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Deutschlandbilder — Akzentverlagerungen der deutschen Frage seit den siebziger Jahren | APuZ 3/1988 | bpb.de

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APuZ 3/1988 Traditionen und Stationen der Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1987 Die deutsch-amerikanischen Beziehungen von 1945 bis 1987 Deutsch-sowjetische Beziehungen: Kontinuität und Wandel 1945 bis 1987 Deutschlandbilder — Akzentverlagerungen der deutschen Frage seit den siebziger Jahren

Deutschlandbilder — Akzentverlagerungen der deutschen Frage seit den siebziger Jahren

Karl-Rudolf Korte

/ 25 Minuten zu lesen

I. Kollektive Selbstbilder und Standortfragen

„Schwerenöter“ 1) — der neue Roman von Hanns-Josef Ortheil — skizziert ein Gesamtbild der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft. Das Thema Deutschland ist Kulisse und Bühne in einem. Traditionelle Stereotype über die Deutschen finden in der prägnanten Metapher der beiden gegensätzlichen Brüder ihre Wiederkehr: Der eine melancholisch-gedankenvoll, auf der Seite des Geistes, der andere praktisch, wendig, aufder Seite der Macht — eben gespalten deutsch. Nicht die angeblich unbeeinflußbare und abstrakt-ferne internationale Politik, sondern die Innenansichten der Republik stehen im Mittelpunkt. Der Roman reiht sich ein in die Revue der Bilanzierungen zu dem nunmehr fast vierzigjährigen Bestehen der Bundesrepublik. Der Rückblick ist Dokument eines gewachsenen „Wir-Bewußtseins" der Bundesbürger; er ist gleichzeitig ein Psychogramm des bundesrepublikanischen Bewußtseins, eine Darstellung der . Suchbewegung'nach einer eindeutigeren, in sich ruhenden Selbstbeschreibung deutscher Identität.

Mit diesen drei Indikatoren: dem Deutschland-thema.den Identitätsfragen und der . Suchbewegung'avanciert der Roman aus politikwissenschaftlicher Sicht zu einer Zeitgeistchronik, die das Profil der Republik mit all ihren Bruchlinien literarisch aufarbeitet. Wenn demnach das Deutschlandthema die sensiblen Zonen des Zeitgeistes erneut prägt, dann bleibt zu fragen, ab wann und in welchen Akzentuierungen sich dies abzeichnet. Im folgenden soll eine Galerie von Deutschlandbildern seit 1972 aufgereiht werden. Es handelt sich dabei nicht um in Archiven gespeicherte, auf Zelluloid fixierte Bilder im Mittelpunkt stehen vielmehr die Bilder in unseren Köpfen, die als Analogiemodelle der Außenwelt anthropologisch notwendig sind Es sind geistige Konstrukte, die zu einer inneren Ebene der Perzeption, der Vorstellung, der . Images'von Realität gehören. Wissenschaftstheoretisch hat die Sozialpsychologie und die Wissenssoziologie hierfür das Analyseinstrumentarium erarbeitet Nationale Selbst-und Fremdbilder besitzen in der Gesellschaft wie in der Politik eine herausragende Orientierungsfunktion. Angesichts der nivellierenden Tendenzen unseres Medienzeitalters hat sich ihre identitätsstiftende Kraft noch erhöht.

Der Mensch denkt und handelt in Bildern. Sein Verhalten wird offenbar weitgehend bestimmt durch diese Wahrnehmung über Bilder, denn unser Bewußtsein ist bestimmt durch ein sprachlich verfaßtes Bild von der Welt und von uns selbst Die Wirklichkeit wird so — zur Orientierungshilfe — über symbolhaft verdichtete Bildkonturen vermittelt. Diese Bilder wiederum sind durch Ideen geschaffen worden Sie sind kognitive Konstrukte, die verhaltensorientierend wirken. Dies gilt sowohl aufder individuellen wie aufder kollektiven Ebene: „Das Image vom eigenen Selbst steht nicht unverbunden neben anderen Images, sondern wird von diesen mitbestimmt und umgekehrt. Selbstbild und Gesellschaftsbild gehören untrennbar zusammen.“ So beinhaltet das individuelle Selbstbild zum Standort der Deutschen — als Seismograph für Tendenzen der politischen Kultur in der Bundesrepublik — auch immer gleichzeitig die Elemente von kollektiver Identität.

Deutschlandbilder sind vor diesem Hintergrund die Summe der Vorstellungen, die in der Bundesrepublik Deutschland sowohl über den eigenen wie über den anderen Teil Deutschlands geäußert werden; es sind somit geistig-politische Standort-Bilder In ihnen spiegelt sich die Problemkonstante der deutschen Frage wider. Denn als komplexes Problem-bündel ist die deutsche Frage nie nur eine Frage nach der nationalen und territorialen Organisation der Deutschen in der Mitte Europas gewesen. Der Doppelcharakter der deutschen Frage verweist vielmehr auch gleichzeitig auf die Suche nach dem eigenen Selbstverständnis, nach der politisch-gesellschaftlichen Ordnung Deutschlands.

Die inhaltliche Ausgestaltung spezifischer Deutschlandbilder entsteht vor allem in der intellektuellen Öffentlichkeit. Als Merker. Meinungsmacher, Moralisten artikulieren die Intellektuellen neue Bewußtseinslagen und schaffen sie auch mit immer neuen Leitbegriffen und Leitformeln. Versucht man die zentralen intellektuellen Deutschlandbilder zum geistig-politischen Standort der Deutschen durch eine Analyse politisch-kultureller Zeitschriften, Zeitungen und Bücher herauszufiltern, dann fällt auf, daß sich die Standortfragen an jeweils spezifischen Themenfeldern . festmachen'lassen.

Die in ihnen sich entfaltenden spezifischen Argumentationsfiguren und Topoi sollen anschließend kurz dargestellt werden, angefangen mit dem Jahr 1972, weil in diesem Jahr durch die Unterschrift unter den Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR neue nationale Rahmenbedingungen der Politik gesetzt wurden, und weil seit dem zweiten Bericht des Club of Rome als unübersehbares Signal des Glaubensverlustes an einen ungehemmten Fortschritt 1972 auch neue internationale Rahmenbedingungen der Politik zu beobachten sind. Von 1972 bis zur Mitte der achtziger Jahre lassen sich neun zentrale Deutschland-bilder nachzeichnen. Die einzelnen Konfigurationen überlappen sich, liegen zeitlich dicht nebeneinander und charakterisieren keinesfalls abgeschlossene zeitgeschichtliche Phasen. Es ist der Versuch einer Typenbildung. Die neun Deutschlandbilder, die anschließend nur in ihren Schwerpunkten skizziert werden können, lauten:

1. Selbstanerkennung 2. Tendenzwende 3. Der . häßliche'Deutsche 4. Die nationale Frage 5. Friedensdiskussion 6. Die Identitätssuche 7. Die unruhigen Deutschen 8. Das . andere'Deutschland Die Last der Vergangenheit

