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Die Wiedergutmachung und der Westen — Tatsachen und Legenden | APuZ 16-17/1987 | bpb.de

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APuZ 16-17/1987 Zur Konfrontation mit der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik, der DDR und in Österreich Die Wiedergutmachung und der Westen — Tatsachen und Legenden Die nationalsozialistische Vernichtungspolitik gegen Sinti und Roma

Die Wiedergutmachung und der Westen — Tatsachen und Legenden

Michael Wolffsohn

/ 30 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Eine der vielen Legenden, die sich um Westdeutschlands Wiedergutmachung an Israel ranken, besagt, das westliche Ausland habe sich für dieses Abkommen nicht nur interessiert, sondern auch aktiv eingesetzt. In diesem Aufsatz wird der Realitätsgehalt dieser Behauptung überprüft. Dies geschieht in zwei Schritten: Erstens werden die wichtigsten Tageszeitungen vieler westlicher Staaten, besonders der USA, Großbritanniens und Frankreichs, im Jahre 1952 untersucht, zweitens das Interesse und die Reaktionen von zahlreichen Regierungen westlicher Staaten geschildert. Bei der Durchführung des zweiten Schrittes werden vor allem bislang unveröffentlichte Akten des Auswärtigen Amtes, aus Israel und den USA ausgewertet. Das Ergebnis: Das westliche Interesse an und der aktive Einsatz für die deutsche Wiedergutmachung an Israel gehören in den Bereich der politisch-historischen Legenden.

Zahlreiche Legenden ranken sich um die bundesdeutsche Wiedergutmachung an Israel. Sie beziehen sich vor allem auf Entstehung, Wirkung und Stellenwert des Luxemburger Abkommens, das die Bundesrepublik Deutschland am 10. September 1952 unterzeichnete und in dem sie sich Israel sowie verschiedenen internationalen jüdischen Organisationen gegenüber zu materieller Wiedergutmachung verpflichtete

Die erste Legende besagt, daß die öffentliche Meinung in den westlichen Staaten von Bonn eine Geste des guten Willens gegenüber Israel und dem jüdischen Volk erwartete, ja, geradezu verlangte. Daß diese Behauptung einer Legende gleichkommt, habe ich an anderer Stelle zu beweisen versucht Von den ausländischen Umfrageinstituten wurde dieses Thema offenbar für so unwichtig gehalten, daß danach nicht einmal gefragt wurde. Außerdem zeigten Meinungserhebungen im westlichen Ausland schon vor dem Luxemburger Abkommen ein günstiges Image der Bundesrepublik Deutschland. Die befragte westdeutsche Nation lehnte die Wiedergutmachung an Israel geradezu kategorisch ab

Der vorliegende Aufsatz entstand im Rahmen des Forschungsvorhabens „Deutsch-Israelische Beziehungen nach 1948“, das von der Stiftung Volkswagenwerk finanziell unterstützt wird.

In der zweiten Legende wird behauptet, die Regierungen des westlichen Auslands hätten Bonn zum Abschluß des Wiedergutmachungsabkommens gedrängt. An erster Stelle werden dabei die Vereinigten Staaten von Amerika erwähnt. Ein Drängen der Regierungen setzt deren Interesse am Luxemburger Abkommen voraus. Konnte man dieses Interesse beobachten? Wenn man die Zusammenhänge und Quellen untersucht, stellt man unschwer fest, daß diese Behauptung in bezug auf die Administrationen Trumans und Eisenhowers auf falschen Voraussetzungen fußt und daher zu den politischen Legenden zählt

Aus den beiden erwähnten wird eine dritte Legende abgeleitet: daß nämlich die Wiedergutmachung an Israel die Eintrittskarte Westdeutschlands in den Salon der internationalen Politik bedeutet hätte

Diese Legende überhöht den außenpolitischen Stellenwert Israels und unterschätzt die schon in den frühen fünfziger Jahren vergleichsweise starke Position der Bundesrepublik Deutschland

Wenn man den Wahrheitsgehalt der ersten Behauptung überprüft, darf man sich nicht nur mit den ausländischen Umfragen begnügen, man muß auch die Presse heranziehen. Wir wollen daher in diesem Aufsatz die Berichterstattung und Kommentare der wichtigsten Tageszeitungen in einigen gewichtigen westlichen Staaten untersuchen. Darüber hinaus wollen wir das Interesse westlicher Regierungen an und ihre Reaktionen auf die westdeutsche Wiedergutmachung an Israel schildern, also den Wahrheitsgehalt der zweiten Legende auch in bezug auf andere Regierungen als nur die der USA genauer ermitteln.

Grundlage unserer Untersuchung ist zum einen die Auswertung der ausländischen Presse in der Zeit vom September 1951 (Adenauers Erklärung vor dem Bundestag am 27. September 1951) bis zum April 1953 (Ratifizierung des Israel-Abkommens durch den Bundestag am 18. März 1953) und zum anderen die Berichterstattung bundesdeutscher Diplomaten an das Auswärtige Amt. Hierüber erfahren wir Einzelheiten in den Akten dieses Ministeriums. Um es vorwegzunehmen: Die Eintrittskarte in den Salon der internationalen Politik hatte Bonn bereits vor dem Wiedergutmachungsabkommen mit Israel lösen dürfen. Das Interesse des Auslands an der deutschen Wiedergutmachung an Israel und am jüdischen Volk war gering. Von Druck, der auf Bonn ausgeübt wurde, kann keine Rede sein. 1. Die Vereinigten Staaten von Amerika „Westdeutschlands Behauptung, es sei nur begrenzt zahlungsfähig, vergiftete die Atmosphäre und löste feindliche Pressereaktionen (im Ausland, M. W.) aus“, bemerkt Nicholas Balabkins Diese Feststellung ist falsch. AufTatsachen beruhte dagegen die Klage von Giora Josephtal, der gemeinsam mit Felix Shinnar die israelische Delegation bei den Verhandlungen über die Wiedergutmachung leitete: Auf die amerikanische Presse — und auf die kam es Bonn und Jerusalem am meisten an — war in dieser Angelegenheit kein Verlaß. Unsere Auswertung der New York Times und Washington Post ergab, daß sich sogar diese Zeitungen für das Thema nur mäßig interessierten, geschweige denn engagierten.

Warum „sogar“? Weil in der Regel gerade diese Zeitungen in der politischen Legendenbildung als besonders proisraelisch gelten. Bezeichnend für diese Auffassung ist die ägyptische Tageszeitung alAhram, die, ohne diese beiden Zeitungen zu nennen, am 26. September 1952 ihren Lesern mitteilte, „die von den Juden beeinflußten Zeitungen“ in Großbritannien und den USA hätten einen „großen Einfluß auf den Erfolg der Verhandlungen über eine Wiedergutmachung gehabt“ Der Grund für Behauptungen dieser Art ist einfach: Die Herausgeber und Eigentümer dieser beiden auch damals wichtigsten US-Tageszeitungen waren Juden: Arthur Hays Sulzberger und Eugene Meyer. Wie schrieb doch das Neue Deutschland, das Zentralorgan der SED? Die New York Times sei in den Händen des „jüdischen Großkapitals“

Juden waren Sulzberger und Meyer zweifellos; bewußte, auch politisch engagierte, aber sie waren keine Zionisten, ja, sie hatten der Gründung eines jüdischen Staates skeptisch bis ablehnend gegenübergestanden. Einmal mehr erkennen wir hier, wie irreführend es ist, Juden mit Zionisten stets gleichzusetzen. Diese axiomatische, einfach vorausgesetzte und unbewiesene Gleichsetzung kann die Wahrnehmung trüben und zu falschen Ergebnissen führen.

