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Der „Anschluß“ von 1938 und die internationalen Reaktionen | APuZ 9/1988 | bpb.de

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APuZ 9/1988 Artikel 1 Der „Anschluß“ von 1938 als innerösterreichisches Problem Der Anschluß Österreichs — Stationen auf dem Weg zum März 1938 Der „Anschluß“ von 1938 und die internationalen Reaktionen

Der „Anschluß“ von 1938 und die internationalen Reaktionen

Michael Gehler

/ 36 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Am 12. März 1938 rückten deutsche Truppen unter großem Jubel in Österreich ein; in den folgenden Tagen vollzogen die Nationalsozialisten den „Anschluß“. Dieses Ereignis muß vor dem nationalen wie internationalen Hintergrund der Entwicklung Österreichs in den zwanziger und dreißiger Jahren gesehen werden. Die Verträge von Versailles und St. Germain stellten sich zwar gegen einen Zusammenschluß Österreichs mit Deutschland, doch verloren diese Beschlüsse mit der Zeit an Bedeutung, so daß zwischen den europäischen Mächten bereits 1936/37 keine wirksame Vereinbarung zum Schutze der Integrität Österreichs bestand. Vor allem Italien hatte durch den Abessinien-Krieg und die zunehmende Abhängigkeit von Hitler seine selbstgewählte Schutzmachtstellung für Österreich aufgeben müssen. Die deutschen Ultimaten, der Einmarsch der Wehrmacht und die Terrormaßnahmen in Österreich belasteten die internationalen Beziehungen Deutschlands schwer und bedingten eine französische und britische Demarche in Berlin, die aber nur deklamatorischen Charakter hatten. Nur wenige Staaten erhoben beim Völkerbund formellen Protest gegen den „Anschluß“, der schließlich als Faktum akzeptiert wurde. Die Liquidierung des autoritären österreichischen „Ständestaates“ der dreißiger Jahre fand kaum kritisch-verurteilende Beachtung — abgesehen von den Sowjets, die in Genf protestierten und kollektive Maßnahmen gegen Hitler vorschlugen. Das Verhalten der Westmächte in den Märztagen 1938 offenbarte letztlich ihr weitgehendes Desinteresse an einem unabhängigen Österreich und war u. a. eine Konsequenz ihrer Fehleinschätzung der Österreichfrage in der Zwischenkriegszeit. Neben innen-und wirtschaftspolitischen Zielsetzungen war der „Anschluß“ der erste Schritt in Hitlers außenpolitischer Großmacht-Planung und Vorbereitung für den Einmarsch in Prag. Die politisch-militärische Intervention in Österreich brachte die deutsche Diplomatie zunächst in Verlegenheit und zeigte die Unfähigkeit, den „Anschluß“ international glaubwürdig zu rechtfertigen. Der einsetzende Jubel und das eindeutige Abstimmungsergebnis machten dann weitere amtliche deutsche Reaktionen auf das Echo im Ausland obsolet. Der „Anschluß“ wurde international hingenommen.

I. Die Zeit vor dem „Anschluß“ im Überblick

Am 12. November 1918 wurde von der provisorischen Nationalversammlung in Wien einstimmig ein Gesetz über die Staats-und Regierungsform Österreichs einstimmig verabschiedet, welches in Artikel 2 besagte, daß „Deutsch-Österreich“ Bestandteil der „Deutschen Republik“ sei. Bei den Verhandlungen zum Friedensvertrag von St. Germain mußte die österreichische Delegation jedoch die Bedingungen der Siegermächte akzeptieren, die den Anschluß an das Deutsche Reich untersagten. Die österreichische Nationalversammlung stimmte am 10. September 1919 zwar für die in Paris getroffenen Ve besagte, daß „Deutsch-Österreich“ Bestandteil der „Deutschen Republik“ sei. Bei den Verhandlungen zum Friedensvertrag von St. Germain mußte die österreichische Delegation jedoch die Bedingungen der Siegermächte akzeptieren, die den Anschluß an das Deutsche Reich untersagten. Die österreichische Nationalversammlung stimmte am 10. September 1919 zwar für die in Paris getroffenen Vereinbarungen, allerdings unter einstimmigem Protest 1) -Der neue Staat konnte kaum eine weitgehende Zustimmung erwarten, da in großen Teilen der Bevölkerung und in fast allen politischen Lagern Anfang der zwanziger Jahre der Anschlußgedanke weit verbreitet war. Die junge Republik hatte zudem schwere Wirtschaftskrisen zu bestehen. die ihre Existenz wiederholt ernstlich in Frage stellten. Österreich wurde abhängig von Lebensmittellieferungen und Hilfsaktionen des Auslandes sowie von hohen Krediten durch Anleihen des Völkerbundes.der bei seinen Unterstützungen apodiktisch voraussetzte, daß der politische Status quo unangetastet bleiben sollte 2). Versuche, sich diesen Auflagen zu entziehen, wie etwa das Projekt einer deutsch-österreichischen Zollunion 1931. scheiterten am Widerstand Frankreichs und der Kleinen Entente wobei schon vor diesem Zeitpunkt die allgemeine Anschlußeuphorie in Österreich merklich abgeklungen war.

Die Österreich durch den Völkerbund auferlegten Bestimmungen versuchte Weimar-Deutschland vor 1931 vorsichtig — auf inoffiziellem Wege — zu umgehen. Ab 1933 wurde das Anschlußverbot von den Nationalsozialisten dann massiv propagandistisch bekämpft; mit Pressionen aller Art wurde der „Anschluß“ forciert. Die von Hitler verfügte 1000-Mark-Sperre für Reisen deutscher Urlauber nach Österreich, die diesen Betrag beim Grenzübertritt zu entrichten hatten, bedeutete einen weiteren schweren Schlag für die Wirtschaft des mittlerweile autoritär geführten „Ständestaates“ DerNS-Terror in Österreich fand am 25. Juli 1934 seinen Höhepunkt, als Mitglieder einer illegalen österreichischen SS-Standarte in das Bundeskanzleramt eindrangen und Kanzler Dollfuß ermordeten.

Nach dem Scheitern des dilettantisch vorbereiteten Putsches zeigte sich Hitler zurückhaltend, zumal Mussolini Truppen in der Stärke von fünf Divisionen am Brenner sowie an der Grenze Kärntens aufmarschieren ließ und der faschistisch gelenkten Presse grünes Licht für eine heftige Kampagne gegen Deutschland gab. Die Ereignisse des Putsches und die internationalen Reaktionen hatten Hitler gezeigt, daß allein Italien eine verläßliche Stütze für die österreichische Unabhängigkeit bieten konnte. England und Frankreich zeigten sich auf der Drei-Mächte-Konferenz in Stresa am 14. April 1935 mit Italien zwar zu einer gemeinsamen Deklaration zugunsten der Selbständigkeit Österreichs bereit. doch bei Besuchen des neuen Bundeskanzlers Schuschnigg in Paris und London im Februar 1935 war schon deutlich geworden, „daß die Westmächte in der Österreich-Frage Italien den Vortritt und eine Art Mandat zur Aufrechterhaltung der österreichischen Unabhängigkeit“ überlassen wollten. Ein Jahr später sollte sich aber erweisen, daß Italien als Schutzmacht für Österreich nicht mehr in Frage kam. Mussolinis Krieg in Abessinien gab „dem Schicksal Österreichs eine entscheidende Wendung“ Infolge der engen Bindung an Italien nahm Schuschnigg nicht an Sanktionen des Völker-bundes gegen Mussolini teil, bewirkte damit jedoch eine schwere Verstimmung im Westen. Da NS-Deutschland sich im Abessinien-Konflikt voll hinter Italien stellte, war Mussolini Hitler gegenüber verpflichtet. Zugeständnisse in der Österreichfrage zu machen. Als Schuschnigg im Frühjahr 1936 Mussolini traf, ließ der Duce keinen Zweifel mehr daran, wieviel ihm an einem Ausgleich Österreichs mit dem Deutschen Reich gelegen war. Da ein energisches Eintreten Englands für die österreichische Eigenstaatlichkeit nach dem deutsch-britischen Flottenabkommen vom Juni 1935 kaum mehr zur Diskussion stand und Italien von der Unterstützung (Kohlelieferungen) Hitlers abhängig wurde, bemühte sich Schuschnigg um die Kontaktaufnahme mit Berlin. Am 11. Juli 1936 erfolgte die Unterzeichnung eines Vertrages zwischen Österreich und Deutschland, welcher sich in der Folgezeit als erster Schritt zur Gleichschaltung Österreichs entpuppte.

Mit dem „Juli-Abkommen“ begann die NS-Expansionspolitik Konturen anzunehmen, wenngleich die Vereinbarung auch nach außen hin als Sieg der Entspannung in Europa gefeiert wurde De facto war die Frage des österreichischen Nationalsozialismus jedoch nicht gelöst, die innenpolitische Spannung nicht beseitigt worden und Italien als Protektor Österreichs weggefallen, denn das Abkommen erleichterte es Hitler, am 25. Oktober 1936 mit Mussolini einen Freundschaftsvertrag abzuschließen. Im November 1936 trat Mussolini dem Antikominternpakt bei. und ein Jahr später konnte Hitler bei einem Deutschlandbesuch Lord Halifax’ den Eindruck gewinnen, daß England bei einem eventuellen deutschen Vorgehen gegen Österreich nicht militärisch eingreifen würde. Die Artikel 80 und 88 der Verträge von Versailles und St. Germain untersagten zwar einen Anschluß, doch verloren sie nach und nach an Bedeutung, so daß zwischen den europäischen Mächten 1936/37 keine wirksame Vereinbarung, geschweige denn so etwas wie eine Garantieerklärung — wie beispielsweise die Englands für Polen 1939 — zum Schutze der staatlichen Integrität Österreichs getroffen wurde.

