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Die Weimarer Republik in der zeitgeschichtlichen Perspektive der Bundesrepublik Deutschland Traditionen, Problemstellungen und Entwicklungslinien | APuZ 22/1987 | bpb.de

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APuZ 22/1987 Artikel 1 Die Weimarer Republik in der zeitgeschichtlichen Perspektive der Bundesrepublik Deutschland Traditionen, Problemstellungen und Entwicklungslinien NS-Interpretationen und Zeitklima Zum Wandel in der Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit Demokratiezufriedenheit und demokratische Einstellungen in der Bundesrepublik Deutschland

Die Weimarer Republik in der zeitgeschichtlichen Perspektive der Bundesrepublik Deutschland Traditionen, Problemstellungen und Entwicklungslinien

Horst Möller

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Zusammenfassung

Der Beitrag thematisiert einige zentrale Wandlungen in der geschichtswissenschaftlichen Erforschung der Weimarer Republik. Der Akzent liegt sowohl auf den sich aus der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland ergebenden erkenntnisleitenden Interessen als auch auf der innerwissenschaftlichen methodischen Diskussion. Hier ist vor allem interessant der Paradigmenwechsel von der schwerpunktmäßigen Untersuchung der Auflösung der Weimarer Demokratie, die mit Karl Dietrich Brachers fundamentaler Analyse von 1955 und der ihr folgenden heftigen Diskussion einsetzte, hin zur stärkeren Berücksichtigung der Revolution 1918/1919 mit der Suche nach politischen Alternativen zur Politik der Mehrheitssozialdemokraten um Friedrich Ebert. Dieser neue Forschungsschwerpunkt wurde wesentlich stimuliert durch die zur Zeit der Großen Koalition beginnende Parlamentarismus-Kritik sowie die Kritik an der zur politischen Mitte tendierenden SPD von Seiten der Neuen Linken. Formal stimmte diese Reinterpretation zwar mit der auch früher dominierenden Suche nach Strukturmängeln der Weimarer Demokratie überein, doch korrespondierte sie nicht mehr mit der politischen Problemstellung, die sowohl der Parlamentarische Rat als auch die Forschung der fünfziger und sechziger Jahre zur Analyse der Gefährdung einer Demokratie führte. Diese kumulierte seinerzeit in der doppelten historischen und politischen Erfahrung „Bonn ist nicht Weimar“. Neben diesen fundamentalen Problemansätzen werden auch die konzeptionellen Anstöße von Seiten einiger nach 1933 emigrierter Historiker und Politikwissenschaftler berücksichtigt sowie die sich in den siebziger und achtziger Jahren abzeichnenden Veränderungen von Forschungsinteressen und Bewertungen in anderen als den verfassungspolitischen Sektoren, beispielsweise in der Außen-und der Wirtschaftspolitik der Weimarer Republik, skizziert.

Um den Aspekt der Außenpolitik gekürzte Fassung eines Beitrages, der in vollem Umfang in dem im Sommer in der Schriftenreihe der Bundeszentralefür politische Bildung erscheinenden Sammelband zur Weimarer Republik publiziert wird.

I.

Bonn ist nicht Weimar — auf diese prägnante Formel brachte der Schweizer Publizist Fritz Ren Allemann 1956 das politische Selbstverständnis der frühen Bundesrepublik. Bonn sollte von Beginn an nicht Weimar werden, könnte man hinzufügen: Diesem Thema widmete sich Friedrich Karl Fromme in seiner 1960 veröffentlichten Studie Von der Weimarer Verfassung zum Bonner Grundgesetz, die die verfassungspolitischen Konsequenzen analysierte, die der Parlamentarische Rat 1948/1949 aus dem Scheitern der Weimarer Demokratie und der Begründung der NS-Diktatur gezogen hatte.

Schon einmal hatten deutsche Verfassungsväter versucht, ein Staatsgrundgesetz aufgrund verfassungsrechtlicher Vorbilder optimal zu gestalten. Doch argumentierte man in der Weimarer Nationalversammlung mit den Konstitutionen anderer Staaten und den aus ihnen mehr oder weniger zutreffend abgeleiteten Modellen eines „echten“ oder „unechten Parlamentarismus“: Diesen Fiktionen des 1918 publizierten Buches von Robert Redslob folgten die Ideengeber der Weimarer Verfassung, allen voran Hugo Preuß und Max Weber. Im Bonner Museum Koenig aber zog man 1948/1949 Folgerungen aus der eigenen Geschichte: der noch allen Beteiligten lebhaft gegenwärtigen Erfahrung mit Demokratie und Diktatur.

Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland stellt also zweifelsfrei den Versuch dar, aus der Geschichte zu lernen, und der Versuch gelang. Dieser Lernprozeß ging vom Konnex zwischen der Weimarer Demokratie und der NS-Diktatur aus und mußte von ihm ausgehen, da das Scheitern der Demokratie untrennbar mit dem Aufstieg und Sieg des Nationalsozialismus verbunden war. Die Geschichte der Weimarer Republik wurde wie die der NS-Diktatur in einen größeren historischen und systematischen Rahmen eingeordnet; so verschiedene Deutungsversuche wie Friedrich Meineckes Deutsche Katastrophe und Alexander Abuschs Irrweg einer Nation von 1946 demonstrierten ebenso wie Gerhard Ritters Europa und die deutsche Frage von 1948 das Bemühen um tiefere historische Fundierung der Interpretation — Jahre bevor eine wissenschaftliche Weimar-Forschung überhaupt in Gang kommen konnte.

Die frühen Auseinandersetzungen mit der NS-Diktatur resultierten zunächst und primär aus moralischer Kritik und weniger aus wissenschaftlichem Interesse. In der unmittelbar nach 1945 beginnenden Diskussion über die Kontinuität der deutschen Geschichte und die historischen Wurzeln der NS-Diktatur ging es immer auch um Rettung oder schmerzhafte Korrektur der jeweiligen Geschichtsbilder der Interpreten; moralische Empörung und ihre Instrumentalisierung für die politische Bildung führten schnell zur Frage nach den näheren und weiteren Ursachen für die 1933 kulminierende Entwicklung. Durch die Gründung der Bundesrepublik stimuliert, verdichtete sich das Lehrstück totalitärer Herrschaft zur Trias: Scheitern der Weimarer Demokratie, NS-Diktatur, Neuaufbau der Demokratie in Westdeutschland.

Die Ausdehnung der sowjetischen Herrschaft über ganz Ostmitteleuropa, die im Frühjahr 1948 erfolgende Etablierung einer Marionettenregierung in der Tschechoslowakei — die viele zeitgenössische Beobachter an Hitlers ungefähr zehn Jahre zurückliegenden analogen Coup erinnerte —, die 1946 herbeigeführte Zwangsvereinigung von SPD und KPD in der Sowjetischen Besatzungszone, schließlich die Berlin-Blockade von 1948/1949 bekräftigten diese antidiktatorische Prämisse und erweiterten sie zum antitotalitären Grundkonsens der demokratischen politischen und gesellschaftlichen Kräfte, in dem sich beispielsweise die Vorsitzenden beider großen Parteien, Konrad Adenauer und Kurt Schu

machet, einig waren: Das dominierende politische Selbstverständnis der Bundesrepublik basierte bis weit in die sechziger Jahre hinein auf der doppelten Frontstellung zur nationalsozialistischen Diktatur der jüngsten Vergangenheit und der unmittelbar gegenwärtigen kommunistisch-sowjetischen Diktatur im anderen Teil Deutschlands; die deutsche Frage wurde auf diese Weise zu einer Funktion gegensätzlicher Herrschaftssysteme.

Zutreffend bemerkte Hans-Peter Schwarz 1983 über den Verfassungskonsens der fünfziger und sechziger Jahre: „Eine Erfahrung des totalen Staates war genug. Und so immunisierte die Erinnerung an das Dritte Reich zugleich gegen die totalitäre Verführung durch die Kommunisten. Der Antikommunismus brauchte gar nicht groß propagiert werden. Er ergab sich aus der Erfahrung mit dem Dritten Reich und aus der Anschauung des Totalitarismus in der Ostzone ganz von selbst.“ Dieser Antikommunismus beschränkte sich keineswegs auf die CDU/CSU, sondern herrschte ebenso in der SPD und FDP.

Die Frage nach den Gründen für das Scheitern der Weimarer Demokratie implizierte immer die Frage nach der Verallgemeinerungsfähigkeit des Weimarer Beispiels und der Nutzanwendung für die Stabilisierung der bundesrepublikanischen Demokratie. An diese Kernfrage knüpfte die erste große wissenschaftlich motivierte zeitgeschichtliche Kontroverse an, diejenige um Karl Dietrich Brachers zuerst 1955 publiziertes fundamentales Werk Die Auflösung der Weimarer Republik.

II.

Der unverkennbare Paradigmenwechsel, der sich in der Erforschung der Weimarer Republik im Laufe der sechziger Jahre ergab, änderte nichts an der fundamentalen Fragestellung. Zwar trat die bis dahin dominante Analyse der Auflösung 1930— 1933 zeitweise zugunsten der eingehenderen Untersuchung der revolutionären Übergangsphase von der Monarchie zur Demokratie 1918/1919 zurück, doch besaß auch sie seit Mitte der sechziger Jahre einen unverkennbaren Aktualitätsbezug auf die innenpolitische Konstellation der Bundesrepublik und entsprang wissenschaftlich dem gleichen Motiv: War die Auflösung der Demokratie durch Strukturdefekte des Weimarer Staates wenn schon nicht verursacht, so doch zumindest außerordentlich begünstigt worden, dann mußten diese Konstruktionsmängel bereits in der Entstehungsphase der Republik 1918/1919 begründet liegen und hier analysiert werden. Auch der Beginn der Republik stand also zwangsläufig unter der Perspektive ihres Scheiterns. /Die Konzentration der Forschung auf die Anfangs-bzw. die Schlußjahre implizierte die gleiche Konsequenz: Die mittleren Jahre der Weimarer Republik blieben ebenso ein Stiefkind der Forschung wie die doch zweifelsfrei vorhandenen Leistungen des Weimarer Staates und die politischen und gesellschaftlichen Fortschritte, die er im Vergleich zur abgelösten Monarchie wilhelminischer Prägung erzielte. Das Wissen der Nachlebenden um den schnellen Untergang dieses unter den denkbar ungünstigsten Umständen unternommenen Versuchs zur Gründung der ersten demokratischen Republik in Deutschland prägte und prägt bis heute die Bewertung. Das Experiment scheiterte: Von diesem Ergebnis kann keine geschichtswissenschaftliche Deutung absehen — und das macht notwendig ihre Problematik aus. Auch die Beurteilung der Politik Friedrich Eberts und der Mehrheitssozialdemokratie von 1918/1919 oder der Deflationspolitik Reichs-kanzler Heinrich Brünings seit 1930 — um nur diese beiden Beispiele zu nennen — geht meist stärker von der Erfahrung der Jahre von 1933 bis 1945 aus als vom zeitgenössischen Kontext. Die funktionale Geschichtsbetrachtung dominiert hier eindeutig gegenüber der historistischen, um Verstehen bemühten.

Ein instruktives Beispiel für die Konzentrierung des Forschungsinteresses auf die Anfangs-und Schlußphase der Weimarer Republik bietet die Parteigeschichte, die vor allem dank der 1951 in Bonn gegründeten „Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien“ zu einem der zentralen Forschungsfelder der Weimar-Historiographie wurde. Die dort in den fünfziger und sechziger Jahren veröffentlichten parteigeschichtlichen Untersuchungen, allen voran Rudolf Morseys grundlegendes Werk Die Deutsche Zentrumspartei 1917— 1923 (1966), behandeln in der Regel die ersten Jahre der Kontinuität und Umformung des deutschen Parteiensystems, wie Gerhard A. Ritter diese Phase genannt hat Und auch die Untersuchungen von Werner Liebe über die DNVP (1956), Wolfgang Hartenstein über die DVP (1962), Lothar Albertin über DDP und DVP (1972)

bis hin zu Susanne Millers zweibändiger Geschichte der SPD 1914— 1920 (1974/1978) konzentrieren sich auf die ersten Jahre oder die unmittelbare Vorgeschichte der Revolution.

