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Schwarze Opposition in Südafrika | APuZ 12/1985 | bpb.de

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APuZ 12/1985 Artikel 1 Südafrika und seine Nachbarn: Stabilität durch Hegemonie? ökonomische Beziehungen im Südlichen Afrika Schwarze Opposition in Südafrika

Schwarze Opposition in Südafrika

Gerald . Braun

/ 24 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

In der Republik Südafrika bestehen massive Konflikte um Macht, Herrschaft und Identität. Diese Konflikte sind bislang einseitig, d. h. durch Dominanz der weißen Bevölkerungsgruppe geregelt worden. Einseitiges Konflikt-Management hat in Südafrika von Beginn an seine eigene, multirassische Opposition produziert. Sie ist gekennzeichnet durch Einheit in der Ablehnung weißer Herrschaft und Rivalität in der ideologisch-programmatischen Orientierung. Die langjährigen Versuche der Opposition (ANC, PAC, Black Consciousness), mit friedlichen Mitteln — Proklamationen, Protesten, zivilem Ungehorsam — gleiche Rechte zu erringen, scheiterten am Widerstand einer weißen Minderheit, die auf Wahrung ihrer Identität und Interessen festgelegt ist. Das . Reform-Konzept der burischen Regierung bietet bislang keinen Anlaß, an dieser Grundorientierung weißer Politik zu zweifeln. Es kann als eine gegenrevolutionäre Strategie interpretiert werden, die weiße Vorherrschaft absichern will. Diese . Reform-Politik hat jedoch kontraproduktive Entwicklungen ausgelöst, die der schwarzen Opposition eine neue Qualität verliehen: 1. Seit Ende der siebziger Jahre intensiviert sich der schwarze Widerstand, d. h. die Zahl gewaltfreier und bewaffneter Aktionen steigt insgesamt an, und er eskaliert, d. h. es gibt eine erkennbare Verlagerung von friedlichen zu militanten Aktionen. 2. Zahl und Bedeutung schwarzer Organisationen, die durch partielle Mitarbeit im System (z. B. Inkatha) gleiche Rechte für alle Süd-afrikaner anstreben, scheinen sich zu verringern. Dagegen wächst offenbar der Rückhalt von Gruppierungen, die durch Nicht-Beteiligung (UDF, NF) und auch Guerilla-Aktionen (ANC, PAC) ihre politischen Vorstellungen durchsetzen wollen. Das vorläufige Ergebnis einer über siebzigjährigen. Geschichte von weißer Herrschaft und schwarzem Widerstand ist eine völlige Blockierung der Situation: Weder friedliche noch gewaltsame Lösungen der Konflikte in Südafrika haben gegenwärtig Aussicht auf Erfolg. Die Koexistenz von Krieg und Frieden wird daher vermutlich die unmittelbare Zukunft Südafrikas bestimmen.

I. Gesellschaftliche Konflikte und multirassische Opposition

ANC Inkatha AZAPO PAC Sonstige 40 21 11 10 18 29 28 9 8 26 48 16 14 12 10 (in %) 59 8 10 16 7 46 14 21 6 13 40 17 10 10 23 37 31 4 12 16 Parteipräferenzen städtischer Schwarzer 1981 Insgesamt Beruf Alter ungelernt gelernt selbständig 16— 25 Jahre Quelle: The South African Foundation News, Johannesburg, Oktober 1981, S. 3 26— 39 Jahre 40 und mehr Jahre

In der Republik Südafrika bestehen massive Konflikte um Macht, Herrschaft und Identität Südafrika weist extreme Besitz-und Einkommensunterschiede auf. Eine Minderheit — die weiße Bevölkerung — besitzt ein Machtmonopol und übt es ohne demokratische Legitimation durch die nicht-weiße Mehrheit aus. Schließlich ist die südafrikanische Gesellschaft nach Rassen-, Religionsund Sprachgruppen aufgesplittert. Die weißen Gruppen versuchen ihre soziokulturelle Identität zu bewahren, die Nicht-Weißen sie zu finden bzw. wiederzufinden. Mehr noch als , nur‘ wirtschaftliche oder politische Konflikte sind Identitäts-Konflikte existentieller Natur. Nach aller Erfahrung sind sie besonders intensiv, langanhaltend und nur schwer zu lösen

Die gesellschaftlichen Konflikte Südafrikas manifestieren sich im System der . Apartheid" — so die Opposition — bzw. im System der . getrennten Entwicklung" — so die Regierung. Es handelt sich um ein legalisiertes System der Rassentrennung, in dem die Konflikte zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen bislang einseitig, d. h. durch Dominanz einer Gruppe geregelt werden.

Nach allem, was wir wissen, . produziert" einseitiges Konflikt-Management seine eigene Opposition — so auch in Südafrika. Sie ist im wesentlichen durch drei Merkmale gekennzeichnet: — Die Opposition gegen das System der Rassentrennung ist so alt wie das System selbst. Die Mehrzahl der Betroffenen hat Apartheid nie akzeptiert, bislang aber ohne Erfolg opponiert. Die südafrikanische Opposition zählt zu den ältesten und erfolglosesten Protest-und Widerstandsbewegungen der Gegenwart. — Der Widerstand gegen die Politik der Rassentrennung war immer multirassisch. Vertreter aller Bevölkerungsgruppen — Weiße, Farbige, Asiaten und Schwarze, wie sie von der südafrikanischen Statistik klassifiziert werden — haben sich für den Abbau der Rassenschranken friedlich und später auch gewaltsam eingesetzt. — Schließlich ist nicht zu vergessen, daß es in Südafrika neben der Anti-Apartheid-Bewegung auch einen weißen, rassistischen Widerstand gibt Ihm gilt das gegenwärtige System der . modernisierten" bzw. . reformierten" Rassentrennung als Anfang vom Ende weißer Vorherrschaft, den man mit Gewalt (u. a. Briefbomben und Sprengstoffanschläge auf liberale Anwälte und Politiker) verhindern will.

Wenn daher die schwarze Opposition gegen das Apartheidsystem im Zentrum der folgenden Ausführungen steht, so ist zu berücksichtigen, daß sie der wohl wichtigste, aber keineswegs ausschließliche Teil des Widerstands in Südafrika ist.

II. Schwarze Politik zwischen Protest und organisiertem Widerstand

I 1. Einheit und Rivalität „Schwarze Politik in Südafrika ist Opposition gegen weiße Herrschaft. In der Ablehnung dieser Herrschaft liegt die Einheit schwarzer Opposition begründet." Jenseits dieser grundlegenden Einheit aber ist die schwarze politische Szene fragmentiert. Sie besteht aus einer nahezu unüberschaubaren Zahl rivalisierender Gruppen und Organisationen unterschiedlichster Stärke, Programmatik und Taktik.

Drei weltanschauliche Richtungen lassen sich unterscheiden Eine christlich geprägte liberal-demokratische, eine marxistische und eine afrikanisch-nationalistische Orientierung. Christliches Gedankengut besitzt bis in die Gegenwart den stärksten Einfluß-, marxistische Ideen gewannen zeitweilig an Bedeutung, konnten jedoch die beiden anderen Richtungen nicht verdrängen. Alle drei weltanschaulichen Orientierungen sind praktisch in jeder Oppositionsgruppe vertreten — wenn auch mit unterschiedlichem Gewicht.