II. Versuch einer Typologie von Deutschlandbildern .

1. Selbstanerkennung: Fragen nach der Nation Mit dem Ablauf des Jahres 1972 endet die Zeit der großen Aufbruchstimmung, des Reformklimas und des strategischen Nachdenkens über die Deutschland-und Ostpolitik. Die Diskussionen zum geistig-politischen Standort kreisen bis 1974 zentral um Fragen nach der Nation als Selbstanerkennungsfragen. Die Begrifflichkeit der deutschen Frage hat sich dabei verändert: Anerkennung, statusrechtliche Probleme. Bezeichnungen des zweiten Staates in Deutschland oder die Wiedervereinigung sind nicht mehr Debattengegenstand nach 1972. Im Zentrum stehen Versuche einer weitgehend historisch abgeleiteten und zwischen der Bundesrepublik und der DDR gegensätzlichen Begriffsbestimmung der deutschen Nation sowie empirische Darstellungen des Standes des nationalen Zusammengehörigkeitsbewußtseins 9). Die Nation wird zum Zentralbegriff dieser Zeit. Definitions-und Kategorisierungsbemühungen zum Stand der Kultur-und Bewußtseinsnation ergänzen die Debatte. Hinzu kommen in diesem Kontext neben dem Zusammengehörigkeitsbewußtsein auch die Fragen des System-Wettbewerbs und des zwischendeutschen Vergleiches. Die Problematik der Vergleichbarkeit beider Gesellschaftssysteme in Deutschland verursacht eine, heftige Grundsatzdebatte zum Thema zwischendeutscher Vergleich und deutsche Frage als Frage nach dem Systemgegensatz

Die Autoren der umfangreichen empirischen Studien dieser Zeit konstatieren, daß sich die Bundesrepublik Deutschland als Staatsnation etabliert hat. Die Bundesbürger haben danach zu Beginn der siebziger Jahre die Selbstanerkennung vollzogen. Diese ist jedoch nicht frei von Widerspiegelungen der Instabilitäten des Selbstbewußtseins. So läßt sich die ambivalente Selbstanerkennungsproblematik nicht nur an der Nationsdebatte, sondern auch im Umfeld der Bundestagswahlen 1972 und an den inszenierten Selbstdarstellungen wie den Olympischen Spielen in München und dem 25jährigen Jubiläum der’ Bundesrepublik 1974 verdeutlichen. Anthologien deutscher Selbstreflexion haben Konjunktur Je weiter sich die zeitliche Distanz von den Deutschland-und Ostverträgen vergrößert, desto mehr gerät die eigentliche Teilungsproblematik aus dem Themenfeld der Standortbeschreibungen. Im Mittelpunkt steht der Zustand der Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland fünfundzwanzig Jahre nach dem Ende des NS-Regimes. Doch was ist die Bundesrepublik, wenn sie nicht mehr der Kern eines wiederherzustellenden Nationalstaates ist.fragt Richard Löwenthal Offenbar wird die Selbstdefinition schwieriger angesichts der vergleichenden Auseinandersetzung mit der DDR. 2. Tendenzwende: Innenansichten und Suchbewegungen „Auf einmal hieß es.der Wind habe sich gedreht im Land. Ich weigerte mich noch, es zu glauben, aber schal war sie trotzdem geworden, die vielversprechende Zeit.“ Diese stimmungsmäßig neu akzentuierten Deutschlandbilder lassen sich ab 1973/74 nachweisen. Begrifflich eingrenzen läßt sich diese Kursveränderung mit dem bezeichnenden Terminus Tendenzwende Er wird Signal-wort dieser veränderten Bewußtseinslagen. „Reform“ wird durch „Lebensqualität“ ersetzt. Die Krise der Wohlstandsgesellschaft und des Fortschrittsgedankens avancieren zu zentralen Themen seit der Ölkrise als impulsgebendem Katalysator. Die neuen Wahrnehmungsmuster dieser Zeit bestimmen die Deutschlandbilder bis in die achtziger Jahre hinein. Dazu zählen Subjektivität, Krisen-empfinden, Such-und Orientierungsbewegungen. Das hat unmittelbar Auswirkungen auf die deutsche Frage. Mit der Rückkehr des Ich.der Rückbewegung von Systemstruktur und Systemdenken zum Individuum sind Authentizität und Subjektivität. Erfahrungshunger die neuen Kriterien für die Standortbeschreibung Alles Politisch-Gesellschaftliche wird gleich als privat-individualistisch erfahren. Exemplarisch verdeutlichen dieses neue Wahmehmungsmuster die beiden Kultbücher „Lenz“ von Peter Schneider und „Die Reise“ von Bernward Vesper. Im favorisierten eigenen Ich wird nun auch ein Stück Deutschland gesucht:

„ . . . nicht also, wirsind wieder wer. Sondern: wer sind wir wieder?“

Diese Fragen sind weitgehend losgelöst von der unmittelbaren Verfaßtheit des politischen Systems, eher schwebend und von kulturkritischen Strömungen begleitet. Die deutsche Frage wird ventiliert durch diese individuellen Wahrnehmungsmuster und ist ausschließlich auf die bundesrepublikanische Gesellschaft ausgerichtet. Es sind inhaltlich Innenansichten und strukturell Suchbewegungen nach Gemeinschaftsbindungen, nach Ankerpunkten in der Vergangenheit nach dem unverwechselbaren eigenen Ich.

Bezeichnenderweise gibt es erstmals 1974 in der Bundesrepublik gleich zwei Kunstausstellungen, die im Titel mit dem Identitätsbegriff operieren — der jedoch im Ausstellungskatalog noch lexikalisch erläutert werden muß — und ihn inhaltlich mit spezifischen Sehnsuchtsbildern verknüpfen: „Die verlorene Identität: Die Gegenwart des Romantischen“ sowie „Identität. Versuche bildhafter 15 Selbstdefinition". Die neuen Bindungsoptionen sind im Kern Fluchtbewegungen aus der als häßlich empfundenen Gegenwart. Das gedachte Deutschland mit romantischen Deutschlandbildern wird dabei zur geistigen Flucht aus der Moderne. 3. Der , häßliche* Deutsche: Innere Sicherheit Der Extremistenbeschluß, die Sympathisanten-Kampagne und die terroristischen Gewalttaten sind die Kulissen der neuen Standortbeschreibung. Parallel zur Tendenzwende mit einem Höhepunkt 1977 finden sich neu akzentuierte Bilder. Die Süddeutsche Zeitung erklärt 1977 zum „Jahr des häßlichen Deutschen“ Die geistigen Polarisierungen drücken sich in Bildern des historischen Vergleichs aus. Die Selbstbilder enthalten als Referenzpunkte den Faschismus-Nationalsozialismus, den deutschen Obrigkeitsstaat und die angeblichen deutschen Eigenschaften

Der Rekurs auf traditionelle Images der Deutschen prägt die politisch-kulturelle Argumentation. Schon 1973 wird der Streit um den sogenannten Radikalenerlaß und den Terrorismus als „typisch deutsche Frage“ bezeichnet. Ist der Terrorismus in dieser Diskussion ein spezifisch „deutsches Phänomen“? Gibt es „spezifisch deutsche Züge“ in der Reaktion auf die Herausforderungen durch den Terrorismus?