Der auch heute noch als Standardwerk anzusehende Sammelband, den Erich Matthias und Rudolf Morsey 1960 unter dem Titel Das Ende der Parteien 1933 herausgaben, bezog für die einzelnen Parteien die Endphase der Weimarer Republik in unterschiedlichem Maße ein und setzte gewissermaßen den Kontrapunkt. Die Gründungs-und Auflösungsgeschichte der Parteien ist bis heute also im allgemeinen ungleich besser erforscht als die mittleren Jahre, wenngleich in Einzelbereichen jüngst Abhilfe geschaffen wurde: Heinrich August Winkler behandelt im zweiten, 1985 publizierten Band seiner monumentalen Geschichte der Weimarer SPD die Zeit bis 1930; die preußische Zentrumspartei hat für den gesamten Zeitraum eine eingehende Untersuchung durch Herbert Hörnig erfahren, und für die Reichsgeschichte der Zentrumspartei steht die Schließung der Lücke zwischen Morseys Untersuchungen durch Karsten Ruppert in Aussicht

Doch bleiben die Forschungslücken insgesamt — trotz zahlreicher wichtiger Arbeiten, in denen beispielsweise die KPD sowie einige kleinere Parteien für den gesamten Zeitraum dargestellt worden sind — noch groß

Der Aufstieg des Nationalsozialismus wurde von jeher nicht ausschließlich unter parteigeschichtlichen Leitfragen untersucht, sondern konzentrierte sich seit Konrad Heidens schon 1932 publizierter Geschichte des Nationalsozialismus immer auch auf die Ideologiegeschichte im weiteren Sinn, in die das antidemokratische Umfeld mit einbezogen wurde, zum Beispiel durch so unterschiedliche Darstellungen wie Otto-Emst Schüddekopfs Linke Leute von Rechts (1960), Kurt Sontheimers Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik (1962) oder Armin Mohlers zuerst 1950 publiziertes und 1972 bibliographisch umfassend erweitertes Buch Die konservative Revolution in Deutschland 1918— 1932. Eine erste Gesamtdarstellung legte bereits 1957 in den USA Klemens von Klemperer vor, 1962 erschien sie auch in deutscher Übersetzung: Konservative Bewegungen zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. Seit Mitte der sechziger Jahre erlahmte das Interesse an dieser politischen Gruppierung etwas, und auch gegenwärtig scheint es beispielsweise in Frankreich größer zu sein als in der Bundesrepublik. Davon zeugen die Existenz einer von Louis Dupeux in Straßburg unter Beteiligung deutscher Historiker organisierten Groupe d’Etude de la „Revolution Conservatice“ Allemande und umfassende Untersuchungen, z. B. Louis Dupeux’ zuerst 1976 veröffentlichtes und 1985 ins Deutsche übertragenes Werk Nationalbolschewismus in Deutschland 1919— 1933 oder die bisher wichtigste Darstellung über Spengler aus der Feder von Gilbert Merlio Oswald Spengler. Temoin de son temps

Einen Höhe-und Wendepunkt der ersten Phase ideologiegeschichtlicher Erforschung der Zeit nach 1918 bildet zweifellos Ernst Noltes großes Werk Der Faschismus in seiner Epoche (1963), das stärker als alle anderen bis dahin veröffentlichten Werke einer typologisch-komparatistischen Methode folgte, zugleich aber den Faschismusbegriff historisierte, indem es die faschistischen Bewegungen als Antwort auf die bolschewistische Revolution von 1917 begriff.

Eine zusammenfassende und zugleich im einzelnen weiterführende umfangreiche Gesamtdarstellung veröffentlichte dann 1975 Gerhard Schulz: Aufstieg des Nationalsozialismus; zuletzt erschien die instruktive, knappe Analyse Martin Broszats Die Machtergreifung. Der Aufstieg der NSDAP und die Zerstörung der Weimarer Republik (1984), während Karl Dietrich Bracher problemorientiert bilanzierend das gesamte ideologische Spektrum in zeitlich weitem Rahmen analysierte: Geschichte und Gewalt. Zur Politik im 20. Jahrhundert (1981) sowie Zeit der Ideologien. Eine Geschichte politischen Denkens im 20. Jahrhundert (1982).

Eine modernen Ansprüchen genügende Geschichte des gesamten Parteiensystems und der Weimarer Parteien steht wohl noch für längere Zeit aus

III.

Die Parteiengeschichte war im übrigen der Bereich der Weimar-Forschung, in dem ein bis heute lesenswerter Vorläufer existierte: Sigmund Neumanns 1932 veröffentlichte schmale, aber empirisch und konzeptionell sehr gehaltvolle Studie Die politischen Parteien in Deutschland, die Karl Dietrich Bracher 1970 neu herausgab. Neumann, der seinerseits den auf frühere Epochen konzentrierten Werken von Robert Michels und Ludwig Bergsträsser folgte und dem die zeitgenössische wahlsoziologische Pionierstudie von Johannes Schauff über das Zentrum vorausging entwarf eine Typologie der Parteien, die er in späteren Werken während der Emigration weiterentwickelte und die besonders in seiner Unterscheidung von „Repräsentationsparteien“ und „absolutistischen Integrationsparteien“

fruchtbar wurde: Mit dem letztgenannten Begriff interpretierte er die radikalen Neugründungen KPD und NSDAP und lieferte einen Schlüssel zum Verständnis für das Versagen des Weimarer Parteiensystems: Die traditionellen Integrationsparteien klassenspezifischer Provenienz (wie die SPD) und konfessioneller Provenienz (wie die Zentrumspartei) konnten mit einer dynamischen Integrationspartei, einer „Bewegung“ (wie der NSDAP), in der Vermittlung und Integration antagonistischer ökonomischer, gesellschaftlicher und ideeller Interessen ebensowenig konkurrieren wie die liberalen Honoratioren-oder Repräsentationsparteien, ganz zu schweigen von den zahlreichen kleinen Interessenparteien. Die Dominanz der Parteiengeschichte war nicht zufällig, hatte man doch bald die von Gustav Radbruch bereits 1930 konstatierte „Parteienprüderie“ als einen der Weimarer Strukturfehler erkannt Sie führte 1919 zu einer Verfassung, die die Existenz der Parteien zwar voraussetzte, sie aber nur einmal und bekanntlich negativ abgrenzend erwähnte. So wie die Verfassungsväter 1949 im Artikel 21 des Grundgesetzes der Mitwirkung der Parteien an der politischen Willensbildung ausdrücklich verfassungsrechtlichen Rang gaben, so entwickelte sich seit den fünfziger Jahren eine fundierte historische und politikwissenschaftliche Parteien-und Verbändeforschung, die ihrerseits von der gegenwartsbezogenen Erkenntnis profitierte, daß sich die in einer Demokratie wesensnotwendige politische und gesellschaftliche Pluralität der Interessen und Kräfte organisatorisch konkretisiert, ohne daß dies die politische Entscheidungskompetenz von Parlament und Regierung paralysieren müsse oder dürfe.

Neumanns strukturelle Typologie der extremistischen Parteien korrespondierte durchaus dem antitotalitären Selbstverständnis der Bundesrepublik, stimulierte aber zugleich die Frage nach den Gründen für das Versagen der demokratischen Weimarer Parteien. Damit weitete sich nicht nur die historische Parteienforschung auf die Zeit vor 1918 aus — erinnert sei beispielsweise an Thomas Nipperdeys 1961 erschienene Organisation der deutschen Parteien vor 1918 —, sondern sah sich auch die Ursachenforschung vor eine neue Aufgabe gestellt. Nicht zufällig befaßte sich denn auch die erste, 1952 von der erwähnten Bonner Kommission veröffentlichte Monographie der späteren SPD-Bundestagsabgeordneten Helga Timm mit dem für Jahrzehnte wichtigen Thema Die deutsche Sozialpolitik und der Bruch der Großen Koalition im März 1930.

Die mangelnde Integrationskraft der demokratischen Weimarer Parteien wurde damit ebenso exemplarisch konkretisiert wie einige Jahre später die Frage, inwiefern das 1919 entgegen den Mahnungen Friedrich Naumanns eingeführte Verhältniswahlsystem eine Zersplitterung des Parteiwesens bewirkt und seit 1930 die Wahlerfolge der NSDAP begünstigt oder sogar ermöglicht habe. Auch in bezug auf diese Frage existierte eine schon während der Weimarer Republik begründete Tradition der Kritik, deren Protagonist vor allem der spätere Zentrumsabgeordnete Johannes Schauff gewesen ist: Er hatte bereits 1929 ein Sammelwerk mit dem Titel Neues Wahlrecht. Beiträge zur Wahlreform herausgegeben, zu deren Verfassern u. a. er selbst, Karin Schauff und der Sozialdemokrat Carlo Mierendorff zählten. Die'in diesem Werk enthaltene Propagierung des Mehrheitswahlrechts nahm Ferdinand A. Hermens nach einer noch 1933 in Deutschland herausgebrachten Vorstudie im amerikanischen Exil wieder auf, als er 1941 sein dann auch 1951 in deutscher Sprache erschienenes Werk Demokratie oder Anarchie? Untersuchung über die Verhältniswahl veröffentlichte. Als während der Großen Koalition erneut über die Einführung des Verhältniswahlrechts bei Bundestagswahlen diskutiert wurde, erschien 1968 eine weitere deutsche Auflage. Die etwas überspitzte These lautete: In Deutschland sei nicht die Demokratie gescheitert, sondern ihre durch die Verhältniswahl geschwächte Variante. Auch in dieser Frage hatte sich 1948/1949 der Parlamentarische Rat von den Weimarer Erfahrungen leiten lassen und ein gemischtes Wahlsystem eingeführt, das im Wahlgesetz durch die soge-nannte Fünfprozentklausel ergänzt wurde.

In welchem Ausmaß auch Kräfte außerhalb des Parteiensystems — insbesondere Reichspräsident Hindenburg und seine politischen Berater — seit 1929 destabilisierend auf dieses letzte parlamentarische Kabinett der Weimarer Republik gewirkt haben, bildete eine weitere zentrale Frage der Weimar-Forschung, die in Brachers Auflösung der Weimarer Republik beantwortet wurde und die ihrerseits bereits 1949 zu verfassungspolitischen Konsequenzen geführt hatte, indem die Volkswahl des Staatsoberhaupts beseitigt und seine Kompetenzen erheblich vermindert wurden. In der Interpretation des Reichspräsidenten von Hindenburg stehen sich, von Detailfragen bzw.den Anfängen seiner Amtszeit einmal abgesehen, noch heute zwei Auffassungen gegenüber: Die eine besagt, ohne Hindenburg wäre die Weimarer Demokratie schon früher zusammengebrochen die andere hält bereits die Wahl Hindenburgs 1925 für eine schwere Niederlage der Weimarer Demokratie und beurteilt sein Amtsverständnis, seine Amtsführung und seine Persönlichkeit äußerst kritisch

Mit der letzten, im strengen Sinn parlamentarischen Regierung ließ die früheste Gesamtdarstellung, Arthur Rosenbergs in zwei Bänden 1928 und 1935 publizierte Entstehung und Geschichte der Weimarer Republik, den Weimarer Staat 1930 enden. Für die Auflösungsphase lieferte diese seit 1955 immer wieder neu aufgelegte scharfsinnige Interpretation denn auch lediglich strukturelle Gründe, aber keine konkrete Analyse mehr. Außer den erwähnten Werken existieren kaum weitere Untersuchungen aus der Zeit vor 1945, die der Weimarer Forschung den Weg wiesen. Zeitgenössische Analysen von solchem Rang wie die Studie Sigmund Neumanns besitzen ohnehin Seltenheitswert, und während der NS-Diktatur war keine unvoreingenommene Erforschung der Weimarer Demokratie möglich.

