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Die DDR einst -und jetzt? | APuZ 41/1992 | bpb.de

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APuZ 41/1992 Artikel 1 Die DDR einst -und jetzt? Die „Dritte Republik“: Wandel durch Integration? Lernhemmnisse und Lernprozesse in der „alten“ Bundesrepublik Die Autobiographie als Erfindung von Wahrheit. Beispiele literarischer Selbstdarstellung nach dem Ende der DDR Auf dem Weg zur stabilen gesamtdeutschen Demokratie? Soziologische Betrachtungen zum Prozeß der deutschen Einheit

Die DDR einst -und jetzt?

Richard Schröder

/ 29 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Der Artikel bietet keine wissenschaftliche Analyse auf der Grundlage empirischer Erhebungen oder historischer Untersuchungen, sondern erzählt und reflektiert Grundgegebenheiten und Grundhaltungen in der DDR, um unseren neuen westlichen Mitbürgern die Vergegenwärtigung unserer Lebensverhältnisse zu erleichtern. Die SED-Herrschaft war, auch ihrem Selbstverständnis nach, die Diktatur einer Partei und ihrer Ideologie, die weithin die Plausibilität des Selbstverständlichen erlangt hatte. Deshalb wird die Forderung nach einem Schuldbekenntnis der Akteure und Mitläufer schnell zu einer Überforderung. Trotzdem -oder deshalb? -gab es in der DDR ein normales Leben, Überlebensstrategien, die auch ihren Reiz hatten, sich aber auf informellen oder eben unkorrekten Wegen bewegten. Die Evangelische Kirche in der DDR hat die Revolution weder geplant noch inszeniert, aber entscheidende Beiträge für die Wende geleistet. Sie war nicht die Stütze des Systems, denn sie hat zwar nicht die Macht-frage gestellt, aber Reformen eingefordert. Sie hat das Gespräch mit dem Staat gesucht. Daß es darüber hinaus intensive Gesprächskontakte einiger Kirchenleute zur Stasi gab, haben die meisten nicht vermutet. Der Artikel versucht eine differenzierende Beschreibung dieses umstrittenen Problemfelds. Die Formel „Kirche im Sozialismus“ war kein theologisch ausgearbeitetes Programm, und sie war mehrdeutig. Man kann drei Interpretationen unterscheiden: „Kirche in der DDR“, „Kirche für einen verbesserlichen Sozialismus“ und „Kirche für den real existierenden Sozialismus“. Die letzte ist von den Evangelischen Kirchen nicht vertreten, aber vom Staat erwartet worden.

I. Vorbemerkungen

Nach marxistischer Auffassung wird das Denken und Handeln einer Gesellschaft „in letzter Instanz“ von der sozialökonomischen Basis, von den Produktivkräften und Produktionsverhältnissen, bestimmt: „Das Sein bestimmt das Bewußtsein.“

Wie sich doch die Gegner manchmal gleichen. Manche westliche Politiker waren 1990 offenbar der Meinung, die deutsche Einigung sei vor allem ein ökonomisches Organisationsproblem, das sie mit etwas Pfiffigkeit und einer geballten Milliardenladung glatt über die Runden bringen würden. Inzwischen ist offenbar, daß sich die neue ökonomische Basis in den neuen Bundesländern so schnell nicht hersteilen läßt. Das hat viele Gründe, aber eben nicht nur ökonomische. Eine funktionierende Marktwirtschaft hat offenbar mehr Voraussetzungen, als diejenigen sehen, die gut in ihr leben.

Das Gewohnte wird meist erst bewußt, wenn es versagt oder aussetzt. Mit der deutschen Vereinigung werden massenhaft Selbstverständlichkeiten außer Kraft gesetzt. Im Osten ist die unnormale Normalität der SED-Herrschaft verschwunden. Alles wird anders -einerseits zum Glück, andererseits ist nun fast alles ungewohnt. Auch der Verlust einer schäbigen oder häßlichen Selbstverständlichkeit irritiert. Doch nicht nur das. Was war, ist nun umstritten. Zudem sind die Westler oft anders, als die Ostler erwartet haben, und umgekehrt. Auch das irritiert. Die Folge: Das gesamtdeutsche Sein verstimmt das Bewußtsein.

Die deutsche Einigung hat sehr viel mit Ökonomie zu tun, und zwar zu Recht. Denn ökonomische Probleme erzeugen soziale Probleme und diese verstärken emotionale Probleme. Emotionale Probleme können ihrerseits die Lösung sozialer und ökonomischer Probleme blockieren. Menschen, die nicht ein gewisses Maß an Selbstverständlichem verbindet, können sich nicht verstehen -also auch nicht gut verständigen. Andererseits können Menschen, wenn sie sich einig darüber sind, wie es steht und worum es geht, manches ertragen und viel zuwege bringen. Durch die deutsche Vereinigung hat sich unsere Welt vor allem im Osten, aber auch im Westen erheblich verändert, und es kommt nun darauf an, daß wir einander interpretieren. Wir sollten nicht nur mit großem wissenschaftlichen Aufwand analysieren, sondern auch schlicht berichten, darstellen, erläutern. Denn Erzählen bringt uns das Sein zum Bewußtsein.

II. Wie es bei uns war und was wir mitbringen

Wie war es in der DDR? Es war das Leben unter einer Diktatur. Das Rezept, nach dem Diktatoren oder Tyrannen verfahren, hat Aristoteles in der Politik schon ganz zutreffend beschrieben: „... daß man die hervorragenden Männer nicht aufkommen läßt und die selbstbewußten auf die Seite schafft, keine Tischgenossenschaften, keine Klubs, keine Bildungsbestrebungen, noch sonst dergleichen duldet, sondern alles zu verhüten trachtet, woraus zweierlei, Selbstgefühl und wechselseitiges Vertrauen, zu entspringen pflegt; daß man ferner keine Gesellschaften oder auch nur gesellige Zusammenkünfte aufkommen läßt, kurz alles tut, damit alle einander möglichst unbekannt bleiben. Denn die Bekanntschaft weckt mehr gegenseitiges Vertrauen... Auch gibt der Tyrann sich Mühe, daß ihm nichts verborgen bleibe, was etwa irgendein Untertan spricht oder tut, sondern überall Späher vorhanden seien,... wenn irgendwo eine Gesellschaft oder Zusammenkunft war. So bringt man es dahin, daß die Bürger aus Furcht vor solchen Leuten sich nicht frei aussprechen, und wenn sie es tun, weniger verborgen bleiben. Auch gehört es zum Tyrannenregiment, daß man die Leute durcheinanderbringt und sich unter sich verfeinden läßt.“ Allen „ihren Praktiken liegt einer dieser Zwecke zugrunde: entweder daß niemand dem anderen traue, oder daß niemand Macht gewinne, oder daß jedermann knechtisch gesinnt sei“ 1. Ideologie -Opium fürs Gewissen