Gerade in dieser Zeit entpuppen sich die Selbstbilder auch als Reaktion auf die internationalen Fremdbilder über die Deutschen. So zeigt eine Analyse dieses internationalen Fremdbildes, daß zwei negative Deutschlandbilder um das Jahr 1977 herum aktualisiert sind:

— Die Bundesrepublik als ein regressiver, autoritätsgläubiger Polizei-und Obrigkeitsstaat; — die Bundesrepublik als eine von Totalitären unterwanderte und terrorisierte Demokratie

Quantitativ kann sogar festgestellt werden, daß die Debatte um die innere Sicherheit in der Bundesrepublik etwa dem Umfang der Publikationen zum Deutschlandbild im Ausland Mitte der siebziger Jahre entspricht. Das deutsche Image draußen ist Gegenstand sensibler Beobachtungen: „Betroffen reiben wir uns die Augen. Aus dem Spiegel, den uns das Ausland neuerdings vorhält, grinst uns eine Fratze an: Die des häßlichen Deutschen.“ Unterstellt wird dabei auch, daß das „böse Deutschland“ draußen in der Welt von drinnen in der Bundesrepublik kommt. Deutlich offenbart gerade das Themenfeld der inneren Sicherheit die tiefe Sehnsucht nach Sicherheit, die Furcht vor der Zukunft und den Mangel an Vertrauen in sie als ein zentrales charakteristisches Wertprofil der Bundesbürger, was sich in der Friedensdiskussion gegen Ende der siebziger Jahre noch weiter ausdifferenziert

4. Die nationale Frage wiederaufgelegt: Renaissance des Nationalgefühls?

Die geistig-politische Standortdiskussion der Deutschen wird seit 1977 wieder verstärkt unmittelbar und explizit durch die deutsche Frage bestimmt. Nachdem sich die Standortdiskussion im Kontext der Auseinandersetzungen zur Tendenzwende und zur inneren Sicherheit mehr indirekt mit der deutschen Frage beschäftigt hat, tritt nun die Standort-debatte um ein zeitadäquates, angemessenes Deutschlandbild der Deutschen in das politische Gegenwartsbewußtsein. Formuliert wird die deutsche Frage jetzt als Frage nach uns selbst. Die deutsche Frage, Deutschland, die Nation werden intensiv Gegenstand der Auseinandersetzung.

Seit dieser Zeit setzt eine deutliche Phase der kritischen Reflexion zur Nation ein. die viel grundsätzlicher nach dem eigenen bundesrepublikanischen Selbstverständnis fragt, ohne unmittelbar die Teilungsproblematik mit zu reflektieren. Der Topos Nation und seine begrifflichen Derivate tauchen inflationär auf. Umfangreiche Grundsatzartikel und Aufsätze an zentralen Stellen, Themenhefte, Sammelrezensionen, Schlägzeilen über angeblich spektakuläre Umfrageergebnisse zum Nationalbewußtsein. Tagungsaktivitäten politischer und kirchlicher Akademien sowie Filme des Neuen Deut-sehen Kinos sind die Indikatoren Quantitativ lassen sich dabei zwei Resonanz-Wellen — 1977/78 und 1980/81 — nachweisen. Qualitativ durchzieht die Texte leitmotivisch die Frage: In welchem Verhältnis der Identifikation stehen die Bundesbürger zu ihrem Staat und gleichzeitig zur Identifikation als Deutsche?

Die zentralen Argumentationsfiguren und prägenden Debattenschwerpunkte kreisen um ein verändertes . Wir-Bewußtsein‘ mit drei differenzierten Varianten:

a) Bundesrepublikanisches und/oder gesamtdeutsches Bewußtsein? Ohne Ausschließlichkeitsanspruch deuten alle Symptome auf eine zunehmende separate Bildreduktion der Vorstellungswelt der Bundesbürger von einem gesamtdeutschen auf ein bundesrepublikanisches Bewußtsein

b) Verfassungspatriotismus: Ein Beschreibungsversuch der Qualität und Intensität der Gemeinschaftsorientierung der Bundesbürger. Konkret stellt sich im Umfeld der von Dolf Sternberger 1979 initiierten Diskussion die Frage, ob der Verfassungspatriotismus als Identifikationsmöglichkeit genutzt werden kann. Das Deutschlandbild des Verfassungspatriotismus reduziert sich auf die Bundesrepublik. c) Jubiläum — 30 Jahre Bundesrepublik Deutschland: Die im Tenor resignative Leistungsbilanz fällt wesentlich umfangreicher aus als bei vorhergehenden Jahrestagen. Für die Dichotomie zwischen objektiver Stabilität und der Labilität des subjektiven Bewußtseins werden die Traditionslinien der deutschen Frage mit verantwortlich gemacht. Der geistig-politische Standort der Deutschen wird als Frage nach uns selbst explizit gestellt

Die Substanz der drei Deutschlandbild-Varianten zielt primär auf Bewußtseinsprofile der Deutschen und nicht auf die deutschlandpolitische Alltagsrealität. Es sind drei Stufen eines veränderten, auf das Gemeinwesen der Bundesrepublik Deutschland ausgerichteten Wir-Bewußtseins, ohne jedoch darüber hinausgehende Deutschlandbilder grundsätzlich auszuklammern. 5. Friedensdiskussion: Sicherheitspolitische Anfragen Friedensbewegung und Nachrüstungsdebatte sind die Katalysatoren dieser neuen Deutschlandbilder, deren Ausprägungen besonders intensiv im Jahre 1981 liegen. Die Standortdebatte ist damit Reflex auf die veränderte internationale Lage nach dem Abflauen des Entspannungsklimas. Die national bestimmten Begründungszusammenhänge der Friedensdiskussion, die weit über die Friedensbewegung hinauswirken, kreisen um die besondere Gefährdung Deutschlands und die gesamtdeutsche Verantwortung, die Zugehörigkeit zum Westen sowie um deutschlandpolitische Denkmodelle. So tauchen erstmals seit Beginn der siebziger Jahre wieder deutschlandpolitische Alternativkonzepte auf, die auf zwei Denkmodelle rekurrieren und Deutschland-mit Europabildern verknüpfen:

— Das Ausscheren aus dem geteilten Europa durch National-Neutralismus

— Die Tendenz, eine Lösung der deutschen Frage in ihrer Europäisierung zu suchen bei Akzeptanz deutscher Zweistaatlichkeit

Unzufriedenheit mit dem politischen Status quo der deutschen Frage führt zu einer Standortsuche als Suche nach einem neuen, friedenspolitisch geprägten Selbstverständnis. Die voluntaristische Sehnsucht nach Veränderung des Zustandes der deutschen Nation bleibt einigende Zielbestimmung auf dem extrem linken und rechten politischen Spektrum. Frieden kann danach nur durch die Nation erreicht werden.

Die deutsche Frage wird explizit im Zeichen der Entideologisierungsdiagnose nicht mehr als Systemfrage diskutiert. In der öffentlichen Problem-Wahrnehmung haben die sicherheitspolitischen Anfragen das Freiheitsparadigma überlagert Die Selbstbilder und die konkreten Deutschland-modelle rekurrieren auf traditionell neutralistische oder nationalistische oder antimodernistische Strömungen Daraus resultieren die entsprechenden Angebote nationaler Orientierungsmuster abseits der Blöcke: Der Primat der Nation, Anti-amerikanismus als Westprotest und Brücke-bzw. Mittlerpositionen. Der nationale Neutralismus manifestiert sich als Suche nach Sicherheit. Die Mischung aus Krisenbewußtsein. Neuen Sozialen Bewegungen und deutscher Frage führt zu einer Verengung des Blickwinkels: Die internationale Dimension der deutschen Frage wird auf überschaubare. beeinflußbare, persönliche Betroffenheitskategorien reduziert. 6. Identitätssuche der Deutschen: Sinnfragen Im Verlaufder siebziger Jahre macht der Identitätsbegriff eine Sinnverschiebung und Sinnerweiterung mit. Vom erklärungsbedürftigen Begriff Anfang der siebziger, über ein politisches Schlagwort Ende der siebziger avanciert Identität in den achtziger Jahren zum Modewort für Zeitgeistphänomene Dabei zeigt sich, wie der Begriff sukzessive seit Mitte der siebziger Jahre auch auf den politisch-philosophischen Bereich der deutschen Frage angewandt wird. Identität wird zum Kembegriff der deutschen Frage.