Auch die Historiker unter den Emigranten bearbeiteten zunächst andere Themen. Zwar erschienen nach dem Krieg noch einige zeitgenössische Studien von großem Gewicht, doch im allgemeinen erst seit Beginn der sechziger Jahre: Die erste für die politische Sozialgeschichte der Mentalitäten grundlegende Untersuchung dieser Art, die 1933 nicht mehr erscheinen konnte, veröffentlichte 1963 das Institut für Zeitgeschichte: Rudolf Heberles Land-bevölkerung und Nationalsozialismus analysiert die politische Willensbildung in Schleswig-Holstein 1918— 1932, die in der 1962 publizierten Kieler Habilitationsschrift von Gerhard Stoltenberg ebenfalls behandelt worden war. Erst sehr viel später folgten dann 1977 Hans Speiers Die Angestellten vor dem Nationalsozialismus und 1980 Erich Fromms sozialpsychologische Studie Arbeiter und Angestellte am Vorabend des Dritten Reiches, die im Kontext der Untersuchungen über den „autoritären Charakter“ des Frankfurter und später New Yorker Instituts für Sozialforschung entstanden waren.

Diese Studien waren nicht nur mit einem für die Historiker ungewohnten Instrumentarium erarbeitet, sie blieben auch lange Zeit unbekannt. Anders als die spätere NS-Forschung besaß die Weimar-Forschung keine großen konzeptionellen Vorläufer innerhalb der zeitgenössischen Politikwissenschaft, wie sie zwei wegweisende, im amerikanischen Exil verfaßte Strukturanalysen darstellen: Franz Neumanns zuerst 1942 publizierte Studie Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933— 1944 (dt. 1977) sowie Ernst Fraenkels 1941 ebenfalls in den USA veröffentlichtes Buch Der Doppel-staat. Recht und Justiz im Dritten Reich (dt. 1974). Ein beide zeitgeschichtliche Themenkomplexe verbindendes und der politischen Entwicklung des Ost-West-Gegensatzes nach 1945 korrespondierendes Erklärungsmodell bildete indes die Totalitarismus-Theorie, in dessen weiteren Rahmen auch Arnold Brechts 1944 im amerikanischen Exil zuerst publizierte knappe, aber gehaltvolle Analyse der Auflösungsphase der Weimarer Republik gehört. Sie gewann durch die Verbindung mittelfristiger struktureller Belastungsfaktoren der Demokratie, modellhaften Interpretationskategorien wie „Totalitarismus“ und „Faschismus“ sowie ereignisgeschichtlicher Nachzeichnung der letzten Jahre der Weimarer Republik fortwirkende wissenschaftliche Bedeutung. Bereits 1948 erschien in Wien einedeutschsprachige Ausgabe die schon von Bracher herangezogen wurde.

Brecht ging wie die anderen Politikwissenschaftler, die mit dem Totalitarismus-Modell arbeiteten, von der klaren Gegensätzlichkeit von Demokratie und Diktatur aus, die durch keine Begriffsspielerei wegzudiskutieren ist und für die sich Ansätze bereits in Friedrich Meineckes 1930 publiziertem Aufsatz Nationalsozialismus und Bürgertum finden Meinecke bezeichnete damals Kommunismus und Nationalsozialismus als die beiden „Mühlsteine“, die „an Staat und Gesellschaft reiben“ und die „von einer letzten, tiefsten, gemeinsamen soziologischen Ursache getrieben“ seien. Meineckes zeitgenössische Erfahrung der zerstörerischen Wirkung von NSDAP und KPD gegenüber der Weimarer Demokratie präfigurierte den antitotalitären Grundkonsens der Demokraten in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik. So gewann das vor allem von Carl J. Friedrich und Zbigniew Brzezinski Ende der dreißiger Jahre in den USA definierte — und beispielsweise in Hannah Arendts weit ins 19. Jahrhundert zurückgreifendem, zuerst englisch 1951 und dann deutsch 1955 veröffentlichtem Werk Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft konkretisierte — politikwissenschaftliche Totalitarismuskonzept große Überzeugungskraft für die historische Erfassung der deutschen und europäischen Geschichte seit 1917.

IV.

Auf der Basis dieser Fragestellungen erarbeitete Karl Dietrich Bracher die erste fundamentale Strukturanalyse der Weimarer Republik, die bis heute nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt hat. Brachers immer wieder nachgedrucktes Buch Die Auflösung der Weimarer Republik ist heute ein international anerkanntes Standardwerk. Das war nicht immer so. Bei seinem Erscheinen löste es heftige Kritik aus — Kritik, die sowohl aus methodischen als auch politischen Motiven resultierte. Die politische Auseinandersetzung entzündete sich an Brachers kritischer Interpretation des Reichskanzlers Brüning, aber auch an seiner Darstellung des Preußenschlags vom 20. Juli 1932, in der das Ausbleiben massiven Widerstandes der demokratischen Kräfte — vor allem auch von Seiten der SPD, der Preußenregierung und der Gewerkschaften — kritisch analysiert wurde. Hierdurch fühlten sich besonders mehr weniger beteiligte Zeitgenos oder -

sen wie der ehemalige preußische Innenminister Carl Severing sowie der frühere Ministerialdirektor Arnold Brecht provoziert.

Die methodischen Einwände richteten sich gegen politikwissenschaftliche Fragestellungen Brachers, der eine funktionale Analyse des Machtverfalls der Demokratie lieferte, nicht aber eine am traditionellen Historismus orientierte intentionale Interpretation: Dieser Methodenwechsel indizierte die grundsätzliche Richtung der historischen und politikwissenschaftlichen Weimar-Forschung und die enge Bindung der erkenntnisleitenden Interessen an Gründung und Entwicklung der Demokratie in Westdeutschland, die beispielsweise auch in Ernst Fraenkels wegweisenden vergleichenden Studien über die historischen Vorbelastungen des deutschen Parlamentarismus seit Ende der fünfziger Jahre zum Ausdruck kamen und dann seit Ende der sechziger Jahre in Fraenkels Kritik am „Rätemythos“ mit gegensätzlicher politischer Stoßrichtung komplementiert wurden

Für die anfänglich herbe Kritik wurde Bracher nach einigen Jahren entschädigt: So konnte er die 1970 erfolgte postume Publikation der Brüning-Memoiren, die ihm noch nicht zugänglich waren, als Bestätigung seiner Analysen empfinden — auch wenn ihre durchgängige Authentizität mit guten Gründen bezweifelt worden ist Bracher konnte vor allem Genugtuung empfinden, weil einer seiner schärfsten Kritiker, Werner Conze, schon bald sein Urteil revidierte, zumindest aber stark modifizierte. 1957 hatte Conze in einer Rezension in der Historischen Zeitschrift (HZ) trotz Anerkennung seines erheblichen historischen Ertrags Brachers Werk als „in seinen Grundlagen methodisch fragwürdig“ bezeichnet. Zwei Jahre später bedauerte Conze in einer erneuten Besprechung der im wesentlichen unver-änderten Neuauflage von Brachers Werk in der HZ, in der früheren Rezension seien ihm einige ungerechte überspitzte Formulierungen unterlaufen: „Die Besprechung der ersten Auflage war das Ergebnis einer Herausforderung durch die Grundlagenprobleme.“ Die Bedeutung des bisher einzigen umfassenden Werks über die Weimarer Republik, das wissenschaftlichen Rang besitze, sei durch die Notwendigkeit einer Neuauflage anerkannt worden

In der Tat traf Brachers Methode den Nerv zeitgeschichtlicher Forschung. Da er aber nicht nur Postulate aufstellte, wie Zeitgeschichte zu schreiben sei, sondern immer wieder seine methodischen Maximen realisierte, erlangten seine Werke die angemessene Wirkung. Schon 1960 veröffentlichte Karl Dietrich Bracher zusammen mit Gerhard Schulz und Wolfgang Sauer ein weiteres grundlegendes Werk, Die Nationalsozialistische Machtergreifung. 1969 folgte die erste umfassende Gesamt-darstellung des Nationalsozialismus, Die Deutsche Diktatur, 1976 schließlich eine groß angelegte Synthese, Die Krise Europas 1917— 1975, die stärker als einige andere Arbeiten vom Totalitarismus-Modell ausging und deren Wille zu politischer Erziehung unverkennbar ist. Der Gegensatz von Demokratie und Diktatur bildet den Schlüssel der Interpretation; die Mahnung vor der totalitären Versuchung angesichts der seit Ende der sechziger Jahre unverkennbaren Renaissance marxistischer Bewegungen ist unübersehbar. Allerdings ist das zeitgeschichtliche Werk Karl Dietrich Brachers mit dem Wort Totalitarismus-Modell nur sehr unvollkommen charakterisiert, hatte er doch bereits in seinem 1956 in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte veröffentlichten Aufsatz Stufen totalitärer Gleichschaltung auf das Herrschaftsprinzip divide et impera, die Existenz konkurrierender Machtgruppen und damit einer polyzentrischen Herrschaftsstruktur innerhalb der Führerdiktatur hingewiesen — mehr als zehn Jahre, bevor die Kennzeichnung der NS-Diktatur als „polykratisch“ zu einer breiten Interpretationsrichtung ausgebaut wurde.

Die Kontroverse über die Auflösung der Weimarer Republik war mit Werner Conzes Selbstrevision noch keineswegs abgeschlossen, begründete er doch in verschiedenen Aufsätzen seine Auffassung, das Präsidialkabinett Brüning sei keineswegs, wie Bracher meine, die erste Stufe zur Auflösung der Weimarer Republik gewesen, sondern der letzte Versuch, den demokratischen Rechtsstaat zu retten Brünings Instrumentalisierung der Staats-und Verfassungskrise für die Lösung außenpolitischer Probleme, insbesondere der Reparationsfrage, ist dabei ebensowenig umstritten wie die innenpolitische Zielsetzung, das demokratisch-parlamentarische Regierungssystem von Weimar — bei Bewahrung seiner Rechtsstaatlichkeit — durch die faktisch bereits eingetretene verfassungsrechtliche Stärkung des Reichspräsidenten in Richtung auf einen Quasi-Konstitutionalismus oder gar eine konstitutionelle Monarchie zurückzubilden.