Den radikalen Nationalsozialisten in Österreich ging das „Juli-Abkommen“ und die beabsichtigte Einbindung der „nationalen Opposition“ in stände-staatliche Organisationen nicht weit genug, da ihnen auf diese Weise der angestrebte „Anschluß“ auf die lange Bank geschoben schien. Mit verstärkten illegalen Aktivitäten versuchten sie 1937/38, die Übereinkunft zu torpedieren und Hitler Vorwände zur Intervention zu liefern. Während sich der innen-und außenpolitische Handlungsrahmen Österreichs weiter verengte, nahm in Berlin die Entschlossenheit zu, die Österreichfrage — wenn nötig auch gewaltsam — zu lösen. Auf einen Rat Papens der nach dem Juli 1934 als „außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in besonderer Mission“ in Wien tätig war, entschloß sich Schuschnigg, die Krise durch eine direkte Aussprache mit Hitler zu entschärfen. Er versuchte, Zeit zu gewinnen, bis sich die außenpolitische Lage zugunsten Österreichs verändert haben würde, um so den „Anschluß“ zu verhindern.

Am 12. Februar 1938 kam es in Berchtesgaden zu dem Treffen. Durch die Anwesenheit höchster Wehrmachtskommandeure unter Druck gesetzt und von Hitler massiv bedroht, blieb Schuschnigg nur noch die Zustimmung zu den neuen Forderungen des „Führers“. Die getroffenen Vereinbarungen enthielten das Versprechen, den Nationalsozialisten Seyß-Inquart in die Regierung zu berufen und ihm das Innenministerium zu überlassen. Mitarbeiter Seyß-Inquarts in den staatlichen Bundes-pressedienst aufzunehmen sowie ferner die Intensivierung des gegenseitigen Wirtschaftsverkehrs, die Auswechslung des Generalstabchefs des Bundesheeres, einen planmäßigen Offiziersaustausch, regelmäßige Besprechungen des Generalstabs und die Möglichkeit der legalen Betätigung der Nationalsozialisten in Österreich im Rahmen der Vaterländischen Front durchzuführen bzw. zu gewährleisten

Mit diesem Abkommen war die innere Gleichschaltung Österreichs praktisch so gut wie vollzogen, der formelle „Anschluß“ nur mehr eine Frage der Zeit. Ein deutscher Einmarsch war im Grunde überflüssig geworden. Dementsprechend reagierten die Westmächte, denen die Abmachungen von Berchtesgaden im Detail bekannt waren. Am 17. Februar 1938 erklärte der englische Außenminister Anthony Eden, daß Großbritannien mangels tatsächlicher Sanktionsmöglichkeiten nicht die Initiative ergreifen werde, um Österreichs Unabhängigkeit zu sichern. Vier Tage später bekannte der britische Premierminister Chamberlain dem italie-nischen Botschafter Grandi, daß England Öster- für verloren ansehe. Auch Frankreich lehnte ein Ergreifen von Initiativen ab, als Englands Reakreich bekannt wurde

II. Der „Anschluß“ 1938

Die österreichischen Nationalsozialisten feierten das Berchtesgadener Abkommen als Sieg. Trotz der weitgehenden österreichischen Konzessionen gab Hitler in einer Reichstagsrede vom 20. Februar 1938 zu verstehen, daß Deutschland nicht länger gewillt sei, die „Unterdrückung“ von zehn Millionen Deutschen an seinen Grenzen zu dulden. Nach Berchtesgaden spitzte sich daher die politische Lage in Österreich weiter zu. und bürgerkriegsähnliche Zustände wie 1934 waren nicht mehr auszuschließen. Die organisierte Arbeiterschaft bot Schuschnigg ihre Hilfe im Kampf gegen Hitler für ein Mindestmaß an Zugeständnissen an. doch der Kanzler wollte sich — obwohl schon „fünf vor zwölf“ — nicht zu einem Bündnis mit der vom „Austrofaschismus“ verbotenen Linken durchringen. Damit blieb wahrscheinlich die letzte Gelegenheit ungenutzt.dem Nationalsozialismus zumindest einen partiellen Widerstand entgegenzusetzen. Schuschnigg sah sich Anfang März 1938 in einer ausweglosen Situation und kämpfte verzweifelt um seine Regierungsautorität. In seiner hoffnungslosen Lage riefer am 9. März 1938 in Innsbruck zu einer Volksbefragung für den folgenden Sonntag, den März, auf, bei der sich die Wähler „für ein freies und deutsches. unabhängiges und soziales, für ein christliches und einiges Österreich! Für Friede und Arbeit! Und für die Gleichberechtigung aller, die sich zu Volk und Vaterland bekennen“ entscheiden sollten 13). Der Kanzler rechnete mit 70 Prozent „Ja" -Stimmen, nachdem auch die Sozialisten zugesagt hatten, für ein unabhängiges Österreich zu votieren. Hitler wertete Schuschniggs Plan als Bruch des Berchtesgadener Abkommens, forderte in ultimativer Form die Absetzung der Volksbefragung und ließ Vorbereitungen für einen Einmarsch deutscher Verbände in Österreich treffen. Obwohl Schuschnigg das Ultimatum erfüllte, wurde er von Berlin zum Rücktritt aufgefordert, der kurz darauf auch erfolgte. Mit der Regierungsbildung wurde Seyß-Inquart betraut.

Hätte Schuschnigg eine andere Chance gehabt, als zu kapitulieren? Militärisch gesehen, konnte das Bundesheer in einem Feldzug gegen Hitlers motorisierte Wehrmacht nicht standhalten. Im März 1938 waren lediglich 5000 Mann voll ausgerüstet. Feldmarschalleutnant Jansa, Chef des Generalstabs, hatte zwar Verteidigungspläne entworfen, doch die Munitionsversorgung hätte höchstwahrscheinlich nur für zwei Tage ausgereicht

Am 11. März 1938 gab Hitler den Befehl zum Einmarsch, der in den Morgenstunden des 12. März begann. Wesentlich war, daß Mussolini nichts unternehmen und mit dem „Anschluß“ einverstanden sein würde. Tatsächlich war am 12. März 1938 keine Macht des europäischen Staatensystems ernsthaft bereit, sich für die Erhaltung der Unabhängigkeit Österreichs zu verwenden. Wie die Westmächte reagiert hätten, wenn von österreichischer Seite doch ein zumindest symbolischer Widerstand geleistet worden wäre, ist wohl eine der interessantesten und zugleich ungelösten Fragen der österreichischen Zeitgeschichte. Spekulativ bleibt, ob ein solcher Widerstand den weiteren Verlauf der Dinge entscheidend verändert hätte. Fest steht jedenfalls. daß im März 1938 ein Widerstand gegen den „Anschluß“ für die meisten Österreicher jenseits ihrer Vorstellungswelt lag. Die Mehrheit hatte im Frühjahr 1938 mit dem „Anschluß“ etwas anderes verbunden, als die Erfahrungen in den folgenden Jahren zeigen sollten.

Noch am 11. März 1938 und dem Tag darauf trafen einige der engsten Mitarbeiter Hitlers (Himmler, Heydrich. Bürckel) in Wien ein und begannen sofort mit der „Säuberung“ Österreichs von „Volksverrätern und anderen Staatsfeinden“. Ein Großteil der Österreicher bereitete den einmarschierenden Truppen und dem später eintreffenden „Führer" einen triumphalen Empfang. Seyß-Inquart erklärte später in Nürnberg, er habe niemals eine derartige Begeisterung erlebt Die überschwengliche Reaktion bei Hitlers Einzug bedeutete weniger eine voll bewußte Zustimmung der Österreicher zur Ideologie des Nationalsozialismus als vielmehr die Erwartung, daß sich die unbefriedigenden wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse nun zum Besseren wenden würden. Die Weltwirtschaftskrise 1929 hatte Österreich besonders schwer getroffen. Bis 1933 war das reale Nationalprodukt auf 81 Prozent vom Stand von 1913 gesunken; die Industrieproduktion war seit der Wirtschaftskrise um 38 Prozent und der Außenhandel um fast 50 Prozent zurückgegangen, die Arbeitslosenzahl auf über 600. 000 gestiegen. Österreich war das einzige Land Europas, in der Zwischenkriegszeit, welches nicht nur kein Wirtschaftswachstum, sondern sogar eine Schrumpfung aufzuweisen hatte und 1938 immer noch die höchste Arbeitslosenquote in Europa verzeichnete, obgleich man 1937/38 am Beginn eines Konsolidierungsprozesses stand

Am 13. März unterzeichnete Hitler ein Reichsgesetz über die „Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“. Nach seiner Verkündung hörte Österreich — völkerrechtlich gesehen — auf, als selbständiger Staat zu bestehen Das Ende des „Ständestaates“ bedeutete gleichzeitig Entrechtung und Verfolgung seiner Träger. Noch im März 1938 rollten die ersten Transporte mit Verhafteten ins Konzentrationslager Dachau.

