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Stimmungskanonen für die Kämpfe der Zeit Die Unterhaltungskunst der DDR 1984 zwischen Resignation und Reorganisation | APuZ 21/1984 | bpb.de

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APuZ 21/1984 Artikel 1 Stimmungskanonen für die Kämpfe der Zeit Die Unterhaltungskunst der DDR 1984 zwischen Resignation und Reorganisation Mediale Gewaltdarstellung und ihre Effekte Graffiti — Sprachliche Wirkungsmuster und Aktionsziele einer Kontrakultur . beschmieren Tisch und Tuch, besprühen Haus und Wände" Jugendliche Fußballfans als gesellschaftliches Phänomen

Stimmungskanonen für die Kämpfe der Zeit Die Unterhaltungskunst der DDR 1984 zwischen Resignation und Reorganisation

Olaf Leitner

/ 35 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die ideologisch-ästhetische Wirksamkeit der populären Kultur wird als kultursoziologisches Phänomen im Westen kaum diskutiert. Die sozialistischen Länder aber haben den Bereich der „Unterhaltungskunst“ längst zum „Hauptkampfplatz der Ideologie” bestimmt. Die DDR im besonderen muß das Überangebot kapitalistischen Entertainments kontern, das durch die Medien die Landesgrenzen überflutet und sich als Vermittler westlichen Lebensgefühls anbietet. Die Maßstäbe jedoch, mit denen diese als „Trojanisches Pferd" ins Land kommende Fremdkultur wie zum Beispiel die Rockmusik nach eigenen sozialistischen Maximen umzuformen seien, erweisen sich als widersprüchlich. Informationsdefizite hindern häufig daran, westliche Kulturerscheinungen richtig einzuschätzen und ihnen entsprechend zu begegnen. Andererseits bleibt sozialistische Unterhaltungskunst Indikator des real existierenden Lebensgefühls in der DDR, wenngleich verborgen unter Metaphern und Parabeln. Nachdem es bislang nicht gelungen ist, eine spezifisch sozialistische Unterhaltung den Produkten „imperialistischer“ Vergnügungsindustrien entgegenzusetzen, man vielmehr deren ästhetischen Vorgaben kopierend folgt, wird derzeit ersatzweise die Administration neu geordnet, zumal die Populärkultur durch Abwanderungen prominenter Künstler geschwächt ist, wobei sich erwiesen hatte, daß öffentliche Treuebekenntnisse zur Partei keine Garantie für adäquate Gesinnung darstellen. Durch Umorganisierung speziell des Komitees für Unterhaltungskunst sollen politische Agitation und Willensbildung der Interpreten intensiver dem Reglement des „sozialistischen Realismus“ angepaßt werden. Besonders intensiv wird dabei die Rockmusik der DDR gefördert, gelenkt und tagespolitischen Zielen dienstbar gemacht (Aktion „Rock für den Frieden“). Dieser Bereich der Populärkultur erreicht etwa 35% der Gesamtbevölkerung und avisiert eine Zielgruppe, die besonders ideologisch indifferent und formbar ist, die Jugend.

I. Einleitung

Dasinternationale Showgewerbe notiert 1984 einen neuen Rekord: der Amerikaner Mi-

chael Jackson konnte von seiner Langspiel-

platte . Thriller“ mehr als 35 Mio. Exemplare «eitweit verkaufen. Als Superstar Nummer Eins in den USA ist er so berühmt, daß ihm gar das DDR-Fachblatt Melodie und Rhythms zum Februar den Rücktitel einräumte md bemerkte, dieser moderne Soul sei . eine Kombination aus dem Seelen-Hauch der traditionellen Musik, motorischen Rhythmen, die den Disko-Taumel auf jedermann über-

tragbar machen, modernem Computer-Mix und der unverwechselbaren Stimme von Michael Jackson“. Aber das Jahr ‘ 84 begann noch mit einer weiteren Sensation. Nena Kerner aus West-Berlin segelte mit , 99 Luftballons“

-inzwischen zu „ 99 Red Balloons" internationalisiert — auf den zweiten Platz der US-Hitparaden. Nena, so auch der Gruppenname, schaffte in Australien wie in Japan und gleichfalls in Europa Spitzenpositionen im Umsatz von Populärmusik. Im Mutterland der Beatles besetzte sie sogar den vordersten Platz der Erfolgsliste. Nenas erster Hit in der Bundesrepublik, „Nur geträumt", erschien 1983 auf dem DDR-Poplabel Amiga, gesungen von Petra Zieger und den Smokings. Die gleichfalls bei Amiga publizierende Popband Karat durfte sich kürzlich in der Bundesrepublik eine zweite Goldene Schallplatte abholen, mit der ein Verkauf von mindestens 250 000 LP-Exemplaren honoriert wird. Insgesamt konnte Karat von dem Album „Der blaue Planet" im In-und Ausland eine Million Stück absetzen — Amiga-Rekord. Die Goldplatte Karat übrigens anläßlich einer Show-sendung des bundesdeutschen Fernsehens fürs Erinnerungsfoto posierte man überreicht, mit Mike McGear (Bruder Paul McCartneys) und Chris Jagger (Bruder von Mick). Der „Disko-Service", eingerichtet von der FDJ-Zeitung Junge Welt sowie der Jugendsendung „DT 64" IBerliner Rundfunk), überläßt den DDR-Jugendlichen und vor allem den Diskjockeys des Landes zum Überspielen aufs Tonband internationale Hits wie Jump" (Van Halen), •Only You“ (Flying Pickets), „Nobody Told Me" (John Lennon) oder „Relax“ (Frankie Goes To Hollywood), aber auch den „Trommeltanz" (George Kranz) und „Rosa auf Hawaii" (Cosa Rosa), beides Rockproduktionen aus West-Berlin. Vor allem aber werden Rock-und Pop-kompositionen wie diese angeboten: „Eiskalt“ (Regenbogen), „Rockmaschine" (Brigitte Stefan & Meridian), „Zeck — zoff, trouble en mässe“ (Juckreiz) oder „Deine Augen“ (Stern Meißen). Die Stars der populären jugendorientierten Musik, ob nun regional oder international erfolgreich, werden von ihren Fans, den Rezipienten und von der einschlägigen Presse diskutiert Die quirlig-pfiffige Nena mit ihrem diskreten Charme der Naivität ist ein Thema für Bravo, Pop-Rocky oder für den Schulhof, seltener für Eltern, Pädagogen, Erzieher oder Kulturwissenschaftler. Das amerikanische Nachrichtenmagazin Time widmet Michael Jackson eine Titelgeschichte, Ann Lennox (Eurythmics) und Boy George (Culture Club) beleben das Deckblatt von Newsweek, aber in den kultursoziologischen oder sozialpsychologischen Debatten werden diese Namen wenig genannt. Dennoch verkörpern sie mit ihrem künstlerischen „Output“, mit dem „feeling“, das sie weitergeben und mit den ästhetischen Maßstäben, die sie vorlegen, Lebenshaltungen, Weltanschauung, Ideologie. Michael Jackson hat eine Einflußzone, die größer ist als der Machtbereich der USA und die Herrschaftszonen der Sowjetunion. Vermittels weltweit geknüpfter Vertriebsnetze ist das Ergebnis eines individuellen ideologisch-ästhetischen Schaffensprozesses, etwa eine Langspielplatte, nahezu gleichzeitig vermittelbar; freiwillig durch Erwerb des Gegenstandes künstlerischer Produktion, oder unfreiwillig, durch seine Konsumption mit Hilfe der Sendemedien.