Bei dieser Frage geht es tatsächlich nicht um die zweifelsfreie Integrität Brünings, der von seinen Nachfolgern persönlich und politisch scharf zu unterscheiden ist. Auch geht es nicht um die unbelegbare Behauptung, Brüning habe die Krise bewußt herbeigeführt: Er hat sie für seine Zielsetzung zu nutzen versucht, aber erfunden hat er sie nicht. Die permanente Krisenhaftigkeit der Weimarer Republik und die von Anfang an bestehende Schwäche der Großen Koalition, die ja viele Monate brauchte, bevor sie sich überhaupt als Koalition verstand und zu einer alle Partner einbeziehenden formellen Absprache gelangte, die wirtschaftspolitische Krise, die Entwicklung der Arbeitslosigkeit, die mangelnde gesellschaftliche und parlamentarische Integrationskraft und Bündnisfähigkeit der Parteien — dies alles waren keine Konsequenzen, sondern Voraussetzungen Brüningscher Politik

Die sachlich entscheidende Frage dieser Kontroverse lautet also: Hatte sich das parteienstaatliche System von Weimar zur Lösung der massiven ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Probleme als so unfähig erwiesen, daß eine im strengen Sinne systemkonforme Lösungsmöglichkeit nicht mehr bestand und deswegen die Suche nach Alternativen notwendig war? Von der Beantwortung dieser Frage hängt in der Tat die grundsätzliche Einschätzung der Regierung Brüning ab, wenngleich sich die Bewertung einzelner schwerwiegender Fehler — wie die Reichstagsauflösung vom 18. Juli 1930 — dadurch nicht ändert. An dieser verhängnisvollen Entscheidung war allerdings nicht allein Brünings Fehlbeurteilung des Wahlausgangs schuld, sondern auch die übrigen demokratischen Parteien bzw. das gesamte Kabinett, in dem sich keine Stimme gegen die vorzeitige Neuwahl erhob

Zu dieser ersten Grundfrage tritt eine zweite: Hat Brünings Politik objektiv die Auflösung der Weimarer Verfassungsordnung durch sein Präsidialkabinett und die Politik der Notverordnungen begünstigt? Die Antwort kann auch dann bejahend ausfallen, wenn man Brünings Intentionen und seine Lagebeurteilung vom Frühjahr 1930 teilt. Denn die Wirkung des von ihm kurz vor dem Scheitern der Großen Koalition ausgearbeiteten Kompromißvorschlags zur Rettung des Kabinetts Hermann Müller beurteilte er selbst als nur kurzfristig: Für den Herbst 1930 rechnete er so oder so mit dem Ende der Großen Koalition. Lautet die Antwort, daß zwar im Frühjahr 1930 rechnerisch eine parlamentarische Regierung möglich gewesen sei, aber nicht mehr politisch, dann bekommt Brünings Regierung insgesamt den Charakter eines Rettungsversuchs in nahezu aussichtsloser Lage, der aber eben deswegen unternommen werden mußte. Argumentiert man von den Strukturmängeln des politischen Systems her, dann lautet die konsequente Schlußfolgerung: Der unausgewogene Kompromiß der Verfassung zwischen einem parlamentarischen und einem präsidentiellen. Regierungssystem bot in Form der präsidialen Minderheitsregierung mit Notverordnungen — die unter anderen Konstellationen und Personen bereits 1922/1923 praktiziert wurde — einen Ausweg. Ein solcher, längere Zeit praktizierter Ausweg aber verließ den Boden des auf die Integrationsfähigkeit der Parteien angewiesenen konsequenten Parlamentarismus. Die bloße Möglichkeit nicht-parlamentarischer Lösungen aber bot den Parteien die Flucht aus der Verantwortung geradezu an, wie sich dann wieder bei der Auflösung des Reichstags im Juli 1930 zeigte: Die verhängnisvollen Nebenwege, die die Verfassung offen ließ, wurden je länger je mehr zwangsläufig zu Abwegen

Die Differenz der intentional-situationsbezogenen und der funktional-strukturellen Deutung bildet den methodologischen Kem dieser Kontroverse.

Sie verwies zugleich auf künftige Kontroversen der späten sechziger und frühen siebziger Jahre, bei denen es um die Frage ging, ob und in welchem Maße typologisierend-generalisierende sozialwis-senschaftliche Methoden mit der individualisierend-historisierenden Methode der Geschichtswissenschaft vereinbar seien

Schon Conze hatte gegen Bracher eingewandt: „Ist die Weimarer Republik wirklich ein „typisches Modell 4 für die Auflösung einer Demokratie? Sofern sich der Verfasser nicht wiederholt selbst verbessert, wird mit einem weitgehend unhistorischen Begriff der Demokratie gearbeitet.“ Und Waldemar Besson sekundierte 1959 in seinem Werk Württemberg und die Deutsche Staatskrise 1928— 1933. Eine Studie zur Auflösung der Weimarer Republik, das übrigens erstmals einen Perspektivenwechsel von der reichspolitischen zur föderativen Problemstellung brachte: „Gegen die Subsumierung der Ära Brüning unter ein „typisches Modell 4 einer Entwicklung von der parlamentarischen Demokratie zum totalen Staat wird der Historiker ihre Individualität zu betonen haben. Sie setzte in den Traditionen des deutschen Obrigkeitsstaates einen spezifischen geschichtlichen Boden voraus. Dem politischen und institutionellen Ergebnis dieses Rückgriffs vermag deshalb eine Typisierung nur ungenügend gerecht zu werden.“ Besson unterzog seinerseits die politische Prämisse Brünings, der — in den Traditionen deutschen politischen Denkens stehend — Staatsräson über Parteiräson gestellt habe, einer kritischen Betrachtung, wenngleich er dessen Politik der „Sachlichkeit“ aus württembergischer Pespektive positiv beurteilt.

Diese Kritik zielte also nicht im vordergründigen Sinne auf eine politisch motivierte Rettung Brünings, sondern auf eine Grundfrage der zeitgeschichtlichen Methode. Auch in späteren — hier im einzelnen nicht zu resümierenden — Beiträgen zu dieser Kontroverse von Karl Dietrich Erdmann, Rudolf Morsey, Josef Becker und später Udo Wengst wurde dies immer wieder deutlich Karl Dietrich Bracher selbst war sich der Neuartigkeit seines Ansatzes selbstverständlich bewußt. Im Vorwort betonte er 1955, es gehe nicht allein um die Rankesche Frage, wie es eigentlich gewesen sei, wie es dazu kommen konnte, die eine solche Untersuchung im Bereich der historischen Forschung legitimiere: „Darüber hinaus umschließt jene Epoche, die der Zeitgeschichte angehört und zugleich so überaus spürbar in unser Dasein hineinwirkt, ein echtes Problem der politischen Wissenschaft, die in der Weimarer Republik ein in bestimmten Grenzen , typisches 4 Modell für die Probleme der Erringung und Erhaltung, des Abbaus und Verlusts politischer Macht erfaßt.“ Und auch in späteren Auflagen bekannte Bracher, die Kritik habe ihn nicht davon abbringen können, an der Verbindung historischer, soziologischer und politikwissenschaftlicher Fragestellungen festzuhalten und sie für einen fruchtbaren Zugang zu halten.

Auch Hans Herzfeld, der Brachers Werk eine Einleitung voranstellte, bekannte sich ausdrücklich zu diesem methodischen Weg. Herzfeld sah wohl das zeitweilige Unverständnis, wenn er 1955 betonte, der 1933 herbeigeführte Abbruch in der Entwicklung von Sozial-und Politikwissenschaft in Deutschland erschwere die Rezeption ihrer systematischen Methoden. Eine derartige Schlußfolgerung dränge sich dem Betrachter dieser Disziplinen in Frankreich, England und den USA mit „sehr empfindlicher Schärfe“ auf. Um so notwendiger sei eine die verschiedenen Disziplinen zusammenfassende, systematische Fragestellung der Wissenschaft von der Politik, stelle doch die „Auflösung der Weimarer Demokratie, der Sieg des autoritären und totalen Staates über die Idee der politischen Freiheit im Herzen Europas, die vielleicht erschütterndste und als Warnung lehrreichste Erfahrung in der politischen Geschichte dar, die der wissenschaftlichen Beobachtung heute zugänglich ist, solange das Gleiche für die östliche Welt noch nicht oder zumindesten nicht in gleichem Maße der Fall ist.“

Inzwischen haben sich die prinzipiellen Bedenken gegen eine strukturanalytische Methode in der Geschichtswissenschaft weitestgehend zerstreut;

Brachers Pioniertat innerhalb der Zeitgeschichtsschreibung ist auch von denjenigen anerkannt, die seiner Beurteilung Brünings nicht folgen. Umso amüsanter könnte die Charakterisierung Karl Dietrich Brachers durch einen im Mai 1979 veröffentlichten Artikel der FAZ erscheinen, in dem Karl Heinz Bohrer über die vom Deutschen Historischen Institut London veranstaltete Tagung zum Thema „Führerstaat — Mythos oder Realität“ berichtete:

Er stellte Bracher als Vertreter einer älteren, biographisch orientierten Methode hin, die im Gegensatz zur strukturgeschichtlichen Erfassung zeitgeschichtlicher Probleme stehe. Diese Ignoranz demonstriert die Notwendigkeit, von Zeit zu Zeit eine historiographiegeschichtliche Standortbestimmung vorzunehmen.

Die Kontroverse über die Politik Heinrich Brünings lebte in den letzten Jahren an einem Themenkomplex wieder auf, der zwar mit Brünings Reparations-und Außenpolitik zusammenhängt, jedoch zunächst einen binnenwirtschaftlichen Bezugspunkt hat: Die vom Reichskanzler zur Haushaltssanierung betriebene Deflationspolitik war schon bei den Zeitgenossen umstritten und nach 1945 Gegenstand heftiger Kritik geworden. Allerdings gelangte Knut Borchardt 1979 in seinem Aufsatz Zwangslagen und Handlungsspielräume in der großen Wirtschaftskrise der frühen dreißiger Jahre zu dem Ergebnis, Brünings Politik sei aufgrund der konkreten wirtschaftspolitischen Konstellation bereits seit 1928/1929, aber auch aufgrund der ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung seit der Inflation der frühen zwanziger Jahre im Zusammenhang mit der zunehmenden Funktionsunfähigkeit des politischen Systems zwangsläufig und tatsächlich ohne echte Alternative gewesen Wenngleich andere Wirtschaftshistoriker, zum Beispiel Carl-Ludwig Holtfrerich dieser Einschätzung entgegengetreten sind und die Diskussion darüber noch anhält, ist zumindest die Sicherheit erschüttert, mit der die Wirtschafts-und Finanzpolitik Heinrich Brünings lange Zeit scharf abgelehnt worden ist. Wesentliche Argumente Borchardts sind jedenfalls schwer widerlegbar, zumal er auch die damals vorgeschlagenen Konzepte einer aktiven Konjunktur-politik als kaum tragfähig nachweist und plausibel begründet, warum die seit Mitte 1932 verwendeten wirtschaftspolitischen Rezepte vorher nicht anwendbar gewesen seien.

