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„Weiße Flecken“ in der DDR-Geschichtsschreibung | APuZ 11/1990 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 11/1990 „Weiße Flecken“ in der DDR-Geschichtsschreibung Ein historisches Dokument aus dem Jahre 1956. Brief an den DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl Kontinuität und Wandel im DDR-Geschichtsbild Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland. Organisation und Wirkungsfelder in der SBZ 1945— 1949 Die Gesellschaftspolitik der KPD/SED 1945-1949

„Weiße Flecken“ in der DDR-Geschichtsschreibung

Hermann Weber

/ 38 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Bis Oktober 1989 war die Geschichtsschreibung in der DDR wie alle Gesellschaftswissenschaften den Weisungen der Hegemonialpartei SED unterworfen. Seit der friedlichen Revolution vom Herbst 1989 vollzieht sich eine radikale Änderung. Jetzt wird die bisherige Abhängigkeit von der SED verworfen, wissenschaftlicher Pluralismus und die Aufarbeitung der „weißen Flecken“ in der Geschichte gefordert, wobei einzelne Historiker eine selbstkritische Wertung der zurückliegenden Forschungsarbeit vomahmen. Während der Begriff „Stalinismus“ bis Oktober 1989 bei den DDR-Historikern verpönt war, wendet man sich jetzt den stalinistischen Säuberungen zu, obwohl wissenschaftlich tragfähige Definitionen des „Stali-. nismus“ noch fehlen. Repressionen und Säuberungen in der DDR, die Geschichte des deutschen Kommunismus und die Politik der KPD gegenüber der SPD sowie die Einschätzung wichtiger Ereignisse der DDR-Geschichte bezeichnen stichwortartig andere historische Hypotheken, die einer Aufarbeitung bedürfen. Die gegenwärtigen Diskussionen der DDR-Historiker zeigen Verunsicherung, aber auch den Willen, die Vergangenheit zu überwinden.

I. Aufgaben der Geschichtswissenschaft nach der politischen Umwälzung

Die revolutionären Wandlungen in der DDR bringen für die dortige Geschichtswissenschaft einschneidende Veränderungen. Die — erst am Dezember 1989 aus der Verfassung gestrichene — „führende Rolle“ der SED bedeutete ja nicht nur die Beherrschung des gesamten politischen und ökonomischen Systems durch die Hegemonialpartei, sondern zugleich die Unterordnung der Gesellschaftswissenschaften unter die Direktiven der Parteiführung. Für die Historiker in der DDR galt jahrzehntelang das Axiom des früheren Chefideologen der SED, Kurt Hager, „daß sich die Geschichtswissenschaft in der gesamten Arbeit jederzeit von den politischen Erfordernissen des gegenwärtigen Kampfes leiten läßt und daher von den Beschlüssen der Partei ausgehen muß“ 1). Konkret hieß dies, ein Geschichtsbild zu schaffen, dessen zentrale Funktion in der ideologischen Legitimierung der Herrschaft der SED lag.

Bis zum Oktober 1989 war daher die Sichtweise der DDR-Geschichtsschreibung von der historischen Forschung in der Bundesrepublik grundsätzlich verschieden, insbesondere im Hinblick auf die Kerngebiete der DDR-Geschichtswissenschaft: die Geschichte des Kommunismus sowie die historische Entwicklung der DDR. In der Bundesrepublik analysierte die historische DDR-Forschung die Geschichte des anderen deutschen Staates kritisch und dem Wissenschaftspluralismus entsprechend in Methoden und Bewertungen differenziert. Demgegenüber behandelte die DDR-Geschichtsschreibung die Entwicklung des eigenen Staates und der „Vorläufer“ im wesentlichen apologetisch. Sie hatte sich an politischen Vorgaben auszurichten. Dies beeinträchtigte natürlich auch den Dialog zwischen der hiesigen DDR-Forschung und der DDR-Geschichtswissenschaft. Zwar wurden vor kurzem in dieser Zeitschrift Ansätze zu einer Diskussion sichtbar jedoch beharrten die DDR-Historiker Heinz Heitzer und Gerhard Lozek auf der Grundthese, ein Infragestellen der „führenden Rolle“ der SED müsse „kompromißlos“ zurückgewiesen werden, denn es biete „kaum Ansatzpunkte für einen produktiven Dialog“

Die sogenannte Parteilichkeit der DDR-Geschichtsschreibung bedeutete, daß die SED-Führung von den Historikern erwartete, die politische Linie der Partei in Vergangenheit und Gegenwart zu rechtfertigen. Da die SED angeblich stets nach den „Gesetzmäßigkeiten“ der Geschichte handelte, war diese Sicht den Historikern vorgegeben. Sie hatten verwertbare Fakten zu vermitteln, um entsprechendes Traditionsbewußtsein zu schaffen. Die politisch-ideologische Instrumentalisierung der Geschichtsschreibung erlaubte statt einer Vielfalt von Darstellungen und Interpretationen nur „parteiliche“ Einförmigkeit. Weit verheerender als das ständige Selbstlob des eigenen „Werdens und Wachsens“ wär, daß die offizielle Lesart die einzig zulässige blieb, eine abweichende Meinung kaum zu Wort kam und somit der für die Wissenschaft unabdingbare Pluralismus fehlte. Die Parteiführung verlangte von den Historikern, den „Beweis“ für die Kernaussage ihrer Ideologie zu liefern, daß die Kommunisten in der Vergangenheit „immer recht“ hatten, woraus dann abgeleitet wurde, dies gelte sowohl für die Gegenwart als auch für die Zukunft.

Durch die Politisierung befand sich die DDR-Historiographie ständig in der Gefahr, die Geschichte als rückprojizierte Gegenwart zu behandeln, d. h. die aktuelle Politik in die Vergangenheit zu transformieren. Nach jeder politischen Kurskorrektur erwies es sich dann als notwendig, jeweils auch die Geschichte umzuschreiben.

Allerdings wurde schon seit einigen Jahren zunehmend gefordert, neben dieser Parteilichkeit auch historische Faktentreue zu beachten. Die primitiven stalinistischen Fälschungen hatte die DDR-Geschichtsschreibung allmählich im wesentlichen überwunden Zwar dominierte die Parteilichkeit, doch gab es ein Spannungsverhältnis zwischen dem Anspruch der Partei einerseits und dem wissenschaftlichen Eigeninteresse der Geschichtsforschung andererseits: Auch wenn fast alle Historiker der SED angehörten und deren Disziplin unterworfen waren, bemühten sie sich, tragfähige Ergebnisse vorzulegen und sich Freiräume zu verschaffen. Die Instrumentalisierung der Geschichtswissenschaft wurde um so schwächer, je weiter sich diese von der Gegenwart entfernte. Daß die DDR-Geschichtswissenschaft auch Erfolge aufzuweisen hat, braucht hier aber nicht besonders erwähnt zu werden. Zeit-geschichte und Geschichte der Arbeiterbewegung, besonders die Darstellungen der DDR-Geschichte selbst, blieben einer verzerrten Parteilichkeit unterworfen. Hier sind auch jene „weißen Flecken“ zu finden, die aufgearbeitet werden müssen.

Die sowjetische Forschung bemüht sich in den letzten Jahren im Rahmen der Reformen Gorbatschows, die als „weiße Flecken“ bezeichneten bisherigen Tabus ihrer Geschichtsschreibung zu überwinden. Hingegen hatte Kurt Hager noch 1988 angeordnet, für die DDR bestehe „kein Grund, eine Suche nach , weißen Flecken'zu unternehmen“ Indes war eine „Suche“ nach weißen Flecken gar nicht notwendig; jeder, der sich mit der Geschichte beschäftigte, wußte um die Tabus. Doch auch die Historiker wollten keine „Fehlerdiskussion“, waren nur allzu schnell bereit, Hagers These zu übernehmen. Heutige Verweise auf interne Debatten oder Manuskripte „in den Schubladen“ können dies nicht entkräften: Wissenschaft ist immer öffentlich, und publiziert wurde in der DDR bis Oktober 1989 kaum etwas, was als kritische Aufarbeitung „weißer Flecken“ zu bewerten wäre.

Während die Defizite der DDR-Geschichtswissenschaft und die grundlegenden Probleme der „Parteilichkeit“ bis zum Oktober 1989 nur im Westen thematisiert wurden 5), fanden sie mit dem Umbruch der politischen Verhältnisse in der DDR schlagartig auch dort öffentliches Interesse. Am November 1989, drei Wochen nach der „Wende“ in der SED-Führung, meldete sich das Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED zu Wort. Es forderte nun entgegen seiner bisherigen Praxis: „Der Geschichtsforschung darf nicht die Aufgabe gestellt sein, vorgegebene politische Wertungen zu legitimieren.“ Ohne Zögern wird seither der vorher so verpönte Begriff Stalinismus übernommen, Untersuchungen über „die innerparteiliche Entwicklung und die Auswirkungen des Stalinismus auf die deutsche Arbeiterbewegung vor und nach 1945, einschließlich der Verbrechen, denen Deutsche zum Opfer fielen“, werden angemahnt.