Was Aristoteles noch nicht kannte, war die Diktatur einer Partei aufgrund der Diktatur einer Ideologie. Die Diktatur einer Partei bedarf nicht unbedingt eines Diktators. Nach Stalins Tod wurde die Diktatur eines Diktators als „Personenkult“ offiziell abgelehnt, Stalins Verbrechen wurden als „Verstöße gegen die sozialistische Gesetzlichkeit“ sträflich verniedlichend gerade noch erwähnt. Das nun propagierte Prinzip der kollektiven Führung war sozusagen eine Anonymisierung der Diktatur. Das Kollektiv trägt die Verantwortung für alle Entscheidungen gemeinsam -also in Wahrheit niemand. Das ist die „Unvernunft des Gruppenichs.. Jeder hat nur mitgemacht und keiner will’s gewesen sein, das Resultat aber schreit zum Himmel.“ Diejenigen, die die Macht im Ernstfall rücksichtslos gebrauchen, wissen sich zugleich der Parteidisziplin untergeordnet, „Ergebenheit“ gegenüber der „Großen Sache“ ist ihnen ihre größte Tugend, sie sind sozusagen tyrannisierte Tyrannen, Instrumente einer Idee. Die Ideologie aber, die „wissenschaftliche Weltanschauung der Arbeiterklasse“, gibt ihnen einerseits eine unangreifbare Legitimation an die Hand, nämlich die „historische Mission“ und die „historische Notwendigkeit“, die, dem Gottesgnadentum sehr ähnlich, der Mühe enthebt, sich von den Mitbürgern für ein Amt legitimieren zu lassen, andererseits liefert sie „Opium fürs Gewissen“ Ich habe einmal ein Gespräch von SED-Genossen im Zug mithören können. Sie sprachen über die Kollektivierung der Landwirtschaft, mehr als zwanzig Jahre danach. („Zwangs-kollektivierung“ ist wahrhaftig nicht übertrieben.) Einer sagte: „Ich darf gar nicht daran denken, wie das damals durchgezogen worden ist. Aber es war ja notwendig.“ Das war ein mutiges Bekenntnis, denn offiziell war die Kollektivierung doch die Befreiung der Bauern „vom Ich zum Wir“, von allen begeistert begrüßt. Dieser Mann ließ, durchaus nicht ungefährlich, sein Gewissen sprechen, um mit dem Opium der historischen Notwendigkeit seine Gewissensbisse zu dämpfen. Er war nicht gewissenlos, hier sprach ein irrendes, betäubtes Gewissen.

Die aus der Diktatur einer solchen Ideologie sich ergebende Psychologie wird uns bei den anstehenden Prozessen gegen führende Funktionäre noch beschäftigen. Wir kennen aus Nazi-Prozessen das Argument: „Ich habe doch nur Befehle ausgeführt.“ Wir werden wohl nächstens hören: „Ich bin ja nur unserer wissenschaftlichen Weltanschauung gefolgt.“

Die marxistisch-leninistische Ideologie hat sehr wirksam die elementare Sittlichkeit ruiniert. Ich meine damit die in allen Kulturen konstanten Regeln der zwischenmenschlichen Nahbeziehungen zu Verwandten, Freunden, Nachbarn und Gästen. Lenin hat das auch ausgesprochen: „Wir sagen, daß unsere Sittlichkeit völlig den Interessen des proletarischen Klassenkampfes untergeordnet ist.“ Ein hochmoralisches Ziel, der Fortschritt oder die Befreiung der Menschheit, dieses aber nicht als moralisches Ziel oder Ideal, sondern als notwendiges Resultat historischer Gesetzmäßigkeiten verstanden, erlaubte es, Gegner oder auch nur Andersdenkende zu Feinden der Menschheit zu erklären. Unter Stalin redete man ganz unverblümt von Volksschädlingen, der nächste Schritt war konsequent die „Schädlingsbekämpfung“: Liquidieren, ausschalten. Sie erlaubte es, elementare Hemmungen („so etwas kann man doch nicht machen“) als kleinbürgerliche Beschränktheit abzutun.

Die offiziell zelebrierte Klassenkampfperspektive hat außerdem die Verbindlichkeiten der Bürgergemeinschaft verschwinden lassen. Es gab nicht mehr den Unterschied zwischen Gegnern und Feinden, sondern nur Freunde und Feinde. Die Stasi hat den Feind im Inland wie im Ausland mit denselben Methoden bekämpft, sie war zugleich Geheimdienst und Geheimpolizei. Wer als „Feind des Sozialismus“ ausgemacht war, durfte auch als Feind behandelt werden. Rücksichten gab es dann nur noch nach dem Gesichtspunkt der Effektivität: Nützt es uns oder schadet es uns, wenn wir jemanden einsperren oder ausweisen? Konsequent haben deshalb politische Instanzen entschieden, ob jemandem der Prozeß gemacht werden sollte und das effektivste Strafmaß gleich noch mit vorgegeben -durchaus konsequent. Die durch das Recht konstituierte Bürgergemeinde kam in der marxistischen Theorie nicht vor. Es gab nur die „sozialistische Gesetzlichkeit“, aber auch die war nur ein „Instrument der herrschenden Klasse“.

2. Haftung für verkehrtes Denken?

Die Ideologie als Opium fürs Gewissen macht es jetzt so schwer, von den Stützen des Systems zu verlangen, sie sollten ihre Schuld zugeben. Das Problem wird verfehlt, wenn man unterstellt, sie seien Opportunisten gewesen, denen es vor allem um Bequemlichkeit, Vorteilsnahme, Reichtum und Macht gegangen ist, oder eben Gewissenlose, die vor nichts zurückschreckten. Das gab es ja alles auch, aber der ernstere und schwierigere Punkt ist der: Sie haben verkehrt gedacht. Kann denn aber dafür jemand haftbar gemacht werden? Die Antwort muß lauten: Nicht für das verkehrte Denken selbst muß er sich verantworten, wohl aber für das aus dem verkehrten Denken stammende und mit ihm begründete verkehrte Handeln.

Wir setzen zu Recht voraus, daß jedem die goldene , Regel zumutbar ist: „Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg’ auch keinem andern zu.“ Es ist recht leicht, die Schuld an einer Handlung zu bekennen, die man nicht gewollt hat. Wir sagen kurz: „Entschuldigung“. Schwieriger wird es schon bei einer geplanten und gewollten Handlung, von der man wußte, daß sie eigentlich verkehrt ist. Es ist nicht einfach, sich von diesem seinem Wollen plausibel zu distanzieren. Noch schwerer muß es sein, sich von seinem jahrzehntelangen Denken und Handeln, das zudem in einem Kollektiv beständig bestätigt und gefestigt wurde, abzugrenzen. Was bleibt dann noch von mir übrig? Wer bin ich denn noch, wenn mein Tun und Denken bisher verkehrt waren? Wir müssen anerkennen, daß die Forderung nach solch einem Schuldbekenntnis sehr schnell eine Überforderung ist, wenn sie sich nicht an solche richtet, die zu Gott sagen können: „Du stellst meine unerkannte Schuld vor Dein Angesicht“ (Psalm 90, 8), die also durch Gottes Güte ihr Sein von ihrem Tun unterschieden wissen, was die Christen „Rechtfertigung aus Glauben und nicht aus Werken“ nennen. Wer das für Unfug hält, wird durch jene Zumutung in eine furchtbare Identitätskrise gestürzt. Christliche Beichtpraxis ohne Gott ist etwas Inhumanes. Der Beichtstuhl oder die Couch auf dem Marktplatz ist aber in Wahrheit ein Pranger. Wir dürfen ja gar nicht wünschen, daß Belastete jedermann munter erzählen, was sie getan haben, als wäre nichts dabei, das wäre schamlos.