In methodischer Hinsicht bemüht sich Borchardt, bei aller Berücksichtigung der in mehreren Jahrzehnten hinzugewonnenen wirtschaftspolitischen Erfahrung, die spezifische historische Konstellation und den Zeithorizont der handelnden Politiker zu sehen. Borchardts Hinweis auf die ökonomische „Krise vor der Krise“ korrespondiert der von den Verfassungshistorikern konstatierten Krisenhaftigkeit des politischen Systems seit 1920, die auch Historiker unterschiedlicher wissenschaftsmethodischer Richtungen in einem der letzten bilanzierenden Symposien wiederum betonten Auch in dieser Interpretation spielt die Frage eine entscheidende Rolle, ob die große Krise vermeidbar gewesen sei, die zweifellos eine der zentralen Ursachen für den Aufstieg des Nationalsozialismus gewesen ist. Die Antwort fällt im wesentlichen negativ aus;

Borchardt entzaubert den „rückwärtsgewandten Problemlösungsoptimismus“

Ein anderer Mythos im Bereich der sozial-und wirtschaftsgeschichtlichen Erklärung, den aber nur ein Teil der ideologisch nicht von vornherein festgelegten Autoren außerhalb des marxistischen Lagers teilte, ist in den letzten Jahren zunehmend zerstört worden — die Behauptung nämlich, die Großindustrie habe wesentlich zum Aufstieg des Nationalsozialismus beigetragen: Davon kann spätestens seit der großen, zugleich zusammenfassenden wie im einzelnen weiterführenden, 1985 publizierten Untersuchung von Henry A. Turner keine Rede mehr sein. Klar ist jedoch, daß die Mehrheit der Großindustriellen nicht zu den Stützen der parlamentarischen Demokratie zählte und politische Fragen in der Regel ihrem wirtschaftlichen Interesse unterordnete

Auch die wahlsoziologischen Untersuchungen der Wählerbasis der NSDAP führten in den letzten Jahren zu neuen, wenngleich noch nicht abschließenden Ergebnissen: Insgesamt erschütterten sie die lange dominierende These, die NSDAP sei im wesentlichen eine Mittelstandspartei gewesen. Neuere — allerdings begrenzte — Untersuchungen ergaben, daß die NSDAP tatsächlich eine sozial sehr viel breiter verankerte „Bewegung“ gewesen ist, an der sowohl proletarische und unterbürgerliche Schichten als auch großbürgerliche Wähler — zumindest in einzelnen Wahlkreisen — nennenswerten Anteil hatten Wie weit solche Befunde verallgemeinerungsfähig sind, muß sich zeigen. Auch ist ungeklärt, wie ausschlaggebend der Anteil von Jung-und Neuwählern für die Wahl-erfolge der NSDAP seit dem 14. September 1930 gewesen ist — in jedem Fall ist er wohl hoch anzusetzen. Unterdurchschnittlichen Zulauf hatte die NSDAP aber eindeutig in katholischen Gebieten sowie bei solchen Wählern, die zur organisierten Arbeiterbewegung vor allem sozialdemokratischer und christlicher Provenienz gehörten.

V.

Standen während der beiden ersten Jahrzehnte nach 1945 die Auflösung der Weimarer Republik und ihre Ursachen im Vordergrund der Analyse und wurden in den letzten Jahren einige der schon früher erörterten Probleme wieder aufgenommen, so richtete sich seit den frühen sechziger Jahren die Aufmerksamkeit zunehmend auf die Strukturprobleme der Gründung der ersten deutschen Republik.

Wenngleich auch diese nie aus dem Blickfeld verschwunden waren, so erlangte die Erforschung der revolutionären Übergangsphase doch von den frühen Sechzigern bis weit in die Mitte der siebziger Jahre die größte Aufmerksamkeit. Auch dieses Forschungsinteresse war deutlich von den politischen Problemen und Auseinandersetzungen der eigenen Zeit stimuliert, zumindest erzielte es im Kontext der Parlamentarismus-Kritik der Neuen Linken und ihrer direktdemokratischen Theorien erhebliche Breitenwirkung.

Die politische Erfahrung, aus der heraus die Bonner Verfassungsväter die plebiszitäre Komponente der Weimarer Verfassungsordnung ablehnten, fehlte der neuen Generation offensichtlich. Eine eindringendere Betrachtung zeigte überdies, wie sehr die neomarxistische Parlamentarismus-Kritik Ende der sechziger Jahre derjenigen ähnelte, die in den zwanziger Jahren auf wirksam-verhängnisvolle Weise Carl Schmitt am parlamentarischen Regierungssystem geübt hatte Beide kritischen Parlamentarismus-Theorien konvergierten im übrigen darin, daß sie die Realität des Parlamentarismus mit Kategorien attackierten, die aus der idealisierenden liberalen Theorie des 19. Jahrhunderts entwickelt worden waren, zum Beispiel mit dem Modell einer „diskutanten Öffentlichkeit“ und einem historisch nie existenten Modell rationaler Entscheidungsbildung Die Alternative zum nur begrenzt funktionstüchtigen Parlamentarismus der Weimarer Republik suchte die Interpretation nun in „rätedemokratischen“ Modellen und nicht mehr in der Analyse der Strukturdefekte des Parlamentarismus mit der Konstruktion einer krisenfesteren Form des Parlamentarismus, wie sie mit der Verfassungsordnung des Grundgesetzes entwickelt wurde.

Bei aller inhaltlichen Gegensätzlichkeit beider Problemstellungen konvergierten sie letztlich doch in einer formal ähnlichen Frage: Wie hätten die Über-lebenschancen der Weimarer Republik erhöht und damit der Aufstieg des Nationalsozialismus wirksamer verhindert werden können? Daraus leitete die Räteforschung die Frage ab: Gab es Wege zu einer breiteren gesellschaftlichen Fundierung des aus der Revolution hervorgegangenen Staates? Konsequent mußte eine solche Betrachtung sich stärker auf die Begründung als auf die Auflösung der Republik richten, weil damals die Vorentscheidung für die politische Struktur des neuen Staates gefallen war.

Methodisch bildete eine wirkungsgeschichtlichfunktionale Interpretation wiederum den Angelpunkt. Noch stärker als bei der Analyse der Auflösung stellte sich die methodische Frage, in welchem Maße der nachlebende Historiker mit Alternativ-modellen zur Erfassung der tatsächlichen historischen Entwicklung arbeiten kann. Die Aufbruchstimmung von 1969 „Mehr Demokratie wagen!“

wurde gewissermaßen ins Jahr 1919 zurückprojiziert, wovon so manche der Betrachtungen zum 50. Jahrestag der Revolution 1918/1919 beredt Zeugnis ablegt.

Allerdings besaß auch diese Forschungsrichtung methodische und empirische Vorläufer seit Mitte der fünfziger Jahre und politische bereits in der zeitgenössischen Diskussion. Die gegensätzliche Deutung der Revolution von 1918/1919 wurde gewissermaßen handbuchartig kanonisiert durch die neben Brachers Auflösung der Weimarer Republik lange wohl einflußreichste Sicht der ersten deutschen Zeit Demokratie, Karl Dietrich Erdmanns Handbuch-darstellung von 1959 (eine wesentlich erweiterte und aktualisierte Neuauflage erschien 1973). Diese nachhaltige Wirkung für die Gesamtbeurteilung der Weimarer Demokratie resultierte zum einen aus der souveränen Verarbeitung einer großen Materialfüile, zum anderen aber auch aus der Abgewogenheit, mit der Erdmann verschiedene Kontroversen darstellte. Nicht zuletzt aber dürfte die Übereinstimmung mit der im politischen Selbstverständnis der fünfziger und frühen sechziger Jahre kulminierenden klaren Unterscheidung von Demokratie und totalitären Diktaturen eine Rolle gespielt haben. Sie kam bereits in der Überschrift des ersten Kapitels zum Ausdruck: „Rätestaat oder parlamentarische Demokratie?“. Erdmann würdigte die Leistung des sozialdemokratischen Vorsitzenden der Regierung der Volksbeauftragten und späteren Reichspräsidenten Friedrich Ebert und die wesentlich von ihm mitgestaltete mehrheitssozialdemokratische Politik in der revolutionären Übergangsphase: Zu seinen Verdiensten gehörte — wie Erdmann betonte — die Einheit des Reiches und Deutschland vor dem Bolschewismus gerettet zu haben. Ohne für Fehlentwicklungen und politische Fehler der mehrheitssozialdemokratischen Führung blind zu sein, sah Erdmann doch keine prinzipielle Alternative zu ihrer Politik. Über diese Frage kam es bereits 1955 zu einer wegweisenden und die Fronten klärenden Kontroverse, als Erdmann in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte seine Konzeption entwickelte und Erich Matthias ihm 1956 in der Zeitschrift Die neue Gesellschaft ebenfalls in einem kritischen Literatur-bericht entgegentrat

Erdmann hatte nicht nur eine Übersicht über die vorliegende Literatur von den frühen Darstellungen der Zeitgenossen — wie die Ferdinand Friedensburgs (1946) und Friedrich Stampfers (1947) — bis hin zu den Memoiren gegeben, sondern auch die wissenschaftliche Literatur einer kritischen Prüfung unterzogen. Dabei lenkte Erdmann den Blick auf die These vom „Dritten Weg“ zwischen Parlamentarismus und Bolschewismus, die bereits in der frühesten Gesamtdarstellung der Weimarer Republik, derjenigen Arthur Rosenbergs, entwickelt und in der 1954 veröffentlichten Studie von Walter Termin erstmals wissenschaftlich untersucht worden war: Zwischen Rätediktatur und sozialer Demokratie. Die Geschichte der deutschen Revolution 1918/19. Bereits die Beiträge von Tormin, Erdmann und Matthias umrissen eben jenes Forschungsproblem, dessen kontroverse Diskussion erst in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre voll entbrannte.

Erdmann beurteilte den zweiten Band von Rosen-bergs auf die Jahre 1918 bis 1923 konzentrierter Darstellung von 1935 als Beginn der wissenschaftlichen Erforschung der Weimarer Republik Und in der Tat hatte Rosenberg außer reflektierter Problemorientierung und differenzierter Nachzeichnung machtpolitischer Verschiebungen die Auswertung eines damals unveröffentlichten Quellen-bestandes zu bieten — der Sitzungsprotokolle der Regierung der Volksbeauftragten. Erdmann setzte sich mit Rosenbergs Kernthese auseinander, derzufolge die Weimarer Republik zum Untergang verurteilt gewesen sei, weil die Revolution steckengeblieben sei und das Ziel einer sozialen Revolution verfehlt habe. In Wirtschaft, Verwaltung, Justiz und Militär seien die alten Machtpositionen der Monarchie unangetastet geblieben und wirtschaftliche Schlüsselindustrien nicht verstaatlicht worden.

Mit Hilfe der Arbeiter-und Soldatenräte sei eine soziale Revolution möglich gewesen; eine Kombination zwischen Räten und Parlament hätte bei größerem revolutionärem Engagement der mehrheitssozialdemokratischen Führung die Chance zu einer stabileren Verankerung der Demokratie in Deutschland geboten.

Demgegenüber betonte Erdmann die „entscheidende Tatsache, daß das aus dem Zusammenbruch am 9. November hervorgegangene Regime in seiner Geburtsstunde von links her, nicht von rechts, mit Gewalt in seiner Existenz bedroht wurde“ 1918/1919 habe die Wahl bestanden „zwischen einem konkreten Entweder-Oder: die soziale Revolution im Bund mit den auf eine proletarische Diktatur hindrängenden Kräften oder die parlamentarische Republik im Bund mit konservativen Elementen wie dem alten Offizierskorps. Die Weimarer Republik ist das Ergebnis eines sozialistisch-konservativen Zweckbündnisses. Rosenbergs These, daß sie deshalb zugrunde ging, weil sie nicht unterbaut wurde durch eine soziale Revolution, ist falsch, weil im Gegenteil der Fehlschlag der sozialen Revolution überhaupt die Vorbedingung dafür war, daß sie als das bestimmte historische Phänomen ... ins Leben trat.“ Von dieser Position aus lehnte Erdmann die These ab, der Untergang der Republik sei zwangsläufig gewesen.