Es mag zwar bildungsbürgerlichen Idealen mehr entsprechen, bei gegebenem Anlaß mit Detailkenntnissen aus der „Don Giovanni" -Partitur zu beeindrucken oder Goethes „Wahlverwandtschaften“ zu zitieren, genauso wesentlich aber erscheint es, dem Einfluß eben jener Nena nachzuspüren, der international Jugendliche, Kinder und wohl auch viele Erwachsene prägt. Künstler der Popkultur sind der allgemeinste gemeinsame Nenner, auf den sich eine weltweite Grundstim-mung bestimmter gesellschaftlicher Schichten in ihrer Daseinsperspektive reduzieren läßt.

II. Popmusik als Ideologieträger

Es gäbe Gründe genug, diese Überlegungen zu vertiefen und vor allem die Ignoranz westlicher Kultur-Kritiker gegenüber den Phänomenen der Massenunterhaltung anzuklagen.

Wenden wir uns statt dessen einem Land zu, in dem seit anderthalb Jahrzehnten an einer Theorie der Unterhaltung gearbeitet wird, der DDR. Ausdruck jenes Bemühens ist der Gattungsbegriff des Untersuchungsgegenstandes selbst: „Unterhaltungskunst". Das impliziert den Anspruch, daß Unterhaltung (Showbusiness, Entertainment oder die sowjetische Variante, die Estrade) Kunst sei, ein eigenes Genre im Ensemble der Künste, vielleicht auch nur eine Funktion der Kunst. An der Diskussion, die auf hohem intellektuellen Niveau geführt wird, sind viele Disziplinen beteiligt: Kulturwissenschaftler, Freizeitforscher, Musik-und Medienwissenschaftler, Soziologen. Die Schirmherrschaft hat sich die Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED mit ihrem Institut für Marxistisch-Leninistische Kultur-und Kunstwissenschaften vorbehalten. Denn in einem sozialistischen Land folgt die Kultur den Richtlinien sozialistischer Kulturpolitik, allein bestimmt von der staatstragenden Partei SED. Diesen Maximen ist auch die Unterhaltungskunst verpflichtet. Ganz anders als in den Ländern des Kapitalismus, wo Unterhaltung dem Privatvergnügen oder den Bilanzen der „Bewußtseinsindustrie" dient und im übrigen, wie festgestellt wurde, aus den seriösen Kulturdebatten herausgehalten wird, ist die ideologische Wirksamkeit von der „Unterhaltungskunst", von Rock, Chanson, Folklore, Wortkunst (Conf 6rence), Schlager, Musical oder Jazz — um einige Teilgebiete der Unterhaltungskunst zu benennen — erkannt und der Tagespolitik sowie langfristiger Partei-strategien dienstbar gemacht worden. Man kalkuliert den empirisch belegten Fakt ein, daß etwa 80% der DDR-Jugendlichen Popmusik konsumieren, und man verschließt nicht die Augen vor der Tatsache, daß die Begegnung mit diesem Zweig der Kultur in vielen Fällen die einzige Berührung mit Kultur überhaupt bleiben wird. Somit werden die kritischen Zwischentöne von Volker Brauns „Berichte von Hinze und Kunze" (Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1983) weniger zum brisanten Politikum als jener Song der Gruppe Pankow, in dem es hieß:

Wir waren beide durstig in dieser heißen Stadt und hatten dieses Leben und das Alleinsein satt...

Da man im Sozialismus aber des Lebens niemals überdrüssig zu sein hat, singt Pankow nun:

... und hatten diesen Abend und das Alleinsein satt...

Bleiben wir im Bereich der Rockmusik, dem, wie Kulturpolitiker in der DDR betonen, inzwischen einflußreichsten Genre der Unterhaltungskunst. Dessen Zielgruppe ist alters-spezifisch fest umrissen und hat einen hohen Anteil an der Gesamtbevölkerung. 1983 waren in der DDR mit ihren 16, 7 Mio. Einwohnern knapp 6 Mio. Bürger weniger als 25 Jahre alt (35, 8%). Rechnet man als potentielles Rockpublikum die Zehn-bis Fünfundzwanzig-jährigen, so sind 23, 3%, fast ein Viertel aller DDR-Deutschen, aufnahmebereit für diese Populärkunst. Wem bekannt ist, daß Popsongs heute das Volkslied ersetzt haben, der wird auch eine Streuung weit in die soeben ausgegrenzten Altersgruppen für möglich halten. Das „Wörterbuch zur sozialistischen Jugend-politik" definiert Jugend als „eine wichtige Phase der gesellschaftlichen, moralischen und physischen Entwicklung, d. h.der Persönlichkeitsentwicklung des Menschen ... Der gewachsene Umfang an Freizeit bedingt, daß die Freizeitgestaltung immer bedeutungsvoller für die Entwicklung der Persönlichkeit wird, besonders hinsichtlich ihrer politisch-weltanschaulichen, moralischen und ästhetischen Einstellungen. Dabei verstärkt sich auch der Einfluß der Massenmedien." -Massenmedien vermitteln Rockmusik, kombinieren sie mit politischer Information in Sendungen wie „Hallo“, dem Jugendjournal vom Sender Stimme der DDR, „DT 64" oder „rund“, einem monatlichen Beitrag des Jugendfernsehens der DDR. Anders als die, Bundesrepublik hat die DDR ihrer Jugend eine Programmschiene täglich ab 14 Uhr bis 23. 30 Uhr eingerichtet und ihr spezielle Sendefrequenzen zugeordnet, die Empfangsbedingungen wurden verbessert. Damit soll die Programm-flut des bundesdeutschen Rundfunks und* Fernsehens gekontert werden, die täglich die i andesgrenzen überspült und nach Meinung ler SED zum Träger imperialistisch-kapita-

stischen Gedankengutes wird: „Neben der direkten politischen Massenbeeinflussung virken diese Medien besonders durch ihr reit gefächertes und umfangreiches Unter-

haltungsangebot ideologiebildend. Es gehört m den erklärten Maximen westlicher Sende-

anstalten, ihre Programme so zu gestalten, daß sie den Anschein erwecken, als werde eigentlich nur Unterhaltung geboten" heißt s in einer Schrift der Akademie für Gesellchaftswissenschaften beim ZK der SED. Für ie DDR — an der Trennlinie zweier Gesellxhaftssysteme — sei die Einwirkung der imperialistischen Massenmedien „eine längst ewohnte Bedingung der politisch-ideologi-

Arbeit, und Illusionen über den Klassengegner in der BRD waren nie unsere Jache“ (Erich Honecker); eine Bedingung je-

dech, die ihre ästhetisch-formalen Gesetze, nnindest im Bereich der Jugendkultur, zur Gewohnheit in der DDR macht.

