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Entwicklung und Stand der Totalitarismusforschung | APuZ 31/1984 | bpb.de

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APuZ 31/1984 Artikel 1 Die nachrevolutionäre Ära in der Sowjetunion und in China Entwicklung und Stand der Totalitarismusforschung Neue Konzepte der Kommunismusforschung

Entwicklung und Stand der Totalitarismusforschung

Siegfried Jenkner

/ 25 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Mit dem Überblick von den Ursprüngen des Totalitarismusbegriffs bis zu den gegenwärtigen Diskussionen soll gezeigt werden, daß dieser Forschungsbereich ein durchaus . normales' Schicksal wissenschaftlicher Erkenntnis hat Er entsteht in der Zwischenkriegszeit, weil die neuartigen Diktaturen in Rußland, Italien und Deutschland mit den Kategorien der herkömmlichen Herrschaftsformenlehre nicht mehr angemessen erfaßt werden können. Die Herausforderung der westlichen Demokratien durch diese neuen politischen Systeme verschafft der Totalitarismustheorie eine zeitweilig herausgehobene Stellung in der politischen Systemvergleichsforschung. Veränderungen des Untersuchungsgegenstandes, Verlagerungen des Forschungsinteresses sowie neue Erkenntnisse der Detailanalysen bewirken den üblichen Prozeß des wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritts: Modifizierungen der Theorie, Relativierung ihrer Bedeutung, Konkurrenz mit anderen Erklärungsmustern. Für ihren gegenwärtigen Stand ist bemerkenswert, daß sie sowohl in der innersozialistischen Diskussion über die politischen Systeme des . realen Sozialismus'als auch in der Kritik der westlichen Gesellschafts-und Staatsentwicklung wieder stärkere Beachtung findet

I. Einleitung

Sozialstruktur Westliche Industrie-Gesellschaften Sozialistisch/Kommunistische Gesellschaften Entwicklungsländer Vorindustrielle, traditionale Gesellschaften Demokratische Systeme liberal sozialreformerisch absolute Freiheit relative Freiheit Autokratische Systeme__ autoritär totalitär eingeschränkte Freiheit --• totaler Zwang

Ein fiktives literarisches Datum — Orwells „ 1984" — hat die öffentliche Aufmerksamkeit wieder stärker auf die Totalitarismusforschung gelenkt: Auf Tagungen und in Publikationen zum , Orwell-Jahr'ist in einer Reihe von Beiträgen das Modell totalitärer Herrschaft zur Charakterisierung und Analyse gegenwärtiger gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen herangezogen worden Wird damit die in der Fachwissenschaft seit einiger Zeit erörterte These bestätigt, daß die Totalitarismuskonzeption nach einer Phase des Niedergangs (. Agonie’) in den sechziger Jahren seit einiger Zeit wieder im Aufstieg (. Renaissance) begriffen sei?

Da zur Totalitarismusforschung mehrere Sammelbände Überblicksdarstellungen und Literaturberichte vorliegen, ist ihr Ver-lauf verhältnismäßig gut zu überschauen Diese Publikationen vermitteln insgesamt den Eindruck, daß die Entwicklung mit dem Ablaufschema Agonie'— . Renaissance'nicht angemessen erfaßt werden kann. Vielmehr gibt es seit der vollen Entfaltung der klassischen Totalitarismustheorie in den fünfziger Jahren eine kontinuierliche innerfachliche Diskussion mit stark kontroverser} Auffassungen hinsichtlich Berechtigung, Möglichkeiten und Grenzen ihrer Anwendbarkeit. Neben partieller und grundsätzlicher Kritik und Ablehnung zugunsten anderer Analyseansätze stehen immer wieder Beiträge, die an dieser Konzeption festhalten, sie modifizieren, weiterentwickeln und auf vergangene und gegenwärtige Herrschaftssysteme anwenden. Von einer . Renaissance'kann allenfalls in zwei Anwendungsbereichen gesprochen werden:

— In der innersozialistischen Analyse und Kritik der Herrschaftssysteme des . realen Sozialismus' wird wieder stärker auf die Totalitarismuskonzeption zurückgegriffen.

— In den gegenwärtigen Diskussionen zum . Orwell-Jahr'wird an vereinzelte frühere Versuche angeknüpft, die Totalitarismuskonzeption auch bei der kritischen Analyse liberal-demokratischer Systeme zu verwenden.

In beiden Bereichen werden zudem die Begriffe . Totalitarismus'und . totalitär'nicht nur als Kategorien wissenschaftlicher Analyse benutzt, sondern auch als politisch-publizistische Kampfbegriffe wiederbelebt.

Die hier skizzierte Entwicklung soll im folgenden ausführlicher in ihren Hauptlinien dargestellt werden, wobei im vorliegenden Rahmen allerdings nur eine begrenzte Auswahl repräsentativer in-und ausländischer Beispiele möglich ist

II. Die Ursprünge des Totalitarismusbegriffs

Bisher wurde allgemein angenommen, daß der Totalitarismusbegriff aus dem Selbstverständnis des italienischen Faschismus stammt und von dort in das kritische Vokabular der antifaschistischen Opposition übergeht. Untersuchungen von Mitarbeitern des Deutschen Historischen Instituts in Rom weisen jedoch nach, daß der Begriff . totalitär'in der ersten Hälfte der zwanziger Jahre zuerst von der liberal-demokratischen Opposition gegen das faschistische Regime in Italien geprägt wird. Mit ihm soll — nach den Worten des liberalen Parteiführers Giovanni Amendola — das erschreckende Phänomen der alle Grundlagen des bisherigen politischen Lebens umstürzenden faschistischen Politik gekennzeichnet werden: .... vor allem die bis zum Exzeß fortgesetzte Übertreibung des Eingreifens der Exekutivgewalt in das staatliche und gesellschaftliche Leben, die atemberaubende Umkehr der normalen Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft, so daß die Gesellschaft für den Staat, der Staat für die Regierung und die Regierung für die Partei existiert"

In der Abwehr dieser liberalen Kritik übernimmt der Faschismus den Begriff zur positiven Selbstcharakterisierung als regime totalitario'und entwickelt ihn zum zentralen Bestandteil des eigenen Staatsverständnisses. Dieser positive Begriff totalitärer Herrschaft geht auch in das Programm der spanischen Falange (. Estado totalitario) und in die deutsche nationalsozialistisch orientierte Staatslehre (. totaler Staat) ein, erlangt aber in Deutschland nicht den offiziellen Stellenwert wie in Italien In seiner kritischen Verwendung findet der Begriff ebenfalls internationale Verbreitung bei der Auseinandersetzung mit dem Faschismus auf liberal-demokratischer Grundlage; nach 1933 wird er auch auf das nationalsozialistische Herrschaftssystem angewendet.

Bereits ab Mitte der zwanziger Jahre wird diese Kritik in den größeren Rahmen der Diskussion über die allgemeine europäische Krise der liberalen Demokratie gestellt, wird die gemeinsame Bedrohung durch Faschismus und Bolschewismus thematisiert. Zunächst noch ohne Verwendung des Totalitarismusbegriffs werden Faschismus und Bolschewismus als . gleichartige Phänomene'analysiert, die nicht nur in der Ablehnung der liberalen und demokratischen Grundlagen der modernen Gesellschafts-und Staatsordnung übereinstimmen, sondern auch in den Formen diktatorischen ihrer Machtausübung. Schon diese frühen Systemvergleiche führen — bei aller Anerkennung der inhaltlichen Unterschiede in den ideologischen Zielsetzungen — zur These von der strukturellen Gleichförmigkeit von Faschismus und Bolschewismus, zu deren Charakterisierung seit Ende der zwanziger Jahre der Begriff . Totalitarismus'in Gebrauch kommt Die Anwendung dieses Begriffs auf das sowjetische Herrschaftssystem ist also keineswegs — wie verschiedentlich behauptet wird und auch noch in der neuesten Auflage eines verbreiteten Lexikons zur politischen Bildung zu lesen ist — ein Produkt des Kalten Krieges nach 1945. sondern beginnt schon Ende der zwanziger Jahre, d. h. bereits vor dem Höhepunkt stalinistischer Herrschaftspraxis.