Am 10. April 1938 fand die im sogenannten Wiedervereinigungsgesetz vorgesehene Volksabstimmung statt, deren Ausgang staatsrechtlich gesehen bedeutungslos war, denn erstens war der „An

Schluß“ de facto bereits durchgeführt und zweitens das Gesetz hierüber schon in Kraft. Von fast viereinhalb Millionen Stimmberechtigten gaben gleichwohl 99, 7 Prozent — ein für totalitäre Systeme typisches Ergebnis — ihr „Ja“ zum „Anschluß“. Eine freie Vorbereitung der „Wahl“ war kaum möglich, denn nahezu alle namhaften Funktionäre der „Vaterländischen Front“, der Sozialisten und der Kommunisten waren schon vor der Abstimmung von der Gestapo verhaftet worden. So fehlte neben einer echten Alternative für die Wähler auch die politische Opposition. Es gab keine Möglichkeit, öffentlich Gegenpropaganda zu betreiben. Die Abstimmung wurde zur Farce, denn man hatte über etwas zu entscheiden, was ohnehin schon vollzogen war und augenscheinlich nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte. Für Hitler war ausschlaggebend, daß ein Wahlresultat vorlag, welches allen ausländischen Einwänden entgegen gehalten werden konnte Österreich verschwand für sieben Jahre von der politischen Landkarte. Es war nunmehr ein Land des Deutschen Reiches geworden.

Der Euphorie des März und April 1938 folgte in Österreich bald die Ernüchterung. Die österreichischen „Nazis“ stimmten der Vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich im März 1938 zu, doch waren viele mit dem Vollzug des „Anschlusses“ und ihrer eigenen politischen Entmachtung, aber auch mit ihrer vermeintlichen oder tatsächlichen wirtschaftlichen oder sozialen Zurücksetzung unzufrieden. Im städtischen Kleinbürgertum, einer der Kernschichten des Nationalsozialismus, machte sich Unzufriedenheit breit. Görings Wirtschaftspolitik, die vorrangig auf Kriegsziele ausgerichtet war, förderte vielfach nur die Produktivität und Gewinne der Großunternehmer; viele kleinere Betriebe wurden dagegen geschlossen. Der Unmut der Österreicher richtete sich vor allem gegen „Reichsdeutsche“. die in der staatlichen und besonders der Wiener Bürokratie überrepräsentiert waren. Die Wünsche der Bauern hingegen (Entschuldung, Kreditgewährung zur Bodenverbesserung und Mechanisierung, niedrige Lohnkosten und Bodenreformen) wurden vielfach, wenn auch mit Verzögerungen. erfüllt, weswegen sich die NS-Herrschaft relativ lange auf die Loyalität der bäuerlichen Schichten verlassen konnte

III. Die politisch-weltanschaulichen Lager und ihr Verhältnis zum „Anschluß“

Mit dem „Anschluß“ etablierte sich der Nationalsozialismus als alleinige politische Kraft in Österreich. Alle anderen politisch-weltanschaulichen Gruppierungen wurden aus der Öffentlichkeit verdrängt, wobei die neuen Machthaber teilweise auf schon vorhandene Verbotsstrukturen des „Ständestaates“ aufbauen konnten. Die Reaktionen der vier traditionellen ideologisch-politischen Strömungen auf den „Anschluß“ lassen sich für die Zeit von 1938 bis 1945 folgendermaßen beschreiben:

Die Christlich-Sozialen. Katholisch-Konservativen und Legitimisten, die größtenteils dem „Anschluß“ kritisch-skeptisch bis ablehnend gegenüberstanden, strebten weiterhin die Wiederherstellung eines katholisch ausgeprägten Österreich an. das möglicherweise später in einer süddeutschen oder einer Donaukonföderation aufgehen konnte.

Die Kommunisten hielten — abgesehen von der Zeit des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts von Ende 1939 bis Mitte 1941 — mehrheitlich an der österreichischen Eigenstaatlichkeit seit 1918/19 fest.

Die Sozialisten besaßen ein gespaltenes Verhältnis zum „Anschluß“. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der „Revolutionären Sozialisten“, die mit den illegalen Nationalsozialisten in der (Anti-) Haltung zum „Ständestaat“ konvenierten, ließ sich von der Begeisterungswelle im Frühjahr 1938 mitreißen, wie auch eine Stellungnahme Karl Renners nahe-legt. In einem Interview vom April 1938 meinte Renner, daß die Aktion („Anschluß“ 1938) zwar nicht mit jenen Methoden erfolgt sei, zu denen er sich bekenne, aber der „Anschluß“ doch von ihm, der stets dafür gekämpft habe, als „wahrhafte Genugtuung für die Demütigungen von 1918 und 1919, für St. Germain und Versailles“ betrachtet werde. Als Sozialdemokrat, Verfechter des Selbstbestimmungsrechts, erster Kanzler der Republik „Deutsch-Österreich“ und damaliger Präsident ihrer Friedensdelegation werde er bei der Volksabstimmung mit „Ja“ stimmen Mit dem Kriegsausbruch wurde die Stellung der Sozialisten zum „Anschluß“ ambivalenter. Einerseits verfolgten sie bis etwa 1943 noch das Ziel einer gesamtdeutschen, dann gesamteuropäischen Revolution, in der Österreich aufgehen sollte. Andererseits entwickelte sich bei manchen von ihnen eine Abneigung gegen die als Herren auftretenden Deutschen, wobei in dieser Frage zwischen Sozialisten in der Emigration und jenen, die nach 1938 im Lande verblieben waren, unterschieden werden muß.

Bei letzteren kristallisierte sich immer stärker die Auffassung heraus, daß der Anschlußgedanke durch die nationalsozialistische Zwangsherrschaft diskreditiert worden sei. Die sozialistische Emigration hingegen war dem „Anschluß“ als solchem nicht abgeneigt gewesen. Man hoffte auf eine gesamtdeutsche Revolution und eine allgemeine Stärkung der Bewegung durch das großdeutsche sozialistische Lager. Nach Bekanntwerden der Moskauer Deklaration 1943 über die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Österreichs betrachteten es die sozialistischen Emigranten als eine ihrer Hauptaufgaben. „die Freiheit der Entscheidung des österreichischen Volkes über sein Schicksal, die nach dem Sturz Hitlers getroffen werden muß, sicherzustellen“, so Friedrich Adler, Sohn des Begründers der österreichischen Sozialdemokratie, im britischen Exil. Hinter diesen Worten stand die Hoffnung, daß ein freies Österreich sich vielleicht wieder an ein freies Deutschland anschließen würde. Die Konzeptionen der „Revolutionären Sozialisten“ in London waren auf eine Beibehaltung des „Anschlusses“ ausgerichtet. Ihr Führer, Oscar Pollak, der im „London Bureau of Austrian Socialists" seine Ideen entwickelte, ging Ende 1942 noch heftig gegen eine Annullierung des „Anschlusses“ an. In Österreich herrschte dagegen unter den illegalen, noch aktiven, aber isolierten Linkskräften längst Klarheit über diese Streitfrage. Die Mehrheit tendierte deutlich zu einer Ablehnung der gesamtdeutschen Lösung.

Schließlich zeigte sich auch ein gewisses Maß an Unwillen bei den österreichischen Nationalsozialisten selbst, die eigene Vorstellungen vom „Anschluß“. von einer „Südostaufgabe“ und von der kulturellen Eigenart der „ostmärkischen“ Deutschen entwickelten. Sie beriefen sich dabei auf Hitler und forderten mehr Unabhängigkeit von den „Reichsdeutschen“. Auch führende deutsche Nationalsozialisten in Österreich, wie der Gauleiter von Wien. Baldur von Schirach, stellten sich an die Spitze dieser Bewegung. Mißtrauen und Abneigung gegen Deutsche hatten unter den Österreichern nach 1938/39 zugenommen, wenngleich die militärischen Anfangserfolge und Siege das Stimmungstief in der öffentlichen Meinung wieder kompensieren konnten. Der Gegensatz reichsdeutsch—österreichisch blieb jedoch weiter spannungsträchtig. Dieser Antagonismus konnte zu Zwischenfällen und Handgreiflichkeiten führen -Bisher kaum gelei- Forschungen zum Alltag in der NS-Zeit in Österreich könnten hierzu weitere Erkenntnisse zu-stete fördern.