Soziales und geographisches Zentrum schwarzen Protests waren von Anfang an die besser gestellten, christlich-europäisch gebildeten städtischen Schwarzen in den Townships des weißen Südafrika. Industrialisierung und Verstädterung wirkten wie ethnische Schmelztiegel. Die christliche Lehre von der Gleichheit aller Menschen vor Gott und die aufklärerischen Ideen der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung (sie fanden ihren Niederschlag in der Befreiung der Negersklaven) verliehen der schwarzen Politik die moralische Stoßkraft. Sie trat an mit den progressiven Ideen Europas bzw. Nordamerikas und traf auf eine weiße Minderheit, die — mit der Aufklärung nicht in Berührung gekommen — ein eher ständisch-feudalistisches Weltbild hatte, fixiert auf einen ethnisch begrenzten christlichen Nationalismus.

Das einzig autochthone (Dritte-Welt-) Element in der schwarzen Politik Südafrikas war zunächst Gandhis Lehre von der Gewaltlosig-keit des passiven Widerstands, der Selbst-Disziplin und Selbst-Verleugnung

Tatsächlich sollte Südafrika unter Gandhis Einfluß zum ersten Testfeld der Strategie gewaltfreien Widerstands werden. Er scheiterte an der Entschlossenheit des weißen . Afrikanerdoms', Macht, Herrschaft und Identität bedingungslos zu bewahren, um sich in einer — tatsächlich oder vermeintlich — feindseligen Welt behaupten zu können. „Der Volkstums-gedanke geht um Vorherrschaft. Seine Geschichte wird so perzipiert, daß nur der nicht beherrscht wird, der selber herrscht."

Die Geschichte der schwarzen Opposition ist gekennzeichnet durch einen wechselseitigen Prozeß von Unterdrückung und Radikalisierung — ein Prozeß, der sich einfachen deterministischen Interpretationen weitgehend entzieht. 2. Entwicklung und Verbot gewaltlosen Widerstands Im Jahre 1912 versammelte sich eine Reihe schwarzer Lehrer und Methodistenpfarrer — einige hatten an amerikanischen Universitäten studiert —, um den African National Congress (ANC) zu gründen. Der ANC, steht somit am Anfang zeitgenössischer schwarzer Politik in Südafrika Anlaß dieser . Counter Convention war der Protest gegen den Ausschluß der schwarzen Bevölkerung aus dem politischen und wirtschaftlichen System Südafrikas. Die Verfassung der Südafrikanischen Union von 1910 behielt zwar das (qualifizierte) Wahlrecht für Schwarze in der — vormals britischen — Kapprovinz bei, schloß sie aber in allen anderen Teilen der Union von demokratischen Rechten aus. Im Natives Land Act von 1913 wurde der schwarzen Mehrheit das Recht genommen, Land außerhalb zugewiesener Eingeborenen-Reservate zu erwerben. Diese Reservate bildeten mit 7, 3 Prozent der Fläche Südafrikas den Kern der späteren . Bantustans'bzw. . Homelands’.

Der ANC wollte auf friedlichem Wege einen modus vivendi mit der weißen Minderheit (21 % der Bevölkerung) finden. Das Heimat-recht der weißen Südafrikaner wurde (und wird) nicht bestritten — im Gegensatz zum Pan Africanist Congress (PAC). Konsequenterweise forderte man ein Zivilisationswahlrecht’ (mit Einkommens-und Bildungsqualifikation) für Schwarze und die Abschaffung der Rassenschranken (colour bar) in Arbeit und Wirtschaft. Erst in den vierziger Jahren verlangte der ANC unter dem Eindruck der Atlantik-Charta volle politische Gleichberechtigung nach dem , one man, one vote’-Prinzip.

Der ANC begnügte sich in dieser Phase mit christlich geprägten Protesten, Eingaben und Resolutionen — allerdings ohne Erfolg. Im Gegenteil: 1936 wurde den Schwarzen auch in der Kapprovinz das Wahlrecht genommen. Der Land and Trust Act bekräftigte die weiße Entschlossenheit zur geographischen Trennung der Rassen. Mit dem Wahlsieg der burischen Nationalen Partei 1948 kam eine Regierung an die Macht, die — um die Identität des Afrikanerdoms besorgt — weiße Vorherrschaft gesetzlich konsolidierte. Das System der Rassentrennung wurde auf breiter Front durchgesetzt. Seither bildet Apartheid die legale Grundlage des südafrikanischen Staates. Die Regierung provozierte damit jenen Widerstand gegen weiße Vorherrschaft, den sie eigentlich hatte verhindern wollen. Vier Ereignisse sind hier von besonderer Bedeutung: a) Der ANC reagierte 1952 mit einer breit angelegten . Defiance’ Kampagne (bewußte Übertretung von Apartheidgesetzen). Nach Gandhis erfolgreichem Vorbild in Indien versuchte man mit Mitteln des passiven Widerstands (Nichtbeachtung der Rassengesetze, Streiks und Boykotte), die Regierung zur Rücknahme der Gesetze zu bewegen — wiederum erfolglos. Politische Protestaktionen wurden 1953 gesetzlich verboten (Criminal Law Amendment Act).

Die Protestkampagne stärkte die schwarze Opposition. Der ANC avancierte unter Führung des späteren Friedensnobelpreisträgers Albert Luthuli — eines Lehrers und praktizierenden Christen — vom eher elitären Protest-klub zur Massenorganisation mit über 100 000 Mitgliedern. Die Regierung belegte Luthuli 1953 mit dem ersten Bann. Am 26. Juni 1955 verabschiedete ein gemischtrassiger Volkskongreß die Freiheitscharta — das bis heute grundlegende Manifest der Opposition. Die Charta beginnt mit dem Satz: „Südafrika gehört allen, die darin leben, Schwarzen und Weißen."

b) Paradoxerweise ist dieser Satz Anlaß der Abspaltung des Pan Africanist Congress (PAC) vom ANC im Jahre 1959 gewesen. Unter dem Motto . Afrika den Afrikanern’ vertritt der PAC einen (pan-) afrikanischen Nationalismus. Man propagiert eine afrikanische sozialistische Demokratie und wendet sich dezidiert gegen multirassische Vorstellungen — auch der Freiheitscharta. Konsequenterweise kritisiert der PAC die — seiner Meinung nach — dominierende Rolle weißer Angehöriger der South African Communist Party (SACP) in der Führung des ANC. Der ANC konterte mit dem Vorwurf des schwarzen Gegenrassismus. c) Am 21. März 1960 endete ein Protestmarsch von 20 000 Schwarzen gegen die Paßgesetze im Massaker von Sharpeville. Die Polizei eröffnete das Feuer: 69 Demonstranten wurden getötet. Der Notstand wurde ausgerufen, die Armee mobilisiert. Die Regierung ließ 18 000 Demonstranten verhaften. ANC und PAC wurden am 6. April — nach dem am 28. März 1960 eingebrachten Unlawful Organisations Act — verboten, ihre Führer verhaftet bzw. gebannt. Der PAC sollte sich — auch aufgrund interner Richtungskämpfe — von diesem Schlag nie mehr erholen. Sharpeville bedeutete die Wendemarke für die schwarze Politik. Durch die Zerschlagung aller legalen Organisationen war die Basis für den gewaltlosen Protest zerstört. d) Teile der — nunmehr kriminalisierten — Opposition gingen in den Untergrund oder ins Exil, um von dort aus den Widerstand zu organisieren ANC-Anhänger und weiße Kommunisten gründeten den militanten , Um-konto we Sizwe'(Speer der Nation), der PAC begann unter der Bezeichnung , Poqo'(rein, alleine) Gewaltaktionen.