III. Die klassische Totalitarismustheorie

Neben seiner Verwendung in der politisch-publizistischen Kritik findet der Totalitarismusbegriff Eingang in die wissenschaftliche Diskussion und schließlich einen festen Platz in ihr bei den Bemühungen, die neuen diktatorischen Regime mit dem Begriffs-und Analyse-Instrumentarium der überkommenen Herrschaftsformenlehre zu erfassen und ein-zuordnen. Dabei zeigt sich sehr bald, daß die Durchsetzung der politischen Systeme in Rußland, Italien und Deutschland mit ihrem ideologischen Ausschließlichkeitsanspruch und ihrem umfassenden Herrschaftszugriff auf Staat und Gesellschaft nicht als Neuauflage von Religionskriegen und Absolutismus interpretiert werden kann, daß sie kein „Rück-fall Europas in das 16. oder 17Jahrhundert“ ist, sondern „etwas Neues in der Geschichte der westlichen Kultur" -Es erweist sich als notwendig, das bisherige Demokratie-Diktatur-Schema der vergleichenden Herrschaftsformenlehre zu erweitern und zu modifizieren. Dies erfolgt ab Mitte der dreißiger bis etwa Mitte der fünfziger Jahre durch die neue Abgrenzung von autoritärer und totalitärer Diktatur sowie von liberaler und totalitärer Demokratie.

Bereits 1939 werden (auf der ersten wissenschaftlichen Tagung über den Totalitarismus in den USA) die Erkenntnisse über den besonderen Charakter der neuartigen Herrschaftsformen in folgenden Merkmalen zusammengefaßt: — umfassender, sich alle individuellen und gesellschaftlichen Bestrebungen unterordnender Monopolanspruch der herrschenden Partei und ihres Führers;

— Massenbasis der totalitären Bewegungen in den unteren und mittleren Sozialschichten; — Absicherung des monopolistischen Herrschaftsanspruchs mittels pseudodemokratischer Legitimierungstechniken unter Ausnutzung der Massenbeeinflussung durch neue technische Kommunikationsmittel;

— Aufwertung und rücksichtslose Anwendung von Macht und Gewalt nicht nur als Mittel zum Zweck, sondern um ihrer selbst willen

Bei der Abgrenzung von autoritärer und totalitärer Diktatur gewinnt insbesondere die Frage nach den Beweggründen für die Entwicklung und den Einsatz der neuen Herrschaftstechniken Bedeutung. Im Gegensatz zur eher konservativen Orientierung herkömmlicher Diktaturen wird die Besonderheit totalitärer Herrschaft in der gewaltsamen Durchsetzung eines neuen, die bisherigen Ordnungsvorstellungen radikal umwälzenden gesellschaftlichen Wertsystems mit umfassendem Geltungsanspruch gesehen. In diesem Zusammenhang ist insbesondere die Arbeit von Hannah Arendt zu nennen In ihr wird die Ablösung der traditionellen Legitimationsgrundlagen politischer Herrschaft durch die Berufung auf das . Recht der Natur'

(im Nationalsozialismus) bzw. das . Gesetz der Geschichte'(im Kommunismus) dargestellt und aus den Erfahrungen der Gewaltherrschaft beider Systeme in den dreißiger und vierziger Jahren die Verbindung von Ideologie und Terror als das eigentliche Wesen totalitärer Herrschaft hervorgehoben.

Der im Unterschied zum Faschismus und Nationalsozialismus proklamierte demokratische Selbstanspruch kommunistischer Systeme erfordert von der Totalitarismusforschung eine genauere Analyse dieses Demokratieverständnisses. Dazu hat Jakob L. Talmon mit seiner dreibändigen „Geschichte der totalitären Demokratie“ wesentlich beigetragen In der Einleitung zum 1. Band unterscheidet er totalitäre und liberale Demokratie nach ihrer unterschiedlichen Einstellung zu Politik und Freiheit, zeigt ihren gemeinsamen Ursprung im Gedankengut der Aufklärung und ihre Trennung aus den Erfahrungen der Französischen Revolution und kommt aus dieser ideengeschichtlichen Ableitung zur Unterscheidung von linkem und rechtem (aus anti-aufklärerischen Wurzeln stammenden) Totalitarismus. Für den weiteren Verlauf der Diskussion ist die Feststellung wichtig, daß bereits in dieser Phase der Totalitarismusforschung neben den rechte und linke Systeme identifizierenden Merkmalen auch die differenzierenden berücksichtigt werden.

Eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse über die Neuartigkeit totalitärer Herrschaft, die Gemeinsamkeiten faschistisch/nationalsozialistischer und kommunistischer Systeme und ihre Unterscheidung von allen anderen Herrschaftsformen bietet die allgemein als das repräsentative Werk der klassischen Totalitarismusforschung angesehene Studie von Carl J. Friedrich und Zbigniew K. Brzezinski Die Autoren entwickeln einen Katalog von sechs grundlegenden, in wechselseitiger Beziehung stehenden Merkmalen zur Kennzeichnung und Abgrenzung totalitärer Herrschaft:

— eine alle lebenswichtigen Aspekte der menschlichen Existenz umfassende, auf einen idealen Endzustand der Menschheit gerichtete Ideologie;

— eine einzige, straff und hierarchisch organisierte, der Staatsbürokratie übergeordnete oder mit ihr verflochtene Massenpartei;

— ein durch Partei-und Geheimpolizeikontrolle verwirklichtes, sich moderner psychologischer Erkenntnisse bedienendes System psychischen oder physischen Terrors;

— ein Monopol der Massenkommunikationsmittel in den Händen von Partei und Staat; — desgleichen ein Waffenmonopol;

— eine zentrale bürokratische Überwachung und Lenkung der gesamten Wirtschaft.

Der empirische Nachweis dieser Merkmale rechtfertigt es nach Auffassung der Autoren, die faschistisch/nationalsozialistischen und kommunistischen Systeme bei aller Anerkennung ihrer unterschiedlichen historischen Voraussetzungen sowie Ziele und'Absichten als „genügend gleichartig" zu einer besonderen Klasse in der Herrschaftsformenlehre zusammenzufassen und sowohl den konstitutionellen Systemen als auch den älteren Formen der Autokratie gegenüberzustellen.

Bei der Anwendung der Totalitarismuskonzeption in der Faschismus-und Kommunismusforschung ergeben sich in späteren Detailanalysen jedoch eine Reihe von Problemen, die dazu führen, daß sich beide Forschungsbereiche zum Teil von der gemeinsamen theoretischen Grundlage lösen und eigene Wege gehen.

IV. Die Entwicklung in der Kommunismusforschung

Die Kommunismusforschung hat sich seit den sechziger Jahren so ausdifferenziert, daß inzwischen eine spezielle Überblicksliteratur entstanden ist Die teils in Ergänzung, teils in Ablehnung der Totalitarismustheorie entwickelten Ansätze lassen sich in zwei Gruppen zusammenfassen: die modernisierungsund die bürokratietheoretischen Konzeptionen.