In seiner Antwort ging Erich Matthias davon aus, daß „trotz aller tiefgreifender Unterschiede zwischen der Situation des gespaltenen Deutschlands von heute und der des Weimarer Staates die Kontinuität der Grundprobleme unserer staatlichen Existenz verblüffend“ sei. Matthias nahm Erdmanns Warnung vor einer fatalistischen Geschichtsbetrachtung ebenso auf wie dessen Mahnung, sich den Blick für die „Offenheit der Situation in Entscheidungsstunden“ nicht trüben zu lassen. Es sei Rosenberg, der diese Forderung beherzige, nicht Erdmann, der diesen gründlich mißverstehe. Erdmann reduziere eine ungeheuer komplizierte Situation auf eine viel zu einfache Alternative

Der Gedanke, um den es Rosenberg gegangen sei, „daß die breite Mitte der gemäßigt sozialistisch-demokratischen deutschen Arbeiterschaft zugleich zum Kristallisationskern und zum sozialen Träger eines nationalen demokratischen Integrationsprozesses hätte werden können, läßt sich nicht ohne weiteres als utopische Phantasie beiseite schieben“. Die Frage nach den realen Chancen eines „dritten Weges“ lasse sich gerade nach der Studie von Tor-min keineswegs von vornherein negativ beantworten. Wenngleich heutige Verfechter dieser gegenüber Erdmann revisionistischen Interpretation im allgemeinen den Begriff „dritter Weg“ für ungeeig-net halten, so geht es doch noch immer um die Alternative zur Politik Eberts

Die Beurteilungsgrundlage hat sich seit der ersten Diskussion von 1954 bis 1956 und der Kontroverse auf dem Berliner Historikertag 1964 erheblich verbessert. So publizierte die Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien — den Anregungen von Matthias folgend und zum Teil von ihm bearbeitet — eine Reihe grundlegender Editionen, die sowohl die Quellenbasis erweiterten als auch eine andere einflußreiche These — die von Theodor Eschenburg, Weimar sei eine improvisierte Demokratie gewesen — zum Teil modifizierten. Matthias und Morsey bearbeiteten die 1959 bzw. 1962 veröffentlichten Editionen Der Interfraktionelle Ausschuß 1917/18 und Die Regierung des Prinzen Max von Baden, und nach weiteren wichtigen Editionen erschienen 1969 in der Bearbeitung von Erich Matthias, Susanne Miller und Heinrich Potthoff die Akten der Regierung der Volksbeauftragten 1918/1919, nachdem bereits 1968 Eberhard Kolb und Reinhard Rürup gemeinsam mit dem Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam und der erwähnten Bonner Kommission eine Edition über den Zentralrat der deutschen sozialistischen Republik publiziert hatten.

Auf der Basis neu erschlossener Quellenbestände veröffentlichte Eberhard Kolb schließlich 1962 die erste gründliche empirische Untersuchung, die zum Vorbild späterer Analysen dieser Art wurde: Arbeiterräte in der deutschen Innenpolitik 1918— 1919. Ihr folgten bereits nach einem Jahr, ebenfalls in der Bonner Kommission, Peter von Oertzens Betriebsräte in der Novemberrevolution. In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre setzte dann — stimuliert durch die genannten politischen Motive'— eine intensive Diskussion ein. Erschien Friedrich Ebert bis zur Mitte der sechziger Jahre als ein Reichspräsident, auf den sich alle demokratischen Kräfte der Bundesrepublik hätten einigen können, so wurde er im Zuge der Kritik an der Großen Koalition seit 1966 von der politischen Linken postum zunehmend aus dem Sozialismus ausgebürgert und nahezu zum Parteigänger der Konservativen erklärt.

Es unterliegt heute keinem Zweifel mehr, daß die Rätebewegung von 1918/1919 keineswegs politisch homogen und die sozialdemokratischen Räte gegenüber den radikalsozialistischen oder gar den spartakistisch-bolschewistischen Gruppen in der Mehrheit gewesen waren; die Radikalisierung der Rätemehrheit setzte erst um die Jahreswende 1918/1919 ein. In den Einzelanalysen sind also zahlreiche wichtige Forschungsergebnisse auf der Basis der seit Mitte der fünfziger Jahre gegebenen Anstöße erzielt worden. Doch hat das anders, als dies manchen Räteforschern scheinen mag, keineswegs zwangsläufig die prinzipielle Beurteilung der Entscheidungsaltemativen von 1918/1919 und ihrer langfristigen Wirkungen verändert. In dieser Frage bleiben trotz vieler Modifikationen im einzelnen die Positionen weiterhin kontrovers, auch wenn die Auseinandersetzungen abgeflaut sind

Trotz der insgesamt also zweifellos veränderten Beurteilung der Räte bleibt der Dissens beispielsweise in folgenden Fragen bestehen: Ein politisches Rätesystem ist mit der parlamentarischen Demokratie unvereinbar; ob mit ihr ein wirtschaftliches Rätesystem vereinbar ist, bleibt umstritten. Ebenso strittig ist, ob die Sozialisierung der Wirtschaft auch nur eine einzige der schweren Hypotheken der Weimarer Republik beseitigt und nicht vielmehr neue geschaffen hätte. Hier handelt es sich um ein politisches Credo, nicht um eine geschichtswissenschaftlich fundierbare Aussage zu den Weichenstellungen von 1918/1919. Schließlich muß die Frage beantwortet werden, mit welchen Gruppierungen und welchen der meist ja nur diffusen — untereinander überdies konkurrierenden — Rätemodellen ein Kompromiß erreichbar und machtpolitisch durchsetzbar gewesen wäre, welches dieser Modelle schließlich auch nur auf der Linken mehrheitsfähig gewesen wäre.

Ferner ist die Frage des Bündnispartners ganz entscheidend; tatsächlich funktionierte bereits die Zusammenarbeit mit der USPD nicht. Das lag keineswegs allein an der SPD-Führung, sondern mindestens im gleichen Maße an der Heterogenität der USPD, in der die Priorität einer souveränen Nationalversammlung nicht akzeptiert wurde. Vielmehr sprach man dort offen von einer Diktatur auf Zeit: Zunächst sollten die sozialistischen Zielsetzungen erreicht und dann erst die Nationalversammlung einberufen werden, weil man deren abweichende Mehrheit fürchtete. Ein demokratisches Verfahren wäre dies jedenfalls nicht gewesen.

Hier zeigt sich im übrigen der Pferdefuß einer Interpretation, die den Demokratiebegriff nicht formal verstehen, sondern mit bestimmten gesellschaftspolitischen und ideologischen Inhalten füllen will. Tatsächlich schließt ein erheblicher Teil solcher inhaltlich-politischer Wertungen die politischen Gegner aus der Demokratie aus, weil sie andere oder gegenteilige Inhalte vertreten. Der Grundsatz: „Was Demokratie ist, bestimme ich“, gefährdete tatsächlich 1918/1919 die Demokratie. Die Politik der USPD demonstrierte das zweifelsfrei: Das Prinzip der Volkssouveränität, das sich nur in einer freien Wahl konkretisieren kann, sollte zeitweise suspendiert werden, weil man sich der Mehrheit nicht sicher war. Gerade weil zur Demokratie die Unterschiedlichkeit und Gegensätzlichkeit der Meinungen ebenso wie verfassungsrechtlich geregelter Konfliktaustrag und Entscheidungsbildung wesensnotwendig gehören, kann sie nur formal definiert werden; nur so sichert sie die Pluralität der politischen Richtungen. Daran ändert die schon 1919 zu hörende und von Hugo Preuß zu Recht zurückgewiesene Polemik gegen „bloß formale Demokratie“ nichts: Demokratie beinhaltet nicht eine bestimmte politische Richtung, sondern sichert die Möglichkeit aller politischen Richtungen, die sich an die Spielregeln halten. Friedrich Ebert und die Mehrheitssozialdemokratie haben dies 1918/1919 verstanden, große Teile der USPD und der radikalen Räte nicht — trotz der schönen Maxime von Rosa Luxemburg, Freiheit sei immer die Freiheit des anders Denkenden. Schließlich ist in bezug auf dritte, vierte und fünfte Wege 1918/1919 zu bedenken: Die möglichen Alternativen sind vom Historiker nur als Hypothesen zu formulieren — sie haben den Vorzug, sich in der Realität nicht mehr bewähren zu müssen. Ihre möglichen Mängel sind also weniger offensichtlich als beim tatsächlich eingeschlagenen Kurs.

VI.

Alles in allem bleiben also viele Fragen offen. Entscheidend sind aber auch hier die Anregungen, die von den Forschungen der fünfziger und sechziger Jahre ausgegangen sind und die ihren Wert behalten, selbst wenn in der Außenpolitik, der Wirtschafts-und Sozialgeschichte, insbesondere der Inflationsforschung, der historischen Wahlforschung, der Analyse des Parlamentarismus und der Parteien, der Regional-und Lokalgeschichte neue Wege beschritten werden. Die erwähnte Konzentration auf die Auflösung und dann die Begründung der Weimarer Republik fand auch in einschlägigen Sammelbänden Ausdruck: Zuerst veröffentlichten Werner Conze und Hans Raupach das Sammelwerk Die Staats-und Wirtschaftskrise des Deutschen Reiches 1929— 1933 (1967), dem 1968 der Sammelband von Gotthard Jasper Von Weimar zu Hitler an die Seite trat. Es folgte der von Eberhard Kolb herausgegebene Band Vom Kaiserreich zur Weimarer Republik (1972) und schließlich 1980 der von Michael Stürmer herausgegebene Band Die Weima rer Republik sowie die Publikation eines Bilanzkolloquiums von 1979: Weimar. Selbstpreisgabe einer Demokratie, herausgegeben von zwei der führenden Weimar-Experten, Karl Dietrich Erdmann und Hagen Schulze, der 1982 auch die thematisch umfassendste, sehr gut lesbare Gesamtdarstellung folgen ließ: Weimar — Deutschland 1917— 1933.

Neben weiteren Untersuchungen zur Auflösungsphase — von Thilo Vogelsangs Reichswehr, Staat und NSDAP (1962) und Ursula Büttners Hamburg in der Staats-und Wirtschaftskrise 1928— 1931 (1982) bis zu Gotthard Jaspers Die gescheiterte Zähmung. Wege zur Machtergreifung Hitlers 1930— 1934 (1986) — traten schon früh Darstellungen zu einzelnen zentralen Problemen, ohne doch einen Forschungsschwerpunkt mit Beteiligung zahlreicher Forscher zu bilden. So legte Gerhard Schulz, der neben den schon erwähnten Werken mit seinem zuerst 1967 veröffentlichten Buch Revolution und Friedensschlüsse 1917— 1920 aus vergleichender Perspektive die revolutionäre Übergangsphase behandelt hatte und 1976 einen knappen Abriß der deutschen Geschichte 1918— 1945 folgen ließ, bereits 1963 eine der ersten großen Untersuchungen zum Preußen-Problem und den Reichsreformbestrebungen vor, die die Jahre 1919 bis 1930 behandelte und damit wie Michael Stürmers Untersuchung Koalition in der und Opposition Weimarer Republik 1924— 1928 (1967) zu den damals noch wenigen empirischen Studien über die mittleren Jahre zählte. Bei unterschiedlicher Thematik behandeln beide Bücher Problemzonen der Verfassungsstruktur bzw. -praxis.

Hinsichtlich der Preußen-Thematik, aber auch der Entwicklung des Parlamentarismus haben einige Autoren in den letzten Jahren eine andere Perspektive gewählt, die, von der föderativen Struktur des Weimarer Staates ausgehend, einen konstruktiven Beitrag der Länder zur Geschichte des Parlamentarismus in den Blick nimmt und gewissermaßen komplementär zur Analyse der Strukturdefekte des Reichsparlamentarismus nach realisierten Alternativen auf Länderebene fragt. Neben den allerdings bisher nur zeitlich oder sachlich begrenzten Untersuchungen vor allem zur Parteiengeschichte kleinerer Länder steht nun aufgrund seiner politischen Bedeutung und Größe das sich auf zwei Drittel des Reichsterritoriums erstreckende und drei Fünftel der Reichsbevölkerung beherbergende Preußen im Mittelpunkt. Dazu liegt inzwischen eine Gesamtanalyse des preußischen Parlamentarismus von 1918/1919 bis 1932/1933 vor, die Preußen nicht mehr in erster Linie als Belastungsfaktor des Weimarer Staates ansieht, sondern aufgrund verfassungsgeschichtlicher, sozialgeschichtlicher und politischer Befunde wegen seiner bis 1932 funktionierenden parlamentarischen Demokratie Preußen eher eine stabilisierende Wirkung attestiert. Die vergleichende Reich-Preußen-Perspektive könnte mithin für eine Gesamtbeurteilung der Weimarer Republik fruchtbar werden

Zu den umfangreicheren Forschungsschwerpunkten, die sowohl außen-wie innenpolitische Dimensionen besaßen, zählt neben den schon seit den fünfziger und sechziger Jahren kontinuierlich betriebenen Untersuchungen zur Reichswehr die sich auf militärgeschichtliche Themen im engeren Sinne, das Verhältnis von Reichswehr und Politik, aber auch auf militärische und politische Kampfverbände konzentrierte immer stärker die Erforschung der Wirtschaftsgeschichte und der Sozialpolitik.

