Kaum ein Begriff ist bei der Analyse der Probleme der Dritten Welt so umstritten wie der der , Abhängigkeit*. Entstanden in der . linken* lateinamerikanischen Modernismus-Kritik der sechziger Jahre („Dependencia"), wurde er seit Beginn der siebziger Jahre auch in der Bundesrepublik rezipiert. Insbesondere in der kritischen entwicklungspolitischen Öffentlichkeit ist seine Beliebtheit ungebrochen — zu offensichtlich ist schließlich, daß die andauernde Unterentwicklung zahlreicher Staaten ohne eine Änderung ihrer strukturell benachteiligten Stellung im Weltwirtschaftssystem nicht zu überwinden ist.
In der wissenschaftlichen Diskussion sind die Dependencia-Ansätze demgegenüber zunehmenden Angriffen ausgesetzt Zunächst waren es vor allem die immanenten Unstimmigkeiten, die Zweifel an ihrer theoretischen Tragfähigkeit aufkommen ließen. Spätestens seit Ende der siebziger Jahre kam eine empirisch fundierte Kritik hinzu: Die Entwicklungserfolge der „Schwellenländer“ ließen die These der Dependencia-Vertreter, daß es in der Dritten Welt immer nur eine Entwicklung der Unterentwicklung geben könne, ins Wanken geraten. Verschiedenartige Entwicklungswege und -erfolge ließen die Differenzierung der Dritten Welt ins Blickfeld rücken Auf der einen Seite standen die dynamischen Entwicklungsprozesse einiger weniger Länder, die erfolgreich eine nachholende Industrialisierung vollzogen — sieben Länder, die 1979 fast 70% aller Fertigwarenexporte der Dritten Welt auf sich verein-ten —, sowie die spezielle Entwicklung weniger bevölkerungsarmer Erdölexportländer. Dies kontrastierte aufs schärfste mit der andauernden Stagnation, wenn Nicht-Entwicklung der meisten anderen Länder. Heute stehen überdies die mehr oder weniger vielversprechenden Entwicklungstrends in zwei Ländern, auf die allein die Hälfte der Bevölkerung der Entwicklungsländer entfällt (die VR China und Indien), im krassen Gegensatz zur Entwicklung der Unterentwicklung in der Mehrzahl jener 120 Länder, in denen zwanzig Prozent der Dritte-Welt-Bevölkerung leben.
Diese Befunde lassen ein allgemeines Räsonnieren über die Dritte Welt, die Unterentwicklung, das Fehlschlägen der Entwicklungspolitik oder — um zu dem Problembereich überzuleiten, um den es in diesem Beitrag gehen soll — die Bedeutung der Mikroelektronik für die Dritte Welt als wenig sinnvolles Unterfangen erscheinen. Daher soll hier dem Wechselverhältnis zwischen der technologischen Entwicklung und dem Differenzierungsprozeß nachgegangen werden: der Verschiedenartigkeit der Betroffenheit durch die Mikroelektronik einerseits, dem Beitrag der Mikroelektronik zur weiteren Differenzierung andererseits — beides unter drei Fragestellungen:
— Welche Auswirkungen hat der Einsatz der Mikroelektronik in der industriellen Produktion auf die Stellung von Ländern der Dritten Welt in der internationalen Arbeitsteilung?
— Welchen Umfang und welche Bedeutung haben Versuche zum Aufbau eigener Mikroelektronikindustrien in Ländern der Dritten Welt?
— Welche Schlüsse lassen sich aus dem Einsatz von Computern und von anderen neuen Informations-und Kommunikationstechnologien in Ländern der Dritten Welt ziehen?
I. Mikroelektronik und internationale Arbeitsteilung
Die Spekulationen über die Auswirkungen der Mikroelektronik auf die internationale Arbeitsteilung sind so alt wie die Mikroelektronik-Diskussion selber. Entsprechender Popularität erfreut sich jene These, die in den weitaus meisten Publikationen zu diesem Thema vertreten wird: die Rückverlagerungsthese. Durch die Mikroelektronik werde, so wird argumentiert, der Prozeß der Automatisierung der industriellen Fertigung in der Ersten Welt beschleunigt. Dies führe zu einer Reduzierung des Lohnkostenanteils an den gesamten Produktionskosten. Daraus sei der Schluß zu ziehen, daß das Motiv, Reduzierung von Lohn-kosten im unternehmerischen Kalkül an Bedeutung verliere, was mit einem Bedeutungsverlust für die Länder der Dritten Welt mit ihrem einzigen , komparativen Vorteil billiger Lohnkosten verbunden sei. Mithin sei ein Ende des Trends zu Produktionsverlagerungen nach Billiglohnländern oder sogar dessen Umkehrung, d. h. Rückverlagerungen aus der Dritten in die Erste Welt, zu erwarten
Daneben kursiert eine differenzierte Version der Rückverlagerungsthese, in der nicht allein mit Lohnkostenaspekten, sondern auch mit den betriebsorganisatorischen Effekten der Verbreitung der Informationstechnologie in der industriellen Produktion argumentiert wird. Eine Produktion mit drastisch reduzierten Lagerbeständen, wie sie durch die Nutzung vernetzter Datenverarbeitungsanlagen ermöglicht werde, erzwinge die räumliche Nähe zwischen Zulieferern und Endproduzenten bzw.dessen verschiedenen Fertigungsstätten; die Möglichkeiten der flexiblen Automatisierung ließen die Vorteile industrieller Massenproduktion und des damit verbundenen „Global Sourcing“ hinfällig werden; kurz: „An die Stelle der Automatisierung von Teilprozessen treten integrierte Systemlösungen, die gerade auf die Vernetzung der einzelnen Teilfertigungen abzielen.“ Diese Faktoren ließen, so die Argumentation, Unternehmensstrategien der Kostenminimierung durch Produktionsauslagerung hinfällig werden, was zwar keinen sofortigen Rückverlagerungsschub auslöse, jedoch zu einer Umkehrung des Trends führe: Neue Investitionen würden vor allem in den Industrieländern getätigt.