Die populäre Musik wird heute von . älteren Kindern'und jüngeren Erwachsenen in Grö-Benordnungen genutzt, die noch vor nicht allzu langer Zeit kaum vorstellbar waren. Der zwölfjährige, vielseitig informierte Kenner verschiedener Rockgruppen ist nicht mehr die Ausnahme“ schreibt der Kulturwissen-schaftler Lothar Bisky. Der Rundfunk hat „entscheidend mit dazu beigetragen, daß Musik-hören die am häufigsten ausgeübte kulturelle Veranstaltung geworden ist (...) Einzelanalysen (zeigen), daß Jugendliche anhand von Rocktiteln (...) angeregt werden zur Auseinandersetzung mit moralischen Fragen, Pro-blemen der Lebensweise, zum intensiven Nachdenken über eigene Verhaltensweisen“ Sein Fachkollege Helmut Hanke verweist darauf, daß „ein Großteil des heutigen Publikums mit dem . Sound'der internationalen Pop-Musik der 50er, 60er und 70er Jahre, mit der DDR-Rockmusik aufgewachsen ist" Michael Jackson, unser Beispiel zu Beginn, prägt Habitus, Gestus und „Lebensweise" auch in der DDR. Das Publikum in der DDR wechselt wie überall in der Welt schnell seine Idole. War beispielsweise bis vor kurzem noch der BRD-Import „Neue Deutsche Welle“ Mittelpunkt des Fan-Interesses, so ist es jetzt die Rap-Musik aus USA, die die Jugendlichen erfreut und die DDR-Musiker zur Nachahmung inspiriert (z. B. Rockhaus und „Disko in der U-Bahn"). Notabene: die erwähnte „NDW“ war den Kulturideologen besonders verdächtig, galt sie ihnen doch als Beispiel der „Alleinvertretungsanmaßung der BRD".

Wichtigste Vermittler von Popmusik und ihrem ideologisch-ästhetischen Gehalt also bleiben die Sendemedien; kritische Beobachter erkennen dabei, „daß zwischen den Erscheinungs-, Vermittlungs-und Rezeptionsweisen besonders der Unterhaltungskunst im Fernsehen des Kapitalismus und Sozialismus eine unübersehbare Konvergenz bestehe; die Übernahme von Formen der , U-Kunsf aus der kapitalistischen . Kulturindustrie'berge auch die Gefahr in sich, die bürgerliche Ideologie mit zu übernehmen. Die gängigen Formen der Unterhaltungskunst würden nach wie vor von den bürgerlich-kapitalistischen und imperialistischen Vorbildern bestimmt; eigene sozialistische Modelle seien vergleichsweise schwach entwickelt“

III. Kalter Krieg mit Unterhaltung

Die Geschichte der DDR-Unterhaltungskunst ist gezeichnet von anfänglicher Abwehr und späterer Akzeptanz stilistischer und möglicherweise auch ideologischer Vorgaben. Die Entwicklung der Rockmusik in der DDR legt davon selbst Zeugnis ab. Sie ist von einem Mitte der sechziger Jahre höchst befehdeten . Gammler“ -und Dekadenz-Phänomen zum hochgelobten und staatlich dekorierten Kulturprodukt avanciert: Die Guitar Men anno 65 in Leipzig wurden publizistisch an den Pranger gestellt und als schmutziges Gesindel apostrophiert, die Puhdys anno 82 erhielten den Nationalpreis, wenngleich II. Klasse.

der „antihumani Je mehr „Gegner“ mit seinen -stischen Kulturauffassungen" die DDR heimsucht, je mehr die „Diversionsmedien“ mit Rosenthal und Löwenthal das sozialistische Deutschland bedrängen, je mehr gilt es, eine ideologische Gegenoffensive auf dem Feld der Kultur, in unserem Fall der Unterhal-tungskunst, zu ermuntern: „Von unserer Kultur und Kunst gehen entscheidende Impulse für die kommunistische Erziehung der Jugend und die Entwicklung sozialistischer Persönlichkeiten, für die Herausbildung der sozialistischen Lebensweise, die Festigung der sozialistischen Wertvorstellungen und die Verbreitung unserer Weltanschauung und unserer Ideale aus“ schreibt Professor Kurt Hager, Politbüromitglied und oberster Kulturfunktionär seiner Partei, und umreißt dabei den Leitgedanken sozialistischer Kulturpolitik. Schlüsselwort ist dabei „sozialistisch", ein Adjektiv, das sich bei seiner Definition durchaus tagespolitische Varianten gefallen läßt. Fehlentscheidungen wie die Brecht-Debatte oder der Formalismus-Streit belegen die Unsicherheiten oder die Flexibilität sozialistisch-autoritärer Kulturpolitik. Sie „vollzieht sich unter weltoffenen Bedingungen, das heißt in einer ständigen Auseinandersetzung mit der Politik und Ideologie des Imperialismus, besonders des Imperialismus der BRD ... Auf dem Gebiet der Kultur wenden unsere Gegner sehr differenzierte Mittel an, um ihre Ideologie des Antikommunismus, Antisowjetismus und Nationalismus zu verbreiten und den Sozialismus zu verleugnen.“

Die Weltoffenheit ist dabei durch die Sende-medien aufgezwungen; jede Stilinnovation, jede Spielvariante, auch jede Modetorheit im internationalen Showbusiness — von DDR-Unterhaltungskünstlern jeweils begierig aufgenommen und im Lande verbreitet — muß weltanschaulich getestet werden und den ideologischen Freigabestempel erhalten. Nicht immer sind die Kunstrichter sachkundig, oft erliegen sie den selbstauferlegten Informationsdefiziten. Die Erkenntnis des DDR-Fernsehkommentators Karl-Eduard von Schnitzler, „Informationspolitik ist Klassenpolitik" auf den Gegner gerichtet, wird zum Politikum in der DDR selbst. Wenn die „Kultur und Kunst als . Trojanisches Pferd'für die ideologische Diversion gegen den Sozialismus" ins Land kommt, wie der FDJ-Kulturfunktionär und Rocktexter Dr. Hartmut König es formulierte, fehlt es an Fachleuten, die, um im Bild zu bleiben, befähigt sind, den Magen-inhalt zu analysieren.

Ein Musterfall stellt die Geschichte der Beat les in der DDR dar. Das 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965 empörte sich darüber, daß „in widerlichster Weise dekadente Lebensformen in Gestalt der Beatles“ die DDR heimsuchten; der Kulturwissenschaftler Horst Slomma sah noch 1971 in dem Quartett aus Liverpool „letzten Endes ... einen anarchistischen Angriff gegen jede Kultur und Zivili. sation“ Heute sind die Melodien der Beatles in der DDR hochgeehrt und als Vorbild fortschrittlicher Musizierweise jedermann empfohlen; als John Lennon 1980 ermordet wurde, forderte der Komponistenverband die U-Künstler des Landes auf, Lennon-Hymnen zu gestalten. Kathrin Lindner von der Schubert-Band trauerte so: „Erschlagen der, der Liebe sang, ich bin stumm sekundenlang'(„Der Junge aus Liverpool Lennon wurd zum Heroen des antiimperialistischen Kampfes ausgerufen, vergessen waren die den Beat les unterstellten Rauschgiftorgien in Millilonärsvillen, vergessen auch jene Fotos einst in der Leipziger Volkszeitung mit den Beatlesin Uniformen imperialistischer Mächte. Der Rockmusiker Hansi Biebl machte sich e inen Vers drauf und sang:

Mit einemmal war er so gut, sang er so schön und intelligent und gegen den Krieg.