Wenn die Selbst-und Fremdbilder der Deutschen wachsende Unsicherheit des geistig-politischen Standortes beschreiben, dann ist die zunehmende Konjunktur des Identitätsbegriffs im Kontext der deutschen Frage verständlich. Identität ist schon sprachimmanent ein zeitgerechter Sammelbegriff für Such-und Orientierungsbewegungen. Buch-und Aufsatztitel zur politischen Kultur der Deutschen und zur deutschen Frage bevorzugen auch vor diesem Hintergrund Fragezeichen oder infrage-stellende Adjektive. Die Konjunktur des Identitätsbegriffs resultiert somit nicht nur aus schlagzeilen-trächtigen Zufallsprodukten, sondern Identität ist Chiffre des Zeitgeistes und ein Signal für empfundene Identitätsdefizite

Die gesuchte Identität als das spezifisch unverwechselbare eigene ist gleichzeitig Gegenbegriff zu modernen Entfremdungssyndromen und provoziert neue Flucht-und Suchbewegungen. Die traditionel-len Antwortversuche kreisen dabei um drei Leitformeln, in denen sich eine Standortsuche nach vorrationalen Vertrautheiten den Weg bahnt: Heimat-nostalgie, Geschichtsneugier und Nationsinteresse Die Ich-Erkundung führt zu neuen, provinziell gefärbten, regional geprägten Deutschlandbildern. Auch die Ausweitung und Aufladung des Politik-und Kulturbegriffs während der siebziger Jahre betrifft unmittelbar die deutsche Frage und die Deutschlandbilder. Das zeigt der Identitätsbegriff, mit dem sich die neue Anforderungsstruktur an die deutsche Frage analysieren läßt. Aus der Identitätsfrage: „Wer bin ich?“ wird „Wer bin ich als Deutscher?“. Den Anforderungen der Aktualität lebensweltlicher Argumentationsmuster muß nun auch die deutsche Frage gerecht werden Sie muß das neue Welt-und Lebensverständnis widerspiegeln. Sie wird in der Tiefendimension in Betroffenheits-Kategorien zerlegt. Gefühle zur Lage der Nation und persönliche Bekenntnisse stehen im Mittelpunkt. Die Frage „Lieben Sie Deutschland?“ gilt nicht der Erkundung eines neuen Nationalgefühls, sondern sie soll das ganz persönliche Durcheinander von Identifizierung und Ablehnung sichtbar machen: „Wieviel von Deutschland ist im eigenen Ich enthalten?“

Die Identitätssuche kreist damit um kulturelle Phänomene. die mit nationaler Einheit, mit Nation als Hauptargumentationsstrang wenig verbindet. Die Nation dient nur als Vorwand als Vehikel für andere Ambitionen nach konkreter Sinnerfüllung. Die sich dabei mit vermischenden kultur-und zivilisationskritischen Strömungen sind weniger Ausdruck des Unbehagens an der Nation als an der Verfaßtheit unserer bundesrepublikanischen Gesellschaft Das neue bundesrepublikanische Selbstbewußtsein artikuliert sich somit unter der Tarnkappe der Identitätssuche in ganz neuen Bahnen. Verstärkend kommt hinzu, daß den Zeitgeist der achtziger Jahre eine Ich-Kunst prägt, die Identitätsfindung über ästhetische Stilbildung fördert 7. Die unruhigen Deutschen:

Neue deutsche Sonderwege Der geistig-politische Standort der Deutschen erhält zu Beginn der achtziger Jahre seine spezifische Akzentuierung auch durch eine von außen, von Ausländern angeregte Selbstverständnisdebatte innerhalb der Bundesrepublik. Friedensdiskussion und Suche nach Identität geben die Impulse für eine breite Perzeption ausländischer Fremdbilder. Im Mittelpunkt der Deutschlandbilder steht das Bild des unruhigen Deutschen. Dabei ist unseren Nachbarn offenbar unklar, was die Deutschen eigentlich wollen nach drei Jahrzehnten der Beruhigung. Wohin gehen die wandelbaren Deutschen diesmal?

Zentrale Interpretationskategorie ist dabei der deutsche Sonderweg. Er wird direkt als wissenschaftliche Kontroverse erörtert und indirekt als Gesamtklassifizierung der Bewegungen in der deutschen Frage benutzt Drei unterschiedliche Standortausprägungen erhält die Sonderweg-Diskussion zwischen 1981 und 1984. Sie ist:

— eine geschichtswissenschaftliche Debatte um Kontinuitätslinien in der deutschen Geschichte

— eine politikwissenschaftliche Debatte um die politische Funktionalisierung des Sonderwegsgedankens

— eine Debatte um das .deutsche Problem'der Ideologisierung eines eigenen deutschen Weges zwischen West und Ost. ein Deutungsmuster für die Denkfigur des Sonderbewußtseins 8. Das , andere 4 Deutschland:

Leiden an Deutschland „Einzig die Dichter wüßten noch, was deutsch zu nennen sich lohne. Sie hätten die deutsche Sprache als letztes Band geknüpft. Sie seien das andere, das wahrhaftige Deutschland.“ Das . andere'Deutschland ist ein Topos der Deutschlandbilder, den schwerpunktmäßig Literaten für ihre Reflexionen der gesellschaftlichen Wirklichkeit in der Bundesrepublik thematisieren. Von Irene Böhme bis Martin Walser suchen sie vor allem seit Ende der siebzigerJahre nach Deutschland Vor dem Hintergrund der Friedensdiskussion kam es außerdem zu zahlreichen gesamtdeutschen Dichtertreffen in Ost und West.

Auffallend sind jedoch nicht nur die direkt-explizite Verarbeitung der Teilungsproblematik, wie jüngst bei Walsers Spionage-Novelle „Dorle und Wolf“ Neue Deutschlandbilder finden sich vor allem indirekt in Verbindung mit der neuen Subjektivität in der Literatur der siebziger Jahre. Die vielfach nostalgische Suche äußert sich häufig in der parallelen Suchbewegung nach dem eigentlichen Deutschland: Wo liegt das echte, ursprüngliche Deutschland? Dabei taucht auch die Frage auf, ob die DDR noch Teil unseres bundesrepublikanischen Selbstverständnisses ist. Das . andere'Deutschland, die DDR, wird dabei neu entdeckt.

