bei gleichzeitig bestehenden Schwierigkeiten, die Kredite produktiv zu investieren (geringe Transformationskapazität), durch die Investitionen Mehreinnahmen zu erzielen, die über den Kreditkosten liegen (Effizienz-Kriterium), und mit Hilfe der Investitionen Devisen zu erwirtschaften, die für die Rückzahlung der Kredite erforderlich sind (geringe Transferleistungen), -aufgrund dieser Sachverhalte eine Tendenz zur Überschuldung der Entwicklungsländer, -insgesamt eine hohe Abhängigkeit von der Weltwirtschaft bei niedrigerem Einfluß auf deren Dynamik, d. h. eine im Vergleich zu den Industrieländern höhere Verwundbarkeit der Entwicklungsländer durch weltwirtschaftliche Veränderungen, -verzögerte Strukturanpassungen, die mit um so höheren sozialen Kosten verbunden sind und zu einer Erschütterung des gesamten politischen und sozialen Gefüges führen können, -die (u. a. aufgrund der Kommunikationsrevolution) unausweichliche Orientierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung an den Modernisierungsvorgaben der am weitesten fortgeschrittenen Industrieländer und eine sich daraus ergebende ständige Überforderung der eigenen Entwicklungsressourcen.

Die durchschnittlichen Wachstumsraten der Entwicklungsländer sind von acht Prozent in den sechziger Jahren auf sechs in den siebziger und zwischen drei und vier Prozent in den achtziger Jahren gefallen. Die Auslandsverschuldung der Dritten Welt hat sich von 100 Mrd. US-Dollar 1970 auf 650 Mrd. 1980 und 1350 Mrd. 1990 erhöht. Der Nettokapitaltransfer bei langfristigen Krediten lag zwischen 1972 und 1982 bei Jahresdurchschnittswerten von 21 Mrd. US-Dollar. 1980 betrug er 30 Mrd. US-Dollar. 1984 verkehrte er sich zu einem Abfluß von 10 Mrd. US-Dollar, der sich bis 1988 auf 35 Mrd. US-Dollar steigerte. Im Ergebnis lag der jahresdurchschnittliche Nettotransfer 1983-1990 bei minus 21, 5 Mrd. US-Dollar. Bei Einrechnung von ausländischen Direktinvestitionen und Finanzierungszuschüssen (abzüglich Gewinnüberweisungen) kam es 1984 zu einem Nettoressourcentransfer von minus 0, 9 Mrd. US-Dollar, der sich bis 1987 auf minus 16, 7 Mrd. US-Dollar steigerte, um dann zum Ende des Jahrzehnts wieder auf minus eine Mrd. US-Dollar abzufallen. Selbst bei einzelnen Geberorganisationen zeichnet sich aufgrund hoher Rückzahlungsverpflichtungen der Entwicklungsländer und einer geringen Zunahme der Neuauszahlungen ein Nettokapitaltransfer in die Industrieländer ab. So leisteten die Weltbank und deren Tochtergesellschaft International Development Assocation (IDA) von 1975 bis 1980 an Entwicklungsländer Nettotransfers in Höhe von neun US-Dollar pro Kopf der Drittweltbevölkerung bei einem Gesamtvolumen von 28, 4 Mrd. US-Dollar. Für die Zeit von 1990 bis 1994 erwartet man einen Rückgang auf zwei US-Dollar pro Kopf bei einem Gesamtvolumen von 8, 7 Mrd. US-Dollar. Bei den Ländern, die keine IDA-Kredite (zu weichen Bedingungen) erhalten, wird ein negativer Transfer (in Höhe von 13, 7 Mrd. US-Dollar) eintreten

Obwohl die Entwicklungsländer erhebliche Anstrengungen unternommen haben, ihre Exporte auszuweiten, ist der Anteil der OECD-Länder am Welthandel weiter gestiegen -von 62, 5 im Jahre 1980 auf 70 Prozent am Ende der Dekade. Dies ist im wesentlichen auf den Rückgang der Ölpreise und der sonstigen Rohstoffpreise zurückzuführen, während einige Schwellenländer mit Hilfe von Fertigwarenexporten ihren Anteil am Welthandel erheblich vergrößern konnten. Das bedeutet, daß sich das Problem der Stabilisierung von Außenhandelserlösen unverändert als zentrales, ja an Bedeutung noch zunehmendes Problem für die Masse der Entwicklungsländer stellt. Das UNDP kommt in seinem jüngsten Human Development Report zu dem Ergebnis, daß den Entwicklungsländern im Jahre 1990 200 Mrd. US-Dollar an potentiellen Einnahmen aufgrund von überhöhten Realzinsen (Risikozuschlägen), des Preisverfalls für Rohstoffe (im Vergleich zu den Preisen von 1980), ungleicher Bedingungen auf dem Weltmarkt für Dienstleistungen und aufgrund protektionistischer Maßnahmen der Industrieländer im Warenhandel entgangen seien Dem stehen 54 Mrd. US-Dollar an offizieller Entwicklungshilfe entgegen.

