I. Vom Umgang mit Schulbüchern im Spannungsfeld von Pädagogik und Politik
Schulbuchkontroversen der Gegenwart belegen — gleichgültig, ob sie die Auswahl und Darstellung der fachlichen Inhalte von Schulbüchern oder die Zulassung bzw. Nicht-Zulassung bestimmter Schulbücher betreffen —, daß Schulen und das in ihnen institutionalisierte Lehren und Lernen ein Politicum ersten Ranges darstellen Die Wiederentdeckung dieses Tatbestandes bei schulbuchbezogenen innenpolitischen Auseinandersetzungen — insbesondere zu Wahlkampfzeiten — während der sechziger und siebziger Jahre in der Bundesrepublik Deutschland; die jenen speziell partei-oder generell interessenpolitischen Auseinandersetzungen nachgehende wissenschaftliche Thematisierung des darin sichtbar werdenden gesellschaftlichen Wirkungszusammenhangs und des sich in öffentlichen Kontroversen um Schulbücher wie Schulbuch-empfehlungen widerspiegelnden Streits um die (Un-) Vereinbarkeit von Pädagogik und Politik die weniger schulpädagogisch denn staatspolitisch motivierte Klage im Forschungsbericht einer partei-nahen Stiftung über das Schulbuch als „ein Politikum“ in dem angeblich — aufgrund der fachlichen Inkompetenz und/oder des staatsbürgerlichen Versagens von Schulbuchautoren! — der „Geist der Institutionen“, „Verfassungspatriotismus“ und „Bürgersinn“ vielfach nicht vorkommen: All’ dies sind im Grunde Versuche (wenngleich recht unterschiedlicher methodischer Art), sich auseinander-zusetzen mit dem Problem gegenwärtiger Politisierung der Pädagogik in Schulen und durch Schulbücher Entsprechende öffentliche Auseinandersetzungen erscheinen, obgleich verbal zumeist von pädagogischer oder bildungspolitischer Sorge um die heranwachsende Generation bestimmt, real nicht selten von partiellen sozio-ökonomischen oder sozio-kulturellen Interessen der jeweiligen Kritiker geleitet.
Schulbücher sind ganz offensichtlich ein Politicum und was für Schulbücher als solche gilt, trifft nicht minder zu auf den Umgang mit ihnen in Schule, Wissenschaft und Politik! Darüber gerät fast zwangsläufig aus dem Blick, daß Schulbücher ihrer Geschichte und Funktion nach zunächst einmal Informations-und Bildungsmedien sind, pädagogische Hilfsmittel zur Unterstützung und Entlastung schulischer Unterrichts-und Erziehungspraxis. Insofern sollten Schulbücher nicht isoliert von schulpädagogischen, fach-und mediendidaktischen Kontexten betrachtet werden. Das Schulbuch als didaktisches Medium ist eben nicht nur Politicum, sondern zugleich stets Informatorium und Pädagogicum
II. Zur Theorie und Praxis sozialwissenschaftlicher Schulbucharbeit
Interesse bei Politikern gefunden hat das Bildungsmedium Schulbuch in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zum einen aufgrund eines unübersehbaren Modernitätsrückstandes besonders des in Lesebüchern repräsentierten Schulwissens und wegen damit verknüpfter Befürchtungen über dessen bildungs-und gesellschaftspolitische Relevanz; zum anderen in Erwartung eines hilfreichen Beitrags zur auswärtigen Kulturpolitik durch jene Geschichts-und Geographie-lehrbücher, die unter dem Leitgedanken „Internationale Verständigung“ und „Friedenspädagogik“ bilateral revidiert werden; schließlich infolge zunehmender öffentlicher, vornehmlich partei-und wahlkampfpolitischer Auseinandersetzungen um die angebliche Verfassungsfeindlichkeit sowohl von Schulbüchern für die politische Bildung als auch von solchen für andere Lehr-und Lernbereiche, die — wie etwa das Fach Religion — gemeinhin als besonders bedeutsam für die sogenannte Gesinnungsbildung in der Schule angesehen werden.
Weit geringere Aufmerksamkeit bewirkt haben — sofern überhaupt registriert — Bemühungen wissenschaftlicher Schulbucharbeit, Bildungsmedien als Produkt und Faktor sozio-ökonomischer Verhältnisse zu betrachten oder sie als Ausdruck des Zeitgeistes einer Epoche und Indikator der politischen Kultur einer Gesellschaft zu begreifen. Was sozialwissenschaftliche Schulbucharbeit — insbesondere für die fachbezogene wie fächerübergreifende politische Bildung in Schulen, aber darüber hinaus auch für die politische Allgemeinbildung andernorts — an Einsichten und Erkenntnissen vermitteln kann, soll nachfolgend exemplarisch durch eine vergleichende Würdigung ausgewählter Untersuchungen zu Schulbüchern und dem Umgang mit ihnen sowie durch eine daran anknüpfende systematische Skizzierung wesentlicher Aufmerksamkeitsrichtungen problemorientiert-multiperspektivischer Schulbuchforschung aufgezeigt werden. 1.Exemplarische Untersuchungen a) Zeitgeist und Schulbücher im Wandel Die erste hier vorzustellende Schulbuchuntersuchung, eine vergleichende Analyse deutscher Schulbücher aus dem Zeitraum 1888 bis 1933, ist von der Fragestellung her gesehen zweifellos als eine geschichtswissenschaftliche anzusprechen. Der Autor Horst Schallenberger untersucht darin eine große Anzahl von Schulgeschichtsbüchem aus der Wilhelminischen Ära sowie aus der Weimarer Republik und weist anhand dieser Lehrbücher für Deutschland den Wandel von einem in sich geschlossenen zu einem relativ uneinheitlichen Geschichtsbild nach, wobei er den Aspekten Kontinuität und Diskontinuität besondere Beachtung schenkt.