Die Revision der Totalitarismustheorie in diesem Bereich geht aus von der Grundannahme, . daß es sich bei den bolschewistischen Systemen um einen ernst zu nehmenden Versuch handelt, eine moderne Industriegesellschaft zu schaffen und diese sinnvoll und auf Dauer zu ordnen" Diese Systeme sind damit dem sozialen Wandel unterworfen und sozialen Konflikten ausgesetzt, für deren Untersuchung der bisherige Ansatz als nicht mehr ausreichend angesehen und durch eine mit den Kategorien der Konflikt-und Mobilitätsforschung arbeitende systemimmanente Analyse ersetzt wird.

Diese in der Bundesrepublik vor allem durch Peter C. Ludz repräsentierte Richtung kommt zu folgenden Ergebnissen:

— Die kommunistischen Systeme sind nicht mehr durch die Verbindung von Ideologie und Terror charakterisiert, Individual-und Kollektivterror werden wesentlich reduziert; die Ideologie verliert ihre mobilisierende Kraft und nimmt immer mehr Leerformelcharakter an.

— In der Herrschaftsorganisation muß die Partei ihre willkürliche Macht Regeln unterwerfen, zu einem autoritär-pragmatischen Verhalten übergehen und die umfassenden sozialen Kontrollen vermindern.

— Insgesamt tendieren kommunistische Systeme unter industriegesellschaftlichen Bedingungen zu einer eher autoritären als totalitären Verfassung, die durch wechselseitige Anpassung von Partei und Gesellschaft gekennzeichnet ist.

Ludz präzisiert diese Entwicklung am Beispiel der DDR Die Bewältigung der durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt hervorgerufenen Konflikte erfordert neue Wege der Koordination und Kooperation, die nicht mehr nur auf Zwang beruhen und die Fachleute in zumindest beratender Weise in die Entscheidungen einbeziehen. Damit wird totalitäre Herrschaft immer mehr durch eine Form ersetzt, für die Ludz aus amerikanischen Klassifizierungen den Begriff . konsultativer Autoritarismus'übernimmt.

In der internationalen Diskussion wird dieser Ansatz in den Rahmen des weltweiten industriegesellschaftlichen Modernisierungsprozesses gestellt. In ihm erscheinen kommunistische Systeme als eine Variante diktatorischer Mobilisierungsregime und totalitäre Herrschaft nur als eine Phase ihrer Entwicklung -Die in in-und ausländischen Beiträgen mit diesem Modernisierungskonzept häufig verbundene Hoffnung auf weitergehende Liberalisierung und Demokratisierung hat sich jedoch nicht erfüllt Ludz kann für die DDR letztlich nur eine „partielle politische Modernisierung" feststellen: „Die politisch relevanten Probleme des Wandels und der Modernisierung (werden) nach wie vor von der SED-Führung gelenkt, manipuliert und kontrolliert Zudem war und ist es ein sichtliches Bestreben der Parteiführung, politische Artikulationsformen außerhalb der vorgegebenen Linie zu minimieren."

Erhalt und Stabilität der zentralisierten und umfassenden Parteiherrschaft bei fortschreitender Industrialisierung werden organisationssoziologisch mit dem Modell bürokratischer Herrschaft zu erklären versucht. Die Anwendung dieses Modells auf kommunistische Systeme ist in den USA entwickelt und auch von der deutschen Kommunismus-forschung übernommen worden In kommunistischen Systemen wird die sich im Zuge des Industrialisierungsprozesses ausdehnende Bürokratie ideologisch und organisatorisch in den von der Partei gesetzten Rahmen eingefügt. Bürokratische Herrschaft ist deshalb in diesen Systemen durch die Einheit von politischer Führung und parteigebundener Verwaltung, Primat der politisch-administrativen Steuerung in allen wichtigen Bereichen, fortbestehende Zentralisierung der Verfügungsgewalt sowie Verselbständigung der politisch-administrativen Führungsgrup. pen gegenüber der Gesellschaft gekennzeichnet Zwar werden auch an dieses Herrschaftsmodell Demokratisierungshoffnungen geknüpft doch überwiegt die Auffassung, daß die genannten Merkmale einer auch nur partiellen Freigabe der politischen Zieldiskussion und gesellschaftlichen Beteiligung an Planung und Kontrolle enge Grenzen setzen. Die Frage, ob mit diesen Konzeptionen autoritärer und bürokratischer Herrschaft die Anwendbarkeit der Totalitarismuskonzeption zumindest bei der Gegenwartsanalyse kommunistischer Systeme überholt ist, wird von Anfang an bis heute unterschiedlich beantwortet: — Wird die Eigenart totalitärer Herrschaft primär in ihrer revolutionären Dynamik gesehen, so liegt nach dem Erlöschen dieser Dynamik die Einordnung gegenwärtiger kommunistischer Systeme als , nach-totalitäre Regime'in der Form autoritär-bürokratischer Partei-herrschaft nahe

— Wird dagegen das Schwergewicht auf die Herrschaftsstruktur gelegt und beim Wandel zum autoritären System auf die Selbstbeschränkung der Parteiherrschaft sowie auf die Reduzierung von Planung und Kontrolle der Gesellschaft abgestellt, so erscheint je nach dem feststellbaren Fortbestehen umfassender Parteiherrschaft, Planung und Kontrolle die Kategorie . totalitäre Herrschaft'auch noch auf die gegenwärtigen bürokratisierten kommunistischen Systeme anwendbar

Da beide Positionen auf respektablen Argumenten beruhen, ist insgesamt die Unsicherheit über die exakte Einordnung dieser Systeme eher gewachsen Diese Unsicherheit kommt der Totalitarismuskonzeption zugute, die auf die fortbestehende Nützlichkeit ihres Ansatzes verweisen kann die sich aber auch nicht der Einsicht verschließt, daß es erstens dringend sorgfältiger systematischer Vergleichsuntersuchungen bedarf, um die gemeinsamen und trennenden Elemente verschiedener totalitärer Systeme aufzuzeigen. und daß zweitens in ihre Theorie eine dynamische Analyse des Wandels innerhalb dieser Systeme und der Systeme im ganzen einzubeziehen ist

Für die Weiterentwicklung der Totalitarismustheorie hat Peter Graf Kielmannsegg einen Entwurf vorgelegt, in dem totalitäre Herrschaft durch die Kombination folgender Merkmale charakterisiert wird: „monopolistische Konzentration der Chancen der Einflußnahme in einem Führungszentrum; prinzipiell unbegrenzte Reichweite der Entscheidungen des politischen Systems und prinzipiell unbeschränkte Intensität der Sanktionen (genauer: prinzipiell unbeschränkte Freiheit, Sanktionen zu verhängen)" Diese Kategorien sind von Georg Brunner in einer neueren Analyse des politischen Systems der Sowjetunion verwendet worden. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, daß bei allen feststellbaren Veränderungen „die monistische Herrschaftsstruktur, der totale Herrschaftsumfang und die totale Herrschaftsausübung ... die konstanten Rahmenbedingungen jeglichen Wandels geblieben (sind)“ und deshalb die Sowjetunion nach wie vor als . totalitäre Diktatur bezeichnet werden kann