Insgesamt hat sich die Wohlstandslücke zwischen den OECD-Staaten und der Dritten Welt weiter vertieft. 1967 wurde hochgerechnet, daß das Verhältnis des Bruttosozialprodukts pro Kopf von OECD-und Entwicklungsländern sich von damals 15: 1 auf 18: 1 im Jahre 2000 verschlechtern würde. Tatsächlich lag das Verhältnis schon 1989 bei 20: 1. Die Einkommensdisparitäten zwischen den 20 Prozent Reichsten und den 20 Prozent Ärmsten der Weltbevölkerung haben sich nach Schätzungen der UNDP weltweit von 30: 1 im Jahre 1960 auf 45: 1 im Jahre 1980 und 59: 1 im Jahre 1989 erhöht. Einer Verringerung der Lücke bei der Lebenserwartung, der Alphabetisierungsrate, der Nahrungsmittelversorgung, der Kindersterblichkeit und des Zugangs zu sauberem Wasser stand dabei eineVergrößerung der Lücke beim durchschnittlichen Schulbesuch, dem Besuch höherer Bildungseinrichtungen sowie der Vergleichszahl der Wissenschaftler und Techniker gegenüber. Bei den (absoluten) Ausgaben für Forschung und Entwicklung betrug diese Diskrepanz zwischen Industrie-und Entwicklungsländern im Jahre 1980 183 Mrd. US-Dollar, 1990 416 Mrd. US-Dollar Das bedeutet, daß gerade in den Bereichen, die für den Aufbau technologischer Kompetenz zentral sind, sich die Lücke zwischen Industrie-und Entwicklungsländern weiter vergrößert hat.

Hinter diesen Zahlen steht eine zum Teil dramatische Verschlechterung der Lebensbedingungen breiter Bevölkerungsschichten in einer Vielzahl von Entwicklungsländern (vor allem in Schwarzafrika und Südasien, aber auch in Lateinamerika). Sie drückt sich in einer Zunahme der Flüchtlinge und mehr noch der Arbeitsmigranten aus. Nach Schätzungen des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) beläuft sich die Gesamtzahl von Flüchtlingen und Migranten zur Zeit auf 500 Mio. Menschen und könnte sich im Laufe der neunziger Jahre auf eine Mrd. erhöhen. Das Problem der Massenarmut hat sich in den achtziger Jahren dadurch verschärft, daß in vielen Entwicklungsländern, besonders in Lateinamerika, auch der Mittelstand erheblich geschrumpft ist und zum Teil seine bisherige Existenzgrundlage verloren hat. Die politischen Folgen dieser Entwicklung zeigen sich heute besonders drastisch in Venezuela, einem der reichsten und am weitesten entwickelten Länder der Dritten Welt

Nicht von ungefähr widmete die Weltbank ihren Weltentwicklungsbericht von 1990 dem Thema der Armut. Zu den Erscheinungsformen der Armut gehört nicht nur ein vergleichsweise niedriger Lebensstandard, sondern auch eine Verelendung, die selbst die körperliche Entwicklung und das geistige Potential vieler Menschen beeinträchtigt. In Tansania und Simbabwe leiden mehr als ein Fünftel der Kinder unter fünf Jahren unter Verkümmerung, in Malawi und Sambia sind es mehr als die Hälfte. Im Nordosten Brasiliens scheint sich eine neue Menschenrasse herauszubilden, die der dort sogenannten „Ratten-“ und „Zwergen-menschen“, die buchstäblich vom Müll leben und kaum größer als eineinhalb Meter werden. Mit der körperlichen Verkümmerung dieser Men­schen geht eine Retardierung des geistigen Potentials einher

V. Fortbestehende Interessen an Süd-Süd-Kooperation gegenüber den OECD-Ländern

Die Decke des Fortschritts in der Dritten Welt ist offenbar hauchdünn. Selbst große und sektoral weit fortgeschrittene Schwellenländer -und nicht nur einige weltgesellschaftliche Sozialfälle in Schwarzafrika -sind von Stagnation oder gar Rückentwicklung bedroht. Den Entwicklungsländern sind so gesehen mehr Probleme gemeinsam, als das heterogene Erscheinungsbild der Dritten Welt auf den ersten Blick zu erkennen gibt. Inwieweit lassen sich diese Probleme auch als gemeinsame Interessen der Entwicklungsländer an mehr Kooperation untereinander und gegenüber den Industrieländern darstellen?

Dem Interesse der Entwicklungsländer an einer zunehmenden Kooperation untereinander braucht nicht lange nachgespürt zu werden. Es manifestiert sich in einer weiter wachsenden Zahl von regionalen Arrangements, die -mit welchen Mitteln auch immer -eine Belebung der wirtschaftlichen Dynamik in den betroffenen Ländern bezwecken. Die Möglichkeiten, diesen Zweck zu erreichen, sind jedoch äußerst begrenzt. Vielfach läuft die regionale Kooperation eher auf eine Addition von Entwicklungsproblemen als auf eine Kombination länderspezifischer Ressourcen hinaus. Deshalb stellt die regionale Kooperation keine Alternative zu einer überregionalen Kooperation unter den Entwicklungsländern dar. Letztere ist erforderlich, um die allgemeinen innerstaatlichen und internationalen (weltwirtschaftlichen) Bedingungen für eine nachholende Entwicklung so zu verbessern, wie dies im Wege bilateraler Verhandlungen oder einzelstaatlicher Maßnahmen nicht oder nur mit höheren Kosten als auf multilateraler Ebene möglich wäre.