IV. Die internationalen Reaktionen auf den „Anschluß“

Hitler hatte am 21. Mai 1935 eine ausdrückliche Versicherung abgegeben, daß das Deutsche Reich die Unverletzlichkeit und Integrität Österreichs anerkennen würde. Diese Abmachung wiederholte er im „Juli-Abkommen“, als er die „Anerkennung der vollen Souveränität Österreichs“ festlegen ließ. Durch das Berchtesgadener Abkommen und den am 11. März 1938 gegebenen Befehl zum Einmarsch in Österreich wurden diese Versprechen gebrochen. Neben diesen beiden Garantien Hitlers an Schuschnigg verletzte NS-Deutschland mit dem „Anschluß“ — völkerrechtlich gesehen — fünf weitere bindende internationale Bestimmungen (die Haager Abkommen zur friedlichen Regelung internationaler Streitfälle von 1899 und 1907. das Haager Abkommen III über die Eröffnung der Feindseligkeiten von 1907, Artikel 80 des Friedensvertrags von Versailles und den Briand-Kellogg-Kriegsächtungspakt von 1928). Die militärische Besetzung Österreichs und die nachfolgende Annexion waren neben der Verletzung der angeführten völkerrechtlichen Verträge und zwischenstaatlichen Abkommen auch ein Bruch des „ius cogens“, des zwingenden Völkerrechts. Die Ultimaten an die österreichische Staatsführung, der Einmarsch der Wehrmacht und der damit vollzogene „Anschluß“ belasteten die internationalen Beziehungen des Reichs schwer. Durch die Informationen, die Schuschnigg laufend den ausländischen Regierungen zugeleitet hatte und nicht zuletzt durch seine Abschiedsrede war die Weltöffentlichkeit unterrichtet, auf welche Weise der „Anschluß“ durchgeführt wurde. Die Reaktionen des Auslandes, die im folgenden etwas näher betrachtet werden sollen, blieben daher nicht aus 1. Italien Nach außen reagierte Italien positiv auf den „Anschluß“. Trotz der starken Verbundenheit mit Hitler nahm man gleichwohl intern die Entwicklungen in Österreich mit gemischten Gefühlen auf. Der Duce war durch einen Brief Hitlers vom 11. März informiert worden, daß sich das Deutsche Reich vom „Juli-Abkommen“ losgesagt und seine Österreichpolitik geändert habe. Von einem geplanten Einmarsch und einer Besetzung war jedoch keine Rede gewesen. Am Ende des Schreibens bestätigte Hitler Mussolini gegenüber ausdrücklich die Brenner-Grenze. Der Brief spiegelte Hitlers Einschätzung wider, daß Mussolinis Absichten noch ungewiß waren. Prinz Philipp von Hessen, der deutsche Botschafter in Rom, wurde zu einem Zeitpunkt, als das Ultimatum an Schuschnigg noch nicht beantwortet war, mit der Überbringung des Briefes beauftragt. In Rom mit einer Sondermaschine eingetroffen, erfuhr er erst durch Außenminister Ciano, daß die Wehrmacht Österreich besetzen würde. In Folge dieser Nachricht war Mussolini „zu Boden geschmettert“, tobte vor Wut und schimpfte auf den „maledetto tedesco“. Aus realpolitischen Erwägungen, um nicht die guten Beziehungen der Achse Berlin-Rom und die italienischen Ziele in Ostafrika und im Mittelmeerraum zu beeinträchtigen, mußte Mussolini gute Miene zum bösen Spiel machen. Italien hatte seine außenpolitische Handlungsfreiheit gegenüber Hitler schon weitgehend in den Kriegen gegen Abessinien und in Spanien verloren. Hinsichtlich der Spannungen im Mittelmeer war es auf die Achse angewiesen. Aus diesen Erwägungen heraus konnte Italien nicht an seiner selbst-gewählten Rolle als Schutzmacht Wiens festhalten. Als Hitler Mussolini nach dem Einmarsch telegrafieren ließ, er „werde ihm das nie vergessen“, antwortete der Duce: „Meine Haltung ist bestimmt von der in der Achse besiegelten Freundschaft zwischen unseren Ländern.“ Mussolinis Reaktion gab zu erkennen, daß er weder intervenieren wollte noch konnte. Italiens Ablehnung jeglicher Maßnahmen war ausschlaggebend für die Reaktionen der Westmächte. Die Passivität Mussolinis unterhöhlte die vorher noch teilweise vorhandene Entschlossenheit der Franzosen und Briten, auf Hitler mehr als nur diplomatischen Druck auszuüben. Mussolini und Ciano hatten sich schon vor dem März 1938 auf einen kommenden „Anschluß“ eingestellt, wollten ihn allerdings noch für einige Zeit hinausgeschoben wissen. Trotz der „Achse“ herrschte in den Märztagen bei Hitler Ungewißheit über Italiens Haltung, da er im voraus nicht sicher damit rechnen konnte, ob Italien einen Einmarsch dulden oder gar unterstützen würde. In Berlin wußte man allerdings noch nicht, daß der Duce von Österreich konsultiert worden war, daß Mussolini von der Volksbefragung abgeraten hatte und Schuschniggs diesbezügliche Entscheidung als Fehler betrachtete. Am Abend des 11. März informierte Ciano den deutschen Geschäftsträger in Rom, von Plessen, über Mussolinis Kritik am Volksbefragungsplan Schuschniggs. Weiterhin setzte er Plessen über den Versuch Frankreichs in Kenntnis, ein gemeinsames Vorgehen mit Italien zu erörtern. Die italienische Regierung habe jedoch dieses Ansinnen abgelehnt. Damit war die Entscheidung gefallen

Mussolinis Hauptsorge galt nun der Brenner-Grenze. Aus diesem Grunde bat er den „Führer“ um Erlaubnis, zur Beruhigung des italienischen Volkes den Hitler-Brief vom 11. März veröffentlichen zu dürfen. Berlin entsprach seinem Wunsch, lediglich einige die Tschechoslowakei betreffende Stellen wurden ausgenommen. In seiner Reichstagsrede vom 18. März 1938 dankte Hitler Mussolini für sein Verhalten und wiederholte ausdrücklich, daß die Grenzen Italien gegenüber als unverletztlich angesehen würden. Obwohl die italienische Presse den „Anschluß“ wohlwollend darstellte, stieß intern die Haltung des Duce nicht auf ungeteilte Zustimmung. Das allgemeine Interesse an der Unabhängigkeit Österreichs hatte zwar schon lange nachgelassen, aber es bestand noch immer. Es blieb deshalb unerklärlich, daß Mussolini ohne Vorbehalte den „Anschluß“ zu billigen schien. Der frühere österreichische Militärattache in Rom. General Liebitzky, bezeugte, daß der Einmarsch bei weiten Bevölkerungsteilen und selbst in Militärkreisen Bestürzung hervorgerufen habe.

Diese ambivalente italienische Haltung zum „Anschluß“ kam noch 1940 in einem Gespräch Cianos mit dem US-Unterstaatssekretär Sumner Welles deutlich zum Vorschein, als der italienische Außenminister meinte, keine Nation würde es sich wünschen, Deutschland zum Nachbarn zu haben. Es sei nun aber Italiens Nachbar geworden und man müsse alles tun. um mit diesem mächtigen Nachbarn auszukommen. Ein unabhängiges Österreich könne nur erfolgreich bestehen, wenn es eine Chance bekomme, sich zu einer stabilen und prosperierenden Nation zu entwickeln. Wenn irgendeine Nation die Wiedererrichtung eines unabhängigen Österreichs wünsche, dann wäre dies Italien. Diesen kritischen Worten gegenüber dem US-Politiker fügte Ciano jedoch hinzu, daß das österreichische Volk deutsch sei und niemals bereit sein würde, zu dem Zustand der Jahre von 1918 bis 1938 zurückzukehren. Ein neues Österreich müsse die Möglichkeit haben, ein reiches Land zu werden. Andernfalls zöge es die große Mehrheit der Österreicher vor, Teil des Deutschen Reiches zu bleiben

Diese Äußerungen Cianos zwei Jahre nach dem „Anschluß“ zeigen, daß Italien so etwas wie eine historische Zwangsläufigkeit in den März-Ereignissen in Österreich sah. ihnen jedoch intern nur sehr zögernd zugestimmt hatte. Nach außen freilich wurde der „Anschluß“ als ein politisch positives Ereignis und als große Bewährung der „Achse“ Berlin-Rom gefeiert. 2. England Während der „Anschluß“ -Tage hielt sich der neue deutsche Außenminister Ribbentrop in England auf. Noch als deutscher Botschafter in London hatte er Anfang Dezember 1937 dem damaligen Reichsaußenminister von Neurath mitgeteilt, daß dem britischen Außenminister Eden zufolge England einsehen würde, daß eine engere Verbindung zwischen Deutschland und Österreich einmal kommen müsse. Der neue britische Außenminister. Lord Halifax, schränkte diese Interpretationsweise am 11. März 1938 gegenüber Ribbentrop allerdings deutlich ein. als er betonte, daß das deutsche Drohen mit Gewalt eine untragbare Vorgehensweise sei. während Premierminister Chamberlain zu verstehen gab. daß einer deutsch-britischen Verständigung nichts mehr im Wege stünde, wenn die österreichische Frage vernünftig, das sollte heißen: auf friedlichem Wege gelöst würde. Die Briten ließen Hitler gegenüber keinen Zweifel, daß ein gewaltsames deutsches Vorgehen nicht ihre Billigung finden könne, machten aber gleichzeitig auch Schuschnigg klar, daß sie Österreich nicht zu einem bewaffneten Widerstand gegen das Deutsche Reich ermuntern wollten. Die bei einer deutschen Aggression gegenüber Österreich vorgesehene britisch-französische Demarche in Berlin war nicht dazu gedacht. Schuschniggs Widerstandswillen gegen Hitler anzustacheln. sondern nur, um vor der Öffentlichkeit das Gesicht zu wahren. Noch am 11. März telegrafierte Halifax dem britischen Botschafter in Wien, Palairet, daß die Regierung seiner Majestät die Verantwortung nicht übernehmen wolle, der österreichischen Regierung einen Rat zu erteilen, der sie nur in noch größere Schwierigkeiten bringen würde, während der britische Botschafter in Berlin. Henderson, eingestand, Schuschnigg hätte hinsichtlich der Volksbefragung mit einer „wahnsinnigen Übereilung“ gehandelt.

Die britische Presse verurteilte den „Anschluß“ zunächst aufs schärfste, wobei vor allem die Art der Vorgehensweise kritisiert wurde. Der Tenor ging dahin, die deutsch-britischen Beziehungen als stark beeinträchtigt anzusehen, ohne diese Beeinträchtigungen näher zu spezifizieren. Auffallend war allerdings, daß man sich jeglicher Forderung nach Rückkehr zum Status quo ante enthielt. Berlin bekam zwei nahezu gleichlautende Protestnoten zugestellt, durch die der britische Botschaftsrat Kirkpatrick und der französische Botschafter Franfois-Poncet im Namen ihrer Regierungen „gegen die Ausübung eines durch Gewaltanwendung unterstützten Zwanges gegen einen unabhängigen Staat“ Verwahrung einlegten. Henderson zufolge sei eine solche Aktion geeignet, „die schwersten Reaktionen auszulösen, deren Folgen vorauszusagen unmöglich sei“.

