Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Kritische Bemerkungen zur bundesdeutschen DDR-Forschung | APuZ 34/1989 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 34/1989 Artikel 1 Wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit zwischen beiden deutschen Staaten DDR-Geschichte im deutsch-deutschen Wissenschaftsdialog Kritische Bemerkungen zur bundesdeutschen DDR-Forschung Die neue Sicht der DDR zur „Systemauseinandersetzung“

Kritische Bemerkungen zur bundesdeutschen DDR-Forschung

Heinz Heitzer /Gerhard Lozek

/ 28 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Für die Beurteilung der bundesdeutschen DDR-Forschung ist aus Sicht marxistisch-leninistischer Gesellschaftswissenschaftler der DDR vor allem der Realitäts-und Wahrheitsgehalt der Ergebnisse und Aussagen entscheidend. Auch ist zu berücksichtigen, daß westliche DDR-Forscher dem realen Sozialismus in der Regel ablehnend gegenüberstehen. Die geistige und politische Auseinandersetzung bleibt deshalb unvermeidlich, muß aber nicht zwangsläufig zur Feindschaft führen. Wesentlich ist zudem, daß die Existenz zweier voneinander unabhängiger und souveräner deutscher Staaten anerkannt wird. Gemessen an diesen Kriterien verlief die Entwicklung der bundesdeutschen DDR-Forschung von ihren Anfängen an sehr widersprüchlich. Das Meinungsspektrum reicht von antiquierten Vorstellungen einer „Wiedervereinigungsforschung“ übereine recht unterschiedlich begriffene „Deutschlandforschung“ bis hin zur Kennzeichnung der DDR-Forschung als Teil einer „vergleichenden Systemforschung“. Insbesondere Versuche, die DDR systemimmanent „aus ihren eigenen Bedingungen und Wirkungsweisen“ zu begreifen und ihre Geschichte aus „verstehender Distanz“ zu beschreiben, haben — trotz verschiedener Fehlinterpretationen im einzelnen — bemerkenswerte und diskussionsfähige Ergebnisse erbracht. Daneben aber stehen Arbeiten, in denen die Wirklichkeit der DDR, und insbesondere ihr politisches System, inadäquat beschrieben, an westlichen Maßstäben gemessen und oft als bloße „Negativfolie“ zur Bundesrepublik abgebildet werden. Der wissenschaftliche Dialog zwischen der Bundesrepublik und der DDR ist indessen nötig und möglich.

Auf der XX. DDR-Forschertagung im Juni 1987 resümierte Alexander Fischer als Hauptreferent zum Thema „Bilanz und Perspektiven der DDR-Forschung“: „Erich Honecker und sein Politbüro sind ihren Weg , zur weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR* auch ohne die Ratschläge westdeutscher DDR-Forscher gegangen, und hierzulande läßt sich eine Grundhaltung bedingungsloser Konfrontation angesichts der Absicht der Bundesregierung, , die Beziehungen zwischen den beiden Staaten in Deutschland in einem guten, offenen Klima weiterzuentwickeln*, sowie der bemerkenswerten Kooperation in ideologischen Fragen zwischen SPD und SED nicht mehr aufrechterhalten.“

Für die Vergangenheit wird damit eingeräumt, daß „eine Grundhaltung bedingungsloser Konfrontation“ dominierte. Letzteres gilt gewiß nicht für alle DDR-Forscher, aber Grundtendenzen des Forschungszweiges werden damit zweifellos zutreffend charakterisiert. Die Zukunft wird zeigen müssen, ob die Einsichten Fischers auch von den konservativen Führungskräften der „Gesellschaft für Deutschlandforschung“ geteilt werden und diese zur Aufgabe überholter Positionen veranlassen.

I. Historische und gegenwärtige Bewertung der bundesdeutschen DDR-Forschung

Die Etablierung und die Entwicklung der bundesdeutschen DDR-Forschung verliefen von Anfang an sehr widersprüchlich Im Unterschied zu Dietrich Staritz sind wir nicht der Meinung, daß die DDR-Forschung in der Bundesrepublik als eine Begleiterscheinung des kalten Krieges schon in den fünfziger Jahren entstanden ist. Zwar gab es eine Beschäftigung mit der DDR von ihrer Gründung an, doch war die DDR, wie Wilhelm Bleek zutreffend feststellte, „in den Augen der bundesrepublikanischen Gründergeneration ein flüchtiges und irrelevantes Gebilde ohne Zukunftsaussichten . . . Mit einem so unbedeutenden . Phänomen* und temporären , Gebilde* . . . brauchte sich die Wissenschaft nicht zu beschäftigen, zumal sie als Politik-und Sozialwissenschaft in der Bundesrepublik erst im Entstehen . . . war.“ Bleek führt einige Beispiele von „Gegenüberstellungen“ zwischen DDR und BRD an und zieht daraus den Schluß: „Gemeinsam ist allen diesen Beispielen . . . , daß man bei ihnen an den , Verhältnissen im Osten* eigentlich nicht interessiert ist. Diese werden vielmehr nur herangezogen, um einen Gegensatz zur Bundesrepublik zu manifestieren und die Verhältnisse im Westen auf diese Weise zu legitimieren. Die gesellschaftliche und politische Realität der DDR wird zur Negativfolie für die positiv verstandene und verklärte Ordnung der Bundesrepublik.“ Die damals erschienenen Arbeiten seien „zumeist geprägt von der deutschlandpolitischen Konzeption der Bundesregierung unter Konrad Adenauer, die eine Wiedervereinigung Gesamtdeutschlands durch Anschluß der Ostzone an die Bundesrepublik zum Ziel hatte“

Erst als sich dieses Ziel als unrealisierbar erwiesen hatte und maßgebende politische Kräfte der BRD im Zeichen der „neuen Ostpolitik" nach veränderten Konzepten suchten, konstituierte sich die bundesdeutsche DDR-Forschung als Wissenschaftsdisziplin. Zu den ersten Autoren, deren Arbeiten „die Akzeptierung der DDR als Erkenntnisgegenstand sui generis“ beinhalteten, gehörten Ernst Deuer lein, Emst Richert und insbesondere Peter Christian Ludz. Als „Geburtsdatum“ der bundesdeutschen DDR-Forschung könnte das Jahr 1967 mit der ersten DDR-Forschertagung in Tutzing gek ten.

Zu diesem Zeitpunkt wurde in Bonn als zählebiges Erbe des kalten Krieges noch die Hallstein-Doktrin praktiziert. Die Inauguration der Spezialdisziplin DDR-Forschung verstieß gegen jenes Dogma und bedeutete schon eine gewisse Anerkennung der Eigenständigkeit und dauerhaften Existenz der DDR. „Die Wissenschaftler in der Bundesrepublik waren mit dieser Anerkennung der DDR Vorreiter der deutschlandpolitischen Entwicklung.“ Ihre Haltung war auch eine Reaktion auf die in jener Zeit sichtbaren ersten Anzeichen einer internationalen Entspannung.

Andererseits konnten sich die Begründer der neuen Disziplin nicht völlig vom Geist des kalten Krieges lösen. Ihre „Ratschläge“ an die DDR zielten vielfach auf eine Einmischung in deren innere Angelegenheiten und implizierten eine langfristige „Erosion“ des Sozialismus, seine „Transformation“ in Richtung auf den Kapitalismus. Dies hatte zwangsläufig eine betont negative Haltung der Gesellschaftswissenschaftler der DDR gegenüber dem neuen Forschungszweig zur Folge.

Bei der kritischen Beurteilung der bundesdeutschen DDR-Forschung aus heutiger Sicht sei zunächst unsere grundsätzliche Position als marxistisch-leninistische Gesellschaftswissenschaftler -in unserem Falle als Historiker — gegenüber dieser Wissenschaftsdisziplin umrissen.

