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Die Wirtschaft der DDR 1981-1985. Bilanz des Fünfjahrplans | APuZ 4/1986 | bpb.de

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APuZ 4/1986 Die Wirtschaft der DDR 1981-1985. Bilanz des Fünfjahrplans Technologischer Wandel in der Industrie der DDR 1945-1985 Das Währungssystem der RGW-Länder

Die Wirtschaft der DDR 1981-1985. Bilanz des Fünfjahrplans

Doris Cornelsen

/ 25 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Zu Beginn der achtziger Jahre hatten die Probleme des Außenhandels in der DDR-Wirtschaft einen absoluten Vorrang. Das Defizit im Westhandel mußte in einen Überschuß verwandelt werden, um die hohe Westverschuldung abzubauen. Das bedeutete Knappheit an Ressourcen und Waren im Inland. Die „Ökonomische Strategie für die achtziger Jahre“ forderte deshalb ein qualitativ anderes Wachstumsmuster, nämlich Wachstum durch rationelleren Einsatz aller Produktionsfaktoren („Intensivierung“). Zur Durchsetzung der neuen Strategie wurde das System der Leitung und Planung schrittweise umgestaltet. Die wichtigsten Veränderungen waren die Bildung der Kombinate, die Veränderung in der direkten Steuerung (Plankennziffern, Normen und Normative, Bilanzierung), die Veränderung der indirekten Steuerung (vorsichtige Aufwertung der Rolle des Gewinns) und die Erweiterung der Kontrolle. Der Fünfjahrplan 1981 bis 1985 war der zahlenmäßige Ausdruck der neuen Strategie. Seine wichtigsten Ziele waren die Beschleunigung des wirtschaftlichen Wachstums bei Senkung des spezifischen Material-und Energieverbrauchs und eine Konsolidierung im Außenhandel, die in erster Linie zu Lasten der Investitionstätigkeit gehen sollte. Die tatsächliche Entwicklung wurde durch die restriktive Haltung der westlichen Banken bei der Kreditvergabe und durch die Reduzierung der Erdöllieferungen aus der Sowjetunion zusätzlich erschwert. So ist das Wachstum unter den Planzielen geblieben, war aber mit rund 4 v. H. auch international beachtlich. Die wichtigsten Aufgaben — Senkung des spezifischen Verbrauchs, Reduzierung der Westverschuldung — sind jedoch erreicht worden. Allerdings hatte der Verbraucher — entgegen den ursprünglichen Planansätzen — einen großen Teil der Konsolidierungslasten zu tragen. Für den kommenden Fünfjahrplan ist eine Fortsetzung der „Intensivierungsstrategie“ wahrscheinlich.

I. Ausgangslage und die „ökonomische Strategie für die achtziger Jahre“

Quellen: Statistische Jahrbücher der DDR; Statistical indicators of short term economic changes in ECE countries, Genf; Volks-wirtschaftspläne (zuletzt: GBl.der DDR, Teil 1/1984, Nr. 32); Planerfüllungsberichte (zuletzt: Neues Deutschland vom 19. /20. Januar 1985, S. 3 ff.); Berechnungen und Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Berlin. Tabelle 1: Indikatoren zur Wirtschaftsentwicklung in der DDR

In den siebziger Jahren hatte die DDR-Wirtschaft ein relativ kräftiges und stabiles Wachstum zu verzeichnen. Dies konnte erreicht werden, obwohl das Arbeitsvolumen (Beschäftigte x durchschnittliche Arbeitszeit) kaum gestiegen ist. Ausschlaggebend war die Entwicklung der beiden anderen primären Produktionsfaktoren: Anlagevermögen und Materialeinsatz. Die Investitionstätigkeit hat — wenn auch mit Schwankungen — im Verlauf des Jahrzehnts ständig zugenommen; das gleiche gilt für den Materialverbrauch. Wie die statistische Berichterstattung über das produzierte Nationaleinkommen nach Brutto-und Nettobestandteilen zeigt, war die Zunahme des Materialverbrauchs damals sogar größer als die der Netto-Produktion. Parallel zum steigenden Materialverbrauch verlief die Entwicklung der Importe. Die DDR ist ein hochindustrialisiertes, aber rohstoffarmes Land, das rund 60 v. H.der notwendigen Rohstoffe einführen muß.

Zu Beginn der siebziger Jahre waren steigende Importe noch kein Problem. Sie konnten weitgehend mit Exporten finanziert werden. Diese Konstellation hat sich jedoch im Verlauf des Jahrzehnts entscheidend verändert. Ende 1973 gab es den ersten „Ölpreisschock“, der eine erhebliche Steigerung der Weltmarktpreise auch für andere Rohstoffe einleitete. Die Entwicklung der Fertigwarenpreise blieb hinter der Steigerung der Rohstoffpreise zurück, so daß sich die Terms of Trade der DDR (Veränderung der Ausfuhr-preise in Relation zur Veränderung der Einfuhrpreise) verschlechterten. Dies wurde zuerst im Westhandel akut; nach der Veränderung der Preisbildungsprinzipien im RGW-Raum (1975) dann auch im Handel mit der Sowjetunion, die der größte Rohstofflieferant der DDR ist.

Seitdem hat die DDR ihre Importe nicht mehr voll aus den Exporterlösen bezahlen können, sondern zum Teil durch Kredite finanziert.

Schon 1970 hatte sie ein Defizit im Westhandel, seit 1975 zudem ein Defizit gegenüber der Sowjetunion. Der Netto-Schuldenstand gegenüber dem westlichen Ausland erhöhte sich in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre mit jährlichen Raten von mehr als 20 v. H.; das Handelsbilanzdefizit gegenüber der Sowjetunion belief sich in den Jahren 1975 bis 1980 (nach der sowjetischen Statistik) auf insgesamt 2, 5 Mrd. Transfer-Rubel (TRbl.).

Eine Fortschreibung dieser Entwicklung ist 1980 vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche in einer Untersuchung vorgelegt worden. Sie zeigte für die Zukunft kumulierte Leistungsbilanzdefizite in geradezu schwindelerregender Höhe. Es ist nicht auszuschließen, daß die Planungsinstanzen der DDR ähnliche Projektionen durchgerechnet haben. Jedenfalls schlug das Politbüro im Bericht an die 11. Tagung des Zentralkomitees der SED Ende 1979 — zu Beginn des zweiten Ölpreisschocks — geradezu dramatische Töne an: „Wir haben es nicht nur mit einer weiteren Verschärfung der ohnehin komplizierten Situation zu tun. Es entsteht für uns eine neue Lage.“

Als Konsequenz mußten das Leistungsbilanzdefizit verringert, in absehbarer Zeit Überschüsse erwirtschaftet werden. Dazu war es notwendig, die Importsteigerung zu drosseln und das Export-wachstum zu erhöhen. Beides verringerte die im Inland für Produktion und Verwendung zur Verfügung stehenden Ressourcen. Das wirtschaftliche Wachstum konnte nicht mehr — wie in den siebziger Jahren — auf proportional oder sogar überproportional steigendem Materialeinsatz und Anlagevermögen basieren. Das bedeutete neue Ansätze für die Weiterentwicklung. „Angesichts der realen Gegebenheiten konnte es nicht nur darum gehen, die Steigerung der Produktion gewissermaßen auf die bisherige Weise fortzuschreiben.“ (Erich Honecker).