Bislang ist die empirische Verifizierung der Rückverlagerungsthese auf wenige Beispiele beschränkt geblieben — ein Tatbestand, der trotz ihrer theoretischen Plausibilität nicht überraschen kann, liegen ihr doch drei problematische Annahmen zugrunde:
— eine Überschätzung der Verbreitungsgeschwindigkeit und der Potentiale neuer Produktionskonzepte — eine Unterschätzung der Nutzungsmöglichkeiten der Informationstechnologie für Auslagerungen und für Produktionen in der Dritten Welt, — eine verkürzte Auffassung der Determinanten des internationalen Investitionsverhaltens und — weitergehend — der internationalen Arbeitsteilung. Plausibilität vs. Empirie der Rückverlagerungsthese Betrachtet man die Beispiele für bisher stattgefundene Rückverlagerungen etwas genauer, so fällt eines auf: die überproportional häufige Nennung von Betriebsschließungen in Singapur Die Schließung arbeitsintensiver Betriebe in Singapur ist jedoch weniger das Ergebnis der betriebswirtschaftlichen Aspekte der Mikroelektronik als vielmehr Resultat der expliziten Politik der dortigen Regierung Sie verfügte für die Jahre 1979 bis 1981 jährliche Lohnsteigerungen von 20%, um arbeitsintensive Betriebe zum verstärkten Einsatz neuer Technologien zwecks Produktivitätssteigerung anzuhalten. Dies sollte mit der Erhöhung des Qualifikationsniveaus einhergehen. Daß vereinzelt Betriebe mit Abwanderung reagieren würden, wurde in Kauf genommen und dem Ziel untergeordnet, südostasiatisches Technologie-und Softwarezentrum zu werden. Ein anderes beliebtes Beispiel ist die Bekleidungsindustrie, die aufgrund der hohen Arbeitsintensität besonders stark von (lohn-) kostenbedingten Auslagerungen betroffen war. Doch haben sich die Prognosen einer Rückverlagerung aufgrund neuartiger mikroelektronikgesteuerter Herstellungsverfahren bislang nicht erfüllt Im Gegenteil wurden für das bundesdeutsche Bekleidungsgewerbe noch in jüngerer Zeit weitere kosteninduzierte Standortverlagerungen prognostiziert und es ist immer noch nicht abzusehen, wann die seit langem in der Entwicklung befindlichen Nähautomaten zur Anwendungsreife gelangen
Die Elektronikindustrie: Kein Beleg für die Rückverlagerungsthese Noch vor der Bekleidungsindustrie war die Halbleiterindustrie aufgrund ihrer hohen Arbeitsintensität der Pionier der Auslagerung nach Billiglohnstandorten In der Folgezeit war zwar (in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre) „in den klassischen Exportländern Südostasiens ... eine Stagnationsphase ohne nennenswerte Neuinvestitionen“ festzustellen, die jedoch nicht von Rückverlagerungen geprägt war. Vielmehr sind seitdem vier verschiedene Trends auszumachen
— Investitionen zwischen den wichtigsten OECD-Ländern;
— Produktionsverlagerungen vom Zentrum an die Peripherie der OECD-Region (v. a. Irland, Schottland und Wales);
— Rationalisierungs-und (kapitalintensivere) Neuinvestitionen in den traditionellen Dritte-Welt-Standorten;
— Produktionsverlagerungen zu neuen Billiglohnstandorten in den Philippinen, Thailand, Indonesien, der Karibik, China, Indien und Sri Lanka.
Dahinter verbirgt sich vor allem die Auflösung der herkömmlichen Trennungslinie zwischen technologisch anspruchsvollen und mit hoher Wertschöpfung verbundenen Investitionen in der OECD-Region und der Verlagerung der weniger anspruchsvollen, arbeitsintensiven Fertigungssegmente in die Dritte Welt: Zunehmend werden modernste Automatisierungssysteme auch in Dritte-Welt-Standorten eingesetzt und überdies alle Schritte der Produktion ausgelagert. Gründe dafür sind
— ein mittlerweile entstandenes Potential qualifizierter Fachkräfte, die zu weit niedrigeren Löhnen als entsprechendes Personal in den Industrieländern beschäftigt werden können;
— die Möglichkeit einer intensiveren Auslastung der extrem teuren und zudem schnell veraltenden Maschinerie rund um die Uhr, die aufgrund tarif-vertraglicher Regelungen in zahlreichen (v. a. westeuropäischen) Industrieländern nicht möglich ist;
— minimale Umwelt-und Arbeitsschutzauflagen für die keineswegs saubere Chipfertigung;
— die Gefahr, durch den Rückzug aus einem Dritte-Welt-Land den Zugang zu einem potentiellen Wachstumsmarkt zu verlieren.
Auch die Betriebsschließungen, die in der jüngsten Zeit aus Malaysia und Indonesien gemeldet wurden, sind kein Beleg für die Rückverlagerungsthese: Es handelte sich durchweg um Filialen von US-Firmen, die selber aufgrund der verschärften Konkurrenzsituation auf dem Mikrochipmarkt in erheblichen Schwierigkeiten steckten
Demgegenüber gab es in der letzten Zeit eine Reihe von Neuinvestitionen durch Hersteller von Telematikausrüstungen in Asien:
— der US-Konzern AT& T verlegte seine Telefon-produktion aus den USA nach Singapur, um durch die Nutzung von Lohnkostenvorteilen seine Stellung auf dem hart umkämpften US-Telefonmarkt zu verbessern
— aufgrund der kurzen Produktzyklen haben Homecomputerhersteller wie Atari und Commodore auf Investitionen in teure automatisierte Fertigungsanlagen verzichtet und statt dessen die arbeitsintensiven Produktionsschritte nach Fernost ausgelagert
— bei den Investitionen des deutschen Computer-konzerns Nixdorf in Singapur steht neben Kostenaspekten das Ziel der Erschließung des regionalen Marktes im Vordergrund — ähnliche Motive bewogen die schwedische Kommunikationsgerätefirma Ericsson zu einer Investition in Malaysia
— explizit marktorientiert sind die Bemühungen fast aller großer Computerfirmen um Investitionen in Indien
— die Absicht von IBM zum Aufbau einer Produktionsstätte in Südkorea wird von Experten nicht nur als Versuch gesehen, den dort völlig abgeschotteten Computermarkt zu erschließen und die Bemühungen um den Aufbau einer eigenständigen südkoreanischen Computerindustrie zu konterkarieren, sondern zielt nach ihrer Ansicht auch auf den Markt der Zukunft: die VR China
Demgegenüber scheinen in der Unterhaltungselektronik-Industrie auf den ersten Blick die Rückverlagerungstendenzen zu überwiegen Doch spielen hier neben Kostenerwägungen vor allem die regelmäßig verhängten Marktzutrittsbeschränkungen eine wichtige Rolle; sie veranlassen europäische Firmen zu partiellen Rückverlagerungen und nicht-europäische Hersteller zu Verlagerungen aus Drittweltstaaten nach Europa.
Automatisierung: Kein Privileg der Ersten Welt Neben der Vernachlässigung solcher , nicht-mikroelektronischer* Faktoren übersehen die Verfechter der Rückverlagerungsthese noch einen weiteren wichtigen Tatbestand: Die Anwendung moderner mikroelektronikgesteuerter Fertigungstechnologien ist kein Privileg der Ersten Welt. Nicht nur zahlreiche transnationale Konzerne verfolgen in der Dritten Welt Strategien der Produktionsautomatisierung, sondern auch etliche Regierungen von (fortgeschrittenen) Ländern der Dritten Welt selbst betreiben — zum Teil in Antizipation (vermeintlich) drohender Rückverlagerungen — eine Politik, die die Einführung moderner Fertigungstechnologien zum Ziel hat:
— VW do Brasil setzt Schweißroboter und ein fahrerloses Transportsystem ein; ein Zuliefersystem nach dem „just in time“ -Prinzip ist geplant — eine Reihe südkoreanischer Großkonzerne wendet Roboter nicht nur an, sondern beginnt auch mit ihrer Produktion
— in der südkoreanischen Schiffbauindustrie werden seit einiger Zeit einfache CAD/CAM-Systeme angewandt, und die Einführung fortgeschrittener integrierter Systeme steht bevor — in Malaysia wird die Automatisierung der Chipproduktion durch Steuererleichterungen gefördert, womit man hofft, drohenden Betriebs-schließungen und Abwanderungen begegnen zu können
— in Singapur schließlich wird die Automation nicht nur durch die bereits erwähnte (und mittlerweile partiell wieder aufgegebene) Hochlohnpolitik, sondern auch durch direkte Zuwendungen gefördert, wobei ein besonderes Gewicht auf die Anwendung von CAD/CAM-Systemen gelegt wird
Diese Beispiele lassen deutlich werden, wie künstlich die der Rückverlagerungsthese zugrundeliegende Alternative zwischen Auslagerung und Automatisierung ist.