Die eingangs betonte Ausdifferenzierung der Analyseansätze trifft auch auf die innersozialistische Diskussion zu in ihr sind ebenfalls unterschiedliche Einstellungen zur Ttalitarismustheorie feststellbar. Aus orthodox-marxistischer Sicht wird sie als eine Bürgertum und Sozialdemokratie vereinende antikommunistische Integrationsideologie strikt abgelehnt Weniger eindeutig sind die Positionen im übrigen breiten Spektrum sozialistischer Strömungen. Zur klassischen Totalitarismuskonzeption haben in den dreißiger und vierziger Jahren sozialistische Autoren wichtige Beiträge geleistet. Die innen-und außen-politische Verwendung des Totalitarismusbegriffs in der politisch-publizistischen Propaganda des Kalten Krieges und die in die Entstalinisierung gesetzten Reformhoffnungen haben später in der innersozialistischen Diskussion durchweg zur Abkehr von der Totalitarismustheorie geführt Hier ist neuerdings ein bemerkenswerter Wandel zu verzeichnen: Vor allem dissidente Philosophen und Sozialwissenschaftler aus osteuropäischen Ländern kehren in der Auseinandersetzung mit den Analysen der westlichen Linken zur Totalitarismuskonzeption als Erklärungsmuster für die Systeme des . realen Sozialismus'zurück. Repräsentatives Beispiel dafür sind die aus der . Budapester Schule'um Georg Lukäcs und Andräs Hegedüs stammenden Autoren Agnes Heller, Ference Fehr und György Markus. Sie registrieren auch noch in den gegenwärtigen Gesellschaften sowjetischen Typs die Identität von öffentlicher und privater Sphäre, Unterdrückung und letztliche Beseitigung der societä civile sowie Eliminierung jeglicher anerkannter Form von Pluralismus und charakterisieren diese „rein politischen Gesellschaften" als totalitäre Systeme

Auch in den . Orwell-Jahr'-Diskussionen greifen sozialistische Autoren bei der Analyse kommunistischer Systeme auf die Totalitarismuskonzeption zurück. Dabei registriert allerdings der polnische Philosoph Leszek Kolakowski eine . Abkehr von der totalitären Perfektion" und der jugoslawische Regime-Kritiker Milovan Djilas eine in den einzelnen osteuropäischen Staaten unterschiedlich starke und fortgeschrittene Auflösung der totalitären Herrschaftsstruktur

V. Die Entwicklung in der Faschismusforschung

In der Faschismusforschung ist die konzeptionelle Vielfalt eher noch größer als in der Kommunismusforschung Die zahlreichen Analyseansätze lassen sich — in Anlehnung an die Gliederung von Karl Dietrich Erdmann — in drei Haupttypen zusammenfassen: — die marxistische kausale Ableitung des Faschismus aus den Widersprüchen der kapitalistischen Wirtschafts-und Gesellschaftsordnung; — die Subsumierung von Faschismus und Kommunismus unter dem Totalitarismusbegriff aufgrund ihrer strukturellen Überein-stimmungen; — die . phänomenologische'Interpretation des Faschismus als eines unableitbaren und nur von sich aus darstellbaren Phänomens.

Die letztgenannte, vor allem von Ernst Nolte repräsentierte Konzeption versteht sich aber nicht wie die marxistische als eine Gegenposition zur Totalitarismustheorie: Nolte hat gegen mißverständliche Interpretationen selbst betont, daß seine'Untersuchung „ein Beitrag zur Vertiefung und Bereicherung des Totalitarismusbegriffs (war) und keineswegs ein Versuch zu dessen , Überwindung"

Die Auseinandersetzungen um die Totalitarismuskonzeption in der Faschismusforschung werden — abgesehen von der grundsätzlichen Gegnerschaft der seit den sechziger Jahren wiederbelebten orthodox-und neomarxistischen Konzeptionen — vor allem von zwei Kontroversen geprägt:

— zum einen von der um die Frage, ob sich das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien überhaupt unter dem Faschismusbegriff zusammenfassen lassen, — zum anderen von der um die Frage, inwieweit beide Systeme eigentlich den Merkmalen totalitärer Herrschaft entsprechen.

Am entschiedensten wendet sich Karl Dietrich Bracher dagegen, den Faschismusbegriff aus seinem ursprünglichen italienischen Zusammenhang zu lösen und zu einem allgemeinen Gattungsbegriff für antidemokratische und antisozialistische rechte Bewegungen auszudehnen: „Das läuft entweder auf eine Dämonisierung aller Diktaturtendenzen oder aber auf eine Bagatellisierung derjenigen Regime hinaus, die wie das nationalsozialistische Gewalt-und Vernichtungssytem auch vom italienischen Faschismus weit und prinzipiell unterschieden sind" In der lebhaften Diskussion zu dieser Kritik dominiert eine mittlere Position, die weder den Faschismus-noch den Totalitarismusbegriff verwirft, sondern beide — sinnvoll definiert — als nützliche, sich keineswegs ausschließende, sondern einander ergänzende analytische Kategorien akzeptiert. Der — in dieser Zeitschrift bereits an anderer Stelle erläuterte — Ansatz betont am Nationalsozialismus dessen antiliberaldemokratische, totalitär-diktatorische Elemente, die ihn mit kommunistischen Systemen vergleichbar machen, hebt aber auch jene . linke'und . rechte'Diktaturen trennenden Besonderheiten des Faschismus hervor, die die Regime in Italien und Deutschland verbinden.

Bei der Detailanalyse beider Systeme wird deutlich, daß das faschistische Italien nur begrenzt dem totalitären Selbstanspruch gerecht geworden ist Seine eindeutige Einordnung in das Kategorienschema totalitärautoritär scheint auch nach der gegenwärtigen Forschungslage noch nicht möglich zu sein: Die Auffassung, „daß sich das faschistische Regime nur graduell, nicht prinzipiell von den entfalteten totalitären Regimen der Zwischenkriegszeit unterschied“, wird aus-drücklich als „vorläufige These" bezeichnet

Auch für das nationalsozialistische Deutschland werden Einschränkungen des totalitären Charakters geltend gemacht. Martin Greiffenhagen stuft das NS-System nicht als totalitäres, sondern als autoritäres Regime ein, weil es nicht den Umsturz der herrschenden Gesellschaftsordnung gewollt habe und weil die beabsichtigte Gleichschaltung nicht durchgängige Realität gewesen sei In der neueren Diskussion bezweifelt insbesondere Hans Mommsen den Nutzen der Interpretation des NS-Systems als totalitäre Diktatur, weil dessen Organisations-und Herrschaftsstruktur eher eine überwiegend irrationale und ineffektive Polykratie konkurrierender Führungsgruppen gewesen sei In der anhaltenden Diskussion über diese Thesen wird jedoch von einem Teil der Fachvertreter auch unter Anerkennung der genannten Einschränkungen am Erklärungswert der Totalitarismustheorie für das nationalsozialistische Herrschaftssystems festgehalten.

VI. Die Entwicklung in der vergleichenden politischen Systemforschung

Die Vergleichsforschung — eine traditionsreiche Teildisziplin der Staats-und Politikwissenschaft — arbeitet seit dem Aufkommen der konstitutionellen Systeme und ihrer fortschreitenden Demokratisierung mit der Gegenüberstellung von Konstitutionalismus (Demokratie) und Autokratie (Diktatur) -Es wurde bereits erwähnt, daß aus den Schwierigkeiten mit der Einordnung der neuen diktatorischen Regime in Rußland, Italien und Deutschland die Totalitarismustheorie entsteht. Die von ihr vorgeschlagene Unterteilung der Autokratie in die (traditionelle) autoritäre und (neuartige) totalitäre Diktatur geht in die allgemeine Vergleichslehre ein; von der deutschen Politikwissenschaft wird dieser differenzierende Ansatz vor allem in der von Karl Loewenstein formulierten Fassung übernommen und rezipiert

Loewenstein unterscheidet auf der Grundlage einer neuentwickelten Gewaltenteilungslehre zunächst — je nach geteilter oder ungeteilter Machtausübung und -kontrolle — das polykratische System des Konstitutionalis-mus von der Autokratie. Letztere wird dann weiter untergliedert in — autoritäre Regime, die ihr Machtmonopol vor allem zur Verteidigung der bestehenden Regierungsstruktur benutzen, ohne wesentlich in die Gesellschaftsordnung einzugreifen;

— totalitäre Systeme, deren Machtanspruch das gesamte politische und gesellschaftliche Leben in „tyrannischer Ausschließlichkeit" umfaßt.