In dieser Situation entwickelte die DDR ihre „ökonomische Strategie für die achtziger Jahre“, deren zehn Punkte Erich Honecker im Bericht des Zentralkomitees der SED auf dem X. Partei-B tag (April 1981) dargelegt hat. Darin wird festgestellt, daß in der DDR auch in den achtziger Jahren ein hohes und stabiles wirtschaftliches Wachstum durchgesetzt werden soll. Dies sollte aber nicht mit wachsender Kapitalausstattung und steigendem Materialeinsatz erreicht werden, sondern mit konstanten Inputs, durch umfassende und konsequente „Intensivierung“: Alle Möglichkeiten zur Verbesserung der Relation zwischen Aufwand und Ertrag, zur Rationalisierung und Produktivitätssteigerung sollten genutzt werden. Die Kernpunkte der ökonomischen Strategie waren:

— die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts;

— die Senkung des spezifischen Produktionsverbrauchs; — eine Investitionspolitik, die mehr auf Modernisierung als auf neue Investitionen abstellte; und — die Erhöhung der Arbeitsproduktivität. Allerdings erwartete die Wirtschaftsführung keinen Übergang zur „Intensivierung“ im Selbstlauf.

Vielmehr wurde mit einer Fülle von gesetzlichen Änderungen des System der Leitung und Planung umgestaltet. , Ein Resümee der seit der Wende von den siebziger zu den achtziger Jahren beschlossenen Maßnahmen wurde auf-der wirtschaftswissenschaftlichen Konferenz der DDR im Herbst 1983 gezogen. Im großen Einleitungsreferat von Günter Mittag, dem für Wirtschaftsfragen zuständigen Mitglied des Politbüros, wie auch in zahlreichen Diskussionsbeiträgen wurden als wichtigste Punkte die Kombinatsbildung und die „weiteren Maßnahmen zur Vervollkommnung der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung“ genannt. An dieser Formulierung ist bemerkenswert, daß der Begriff „wirtschaftliche Rechnungsführung“ gleichrangig neben das Begriffspaar „Leitung und Planung“ gestellt worden ist. Wirtschaftliche Rechnungsführung im sozialistischen System verbindet Rechnungswesen und betriebliche Erfolgskontrolle mit staatlicher Planung und indirekter Steuerung. Ihr jetzt hervorgehobener Stellenwert kennzeichnet die neue Rolle des Kosten-Ertrags-Denkens.

II. Wirtschaftssystem: Reform in kleinen Schritten

Tabelle 2: Ausgewählte Daten zur Entwicklung von Einkommen und Verbrauch Quellen: Statistisches Taschenbuch der DDR 1985 sowie Schätzungen und Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Berlin.

1. Die organisatorische Veränderung durch die Bildung von Kombinaten 1979/80 wurde die Organisation der DDR-Industrie entscheidend verändert. Der dreistufige Aufbau — zwischen den einzelnen volkseigenen Betrieben (VEB) und den Industrieministerien gab es eine mittlere Leitungsebene, die Vereinigung volkseigener Betriebe (WB) — wurde abgeschafft. Die Industriebetriebe wurden nach Produktionschwerpunkten zu großen Kombinaten zusammengefaßt und diese dem zuständigen Industrieminister unterstellt. Außerdem wurden die Kombinate durch wichtige Funktionsbereiche ergänzt: — Forschungsbetriebe, die früher überwiegend außerhalb der Produktionsbetriebe standen, wurden in die Kombinate einbezogen. Davon erwartet man eine praxisnähe Aufgabenstellung und eine schnelle Überführung der Forschungsergebnisse in die Produktion.

— Zulieferbetriebe wurden in die Kombinate eingegliedert oder im Kombinatsrahmen neu errichtet. Das soll den ständigen Engpaß bei den Zulieferungen beseitigen.

— Schließlich wurden die Außenhandelsbefugnisse der Kombinate erweitert, um die Exportergebnisse zu verbessern.

Für die Außenwirtschaft hat die Kombinatsre-

form besonders große Änderungen gebracht

Die strikte organisatorische Trennung zwischen Industrie und Außenhandel wurde beseitigt. Der früheren starren, zentralistisch aufgebauten Außenhandelsorganisation mit 30 bis 35 fast ausschließlich dem Ministerium für Außenhandel unterstellten Außenhandelsbetrieben (AHB) steht heute eine differenzierte Absatzorganisation von 64 spezialisierten AHB gegenüber. Davon sind 23 in Kombinate teilintegriert und die meisten übrigen den Industrieministerien unterstellt; von diesen wurden 12 in 61 Außenhandelsbereiche (Firmen) aufgegliedert und Kombinaten zugeordnet. Damit gibt es auf der Kombinats-und Betriebs-ebene jetzt neue Entscheidungs-und Mitspracherechte und eine neue Verantwortung bei der Erfüllung der Außenhandelspläne. Ziel der gesamten Organisationsreform war es, den Produktionsprozeß im Kombinat von der Forschung bis zu Produktion und Absatz unter eine einheitliche Leitung zu stellen. Gegenwärtig zählt die zentralgeleitete Industrie der DDR — 132 Kombinate — mit jeweils 20 bis 40 Betrieben — mit durchschnittlich 25 000 Beschäftigten je Kombinat.

Die bezirksgeleitete Industrie wurde auch in Form von Kombinaten organisiert. Inzwischen gibt es hier 93 Kombinate mit durchschnittlich knapp 2 000 Beschäftigten. Die einzelnen zu Kombinaten zusammengeschlossenen Betriebe bleiben — laut Kombinatsverordnung — rechtlich selbständige Einheiten und verfügen über eigene finanzielle Fonds. Der Generaldirektor hat jedoch im Vergleich zum Generaldirektor der früheren Vereinigung volkseigener Betriebe größere Eingriffsrechte in das betriebliche Geschehen, er entscheidet über" Planvorgaben, beeinflußt die Verwendung der erwirtschafteten Mittel, führt Zusammenlegungen und Verlagerungen von Kapazitäten durch und verfügt über bestimmte zentrale Fonds bei der Kombinatsleitung. Damit ist der Handlungsspielraum der Kombinatsdirektoren relativ groß; die Stellung der einzelnen Betriebe ist geschwächt worden. 2. Direkte Steuerung Unter direkter Steuerung wird die zentrale Volks-wirtschaftsplanung verstanden, als deren Ergebnis unmittelbar verbindliche Auflagen für die Kombinate und Betriebe entstehen. Das tragende Gerüst der direkten Steuerung sind die Plankennziffern, die Normen und Normative sowie die Bilanzierung.

Plankennziffern sind das zentrale Instrument zur Lenkung des Produktionsprogramms und dienen zugleich der Erfolgskontrolle. Gegenwärtig gelten für die Jahresplanung (der zentralgeleiteten Industrie, einschließlich Unterpositionen) etwa 90 Kennziffern. Trotz langjähriger Diskussionen zum Thema Effizienzrechnung dominierte in der Planung und Abrechnung bis Ende der siebziger Jahre die industrielle Warenproduktion (Brutto-produktion), wenn auch ihre Nachteile — Materialverschwendung, aufgeblähte Kooperation — unbestritten waren. Als neues Steuerungskonzept wurden seit 1980 mehrere „Hauptkennziffern der Leistungsbewertung“ in Verbindung mit „weiteren wichtigen qualitativen Kennziffern“ aus der Gesamtsumme aller Kennziffern herausgehoben. Die industrielle Warenproduktion wurde 1983 als Hauptkennziffer abgelöst; sie ist aber immer noch eine wichtige Größe für die volkswirtschaftliche Planung.