Beide Organisationen führten 1961/62 mehrere hundert Anschläge durch — ohne größere Wirkung. Vom Sicherheitsapparat unterwandert, wurden 1963 Tausende von Schwarzen wegen Untergrundaktivitäten verhaftet. Einer ihrer prominentesten Führer, Nelson Mandela, Rechtsanwalt, bekannte sich vor Gericht zum bewaffneten Kampf: „Wir kamen zu dem Schluß, daß es, da Gewalt in diesem Land unausweichlich war, für afrikanische Führer falsch und unrealistisch sei, weiterhin Frieden und Gewaltlosigkeit zu predigen, während die Regierung unsere friedlichen Forderungen mit Gewalt beantwortete ... Alle Möglichkeiten gewaltlosen Protests waren uns versperrt worden." Mandela ist heute noch in Haft. Der organisierte Widerstand brach spätestens Mitte der sechziger Jahre zusammen. 3. Die Black Consciousness-Bewegung:

Auf der Suche nach schwarzer Identität Ende der sechziger Jahre tauchte in den schwarzen Townships ein neues Schlagwort auf — . Black Consciousness'(Schwarzes Bewußtsein). Studenten schwarzer Apartheid-Universitäten gründeten 1968 die South African Students'Organisation (SASO), der 1972 die Erwachsenenorganisation Black People's Convention (BPC) folgte.

Als Voraussetzung eines demokratischen Südafrika ohne Rassenschranken galt ihnen die geistige Befreiung der Schwarzen aus — teilweise selbstverschuldeter — Unmündigkeit. Erst die (Wieder-) Erlangung von schwarzer Identität könne eine freie, gleiche und demokratische Gesellschaft schaffen. „Black Consciousness versucht, die Lüge zu entlarven, daß . normal’ weiß ist. Es ist Ausdruck der Erkenntnis, daß Schwarze, wenn sie vor sich selbst wegzurennen und den weißen Mann zu imitieren versuchen, die Intelligenz desjenigen beleidigen, der sie als Schwarze schuf... Black Consciousness versucht, die schwarze Gemeinschaft mit neuem Selbstbewußtsein zu erfüllen — in ihrer Arbeit, ihrem Wertsystem, ihrer Kultur, ihrer Religion, ihrer Lebensanschauung." (So Steve Biko, einer der Führer der Black Consciousness-Bewegung. Biko kam 1977 unter ungeklärten Umständen in Sicherheitshaft um.)

Black Consciousness ist demnach ein umfassendes Lebenskonzept. Es reicht von . schwarzer Theologie'über . schwarze Kultur'bis zu . schwarzer Macht', wobei — wie in der amerikanischen . Black Power'-Bewegung — die Frage der Anwendung von Gewalt kontrovers diskutiert wird. Unter dem Wahlspruch One Azania, one nation'lehnt man die Kollaboration mit dem weißen System ab und betont das Prinzip des ‘schwarzen Gemeinschaftsgeists (. Black Communalism'). Er räumt genuin afrikanischen Modellen — Dezentralisierung, Selbstverwaltung, Genossenschaftswesen, Konsensentscheidungen — den Vorrang ein.

Wie andere schwarze Oppositionsgruppierungen ist die Black Consciousness-Bewegung vor allem eine Bewegung der intellektuellen städtischen Mittelschicht. Paradoxerweise ist sie das Produkt der . Bantu-Erziehung: „Was zur Erziehung stammesbewußter Homeland-Bewohner konzipiert war, brachte eine kompromißlose, harte und radikale junge Generation hervor, die das aufgezwungene System ablehnt" — wie der Schüleraufstand von Soweto 1976 nachhaltig zeigen sollte. Anlaß war eine Sprachverordnung: In schwarzen Schulen sollte der Unterricht zur Hälfte in Afrikaans, der Sprache der Buren, erfolgen. Der Protest der jungen Black Consciousness-Generation in den schwarzen Townships gegen das — ihrer Meinung nach — sprachliche Symbol für Unterdrückung und Entrechtung wurde von der Polizei blutig niedergeschlagen. 575 Personen starben, davon fünf Weiße Im Oktober 1977 verbot die Regierung nach dem . Internal Security Amendment Act'von 1976 17 Black Consciousness-Organisationen und das Christliche Institut. Mehrere tausend Anhänger der Black Cons Black Consciousness-Organisationen und das Christliche Institut. Mehrere tausend Anhänger der Black Consciousness-Bewegung gingen in den Untergrund oder ins Exil und schlossen sich dort teilweise dem ANC an.

Die Idee des Schwarzen Bewußtseins wurde zum festen Bestandteil zahlreicher schwarzer Nachfolgeorganisationen — von der Azanian Peoples Organisation (AZAPO) über das National Forum (NF) bis zur schwarzen Gewerkschaftsbewegung (. Workers Consciousness).

Die Bilanz der schwarzen Oppositionsstrategie war eindeutig: Gegenüber einer wohlorganisierten und entschlossenen weißen Minderheit, die auf Wahrung ihrer Identität und Interessen festgelegt war, hatten weder Manifeste und Proklamationen noch passiver Widerstand, Boykottaktionen oder ziviler Ungehorsam eine Chance auf Erfolg. Die schwarze Opposition sah sich gezwungen, zwischen Unwirksamkeit und Subversion zu wählen.

III. Weiße Politik zwischen Machtteilung und Modernisierung von Vorherrschaft

Unter dem Motto „adapt or die" (anpassen oder sterben) reagierte die Regierung auf die Unruhen von Soweto mit einer kontrollierten Gesellschaftsreform „von oben'. Sie gilt Befürwortern als Beginn eines weitreichenden Reformprozesses, Kritikern hingegen als bloße Modernisierung weißer Vorherrschaft.

Südafrika ist nach Vorstellung des Sicherheitsmanagements einem kommunistisch gesteuerten „total onslaught" 16) (totalen Anschlag) ausgesetzt; total, weil er von innen und außen kommt, sämtliche Lebensbereiche und alle denkbaren Formen umfaßt — von Anti-Apartheid-Protesten bis zu terroristischen Aktionen. Folglich befindet sich Südafrika in einem „totalen Krieg" (Verteidigungsminister General M. Malan), der nur mit einer totalen Nationalen Strategie gewonnen werden kann, d. h. mit einer Kombination militärischer, wirtschaftlich-sozialer und psychologischer Maßnahmen 17).