Sind die Geschichtsschulbücher der Kaiserzeit nach Schallenberger gekennzeichnet durch eine „preußisch-konservative Grundhaltung“, eine „heroische Geschichtsauffassung“, die „Betonung der dynastischen Geschichte“, einen „christlichen Traditionalismus“, die „Vorstellung von Kaiser und Reich als prägende(r) Kraft“ sowie einen von chauvinistischen Akzenten nicht freien „Nationalismus“, so konstatiert der Autor für die Weimarer Zeit drei Grundtypen von Geschichtsschulbüchem: erstens jene, in denen die historisch-politischen Leitvorstellungen des Kaiserreiches weiterhin anklingen; zweitens solche, in welchen die Traditionen der Wilhelminischen Ära fortleben und in Richtung auf einen autoritären sowie völkischen Machtstaat übersteigert werden; drittens eine nicht geringe Zahl von Unterrichtswerken, die demokratisch-republikanische Aspekte bei der Geschichts-und Politikbetrachtung zu vermitteln trachten, dabei entschieden für das neue politische System und den Gedanken der Völkerverständigung eintretend.
Für Schallenberger erweist sich im Verlauf seiner Schulbuchanalyse die Richtigkeit der Annahme, daß Geschichte bewirkte und wirkende Kraft zugleich sei; belegen seine Befunde doch, daß auch die in der Schule jeweils vermittelten Geschichtsbilder eine heranwachsende Generation in ihrer poli-tischen Meinungs-und Urteilsbildung beeinflussen und darüber hinaus nicht unwesentlich deren Stellungnahme zu Gegenwartsproblemen sowie ihre Denk-und Handlungsweise in der Zukunft mitbestimmen können. Unter dem Aspekt solcher (Bildungs-und/oder Sozialisations-) Wirkung in politischer Hinsicht sind Schulgeschichtsbücher für den Autor unbestreitbar „ein Politikum“. Ihre Untersuchung gehört für ihn somit — geleitet von der Frage nach der politischen Relevanz schulbuchgestützter Geschichtsbild-Vermittlung — ohne Zweifel auch zu den Forschungsaufgaben der Politikwissenschaft
Die implizite geistesgeschichtliche Aufmerksamkeitsrichtung von Schallenbergers vergleichenden Schulbuchstudien ermöglicht, diese zugleich als einen Beitrag zur Zeitgeistforschung zu werten, der es nach Hans-Joachim Schoeps darum geht, den sogenannten Zeitgeist einer Gesellschaft (soll heißen: „die Gesinnung einer Epoche, das Lebensgefühl einer Generation“) zu erfassen, der sich zwar nicht fixieren und definieren läßt, aber doch materialiter in seinen mannigfaltigen Erscheinungsformen anschaulich charakterisiert werden kann So betont Schallenberger: „Da Lehrer und Schulbuchautoren mit den Schichten der Gesellschaft in ständigem Austausch stehen — sie befinden sich quasi , von Amts wegen* in steter Auseinandersetzung mit dem Zeitgeist —, kann aus den Schulbüchern ein Querschnittsbild gewonnen werden.“ b) Politikvermittlung in Schulbüchern Die zweite schulbuchbezogene Veröffentlichung, die im Zusammenhang mit unserer These, daß Schulbücher und der Umgang mit ihnen sowohl Ausdruck des Zeitgeistes einer Epoche als auch Indikator der politischen Kultur einer Gesellschaft sind, Beachtung verdient, ist ein von Franz Pöggeler editierter Band mit Beiträgen und korrespondierenden Quellenmaterialien zum Themenkreis „Politik im Schulbuch“ Bemerkenswert ist zunächst einmal, daß der Herausgeber und Initiator des damit dokumentierten Forschungsberichts der Bundeszentrale für politische Bildung ein Erziehungswissenschaftler ist. Aufmerksamkeit verdient zudem, daß die allen in dieser Publikation versammelten fach-und schulstufenspezifischen Schulbuchuntersuchungen vorgegebene bzw. sie leitende gemeinsame Frage nach der politischen Bildungs-und Sozialisationsrelevanz von Schulbüchern als eine unter historiographischem Aspekt vergleichend-systematische formuliert wurde: einerseits offensichtlich politische und vermeintlich unpolitische Lehrund Lernbereiche (in diesem Fall: den Deutsch-, Religions-, Biologie-und Musikunterricht auf der Sekundarstufe I sowie den muttersprachlichen und den Rechenunterricht auf der Primarstufe) einbeziehend, andererseits den Wechsel politischer Systeme in Deutschland (von der Wilhelminischen Ära über die Weimarer Republik und das Dritte Reich bis hin zu den beiden deutschen Teilstaaten DDR und Bundesrepublik Deutschland) berücksichtigend und dessen Auswirkungen auf die schulische Unterrichts-und Erziehungswirklichkeit bedenkend. Daher vermitteln diese Studien nicht bloß Politikdidaktikern, sondern im Grunde allen mehr oder minder politiknahen bzw. -fernen Fach-oder Bereichsdidaktikem sowie darüber hinaus auch Bildungspolitiken! und Schulpädagogen vielfältige Eindrücke über den Zeitgeist wie die politische Kultur und den Wandel beider in Deutschland.