Wenige Tage später gab das Präsidium der Historiker-Gesellschaft der DDR eine Erklärung ab. Es verlangte die „schonungslose Klärung der Stalinismus-Problematik in der deutschen Geschichte“. In bisherigen Darstellungen der Geschichte, insbesondere des 20. Jahrhunderts, Wurden „große Defizite“ und sogar „konzeptionell falsche Sichten“ registriert. Schließlich forderte die Historiker-Gesellschaft „Offenheit in der Geschichtsforschung und -diskussion, eine Vielfalt von Standpunkten und Forschungsmethoden“

Nun nahm eine Reihe führender Historiker Stellung. Sie bestätigten viele der grundsätzlichen Kritikpunkte zur DDR-Geschichtswissenschaft, wie sie bisher nur im Westen geäußert worden waren, Karlheinz Pech forderte, zu prüfen, welchen Einfluß „Personenkult und Machtmißbrauch“ in der DDR hatten Siegfried Prokop sagte in einem Interview, jeder, der sich mit der Geschichte der DDR „beschäftigt und dazu publiziert hat, wird sich fragen müssen, wo die Schere auch in seinem Kopf funktionierte bzw. wann er sich äußerer Bevormundung beugte“ Walter Wimmer stellte sich der brisanten Frage: „Wie steht es mit dem Stalinismus in der Geschichte der KPD?“, aber er verwies statt einer Antwort auf „vieles, was bisher in den Schub-läden liegt“

Die DDR-Historiker Jürgen John, Wolfgang Küttler und Walter Schmidt treten gemeinsam für „eine Erneuerung des Geschichtsverständnisses in der DDR“ ein Sie konstatieren, daß sich die „professionelle Geschichtswissenschaft“ vorsichtig zurückhielte, was einen „großen Tempoverlust und enormen Nachholbedarf“ bedeute. Sie bestätigen, daß es ein Geschichtsbild gebe, das „weitgehend geschönt, von Problemen, Widersprüchen und Konflikten gereinigt und häufig geradezu ritualisiert worden war“. Es sei üblich gewesen, „das Ergebnis vorzugeben, und dann die Prozesse und Fakten zurechtzufügen, damit das gewünschte Ergebnis zustande kommt. Unerwünschtes wird weggelassen . . .“ Schließlich: „Wir müssen uns von äußeren Bevormundungen wie von innerer Zensur freimachen . . . Das Geschichtsverständnis der demokratisch organisierten sozialistischen Gesellschaft bedarf der Pluralität von Meinungen, Standpunkten, weltanschaulichen Positionen und Forschungsmethoden.“ Walter Schmidt hatte schon im August 1989 einige Modifizierungen angekündigt und sogar eine „stärkere Differenzierung des marxistisch-leninistischen Geschichtsbildes“ gefordert. Er nannte dafür allerdings zwei Gründe, die heute wohl nicht mehr zutreffen: „Einmal, um offensiv mit unseren eigenen konzeptionellen Vorstellungen in die internationale marxistische Diskussion um das Erbe der Arbeiterbewegung und des Sozialismus einzugreifen.“ Dies war als Distanz zu sowjetischen Historikern zu deuten. Zum anderen wollte er die Differenzierung, „um die wachsenden geistigen Bedürfnisse unserer sozialistischen Gesellschaft befriedigen zu können“ Vor allem wird Schmidt seine These vom August 1989 wohl kaum mehr aufrechterhalten, daß „der Gegner“ den Sozialismus „diskreditieren“ wolle und es gelte, die „ideologische Diversion zunichte“ zu machen.

Der Potsdamer Historiker Kurt Finker schrieb im Dezember 1989: „Hauptinhalt der Kritik und Selbstkritik auf dem Gebiet der Geschichtswissenschaft in unserem Lande ist wohl die Tatsache, daß sie dazu dienen mußte, aktuelle Politik zu rechtfertigen . . . Die seit Jahrzehnten angeordnete Aus-sperrung der , weißen Flecken'— an die sich, auch das sei gesagt, nicht alle Historiker gehalten haben — hat nun ein verstärktes, ja zur Zeit fast ausschließliches Interesse für diese Fragen provoziert. So sind jetzt vor allem die Stalinschen Verbrechen, die Auswirkungen des Stalinismus auf die internationale Arbeiterbewegung, u. a. auch auf die Kommunistische Partei Deutschlands, in den Blickpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit geraten. Zu lange wurde darüber geschwiegen, wurden westliche Publikationen hierzu mit Entrüstung als imperialistische, antikommunistische Propaganda zurückgewiesen.“

Rolf Badstübner konstatierte „eine Krise unserer Geschichtsschreibung“, vor allem sei die „Geschichtsschreibung über die Geschichte der DDR und der SED bei allen erbrachten Leistungen im einzelnen, insgesamt den Anforderungen und Erfordernissen nicht gerecht geworden“ Jürgen Kuczynski, der Nestor der DDR-Gesellschaftswissenschaften, verwies auf die „vielen weißen Flekken“ der bisherigen DDR-Geschichtsschreibung, sprach von der notwendigen Aufarbeitung des Stalinismus und riet, sowohl differenzierter vorzugehen als auch von „linken bürgerlichen Historikern“ zu lernen

Die politische Erneuerung wird also rasch zu einer Neubesinnung innerhalb der Geschichtswissenschaft der DDR führen. Wer die nun in der DDR selbst geübte Kritik seit Jahrzehnten vorbrachte kann die Veränderungen mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen. Die jetzt in vielen Punkten übereinstimmende Vorstellung, daß endlich „weiße Flecken“ aufzuarbeiten sind, drängt zu der Frage, um welche Bereiche es hierbei in erster Linie'geht.

II. Stalinistische Säuberungen

Aufzuarbeiten ist generell das Problem des Stalinismus. Dabei stehen die Stalinschen Säuberungen, bisher von der DDR-Geschichtsschreibung weitgehend tabuisiert, zunächst im Mittelpunkt. Einsichtig verweist Rolf Richter auf diese Thematik: „Jüngste Entwicklungen hoben schmerzhaft ins Bewußtsein, was jahrelang in der Geschichtsschreibung der DDR verdrängt, verschwiegen oder nur codiert angesprochen worden ist: daß über Antifaschismus und über deutsche Arbeiterbewegung nicht ausreichend und nicht redlich geforscht und gesprochen werden kann, ohne die Stalinismus-Problematik in der deutschen Geschichte schonungslos zu klären.“

Als besonders wichtig nennt er die Aufarbeitung der „Lebensschicksale der deutschen Antifaschisten, die Opfer der Verbrechen Stalins wurden“. Jetzt wird eingestanden, daß die angeblich bereits vollzogene Rehabilitierung dieser Opfer noch weitgehend aussteht. So berichtet Walter Wimmer: „Als dringendste Frage empfinden viele — in Briefen wird sie immer wieder aufgeworfen — die nach den Opfern der Stalin-Jeshow-Berijaschen Verbrechen und nach ihrer Rehabilitierung“. Er bestätigt, daß die „Nennung der Namen vieler der Verfolgten in unserer Literatur nicht das Bedürfnis nach Rehabilitierung erfüllen kann“

Was die KPD-Opfer der Stalinschen Säuberungen und ihre Rehabilitierung angeht, so ist dieses Thema schon vor einiger Zeit, aber zunächst nur in der Sowjetunion und im Westen, aufgegriffen worden. In der DDR nimmt man sich der „weißen Flekken“ erst jetzt, unter diesem massiven Druck, an. Nach den offiziellen Rehabilitierungen der Stalin-Opfer durch die Gorbatschow-Führung erging im Oktober 1987 ein internationaler Aufruf: „Für die Rehabilitierung der Opfer der Moskauer Prozesse“, den Wissenschaftler und Politiker in zahlreichen Ländern unterstützten. Nachdem der Oberste Gerichtshof der UdSSR am 4. Februar 1988 das Urteil gegen 20 (von 21) Angeklagte des dritten Moskauer Schauprozesses von 1938 (Bucharin u. a.) „wegen Nichtbestehens einer Straftat“ aufgehoben hatte, wandten sich im April 1988 deutsche Unterzeichner an den Botschafter der UdSSR in Bonn, um ihm den Appell zur Rehabilitierung aller Opfer der Moskauer Prozesse zu überreichen. In dem von Jakob Moneta, Hermann Weber, Peter von Oertzen, Lew Kopelew und Winfried Wolf unterschriebenen Brief hieß es u. a., daß auch deutsche Kommunisten, die vor Hitler in die UdSSR geflüchtet waren, Opfer der Stalinschen Säuberun-gen geworden sind. Konkret sind 13 KPD-Führer und die Schauspielerin Carola Neher genannt. Dies war der Ausgangspunkt zahlreicher Diskussionen über die Stalin-Opfer.

Nach der Übergabe des Appells in der sowjetischen Botschaft am 29. April 1988 wurde während einer anschließenden Pressekonferenz nochmals speziell auf das Schicksal deutscher Kommunisten in den Stalinschen Säuberungen aufmerksam gemacht. Dies löste eine Debatte aus, die von der Entwicklung in der Sowjetunion forciert wurde. Dort rehabilitierte das Oberste Gericht im Juni 1988 sowohl die Angeklagten des Schauprozesses von 1936 (Sinowjew, Kamenew u. a.) als auch des Prozesses von 1937 (Radek, Pjatakow u. a.). Im Juli 1988 wurden Bucharin, Rykow und andere Angeklagte der Schauprozesse sogar wieder „posthum in die Partei“ aufgenommen.

Doch die SED blieb bemüht, das Ausmaß der Verfolgungen zu verharmlosen. Sie erwähnte in ihren „Thesen“ zum 70. Gründungstag der KPD (im Juni 1988 veröffentlicht) nur die Namen von zehn KPD-Führern, die Opfer der Stalinschen Säuberungen geworden sind. Zugleich hatte die SED aber behauptet, die deutschen Stalin-Opfer seien alle längst rehabilitiert. Diese Geschichtslegenden forderten Widerspruch heraus. Daher ist im März 1989 eine Dokumentation erschienen, die die Säuberungen beschrieb und die Haltung der SED dazu kritisierte. In diesem Band „Weiße Flecken“ werden 242 ermordete oder verschollene deutsche Kommunisten in Kurzbiographien vorgestellt, ebenso 25 in der UdSSR verhaftete Deutsche, die überlebten. Hier wird erstmals der katastrophale Umfang der Säuberungen unter emigrierten deutschen Kommunisten thematisiert. Die Dokumentation belegt, wie tragisch sich die Stalinschen Repressalien auf die in die Sowjetunion emigrierten führenden deutschen Kommunisten auswirkten: Über 60 Prozent von ihnen wurden Opfer der Säuberung. Von den 43 Mitgliedern bzw. Kandidaten des Politbüros der KPD in der Weimarer Republik wurden fünf unter Hitler, aber sieben unter Stalin ermordet. Besonders schlimm war nach dem Hitler-Stahn-Pakt die Auslieferung hunderter deutscher Kommunisten an die Gestapo, viele von ihnen gerieten in deutsche KZ, wo etliche ermordet wurden.

