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Alles Theater? Auf jeden Fall viel Theater in Bonn | APuZ 1/1985 | bpb.de

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APuZ 1/1985 „Ach, Schnucki ..." — Humor in der Politik Tanze, Kanzler, tanze — oder: Was bleibt, sind die Politiker Alles Theater? Auf jeden Fall viel Theater in Bonn Sport und Politik im Olympiajahr — Ein Rückblick Kabarettisten als Hofnarren der Demokratie?

Alles Theater? Auf jeden Fall viel Theater in Bonn

Helmut Herles

/ 10 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Helmut Herles, Bonner Korrespondent der FA. Z., hat in diesem Beitrag sein jüngstes Buch „Fürchtet Euch nicht. Von Kanzlern und Komödianten, von Parlamentariern und Vaganten, von Menschen und Leuten im Staatstheater Bonn" auf die Kurzfassung einer Theaterkritik des Jahres 1984 gebracht. Denn der politische Betrieb in Bonn läßt sich zwar auch mit einem „Treibhaus" oder einer „Raumstation" vergleichen, dem Nestroy-Liebhaber Herles erscheint jedoch der Vergleich mit einem Staatstheater, einem kleinen Welttheater, ebenso naheliegend.

Obwohl die Demokratie in den westlichen Industrienationen im allgemeinen und die Bonner im besonderen zugleich Telepathie und Telekratie ist — also Herrschaft des Fernsehens und herrschen mit seiner Hilfe —, scheint vieles in einem Bonner politischen Jahr nach älteren Regeln, nach denen des Theaters, abzulaufen. Die Theaterbretter können die Welt bedeuten, aber die politische Welt ist selbst oft Theater. Die Theaterkritiker hatten 1984 ein Jahr zu beobachten, in dem es fast alle Gattungen zu besichtigen galt, vom Drama um den Rücktritt Lambsdorffs und den Sturz Barzels (nicht zuletzt über seine eigenen Stelzen) bis hin zur Schmiere des MAD gegen einen Vier-Sterne-General. Es „durfte" gelacht werden, denn Bonn hat genügend freiwillige und unfreiwillige Komiker. Nur an ausgesprochenem Stoff zur Tragödie fehlte es — Gott sei Dank. Damit blieb natürlich die Möglichkeit aus, daß wie nach einer griechischen Tragödie Spieler und Zuschauer eine Katharsis, eine Läuterung, verspüren können. Daß es, keine große Tragödie gab, heißt nicht, daß es keine traurigen Spiele gegeben hätte, mit Flick als Generalintendanten und von Brauchitsch als Regisseur eines von ihm „ausgestatteten" Marionettentheaters. Marionetten hängen an Fäden, Flick wollte sie an die Leine legen — wöchentlich nachzuvollziehen im 19. Stockwerk des Langen Eu-gen, im Flick-Untersuchungsausschuß des Parlaments.

Walter Hanel, aus: FAZ

Auf der Bonner Bühne gibt es Staatsschauspieler und Komödianten, Polterer und Leise-treter, die mit dem großen Augenaufschlag, die gekonnt ihre Profile und ihre Zähne Zeigenden. Chargen und Charakterdarsteller, Komödianten, Intriganten, Autoren, Regisseure, Souffleure, Maskenbildner, Kostümschneider, Kulissenschieber, Beifall und Buh, Schminke und Maske, Dialoge und mehr Monologe, Simultanbühne, die im Bundestag und Bundesrat zur gleichen Stunde tagen, Fastnachtsspiele in den Landesvertretungen. Das stetig wiederkehrende Sommertheater. Das Auswechseln von Bonner Spielern als Gäste auf den Wanderbühnen in der Provinz, Prozessionsspiele bei Demonstrationen und im-B mer wieder Illusionsbühnen. In diesem Staatstheater gibt es dauerhaft Wiederkehrende und vergleichbar improvisierende Stegreiffiguren, wie in der alten Comedia dell’arte.