In allen Akten des Bundeskanzleramtes, die Wiedergutmachungsfragen beinhalten, findet man bezeichnenderweise nur einmal eine Sammlung ausländischer Pressestimmen zu diesem Thema — nach der Unterzeichnung des Abkommens Vorher hielt man es im Presse-und Informationsamt der Bundesregierung offenbar nicht für notwendig. Warum auch? Interesse und Einsatz der ausländischen Presse, also auch der amerikanischen, blieben gering, selbst als die Verhandlungen im April und Mai 1952 in einer Sackgasse steckten

Im Januar 1952 berichtete die New York Times (NYT) an zweiundzwanzig Tagen über Ereignisse, die Israel betrafen. Die meisten Meldungen und Berichte beschrieben die israelisch-jüdische Kritik an der Bereitschaft Jerusalems, mit Bonn zu verhandeln; sie drängten keineswegs zu deutschen Aktionen. Während des Krisenmonats April las man in der NYT nur an zehn Tagen über die Probleme bei den Verhandlungen zwischen Israel und der Bundesrepublik, im Mai an siebzehn. Freilich besagt die Häufigkeit der Berichterstattung nur wenig über ihre Intensität. Auffallend und inhaltlich aussagekräftiger ist die Tatsache, daß die meisten Artikel und Berichte sehr sachlich waren und kaum Druck auf die Bundesregierung auszuüben versuchten.

Daß Bonn den Salon der internationalen Politik schon vor einer Regelung der Wiedergutmachungsfrage betreten hatte, schrieb Jack Raymon in der NYT vom 8. Mai 1952 unmißverständlich: Als zweckmäßiges diplomatisches Instrument zur Gewinnung der „Weltmeinung“ bräuchten „die Deutschen“ die „Reparationen“ an Israel gar nicht mehr. Bei den Verhandlungen mit den westlichen Alliierten über den Deutschlandvertrag, die Europäische Verteidigungsgemeinschaft, den Europarat und den Schuman-Plan sei Bonn gut vorangekommen. Zwei Jahre früher wären Israels Aussichten, von Westdeutschland „Reparationen“ zu erhalten, wesentlich günstiger gewesen. Auch die Alliierten wären damals zu finanziellen Hilfen bereit gewesen. „Jetzt, berichten zuverlässige Quellen, interessieren sich lediglich die Vereinigten Staaten für dieses Thema — und auch dies nur sehr am Rande.“ Noch vor der Überwindung der Verhandlungskrise wurde diese kommentierende Meldung verfaßt! Die Aufrichtigkeit der Wiedergutmachungsabsichten von Bundeskanzler Adenauer wurde auch in dieser kritischen Phase nie in Frage gestellt, und selbst dem Hauptwidersacher der Wiedergutmachung im Kabinett, Finanzminister Fritz Schäffer, von der CSU. wurde ausdrücklich bescheinigt, er wende sich gegen die beabsichtigten Zahlungen der Bundesregierung aus rein finanziellen Gründen. „Bestimmte andere Elemente in der Bundesregierung“ hätten „weniger handfeste Motive“, deutete der NYT-Korrespondent an, ohne dabei Namen zu nennen

Als Israels Außenminister Sharett am 21. Mai 1952 in New York eintraf, appellierte er an die vier Besatzungsmächte, auf Bonn „moralischen Druck“ auszuüben, um die Bundesregierung zu zwingen, ihre Verpflichtungen Israel und den Juden gegenüber zu erfüllen „Dieser Appell wird sicherlich wohlwollende Antworten finden“, kommentierte die NYT tags darauf in ihrem Leitartikel, hob jedoch gleichzeitig ausdrücklich Adenauers Einsatzbereitschaft hervor und erinnerte ihre Leser im Zusammenhang mit der Höhe der Wiedergutmachungsforderungen an einen Gedanken, den die israelischen Diplomaten ungerne vernahmen: „Für einen Staat mit einem Volkseinkommen von weniger als zwanzig Milliarden US-Dollar sind dies große Summen.“ Sogar nach der Unterzeichnung des Abkommens wies die andere „große“ Tageszeitung der USA, die Washington Post, in ihrem Leitartikel darauf hin, welch enorme wirts Mai 1952 in New York eintraf, appellierte er an die vier Besatzungsmächte, auf Bonn „moralischen Druck“ auszuüben, um die Bundesregierung zu zwingen, ihre Verpflichtungen Israel und den Juden gegenüber zu erfüllen 14). „Dieser Appell wird sicherlich wohlwollende Antworten finden“, kommentierte die NYT tags darauf in ihrem Leitartikel, hob jedoch gleichzeitig ausdrücklich Adenauers Einsatzbereitschaft hervor und erinnerte ihre Leser im Zusammenhang mit der Höhe der Wiedergutmachungsforderungen an einen Gedanken, den die israelischen Diplomaten ungerne vernahmen: „Für einen Staat mit einem Volkseinkommen von weniger als zwanzig Milliarden US-Dollar sind dies große Summen.“ 15) Sogar nach der Unterzeichnung des Abkommens wies die andere „große“ Tageszeitung der USA, die Washington Post, in ihrem Leitartikel darauf hin, welch enorme wirtschaftliche Belastung die Wiedergutmachung für die Bundesrepublik Deutschland bedeuten würde.

Allerdings würden die „unsichtbaren Dividenden ... die Kosten bei weitem wieder aufwiegen“ 16).

Die Hervorhebung der finanziellen Belastungen der Wiedergutmachung für die deutsche Volkswirtschaft ist deshalb so erwähnenswert, weil der deutsche Geschäftsträger in Washington, Heinz Krekeler, in seiner eigenen Presseerklärung „bewußt davon Abstand genommen (hatte) . . ., darauf hinzuweisen, daß die Bundesrepublik mit diesem Abkommen eine erhebliche wirtschaftliche Bürde übernimmt, die um so gewichtiger ist, als bei uns selbst noch ein weiter Weg bis zur Beseitigung der Kriegsfolgen zu leisten ist“ 17). Die NYT betonte in ihrem Leitartikel vom 12. September 1952 die „Bedeutung des Abkommens für die wirtschaftliche Entwicklung, ja, für das Überleben Israels“ und pries den in den „Annalen der internationalen Beziehungen einzigartigen Akt der Sühne“. Außerdem sei das Abkommen eine „Antwort“ auf die falschen Vorhersagen der Kommunisten und Rechtsextremisten in Israel 18).

Fazit: Sachlichkeit, Ausführlichkeit und Kontinuität der Berichterstattung sowie kaum vorhandene Druckversuche auf die Bundesregierung kennzeichneten die Haltung der so wichtigen NYT währendder Verhandlungen. Nach der Unterzeichnung des Abkommens war man Westdeutschland gegenüber des Lobes voll und kritisierte die israelischen Gegner des Vertrages —; eine Haltung, die der Legende widerspricht.

Die Presse im Raume San Francisco berichtete lediglich in Agenturmeldungen „ohne besondere Aufmachung“ über das Luxemburger Abkommen. Das Thema war keinen Leitartikel wert 19). Die Presse des Mittleren Westens bewertete Bonns Haltung ebenfalls sehr positiv, wenngleich hier und dort etwas mehr moralisierend. So meinte der Leitartikler der Chicago Daily News am 27. September, daß durch die materielle Wiedergutmachung die Verbrechen „natürlich nicht allein gesühnt werden, sondern nur durch die moralische Haltung des deutschen Volkes in der Zukunft“ 20). Die Chicago Sun Times lobte in ihrem Leitartikel vom 11. September Adenauer und die ihn unterstützende Mehrheit in der Bundesregierung, tadelte aber die innerdeutschen Gegner des Abkommens: Es hätte „nazistische Elemente . . . gegeben, die sich den Wiedergutmachungszahlungen entgegenstellten“ 21). Von nichtnazistischen, sondern finanzpolitisch motivierten Kritikern des Abkommens, über die die New York Times im Zusammenhang mit Fritz Schäffer berichtet hatte, erfuhr der Leser nichts. Der Kommentator Drew Pearson, dessen Leitartikel in 270(!) Zeitungen der USA erschienen, wies auf den angekündigten arabischen Boykott hin, der Bonn des Israel-Abkommens wegen bestrafen sollte.