Die Veröffentlichung veranlaßte zwar auch die Historiker der DDR zu Debatten über das Thema, aber sie haben darüber nichts publiziert. Daraufhin wurde ein Aufruf in Umlauf gebracht, den 80 namhafte Historiker und Sozialwissenschaftler der Bundesrepublik Deutschland sowie Politiker der SPD, der GRÜNEN, aber auch der DKP unterschrieben haben. Es hieß dort u. a.: „Der Umfang der stalinistischen Verbrechen gegen diese Menschen ist noch immer nicht genau zu bestimmen, wenngleich vor kurzem die bisher vollständigste Liste der Opfer — rund 350 Namen — vorgelegt werden konnte. Vor dem Hintergrund der mittlerweile erfolgten Rehabilitierung von Opfern der Moskauer Prozesse in der UdSSR und vor dem Hintergrund der in der Bundesrepublik und Berlin (West) geführten Diskussion über die deutschen Opfer des Stalinismus sowie der Weigerung der SED-Führung, sich dieser unbewältigten Vergangenheit ernsthaft zu stellen, ist ein neuer Appell notwendig.“

Auf einer Pressekonferenz am 26. September 1989 in Frankfurt/Main berichteten der aus der DDR vertriebene Schriftsteller Jürgen Fuchs, Peter Schütt (ehemals DKP-Parteivorstand), Willy Boepple (bis 1949 KPD-Vorsitzender Baden), Sergej Slutsch („Memorial“ Moskau), Jakob Moneta und Hermann Weber über den Stand der Diskussion

Doch erst seit November 1989 wird in der DDR das für die SED brisante Thema aufgegriffen. Anfang Dezember nannte Walter Wimmer eine größere Anzahl von KPD-Opfern der Stalinschen Säuberungen, die „unter falschen Anschuldigungen verhaftet“ worden waren Von den meisten der dort aufgeführten Personen (nämlich von 39), waren bereits Kurzbiographien in den „Weißen Flecken“ abgedruckt. Darüber hinaus erwähnte Wimmer noch 10 weitere bisher ungenannte Opfer.

Auch in den Regionalzeitungen der DDR melden sich Historiker zu Wort, die den Stalinismus und die Säuberungen ansprechen. So hat Jürgen Herrmann aus Halle aus den erschreckenden zustimmenden Resolutionen des ZK der KPD anläßlich der Schauprozesse von 1936 bis 1938 zitiert. Er schreibt dazu: „Deutsche Kommunisten und Antifaschisten, die in das sowjetische Exil gingen, um von da aus den schweren Kampf des Antifaschismus zu führen, kamen dort ums Leben und wurden zusätzlich von der eigenen Parteiführung verurteilt.“

Auf der gleichen Zeitungsseite findet sich ein Kasten: „Fakten zur Geschichte“. Dort wird aus den „Weißen Flecken in der Geschichte“ zitiert: „Ein Blick auf das Schicksal“ des Führungskorps „läßt erschrecken: Von den 504 Funktionären des Zeitraumes 1924 bis 1929 wurden 86 Opfer Hitlers und 43 Stalins. Von den 376 Funktionären des Zeitraumes 1929 bis 1935 ließ Hitler 102 und Stalin 27 ermorden.“ Doch wurde die Quelle noch nicht genannt. Inzwischen hat aber die „Freiheit“ als erste DDR-Zeitung eine umfängliche und positive Besprechung des Bandes durch Jan Emendörfer gebracht und der neue „Sachbuchverlag Links-druck“ hat die „Weißen Flecken“ bereits als eines der ersten Bücher aus der Bundesrepublik in sein Frühjahrsprogramm aufgenommen.

Da die DDR-Historiker beabsichtigen, jetzt selbst eine Veröffentlichung der Opfer der Säuberung vorzulegen, werden wohl noch weitere Stalin-Opfer der Vergessenheit entrissen werden. Die Idee, in der „Gedenkstätte der Sozialisten“ in Berlin-Friedrichsfelde „die zur Zeit der Stalinschen Willkür-herrschaft ermordeten deutschen Kommunisten mit einer Gedenktafel zu ehren“, findet auch bei Heinz Voßke, dem Leiter des Archivs des Instituts für Marxismus-Leninismus, Unterstützung Anläßlich eines Sonderkonzerts und einer Ausstellung für die Opfer des Stalinismus im Schauspielhaus in Ost-Berlin am 5. Dezember 1989 verlangte der DDR-Autor Christoph Hein die „Ausrottung des real existierenden Stalinismus in der DDR“. Eine lange Liste der Opfer stalinistischer Willkür in der DDR wurde verlesen. Stalins 110. Geburtstag am 21. Dezember 1989 nahmen Schauspieler zum Anlaß, um in einer Veranstaltung an die Opfer des Stalinismus (u. a. Carola Neher und Alfred Rebe) zu erinnern

Die Säuberungen waren so vielfältig, daß die Forschung die verschiedensten Bereiche berücksichtigen muß. Beispielsweise gehörte Max Emendörfer, der Vizepräsident des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ (NKFD) in Moskau, zu den Stalin-Opfern. Vor 1933 in der KPD aktiv, in der NS-Zeit verhaftet, lief er als Soldat im Januar 1942 zur Roten Armee über. Sein Name „Soldat Max Emendörfer“ stand unter den Aufrufen des NKFD. Doch 1945 wurde er im Haus des ZK der KPD in Berlin verhaftet und blieb bis 1956 in der UdSSR inhaftiert. Darüber durfte er in seinem 1972 in Ost-Berlin erschienenen Buch „Rückkehr an die Front“ mit keinem Wort berichten Erst jetzt erklärte sich der Leiter des Parteiarchivs der SED bereit, die dort vorhandenen Quellen für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Schon vorher hatten die Mitglieder des Zentralinstituts für Geschichte ein „Archivgesetz“ gefordert, damit „alle Quellen 30 Jahre nach ihrer Entstehung den Historikern des In-und Auslandes zur Verfügung stehen“

Inzwischen erschien eine stark erweiterte Neuauflage des Bandes „Weiße Flecken in der Geschichte“ Darin konnte die Diskussion bis Dezember 1989 registriert und die Liste der Opfer erweitert werden.

Doch festzustellen bleibt, daß auch diese Liste von nun fast 500 KPD-Opfern Stalins noch immer unvollständig ist. So wurde in Sofia vor kurzem mitgeteilt, daß von 3 000 bulgarischen kommunistischen Emigranten mehr als 1 000 Opfer der Säuberung wurden, wovon 600 ums Leben kamen. Da es mehr deutsche politische Flüchtlinge in der UdSSR gab, dürfte auch die Zahl der Opfer höher sein. Inzwischen ist aus dem Komintern-Archiv in Moskau umfangreiches Material in das Archiv des Instituts für Marxismus-Leninismus in Ost-Berlin gekommen, so daß eine baldige gründliche Untersuchung dieses Komplexes aussichtsreich erscheint. Was die Rehabilitierung der Opfer Stalins angeht, so hat Günter Moschner „Fakten und offene Fragen“ aufgeführt

III. Säuberungen in der DDR

Für die DDR-Historiker gab es bis zum Oktober 1989 ein strenges Tabu: stalinistische Repressionen gegen die DDR-Bevölkerung sowie Säuberungen innerhalb der SED selbst. Dieses Thema gehörte zu den von der DDR-Geschichtsschreibung nie erwähnten „weißen Flecken“, es wurde bisher nur in der Bundesrepublik aufgegriffen. Um von den stalinistischen Säuberungen abzulenken, hat man in der DDR immer betont, es habe dort schließlich niemals Schauprozesse gegeben. Selbst ein eher kritischer Schriftsteller wie Stephan Hermlin ließ sich zu der Behauptung hinreißen, die DDR habe sich als einziger Staat unter allen Volksdemokratien „den Anweisungen Berijas widersetzt“, und der „mutige Mann“ Ulbricht habe Berija nicht nur „Köpfe“ verweigert, sondern zu ihm sogar gesagt: „Fahren Sie nach Hause.“ Nun war und ist aber auch in der DDR bekannt, daß Berija damals der nach Stalin mächtigste Mann im kommunistischen Machtbereich war und Ulbricht einer der devotesten Vasallen Stalins — mehr braucht zu Hermlins Geschichtsklitterung eigentlich nicht gesagt zu werden. Die SED bereitete schon nach dem Rajk-Prozeß in Ungarn 1949 selbst einen Schauprozeß vor. Dies belegt jetzt mit ein Brief, dem sich der ehemalige 2. Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete der KPD, Kurt Müller, am 31. Mai 1956 an den damaligen DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl wandte. Kurt Müller schildert die schlimmen Praktiken des Ministeriums für Staatssicherheit und seines späteren Leiters, Erich Mielke. Dieses auf-schlußreiche Dokument, das hier erstmals veröffentlicht wird, ist auch für die DDR-Geschichtswissenschaft von großer Bedeutung und kann helfen, weiße Flecken zu eliminieren.

Auch die Verfolgungen von Sozialdemokraten sind bisher in der DDR nicht aufgearbeitet. In einem Aufruf des Kurt-Schumacher-Kreises wird konstatiert, daß durch Maßregelungen der stalinistischen SED 20 000 ehemalige Sozialdemokraten ihren Arbeitsplatz verloren, 100 000 in den Westen flüchten mußten und etwa 5 000 Sozialdemokraten von ostdeutschen oder sowjetischen Gerichten verurteilt wurden (wovon 400 in der Haft verstarben). Mit Recht hat daher das Präsidium der SPD im März 1989 von der DDR gefordert, sie solle sich zu dem Unrecht bekennen, das nach dem Krieg in der SBZ an Sozialdemokraten begangen wurde. Den Vorwurf des „Sozialdemokratismus“ hätten viele Menschen mit dem Verlust der Freiheit bezahlen müssen, dieses Unrecht sei als solches zu bezeichnen