In den bisherigen Kooperationsansätzen der Entwicklungsländer auf überregionaler Ebene standen die externen (weltwirtschaftlichen) Bedingun-gen der nachholenden Entwicklung im Vordergrund. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Die Thematisierung der innenpolitischen Verhältnisse hat einen desintegrativen Effekt, die Thematisierung der Weltmarktbedingungen einen integrativen -auch innenpolitisch. Wie kürzlich die Vertreterin einer philippinischen Nichtregierungsorganisation bei der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio sagte: „Wir sind natürlich gegenüber unseren politischen Eliten sehr kritisch, aber wenn sie sich zusammentun, um mit den Industrieländern zu sprechen, sagen sie viel Richtiges!“

Die erste und bisher größte Anstrengung, gemeinsame Interessen zu formulieren und nach außen (gegenüber den Industrieländern) zu vertreten, mündete in die Debatte um eine Neuordnung der Weltwirtschaft. Angesichts der Erkenntnis, daß die Wachstumsstrategie nur geringe gesamtwirtschaftliche Entwicklungseffekte zeitigte, und unter Ausnutzung der Ölpreiskrise versuchten die Entwicklungsländer zu Beginn der siebziger Jahre, die Lebensdauer der von ihnen eingeschlagenen Entwicklungswege zu verlängern, indem sie den Industrieländern einen erhöhten Ressourcentransfer abzuhandeln gedachten. Die Haltung der Entwicklungsländer zur Neuordnung der Weltwirtschaft war dabei einheitlicher als die der Industrieländer. Der Konsens unter den Entwicklungsländern blieb auch erhalten, als sich abzeichnete, daß vom Gesamtpaket der Forderungen nur ein winziger Bruchteil umgesetzt werden würde. Die Debatte wurde erst unter dem Druck der Verschuldungskrise abgebrochen (nachdem die Industrieländer noch kurz zuvor, auf dem Wirtschaftsgipfel von Cancun, Mexico, im Jahre 1981 der Einleitung von Globalverhandlungen zugestimmt hatten).

Das gemeinsame Interesse der Entwicklungsländer an einer Verbesserung der weltwirtschaftlichen Bedingungen blieb aber auch unter dem Druck der Verschuldungskrise bestehen. So lag das Scheitern lateinamerikanischer Bemühungen um eine gemeinsame Schuldnerstrategie weniger an der Heterogenität der involvierten Interessen als vielmehr daran, daß es aufgrund der wirtschaftlichen Abhängigkeit aller beteiligten Länder einen zu geringen Handlungsspielraum für Strategien der kollektiven Kooperationsverweigerung gab. Bezeichnenderweise ergriffen die Entwicklungsländer die erste größere Chance, die sich ihnen hierzu bot, um die Industrieländer erneut mit Argumenten und einem Forderungskatalog zu konfrontieren, die weitgehend an die Debatten der siebziger Jahre anknüpften. Dies geschah im Zusammenhang mit der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung, die im Juni 1992 (zwanzig Jahre nach der Stockholmer Umweltkonferenz) in Rio de Janeiro stattfand Inzwischen hatte sich aber die Sachlage insofern verändert, als die Forderungen der Entwicklungsländer nunmehr nicht einer Vermeidung interner Strukturreformen, sondern deren außen-wirtschaftlicher Absicherung dienen sollten; denn die Entwicklungsländer haben sich inzwischen weitgehend auf das Diktum der Industrieländer eingelassen, daß nachholende Entwicklung mit durchgreifenden Strukturanpassungsmaßnahmen verbunden sein muß.

Die Entwicklungsländer haben so lange wie möglich versucht, die im Zuge ihrer weltwirtschaftlichen Integration für die Dynamisierung der eigenen Wirtschaft erforderlichen Anpassungsmaßnahmen hinauszuzögem. Diese Verzögerungen sind das Ergebnis dreier Faktoren, die sich gegenseitig verstärken: -der relativ hohen Wachstumsraten, die die Entwicklungsländer in den fünfziger und sechziger Jahren mit Hilfe eines Modells erzielen konnten, das auf der Kombination klassischer internationaler Arbeitsteilung (Rohstoffe gegen Fertigwaren) und Importsubstitution beruhte, -der Möglichkeit, unzureichende Produktivitätsfortschritte der Wirtschaft durch den staatlichen Schutz nicht-konkurrenzfähiger Industrien zu „neutralisieren“ und eine unzureichende Kapitalbildung durch Auslandsfinanzierung zu kompensieren, -sowie der Furcht vor den kurzfristigen sozialen und damit auch (innenpolitischen Kosten, die jede Strukturanpassung (als Veränderung eingefahrener Verhaltensweisen) mit sich bringt.