Was vor Gericht gehört, soll vor Gericht kommen. Und wer weiß, daß er einem anderen geschadet hat, sollte unter vier Augen Worte dafür finden. Dann muß Gras darüber wachsen dürfen. Und Verjährungen muß es schließlich auch hier geben. Vergangenheitsbewältigung kann nicht heißen, daß wir (natürlich nur die Ostler) nun doch noch gläserne Menschen werden. Die Unbelehrbaren sollten wir mit ihrem Irrtum unter uns alt werden lassen, wenn sie das so wollen. Wenn sie allerdings ihre Irrtümer öffentlich noch einmal als Wahrheit ausgeben, sollten wir ihnen öffentlich widersprechen. Zweimal von einer Ideologie kollektiv verführt worden zu sein, ist schon zweimal zu viel für Deutsche.

Die Zahl der überzeugten Kommunisten wird in der DDR so groß gar nicht gewesen sein. Um sie herum gab es einen Hof derer, die sich zwar nicht als Kommunisten verstanden, die aber unbewußt der Diktatur einer Ideologie und der Diktatur über die Sprache aufgesessen waren. Bei unseren Studienanfängern an den Kirchlichen Hochschulen habe ich regelmäßig erlebt, daß sie erklärten, was sie in der Oberschule an Philosophie kennengelernt hätten, sei natürlich alles Quatsch gewesen. Im Gespräch aber reproduzierten sie ganz unschuldig marxistische Thesen über Materialismus, Idealismus und vieles mehr. Sie hielten sie für Common sense. Wieder andere wurden aus Überdruß über die marxistisch-leninistischen Antworten für die Fragen selbst, also für weltanschauliche, philosophische, politische Fragen, immunisiert: „Hörn’se mir auf mit Politik.“ Und für diejenigen, die sich diesen Fragen dennoch öffneten, war es schwierig, Gesprächspartner oder gar einen Gesprächskreis zu finden. In Halle hat die Stasi einmal einen Kreis von Studenten ausgehoben, die privat die Frühschriften von Marx gelesen und diskutiert haben!

Das alles ist nun keineswegs nur eine traurige Erbschaft. Es ist ja auch eine Chance zu einem ursprünglichen, neugierigen und naiven Fragen. Die wird freilich vertan, wenn westliche Medien-zaren der Meinung sind, die Ostler brauchten vor allem Super-Illu mit Domina-Storys. Die Chance wird auch vertan, wenn Ostdeutsche von Westdeutchen bloß hören, daß das mit Demokratie, Rechtsstaat usw. alles nur „Luftnummem“ seien. Eine auf seine Weise sicher erklärliche westliche Politikverdrossenheit darf doch nicht auf leichtfertige Weise die nun wahrhaftig gravierenden Unterschiede zwischen den Verhältnissen in der ehemaligen DDR und der Bundesrepublik einebnen. 3. Das ganz normale Leben unter einer Diktatur

Nun darf aus all dem nicht gefolgert werden, die DDR sei von uns allen permanent als Dschungel voller Gefahren erlebt worden. Menschen passen sich an, und das ist ja nicht in jeder Hinsicht verwerflich. Anpassung ist ein Lebensprinzip. Wer sich überhaupt nicht anpassen, das heißt auf für ihn selbst unveränderliche Gegebenheiten einzustellen vermag, scheitert. Das ist vielleicht bewundernswert und immer tragisch, aber doch kein kategorischer Imperativ. Es gibt eben den Unterschied zwischen der Berücksichtigung des Unvermeidlichen und dem Opportunismus. Von meiner Mutter habe ich die Sprüche: „Sage nicht immer, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst“ und: „Es steht in der Bibel nicht geschrieben, daß Daniel in der Löwengrube die Löwen in den Schwanz gekniffen hat.“ Ich habe sie meinen Kindern weitergegeben und verteidige sie mit Zähnen und Klauen gegen den Vorwurf des Opportunismus. Und ich bestehe auf dem Unterschied zwischen Eigensinn und Charakterstärke.

Der Anpassungsdruck wurde in der DDR noch dadurch verschärft, daß alle öffentlichen Lebensbereiche rückgekoppelt waren. Wenn das Kind nicht in die FDJ ging, konnte es deshalb im Betrieb der Eltern ein „Kadergespräch“ geben. Ein kritischer Brief ans „Neue Deutschland“ oder an eine Behörde landete automatisch auch bei der Stasi, wie ich an meiner Akte sehen konnte. Es gab Sippen-haft: Die Zulassung zur Oberschule war abhängig von der „sozialen Herkunft“ und der politischen Beurteilung des Elternhauses. Und so weiter.

In einer konspirativ kontrollierten Öffentlichkeit wird die sorgsam gehütete Intimsphäre des erprobten Vertrauens um so wichtiger. Was Beobachter als Vorzug der DDR gepriesen haben, die intensiven Freundschaften, war die Kehrseite der zerstörten Öffentlichkeit. Sie hatte ihren Preis. Die Fähigkeit zur öffentlichen Auseinandersetzung konnte nicht erworben werden. Es drohte doch immer die Gefahr einer doppelten Identität: ich im Kreise meiner Vertrauten und ich in der Betriebsversammlung, entweder schweigend oder Lippenbekenntnisse abgebend.

Die permanente wirtschaftliche Mangelsituation brachte es mit sich, daß es selbst zur Beschaffung alltäglicher Dinge der Beziehungen, genannt „Vitamin B“, bedurfte. Das hatte auch sein Gutes. Nachbarschaftshilfe als Überlebensstrategie verbindet. Man kommt sich näher. Der gegen den Betonmischer ausgeliehene Pkw-Anhänger konnte auch politische oder weltanschauliche Gegensätze sehr wirksam überbrücken. Und es war jedesmal auch ein Vergnügen, die Widrigkeit der Umstände überlistet zu haben, etwa dem Vergnügen vergleichbar, das manche im Westen an einem Billig-angebot haben, das zu finden sie mehr Zeit gekostet hat, als sie Geld gespart haben. Aber auch hier gab es eine Gefahr. „Organisieren“, das hieß eben manchmal: doppelt zugreifen, wenn es gerade etwas Seltenes zu kaufen gab, um tauschen zu können (wer ein Auto hatte, hatte meistens mindestens einen Ersatzauspuff); manchmal hieß es aber auch, etwas aus dem Betrieb mitgehen zu lassen („Honecker hat doch gesagt, wir sollen noch mehr aus unseren Betrieben herausholen“) oder während der Arbeitszeit das Gartentor zu schweißen. Geradezu zum Gewohnheitsrecht war es geworden, während der Arbeitszeit einkaufen zu gehen. Man mußte ja kaufen, wenn die Ware kam. Manchmal bedeutete „Organisieren“ aber auch, sich durch eine Gefälligkeit oder eben auch durch „Beziehungen“ eine Genehmigung zu beschaffen. Wer wird da gleich das schlimme Wort „Bestechung“ gebrauchen?