Um Massenproteste und Aufstände wie in Soweto 1976 künftig zu vermeiden, darf die schwarze Bevölkerung nicht als feindliche fünfte Kolonne noch stärker entfremdet werden. Die Mobilisierung für verstärkten Guerillakrieg und soziale Unruhen macht es zudem notwendig, nicht-weiße Soldaten zu rekrutieren.

Nach dem klassischen Muster gegenrevolutionärer Strategien (Counter-Insurgency) umfaßt das , Reform-Konzept eine balancierte Mischung aus zivilen Kooptationsprogrammen und militärischen Sicherheitsmaßnahmen. Ein gezieltes Wirtschafts-und Sozialprogramm soll städtische nicht-weiße Bevölkerungsgruppen privilegieren und damit — so hofft man — das revolutionäre Potential in den schwarzen Townships verringern. Im einzelnen geht es um folgende Maßnahmen: — Die politisch-militärische Basis weißer Herrschaft will man durch Kooptation anderer, . gemäßigter'Bevölkerungsgruppen verbreitern. Die neue Verfassung der Republik Südafrika von 1983 sieht daher die Einbeziehung der . Farbigen'(2, 9 Mio.) und . Asiaten’ (0, 8 Mio.) in die bislang exklusiv weiße Demokratie (4, 7 Mio.) vor. Zugleich sichern die politische Arithmetik — Stimmverhältnis von 4: 2: 1 zugunsten der Weißen — und ein (weißer) Staatspräsident mit umfassenden Exekutivvollmachten die Interessen der weißen Minderheit.

— Die schwarze Mehrheit (22, 7 Mio.) bleibt weiterhin aus dem nationalen politischen Prozeß ausgeschlossen. Die für . Weiß-Südafrika unverzichtbaren schwarzen (Gast-) Arbeiter sollen durch gezielte Privilegierung . befriedet’ werden. Hierzu zählen ein Daueraufenthaltsrecht für städtische Schwarze (Urban Blacks), die Verbesserung der Wohnund Ausbildungsverhältnisse, die Abschaf39 fung der Arbeitsplatzreservierung (job reservation) und die Tarifautonomie für unabhängige schwarze Gewerkschaften seit 1979.

Durch Ausbau des Militär-und Sicherheitsapparats versucht die Regierung, eine effektive Herrschaftsgefährdung von außen und innen auszuschalten. — Mit einer offensiven Counter-Insurgency-Strategie im regionalen Vorfeld Südafrikas will man die schwarzafrikanischen Frontstaaten zu einer Politik friedlicher Koexistenz . bewegen. Sie sollen sich — wie Mosambik im Anti-Subversions-Vertrag von Nkomati 1984 — verpflichten, die exilierten Widerstandsbewegungen ANC und PAC nicht weiter zu unterstützen. Damit will man den Guerillas das Aufmarsch-und Auffanggebiet nehmen. — Die besondere Aufmerksamkeit der Sicherheitsplaner gilt der „zweiten, inneren Front" (General M. Malan). Gemeint sind damit Sabotageaktionen, Bombenanschläge und ganz allgemein als subversiv betrachtete Aktivitäten in der Republik. Neben verschärften Presse-und Sicherheitsgesetzen sowie der Kriminalisierung oppositioneller Gruppen soll das neue Verteidigungskonzept, das Area Defence-Konzept von 1982, im Ernstfall eine totale Mobilmachung der wehrfähigen weißen Bevölkerung sichern — auch gegen interne Guerillaaktionen. — Schließlich betreibt die Regierung eine rigorose Politik der Ausbürgerung und Zwangsumsiedlung . überflüssiger'Schwarzer in die sogenannten Homelands (Grand Apartheid). Zwischen 1960 und 1984 sind etwa 3, 5 Mio. Schwarze in die zehn Homelands verbracht worden Da nur eine begrenzte Zahl Schwarzer in , Weiß-Südafrika politisch-militärisch kontrollierbar ist, sollen die balkanisierten Homelands die Rolle sicherheitspolitischer Pufferzonen übernehmen.

Systemimmanent betrachtet war die Politik der Regierung durchaus erfolgreich: Sie konnte den Ausbruch der Revolution oder — weniger plakativ formuliert — eine Destabilisierung des Systems verhindern, allerdings zu wachsenden gesellschaftlichen Kosten. Von allen Widersprüchen abgesehen (gescheiterte Homeland-Politik, gemäßigte Mittelklasse als revolutionäre Avantgarde), leidet das weiße . Reform-Konzept an einer fundamentalen Schwäche: Es wird — wie alle empirischen Untersuchungen zeigen — von der Mehrzahl schwarzer Südafrikaner entschieden abgelehnt. Mehr noch: Es scheint eher zu ihrer Radikalisierung als zu ihrer Befriedung zu führen.

IV. Strategien der Opposition: Zwischen partieller Mitarbeit und bewaffnetem Kampf

1. Eskalation des Widerstands Die . Reform-Politik der Regierung löste zwei kontraproduktive Entwicklungen aus, die der schwarzen Opposition gleichsam eine neue Qualität verliehen:

a) Seit Ende der siebziger Jahre intensiviert sich der Widerstand gegen das System der Rassentrennung. Die Zahl gewaltfreier und bewaffneter Aktivitäten steigt insgesamt an. Der Widerstand eskaliert, d. h. es gibt eine erkennbare Verlagerung von friedlichen zu militanten Aktionen. Bis Anfang der achtziger Jahre scheinen die ANC-Attacken den Sicherheitsapparat nicht sonderlich irritiert zu haben. Von 1977 bis 1982 wurden 150 Anschläge registriert. Es gab 51 Tote, darunter 13 weiße Polizisten Danach eskalierten die Aktionen. 1982 fanden 29 Bomben-und Sprengstoffanschläge statt, 1983 31 Anschläge Bevorzugte Ziele sind Gebäude mit Symbolcharakter (Gerichtshöfe, , Bantu-Administrationen), Transport-und Energieanlagen (Kohlehydrierwerke SASOL I und II, 1980; Nuklearreaktor Koeberg, 1982) und militärische Einrichtungen. Der Sachschaden wird auf 600 Mio. Rand (ca. 900 Mio. DM) geschätzt

Südafrikanische Militärs sprechen inzwischen von einem „low intensive war" (. Krieg auf niedriger Stufe), den man für kontrollierbar hält. Er manifestiert sich in einer wachsenden Zahl bewaffneter Aktionen und deren regionalen Ausbreitung auch in den ländlichen Raum. Dabei werden zunehmend größere und kompliziertere Waffensysteme — Bazookas, Haftminen, leichte Mörser — eingesetzt. Einer wachsenden Zahl von Guerillas gelingt es, unentdeckt zu entkommen, was auf eine steigende Unterstützung in der Bevölkerung (durch Unterschlupf, Transport und Geld) schließen läßt. Die bislang verlustreichste Aktion war im Mai 1983 der Bombenanschlag auf das Luftwaffenhauptquartier in Pretoria. Es gab 19 Tote und 215 Verletzte. Der exilierte ANC erklärte sich erst nach mehrtägigem Zögern dafür verantwortlich, was auf interne Auseinandersetzungen zwischen . Falken und . Tauben über die Anwendung von . Gewalt gegen Personen'hindeutet, b) Aber auch der gewaltfreie Widerstand gewinnt an Bedeutung für die Stabilität bzw.