Informationstechnologie und neue Formen der Auslagerung Daneben darf nicht vergessen werden, daß durch die Nutzung der Informationstechnologie nicht nur bestehende „Global Sourcing“ -Netze optimiert, sondern auch neue Felder für Auslagerungen geöffnet werden: Die Optimierung internationalisierter Produktion geschieht vor allem durch die Nutzung des grenzüberschreitenden Datenverkehrs der die Zentralisierung von Managemententscheidungen, der Buchhaltung sowie der Forschung und Entwicklung ermöglicht. So kann in der Buchhaltung durch einen schnelleren und einfacheren Überblick über die verschiedenen Kontenstände die Nutzung brachliegender Liquidität verbessert werden In der Forschung und Entwicklung kann durch permanenten Datenaustausch Doppelarbeit vermieden werden. Neue Formen der Auslagerung entstehen in arbeitsintensiven Sparten, die mit der Verbreitung der Informationstechnologieentstanden sind: der Eingabe von Daten in Computersysteme und der Softwareproduktion.
Die Auslagerung der Dateneingabe ist, wie die folgenden zwei Beispiele zeigen, in den USA eine durchaus geläufige Strategie zur Kostenreduzierung; — „American Airlines Inc. hat ihren Dateneingabe-Betrieb Tulsa/Oklahoma stillgelegt und läßt diese Arbeiten jetzt von 200 Mitarbeitern auf der Insel Barbados ausführen, zu Stundenlohnkosten von vier bis fünf Mark. Die Daten werden per Satellit an die Zentrale in Tulsa übergeben. Die niedrigen Lohn-und Grundstückskosten in der Dritten Welt haben auch die Satellite Date Corporation dazu veranlaßt, die personalintensive Dateneingabearbeit nach Barbados zu verlegen. Ergebnis: Die Gesellschaft bezahlt für diese Arbeit auf Barbados weniger, als sie nur für die Büromiete in New York zu zahlen hätte.“
— Der amerikanische Online-Datenbankanbieter Mead Data speichert in seinen Datenbanken Nexis und Lexis nicht nur bibliographische Hinweise auf Zeitungsartikel bzw. juristische Urteile und Fachartikel, sondern auch Volltexte. Diese werden — sofern sie nicht computergesetzt und damit direkt speicherbar waren — von Datatypistinnen in Taiwan und auf den Philippinen in Computer eingegeben
Neben dieser nur geringe Qualifikationen erfordernden Tätigkeit wird zunehmend die sehr viel anspruchsvollere Softwareproduktion an Dritt-welt-Standorten durchgeführt:
— In Singapur ist eine Reihe von Niederlassungen transnationaler Computerfirmen, aber auch von spezialisierten Softwarefirmen aus Industrie-ländern gegründet worden. Davon ist ein Teil als Auslagerung im eigentlichen Sinne zu verstehen; der größere Teil zielt auf den lokalen oder regionalen Markt
— In Indien existiert demgegenüber eine staatliche Förderungspolitik zum Aufbau explizit exportorientierter Software-Entwicklungszentren in freien Produktionszonen. Dort haben sich nicht nur Computerhersteller wie Burroughs oder Texas Instruments, sondern auch Anwender wie die Citibank niedergelassen — Einzelne Fälle exportorientierter Softwareentwicklung sind ferner aus Israel und Taiwan bekannt.
Zwar ist wenig wahrscheinlich, daß sich diese Art von Auslagerungen in quantitativ signifikantem Maßstab durchsetzt — dazu sind die Ausbildungskosten zu hoch und die Ausbildungszeit zu lang zumal sich der Prozeß der Industrialisierung der Softwareproduktion weiter fortsetzt. Es ist kein Zufall, daß Offshore-Programmierung heute in Ländern stattfindet, die entweder einen beträchtlichen Stand an unterbeschäftigten Akademikern und/oder frühzeitig die informationstechnologische Entwicklung rezipiert haben Gleichwohl ist der Hinweis auf die Existenz solcher Phänomene wichtig — als Indiz dafür, daß der Einsatz der Informationstechnologie durchaus andere technikorientierte Szenarios zuläßt als diejenigen, mit denen die Verfechter der Rückverlagerungsthese operieren.
Was bleibt von der Rückverlagerungsthese?
Wenn die Mikroelektronik die absoluten (Lohn-) Kostenvorteile der Entwicklungsländer hinfällig werden läßt und trotzdem kein Rückverlagerungstrend festzustellen ist, weist dies zurück auf die theoretische Grundlage der Rückverlagerungsthese und damit letztlich auf die Unzulänglichkeit der Theorien der internationalen Arbeitsteilung Die Industrialisierung in Ländern der Dritten Welt, die den Kern der „neuen internationalen Arbeitsteilung“ ausmacht, ist bei weitem nicht nur die von den Urhebern dieses Terminus beschriebene „weltmarktorientierte (Teil-) Industrialisierung“ Vielmehr verbirgt sich hinter der neuen internationalen Arbeitsteilung, die nur zum Teil durch die Analyse internationaler Warenströme zu erfassen ist, das selbst durch Verschuldungskrisen und Protektionismus nicht zu verhindernde Entstehen , autozentrierterVolkswirtschaften in Ländern wie Brasilien Taiwan und Südkorea — jene Länder, die einen großen Teil des industriellen Potentials der Dritten Welt auf sich vereinigen.
Daß Veränderungen im Investitionsverhalten transnationaler Konzerne — denn nur dadurch könnte sich der Rückverlagerungstrend manifestieren — die Deindustrialisierung dieser Länder zur Folge hat, ist allein schon aufgrund der sehr unterschiedlichen Bedeutung ausländischer Investitionen für sie wenig wahrscheinlich Davon abgesehen symbolisieren z. B. die Betriebsschließungen europäischer Unterhaltungselektronikfirmen in Fernost nicht das Ende der neuen Internationalen Arbeitsteilung, sondern ganz im Gegenteil deren Fortsetzung — bedrängen doch Firmen aus Schwellenländern die alteingesessenen europäischen und US-amerikanischen Anbieter nicht mehr nur auf dem Bekleidungs-und Spielzeug-, sondern auch auf dem Unterhaltungselektronikmarkt. Daß insbesondere die erfolgreichen „ 4 kleinen Tiger“ (Hongkong, Taiwan, Südkorea, Singapur) auf die Rolle von Rohstoffexporteuren zurückgeworfen werden, ist angesichts dieses Trends wenig wahrscheinlich.