Erstens betrachten wir eine gründliche, mit wissenschaftlichen Mitteln und Methoden betriebene Beschäftigung mit dem Geschehen im Nachbarlande als normal und auch begrüßenswert, wenn sie dazu beiträgt, wahrheitsgetreues Wissen, wahrheitsgetreue Informationen im eigenen Lande zu verbreiten. Uns scheint, daß in dieser Hinsicht nicht nur ein starkes Interesse bei vielen Bürgern der Bundesrepublik besteht, sondern auch ein allgemeiner Nachholbedarf. Das Hauptkriterium, das für die konkrete Beurteilung der Untersuchungsergebnisse, Aussagen und Publikationen der DDR-Forschung anzulegen ist, kann demnach nur deren Realitäts-und Wahrheitsgehalt sein. Wie in allen Gesellschaftswissenschaften erlangt auch in der wechselseitigen Länderforschung das Streben nach historischer und gegenwärtiger Wahrheitsfindung im Interesse eines dauerhaft friedlichen Zusam-menlebens der Menschen und Völker einen höheren Stellenwert als je zuvor.

Zweitens berücksichtigen wir, daß nichtmarxistische Wissenschaftler in der BRD und anderen westlichen Ländern — von Ausnahmen abgesehen — das Geschehen in der DDR von einem den realen Sozialismus kritisch-ablehnenden Standpunkt aus untersuchen und bewerten. Sie sind in der Regel von der Überlegenheit der „westlichen Gesellschaften“ im Systemwettstreit überzeugt, sie betrachten die sozialistische Gesellschaftsordnung nicht als erstrebenswerte historische Alternative. Darin liegt letztlich der politische, geistige und auch wissenschaftliche Gegensatz zwischen Marxisten und Nichtmarxisten begründet. Beide Standpunkte sind unvereinbar. Sie sind Ausdruck weltanschaulicher und gesellschaftspolitischer Gegensätze und einer daraus resultierenden Gegnerschaft. Die geistige und politische Auseinandersetzung bleibt deshalb unvermeidlich.

Drittens muß nach unserer Überzeugung Gegnerschaft nicht zwangsläufig zur Feindschaft führen. Die Wirkungen und Resultate der unvermeidlichen Auseinandersetzung werden maßgeblich von der Art und Weise des Streits beeinflußt. Hier kann cum grano salis jene Herangehensweise gelten, wie sie in der eingangs angesprochenen Vereinbarung von SED und SPD zu den „Grundregeln einer Kultur des politischen Streits“ näher bestimmt wird: „Diese Kultur des politischen Streits muß auf einer realistischen Analyse der Möglichkeiten beider Seiten beruhen, die gesellschaftliche Gegensätze klar zum Ausdruck bringen, sie nicht auf die Beziehungen zwischen Staaten übertragen . . . Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen im anderen System sollte auf nachprüfbaren Tatsachen beruhen. Sie sollte getragen sein von dem Versuch, sich gegenseitig in die Logik der anderen Seite hineinzudenken, freilich nicht um deren Absichten stets gutzuheißen, sondern um die Zusammenhänge ihres Handelns zu verstehen.“ Wir sehen eine methodologische wie inhaltliche Korrespondenz mit diesen „Grundregeln“, wenn z. B. Dietrich Staritz die Geschichte der DDR vom Standpunkt einer „verstehenden Distanz“ aus darzustellen bemüht ist, einer Distanz, die zugleich uneingeschränkt die Sicherheitspartnerschaft zwischen den beiden deutschen Staaten bejaht.

Viertens impliziert ein solches Herangehen, daß man den im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegsentwicklung entstandenen politischen und territorialen Status quo akzeptiert, die andere Seite, ihre Souveränität, ihre Grenzen respektiert und sich nicht das Ziel setzt, von außen auf einen Systemwandel hinzuwirken oder gar den anderen Staat gesellschaftlich und politisch zu beseiti-gen. Ob es gefällt oder nicht: Die Existenz von zwei voneinander unabhängigen und souveränen deutschen Staaten ist heute ein Grundelement des Gleichgewichts für Frieden und Sicherheit in Europa. In der DDR stellt niemand die Existenz der BRD in Frage, man muß umgekehrt ähnliches erwarten. Das ist jedoch nicht der Fall, wenn bei-spielsweise Detlef Kühn, Präsident des Gesamtdeutschen Instituts, Bonn, dazu auffordert, „den Status quo konsequent in Frage zu stellen“ und auf der 10. Tagung der „Gesellschaft für Deutschlandforschung“ im Jahre 1988 unvermindert vom „Offenhalten der deutschen Frage“ die Rede war.

II. Über die Gegenstandsbestimmung der DDR-Forschung und den Stellenwert der systemimmanenten Methode

Das theoretische wie praktische und damit auch methodologische Kardinalproblem aufbundesdeutscher Seite betrifft das angenommene Gegenstandsverständnis der DDR-Forschung, das letztlich von den Auffassungen über den gesellschaftlichen, insbesondere politischen und nationalen Status der DDR geprägt wird. Dazu sind sehr kontroverse Standpunkte zu beobachten. Das Meinungsspektrum reicht von antiquierten Vorstellungen einer „Wiedervereinigungsforschung“ über eine recht unterschiedlich begriffene „Deutschlandforschung“ bis hin zur Kennzeichnung der DDR-Forschung als Teil einer „vergleichenden Systemforschung“.

Eine kombinierte Variante, die bemerkenswerte realistische Elemente enthält, stellte Wilhelm Bleek mit der Unterscheidung von vier Säulen der „Deutschlandforschung“ zur Diskussion: als spezifische DDR-Forschung, als ebenso eigenständige Bundesrepublik-Forschung, als Vergleichsforschung — faktisch im Sinne eines Systemvergleichs — zwischen BRD und DDR sowie als Erforschung der „Deutschlandpolitik“ unter dem „gemeinsamen Leitaspekt der .deutschen Frage 1 “ Die drei erstgenannten Säulen entsprechen zweifellos der realen Situation auf deutschem Boden. Der zuletzt angeführte Aspekt steht aber im Widerspruch dazu. Nach einer „innerdeutschen Handlungs-und Wirkungsebene der Deutschlandpolitik“ suchen zu wollen, ist nicht nur illusionär, sondern auch politisch höchst fragwürdig, weil das — gewollt oder nicht — Wasser auf die Mühlen derer leitet, die eine so interpretierte „deutsche Frage“ mit nationalistischen Ambitionen verknüpfen. Wenn im internationalen Sprachgebrauch in West und Ost heute noch von der „deutschen Frage“ gesprochen wird, geht es um eine ganz andere Bezugsebene, nämlich um die Frage nach dem Verhalten und der besonderen Verantwortung der beiden deutschen Staaten für die Friedenssicherung in Europa.

Die spezifische Aufeinanderbezogenheit von BRD und DDR, um die es Bleek im Grunde geht — und die für Nachbarländer, die aus einer gemeinsamen geschichtlichen Vergangenheit kommen, nichts Ungewöhnliches darstellt — ist ohnehin mit der Vergleichsforschung zwischen beiden Staaten und Gesellschaften zu erfassen. Das entspräche auch der von ihm vorgenommenen Unterscheidung von „nichtdeckungsgleichen deutschen Identitäten“, „der deutschen Identität in der Bundesrepublik sowie der deutschen Identität in der DDR“ Diese Sicht liegt den Auffassungen der DDR-Gesellschaftswissenschaftler gar nicht so fern, die die Herausbildung und weitere Ausprägung unterschiedlicher Identitäten als Ausdruck sich vollziehender eigenständiger staatlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen in beiden deutschen Staaten ansehen, welche sich auch auf die nationale Ebene auswirken -Von dieser Seite her erschließen sich auch Spezifika der DDR-Entwicklung gegenüber anderen sozialistischen Ländern.