Dieses Klassifikationsschema ist in der Folgezeit immer wieder verwendet worden; es liegt dem Standardwerk von Theo Stammen zugrunde und auch der neueren, noch nicht abgeschlossenen Darstellung von Georg Brunner Eine etwas modifizierte Fassung bietet Bernard Crick der auf der Grundlage eines differenzierten Merkmalkatalogs republikanische, autoritäre und totalitäre Regierung als die drei Grundformen politischer Systeme unterscheidet.

Das Aufkommen mannigfaltiger Formen politischer Herrschaft in den Ländern der Dritten Welt stellt die Vergleichsforschung vor neue Probleme. Die anfänglichen Versuche, diese Regime lediglich als übergangsformen auf dem Wege entweder zur liberalen Demokratie oder zur totalitären Diktatur einzuordnen, erweist sich bald als unzureichend außerdem erschwert der rasche Wandel dieser Regime überhaupt ihre Erfassung mit dem bisherigen Kategorienschema. Diese Einsichten führen zu einer Neuorientierung der Vergleichsforschung

— verstärkte Zuwendung zu den Herrschaftsformen der Dritten Welt;

— Erweiterung des Kategorienschemas für den Vergleich über den engeren politisch-institutionellen Bereich hinaus auf alle politisch relevanten Erscheingungsformen des gesellschaftlichen Lebens — insbesondere die politische Kultur — und ihres Wandels;

— schließlich Verlagerung des Vergleichs-maßstabes von den Prinzipien der liberalen Demokratie zur allgemeinen, . wertneutralen'Orientierung an den jeweiligen Aufgaben und Leistungen der politischen Systeme (strukturell-funktionale Analyse).

Die auf dieser Grundlage vorgenommenen Untersuchungen kommen zu neuen Klassifikationen, in denen die bisherigen Typen — Demokratie/(autoritäre und totalitäre) Diktatur/Entwicklungsländer — nach verschiedenen Kriterien in eine mehr oder minder große Zahl von Unter-und Zwischenformen aufgelöst werden Da in der gegenwärtigen Welt die nichtdemokratischen Regime bei weitem überwiegen, wird ihnen besondere Aufmerksamkeit gewidmet Dabei findet das Modell totalitärer Herrschaft unterschiedliche Berücksichtigung. Amos Perlmutter hält in seiner neueren Untersuchung über den modernen Autoritarismus dieses Modell zwar für anwendbar auf einzelne Entwicklungsphasen kommunistischer Systeme, namentlich der Sowjetunion, Chinas und Vietnams, verwendet es aber nicht als Sammelbegriff für kommunistische und nationalsozialistisch/faschistische Systeme. Für ihn sind vielmehr bolschewistischer Kommunismus, Nazismus und Faschismus selbständige Typen des modernen Autoritarismus. Dagegen beharrt Juan J. Linz nach einer detaillierten Auseinandersetzung mit der Totalitarismuskritik auf der Nützlichkeit der Unterscheidung von autoritären und totalitären Regimen, widmet seine Aufmerksamkeit aber besonders den vor-und nachtotalitären übergangsformen autoritärer Herrschaft.

Um eine Synthese der älteren und neueren Ansätze in der Systemvergleichsforschung bemüht sich Gerhard Wuthe mit folgendem Klassifikationsschema

Es verbindet die klassische Gegenüberstellung von Demokratie und Autokratie mit den strukturell-funktionalen Ansätzen, nament5) lieh von Almond und Blondel, und kommt damit zu einem totalitäre Herrschaftsformen einschließenden Ablaufschema tatsächlicher und potentieller Systemveränderungen.

VII. Totalitarismus als allgemeine Tendenz in der modernen Gesellschafts-und Staatsentwicklung

Es hat in den Sozialwissenschaften wiederholt Versuche gegeben, den Anwendungsbereich der Totalitarismustheorie über die faschistisch/nationalsozialistischen und kommunistischen Systeme hinaus auf die moderne Gesellschafts-und Staatsentwicklung generell auszudehnen. Bereits in der Frühzeit der Totalitarismusforschung sind solche Ansätze nachweisbar größere Aufmerksamkeit hat aber erst Herbert Marcuses These vom totalitären Charakter der modernen Industriegesellschaft in Ost und West gefunden Marcuse begründet seine Auffassung mit der technisch-ökonomischen Gleichschaltung und Manipulation der Gesellschaft und charakterisiert die westlichen Staaten — und insbesondere die USA — als „Demokratie mit totalitärer Organisation" Diese — auch innerhalb der linken Demokratie-Kritik umstrittene — Anwendung des Totalitarismusbegriffs hat sich jedoch in der weiteren wissenschaftlichen Diskussion ebensowenig durchsetzen können wie Roland Huntfords Kennzeichnung des entwickelten (schwedischen) Sozialstaats als totalitäre Wohlfahrtsdiktatur mit einer manipulativ erzeugten „Liebe zur Knechtschaft”

Allerdings ist die Sensibilität für totalitäre Gefährdungen und Versuchungen auch in liberal-demokratischen Systemen gewachsen. In der innersozialistischen Diskussion über die Weiterentwicklung der liberalen und sozialen Demokratie wird gewarnt, bei der angestrebten sozialistischen Umgestaltung liberale Freiheits-und Partizipationsrechte zugunsten totalitärer Verfügungsgewalt über die Gesellschaft aufzugeben Die in diesem Zusammenhang von Revel beschworene Gefahr eines „Verlangens nach Totalitarismus“

macht deutlich, daß totalitäre Herrschaft „auch heute und für absehbare Zeit eine mög-liehe Konsequenz und Gefahr des Modernisierungsprozesses (bleibt)"

Auf diese Gefahr wird besonders in den , Orwell-Jahr'-Diskussionen eingegangen, zum Teil unter ausdrücklichem Bezug auf die genannten Autoren. Der dänische Schriftsteller Henrik Stangerup kritisiert scharf die skandinavischen Sozialdemokraten und sieht im Anschluß an Huntford Schweden weiterhin auf dem Weg in eine „totalitäre Sozialordnung westlicher Prägung" Mit Berufung auf Marcuse überprüft Hans Karl Rupp die Anwendbarkeit der Totalitarismustheorie auf die Analyse westlicher Gesellschaften. Ausgehend von einer umfassenden Kritik der innenpolitischen Entwicklung der Bundesrepublik hält er die Umwandlung der liberalen Demokratie in eine totalitäre Diktatur für „vorstellbar als nach und nach symbiotische Verbindung von staatlicher Bürokratie, staatlichem Gewaltapparat, Justiz und Führungszentralen der großen Parteien und Verbände"

Während Rupp noch vorsichtig argumentiert, und lediglich von „denkbaren" und „vorstellbaren" Tendenzen spricht, wird in anderen Beiträgen sehr viel unbefangener totalitäre Realität und Zwangsläufigkeit behauptet:

— Für Alfred Paffenholz ist die Orwellsche Vision der Allmacht des Staates sowie der totalen Fremdbestimmung und Kontrolle des Bürgers „vielerorts — und vor allem im Bereich . Innere Sicherheit'— längst Realität geworden, oft genug sogar übertroffen worden"

— Werner Meyer-Larsen meint: „der friendly fascism einer Technikgesellschaft ist da und nicht zu bremsen... Je fortgeschrittener Technologie und einseitiger Industrialismus, desto totalitärer das politische System" An diesen neueren Beiträgen fällt auf, daß sie lediglich mit der Alternative liberal-totalitär arbeiten und den inzwischen erreichten Dis-kussions-und Erkenntnisstand der Totalitarismus-und Autoritarismusforschung über die Zwischen-und übergangsformen politischer Herrschaft zwischen den beiden Extremmodellen unberücksichtigt lassen. Diese verkürzte Perspektive und der durchgehend polemische Gebrauch des Begriffs . totalitär’ mindern den analytischen Wert der Beiträge für eine demokratiekritische Analyse der neueren technologisch-ökonomischen Entwicklungen in westlichen Gesellschaften.