Destabilisierung des Systems. So wird die wachsende Veto-Macht der städtischen Schwarzen bewußt bei Konsumentenboykotten und Arbeitsniederlegungen eingesetzt.

Das Spektrum gewaltloser Aktionen reicht von spontanen . Miet-und Preisrevolten'in schwarzen Townships über . standardisierte'

Bus-und Schulboykotte — 1984 beteiligten sich etwa 900 000 Schüler und Studenten an derartigen Aktionen — bis zu landesweiten Streiks und organisierten Massenprotesten — wie etwa die Boykottkampagne zu den Wahlen der . farbigen'und . asiatischen'Kammer im August 1984.

Vorläufiger Höhepunkt waren die zweitägigen stay-aways im November 1984 300 000 bis 800 000 Arbeiter im Transvaal blieben ihrem Arbeitsplatz für zwei Tage fern, u. a. aus Protest gegen die Verhaftung von 800 (Wahlboykott-) Organisatoren und die „Besetzung" schwarzer Townships durch das Militär. Die Aktion war offenbar dort am erfolgreichsten, wo Gewerkschaften, Bürgerrechtsund Studentenorganisationen zusammenarbeiteten. Dies war der bislang größte Massen-protest in der Geschichte Südafrikas. Er endete mit 137 Toten seit September 1984, Hunderten von Verletzten und der Verhaftung von 16 Gewerkschaftsfunktionären. 2. Strategien partieller Kooperation Jeder Oppositionsgruppe stellt sich die Frage, wie trotz der vom System verordneten Machtlosigkeit eine Machtbasis zur Durchsetzung der eigenen Interessen gewonnen werden kann Dabei sind die Grenzen zwischen partieller Mitarbeit, passiver Verweigerung und aktivem Widerstand unter den gegenwärtigen Bedingungen notwendig fließend. Die Definitionsmacht über . aktiven'Widerstand liegt im Grunde beim Sicherheitsapparat, der sie vergleichsweise willkürlich und extensiv nutzt. Protagonist einer Strategie partieller Mitarbeit im System ist der Chief Minister des Homelands KwaZulu, Gatsha Buthelezi, mit seiner Nationalen Kulturellen Befreiungsbewegung (Inkatha yeNkululeko yeSizwe). Mit über 750 000 Mitgliedern (1983) — meist Zulus — ist Inkatha gegenwärtig die größte legale Oppositionsbewegung Südafrikas.

Dr. Buthelezi, ehemaliger Mitarbeiter von ANC-Präsident A. Luthuli, verfolgt eine ausgeklügelte Strategie der „taktischen Anpassung" (L. Harding): Die Mitarbeit im (Homeland-) System soll den legalen Aufbau politischer Massenorganisationen erleichtern — eben gegen dieses System. Gleichzeitig blokkiert Buthelezi die Vollendung der Homelandpolitik, indem er sich weigert, in die , Un-abhängigkeit'entlassen zu werden. „Er arbeitet im System, nicht mit ihm."

Inkatha fordert die Abschaffung aller Rassengesetze — sie seien das Fundament der legalisierten Gewalt in Südafrika — und eine demokratische Mehrheitsherrschaft. Kompromisse über die Wege dahin sind — noch — verhandelbar. Die neue Verfassung Südafrikas und die Homeland-Politik der Regierung werden jedoch strikt abgelehnt. Ordnungspolitisch plädiert man für eine Soziale Marktwirtschaft mit freiem Unternehmertum, privaten Auslandsinvestitionen und der Umverteilung von Land und Produktivvermögen.

Buthelezi tritt dezidiert für eine gewaltlose Strategie der Systemveränderung ein, hat aber Verständnis für die — auch — gewaltsamen Aktionen des ANC geäußert. Als wichtigste politische Waffe betrachtet Inkatha den Aufbau einer nationalen Massenorganisation, die mit Arbeitsstreiks, Konsumentenboykotten und zivilem Ungehorsam operiert (zu dem man auch Weiße aufruft). Auf diese Weise will man die weiße Regierung in einen Verhandlungsprozeß über Machtteilung zwingen. Andernfalls wird eine unkontrollierbare Eskalation der Gewalt prophezeit. International wird Inkatha vor allem von christlich-konservativen und liberalen Organisationen in Westeuropa und den USA unterstützt.

. Radikalere'Schwarze bezichtigen Inkatha einer „Ausverkaufspolitik" und der Kollaboration mit der burischen Minderheitsregierung. Eben diese Regierung hat Verhandlungen über Buthelezis Vorschläge zur Machtteilung in KwaZulu/Natal 1982 kategorisch abgelehnt. Inkathas — bis 1979 durchaus kooperatives — Verhältnis zum ANC und zu anderen Widerstandsorganisationen hat sich seither dramatisch verschlechtert. Ethnische, personelle und Macht-Rivalitäten scheinen dabei eine ausschlaggebende Rolle zu spielen.

Buthelezi hat sich wiederholt gegen Sabotageaktionen als „barbarisch" ausgesprochen, bestimmte Schul-und Konsumentenboykotte kritisiert und die „free Nelson Mandela" -Kampagne nicht unterstützt, seinerseits aber militante Inkatha-Kader gegen schwarze Organisationen — etwa gegen die United Democratic Front (UDF) — eingesetzt, wenn sie seine Herrschaftsposition in KwaZulu zu gefährden schienen.

Der ANC kritisiert Inkathas trennende Rolle im „Befreiungskampf", betrachtet aber Inkatha als wichtige Massenorganisation, mit der man eventuell wird (Zweck-) Bündnisse eingehen müssen. 3. Strategien der Nicht-Beteiligung Strategien der „Nicht-Beteiligung bzw.des passiven Widerstands zielen auf eine konsequente Verweigerung der Mitarbeit im System. Allen Institutionen, die zur Durchsetzung der Rassenpolitik geschaffen wurden, soll auf diese Weise der Anschein einer Legitimierung durch die schwarze Bevölkerung genommen werden. Damit hofft man zugleich, den Weg zu Einrichtungen offenhalten zu können, die auf den originären Interessen der schwarzen Mehrheit aufbauen.