Diese Drohung könnte in Bonn innenpolitische Turbulenzen auslösen, ja, sogar zum Sturz der Regierung führen. „Darum sei es um so begrüßenswerter, daß die deutschen Politiker sich durch solche Druckmittel nicht hätten einschüchtern lassen und ihr Versprechen gegenüber den Juden eingehalten hätten.“ z Zufrieden telegrafierte der bundesdeutsche Geschäftsträger in Washington nach Bonn: „Reaktion in der gesamten amerikanischen Presse, soweit beobachtet, ausnahmslos positiv. Eine gegenteilige Stimme ist bisher nicht bekannt geworden.“

Besondere Genugtuung empfand man im Auswärtigen Amt über die von den meisten US-Zeitungen unterstrichene „Freiwilligkeit des Entschlusses der Bundesrepublik“, Wiedergutmachung zu leisten Die Genugtuung über den Abschluß des Vertrages kann dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß den Verhandlungen, das heißt dem Problem als solchem, keine große Aufmerksamkeit in der US-Presse geschenkt wurde. Sogar die New York Times, die alle Verhandlungsabschnitte verfolgte, plazierte die oft sehr kurzen Berichte ziemlich unauffällig. Erst nach der Ratifizierung, die am 18. März 1953 durch den Bundestag erfolgte, hob ein Leitartikel hervor: „Die Entscheidung des deutschen Parlaments ist um so mutiger, als sie angesichts der Boykottdrohung arabischer Staaten getroffen wurde.“ Größtes Lob zollte der Leitartikel dem Bundeskanzler, der, gemeinsam mit Nachum Goldmann, „Opposition von Extremisten in Deutschland und Israel überwinden“ mußte -

Lob und kein Druck auf Bonn — das ist der Tenor der amerikanischen Presse insgesamt geblieben.

Daß die amerikanische Regierung auf Bonn keinen Druck ausübte, wurde erwähnt. Nach der Unterzeichnung des Luxemburger Abkommens bedurfte es gleichwohl der Bitte des deutschen Geschäftsträgers, Heinz Krekeler, um eine wohlwollende öffentliche Stellungnahme von Außenminister Acheson zu erhalten Vertraulich hatte Krekeler aus dem State Department erfahren, daß „diese Erklärung noch bis unmittelbar vor ihrer Abgabe Gegenstand eingehender Erörterungen gewesen“ sei. „Es sind innerhalb des State Department Bedenken geltend gemacht worden, ob nicht gerade durch eine solche Erklärung die arabischen Länder in ihrer Haltung bestärkt werden könnten.

Wie ich erfahre, hat schließlich die persönliche Entscheidung des Herrn Staatssekretärs Acheson den Ausschlag gegeben.“ Sicherheitshalber teilte ein nicht genannter „Amtsträger“ des US-Außenministeriums mit, daß sich Washington an den deutsch-israelischen Verhandlungen nicht beteiligt habe

Diese Wortwahl ist vielsagend, denn wenn die Presse einen „Amtsträger“ („official“) des State Department zitiert, so verbirgt sich dahinter in der Regel einer der Staatssekretäre („Under Secretary“), während der Außenminister unverbindlich-verbindlich als „hoher Amtsträger“ („high official“)

bezeichnet wird.

Es bleibt dabei: Weder sichtbar noch unsichtbar wollte sich Washington einschalten. Zugunsten der deutschen Wiedergutmachung an Israel wollte die US-Administration keine politischen Risiken eingehen. Erst kam die Realpolitik, dann die Moral.

Fast wörtlich wurde dem israelischen Ministerpräsidenten Ben-Gurion im Jahre 1951 die Wahrheit über die realpolitischen Prioritäten der USA vom damaligen Leiter der Deutschland-Abteilung im State Department, Byroade, entgegengeschleudert. Worin erblickte Washington das Risiko? Man fürchtete, daß die Wiedergutmachung den westdeutschen Haushalt zu sehr belasten und daher die Wiederaufrüstung gefährden würde. Am Ende müßte, so die Befürchtung, der amerikanische Steuerzahler Aufrüstung und Wiedergutmachung bezahlen . Außerdem wollte man sich der arabischen Staaten wegen nicht als Wegbereiter der Wiedergutmachung präsentieren lassen. 2. Kanada Die gesamte kanadische Presse begrüßte das Luxemburger Abkommen. Die Globe and Mail aus Toronto nannte es „eine der beachtlichsten Transaktionen in der Geschichte der Menschheit“ Ebenso wie in den USA betonte hier die Presse die Freiwilligkeit des deutschen Entschlusses; so auch die Analysen und Bewertungen, die in den der Regierung nahestehenden Blättern zu finden waren. 3. Frankreich Systematisch ausgewertet wurde für die Haltung Frankreichs die Tageszeitung Le Monde. Untersucht wurde der Zeitraum vom September 1951 bis einschließlich April 1953. Auffallend ist das Desinteresse am Fortgang der Wiedergutmachungsverhandlungen, am Thema überhaupt. Vergeblich wird man am 11. September, kurz davor oder danach, einen Hinweis, geschweige denn Leitartikel über den Abschluß des Luxemburger Abkommens suchen. Am 19. März 1953, einen Tag nach der Ratifizierung des Vertrages durch den Bundestag, ist auf Seite 1 ein Leitartikel über die deutsche Außenpolitik zu finden — über den Beginn des Ratifizierungsprozesses des EVG-Abkommens. Einen einzigen Leitartikel widmete „Le Monde“ dem Problem der Wiedergutmachung: am 11. Juni 1952, kurz nach Überwindung der Verhandlungskrise, die schon in den ersten Apriltagen begonnen hatte.

Das Interesse von Le Monde entsprach durchaus der Aufmerksamkeit, die die französische Presse insgesamt der Wiedergutmachung schenkte. Das Luxemburger Abkommen wurde in kurzen Nachrichten erwähnt — unkommentiert -Nur die „linksstehende Wochenschrift“ Observateur kommentierte und meinte, daß Israel allein seiner wirtschaftlichen Probleme wegen diesen Vertrag unterzeichnet hätte

Politische Funkstille herrschte auf der Seite der französischen Regierung. Aus Frankreich sei „kein Echo festzustellen außer dem aus jüdischen Kreisen, wo die Tatsache der Unterzeichnung warm begrüßt wurde“ und zwar „um so mehr, als mit (dem) Zustandekommen nicht mehr gerechnet worden war“, berichtete die westdeutsche Gesandtschaft nach Bonn War dieses Schweigen kennzeichnend für das Desinteresse der französischen Regierung oder sprach man nur ungern mit deutschen Diplomaten, die deshalb keine freundlichen Wiedergutmachungssignale empfangen konnten? Aus unserem bisherigen Studium der bundesdeutschen, israelischen, britischen und amerikanischen Akten schließend, war die direkte und indirekte Rolle Frankreichs im Zusammenhang mit der Wiedergutmachung minimal. Die Akten des Quai d'Orsay, also des französischen Außenministeriums, die sich mit dem Nahen und Mittleren Osten befassen, sind den Historikern noch verschlossen;

genauer: denjenigen Historikern, die sich mit der Zeit seit 1944 beschäftigen möchten.

Das enge politische und vor allem militärische Verhältnis zwischen Frankreich und Israel begann erst 1954, mit dem Unabhängigkeitskrieg der Algerier. Die dortige Front Nationale de la Libration (FNL) erhielt von Ägyptens Nasser Hilfe. Frankreich suchte bei Ägyptens Gegner Israel Unterstützung nach dem Motto: „Die Feinde meines Feindes sind meine Freunde.“ Israel wiederum suchte europäische Partner. Aber Frankreich und Israel hatten sich erst 1954 angenähert, also vor dem Abschluß des Wiedergutmachungsabkommens.