Das Gegenstandsverständnis der DDR-Forschung beeinflußt naturgemäß in entscheidender Weise deren Methodologie. Dies betrifft in erster Linie die gesellschaftlichen Kriterien, die an die Forschung und Darstellung anzulegen sind. Seit den Anfängen des Forschungszweiges bis heute ist der zentrale Streitpunkt unter den bundesdeutschen DDR-For-Sehern die Frage, ob die DDR-Wirklichkeit primär mit „westlichen“, also von außen übertragenen Maßstäben zu erfassen und zu beurteilen oder aus ihren Eigenheiten, ihrer Systemspezifik heraus zu erklären sei.

Die Konsequenz der erstgenannten Vorgehensweise ist, daß zumeist ein DDR-Bild entsteht und vermittelt wird, das — wie in den Arbeiten der fünfziger Jahre — eine bloße „Negativfolie“ der Bundesrepublik darstellt. Daß ein solches mit wissenschaftlichen Ansprüchen und mit den Realitäten unvereinbares Herangehen keineswegs nur der Vergangenheit angehört, bezeugte der Aufruf von Frau Minister Dorothee Wilms an die DDR-Forscher, den „Systemvergleich“ mit dem anderen deutschen Staat vorzunehmen, um die „grundlegenden Vorzüge eines parlamentarischen Systems, einer freien und pluralistischen Gesellschaft“ zu verdeutlichen: „Dieser Vergleich hat sich dabei an den Wertentscheidungen des Grundgesetzes zu orientieren. Ein . funktionalistischer* System-vergleich ist als alleiniges Unterscheidungsmerkmal völlig unzulänglich und bedeutet eine Gefahr für die politische Bildungsarbeit.“ Für jene DDR-Forscher, die diesem Aufruf Folge zu leisten gewillt sind, sprach Eberhard Schütt-Wetschky, als er das Grundgesetz der BRD als „übergeordneten Vergleichsmaßstab“ und als „allein (!) menschengerecht“ anbot. Eben dies bezeichnen wir als „Orientierungen“ auf eine politisch-strategische und ideologische Funktion der bundesdeutschen DDR-Forschung, die der Wahrheitsfindung und dem produktiven Dialog widersprechen.

Das methodologische Kernstück jener Sozialwissenschaftler, welche die DDR von ihrer gesellschaftlichen Eigenart her zu begreifen suchen und in diesem Sinne eine vergleichende Systemforschung betreiben, bildet dagegen die systemimmanente Methode. Sie wurde in den siebziger Jahren namentlich von Peter Christian Ludz entwickelt, der wesentlichen Anteil an der theoretischen und methodologischen Profilierung des Forschungszweiges hatte. Nach seiner Interpretation sollten die sozialistische Gesellschaft und ihr Staat in der DDR „aus ihren eigenen Bedingungen und Wirkungsweisen, aus ihren strukturellen und funktioneilen Zusammenhängen heraus“ begriffen werden; abzulehnen sei „eine naiv-unhistorische, unreflektierte . westliche Sicht* als Maßstab für die Beurteilung der DDR-Wirklichkeit“ Dieses Vorgehen führte nicht zuletzt zu einem Abbau bzw. einer Zurücknahme des militant antikommunistischen Totalitarismus-Klischees gegenüber der DDR

Die realistischen Elemente dieser Methode zu erkennen und die mit ihr erzielten Untersuchungsergebnisse differenziert einzuschätzen, wurde den Gesellschaftswissenschaftlern der DDR eine Zeit-langdadurch erschwert, daß manche Kommunismus-Forscher in westlichen Ländern — wie etwa Zbigniew Brzezinski in den USA — ihre Prognosen über den Untergang des realen Sozialismus mit dieser Methode bzw. ähnlich gelagerten Vorgehensweisen in Verbindung brachten. Da die Anwendung vernünftiger Methoden für fragwürdige politische Zielsetzungen niemals auszuschließen ist, beachten wir seit Anfang der achtziger Jahre die wissenschaftlichen und politischen Konsequenzen des mit Hilfe der systemimmanenten Methode gewonnenen Wissens sorgfältiger.

Im Grunde genommen praktiziert die marxistischleninistische West-und Imperialismusforschung der DDR und anderer sozialistischer Länder auch das Prinzip der Systemimmanenz, wenn sie das Geschehen in den kapitalistischen Ländern von den jeweils historisch gewachsenen konkreten Bedingungen und Strukturen jener Gesellschaften her untersucht und beurteilt. Insofern könnte man die systemimmanente 'Methode als einen gemeinsamen Nenner für den Systemvergleich ansehen. Das stellt keinesfalls gegensätzliche Standpunkte und Wertmaßstäbe zur Disposition, ermöglicht jedoch, übereinstimmende oder sich annähernde Standpunkte besonders hinsichtlich der Friedenssicherung und der Respektierung der anderen Staats-und Gesellschaftsordnung zu erkennen und im beiderseitigen Interesse zu berücksichtigen.

Ein solides Kriterium für die Bewertung von theoretischen und methodologischen Leitvorstellungen der bundesdeutschen DDR-Forschung scheint uns darin zu bestehen, sie auch selbst an ihrem Anspruch zu messen. Wenn die DDR nach der systemimmanenten Methode „aus ihren eigenen Bedingungen und Wirkungsweisen heraus“ (Peter Christian Ludz) begriffen werden soll, erfordert das, sie als gesellschaftlichen Organismus in der Einheit und der Wechselwirkung aller seiner entscheidenden Bestandteile zu sehen, als Organismus, der sich auf Grund ihm eigener Bedingungen und Mechanismen entwickelt, als gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang folglich, der sich ganz wesentlich von dem der BRD unterscheidet. Das geschieht jedoch zumeist nur in Ansätzen, so daß zwischen Anspruch und Realität keine Deckungsgleichheit besteht.

Auch bleiben wesentliche Bereiche des Vergleichs von Ziel und Wirklichkeit in der Regel ausgespart. So gehörte das Bekenntnis zum Antifaschismus zu den Zielen aller auf dem Gebiet der DDR — wie auch der BRD — nach 1945 an die Öffentlichkeit tretenden politischen Parteien. Die für die historische Legitimation beider deutscher Staaten außerordentlich wichtige Frage nach dem Verhältnis zwischen den ersten antifaschistischen Programmen und der Realität spielt jedoch in entsprechenden Untersuchungen der bundesdeutschen DDR-Forschung oder der „vergleichenden Deutschlandforschung“ kaum eine Rolle.