Umstritten bleibt auch die Frage, ob die technologische Entwicklung totalitäre Tendenzen begünstigt oder nicht. Gegen die pessimistischen Prognosen wendet z. B. Hermann Lübbe ein, „daß gerade die technische Evolution den Totalitarismus nicht wahrscheinlicher, sondern ganz im Gegenteil unwahrscheinlicher machen wird" weil mit dem Komplexitätsgrad moderner Gesellschaften und der Perfektion der Massenkommunikationsmittel die Dispositionsfreiheiten der Individuen nicht ab-, sondern zunehmen. Die politische Nutzung der technischen Möglichkeiten könne nicht eo ipso unter Totalitarismusverdacht gestellt werden: „Hier bleibt die entscheidende Differenz die, wer es denn sei, der sich der technischen Mittel bedient" Auch in der innersozialistischen Diskussion wird die „lähmende Attraktivität" kritisiert, „die , 1984'für Linke hat 76a).

VIII. Zusammenfassung

Bedeutung und Problematik des Totalitarismusbegriffs liegen darin, daß er zu jenen „Schlüsselwörtern in der Geschichte" gehört, die sowohl „Vehikel der notwendigen Begrifflichkeit und Verständigung" als auch „Träger von Interpretation und Wertung“ sind und sich damit nicht nur als Kategorien wissenschaftlicher Analyse, sondern auch als politische Kampfbegriffe verwenden lassen. Diese doppelte Eigenschaft teilt der Begriff allerdings mit den meisten zentralen Begriffen der Politikwissenschaft; deshalb ist auch die Forderung, auf ihn wegen des tatsächlichen oder möglichen politischen Mißbrauchs zu verzichten, wenig hilfreich. Konsequent angewendet, würde diese Forderung die politikwissenschaftliche Diskussion insgesamt in eine von der politischen Realität völlig abgehobene abstrakte Kunstsprache verweisen. Die Wissenschaft hat über die Verwendung ihrer Begriffe nach deren analytischer Brauchbarkeit zu entscheiden.

Aus der bisherigen Darstellung sollte deutlich geworden sein, daß die Entwicklung der Totalitarismusforschung nicht als ein politisch motiviertes Wechselbad von Hoch-Zeit, Niedergang und Wiederaufstieg interpretiert werden kann. Dieser Forschungsbereich hat vielmehr ein durchaus . normales'Schicksal wissenschaftlicher Erkenntnis. Er entsteht, weil ein aktuelles politisches Phänomen (die neuartigen Diktaturen) mit dem bisherigen Instrumentarium nicht mehr angemessen analysiert werden kann. Die Herausforderung der westlichen Demokratien durch diese neuen politischen Systeme verschafft der Totalitarismustheorie eine zeitweilig herausgehobene Stellung in der Vergleichsforschung.

Veränderungen des Untersuchungsgegenstandes (die nachstalinistische Entwicklung in den kommunistischen Staaten), Verlagerungen des Forschungsinteresses (auf die politischen Systeme der Dritten Welt) sowie neue Erkenntnisse der Detailanalysen (in der Faschismus-und NS-Forschung) bewirken den üblichen Prozeß des wissenschaftlichen Fortschritts: Modifizierungen der Theorie, Relativierung ihrer Bedeutung, Konkurrenz mit anderen Erklärungsmustern. Die Totalitarismustheorie tritt in diesem Prozeß aus ihrer exponierten Stellung in das Glied der Wissenschaft zurück, behauptet dort aber ihren Platz neben anderen Konzeptionen.

Der Schwerpunkt des Interesses in der internationalen Vergleichsforschung liegt gegenwärtig mehr bei der Vielzahl nichtdemokratischer Systeme. Für die Unterscheidung der Herrschaftsstrukturen innerhalb dieser Gruppe, aber auch für die Analyse der Entwicklung demokratischer Herrschaftsformen wird eine flexible Totalitarismustheorie wohl weiterhin Verwendung finden, solange wir in einem „Zeitalter der Ideologien und ihrer totalitären Gefährdungen" leben.

Fussnoten

Fußnoten

  1. D. Hasselblatt (Hrsg.), Orwells Jahr. Ist die Zukunft von gestern die Gegenwart von heute?, Frankfurt/Main 1984; I. Howe (Ed.), 1984 Revisited. Totalitarianism in Our Century, New York 1983; W. Meyer-Larsen (Hrsg.), Der Orwell-Staat 1984. Vision und Wirklichkeit, Reinbek bei Hamburg 1983; H. Neumann/H. Scheer (Hrsg.), Plus Minus 1984. George Orwells Vision in heutiger Sicht, Freiburg 1983; 1984 — Die Zukunft des Totalitarismus. Seminar der Theodor-Heuss-Akademie Gummersbach, Oktober 1983; A Paffenholz (Hrsg.), 1984. Der Große Bruder ist da, Hannover 1983; Utopie als Warnung. Orwells 1984 heute, in: Der Monat, (1984) 1; vgl. dazu auch H. -J. Lang, 1984 und Orwells Nineteen Eighty-Four, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 1/84, S. 3— 13.

  2. B. Seidel/S. Jenkner (Hrsg.), Wege der Totalitarismusforschung, Darmstadt 19742; M. Funke (Hrsg.), Totalitarismus. Ein Studien-Reader zur Herrschaftsanalyse moderner Diktaturen, Düsseldorf 1978; E. A. Menze (Ed.), Totalitarianism Reconsidered, Port Washington (N. Y.) — London 1981.

  3. L. B. Schapiro, Totalitarismus, in: Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft, Band VI, Freiburg 1972, S. 465— 490; W. Schlangen, Die Totalitarismus-Theorie. Entwicklung und Probleme, Stuttgart 1976.

  4. K. Hildebrand, Stufen der Totalitarismus-Forschung, in: Politische Vierteljahresschrift, 9 (1968), S. 397— 422; H. Kaiser, Vom „Totalitarismus" zum „Mobilisierungsmodell", in: Neue Politische Literatur, 18 (1973), S. 141— 169; E. Hennig, Zur Theorie der Totalitarismustheorie, in: Neue Politische Literatur, 21 (1976), S. 1— 25; E. Jesse, Renaissance der Totalitarismuskonzeption?, in: Neue Politische Literatur, 28 (1983), S. 459— 492.

  5. Die folgenden Ausführungen sind eine überarbeitete und wesentlich erweiterte Fassung des Beitrags zum Stichwort . Totalitarismus'im Handlexikon zur Politikwissenschaft, hrsg. von W. W. Michel, München 1983.