In der Phase der Wiedergutmachungsproblematik, im Januar und März 1951, hatte Israel nicht nur Washington und London, sondern auch Paris um Vermittlungsdienste Bonn gegenüber gebeten. Folglich reiste Staatssekretär Horowitz vom israelischen Finanzministerium im April 1951 auch an die Seine, wo er mit Alexandre Parodi, dem stellvertretenden Außenminister, zusammentraf. Moralisch sei Israels Forderung unterstützenswert, doch in erster Linie handele es sich um eine rechtliche Frage, und hier sei Jerusalems Position schwach, stellte Parodi fest. Zur Zeit der NS-Massenvernichtungen habe der Staat Israel noch nicht bestanden, und deswegen könne er keine Entschädigungsansprüche erheben

Frankreich hat in der Wiedergutmachungsfrage keine Solorolle gespielt. Es fügte sich in das Trio der Westalliierten ein, und hier gab Washington den Ton an, wobei dieser außerordentlich leise beziehungsweise kaum vernehmbar war. Als Israel im April 1952 in Washington und Paris antichambrierte, um Hilfe in der Verhandlungskrise mit Bonn zu erbitten, ließ es auch Paris nicht aus. Die französische Reaktion unterschied sich in nichts von der amerikanischen und englischen: Die Wiedergutmachung sei eine rein deutsche Angelegenheit, in die sich die Westmächte nicht einmischen wollten -

Am 22. Mai 1952 richtete Israels Außenminister Sharett nicht nur an seinen Washingtoner und Londoner, sondern auch an seinen Pariser Amtskollegen, Robert Schuman, die Bitte, den Deutschland-und EVG-Vertrag so lange nicht zu unterzeichnen, wie sich Israel und die Bundesregierung nicht über die Wiedergutmachung einigen könnten

Außenminister Schuman scheint dem israelischen Botschafter in der französischen Hauptstadt, Maurice Fischer, schon einige Tage vorher versprochen zu haben, Hochkommissar Francois-Poncet bei Bundeskanzler Adenauer diesbezüglich vorsprechen und das Thema der Wiedergutmachung auf die Tagesordnung der Bonner Konferenz der Außenministersetzen zu lassen. Am 22. Mai wußte man „in Quai d’Qrsay allerdings nichts darüber

Fazit: In Frankreich ließen sich Presse und Regierung nicht für israelische Wünsche in bezug auf eine deutsche Wiedergutmachung erwärmen. Von Druckversuchen auf Bonn konnte überhaupt keine Rede sein. 4. Großbritannien Die Aufmerksamkeit der britischen Presse galt in den Jahren 1951 bis 1953 vielen Themen, nicht jedoch der westdeutschen Wiedergutmachung an Israel. Nur mit kleinen Meldungen wurden die Leser der Times und sogar des als besonders Israel-freundlich geltenden Manchester Guardian, auch des Daily Telegraph, über dieses Problem versorgt.

Am 2. September 1952 lobte die Times Bundeskanzler Adenauer, der sich im Gegensatz zu seinen Wirtschaftsberatern persönlich für die israelischen Ansprüche eingesetzt habe. Das „bittere Gefühl“, das Juden und Nicht-Juden überall in der Welt Deutschland gegenüber hegten, würde die Wiedergutmachung allerdings nicht beseitigen können.

Sehr kritisch äußerte sich der Manchester Guardian:

„Es sei jämmerlich, daß die Endsumme ungefähr eine Zahlung von 50 britischen Pfund pro ermordetem Juden ausmacht.“ Trotzdem: Druck hatte auch der Manchester Guardian nicht ausgeübt.

Nach der Unterzeichnung des Abkommens beginnt sich die Times sehr für die arabische Reaktion zu interessieren. Sie zeigt dabei ebensowenig Sympathie für die arabische Kritik wie der Manchester Guardian, aber aufschlußreich ist eben doch der Blickwinkel: Die Wiederherstellung des moralischen Kredits der Westdeutschen oder politischer Druck zugunsten Israels in der Wiedergutmachungsfrage interessierten weit weniger als die eigenen nahöstlichen Verwicklungen in Ägypten, Jordanien und dem Irak.

Gershon Avner von der Londoner Israel-Botschaft schätzte Haltung und Interessen der meinungsbildenden britischen Presse durchaus richtig ein, wenn er dem Staatssekretär im Jerusalemer Außenministerium resigniert mitteilte, daß „politische Kommentare über jegliches Israel betreffende Thema schwer plazierbar" seien Wir können diese Feststellung für glaubhaft halten, da sie keine nach außen gerichtete propagandistische, sondern eine informativ-interne Funktion erfüllen sollte.

Was können wir in der gebotenen Kürze über die Haltung der britischen Regierung sagen? „Allgemein wird (das) Abkommen, soweit neben eigenen Weltproblemen beachtet, als höchst bedeutsam für die zukünftige Entwicklung gehalten“, telegrafierte der Leiter der bundesdeutschen Gesandtschaft in London, Schlange-Schöningen, an das Auswärtige Amt in Bonn Im Herbst 1950 hatte Unterstaatssekretär Henderson dem europäischen politischen Sekretär des „World Jewish Congress“, Alexander Easterman, erklärt, daß die Alliierten Deutschland nicht zur Zahlung von Entschädigungen zwingen könnten. Deutschland selbst müsse zur Zahlung von Reparationen bereit sein Anfang Januar 1951 versicherte er Easterman seiner moralischen Unterstützung. Interessanterweise war in diesen Gesprächen von Entschädigungen nur an „Juden“, nicht an den Staat Israel die Rede

Nachdem der Staat Israel bereits seine Forderungen im Januar und März 1951 in einer Note an die Siegermächte unterbreitet hatte, wurde Henderson deutlicher: Den Staatssekretär im israelischen Finanzministerium, David Horowitz, machte er im April 1951 auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten aufmerksam, die der Bundesrepublik durch Wiedergutmachungszahlungen entstehen würden Man beachte: Henderson hob die Wirtschaftsprobleme Westdeutschlands, nicht Israels hervor.

Ohne jede Zweideutigkeiten betonte die britische Antwort auf Israels Wiedergutmachungsnote vom Januar und März 1951, daß eine „Normalisierung der Beziehungen“ zur Bundesrepublik Deutschland nicht von deren Bereitschaft abhängig gemacht werden könne, Reparationen an die Regierung Israels zu zahlen Ebenso wie die Antwort der USA und Frankreichs erfolgte die britische Reaktion am 5. Juli 1951, denn die drei Regierungen hatten ihre jeweilige Reaktion aufeinander abgestimmt. Nur vier Tage später gab London Israel eine noch schallendere politische Ohrfeige als es Washington und Paris getan hatten: Die Erklärung über die Beendigung des Kriegszustands mit Deutschland würde auch den Staat Israel als Rechtsnachfolger des britischen Palästinamandats einschließen, erklärte das Foreign Office -Die israelische Regierung wies diese Rechtsinterpretation ebenso rasch wie vehement zurück An diesem Ereignis wird die grundsätzliche Spannung deutlich, die zwischen Großbritannien und Israel damals noch immer herrschte. Sie reichte zurück in die Zeit des britischen Palästinamandats, vor allem in die Jahre 1944 bis 1948, als ein Teil des zionistischen Untergrunds Großbritannien aus Palästina förmlich herausbomben wollte.

Als die deutsch-israelischen Verhandlungen Anfang April 1952 in einer Sackgasse steckten, wurde Israel sowohl im Foreign Office als auch beim Hochkommissar Sir Ivor Kirkpatrick vorstellig: Ein „Wort der Ermunterung“ sollten die Alliierten den Deutschen zukommen lassen. Doch ebenso wie die Amerikaner und Franzosen ließen die Briten die Israelis abblitzen Adenauer selbst habe die Initiative zu diesen Gesprächen übernommen, die zudem eine Angelegenheit der Deutschen, nicht der Alliierten seien. Darüber hinaus sei gar nicht auszudenken, wie die Opposition in der Bundesrepublik reagieren würde, wenn sie erführe, daß der Kanzler in dieser delikaten Angelegenheit unter dem Druck der Alliierten stehe Gerade dieses Argument war alles andere als glaubwürdig, denn die SPD hatte vor und hinter den Kulissen Adenauer versichert, sie würde ihn in der Wiedergutmachungsfrage vorbehaltlos unterstützen.