1983 sah mit der Gründung der United Democratic Front (UDF) den erneuten Versuch, eine multirassische Sammlungs-und Widerstandsbewegung zu gründen, die sich in der Tradition der . Verweigerungs'-Kampagnen der fünfziger Jahre sieht. Anlaß war u. a.der Protest gegen die neue Verfassung der Republik, die Schwarze ausschließt. Als wichtigstes längerfristiges Ziel gilt die Vereinigung aller Systemgegner „zu gemeinsamem Kampf" für ein nichtrassisches, demokratisches Südafrika. Damit bezieht sich die UDF bewußt auf die „Freedom Charta" Auch die Namen der Schirmherren und Führungspersönlichkeiten zeigen, daß man sich in der Tradition der Kongreßbewegung der fünfziger Jahre sieht. Allerdings geht die United Democratic Front als breite Sammlungsbewegung weit über den ANC hinaus Sie umfaßt gegenwärtig etwa 700 Anti-Apartheid-Organisationen mit 1, 5 bis zwei Millionen Mitgliedern, die auf kom-munaler, kirchlicher und gewerkschaftlicher Ebene Basisarbeit leisten. Das politische Spektrum reicht dabei von liberalen (weißen) Bürgerrechtsvereinen über christliche Gruppen, sozialistische Gewerkschaften bis zu orthodoxen Marxisten und afrikanischen Nationalisten. Die United Democratic Front ist damit — noch vor dem Black Consciousness-orientierten National Forum (NF) und der Azanian People's Organisation (AZAPO) — die wohl wichtigste politische Organisation der städtischen Schwarzen Südafrikas. Die UDF hat u. a. die Boykottkampagne gegen die Wahlen zur . farbigen'bzw. . asiatischen'Kammer des neuen Parlaments organisiert — nur 17, 8% bzw. 14, 2% aller Wahlberechtigten gingen zu den Urnen — und war an den zweitägigen , stay-aways'vom November 1984 beteiligt. Ob die Demokratische Front mehr sein wird als eine kurzfristige Protestbewegung, dürfte von ihrer Fähigkeit abhängen, breite und basisorientierte Führungskader aufzubauen (exponierte Führungspersönlichkeiten werden erfahrungsgemäß vom Sicherheitsapparat , abgeschöpft'), sich auch im ländlichen Raum zu etablieren und — vor allem — sich des Rückhalts der unabhängigen Gewerkschaftsbewegung zu versichern

Der Sprung zu einer landesweiten und dauerhaften („sustained") Widerstandsbewegung ist primär von der Reaktion des Sicherheitsapparats abhängig. Die Regierung bezeichnet die UDF als „Frontorganisation" bzw. Surrogat des ANC und der Südafrikanischen Kommunistischen Partei. Sie ist in neuester Zeit dazu übergegangen, UDF-Versammlungen schon im Vorfeld'zu verbieten, einzelne Funktionäre in Sicherheitshaft zu nehmen bzw. zu bannen Allerdings erschwert die nahezu unüberschaubare Zahl von grass-roots-Organisationen eine . Enthauptung'der UDF und sichert gewisse Rückfallpositionen. Parallel zur Politisierung der städtischen schwarzen Mittelklasse sind auch die politischen Aktionen der organisierten schwarzen Arbeiterschaft dramatisch gewachsen. Seit ihrer Zulassung 1979 (im Zuge der . Reform -Politik der Regierung) hat sich die Mitgliederzahl der unabhängigen Gewerkschaftsbewegung von Jahr zu Jahr nahezu verdoppelt. Sie umfaßt gegenwärtig etwa 150 Einzelgewerkschaften mit 425 000 Mitgliedern, teilweise organisiert in den beiden Dachverbänden, dem Black Consciousness-orientierten Council of Unions of South Africa (CUSA) mit 165 000 Mitgliedern und der Federation of South African Trade Unions (FOSATU) mit 105 000 Mitgliedern Dabei weisen die als besonders . radikal'und . militant'geltenden Gewerkschaften die mit Abstand höchsten Zuwachsraten auf.

Die wachsende Machtbasis der organisierten schwarzen Arbeiterschaft zeigt sich u. a. an folgenden Entwicklungen:

— Die Zahl der Streiks und Arbeitsniederlegungen hat sich von 101 (1979) auf 336 (1983) verdreifacht.

— Bei den Streiks spielen politische Motive, etwa die Zulassung von Gewerkschaften, die fristlose Entlassung von Funktionären, die Zustimmung des Managements zur neuen Verfassung eine relativ große Rolle.

1982 kam es zum ersten landesweiten politischen Streik anläßlich des ungeklärten Todes des — weißen — Gewerkschaftsführers N. Aggett in Sicherheitshaft; 1983 wurden Protestkampagnen gegen das Verfassungsreferendum organisiert; 1984 blieben hundert-tausende Arbeitnehmer mehrfach ihren Arbeitsplätzen fern.

Die Regierung schwankt zwischen kontrolliertem Rückzug und wachsender Militanz. „Extensive Nachforschungen" der Polizei über Verbindungen zwischen den unabhängigen Gewerkschaften und dem ANC brachten offenbar keine Ergebnisse. Unter den 453 Personen, die 1983 — zumeist nach dem Terrorism Act — verhaftet wurden, befanden sich 74 Gewerkschaftsfunktionäre und -mitglieder

Da Schwarzen in Südafrika politische Artikulationsmöglichkeiten versagt sind, scheinen sich so die Gewerkschaften — trotz aller internen Konflikte — zu einem wichtigen Motor der schwarzen Protest-und Widerstandsbewegung zu entwickeln.

Der Rückhalt der Arbeitnehmerorganisationen in der schwarzen . Community zeigte sich bei Beteiligungen an Konsumentenstreiks, Schul-und Transportboykotten sowie dem — teilweise militanten — Protest gegen die Zerstörung von Squatter-Siedlungen und die Zwangsumsiedlung ihrer Bewohner. 4. Strategien bewaffneten Kampfes Mit Anti-Subversions-Verträgen im südlichen Afrika (Swaziland 1982, Mosambik 1984) wurden den ANC-Guerillas wichtige Aufmarsch-basen genommen. Der African National Congress sah sich daher zu einer Revision seiner bisherigen Strategie gezwungen. Die 2 000 bis 8 000 Guerilla-Kämpfer mußten verstärkt in die Republik Südafrika . einsickern', um dort ein Untergrundnetz aufzubauen. Nach Lage der Dinge ist dies ohne politische Massenarbeit und breiteren Rückhalt in der Bevölkerung kaum möglich.

Oliver Tambo, Präsident des ANC im Exil, unterstrich denn auch im Herbst 1983, daß der ANC sich nicht ausschließlich auf Guerilla-Aktionen stütze: „Der bewaffnete Kampf ist unverzichtbar. Strategisch gesehen wäre es jedoch ein schrecklicher Fehler, wenn wir uns nur auf den bewaffneten Kampf verlassen würden ... Wir operieren an drei Fronten: der Arbeitsfront, der Front der öffentlichen Massenaktionen und der Front bewaffneter Aktionen."

Der ANC verfolgt daher eine ausbalancierte Strategie, die Guerilla-Attacken und bewaffnete Anschläge mit Massenmobilisierung durch Demonstrationen, Boykotte und Streiks kombiniert. Ziel der bewaffneten Anschläge ist nicht der Sieg in einem konventionellen Krieg. Dies wäre angesichts der ungleichen Militärpotentiale illusionär. Vielmehr geht es den ANC-Guerillas darum, die weiße Minderheit in eine aussichtslose , no-win'-Situation zu zwingen. Sabotageaktionen sollen das Vertrauen internationaler Investoren erschüttern, die Moral der Weißen untergraben und so eine Machterosion im System auslösen. Zugleich will man mit derartigen Aktionen („armed Propaganda") die Zuversicht der schwarzen Bevölkerung stärken und andere Formen des Widerstands — Streiks, Massendemonstrationen und Straßenproteste — begünstigen

Die gewaltfreien Aktionen des ANC zielen auf eine umfassende Politisierung und Mobilisierung schwarzer Bevölkerungsmassen. Erst die Unregierbarkeit des Landes, Generalstreiks bzw. ein . Volksaufstand', könnten — so die Vermutung — den Weg freimachen zu Verhandlungen.