Seit der Planausarbeitung 1984 gelten als „Hauptkennziffern“: Nettoproduktion, Nettogewinn, Erzeugnisse und Leistungen für die Bevölkerung, Export. Die „weiteren wichtigen qualitativen Kennziffern“ beziehen sich auf Arbeitsproduktivität, Kosten, insbesondere die Materialkosten, sowie auf Qualität und Neuentwicklung. Die Nettoproduktion ist ein Indikator für die eigene Leistung des Betriebes (Produktion abzüglich Materialverbrauch und Abschreibung). Der Nettogewinn gilt darüber hinaus als „zusammenhängender Ausdruck der Effektivität des gesamten Reproduktionsprozesses“. Er zeigt die Differenz zwischen Kosten (einschließlich Lohnkosten) und Erlösen und entsteht erst nach dem Verkauf der Produkte; er kann also als Indikator für bedarfsgerechte Produktion angesehen werden. Zur Planung und Kontrolle eines sparsamen Materialverbrauchs gibt es Normative und Normen. Normative des Materialverbrauchs sind staatlich verbindliche Planauflagen; sie bestimmen die Obergrenzen für den spezifischen Materialverbrauch. Normen des Materialverbrauchs werden auf Betriebsebene ermittelt und sind Grundlage für die Festlegung der Normative. Mit neuen Regelungen wurden inzwischen straffe Anweisungen für die Ausarbeitung, die Kontrolle und den Verbindlichkeitsgrad der bestätigten Normen und Normative gegeben.

Die Koordinierung, die in der Marktwirtschaft durch direkte Kontakte zwischen den Wirtschaftseinheiten zustand? kommt, wird in der Planwirtschaft durch ein gesamtwirtschaftliches Bilanzierungssystem hergestellt. Parallel zur Festlegung der Planziele werden Aufkommen und Verwendung in einem System von Güterbilanzen, den sogenannten Material-, Ausrüstungs-und Konsumgüterbilanzen (MAK-Bilanzen), erfaßt und einander mit dem Ziel gegenübergestellt, eine volkswirtschaftlich optimale Bedarfs-deckung sicherzustellen und knappe Ressourcen zu kontingentieren. Bei der Bilanzierung werden verbindliche Entscheidungen über Produktion und Absatz der Betriebe und Kombinate für die kommende Planperiode gefällt. Anfang der achtziger Jahre wurden neue Bilanztypen entwickelt und der Einfluß der zentralen Instanzen auf die Bilanzen gestärkt. ,

Zur direkten Steuerung in ihrer neuen Ausgestaltung gehören noch zahlreiche Einzelregelungen, z. B. für Investitionen, für Wissenschaft und Technik, für einzelne Wirtschaftsbereiche (insbesondere das Transportwesen). 3. Die indirekte Steuerung Unter indirekter Steuerung versteht man ein Instrumentarium, das an finanzielle Größen anknüpft und die Betriebe über Gewährung oder Entzug von Vorteilen zum staatlich gewünschten Verhalten veranlaßt. Für diese Instrumente wurde in der DDR in der Phase des Neuen Ökonomischen Systems (NÖS) der Begriff „ökonomische Hebel“ geprägt. Derzeit ist der Ausdruck „materielle Interessiertheit“ häufiger. Zu den Instrumenten gehören Kosten, Gewinn und Gewinnverwendung, Kredite, Preise und betriebliche Fonds. Mit dem Vorrang des Kosten-Ertrags-Denkens seit Beginn der achtziger Jahre wurde die indirekte Steuerung aufgewertet. Ansatzpunkt für die stimulierende Wirkung der indirekten Steuerung ist der Nettogewinn der Betriebe. Ein stark vereinfachtes Schema zeigt seine Entstehung:

Erlöse 7. Kosten = Bruttogewinn 7. Produktionsfondsabgabe (Steuer auf das Anlagevermögen, brachte 1984 rund 12 v. H.der Staatseinnahmen)

= Nettogewinn 7. Nettogewinnabführung (brachte 1984 rund 19 v. H.der Staatseinnahmen)

= Nettogewinn der Betriebe.

Aus dem Nettogewinn der Betriebe wird u. a.der Prämienfonds gespeist, aus dem die Jahresendprämie und andere Prämien an die Beschäftigten gezahlt werden. Betrieb und Beschäftigte haben mithin großes Interesse an einem ausreichenden Nettogewinn.

Durch Variation der Komponenten des Nettogewinns (z. B. Rohstoffpreise, Zinsen, Bruttogewinnspannen, Steuersatz für die Produktionsfondsabgabe und die Nettogewinnabführung) kann man die Betriebe zu rationeller Materialverwendung, Einführung neuer Produkte und plan-gerechtem Verhalten veranlassen, weil sie nur auf diese Weise ihren Nettogewinn erwirtschaften können. Dieser Zusammenhang wird jetzt stärker ausgenutzt:

— Schon seit 1976 werden die Betriebspreise für Rohstoffe und Vorfabrikate in Abständen erhöht;

— der Beitrag für gesellschaftliche Fonds, eine Art Lohnsummensteuer in Höhe von 70 v. H.des Lohnfonds (zahlbar für die Industrie ab 1984), soll den rationellen Einsatz der Arbeitskräfte fördern;

— bei der Kreditgewährung werden die Zinsen (als Kostenfaktor) stärker variiert als vorher;

— es gibt Gewinnzuschläge für neue Erzeugnisse und Gewinnabschläge für veraltete; — die Regelungen für die Produktionsfondsabgabe sehen nunmehr eine Art Strafzins z. B. für verspätet realisierte Investitionsprojekte und überhöhte Lagerbestände vor;

— bei der Ermittlung des Nettogewinns für die Betriebe wurden die Vorschriften differenzierter, z. B. erhalten sie vom „überbotenen Plangewinn“

einen höheren Anteil.

So ergibt sich insgesamt eine vorsichtige Aufwertung der Rolle des Gewinns. Allerdings sind die Gewinnverwendungsmöglichkeiten für die Betriebe nach wie vor sehr begrenzt. 4. Kontrolle Wie in jeder hierarchisch gegliederten Organisation müssen auch die zentralen Instanzen in der DDR in der Lage sein, die Leistungen der nachgeordneten Einheiten zu überwachen und zu bewerten.

Die Kontrolle über das plankonforme Verhalten ist ein wesentlicher Teil des gesamten Systems.

Als Gegengewicht zum Machtzuwachs der Kombinate, aber auch zur Effizienzüberwachung sind die Kontrollmechanismen inzwischen verschärft worden. Neue Kontrollorgane wurden geschaffen und die Kompetenzen vorhandener erweitert.

Dies gilt insbesondere für die Kontroll-und Analysentätigkeit des Hauptbuchhalters, für die zahlreichen Inspektionen, die Qualitätskontrolle und die Kontrolle durch den Bankapparat.

Mit der Jahresrechenschaftslegung wird das gesamte Spektrum der „Intensivierungsstrategie“

überprüft und die Kontrollergebnisse verschiedener Organe zusammengefaßt.