Korruption gibt es überall. Wenn es aber keine rechtsstaatlichen Verfahren und keine unabhängigen Gerichte gibt, werden die Maßstäbe fließend. Eben dies besorgte das Wort „Organisieren“. Ein Handwerker hat ohne Baugenehmigung einen Bai-'kon gebaut. Nun kommt der Bürgermeister und bittet ihn dringend, der Gemeinde mit einer Handwerkerleistung zu helfen. Er sieht den Balkon und fragt: „Haben Sie denn eine Baugenehmigung dafür geholt?“ Antwort: „Wozu denn? Der Balkon ist doch fertig.“ Der Bürgermeister: „Reichen Sie die mal nach.“ Antwort: „Wozu denn, ich brauche doch kein Baumaterial mehr.“ Nichts ist passiert. Denn der Bürgermeister wollte auch nächstes Mal wieder geholfen bekommen. Das alles war eine Verwaltungsvereinfachung, aber keine wünschenswerte und keine gerechte.

Jetzt hört man oft die Klage, daß die neuen Verhältnisse noch mehr Bürokratie mit sich bringen, als zu DDR-Zeiten üblich war. Über Verwaltungsvereinfachungen ist sicher auch grundsätzlich nachzudenken. Übersehen wird aber leicht, daß eine gerechte Verteilung oder Belastung zur Voraussetzung hat, daß der Behörde alle zu berücksichtigenden Besonderheiten dann auch authentisch mitgeteilt werden müssen. So entstehen die gewaltigen Fragebögen. Und wenn man statt des Einheitsstaates Datenschutz wünscht, dann kann nicht mehr erwartet werden, daß alle Behörden diejenigen Informationen haben, die irgendeine Behörde hat. Und wenn der Betreuungsstaat abgeschafft wird, müssen sich die Bürger, sofern sie dazu in der Lage sind, selbst um ihre Ansprüche kümmern. Es gibt eben so etwas wie die Plagen der Freiheit. Denen stellen sich die meisten bereitwillig. Wir brauchen aber alle für das „Einlaufen“ Nachsicht und müssen die gelernten Bundesbürger bitten, sich ein wenig vorzustellen, wie es bei uns war und was wir mitbringen: Erfahrungen und vielleicht auch Marotten aus einer Welt, die untergegangen ist.

III. Die Evangelischen Kirchen in der DDR aus heutiger Sicht 1

1. „Mutter der Revolution“ oder Stütze des Systems?

Auch der Weg der Evangelischen Kirchen in der DDR bedarf der Erinnerung an die vergangene DDR, wenn er gerecht beurteilt werden soll. Das öffentliche Urteil über sie ist erstaunlich schnell umgeschlagen: erst Mutter der Revolution, nun Stütze des Systems. „Mutter der Revolution“ war zu viel der Ehre. Dennoch hat die Evangelische Kirche einiges zur Wende beigetragen.

Erstens: Die Kirche war in der DDR die einzige Gegenöffentlichkeit zur geknebelten Öffentlichkeit. Der christliche Gottesdienst ist seinem Wesen nach öffentlich, weil die Kirche nicht dazu da ist, religiöse Bedürfnisse zu befriedigen, wie die Kommunisten behaupteten, sondern jedermann Gottes Wort schuldet. Die Evangelische Kirche in der DDR hat sich mehr Öffentlichkeit erhalten können als die Kirchen in anderen „sozialistischen Ländern“. Ich nenne hier an erster Stelle die Synoden, aber auch die Evangelischen Akademien, die Studentengemeinden, die Kirchlichen Hochschulen und die Kirchentage. Das alles waren Inseln in der Monotonie der ideologisierten Gesellschaft, Orte, in denen das freie Wort und die freie Begegnung ihre seltene Chance hatten, und zwar nicht nur für Christen.

Zweitens: Die Kirche hat den sogenannten Gruppen ein Dach geboten, und dies sowohl gegen den Widerstand des Staates als auch gegen innerkirchlichen, denn manche Gemeindekirchenräte wollten die Unannehmlichkeiten lieber vermeiden, die sich daraus ergaben. Wir haben in jener Zeit erlebt, wie unsere viel zu großen Kirchengebäude plötzlich zum Schutzraum wurden. Die Sicherheitskräfte, die keine Demonstrationen zuließen, wagten doch nicht, in die Kirchen einzudringen.

Im Herbst 89 fanden in den meisten Orten die ersten freien Bürgerversammlungen in den Kirchen statt. Und an den Runden Tischen, an denen sich die alten und die neuen Kräfte gegenübersaßen, wurde zumeist den Pfarrern der Vorsitz angetragen. Ihnen traute man die Vermittlerfunktion zu, die notwendig war, wenn der Machtwechsel friedlich bleiben sollte, und das war ja eine Voraussetzung dafür, daß der Prozeß berechenbar blieb und schließlich wider Erwarten die deutsche Einigung von den Nachbarn und den Großmächten akzeptiert wurde.

Drittens: Die synodale Praxis unserer Kirchen wurde zum Erfahrungsschatz beim Übergang zur parlamentarischen Demokratie. Zum Beispiel: Ohne Reinhard Höppner, den Präses der Magdeburger Synode, dann Vizepräsident der frei gewählten Volkskammer, wäre manche brisante Sitzung im Chaos untergegangen. Konkret: Wenn die aufgewühlte Volkskammer am 17. Juni 1990 den Beitritt beschlossen hätte, wie eine Vielzahl der Abgeordneten wollte, wäre die außenpolitische Einbettung der Einigung schwer belastet worden, wenn nicht sogar Gorbatschows Gegner den Putsch vorverlegt hätten.

Viertens: Obwohl die Wiedervereinigung Deutschlands nicht zu den Forderungen der Kirchen in der DDR gehörte, weil sie der gesamteuropäischen Stabilität Vorrang eingeräumt haben vor einer Lösung der deutschen Frage, haben sie sowohl an der besonderen Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in beiden deutschen Staaten gegen den Widerstand der SED festgehalten als auch an der Praxis der Begegnungen zwischen Christen beider deutscher Staaten.

Die Kirche hat nicht die Revolution gemacht. Da haben viele Faktoren zusammengewirkt: Gorbatschows Kurs, das Zerbröckeln der „Parteidisziplin“ durch das Verbot der sowjetischen Zeitschrift „Sputnik“ und durch die Veröffentlichung des SED-SPD-Papiers im August 1987 im „Neuen Deutschland“, die Öffnung der ungarischen Grenze und die Botschaftsflüchtlinge, der Mut derer, die die politische Opposition organisiert haben, und schließlich die Montagsdemonstrationen in Leipzig im Anschluß an das Friedensgebet. Die Kirche ist aber hinreichend Fremdkörper im sozialistischen Einheitsstaat geblieben, um im Ernstfall Freiraum und Schutzraum sowie Vermittler sein zu können für ein unblutiges und fast gewaltfreies Ende der SED-Herrschaft.

Daß die Evangelische Kirche die „Stütze des Systems“ gewesen sei, wird auf dreifache Weise begründet:Erstens: Die Kirche sei von der Stasi unterwandert und gesteuert worden, wird behauptet. Wahr ist, daß die Kirche die besondere Aufmerksamkeit der Stasi auf sich lenkte, weil sie der einzige gesellschaftliche Raum war, den die Partei nicht direkt kontrollieren konnte.