Allein schon diese Hinweise zeigen, daß die SED durchaus zu stalinistischen Repressalien gegriffen hat. Genauso hat sie die Säuberungen in ihren eigenen Reihen im stalinistischen Stil durchgeführt. Bereits zu Beginn des Konfliktes zwischen Stalin und Tito stellte sich die SED auf die Seite Stalins. Innerhalb weniger Monate sollte damals die SED zur „Partei neuen Typus“ umgewandelt werden. Die sich steigernde Hetze gegen Jugoslawien verband die SED sofort mit einer Parteisäuberung. Am 29. Juli 1948 faßte ihr Parteivorstand den Beschluß über die „Säuberung der Partei von feindlichen und entarteten Elementen“. Inzwischen wird hinsichtlich der Folgen der Stalinisierung der SED 1948/49 bestätigt: „Andere Meinungen bzw. Auffassungen wurden als Sozialdemokratismus, Trotzkismus, Titoismus und Objektivismus verteufelt und als parteifeindlich abgestempelt. Die Anschuldigung, damit im Auftrag des Imperialismus zu handeln, bildete einen Vorwand für politische Maßregelungen oder strafrechtliche Verfolgungen. Massenhafter Ausschluß von Parteimitgliedern, Disziplinierungen sowie Verlust sozialdemokratischer und anderer Traditionen der Arbeiterbewegung zugunsten der kommunistischen Dominante waren die Folge.“

Der III. Parteitag der SED im Juli 1950 forderte, der „Kampf gegen Spione und Agenten“, vor allem gegen die „Tito-Clique“, das Ostbüro der SPD sowie gegen Trotzkisten müsse verstärkt werden. Auch die „Überreste des Sozialdemokratismus in der SED“ wollte die Führung beseitigen. Die Parteimitglieder wurden aufgerufen, „die revolutionäre Wachsamkeit in ihren Reihen in jeder Weise zu erhöhen und die bürgerlich-nationalistischen Elemente und alle sonstigen Feinde der Arbeiterklasse und Agenten des Imperialismus, unter welcher Flagge sie auch segeln mögen, zu entlarven und auszumerzen." Auch der Jargon der SED entsprach dem Originalton der Stalinschen Säuberungen 1936 bis 1938.

Bei der Parteiüberprüfung 1950/51 wurden 150 000 Mitglieder aus der SED ausgeschlossen, gleichzeitig begannen auch die ersten größeren Säuberungen innerhalb der Führungsspitze. Paul Merker, seit den zwanziger Jahren führender Kommunist und Mitglied des ersten Politbüros der SED, wurde auf dem III. Parteitag nicht wiedergewählt. Im August 1950 beschloß das ZK der SED, ihn gemeinsam mit Leo Bauer, Willi Kreikemeyer, Lex Ende und anderen Altkommunisten auszustoßen. Sie wurden der Verbindung mit dem angeblichen US-Agenten Noel H. Field bezichtigt, dessen Person bei den Beschuldigungen im Budapester Schauprozeß 1949 eine zentrale Rolle gespielt hatte (diese Anklagen wurden dort später aber offiziell als Fälschungen enthüllt).

Die fünfziger Jahre standen im Zeichen stalinistischer Säuberungen der SED. Diese betrafen den Ausschluß und die Verfolgung von Mitgliedern, insbesondere aber von Funktionären, sowie die Auswechslung innerhalb der Führungsspitze. Von den 80 Mitgliedern des ersten Parteivorstands 1946, also der SED-Gründer, verloren über ein Viertel, nämlich 22 Personen, in der Folgezeit ihre Funktionen. Acht dieser Personen wurden in der DDR sogar inhaftiert (Max Fechner, Max Fank, Willy Jesse, Paul Merker, Kurt Müller, Fritz Sperling, Paul Szillat und Stanislaus Trabalski). Der Spitzen-führung, dem Zentralsekretariat der SED, gehörten 1946 14 Personen an, von denen schon wenige Jahre danach durch Säuberungen sieben ausscheiden mußten (Anton Ackermann, Franz Dahlem, Max Fechner, Erich Gniffke, August Karsten. Paul Merker und Elli Schmidt — davon wurden Fechner und Merker inhaftiert, Gniffke ist geflohen). Da auch Käthe Kern, Helmut Lehmann und Otto Meier als ehemalige Sozialdemokraten ihre leitenden Positionen einbüßten, blieben im Führungskern lediglich Otto Grotewohl, Hermann Matern. Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht übrig.

Das erste Politbüro von 1949 zählte neun Personen; von ihnen wurden Fechner und Merker später verhaftet, Dahlem und Ackermann gemaßregelt, Lehmann und Carl Steinhoff verloren rasch jeglichen Einfluß. Vom gleichzeitig gebildeten fünfköpfigen „Kleinen Sekretariat“ des Politbüros wurden später Franz Dahlem und Fred Oelßner als „Parteifeinde“ entfernt, Edith Baumann und Paul Wessel degradiert, als einziger behielt Walter Ulbricht seine Macht. Für das nächste Politbüro von 1950 mit neun Mitgliedern und sechs Kandidaten (zu denen auch Honecker gehörte) ergibt sich folgendes Bild: die Mitglieder Franz Dahlem, Fred Oelßner, Wilhelm Zaisser sowie die Kandidaten Anton Ackermann, Rudolf Hermstadt, Hans Jendretzky und Elli Schmidt — also fast die Hälfte — wurden später „gesäubert“. Zwar sind die meisten nach 1956 „rehabilitiert“ worden, doch erhielten alle diese Ulbricht-Gegner ihre vorherigen Positionen nie mehr zurück, sie blieben jahrelang für die DDR-Geschichtsschreibung „Unpersonen“.

Es gab sie eben auch in der DDR, die lange so vehement abgeleugneten stalinistischen Repressalien. Erinnert sei an die Prozesse gegen Harich, Janka u. a. Wie die stalinistischen Schauprozesse von 1949 in Bulgarien gegen Kostoff, in Ungarn gegen Rajk und 1952 in der SR gegen Slansky, so sollte auch in der DDR ein Schauprozeß gegen führende Kommunisten stattfinden. Über den geplanten Schauprozeß gegen Kurt Müller und Leo Bauer, gegen Paul Merker und Franz Dahlem hatte „Der Spiegel“ bereits im Januar 1957 berichtet. Solche Planungen gehen auch aus der bisher unterschlagenen Niederschrift von Franz Dahlem hervor. Diese jetzt erstmals veröffentlichte Aussage beweist: Dahlem wurde im Frühjahr 1953 intern bereits der Zusammenarbeit mit dem amerikanischen und französischen Geheimdienst und „sogar der Verbindung mit der Gestapo bezichtigt“ Die Durchführung des Schauprozesses verhinderte keineswegs die SED-Führung unter Ulbricht, sondern der Tod Stalins und die darauffolgenden Veränderungen in der UdSSR.

Auf diese stalinistischen Säuberungen der SED geht nun endlich ein DDR-Historiker ein. Mitte Dezember 1989 stellte Günter Moschner fest, die „damalige Führung der SED verdächtigte Anfang der fünfziger Jahre fast alle aus westlicher Emigration bzw. Kriegsgefangenschaft nach 1945 zurückgekehrten Genossen. Sie durften keine höheren Funktionen ausüben.“ Für dieses Kapitel müßte es ebenso ein eigenes Forschungsprogramm geben wie für die Erforschung der Säuberungen in der SED, von denen Moschner jetzt partiell zu berichten weiß: „Derartige . verräterische Verbindungen* wurden in den Beschlüssen des ZK der SED bzw.der im Herbst 1948 gebildeten Zentralen Parteikontrollkommission (ZPKK) am 24. August 1950 und am 20. Dezember 1952 „aufgedeckt’. Einen weiteren, ähnlichen Beschluß faßte das ZK noch am 14. Mai 1953. Dieser, bereits nach Stalins Tod (6. Mai [richtig: 6. März, H. W. ] 1953) gefaßt, konnte glücklicherweise nicht mehr voll wirksam werden.

Zu den am schwersten Beschuldigten gehörten verdienstvolle Funktionäre der KPD, die sich nach 1945 mit ganzer Kraft und ehrlichen Herzens an der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung beteiligt und mit das Fundament der DDR gelegt hatten: Paul Merker (bis Mitte 1950 Mitglied des Parteivorstandes der SED und seines Politbüros), Lex Ende (vormals Chefredakteur des Neuen Deutschland), Bruno Goldhammer (zuvor leitender Mitarbeiter des Amtes für Information beim Ministerrat der DDR), Willi Kreikemeyer (nach 1945 Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn), Leo Bauer (zuletzt Chefredakteur beim Deutschlandsender). Die genannten wurden aus der Partei ausgeschlossen. Sie gerieten in die Zuständigkeit der sowjetischen Sicherheitsorgane bzw. Militärtribunale. Aus der Partei ausgeschlossen und zum Teil weiteren Repressalien ausgesetzt wurden auch Walter Beling, Erich Besser, Bruno Böttge, Erhard Günther, Gertrud und Wieland Herzfelde sowie Margarete Merker. Franz Dahlem schloß man aus dem Zentralkomitee sowie dem Politbüro aus, er erhielt zudem eine strenge Rüge.“

Moschner spricht von den später „mehr oder minder halbherzig rehabilitierten Genossen“ und zeigt, wie viele weiße Flecken hierbei aufzuarbeiten sind. Die Erwähnung Leo Bauers, den ein sowjetisches Gericht ursprünglich zum Tode verurteilt hatte, ist als späte Korrektur zu begrüßen Auch Moschner bestätigt nun: „Für manche kam die Rehabilitierung zu spät, namentlich für Lex Ende und Willi Kreikemeyer, die nicht mehr am Leben waren.“ Gerade das Beispiel Kreikemeyers läßt erkennen, wieviele weiße Hecken bei der Erforschung der Säuberungen zu beseitigen wären, obwohl z. B. Otto Reinhold im Juni 1989 noch behauptete: „Wir berücksichtigen dabei auch, daß es in der DDR keine Prozesse wie in anderen sozialistischen Ländern gab, kein einziger ist auf diese Weise ums Leben gekommen, wir müssen keine Leiche aus dem Keller holen.“ Dies war die übliche Verschleierungsmethode. Denn Willi Kreikemeyer kam in einem Gefängnis des Staatssicherheitsdienstes ums Leben, und bis heute wird darüber nicht berichtet.