Mit Beginn der Verschuldungskrise um 1980 wurde die Strukturanpassung unausweichlich. Es besteht aber das Interesse, die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Kosten der Strukturanpassung so gering wie möglich zu halten. Hieraus ergibt sich die gemeinsame Forderung an die Industrieländer, die Strukturanpassung durch komplementäre Maßnahmen auf handeis-, kredit-und industriepolitischem Gebiet abzusichem. Bei derHandelspolitik geht es um den Abbau von protektionistischen Maßnahmen und um die Stabilisierung der Exporterlöse der Entwicklungsländer, bei der Kreditpolitik um eine Lösung der Verschuldungskrise und die Mobilisierung zusätzlicher Gelder, bei der Industriepolitik um Maßnahmen zur Beschleunigung des Technologietransfers und zur Entwicklung einer technologischen Eigenkompetenz der Entwicklungsländer, aber auch um Strukturanpassungsmaßnahmen auf seiten der Industrieländer, die den Markt für Produkte der Entwicklungsländer erweitern würden.

Aus der Sicht der Industrieländer ließe sich argumentieren, daß ihre Strukturanpassungsmaßnahmen zwar zu einer außerwirtschaftlichen Entlastung der Entwicklungsländer führen könnten, damit aber zugleich auch der Anpassungsdruck auf die Entwicklungsländer vermindert und eine weitere Verzögerung von Reformen ermöglicht würde. Damit wäre dann die außenwirtschaftliche Entlastung nur vorübergehender Natur, und der ganze Problemzirkel würde sich wiederholen. Die Industrieländer halten mit diesem Argument, das sich nahtlos mit ihren eigenen kurzfristigen Wirtschaftsinteressen verbindet, an einem rigiden Strukturanpassungskurs in den Entwicklungsländern ohne substantielle außenwirtschaftliche Entlastungen von seiten der Industrieländer fest. In Rio haben die Industrieländer nun zwar einige der von den Entwicklungsländern formulierten Grundsätze und Forderungen akzeptiert, aber auch hier haben sie es vermieden, verbindliche Zusagen zu machen.

Hier zeigt sich, daß die ordnungspolitische Annäherung zwischen Nord und Süd keineswegs gleichzusetzen ist mit dem Abbau von Interessenkonflikten zwischen ihnen. In gewisser Hinsicht werden diese Interessenkonflikte sogar härter, weil die Industrieländer nach dem Ende des Ost-West-Konflikts nicht mehr die Notwendigkeit sehen, politisch motivierte Zugeständnisse zu machen, und weil der wirtschaftliche Handlungsspielraum der Industrieländer selber aufgrund der zunehmenden Konkurrenz untereinander enger wird.

Die Frage ist, ob die Industrieländer nicht gerade wegen der möglichen Rückwirkungen eines rigiden Kurses gegenüber den Entwicklungsländern über kurz oder lang gezwungen sein werden, sich auf größere Konzessionen gegenüber den Entwicklungsländern einzulassen. In der von IWF und Weltbank forcierten Strukturanpassungspolitik zeichnet sich in dieser Hinsicht ein gewisser Lernprozeß ab. Zunächst war diese Politik äußerst kurzfristig angelegt. Es wurde aber schnell klar, daß man schon bei der Stabilisierung der Verschuldung und erst recht bei der Lösung der Probleme, die der Verschuldungskrise zugrunde lagen, mittel-und langfristige Perspektiven für die Durchführung von Strukturanpassungen entwikkeln mußte. Zudem zeigte sich, daß die Struktur-anpassung gerade jene Entwicklungsressourcen zu zerstören drohte, von denen der Erfolg der Anpassung (als Ansatz zu nachholender Entwicklung) letztlich abhing: das vieldiskutierte „Humankapital“. Diese Beobachtung führt zu dem Schluß, daß es offensichtlich nicht nur darauf ankommen kann, den Staat aus der Wirtschaft zu eliminieren, sondern daß die eigentliche Aufgabe darin besteht, die Funktionen des Staates für die Wirtschaft neu zu bestimmen. Dabei geht es wiederum nicht nur um die Umorganisation bestimmter politischer Entscheidungsprozesse, sondern um die Schaffung entwicklungsdienlicher Strukturen und Verfahrensweisen im umfassenden Sinne, einschließlich einer verantwortlichen Verwaltung, einer funktionsfähigen Justiz und einer Neubestimmung des Verhältnisses von öffentlicher und privater Sphäre. Kurz, es geht um die Bewältigung einer Aufgabe, für die Jahrzehnte benötigt werden (wie sich heute auch in der ehemaligen DDR zeigt). Kann diese Durststrecke ohne neuerliche Repression, neuerliche Abgrenzungen und Konfrontationen bewältigt werden?

VI. Die Entgrenzung der Dritten Welt

Zur Zeit lassen sich verschiedene Erscheinungsformen einer Entgrenzung der Dritten Welt beobachten. Als ein Ergebnis des Zusammenbruchs der Sowjetunion beginnt die Nord-Süd-Grenze zwischen den Südrepubliken der ehemaligen Sowjetunion und den Anrainerstaaten zu verschwimmen. Absehbar sind verstärkte Bemühungen um die Schaffung grenzüberschreitender Wirtschaftsräume, wobei Indien, Pakistan, Iran und die Türkei um Einfluß konkurrieren. Pakistan hat sogar die Schaffung einer Konföderation von 43 islamischen Staaten vorgeschlagen, die vom Indus bis zum Atlantik reichen und „die imperialistischen Bestrebungen des Westens“ in der Region stoppen soll. Solche Vorschläge oder Visionen zeichnen sich mehr durch Kühnheit als durch Realismus aus, deuten aberdie Möglichkeit ganz neuer Entwicklungen in dieser Region an