Bisher sind zwei Fälle bekannt, in denen ein Stasi-mitarbeiter in eine kirchliche Position eingeschleust worden ist. Sehr viel größer ist die Zahl von kirchlichen Mitarbeitern, die sich von der Stasi zu inoffiziellen Mitarbeitern (IM) haben anwerben lassen, aber exakte Zahlen haben wir noch nicht. Ziel der Stasi war es, zwei Informanten aus jedem kirchlichen Gremium zu gewinnen. Das hat sie zwar nicht erreicht, aber ich halte fünf Prozent IM unter den kirchlichen Mitarbeitern für eine begründete Befürchtung, die hoffentlich von der Wirklichkeit nicht überboten wird. In den oppositionellen Gruppen hat die Stasi übrigens eine noch größere Präsenz angestrebt und auch erreicht. Es soll sogar Fälle gegeben haben, wo Stasi-Informanten in der Mehrheit waren und, voneinander nichts wissend, übereinander berichtet haben. Trotzdem hatte die Stasi weder die Kirche noch die Opposition wirklich in der Hand, und wer behauptet, daß sie eine Synode hat steuern können, weiß einfach nicht, wie eine Synode funktioniert. Es gehörte allerdings zur Normalität, daß Staatsvertreter vor der Synode Synodale besuchten, um die „staatliche Erwartungshaltung“ zum Ausdruck zu bringen, und daß die eingeladenen Staatsvertreter während der Synode in allen Tonarten Einfluß zu nehmen versuchten. Wenn ihnen das wirklich gelungen wäre, hätte der Staatssekretär für Kirchenfragen, Klaus Gysi, zweifellos nicht so oft Synodenbeschlüsse zu kritisieren gehabt.

Es ist klar: Wo sich jemand zum Werkzeug der Stasi gemacht hat, wo Vertrauensbruch vorliegt oder gar der Bruch des Beichtgeheimnisses, kann das nicht folgenlos bleiben. Bischof Hempel hat von seinen Gesprächen mit solchen Pfarrern gesagt, sie endeten meist mit Tränen. Da komme viel menschliches Elend zum Vorschein. Freilich kennen wir auch die Fälle, wo jemand bis zum endgültigen Beweis alles bestreitet oder auch danach noch rechtfertigt.

Zweitens: Nun, da die Akten zugänglich sind, erschreckt viele die Intensität der Gesprächskontakte von führenden Kirchenvertretern mit Staatsvertretern, und zwar nicht nur mit dem Staatssekretariat für Kirchenfragen, sondern auch mit den für Kirchenfragen zuständigen Vertretern im ZK der SED und sogar mit der Kirchenabteilung der Stasi. Der Vorwurf der Kumpanei geht um.

Auch hier wird im einzelnen zu fragen und zu prüfen sein, ob diese Gespräche so, wie sie geführt wurden, vertretbar sind. Grundsätzlich aber muß bedacht werden: Es gab in der DDR kein verläßliches Staats-kirchenrecht. Der Spielraum der Kirche war ungeschütztes und widerrufbares Gewohnheitsrecht. Obwohl in der Verfassung der DDR von 1949 „das Recht der Religionsgemeinschaften, zu den Lebensfragen des Volkes von ihrem Standpunkt aus Stellung zu nehmen“, verankert war (Artikel 41, Absatz 2), vertrat die SED die Auffassung, daß die Kirche sich zu politischen Fragen nicht zu äußern habe. Für die Belange der christlichen Bürger sei nicht die Kirche, sondern die Ost-CDU zuständig, für Angelegenheiten der Institution Kirche der Staatssekretär für Kirchenfragen. Der aber hatte gar keine Entscheidungskompetenz, sondern war nur das Vollzugsorgan der Partei. Zudem praktizierte der Staat oft die Politik der Verhandlungsverweigerung. Deshalb hatten die Kirchenvertreter ein Interesse an einem Spitzengespräch, sie wollten die Probleme den staatlichen Entscheidungsträgem selbst vortragen können. Gerade weil es kein Staats-kirchenrecht gab, gab es einen enormen Regelungsund Gesprächsbedarf: Bau-und Druckgenehmigungen, die Genehmigung von Veranstaltungen, Reise-genehmigungen, Ausbildungsfragen und arbeitsrechtliche Fragen und vieles mehr. Über Fragen der Volksbildung hat die SED bis zuletzt nicht mit sich reden lassen.

Wer sich an das Jahr 1953 erinnerte -an den SED-Kirchenkampf und den Aufstand, den die russischen Panzer niederwalzten -sowie an Ungarn 1956 und die ÜSSR 1968, wußte, wenn es um die Macht geht, sind die Panzer die Ultima ratio. Die SED hat immer verkündet, das Entscheidende sei die Machtfrage. Der 17. Juni 1953 war für uns die Illustration dieses Satzes. Man kann die SED mit Geiselnehmern vergleichen: Wir, die Geiseln, konnten schweigend geschehen lassen, was geschah, wir konnten uns ihnen anbiedem, wir konnten aber auch versuchen, mit ihnen zu reden, um diese und jene Erleichterung zu erzielen, um auf eine Beißhemmung hinzuwirken. Dann konnte man allerdings nicht sagen: Geiselnehmer seid ihr, und ich verachte euch. Zwischen Geiseln und Geiselnehmern pflegt sich aber auch nach und nach eine eigentümliche, nicht nur feindliche Beziehung einzuspielen. Man gewöhnt sich aneinander. Die Raubtiere erscheinen als Haustiere. Man ist froh und dankbar, wenn sie nicht beißen.

Wir haben zu DDR-Zeiten gesagt: „Vertrauen wagen“, wir haben Dialog und Toleranz eingefordert und Gesprächsbereitschaft in Richtung Staat und in Richtung Marxisten (nicht in Richtung Stasi!)bekundet. Wir haben das starre Feindbild aufzubrechen versucht. Wir wollten Berechenbarkeit fördern, ohne uns verrechnen zu lassen. Und das war nach meinem Urteil grundsätzlich richtig. Wir Christen konnten die Genossen nicht sozusagen verloren geben als unbelehrbar verblendet. Die Grundentscheidung, das Gespräch zu suchen, schloß aber eine gewisse Anerkennung ein. Man mußte sich auf ihre Koordinaten so weit einlassen, daß Verständigung möglich war. Und wir selbst haben ja Anerkennung gefordert. Wir haben verlangt, daß die Christen als gleichberechtigte Bürger anerkannt werden. Das wurde aber nur pro forma zugestanden. In Wahrheit kannte die SED nur „progressive", „realistische“ und „feindlich-negative“ Kräfte. Wir mußten bemüht sein, nicht in die dritte Kategorie zu geraten. Damit eröffnete sich aber die Gefahr, um des lieben Friedens willen Differenzen zu verschweigen, Mißstände nur halbherzig anzusprechen, ihnen nach dem Munde zu reden, sich zu sehr auf ihre Sprache einzulassen.