Der Altkommunist Kreikemeyer (seit 1922 hauptamtlicher Funktionär der KPD) kehrte 1946 aus westlicher Emigration nach Berlin zurück und trat schließlich als Generaldirektor an die Spitze der Deutschen Reichsbahn. Er wurde am 25. August 1950 verhaftet und ist seither verschwunden. Seine Frau ging zurück nach Frankreich, wo ihr 1955 Kreikemeyers „Rehabilitierung“ mitgeteilt wurde. 1957 erhielt sie ein Schreiben, in dem es hieß, ihr Mann sei am 31. August 1950 in Berlin verstorben, doch „eine Eintragung in das Sterbebuch ist seinerzeit verabsäumt worden“. Leo Bauer hatte allerdings berichtet, daß er noch Monate nach der Verhaftung Kreikemeyer gegenübergestellt worden sei. Deshalb protestierte Frau Kreikemeyer gegen die „Feststellung“ der Todeszeit, sie verlangte statt dessen ein ärztliches Attest mit Angabe der Todes-ursache sowie des Ortes, an dem ihr Mann begraben sei. Darauf bekam sie niemals eine Antwort. In einem Gespräch des Neuen Deutschland mit Veteranen heißt es nun, Kreikemeyer sei „in den Tod getrieben“ worden -Noch immer ist unklar, was damals tatsächlich passiert ist. Ein solches Schicksal verschwiegen zu haben, ist für die DDR-Geschichtsschreibung ein gravierendes Versäumnis, auch hierüber müssen Nachforschungen beginnen.

Es stellt sich auch die Frage, wie die DDR-Historiker künftig jene beurteilen, die bereits früh wegen der Stalinisierung der SED geflohen sind, etwa Erich Gniffke, Wolfgang Leonhard oder Alfred Kantorowicz. Am 5. Januar 1990 hat das Oberste Gericht der DDR das Urteil vom Jahre 1957 gegen Walter Janka und seine Mitangeklagten „aufgehoben und sie von jeder Schuld freigesprochen“ Die damals Mitangeklagten werden jetzt genannt: Gustav Just, Heinz Zöger und Richard Wolf. (Heinz Zöger konnte — ebenso wie der im Harich-Prozeßverurteilte Manfred Hertwig — nach Verbüßung der Strafe in den Westen flüchten.) Auch hier stellt sich der DDR-Geschichtsforschung die Aufgabe, diese Prozesse und ihre Folgen zu untersuchen. Die Repressionen und Säuberungen betrafen aber nicht nur Spitzenpolitiker und Funktionäre, sondern waren eine Massenerscheinung. Schon bilden sich in der DDR Initiativgruppen, die den „Ungerechtigkeiten nachgehen, die Menschen in unserem Lande wegen ihres politischen Engagements widerfahren sind“ Hier erwächst der etablierten Geschichtsforschung eine heilsame Konkurrenz, Geschichte kritisch aufzuarbeiten. Vor allem aber sind die Säuberungen in Zusammenhang mit der Stalinisierung der SBZ/DDR Ende der vierziger Jahre zu stellen. Daher verdient ein Rückblick auf die Umwandlung der staatlichen Institutionen, Transformation der Parteien und Organisationen bis zur DDR-Gründung besonderes Augenmerk. Hierbei kann die DDR-Geschichtsschreibung auch auf das gerade im Westen erschienene umfassende „SBZHandbuch“ zurückgreifen Gerade die Früh-phase in der SBZ mit der Änderung der politischen Generallinie vom „deutschen Weg zum Sozialismus“ zur Übertragung des stalinistischen Modells oder die Wandlung der SED zur „Partei neuen Typus“ hat die DDR-Geschichtsschreibung bisher weitgehend apologetisch und beschönigend dargestellt. Hier bedarf es seriöser Forschungen.

IV. Probleme des Stalinismus

Der Begriff „Stalinismus“ war in der DDR bis vor wenigen Monaten ein Tabu. Seit die Politiker, von Krenz bis Gysi, wie selbstverständlich vom Stalinismus sprechen, tun dies auch die Historiker. John/Küttler/Schmidt verlangen „schonungslose Klärung der Stalinismus-Problematik, speziell in der deutschen Geschichte“ Fast alle DDR-Historiker erheben jetzt diese Forderung, aber bisher fehlen klare Aussagen und Definitionen. So existieren z. B. für Siegfried Prokop „drei verschiedene Begriffserklärungen“, nämlich die Trotzkis, eine „antikommunistische“ und eine „marxistische“. Damit trägt er eher zur Begriffsverwirrung bei, urteilt er doch sofort, der „antikommunistische“ Stalinismus-Begriff werde „im Sinne der Totalitarismus-Doktrin“ eingesetzt. Dabei beinhaltet „Stalinismus“ gerade eine Differenzierung des Kommunismus-Begriffs. Indem der Leninismus vom Stalinismus abge-grenzt wird, wird die Anwendbarkeit einer einheitlichen Totalitarismus-Doktrin gerade in Frage gestellt. Erst später ging Prokop auch auf den Terror des Stalinismus ein, den er als „volksfeindlich, menschenfeindlich und gegen den Sozialismus gerichtet“ bezeichnete. Günter Rosenfeld beschrieb den Umfang des Terrors. Er hat in der DDR erstmals einen Überblick über die Stalinschen Säuberungen gegeben. In seinem Beitrag in „Geschichtsunterricht und Staatsbürgerkunde“ spricht er auch davon, daß „nachweislich“ mehr als 240 deutsche Kommunisten ermordet wurden

Auch eine Kritik des Stalinismus durch die Historiker Horst Lehfeld und Pawel Dohm kann nicht befriedigen, wenn die Autoren schreiben: „Der Stalinismus als politisches System drückt u. E. eine spezifische Form des Etatismus aus. Er entstand und wirkte als Modell einer beschleunigten Entwicklung des Sozialismus unter Bedingungen des absoluten Vorherrschens der extensiv erweiterten Reproduktion und dem damit verbundenen niedrigen Niveau der Produktionskräfte.“ Mit Recht verwies Dieter Segert auf die Vielfältigkeit des Stali-nismus, der „tausend Gesichter“ hatte. Aber noch fehlt, wie an anderer Stelle gesagt wurde, ein „wissenschaftlich begründetes Konzept zur Erklärung des Stalinismus“ In der UdSSR gibt es bereits zahlreiche Versuche, den Stalinismus zu definieren, doch müssen die DDR-Historiker diese offenbar erst noch zur Kenntnis nehmen. Vor allem bedeutet die jetzt verbreitete Interpretation des Stalinismus als „administrativ-bürokratischer Sozialismus" eine Beschönigung und Verharmlosung dieser Willkür-herrschaft. In neueren sowjetischen Untersuchungen findet sich sowohl die Definition des Stalinismus als eines „Systems des bürokratischen Absolutismus“ als auch seine moralische Verurteilung als „widerwärtige, verlogene, bestialische und volks-feindliche Erscheinung“

Beim Versuch einer Analyse des Stalinismus als einer historischen Etappe der kommunistischen Bewegung ist vor allem zu unterscheiden zwischen dem Stalinismus im engeren oder speziellen Sinne -dies wären Willkürherrschaft und Personen-kult — und einer weiteren grundsätzlicheren Einschätzung des Stalinismus als gesellschaftspolitisches System. In diesem allgemeinen Sinne ist der Stalinismus als die Herrschaft der Apparate, der hierarchisch organisierten Bürokratie zu bezeichnen. Der Kem des gesellschaftspolitischen Systems des Stalinismus ist die kommunistische Einparteienherrschaft: Bei völliger Ausschaltung der innerparteilichen Demokratie liegt die gesellschaftliche und politische Entscheidungsgewalt allein in den Händen der hierarchisch strukturierten Partei-spitze. Die Kommunistische Partei ist Hegemonialpartei, d. h. sie verfügt über das Machtmonopol, dem das gesamte politische System untergeordnet ist. Nach der Machterringung wurde die Sicherung ihrer Hegemonie — mit stetig wachsendem Führungsanspruch — zum entscheidenden Ziel. Sie duldete keine Teilung der Macht und erst recht nicht ihre legale Ablösung. Sie ließ keine pluralistischen Tendenzen zu, nicht einmal innerparteiliche Demokratie. Als Führungsorgan bestimmte sie über das gesamte öffentliche Leben (und versuchte sogar, das persönliche Leben der Bürger zu dirigieren). Die kommunistische Hegemonialpartei übte also eine allumfassende, diktatorische Herrschaft mit Absolutheitsanspruch aus.

Insbesondere seit den Säuberungen in den dreißiger Jahren haben sich die beiden drastischen Merkmale des Stalinismus im engeren, speziellen Sinne herausgebildet. Erstens die Willkürherrschaft, gekennzeichnet durch völlige Rechtsunsicherheit: Die despotische Gewalt der Führung war in der Realität weder durch Gesetze noch durch Institutionen beschränkt oder von unten kontrollierbar. Die Macht der Geheimpolizei — auch über die Partei — und blutige „Säuberungen“ waren die wesentlichen Herrschaftsmittel der zentralistisch organisierten Führung. Zweitens gehörte zur absoluten Macht Stalins ein nicht zu überbietender Kult um seine Person; dieser Stalin-Kult wurde von einer dogmatisierten Ideologie, dem Marxismus-Leninismus, getragen.

Der Stalinismus im allgemeinen wie im speziellen Sinne wurde nach 1945 auf die osteuropäischen Länder und somit auch auf die SBZ — die ein abhängiges Besatzungsgebiet war — bzw. auf die DDR übertragen. Erst nach Stalins Tod und insbesondere seit dem XX. Parteitag der KPdSU 1956 versuchten die kommunistischen Parteien schrittweise und mehr oder weniger intensiv, durch eine „Entstalinisierung“ sowohl den Personenkult als auch die Willkürherrschaft, also den speziellen Stalinismus, zu überwinden.

Weitgehend unangetastet blieb indes die Grundlage des Terrorregimes, die Machtkonzentration bei der Hegemonialpartei. Die entscheidenden Merkmale des Stalinismus als gesellschaftspolitisches System (das nicht einfach als „Kommunismus“ bezeichnet werden kann, weil diese Formen erst unter Stalin entwickelt wurden) bestanden weiter: der ideologische Anspruch, die Partei habe „immer recht“; das Organisationsprinzip des hierarchischen demokratischen Zentralismus; das Auslese-und Kontrollsystem der „Nomenklatur“ in der Kaderpolitik; das Erziehungs-, Informations-und Organisationsmonopol von Partei und Staat. Trotz erkennbarer Ansätze zur Modernisierung einzelner Bereiche blieb das gesellschaftspolitische System des Stalinismus (oder des Neo-Stalinismus) auf diese Weise auch in der SED erhalten.