Gab Orden zurück, war er doch unser Mann.

Wißt Ihr nicht mehr wie es mal hieß:

da war er nur der Millionär, und viel zu langes Haar, dieser Beatle.

(Doch) jetzt ist er tot, war jedermanns Freund und er bekommt, wenn es geht, einen Orden noch drauf, den er garantiert nicht zurückgeben kann.

Jetzt ist er tot, wehrt sich nicht mehr. Biebls Gegenhymne wurde nur einmal im DDR-Rundfunk gesendet und dann wegen „technischer Unvollkommenheit" aus dem Verkehr gezogen.

Der Punk-Rock mit seinen vital eingespielten „No future! -Parolen erfreute sich in der DDR ebenfalls sehr unterschiedlicher Beurteilungen. Wurde er anfänglich, besonders wegen seines gelegentlich faschistischen Dekors, in Acht und Bann getan, gilt er heute als . Versuch einer Rückbesinnung auf den ursprünglichen Rock'n Roll durch einfachen formalen, harmonischen und rhythmischen Aufbau der Musikstücke". Noch drei Jahre zuvor hatte Stefan Lasch vom Berliner Rundfunk in einem Buch über Rockmusik geurteilt: „Punk hat für unsere Musikentwicklung keinerlei Einfluß“, er sei „nur zu verstehen im konkreten gesellschaftlichen Kontext“ und widerspräche den sozialistischen Normen für Moral und Ethik."

Die Punks haben längst Einzug in die DDR gehalten, wenngleich ihre Musik nur verdeckt und in Kellern aufgeführt werden kann. Im Plänterwald zu Ost-Berlin zelebrieren sie ihre „pogo“ -Tänze und kommen regelmäßig in Polizeigewahrsam. Ihr Habitus, ihre Accessoires finden sich längst auf den Rockbühnen der DDR wieder. Die Punks hielten gar Einzug in die Literatur. Thomas Böhme, Jahrgang 1955, führt uns an einem Samstagabend auf den Bahnhofsvorplatz in Leipzig:

Und sah (...) den mit dem Stirnband & den büßersandalen Und einen im lederanzug mit Stars & stripes auf dem rücken, sein blasses kindergesicht Und minderjährige punks im trenchcoat der väter Und den farbigen mit violetten hochhackigen schuhen Und den schmalhüftigen der quer über die fahrbahn sprang und fast gerammt worden wäre (...)

Letztlich aber bleibt die Beurteilung und ideologische Wertung der Phänomene internationaler Popmusik weniger einheitlich, als aus westlicher Sicht oft angenommen wird. Von den Auseinandersetzungen und Diskussionen in Kreisen der Kulturadministration dringt wenig nach außen, Indizien ihres Vorhandenseins sind nur bei akribischer Suche in den Medien der DDR ortbar. Gelegentlich kann, wie ein noch folgendes Beispiel belegt, das Taktieren beim Vergeben des weltanschaulichen Gütesiegels zu einem deutsch-deutschen Politikum werden.

Unablässig bleibt aber das Bemühen, sozialistische Unterhaltungskunst gegen kapitalistische Unterhaltung auszuspielen. „Unter dem herrschenden Zwang der Profitmaximierung (entstehen) durch die kombinative Wiederholung von ehemals neuen Gestaltungselementen standardisierte Kunstprodukte, Klischees: die nichts mehr bedeutenden Fließbandproduktionen der Groschen-Romane, der Kriminal-und Abenteuer-Serien für Film und Fernsehen, der jeweiligen Typen von Schlagern etc. (...) Von schöpferischer Arbeit, von unersetzbaren Entdeckungen der Kunst kann hier nicht mehr die Rede sein. Was bleibt ist Kitsch, Pseudo-Kunst oder wie man das immer nennen mag“ schrieb Günter Mayer, Ästhetiker und Musikwissenschaftler an der Ost-Berliner Humboldt-Universität in einem Resüme über die Produktion westlicher Massenkultur. Hartmut König warnte anläßlich der FDJ-Kulturkonferenz im Oktober 1982 vor einer „Nachäfferei der sogenannten . Westkunst', all der Brutalität, der Entwürdigung des Menschen, wie sie von der amerikanischen Kulturindustrie betrieben werden“ und kritisierte „das von Unterhaltungskonzernen mit handfesten kommerziellen Interessen vorprogrammierte Abtauchen in eine Welt von Pornographie und Kriminalität, verrohender Gewalt und verdummender Trivialität“ Kapitalistische Massenkultur zielt darauf ab, „Bedürfnisse zu wecken, Gewohnheiten und Verhaltensweisen herauszubilden, die am kulturellen Alltag und an der Lebensweise kapitalistischer Länder orientiert sind (...) Auf solchen besonders massenwirksamen Gebieten wie der Unterhaltungskultur, der Mode und des Berufssports, verschafft sich der Imperialismus auf spontane und staatsmonopolistisch regulierte und manipulierte Weise immer wieder Spielraum, um in den globalen Auseinandersetzungen mit dem Sozialismus ideologisch wirksam zu werden" heißt es beim ZK der SED. Manfred Wekwerth, Präsident der Akademie der Künste und Leiter des Berliner Ensembles, ergänzt: „Unterhaltung ist — gerade weil sie nach Popularität strebt — ein wichtiger Kampfplatz der Ideologien.“ An anderer Stelle wird das Zentralkomitee noch deutlicher: „Das Gewicht der Kultur in der ideologischen Klassenauseinandersetzung zwischen Sozialismus und Imperialismus vergrößert sich in dem Maße, wie es gelingt, den Krieg als Mittel der Politik auszuschalten und Beziehungen der friedlichen Koexistenz zwischen Staaten gegensätzlicher Gesellschaftsordnung durchzu-setzen." Damit wird ein kalter Krieg diagnostiziert So bemüht sich also die SED für den Kampf gerüstet zu sein und die Waffen zu schärfen. Wer drei Jahrzehnte Kulturpolitik der DDR und deren liebstes Kind, die „heitere Muse“ und jetzige U-Kunst rekapituliert, bemerkt daß seit dreißig Jahren höheres Niveau gefordert wird; stetig wird gerügt, man habe sich von kapitalistischen Vorbildern längst nicht freigemacht, man huldige noch immer zu sehr einer bürgerlichen Show-Ästhetik. Oder, in der Phraseologie der Kulturadministration: das — nach Erich Honecker — „Erreichte ist noch nicht das Erreichbare". „Weltbild (solle) gleich Notenbild (sein)"; „in den Kämpfen unserer Zeit" sei es wichtig, „das Leichte, das so schwer zu machen ist“, zu befördern und dabei . Antworten auf die Fragen der Zeit“ zu geben. Treuherzig bekennt der Magier Eberhard Baur, zum Ruhme des Sozialismus „meine Illu sionsshow weiter auszubauen. Daher will ich nicht dem Trend folgen, einfach die Illusionen und Tricks der großen amerikanischen Shows original nachzubauen und vorzuführen. Mir geht es darum, eine sozialistisch profilierte Unterhaltungskunst aufzubauen.“

Zum Beispiel eine Jungfrau, sozialistisch zersägt? Vollmundig fordert das Organ der National-Demokratischen Partei: „Die Aufgabe der Unterhaltungskunst ist nicht nur Schritt halten oder gar Trippeln am Ort. Unser Auftrag heißt: kräftiges Vorausschreiten. Und das bedeutet: Mut zum Experiment, Mut zum Wagnis, bedingungsloses Engagement, Verantwortungsbewußtsein und Selbstkritik, Ergebenheit in unsere Sache." Was nun Mut was Wagnis oder Experiment sei, entscheidet die andere Partei, die SED, und ihrem Befund ist „bedingungslos“ und ergeben zu folgen.