Wer heute damalige Gesprächsabläufe beurteilen will, muß sich diese Schwierigkeit der allzu kleinen Spielräume plastisch vor Augen führen: Wie konnte man eine Kritik formulieren, die die andere Seite nicht in ihr Feindbildraster einordnet? Wie gern würden heute alle in den Akten lesen, daß wir wie Luther in Worms aufgetreten seien: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“. Es ging in solchen Gesprächen aber nur mittelbar um Bekenntnisfragen, zuerst ging es um Fragen des Modus vivendi. Da mußte etwas erreicht werden, und der Gesprächsfaden sollte nicht abreißen. Denn Gespräche waren unser einziger Weg, unsere einzige Chance, unsere einzige Macht. Wir konnten nicht sagen: die Verhandlungen sind gescheitert, wir gehen in die Öffentlichkeit oder vor Gericht. Beide Wege waren versperrt, die SED hatte die Medien und die Gerichte fest im Griff. „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“ hat Jesus gesagt. Und das sollte hier unser Maßstab sein. Wie weit man gehen durfte auf diesem gefährlichen Weg, war zu DDR-Zeiten unter uns umstritten und wird weiter umstritten bleiben. Einmal hat eine Synode befunden, daß ihr Bischof zu weit gegangen sei, und ihm das Vertrauen entzogen. Dieser Bischof hatte akzeptiert, daß Honecker zur Bedingung für das Zustandekommen eines Gesprächs erhob, ein anderer Bischof dürfe nicht teilnehmen. Allerdings, wer sich dem „divide et impera“ gebeugt hat, ist zu weit gegangen.

Die Politik der Gesprächsbereitschaft hatte in einer Hinsicht jedenfalls Erfolg: In Leipzig war alles vorbereitet, um die Montagsdemonstration mit Gewalt zu beenden, es gab Namenslisten für die vorbereiteten Internierungslager. Es gab am 9. Dezember 1989 einen internen Putschaufruf der Stasi aus Gera. Dennoch haben die allmächtigen Machthaber die Macht fast gewaltlos aufgegeben. Warum? Sie waren verunsichert. Sie wußten, daß die sowjetischen Truppen nicht ausrükken würden. Ich denke, dabei hat auch eine Rolle gespielt, daß sie die Evangelischen Kirchen als Garant für Fairness nach ihrem Rücktritt angesehen haben. Das hat sie sicherlich auch an der Verzweiflungstat eines „letzten Gefechts“ gehindert.

Zwei Punkte sind auf diesem Feld besonders umstritten: a) Manfred Stolpe hat gegenüber Vertretern der SED auch bevorstehende innerkirchliche Personalentscheidungen erläutert. Es handelte sich um die Wahl von Bischof Krusche zum Nachfolger von Bischof Schönherr im Amt des Vorsitzenden der Konferenz der Kirchen-leitungen. Stolpes Begründung lautete, er habe Bedenken der Partei gegen die Person Krusches und der Befürchtung begegnen wollen, nach einer solchen Wahl werde die Kirche ihr Verhältnis zum Staat grundlegend ändern. Bischof Kfusche hat öffentlich erklärt, er verstehe diese Intention Stolpes vollkommen und sehe sich durch dieses Gespräch nicht diskreditiert. Trotzdem wird eingewendet, innerkirchliche Personalfragen hätten prinzipiell nicht vor Staatsvertretem dargelegt werden dürfen. Der Streit ist deshalb so brisant, weil viele in der Evangelischen Kirche der DDR stolz waren auf die rigorose Trennung von Staat und Kirche. Nun zeigt sich, daß es statt der formellen staatskirchenrechtlichen Regelungen ein Netz informeller Gespräche gegeben hat.

Man sollte hier allerdings auch die Verhältnisse in den anderen „sozialistischen“ Ländern vergleichend berücksichtigen. In der Kirchenordnung der Reformierten Kirche in Ungarn war, auf Veranlassung der Kommunisten, festgelegt, daß Ernennungen, Entlassungen und Emeritierungen von Kirchenführem staatlicher Zustimmung bedürfen. So etwas hat es in der DDR nie gegeben. Es saß auch keiner unserer Bischöfe im Staatsrat. Die Folge jener Verhältnisse war, daß nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft dort fast alle Bischöfe abgesetzt worden sind, weil sie nach Auffassung der Gemeinden allzu eng mit demjeweiligen Regime verbunden waren. Für die im Vergleich damit große Unabhängigkeit der Evangelischen Kirchen in der DDR war wichtig, daß diese sich nicht darauf eingelassen haben, die Pfarrer, wie in anderen „sozialistischen“ Ländern, vom Staat bezahlen zu lassen. Derartige Angebote hat es durchaus gegeben. b) Einige Kirchenvertreter haben unter vier Augen kirchenpolitische Gespräche mit Vertretern der Stasi ohne korrekte innerkirchliche Absicherung geführt. Nachträglich stellt sich jetzt heraus, daß die Stasi sie als IM geführt hat. Das wird von vielen als Verstoß gegen das Prinzip bruderschaftlicher Kirchenleitung verstanden, wenn nicht sogar der Vorwurf der Kollaboration erhoben wird. Dieses Problem ist besonders hart umstritten. Wie ist es dazu gekommen? Einer hat gesagt: „Wir haben über das Problem in der Konferenz der Kirchenleitungen nie gesprochen, weil wir wußten, die einen sind der Auffassung: »Stasikontakte sind in bestimmten Zusammenhängen unvermeidlich 1, die anderen: , So etwas kommt prinzipiell nicht in Frage 1“. Manche haben gesagt: „So etwas mache ich nicht“ und die Fälle, bei denen sie nicht weiterkamen, anderen übergeben, die da noch etwas bewegen konnten. Ich denke, daß auf kirchen-leitender Ebene Stasikontakte nicht völlig vermeidbar waren. Sie hätten aber bei aller Diskretion und Brisanz korrekter abgesichert werden müssen. Dieses Ärgernis könnte man auf die Formel bringen: „Kirche WIE der Sozialismus“, nämlich ein Defizit an korrekten Verfahrensweisen.

Drittens: Der Evangelischen Kirche wird vorgeworfen, sie hätte die politische Opposition domestiziert, beruhigt und abgewiegelt und so das SED-Regime am Leben gehalten. Aber das SED-Regime war von Gnaden der Sowjetunion und würde mit ihrer Unterstützung noch heute existieren. Die Evangelische Kirche in der DDR war keine nationale Institution wie die katholische Kirche in Polen. Sie war eine Volkskirche ohne Volk.

In diesem Urteil der Opposition steckt auch eine Selbstüberschätzung. Erst im Herbst 89 wuchs ihr Rückhalt in der Bevölkerung. Zuvor war sie eine allzu kleine mutige Schar mit sehr verworrenen politischen Zielvorstellungen, und sie war sehr zerstritten. Meine Gegenthese lautet: Die Kirche hat erfolgreich verhindert, daß die SED die Opposition mit ihren üblichen Methoden vernichten konnte: verurteilen und abschieben. Sie hat erklärt, die gehören zu uns. Das haben die Kirchen aller Konfessionen in der ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung 1988/89 öffentlich dokumentiert. Die Evangelische Kirche hat der ständig wiederholten staatlichen Forderung, sich von oppositionellen Gruppen zu trennen und einzelne Pfarrer unter Anwendung des kirchlichen Disziplinarrechts zu disziplinieren, erfolgreich widerstanden. Das weisen die Akten aus.