Demgegenüber sind die potentiellen Auswirkungen der Mikroelektronik für Versuche autozentrierter Industrialisierung in anderen Ländern — insbesondere den Schwellenländern der zweiten Generation — ebenso vielfältig wie widersprüchlich Eine der theoretischen Möglichkeiten ist eine Begünstigung des Aufbaus von Industrien, die sich daraus ergeben könnte, daß mikroelektronikgestützte flexible Fertigungssysteme (FFS) den Zwang zur Massenproduktion hinfällig und damit binnenmarktorientierte Industrialisierung auch in kleinen Ländern möglich werden lassen — eine These, die an Plausibilität gewinnen würde, wenn der mitunter prognostizierte kapitalsparende Effekt der Mikroelektronik hinzu-käme. Gegenwärtig erscheint das eine wie das andere jedoch als Utopie: Alle bisherigen Experimente mit flexiblen Fertigungssystemen haben gezeigt, daß sie erstens extrem teuer in der Anschaffung sind, zweitens einen hohen Arbeitsaufwand bei der Planung, Aufstellung und Inbetriebnahme erfordern und drittens von zweifelhafter Rentabilität sind; in Befragungen bei europäischen FFS-Anwendern wurden zumindest Faktoren wie erhöhte Flexibilität bei Nachfrageschwankungen, Reduzierung der Durchlaufzeit und Qualitätssteigerungen gegenüber Rentabilitätserwägungen hervorgehoben 50a). FFS sind eine hochkomplexe, teure Technologie, die nicht zufällig in der Rüstungsproduktion ihren wichtigsten Anwendungsbereich hat — einem Sektor, wo Kostenüberlegungen eine eher geringe Rolle spielen. Gegenwärtig spricht wenig dafür, daß FFS in absehbarer Zeit die industrielle Massenproduktion ablösen werden.
Der für die übersehbare Zukunft wahrscheinlichere Effekt ist eine Erschwerung von Versuchen einer Entwicklung durch (arbeitsintensive) Industrialisierung, der sich aus den weitgehend unumstrittenen arbeitssparenden Effekten der Mikroelektronik ergibt. Somit ist eher eine Zementierung der gegenwärtigen „neuen“ internationalen Arbeitsteilung durch die Mikroelektronik zu erwarten Die Industrialisierung weniger Schwellenländer kann sich fortsetzen, der Versuch von Schwellenländern der zweiten Generation und anderen Ländern jedoch, in ihre Fußstapfen zu treten, ist wenig erfolgversprechend.
II. High-Tech-Industrien in der Dritten Welt
Eine der Kernthesen der Dependencia-Ansätze war diejenige von der technologischen Abhängig-keit der Dritten Welt, welche eigenständige Industrialisierungsversuche, zumal im Bereich der Spitzentechnologie, unmöglich mache. Auch wenn diese These — etwa im Hinblick auf die weltweit höchst ungleiche Verteilung wissenschaftlich-technischer Ressourcen — einiges für sich hat, gilt sie offenbar nicht allgemein. Schließlich haben einige Länder der Dritten Welt eigenständige (d. h. nur in begrenztem Umfang von ausländischem Kapital und Know-how abhängige) Industriezweige gerade im High-Tech-Bereich aufbauen können. Speziell in Brasilien, Südkorea, Taiwan und Singapur hat die staatliche Förderung dieser Branche unbestreitbare Erfolge gezeitigt. Brasilien In Brasilien betreiben staatliche Behörden seit Beginn der siebziger Jahre den Aufbau einer eigenständigen Computerindustrie Ausgehend vom militärischen Bedarf wurde seit Mitte der siebziger Jahre eine „nationale Informatikpolitik“ formuliert und umgesetzt. Durch die Abschottung des Binnenmarkts wurden die Voraussetzungen für das Entstehen einer nationalen Mini-und Mikrocomputerindustrie gelegt, während der Markt für Großcomputer den brasilianischen Tochterunternehmen transnationaler Konzerne überlassen wurde. Die erfolgreiche „Marktreservierungspolitik“ wurde im Oktober 1984 auf eine gesetzliche Grundlage gestellt und für weitere acht Jahre verlängert — allen Pressionsversuchen ausländischer Firmen und Regierungen zum Trotz.
Unter dieser Protektion ist mittlerweile eine lebensfähige Computerindustrie — rd. 200 Firmen mit insgesamt ca. 22 000 Beschäftigten — entstanden, deren Binnenmarktanteil 1985 erstmals über 50 % lag und die konstant hohe Wachstumsraten aufweist. Probleme ergeben sich — neben fortgesetztem politischen Druck vor allem durch die US-Regierung — insbesondere durch die Import-abhängigkeit bei Mikrochips. Dem Aufbau einer eigenständigen Chipindustrie soll daher in der nächsten Zeit verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Südkorea Genau dies ist der Schwerpunkt der südkoreanischen High-Tech-Strategie, aufgrund derer die vier größten Unternehmenskonglomerate seit Beginn der achtziger Jahre mehrere hundert Millionen Dollar in den Aufbau von Mikrochipindustrien investiert haben Im Gegensatz zur brasilianischen Computerindustrie, die kaum die Binnennachfrage befriedigen und daher an Exporte (noch) nicht denken kann, waren diese Investitionen primär weltmarktorientiert. Dabei hatten die südkoreanischen Firmen das Pech, genau in dem Moment mit ihren Chips auf den Markt zu kommen, als die Preise infolge eines Überangebots auf ein Sechstel des ursprünglichen Wertes sanken, so daß die Investitionen bislang gewaltige Zuschußgeschäfte waren. Jedoch spricht einiges dafür, daß sich dieser Tatbestand in der nächsten Zeit ändern wird: Die Chippreise steigen wieder, und die inländische Nachfrage gewinnt an Bedeutung, weil nicht nur die (in der letzten Zeit kräftig expandierende) Computerproduktion, sondern auch die Unterhaltungselektronik-, Automobil-und Schiffsproduktion zunehmend mikroelektronische Bauelemente nachfragen.
Taiwan Ähnlich exportorientiert wie die südkoreanische Industrie, jedoch mit einer anderen Produktorientierung, agiert die taiwanesische High-Tech-Industrie Ihre Grundlage legten jene . Garagen-produzenten, die unerlaubt amerikanische Mikrocomputer nachbauten und dabei das Knowhow erwarben, auf dem sie nach der Verkündung der staatlichen Förderungspolitik für ihren Sektor aufbauen konnten. Heute sind taiwanesische Firmen als Lohnproduzenten für internationale Computerkonzerne, zunehmend aber auch als eigenständige Anbieter für Mikrocomputer und Peripheriegeräte aktiv. Diese Produkte stellen mittlerweile einen erheblichen Teil der taiwanesischen Exporte.
Singapur Die Industrialisierung dieses südostasiatischen Stadtstaates war stets weit mehr als irgendwo sonst auf ausländische Investitionen angewiesen. Daran hat sich seit der Verkündung der HighTech-Politik nichts geändert. Im Gegenteil: Anfangs sah es so aus, als würde Singapurs HighTech-Industrie unverändert aus Montagebetrieben transnationaler Konzerne aus dem Computerbereich und den benachbarten Branchen bestehen. Mittlerweile wird jedoch deutlich, daß dies nur ein Teilaspekt ist, trägt doch die Schwerpunktsetzung auf , wissensintensive Zweige erste Früchte; u. a. hat es in der letzten Zeit den Aufbau einer Reihe von Software-Entwicklungsbüros sowie von Ausbildungsstätten für Computer-, CAD/CAM-und ähnliche Fachleute gegeben
High-Tech-Industrien: Notwendigkeit oder prestigeträchtiger Luxus?