Mit der Variation der einzelnen Bestandteile von Organisation, direkter Steuerung, indirekter Steuerung und Kontrolle wurde in vielen kleinen Schritten eine andere Qualität im Wirtschaftsmechanismus erreicht. Die heutigen Methoden der „Leitung, Planung und wirtschaftiichen Rechnungsführung“

haben mit ihrer Betonung des Kosten-Ertrags-Denkens das Ziel, das Prinzip der Optimierung an die Stelle des Prinzips der Maximierung zu setzen.

Zwar dürfen die weiterhin bestehenden Schwachstellen nicht übersehen werden. Auch der neue Mechanismus des „Intensivierungsmodells“ kann die oft beschworene Intefessenidentität von Produktionseinheiten und gesamter Volkswirtschaft („Was für die Volkswirtschaft von Nutzen ist, das muß auch für die Kombinate und Betriebe vorteilhaft sein“) nicht durchsetzen. Aber insgesamt ist der jetzige Wirtschaftsmechanismus für die Lösung der anstehenden Probleme angemessener und leistungsfähiger als das System der siebziger Jahre.

III. Planung und unerwartete Probleme

Tabelle 3: Der Außenhandel der DDR nach Ländergruppen Quellen: Statistisches Taschenbuch der DDR, 1985; Statistische Jahrbücher der DDR; Statistische Jahrbücher und Außenhandelsjahrbücher des RGW und der RGW-Länder; Partnerlandangaben der OECD; Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Berlin.

Der Fünfjahrplan 1981 bis 1985, von der Volkskammer erst am Ende des ersten Jahres seiner Laufzeit, am 3. Dezember 1981, verabschiedet, sah in der Hauptsache vor:

— Beschleunigung des wirtschaftlichen Wachstums von 4, 1 v. H. im Durchschnitt der Jahre 1976 bis 1980 auf 5, 1 v. H. jährlich.

— Senkung des spezifischen Verbrauchs „volkswirtschaftlich wichtiger“ Energieträger, Roh-und Werkstoffe um 6, 1 v. H. jährlich. Wie verlautet, umfassen sie 58 vor allem importierte Produkte mit einem Anteil von 70 v. H. am gesamten Materialeinsatz.

— Im gesamten Wachstumskonzept hatte die Forderung nach Strukturveränderungen ein ganz besonderes Gewicht. Produkte von höherem Veredlungsgrad, höherer Qualität und höherer Devisenrentabilität sollten entwickelt werden. Die Mikroelektronik und die Automatisierungstechnik Basis gesamten sollten die produktive der Volks-wirtchaft umgestalten. Gleichzeitig war ein zweiter Strukturwandel ganz anderer Art vorgesehen: die Rückkehr zu heimischen Rohstoffen, insbesondere zur Braunkohle, um die Einfuhrabhängigkeit zu verringern.

— Die Ziele für den Außenhandel ergaben sich nicht unmittelbar aus dem veröffentlichten Plan; dessen Angaben zum Außenhandel waren sogar ausgesprochen kärglich. Weniger als ein Zwanzigstel des veröffentlichten Textes war ihm gewidmet, wobei überwiegend die Bedeutung der „sozialistischen ökonomischen Integration“ gewürdigt wurde. Daß in diesem Fünfjahrplan eine Konsolidierung im Außenhandel vorgesehen war, ergibt sich jedoch aus der Konstellation der Zuwachsraten: Die Produktion sollte um reichlich 5 v. H. steigen, die inländische Verwendung (Investitionen und Einzelhandelsumsatz zusammengenommen) nur um etwa 2 v. H..

— Eine wichtige wirtschaftspolitische Entscheidung wurde für die Verwendung der im Inland verfügbaren Güter getroffen. Für die Investitionen war ein Rückgang um durchschnittlich jährlich 2 v. H. angesetzt, für den Einzelhandelsumsatz dagegen annähernd eine Fortsetzung der früheren Entwicklung (+ 3, 7v. H. mehr pro Jahr). Die Knappheit im Inland sollte also im wesentlichen zu Lasten der Investitionstätigkeit gehen und nicht zu Lasten der Bevölkerung. Dazu paßt, daß der Zusammenhang zwischen Leistungsbereitschaft und Versorgung häufig hervorgehoben wurde.

Unvorhergesehene Probleme verschärften zu Beginn des Fünfjahrplanzeitraums die Lage. Die internationale Finanzierungssituation veränderte sich: Das Kapitalangebot wurde geringer, die Kapitalnachfrage größer, das Zinsniveau stieg. Nach der faktischen Zahlungsunfähigkeit von Polen und Rumänien im Jahr 1981, nach dem Wegfall der „Regenschirmtheorie“ (daß bei Zahlungsschwierigkeiten eines RGW-Landes die Sowjetunion Hilfe leistet), versiegten auch für die DDR die Kreditmöglichkeiten bei westlichen Banken fast völlig. Ende 1981 teilte die Sowjetunion mit, daß sie ihre in langfristigen Handelsabkommen festgelegten Lieferungen an Erdöl um rund 10v. H. kürzen werde. Der Fünfjahrplan war damit in einigen wesentlichen Teilen schon zum Zeitpunkt seiner Verabschiedung von den Ereignissen überholt. Der Zwang zur Konsolidierung im Westhandel war noch größer, die Knappheit an Ressourcen noch drückender. Nach den Planungsregeln der DDR wird ein Fünfjahrplan aber nicht neu gefaßt, auch dann nicht, wenn sich die Rahmenbedingungen verändert haben. Die notwendigen Anpassungen an die neuen Bedingungen werden über die Jahresvolkswirtschaftspläne vorgenommen.

Das bedeutet — und es ist wichtig, dies festzuhalten —, daß Erfolg oder Mißerfolg der Wirtschaftsentwicklung zu Beginn der achtziger Jahre nicht allein am Grad der Erfüllung oder Nichterfüllung der Ziele des Fünfjahrplans beurteilt werden können, sondern am Grad der Bewältigung der Probleme.

IV. Ziele, Maßnahmen und Ergebnisse

Tabelle 4: Daten zur Westverschuldung der DDR Quellen: BIZ (Bank für internationalen Zahlungsausgleich): Halbjahresstatistik. Forderungen und Verpflichtungen der berichtenden Banken, ohne innerdeutschen Kapitalverkehr, ohne Bankinstitute, die der BIZ nicht berichteten, ohne Kredite von Nichtbanken und Lieferantenkredite. — BIZ/OECD: Statistics on external indebtedness: Bank and Traderelated non-bank external Claims on individual borrowing countries and territo-ries. Die Berichterstattung (öffentliche und öffentlich garantierte Handelskredite) beginnt 1982. 1977 bis 1981: Schätzungen. — Verpflichtungen aus dem innerdeutschen Handel: Treuhandstelle für Industrie und Handel (TSI) — Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin.

Ende 1981 wurden die neuen Probleme bei der 3. Tagung des Zentralkomitees der SED (20. November 1981) ausgesprochen: ...... daß wir mit noch weniger Rohstoffen und Material als zum X. Parteitag angenommen, seine volkswirtschaftliche ... Direktive verwirklichen wollen, (stellt) hohe Ansprüche an die Leitung der volkswirtschaftlichen Prozesse ...“ (Erich Honecker).