Es gab allerdings einen natürlichen Konflikt zwischen den Kirchen und den oppositionellen Gruppen. Die Kirchen wollten nicht den massiven Konfrontationskurs, den manche Gruppen anstrebten, weil sie befürchteten, der Kampf gehe verloren. Sie versuchten, die Interessen der Gruppen, der Kirchengemeinden und der Gesamtkirche auszutarieren. Die Kirche mußte ihre Spielräume gebrauchen und erhalten, und sie wußte nie genau, wo die Grenze verlief. Man kann auch ruhig sagen, sie mußte lavieren.

Manche möchten jetzt gern eine explosive, heroische Revolution in die Geschichtsbücher schreiben können. Die Kirche ist daran mitschuldig, daß wir „nur“ eine gewaltlose Revolution hatten, ohne das große Aufräumen und ohne „gesunde“ Entladung der Aggressionen. Die Kirche wollte keine Explosion der Spannungen. Diese Schuld sollten wir selbstbewußt tragen. Denn es ist zweierlei: eine gewaltsame Revolution hinterher zu feiern als Sieg der Freiheit oder eine gewaltsame Revolution mit ihren neuen Ungerechtigkeiten und Unwägbarkeiten oder gar Greueln verantworten zu müssen.

Hinter der Auseinandersetzung zwischen den Gruppen und der Kirche steckte manchmal auch ein anthropologischer Dissens. Es gab in den Gruppen den anarchistischen Tagtraum, die Utopie von der Befreiung zur herrschaftsfreien Gesellschaft spontaner Selbstbestimmung, sozusagen: Der Mensch ist gut und Herrschaft macht ihn schlecht.

Inzwischen dürfte deutlich geworden sein, daß der Zusammenbruch einer Zwangsherrschaft nicht unbedingt das „Große Glück“ garantiert; er kann auch destruktive Kräfte freisetzen, wenn die rechtlich normierten Verfahren der Konfliktlösung versagen und Gewalt ausbricht. Wir Christen wissen von der unaufhebbaren Zweideutigkeit des Menschenwesens. Menschen brauchen, wenn es vernünftig unter ihnen zugehen soll, vernünftige Institutionen, Regeln und Ordnungen. Es gibt ein Menschenrecht auf eine handlungsfähige Regierung, das freilich den meisten erst dann offenbar wird, wenn es nicht gewährt werden kann.

2. „Kirche im Sozialismus“: Interpretationsmöglichkeiten

Die Formel „Kirche im Sozialismus“ hatte etwas mit dem Bemühen zu tun, das Feindbild „Kirche“ abzubauen. Was damit gemeint war, ist auf der Eisenacher Bundessynode 1971 so formuliert worden: „Eine Zeugnis-und Dienstgemeinschaft von Kirchen in der DDR wird ihren Ort genau zu bedenken haben: In dieser so geprägten Gesellschaft, nicht neben ihr, nicht gegen sie. Sie wird die Freiheit ihres Zeugnisses und Dienstes bewahren müssen.“

Es gab für die Formel „Kirche im Sozialismus“ grundsätzlich drei Interpretationsmöglichkeiten: 1. „Kirche in der DDR.“ 2. „Kirche für einen verbesserlichen Sozialismus.“ 3. „Kirche für den real existierenden Sozialismus.“ Die erste Interpretation war innerkirchlicher Konsens, die dritte ist von der Evangelischen Kirche nie vertreten worden, mit der zweiten haben viele sympathisiert. „Kirche in der DDR“ sollte heißen: -Anerkennung der DDR als Staat, ohne freilich die spezifische Legitimation der SED für diesen Staat anzuerkennen; -Anerkennung dieser Gesellschaft, die die SED „sozialistisch“ nennt, als Ort, an dem sich unser Christsein zu bewähren hat; -Anerkennung des weltpolitischen Ortes der DDR in der Konfrontation der Bündnisse und deshalb der Aufgabe, sich an diesem Ort für Entspannung und Konfrontationsabbau einzusetzen

Die Interpretation „Kirche für einen verbesserlichen Sozialismus“ setzte voraus, daß es eine besondere Affinität des christlichen Glaubens zu „dem“ Sozialismus gebe, etwa so: „Der Sozialismus ist dem Reich Gottes näher als der Kapitalismus.“

Wenn dies nun heißen sollte, diejenigen, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen, ohne an Gott zu glauben, seien dem Reich Gottes näher als diejenigen, die mit frommen Floskeln ihre Besitzstände wahren, dann war das ja nicht verkehrt, es war allerdings bloß ein moralisierendes Urteil über individuelle Verhaltensorientierungen und kein Urteil über „Systeme“. Und es blieb merkwürdig in der Schwebe, ob man bei „Sozialismus“ an Blumhardt denken sollte oder an Marx und Lenin oder an den Sozialismus der SED. Diese jedenfalls hat auf die Formel vom verbesserlichen Sozialismus stets aggressiv reagiert, denn sie erinnerte sie an den Prager Frühling. Sie wurde deshalb nicht als Konsens-, sondern als Dissensformel eingeordnet.

Die dritte Interpretation -„Kirche für den real existierenden Sozialismus“ -hat die SED gewünscht. Ihr Interesse an dieser Formel war mit der Hoffnung verbunden, die Kirche nach und nach auf diese Formel bringen zu können. Deshalb wurden die Kirchenvertreter, wie die Akten ausweisen, auch immer wieder gefragt, wie es mit dieser Interpretation stehe, ob sie weiterentwickelt werde. Die Evangelische Kirche hat das gewünschte Ja zur Politik der SED und zu deren theoretischer Grundlage, dem Marxismus-Leninismus, nicht geliefert. Sie hat in ihren Verlautbarungen nur bestimmte Elemente dieser Politik bejaht, vor allem die „sozialpolitischen Maßnahmen“ und die „Friedenspolitik“. Der weltanschauliche Gegensatz wurde von beiden Seiten akzeptiert, aber weder artikuliert noch diskutiert. Immerhin: eine „Theologie des Sozialismus“ wurde weder eingefordert noch geliefert.

Die Formel „Kirche im Sozialismus“ sollte einen Modus vivendi ermöglichen. Die Kirchen wollten das Odium des Klassenfeindes loswerden. So weit so gut. Mit den Worten „Sozialismus“ und „sozialistische Gesellschaft“ hat sich die Kirche aber solcher Begriffe bedient, für die die SED das Definitionsmonopol beanspruchte. „Sozialismus“ hieß eben nicht nur Einsatz für soziale Gerechtigkeit (und auch da hätte man exakt vergleichen müssen und können, wie es in der kapitalistischen Bundesrepublik mit den Sozialleistungen aussah), sondern hieß auch Befreiung der Menschheit durch eine neue Gesellschaft auf neuer und überlegener ökonomischer Grundlage, die das Menschenwesen eindeutig gut machen wird, und: Legitimation der Diktatur durch diese Geschichtstheorie. Die Kirche hat sich diesem Definitionsmonopol zwar nicht gebeugt, aber sie hat die Auseinandersetzung um den Begriff „Sozialismus“, um seine geschichtliche Vieldeutigkeit und seine Eindeutigkeit im Sprach-gebrauch der SED, vermieden. Das wäre eine inhaltliche Auseinandersetzung um den Marxismus-Leninismus geworden, und zwar über anthropologische, ökonomische, politische und philosophische Fragen.