III. Analytische Konzepte

Die Verfechter der systemimmanenten Methode verzichten keineswegs gänzlich auf einen system-übergreifenden Maßstab. Sie sehen diesen zumeist in der — mit modernisierungstheoretischen Auffassungen kombinierten — Lehre von der Industriegesellschaft. Das ermöglicht unseres Erachtens durchaus eine ganzheitliche Sicht, die eine Reihe nicht unwesentlicher Zusammenhänge und Entwicklungstendenzen erfaßt, vornehmlich im gesellschaftlichen Basisbereich hinsichtlich der wirtschaftlich-materiellen Prozesse. Dem Prinzip der Systemimmanenz widerspricht es jedoch, wenn als Bewertungsmaßstab für die historische Kulmination der „modernen Industriegesellschaft“ und für Modernität überhaupt die sozialökonomischen und politischen Verhältnisse in den westlichen Industrieländern — letztlich wiederum von außen stammende Attribute — an die „kommunistisch regierte Industriegesellschaft“ angelegt werden und diese in der Regel als eine deformierte, bestenfalls unterentwickelte Variante dieser Gesellschaft hingestellt wird. Was nichtmarxistische Kritiker dieser Konzepte schon vor Jahren treffend feststellten, gilt noch heute: „Modernisierung wird also mit , Westernisierung’ gleichgesetzt. Politische Systeme gelten (als) um so entwickelter, je mehr sie sich den politischen Strukturen, Organisationsformen, Prozeduren und Wertsystemen dieser . modernen* Gesellschaften annähern.“ Die entscheidende Grenze des Konzepts der Industriegesellschaft liegt darin begründet, daß es die ökonomischen und sozialen Grundstrukturen, die für die Existenz und Evolution der sozialistischen Gesellschaft konstitutiv sind, nicht erfaßt. Über die Formen und Inhalte der politischen Machtausübung und über das Demokratieverständnis gibt es naturgemäß die gravierendsten und letztlich unüberbrückbaren Gegensätze zwischen Marxisten und Nichtmarxisten. Dies gilt auch für unsere Stellung zur bundesdeutschen DDR-Forschung, speziell zu den vorherrschenden Auffassungen über das politische System in der DDR, das im Zentrum jeder Gesellschaftsbetrachtung steht. Wir halten es für völlig verfehlt und den Tatsachen widersprechend. wenn das politische System in der Regel als historisch rückständig, starr und unfähig zu einer effektiven Bewältigung der im Zeitalter der wissenschaftlich-technischen Revolution auftretenden Probleme hingestellt wird. Wir sind der Meinung, daß vor allem ein Grundelement dieses Systems, die gesellschaftliche Rolle der marxistisch-leninistischen Partei, zumeist im Sinne des Totalitarismus-Schemas diffamiert oder ignoriert, in jedem Falle weitgehend fehlinterpretiert wird. Die vierzigjährige Entwicklung der DDR beweist jedoch, daß Herausbildung und Ausgestaltung des Gesell-schaftssystems der DDR ohne das Wirken der SED nicht denkbar sind. Diesen Sachverhalt anzuerkennen, bedeutet weder ihn zu billigen — was von denen, die auf dem Boden der Staats-und Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik stehen, nicht zu verlangen ist — noch auf den kritischen Vergleich von Programmatik und Realität, Ziel und Erreichtem zu verzichten.

Ein Bild von der SED, das besonders grelle Farben aufweist, zeichnet nach wie vor Hermann Weber, Er behauptet: „Das wichtigste Ziel der Partei bleibt es, ihre Hegemonie abzusichem.“ Das wichtigste Ziel? Machtsicherung um ihrer selbst willen, als Selbst-und Endzweck? Ist es wirklich so schwer einzusehen, daß das wichtigste Ziel der SED die Realisierung ihrer sozialistischen Gesellschaftsstrategie ist und daß dafür, wie die Erfahrungen anderer sozialistischer Länder — positive wie negative — bezeugen, die führende Rolle der Partei eine Voraussetzung, also ein Mittel zum Zweck ist? Weber aber erhebt das Mittel zum Zweck, für ihn sind Fortschritte in den Lebensbedingungen der Bevölkerung, die auch er nicht gänzlich bestreitet, nur taktische Konzessionen, nur schmückendes Beiwerk, für ihn „reduziert (!)... sich“ der ganze Sozialismus in der DDR „faktisch auf die Allmacht der Partei“ Ziel solcher Entstellungen kann doch letztlich nur sein, die marxistisch-leninistische Partei als führende gesellschaftliche Kraft in der DDR auszuschalten. Das aber berührt die Grundlagen der Gesellschafts-und Staatsordnung in der DDR. Deshalb werden wir auch in Zukunft solche Versuche kompromißlos zurückweisen. Insgesamt ist nach wie vor für die meisten bundesdeutschen DDR-Forscher charakteristisch, daß sie den sozialistischen Überbau der ökonomischen und sozialen Basis entgegenstellen und einen unaufhebbaren Widerspruch zwischen beiden deklarieren. Die Zustandsschilderung, wie sie Gert-Joachim Glaeßner 1982 generell für die westliche Kommunismus-und DDR-Forschung vornahm, hat an Aktualität kaum etwas eingebüßt: „Das Manko der bisherigen analytischen Konzepte ist nicht, daß ihnen bestimmte Wertvorstellungen zugrunde hegen, sondern daß diese entweder geleugnet oder für sakrosankt erklärt, vor allem aber nur zu oft einer kritischen Überprüfung entzogen werden. Von der Richtigkeit der eigenen Kategorien und Begriffe überzeugt, macht man sich nur selten die Mühe, zu fragen, ob diese überhaupt für die Analyse eines Gesellschaftssystems taugen, das nach ganz anderen Regeln und Gesetzmäßigkeiten funktioniert als das eigene, gleichwohl mit ähnlichen Problemen zu tun hat. Hier offenbart sich das ganze Dilemma einer politischen Wissenschaft, die nur in Ausnahmefällen bereit ist, die eigenen nicht-wissenschaftlichen und wissenschaftlichen Vor-Urteile und Urteile immer erneut in Frage zu stellen und gegebenenfalls über Bord zu werfen. Nur zu oft steht das Gesamturteil über die Systeme sowjetischen Typs bereits vorher fest, die Analyse dient nur noch seiner Bestätigung.“ Seit der Verstärkung der Erneuerungsprozesse in den sozialistischen Ländern haben diese Tendenzen eher noch zugenommen.

Dessenungeachtet übersehen wir keinesfalls Entwicklungen, die in eine andere Richtung weisen. Vom Prinzip der „verstehenden Distanz“ in der Geschichtsschreibung war schon die Rede; aufschlußreiche Überlegungen enthält auch der Versuch von Glaeßner, „eine empirisch fundierte und theoretisch reflektierte politische Soziologie des . realen Sozialismus 1 zu entwickeln“ die die sozialistische Gesellschaft als „eine unter anderen Formen der Organisation hochentwickelter industrieller Gesellschaften . . . und nicht als Abirrung vom rechten Weg der kapitalistischen Tugend“ wertet Solche Vorgehensweisen korrespondieren nicht zufällig mit der Grundüberlegung, DDR-Forschung als „Friedensforschung“ zu betreiben und auf diese Weise eine „Vermittlerrolle im Entspannungsprozeß“ auszuüben. Auch der zum konservativen Spektrum zählende Politikwissenschaftler Eckhard Jesse sah sich zu der Warnung veranlaßt: „Behutsam sollte man auch mit dem Wort von der . Offenheit der deutschen Frage'umgehen.“ Diese Einsichten, in der ersten Hälfte der achtziger Jahre in der Hochzeit der Reagan-sehen Konfrontationspolitik ausgesprochen, haben nicht unwesentlich dazu beigetragen, daß in der DDR gründlicher über die westdeutsche DDR-Forschung nachgedacht und diese differenzierter beurteilt wird.

IV. Das Geschichtsbild von der DDR

In den meisten größeren Arbeiten der bundesdeutschen DDR-Forschung spielt der historische Bezug eine wichtige Rolle. Das Verständnis der Geschichte der DDR wird zunehmend für unverzichtbargehalten, um gegenwärtige und zukünftige Entwicklungstendenzen beurteilen zu können. Ausdruck dafür ist auch die vom Arbeitsbereich „Geschichte und Politik der DDR“ an der Universität Mannheim vorbereitete umfangreiche Geschichte derDDR mitjeweils sechs Darstellungs-und Doku-mentenbänden. Als Historiker interessiert uns dieser hohe Stellenwert der Geschichte in der bundesdeutschen DDR-Forschung natürlich ganz besonders.