Auch an der Nord-Süd-Grenze in der westlichen Hemisphäre zeichnen sich neue Grenzüberschreitungen ab. Seit 1964 wird im US-amerikanisch-mexikanischen Grenzraum die Ansiedlung von Lohnveredelungsbetrieben (Maquiladoras) auf der mexikanischen Seite gefördert. Diese Entwicklung hat in den achtziger Jahren erheblich an Dynamik gewonnen. 1989 stammten 20 Prozent der mexikanischen Industrieproduktion bzw. 50 Prozent der Exportproduktion aus diesen Betrieben, die rund 600000 Arbeitsplätze bieten. Prognostiziert wird ein Anstieg der Arbeitsplätze auf eine Million Mitte der neunziger Jahre. Der MaquiladoraAnsatz soll nunmehr durch die Einrichtung der kürzlich beschlossenen Nordamerikanischen Freihandelszone erweitert werden. Ziel ist die Schaffung eines nordamerikanischen Wirtschaftsraumes, wobei Mexiko als Zwischenglied für den Ausbau der nordamerikanischen Wirtschaftsbeziehungen zu Zentral-und Südamerika dienen könnte

Diese Politik ist hoch umstritten. In Mexiko wird wie in Kanada eine weitgehende Amerikanisierung der eigenen Wirtschaft befürchtet, während in den USA vor einer Abwanderung von Arbeitsplätzen nach Mexiko gewarnt wird. Tatsächlich droht jedoch nicht nur eine weitere Amerikanisierung Mexikos, es vollzieht sich seit einigen Jahren auch umgekehrt eine Mexikanisierung und darüber hinaus eine ethnische Lateinamerikanisierung von Teilen der USA. Das Vehikel dieser Entwicklung ist die Migration. 1980 lebten in den USA 14, 6 Mio. Hispanics, 1985 waren es 17, 3 Mio. Hinzu kommen geschätzte 20-30 Mio. illegale Zuwanderer. In den nächsten 30 Jahren könnte sich die hispanische Bevölkerung in den USA verdoppeln

Aus mexikanischer Sicht handelt es sich hierbei um eine „reconquista de la patria perdida“, aus US-Sicht um eine Beschleunigung der ethnisch-kulturellen Fragmentierung der amerikanischen Gesellschaft. Los Angeles gilt inzwischen als eine Metropole der Dritten Welt mit allen Problemen, die diese Rolle mit sich bringt. Besonders in den kalifornischen Metropolen wird die Kommunalpolitik immer mehr durch den Verteilungskampf ethnischer Gruppen (Koreaner, hispanische und schwarze Bevölkerung) um öffentliche Hilfsgelder bestimmt. In Verbindung mit der Migration -aber natürlich nicht nur durch sie hervorgerufen -entstehen in den USA lokale Armutszonen, in denen Arbeitslosigkeit, Kindersterblichkeit, medizinische Versorgung und soziale Sicherheit auf dem Niveau von Entwicklungsländern mit niedrigem Einkommen sind. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Einwohner Harlems beträgt heute 46 Jahre -fünf Jahre weniger als in Bangladesh

Bestimmte Aspekte dessen, was hier über das Verhältnis USA -Lateinamerika festgestellt wurde, zeichnen sich auch im Verhältnis Europas zur Dritten Welt ab. Ansatzweise sind auch hier Entgrenzungsphänomene sichtbar. Am deutlichsten wird dies in Form der Einwanderung des Südens in den Norden und der Herausbildung dessen, was man heute eher beschwörend als euphorisch als multi-kulturelle Gesellschaft bezeichnet. Es besteht bereits Anlaß, vor einer „schleichenden Apartheid“ im „Dickicht der Großstädte“ zu warnen vor einer Ethnisierung sozialer Spannungen, die durch die traditionellen Integrationsagenturen, die Kirchen, Gewerkschaften und liberalen Parteien, nicht mehr aufgefangen werden können. Dies gilt für Paris, Brüssel oder London, die Hauptstädte der letzten Kolonialreiche, in besonderem Maße. Aber auch in anderen Ländern Westeuropas, nicht zuletzt in der Bundesrepublik, zeigt sich, daß zur Zeit eine Internationalisierung der Landflucht in der Dritten Welt, ihre Verlängerung in den Norden hinein, in vollem Gange ist.