Knappheit an Ressourcen, Anpassungsund Umstellungsschwierigkeiten hinterließen seitdem deutliche Spuren. Besonders kritisch war das Jahr 1982, als sich die restriktive Haltung der westlichen Banken zuspitzte. Die DDR reagierte mit einer zum Teil drastischen Reduzierung von Westimporten bei gleichzeitiger Exportsteigerung. Die Konsequenz waren Versorgungslücken und Engpässe im Inland sowie eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums auf weniger als 3 v. H.. Der weitere Verlauf des Fünfjahrplanzeitraums war indessen günstiger. Besonderes Kennzeichen der gesamten Fünfjahrplanperiode waren die Veränderungen in den Produktionsbedingungen und die Strukturwandlungen in den einzelnen Bereichen.

I. Energiewirtschaft Die erste Ölpreissteigerungswelle auf dem Weltmarkt (1973/74) hatte aufgrund der Lieferverträge mit der Sowjetunion noch keine verstärkten Energiesparmaßnahmen in der DDR ausgelöst. Nach dem erneuten Ölpreissprung 1979/80 wurde die Energiewirtschaft aber geradezu zum Zentrum der neuen Strategie. Zwei Ziele standen im Mittelpunkt:

— Senkung des spezifischen Energieverbrauchs (Vorgabe des Fünfjahrplans: Konstante Menge an Energie bis 1985);

— Ausweitung der Förderung und des Einsatzes von Braunkohle. (Förderziel im Fünfjahrplan für 1985: 290 Mill. t).

Diese beiden Ziele kollidieren übrigens miteinander. Die Braunkohle hat einen relativ niedrigen energetischen Wirkungsgrad. Transport und Umwandlung erfordern im Vergleich zu Erdöl einen höheren Energieeinsatz. So wird bei steigendem Braunkohlenanteil die Energieeinsparung schwerer.

1979 wurde eine Zentrale Energiekommission beim Ministerrat gebildet. Im gleichen Jahr wurde begonnen, den Energieverbrauch als staatliche Plankennziffer vorzugeben. Im darauffolgenden Jahr, 1980, wurde eine Energieverordnung verabschiedet, nach der die Nutzung der sogenannten Anfallenergie gesetzliche Pflicht ist. Normen und Normative wurden bestimmt und überarbeitet. Eine Energieinspektion der Zentralen Energiekommission kontrolliert seitdem die Durchführung der Beschlüsse. Neben Zwangsgeldern, Ordnungsstrafen und Sanktionen gibt es auch individuelle Prämien für Sparerfolge. Außerdem wurden die Betriebspreise für Energie erheblich erhöht. Erste Veränderungen gab es schon 1976. Nach einer DDR-Quelle wurde bis 1985 — bezogen auf 1979 — das Preisniveau für die Importenergie Heizöl und Steinkohle um rund 50 v. H., für Stadtgas und Erdgas um rund ein Drittel und für Braunkohle, Elektroenergie und Fernwärme um 12 v. H. angehoben. Der private Verbraucher hat dagegen die Energieverteuerungen nicht zu spüren bekommen. Als einziges RGW-Land hat die DDR die Preise und Tarife für den Energieverbrauch der privaten Haushalte im Beobachtungszeitraum nicht verändert.

Auf Grund dieser Vielzahl von administrativen Maßnahmen konnte von 1980 bis 1983 der Primärenergieverbrauch absolut gesenkt werden, — und das bei einem Wirtschaftswachstum von rund 4 v. H. Erst 1984 kam es wieder zu einem nennenswerten Verbrauchsanstieg. Die Erfolge sind allerdings auch durch die in der DDR beklagte wenig effiziente Energieverwendung begünstigt worden. Der Primärenergieverbrauch je Einwohner lag noch 1984 mit 216 PJ um 20 v. H.

über dem Niveau der Bundesrepublik, obwohl die DDR beim realen Sozialprodukt je Einwohner nur etwa drei Viertel der westdeutschen Leistung erreicht.

Die größten Einsparungen sind im Industriebereich erzielt worden, auf den rund die Hälfte des gesamten Verbrauchs an Endenergie (Gebrauchs-energie) entfällt. Der Verbrauch war hier 1984 nicht höher als 1980. Einsparungen gab es auch im Verkehrswesen. Stark expandiert haben dürfte jedoch der Energieverbrauch der privaten Haushalte. Damit verlief die Entwicklung anders als zum Beispiel in der Bundesrepublik Deutschland, wo die Energieeinsparungen der letzten Jahre insbesondere im privaten Sektor erbracht worden sind.

Der Anteil von Braunkohle hat sich bemerkenswert erhöht. 1984 wurden in der DDR knapp 300 Mill, t Braunkohle gefördert, womit Braunkohle jetzt einen Anteil von 72 v. H. am gesamten Primärenergieverbrauch erreicht hat. Der Heizölverbrauch der DDR soll demgegenüber bis 1984 auf weniger als 20 v. H.des Verbrauchs von 1978 gesenkt worden sein. 2. Industrie Der größte Wirtschaftsbereich der DDR, die Industrie, hatte hohe Planziele zur Senkung des spezifischen Verbrauchs, zur Veränderung der Struktur und „Veredlung“ der Produktion. Umstellungsschwierigkeiten und die Knappheit an Ressourcen fanden hier allerdings auch ihren besonderen Niederschlag. So wurde statt eines jahresdurchschnittlichen Wachstums der industriellen Warenproduktion von 5, 1 v. H. (Fünfjahrplan) tatsächlich nur reichlich 4 v. H. erreicht. Dieses Ergebnis war eine Summe ganz unterschiedlicher Tendenzen.

Die Metallurgie ist ein gutes Beispiel dafür, wie aus der Intensivierungsstrategie positive und negative Effekte gleichermaßen erwachsen. Positiv waren die Investitionen in der Schwarzmetallurgie zur Erhöhung des Anteils veredelter Produkte. Das Konverterstahlwerk in Eisenhüttenstadt, die erheblichen Investitionen in Unterwellenborn, die neuen Walzwerkseinrichtungen haben die Kapazitäten, jedenfalls ab 1984/85, erheblich erweitert und verbessert. Die Schwarzmetallurgie ist aber auch in hohem Maße auf Importe angewiesen, auf Erz und Steinkohlenkoks, auf Roheisen zum Einsatz in den Stahlwerken. So begrenzt Knappheit auch hier die Wachstumsmöglichkeiten.

Die chemische Industrie profitierte ebenfalls von den Veredlungsinvestitionen. Auf der Sonnen-seite steht die Mineralölindustrie mit den beiden Kombinaten Schwedt und Leuna. In Schwedt verdoppelte sich im Verlauf des Fünjahrplans das Betriebsgelände und auch der Anlagenwert. Hohe Steigerungen gab es bei der Produktion von Vergaserkraftstoffen und petrochemischen Erzeugnissen. Bei diesen hat sich die Importabhängigkeit der DDR deutlich vermindert, petrochemische Spezialitäten werden auch exportiert. Die übrige Chemie war dagegen von der Knappheit an Heizöl und Erdgas sehr negativ betroffen. Der Einsatz heimischer Energieträger und Rohstoffe erhöht den Aufwand, zum Teil wurde die Produktion nicht mehr gesteigert, zum Teil gab es durch Zumischung von heimischen Rohstoffen auch deutliche Qualitätsprobleme.