IV. Populärkultur in Grenzen

Die Ünterhaltungskunst ist straff organisiert. Ein Netz von Gremien, Kommissionen und Komitees überzieht das Land, gesteuert wird zentral, von der Bezirks-bis zur Kreisebene. Niemand singt, tanzt, bläst oder deklamiert öffentlich, ohne vorher geprüft und beurteilt worden zu sein — fachlich und ideologisch. Kein Plakat wird gedruckt, keine Platte gepreßt, keine Seite vervielfältigt ohne den Segen der Partei. Und sie gibt jeweils den Tagesbefehl: „Durch Lachen, Humor, Heiterkeit sollten die Künstler stärker sozialistisches Selbstbewußtsein, Überlegenheitsgefühl fördern helfen" wie es Kurt Hager anläßlich des 6. Plenums des ZK der SED im Juli 1972 forderte. Und 1984 fragt Lutz Kirchenwitz, Stellv. Generaldirektor beim Komitee für Unterhaltungskunst: „Wie kann die Unterhaltungskunst den Forderungen der Zeit genügen, wie kann sie mit ihren spezifischen Mitteln helfen, Produktivität, Optimismus und Wohlbefinden zu erzeugen?“ Kirchenwitz plädierte dafür, daß „die politisch-ideologische Arbeit mit den Unterhaltungskünstlern aktiviert und Impulse für die Erhöhung der Qualität unterhaltungskünstlerischer Angebote gegeben werden“ Ein Großteil der Unterhaltungskünstler sei freischaffend und nicht in feste Institutionen oder Organisationen integriert: „Das erschwert die Lösung einer Reihe sozialer und organisatorischer Fragen.“

Ohne Zweifel ist seit Anfang dieses Jahres einige Unruhe ins Showland DDR gekommen. Die ohnehin durch viele Abwanderungen geschwächte Künstlerschaft wurde durch die Ausreisewelle weiter dezimiert. Nachdem Stars wie Klaus Lenz, Manfred Krug, Veronika Fischer oder Holger Biege ihre Heimat verlassen haben, folgten jetzt Sänger und Musiker wie Hansi Biebl, Henry Kotowski, Regine Dobberschütz und Detlef Brauer, bis vor kurzem noch Mitglied der Gruppe Berluc, mit der er den erfolgreichsten Titel des Jahres 83 in der DDR sang: „No bomb". Dieser Song attackiert den amerikanischen Präsidenten, in dessen Machtbereich Brauer inzwischen übergewechselt ist. Das renommierte Internationale Schlagerfestival zu Dresden präsentierte 1983 den Entertainer Hans-Joachim Neumann mit seiner Gruppe Neumis Rock Circus als Sieger des Wettbewerbs, zudem erhielt er den Preis der DDR-Journalisten. „Neumi" hat inzwischen einen Ausreiseantrag gestellt und ist bei Drucklegung dieser Zeilen wohl schon im Westen.

Tief verwundet wurde die Unterhaltungsszene der DDR jedoch durch den Abgang einer Sängerin, die man zur Nachfolgerin der Veronika Fischer hatte aufbauen wollen und deren Karriere man mit Verve vorantrieb: Ute Freudenberg, Tochter eines Alt-Kommunisten und Anti-Faschisten, FDJ-Kulturpreisträgerin. Kurz bevor sie anläßlich eines Gastspiels in der Bundesrepublik, dort verblieb, hatte die Genossin dem Berliner Rundfunk noch ein iusführliches Interview auf Band gesprochen, anläßlich dessen sie ein Treuegelöbnis für ire Partei abgab. Es wurde nicht mehr gesenJet, seine Aktualität war überholt. Ihr hoch-gelobter Beitrag für die Friedenslieder-Kamsagne „Es gibt für mich kein fremdes Leid", gemeinsam mit dem Chef der Gruppe Wir, Wolfgang Ziegler gesungen, war als musterhaftes Exempel dieses Genres häufig in den Medien vorgestellt worden. Sie galt als „eine mserer populärsten Sängerinnen. Nicht nur lei jungen Leuten (...) In ihren Liedern wen. iet sie sich in einer diesem Genre angemessenen Weise Problemen unserer Zeit zu" eschrieb es der Kritiker Günter Görtz.

Die Gründe der Unterhaltungskünstler, ihrem Land für immer den Rücken zu kehren, mögen im Einzelfall individuell geprägt sein. Ge-

nereller Anlaß aber ist der Unmut über eine ileinliche und im Regelfall inkompetente Kulturbürokratie, die jene geforderte Experinentierfreude und künstlerischen Wagemut eben nicht unterstützt, sondern blockiert. Au-

lerhalb der Ideologiediskussion ist die Klei-derordnung der Popmusiker ein Thema, das schließlich doch ideologisiert wird, — die leans-Debatte war ein Musterfall, den Stefan Heym einst mit dem Hinweis beenden konnte, dieser Hosentyp aus den USA sei ein pro-

etarisches Beinkleid, mithin im Arbeiter-und Bauernstaat verwendbar —; jeder Button, len ein Musiker trägt, jedes T-Shirt, jede Fri® ist gegen ein ästhetisches Vorurteil der Äontrollinstanzen erstritten. Die „solidarischiameradschaftlichen Ratschläge“ der Kultur-terwaltung enttarnen sich in der Regel als Bevormundung.

Noch gravierender aber sind die Reisebeschränkungen, die sich zum Alptraum ausweiten. Einerseits gibt es für lang-ährig tätige Unterhaltungskünstler kein un-bekanntes Terrain im Land mehr zu entdek-ken, andererseits bleibt die Möglichkeit über•legend versagt, in anderen, das meint: westlichen Ländern, neue Erfahrungen und Anre-Pngen zu sammeln. Regine Dobberschütz, Hie die Lieder in Konrad Wolfs Film „Solo Sunny"

sang, schrieb in einem Informationsblatt über sich und ihre Band unter „Tourneen: Etwa 1 Mio. mal Rostock-Suhl. Zusammenarbeit mit Musikern aus Polen, Jugosla-wien und der Schweiz. 1981 sieben Wochen auf SU (= Sowjetunion, O. L.) -Tour"

Die Reise in die Sowjetunion gilt dabei schon als Auszeichnung. Die Ost-Berliner Rockband Metropol stellte im Dezember 1983 das Lied „Zu den Sternen“ vor:

Einmal bis zu den Sternen einmal hin und zurück mal ein Blick aus der Ferne auf die Erde im Stück.