Nach der Unterzeichnung des Wiedergutmachungsabkommens und vor der problematischen Ratifizierung durch den Bundestag scheint man in Großbritannien dem Vertrag auch positive Seiten abgewonnen zu haben: Ein lästiger Wirtschaftskonkurrent war politisch auf dem arabischen Markt in Schwierigkeiten geraten. Genau dies beunruhigte auch die deutsche Wirtschaft Um wirtschaftliche sowie politische Probleme auszuräumen, entsandte Bonn im Oktober 1952 eine Delegation in einige arabischen Staaten. Die ägyptische Tageszeitung alAhram meldete allerdings, Großbritannien habe versucht, dieser Abordnung ihre Aufgabe nicht gerade zu erleichtern -Eine Annäherung an die einstige Kolonial-, dann Protektorats-und ab 1936 nur noch anwesende Militärmacht Großbritannien war aber das letzte, was den Arabern, besonders den Ägyptern, gefallen könne, bemerkte dieselbe Zeitung.

Ägypten wollte endlich den Abzug der britischen Truppen aus der Kanalzone sowie die sogenannte „Einheit des Niltales“ durchsetzen, das heißt die Vereinigung mit dem Sudan — unter ägyptischen Vorzeichen. Beides verweigerte London hartnäkkig, nicht nur aus eigenem, sondern auch aus gesamtwestlichem Interesse. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges — der heiße Krieg in Korea dauerte noch an — war an einen freiwilligen Rückzug von den britischen Stützpunkten nicht zu denken. Verständlicherweise interessierten sich auch die Ägypter mehr für ihre nationalen Belange als für die global-und regionalpolitischen des Westens oder der Engländer. Das muß man wissen, um zu verstehen, weshalb Ägypten nicht den westdeutschen Teufel mit dem britischen Beelzebub austreiben wollte. Etwaige diesbezügliche britische Hoffnungen waren demnach illusionär.

Um Westdeutschland wegen des Wiedergutmachungsabkommens zu bestrafen, waren in der arabischen Welt Vorschläge unterbreitet worden, einen Handelsboykott gegen die Bundesrepublik zu verhängen. Al-Ahram riet hiervon ab: „Solche Schritte werden den Engländern und den Amerikanern große Freude bereiten, weil sie dadurch einen großen Konkurrenten beseitigen können“, erklärte die Zeitung und fügte hinzu, daß sich auch Israel „freuen“ würde, könnte es doch „dadurch der einzige Kunde für Deutschland im Nahen Osten sein“ Daß England die deutsch-arabische Krise nach der Unterzeichnung des Wiedergutmachungsabkommens schüre, war nicht nur die Meinung der, wie es stets hieß, „halbamtlichen“ Zeitung Al-Ahram. Es war auch die Meinung der amtlichen Kreise in Ägypten. Dies erfuhr die deutsche Goodwill-Delegation, die Ende Oktober 1952 in die arabischen Staaten reiste

Die antibritische Haltung des wichtigsten arabischen Staates wog also die Verärgerung über Westdeutschland auf. Anders formuliert: Zugunsten des strategischen Zieles, der Distanzierung von London, ging man taktische Kompromisse gegenüber Bonn ein. Noch deutlicher: Über Bonn war man tagespolitisch verärgert, mit London hatte man historische Rechnungen zu begleichen. Unser Fazit also in bezug auf Großbritannien: Auch hier haben weder Presse noch Regierung sich für die deutsche Wiedergutmachung an Israel interessiert oder gar eingesetzt. 5. Italien In der italienischen Presse wurde über das Israel-Abkommen „nur nachrichtenmäßig, ohne Kommentare berichtet“ Diese „allgemeine Zurückhaltung“ erklärte man sich in der bundesdeutschen Gesandtschaft, „wie auch in (italienischen) Regierungskreisen angedeutet“, mit der „Empfindlichkeit“ der arabischen Welt, die man „auf keinen Fall . . . reizen möchte“. Auf „gute Beziehungen“ zu den Arabern lege „Italien besonderen Wert“. Die in Rom feststellbare „Vorsicht“ sei zudem „vielleicht auch dadurch bestimmt, daß man eventuelle Geltendmachung ähnlicher Forderungen gegenüber Italien vermeiden möchte“

Im Klartext: Man befürchtete in Rom, die nordafrikanisch-arabischen Staaten, allen voran Libyen, würden ihrerseits Wiedergutmachung für die italienische Kolonialherrschaft von 1911 bis 1942/43 und für die Expansionsversuche der Jahre 1940 bis 1942 stellen. Wahrscheinlich ahnten die damaligen politischen Entscheidungsträger Italiens gar nicht, wie vorausschauend sie hier dachten, denn der spätere libysche Staatschef Gadhafi konfrontierte seit den siebziger Jahren Rom genau mit diesen Forderungen. Nicht unbedeutend für die italienische Haltung dürften auch die gespannten Beziehungen zwischen dem Vatikan und Israel gewesen sein. Der in der damaligen italienischen Politik nicht unwichtige Heilige Stuhl verlangte, sehr zum Unwillen Israels, die Internationalisierung Jerusalems. Fazit: Auch in Italien gab es keine Veranlassung, sich für die deutsche Wiedergutmachung an Israel besonders zu interessieren oder gar einzusetzen. 6. Belgien Die Benelux-Staaten galten lange als besonders Israel-freundlich. Wie verhielt man sich hier in der Wiedergutmachungsfrage?

In Belgien stieß dieses Problem auf wenig Interesse.

Die meisten Zeitungen berichteten Mitte Mai über den Rücktritt des deutschen Delegationsleiters Franz Böhm und seines Stellvertreters Otto Küster lediglich mit unkommentierten Agenturmeldungen. Dabei wäre gerade dieser Schritt geeignet gewesen, moralischen und politischen Druck auf Bonn auszuüben, denn immerhin traten Böhm und Küster aus Protest gegen das unzureichende Wiedergutmachungsangebot ihrer eigenen Regierung zurück.

Allein die unabhängige, größte Brüsseler Tageszeitung Le Soir kommentierte das Ereignis und wertete es sogar als „Anstoß“ für eine Überwindung der Verhandlungskrise. Die Verhandlungen würden „wieder in Fluß kommen“ und eine Entscheidung herbeigeführt, „die den moralischen Kredit der jungen deutschen Demokratie erhöhe“ Am 10. Juni 1952 lobte die Zeitung Böhm und Küsters nochmals, erwartete jedoch von Adenauer „eines Tages klare und ehrliche Vorschläge . . ., die der Größe des erlittenen Schadens und der Schwere der moralischen Verantwortung Rechnung tragen würden“ Die sozialistische Tageszeitung Le Peuple bezeichnete am 10. Mai eine westdeutsche Wiedergutmachung an Israel und das jüdische Volk als eine „Verpflichtung“ Bonns, auf die es hoffe, stellte aber ebenfalls fest, daß die Bundesrepublik inzwischen „ein gleichberechtigter Partner der Westmächte“ sei

Die Unterzeichnung des Abkommens fand in der belgischen Öffentlichkeit „geringe Beachtung“. Die Presse berichtete hierüber „nur kurz und an unauffälliger Stelle“. In wenigen Kommentaren wurde auf die „moralische und humane Haltung der Bundesregierung hingewiesen, der keine andere politische Wertung zukomme“ Regierungskreise haben keine „eigene Stellungnahme erkennen lassen“, berichtete die deutsche Botschaft Das Fazit in bezug auf Belgien unterscheidet sich kaum von vorangegangenen Ergebnissen. 7. Die Niederlande In den Niederlanden wurde das Israel-Abkommen von der „Öffentlichkeit durchweg sehr gut aufgenommen“. Die Regierung sah es als einen „konstruktiven Beitrag“ zur „moralischen Befriedigung“ der freien Welt an, der, wie Außenminister Luns erwartete, bald auch der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands zugute kommen würde 8. Dänemark Wie die Benelux-Staaten so zählten auch die skandinavischen zu den traditionellen Freunden Israels. Interessierten sie sich daher stärker für die deutsche Wiedergutmachung? Setzten sie sich hierfür ein? In Dänemark berichteten fast ausnahmslos alle Zeitungen über das Luxemburger Abkommen „nur durch (die) Wiedergabe einer ausführlichen Reuter-Meldung, ohne eigene Stellungnahme“. Nur die Berlingske Aftenavis bezog am 11. September in einem Leitartikel Stellung. Das Abkommen sei „mehr als nur eine Geste“ und habe außer der politischen auch eine „menschliche Bedeutung“