Zwar hatte es auch auf diesem Feld neben Detail-studien früh Zusammenfassungen gegeben — beispielsweise Gustav Stolpers schon 1950 publizierten Überblick, der 1964 in neuer Bearbeitung durch Karl Häuser und Knut Borchardt unter dem Titel Deutsche Wirtschaftskrise seit 1870 wieder aufgelegt wurde. Wie bei Stolper handelte es sich bei den Verfassern anderer größerer Gesamtdarstellungen einzelner Sektoren oftmals noch um beteiligte Zeitgenossen und nicht um Historiker im engeren Sinn.

Dies gilt etwa für Willibald Apelts zuerst 1946 publizierte Geschichte der Weimarer Verfassung, die bis zu Ernst Rudolf Hubers monumentaler Verfassungsgeschichte, deren Weimar betreffende Bände 1978 bis 1984 erschienen die einzige umfassende Darstellung blieb. Und auch Ludwig Prellers Sozialpolitik in der Weimarer Republik (1949) war das Werk eines Zeitgenossen.

So verdienstvoll und unverzichtbar diese Werke für Jahrzehnte blieben, so sehr wandelte sich seit den siebziger Jahren das Forschungsinteresse und die Methoden. Dies dokumentieren im Feld der interdisziplinären Behandlung von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik beispielsweise das ertragreiche Bochumer Colloquium von 1973, dessen Beiträge unter dem Titel Industrielles System und politische Entwicklung in der Weimarer Republik (1974) veröffentlicht wurden, und in letzter Zeit vor allem das großangelegte Forschungsprojekt über „Inflation und Wiederaufbau in Deutschland und Europa 1914— 1924“, das unter der Ägide des amerikanischen Historikers Gerald D. Feldman zusammen mit Carl-Ludwig Holtfrerich, Gerhard Ritter und Peter-Christian Witt unter internationaler Beteiligung zahlreicher Experten in Zusammenarbeit mit der Historischen Kommission zu Berlin durchge-führt wird und dessen Erträge bis 1987 in insgesamt acht Bänden veröffentlicht wurden. Diese Forschungen haben nicht allein die u. a. durch Feld-man gewonnene Einschätzung bestätigt, derzufolge die Inflation der frühen zwanziger Jahre eine zwangsläufige Konsequenz von Kriegsfinanzierung und Kriegsinflation war, sondern insbesondere durch gesellschafts-, wirtschafts-und finanzpolitische Fragestellungen in komparatistischer Perspektive durch Fallstudien zu bisher wenig oder gar nicht thematisierten Bereichen verschiedenster Art unsere Kenntnisse erweitert

VII.

Erste knappe Übersichtsdarstellungen wie die von Werner Conze (zuerst 1953) und von Hans Herz-feld, der die Weimarer Republik schon in seinem weit ausholenden Werk Die moderne Welt 1789— 1945, das zuerst 1951 erschien und danach immer wieder überarbeitet wurde, behandelt hatte, waren ebenso wie Helmut Heibers erstmals 1966 erschienene, nach Auflagenhöhe wohl erfolgreichste Weimar-Darstellung für einen breiteren Leserkreis bestimmt. Die umfangreicheren Handbuchdarstellungen von Albert Schwarz 1958 und Karl Dietrich Erdmann 1959 boten dann bereits eine Synthese der bis dahin erarbeiteten Einzelforschung, nachdem der nach England emigrierte Jurist und Historiker Erich Eyck seine detaillierte zweibändige Geschichte der Weimarer Republik 1954/1956 in der Schweiz publiziert hatte.

Eyck schrieb sein Werk, wie oft betont worden ist, vom Standpunkt liberaler Kritik an der Weimarer Republik aus; es bildet in vielen Passagen den Bericht eines klugen zeitgenössischen Beobachters. Doch paßte Eycks Buch mit seiner Kritik am mangelnden Kampfeswillen der Weimarer Demokraten gegen den Extremismus von rechts und links durchaus in den antitotalitären Konsens. Eycks flüssige Darstellung, die die innen-und außenpolitische Geschichte der Republik unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Probleme in klassischer Weise erzählt, ist noch immer lesenswert, in bezug auf die allgemeine politische Geschichte ist sie bis heute am ausführlichsten und blieb bis zu Hagen Schulzes erwähntem Werk von 1982 die einzige, neben den Handbüchern umfassendere deutsche Gesamtdarstellung. Daneben traten in den letzten Jahren Studienbücher, die mit einem knappen geschichtlichen Abriß mehr oder weniger ausführliche Forschungsberichte bieten und gemäß dem Reihencharakter unterschiedliche Schwerpunkte setzen

Insgesamt legt also die seit Mitte der fünfziger Jahre einsetzende historische und politikwissenschaftliche Weimar-Forschung eine eindrucksvolle Bilanz vor, die zugleich ein differenziertes Bild dieser Zeit wie eine Gesamtbeurteilung bietet. Trotzdem bedürfen zahlreiche Themen weiterer Untersuchungen. Die bei den großen Forschungsschwerpunkten und problemorientierten Analysen naturgemäß stärker als bei den Tausenden von Detailstudien zutage tretende Stimulierung geschichtswissenschaftlichen Interesses durch die politische Entwicklung der Bundesrepublik ist für die Erforschung der Weimarer Republik immer dann außerordentlich fruchtbar geworden, wenn sie zu neuen Problemstellungen angeregt, diese dann aber in wissenschaftlichen Verfahrensweisen am historischen Gegenstand selbst objektiviert hat. Geschichtswissenschaft kann und muß sich durch die Gegenwart und ihre politischen Probleme anregen lassen, darf aber nicht dabei stehen bleiben, wenn sie Wissenschaft sein will: Politisches Interesse darf den Ausgangspunkt, nicht aber Methode und Ziel einer wissenschaftlichen Erforschung der Zeitgeschichte prägen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Hans-Peter Schwarz, Die Ära Adenauer. Epochenwechsel 1957— 1963, Stuttgart-Wiesbaden 1983, S. 345.

  2. In: Eberhard Kolb (Hrsg.), Vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, Köln 1972, S. 244-275.

  3. Heinrich August Winkler, Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918 bis 1924, Berlin-Bonn 1984; ders.. Der Schein der Normalität. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1924 bis 1930, Bonn-Berlin 1985; Herbert Hörnig, Das Preußische Zentrum in der Weimarer Republik, Mainz 1979; Rudolf Morsey (Bearb.), Protokolle der Reichstagsfraktion der Deutschen Zentrumspartei 1926— 1933, Mainz 1969; ders. /Karsten Ruppert (Bearb.), Die Protokolle der Reichstagsfraktion der Deutschen Zentrumspartei 1920-1925.

  4. Ossip K. Flechtheim, Die KPD in der Weimarer Republik, Frankfurt/M. 1969; Hermann Weber, Die Wandlungen des deutschen Kommunismus. Die Stalinisierung der KPD in der Weimarer Republik, Frankfurt/M. 19692; Martin Schumacher, Mittelstandsfront und Republik. Die Wirtschaftspartei-Reichspartei des deutschen Mittelstandes 1919 — 1933, Düsseldorf 1972; Heidrun Holzbach, Das „System Hugenberg“. Die Organisation bürgerlicher Sammlungsbewegung vor dem Aufstieg der NSDAP, Stuttgart 1981; weitere Literatur zu den Parteien: Horst Möller, Weimar. Die unvollendete Demokratie, München 1985, S. 248— 250.

  5. 2 Bde., Stuttgart 1982. Über Spengler auch: Peter Christian Ludz (Hrsg.), Spengler heute, München 1980.

  6. Gesamtdarstellungen des deutschen Parteiwesens, in denen auch die Weimarer Republik (meist knapp) behandelt wird: Ludwig Bergsträsser, Geschichte der Politischen Parteien in Deutschland, hrsg. von Wilhelm Mommsen, München-Wien 196511; Walter Tormin, Geschichte der deutschen Parteien seit 1848, Stuttgart usw. 19683; Heino Kaack, Geschichte und Struktur des deutschen Parteiensystems, Opladen 1971; Wolfgang Treue, Die deutschen Parteien vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Frankfurt/M. usw. 1975. Zu den Voraussetzungen zuletzt: Gerhard A. Ritter, Die deutschen Parteien 1830- 1914, Göttingen 1985.

  7. Johannes Schauff, Das Wahlverhalten der deutschen Katholiken im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, neu hrsg. u. eingel. von Rudolf Morsey, Mainz 1975.

  8. Gustav Radbruch, in: Gerhard Anschütz/Richard Thoma, Handbuch des Deutschen Staatsrechts, Tübingen 1930, Bd. 1, S. 285 ff.

  9. Zu strukturellen Problemen vgl. Peter Haungs, Reichs-präsident und parlamentarische Kabinettsregierung. Eine Studie zum Regierungssystem der Weimarer Republik in den Jahren 1924 bis 1929. Zum „Semiparlamentarismus“ der Reichsverfassung grundlegend: Karl Dietrich Bracher, Die Auflösung der Weimarer Republik. Eine Studie zum Problem des Machtverfalls in der Demokratie. Mit einer Einleitung von Hans Herzfeld, Villingen 19715.

  10. So zuletzt Hagen Schulze, Weimar. Deutschland 1917— 1933, Berlin 1982.

  11. So zuletzt H. Möller (Anm. 4).

  12. Arnold Brecht. Vorspiel zum Schweigen. Das Ende der deutschen Republik, Wien 1948.

  13. In: Friedrich Meinecke, Werke, Bd. 2, hrsg. von Georg Kotowski, Darmstadt 1958, S. 444.

  14. Emst Fraenkel, Deutschland und die westlichen Demokratien, Stuttgart 19735.

  15. Karl Dietrich Bracher, Brünings unpolitische Politik und die Auflösung der Weimarer Republik, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 19 (1971), S. 113— 123; Werner Conze. Brüning als Reichskanzler. Eine Zwischenbilanz, in: Historische Zeitschrift, (1972) 214, S. 310— 334; Rudolf Morsey, Zur Entstehung, Authentizität und Kritik von Brünings „Memoiren 1918— 1934“, Opladen 1975.

  16. Diese Rezensionen finden sich in der Historischen Zeitschrift, (1957) 183, S. 378-382, sowie (1959) 187, S. 407 f.

  17. Vgl. u. a. Werner Conze, Die politischen Entscheidungen in Deutschland 1919— 1933, in: ders. /Hans Raupach (Hrsg.), Die Staats-und Gesellschaftskrise des deutschen Reiches 1929/30, Stuttgart 1967, S. 176-252.

  18. Vgl. u. a. Anm. 10, 11 und Rudolf Morsey, in: Deutschlands Weg in die Diktatur, hrsg. von Martin Broszat u. a., Berlin 1983, S. 126 ff. passim; Horst Möller, Das Ende der Weimarer Demokratie und die nationalsozialistische Revolution von 1933, in: Martin Broszat/Horst Möller (Hrsg.), Das Dritte Reich. Herrschaftsstruktur und Geschichte, München 19862, S. 9-37.