Solch ein die Sprache jederzeit beim Wort nehmender Harlekin könnte beispielsweise hervorragend von Norbert Blüm gegeben werden, der seine Kommentare zum Bonner und zum Weltgeschehen gemäß seiner Sprachmelodie auch in einer der Gestalten der hessischen Nationalkomödie, des Datterich, darstellen könnte. Naturgemäß liegt den Oppositionspolitikern ein anderer Zug des Harlekin näher, nämlich alles zu glossieren und herunterzumachen oder, wie der Bremer Abgeordnete Waitemathe in seinem Jahres-rückblick schrieb, „die Darsteller abzuschminken, während die Vorstellung noch läuft". Das stimmt. Aber die SPD muß bei sich selbst noch viel abschminken. Aus der Comedia kommt auch der Pantalone, der geizige Kaufmann, er wäre hervorragend mit Finanzminister Stoltenberg zu besetzen, und der pseudowissenschaftliche, mit angelesenen Brocken um sich werfende Dottore. Ja, da hätte jeder Regisseur in Bonn eine Riesenauswahl aus dem Heer der Assistenten und Beamten, dem der Bildungspolitiker und Politologen oder wie es Waitemathe ausdrückt: „An vielen Politikern ist zu bewundern, daß sie für ihre Sprachlosigkeit über einen tollen Wortschatz verfügen." Waitemathe hat auch etwas zu den Gagen des Staatstheaters notiert. Er meint damit nicht die als Gehalt zu versteuernden 8 000 Mark aller Abgeordneten und die entsprechend höheren Gehälter der Parlamentarischen Staatssekretäre und Minister, die indes alle weniger bekommen als vergleichbare Stars in der Wirtschaft. Aber warum soll es ihnen anders gehen als ihrem Publikum. Auch unter den gewöhnlichen Sterblichen gibt es viele, die mehr bekommen als sie verdienen und andere, die mehr verdienten als sie bekommen. Waitemathe hält ironisch fest: Helmut Schmidt 20 000 Dollar pro Vortrag. Rainer Barzel 20 000 Mark pro Stunde. Nicht nur die Figuren, Abläufe, Stilmittel — auch der seit der Antike herausgebildete Theaterbetrieb ist im Bonner Staatstheater wiederzuerkennen, das sich selbst zwischen der Teilnahme am Welttheater und der Einigelung in einer Provinz hin-und hergerissen fühlt. Die Stoffe aller Zeiten kehren ebenfalls wieder. Zwar gebricht es der Bonner Bühne, von wenigen bekannten Ausnahmen abgesehen, an Heldinnen wie an Schurken, um Königsdramen von Shakespearschem oder Schillerschem Ausmaß inszenieren zu können. Von Brauchitsch ist kein Jago und Flick nicht Richard III. Liebesdramen auf der Höhe von Romeo und Julia sind ebenfalls selten. Eher wird hier Romeo und Julia auf dem Dorfe inszeniert, beispielsweise mit Brandt zu besetzen.

Jean Claude Riber, der Generalintendant der wirklichen Bonner Bühnen, könnte also mühelos ein Prominententheater zusammenbekommen. Für die Minna von Barnhelm den ostpreußisch rredenden Herrbert Ehrrenberrch als Major Teilheim, die CSU oder die bayerische SPD für Filser-Stücke, Mischnick und Genscher für sächselnde Aufführungen des „Raubs der Sabinerinnen". Kohl in einem populistischen Volksstück vom zuckmayerschen Schlage wie dem „Fröhlichen Weinberg". Aber neuerdings auch als eifrig im Welttheater sich umsehender Staats-und Stargast. 1984 hielt er nicht nur die Hand Mitterrands bei der symbolischen Versöhnungs-Erneuerungsgeste (Wenn das die Agenten des MAD gesehen haben! — Von wegen Männerfreundschaft!). Er war in den USA, in China, in Pakistan, in Lateinamerika, in Ungarn, Spanien, Portugal, Israel und Belgien.