Über die . richtige'Kombination von gewaltsamen und gewaltfreien Aktionen scheinen zwischen . Falken'und . Tauben'sowie zwischen den Untergrundkämpfern und dem Exil-ANC teilweise massive Konflikte zu bestehen Aus durchaus eigennützigen Motiven ist immer wieder versucht worden, den ANC pauschal als kommunistische „Tarn-und Terrororganisation" abzustempeln. Derartige, primär dem Ost-West-Konflikt entlehnte Klassifizierungen haben sich in der Vergan-genheit — von Algerien bis Zimbabwe — nicht selten als unzutreffend erwiesen.

Unbestreitbar ist, daß in den vierziger und fünfziger Jahren die Südafrikanische Kommunistische Partei (SACP) an Einfluß gewann. Mitglieder der SACP arbeiten teilweise an verantwortlicher Stelle im ANC mit Etwa 90% der militärischen (60% der gesamten) Unterstützung kommt aus dem Ostblock und — neuerdings — aus der VR China. Finanzielle Hilfe leisten auch Nigeria, Algerien, Ägypten, Gabun, Elfenbeinküste, Senegal und Saudi-Arabien. Zu den wichtigsten westlichen Geberländern zählen: Schweden, Dänemark, Norwegen, die Niederlande, Österreich und Italien Zudem wird der ANC vom Weltkirchenrat und der UN unterstützt, die PAC und ANC als . nationale Befreiungsbewegungen offiziell anerkannt haben. Paradoxerweise scheinen regierungsnahe burische Nationalisten diese Einschätzung zu teilen: „Der ANC ist die Nationale Partei des Schwarzen Nationalismus, mit der die Regierung eines Tages wird verhandeln müssen." 5. Entfremdung und Radikalisierung Empirische Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, daß der Rückhalt des ANC in der schwarzen Bevölkerung in den letzten fünf Jahren „dramatisch" gewachsen ist. Noch 1977 bezeichneten 43, 8% der städtischen Schwarzen Gatsha Buthelezi von Inkatha vor ANC-Führern (21, 7%) als wichtigste politische Persönlichkeit (PAC 7, 4%; Black Consciousness-Führer 5, 6%) 1981 dagegen hätten — falls Schwarze in Südafrika wählen dürften — 40% der Befragten für den ANC gestimmt und nur noch 21% für die Inkatha-Bewegung (vgl. Tabelle).

Vor allem besser qualifizierte, selbständige und jüngere städtische Schwarze sind Anhänger des ANC. Exakter kann man jene . Schwarze Mittelklasse'nicht umschreiben, die die Regierung mit ihrer . Reform-Politik für das System gewinnen wollte.

V. Südafrika zwischen friedlichem Wandel und Bürgerkrieg

, Wishful thinking'ist in Wissenschaft und Politik die Regel, nicht die Ausnahme. Marxisten neigen dazu, die Revolution überall zu prognostizieren — auch in Südafrika; Nicht-Marxisten prognostizieren alles — nur nicht die Revolution. Das vorläufige Ergebnis einer über siebzigjährigen Geschichte von weißer Herrschaft und schwarzem Widerstand ist eine völlige Blockierung der Situation.

Die weiße Regierung weigert sich, die repräsentativen Sprecher der Schwarzen anzuerkennen. Die schwarze Bevölkerung weigert sich, die . Reform-Angebote der Regierung zu akzeptieren.

Da friedliche Regelungen der gesellschaftliche Konflikte Südafrikas gegenwärtig keine Aussicht auf Erfolg haben, wird zunehmend ihre gewaltsame Austragung als Alternative betrachtet. Aber auch militärische . Lösungen sind nicht möglich. Dafür sind beide Seiten zu stark bzw. zu schwach. Die Koexistenz von Krieg und Frieden wird vermutlich die unmittelbare Zukunft Südafrikas bestimmen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. hierzu die grundlegende Arbeit von Th. Hanf/H. Weiland/G. Vierdag, Südafrika: Friedlicher Wandel?, München-Mainz 1978.

  2. Vgl. dazu die empirische Analyse zu ethnischen Konflikten in Schwarzafrika von Beat Moser, Ethnischer Konflikt und Grenzkriege, Diessenhofen 1983, S. 156.

  3. Die Afrikaner Weerstand Beweging (AWB) und das Wit Kommando. Das Wit Kommando soll etwa 500 Mitglieder haben. Vgl. H. W. Degenhardt, Political Dissent, London 1983, S. 312.

  4. Unter . schwarz'werden im folgenden — wie auch in Südafrika üblich — alle Bürger mit minderem Rechtsstatus definiert, unabhängig von der Hautfarbe.

  5. Th. Hanf u. a. (Anm. 1), S. 256.

  6. Ebenda, S. 260.

  7. Vgl. M. Gandhi, Satyagraha in South Africa, Madras 1928.

  8. Th. Hanf u. a. (Anm. 1), S. 45.

  9. Vgl. zum folgenden: Th. Karis/G. M. Carter (Eds.), From Protest to Challenge. A Documentary History of African Politics in South Africa 1882 to 1964, Stanford 1972; W. Kühne, Widerstand und Befreiungskampf in Südafrika: Geschichte, Entwicklung und Probleme, in: Bayerische Landeszentrale für Politische Bildung (Hrsg.), Südafrika vor der Entscheidung (i. E.).

  10. Vgl. R. von Lucius, Südafrika: Schwarze Hoffnung, weiße Reformbereitschaft, Bonn 1981, S. 55. Man forderte einen multirassischen, demokratischen Staat mit allgemeinem Wahlrecht unter Wahrung von Menschenrechten und kultureller Autonomie sowie die Umverteilung des Bodens, die Nationalisierung von Bodenschätzen und von monopolisierten Industrien.

  11. Vgl. T. Lodge, Black Politics in South Africa since 1945, Johannesburg 1983, S. 231 ff.

  12. N. Mandela, No Easy Walk to Freedom, London 1965, S. 169.

  13. St. Biko, I write what I like, London 1978, S. 49.

  14. Th. Hanf u. a. (Anm. 1), S. 271.

  15. Vgl. Republic of South Africa. Report of the Commission of Inquiry into the Riots at Soweto and Elsewhere from the 16th of June 1976 to the 28th of February 1977, Vol. I, Pretoria 1980, S. 522.

  16. Vgl. M. Hough, National Security in the RSA: The Strategie Importance of South and Southern Africa: The Pretoria View, Institute for Strategie Studies, Pretoria 1981.

  17. Vgl. hierzu den Beitrag von W. Kühne in diesem Heft.

  18. Vgl. Südafrikanischer Kirchenrat/Katholische Bischofskonferenz des Südlichen Afrika (Hrsg.), Zwangsumsiedlungen in Südafrika. Ein Bericht der Kirchen, Hamburg 1984, S. 15.