Das britische Kabinett wurde am 12. März zu einer Sitzung einberufen, um die Lage zu erörtern. Am 14. März fand eine heftige Unterhausdebatte über die Vorgänge in Österreich statt. Premierminister Chamberlain legte die Beweggründe für die Überreichung der Protestnote in Berlin dar. Die von Hitler gewählten Methoden verdienten die schärfste Verurteilung, denn sie hätten allen einen schweren Schock zugefügt, die für den Frieden in Europa einträten. Die Feststellung von Neuraths. England habe kein Recht, sich für die österreichische Selbständigkeit einzusetzen, wies Chamberlain zurück. Beide Staaten seien im Völkerbund und wie Deutschland an vertragliche Vereinbarungen zur Erhaltung der Unabhängigkeit Österreichs gebunden. England sei an Mitteleuropa stark interessiert, bemühe sich um eine größere Sicherheit und sehe derartige Ereignisse als Hemmnisse für die Erreichung dieser Ziele an. Chamberlain nahm auch auf das Abkommen von Stresa Bezug, das im April 1935 zwischen Großbritannien, Frankreich und Italien mit dem Einvernehmen vereinbart worden war, „sich mit allen geeigneten Mitteln jeder einseitigen Aufkündigung von Verträgen zu widersetzen“: „Wir waren Österreich gegenüber durch keine Verpflichtung gebunden. Maßnahmen zu ergreifen, waren aber zur Konsultation mit der französischen und der italienischen Regierung in dem Fall verpflichtet. wenn eine Aktion unternommen würde, welche die Unabhängigkeit . . . Österreichs berührte . . . Wir haben die Verpflichtung zur Konsultation . . . voll erfüllt.“ Diese diplomatisch verklausulierte Stellungnahme war symptomatisch für die Haltung Chamberlains zum „Anschluß“, wenn auch nicht für die britische Öffentlichkeit insgesamt. Nach der enthusiastischen Aufnahme Hitlers in Österreich vollzog sich jedoch ein Stimmungswandel in der öffentlichen Meinung Großbritanniens. Im „Observer" stand, daß der „Anschluß“ mit Zustimmung eines großen Teils der österreichischen Bevölkerung durchgeführt worden und der Friedensvertrag von 1919 „a work of artificial statecraft“ gewesen sei. wortwörtlich: „. . . it was against nature. history, geography and economics. It could not last.“

Eindeutig negativ war die Reaktion Winston Churchills.der im Unterhaus am 14. März auf seine Weise zu den Ereignissen in Österreich Stellung nahm: Das schwerwiegende Geschehnis des 12. März könne man nicht überschätzen. Europa sehe sich einer geplanten Aggression gegenüber, die klar vorausberechnet sei und stufenweise durchgeführt würde. Es gebe nur eine Wahl — entweder nachzugeben, wie Österreich es getan habe, oder wirksame Maßnahmen zu ergreifen, solange man noch Zeit habe, der Gefahr zu begegnen. Wenn man ihr aber nicht begegnen könne, müsse man sich mit ihr messen. Zukunftsweisend fragte Churchill: „Wo werden wir nach zwei Jahren sein, wenn die deutsche Armee mit Sicherheit wesentlich stärker sein wird wie die französische und wenn alle kleinen Nationen die Flucht aus Genf ergriffen haben . . . Was wird unter diesen Umständen aus dem Mächtegleichgewicht, aus der sogenannten Kleinen Entente?“ Es war sicherlich nicht schwer, in der Opposition die Dinge deutlicher beim Namen zu nennen und zu erkennen, daß die Tschechoslowakei nach dem „Anschluß“ isoliert und wohl das nächste Opfer sein würde. Churchill machte sich keine Illusionen über die Absichten Hitlers und schätzte die neu entstandene Situation und ihre Folgen richtig ein. Er sah mit einer beachtlichen Klarheit die Gefahr für den europäischen Frieden (und die Stellung des Westens), die sich daraus ergab, daß sich Hitler mit dem „Anschluß“ nicht begnügen würde.

Lord Halifax stellte dagegen im House of Lords am 15. März fest, daß die britische Regierung niemals angenommen hätte, daß der Status quo in Österreich für alle Zeiten aufrechterhalten werden könne. Daher rühre auch ihre Bereitschaft, eine Revision des Friedensvertrages in Erwägung zu ziehen. Halifax wehrte sich gegen die Unterstellung, wonach er Hitler zu einem gewaltsamen Vorgehen gegen Österreich ermutigt hätte. Er habe im Gegenteil darauf hingewiesen, daß Änderungen in Europa nicht durch Gewalt durchgeführt werden sollten. Das Verhalten Hitlers habe dem Vertrauen Europas gegenüber Deutschland „den härtesten und schwersten Stoß versetzt“. Gleichzeitig gestand er ein, daß es keinen Zweck habe, die ÖsterreichFrage vor den Völkerbund zu bringen. Nur ein Krieg könne eine Änderung herbeiführen. Dazu seien jedoch seine Mitglieder nicht bereit

Am 2. April überreichte Henderson Ribbentrop zwei Noten. Die erste enthielt die Entscheidung Londons, am 15. April die britische Gesandtschaft in Wien zurückzuziehen und in ein Generalkonsulat umzuwandeln. In der zweiten Note wurde darauf verwiesen, daß sich die Regierung „naturgemäß ihre Stellungnahme zu den Fragen Vorbehalten muß, die sich daraus ergeben, daß Österreich aufgehört hat. als unabhängiger souveräner Staat zu bestehen“. Ribbentrop erkundigte sich daraufhin bei Henderson, wie diese Vorbehalte zu verstehen seien. Henderson erwiderte, die britische Regierung erkenne die Vereinigung Österreichs mit Deutschland an, Vorbehalte würden sich lediglich auf Zoll-, Handels-und Konsulatsfragen beziehen Aus alledem war zu ersehen, daß die Österreichfrage für die britische Regierung kein Thema mehr war. Wenn man auch sehr aufgebracht war über die Art, in der sich der „Anschluß“ vollzog, so hatte London Österreich im März 1938 doch sich selbst überlassen.

3. Frankreich Das Anschlußverbot im Friedensvertrag von St. Germain-en-Laye war in erster Linie von Frankreich durchgesetzt worden, das damit eine dauernde politische und wirtschaftliche Schwächung Deutschlands beabsichtigte. Das Frankreich der Zwischenkriegszeit verlor jedoch in den dreißiger Jahren zunehmend seinen bisherigen Einfluß auf das Bündnissystem in Ost-und Zentraleuropa und mußte eine immer stärkere Orientierung an England in Kauf nehmen. Diese außenpolitische Handlungsschwäche führte zu einer verstärkten Einbindung Frankreichs in die britische Appeasementpolitik. Aus den Analysen der französischen Haltung zur Österreichfrage durch den österreichischen Gesandten in Paris, Vollgruber, ging hervor, daß Frankreich ein eventuelles Vorgehen Deutschlands gegen Österreich nur dann hinnehmen würde, wenn sich England oder Italien nicht an einer militärischen Aktion gegen Hitler beteiligten. Da mit Italien nicht zu rechnen war — Ciano weigerte sich, sich mit dem französischen Botschafter in Rom. Blondel, in den Märztagen 1938 über die Österreichfrage ins Einvernehmen zu setzen — und da England seine Verständigungsbereitschaft gegenüber Hitler nicht aufgeben wollte, entfielen ausschlaggebende Voraussetzungen eines entschiedenen französischen Eintretens für Österreich. Obwohl also eine französisch-britisch-italienische Verständigung in dieser Frage im Frühjahr 1938 nur minimale Chancen hatte, wurde der französische Gesandte in Wien, Puaux, zu ihrem kategorischen Verfechter. Seine Möglichkeiten waren jedoch nur sehr begrenzt, zumal während der „Anschluß" -Tage in seiner Heimat eine Regierungskrise ausgebrochen war, welche zu weiterer Unsicherheit und Ratlosigkeit gegenüber den Ereignissen in Österreich führte.

Die französische Presse bezeichnete den „Anschluß“ als schweren Schlag für Paris. Sie machte Mussolini Vorwürfe, daß er sich einer gemeinsamen Aktion gegen Deutschland versagt hätte. Außenminister Delbos hatte noch am 17. Februar 1938 England den Vorschlag einer gemeinsamen Demarche in Berlin zur Manifestierung der Unabhängigkeit Österreichs unterbreitet. Das Konzept des Quai d’Orsay umfaßte dabei zwei Strategien: Zum einen eine Politik der Stärke gegen Berlin mit Androhung von Konsequenzen für den Fall eines Coup de force, zum anderen Unterstützungsmaßnahmen für Schuschnigg.