Die dänische Regierung reagierte nicht nach außen, würdigte aber „gesprächsweise“ dem deutschen Botschafter gegenüber das Abkommen „positiv“ 9. Schweden Die schwedische Presse beschränkte sich auf die Wiedergabe der Einzelheiten des Israel-Abkommens und auf einige kurze Kommentare wenige Tage nach der Unterzeichnung. „In Gesprächen mit Amtspersonen oder Diplomaten“ konnten die deutschen Repräsentanten keinen „besonderen Nachhall“ feststellen Auch hier freundliche Gleichgültigkeit. 10. Norwegen Weitgehendes Desinteresse auch in Norwegen. Die Presse berichtete über den Vertragsabschluß zunächst nur im Nachrichtenteil, kommentierte jedoch lobend, wenngleich grundsätzlich das moralische Problem erörternd, in der Zeit vom 13. bis zum 21. November 1952 das Abkommen selbst sowie die seit September 1952 sichtbaren arabischen Versuche, die Ratifizierung durch den Bundestag zu verhindern. Im Arbeiderbladet durfte der Bundestagsabgeordnete der SPD, Willy Brandt, am 20. November 1952 die Bundesrepublik, vor allem Sozialdemokraten und CDU, in ein freundliches Licht stellen In den Regierungskreisen wurde das Abkommen, „soweit erkennbar, beifällig aufgenommen“ Wiederum also freundlich-unverbindliche Zustimmung; von politischer Einflußnahme keine Rede. 11. Schweiz Das gleiche bekannte Muster: Die Presse beschränkt sich im wesentlichen auf sachlich-zurückhaltende Meldungen, vermischt mit Bedenken bezüglich der „endgültigen Verständigung“, doch in der Bewertung bleibt man neutral, bezieht „keinen Standpunkt“. Ähnlich die Regierung: Sie „begrüßt grundsätzlich jede Entspannung, enthält sich eigener Stellungnahme“ 12. Griechenland Griechenland spielte auch damals schon eine gewisse Sonderrolle. Hier wurde das Abkommen in der Presse und Regierung „ohne jede Reaktion“ registriert — weder nach außen noch den deutschen Diplomaten gegenüber. Botschafter Knoke vermutete, „daß Griechenland angesichts seiner sehr guten Beziehungen zu arabischen Staaten, aber auch wirtschaftlichen Beziehungen zu Israel jede Stellungnahme vermeiden wird“, und daß die Presse dementsprechend unterrichtet wurde. Für berichtenswert hielt Knoke den Kommentar der „oppositionellen“ Zeitung Kathimerini, die Israel scharf angriff, weil es das Vermögen von Griechen beschlagnahmte, die aus dem israelischen Teil Palästinas ausgewandert waren Nicht Deutschland, sondern Israel saß auf der politischen Anklagebank — und dies in der Zeitung eines Landes, das während des Zweiten Weltkrieges unter der deutschen Besatzung sehr zu leiden hatte. 13. Türkei Da die Regierung der Türkei auch damals sowohl zu Israel als auch zu den arabischen Staaten gute Beziehungen pflegen wollte, konnte Bonns Botschafter Haas in Ankara weder offizielle noch offiziöse Erklärungen erwarten Die Presse referierte lediglich über das Abkommen und die arabische Kritik 14. Südamerikanische Länder, Australien, Indien und Pakistan Weder in der argentinischen Presse noch in Regierungskreisen dieses südamerikanischen Staates waren „irgendwelche“ Reaktionen festzustellen. Sie wurden von den deutschen Repräsentanten in Buenos Aires auch nicht erwartet Hier wie bei anderen lateinamerikanischen Staaten war die Israel-Politik des Vatikans ein Faktor, der die eigenen Überlegungen beeinflußte. Nur eine Ausnahme gilt es zu melden: In brasilianischen Regierungskreisen kommentierte man das Abkommen „außerordentlich günstig“ die Presse hingegen brachte lediglich Agenturmeldungen, die den äußeren Ablauf der Verhandlungen schilderten Die großen chilenischen Tageszeitungen veröffent-lichten „ohne jeden Kommentar“ die Meldungen amerikanischer Nachrichtenagenturen; „Regierungspersonen haben sich zu dem Abkommen nicht geäußert“ Die mexikanische Presse präsentierte ihren Lesern ebenfalls nur die amerikanischen Agenturmeldungen; in Regierungskreisen konnte „keine Reaktion“ festgestellt werden

Auch die deutsche Botschaft in Canberra berichtete über die Reaktionen der Presse, wo man sich „durchweg auf die rein nachrichtenmäßige Wiedergabe“ beschränkte. Die Rücktritte von Böhm und Küster kommentierte eine Zeitung, der West Australian „schon (! M. W.) am 13. Juni“, also rund einen Monat nach diesem dramatischen Schritt. Der Sidney Morning Herald wies am 22. Juni auf die „ironische Situation (hin), daß schnelle Hilfe (für Israel) nur von den früheren Feinden . . . nämlich den Deutschen . . . kommen könne. Die westlichen Geburtshelfer des israelischen Staates seien nicht in der Lage zu helfen.“ In Regierungskreisen war „keine besondere Reaktion“ festzustellen

Die indische Presse registrierte das Abkommen „ohne Kommentar“, und die Regierung zeigte „keine Reaktion“ Wegen der vielen Muslims im eigenen Staat war — und ist — für die Politiker in Neu Delhi eine Israel-freundliche Haltung ein innenpolitisches Risiko ersten Ranges. Nur unter der Hand pflegte und pflegt man die durchaus vorhandenen Kontakte zum jüdischen Staat. Im neu gegründeten muslimischen Pakistan solidarisierten sich hingegen Presse und Regierung, wie zu erwarten, mit den arabischen Protesten

Schlußbetrachtung

Wir haben über das Interesse und das aktive oder — zumeist — fehlende Engagement von einundzwanzig Staaten hinsichtlich der Frage der westdeutschen Wiedergutmachung an Israel berichtet Es waren diejenigen Staaten, deren Politik in dieser Frage vom Bonner Auswärtigen Amt beobachtet wurde und die man für besonders wichtig hielt. Umgekehrt dürften sie auch für Israel bedeutsam gewesen sein. Im Jahre 1952 gab es 71 selbständige Staaten. Daß sich die arabischen, muslimischen oder kommunistischen Staaten für eine Wiedergutmachung Deutschlands, Ost-und Westdeutschlands, einsetzen würden, war von vornherein auszuschließen.

Die wichtigsten, sich möglicherweise für Israels Belange interessierenden, zugunsten Israels Einfluß ausübenden oder die in den Augen westdeutscher Politiker bedeutsamsten Staaten dürften wir untersucht haben. Unser Ergebnis ist eindeutig: Weder die Regierungen noch die Presse dieser Staaten setzten die Bundesregierung in der Wiedergutmachungsfrage unter Druck.

Wenn man diese geschilderte Zurückhaltung der wohl gewichtigsten Zeitungen des westlichen Auslands kennt, überrascht die von Otto Lenz am 23. Mai 1952 „im kleinen Kreis“ geäußerte Bestürzung über das „Auslandspresse-Echo“ nach der Rücktrittsdrohung von Franz Böhm und dem vollzogenen Rücktritt von Otto Küster. Das Verhalten der beiden Leiter der deutschen Delegation bei den Wiedergutmachungsverhandlungen, so Ministerialdirektor Hans Globke „in einer vertraulichen Besprechung“ am 1. Oktober 1952, hätte die Bundesrepublik Deutschland mit einer zusätzlichen Milliarde DM belastet

Mag sein, daß die Verhaltensweise Böhms und Küsters Westdeutschland Zusatzkosten bescherte, aber an der Reaktion der Auslandspresse kann dies nicht gelegen haben. Diese war nämlich äußerst zurückhaltend. Sie berichtete hierüber kaum und kommentierte noch weniger. Die Wahrnehmung der genannten Politiker im Kanzleramt, Lenz und Globke, sowie der nicht genannten entsprach offensichtlich nicht der Wirklichkeit.