Da sage noch einer, dies sei Provinztheater oder wie ein englischer Kritiker nach dem Wechsel von Schmidt auf Kohl geschrieben hatte: ein Großer sei gegangen, ein Langer gekommen. Man wird sehen. Und sie kamen zu ihm, Ceausescu und Mubarak, die westlichen Freunde und Nachbarn, aber auch der Gast aus Südafrika, dem man zur Vorsicht rasch einige Requisiten von der Bühne räumte, zum Beispiel das unbequeme Sofa, auf dem die Staatsschauspieler Rhabarber-Rhabarber zu murmeln scheinen, wenn sie für die jeweiligen Theaterzettel fotografiert werden. Genschers Gastspiele in aller Welt aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, und auch der Oppositionsführer Vogel fliegt gern aus. Der weiland politische Burgschauspieler Kiesinger hat wohl nicht geahnt, was er verursachte, als er den Staatsschauspielern zurief: „Ich sage nur China, China, China." Jetzt waren sie schon fast alle dort — Riber auch, und demnächst wird die Bonner Oper wirklich Weltruhm haben, zumindest im Fernen Osten.

Zu den Stoffen: Vielleicht könnte man •Nestroys absurden Häuptling Abendwind für die Diplomatenschulung verwenden. In diesem Spiel gehen zwei Wilde so miteinander um, wie dies auch zivilisierte Politiker auf ihren Konferenzen tun, obwohl einer des anderen Frau verspeist hat.

Geht man als Dramaturg die möglichen Spielpläne des Bonner Theaters systematisch, also alphabetisch, durch, so entdeckt man rasch die Querverbindungen zum Bonner Staats-theater. Es beginnt mit Titeln wie „Amnestie"

oder . Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny". Es gibt „Amnestie" als Stück Finkelnburgs um eine Justizkrise im Spätexpressionismus der zwanziger Jahre und es gab 1984 die Amnestieposse der Bonner Koalition. Sie fiel durch.

Bei B fände man nicht nur „Helden" wie Brandt, Barzel oder Bangemann. Nein, da hätte man auch den Stoff für das Staatstheater mit dem „Bruderzwist im Hause Habsburg". Wahlweise zu besetzen mit Sozialdemokraten und Sozialisten der SPD, noch eindrucksvoller aber mit Kohl und Strauß als Verkörperung der Bruderzwiste im Hause der Union.

Bei D versammeln sich in Bonn Damen und mancher Don Juan, vor allem aber denken die Regierenden wie Opponierenden mit Sehnsucht an den Deus ex machina, jenen Gott aus der Maschine, der im letzten Augenblick Katastrophen und Tragödien doch noch abwenden kann, wie Mikat mit den Versöhnungsbriefen zwischen General Kießling und Verteidigungsminister Wörner. Da kommen die Kräfte des Dionysischen zum Zuge, wird alles wieder einmal wie auf einer Drehbühne durcheinandergewirbelt, und sei es vom Druckfehlerteufel und anderen Dämonen, die bei einem SPD-Papier aus Wertewandel „Wertehandel" machten.

So könnte man das Alphabet des wirklichen Theaters von A bis Z durchforsten und immer wieder Spiele finden, die so zu inszenieren wären, als seien sie extra fürs Bonner Staats-theater geschrieben worden. Gustav Freytags „Journalisten" zum Beispiel, in dem der Schmock sowohl links als auch rechts schreiben kann. Oder im Blick auf die Grünen „Frühlingserwachen". Andere sehen sie als „Biedermann und die Brand(t) stifter". Sie nahmen ihre Männer in die „Schule der Frauen", fragten bei den anderen Fraktionen nach der dortigen Körpersprache, machten aus einem Triumvirat ein Emanzipat. Und alle zusammen, von den Grünen über die Blau-Gelben bis zu den Roten und Schwarzen, spielten mit in den „Komödien der Irrungen und Wirrungen". Aber warum sollten die Staatsschauspieler besser seih als ihr Publikum, ihre Beifall-spender und Kritiker, ihre zahlenden und nichtzahlenden Zuschauer. Alle zusammen, die gesamte Republik, könnte sich bewerben für die Besetzung der Hauptrolle in Molires „Der eingebildete Kranke".