Diese Entdeckungsreise in die DDR ist eine Beschreibung der DDR aus eigener Größe, unabhängig davon, wie man sie beurteilt, jenseits von Lobes-hymnen und pauschalen Verdammungen. Die DDR bleibt Vergleichsgesellschaft aber mit anderen Vorzeichen. Denn die Autoren entdecken jenseits der offiziell verordneten Staatskultur der DDR — im Provinzialismus der privaten Nischen — alte deutsche Tugenden. Aus der Reise in ein fernes Land der sechziger Jahre wird in den achtziger Jahren die Reise ins . andere'Deutschland Dahinter steckt weniger ein gesamtdeutscher Impuls. Die neu entdeckten Gemeinsamkeiten, der differenzierte Blickkontakt in den Alltag des anderen Staates enthält eher Erinnerungsspuren an die eigenen bundesrepublikanischen fünfziger Jahre: Scheinidyilen auf Kopfsteinpflaster bei Horst Krüger. nostalgisch verträumte Landschaften bei Erich Loest, Gefühle verjährter Modernität bei Martin Walser, biedere Bürgerlichkeit abseits hektischer Verwestlichung bei Peter Schneider. Das . andere'Deutschland wird als Vorstellung gebraucht: „Sie hilft Identität finden, sie aktiviert beruflich und privat. sie befördert Träume und Sehnsüchte, macht wohlig gruseln, ist ein Stück vertraute Fremde, das wir nicht missen können.“ Die Schriftsteller formulieren so nationale Fragen als existentielle Identitätsfragen, an der sie, jeder auf seine Weise, leiden. Sie wehren sich gegen die hastig ergriffene Westidentität. Sie sind „Mauerspringer aus Passion“ (so Günter Grass im Katalog: „Zeitvergleich“). 9. Die Last der Vergangenheit: Rückblenden Die Symptome von zunehmender Vergegenwärtigung des Vergangenen sind seit der Tendenzwende 1974 deutlich nachweisbar. Die Indikatoren reichen von einer neuen Museumskultur über ein gestiegenes Ausstellungsinteresse bis zum regionalen Boom an Alltagsgeschichten. Politische Brisanz erhalten diese Geschichtsstoffe jedoch erst in den achtziger Jahren Die derzeitige Kontroverse zur Einordnung des Nationalsozialismus, zur Mahnmaldiskus-sion. zu den geplanten historischen Museen gehören in diesen Kontext. In der Verbindung von gestiegener Geschichtsneugier, historischer Selbstvergewisserung und bundesrepublikanischem Legitimationsbedarf spiegelt sich ein elementares Verlangen nach einer präziseren, historisch verorteten Standortbestimmung der Bundesrepublik wider. Gefragt sind historisch verortete Deutschlandbilder. die eine Selbstlokalisierung im historischen Prozeß ermöglichen. Doch die Last der NS-Vergangenheit und die Traditionslinien kontrastreicher Selbstbilder der Deutschen zeigen die Grenzen dieser Bildrekonstruktionsversuche.

Nachweisbar sind diese Deutschlandbilder der Rückblenden am Umgang mit politischen Gedenktagen. Sie sind offenbar Katalysatoren von Selbstverständnisdebatten in zunehmend hoher Intensität. Aber auch die Nachfragen nach der Funktion von Geschichte dokumentiert den Trend, neue, historisch begründete Deutschlandbilder zu entwerfen. In Teilbereichen gibt es auch nationalistische Tendenzen in Form des Versuchs der Funktionalisierung von Geschichte, zur Wiederbelebung nationaler Geschichtsbilder und zur Konsolidierung eines Geschichtsbewußtseins auf der Basis des nunmehr Erreichten Anlaß dieser kontroversen Diskussion bieten seit den späten siebziger Jahren die Sujets Geschichte und Unterricht sowie Geschichte und Nation. Der historische Rekurs ermöglicht dabei, an Nations-und Staatsmodelle in der deutschen Geschichte wieder zu erinnern und die latente Offenheit der deutschen Frage in den Vordergrund zu rücken.

III. Politische Kultur der deutschen Frage

Die für die Zeit seit 1972 herauskristallisierten neun Deutschlandbilder sind in ihrer Substanz ein Mosaik aufeinanderbezogener Selbst-und Fremdbilder. Diese Bilder sind als Bewußtseinsstrukturen individuell unterschiedlich ausgeprägt. Ihre jeweilige Intensität etwa als Leitbilder hängt von aktuell bedingten Anforderungen ab. Sie sind damit immer situativ und kontextbezogen. So ist seit etwa 1977 eine deutliche Umdimensionierung unserer Wahrnehmungsfelder analysierbar, die Topoi Nation, Deutschland bzw.deren semantisches Umfeld sind in den Vordergrund gerückt. Zusammenfassend lassen sich folgende Akzentuierungen der deutschen Frage festhalten:

1. Der zeitliche Längsschnitt zeigt Variationen der deutschen Frage als geistig-politische Standortfra-gen. Leitmotivisch geht es um Suchbilder nach Deutschland und gleichzeitig um den Versuch, sich selbst zu begreifen. Selbstdefinition und Fremdabgrenzung sind für die Bundesbürger nach dem Grundlagenvertrag offenbar noch vager geworden. Mit zunehmendem zeitlichen Abstand steigen sogar die Nachfragen nach geistig-politischen Standortbeschreibungen. 2. Die Debattenschwerpunkte und Argumentationsfiguren verweisen schon sprachlich auf die Variationen der deutschen Frage in der intellektuellen Öffentlichkeit. Anerkennung und Selbstanerkennung. statusrechtliche Probleme. Fragen des Systemgegensatzes wandeln sich zu Selbstverständnis-debatten und Identitätsnachfragen. Die deutsche Frage wird so seit Mitte der siebziger Jahre stärker als vorher subjektiviert. personalisiert und entpolitisiert, wenn das geringe Interesse an Fragen des Systemwettbewerbs mit berücksichtigt wird. Im Vordergrund stehen subjektive, individuelle und kollektive Dispositionen. Die Argumentationsmuster verlaufen unter Bezugnahme auf subjektive Lebensformen, Werte, Bedürfnisse, Identitätsansprüche. 3. Diese moderne Fassung der deutschen Frage ist eingebettet in übergeordnete Zeitströmungen seit Mitte der siebziger Jahre. Die Neigung zur Binnen-orientierung, die Rückkehr auf die eigenen, inneren Probleme kennzeichnet die Signatur der siebziger. Die deutsche Frage ist integriert in diese Klimaveränderungen. Sie stellt sich deshalb als Thema unserer politischen Kultur, als Frage nach den Werten. Orientierungen, Einstellungen, nach dem Selbstverständnis der Deutschen heute. Dabei ist nach einem ökologisch-friedenspolitisch und deutsch-deutschen, historisch-kulturell geprägten Selbstverständnis gefragt. Hierin läßt sich die Aktualität der deutschen Frage nachweisen. Die Nation dient dabei häufig nur als Vehikel für andere Ambitionen nach konkreter Sinnerfüllung.

4. Die DDR ist dabei noch immer Teil unseres Selbstverständnisses. Das gewachsene Interesse an der DDR hat sich jedoch entsprechend den neuen Anforderungen und Ausprägungen der deutschen Frage gewandelt. Dahinter stecken sowohl ein Bedürfnis nach Information vor allem über den Alltag der DDR wie historisch-kulturell gefärbte gesamtdeutsche Bewußtseinsprofile. Sie legen die Erinnerungsspuren an die gemeinsame Vergangenheit neu offen und provozieren gleichzeitig in der Kategorie der neuen Betroffenheit eine ganze Palette neuer deutsch-deutscher Gemeinsamkeiten vom ökologischen bis friedenspolitischen Engagement.