Auch wenn der Prestigeaspekt in keinem Fall von der Hand zu weisen ist — in jedem der bisher genannten Länder hat die High-Tech-Strategie ihre ökonomische Rationalität: — zur Diversifizierung des Exportproduktespektrums (Südkorea, Taiwan, Singapur) — ein angesichts des grassierenden Protektionismus zunehmend wichtig werdender Faktor;
— zur Entlastung der Handelsbilanz (Brasilien, Südkorea) — ein Aspekt, der besonders bei hoch-verschuldeten Ländern seine Bedeutung hat;
— allgemein zur Erweiterung der , Autozentrierung* um einen Industriezweig, dessen Bedeutung nach allgemeiner Einschätzung in den kommenden Jahren noch erheblich zunehmen wird. Demgegenüber sind die negativen Auswirkungen zu relativieren. Natürlich sind die arbeitssparenden Effekte der Mikroelektronik gerade für ein Land wie Brasilien alles andere als erstrebenswert. Doch bewegen sich derartige Folgen des Einsatzes der Mikroelektronik quantitativ in sehr viel kleineren Dimensionen als diejenigen Arbeitsplatz-verluste, die sich etwa aus der Rezession der Jahre 1981— 1983 ergaben. Gleiches gilt für die anderen Länder; kontraproduktive Folgen der High-Tech-Industrialisierung resultieren (insbesondere dann, wenn diese exportorientiert ist) aus einem anderen Zusammenhang: Der scharfe Konkurrenzkampf auf den noch vergleichsweise wenig segmentierten und vermachteten Märkten der Informationstechnologie läßt gerade in diesem Produktbereich die internationale Konkurrenzfähigkeit zur alles beherrschenden Maxime werden. Entsprechend gering sind — unter der Voraussetzung einer Preiskonkurrenz, die über Niedrig-löhne auf die Arbeiterschaft abgewälzt wird — die binnenwirtschaftlichen Impulse, die von einer solchen Entwicklungsstrategie ausgehen. Hier — und nicht bei den direkten Arbeitsplatzeffekten des Mikroelektronikeinsatzes — liegt ihre Problematik für die sozialen Verhältnisse in den Ländern (nicht nur) der Dritten Welt. Doch dieses Dilemma ist nicht auflösbar, sondern untrennbar mit der gewählten Entwicklungsstrategie verbunden. Zur Übertragbarkeit der High-Tech-Strategien Allerdings deutet vieles darauf hin, daß die vier oben genannten Beispiele vorerst Einzelfälle bleiben werden. So waren die Versuche der mexikanischen und argentinischen Regierung, in der Nachfolge Brasiliens eigene Informatikpolitiken zu formulieren, nicht von Erfolg gekrönt Im Gegensatz zu Brasilien, dessen Abschottung des Minicomputermarktes aufgrund der Neuheit dieses Produkts gegen vergleichsweise geringeren Widerstand durchgesetzt werden konnte, stießen die beiden anderen Länder zu Beginn der achtziger Jahre auf längst etablierte Märkte, von denen sich die ausländischen Anbieter nicht ohne weiteres ausschließen ließen. Überdies waren die technologischen Voraussetzungen nicht in hinreichendem Maße gegeben, so daß beide Länder heute vor dem Trümmerhaufen gescheiterter High-Tech-Politik stehen: Argentinien verfügt lediglich über wenige Montagewerke ausländischer Computerfirmen und Mexiko ist ein beliebter Billiglohnstandort für US-Mikrochip-und Computerfirmen Die schwache Verhandlungsposition der mexikanischen Regierung wird daran deutlich, daß sie im vergangenen Jahr IBM die Errichtung einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft genehmigte
Gleichwohl ist, wie die Erfahrungen der indischen Computerindustrie zeigen, ein früher Einstieg kein Garant des Erfolges Obschon sie älter ist als das brasilianische Pendant — die ersten indischen Computerfabriken wurden schon in den sechziger Jahren aufgebaut—, hat sie deren Leistungsstand nie erreicht. Offenbar hat hier die Abschottung des Marktes und der weitgehende Ausschluß ausländischer Firmen kontraproduktiv gewirkt: Fehlender Technologietransfer und geringe Konkurrenz haben den Innovationsdruck eher gering ausfallen lassen. Die vorübergehende Öffnung des Computermarktes nach der Amtsübernahme Rajiv Gandhis zeigte allerdings, daß das Potential der indischen Computerindustrie beachtlich ist: Binnen kurzem konnte durch selektive Kooperationen mit ausländischen Firmen der technologische Abstand drastisch reduziert werden Insofern ist der seit kurzem eingeschlagene Kurs „selektiver Dissoziation“ möglicherweise der goldene Mittelweg, der der indischen Computerindustrie „brasilianische“ Chancen eröffnet.
Daß eine schlichte Liberalisierung allein nicht der Schlüssel zum Erfolg ist, zeigt das Beispiel der Volksrepublik China. Die dortige Informationstechnikindustrie ist zum großen Teil im embryonalen Stadium Zwar werden die weitaus meisten Teile und Geräte selber hergestellt, jedoch ist der technische Rückstand erheblich und die Produktionsquantität zu gering, um die Binnennachfrage zu decken. Mit der Öffnung des chinesischen Marktes ging daher eine Computer-und Komponentenimportflut einher, die die chinesische Regierung schließlich zu einem absoluten Computerimportverbot veranlaßte — als nämlich deutlich wurde, daß die eingeführten Geräte in den wenigsten Fällen dem Bedarf, den Fähigkeiten der Bediener und den Kenntnissen der Wartungsspezialisten angemessen waren Folgerichtig wird die Koordination der Computerpolitik und ein Ausbau der eigenen Produktionskapazitäten angestrebt.