Nach der Entscheidung Englands, nicht militärisch gegen Hitler vorzugehen, wurde auch Frankreich zurückhaltender. Die französische Regierung schloß nun ebenfalls die Anwendung militärischer Mittel aus und richtete eine der britischen ähnlich lautende Protestnote nach Berlin. Wenn sie eine deutlichere Sprache gegenüber Hitler anschlug, so war dies nur deklamatorisch als abschreckende Maßnahme gedacht. Paris hatte mit einer Politik der starken Worte versucht, seine Mißbilligung gegenüber Hitlers Aggression auszudrücken, doch ernsthaft konnte es nicht annehmen, daß deswegen der deutsche Diktator auf den „Anschluß“ verzichten würde

Von den drei ehemaligen Stresa-Partnern war von Frankreich am wenigsten Hilfe für Österreich zu erwarten. Die französische Regierung verfügte über eine nur sehr eingeschränkte Handlungsfreiheit: Seit dem 10. März, dem Beginn der Regierungskrise, war das Kabinett Chautemps im Rücktritt begriffen, lediglich noch mit den laufenden Geschäften befaßt und nicht mehr imstande, sich mit zukünftigen Problemen zu befassen, geschweige denn konkrete Lösungen hierfür anzubieten. Die Regierung Leon Blum-Boncour, die der von Chautemps nachfolgte, begnügte sich damit, die schon erwähnte Note nach Berlin zu schicken. In Paris herrschte eine vorübergehende Erregung, aber dann hatte man alles — wenn auch unwillig — akzeptiert; der „Anschluß“ wurde durch die französische öffentliche Meinung schneller anerkannt als die Besetzung des Rheinlandes zwei Jahre zuvor. Frankreich trat also fortan nicht mehr ernsthaft für Österreich ein. Die Hauptsorge galt nun vor allem der Tschechoslowakei. Die neugebildete Regierung Daladier gab eine Deklaration ab, daß Frankreich seine Verpflichtungen gegenüber der Tschechoslowakei einhalten werde, wobei intern längst klar war, daß Frankreich diesem Land keine direkte Hilfe zukommen lassen konnte. In dieser Erklärung war Österreich gar nicht mehr erwähnt, vielmehr wandelten die Franzosen ihre Wiener Gesandtschaft nach britischem Muster in ein Generalkonsulat um. womit der „Anschluß“ durch die neue französische Regierung nach außen hin seine Bestätigung fand 4. Die Vereinigten Staaten von Amerika In den USA zeigte man sich zwar wegen der Österreich-Krise Anfang 1938 besorgt, doch Außenminister Hull erklärte, daß die USA nicht die Absicht hätten, irgend etwas zu unternehmen. Es habe sich nichts ereignet, was Washington direkt angehe. Die Regierung — so Hull — habe auch keinen mäßigenden Einfluß auf das Deutsche Reich auszuüben versucht. Man sei zwar der Meinung, daß eine Mehrheit der Österreicher der deutschen Politik ablehnend gegenüber gestanden habe, aber jetzt sei offenbar die Mehrheit in Österreich mit der neuen Lage einverstanden. Hull gab sich mit den Versicherungen des deutschen Botschafters in den USA. Dieckhoff, zufrieden, daß nach dem „Anschluß“ keinerlei Ursachen mehr für eine militärische Auseinandersetzung in Europa bestünden. In Washington sah man den „Anschluß“ aus der Perspektive der Revision der Pariser Friedensordnung von 1919. Hinzu trat die Überzeugung, daß zwischen Deutschen und Österreichern keine nationalen Unterschiede bestünden; außerdem maß man auch einer eigenständigen wirtschaftlichen Lebensfähigkeit Österreichs keine große Bedeutung bei.

Bis zum 14. März hatte die amerikanische Presse im ganzen eher deutschfreundlich berichtet, danach setzte jedoch ein deutlicher Meinungsumschwung ein. Der „Anschluß“ wurde offen kritisiert, als nähere Details bekannt wurden. Das Vorgehen Hitlers wurde scharf verurteilt, nachdem die Zeitungen über Mißhandlungen von Juden, ihre fristlose Entlassung aus allen wichtigen Stellungen, die Maßnahmen gegen katholische Geistliche, die Verhaftungen von Schuschnigg-Anhängern und Linksoppositionellen berichteten. Auch das State Departement verhielt sich den deutschen Diplomaten gegenüber kühl und reserviert. Dieckhoff führte den Stimmungswandel auf ein Eingreifen des Präsidenten Roosevelt zurück, der wegen befürchteter Verwicklungen in Europa besorgt sei. Ferner sei das amerikanische politische Klima stark von London beeinflußt worden. Nach einiger Zeit beruhigte sich die amerikanische Öffentlichkeit, nachdem die positiven Bekenntnisse des österreichischen Klerus und des Sozialisten Renner zum „Anschluß“ bekannt wurden. Durch die Umwandlung der Gesandtschaft in Wien am 6. April 1938 in ein Generalkonsulat erkannten die USA den Anschluß implizit an. Washington gab zu verstehen, daß es der Volksabstimmung keine Bedeutung mehr zumesse

Für die Zeit bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sucht man in den diplomatischen Akten der USA vergeblich nach der Österreich-Problematik. 1938 versuchte sich der Westen — trotz aller Vorbehalte — noch mit Hitler zu arrangieren, denn der Nationalsozialismus wurde zu diesem Zeitpunkt, im Unterschied zum Sowjet-Bolschewismus, noch als das kleinere Übel angesehen. Der „Anschluß“ wurde nicht zuletzt deshalb auch von den USA als Faktum hingenommen. 5. Andere Staaten Die Haltung anderer Staaten zum „Anschluß“ war ambivalent: Die Reaktionen reichten vom Fatalismus und die Sorge um die eigene Unabhängigkeit bei der Schweiz über eine vorsichtig formulierte Ablehnung in Belgien bis hin zu sehr positiven Bewertungen in Ungarn, Jugoslawien, Spanien und vor allem Japan. Die Kritik richtete sich hauptsächlich gegen die Methode, nicht so sehr gegen den Anschluß als solchen. Die Aktion wurde als erledigt angesehen, teilweise stand bereits die Tschechoslowakei-Problematik ganz oben auf der politischen Agenda.

In Prag selbst bezog die öffentliche Meinung seit Ende Februar 1938 deutlich Stellung für Österreich. Der Großteil des tschechischen Volkes wußte um die zunehmende Gefahr, die der Nation im Falle einer Liquidierung Österreichs drohen würde. Ministerpräsident Hodza war sehr österreich-freundlich gesonnen, im Gegensatz zu der Reserviertheit des Außenministers Krofta. Letzterer versicherte Berlin gegenüber, daß man nicht an militärische Maßnahmen denke und Entspannung wolle.

Die diplomatischen Kreise in der Sowjetunion hatten sich vor und nach 1938 weitaus mehr mit mitteleuropäischen Fragen und. sich daraus ergebend, auch mit der österreichischen beschäftigt, als man im Westen bisher annahm. Die sowjetische Führung stand dem „Anschluß“ negativ gegenüber. Ihr Volkskommissar für Äußeres, Litvinov, legte in ei-ner Rede vor dem Völkerbund am 17. März 1938 scharfen Protest ein. Dieser Gewaltakt sei im Herzen Europas begangen worden und habe zweifellos eine Gefahr für alle europäischen Staaten geschaffen. Die Tschechoslowakei sei nunmehr der nächste bedrohte Staat Litvinov sah die deutsche Gefahr für Südosteuropa ebenso klar wie Churchill, legte sich allerdings nicht nur auf Deutschland als den alleinigen Aggressor fest. Er regte grundsätzlich eine gemeinsame Abwehr gegen jegliche Invasoren an. Litvinov brachte allerdings nicht die Forderung nach Wiederherstellung der Souveränität Österreichs vor, sondern sah die Aggressionsakte allgemein in ihrer Entwicklung vom Spanischen Bürger-krieg über den Abessinien-Krieg bis hin zum japanischen Angriff auf China. Im September 1938. als die Völkerbundstaaten in Genf zusammentraten, regte Litvinov erneut Kollektivmaßnahmen gegen Deutschland an. Der Vorschlag wurde jedoch nicht aufgegriffen, da die übrigen Staaten sich mit dem „Anschluß“ offenbar abgefunden hatten. Neben den Sowjets hatten lediglich Mexiko. Chile, das republikanische Spanien und China in Genf formell Protest eingelegt. 1938 fand sich jedenfalls der Völkerbund nicht dazu bereit, die Konsequenzen aus der Besetzung Österreichs zu ziehen. Er erwies sich erneut als wirkungslos, um kollektive Sicherheit für einen angegriffenen Staat zu gewährleisten.

V. Die deutschen Reaktionen auf das Echo im Ausland

Während der „Anschluß“ -Tage herrschte in Berlin eine gespannte Atmosphäre. Den ausländischen Reaktionen auf die Ereignisse in Österreich sah man mit gemischten Gefühlen entgegen, zumal die Abwesenheit von Ribbentrops die Unsicherheit noch verstärkte, Hitler sah sich deshalb genötigt, den ehemaligen Außenminister von Neurath zu bitten, der Reichskanzlei Rat zu erteilen. Ohne genauere Informationen über die Geschehnisse in Österreich zu haben, empfahl er Hitler, die interessierten Mächte von der geplanten Aktion zu unterrichten, sich jedoch nicht in förmliche Verhandlungen einzulassen, allerdings herauszustreichen, daß das deutsche Vorgehen einzig nur das Ziel verfolge, Blutvergießen in Österreich zu verhindern. Zur Beschwichtigung Mussolinis sollte die Brenner-Grenze garantiert werden. Neurath kalkulierte auch mögliche Proteste ein und riet, entsprechend zu antworten.

Eine Antwort auf die erwarteten Protestnoten Englands und Frankreichs hatte das Auswärtige Amt bereits konzipiert. Die Proteste wurden durch die deutsche Note als „unzulässig“ abgewiesen und die Gestaltung der Beziehungen zwischen Deutschland und Österreich als „innere Angelegenheit des deutschen Volkes“ bezeichnet, die dritte Mächte nichts angehe. Die Behauptungen, das Reich habe auf die Vorgänge in Österreich und auf Schuschnigg mittels eines Ultimatums Druck ausgeübt, seien pure Erfindung. Infolge des Ersuchens der neuen Regierung Seyß-Inquart sei erst die Frage des Einsatzes deutscher Truppen aktuell geworden, und aufgrund der akuten Bürgerkriegsgefahr in Österreich habe man dem Ruf Folge geleistet. Falls nicht dritte Mächte eingreifen würden, könne das deutsche Vorgehen nicht „zu unübersehbaren Rückwirkungen“ führen. Neurath vergaß nicht zu erwähnen, daß die beabsichtigte Volksbefragung eine Verletzung der Berchtesgadener Abmachungen gewesen sei

Die Ausfertigungen der deutschen Antwort wurden dem britischen und französischen Botschafter überreicht und alle deutschen Auslandsmissionen von deren Inhalt unterrichtet. Die Darstellung konnte jedoch nur wenige überzeugen, da sie in vielen Punkten nicht den Tatsachen entsprach. Seyß-Inquart hatte beispielsweise niemals um die Entsendung deutscher Truppen gebeten. Dennoch wurde ein gefälschtes Telegramm nach dem „Anschluß“ veröffentlicht, welches den Einmarsch als Folge eines Hilferufes legitimieren sollte.