5. Die aktuelle Brisanz der deutschen Frage, ihre Qualität als Zeitgeist-Chiffre hängt mit dem Identitätsbegriff zusammen. Identität bündelt zeit-adäquat die drei Problem-Dimensionen der deutschen Frage:

— die historisch-politische, als Frage nach den Traditionslinien deutscher Standortsuche, nach dem stets strittigen Geltungsbereich und vorrangigen Bezugspunkt der Deutschlandbilder;

— die politisch-strategische, als Frage nach den West-Ost-Koordinaten der Bundesrepublik zwischen Westbindung, Ostverbindung und Mittel-lage; die Problematik, fester Bestandteil des demokratischen Westens zu sein ohne gleichzeitig zu leugnen, daß wir als Deutsche einer Nation angehören. die in zwei Staaten mit unterschiedlichen Gesellschaftssystemen aufgeteilt ist;

— die politisch-kulturelle, als Frage nach den normativen Bindungen der westdeutschen Demokratie. nach der Spannung zwischen Zugehörigkeit zum Westen bei gleichzeitiger Suche nach antiwestlicher Eigenart, nach den spezifischen Verarbeitungsmustern von Modernitätserfahrungen in Deutschland.

Die Ursachen für die skizzierten Akzentverlagerungen der deutschen Frage seit 1972 sind vielschichtig — sie sind international und national bedingt. Nach dem Vierteljahrhundert eines unvergleichbaren Wirtschaftswachstums war die Zeit nach 1972 eine Zeit der Rückschläge und des Zweifelns, eine Mischung aus Protest und Populismus. Manche der Schocks der siebziger Jahre erwiesen sich als wenig dauerhaft. Aber sie hinterließen Narben. Der Verlust sichernder Leitbilder und stabiler Prognosen hat dabei offenbar das Bedürfnis nach trans-rationalen Verankerungen. nach einer tiefer grundierten Identität und sogar nach kollektiv vermittelter Sinn-stiftung wachsen lassen.

Die intellektuellen Deutschlandbilder markieren mit ihren Portraits, Profilen und Prognosen, wie sehr die deutsche Frage heute mit Grundfragen des Sebstverständnisses und der politischen Kultur der Bundesrepublik verknüpft ist. Als Suchbilder nach Deutschland und Sinnfragen an die moderne Industriegesellschaft sind sie stets bestimmt durch zwei ambivalente Grundgefühle: den Rückblick auf das, was wir waren, aber nicht sein wollten, und die Besinnung auf das, was wir sein könnten, aber nicht sind.

Fussnoten

Fußnoten

  1. So beispielsweise zum gleichen Zeitraum Anton Kaes, Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film. München 1987. und. mit Fotographien. in: Klamm. Heimlich + Freunde. Die 70’er Jahre. Berlin 1987.

  2. Vgl. Otto Klineberg. Die menschliche Dimension in den internationalen Beziehungen. Bern-Stuttgart 1966. S. 44— 59; Karl Jaspers. Psychologie der Weltanschauungen. München-Zürich 1985 (zuerst Berlin-Heidelberg 1954). hier S. 143 ff. Ausarbeitung eines Vortrags, den der Verf. vor der Studien-gruppe „Deutsche Frage“ auf Schloß Auel hielt. Weiterführende Hinweise sind der Dissertation des Autors zum gleichen Thema zu entnehmen, deren Veröffentlichung in Vorbereitung ist.

  3. Grundlegend dazu Kenneth N. Boulding. The Image. Knowledge in Life and Society, Ann Arbor 1956; Hans-Peter Dreitzel, Selbstbild und Gesellschaftsbild. Wissenssoziologische Überlegungen zum Image-Begriff, in: Europäisches Archiv für Soziologie, (1962) 3, S. 181— 228; ergänzend Peter L. Berger/Thomas Luckmann. Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. Frankfurt 1969; Alexander Demandt, Metaphern für Geschichte. Sprachbilder und Gleichnisse im historisch-politischen Denken. München 1979; Günter Dux. Die Logik der Weltbilder. Sinnstrukturen im Wandel der Geschichte, Frankfurt 1982.

  4. Vgl. H. -P. Dreitzel (Anm. 4). S. 181-228; Daniel Frei, Feindbilder und Abrüstung. Die gegenseitige Einschätzung der UdSSR und der USA. München 1985. S. 12.

  5. Vgl. hierzu Rainer M. Lepsius. Interessen und Ideen. Die Zurechnungsproblematik bei Max Weber, in: Friedhelm Neidhardt u. a. (Hrsg.). Kultur und Gesellschaft. Opladen 1986, S. 20— 31. hier besonders S. 20L; vgl. speziell zu den Perzeptionsmustern Jörg-Peter Mentzel /Wolfgang Pfeiler. Deutschlandbilder. Die Bundesrepublik aus der Sicht der DDR und der Sowjetunion. Düsseldorf 1972.

  6. H. -P. Dreitzel (Anm. 4). S. 193; zur Variationsbreite der nationalen Bilder vgl. Karl-Rudolf Korte. Nationale Identifikation und europäische Bindung, in: Dirk Berg-Schlosser / Jakob Schissler (Hrsg.), Politische Kultur in Deutschland. Bilanz und Perspektiven der Forschung. Opladen 1987, S. 222-228.

  7. Eine systematische inhaltsanalytische Arbeit liegt hierzu jetzt für den Bereich der Schulbücher vor. Vgl. Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.). Deutschlandbild und Deutsche Frage in den historischen, geographischen und sozialwissenschaftlichen Unterrichtswerken der Bundesrepublik Deutschland und der DDR von 1949 bis in die 80’er Jahre. Braunschweig 1986. Vgl. zu den politisch-kulturellen Veränderungen seit den siebziger Jahren: Hermann Rudolph. Die Herausforderung der Politik. Innenansichten der Bundesrepublik. Stuttgart 1985; Michael Rutschky. Erfahrungshunger. Ein Essay über die siebziger Jahre. Frankfurt 1982; Georg Heinzen /Uwe Koch. Von der Nutzlosigkeit, erwachsen zu werden. Hamburg 1985; Karl Dietrich Bracher. Politik und Zeitgeist. Tendenzen der siebziger Jahre, in: ders. u. a. (Hrsg.). Republik im Wandel. 1969— 1974. Die Ära Brandt (Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bd. 5/1). Stuttgart 1986. S. 285-406.

  8. Beispielsweise Karl-Heinz Janßen. Was ist Deutschland? Ein Begriff im Wandel der Generationen, in: Die Zeit v. 25. 2. 1972; Karl Holl. Deutsche Nation, in: Liberal. 14 (1972) 6. S. 413— 419; Imanuel Geiss. Reich und Nation, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. B 17/73. S. 3— 25; zu den empirischen Studien vgl. Gebhard Schweigler. Nationalbewußtscin in der Bundesrepublik und der DDR. Düsseldorf 19742; Lutz Niethammer. Traditionen und Perspektiven der Nationalstaatlichkeit für die Bundesrepublik Deutschland, in: Außenpolitische Perspektiven des westdeutschen Staates. Bd. 2. München 1972. S. 13— 107; Erich Kitzmüller u. a.. Der Wandel der nationalen Frage in der Bundesrepublik. Nationalstaat ohne Nationalökonomie?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. B 33/73. B 34/73. S. 3-30.

  9. Kontrovers dokumentiert im Deutschland Archiv. (1973). 5-10.

  10. Weiterführend Karl-Rudolf Korte. Erinnerungsspuren: Das neue Gesellschaftsbewußtsein, in: Werner Weidenfeld (Hrsg.). Geschichtsbewußtsein der Deutschen. Materialien zur Spurensuche einer Nation. Köln 1987. S. 65 — 79, hier S. 72 f.