Der Maschinenbau hatte zu Beginn der achtziger Jahre noch große Einsparungsbzw. Entwicklungsreserven. Die Maschinen waren zu schwer, die Möglichkeiten des technischen Fortschritts groß. Entsprechend ehrgeizig waren die Ziele, sowohl für die Senkung des spezifischen Verbrauchs als auch für das durchschnittliche jährliche Wachstum. Gerade für diesen Bereich, der 24 Industriezweige mit fast 1 Million Beschäftigten umfaßt, ist eine Generalisierung der abgelaufenen fünf Jahre unmöglich. So ist die Knappheit an Investitionen in einigen Zweigen aus eigener Kraft — im „Eigenbau von Rationalisierungsmitteln“ — sicherlich zu kompensieren (Werkzeug-maschinenbau), in anderen verursacht sie einen Rückgang der Leistungsfähigkeit (etwa in der total überalterten Gießereiindustrie). Die Material-knappheit ist in einigen Zweigen wachstumshemmend, in anderen überwiegt der Nutzen der inzwischen besseren Stahlqualität, die eine Reduzierung der Masse technisch erleichtert. Im Verlauf der Fünfjahrplanperiode werden export-trächtige Produktionen sehr gefördert, nicht dagegen reine Inlandsproduktionen. Problematisch ist weiterhin die nur schleppende Einführung moderner Technologie.

In der Elektrotechnik waren die klassischen Industriezweige wie Kabelproduktion, Elektromaschinenbau, Lampen-und Leuchtenbau sowie Haushaltsgeräteindustrie von der Materialknappheit sehr beeinträchtigt. Bis 1985 sollten laut Plan die Mengen an Stahl, Guß und Kupfer nur unwesentlich größer sein oder sogar gleich bleiben, so daß die Ziele der Produktion zum Teil nicht zu erreichen waren. Dagegen gewinnt die Mikroelektronik an Bedeutung. Zu Beginn der achtziger Jahre flossen mehr als ein Drittel der Investitionen im Bereich des Ministeriums für Elektrotechnik und Elektronik in diese Produktionsbetriebe. Wie verlautet, sollen noch weitere Betriebe in diesem Sektor gegründet werden. Die Zahl der mit Mikroelektronik im weitesten Sinn Beschäftigten, die Anfang der achtziger Jahre mit 100 000 angegeben worden ist, soll inzwischen schon 150 000 betragen. Obwohl sie nach Breite und Menge im internationalen Vergleich vermutlich erst gering ist, wurde die Produktion erheblich ausgeweitet. Problematisch bleibt indessen weiter die Anwendung der neuen Technik.

Die Glas-und Keramikindustrie basiert auf heimischen Rohstoffen und sah sich bisher auch beim Energieverbrauch keinen gravierenden Einschränkungen ausgesetzt. Bis jetzt waren die Wachstumserfolge beachtlich. Eine Großinvestition — die Floating-Glas-Anlage in Torgau — hat neue Produktionsund Absatzmöglichkeiten erschlossen. Die Leichtindustrie (Leder, Textil, Bekleidung) ist jedoch im Rahmen der neuen Konzeption zurückgefallen. Hier führte die Forderung nach Sparsamkeit beim Materialeinsatz nicht immer zu echten Einsparungen, sondern auch zu Qualitätsverschlechterungen. Die Zuwachsraten in diesem Bereich sind — trotz seiner großen Bedeutung für den Export — nur gering. Insgesamt war die Fünfjahrplanperiode also durch Ansätze zur Reduzierung des im internationalen Vergleich sehr hohen Materialverbrauchs sowie durch Wachstumsverlangsamung und Qualitätseinbußen gekennzeichnet; neuen leistungsfähigen Anlagen in einigen Bereichen stand die Veraltung der Anlagenbestände in anderen Teilen der Industrie gegenüber. Ausschließlich negativ zu werten ist offensichtlich der Rückgriff auf heimische Rohstoffreserven, der den Wirkungsgrad verschlechtert und die Umwelt belastet. 3. Landwirtschaft Auch die Landwirtschaft ist in die gesamtwirtschaftlichen Ziele einbezogen worden. Der Fünfjahrplan sah vor:

— Eine Ertragssteigerung in der Pflanzenproduktion, vor allem bei Getreide. Die Getreideimporte sollten schrittweise abgebaut und schließlich durch eine Erhöhung des Eigenaufkommens überflüssig gemacht werden.

— Ein weiterer Schwerpunkt war die Verbesserung der Kosten-Ertrags-Relation. Die Diskussion über die Landwirtschaft wurde schon gegen Ende der siebziger Jahre verstärkt und kam ausführlich auf der 3. Tagung des Zentralkomitees der SED im November 1981 zur Sprache: Die Landwirtschaft produziert zu teuer, das Kosten-Ertrags-Denken muß stärker durchgesetzt, die Produktion erhöht werden.

Die wichtigsten Maßnahmen waren:

— Eine Preisreform. Die Preiseje Produkteinheit für die pflanzlichen und die tierischen Erzeugnisse wurden erhöht. Dagegen entfielen die bisherigen Subventionen im Vorleistungsbereich, bei Kraftstoffen, Landtechnik, Futtermitteln, Baustoffen und Bauleistungen. Mit wirklichkeitsnäheren Kostenrelationen sollte vor allem ein sparsamer Umgang mit Vorleistungen angeregt, aber auch ein Anreiz zur Mehrproduktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen gegeben werden.

— Außerdem sollten organisatorische Veränderungen die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft erhöhen. Neue Formen sind zum einen die territoriale Produktionsorganisation (Bildung von Untereinheiten der Pflanzenbaubetriebe) und zum anderen die Kooperationsräte (Gremium zur Koordinierung von Betrieben der Pflanzen-und der Tierproduktion).

Das Ergebnis in der Landwirtschaft im abgelaufenen Fünfjahrplanzeitraum kann sich sehen lassen.

Es gab vier Rekordernten bei Getreide, zwei in der gesamten Pflanzenproduktion und insgesamt gute Leistungen in der Tierproduktion. Bis zur Unabhängigkeit von Getreideimporten ist aber noch ein weiter Weg zurückzulegen: Im Durchschnitt der Jahre 1981 bis 1984 wurden jährlich 3 Millionen t Getreide eingeführt (Durchschnitt 1976 bis 1980: 3, 5 Millionen t). 4. Verkehrswesen Im Verkehrswesen sollten die Transportleistungen mit dem geringsten volkswirtschaftlichen Aufwand erreicht werden. Dazu wurden folgende Ziele formuliert:

— Reduzierung des spezifischen Transportbedarfs; — Erhöhung des Anteils der — energieökonomisch vorteilhaften — Eisenbahn und Binnenschiffahrt, Zurückdrängung des Werkfernverkehrs; — gleichzeitig sollte das elektrifizierte Bahnnetz ausgebaut werden, um den Anteil der Diesellok-leistungen zugunsten von Elektroloks zu senken. Ende 1981 wurde eine neue Gütertransportver-ordnung erlassen, in der die wichtigsten Grundsätze für die Verminderung des Transportaufwands genannt werden, insbesondere die Optimierung von Transport-und Lieferbeziehungen, die Vorgabe von Plankennziffern für die Inanspruchnahme von Gütertransportleistungen, die Anwendung von Transportnormativen. Die Normierung für Transportleistungen wurde inzwischen geregelt.