Die Frage, was Stalinismus eigentlich ist, müßte endlich auch die DDR-Geschichtsforschung eingehend behandeln. Es fehlen klare Definitionen und vor allem die Beschreibung und Einschätzung konkreter Strukturen. Auch dabei stehen die Historiker noch am Anfang, bedarf es „neuen Denkens“, um zunächst einmal die bisher in der UdSSR und im Westen geführten Debatten aufzuarbeiten

V. Geschichte des deutschen Kommunismus

Die DDR-Geschichtsschreibung hat sich seit längerer Zeit intensiv mit der Geschichte der kommunistischen Bewegung, insbesondere der KPD, beschäftigt. Sie ist mitverantwortlich für die bisherigen Legenden und „weißen Flecken“ auf diesem Gebiet. Noch im Mai 1989 wandte sich Hanna Wolf im Neuen Deutschland gegen sowjetische Historiker, die die Politik der Komintern unter Stalin kritisch dargestellt hatten. Daß diese stalinistische Haltung, für die Hanna Wolf nur ein Beispiel ist, schon damals den meisten DDR-Historikern mißfiel, wird aber erst jetzt offen ausgesprochen.

Das Problem der Stalinisierung der KPD wie auch ihrer Politik gegenüber der Sozialdemokratie muß jetzt neu thematisiert werden. Die um die Jahres-wende 1918/19 gegründete KPD hatte durch die Ermordung ihrer bedeutendsten Führer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht (Januar 1919) schon früh ihre Eigenständigkeit eingebüßt. Die KPD wurde 1920 zu einer Massenpartei der linksradikalen deutschen Arbeiter, als Sektion der Kommunistischen Internationale blieb sie an der bolschewistischen Oktoberrevolution orientiert, und schon bald erblickten die deutschen Kommunisten in der UdSSR ihr politisches Vorbild und das Modell ihrer Zukunftserwartungen. Von 1924 bis 1929 geriet die KPD wie alle kommunistischen Parteien in die Mühlen der Stalinisierung. Vor allem kam es zur völligen Abhängigkeit der KPD von der Komintern und der Sowjetunion Stalins. Die Partei wurde zur Hilfstruppe der UdSSR, und sie übernahm auch die Stalinschen Organisationsstrukturen. Die Stalinisierung der KPD bedeutete die Abschaffung der innerparteilichen Demokratie und die Entstehung einer straff disziplinierten und zentralisierten Organisation, in der die Führung mit Hilfe des hierarchisch aufgebauten Parteiapparats (d. h.der hauptamtlichen Parteifunktionäre) die Politik bestimmte.

Mit der Weltwirtschaftskrise verstärkte sich der Zulauf zur KPD (1928: 130 000 Mitglieder und 3, 2 Millionen Wähler, Ende 1932: 252 000 Mitglieder und 6 Millionen Wähler). Bis 1933 hat die KPD mit ihren verwirrenden Faschismus-Theorien (dabei wurden alle Nichtkommunisten als Faschisten bezeichnet) und ihrem Hauptangriff gegen die Sozialdemokraten (die als „Sozialfaschisten“ diffamiert wurden) eine ultralinke Politik betrieben. Sie hat damit den Faschismus Hitlers indirekt und ungewollt in seinem Aufstieg begünstigt. 1935 übte die Partei zwar Selbstkritik, schwächte diese aber im Laufe der Zeit wieder ab. Die verfehlte ultralinke Politik von 1929 bis 1933 und die bitteren Erfahrungen unter der Hitlerdiktatur, deren Gewaltherrschaft Tausenden von Kommunisten das Leben kostete, wirkten als „Faschismus-Trauma“ 1945 nach.

Diese Grundzüge der Entwicklung der KPD hatte die DDR-Geschichtsschreibung weitgehend verschleiert, statt dessen wurde die Partei unter Thälmanns Führung zur einzig wirklichen antifaschistischen Kampforganisation hochstilisiert. Obwohl in den letzten Jahren auch Darstellungen unter kritischen Aspekten veröffentlicht wurden und DDR-Historiker die bis in die sechziger Jahre üblichen primitiven stalinistischen Fälschungen weitgehend aufgegeben haben, blieb die Grundtendenz einer Heroisierung der KPD-Geschichte im wesentlichen bestehen.

Auch in diesem Bereich werden jetzt kritische Fragen formuliert. Heinz Karl bekennt „selbstkritisch“, durch „ein unzulängliches, oberflächliches Herangehen“ an den Stalinismus in der KPD hätten die DDR-Historiker bisher „weniger zu einer Aufhellung als vielmehr eher zu einer Verdrängung der Probleme beigetragen“ -Dieser späten Einsicht ist kaum zu widersprechen. Karl nennt als Anfänge der Stalinisierung der KPD die Zeit 1924/25 unter der ultralinken Führung von Ruth Fischer. Die eigentliche Stalinisierung der KPD setzte indes vor allem ab 1925 ein, und sie ist eng mit der Person Thälmanns und der Säuberung der Partei von allen Opponenten und Stalin-Gegnern (Linke, Rechte, „Versöhnler“) verbunden

Für die Rehabilitierung der aus der KPD ausgeschlossenen „rechten“ Kommunisten sowie der „Versöhnler“ tritt Joachim Petzold ein, auch wenn dies „natürlich das Bild der von Emst Thälmann geführten KPD trüben“ wird Zutreffend ist seine Feststellung — durch Dokumente im Westen längst belegt —, daß die KPD „immer wieder den Hauptstoß gegen die als Sozialfaschisten diffamierten Sozialdemokraten richtete und sogar noch zu einer Zeit, da der Hitlerfaschismus seine Hand nach der politischen Macht in Deutschland ausstreckte, die Sozialdemokratie als die soziale Hauptstütze der Bourgeoisie bezeichnete“. Diese Bestätigung der von DDR-Historikern bisher stets als „antikommunistische“ Behauptungen verleugneten Tatsachen ist ein erfreuliches Beispiel für ihr Umdenken. Kurt Finker vertieft diese Sicht, indem er schreibt, daß „der wachsende stalinistische Einfluß, vor allem über die Komintern, auch die KPD immer mehr dogmatisch erstarren ließ, größere Erfolge im Kampf gegen die Reaktion verhinderte und die rechtzeitige Schaffung eines brei-ten antifaschistischen Bündnisses erschwerte“ Finkers jetzige Ausführungen gewinnen deshalb an Glaubwürdigkeit, weil er es war, der schon auf einer Konferenz im Mai 1989 (damals zum Entsetzen mancher seiner Kollegen) darauf hinwies, daß der Antikommunismus der SPD auch durch die ultralinke Politik der KPD hervorgerufen worden sei

Rolf Richter verweist darauf, daß bei der Erforschung der Geschichte der KPD ein „von falschem Kontinuitätsdenken geprägtes Bild vom Weg der Partei“ bis „in die jüngste Gegenwart“ hinein dominierte Sehr viel deutlicher wurde Fritz Klein, der einige Historiker des Instituts für Marxismus-Leninismus wegen ihrer bisherigen Einschätzung zur Geschichte der KPD und SPD angriff: „Diese nutzten bislang ihre faktische Monopolstellung auf jenen Gebieten, um dogmatische, stalinistische Positionen durchzusetzen, wodurch die Entwicklung der marxistischen Geschichtsschreibung der DDR nachhaltig behindert wurde.“ Nun hat ein „Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung“ die „Rechtsnachfolge“ des Instituts für Marxismus-Leninismus angetreten Doch soll dies keine „einfache Umbenennung“ sein; zu den Vorsätzen gehört, daß es künftig „keine Tabuthemen“ mehr geben solle. Da das neue Institut weitgehend mit dem alten Personalbestand tätig ist, bleibt abzuwarten, wie groß die Lernfähigkeit der Mitarbeiter sein wird. Immerhin lassen die neuesten Äußerungen zur KPD-Geschichte erwarten, daß die Stalinisierung der Partei in der DDR-Geschichtswissenschaft zu einem ernsthaft untersuchten Forschungsfeld wird.

VI, Die Geschichte der DDR

Die entscheidenden „weißen Flecken“ befinden sich in den Darstellungen von DDR-Historikern zur Geschichte ihres eigenen Staates. Für diesen Bereich gilt erst recht, was Heinz Karl über die KPD-Geschichte sagte: Hier gibt es weniger eine „Aufhellung“ als vielmehr eine „Verdrängung“ der Probleme. Auf die brisanten Fragen nach Stalinismus und Säuberungen in der DDR wurde bereits verwiesen. Im folgenden soll in aller Kürze auf einige weitere Themenbereiche und die bisher gegensätzliche Einschätzung zwischen Historikern der DDR und der Bundesrepublik aufmerksam gemacht werden. In der Frage der Periodisierung der DDR-Geschichte bestand im Hinblick auf einschneidende Zäsuren Übereinstimmung. Das gilt für die Gründung der DDR 1949, für den Bau der Berliner Mauer 1961 oder die Ablösung Ulbrichts und den VIII. Parteitag der SED 1971. Allerdings kam es bei der Charakterisierung der jeweiligen Periode und vor allem der Interpretation der Bestimmungsfaktoren zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Historikern in Ost und West: Während für die DDR-Historiker die Kontinuität aufdem Wege zum „realen Sozialismus“ überwiegt, werden in der Bundesrepublik auch die Brüche der Entwicklung thematisiert, wobei die Erringung und Sicherung der Macht der SED als wichtige Faktoren hervorgehoben werden.

Noch deutlicher sind die Differenzen zwischen der westlichen DDR-Forschung und der Geschichtsschreibung der DDR bei der Bewertung herausragender Daten und Ereignisse der DDR-Geschichte.