Die Zuwanderung überfordert noch nicht die ökonomische Leistungsfähigkeit der Zielländer. Die Migranten tragen aber schon jetzt zu einer allgemeinen Verunsicherung über die Zukunftserwartungen der westlichen Gesellschaften bei. Die subjektive Entgrenzung der Dritten Welt eilt hier ihrer tatsächlichen Ausbreitung in den Norden hinein voraus. Daß dem so ist, daß das Gefühl der Bedrohung schneller wächst als die reale Veränderung, reflektiert Fehlfunktionen, wenn nicht bereits die Grenzen des westlichen Modemisierungsprojektes: -Die sozialen Netze werden auch in den Wohlfahrtsstaaten Westeuropas brüchiger.-Große Teile des Mittelstandes sind von sozialem Abstieg bedroht. -Armut breitet sich (wieder) aus. -Die Staatsverschuldung nimmt zu, viele Kommunen sind so überschuldet, daß sie praktisch handlungsunfähig werden. -Mit der Staatsverschuldung wächst die Rentiersmentalität. Die Versuchung ist groß, statt in ein Unternehmen zu investieren, Staatstitel zu kaufen und Däumchen zu drehen -Der vieldiskutierte Wertewandel vollzieht sich mehr und mehr als Werteverlust. -Die Kriminalität breitet sich aus. Die Selbstschutzindustrie boomt: Was die alten Ordnungskräfte und das Rechtsbewußtsein nicht mehr leisten, sollen Schloß und Riegel kompensieren. -Die natürlichen Lebensgrundlagen sind bedroht. Obwohl das allgemeine Wohlstandsgefälle zwischen dem Westen und dem Süden wächst, werden sich beide offenbar in gewisser Hinsicht ähnlicher. Dieses Paradox bezeichnet eine brisante gesellschaftliche Konfliktlage, die Abschottungs-und Isolierungsbestrebungen nach außen und innen begünstigt. Aber je stärker die Festung, mit der man sich umgibt, desto mehr wird sie auch für ihre Bewohner zum Gefängnis.

In der Entgrenzung der Dritten Welt deutet sich die Notwendigkeit an, von einer auf die Dritte Welt bezogenen Entwicklungsdiskussion zu einer Diskussion über globale Entwicklung überzugehen. Dabei wäre die in den siebziger Jahren rege geführte Debatte über den Entwicklungsbegriff wieder aufzunehmen. Auch die Industriegesellschaften müssen sich bei Strafe einer Chaotisierung der hiesigen Lebensverhältnisse vergewissern, wohin sie wollen, auf welche Vorstellungen von gesellschaftlichem Fortschritt hin sie ihre Politik orientieren, mit welchen Methoden sie ihre Ziele zu erreichen gedenken und welche (wo anfal-lende?) Kosten sie bereit sind, zur Erreichung ihrer Ziele zu akzeptieren.

Eine Globalisierung der Entwicklungsdiskussion entspräche auch den Imperativen, die sich heute aus der Ökologieproblematik ergeben: ein Perspektivenwechsel von der nationalen zur „Erdpolitik“ und ein anhaltender Diskurs über die Möglichkeiten einer dauerhaften Entwicklung auf globaler Ebene. Auch hier geht es um das Verhältnis von Anpassung und Entwicklung: Anpassung als Unterordnung der Bedürfnisse und der Wirtschaftsaktivitäten unter die Belastungsgrenzen des Ökosystems, Entwicklung als Erweiterung der in diesen Grenzen möglichen Bedürfnisbefriedigung und Wirtschaftsaktivitäten durch technologische Innovation und Wandel der Lebenseinstellung. In diesem Zusammenhang wäre es besonders wichtig, die landläufigen Vorstellungen von „nachholender Entwicklung“ der Drittweltländer mit den zur Zeit diskutierten Anforderungen an eine „dauerhafte Entwicklung“ (sustainable development) auf Welt-ebene zu vermitteln.

VII. Zusammenfassung und Ausblick

Die Dritte Welt hat sich als Staatengruppe mit spezifischen Problemen und Koalitionen von Staaten mit teilweise gemeinsamen Interessen zwar im historischen Kontext des Ost-West-Konflikts herausgebildet, sie stellt aber keine Schöpfung des Ost-West-Konflikts dar und geht deshalb auch nicht automatisch mit diesem zu Ende. Auch der Niedergang der Theoriebildung über die Dritte Welt ist nicht gleichbedeutend mit der Auflösung der realen Probleme, die sie zu erfassen versuchte. Diese Probleme haben sich im Verlaufe der achtziger Jahre zum Teil extrem zugespitzt, während sich die Verhandlungsposition der betroffenen Staaten gegenüber den Industrieländern weiter verschlechtert hat. Der „politische Muskelschwund“ der Dritten Welt ist insofern nicht allein eine Folge ihrer Differenzierung, sondern auch des kleiner werdenden binnen-und außenwirtschaftspolitischen Handlungsspielraumes der Entwicklungs-gegenüber den Industrieländern.

Die Dritte Welt war stets in politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Hinsicht ein heterogenes, von Interessenwidersprüchen und Ziel-konflikten durchzogenes Gebilde, in dem das politische Verhalten gegenüber den Industrieländern mehr durch Arbeitskompromisse als durch substantielle Solidarität gekennzeichnet war. Solche Arbeitskompromisse werden heute, auf globaler Ebene vor allem über die Gruppe der 77, weiterhin angestrebt und nach außen vertreten. Gegenüber den siebziger Jahren hat sich jedoch die Grundlage für solche Arbeitskompromisse verbreitert. Während die Forderung der siebziger Jahre nach einer Neuordnung der Weltwirtschaft über die Notwendigkeit und Dringlichkeit interner Strukturreformen der Entwicklungsländer hinwegging, können die wirtschaftlichen Forderungen gegenüber den Industrieländern heute als Versuch der außenwirtschaftlichen Absicherung der Strukturreformprogramme verstanden werden, die die Mehrzahl der Entwicklungsländer unter dem Druck der Verschuldungskrise in den achtziger Jahren eingeleitet haben. Die Industrieländer haben diese Veränderung der Geschäftsgrundlage für die Nord-Süd-Beziehungen bisher aber kaum honoriert.