1982 trat ein neuer Binnengüterverkehrstarif in Kraft. Die Tarifanhebungen beliefen sich auf durchschnittlich 60 v. H., die Straßengütertarife wurden überdurchschnittlich stark verteuert. Von 1982 an wurde die Kontingentierung von Treibstoffen verschärft. Sanktionen, Fernverkehrszuschläge und eine Werkverkehrsabgabe zielen in die gleiche Richtung.

Außerdem gibt es in der DDR seit langem Geschwindigkeitsbeschränkungen. Das Tempolimit auf der Autobahn ist 100km/Std. Auf Landstraßen wurde 1979 die Höchstgeschwindigkeit von 90/h auf 80/h reduziert. 1984 wurden für Nutzfahrzeuge typenabhängige Limite festgelegt. Nach alledem hat sich in der DDR der Verkehrs-aufwand deutlich reduziert. Die Gütertransportmenge ging bis 1984 um 13 v. H. zurück, die Gütertransportleistung um 8 v. H. Als Gründe werden verbesserte Lieferbeziehungen und rationellerer Fahrzeugeinsatz ebenso wie die Veränderung der Handels-und Lagernetze angegeben.

Nicht auszuschließen ist allerdings auch eine teilweise Verlagerung zugunsten des statistisch nicht erfaßten innerbetrieblichen Verkehrs.

Der Anteil der Eisenbahn an den Güterverkehrsleistungen stieg von 67 v. H. im Jahr 1980 auf 73 v. H. im Jahr 1984. Gleichzeitig wurde das elektrifizierte Streckennetz von 1 700 auf 2 320 Kilometer erhöht. Das Fünfjahrplanziel — 750 km Eisenbahnstrecke zu elektrifizieren — ist inzwischen weit überschritten worden. 5. Investitionen Für die Investitionen wurde eine „Tendenzwende“ angekündigt. Erweiterungsinvestitionen sollten die Ausnahme sein, statt dessen galt es, die Leistungsfähigkeit der vorhandenen Anlagen durch Modernisierung und Rekonstruktion zu erhöhen. Die restriktive Investitionspolitik wurde durch eine scharfe Kontrolle „Objekt für Objekt“ erzwungen; als Gremium für die Kontrolle fungiert die Zentrale Staatliche Inspektion für Investitionen. Tatsächlich hat die scharfe Kontrolle bei den Investitionen gegriffen. Die Investitionstätigkeit insgesamt ging seit 1981 zurück, die Investitionen in der Industrie haben seitdem stagniert. Innerhalb der Industrie hat sich der Anteil der Metall-II urgie erhöht. In vielen Bereichen dürfte sich allerdings schon ein Investitionsstau von beachtlichen Ausmaßen gebildet haben.

Im gesamten Fünfjahrplanzeitraum wurde der „Eigenbau von Rationalisierungsmitteln“ propagiert: Die Betriebe sollen sich ihre spezifischen Ausrüstungen zum Teil selbst fertigen. Auch dieser „Eigenbau“ ist in die gesamte Planung einbe. zogen; er gibt den Betrieben jedoch einen gewissen Freiraum. Vielfach wurden dafür ganze Betriebsstätten eingerichtet, die ihre speziellen Lösungen auch für andere Betriebe anbieten. 1980 stammten etwa 9 v. H.der Ausrüstungsinvestitionen in der Industrie aus Eigenproduktion. Fünfjahrplanziel war eine Verdopplung des „Eigenbaus“, die schon 1984 erreicht wurde. Die Effizienz dieser Art von Investitionen ist abhängig vom Produktionsprofil der Betriebe. In vielen Fällen ist „Eigenbau“ sicherlich nur ein Notbehelf. 6. Privater Verbrauch Entgegen den Vorgaben im Fünfjahrplan ist es nicht gelungen, das Angebot für die Bevölkerung aus der allgemeinen Knappheit herauszuhalten und kontinuierlich zu steigern. Die Zunahme beim Einzelhandelsumsatz wurde bis 1983 schrittweise geringer, der Umsatz von Industriewaren ging 1982 und 1983 sogar etwas zurück. 1982 häuften sich Lücken und Versorgungsengpässe, selbst bei Nahrungsmitteln. Erst von 1984 an ist wieder die früher übliche Steigerung erreicht worden.

Der Einzelhandelsumsatz ist eine nominale Größe; die Höhe der darin enthaltenen Preissteigerungen ist unbekannt. Nach offizieller Preispolitik der DDR sind Preise für den Grundbedarf seit Jahren konstant; die Preise für höherwertige Güter dagegen sollen den gestiegenen Kosten angepaßt werden und Steuern sowie Gewinne abwerfen. Auch im Statistischen Jahrbuch der DDR werden seit 1979 — als diese neue Richtung in der Preispolitik verkündet worden ist — Preissteigerungen für Lederwaren, Textilien, Bekleidung und sonstige Industriewaren nachgewiesen. Die tatsächlichen Preissteigerungen durch Einführung neuer und teurerer Produkte und durch Sortimentsverschiebungen gehen sicherlich über diese statistisch registrierten Preiserhöhungen hinaus. Real hat sich bis 1983 die Lage der Verbraucher verschlechtert. So hatte die Bevölkerung letzten Endes doch einen großen Teil der Konsolidierungslasten zu tragen. Die konstanten Preise für den Grundbedarf verursachten im Berichtszeitraum erhebliche Subventionen. Die während der gesamten Planperiode getätigten Staatsausgaben „aus gesellschaftlichen Fonds“ (Subventionierung der Preise, Mittel für das Wohnungswesen, für Gesundheit, Soziales, Bildung usw.) stiegen aufgrund der wachsenden Verbraucherpreissubventionen auf 340 Mrd. Mark, während der Fünfjahrplan nur 295 Mrd. Mark vorgesehen hatte. 7. Außenhandel Das Ziel der gesamten Anstrengungen, nämlich eine Konsolidierung im Außenhandel, ist im Fünfjahrplanzeitraum überraschend schnell erreicht worden.

Im Westhandel ist es schon 1981 gelungen, das Defizit zu verringern. Seit 1982 gibt es einen Überschuß. Zins und Tilgung für die Kredite wurden pünktlich entrichtet. Die Nettoverschuldung (Summe der Kredite abzüglich Summe der Guthaben), soweit sie statistisch nachgewiesen ist (Auswertung von BIZ und OECD, zuzüglich kumulierter Saldo im innerdeutschen Handel), konnte erheblich reduziert werden. Sie war Mitte 1985 mit 6, 3 Mrd. US-Dollar nur etwa halb so groß wie am Jahresende 1980 (11, 3 Mrd. US-Dollar). Der Rückgang der Nettoverschuldung ist weniger auf die Rückführung der Kreditsumme, sondern vielmehr auf die Aufstockung der Guthaben zurückzuführen. Sie beliefen sich Mitte 1985 auf 5, 3 Mrd. US-Dollar. Folgt man den Interpretationen aus der DDR — „Liquidität geht vor Rentabilität“ —, dann ist dies eine Reaktion auf die außerordentlich prekäre Liquiditätslage zu Beginn der achtziger Jahre.