Das Bonner Welttheater ist von seiner Stimmung her zu oft Weltuntergangstheater. Deshalb schrieb ein Bonner Theaterkritiker ein Buch „Fürchtet Euch nicht. Von Kanzlern und Komödianten, von Parlamentariern und Vaganten, von Menschen und Leuten im Staats-theater Bonn." Da wollte der Alt-Bundeskanzler Schmidt wissen, da er nicht mehr Kanzler sei, unter welche Kategorie er falle. Am liebsten wären ihm die Menschen und Leute. Der Rezensent schrieb zurück, sein Buchtitel wolle nicht suggerieren, daß Kanzler keine Komödianten und Parlamentarier keine Vaganten sein können. Aber Schmidt gehörte schon während seiner Amtszeit durchaus zu den Menschen und Leuten. Und der andere Kunstrichter über den politischen Theater-betriebschrieb gar ein Tagebuch „Gnadengesuch für Bonn". Bonn hat es nötig. Und ist dennoch besser als sein Ruf. Der ist freilich noch nicht so ruiniert, daß das Staatstheater die Spruchweisheit für sich anwenden könnte: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's völlig ungeniert.

Vieles stürzt von draußen auf diese kleine Bühne. Zwar waren die Streiks der IG Druck (für manchen Journalisten in jenen Tagen „Alpdruck und Zensur") und der IG Metall noch nicht von der Düsternis der Hauptmannschen „Weber". Aber die Arbeitskämpfe waren zugespitzt genug, so daß endlich wieder einmal eine glückliche Natur wie Georg Leber, der Maurer, der Minister wurde, zur Hauptrolle seines Lebens zurückfinden konnte: Brückenbauer zu sein. Mit ihm war eine der Hauptrollen des verflossenen Jahres ausgezeichnet besetzt: Der Schlichter.

Das Bonner Theater hat, abgesehen von wirklichen Ereignissen und den wenigen Haupt-und Staatsaktionen, einen fest geplanten zeitlichen Ablauf. Es beginnt meistens zu Weihnachten oder Neujahr mit solistischem Zimmertheater: die Großen der Republik verkünden über das Fernsehen ihre Weihnachtsund Neujahrsbotschaften. Das sieht so aus, als seien sie wirklich da, „Live", wie das heute heißt. Aber es sind fast immer Konserven. Meistens sind diejenigen, die etwas „in Bonn" erklären, dann gar nicht in Bonn, was wiederum einen theatralischen Aspekt der Medienpolitik aufzeigt. Denn Medien waren im alten Schauertheater Wesen, die Erscheinungen herbeilocken konnten, die in Wirklichkeit nicht da oder an anderen Orten sind, was erklärt, warum die Medienpolitik etwas so Gespentisches an sich hat. In den Wintermonaten übt man sich im üblichen Repertoire. Dabei zieht es immer wieder einige mit Macht auf die heimischen Bühnen. Die CSU vor jeder Fraktionssitzung der Union in ihr „Haus Vaterland", die bayerische Landesvertretung, die Kanalarbeiter der SPD in ihren „Kessenicher Hof", die Grünen und die Linken ins Lokal „Provinz": Bonner Theater auf Vorstadtbühnen.

Zugleich beginnt die Serie der Bonner Feste, bei denen die elf Landesvertretungen miteinander wetteifern, wer hübscher das „Sehen und Gesehenwerden" oder manchmal „Das große Fressen" inszeniert. Gelegentlich spielen die Staatsschauspieler wirklich Theater: die bayerischen Abgeordneten, oder Michaela Geiger von der CSU und Freimut Duve von der SPD bei den Bonner Musikfreunden. Unter diesem Aspekt ist der Bundestag ein „Talentschuppen". Der FDP, die auch in diesem Jahr in ständiger Todesfurcht lebte und deshalb besonders leicht zur Karnevalsstimmung übergehen kann (carne vale — fleischliche Existenz, lebe wohl!), dichtete der Fraktionsdichter Friedrich Neuhausen und der Parlamentarische Geschäftsführer Klaus Beckmann ein veritables Karnevalslied. Zu singen nach der Melodie „Es war im Böhmerwald". Der Refrain auf die Strophen, die sich, wie es sich gehört, Ums Essen, ums Trinken und um die Liebe drehen, lautet:

Ja dat Formaldehütt von demm Chemie-Komplott — wenn da nix anners kütt, dann send mer all kapott.