Wozu diese Einzelheiten? Um anhand systematischer Untersuchungen einer heute noch politisch wirksamen Geschichtslegende auf den Grund zu gehen. Denn dieses Wissen ist alles andere als unpolitisch. Es entlarvt nämlich diejenigen, die stets behaupten, „das Ausland“, zumal der Westen, hätte Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg „ins Büßerhemd“ gesteckt und von den Deutschen „gebückten Gang“ verlangt. Gerade anhand der politisch, psychologisch und moralisch so empfindlichen Wiedergutmachungsproblematik gegenüber Israel und dem jüdischen Volk zeigt es sich, wie irreführend das Gerede vom „Büßerhemd“ ist. „Das Ausland“ hat stets eigene Realpolitik getrieben und dabei bewußt israelisch-jüdische Empfindlichkeiten verletzt. Man mag darüber streiten, ob dies „gerecht“ oder „richtig“ war. Nicht streiten kann man aber über die Tatsache als solche.

Es ehrt die Mehrheit der bundesdeutschen Entscheidungsträger, daß sie trotz der indifferenten Haltung „des Auslands“ die Wiedergutmachung freiwillig leistete. Wir wissen, daß damals wie heute nicht alle Bundesbürger die Wiedergutmachung befürworteten. Dies ist ihr demokratisch gesichertes Recht. Sie mögen sich dabei aber nicht auf „das Ausland“, sondern auf ihre eigenen politischen Überzeugungen berufen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Unerläßlich zu diesem Thema: Die Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts durch die Bundesrepublik Deutschland, hrsg. vom Bundesminister der Finanzen in Zusammenarbeit mit Walter Schwarz, 5 Bände, München 1974 ff. Der sechste und letzte Band soll im Frühjahr 1987 erscheinen. Noch immer wichtig: Nicholas Balabkins, West German Reparations to Israel, New Brunswick, N. J.. 1971; vgl. Nana Sagi, Wiedergutmachung für Israel. Die deutschen Leistungen und Zahlungen, Stuttgart 1981; Liora Katzen-stein. From Reparations to Rehabilitation, unveröffentlichte Dissertation, Universität Genf 1983; Kai von Jena, Versöhnung mit Israel? Die deutsch-israelischen Verhandlungen bis zum Wiedergutmachungsabkommen von 1952, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 34 (1986) 4. Von Jenas Aufsatz basiert vor allem auf den Kabinettsprotokollen der Regierung Adenauer in den Jahren 1951 und 1952.

  2. Michael Wolffsohn, Das Wiedergutmachungsabkommen mit Israel: Eine Untersuchung bundesdeutscher und ausländischer Umfragen in Westdeutschland 1945 — 1955, hrsg. v. Ludolf Herbst, München 1986, S. 203— 218; auch M. Wolffsohn, Deutsch-Israelische Beziehungen. Umfragen und Interpretationen 1952— 1983 (Landeszentrale für politische Bildungsarbeit), München 1986.

  3. Ebd.

  4. Vgl. M. Wolffsohn, Das Wiedergutmachungs-Sechseck: USA, Sowjetunion, DDR, Österreich, Bundesrepublik Deutschland und Israel, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, erscheint in Heft 2 oder 3/1987.

  5. Rund drei Viertel der befragten Israelis glaubten dies Anfang der siebziger Jahre (vgl. M. Wolffsohn. Deutsch-Israelische Beziehungen [Anm. 2], S. 40). Zur Legende vgl. L. Katzenstein [Anm. 1] und Lily G. Feldman. The Special Relationship between West Germany and Israel, Boston 1984, besonders Kapitel 3.

  6. Vgl. M. Wolffsohn (Anm. 4).

  7. Nicholas Balabkins (Anm. 1). S. 45. Negative Pressereaktionen aus dem Ausland im Zusammenhang mit dem Rücktritt von Franz Böhm, dem Leiter der westdeutschen Delegation bei den Wiedergutmachungsverhandlungen, werden auch überzeichnet bei von Jena (Anm. 1). S. 474f. Jena zitiert Bundeskanzler Adenauer, der auf der Sondersitzung des Bundeskabinetts am 20. Mai 1952 auf das negative Presseecho aus dem Ausland hingewiesen habe. Weil keiner der Autoren die Berichterstattung des Auslands offenbar systematisch ausgewertet hat, wird verkannt, daß der Kanzler dieses Argument als politisches Instrument gegen die Gegner der Wiedergutmachung im eigenen Kabinett einzusetzen versuchte. Finanzminister Schäffer, der schärfste Widersacher, blieb freilich davon unbeeindruckt, denn er wußte von der bestenfalls freundlichen Gleichgültigkeit des Auslandes in bezug auf Israels Forderungen.

  8. Al-Ahram vom 26. 9. 1952.

  9. Neues Deutschland vom 18. 2. 1953.

  10. Diese Akten befinden sich im Bundesarchiv Koblenz (BAK 136/1127 bis 1130).

  11. Die außenpolitischen Entscheidungsträger und Diplomaten Israels waren über die Zurückhaltung der amerikanischen Presse sehr enttäuscht; vgl. M. Wolffsohn (Anm. 4) mit zahlreichen Belegen.

  12. Jack Raymond. New York Times vom 8. 5. 1952.

  13. Jack Raymond. NYT vom 20. 5. 1952. Vgl. zu Adenauer ebd. oder auch J. Raymond. NYT vom 18. 5. 1952.

  14. NYT vom 22. 5. 1952.

  15. NYT vom 23. 5. 1952. Zur Zurückweisung des finanzpolitischen Arguments durch Israel vgl. M. Wolffsohn (Anm. 4).

  16. Ebd.

  17. Zitiert aus ebd.

  18. Krekeler an Auswärtiges Amt. 26. 9. 1952, PA/AA. 244-13 II, Bd. 8.

  19. Referat Frowein an Blankenhorn, 9. 10. 1952. PA/AA. 244-13 II. Bd. 8.

  20. NYT vom 22. 3. 1953.

  21. Ebd.

  22. Krekeler an Auswärtiges Amt. 10. 9. 1952, PA/AA, 244— 13 II, Bd. 7. Blatt 12122. Zur Erklärung vgl. NYT vom 11. 9. 1952.

  23. Ebd.

  24. NYT vom 11. 9. 1952.

  25. Wolffsohn (Anm. 4).

  26. Zitiert aus Referat Frowein an Blankenhorn. 9. 10. 1952. PA/AA, 244— 13 II, Bd. 8. Vgl. auch Botschafter Dankwort an Auswärtiges Amt. Ottawa, 27. 9. 1952. a. a. O.. Blatt 12809. Alle Angaben zu Kanada hieraus. Eine eigenständige Auswertung habe ich nicht vorgenommen.

  27. Walther. Paris, an Auswärtiges Amt, 26. 9. 1952, PA/AA, 244-13 II, Blatt 12747.

  28. Ebd.

  29. Referat Frowein an Blankenhorn (Anm. 30).

  30. Walther an Auswärtiges Amt (Anm. 31).

  31. Vgl. N. Sagi (Anm. 1), S. 64 f., die sich auf eine Quellen-edition des israelischen Außenministeriums stützt.

  32. Gifford, London, an Secretary of State (= Acheson), 4. 4. 1952. National Archives, Washington. D. C. (NA). State Department, 662A. 84A/4— 452. In einem gesonderten Aufsatz werde ich anhand israelischer, amerikanischer und britischer Dokumente ausführlich die passive Rolle Frankreichs darstellen.

  33. Dokumentiert in: M. Wolffsohn (Anm. 4).

  34. Botschafter Maurice Fischer an Arieh Levavi. Westeuropa-Abteilung, israelisches Außenministerium, 22. 5. 1952, Israelisches Staatsarchiv (ISA), Außenministerium, 2543/9.

  35. Vermerk Max Bachmann. Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in London. 11. 9. 1952. PA/AA. 244— 13 II. Bd. 7.