Die Geschichte der DDR als Geschichte einer erfolgreichen Revolution zu verstehen, der ersten erfolgreichen auf deutschem Boden überhaupt, wird man von nichtmarxistischen Historikern schwerlich erwarten können. Diskutabel zwischen Marxisten und Wissenschaftlern anderer Provenienz ist jedoch ein solches Gesamtbild von der Geschichte der DDR, wie es insbesondere Dietrich Staritz in sei-nem 1985 erschienenen Überblick gezeichnet hat

Staritz sieht in der Geschichte der DDR eine in mehreren Etappen vollzogene gesamtgesellschaftliche Umwälzung, die — bei Rückschlägen, Dissonanzen und manchem Nichterreichten — im ganzen in aufsteigender Linie verlief. Erst unlängst schrieb Staritz: „Revolutionsgeschichte ist DDR-Geschichte natürlich allemal. Weithin , von oben* in Gang gesetzt.... führte die Umwälzung zu einem so tiefgreifenden sozialen Wandel, daß von der schroffsten Zäsur in der deutschen Sozialgeschichte seit Mitte des 19. Jahrhunderts gesprochen werden kann: Nach 1945 blieb im Osten Deutschlands nur wenig, wie es war.“ Der Autor läßt keinen Zweifel daran, daß diese Umwälzung und ihre Resultate seinen Vorstellungen und Überzeugungen nicht entsprechen, ist jedoch bemüht, sie in ihrer Eigenart zu begreifen.

Obwohl Staritz dem Machtproblem aus seiner Sicht große Aufmerksamkeit widmet, stellt sich ihm DDR-Geschichte vor allem als Versuch dar, ein bestimmtes, aus mehreren Quellen gespeistes Gesellschaftsmodell zu realisieren, wobei freilich Ziele und Wirklichkeit, Anspruch und Realität nach seiner Ansicht oft weit auseinanderklaffen. Dem Anliegen, die DDR als eigenständiges Gesellschaftssystem zu begreifen, grundsätzlich unterschieden von dem im anderen deutschen Staat, entspricht die Absicht, sich bei der Darstellung der DDR-Geschichte auf die „wechselnde Stoßrichtung der politischen Zielsetzungen, auf die Wirkungsmechanismen und sozial-ökonomischen Determinanten poli-tischen und gesellschaftlichen Handelns“ zu konzentrieren. Wir werten Staritz’ Versuch, ungeachtet vieler auch grundsätzlicher Einwände, insbesondere gegen die Darstellung und Wertung des politischen Systems, als die bisher fundierteste und am stärksten um Realitätsnähe bemühte Synthese der DDR-Geschichte in der nichtmarxistischen Geschichtsschreibung überhaupt.

Ein — trotz Übereinstimmung mit Staritz in einer Reihe von Fragen — anderes Gesamtbild von der Geschichte der DDR, das nach unserer Meinung kaum Ansatzpunkte für einen produktiven Dialog bietet, zeichnet Hermann Weber. Bei ihm erscheint DDR-Geschichte, wie er 1988 zusammenfassend schrieb, als ständige Abfolge von „Schwankungen zwischen harter und weicher Politik“, als „Kreislauf, der vom Spannungsverhältnis zwischen Stabilität und Instabilität gekennzeichnet ist“ und dies werde sich auch in Zukunft so fortsetzen. Keine Aufwärtsentwicklung also, sondern ein ständiger „Kreislauf“, der — wie Weber an anderer Stelle bemerkte — „sowohl Ansätze für Stabilität als auch Schwächen der DDR erkennen“ lasse. Wir meinen, daß DDR-Geschichte auf diese Weise in ein grobes Schema gepreßt wird, das den Realitäten nicht entspricht.

In einigen wiederholt publizierten Sätzen, denen sicher konzeptionelle Bedeutung zuzusprechen ist, hat Weber sein Gesamtbild gleichsam auf den Begriff gebracht. Er schrieb: „Eine Betrachtung der Gesamtgeschichte der DDR läßt zwei grundsätzlich verschiedene Etappen erkennen, in denen Ideologie, Realität und Motivation unterschiedlichen Stellenwert besaßen. Bis 1961 bestimmten ideologische Normen und programmatische Zielsetzungen vorrangig die Politik: Umgestaltung der Herrschaftsstrukturen und der Gesellschaft nach den Prinzipien des . Marxismus-Leninismus* in der konkreten Ausformung des sowjetischen Modells. 1961 war dieser Prozeß im wesentlichen abgeschlossen. Seither wirkt die veränderte gesellschaftliche Wirklichkeit — vor allem der Widerspruch zwischen moderner Industriegesellschaft und veralteten Herrschaftsund Leitungsmethoden — stärker auf die Politik ein. Die . Sachzwänge* bewirken Veränderungen der Politik und selbst der Ideologie.“

Dieses „Gesamtbild“ reflektiert zwar die beiden Hauptetappen der DDR-Geschichte, von uns als Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus und als Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft charakterisiert, doch ist die Inhaltsbestimmung dieser Etappen unseres Erachtens unhaltbar. Vor allem entspricht sie, theoretisch ausgedrückt, nicht der tatsächlichen Wechselbeziehung zwischen subjektiven Faktoren und objektiven Bedingungen. Man muß nicht Marxist sein, um anzuerkennen, daß Geschichte immer von Menschen „gemacht“ wird, niemals im „luftleeren Raum“, sondern stets im Rahmen und auf der Grundlage vorgefundener objektiver Bedingungen, die mehr oder weniger genau erkannt und beachtet werden. Das gilt natürlich auch für die Übergangsperiode wie für die nachfolgende Entwicklungsetappe der DDR.

Zweifellos wurde die Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse in der Übergangsperiode entscheidend von den „ideologischen Normen und programmatischen Zielsetzungen“ der deutschen Kommunisten mitbestimmt. Aber gab es denn in dieser Zeit keine objektiven Bedingungen -bei Weber ungenau „Sachzwänge“ genannt —, die berücksichtigt werden mußten und die die Politik stark beeinflußten? Waren das keine „Sachzwänge“: die Notwendigkeit, die Kriegsfolgen zu überwinden, die krassen volkswirtschaftlichen Disproportionen zu mindern, Millionen Umsiedlern Arbeit, Brot und ein Dach über den Kopf zu geben, sich des kalten Krieges zu erwehren, neue Leitungskräfte für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft heranzubilden — und das mit einer Bevölkerung, die in ihrer Mehrheit buchstäblich bis zum bitteren Ende den Nazis gefolgt war? Wie wurden KPD, SED und ihre Verbündeten all diesen „Zwängen“ in ihrer Politik gerecht? Wie verknüpften sie dies mit ihren weiterführenden Zielsetzungen? Statt diesen echten und schwierigen Fragen nachzugehen, bringt Weber den komplexen Sachverhalt auf die dune Formel: „Umgestaltung der Herrschaftsstrukturen und der Gesellschaft nach den Prinzipien des . Marxismus-Leninismus* in der konkreten Ausformung des sowjetischen Modells“.

Was dieses „Modell“ betrifft, so sind die DDR-Historiker wahrlich die letzten, die den Einfluß der Sowjetunion und ihrer Erfahrungen bei den gesellschaftlichen Umgestaltungen in der DDR gering-schätzen. Aber waren denn Arbeiter-und-Bauern-Macht statt Sowjetmacht, Mehrparteien-statt Einparteiensystem, Einbeziehung von Unternehmern, Gewerbetreibenden, Handwerkern und Einzelhändlern bei Anwendung vorwiegend ökonomischer Mittel statt einer „zweiten Welle“ der Nationalisierung (nach der Entmachtung der Monopole) eine Kopie des „sowjetischen Modells“? War das nicht bei allem Suchen nach den zweckentsprechenden Formen und Methoden und auch manchen Fehlern und Unzulänglichkeiten im ganzen eine eigenständige und konstruktive Politik, die auch den spe zifischen Bedingungen und nicht zuletzt Traditionen der deutschen Arbeiterbewegung entsprach? Wir meinen, daß sich hinter Webers Schema nur das alte Klischee von der „Sowjetisierung“ verbirgt das der DDR-Wirklichkeit ebensowenig gerecht wird, wie ein Klischee von der „Amerikanisierung Westdeutschlands“ der Entwicklung im anderen deutschen Staat entspräche.