Die Ergebnisse dieser Schulbuchuntersuchungen bestätigen überzeugend jene Auffassung, die der Verfasser aufgrund politikwissenschaftlicher Schulbucharbeit seit langem nachdrücklich vertreten hat: „Unter Berücksichtigung des politischen Wirkungszusammenhangs, in dem Schulbücher als pädagogische Hilfsmittel stets (auch) zu sehen sind, ist eine Unterscheidung von „politischen’ und . apolitischen* Schulbüchern nicht haltbar.“
Die anhand der systematisch-vergleichenden Text-wie Bildanalysen von Fibeln und Rechenbüchern für Grundschulen bzw. von Lese-, Religions-, Biologie-und Liederbüchern für sogenannte weiterführende Schulen gewonnenen Einzelbefunde können Schulbuchadressaten wie Schulbuchproduzenten anschaulich verdeutlichen, was alles im engeren oder weiteren Sinne in fachspezifischen Unterrichts-und Erziehungsprozessen „politisch“ bzw. „politisch relevant“ ist oder doch im Verlauf schulischer Informations-und Kommunikationspraxis entsprechend wirksam (gemacht) werden kann.
Schließlich sollten jene die Inhalts-, Normen-und Vermittlungsebene von Schulbuchaussagen ansprechenden Untersuchungsbefunde den Blick aller vornehmlich auf Schulbuchinhalte fixierten Schulbuchkritiker, -kontrolleure und -forscher weiten und schärfen helfen. Denn diese übersehen zum einen in der Regel die Bedeutsamkeit gerade der Formen wie auch der Fehl-Formen pädagogischer, hier: schulbuchdidaktischer bzw. -methodischer Wissens-und Normen-Vermittlung bei fachbezogener wie fächerübergreifender politischer Bildung; sie blenden zum anderen häufig vorschnell politische Systembezüge und entsprechende Systembefangenheiten der schulischen Wissens-und Normen-Vermittlung aus Die beiden hier angesprochenen sozialwissenschafltichen Aufmerksamkeitsrichtungen werden jedenfalls injenen Untersuchungen nicht vernachlässigt, die in dem Band „Politik im Schulbuch“ versammelt sind und der demgemäß treffender wohl unter dem Titel „Politik-Vermittlung im Schulbuch“ ins Gespräch gebracht worden wäre. c) Schulbücher: Bildungsmediutn — Sozialisationsfaktor — Herrschaftsinstrument Die dritte, mit den bereits vorgestellten Schulbuch-untersuchungen zu vergleichende politikwissenschaftliche Studie von Franz Josef Witsch-Rothmünd, „Politische Parteien und Schulbuch“ betitelt bietet erheblich mehr als nur fachwissenschaftlich und fachdidaktisch bzw. -methodisch ausgerichtete Untersuchungen zur Darstellung politischer Parteien in bundesrepublikanischen Schulbüchern. Diese Analyse ausgewählter sozialkundlieher Unterrichtswerke ist Teil weit umfassenderer politikwissenschaftlicher Untersuchungen, die ausgehend von und im Verbund mit der analytisch-kritischen Vergegenwärtigung der Darstellung von politischen Parteien in sozialkundlichen Unterrichtswerken der Gegenwart durchgängig das Spannungsverhältnis zwischen sozialisationstheoretischen Forschungsergebnissen und öffentlichen Schulbuchdiskussionen berücksichtigen.