  36. G. Avner an Walter Eytan. 25. 1. 1954. Israelisches Staatsarchiv, Jerusalem (ISA). 2418/4. Wegen des grundsätzlichen Charakters dieser Aussage läßt sie sich auch auf die Jahre 1952/53 beziehen, zumal meine eigene Auswertung der britischen Tageszeitungen jener Jahre, die Feststellung Avners aus dem Jahre 1954 bestätigt.

  37. Schlange-Schöningen. London, an Auswärtiges Amt. 26. 9. 1952. PA/AA. 244-13 II. Bd. 8. Blatt 12740. Die Einschränkung in bezug auf die Beachtung fremder Probleme ist hier entscheidend. „Allgemein" soll wohl die Reaktion in politischen Kreisen der Regierung (und des Parlamentes?) bedeuten.

  38. N. Sagi (Anm. 1). S. 51.

  39. N. Sagi (Anm. 1). S. 52. Dieses Gespräch fand am 11. 1. 1951 statt.

  40. N. Sagi (Anm. 1), S. 64. Ausführlich dokumentieren werde ich auch die britische Haltung in einer eigenständigen Veröffentlichung anhand englischer und israelischer Dokumente.

  41. Zitiert aus Michael Brecher. Decisions in Israel’s Foreign Policy. London 1974. S. 77.

  42. The Times vom 10. 7. 1951.

  43. Ebd.

  44. Gifford. US-Botschaft in London an Außenminister Acheson. 4. 4. 1952. NA. State Department, 662A. 84A/4452. Gifford berief sich auf britische Informanten.

  45. Ebd.

  46. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. 2. 1953.

  47. al-Ahram vom 1. 11. 1952. S. 4. Übersetzt von meinem Mitarbeiter Mustafa Natour.

  48. al-Ahram vom 26. 9. 1952. S. 5.

  49. Dr. Friedrich Freiherr von Lupin. Ministerialrat im Bundesministerium für Wirtschaft, an Ministerialdirigent Dr. Seeliger (gleiches Ministerium) aus Kairo, 3. 11. 1952, BAK, Bundeskanzleramt, B 135/1128, S. 2.

  50. Botschaftsrat Strachwitz, Rom, an Auswärtiges Amt Bonn, 29. 9. 1952, PA/AA, 244-13 11. Bd. 8. Blatt 12876.

  51. Ebd.

  52. Alain Clement, in: Le Soir vom 23. 5. 1952. zitiert aus: Pfeiffer. Botschaft der Bundesrepublik Deutschland. Brüssel. an Auswärtiges Amt. 3. 6. 1952. PA/AA. 244— 13 II. Bd. 3. Blatt 7872.

  53. Zitiert aus: Pfeiffer. Brüssel, an Auswärtiges Amt. 11. 6. 1952. a. a. O.. Blatt 8173.

  54. Zitiert aus: Pfeiffer (Anm. 57)

  55. Pfeiffer, Brüssel, an Auswärtiges Amt. 28. 9. 1952. PA/AA. 244-13 II. Bd. 8. Blatt 12810.

  56. Ebd.

  57. Holleben (Leitender Generalkonsul), Den Haag, an Auswärtiges Amt, 27. 9. 1952. PA/AA. 244-13 II. Bd. 8. Blatt 12792.

  58. Nöldecke, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Kopenhagen, an Auswärtiges Amt. 13. 9. 1952. PA/AA. 244— 13 II. Bd. 7, Blatt 12261. Gemeint war die Nachrichtenagentur „Reuter“.

  59. Nöldecke, Kopenhagen, an Auswärtiges Amt, 30. 9. 1952, PA/AA. 244-13 II. Bd. 8, Blatt 12928.

  60. Sieveking (Gesandter), Stockholm, an Auswärtiges Amt, 27. 9. 1952. PA/AA. 244-13 II, Bd. 8, Blatt 12806.

  61. Broich, Gesandtschaft in Oslo, an Auswärtiges Amt, 27. 9. 1952, PA/AA, 244-13 II, Bd. 8. Blatt 12796. und derselbe an Auswärtiges Amt, 6. 12. 1952, Bd. 13, Blatt 17102 ff.

  62. Broich. 27. 9. 1952, a. a. O.

  63. Holzapfel (Gesandter), Bern, 26. 9. 1952 an Auswärtiges Amt. 26. 9. 1952. PA/AA. 244-13 II. Bd. 8. Blatt 12788.

  64. Gesandtschaftsrat Knoke, Athen, an Auswärtiges Amt, 26. 9. 1952, PA/AA. 244-13 II, Bd. 8, Blatt 12760. Auch das benachbarte Jugoslawien hielt sich wegen der „sehr guten Beziehungen zu den arabischen Staaten“ mit Reaktionen zurück (Referat Frowein an Blankenhom, 9. 10. 1952, PA/AA, 244-13 II, Bd. 8, S. 4).

  65. Haas, Ankara, an Auswärtiges Amt, 29. 9. 1952, PA/AA. 244 — 13 II. Bd. 8. Blatt 12886. Haas war der Vater des seit 1985 amtierenden bundesdeutschen Botschafters in Israel.

  66. Ebd.

  67. Botschafter Terdenge, Buenos Aires, an Auswärtiges Amt. 27. 9. 1952, PA/AA, 244-13 II, Bd. 8, Blatt 12807.

  68. Oellers, Rio de Janeiro, an Auswärtiges Amt, 26. 9. 1952, PA/AA, 244-13 II, Bd. 8. Blatt 12742. Die „große Genugtuung“ seiner Regierung teilte der Direktor der Politischen und Kulturabteilung des brasilianischen Außenministeriums dem deutschen Gesandten Oellers mit (Beleg siehe nächste Fußnote.)

  69. Oellers. Botschafter der Bundesrepublik Deutschland. Rio de Janeiro, an Auswärtiges Amt, 12. 9. 1952, PA/AA. 244-13 II. Bd. 7. Blatt 12351.

  70. Botschafter Campe. Santiago, an Auswärtiges Amt. 26. 9. 1952. PA/AA. 244-13 II. Bd. 8. Blatt 12799.

  71. Botschafter Twardowski. Mexiko, an Auswärtiges Amt, 27. 9. 1952, PA/AA. 244-13 II. Bd. 8. Blatt 12811.

  72. Zitiert aus: Haß(?). Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Canberra, an Auswärtiges Amt, 1. 10. 1952. PA/AA. 244-13 II. Bd. 8. Blatt 13343.

  73. Referat Frowein an Blankenhorn. 9. 10. 1952. PA/AA. 244-13 II, Bd. 8. Blatt 13362ff.

  74. Richter. New Delhi, an Auswärtiges Amt, 29. 9. 1952. PA/AA, 244-13 II, Bd. 8, Blatt 12838.

  75. Schmidt-Horix, Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, Karachi, 20. 9. und 27. 9. 1952 an Auswärtiges Amt. PA/AA, 244-13 II, Bd. 8, Blatt 13066f. und 12797.

  76. Jugoslawien siehe Fußnote 68.

  77. Arnulf Baring. Außenpolitik in Adenauers Kanzlerdemokratie. Band 1. München 1971. S. 275f.. Anm. 150. Baring zitiert hier aus den Aufzeichnungen eines nicht genannten Teilnehmers an dieser Runde. Eine Nachfrage bei A. Baring ergab, daß es sich dabei um Fritz Brühl handelte. Brühl war damals Bonner Korrespondent der Süddeutschen Zeitung.

Weitere Inhalte

Michael Wolffsohn, Dr. phil., geb. 1947; Professor für Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr München. Veröffentlichungen u. a.: Die Debatte über den Kalten Krieg, Opladen 1982; Politik in Israel, Opladen 1983; Israel: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Opladen 19872; German-Saudi Arabian Arms Deals 1936— 1939 and 1981 — 1985. With an Essay on West Germany’s Jews, Frankfurt 1985; Politik als Investitionsmotor? Deutsche , Multis 4 in Lateinamerika, Frankfurt 1985; West Germany’s Foreign Policy in the Era of Brandt and Schmidt, Frankfurt 1987; Deutsch-Israelische Beziehungen. Umfragen und Interpretationen, München 1986.