  11. Richard Löwenthal. Vom Kalten Krieg zur Ostpolitik, in: ders. /Hans-Peter Schwarz. Die Zweite Republik. 25 Jahre Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz. Stuttgart 1974. S. 604-699. hier S. 693.

  12. G. Heinzen /U. Koch (Anm. 8). S. 51.

  13. Die Tagung der Bayerischen Akademie der Schönen Künste vom November 1974 mit dem Leitthema „Tendenzwende?“ führte zur völligen Verselbständigung dieses Begriffes. Zusammengefaßt bei Clemens Graf Podewils (Hrsg.). Tendenzwende? Zur geistigen Situation der Bundesrepublik. Stuttgart 1975.

  14. Exemplarisch Michael Schneider, Von der alten Radikalität zur neuen Sensibilität, in: Kursbuch. (1977) 49 mit dem Schwerpunktthema „Sinnlichkeiten“. S. 174— 187.

  15. Fritz J. Raddatz. Zweifel melken, in: Frankfurter Hefte, 31 (1976) 4. S. 137-148. hier S. 148. Vertiefend Karl-Rudolf Korte. Wer sind wir? Die deutsche Frage als Thema unserer politischen Kultur, in: Liberal. 27 (1985) 4. S. 115— 123.

  16. Hinweise dazu in: Der Spiegel vom 6. 1. 1975 mit dem Titel „Tendenzwende: Jeder fühlt den neuen Wind“, S. 119 ff.; Hermann Glaser. Der Gartenzwerg in der Boutique. Mythen der Regression. Provinzialismus heute. Frankfurt 1973; ders.. Brauchen wir ein neues Biedermeier? Kulturpolitik und die Grenzen des Wachstums, in: Frankfurter Hefte. 29 (1974) 5. S. 356— 361. Speziell zu den Suchbewegungen dieser Zeit vgl. Hanns-Josef Ortheil, Köder. Beute und Schatten. Suchbewegungen. Frankfurt 1985; Dieter Baacke. Nostalgie. Ein Phänomen ohne Theorie, in: Merkur. (1976) 5. S. 442-452.

  17. Zit. nach Jürgen C. Heß. Zum Deutschenbild der Niederländer. in: Liberal. (1978) 8. S. 614-627. hier S. 614; speziell zum Topos des häßlichen Deutschen vgl. Emanuelle Gazzo. Das gestörte Bild der Deutschen. Zur aktuellen Kritik der Bundesrepublik in Europa, in: Europa-Archiv. (1977) 23. S. 823-831. hier S. 826-828; Karl-Heinz Bohrer. Die Macht des Bildes. Zur Soziologie des häßlichen Deutschen, in: Merkur. (1977) 12. S. 1228-1230; Eugen Kogon. Der häßliche Deutsche, in: Frankfurter Hefte. 31 (1976) 11. S. 11-14.

  18. So beispielsweise Otthein Rammstedt. Die Instrumentalisierung der Baader-Meinhof-Gruppe, in: Frankfurter Hefte. 30 (1975) 3. S. 27— 38; Golo Mann. Deutschland im Herbst, in: Neue Rundschau. (1978). S. 489— 492. Überblicksartig dokumentiert sind diese Bildkomponenten im Literaturmagazin Tintenfisch. (1976) 9. mit dem Titel „ 30 Jahre danach. Beispiele und Kommentare“. S. 81— 96.

  19. Traditionelle Images bei Manfred Koch-Hillebrecht. Das Deutschenbild. Gegenwart — Geschichte — Psychologie. München 1977.

  20. So Werner Hill, in: Vorwärts v. 27. 9. 1973.

  21. Guntram von Schenck. Terrorismus als deutsches Phänomen. in: Neue Rundschau. (1978). S. 30— 41.

  22. Martin Greiffenhagen. Von Potsdam nach Bonn. Zehn Kapitel zur politischen Kultur Deutschlands. München-Zürich 1986. S. 203.

  23. Überblicksartig Francois Bondy. Wie sieht uns die Welt? Das Bild vom Deutschen im Ausland, in: Die Zeit v. 29. 12. 1978.

  24. Theo Sommer. Die Deutschen im Zerrspiegel. Radikalenerlaß als Stein des Anstoßes, in: Die Zeit v. 4. 6. 1976.

  25. So beurteilt von Günther Gillessen. Die unheimlichen Deutschen. Mißverständnisse von draußen werden mit Übertreibungen von drinnen genährt, in: FAZ v. 25. 2. 1978.

  26. Zur Sicherheit als Wertorientierung vgl. Helge Pross. Was ist heute Deutsch? Wertorientierungen in der Bundesrepublik. Hamburg 1982. besonders S. 100-106.

  27. Überblicksartig hierzu Werner Weidenfeld (Hrsg.). Die Identität der Deutschen. Bonn 1983.

  28. Die Debatte ist zusammenfassend kurz charakterisiert bei Gebhard Schweigler. Grundlagen der außenpolitischen Orientierung der Bundesrepublik Deutschland. Rahmenbedingung. Motive. Einstellungen, Baden-Baden 1985. S. 116-141.

  29. Wie sehr das territoriale Bewußtsein auch ein Element der nationalen Identität ist. veranschaulicht Rudolf von Thadden. Das verschobene Vaterland. Deutsche Identität ohne Deutschlands Osten?, in: Süddeutsche Zeitung v. 11. /12. 4. 1987.

  30. Einen Überblick über die Jubiläumsliteratur gibt Hermann Rudolph. Bundesdeutsche Innenwelten, in: Merkur. (1979). S. 1034— 1038; Hermann Glaser. In diesem Lande leben wir. Ein Blick auf Rückblicksbücher. in: Politische Vierteljahresschrift. (1980) 1. S. 6-16; Manfred Weber. Ein Jubiläum aus der Retorte. Dreißig Jahre Bundesrepublik, in: Der Monat. (1979) 3. S. 118-121.

  31. Dazu vor allem: Frieden schaffen mit anderen Waffen. Fünf Vorschläge zu einer alternativen Sicherheitspolitik, hrsg. v. Kommitee für Grundrechte und Demokratie. Reinbek 1981.

  32. Zur Dimension Europa vgl. Peter Bender. Das Ende des ideologischen Zeitalters. Die Europäisierung Europas. Berlin 1981.

  33. In vielschichtigen Facetten dokumentiert im Kursbuch. (1980) 61 mit dem Thema „Sicher in die 80’er Jahre“; Wilfried von Bredow. Über den neuen Apokalypse-Enthusiasmus in der Bundesrepublik Deutschland, in: ders.. Deutschland — ein Provisorium?. Berlin 1985. S. 100— 111.

  34. So analysierbar aus dem Sammelband Wolfgang Venohr (Hrsg.). Die deutsche Einheit kommt bestimmt, Bergisch-Gladbach 1982; vertiefend dargestellt bei Arno Klönne. Zurück zur Nation? Kontroversen zu deutschen Fragen, Köln 1984.

  35. Zur Verwendung des Begriffs Identität vgl. u. a. Gerold Schmidt. Identität. Gebrauch und Geschichte eines modernen Begriffs, in: Muttersprache. 86 (1976). S. 333— 354. Zur aktuellsten Verwendung Karl Dietrich Bracher. Das Modewort Identität und die Deutsche Frage, in: FAZ v. 9. 8. 1986.