Solche Träume vom Fliegen jeder träumt sie einmal und ich müßte schon lügen wollte ich nicht nochmal. (...)

Einmal bis zu den Sternen einmal hin und zurück mal was anderes hören vielleicht Sphärenmusik — nicht nur in Suhl und am Darß spieln jeder kennt uns da schon vielleicht mal auf dem Mars spieln das wär die Sensation.

Zu den Sternen, zu den Sternen (...) Vordergründung naiv und fröhlich-vital interpretiert, hat der Text des Liedes doch eine unzweideutige Botschaft. Die Reise zu den Sternen steht für das Reisen schlechthin, der Traum vom Fliegen ist eine in der Rocklyrik der DDR erheblich strapazierte Metapher, die sich in zahllosen Liedern nachweisen läßt: es wird geflogen, gesegelt, geschwebt, getaucht — zu den Sternen oder ins Innere der Erde, in die Tiefen des Ozeans. In dem Song „Die wundersame Geschichte von Gabi" der Ost-Berliner Gruppe Pankow lauten die entsprechenden Zeilen:

(...) und sie denkt an die Sekunden nach den Erdkundestunden (...)

als der Globus heimlich rollte und sie flog wohin sie wollte — so klein ist Blankerode!

Man kann die Metapher (ist ihr häufiges Vorhandensein nun Zufall, ist sie lanciert oder Signal Freud'schen Unterbewußtseins) auch geschickt zwischen die Zeilen schieben, wie es der Leipziger Textpoet Kurt Demmler für die Gruppe Karussell vorführt:

Ob man Schwimmflossen liebt oder Schuh — lackiert ob sein Fahrrad man liebt oder'n Lada führt ob man Fernsehn sieht oder Fernsehn macht sich bei Tage bemüht oder in der Nacht — ja, wir alle sitzen im selben Boot und ein jeder sitzt mit seiner Not aber eine Hoffnung ist allen gemein:

jeder will noch weit gefahren sein („Du gehörst dazu“) Mögliche Anfragen würde Demmler vermutlich mit dem Hinweis abfangen, das Fahren stünde hier als Sinnbild für Erkenntniszuwachs. Komm, wir steigen auf einen Berg um über Wolken zu stehn komm wir fliegen in das All um nach den Sternen zu sehn (...)

Dies singt die Gruppe Prinzip auf ihrer dritten Langspielplatte, auf der sich auch die Kompositionen „Wir reiten mit dem Sturm“ und „Flieg mit mir“ befinden.

Dies sind Beispiele aus der Gegenwart, für die sich ähnliche und ebenfalls mühelos genügend in der Vergangenheit vorfinden lassen. Wer nicht, beispielsweise mit dem . Albatros" der Formation Karat, in Gedanken um die Welt fliegen will, wer nicht vermittels der Phantasie nach außen strebt, der geht nach innen, ins Private, in die, wie Günter Gaus es nennt: Nische.

Komm auf mein Schloß Ecke Schönhauser (Allee, O. L.)

da bin ich König gleich unter dem Dach.

Komm auf mein Schloß mit mir du wirst erwartet bei Kerzen und Mondenschein und alles für dich (...)

Und keine böse Fee stört unsere Träume wenn wir verzaubert sind bei Mondschein und so (...)

Dieses Lied der Band Keks versteckt die Chiffre für Eskapismus unter Ironie und parodistischem Gestus, aber auch sie ist in vielen Songs sozialistischer Populärmusik entdeckbar. Um mehr Realitätsbezug geht es der Gruppe Silly, sie will „sichtbar andere Wege ... gehen als verschiedene Bands mit ihren Tiefsee-und Kosmosgeschichten“ Silly führt mit dem Texter Werner Karma Lieder gegen Leute vor, „die ihre Machtstellung mißbrauchen, um auf andere Druck auszuüben,“ — Leute im eigenen Land etwa? nein: — „solche Kriegstreiber wie Reagan, wie Ausbeuter der Menschheit überhaupt"

Den Rückzug ins Private, in die kleine über schaubare Welt des unmittelbaren Erlebnis bereiches, rügte angesichts der jungen DDR. Literaten der PEN-Präsident Heinz Kamnit zer: „Die sind mir doch noch zu fragmentarisch in ihrer Welt. Ich bin oft sehr betroffen wie wenig die große Umwelt irgendwie spürbar ist in dem kleinen Ausschnitt, den sie anbieten. Wenn ich mir dazu vergegenwärtige, welche Anfrage gerade heutzutage der Globus an uns stellt und dann diese kleine Welt von Empfindungen, von Erwartungen, es muß alles sein (aber) -----“ An dieser Stelle des Rundfunk-Interviews wird Kamnitzer in seinen entweder weltfremden oder zynischen Ausführungen durch den Interviewer unterbrochen: „Ist das nicht eine Frage der Fähigkeit, auch der Erlebnismöglichkeiten, würden Sie das einräumen?" Der Einwand verweist dezent auf den Umstand, daß es zwischen der DDR und der Welt eine Mauer gibt, eine nur von Privilegierten zu passierende Staatsgrenze. Es widerspricht nicht dem Gesetz der Fairneß, wenn man die Antwort Kamnitzers wörtlich zitiert, wie sie Radio DDR im II. Programm ausstrahlte — ein redaktionell bearbeiteter, mithin präzise zum Zweck der Veröffentlichung zurechtgeschnittener Tonband-Beitrag: „Nein, das würde ich nicht ganz so sehen. Ich weiß, es wird oft gesagt sicherlich kann man durchaus erklären, also dieser Fundus ist noch nicht so groß, die Erlebnis-sphäre ist noch nicht groß genug. Ich habe dennoch da drunter eine Sorge anzumelden, die ganz woanders liegt. Und zwar, ja, lassen Sie's mich ruhig mal sehr hart sagen: Wie soll ich mir erklären, daß so viel in unserer Lyrik und auch in unserem erzählerischen Mobiliar so viel — es kommt ganz bitter! — gesellschaftslos ist? Wie kommt es, wie jemand, der doch hier und heute lebt, so wenig vermittelt von den — ja, die Engländer nennen das facts of life, also den Tatsachen des Daseins? Auch im weiteren Gespräch wird die Antwort auf die zaghaft insistierende Frage verweigert. Zur Erinnerung — der Schriftsteller Prof. Dr. Heinz Kamnitzer ist aufgrund seiner Funktion im PEN-Klub seines Landes einer „der führenden Intellektuellen" der DDR. Zurück zur Unterhaltungskunst, die durch viele ihrer Lyriker und Songpoeten durchaus mit der Literatur verknüpft ist. Daß sich der DDR-Bürger bevormundet fühlt, Teile seines Lebens von der Bürokratie autoritär gesteuert werden, daß häufig Macht über Kompetenz siegt, zeigt sich auch in den Beiträgen der Unterhaltungskunst, die das Dauerthema „Individuum und Gesellschaft“ künstlerisch verarbeitet. Auf der FDJ-Kulturkonferenz 1982 hatte Hartmut König vom Zentralrat des Jugendverbandes Otto Grotewohl zitiert:

Du mußt steigen oder sinken, Du mußt herrschen und gewinnen, Oder dienen und verlieren, Leiden oder triumphieren, Amboß oder Hammer sein.