Das besondere Verdienst dieser Arbeit liegt darin, daß in ihr gängige (angesichts des Umgangs mit Schulbüchern in Schule wie Politik eher wirklichkeitsfern erscheinende) Ansätze inhaltsfixiert-monoperspektivischer Schulbuchforschung mit einem überzeugenden Beispiel problemorientiert-multi-perspektivischer Schulbuchforschung konfrontiert worden sind. Da werden zum einen Schulbücher und (!) der Umgang mit ihnen in pädagogischer wie politischer Praxis wechselseitig in den Blick genommen, zum anderen die politischen Parteien so wohl als beachtenswerter Faktor im Bildungs-und gesellschaftspolitischen Kräftespiel wie auch als Thema schulbuchgestützter politischer Bildung dargestellt — nicht ohne bedenkenswerte Beziehungszusammenhänge zwischen beiden nachzuweisen.
Ein wichtiges Fazit dieser Untersuchungen zur Schulbuchwirklichkeit in der Bundesrepublik Deutschland bieten die vom Autor formulierten und durch vielfältige Belege illustrierten Thesen zur Stellvertreterfunktion öffentlicher Schulbuch-Kontroversen mit denen ein merkwürdiger Widerspruch zwischen der relativ geringen didaktischen Reichweit? und Sozialisationswirkung von Schulbüchern einerseits und den beachtlichen Bemühungen um eine (nicht zuletzt: partei-) politische Instrumentalisierung dieser didaktischen Medien bei öffentlichen Schulbuchdiskussionen andererseits aufge-zeigt wird Entscheidend für die Heranziehung dieses politikwissenschaftlichen Beitrags zur Schulbuchforschung ist hier letztlich eben dieser Befund. Durch die in Witsch-Rothmunds Arbeit gelungene Verknüpfung einer speziellen sowohl inhalts-als auch darstellungs-analytischen Aufmerksamkeitsrichtung („Politische Parteien im Schulbuch“) mit zwei weiterführenden Fragestellungen — einer prinzipiellen sozialisationstheoretischen („Schulbuch und politische Sozialisation“) und einer aktuellen System-und kommunikationstheoretischen („Schulbuch und politische Instrumentalisierung“) — wird empirisch erhärtet und in einen einleuchtenden politikwissenschaftlichen Erklärungszusammenhang gestellt, was vom Verfasser bei der Charakterisierung des Schulbuches als Politicum wiederholt thematisiert worden ist: „Die politische Dimension des Schulbuchs . . . zeigt sich vor allem dort, wo Schulbuch-Revision eine parteipolitisch-weltanschauliche Normierung von Unterrichtsmedien intendiert, oder dann, wenn Verleger mit der Schulbuch-Werbung, Gesellschaftspolitik'oder Politiker mit der Lernmittelfreiheit, Staat zu machen'suchen; sie liegt begründet sowohl in seinem Warencharakter als auch in seinem instrumentellen Charakter.“
Damit wird darauf abgehoben, daß nicht allein Schulbücher, vielmehr auch die vielfältigen Formen öffentlichen Umgangs mit ihnen in einem politischen Interessenzusammenhang stehen und demgemäß u. a. von daher beurteilt werden müssen. Dies gilt für die kultusministerielle Schulbuchprüfung ebenso wie für Kampagnen von Schulbuchverlegern für „eigene“, soll heißen: über die Lernmittelfreiheit staatlicherseits finanzierte Schulbücher; für zwischenparteiliche Schulbuchkontroversen ebenso wie für schulinteme Auseinandersetzungen um das jeweils „beste“ und also klassenweise einzuführende Schulbuch. Problemorientiert-multiperspektivisch verfahrende Schulbuchforschung jedenfalls dürfte kaum übersehen, daß Schulbücher und der Umgang mit ihnen stets auch Indikator der jeweils intendierten „Politikvermittlung“ sowie deren materialer und formaler Strittigkeit in einer Gesellschaft sind. 2. Systematische Ansätze Wenn sich bei sozialwissenschaftlicher Analyse das Bildungsmedium Schulbuch als „Produkt und Faktor gesellschaftlicher Prozesse“ (E. Horst Schallenberger), als zeitgeistbestimmt und -bestimmend zugleich erweist, dann ist eine Unterscheidung der drei Funktionen des Schulbuchs — zum einen seine informatorische sowie pädagogische Aufgabe und zum anderen seine politisch-gesellschaftliche Bedeutung — wenig sinnvoll. Sie wird jedenfalls höchst bedenklich dort, wo es die Wirkung und den Stellenwert des Massen(kommunikations) mediums Schulbuch im Rahmen eines sozialen Subsystems (Schule) bzw. innerhalb eines Sektors gesellschaftlichen Lebens (pädagogische Praxis) aufzuhellen und zu problematisieren gilt.