Zwei Entwicklungen könnten hier einen Wandel bringen: die Entgrenzung der Dritten Welt und die wachsende Dringlichkeit einer globalen Umwelt-kooperation. Die Entgrenzung der Dritten Welt, die sich u. a. als Verlängerung der Landflucht in die Industrieländer hinein vollzieht, verbindet sich mit Krisenerscheinungen in den Industrieländern zu einem brisanten Konfliktgemisch, das unter der Perspektive eines aufgeklärten Eigeninteresses einen erheblichen Anreiz zu stärkerer Kooperation mit den Entwicklungsländern bietet. Auch die Zuspitzung globaler Umweltgefährdungen legt eine stärkere Kooperation mit den Entwicklungsländern nahe, nicht zuletzt deshalb, weil der Grenznutzen z. B. von Maßnahmen zur Energieeinsparung in den meisten Drittweltländern sehr viel höher ist als in den Industrieländern. Beide Faktoren, die Entgrenzung der Dritten Welt und die Ökologieproblematik, sprechen für einen neuen, globalen Entwicklungsdialog, der den Entwicklungsweg der Industrieländer selbst mit einbezieht.

Nun haben aber die bisherigen Erfahrungen mit der Strukturanpassung gezeigt, daß für deren Umsetzung nicht ein oder zwei Jahre, sondern Jahrzehnte anzusetzen sind. Dies ist eine Zeitperspektive, die eine in Wahlperioden denkende Politik tendenziell schon in guten Zeiten überfordert Um wieviel größer ist die Gefahr einer Überforderung angesichts der Krisenhaftigkeit, die die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in den meisten Industrieländern heute auszeichnet. Es ist also sehr wohl möglich, daß es zu neuen, möglicherweise religiös-kulturell überhöhten Abgrenzungsprozessen im Nord-Süd-Verhältnis kommt, mit denen die Politik auf eine kooperativ nicht mehr zu bewältigende Krisenlage reagiert. Bei solchen Entwicklungen dürfte der alte Nord-Süd-Konflikt mehr und mehr auch in den Industrieländern selbst (und zwar sehr viel militanter als auf der Ebene der zwischenstaatlichen Beziehungen) ausgetragen werden.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Eric Hobsbawn, Fine di un secolo, in: Rinascita vom 25. November 1990, S. 49.

  2. Barry Buzan, New Patterns of Global Security in the Twenty-first Century, in: International Affairs, (1991) 3, S. 432.

  3. Ulrich Menzel stellt fest, daß „mit dem Ende der . Zweiten Welt'auch der Begriff . Dritte Welt'seines ursprünglichen Sinns entleert worden“ sei. Ders., Das Ende der „Dritten Welt“ und das Scheitern der großen Theorie. Zur Soziologie einer Disziplin in auch selbstkritischer Absicht, in: Politische Vierteljahresschrift, (1991) 1, S. 4.

  4. Vgl. Ulrich Menzel, Der Differenzierungsprozeß in der Dritten Welt und seine Konsequenzen für den Nord-Süd-Konflikt und die Entwicklungstheorie, in: Politische Vierteljahresschrift, (1983) 1, S. 31-59; Michael Harris, The End of the Third World. The Newly Industrializing Countries and the Decline of an Ideology, Harmondsworth (England) 1986.

  5. Vgl. Andreas Boeckh, Dependencia und kapitalistisches Weltsystem, oder: Die Grenzen globaler Entwicklungstheorien, in: Franz Nuscheler (Hrsg.), Dritte-Welt-Forschung. Entwicklungstheorie und Entwicklungspolitik (PVS-Sonderheft 16), Opladen 1985, S. 56-74.

  6. Irving Louis Horowitz, Three Worlds of Development. The Theory and Practice of International Stratification, New York 1986, 8. 475.

  7. Ismail-Sabir Abdalla, Heterogeneity and Differentiation. The End for the Third World?, in: Development Dialogue, (1978) 2, 8. 21.

  8. Dieter Nohlen/Franz Nuscheler, Was heißt Dritte Welt, in: dies. (Hrsg.), Handbuch der Dritten Welt, Bd. 1, Hamburg 1982?, 8. 17.

  9. Ebd., 8. 11.

  10. Vgl. Südkommission, Die Herausforderung des Südens. Texte der Stiftung Entwicklung und Frieden, Bonn 1991, S. 21f.

  11. U. Menzel (Anm. 3), 8. 16. Reimer Gronemeyer und Claus Leggewie halten in einem polemischen Beitrag zur postmodernen Mythenstöberei den von ihnen gegeißelten „Ritualen europäischer Selbstkasteiung“ entgegen: „Die Dritte Welt existiert nicht. Der Tiersmondismus, der das Gegenteil behauptete, war ein starker Mythos, der antikoloniale Eliten und ihre intellektuellen Weggefährten im Westen bewegte“. Dies., Rituale europäischer Selbstkasteiung, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, (1992) 1, S. 78.