Das gilt beispielsweise für die Gründung der SED im April 1946. Für die DDR-Historiker war der Zusammenschluß von KPD und SPD zur SED in der Sowjetischen Besatzungszone bisher „ein historischer Sieg des Marxismus-Leninismus, die bedeu1 tendste Errungenschaft in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung seit der Verkündigung des Kommunistischen Manifests durch Marx und Engels und seit der Gründung der KPD“ Sie behaupteten, KPD und SPD hätten sich freiwillig zur SED zusammengeschlossen. Nach dieser Lesart war die große Mehrheit der Sozialdemokraten für die SED-Gründung und hatte sich gegen eine kleine Minderheit „rechter“ Einheitsfeinde durchgesetzt, die von Kurt Schumacher aus dem Westen beeinflußt wurde. Demgegenüber vertritt die westliche Forschung die These, daß die Sozialdemokraten der SBZ in erster Linie unter Zwang und Druck (insbesondere von Seiten der sowjetischen Besatzungsmacht) der „Einheitspartei“ zustimmten. Dabei kann auf West-Berlin verwiesen werden, weil dort die einzige freie Urabstimmung unter Sozialdemokraten stattfand, deren große Mehrheit die „Vereinigung“ ablehnte.

Bis in jüngste Untersuchungen blieben diese gegensätzlichen Grundpositionen unverändert. Allerdings belegen Lokalstudien aus der DDR, daß der Kreis der sozialdemokratischen Funktionäre, der gegen den Zusammenschluß mit den Kommunisten auftrat, erheblich größer war als bisher zugegeben. Nunmehr verlangt auch Rolf Badstübner, die Rolle der sowjetischen Militäradministration zu prüfen. „Es geht auch aus der Sicht der Stalinismusproblematik um eine differenzierte Betrachtung der Position von Einheitsgegnem.“ Geklärt werden muß auch die Rolle der Zugeständnisse, die die KPD-Spitze den Sozialdemokraten machte: Die neue Partei sollte einen „deutschen, demokratischen Weg“ (in Abgrenzung zur Sowjetunion) gehen, alle Funktionen sollten paritätisch zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten aufgeteilt werden, und die Parteistruktur sollte demokratisch sein. Während in der westlichen Forschung neuerdings die entgegengesetzten Positionen der SPD-Führer Schumacher und Grotewohl zur Frage der Vereinigung kontrovers diskutiert werden muß die DDR-Forschung die gesamte Problematik noch aufarbeiten.

Das gilt erst recht für ein anderes einschneidendes Ereignis der DDR-Geschichte. In der DDR-Historiographie war bei der Bewertung des Arbeiteraufstandes vom 17. Juni 1953 zwar von „Unzufriedenheit und Mißstimmung von Werktätigen“ die Rede, doch blieb sie bei der Einschätzung, der 17. Juni 1953 sei grundsätzlich als ein „gegenrevolutionärer Putschversuch“ mit „operativer Anleitung“ vom Westen zu charakterisieren. Bemerkenswert ist allerdings, daß Rolf Badstübner schon im Juni 1989 darauf verwies, man könne den 17. Juni 1953 „eben nicht auf den Nenner konterrevolutionärer Putsch bringen“. Allerdings hielt er es damals noch für falsch, von einem „Volksaufstand“ zu reden Sicherlich dürfte darüber in Kürze intensiv diskutiert werden, denn in der DDR besteht ein Bedürfnis und die Notwendigkeit, die Darstellung des 17. Juni 1953 neu aufzuarbeiten. Ähnlich sieht es bei anderen historischen Hypotheken der SED und der DDR aus, die möglichst rasch abzutragen sind. Das betrifft den Bau der Mauer 1961. Hier wird die DDR-Historiographie sowohl die Situation, die Politik Ulbrichts, als auch die Motive und die Folgen der Abriegelung neu darzustellen haben, nicht zuletzt anhand des vorhandenen Archivmaterials. Vielleicht kann sie dabei neue Einsichten vermitteln. Wie überhaupt der bessere Zugang zu den Quellen differenziertere Einschätzungen erwarten läßt.

Themenbereiche wie die Rolle und Struktur der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland konnten bisher im Westen nur bei schwierigster Quellenlage untersucht werden, trotzdem liegen — etwa im „SBZ-Handbuch“ — fundierte Forschungsergebnisse vor. Das ist in vielen anderen Bereichen ähnlich. Beispielsweise wurden im „SBZ-Handbuch“ auch die Transformation der Parteien und Massenorganisationen sowie die An-fänge der Blockpolitik dokumentiert während vergleichbare Arbeiten in der DDR bisher noch fehlen.

Zwar hat sich die DDR-Geschichtswissenschaft in zahlreichen Studien mit der Entnazifizierung in der Sowjetischen Besatzungszone beschäftigt, aber dabei überhaupt nicht angesprochen, daß diese dort zugleich instrumentalisiert wurde, um die kommunistische Vorherrschaft auszubauen. Daß die sowjetische Besatzungsmacht — und später die DDR-Gerichte — Kriegsverbrechen und NS-Untaten ahndeten, bedarf keiner besonderen Begründung. Die sowjetische Militärregierung — wie anschließend die DDR — verfolgte aber unter dem Deckmantel der Entnazifizierung ebenso Sozialdemokraten und andere demokratische Kräfte, um jede tatsächliche oder potentielle Opposition auszuschalten. Auch dies ist ein bisher von der DDR-Historiographie nicht aufgearbeitetes Geschichtskapitel.

Weitere Forschungsfelder, die von DDR-Historikem bearbeitet werden sollten, können hier nur noch pauschal erwähnt werden. Der politische und militärische Anteil der DDR an der Niederschlagung des demokratischen Kommunismus in der CSSR 1968 muß unvoreingenommen untersucht werden. Vor allem gilt es, die innere Struktur der SED — Befehlsgewalt, Herrschaftsmechanismen —, ihr Nomenklatursystem und die Auswirkungen des „demokratischen Zentralismus“ aufdas gesellschaftliche System der DDR darzustellen.

Schließlich bleibt zu erwähnen, daß die DDR-Geschichtsschreibung noch andere Defizite aufweist: Es fehlt an einer Wirtschafts-und Sozialgeschichte, die Alltagsgeschichte wurde ausgespart, Gesellschaftsgeschichte gibt es nicht einmal in Ansätzen. Nicht nur die bisherige Parteigeschichte der SED, auch die „offiziellen“ Darstellungen der Organisationen (FDGB, FDJ, DFD) sind unhaltbar, auch hier fehlen informative und kritische Darstellungen in der DDR. Ein Blick auf den Forschungsstand zeigt erhebliche Lücken, „weiße Flecken“, die es zu tilgen gilt. Ansätze sind bereits erkennbar. Ein „II. Kolloquium zur Neubefragung der DDR-Geschichte“ im Januar 1990 verwies auf die Weichen-stellungen des Jahres 1948. Nunmehr bestätigte selbst Heinz Heitzer, daß es 1948 zur „Verflechtung zwischen Partei-und Staatsapparat“ kam In einem Interview bekannte Günter Benser, jetzt Direktor des „Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung“, daß „das Machtmonopol der SED der Kern des Problems“ ist, was auch er „lange Zeit in dieser Konsequenz nicht wahrhaben“ wollte Und schließlich wollen nun die „Heimatforscher, Ortschronisten, Betriebs-und Kirchenhistoriker“ die Regionalgeschichte „völlig neu und anders befragen“ und die „Erblast“ des Stalinismus überwinden

Selbst die Militärhistoriker des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR sind jetzt zu einer „kritischen Bestandsaufnahme“ bereit. Sie erklären: „Nie wieder darf es ein von einer Partei verordnetes, auf eine einzige Denkrichtung festgelegtes Geschichtsbild geben.“ Bei alledem ist aber auch bezeichnend, daß das Historiker-Organ „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft“ auch in seinem ersten Heft 1990 dort keine selbstkritische Stellungnahme veröffentlicht DDR-Historiker beklagen sich: „Es ist unerträglich, daß die offiziellen Vertretungen der Geschichtswissenschaft der DDR bislang — jedenfalls öffentlich — schweigen.“ So richtig diese Kritik ist, bleibt doch zu fragen, ob die einzelnen DDR-Historiker ihre eigene Rolle auch selbstkritisch reflektieren. Es ist immer noch die Ausnahme, wenn der Leipziger Historiker Helmut Bräuer schon am 7. November 1989 „Über die Verantwortung des Historikers“ schrieb, es sei „nach dem Anteil an Versäumnissen, Unterlassungen und Halbherzigkeiten in der Arbeit der Historiker zu fragen“

VII. Große Aufgaben der DDR-Geschichtswissenschaft

Die DDR-Geschichtswissenschaft ist personell sehr gut ausgestattet. Selbst wenn im Rahmen von Sparmaßnahmen Einschränkungen (wohl vor allem in den SED-eigenen Instituten) zu erwarten sind, bleibt eine beachtliche Kapazität. Entscheidend wird indes sein, daß mit Wegfall der Vorherrschaft der SED das bisherige Monopol einer vorgegebenen historischen Sichtweise und insbesondere die parteiliche Instrumentalisierung der Geschichtswissenschaft in der DDR aufgehoben werden.

Das Monopol einer als „marxistisch-leninistisch“ definierten Geschichtsschreibung, ihr absoluter Wahrheitsanspruch, ist nicht länger aufrechtzuerhalten. Es muß und wird sich ein Pluralismus der Methoden wie der Wertungen durchsetzen. An die Stelle von Vereinfachung, Rechtfertigung und Geschlossenheit als Prinzipien der Forschung sollte ein differenzierteres Geschichtsbild treten. Diese Sicht wird heute offensichtlich von vielen DDR-Historikern geteilt.

Die Aufarbeitung des Stalinismus stellt sich für die Zeitgeschichte als eine überfällige Aufgabe. DDR-Historiker rücken mit Recht die jüngste Geschichte in den Mittelpunkt ihrer Arbeit, und sie müssen dabei bisherige Fehldeutungen sowie die „weißen Flecken“ überwinden. Das Schulbuch im Fach Geschichte für die zehnte Klasse wurde kürzlich zurückgezogen und als „nicht mehr relevant“ erklärt, weil dort „Sachverhalte gefälscht oder ganz weggelassen wurden“. Das ist eine Mahnung und ein Zeichen, endlich mit parteilicher Schönfärberei und Lüge aufzuhören.