1961 war nach Auffassung Webers und anderer Autoren in der DDR eine „moderne Industriege Seilschaft“ entstanden, eine Gesellschaft also, die der in der BRD gleicht oder mindestens ähnlich ist. Das schlägt jeder Logik ins Gesicht: Die „Umgestaltung der Herrschaftsstrukturen und der Gesellschaft (!) nach den Prinzipien des . Marxismus-Leninismus'in der konkreten Ausformung des sowjetischen Modells“ brachte eine „moderne Industriegesellschaft“ hervor!? Hätte nicht das logische Resultat eine „Sowjetgesellschaft“ sein müssen? Und: Gab es denn tatsächlich von nun an im Unterschied zur vorangegangenen Periode nur noch oder vorwiegend „Sachzwänge“, die die Politik und selbst die Ideologie bestimmten? Wurde nicht schon im Vorfeld des VI. Parteitags der SED (1963) damit begonnen, gestützt auf den Marxismus-Leninismus und bisherige Erfahrungen, einen theoretischen Vorlauf für die neue Entwicklungsetappe zu schaffen? Stellt die insbesondere seit dem VIII. Parteitag (1971) ausgearbeitete Gesellschaftsstrategie, die in entsprechenden Arbeiten der bundesdeutschen DDR-Forschung meist nur unzulänglich reflektiert oder fehlinterpretiert, wenn nicht gänzlich ignoriert wird, denn kein programmatisch-theoretisches Konzept dar. das die Politik der SED und ihrer Verbündeten bestimmt? Dietrich Staritz kam da der Realität wesentlich näher, als er von der DDR als von „einem ja noch immer theorieverpflichteten . . . politischen System“ sprach.

V. Fragen der Periodisierung

Ein Gesamtbild von der Geschichte der DDR ergibt sich auch aus der in historischen Synthesen üblichen Periodisierung. Bemerkenswert und dem Disput unstreitig förderlich ist zunächst die weitgehende Übereinstimmung der wichtigsten Zäsuren in marxistischen Darstellungen und in solchen anderer Provenienz. Über die gravierenden Einschnitte in der Entwicklung der DDR, die — so auch in der vorbereiteten „Geschichte der DDR“ in sechs Bänden — durch die Jahreszahlen 1945, 1949, 1961 und 1971 markiert sind, gibt es keine Meinungsverschiedenheiten, wenn wir von der zum Teil unterschiedlichen Begründung und Wertung der Zäsuren absehen. Vielleicht sind trotz Staritz’ Bedenken auch die Differenzen über das Jahr 1955 nicht unüberwindlich. Daß die Zugehörigkeit zur NATO für die BRD, die zum Warschauer Vertrag für die DDR und beides sowohl für die innere Entwicklung der zwei deutschen Staaten als auch für ihr Verhältnis zueinander von gravierender Bedeutung waren, ist doch wohl kaum zu bestreiten. Christoph Kießmann klassifiziert sogar — unter außenpolitischem Aspekt — „das Jahr 1955 als Epochen-jahr“ 37),

Unverständlich ist uns, warum es Gert-Joachim Glaeßner für „problematisch (hält), wenn sich die westdeutschen Zeitgeschichtler und politischen Wissenschaftler auf eine Periodisierung einlassen (!) ’ die grosso modo der der DDR gleicht, wenngleich zum Teil mit anderen Bezeichnun8en 38). Profilierungs-und Abgrenzungszwang um jeden Preis, wo doch Realitätskriterien für die Wissenschaft der Maßstab sein sollten? Glaeßners abstrakter Gegenvorschlag, „eine Vernetzung von dis3) ziplinären Periodisierungen und übergreifenden Fragestellungen zustande zu bekommen“ 39), hat sich jedenfalls nicht als weiterführend erwiesen.

Glaeßner verweist jedoch zu Recht auf die unterschiedliche Inhaltsbestimmung der einzelnen Geschichtsperioden in marxistischen und nichtmarxistischen Darstellungen. Hier liegt in der Tat das eigentliche Problem, über das es Übereinstimmung nicht geben wird. Wir sehen in der Periodisierung der DDR-Geschichte einen Reflex jener Prozesse, Ereignisse und Zusammenhänge, die wir als Herausbildung, Entwicklung und Ausgestaltung des sozialistischen Gesellschaftssystems auf deutschem Boden verstehen und in denen bestimmte Gesetzmäßigkeiten zum Ausdruck kommen. Dafür haben wir gute Gründe, können aber nicht hoffen, daß unsere politischen und weltanschaulichen Kontrahenten dies ebenso sehen, sondern müssen berücksichtigen, daß sie Periodisierungsfragen einen eher pragmatischen Rang beimessen. Aber erwarten kann man, daß auch ihre vorgeschlagene und praktizierte Periodisierung in sich schlüssig ist und bestimmte Kriterien erkennen läßt.

Dies war auf jeden Fall ein Anliegen von Dietrich Staritz, der 1979 ein Periodisierungsmodell vorschlug, „das von charakteristischen Konfliktstrukturen ausgeht: 1. Revolution von oben'1945 bis 1954, 2. allmähliche Transformation 1954 bis 1961, 3.seit 1961 Entwicklung der DDR-Gesellschaft auf ihren nun eigenen, d. h. in der Umbruchsphase geschaffenen sozialstrukturellen und politischen Grundlagen“ 40). Obwohl mancher Begriff Fragen aufwirft — „Revolution von oben“ sagt z. B. nichts über den Inhalt der Umgestaltung aus und läßt die Wechselbeziehung von „oben“ und „unten“, von zentraler Leitung und Massenaktivität, außer acht; eine allmähliche Umwandlung („Transformation“) gab es nicht nur von 1954 bis 1961 —, halten wir dies für einen Versuch, der inneren Dynamik der Entwicklung der DDR gerecht zu werden.

Dieser inneren Dynamik widersprechen jedoch unseres Erachtens Vorschläge, die — der „Kreislauftheorie“ Hermann Webers folgend — die DDR ständig „zwischen Krise und Stabilität“ sehen wollen. In seinem „Grundriß der DDR-Geschichte“ von 1982 stellte Weber die DDR in den Jahren 1976— 1981 unter diese Überschrift In der Ausgabe von 1988 kehrte er die Begriffe um und dehnte seine Deutung weiter aus: „Die DDR zwischen Stabilität und Krise 1971— 1986“ Dietrich Staritz wiederum sieht in seinem Buch die DDR in den Jahren 1953— 1961 „Zwischen Krise und Konsolidierung“ und verwendet im Unterschied zu dem inflationären Gebrauch des Krisenbegriffs bei Weber und anderen Autoren diesen für die Entwicklung seit 1961 nur sehr vorsichtig.

Die DDR wie Hermann Weber seit dem Beginn der siebziger Jahre ständig „zwischen Krise und Stabilität“ (oder umgekehrt) sehen zu wollen, scheint uns symptomatisch zu sein für ein Herangehen, das von vorgefaßten Urteilen (um nicht zu sagen: Wunschvorstellungen) statt von den Realitäten ausgeht. In der Regel ersetzt hier die bloße Behauptung die subtile Analyse, und man sucht sogar vergebens eine Antwort auf die Frage, was unter „Krise“ eigentlich zu verstehen ist. Sicher gab es auch bei der Ausgestaltung der neuen Gesellschaftsordnung in der DDR schwierige Probleme, Rückschläge und Diskontinuitäten, und nicht alle Ziele wurden erreicht, aber eine (international gar nicht so häufig zu beobachtende) Kontinuität in der Entwicklung wesentlicher Bereiche des gesellschaftlichen Lebens — keinesfalls das ständige Pendeln „zwischen Stabilität und Krise“ — war eindeutig dominierend. Unseres Erachtens versperrt sich die bundesdeutsche DDR-Forschung selbst den Blick für die Realitäten im anderen deutschen Staat, wenn sie an Einschätzungen festhält, die sich schon wiederholt als irrig erwiesen haben. Zur Geschichtsschreibung sollte doch auch gehören, aus Fehlprognosen zulernen.