Beim Nachdenken über die gesellschaftlichen Funktionen und die politische Bildungs-bzw. Sozialisationsrelevanz schulischer Lehr-und Lernmittel ergeben sich unter sozialwissenschaftlichen Aspekten eine Reihe wichtiger Aufmerksamkeitsrichtungen; demgemäß sollten Schulbücher und der Umgang mit ihnen vordringlich unter die Lupe genommen werden. a) Schulbücher als Spiegel der gegenwärtigen Gesellschaft
Da Kritikern des öffentlichen Bildungswesens schulische Unterrichts-und Erziehungspraxis in der Regel nicht unmittelbar zugänglich ist, bieten sich ihnen neben Richtlinien und Lehrplänen vor allem Schulbücher als Quellen an, die ihnen Aufschluß darüber geben, was an Themen in der Schule erörtert wird und welche Absichten mit schulischem Lehren und Lernen verfolgt werden. Erscheint es dem nicht nur theoriegeleitet, sondern auch praxis-bezogen arbeitenden Schulbuchforscher schon sehr fahrlässig, solcherart Schulbuchwirklichkeit als direktes Abbild schulischer Unterrichts-und Erziehungswirklichkeit zu nehmen, so ist die gelegentlich wie selbstverständlich formulierte Annahme (oder auch Wunschvorstellung), in Schulbüchern ein Spiegelbild der gegenwärtigen Gesellschaft vorzufinden, erst recht fragwürdig. Die Erwartung, daß Schulbücher teilweise oder insgesamt ein repräsentatives (!) Bild der Gesellschaft zu geben vermögen, dürfte allenfalls in einer sich sehr langsam entwikkelnden Gesellschaft Bestätigung finden. Dies belegen zahlreiche Untersuchungen, die in Schulbüchern „un-zeitgemäße“ Darstellungen von Sachverhalten und Problemlagen unserer geschichtlich-gesellschaftlichen Wirklichkeit aufzeigen bzw. mangelnde „Aktualität“ und/oder „Lebensnähe“ von Schulbuchtexten nachweisen
Schulbücher — Spiegel gegenwärtiger Gesellschaft? Für Untersuchungen geleitet von dieser Frage sind didaktische Medien im Grunde geeignete und zuverlässige Quellen nur unter drei Bedingungen Erstens, sie müssen im wesentlichen „profane“ Texte enthalten; zweitens, sie dürfen nicht speziell für einen „gruppen“ -, „schichten-“ oder „klassenspezifischen“ Adressatenkreis der jeweiligen Gesellschaft produziert sein; drittens, ihr Inhalt sollte vor allem nicht „veraltet“ sein. b) Schulbücher als Ausdruck des Zeitgeistes einer Epoche Zum Ausgangspunkt bei der Rekonstruktion des Zeitgeistes einer Gesellschaft in einer bestimmten Periode ihrer Entwicklung werden Schulbücher zumeist im Rahmen vergleichender Analysen von Unterrichtswerken zur Geschichte die Erkenntnisse über das in einer Epoche maßgebliche schulische „Geschichtsbild“ gewinnen wollen Schulbücher lassen sich der Sache nach jedoch in vielfacher Hinsicht als Manifestationen des Zeitgeistes betrachten. So ist schon von Hans-Joachim Schoeps darauf hingewiesen worden, daß Schulbücher „eine Quelle besonderer Art“ sind, „deren Auflagenvergleich . . . Rückschlüsse auf den Zeit(geist) wandel gestattet. Hier ist typisch, welcher Lehrstoff ausgewählt wird, welche Übungsbeispiele gegeben, welche Werturteile mit den Darstellungen verknüpft werden.“ Zudem hat Schoeps ausdrücklich betont, daß keineswegs allein die Geschichtslehrbücher, sondern „auch die Übungs(!) bücher in alten (!) und neuen Sprachen . . . manche Aufschlüsse vermitteln (können)“; weiterhin erinnert er daran, daß beispielsweise die reformpädagogische Entwicklung in Deutschland „von der Lehr-zur Arbeitsschule“ im Unterrichts-und Erziehungsbereich „manches — freilich nicht durchgängig — (hat) anders werden lassen“.
So bringen denn Schulbücher der unterschiedlichsten Lehr-und Lernbereiche als Paedagogicum sowohl die dominierenden schulpädagogischen und mediendidaktischen Grundauffassungen als auch konkurrierende fachdidaktische und -methodische Lehrmeinungen einer Epoche zum Ausdruck. Ferner läßt sich an ihnen ablesen, welche Bedeutung verschiedenen Unterrichtsfächern bildungstheoretisch beigemessen wird und welche Themen oder Probleme in den einzelnen Erziehungsbereichen unter bildungspraktischem Aspekt als wichtig angesehen werden. Als Informatorium vermitteln Schulbücher vielfältige „Bild“ -Ausschnitte unserer Lebenswirklichkeit und spiegeln dabei ggf. auch diesbezügliche problem-oder zeitgeschichtliche Diskussionen wider (etwa: um das „wahre“ Geschichtsbild, ein „zeitgemäßes“ Frauenbild, ein „ausgewogenes“ Bild der Dritten Welt, das „richtige“ Jesusbild, ein „neues“ Deutschland-oder auch Europabild). Als Politicum geben sie Auskunft darüber, was seitens staatlicher oder kirchlicher Schulträger und -inspektoren als lehr-und lern-„würdig“ zugelassen wird (und was nicht); sie vermitteln zumindest indirekt einen Einblick auch in den jeweiligen sozioökonomischen und soziokulturellen Stand der schulbezogenen Buchentwicklung und -herstellung und ermöglichen u. a. das Aufspüren der Normen, der Moral und der alltäglichen Verhaltensweisen, die in einer bestimmten Epoche allgemein gültig sind bzw. alternativ propagiert werden, sowie staats-und gesellschaftsbezogene Interpretationen bezüglich deren politischer Relevanz.