Damit wird schlaglichtartig die Problematik der „Legalität“ und „Berechtigung“ des „Anschlusses“ erhellt. Beim Nürnberger Prozeß erklärte Neurath später, daß weder das Auswärtige Amt noch er selber die wahren Hintergründe gekannt hätten, vielmehr hätte er sich allein auf die Informationen von Hitler verlassen Die auf spezielle Vorbehalte permanent vorgetragene These von der Bilateralität der Frage zeigte die Schwierigkeit der deutschen diplomatischen Vertreter, den Einmarsch glaubwürdig zu rechtfertigen, wie auch den Mangel an Argumenten, den „Anschluß“ in ein positiveres Licht zu stellen. Erst der auf den Einmarsch erfolgte Jubel und die positiven Bekenntnisse zum „Anschluß“ vor der Volksabstimmung sowie deren eindeutiges Ergebnis selbst machten weitere offizielle deutsche Reaktionen obsolet, da die Geschehnisse in Österreich nun auch international sanktioniert waren. Schon am 18. März hatte das Deutsche Reich dem Völkerbund das „Wiedervereinigungsgesetz“ mit dem Zusatz notifiziert, daß Österreich mit dem 13. März 1938 aufgehört habe, Mitglied des Völker-bundes zu sein. Dieser nahm die Mitteilung ohne Widerspruch zur Kenntnis.

VI. Zusammenfassende Schlußüberlegungen

Sowohl der britische als auch der französische Protest, die im deutschen Außenamt eingebracht worden waren, richteten sich nicht grundsätzlich gegen den „Anschluß“, sondern gegen die Art und Weise seiner Durchführung. Nur wenige Staaten legten im Rahmen des Völkerbundes formell Protest ein. Der „Anschluß“ wurde zwischen März 1938 und September 1939 als ein Faktum akzeptiert — ein Aspekt, der in der internationalen Diskussion der letzten Jahre über die jüngste Vergangenheit Österreichs und die Affinität der Österreicher zum Nationalsozialismus etwas zu kurz gekommen zu sein scheint.

Die Westmächte konnten oder wollten zunächst nicht sehen, daß der Weg, den Hitler nach Wien genommen hatte, weiter über Prag nach Warschau und damit in den Zweiten Weltkrieg hineinführen mußte. Ihr Verhalten in den Märztagen des Jahres 1938 war eine Konsequenz ihrer defensiven unentschlossenen Haltung und ihres politischen Desinteresses an einem unabhängigen Österreich in den dreißiger Jahren. Österreich schien London und Paris keine Garantieerklärung, wie Polen 1939, wert zu sein. Das Gefühl, bei der Friedensordnung in Versailles 1919 doch zu weit gegangen zu sein, spielte beim „Anschluß“ keine unwesentliche Rolle in der Haltung des Westens, vor allem Englands.

Für das Deutsche Reich bedeutete der „Anschluß“ nicht in erster Linie die Erfüllung eines alten deutschen Traumes, sondern er war vor allem von wirtschaftspolitischen Zielsetzungen geprägt. Ohne den „Anschluß“ wäre Görings Vierjahresplan bei steigender Rohstoffknappheit und Devisenmangel nicht mehr zu verwirklichen gewesen. Neben diesen wirtschaftlichen und innenpolitischen Überlegungen war der „Anschluß“ der erste Schritt in Hitlers außenpolitisch-imperialer Planung und damit die Vorbereitung für den Einmarsch in Prag. Mit der Schaffung des „Protektorats Böhmen-Mähren“ und dem Angriff auf Polen, der den Zweiten Weltkrieg entfesselte, erschien retrospektiv Österreich als das erste Land, das der Angriffspolitik Hitlers zum Opfer gefallen war. So richtete sich das Bestreben der Westmächte, einschließlich der USA und der Sowjetunion. ab Ende 1943 auf die Wiedererrichtung der staatlichen Unabhängigkeit Österreichs.

Die einseitige Fixierung auf die von den Alliierten 1943 so formulierte Opferrolle Österreichs beim „Anschluß“, der von 1945 bis 1955 zweifelsohne eine pragmatische Relevanz zugekommen und die eine staatspolitische Notwendigkeit war. hat freilich den kritischen Blick für die aktive Mittäterschaft vieler Österreicher in der NS-Vemichtungsmaschinerie verstellt und einer „Vergangenheitsbewältigung“, wie sie in der Bundesrepublik erfolgte, in Österreich vorzeitig das Wasser abgegraben. Völker-und Staatsrechtler traten gleich nach dem Krieg aufden Plan und hatten plausible Erklärungsmuster für diese Sicht der Dinge parat: Österreich habe als Völkerrechtssubjekt ab 1938 weiter bestanden. doch sei es als solches handlungsunfähig gewesen. So habe es sich auch mit keinem Staat in einem Kriegszustand befunden, da es von 1938 bis 1945 von der politischen Landkarte verschwunden und als ein Land des deutschen Reiches durch Hitler in einen Weltkrieg geführt worden sei

Solche Interpretationen, die den überschwenglichen Jubel eines Großteils der Österreicher beim „Anschluß“ 1938 ausblendeten, entsprangen zweifellos einer gewiß berechtigten Sorge um die Sicherung der staatlichen Integrität und die Realisierung der Unabhängigkeit Österreichs, sie haben gleichzeitig aber auch selbstkritische Reflexionen über das Österreich in der NS-Zeit zurückgedrängt und erst viel später als in der Bundesrepublik zu einer Aufarbeitung der jüngeren Geschichte Österreichs geführt. In diesem Sinne sollte nicht kurzsichtig und monokausal der „Anschluß“ allein vor dem Hintergrund einer vorrangigen „Schuld“ (Passivität) der Westmächte diskutiert, sondern auch gesehen werden, daß die Hauptverantwortung für Ereignisse, die ein bestimmtes Land betreffen, immer in diesem Land zu suchen ist. Inwieweit nämlich der „Ständestaat“ von Dollfuß und Schuschnigg die Geschehnisse des März 1938 mit bedingt oder gar vorbereitet hatte, ist in der österreichischen Zeitgeschichtsforschung lange unberücksichtigt geblieben. dann zwar unterschiedlich beurteilt worden, aber ein letztes Wort scheint darüber noch nicht gesprochen.

Viele Österreicher empfanden seinerzeit den „Anschluß“ 1938 als nationale Erfüllung, und dementsprechend wurde der Einmarsch der Deutschen aufgenommen. Nach 1945 und dem Bekanntwerden der Greuel aus der NS-Zeit wurde eine Umdeutung des „Anschlusses“ vorgenommen. So erscheint er heute zumal für den jüngeren Historiker als nationaler Tiefpunkt. Von einem beträchtlichen Teil der älteren Generation der Österreicher wurde und wird die Vereinigung mit dem Deutschen Reich von 1938 bis 1945/55 dagegen als ein Vorgang angesehen, welcher die Erfüllung einer mit dem Selbstbestimmungsrecht voll in Einklang stehenden „uralten deutschen Sehnsucht“ darstellte. Für sie ist der „Anschluß“ eine Begebenheit gewesen, die noch nicht im Schatten der typischen nationalsozialistischen Unrechtshandlungen stand. Nach ihrer mehrheitlichen Auffassung gehört er nicht zu den dunklen Kapiteln der Hitler-Politik, sondern er war durchaus noch moralisch begründ-und vertretbar Daß der „Anschluß“ die Herrschaft des Nationalsozialismus mit all seinen furchtbaren Erscheinungen und negativen Auswirkungen mit sich brachte, wurde von vielen Österreichern allerdings häufig übersehen, verdrängt und vergessen — ein Umstand, der in letzter Zeit besonders deutlich wurde.

Was blieb und was bleibt vom „Anschluß“? Die Vereinigung hatte nach dem Verfliegen der unbestreitbaren ersten Begeisterung auch die Bedeutung von Okkupation angenommen. Eine erzwungene, aber oft auch freiwillige Gleichschaltung, Terror, Kriegsbeteiligung und Bombenangriffe prägten diese Zeit. Die vorübergehende staatliche Liquidierung Österreichs bewirkte eine Brechung jeglicher Ansätze von nationaler österreichischer Eigenart. So gesehen, konnte vom März 1938 letztlich auch ein Prozeß nationaler Neubesinnung ausgehen, der in den Jahren ab 1955 zu einer Art österreichischem „Staats-(Nations-) Bewußtsein“ führte. Dieses braucht die Konfrontation mit der jüngsten Geschichte nicht zu scheuen und sollte die Aufarbeitung der NS-Zeit auch positiv als Erkenntnisbereicherung im Sinne eines zukunftsorientierten Denkens nutzen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Kurt Schuschnigg. Dreimal Österreich. Wien 1937. S. 82 ff.. 171 ff.

  2. Dieser Plan fand auch nicht in allen österreichischen Kreisen Zustimmung, hierzu: Frank Wittendorfer, Industrie. Banken. Politiker und Verbände in Österreich im Widerstand gegen die Wirtschaftspolitik des Jahres 1931. Dargestellt am Beispiel des deutsch-österreichischen Zollunionsprojekts, Phil. Diss.. Innsbruck 1986.