Der Höhepunkt ist dennoch meistens das Sommertheater, weil die Bonner Sommerzeit eine spezifische Zeiteinteilung der Politiker ist, die sich allerdings von der allen Bürgern auferlegten Sommerzeit weniger unterscheidet, als auf den ersten Blick zu vermuten wäre. Denn in der einen wie in der anderen künstlichen Zeiteinteilung geht es darum, das Sonnenlicht zu überlisten, die Stunden anders zu zählen, als die Sonnenuhren anzeigen würden — alles wie in der Politik. Irn bürgerlichen und bäuerlichen Leben hat es zur Folge, daß der Milchrhythmus der Kühe durcheinander gerät und die kleinen Kinder abends um die Einschlafstunden feilschen, was die allgemeine Reizbarkeit erhöht. Ähnlich ergeht es in der Bonner Sommerzeit den Haupt-und Nebenrollen des Sommertheaters: Die Politiker streiten sich wortreich, wie dunkel oder wie hell es wirklich sei, oder was die Stunde geschlagen habe. Wobei die Koalitionspolitiker, gleichgültig welcher Koalition, sagen, es sei in Wirklichkeit fast noch hell, während die der Opposition, gleichgültig welcher Partei, dumpfen Donner über die Bühne rollen lassen: Nein, es sei schon duster, zappenduster, für dieses unser Land. Und dann werden Vorschläge und Gegenvorschläge zwischen Koalitions-„Freunden" hin und her gewendet und jede Koalition fühlt sich dann an den Sommernachtstraum von Shakespeare erinnert, indem man mittels eines auf die Augen geträufelten Zaubertranks einen häßlichen Esel zum begehrten Liebesziel machen kann. Und so denken sie heimlich alle wie bei Shakespeare übereinander in jeder Koalition, sei sie sozialliberal, die der Mitte oder rot-grün: „Dem schlechtesten Ding an Art und Gehalt leiht Liebe dennoch Ansehen und Gestalt." Nach dem Sommer gehen die Stücke in Serie für die Herbst-und Winterspielzeit. Wen wundert es da noch, wenn angesichts solcher Spiele einmal das Kanzleramt zu einem Fest ins wirkliche Bonner Stadttheater einlud, wobei in den Hecken und auf dem Rasen die politischen Akteure so gezeigt wurden, wie sie manchmal in Wirklichkeit sind: Masken und Puppen aus Pappmache. Drinnen durften die Bonner Pressesprecher, was sie sonst nicht sollen: Sie machten selbst Theater. Es war ein schaurig-schönes Stück „Bertha vom Drachenfels".

Aber das Bonner Theater hat viel Konkurrenz. Oft ist es sich selbst im Wege. Es steht in der Gefahr, sein zahlendes Publikum zu vergraulen. Dennoch ist dieses Theater weitaus erträglicher, als es ein Moskauer Bolschoi-Ballett wäre oder es die gigantischen Inszenierungen Hitlers waren. Damals wurde aus einer zunächst belächelten Burleske ein Trauerspiel, entstand die Tragödie ganzer Völker. Zu jenem Staatstheater hätte keiner schreiben können „Fürchtet Euch nicht".

Fussnoten

Weitere Inhalte

Helmut Herles, geb. 1940; Studium der Germanistik, des Russischen und der Volkskunde; 1969 Promotion über Johann Nestroy; im gleichen Jahr bis 1972 Rom-Korrespondent der Wochenzeitung „Publik"; danach innenpolitischer Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung" /Frankfurt a. M.; seit 1975 politischer Korrespondent der FAZ in Bonn; Träger des Theodor-Wolff-Preises für hervorragende journalistische Leistungen. Bücher: Mitautor von: Vatikan intern, 1973; Nestroys Komödie Der Talisman. Von der ersten Notiz zum vollendeten Werk (mit bisher unveröffentlichten Handschriften), 1974; Machtverlust (Zur Entwicklung der SPD, die zum Sturz Schmidts führte), 1983; Textautor: Der Deutsche Bundestag. Zehn Wahlperioden — Porträt eines Parlaments, 1984.