Eine strittige Frage allerdings bleibt, ob die Tatsache, daß in Schulbüchern literarische und andere Texte sowie mancherlei Stereotypen und Klischees oft auch längere Zeiträume überleben, sich nicht verfälschend auswirkt bei Versuchen der schulbuchbezogenen Ermittlung jener weltanschaulichen oder ideologischen Normen, die in einer Gesellschaft anzutreffen sind. Ungeklärt ist außerdem, ob sich diesbezügliche Vorstellungen auch heute noch erheblich langsamer ändern als ökonomische und politische Verhältnisse, wie dies für frühere Zeiten konstatierbar ist. Methodisch gilt schließlich, daß Diskrepanzen zwischen Schulbuchdarstellung und Lebenswirklichkeit festzustellen bei weltanschaulich-ideologischen Fragen um einiges schwieriger ist als bei materiellen Sachverhalten oder Zuständen c) Schulbücherals MediumpolitischerBildung und/oder politischer Propaganda „Es kann nicht übersehen werden, daß Schulbücher wegen ihrer langen Planungs-und Herstellungszeit sowie wegen der Notwendigkeit eines nicht selten langjährigen Gebrauchs in vielen Punkten rasch veralten und den aktuellen politischen Konflikt und den individuellen Erfahrungshorizont der Adressaten unmöglich berücksichtigen können“, betont Bernhard Claußen, gibt aber zugleich zu bedenken, „daß selbst mangelhafte Schulbücher noch gewinnbringend in das Unterrichtsgeschehen einbeziehbar sind“. Unter Berücksichtigung beider Feststellungen hat er Politikdidaktikem wie Schulpädagogen konsequent den Weg zu einer vorurteilskritischen und schulpraxisnahen Betrachtung des Schulbuches aufgezeigt und dem Schulbuch seinen Stellenwert als ein wichtiges „Arbeitsmittel im Politikunterricht“, neben und im Verbund mit anderen, kenntnisreich zugewiesen Daher kann hier auf eigene Ausführungen zur didaktisch-methodischen Konzeption von Politikbüchem sowie zu deren medialen Funktionen in schulischen Lehr-und Lernprozessen zur politischen Bildung verzichtet werden. Angemerkt werden soll jedoch, daß — zwecks Klärung der Frage, ob ein Politikbuch als Medium politischer Propaganda (Indokrination und Manipulation beabsichtigend) bzw. als Medium politischer Bildung (Information und Kommunikation fördemd) zu qualifizieren ist — es bei Untersuchungen von Lehr-und Arbeitsbüchern für die politische Unterrichts-und Erziehungsarbeit in jedem Fall zwischen der Inhalts-, der Normen-und der Vermittlungs-Ebene zu differenzieren gilt (wenngleich die beiden erstgenannten Ebenen nicht immer leicht zu trennen sind). Ausschlaggebend für die Bestimmung eines Politikbuchs als Hilfsmittel pädagogischer Aufklärungsanstrengungen oder als Instrument politischer Verführungsbemühungen ist, unter Einbeziehung von Inhalts-und Normen-ebene, letztlich die Vermittlungsebene. d) Schulbücherals VehikelpolitischerAuseinandersetzungen
Zum Vehikel bildungs-und gesellschafts-, innen-und gelegentlich auch außenpolitischer Auseinandersetzungen werden Schulbücher auffälligerweise kaum aufgrund einer eingehenden Untersuchung ihrer Vermittlungsebene. Sogenannte Schulbuch-Initiativen oder Schulbuch-Kampagnen und entsprechende Aktivitäten in Richtung Schulbuch-Revision zielen ebenso wie die verschiedenen Arten von Schulbuch-Schelte primär, wenn nich. gar ausschließlich, auf die Inhalts-und Normenebene von Schulbüchern. Pädagogische Konzepte und didaktische Funktionen von Schulbüchern geraten dabei nur höchst selten in den Blick.