  19. Vgl. mit weiterer Literatur u. a. Horst Möller, Gottfried Reinhold Treviranus. Ein Konservativer zwischen den Zeiten, in: Um der Freiheit Willen. Eine Festgabe für und von Johannes und Karin Schauff zum 80. Geburtstag, hrsg. von Paulus Gordan, Pfullingen 1983, S. 118— 146.

  20. Vgl. H. Möller (Anm. 4), S. 163, S. 202.

  21. Vgl. statt vieler mit weiterer Literatur Theodor Schieder, Geschichte als Wissenschaft, München-Wien 19682, S. 195 ff.; Karl-Georg Faber, Theorie der Geschichtswissenschaft, München 1971; Hans-Ulrich Wehler (Hrsg.), Geschichte und Soziologie, Köln 1972; Winfried Schulze, Soziologie und Geschichtswissenschaft, München 1974; Jürgen Kocka, Sozialgeschichte. Begriff — Entwicklung — Probleme, Göttingen 1977.

  22. W. Conze, in: Historische Zeitschrift, (1957) 183, S. 380. Allerdings konzedierte auch Conze damals, Brachers Werk sei das erste, das wissenschaftlich weiterführe und Neuland betrete.

  23. Waldemar Besson, Württemberg und die deutsche Staatskrise 1928— 1933. Eine Studie zur Auflösung der Weimarer Republik, Stuttgart 1959, S. 359 f.

  24. Vgl. die Kontroverse zwischen Josef Becker, Heinrich Brüning und das Scheitern der konservativen Alternative, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 22/80, und Udo Wengst, Heinrich Brüning und die „konservative Alternative“, ebd., B 50/80, sowie Josef Becker, Geschichtsschreibung im poli-

  25. K. D. Bracher, Auflösung der Weimarer Republik (Anm. 9), S. XVIII (Vorwort 1955).

  26. Hans Herzfeld, Einleitung, ebd., S. XVf.

  27. Die einschlägigen Beiträge sind gesammelt in: Knut Borchardt, Wachstum, Krisen, Handlungsspielräume der Wirtschaftspolitik. Studien zur Wirtschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Göttingen 1982.

  28. Carl-Ludwig Holtfrerich, Alternativen zu Brünings Wirtschaftspolitik in der Weltwirtschaftskrise?, in: Historische Zeitschrift, (1982) 235, S. 605— 631. Von älteren Arbeiten: Wolfgang J. Helbich, Die Reparationen in der Ära Brüning, Berlin 1962. — Dessen Ergebnis, für Brüning habe die Revisionspolitik mit Kern der Reparationen höchste Priorität besessen, wird durch neuere Arbeiten bestätigt. Diese Brüningsche Prioritätenskala sieht Holtfrerich im Gegensatz zu Borchardt als entscheidendes Motiv einer Deflationspolitik an: Brüning habe die Krise gebraucht, um seine Ziele zu erreichen.

  29. Deutschlands Weg in die Diktatur, hrsg. von Martin Broszat, Ulrich Dübber, Walther Hofer, Horst Möller, Heinrich Oberreuter, Jürgen Schmädeke, Wolfgang Treue, Berlin 1983, hier insbes. S. 75 — 182.

  30. K. Borchardt, Zwangslagen und Handlungsspielräume in der großen Wirtschaftskrise der frühen dreißiger Jahre: Zur Revision des überlieferten Geschichtsbildes, in: Michael Stürmer (Hrsg.). Die Weimarer Republik. Belagerte Civitas, Königstein 19852, S. 319.

  31. Henry Ashby Turner Jr., Die Großunternehmen und der Aufstieg Hitlers, Berlin 1985; Reinhard Neebe, Großindustrie, Staat und NSDAP 1930— 1933. Paul Silverberg und der Reichsverband der Deutschen Industrie in der Krise der Weimarer Republik, Göttingen 1981.

  32. Jürgen W. Falter, Wer verhalf der NSDAP zum Sieg?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 28— 29/79; ders., Wählerbewegungen zur NSDAP 1924— 1933, in: Otto Büsch (Hrsg.), Wählerbewegungen in der europäischen Geschichte, Berlin 1980, S. 159— 202; Jürgen W. Falter/Thomas Lindenberger/Siegfried Schuhmann, Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik. Materialien 4919— 1933, München 1986; vgl. auch H. Möller, Parlamentarismus in Preußen 1919— 1932, Düsseldorf 1985. S. 240ff., 297 ff.

  33. Richard F. Hamilton, Who voted for Hitler?, Princeton 1982.

  34. Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, Berlin 19262.

  35. Adolf M. Birke, Die Souveränität des viktorianischen Parlaments und die moderne Parlamentarismuskritik, in: Der Staat, Beiheft 1, Berlin 1975, S. 59— 73; Horst Möller, Parlamentarismus-Diskussion in der Weimarer Republik, in: Demokratie und Diktatur. Festschrift Karl Dietrich Bracher zum 65. Geburtstag, hrsg. von Manfred Funke /Hans-Adolf Jacobsen /Hans-Helmuth Knütter /Hans-Peter Schwarz, Bonn 1987, S. 140-157.

  36. Karl Dietrich Erdmann, Die Geschichte der Weimarer Republik als Problem der Wissenschaft, in: Vierteljahres-hefte für Zeitgeschichte, 3 (1955), S. 1 — 19; Erich Matthias, Zur Geschichte der Weimarer Republik. Ein Literaturbericht, in: Die Neue Gesellschaft, 3 (1956), S. 312— 320.

  37. Rosenbergs immer wieder aufgelegte Geschichte der Weimarer Republik endet zwar erst mit dem Jahr 1930, doch widmet er den Jahren 1924 bis 1930 nur knapp 60 Seiten.

  38. Karl Dietrich Erdmann, Die Weimarer Republik (= Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 4), Stuttgart 1973’, S. 161.

  39. K. D. Erdmann (Anm. 36), S. 7. S. 16.

  40. E. Matthias (Anm. 36), S. 312.

  41. Vgl. zur Position der Anhänger einer von Rosenberg ausgehenden Interpretation u. a. Reinhard Rürup, Probleme der Revolution in Deutschland 1918/19, Wiesbaden 1968; ders.. Demokratische Revolution und „dritter Weg“, in: Geschichte und Gesellschaft, 9 (1983), S. 278— 301; Eberhard Kolb, Die Weimarer Republik, München 1984, S. 153 ff. Aus unterschiedlichen, in wesentlichen Punkten aber gegenteiligen Perspektiven u. a.: Wolfgang J. Mommsen, Die deutsche Revolution 1918— 1920, in: Geschichte und Gesellschaft, 4 (1978), S. 362— 391; Heinrich August Winkler, Die Sozialdemokratie und die Revolution 1918/19, Berlin-Bonn 1979; Eckehard Jesse/Hennig Köhler, Die deutsche Revolution 1918/19 im Wandel der historischen Forschung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 45/78, S. 3-23; H. Möller. Weimar (Anm. 4), S. 35 ff.

  42. Bericht über die 26. Versammlung deutscher Historiker in Berlin (Beiheft GWU), Stuttgart 1965.

  43. Theodor Eschenburg, Die Republik von Weimar. Beiträge zur Geschichte einer improvisierten Demokratie, München 19842. Der Begriff wurde schon von Hugo Preuß im Oktober 1918 auf die Parlamentarisierung durch die Oktober-Reformen angewendet. Die Forschung hat seit der erwähnten Edition über den Interfraktionellen Ausschuß 1917/18 immer stärker gezeigt, daß in den letzten Kriegsjahren wichtige Vorentscheidungen in Richtung auf die Parlamentarisierung fielen, zu denen vor allem auch die Neugruppierung des Parteiensystems mit der Präfiguration der späteren Weimarer Koalition zählte. Die Politik der Mehrheitssozialdemokratie im Winter 1918/19 muß auch unter diesem Aspekt gesehen werden, wodurch dann auch der Begriff Improvisation relativiert wird.

  44. Vgl. zuletzt: Ulrich Kluge, Die deutsche Revolution 1918/1919, Frankfurt/M. 1985. — Beachtet werden muß im übrigen die außenpolitische Dimension. Vgl. stellvertretend Klaus Schwabe, Deutsche Revolution und Wilson-Frieden. Die amerikanische und deutsche Friedensstrategie zwischen Ideologie und Machtpolitik 1918/19, Düsseldorf 1971; Hennig Köhler, Novemberrevolution und Frankreich. Die französische Deutschlandpolitik 1918— 1919, Düsseldorf 1980.

  45. Horst Möller. Parlamentarismus (Anm. 32). Dort auch weitere Literatur. Mit biographischer Perspektive: Hagen Schulze. Otto Braun oder Preußens demokratische Sendung, Frankfurt/M. — Berlin — Wien 1977.

  46. Eine zusammenfassende Darstellung findet sich bei Rainer Wohlfeil/Edgar Graf von Matuschka, Reichswehr und Republik 1918— 1933 (= Deutsche Militärgeschichte, Bd. III, 2, hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt), Herrsching 19832; Hans Meier-Welker, Seeckt, Frankfurt/M. 1967; Michael Salewski, Entwaffnung und Militärkontrolle in

  47. Stellvertretend: Karl Rohe, Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Düsseldorf 1966; Volker R. Berghahn, Der Stahlhelm. Bund der Frontsoldaten 1918— 1935, Düsseldorf 1966.

  48. Ernst Rudolf Huber, Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 5 (= Weltkrieg, Revolution und Reichserneuerung), Bd. 6 (= Die Weimarer Reichsverfassung), Bd. 7 (= Ausbau, Schutz und Untergang der Weimarer Republik), Stuttgart-Köln-Mainz 1978, 1981, 1984.

  49. Gerald D. Feldman/Heidrun Homburg, Industrie und Inflation. Studien und Dokumente zur Politik der deutschen Unternehmer; ders.. Vom Weltkrieg zur Weltwirtschaftskrise. Studien zur deutschen Wirtschafts-und Sozialgeschichte 1914— 1932, Göttingen 1984; vgl. auch Carl-Ludwig Holtfrerich, Die deutsche Inflation 1914— 1923. Berlin 1980.

  50. Zuletzt Gerald D. Feldman /Carl-Ludwig Holtfrerich /Gerhard A. Ritter /Peter Christian Witt (Hrsg.). Die Anpassung an die Inflation, Berlin-New York 1986.

  51. Neben den bereits erwähnten Büchern von E. Kolb, Die Weimarer Republik (Anm. 41), sowie H. Möller, Weimar (Anm. 4), schon früher Karlheinz Dederke, Reich und Republik 1917- 1933. Stuttgart 1969; Heinz Hürten. Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg (= Studienbuch Geschichte, Heft 10, hrsg. von Reinhard Elze und Konrad Repgen), Stuttgart 1981.

Weitere Inhalte

Horst Möller, Dr. phil., geb. 1943; o. Professor für Neuere Geschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg. Veröffentlichungen u. a.: Aufklärung in Preußen. Der Verleger, Publizist und Geschichtsschreiber Friedrich Nicolai, Berlin 1974: Exodus der Kultur. Schriftsteller, Wissenschaftler und Künstler in der Emigration nach 1933, München 1984; Weimar. Die unvollendete Demokratie, München 1985; Parlamentarismus in Preußen 1919— 1932, Düsseldorf 1985; Vernunft und Kritik. Deutsche Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert, Frankfurt 1986. Mitherausgeber u. a. von: Das Dritte Reich. Herrschaftsstruktur und Geschichte, München 19862; Deutschlands Weg in die Diktatur, Berlin 1983; International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933— 1945, vol. II, 1, 2, München 1983; Jahrbuch der historischen Forschung in der Bundesrepublik Deutschland (AHF), seit 1983.