Gleichwohl ist die VR China als „Zukunftsmarkt“ immer noch in einer sehr viel besseren Position (z. B. bei Verhandlungen mit transnationalen Konzernen) als Länder wie Malaysia. Dieses Land ist nachgerade prototypisch für die negativen Effekte einer Strategie, die überwiegend auf ausländische Investitionen setzt Geringe binnenwirtschaftliche Kopplungseffekte stehen der Ausbeutung gering qualifizierter weiblicher Arbeitskräfte gegenüber; der Technologie-und Wissenstransfer tendiert gegen Null, während die Anfälligkeit gegenüber Schwankungen auf den Absatzmärkten besonders groß ist. Mithin ist es für Malaysia durchaus ein bitterer Lorbeer, der Welt größter Exporteur elektronischer Bauelemente zu sein
Differenzierung von Abhängigkeiten und Differenzierung zwischen Ländern Die Beispiele erfolgreicher High-Tech-Strategien lassen Zweifel aufkommen an pauschalen Thesen von dertechnologischen Abhängigkeit der Dritten Welt Durch die intelligente Nutzung der Konkurrenz zwischen verschiedenen Anbietern aus der Ersten Welt sowie durch den Gebrauch des „unkonventionellen Technologietransfers“ vermochten einige Länder selbst im Bereich fortgeschrittenster Technologie industrielle Fertigungslinien aufzubauen. Jedoch wird deutlich, daß jeder erfolgreiche Fall ein durch das Zusammentreffen „richtiger“ Politik und bestimmter Rahmenbedingungen ermöglichter Einzelfall ist, aus dem sich kaum allgemeine Empfehlungen ableiten lassen
Der gegenwärtige Stand der Mikroelektronikindustrie in der Dritten Welt spiegelt die allgemeinen Entwicklungstendenzen wider: In einigen wenigen Ländern, die erfolgreiche Entwicklungsprozesse durchlaufen haben, existieren heute fortgeschrittene Mikroelektronik-bzw. Computerindustrien; in einer Reihe von Ländern, die typische peripherkapitalistische Strukturen aufweisen, gibt es High-Tech-Industrien allenfalls in Exportproduktionszonen, unvermittelt mit der übrigen Volkswirtschaft, als Montagebetriebe transnationaler Konzerne. Während einige fortgeschrittene Schwellenländer ihre Industriestruktur weiterentwickeln und damit ihre Abhängigkeiten reduzieren können, sehen sich die Schwellenländer der zweiten Generation in einer vertieften technologischen Abhängigkeit und auf ihre Funktion als Billiglohnstandort zurückgeworfen.
III. Neue Entwicklungschancen oder neue Abhängigkeiten durch die neuen Informations-und Kommunikationstechnologien?
Lange bevor die High-Tech-Industrialisierung von Ländern der Dritten Welt auf der Tagesord-nung stand, wurde in verschiedenen Foren darüber diskutiert, ob nicht durch den Einsatz neuer Informations-und Kommunikationsfl + K-) Technologien eine Beschleunigung der Entwicklung durch den Einsatz z. B. von Computern und Kommunikations-bzw. Fernerkundungssatelliten möglich sei. Heute ist der Einsatz dieser Technologien alltäglich geworden. Mithin ist es an der Zeit, die Strukturen zu analysieren, die sich dabei herausgebildet haben, um zu einer empirisch fundierten Beantwortung der Frage: „Entwicklungsbeschleunigung oder neue Abhän-gigkeiten durch neue I+K-Technologien?" zu kommen.
Satellitenfernerkundung Die Satellitenfernerkundung (SFE) die im zivilen Bereich u. a. für Ernteprognosen, die Erkundung möglicher Lagerstätten von Bodenschätzen sowie für meteorologische und kartographische Zwecke von Bedeutung ist, war stets umstritten. Immerhin stellt es einen Eingriff in die Souveränität eines Staates dar, ohne seine Zustimmung sein Territorium zu erkunden und die Ergebnisse an Dritte weiterzugeben. Daß es trotzdem zu keinen größeren Kontroversen kam, war der klugen Politik der US-Raumfahrtbehörde NASA zu verdanken, die als einzige zivile Fernerkundungssatelliten betrieb („Landsat“): Sie gab die Ergebnisse zu vergleichsweise günstigen Konditionen an jedermann weiter.
Dieser Zustand gehört seit der Privatisierung Landsats im letzten Jahr der Vergangenheit an. Zwar ist das SFE-Geschäft derzeit wenig gewinnträchtig — selbst unter Zusicherung eines staatlichen Zuschusses von $250 Mio. war nur ein einziges US-Firmenkonsortium bereit, Landsat zu übernehmen —, doch ist die Hoffnung nicht unbegründet, daß sich in diesem Bereich künftig ein lukrativer Markt auftun wird.
Eine der ersten Maßnahmen der privaten Landsat-Nachfolgegesellschaft Eosat war eine Preiserhöhung für jene SFE-Ergebnisse, die vorzugsweise in der Dritten Welt Verwendung finden. Überdies konnte bislang die Befürchtung, daß Eosat SFE-Ergebnisse exklusiv an den Meistbietenden verkaufen wird, nicht ausgeräumt werden. Zwar werden die Länder der Dritten Welt — wie auch die anderen Nachfrager — vorübergehend von der Konkurrenzsituation profitieren, die mit dem Start des ersten französischen Fernerkundungssatelliten Spot zu Beginn dieses Jahres entstanden ist. Doch wird Spot in absehbarer Zeit Eosat als Monopolanbieter ablösen — dann nämlich, wenn deren derzeitiger Satellit seine Arbeit einstellt und ein Nachfolger (über dessen Konfiguration derzeit noch beraten wird) noch nicht gestartet sein wird. Besonders bitter ist diese Situation für jene zahlreichen armen Dritte-Welt-Länder, die über keine eigenen Bodenstationen verfügen, mit denen man (wie Indonesien kürzlich vorführte) Fernerkundungssatelliten auch unbefugt anzapfen kann.
Zahlreiche größere Länder verfügen mittlerweile über derartige Einrichtungen und das einschlägige Know-how zur Datenauswertung; einige unter ihnen verfolgen sogar eigene Fernerkundungssatellitenprojekte Während diese vergleichsweise finanzkräftigen und technologisch fortgeschrittenen Länder damit einen gesicherten Zugang zu SFE-Daten haben, stehen die weitaus meisten Länder vor der Situation, nur zu drastisch gestiegenen Preisen — wenn überhaupt — an den SFE-Ergebnissen teilhaben zu können. Ihre Abhängigkeit von ausländischem Kapital und Know-how wird dadurch verstärkt.
Satellitenkommunikation Ähnliche Auswirkungen zeitigt der Privatisierungstrend in der Satellitenkommunikation. Wichtigster Anbieter war bislang die internationale Betreiberorganisation Intelsat, die ein weltweit flächendeckendes Netz von Kommunikationssatelliten betreibt. Auch wenn in den Gremien der Organisation die westlichen Industriestaaten, allen voran die USA, dominieren und die unternehmenspolitischen Einflußmöglichkeiten der Dritte-Welt-Länder gering sind haben letztere bislang wenig Grund zur Klage. Weil Intelsat weltweit gleiche Tarife verlangt, findet de facto eine interne Subventionierung statt: Die Über-schüsse. aus dem regen Transatlantikverkehr gleichen die Defizite aus, die in den übrigen Weltregionen — insbesondere in der Dritten Welt, wo Intelsat zahlreichen Staaten Kapazitäten für die landesinterne Telekommunikation zur Verfügung stellt — anfallen. Folglich sind die Tarife im Transatlantikverkehr weit höher, als ein allein auf diese Route spezialisierter Satellitenbetreiber sie anbieten könnte.
Diese Situation veranlaßte verschiedene US-Firmen, den Betrieb von Kommunikationssatelliten für die Transatlantikroute zu beantragen Nachdem dies von der Bundeskommision für Kommunikation der USA bewilligt worden ist, steht Intelsat vor der Situation, entweder Marktanteile im Transatlantikverkehr zu verlieren oder aber dort die Tarife zu senken. Im einen wie im anderen Fall wird das interne Umverteilungsschema hinfällig — und die Länder der Dritten Welt sind wiederum die Leidtragenden Die Situation gleicht derjenigen in der SFE: Einige Länder bzw. Regionen besitzen oder planen eigene Satellitensysteme, doch die weitaus meisten ärme-ren Staaten haben die Kosten zu tragen, die den Gewinnen der privaten Satellitenbetreiber gegenüberstehen werden.