  6. J. Petersen, Die Entstehung des Totalitarismusbegriffs in Italien, in: M. Funke (Anm. 2), S. 105— 128; H. Goetz, Totalitarismus. Ein historischer Begriff, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, 32(1982), S, 163— 174.

  7. Zit. nach J. Petersen (Anm. 6), S, 122.

  8. Vgl. dazu M. Jänicke, Totalitäre Herrschaft Anatomie eines politischen Begriffs, Berlin 1971, Erstes Kapitel: Der faschistische Begriff totalitärer Herrschaft, S. 20— 60.

  9. Vgl. dazu W. Schlangen, Theorie und Ideologie des Totalitarismus, Bonn 1972, Kap. III 2: Komparative Ansätze der Analyse von Faschismus und Kommunismus, S. 42— 49.

  10. Gesellschaft und Staat. Lexikon der Politik. Baden-Baden 19846, S. 594: „Erst nach dem Auseinanderfallen der antifaschistischen Kriegskoalition nach 1945 wurde es üblich, den Totalitarismusbegriff auf die kommunistischen Staaten zu übertragen.“

  11. Vgl. dazu die gleichnamigen Beiträge von B. Lavergne und C. J. H. Hayes in: B. Seidel/S. Jenkner (Anm. 2), S. 64— 85 und 86— 100.

  12. C. B. H. Hayes (Anm. 11), S. 94 ff.

  13. H. Arendt, The Origins of Totalitarianism, New York 1951, deutsch: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Frankfurt/Main 1955, Neuausgabe 1975.

  14. J. L. Talmon, The Origins of Totalitarian Democracy, London 1952, deutsch: Die Ursprünge der totalitären Demokratie, Köln und Opladen 1961; ders., Political Messianism. The Romantic Phase, London 1959, deutsch: Politischer Messianismus. Die Romantische Phase, Köln-Opladen 1963; ders, The Myth of the Nation an the Vision of Revolution. The Origins of Ideological Polarization in the 2Oth Century, London 1981.

  15. C. J. Friedrich/Z. K. Brzezinski, Totalitarian Di, tatorship and Autocracy, Cambridge (Mass.) 1956. 2, überarbeitete Aufl. 1965, deutsch: Totalitäre Diktatur, Stuttgart 1957; Auszüge aus der revidierten Auflage in B. Seidel/S. Jenkner (Anm. 2), S. 600 bis 634.

  16. G. Meyer, Sozialistische Systeme. Theorie-und Strukturanalyse, Opladen 1979; A von Borcke/G. Simon, Neue Wege der Sowjetunion-Forschung. Beiträge zur Methoden-und Theoriediskussion, Baden-Baden 1980; V. Gransow, Konzeptionelle Wandlungen der Kommunismusforschung. Vom Totalitarimus zur Immanenz, Frankfurt/Main 1980; G. J. Glaeßner, Sozialistische Systeme. Einführung in die Kommunismus-und DDR-Forschung, Opladen 1982.

  17. H. Zimmermann, Probleme der Analyse bolschewistischer Herrschaftssysteme, in: Gewerkschaftliche Monatshefte, 12 (1961), S. 198.

  18. P. C. Ludz, Offene Fragen in der Totalitarismusforschung (1961); ders., Entwurf einer soziologischen Theorie totalitär verfaßter Gesellschaft (1964); beide in: B. Seidel/S. Jenkner (Anm. 2), S. 466— 512 und 532— 599.

  19. P. C. Ludz, Parteielite im Wandel. Funktionsaufbau, Sozialstruktur und Ideologie der SED-Führung, Köln und Opladen 1968.

  20. Vgl. dazu den Überblick bei T. H. Rigby, „Totalitarianism" and Change in Communist Systems, in: Comparative Politics, 4 (1971/72), S. 433— 453.

  21. C. Johnson (Ed.), Change in Communist Systems, Stanford (Cal.) 1970.

  22. P. C. Ludz, Mechanismen der Herrschaft, Köln 1980, S. 65.

  23. A G. Meyer, The Soviet Political System, New York 1965.

  24. G. Meyer, Bürokratischer Sozialismus, Stuttgart 1977; B. Meissner/G. Brunner /R. Löwenthal (Hrsg.), Einparteiensystem und bürokratische Herrschaft in der Sowjetunion, Köln 1978.

  25. E. Jahn, Bürokratischer Sozialismus. Chancen der Demokratisierung?, Frankfurt/Main 1982.

  26. So Richard Löwenthal in mehreren Publikationen, zuletzt: Jenseits des Totalitarismus?, in: D. Hasselblatt (Hrsg.), (Anm. 1), S. 204— 270, insb. S. 209 und 259.

  27. B. Meissner, Das Sowjetsystem und seine Wandlungsmöglichkeiten, Bern 1976, insb. S. 25f.

  28. Dies wird besonders deutlich bei M. Curtis, Totalitarianism, New Brunswick-London 19802, insb Kap. 9: From Totalitarianism to Authoritarianism, S. 107— 115.

  29. Vgl. dazu A J. Gregor, „Totalitarianism“ Re visited, in: E. A Menze (Ed.), (Anm. 2), S. 130— 145.

  30. J. J. Linz, Totalitarianism and Authoritarianism, in: Macropolitical Theory. Handbook of Political Science, Vol. 3, Reading (Mass.) 1975, S. 246f.

  31. P. Graf Kielmannsegg, Krise der Totalitarismustheorie?, in: M. Funke (Hrsg.), (Anm. 2), S. 75.

  32. G. Brunner, Politische Soziologie der UdSSR, Wiesbaden 1977, Band 2, S. 193.

  33. Vgl. dazu außer den einschlägigen Kapiteln in der genannten Überblicksliteratur R. Rilling, Zur Geschichte der Sozialismusanalyse der intellektuellen Linken der BRD seit Mitte der sechziger Jahre, in: P. Brokmeier/R. Rilling (Hrsg.), Beiträge zur Sozialismusanalyse, Köln 1978, Band 1, S. 23— 53.

  34. Vgl. dazu R. Opitz, Zur Entwicklungsgeschichte der Totalitarismustheorie, in: F. Deppe u. a. (Hrsg.), Marxismus und Arbeiterbewegung, Frankfurt/Main 1980, S. 106— 122.

  35. A Heller/F. Fehr/G. Markus, Der sowjetische Weg. Bedürfnisdiktatur und entfremdeter Alltag, Hamburg 1983, insb. Teil 2, Kap. 2: Die Sowjetgesellschaften als totalitäres System, S. 182— 193.

  36. L. Kolakowski, Totalitarismus und die Wirksamkeit der Lüge, in: D. Hasselblatt (Hrsg.), (Anm. 1), S. 87— 101.

  37. M. Djilas, Die Auflösung des Leninistischen Totalitarismus, in: D. Hasselblatt (Hrsg.), (Anm. 1), S. 188— 201.

  38. Vgl. E. Nolte, Theorien über den Faschismus, Köln 1979 5, R. De Felice, Le interpretazioni del fascismo, Bari 1969, deutsch: Die Deutungen des Faschismus, Göttingen 1980; W. Wippermann, Faschismustheorien, Darmstadt 19804 A. J. Gregor, Interpretations of Fascism, New York 1974; G. Schulz, Faschismus — Nationalsozialismus. Versionen und theoretische Kontroversen 1922— 1972, Berlin 1974.

  39. K D. Erdmann, Nationalsozialismus — Faschismus — Totalitarismus, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 27 (1976), S. 457— 469.

  40. E. Nolte, Der Faschismus in seiner Epoche, München 19795.

  41. Ders., Despotismus — Totalitarismus — Freiheitliche Gesellschaft, in: ders., Was ist bürgerlich?, Stuttgart 1979, S. 124.