  12. Vgl. I. -S. Abdalla (Anm. 7), S. 21.

  13. Vgl. U. Menzel (Anm. 3), S. 10-14.

  14. Vgl. ebd., S. 28.

  15. Die Art, wie Menzel über die Herrschaftsstrukturen in der Dritten Welt spricht, gibt unterschwellig Hinweise auf eine von Menzel so gesehene „gemeinsame Tiefenstruktur“ der Entwicklungsländer, deren Existenz an anderer Stelle bestritten wird. Er spricht von der Illusion, daß es sich bei den Regimen in der Dritten Welt um „fortschrittliche, emanzipatorische und altruistische Regierungen“ handele, und stellt dann dieser Karikatur von Vorstellungen über die Dritte Welt die Notwendigkeit entgegen, sich verstärkt mit „Despotismus, Bürokratismus, Feudalismus, Korruption und Prestigedenken, Tribalismus, Ethnozentrismus, Rassismus und Nationalismus, Ignoranz und Arroganz, religiösem Phlegma und religiösem Fanatismus“ zu befassen (vgl. ebd., S. 15, 20).

  16. Vgl. Lawrence Summers, Herausforderungen für die Entwicklungsländerforschung, in: Finanzierung und Entwicklung, September 1991, S. 2-5.

  17. Vgl. UNDP (Hrsg.), Human Development Report 1992, Oxfort 1992, S. 48-70.

  18. Vgl. ebd., S. 34, 37.

  19. Zur Flüchtlings-und Migrationsproblematik vgl. Stiftung Entwicklung und Frieden (Hrsg.), Menschen auf der Flucht. Fluchtbewegungen und ihre Ursachen als Herausforderung an die Politik (Materialien und Studien Nr. 8), Bonn 1991, 8. 74. S. 60.

  20. Die von einer parlamentarischen Kommission untersuchten Menschen „haben keinerlei Idee ihres Alters, ihrer Größe, geschweige denn davon, wer das Land regiert. Sie können keinen korrekten Satz sprechen und müssen ihre Kinder einzeln durchzählen, um festzustellen, wieviele sie haben.“ Vgl. Christoph Türke, in: Die Zeit vom 27. 12. 1991,

  21. Vgl. Karin Stahl, Der Nord-Süd-Konflikt um „Umwelt und Entwicklung“. Zwischenbilanz der Vorverhandlungen der UN-Konferenz über „Umwelt und Entwicklung“, in: epd Entwicklungspolitik, (1992) 1-2, S. b-w; Klaus Michael Meyer-Abich, Öko-Kolonialismus -auch durch die Veränderung des Klimas, in: Jahrbuch Ökologie 1992, München 1991, S. 25-37; Lothar Brock, Nord-Süd Kontroversen in der internationalen Umweltpolitik: Von der taktischen Verknüpfung zur Integration von Umwelt und Entwicklung?, Frankfurt: HSFK Report 7/1992.

  22. Vgl. Gabriele Venzky, Pakistan träumt von einem neuen Großreich der Moslems, in: Frankfurter Rundschau, Weihnachten 1991, Rundschau Spektrum; dies., Allianz gegen Allahs Krieger, in: Die Zeit vom 7. 2. 1992, S. 14.

  23. Diese Vorstellungen wurden vom US-amerikanischen Präsidenten George Bush in seiner „Initiative für die Amerikas“ vom Juni 1990 artikuliert. Vgl. Jeffrey J. Schott, The North American Free Trade Agreement and the Enterprise for the Americas Initiative: The Regional Dimension of US Trade Policy, Institute for International Economics, März 1992 (Manuskript).

  24. Vgl. Thomas Weyer, Hispanic America, 1988, S. 220.

  25. Vgl. Cuno Kruse, Crack-House New York, in: Die Zeit vom 19. 1. 1991, S. 9.

  26. Joachim Fritz-Vannahme, Im Dickicht der Vorstädte, in: Die Zeit vom 21. 6. 1991, S. 2.

  27. In Italien ist diese Tendenz, die wir ansonsten den Entwicklungsländern zuschreiben, besonders deutlich. Fast die Hälfte der italienischen Ersparnisse wandert über Anleihen in die Staatskasse. Friedhelm Gröteke/Thomas Hanke/Volker Mauersberger, Draußen vor der Tür. Italien und Spanien kämpfen um den Anschluß an die Spitzengruppe der Europäischen Gemeinschaft, in: Die Zeit vom 19. 9. 1991, S. 29; vgl. Claudia Schmid, Das Konzept des Rentier-Staates, Hamburg-Münster 1991; Hartmut Elsenhaus, Ein neues internationales System, in: Beate Kohler-Koch (Hrsg.), Staat und Demokratie in Europa, Opladen 1992, S. 244-268.

  28. Emst U. von Weizsäcker, Erdpolitik. Ökologische Real-politik an der Schwelle zum Jahrhundert der Umwelt, Darmstadt 1989.

  29. Franz Nuscheler, Lern-und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik, Bonn 19872.

  30. Siehe hierzu Rolf Knieper, Afrika sich selbst überlassen -das wäre verkehrt, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 27. 8. 1992, S. 8.

Weitere Inhalte

Lothar Brock, Dr. phil., geh. 1939; Professor für Politikwissenschaft an der Universität Frankfurt/M. und Forschungsgruppenleiter an der Hessischen Stiftung Friedens-und Konfliktforschung. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Fragen der internationalen Beziehungen und der Entwicklungspolitik.