Entwicklungsschub durch Video und eigene Satellitensysteme?
Doch selbst hinsichtlich der weniger abhängigen Staaten ist ein kritisches Hinterfragen der Thesen jener Vertreter angebracht, die in der Satelliten-technologie ein ideales Mittel zur Überwindung der Unterentwicklung sehen Besonders erhellend ist das Beispiel des seit 1976 betriebenen indonesischen Satellitensystems Palapa Zwar ist unbestreitbar, daß gerade in einem Staat wie Indonesien mit seinen 6 000 bewohnten Inseln ein Satellitenkommunikationssystem die kostengünstigste Infrastruktur bereitstellt. Jedoch diente Palapa weniger der Befriedigung des Grundbedürfnisses nach Kommunikation al•s vielmehr — der Homogenisierung der ethnisch und kulturell überaus heterogenen Bevölkerung durch ein einheitliches, in der Amtssprache gesendetes und durch die freigiebige Verteilung von Fernsehgeräten in seiner Verbreitung gefördertes Fernsehprogramm; — dem Aufbau einer funktionierenden Kommunikationsinfrastruktur als Voraussetzung für Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen;
— der Verbesserung der militärischen Kommunikation insbesondere im Hinblick auf die Anti-Guerilla-Kriege in abgelegenen Teilen des Insel-reichs (Timor, Irian Jaya).
Hauptziel des Palapa-Programms war mithin die Stärkung des Zentrums gegenüber den zentrifugalen Kräften. Selbst so vordergründig positive Einrichtungen wie das landesweite satellitengestützte Bildungsfernsehen haben unübersehbare Schattenseiten z. B. werden auch sie in der Amtssprache und nicht etwa in den jeweiligen regionalen Sprachen und Dialekten verbreitet. Die technische Möglichkeit der Zweiweg-Kommunikation, die in diesem Projekt (als Lehre aus den schlechten Erfahrungen anderer Länder) vorgesehen ist, wird durch die hohe Schülerzahl konterkariert. Hinzu kommen jene Probleme, die generell mit Bildungsprogrammen auf der Grundlage technischer Kommunikationen verbunden sind
Gleiches gilt für das Medium Video, das sich in Indonesien wie in vielen anderen Ländern explosionsartig verbreitet. Natürlich könnte es theoretisch auch für Bildungszwecke verwandt werden, wie dies in Indien versucht wird Doch spricht derzeit alles dafür, daß sich beim Video die Geschichte der Verbreitung des Fernsehens wiederholt. Dessen Einführung wurde beispielsweise in den sechziger Jahren in Samoa mit der Absicht legitimiert, „ein darniederliegendes Bildungssystem zu fördern ... Dabei hat das Bildungsfernsehen auf Samoa durchaus Erfolge erzielt. Diese nehmen sich jedoch bescheiden aus im Vergleich zu den tiefgreifenden kulturellen Veränderungen, die die Konfektionsware des amerikanischen Fernsehens als alltägliche Freizeitbeschäftigung auf den Inseln auslöste“ Gleiches wiederholte sich beim indonesischen und auch beim indischen Satellitenfemsehen, wo die Unterhaltungssendungen weitaus populärer waren als die eigentlich im Vordergrund stehenden Bildungsprogramme. Genauso rührt die Popularität von Video aus der Möglichkeit, sonst kaum zugängliche (zumeist illegal kopierte) Filme billig sehen zu können. Der damit verbundene subversive Effekt kann die Gefahren durch die Bedrohung der kulturellen Identität kaum ausgleichen
Computer zur Armutsbekämpfung?
Wenn auch die — notwendig zentralisierten — Satellitenkommunikationssysteme eher negativ einzuschätzen sind: wie steht es mit den Computern, die doch angeblich für dezentrale Nutzung und überhaupt für den Einsatz in der Dritten Welt prädestiniert sein sollen Ein Beispiel für die Auswirkungen eines derartigen Computereinsatzes ist das SCAPA-Projekt in Malaysia, wo die Kautschukproduktion der Kleinbauern effizienter gestaltet werden soll Dieses Projekt ist nachgerade ein Paradebeispiel technokratischer Entwicklungspolitik: Planung und Entscheidung werden an die Computer bzw. die sie bedienenden Experten delegiert. Die Bauern büßen damit ihre Eigenständigkeit und Entscheidungsfreiheit weitgehend ein: Folgen sie nicht den Empfehlungen der Berater, werden sie aus dem Projekt ausgeschlossen. Sie haben keine Alternative zur Kautschukproduktion; ihre Weiterbildung ist im Rahmen des Projekts nicht vorgesehen. Folgen sie den Anweisungen getreulich, ändert dies nichts daran, daß sie (und nicht etwa der Projektträger) weltmarktinduzierte Preisschwankungen für Kautschuk zu tragen haben. Mithin ähnelt die Situation der Bauern „eher der von Landarbeitern einer zentral gelenkten staatlichen Großfarm, deren Risiko von den Arbeitern getragen wird, als der selbständiger Unternehmer“ Wenn somit das Entstehen eines kapitalintensiven exportorientierten Agrobusiness das Resultat des Computereinsatzes in der Landwirtschaft ist, kann von einem grundbedürfnisorientierten Ansatz wohl nicht die Rede sein.
Geht man davon aus, daß die Situation in anderen Projekten nicht grundlegend anders ist ist gegenüber dem Einsatz der neuen 14-K-Technologien zur ländlichen Armutsbekämpfung größte Skepsis angebracht. Daß ein Computer für sich genommen ein Musterbeispiel angepaßter Technologie ist, sei dabei unbestritten. Jedoch entfaltet sich sein gesamtes Potential erst bei der Nutzung im weitverzweigten System, ganz abgesehen davon, daß eine Reihe infrastruktureller Voraussetzungen für seine Nutzung unabdingbar sind. Mithin ist es zumindest verkürzt, allein auf den Mikrocomputer abzuheben, der für weniger als tausend Mark für umfassende Ziele genutzt werden kann Hinzu kommen in jedem Fall die Kosten für ein zuverlässiges Stromversorgungssystem und eine funktionierende Kommunikationsinfrastruktur — womit wir wieder bei einigen Grundproblemen der . Unterentwicklung angekommen wären. Offenbar ist der Einsatz der neuen I+K-Technologien erst ab einem bestimmten Entwicklungsniveau sinnvoll, bei dem die Grundbedürfnisse schon befriedigt und die grundlegenden Voraussetzungen für , Entwicklung gegeben sind.