  19. Vgl. Th. Karis, The Resurgent African National Congress: Competing for Hearts and Minds in South Africa, in: Th. M. Callaghy (Eds.), South Africa in Southern Africa, New York 1983, S. 213.

  20. Vgl. zum folgenden: T. Lodge, The African National Congress, 1982, in: South African Review I, Johannesburg 1983, S. 50- 54, und T. Lodge, The African National Congress, 1983, in: South African Review II, Johannesburg 1983, S. 21- 25.

  21. Vgl. . Harte Zeiten für den ANC, Neue Zürcher Zeitung v. 10. Juni 1984.

  22. Vgl. hierzu: Financial Mail, Johannesburg, vom 9. und 16. Nov. 1984 und The South Africa Foundation News, Johannesburg, Dezember 1984.

  23. Southern African Catholic Bishops'Conference, Report on Police Conduct during Township Pro-tests, August-November 1984, Pretoria 1984, S. 5.

  24. Vgl. zum folgenden: W. Kühne (Anm. 9); G. Buthelezi, Für Freiheit und Versöhnung. Sechs Reden, Gütersloh 1982; O. Dhlomo, The Strategy of Inkatha and its Critics, in: Journal of Asian and African Studies, Vol. XVIII, Nos. 1— 2, 1983, S. 49— 59.

  25. Vgl. Th. Karis (Anm. 20), S. 218.

  26. R. von Lucius (Anm. 10), S. 62.

  27. So der Wortlaut der Gründungserklärung der UDF „Gegen Apartheid — für Demokratie und Einheit", abgedruckt in: Monitor-Dienst Afrika v. 29. August 1983.

  28. Allerdings sind die Forderungen der Freiheitscharta nach Nationalisierung von Banken und Monopolindustrien in der Gründungserklärung von UDF nicht enthalten.

  29. Vgl. hierzu im einzelnen: H. Barrell, The United Democratic Front and National Forum: Their Emergence, Composition and Trends, in: South African Review II, Johannesburg 1984, S. 6— 18.

  30. Vgl. A Lemon, The Indian and Coloured Elections: Co-optation rejected?, in: South Africa International, Vol. 15, No. 2, October 1984, S. 97. Die Regierung gibt mit 30, 9 bzw. 20, 3 % höhere Zahlen an, da sie nicht die Zahl der Wahlberechtigten, sondern die Zahl der in den Wählerlisten Eingetragenen als Basis nimmt. Zur neuen Verfassung vgl. K. von der Ropp, Die neue Verfassung der Republik Südafrika — von . Westminster'nach . Southminster', in: Verfassung und Recht in Übersee, 17 „(1984), S. 195— 211.

  31. Einige Gewerkschaften wie z. B. die South African Alied Workers'Union (SAAWU) mit 100 000 Mitgliedern (1983) und der Council of Unions of South Arica (CUSA) mit 165 000 Mitgliedern sind der UDF beigetreten, andere — wie die Federation of South Arican Trade Unions (FOSATU) mit 105 000 Mitgliedern — nicht. FOSATU sympathisiert mit der UDF, befürchtet aber Identitätsverluste als Arbeitnehmerorganisation.

  32. Nach Verhaftung von mehr als zwölf führenden Persönlichkeiten waren Ende Februar 1985 nur noch zwei Vorstandsmitglieder der UDF in Freiheit. Vgl. International Herald Tribune v. 22 Februar 1985.

  33. Vgl. hierzu im einzelnen: G. Braun, Modernisierung weißer Vorherrschaft und gewerkschaftlicher Widerstand in Südafrika, in: Arika Spectrum, 20 (1985) 1 (i. E.).

  34. African Contemporary Record 1981/82, London 1982, S. B 748.

  35. Vgl. G. Howe (Hrsg.), Industrial Relations in South Africa, Durban 1984, S. 3.

  36. Die erste Zahl stammt vom südafrikanischen Geheimdienst, die zweite von westlichen Diensten. Vgl. „Harte Zeiten für den ANC", Neue Zürcher Zeitung vom 10. Juni 1984.

  37. Zit. in: W. Kühne (Anm. 9).

  38. Vgl. hierzu: P. Rich, Insurgency, Terrorism, and the Apartheid System in South Africa, in: Political Studies, Vol. XXXII, 1984, S. 71 ff.

  39. Vgl. Th. Karis (Anm. 20), S. 192 f.

  40. The Minister (Information), South African Embassy, Southern Africa: Soviet Front Organisations — ANC, SWAPO, SACP, Washington, August 1983.

  41. M. Mabhida, Generalsekretär der SACP, ist Mitglied des Exekutivkomitees des ANC. Die Abschaffung des Revolutions-Rats und die Stärkung des Exekutivkomitees scheinen auf wachsenden Einfluß der afrikanischen Nationalisten im ANC hinzudeuten. Vgl. Th. Karis, Revolution in the Making: Black Politics in South Africa, in: Foreign Affairs, Vol. 62, No. 2, 1983/84, S. 395.

  42. Vgl. hierzu: Th. Karis (Anm. 20), S. 194 f.

  43. T. Vosloo, Chefredakteur von 'Beeid', zit. in: New York Times Magazine v. 19. April 1981, S. 58. Karis gibt — allerdings ohne Quelle — an, daß Sprecher der US-Administration den ANC „primär als Afrikanische Nationalistische Organisation" einstufen. Th. Karis (Anm. 42), S. 379.

  44. J. Degenaar, zit. in: African Contemporary Record 1981/82, London 1982, S. B 698.

  45. Vgl. Th. Hanf u. a. (Anm. 1), S. 371. Dort werden auch das Sample und die methodologischen Grenzen derartiger Umfragen diskutiert.

  46. Schlemmer kommt bei einer Befragung von Arbeitern im Witwatersrand und in Port Elizabeth 1984 zu ähnlichen Ergebnissen: ANC 27 %; UDF 11%: AZAPO/AZASO 5%; Inkatha 14%. Vgl. L. Schlemmer, Black Worker Attitudes, Durban 1984, S. 10.

  47. Zu verschiedenen Modellen friedlicher Konfliktlösung vgl. G. Braun, Der Nord-Süd-Konflikt in Südafrika, in: Bayerische Landeszentrale für Politische Bildung (Hrsg.), Südafrika vor der Entscheidung (i. E.) und D. Geldenhuys, Die Zukunft Südafrikas aus deutscher Sicht, in: Außenpolitik, 36 (1985) 1, S. 80— 98.

Weitere Inhalte

Gerald Braun, Dr. rer. pol., geb. 1942; Mitarbeiter am Arnold-Bergstraesser-Institut, Freiburg i. Breisgau. Veröffentlichungen u. a.: Politische Ökonomie, Hamburg 1976; (mit Rudolf Hamann) Kursbuch Politik, Frankfurt 1982 3; Nord-Süd-Konflikt und Entwicklungspolitik, Opladen 1985. Aufsätze zur Entwicklungspolitik und zu Problemen des südlichen Afrika (Malawi, Simbabwe, Südafrika).