  3. Winfried R. Garscha. Die deutsch-österreichische Arbeitsgemeinschaft. Kontinuität und Wandel deutscher Anschlußpropaganda und Angleichungsbemühungen vor und nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ (Veröffentlichungen zur Zeitgeschichte. 4). Wien-Salzburg 1984; Gustav Otruba, Hitlers „Tausend-Mark-Sperre“ und die Folgen für Österreichs Fremdenverkehr (1933— 1938) (Linzer Schriften zur Sozial-und Wirtschaftsgeschichte. 9). Linz 1983; Harald Walser. Die illegale NSDAP in Tirol und Vorarlberg 1933— 1938 (Materialien zur Arbeiterbewegung. 28). Wien 1983.

  4. Zum 25. Juli 1934 in Österreich nach wie vor grundlegend: Gerhard Jagschitz. Der Putsch. Die Nationalsozialisten 1934 in Österreich. Graz-Wien-Köln 1976; siehe auch: Die Erhebung der österreichischen Nationalsozialisten im Juli 1934. Akten der Historischen Kommission des Reichsführers SS. Wien-München-Zürich 1984.

  5. Adam Wandruszka. Österreich von der Begründung der ersten Republik bis zur sozialistischen Alleinregierung 1918— 1970. in: Theodor Schieder (Hrsg.). Handbuch der europäischen Geschichte. Stuttgart 1979. Bd. 7/2. S. 859f.

  6. Norbert Schausberger. Österreich und die nationalsozialistische Anschlußpolitik, in: Manfred Funke (Hrsg.). Hitler, Deutschland und die Mächte. Materialien zur Außenpolitik des Dritten Reiches (Bonner Schriften zur Politik und Zeit-geschichte. 12). Düsseldorf 1976. S. 739.

  7. Franz Müller. Franz von Papen als Sondergesandter Hitlers in Wien und die deutsch-österreichischen Beziehungen 1934— 1938. Phil. Diss, München 1987.

  8. Wolfgang Rosar. Deutsche Gemeinschaft. Seyß-Inquart und der Anschluß. Wien-Frankfurt-Zürich 1972.

  9. A. Wandruszka (Anm. 6), S. 865f.

  10. Manfried Rauchensteiner. Der Sonderfall. Die Besatzungszeit in Österreich 1945— 1955. Graz-Wien-Köln 1979. S. 15; Fritz Fellner. Die außenpolitische und völkerrechtliche Situation Österreichs 1938. Österreichs Wiederherstellung als Kriegsziel der Alliierten, in: Erika Weinzier//Kurt Skalnik (Hrsg.). Österreich. Die Zweite Republik. Graz-Wien-Köln 1972. Bd. l. S. 53f.; Erwin A. Schmidl. März 38. Der deutsche Einmarsch in Österreich. Wien 1987.

  11. Franz Danimann (Hrsg.). Finis Austriae. Österreich. März 1938. Wien-München-Zürich 1978. S. 50 f.

  12. Keesings Archiv der Gegenwart vom 9. März 1938. S. 3466; Gerhard Botz. Schuschniggs geplante „Volksbefragung“ und Hitlers „Volksabstimmung“ in Österreich, in: Rudolf Neck/Adam Wandruszka (Hrsg.). Anschluß 1938. Protokoll des Symposiums in Wien am 14. und 15. März 1978. Wissenschaftliche Kommission des Theodor-Körner-Stiftungsfonds und des Leopold-Kunschak-Preises zur Erforschung der österreichischen Geschichte der Jahre 1918 bis 1938, Bd. 7, Wien 1981, S. 220-243.

  13. Gordon Brook-Shepherd. Der Anschluß. Graz-Wien-Köln 1963. S. 222 f.

  14. Gerhard Botz. Die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich. Planung und Verwirklichung des politisch-administrativen Anschlusses 1938— 1940 (Schriftenreihe des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung. 1). Linz 1972. S. 30. Umfassend und unübertroffen zur Thematik: Ulrich Eichstädt. Von Dollfuss zu Hitler. Geschichte des Anschlusses Österreichs 1933— 1938 (Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz. 10). Wiesbaden 1955, S. 427 f.

  15. Norbert Schausberger. Der Anschluß und seine ökonomische Relevanz, in: R. Neck/A. Wandruszka (Anm. 13). S. 251 f.. 421; Norbert Schausberger. Der Griff nach Österreich. Der Anschluß. Wien-München 1978.

  16. U. Eichstädt (Anm. 15). S. 429. 431 f.; Heinrich Schön-felder. Deutsche Gesetze. Textsammlung. Dresden 193910. Im Zusammenhang mit dem „Anschluß“ Österreichs an das Deutsche Reich war es freilich nicht korrekt, von einer „Wiedervereinigung“ zu sprechen, denn staatsrechtlich gesehen waren diese beiden Territorien nie miteinander vereint gewesen. So hätte der Begriff „Vereinigung“ ausgereicht. Im Entwurf zur Moskauer Deklaration über Österreich 1943 von dem Briten Geoffry W. Harrison hieß es denn auch — richtig — „Union“.

  17. G. Botz (Anm. 13); U. Eichstädt (Anm. 15), S. 435f.

  18. Gerhard Botz. Der ambivalente „Anschluß“ 1938/39. Von der Begeisterung zur Ernüchterung, in: Zeitgeschichte, (1978/79) 1-12, S. 98ff.. 102f.

  19. Hanns Leo Mikoletzky, Österreichische Zeitgeschichte. Vom Ende der Monarchie bis zum Abschluß des Staatsvertrages 1955, Wien 1962; Hellmut Andies. Der Staat, den keiner wollte. Österreich von der Gründung der Republik bis zur Moskauer Deklaration. Wien-München-Zürich 1968; Alfred Jüttner. Die deutsche Frage. Eine Bestandsaufnahme. Köln 1971, S. 179 f.

  20. Gerhard Botz. Der 13. März 38 und die Anschlußbewegung. Selbstaufgabe. Okkupation und Selbstfindung Österreichs 1918— 1945. Wien 1978. S. 34 f.; Adolf Schärf. Österreichs Erneuerung 1945 — 1955. Das erste Jahrzehnt der Zweiten Republik. Wien 19552. S. 19ff.. 187f.; Stephan Verosta. Die internationale Stellung Österreichs. Eine Sammlung von Erklärungen und Verträgen aus den Jahren 1938— 1947. Wien 1947. S. 52f.; Michael Gehler/Wolfgang Chwatal. Die Moskauer Deklaration über Österreich 1943. in: Geschichte und Gegenwart. 6 (1987) 3. S. 212— 237; Helmut Konrad (Hrsg.). Sozialdemokratie und „Anschluß“. Historische Wurzeln — Anschluß 1918 und 1938 — Nachwirkungen (Schriftenreihe des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung. 9). Wien-München-Zürich 1978.

  21. Stephan Verosta. Politische und völkerrechtliche Aspekte der Besetzung Österreichs durch Deutschland, in: Österreich 1927 bis 1938. Protokoll des Symposiums in Wien 1972. Wissenschaftliche Kommission. Wien 1973. Bd. 1, S. 211 f.; St. Verosta (Anm. 21), S. 119; U. Eichstädt (Anm. 15). S. 436 ff.

  22. G. Brook Shepherd (Anm. 14), S. 201 f.; U. Eichstädt (Anm. 15), S. 341, 409, 441 ff.; Charles A. Gulick, Österreich von Habsburg zu Hitler, Berkeley 1948, S. 611.

  23. Kurt Schuschnigg. Im Kampf gegen Hitler. Die Überwindung der Anschlußidee. Wien-München-Zürich 1969. S. 353f.; G. Brook Shepherd (Anm. 14). S. 218f.; U. Eichstädt (Anm. 15). S. 441 ff.. 535.

  24. Jacques Benoist-Mechin. Griff über die Grenzen 1938. Der Anschluß Österreichs und seine Vorgeschichte. Oldenburg-Hamburg 1966. S. 272f.; Hanns Haas. Die Okkupation Österreichs in den internationalen Beziehungen, in: R. Neck/A. Wandruszka (Anm. 13). S. 38f.; U. Eichstädt (Anm. 15). S. 411. 437f.; St. Verosta (Anm. 21). S. 25 ff.; Kurt Schuschnigg (Anm. 24). S. 359f.

  25. U. Eichstädt (Anm. 15). S. 438f.

  26. Fritz Fellner. Österreich in der Nachkriegsplanung der Alliierten 1943— 1945. in: Österreich und Europa. Festgabe für Hugo Hantsch zum 70. Geburtstag. Graz 1965. S. 583 f.; U. Eichstädt (Anm. 15). S. 345. 374. 439; H. Haas (Anm. 25). S. 32ff.. 38f.

  27. Georges Bonnet. Le Quai d’Orsay sous trois Republiques 1870-1961. Paris 1961. S. 180ff.. 182. 187; U. Eichstädt (Anm. 15). S. 439.

  28. K. Schuschnigg (Anm. 24). S. 355; U. Eichstädt (Anm. 15). S. 439 ff.

  29. St. Verosta (Anm. 21), S. 27f.

  30. K. Schuschnigg (Anm. 24). S. 336f.. 356f.; U. Eichstädt (Anm. 15). S. 407 f.. 423ff.

  31. Zur Geschichte des Auswärtigen Amtes, siehe auch Hans-Jürgen Döscher. Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der „Endlösung“. Berlin 1987; U. Eichstädt (Anm. 15). S. 424.

  32. St. Verosta (Anm. 21), S. 119 ff.

  33. Vgl. hierzu: „Was 1938 passierte, weiß jeder zweite Österreicher nicht mehr“, in: Frankfurter Rundschau v. 12. 9. 1987.

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