Selbst der vordergründig einleuchtende Vorschlag „Effizienzsteigerung der Bürokratie durch Computereinsatz“ ist bei näherem Hinsehen dubios:
Ist die Bürokratie ein parasitärer Wasserkopf, so wird dieser Zustand durch den Ersatz menschlicher Arbeit durch Computer nur verdeckt — die Fragwürdigkeit einer unübersehbaren, von Menschen wimmelnden Behörde fällt eher auf als ein kompaktes Rechenzentrum. Darüber hinaus darf das Gegenstück zum grundbedürfnisorientierten Computereinsatz in diesem Kontext nicht vergessen werden: der repressive Computereinsatz. Daß es sich dabei um zwei Seiten derselben Medaille handeln kann, demonstriert das Apartheid-Regime Südafrikas: Dort wird ein Computersystem, das ursprünglich für pädagogische Zwecke entwickelt worden war, zum Sortieren der schwarzen Bevölkerungsmehrheit in förderungswürdige und nicht brauchbare Segmente verwandt Abgesehen davon ist beim Stichwort , Effizienz* die Brücke zu den kulturellen Aspekten der Informationstechnologie zu schlagen Der Effizienz-gedanke gehört zum Kern westlich-zweckrationalen Denkens und ist damit ein Quell unterschiedlicher Angriffe auf die kulturelle Identität, auf die überkommenen Wertvorstellungen in Ländern der Dritten Welt. Gerade die Vorstellung, mit Computern grundbedürfnisorientierte Entwicklungspolitik zu betreiben, bleibt in anachronistischer Weise traditionellen modernistischen Denkund Wahrnehmungsmustern verhaftet: Unterentwicklung und Armut werden unverdrossen als Informations-und Effizienzproblem begriffen. Dabei sollte sich eigentlich mittlerweile herumgesprochen haben, daß — gerade in den ärmsten Ländern — Unterentwicklung einerseits ein Produkt struktureller Abhängigkeiten, andererseits das Resultat fehlgeschlagener, autochthone Kenntnisse und angepaßte Wirtschaftsformen ignorierender Entwicklungspolitiken ist Die grundlegenden Probleme insbesondere in den ärmeren Ländern liegen in strukturellen Deformationen des landwirtschaftlichen Bereichs begründet: Interne Ausbeutung des Agrarsektors zugunsten der Industrialisierung und allgemein anreiz-vernichtende staatliche Eingriffe sind Ursache fortwährender Ent-Wicklung. Sie können nicht mit technischen Mitteln, sondern nur durch Agrarreformen gelöst werden
Verstärkte Differenzierung durch neue I + K-Technologien Es besteht, so ist aus diesen Beispielen zu folgern, ein nicht aufzulösender Widerspruch zwischen dem technologischen Potential neuer I + K-Technologien zur Befriedigung von Grundbedürfnissen — insbesondere dem nach Kommunikation — und dem ökonomischen Zwang ihrer ertrags-maximierenden Nutzung. Dieser Zwang ergibt sich aus den astronomischen Investitionskosten, wie sie etwa mit modernen Satellitenkommunikationssystemen verbunden sind Mithin können die neuen I + K-Technologien in Ländern der Dritten Welt kaum anders als im Interesse der zahlungskräftigsten Nachfrager eingesetzt werden. Verschärft wird diese Situation noch durch Bestrebungen, auch in Ländern der Dritten Welt die (potentiell) gewinnträchtige Telekommunikation zu privatisieren. Anders als in den Industrie-ländern würde dies in der Dritten Welt nicht das Ende der internen Subventionierung im Rahmen staatlicher Post-und Fernmeldebehörden, sondern das Ende ländlicher Telekommunikation überhaupt bzw. die fortdauernde Abkoppelung der ländlichen Räume von der Telekommunikationsinfrastruktur bedeuten.
Neue 1 +K-Technologien sind derzeit im Zusammenhang mit der Dritten Welt in zweierlei Hinsicht von Bedeutung: Zum einen erleichtern sie den Aufbau von Kommunikationsnetzen, wie sie z. B. für das Global Sourcing transnationaler Konzerne von Bedeutung sind, zum anderen erschließen sich den Herstellern in der Dritten Welt zusätzliche Absatzmärkte, die möglicherweise überhaupt erst die Forschungs-und Entwicklungskosten zu einer rentablen Investition werden lassen In diesem Bestreben werden nicht selten entwicklungspolitische Zweckmäßigkeitserwägungen gegenüber ökonomischen Interessen zurückgestellt
Diese Analyse gilt jedoch nicht für die gesamte Dritte Welt in gleichem Maße. Während die ärmeren, nicht-industrialisierten Länder in neue Abhängigkeiten geraten, sind die fortgeschritteneren und insbesondere die Schwellenländer nicht nur in der Lage, aus der Anbieterkonkurrenz günstige Konditionen z. B. für die Finanzierung der Telekommunikationsinfrastruktur, für den Technologietransfer und für die Beteiligung nationaler Unternehmen herauszuschlagen, sondern können darüber hinaus z. T.selber von dem weltweiten Investitionsboom in diesem Sektor profitieren — sei es als Komponentenlieferant wie die südkorea-nische Mikrochipindustrie, sei es als Hersteller , angepaßter Kommunikationstechnologie* wie jene brasilianischen Firmen, die unter selektiver Nutzung modernster Technologie robuste Fernmeldesysteme herstellen Damit bündeln sich im Bereich der neuen 14-K-Technologien die verschiedenen Differenzierungstendenzen, die von der Mikroelektronik ausgehen.
IV. Resümee
Es ist, so muß die allgemeine Schlußfolgerung aus all diesen Überlegungen lauten, kaum nachvollziehbar, wenn heute noch auf einer allgemeinen Ebene über die Bedeutung der Mikroelektronik für die Dritte Welt nachgedacht wird. Zu offensichtlich sind ihre völlig unterschiedlichen Implikationen für die verschiedenen Segmente der Dritten Welt; kaum weniger deutlich ist auch ihr Beitrag zur Fortsetzung des Differenzierungsprozesses. Die beiden Extreme sind dabei auf der einen Seite die erfolgreich High-Tech-industrialisierten Schwellenländer, auf der anderen Seite die ärmsten Länder der »Vierten Welt*, die ganz andere Probleme haben als solche, die man durch den Einsatz der Mikroelektronik lösen kann.
Dazwischen liegt eine wiederum heterogene Gruppe von . ewigen Schwellenländern* wie Argentinien, die allen Industrialisierungsversuchen und -erfolgen zum Trotz hauptsächlich von Rohstoffexporten leben und dank der Mikroelektronik diese Funktion in der internationalen Arbeitsteilung wohl auch beibehalten werden; von . Schwellenländern der zweiten Generation*, denen die Möglichkeit einer exportorientierten Entwicklung u. a. durch die Auswirkungen der Mikroelektronik verstellt werden; von bevölkerungsreichen Flächenstaaten wie China und Indien, die weit weniger auf Exporte angewiesen sind und somit eine auch im Mikroelektronikbereich weitgehend binnenorientierte Entwicklungspolitik betreiben können; und schließlich von jenen zahlreichen Ländern, die in keine der vorherigen Kategorien passen. Die konkreten Möglichkeiten und Auswirkungen der Mikroelektronik speziell in diesen Segmenten der Mittelgruppe harren noch der Erforschung — ein Tatbestand, an dem sich wohl solange nichts ändern wird, wie interne Restriktionen des Wissenschaftssystems dem gerade hier dringend erforderlichen interdisziplinären Vorgehen im Wege stehen.