VI. Schwerpunkte der historischen DDR-Forschung

Die historische DDR-Forschung in der Bundesrepublik hat sich bisher auf das erste Nachkriegsjahr-zehnt konzentriert — in dieser Zeit erfolgten, wie besonders Christoph Kießmann unterstrichen hat, tatsächlich entscheidende „Weichenstellungen“ — und hat sich, ebenso wie die Geschichtsschreibung der DDR, sehr stark spezialisiert. Der Tag ist vielleicht nicht mehr fern, da von einem Spezialzweig der Geschichtsschreibung (wir hoffen: nicht einer wie auch immer gearteten Politikwissenschaft) gesprochen werden kann. Thematische Schwerpunkte bilden die Wirtschaft, das politische System, besonders die SED und die anderen Parteien, die Massenorganisationen und die Volksvertretungen sowie die sozialen Verhältnisse, das Bildungswesen und der Sport, die Wissenschaften, Kultur und Lebensweise, die Kirchen und die Außenpolitik. Zunehmendes Gewicht erlangen Regionaluntersuchungen.

Ungeachtet konträrer Standpunkte zu marxistischen Darstellungen in grundsätzlichen Fragen vermitteln viele Spezialarbeiten solide Fakten, die Einblick in wichtige Ereignisse, Prozesse und Zusammenhänge geben und die dem besseren Kenneniemen des sozialistischen deutschen Staates dienlich sein können. Das gilt, um nur auf einige Beispiele aus den achtziger Jahren zu verweisen, für Arbeiten zur Geschichte der Außenpolitik der DDR zum Bildungssystem und Gesundheitswesen zur Sozialgeschichte sowie zur Stellung der katholischen Kirche und der Juden in der DDR Diese und ähnliche Arbeiten erfüllen zweifellos auch eine Erkenntnisfunktion. Ebensowenig soll aber verschwiegen werden, daß wir den Realitätsgehalt auch in historischen Darstellungen über das politische System, besonders über die SED, nach wie vor am geringsten veranschlagen. Ähnliches gilt für Arbeiten über die „Deutschlandpolitik“ der DDR und der BRD, deren Aussagen sich kaum von früheren Darstellungen, die vom Geist der Konfrontation geprägt waren, unterscheiden Nicht wenige aktuelle Analysen im „Deutschland Archiv“ und anderen Orga-nen lassen ebenfalls die „verstehende Distanz“, um die sich Dietrich Staritz und andere Autoren bemühen, vermissen. Solche Arbeiten bestätigen nicht zuletzt, daß die bundesdeutsche DDR-Forschung auch weiterhin eng mit der Politik verbunden ist und eine strategische und ideologische Funktion ausübt, auch wenn dies in oft ganz unterschiedlicher Weise sich äußert und nicht jedem Autor immer voll bewußt sein mag.

Was einzelne Ereignisse der DDR-Geschichte betrifft, so nehmen zwei in bundesdeutschen Darstellungen besonders breiten Raum ein (in für einen breiten Leserkreis bestimmten Publikationen reduziert sich DDR-Geschichte nahezu auf diese): der 17. Juni 1953 und der 13. August 1961. Es liegt auf der Hand, daß bei diesen politisch so relevanten und emotionsgeladenen Themen, ähnlich wie bei derGeschichte des politischen Systems, die Kontroversen und unvereinbaren Standpunkte zwischen marxistischen und nichtmarxistischen Historikern vorherrschen. Auch in der Zukunft wird das bei der Bewertung dieser Ereignisse und ihrer Ursachen (weniger vielleicht ihrer Folgen) die Regel sein. Dies schließt eine Versachlichung der Auseinandersetzung auch über solche Themen nicht aus.

In diesem Zusammenhang würden es die Historiker derDDR begrüßen, wenn bundesdeutsche Publikationen zur Geschichte der DDR, speziell über die genannten Jahre, nicht wie bisher die BRD fast völlig ausblenden würden so daß der Eindruck erweckt wird, als hätte sich diese gegenüber der DDR geradezu unbeteiligt und neutral verhalten.

Niemand, der eine Wiederkehr des kalten Krieges verhindern will, kann daran interessiert sein, daß jemals in Vergessenheit gerät, wie die Bundesrepublik lange Zeit alle ihr zu Gebote stehenden Mittel angewandt hat, um die DDR baldmöglichst wieder auszulöschen. Wir meinen, daß gerade die Auswertung bundesdeutscher Archive vieles über die gewollte und gezielte Einflußnahme der BRD auf die DDR in den Jahren des kalten Krieges zutage fördern kann.

Es war unsere Absicht, uns zu einigen Fragen der bundesdeutschen DDR-Forschung, insbesondere ihres historischen Zweigs zu äußern. Unser Ziel konnte nicht sein, auf alle Fragen einzugehen, die Dietrich Staritz in seinem Beitrag berührt hat. Aber eines wollten wir auf jeden Fall verdeutlichen: Nötig und möglich ist der Dialog, der die Auseinandersetzung unvermeidlich einschließt.

Fussnoten

Fußnoten

  1. A. Fischer, Bilanz und Perspektiven der DDR-Forschung, in: Deutschland Archiv, 20 (1987) 10, S. 1056. Den Bezug auf die Vereinbarung von SPD und SED hat Fischer nachträglich in die veröffentlichte Fassung seines Referates eingefügt.

  2. Für die Zeit bis 1980 aus DDR-Sicht vgl. G. Lozek, Illusionen und Tatsachen, Berlin 1980; für später vgl. Entwicklungstendenzer der zeitgeschichtlichen DDR-Forschung in der BRD und anderen imperialistischen Ländern seit Anfang der 80er Jahre (Thematische Information und Dokumentation, hrsg. von der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, Heft 71, Reihe B), Berlin 1988.

  3. W. Bleek, Die Entwicklung des zwischenstaatlichen Systemvergleichs im Spannungsfeld von Politik und Wissenschaft, in: G. Gutmann/S. Mampel (Hrsg.), Probleme systemvergleichender Betrachtung, Berlin (W) 1986, S. 20.

  4. Ebd., S. 23.

  5. Ebd., S. 20.

  6. Ebd., S. 25.

  7. Ebd.

  8. In Korrektur früherer Auffassungen und im Interesse eines konstruktiven Wissenschaftsdialogs akzeptieren die Auoren das in den nichtmarxistischen Sozialwissenschaften domrnierende Prinzip der Intersubjektivität als Hauptkriterium wsenschaftlicher Verifikation. Zugleich übersehen sie nicht sana begrenzte Zuverlässigkeit, die wissenschaftsgeschicht-Fen dann sichtbar wird, daß nicht wenige Entdeckungen und r nnntnisfortschritte in den Natur-und Gesellschaftswisnschaften von einzelnen Gelehrten erzielt und zunächst nur gonsiner Minderheit anerkannt wurden; es bedurfte oft lan-w Zeit und Auseinandersetzung, bis sie in der allgemeinen issenschaftsentwicklung intersubjektiv akzeptiert wurden. Eingenügt, an Galilei, Kopernikus, Marx, Max Weber und tren en zu erinnern. Erkenntnistheoretisch hegt die Bein d heitdes genannten Kriteriums darin begründet, daß es schafnSPhäre des Subjektiven angesiedelt ist und wissenheitiche Ergebnisse nicht primär an den Kriterien wahr-keit beurtest Widerspiegelung der untersuchten Wirklich-

  9. Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit, in: Neues Deutschland vom 29. August 1987, S. 3.