König ergänzte: „Ja, wir sind unter der Führung unserer Partei Hammer geworden, Generationen um Generationen wurden es, und kommende Generationen werden es sein.“ Die Berliner Bluesband Monokel ist weniger pathetisch. Sie singt in „Man schmiedet doch anders herum“:

Es schließt sich still der Kreis der Leiden Alkohol bestimmt die Spur Gefühle sind ab jetzt zu meiden es bringt dich nichts mehr aus der Ruh.

Die Sonne läßt sich selten sehn zugeschlossen jede Tür bei Nacht da husten nur die Flöhe und Blutdruck wird bestimmt vom Bier.

Gedanken sind nur am Verdampfen und Blicke gleiten kalt vorbei.

Das Lächeln wird dir immer saurer und Liebe ist nur Einerlei.

Du setzt den Fuß, bewegst die Hände rollst die Augen ohne Sinn um dich herum sind kahle Wände Straßen führen nirgends hin.

Du bist Amboß, nicht der Hammer, man schmiedet doch anders rum (...)

Du willst gewinnen, bringst die Zeit rum die Zeit verrinnt und bringt Dich um.

Der Himmel weint, kalt heult der Wind hast dich verirrt im Labyrinth.

Der Sarg für dich wird schon gehobelt geistig kriegst du Rente schon.

Um dich wird nicht mal mehr geknobelt du alter ausgedienter Clown.

Du bist Amboß, nicht der Hammer (...)

Rockmusik als Indiz jugendlichen Lebensgefühls? Das von der Bluesband Monokel vermittelte Stimmungsbild, nur vordergründig ein Lied gegen den Alkohol, ist ein Aspekt des real existierenden Sozialismus, in dem die Mächtigen keineswegs einheitlich, en bloc entscheiden. So durfte Monokel seinen Beitrag zur Unterhaltungskunst der DDR zwar auf einer Schallplatte publizieren (Amiga 855 992, 1983), nicht aber über den Rundfunk einer großen Öffentlichkeit vorstellen.

Monokel trifft ein Lebensgefühl, das auch Autoren anderer Kunstgattungen bewegt. Für das Theater „machen wir die Beobachtung, daß individuelle Beobachtungen, auch ein individuelles Verhältnis zur Welt, sich breit macht. Ich sage das absichtlich ein bißchen kritisch, weil es natürlich eine Gefahr ist, wenn man in einem dialektischen Verhältnis die eine Seite besonders stark betont (...) Wir haben bei einer Reihe von jungen Autoren zum Beispiel die Tendenz, die Erfahrung des einzelnen gegenüber der Gesellschaft überzubewerten. Es werden Geschichten erzählt, die von den Sorgen, den Bedrängnissen der einzelnen nicht nur handeln, sondern die diese Sorgen und Bedrängnisse zum Maßstab nehmen, nach denen gewertet wird und die sozusagen die Verantwortung, die Schuld, auf die Gesellschaft verlagern, ohne daß das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft, also die Verantwortung des einzelnen Individuums, für das, was Gesellschaft ist (...) deutlich wird" sagte Dr. Peter Ulbrich vom Theaterverband der DDR in einem Rundfunk-gespräch.

V. Kopieren und organisieren

Im Frühjahr 1984 gibt es Unruhe in den Büros der Administration, verwaiste Plätze in der Hierarchie sozialistischen Entertainments sind neu zu besetzen, ihnen zugeordnete Privilegien sind zu verteilen. Zudem sind Künstler und Kulturverwaltung mit der Lektüre und Analyse eines Buches befaßt, das aus der Bundesrepublik stammt und erstmalig anhand jugendlicher Populärmusik eine Gesamtdarstellung der DDR-Unterhaltungskunst beinhaltet

Im Zuge stilistisch-ästhetischer Neuorientierungen bildeten sich im Frühjahr 1984 viele Musikgruppen um. Manche Umbesetzung jedoch dient dem Ziel, eine Versammlung von Reisekadern für in Aussicht stehende Westtourneen parat zu haben, denn es ist ein Faktum, daß man sich in künstlerischen Ensembles häufig von Mitgliedern trennt, denen die Sicherheitsorgane der DDR den Reisepaß verweigern. Auf eine kritische Einschätzung der „Leitungstätigkeit" des Ministeriums für Kultur deuten Umbesetzungen hin, die Anfang dieses Jahres vorgenommen wurden. Der Stellvertretende Kulturminister Siegfried Wagner, Leiter des Ressorts Unterhaltungskunst, wurde bereits in Pension geschickt Zu seinem Nachfolger bestimmte man Dr. Friedhelm Grabe, vorher künstlerischer Direktor des Palastes der Republik, dem repräsentativsten Veranstaltungsort der DDR. Anläßlich der Konferenz der Unterhaltungskünstler im März 1984 in Karl-Marx-Stadt hatte Grabe festgestellt: „Noch nicht immer und überall sind die Orientierungen und prinzipielle Haltung der Partei zur Unterhaltungskunst und den Künstlern, die sie realisieren, in unserem Lande Grundlage des Handelns und auch des Verhaltens. Die Diskussion vor und auf der Konferenz hat an Beispielen erkennbar gemacht, daß subjektive Auffassungen und auch Geschmacksurteile, werden sie zur Basis kulturpolitischer Verantwortung gemacht, keine tragbare Position für die Verwirklichung der Kulturpolitik der Partei und des sozialistischen Staates ist.“

Schon 1978 gab es eine Konferenz zur Unterhaltungskunst in Ost-Berlin, die Siegfried Wagner in der üblichen pathetischen Diktion eingeleitet hatte: „Erfüllt vom Wissen um unseren Beitrag für Lebensfreude, Optimismus, Vermögen, Humor und Spaß wollen wir schöpferisch und sachlich Erreichtes bewerten, beste Erfahrungen und Ergebnisse verallgemeinern und uns mit neuen Initiativen und hohen gesellschaftlichen Ansprüchen stellen.“ Wie man den Ausführungen seines Nachfolgers Grabe entnehmen konnte, sind die Ansprüche noch immer nicht voll erfüllt, was, wie Kurt Hager feststellte, dem Klassen-gegner im Westen zupaß kommt: Er nutzt „Wachstumsschwierigkeiten, aber auch Mängel in der Lenkung und Leitung einzelner Kulturbereiche sowie Revisionisten und Überläufer in das gegnerische Lager zu Angriffen gegen die sozialistische Kultur." Jürgen Hagen vom ZK der SED assistiert: „Die Ausprägung eigener, sozialistischer Werte in der Unterhaltungskunst verläuft ... keineswegs konfliktlos und glatt. Sie vollzieht sich vor dem Hintergrund eines verschärften ideologischen Kampfes und wachsender Störversuche imperialistischer Kräfte. Auch wirken noch Überreste des Unterhaltungsbetriebes bürgerlicher Herkunft, fehlt es mitunter an ideologischer Reife, indem Produktionen aus kapitalistischen Ländern kopiert werden (...)