Vor „gefährlichen Tendenzen in Schulbüchern“ wird dagegen vielerorts gewarnt, in SPD-regierten wie in CDU-regierten Bundesländern. Für die einen sind sie Folge der angeblich so gefährlichen „emanzipatorischen Pädagogik“ der siebziger Jahre, für die anderen Indiz einer eher besorgniserregenden „affirmativen Didaktik“ der achtziger Jahre. Näher betrachtet erweist sich allerdings, daß entsprechend pauschale Schulbuchkritik zugleich Stellenvertreter-und Alibifunktion hat. Zum einen ist solche Schulbuchkritik indirekte Schulkritik; zum anderen ist sie versteckte oder umgeleitete Gesellschaftskritik. Diese Form von (Schul-und) Gesellschaftskritik verweist auf den individuellen Hang und das entsprechende Drängen aller gesellschaftlichen Gruppen, aus Bequemlichkeit das, was man selbst nicht lösen kann, anderen anzulasten. In diesem Fall der Institution Schule, konkret: den in ihr verantwortlich tätigen Pädagogen sowie nicht zuletzt den dort gebräuchlichen Lehr-und Lemmedien. Bliebe noch nachzutragen, daß nicht allein die zunehmende (Selbst-) Zensur in Schulbuchverlagen, sondern auch die Verschärfung der kultusministeriellen Schulbuch-(Nicht-) Zulassungspraxis in verschiedenen Bundesländern eine Reaktion darstellt auf fortwährende politische Auseinandersetzungen um Schulbücher und eine dadurch bewirkte, allerdings höchst vordergründige Politisierung schulischer Bildungsarbeit e) Umgang mit Schulbüchern als Gegenstandpolitischer (Allgemein-) Bildung Wiederholt hat der Verfasser die Auffassung vertreten, daß nicht allein mit Hilfe von, sondern ebenso an Schulbüchern manches zu lernen und zu lehren ist, daß es also pädagogisch sinnvoll und notwendig ist, didaktische Medien — nicht anders als die wohl kaum in pädagogischer Absicht konzipierten Massenmedien — selbst zum Gegenstand schulischer (gegebenenfalls auch außerschulischer) Bildungspraxis zu machen Diese Empfehlung gilt keineswegs nur bezogen auf Lehr-und Arbeitsbücher zur politischen Bildung, vielmehr für Schulbücher schlechthin. Denn bei eingehender Beschäftigung mit Schulbüchern und den (Fehl-) Formen öffentlichen Umgangs mit ihnen gibt es Fakten und Zusammenhänge zu entdecken, die wesentliche Aufschlüsse über die in einer Gesellschaft ablaufenden politischen Informations-und Kommunikationsprozesse vermitteln und der Fundierung einer politischen (Allgemein-) Bildung höchst förderlich sein dürften.
Schulbücher zum Gegenstand politischer (Allgemein-) Bildung zu machen, ist sowohl durch die Analyse einzelner als auch durch den Vergleich mehr oder minder zahlreicher Unterrichtswerke möglich. Gefragt werden könnte bei schulischem Lehren und Lernen exemplarisch etwa nach der Darstellung von Familie und Geschlechterrollen in Fibeln oder von Ausländem und Minderheiten in Religionsbüchern; historisch-vergleichend nach der Behandlung von Themen wie Rassentheorie, Erblehre und Eugenik oder Natur-und Umweltschutz in Schulbüchern der Wilhelminischen Ära, der Weimarer Republik, des III. Reiches, der DDR und der Bundesrepublik Deutschland systematisch nach Offenheit bzw. Geschlossenheit der in Schulbüchern angebotenen „Lehr-/Lern-Programme" sowie danach, wo dieser konzeptionell bedingte Charakter eines Unterrichtswerks in dessen Inhalts-, Normen-oder Vermittlungsebene sichtbar wird.
Den öffentlichen Umgang mit Schulbüchern gar zum Gegenstand schulischen Lehrens und Lernens zu machen, und zwar fächerübergreifend und in Projektform, mag manchem im Blick auf Kinder und Jugendliche als „verfrüht“, zudem als „Überforderung“ selbst wissenschaftlich (aus) gebildeter Pädagogen erscheinen. Dagegen kann zum einen geltend gemacht werden, daß Bildsamkeit wie Mündigkeit sich immer nur dort zeigen, wo sie erwartet und gefördert werden; zum anderen darf daran erinnert werden, daß Kinder und Jugendliche heutzutage über Massenmedien wie auf manch’ anderen unkontrollierbaren Wegen Anteil haben und nehmen an vielen Geschehnissen, die sich außerhalb von Schulen und Elternhäusern vollziehen. Insofern erscheint es durchaus möglich, unter Fragestellungen einer politischen (Allgemein-) Bildung öffentliche Formen des Umgangs mit Schulbüchern, die nicht zuletzt in pädagogischer Hinsicht bedenklich genannt werden müssen, auch zum Gegenstand schulischen Lehrens und Lernens zu erheben: 1. Schulbuch-Revisionen (Fragestellung: Wünsche von politischen Parteien und gesellschaftlichen Interessenverbänden — Instrumentalisierung von Schule und Schulbüchern?); 2. Schulbuch-Initiativen (Fragestellung: Bildungspolitische Kampagnen im Vergleich — Lassen sich Unterschiede oder Gemeinsamkeiten bei „linker“ und „rechter“ Schulbuch-Schelte entdecken?), 3. Schulbuch-Kontroversen (Fragestellung: Berichterstattung in Presse und Fernsehen — Versagen die Massenmedien als Anwälte „universeller Kommunikation“); 4. Schulbuch-Untersuchungen (Fragestellung: Wissenschaftliche Schulbucharbeit aus der Schul-Perspektive betrachtet — Werden die Schüler/innen vergessen?). f) Umgang mit Schulbüchern als Indikator politischer (Kommunikations-) Kultur Nicht wenige der Sachverhalte und Erscheinungen, die zum Gegenstand schulischen wie außerschulischen Lehrens und Lernens werden können, lassen sich aus sozialwissenschaftlicher Perspektive zugleich als Indikatoren der politischen (Kommunikations-) Kultur in unserem Lande analysieren und beurteilen. Voraussetzung dazu ist allerdings ein Konzept reflektiert-engagierter „Politischer Kulturforschung“ das sich wissenschaftstheoretisch nicht als ein rein wert-neutrales, seinem erkenntnis-und handlungsleitenden Interesse nach vielmehr als ein entschieden wertkritisches versteht, konkret: als ein nicht systemtheoretisch-gouvemementales, sondern demokratietheoretisch-partizipatorisches. Notwendig ist dabei wissenschaftspraktisch, daß die denkbaren Formen alltäglicher „Politikvermittlung“ als Element der politischen (Kommunikations-) Kultur einer Gesellschaft begriffen werden, welche das Attribut „demokratisch“ nicht nur verbal in Anspruch nimmt, vielmehr formal und material zu realisieren gewillt und imstande ist
Wohl unter ähnlichen Prämissen politische Kommunikationsprozesse analysierend und kritisierend hat 1980 Bernhard Claußen über die bei uns seit Jahren registrierbaren Formen von Schulbuch-Schelte (vom Verfasser in einer zweibändigen Publikation dokumentiert und kommentiert ein Urteil gefällt, das „betroffen“ machen sollte: „Die Dokumente sind ein erschütterndes Abbild des herrschenden Umgangs mit dem Schulbuch seitens bundesrepublikanischer Teilöffentlichkeiten; und als solches sind sie kaum froh stimmende Indikatoren für den Zustand der politischen Kultur hierzulande.“
Analoges ließe sich sagen, wenn Theorie wie Praxis anderweitigen Umgangs mit Schulbüchern — in Politik, Schule und Wissenschaft — daraufhin befragt würden, ob sie grundsätzlich und/oder tatsächlich als medienbezogene Beiträge zur Entwicklung einer als „demokratisch“ zu bezeichnenden politischen (Kommunikations-) Kultur bewertet werden können. Meine Hypothese lautet: Untersuchungen etwa 1.der Theorie und Praxis staatlicher Schulbuchprüfung (unter der Fragestellung: Legitimationsdefizite der vorherrschenden „bildungs“ -politischen Theorie und Problematik des die „bildungs“ -politische Praxis leitenden Verständnisses von Schulaufsicht), 2.der Schulbuchdiskussion ih Länderparlamenten der Bundesrepublik Deutschland (unter der Fragestellung: sach-dienliche Auseinandersetzung oder zwischen-parteiliche Vermarktung?), 3.des alltäglichen schulischen Umgangs mit Schulbüchern (unter der Fragestellung: adressaten-oder stoffzentrierte, problem-oder lernzielorientierte Bildungspraxis?) oder 4.des wissenschaftlichen Umgangs mit Schulbüchern (unter der Fragestellung: produktzentrierte Informationsmedien-oder prozeßbezogene Kommunikationsmedienforschung, inhaltsfixiert-monoperspektivische oder problemorientiert-multiperspektivische wissenschaftliche Schulbucharbeit?) — solche Untersuchungen würden nicht weniger nachdenklich stimmende Befunde erbringen als jene, welche aufgrund systematischer Analyse anderer Formen des Umgangs mit (umstrittenen) Schulbüchern bzw. mit (kontroversen) Schulbuch-diskussionen — soll heißen: durch Untersuchungen sowohl von unmittelbarer Schulbuch-Schelte als auch von nachträglicher massenmedialer Beschrei-bung und Kommentierung dieses Phänomens — bereits erbracht worden sind
Die in diesem Beitrag aufgezeigten zentralen sozialwissenschaftlichen Fragestellungen im Rahmen eines differenzierten Konzepts problemorientiertmultiperspektivischer Schulbuchforschung konzentrieren sich bewußt auf jenen komplexen Sachund Problemzusammenhang, der in Anlehnung an Ulrich Sarcinelli mit dem Begriff „Politikvermitt-lung“ bezeichnet worden ist und als ein spezifischer Ausschnitt politischer (Kommunikations-) Kultur sich begreifen läßt Die politische (Kommunikations-) Kultur einer Gesellschaft in ihrer Gesamt-struktur wie in ihren einzelnen Wirkfaktoren möglichst präzise zu bestimmen und darüber hinaus die Notwendigkeit von und die Möglichkeiten zu deren Weiterentwicklung aufzuzeigen: hierzu vermag problemorientiert-multiperspektivisch verfahrende sozialwissenschaftliche Schulbucharbeit zweifellos mit beizutragen.