  10. D. Staritz, Geschichte der DDR 1949— 1985, Frankfurt/M. 1985, S. 9.

  11. D. Kühn, Für eine aktive Wiedervereinigungspolitik, in: Deutschland Archiv, 20 (1987) 6, S. 596.

  12. Vgl. K. Leciejewski, Europäische Integration und deutsche Frage. Zehnte wissenschaftliche Arbeitstagung der Gesellschaft für Deutschlandforschung, in: Deutschland Archiv, 21 (1988) 5, S. 536f.

  13. W. Bleek, Plädoyer für eine ganze Deutschlandforschung, in: Deutschland Archiv, 19 (1986) 2, bes. S. 137.

  14. Ebd., S. 141.

  15. Ebd., S. 137.

  16. Vgl. A. Kosing, Nation in Geschichte und Gegenwart, Berlin 1976; J. Hofmann, Ein neues Deutschland soll es sein. Zur Frage der Nation in der Geschichte der DDR und der Politik der SED, Berlin 1989.

  17. D. Wilms, Stellenwert und Inhalte der Deutschlandpoli-tikin der politischen Bildung, in: Deutschland Archiv, 20 (1987) 9, S. 928.

  18. E. Schütt-Wetschky, Vergleich Bundesrepublik Deutschland -Deutsche Demokratische Republik. Zur Kritik der systemimmanenten Methode, in: Deutschland Archiv, 21 (1988) 7, S. 758.

  19. P. Ch. Ludz, Die Ost und München zwischen DDR West, 1977, S. 28 f.

  20. Vgl. V. Gransow. Konzeptionelle Wandlungen der Kom-munismus-Forschung. Vom Totalitarismus zur Immanenz, rankfurt/M. -New York 1980. In jüngster Zeit ist dies chaa tenstisch für viele Studien in dem von W. Weidenfeld und la a immermann herausgegebenen Sammelband: Deutsch-1900 Handbuch. Eine doppelte Bilanz 1949— 1989, München uns vo 1 Da dieser Band erst während des Schreibens des t egenden Beitrages zugänglich geworden ist, behalten auf ein ugl zu einem späteren Zeitpunkt ausführlicher dar-

  21. D. Nohlen/F. Nuscheler, Entwicklungstheorien und Entwicklungsbegriff, in: Handbuch der Dritten Welt, Bd. I, Hamburg 1974, S. 18 f.

  22. H. Weber, Die DDR 1945-1986, München 1988, g Qg

  23. Ebd., S. 99.

  24. G. -J. Glaeßner, Sozialistische Systeme. Einführung in die Kommunismus-und DDR-Forschung, Opladen 1982, S. 276.

  25. Ebd., S. 204.

  26. Ders., Die Mühen der Ebene. DDR-Forschung in der s. nhesrepublik, in: Deutschland Archiv, 21 (1988) 3,

  27. V. Gransow, Alles Anders — Vom doppelten Zerbröseln peroKommunismusforschung, in: Deutschland Archiv, 15 21982) 4,. 390.

  28. D. Staritz/M. Koch, Vermittlerrolle im Entspannungs-Prozeß?, in: ebd., S. 370ff.

  29. EnJesse (Hrsg.), Bundesrepublik Deutschland und Deut-

  30. Vgl. D. Staritz (Anm. 10).

  31. D. Staritz, Zur Geschichte der DDR, in: W. Weidenfeld/H. Zimmermann (Hrsg.), Deutschland-Handbuch (Anm. 20), S. 71.

  32. D. Staritz (Anm. 10), S. 7.

  33. H. Weber (Anm. 22), S. 104.

  34. Ders., GeschichtederDDR, in: DDR Handbuch, Bd. 1, Köln 19853, S. 544.

  35. Ders., DDR. Grundriß der Geschichte 1945— 1981, Hannover 19822, S. 11.

  36. D. Staritz, • • wie die Luft zum Leben“. Tendenzen r? Wandels im politischen System der DDR, in: G. -J.

  37. H. Weber 35), 123. (Anm. S.

  38. Ders., Die DDR 1945-1986 (Anm. 22), S. 77.

  39. D. Staritz (Anm. 10), S. 87.

  40. W. Bruns, Die Außenpolitik der DDR, Berlin (W) 1985.

  41. O. Anweiler u. a., Bildungssysteme in Europa, Wein-heim 1980; siehe auch den Beitrag desselben Autors über Bildung und Wissenschaft in der DDR, in: Deutschland Handbuch (Anm. 20), S. 370-388; D. Waterkamp. Handbuch zum Bildungswesen der DDR, Berlin (W) 1987.

  42. H. Müch, Die rechtliche Entwicklung des Arzt-Patienten-Verhältnisses in der DDR, Köln 1982.

  43. K. Belwe, Sozialstruktur und gesellschaftlicher Wandel in der DDR, in: Deutschland-Handbuch (Anm. S. 125-143.

  44. M. Höllen, Die katholische Kirche in der DDR, in: ebd. S. 174-184.

  45. L. Mertens, Juden in der DDR. Eine schwindende Mit derheit, in: Deutschland Archiv, 19 (1986) 11.

  46. Charakteristisch dafür sind unseres Erachtens die Beiträge von Ch. Hacke und J. Kuppe, in: Deutschland-Handbuch (Anm. 20), S. 535-567.

  47. H. Weber geht in seiner Darstellung der Ereignisse um den 17. Juni 1953 mit keinem einzigen Wort auf die damaligen Aktivitäten der BRD ein. Im Vorfeld des 13. August 1961 erwähnt er lediglich die Kündigung des „Interzonenhandelsabkommens“ durch die Bundesregierung im September 1960. Siehe H. Weber, DDR. Grundriß der Geschichte (Anm. 35), S. 46f., S. 74; ders., Die DDR 1945-1986 (Anm. 22), S. 37— 39, S. 53— 55. D. Staritz verweist zwar auf die Rolle des RIAS am 16. /17. Juni 1953 und ebenfalls auf den Beschluß der Bundesregierung vom September 1960, läßt aber alle anderen Formen und die Folgen des kalten Krieges gegen die DDR außer acht. Siehe D. Staritz, Geschichte der DDR (Anm. 10), S. 78— 86, S. 131— 138. Nicht wesentlich anders ist die Darstellung dieser Ereignisse in den drei Ausgaben des repräsentativen „DDR Handbuch“.

Weitere Inhalte

Heinz Heitzer, Dr. phil., geb. 1928; Professor; 1970— 1985 stellvertretender Direktor, seitdem Projektleiter am Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR; korrespondierendes Mitglied der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR. Veröffentlichungen u. a.: (Mitautor) Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung in acht Bänden, 1966; (Mitherausgeber und Autor) Grundriß der deutschen Geschichte, 1974, 1979; (Mitherausgeber und Autor) Unbewältigte Vergangenheit. Kritik der bürgerlichen Geschichtsschreibung in der BRD, 19773; (Mitautor) Geschichte der SED. Abriß, 1978; (Hrsg.) DDR-Geschichte in der Übergangsperiode (1945 bis 1961), 1987; DDR. Geschichtlicher Überblick, 19895. Gerhard Lozek, Dr. phil. habil., geb. 1923; Professor; 1965— 1988 Forschungsbereichsleiter am Institut für Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED. Veröffentlichungen u. a.: (Leiter des Herausgeberkollektivs und Autor) Unbewältigte Vergangenheit. Kritik der bürgerlichen Geschichtsschreibung in der BRD, 19773; (Mitherausgeber und Autor) Einführung in das Geschichtsstudium, 19793; Illusionen und Tatsachen. Anachronistische BRD-Geschichtsschreibung über die DDR, 1980; (Leiter des Autorenkollektivs und Autor) Zeitalter im Widerstreit, 1982; (Leiter des Autorenkollektivs und Mitautor) Die Totalitarismus-Doktrin im Antikommunismus, 1985.