An den Kirchlichen Hochschulen haben wir mit unseren Studenten solche Auseinandersetzungen geführt, übrigens völlig unbehindert. Auch in den Studentengemeinden sind sie geführt worden. Trotzdem ist hier Kritik angezeigt. Neben dem kirchenpolitischen Pragmatismus hätte sich die Kirche intensiver um intellektuelle Diakonie bemühen müssen, d. h. um Angebote geistiger Orientierung in einer ideologisierten Gesellschaft. Wir dürfen allerdings die Schwierigkeiten einer solchen Aufgabe nicht unterschätzen: Die SED bestritt der Kirche das Recht, sich zu solchen Fragen zu äußern. Auch die kirchlichen Veröffentlichungen unterlagen einer entsprechenden Zensur. Wir sollten uns auf Theologie und Religion beschränken. In den Stasi-Akten haben wir ein neues Wort kennen-gelernt: Die gesteuerten Teilnehmer an kirchlichen Gruppen sollen die Debatten „theologisieren“, d. h. entpolitisieren. Die SED beanspruchte zugleich die Macht und den Besitz der Wahrheit. Einsprüche gegen den Marxismus-Leninismus verstand sie als Infragestellung ihrer Machtposition, der „führenden Rolle der Partei“. Und da war etwas dran. Sie legitimierte ja ihre Macht nicht durch Wahlen, sondern mit ihrer „historischen Mission“ und lehnte im übrigen bis 1989 jeden Dialog über prinzipielle Fragen ab. Ich habe diese Schwierigkeiten in den wenigen mühsamen Veranstaltungen eines christlich-marxistischen Dialogs selbst zu spüren bekommen

Eben deshalb habe ich es aber als unpassend empfunden, wenn Kirchenvertreter aus der DDR in der Ökumene Vorzüge der „Kirche im Sozialismus“ gepriesen haben, die einer korrekten Über­ prüfung nicht standhielten. Dazu gehörte die Behauptung, der „Sozialismus“ sei für die Länder der sogenannten Dritten Welt eine Alternative und eine Hoffnung. Denn das war faktisch ein Urteil über ökonomische und politische Fragen, das sich aber die korrekte ökonomische und politische Begründung erspart hat. Die Absurdität unseres Wirtschaftssystems war nun wahrhaftig lange genug erkennbar. Und das gesellschaftliche Experiment „Sozialismus“ war schon dadurch diskreditiert, daß die „Versuchskaninchen“ am Weglaufen gehindert werden mußten.

Ebenso verfehlt war die Behauptung, das Verhältnis zwischen Staat und Kirche in der DDR zeige prinzipielle Vorzüge gegenüber dem westdeutschen. Nunmehr ist ja offenbar, eben weil es in der DDR keine klaren rechtlichen und vertraglichen Regelungen zwischen Staat und Kirche gab, entstand jener Bereich informeller Gespräche und Absicherungen, die uns jetzt in Verruf bringen.

Die Evangelischen Kirchen in der DDR haben ihre Stimme noch nicht wiedergefunden. Der Vorwurf liegt nahe -weil sie sich allzusehr mit dem DDR-Sozialismus verwickelt haben. Die logische Folge ist die Forderung nach einem Schuldbekenntnis und einer Abberufung derjenigen Kirchenführer, die die Formel „Kirche im Sozialismus“ gebraucht haben.

Ich selbst möchte nicht nach der Wende eine andere Kritik am Weg der Evangelischen Kirche formulieren als die, die ich vor der Wende vorgetragen habe, und nicht heute verurteilen, was ich damals nicht verurteilt habe -auch wenn es dafür gerade Prämien gibt. Vielleicht kann man jene Kirchenführer mit einem Schachspieler vergleichen, der jahrelang in eine schwierige Partie vertieft ist, da wird ihm plötzlich das Schachbrett weggezogen. Er steht vor einem Figurensalat und ist konsterniert. Der Gegner ist weg und damit das Ziel. Er war zwar eine Stütze des Spiels „im Sozialismus“, aber nicht die Stütze seines Gegenspielers oder „Partners“.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Aristoteles, Politik, übers, v. E. Rolfes, Leipzig 1948,

  2. Ebd., S. 207 (V, 11, 1314a 25ff.).

  3. Ich erlaube mir hier, mich selbst zu zitieren: Richard Schröder, Der christliche Humanismus -aus protestantischer Sicht (1985), in: ders., Denken im Zwielicht. Vorträge und Aufsätze aus der Alten DDR, Tübingen 1991, S. 34.

  4. Immanuel Kant, Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft, K. Vorländer (Hrsg.), Leipzig 19505, S. 84 Anm. (A 105 Anm.).

  5. Wladimir Iljitsch Lenin, Die Aufgaben der Jugendverbände (1920), Werke Bd. 31, Berlin 1959, S. 281. Es hat lange gedauert, bis Marxisten das Thema Ethik überhaupt akzeptierten. Denn Lenin hatte ja Sombart zugestimmt, „daß es , im ganzen Marxismus von vom bis hinten auch nicht ein Gran Ethik*“ gibt (ders., Der ökonomische Inhalt der Volkstümlerrichtung. .. [1895], Werke Bd. 1, Berlin 1961, S. 436. Erst 1986 erschien eine als Hochschullehrbuch zugelassene marxistisch-leninistische Ethik (H. E. Hörz/U. Wilke, Ethik, Berlin 1986), die aber, da sie jenes erste Leninzitat aufnahm, schon deshalb ihren Gegenstand verfehlen mußte. Eine irgendeinem Kampf ganz und gar untergeordnete Ethik oder Moral ist eben deshalb keine mehr, weil Kriterium des Kampfes immer die Effektivität (der Sieg) ist, Moral aber immer mit Rücksichten zu tun hat, die die eigenen Wirkungsmöglichkeiten beschränken.

  6. Eine Dokumentation „Zum Gebrauch des Begriffes Kirche im Sozialismus“ hat die Theologische Studienabteilung beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR als Hektographie herausgegeben (Informationen und Texte, Nr. 15, März 1988).

  7. Vgl. Richard Schröder, Was kann „Kirche im Sozialismus“ sinnvoll heißen? (1988), in: ders. (Anm. 3), S. 49ff.: Im Februar 1989 hat der damalige Vorsitzende der Konferenz der Kirchenleitungen, Bischof Leich, vorgeschlagen, besser von „Kirche in der DDR“ zu sprechen.

  8. In jenem Aufsatzband (Anm. 3) sind drei Vorträge auf solchen Veranstaltungen des christlich-marxistischen Dialogs nachzulesen.

Weitere Inhalte

Richard Schröder, Dr. theol. habil., geh. 1943; Studium der Theologie und Philosophie an den Kirchlichen Hochschulen in Naumburg und Berlin; Hochschullehrer an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität. Veröffentlichungen u. a.: Denken im Zwielicht. Vorträge und Aufsätze aus der Alten DDR, Tübingen 1990.