  36. Weiterführend Werner Weidenfeld. Die Suche nach Identität: Ein deutsches Problem?, in: ders. (Hrsg.). Nachdenken über Deutschland. Materialien zur politischen Kultur der deutschen Frage. Köln 19872. S. 89— 99. hier S. 90— 99; Karl-Rudolf Korte. Die Nation: Chance zur Selbstverwirklichung? Wertwandel und nationale Frage, in: Konrad Adam (Hrsg.). Kreativität und Leistung. Köln 1986. S. 245— 249.

  37. Leitmotivisch bei Botho Strauß, beispielsweise Paare. Passanten. München 19852. S. 176; grundsätzlich Wilhelm Hennis. Identität durch Errungenschaften? Zu einigen Wandlungen der politischen Kultur in der Bundesrepublik, in: Institut der deutschen Wirtschaft (Hrsg.). Wirtschaftliche Entwicklungslinien und gesellschaftlicher Wandel. Köln 1983. S. 29-41.

  38. Zu den einzelnen Themenfeldern dieser rückwärtsgewandten Modernität vgl. Karl-Rudolf Korte. Suchbewegungen: Wo ist der deutsche Standort?, in: Nachdenken über Deutschland (Anm. 37). S. 19— 36.

  39. Hierzu besonders Wilfried Nelles. Kollektive Identität und politisches Handeln in Neuen Sozialen Bewegungen, in: Politische Vierteljahresschrift. (1984) 4. S. 425— 440. hier S. 433— 435; Eberhard Knödler-Buntes. Wider die Kurzatmigkeit sozialdemokratischer Kulturpolitik, in: Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte. 32 (1985) 1. S. 64— 75. hier S. 64 u. 74 f.

  40. Marielouise Janssen-Jurreit (Hrsg.). Lieben Sie Deutschland? Gefühle zur Lage der Nation. München-Zürich 1985.

  41. Ebenda. S. 10.

  42. Vgl. Alexander Schwan. Frei vor vereint. Die Wiederbelebung der nationalen Fragen ändert nichts an der Räson der Bundesrepublik, in: Die Politische Meinung. 28 (1983) 206. S. 31-39.

  43. Vgl. Hermann Rudolph. Die Deutsche Frage — neu gestellt? Zur Kritik des neuen Patriotismus vor dem Hintergrund von Jacob Kaisers Brücke-Konzept, in: Mut zur Einheit. Festschrift für Johann-Baptist Gradl. Köln 1984. S. 147-163.

  44. Vgl. H. Rudolph. Die Deutsche Frage (Änm. 44). S. 156.

  45. Weiterführend Rüdiger Bubner. Moderne Ersatzfunktionen des Ästhetischen — Lebensversöhnung durch Kunst, in: Merkur. (1986) 2, S. 91— 107; Ulrich Greiner. Beethoven. Über die Ästhetisierung des Boulevards und die Boulevar-disierung der Ästhetik, in: Die Zeit v. 18. 4. 1986; Karla Fohrbeck. Spielraum der 80'er Jahre: Stilbildung auf der Lebensbühne, in: FAZ v. 21. 6. 1986.

  46. Nachzulesen im Tagungsband Deutscher Sonderweg — Mythos oder Realität?. München 1982 (Kolloquien des Instituts für Zeitgeschichte).

  47. Ausführlich festgehalten bei Eberhard Schulz /Peter Danylow. Bewegung in der deutschen Frage? Die ausländischen Besorgnisse über die Entwicklung in den beiden deutschen Staaten. Bonn 19852.

  48. Hier besonders in der Merkur-Kontroverse nachzeichenbar. vgl. Merkur. (1981) 5. 7. 8. vor allem zwischen Geoff Eley und Hans-Ulrich Wehler.

  49. So Karl Dietrich Bracher auf dem Kolloquium „Deutscher Sonderweg“ (Anm. 47). S. 46— 53. und Kurt Sontheimer. ebenda. S. 27— 33.

  50. Akzentsetzend hier vor allem Pierre Hässner. Was geht in Deutschland vor? Wiederbelebung der deutschen Frage durch Friedensbewegung und Alternative Gruppen, in: Europa-Archiv. (1982) 17. S. 517-526.

  51. Günter Grass. Das Treffen in Telgte. Reinbek 1981, S. 90.

  52. Ausführlicher dazu Karl-Rudolf Korte. Der Traum vom . anderen'Deutschland. Schriftsteller leiden am deutschen Weg. in: Deutschland Archiv. 17 (1984) 9. S. 958— 962; exemplarisch nachzulesen bei Klaus Wagenbach u. a.. Vaterland. Muttersprache. Deutsche Schriftsteller und ihr Staat seit 1945. Berlin 1979; Hans Christoph Buch (Hrsg.). Thema: Deutschland. Das Kind mit zwei Köpfen. Berlin 1978; Uwe Wandrey (Hrsg.). Kein schöner Land? Deutschsprachige Autoren zur Lage der Nation. Reinbek 1979.

  53. Martin Walser. Dorle und Wolf. Frankfurt 1987.

  54. Zur Begrifflichkeit der Vergleichgesellschaft vgl. Rainer M. Lepsius. Die Teilung Deutschlands und die deutsche Nation, in: Lothar Albertin /Werner Link (Hrsg.), Politische Parteien auf dem Weg zur parlamentarischen Demokratie in Deutschland. Düsseldorf 1981, S. 417— 450. hier S. 436f.

  55. Marion Gräfin Dönhoff u. a.. Reise in ein fernes Land, Hamburg 1964; Theo Sommer (Hrsg.), Reise ins andere Deutschland. Hamburg 1986.

  56. Irene Böhme. Die deutsche Teilung hält die Politiker in Schwung, in: Frankfurter Rundschau v. 10. 9. 1987.

  57. Grundsätzlich dazu Werner Weidenfeld (Hrsg.). Geschichtsbewußtsein 3er Deutschen. Materialien zur Spuren-suche einer Nation. Köln 1987. dort vor allem überblicksartig der Literaturbericht von Andreas Meusch und Felix Ph. Lutz. S. 224-242.

  58. Diese Argumentationen sind dokumentiert in: Historikerstreit. Die Dokumentation der Kontroverse um die Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Judenvernichtung. Texte von Rudolf Augstein u. a.. München-Zürich 1987.

Weitere Inhalte

Karl-Rudolf Korte, geb. 1958 in Hagen; wissenschaftlicher Assistent am Institut für Politikwissenschaft der Universität Mainz; seit 1986 stv. Leiter der Forschungsgruppe Deutsche Frage. Veröffentlichungen u. a.: Nippons neue Vasallen? Die Japanpolitik der Europäischen Gemeinschaft. Bonn 1984; Der Traum vom „anderen“ Deutschland. Schriftsteller leiden am deutschen Weg. in: Deutschland Archiv. (1984) 4; Wer sind wir? Die deutsche Frage als Thema unserer politischen Kultur, in: Liberal. (1985) 4; (Mitautor) Die Deutsche Frage in der politischen Bildung. Denkanstöße für eine zeitgerechte Umsetzung, in: Deutschland Archiv, (1987) 7; Nationale Identifikation und europäische Bindung, in: D. Berg-Schlosser/J. Schissler (Hrsg.), Politische Kultur in Deutschland, Opladen 1987.