In der Sicht der westlichen Banken gilt die DDR inzwischen wieder als zuverlässiger Kreditnehmer. Die geplanten Summen der größeren Finanzkredite der beiden vergangenen Jahre wurden wegen des großen Interesses der Banken fast immer überschritten (1984: insgesamt rund 0, 9 Mrd. US-Dollar, 1985: insgesamt rund 1, 1 Mrd. US-Dollar). Zu der neuerlichen Kehrtwendung in der Einschätzung der Banken dürfte — neben der pünktlichen Zahlungsweise der DDR — auch der Mitte 1983 überraschend zustande gekommene Finanzkredit von zahlreichen westdeutschen Bankinstituten in Höhe von 1 Mrd. DM, mit einer Garantieerklärung der Bundesregierung, beigetragen haben. Innerhalb des Westhandels gab es große Unterschiede in der Entwicklung von innerdeutschem Handel und sonstigem Westhandel. Ein besonderer Konsolidierungszwang bestand für die DDR wegen der hohen Verschuldung und der restriktiven Politik der westlichen Banken im sonstigen Westhandel. Mit einem gewaltigen Kraftakt wurden hier 1982 die Importe erheblich reduziert und die Exporte erhöht. Dagegen war die Schuldnerposition gegenüber der Bundesrepublik besser. Der Schuldenstand war absolut geringer und die Relation von Schuldenstand zu Lieferungen viel günstiger. Auch hatte die DDR schon seit 1980 im innerdeutschen Handel einen Überschuß. So war sie in der Lage, die dringend benötigten Westimporte im innerdeutschen Handel zu beschaffen und damit die negativen Folgen der restriktiven Importpolitik gegenüber den westlichen Ländern insgesamt in vertretbarem Rahmen zu halten.

Die Exporterfolge im Westhandel wurden allerdings weniger von den traditionellen Exportindustrien (Investitionsgüterindustrien, Verbrauchsgüterindustrien) erzielt, sondern im Grundstoffbereich. Mineralölerzeugnisse machten einen großen Teil der Exportsteigerungen aus; sie haben — selbst nach dem Rückgang 1984 — immer noch einen Anteil von 25 v. H. aller Westexporte. Außerdem hat die DDR offenbar nicht nur Mineralölprodukte, sondern auch Rohöl verkauft, um ihre Liquiditätsengpässe zu überwinden.

Gegenüber der Sowjetunion hatte die DDR — wie die sowjetische Statistik ausweist — bis 1984 ein Handelsdefizit. Hier steht die Konsolidierung und die Tilgung der seit 1975 angelaufenen Verpflichtungen noch aus.

V. Zusammenfassung und Perspektiven

Insgesamt dominierten in den letzten fünf Jahren positive Momente. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum war mit jährlich rund 4 v. H. beachtlich. Der überhöhte spezifische Material-und Energieverbrauch wurde gesenkt, die Außenhandelsprobleme entschärft. Allerdings war die außenhandelsorientierte Politik von Wachstumsverlusten begleitet. Diese zeigten sich unmittelbar in einer Verschlechterung der Versorgungslage; längerfristig dürfte auch die restriktive Investitionspolitik noch Nachwirkungen haben.

Der Strukturwandel zugunsten der einheimischen Rohstoffquellen impliziert Probleme. So ist der Einsatz von Braunkohle mit erheblichen Umwelt-schäden verbunden. Eine höhere Veredlung der Produktion ist bislang auf die Grundstoffindustrien, d. h. auf die Chemie und die Metallurgie, beschränkt geblieben. Die vorgesehene Modernisierung in der Elektrotechnik und im Maschinenbau steht dagegen noch aus, ebenso die Qualitätsverbesserungen in der Konsumgüterindustrie. Grundsätzlich dürften die Bedingungen für das künftige Wachstum besser geworden sein. Das bedeutet jedoch nicht, daß auch die Politik der Intensivierung aufgegeben wird; denn Knappheit wird nach wie vor die wirtschaftliche Entwicklung beherrschen. Im Westhandel werden die wirtschaftlichen Importmöglichkeiten von den eigenen Exportchancen abhängig sein. Hier liegen in Zukunft sicherlich größere Probleme. Die Verschiebungen innerhalb der Exportstruktur zugunsten der Mineralölprodukte in den vergangenen Jahren sind wohl kaum eine langfristig effiziente Strategie. Vielmehr müssen an ihre Stelle in Zukunft wieder die traditionellen Exportgüter treten. Das aber bedeutet, die Industrie in aller Breite zu modernisieren und das Angebot zu verbessern. Das wird sicherlich nur schrittweise möglich sein, so daß sich der Export und konsequenterweise auch der Import kaum sehr erheblich steigern lassen. Eine erneute Zunahme der Nettoverschuldung im nächsten Fünfjahrplanzeitraum ist eher unwahrscheinlich.

Im Handel mit der Sowjetunion hat das Protokoll über die Plankoordinierung eine reale Umsatzsteigerung von 3 v. H. festgelegt. Diese moderate Steigerung bedeutet keine zunehmende Ost-orientierung des DDR-Außenhandels. Die vereinbarten Rohstofflieferungen sind — verglichen mit dem Ergebnis von 1984 — konstant oder nur geringfügig größer. Die gesamte Konstellation im Außenhandel läßt sich also als Fortsetzung der Politik der Sparsamkeit interpretieren.

Nach den Jahren einer „austerity-Politik“ bei den Investitionen wäre im nächsten Fünfjahrplan durchaus die Notwendigkeit vorhanden, mit einem großangelegten Investitionsprogramm das Anlagevermögen zu erweitern und zu erneuern. Es ist jedoch fraglich, ob es zu einer überproportionalen Investitionsaktivität kommen wird. In der Rangfolge der inländischen Ziele hat die Verbesserung des Lebensniveaus der Bevölkerung offenbar einen sehr hohen Stellenwert. Erweiterung und Qualitätsverbesserungen des Warenangebots sowie der Abschluß des Wohnungsbau-programms bis 1990 werden den größeren Teil der Kapazitäten binden. Für eine expansive Investitionspolitik dürfte kein großer Spielraum vorhanden sein.

Wenn diese Einschätzung richtig ist, dann ist der nächste Fünfjahrplan kein Programm des Wandels, sondern ein Plan zur Stabilisierung des Erreichten.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Doris Cornelsen /Manfred Melzer /Angela Scherzinger, DDR-Wirtschaftssystem: Reform in kleinen Schritten, in: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (Hrsg.), Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, (1984) 2.

  2. Maria Haendcke-Hoppe, Außenwirtschaftsreform und Außenwirtschaftsmonopol, in: Forschungsstelle für gesamtdeutsche wirtschaftliche und soziale Fragen (Hrsg.), FS-Analysen, (1985) 5, S. 5 ff.

Weitere Inhalte

Doris Cornelsen, Dr. rer. pol., geb. 1933; seit 1974 Leiter der Abteilung DDR und östliche Industrieländer im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin (West). Veröffentlichungen u. a.: (zusammen mit Horst Lambrecht/Manfred Melzer/Cord Schwartau) Die Bedeutung des innerdeutschen Handels für die Wirtschaft der DDR, 1983; Probleme der Westverschuldung der DDR, 1984; (zusammen mit Manfred Melzer/Angela Scherzinger) DDR-Wirtschaftssystem: Reform in kleinen Schritten, 1984; Der Außenhandel der DDR und der Sowjetunion, 1985; (Projektleitung) Handbuch DDR-Wirtschaft, 1985.