  42. Vgl. dazu R. Saage, Faschismustheorien, München 1976; R. Kühnl, Faschismustheorien, Reinbek bei Hamburg 1979.

  43. K. D. Bracher, Institut für Zeitgeschichte (Hrsg), Zeitgeschichtliche Kontroversen. Um Faschismus, Totalitarismus, Demokratie, München 1976, S. 31 f.

  44. Vgl. dazu: Totalitarismus und Faschismus. Eine wissenschaftliche und politische Begriffskontroverse, München 1980.

  45. J. Kocka, Ursachen des Nationalsozialismus, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 25/80, S. 3— 15.

  46. A. Aquarone, L'organizzazione dello Stato totalitario, Torino 1965; das Schlußkapitel , The Total State and Personal Dictatorship'ist abgedruckt in: A Menze (Ed.) (Anm. 2), S. 81— 96. Eine Übersicht über den neueren Forschungsstand bietet J. Petersen, in: Institut für Zeitgeschichte (Hrsg.), Der italienische Faschismus. Probleme und Forschungstendenzen, München 1983, S. 13— 42.

  47. W. Schieder, in: Institut für Zeitgeschichte (Hrsg.) (Anm. 46), S. 64f.

  48. M. Greiffenhagen, Der Totalitarismus in der Regimelehre, in: ders. /R. Kühnl/J. B. Müller, Totalitarismus. Zur Problematik eines umstrittenen Begriffs, München 1972, S. 51.

  49. H. Mommsen, The Concept ot Totalitarian Dictatorship vs. the Comparative Theory of Fascism. The Case of National Socialism, in: E. A. Menze (Ed.), (Anm. 2), S. 146— 166.

  50. Vgl. dazu K. Hildebrand, Monokratie oder Polykratie? Hitlers Herrschaft und das Dritte Reich, in: K. D. Bracher/M. Funke/H. -A Jacobsen, (Hrsg.), Nationalsozialistische Diktatur 1933— 1945. Eine Bilanz, Schriftenreihe der Bundeszentrale für Politische Bildung, Band 192, Bonn 1983, S. 73— 96.

  51. Vgl. dazu G. Brunner, Vergleichende Regie-rungslehre, Band 1, Paderborn 1979, Kap. 1. 2: Geschichte der Vergleichenden Regierungslehre, S. 22— 45.

  52. K. Loewenstein, Political Power and Governmental Process, Chicago 1957, deutsch: Verfassungslehre, Tübingen 19692).

  53. Th. Stammen, Regierungssysteme der Gegenwart, Stuttgart 19723.

  54. G. Brunner (Anm. 51).

  55. B. Crick, Basic Forms of Government, London 1973, deutsch: Grundformen politischer Systeme, München 1975.

  56. Vgl. dazu R. Löwenthal, Staatsfunktionen und Staatsformen in Entwicklungsländern, in: Die Demokratie im Wandel der Gesellschaft, Berlin 1963, S. 164— 192.

  57. Vgl. dazu die Übersichten von G. Doeker (Hrsg.), Vergleichende Analyse politischer Systeme, Freiburg 1971; Th. Stammen (Hrsg.), Vergleichende Regierungslehre, Darmstadt 1976; J. Hartmann (Hrsg.), Vergleichende Politische Systemforschung, Köln 1980.

  58. Richtungsweisend: G. A Almond/G. Bingham Powell, Comparative Politics, Boston 19782, J. Blondel, An Introduction to Comparative Government, London 1969. Auszüge aus beiden in: Th. Stammen (Anm. 57), S. 63— 161.

  59. Die am häufigsten verwendeten Typen sind auf~

  60. Vgl. H. F. Illy/R. Sielaff/N. Werz, Diktatur - Staatsmodell für die Dritte Welt?, Freiburg 1980.

  61. A. Perlmutter, Modern Autoritarianism. A Comparative Institutional Analysis, New Haven and London 1981, S. 67f. und 89ff.

  62. J. J. Linz (Anm. 30), S. 241 ff. und 332ff.

  63. G. Wuthe, Die Lehre von den politischen Systemen, München 19812, S. 220.

  64. Vgl. M. Jänicke (Anm. 8), Kap. 1. 2. 3.: Die Einbeziehung der westlichen Demokratie in das kritische Totalitarismus-Schema, S. 110— 123.

  65. H. Marcuse, One-Dimensional Man, Boston 1964, deutsch: Der eindimensionale Mensch, Neuwied 198014

  66. Ders., Repressive Toleranz, in: R. P. Wolff/B. Moore/H. Marcuse, Kritik der reinen Toleranz, Frankfurt/Main 1966, S. 108.

  67. Vgl. R. Kühnl, . Linke'Totalitarismusversionen, in: M. Greiffenhagen/R. Kühnl/J. B. Müller (Anm. 48), S. 91— 119.

  68. R. Huntford, The New Totalitarians, London 1971, deutsch: Wohlfahrtsdiktatur. Das schwedi-sche Modell, Frankfurt/Main 1973.

  69. J. -F. Revel, La Tentation totalitaire, Paris 1975, deutsch: Die totalitäre Versuchung, Frankfurt/Main 1976.

  70. K. D. Bracher (Anm. 43), S. 59.

  71. H. Stangerup, Wo sich der „Große Bruder“ bereits eingerichtet hat: Skandinavien. Auf dem Weg in den totalen Sozialstaat, in: Der Monat, (1984) 1, S. 100.

  72. H. K. Rupp, Einige Bemerkungen zum Totalitarismusbegriff, in: liberal, (1982) 24, S. 184. Ein neuerer Beitrag von H. K. Rupp, „ 1984 — ein neues Feld für die Totalitarismusforschung?“, vorgetragen auf der Orwell-Tagung der Theodor-Heuss-Akademie im Oktober 1983, ist noch nicht veröffentlicht.

  73. A Paffenholz, Einleitung zu: ders (Hrsg.),

  74. W. Meyer-Larsen, 1984 — Industrialismus und Diktatur, in: ders. (Hrsg.), (Anm. 1), S. 66.

  75. H. Lübbe, Totalitarismus. Anmerkungen zu George Orwell 1984, in: H. Neumann/H. Scheer (Hrsg.), (Anm. 1), S. 106.

  76. Ebd., S. 107.

  77. K. D. Bracher, Schlüsselwörter in der Geschichte, Düsseldorf 1978, S. 88.

  78. K. D. Bracher, Zeit der Ideologien. Eine Geschichte des politischen Denkens im 20. Jahrhundert, Stuttgart 1982, S. 394.

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Siegfried Jenkner, Dr. disc. pol., Dipl. -Sozialwirt, geb. 1930; sozialwissenschaftliches Studium in Leipzig, Kiel und Wilhelmshaven; Professor für Politikwissenschaft an der PH Niedersachsen, Abt. Hannover (ab 1978 Fachbereich Erziehungswissenschaften I der Universität Hannover). Veröffentlichungen u. a.: Arbeitsteilung, allseitige Entwicklung des Menschen und polytechnische Bildung, Braunschweig 1966; Klassenbildung und Sozial-schichtung (hrsg. zus. mit B. Seidel), Darmstadt 1968; Wege der Totalitarismusforschung (hrsg. zus. mit B. Seidel), Darmstadt 1974 2; Zur Legitimationsproblematik bildungspolitischer Entscheidungen (hrsg. zus. mit G. Stein), Saarbrücken 1976; Die Schule in der freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik, Hannover 1980; Totalitarismus, in: W. W. Michel (Hrsg.), Handlexikon zur Politikwissenschaft, München 1983.