Die derzeitigen Diskussionen der DDR-Historiker lassen erkennen, daß diese sich — wenn auch oft ohne Selbstkritik — von ihrer Vergangenheit lösen wollen. Dies eröffnet neue Perspektiven für Dialog und Kooperation.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Einheit, Sonderheft, September 1962, S. 100. — Noch 1988 schrieb Hager: „Eine entscheidende Aufgabe der Histo-riker der DDR ist und bleibt die Vertiefung des sozialistiS 595 Geschichtsbewußtseins." Einheit, 44(1989) 7,

  2. Vgl. Heinz Heitzer/Gerhard Lozek, Kritische Bemerkungen zur bundesdeutschen DDR-Forschung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 34/89, S. 18 ff.

  3. Ebd., S. 22 und S. 24.

  4. Zu den stalinistischen Fälschungen vgl. Hermann Weber, Ulbricht fälscht Geschichte, Köln 1964.

  5. Neues Deutschland vom 10. Juni 1988.

  6. Vgl. zum Forschungsstand Hermann Weber. Die DDR 1945 bis 1986. München 1988, S. 105 ff.

  7. Die Erklärung wurde von Presseagenturen verbreitet, erschien aber nicht im Neuen Deutschland.

  8. Neues Deutschland vom 14. November 1989.

  9. Vgl. Der Morgen vom 18. /19. November 1989 und Junge Welt vom 11. /12. November 1989.

  10. Neues Deutschland vom 18. /19. November 1989.

  11. Neues Deutschland vom 25. /26. November 1989.

  12. Einheit, 44 (1989) 12, S. 1146 ff.

  13. Einheit. 44 (1989) 8, S. 764.

  14. Neues Deutschland vom 16. /17. Dezember 1989.

  15. National-Zeitung vom 2. /3. Dezember 1989.

  16. Tribüne vom 17. November 1989.

  17. Vgl. etwa Hermann Weber, Demokratischer Kommunismus?, Hannover 1969, S. 198ff.; ders., Kommunismus in Deutschland 1918 bis 1945, Darmstadt 1983; Kommunistische Bewegung und realsozialistischer Staat. Beiträge zum deutschen und internationalen Kommunismus von Hermann Weber, Ausgew., hrsg. und eingel. von Werner Müller, Köln 1988, S. 339 ff.

  18. Einheit, 44 (1989) 12, S. 1145.

  19. Neues Deutschland vom 25. /26. November 1989.

  20. Hermann Weber, „Weiße Flecken“ in der Geschichte. Die KPD-Opfer der Stalinschen Säuberungen und ihre Rehabilitierung, Frankfurt a. M. 1989.

  21. Der Aufruf mit den Unterschriften ist abgedruckt in: Deutschland Archiv, 22 (1989) 11, S. 1361 f.

  22. Neues Deutschland vom 2. /3. Dezember 1989.

  23. Vgl. Das Parlament vom 10. November 1989.

  24. Freiheit vom 5. Januar 1990.

  25. Freiheit vom 26. Januar 1990.

  26. Vgl. Neues Deutschland vom 2. /3. Dezember 1989.

  27. Vgl. Neues Deutschland vom 6. Dezember und vom 23 /24. Dezember 1989.

  28. Vgl. Max Emendörfer, Rückkehr an die Front. Erlebnisse eines deutschen Antifaschisten, Berlin (Ost) 1972.

  29. Der Morgen vom 9. /10. Dezember 1989; Berliner Zeitung vom 3. Januar 1990.

  30. Hermann Weber, „Weiße Flecken“ in der Geschichte. Die KPD-Opfer der Stalinschen Säuberungen und ihre Rehabilitierung, Erw. Neuaufl., Frankfurt a. M. 1990.

  31. Vgl. Neues Deutschland vom 11. Dezember 1989.

  32. Der Spiegel, Nr. 6 vom 6. Februar 1989, S. 77.

  33. Vgl. Vorwärts vom 18. März 1989.

  34. Neues Deutschland vom 3. /4. Februar 1990.

  35. Protokoll des III. Parteitages der SED. 20. — 24. 7. 1950, Bd. 2, Berlin (Ost) 1951, S. 250 f.

  36. Der Spiegel, Nr. 5 vom Februar 1957, S. 30 ff. Beiträge zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 32 (1990), 1, S. 22; Hinweise auf den geplanten Schauprozeß bei Hermann Weber, Die SED und der Stalinismus, in: Die DDR im vierzigsten Jahr. XXII. Tagung zum Stand der DDR-Forschung. Köln 1989. S. 10f.

  37. Neues Deutschland vom 16. /17. Dezember 1989.

  38. Vgl. die Biographie Leo Bauers: P. Brandt/J. Schumacher/G. Schwarzrock/K. Suhl, Karriere eines Außenseiters, Berlin-Bonn 1983.

  39. UZ vom 26. Juni 1989.

  40. Vgl. die Biographie in Hermann Weber: Die Wandlung des deutschen Kommunismus, Bd. 2, Frankfurt a. M. 1969, S. 195 ff.

  41. Neues Deutschland vom 16. /17. Dezember 1989.

  42. Neues Deutschland vom 6. /7. Januar 1990.

  43. Berliner Zeitung vom 19. Dezember 1989.

  44. Vgl. Martin Broszat/Hermann Weber (Hrsg.), SBZ-Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945— 1949, München 1990.

  45. Einheit, 44 (1989) 12, S. 1148.

  46. Für Dich, (1989) 48, S. 28f. und (1990) 4, S. 6f.; Geschichtsunterricht und Staatsbürgerkunde, 32 (1990) 1. S. 45 ff.

  47. Neues Deutschland vom 23. /24. Dezember 1989; Berliner Zeitung vom 18. Januar 1990.

  48. Original: Lew Gudakow u. a., Bürokratismus und Bürokratie, in: Kommunist, (1988) 12, deutsch: Auf der Suche nach einem neuen Antlitz des Sozialismus, Moskau 1989, S. 41. Sowjetische Autoren verweisen auch auf den Stalinismus als „ideologisch-psychologischen Komplex“, Stalins „Alleinherrschaft“ mit der „Nomenklaturschicht“ als „fester Stütze“ oder die „Allmacht des Apparats“. Vgl. Juri Afanasjew (Hrsg.), Es gibt keine Alternative zu Perestroika: Glasnost, Demokratie, Sozialismus, Nördlingen 1988, S. 654 und S. 727; Das Phänomen Stahn, Moskau 1988, S. 51.

  49. Zur neueren Literatur vgl. z. B. Predrag Vranicki, Marxismus und Sozialismus, Frankfurt a. M. 1985, S. 129ff.; Gernot Erler/Walter Süß (Hrsg.), Stalinismus. Probleme der Sowjetgesellschaft zwischen Kollektivierung und Weltkrieg, Frankfurt a. M. 1982; Horst-Dieter Beyerstedt, Marxistische Kritik an der Sowjetunion in der Stalin-Ära (1924— 1953), Frankfurt a. M. 1987; Heiko Haumann. Stalinismus und Entstalinisierung, in: Dietrich Goldschmidt u. a. (Hrsg.), Frieden mit der Sowjetunion — eine unerledigte Aufgabe. Gütersloh 1989, S. 135 ff.; Werner Hofmann, Stalinismus und Antikommunismus, Frankfurt a. M. 1967, S. 13; vgl. auch Kommunistische Bewegung (Anm. 17), S. 67 ff.

  50. Zum Forschungsstand vgl. Hermann Weber. Kommunismus in Deutschland 1918— 1945. Darmstadt 1983.

  51. Horizont, 22 (1989) 12, S. 29.

  52. Vgl. H. Weber (Anm. 40), Bd. 1.

  53. Einheit. 44 (1989) 12, S. 1153.

  54. Vgl. Die Generallinie. Rundschreiben des ZK der KPD 1929— 1933, eingel. von Hermann Weber, Düsseldorf 1981.

  55. Neues Deutschland vom 16. /17. Dezember 1989.

  56. Vgl. Deutschland Archiv, 22 (1989) 7, S. 800.

  57. Neues Deutschland vom 30. /31. Dezember 1989.

  58. Neues Deutschland vom 6. /7. Januar 1990.

  59. Neues Deutschland vom 6. /7. Januar 1990.

  60. Heinz Heitzer. DDR. Geschichtlicher Überblick. Berlin (Ost) 19895, S. 48.

  61. National-Zeitung vom 2. /3. Dezember 1989.

  62. Vgl. die Beiträge von Lucio Caracciolo und Klaus Sühl in Dietrich Staritz/Hermann Weber (Hrsg.), Einheitsfront — Einheitspartei, Köln 1989, S. 76 ff.

  63. Frankfurter Rundschau vom 10. Juni 1989.

  64. Vgl. Jan Foitzik, Die SMAD, in: SBZ-Handbuch (Anm. 44), S. 7ff.

  65. Vgl. Siegfried Suckut, Blockpolitik in der SBZ/DDR 1945— 1949. Die Sitzungs-Protokolle des zentralen Einheitsfront-Ausschusses, Köln 1986.

  66. Vgl. H. Weber (Anm. 6). S. 105 ff.

  67. Neues Deutschland vom 27-/28. Januar 1990.

  68. Berliner Zeitung vom 13. /14. Januar 1990.

  69. Neues Deutschland vom 13. /14. Januar 1990.

  70. Militärgeschichte, 29 (1990) 1, S. 3.

  71. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 38 (1990) 1. Dies bleibt auch dann unverständlich, wenn als Redaktionsschluß der 5. Oktober 1989 angegeben wird; immerhin wurde die Zeitschrift erst Ende Januar 1990 ausgeliefert.

  72. Geschichtsunterricht. (Anm. 46). S. 23.

  73. Sächsische Heimatblätter, 35 (1989), 6, S. 241.

Weitere Inhalte

Hermann Weber, Dr. phil.,. geb. 1928; Professor für Politische Wissenschaft und Zeitgeschichte an der Universität Mannheim, Leiter des Arbeitsbereichs Geschichte und Politik der DDR. Veröffentlichungen u. a.: Die Wandlung des deutschen Kommunismus, 2 Bde., Frankfurt 1969; Geschichte der DDR, München 1985; Die DDR 1945— 1986, München 1988; (Hrsg, mit Martin Broszat) SBZ-Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte 1945— 1949, München 1990; zahlreiche Veröffentlichungen zur Theorie, Politik und Geschichte des Kommunismus, des Sozialismus und der Arbeiterbewegung.