Die Bemühungen, Eigenes, Originelles, Neues hervorzubringen, sind noch zu gering entwik. kelt.“

Um es präziser zu sagen: der sozialistischen Unterhaltungskunst der DDR ist bislang kein einziger originärer Beitrag nachzuweisen, keine künstlerische Leistung, die nicht auf internationale, das meint: westliche Vorbilder zurückgeht. Das schließt Beiträge von hoher künstlerischer Qualität und außergewöhnliche Individualleistung nicht aus. Sie sind aber persönlichkeitsgebunden und nicht explizit sozialistisch. Selbst ein so harmloses Novum wie die „Pop-Gymnastik“, eine Verbindung von Körperübungen und zeitgemäßer Rock-musik, von der Plattenfirma Amiga unter der Bestellnummer 856 017 „mit Poster" (nicht etwa „mit Plakat")) veröffentlicht, ist nur die DDR-Variante der westlichen „Aerobic" -Welle.

„Die wachsende Ausstrahlungskraft der sozialistischen Kultur“ die die SED beschwört, kann zumindest im Bereich der Unterhaltungskunst nur partiell festgestellt werden. Selbst der im Westen erfolgreichsten DDR-Rockband Karat bescheinigte die Frankfurter Rundschau anläßlich eines Konzertes: Alles ein bißchen „behind the time', aber das kennt man ja von der DDR, die es auf kaum einem Gebiet unterläßt, unsere Fehler verspätet aber um so gründlicher nachzuholen”, und resümiert: „Der Deutsche Gartenzwerg ist unteilbar.“

Immerhin werden die Puhdys eine Novität auf der im Sommer 1984 erscheinenden nächsten Langspielplatte vorführen, die ideologisch brisant ist. Abgestützt durch Heinrich Heine, werden sie einen Song auf der LP mit den Worten einleiten: „Denk ich an Deutschland ..." — einem Land, in dem sie geboren seien. Der Begriff „Deutschland" ist, man erinnere sich, im offiziellen Sprachgebrauch nahezu eliminiert und taucht nur noch als Titel des Parteiorgans auf.

Auf der erwähnten Unterhaltungskünstler-Konferenz 1984, organisiert vom Kulturministerium und dem Staatlichen Komitee für Rundfunk und Fernsehen, der sich die VII. Leistungsschau der Unterhaltungskunst anschloß, trafen sich 540 Teilnehmer zu Vorträgen und Diskussionszirkeln. Hauptanliegen der Konferenz war es wohl, die etwa 9000 professionellen Vertreter dieses Metiers organisatorisch und damit auch politisch-ideologisch in den Griff zu bekommen. Dies geschieht in der Regel vermittels des Komitees für Unterhaltungskunst. Dessen Aufgabe und die seiner Arbeitskreise ist es, Spitzenkünstler des Landes künstlerisch und ideologisch zu leiten, den Nachwuchs zu fördern und — bei politischer Unbedenklichkeit — Auslandstourneen zu ermöglichen. Vorsitzender des Komitees war einst auch Siegfried Wagner, als dessen Generaldirektor fungiert Dieter Gluschke.

Die Idee, das Komitee zu einem Verband Unterhaltungskunst, vergleichbar dem Schriftsteller-Verband, umzubilden, wurde nicht realisiert. Offenbar ist die Gesellschaftsform eines Verbandes, obwohl in seinen führenden Repräsentanten von der SED gesteuert, der Kulturobrigkeit noch zu selbständig. Das neue Komitee „wird eine modernere Form bekommen, die es auch bisher noch nicht in der DDR gegeben hat. Das Komitee wird eine verbandsähnliche Funktion ausüben, wird ein Statut haben. Es wird jeder Künstler der DDR, professioneller Künstler der DDR auf Antrag -das ist auch eine Besonderheit — Mitglied des Komitees werden können. Insofern steht eine Reorganisation des Komitees zu Buche“ erklärte Walter Kubiczeck, Leiter des Arbeitskreises Jazz beim Komitee im Sender Stimme der DDR

Unter der Leitung eines Präsidenten soll das Unterhaltungs-Komitee direkt dem Ministerrat der DDR unterstellt werden. Erste Präsidentin wird die Lyrikerin Gisela Steineckert, bislang Vorsitzende des Arbeitskreises Chanson. Sie hatte sich nicht zuletzt mit einem Referat anläßlich der UK-Konferenz empfohlen: „Unsere Gespräche sollen den kritischen und fordernden Ton haben, den Rede über Arbeit so mit sich bringt. Wir wollen einmal dies Trennende, das aus dem Fachlichen oder aus unterschiedlicher Sicht im Detail kom-

kann, für eine Zeit beiseite lassen und men Ms in einem Bekenntnis einen: Wir sind uns, mit dem Spaß und dem Ernst der Unterhaltung, befaßt wohl bewußt, daß wir uns mitten im Kampf befinden. Arm an Bodenschätzen, reich an Erfahrung, klug genug für heute, nie klug genug für das Nächste, streben wir nach dem Sieg gegen den Krieg. Wir müssen den Friedenskampf ohne Schlacht gewinnen, den Schaden begrenzen. Jetzt, nach der Stationierung, jetzt, nach den Gegenmaßnahmen. Jetzt, da das Leben nicht wunderbar genug geschildert werden kann, damit es verteidigenswert und nicht als Jammertal erscheint (...) Laßt uns eine Kunst machen, lebendig und menschlich und mitreißend und unterhaltend, wie jede Kunst zu sein hat (...) Der Sozialismus braucht die beste Kunst von eigener Art. Dazu gehört die Unterhaltungskunst. Wollen sehen, daß wir ihr zur massenhaften Beachtung und gewachsenen Achtung als Teil unserer Kulturpolitik noch ein übriges hinzufügen: Noch mehr Wissen um die Verantwortung in den Kämpfen unserer Zeit. Noch mehr Haltung, mehr Tageswirkung und — Unsterblichkeit.“

Auch Eike Sturmhöfel, Stellvertretender Generaldirektor beim Komitee für UK und dessen Parteisekretär, sagte nach der Konferenz: „Der Gewinn der Konferenz besteht, glaub ich darin, daß sich die verschiedensten Genres darüber einig waren, daß sie alle an dem Grundproblem arbeiten müssen: mehr und bessere Leistungen für das Veranstaltungsleben dieses Landes zu schaffen, reale Bedürfnisse besser zu befriedigen, höhere Qualität zu fordern. Der Zuwachs an Veranstaltungen ... in den letzten fünf Jahren ist gewaltig, der Zuwachs an Qualität ist noch nicht so groß.“ Hinsichtlich der Neuorganisation des Komitees, durch das die überwiegend freiberuflich arbeitenden UK-Interpreten einer besseren gesellschaftlichen Kontrolle unterliegen sollen, erklärte Sturmhöfel: „Das zu entwickelnde Statut (...) wird darüber Auskunft geben müssen, welchen Stellenwert die praktische Mitarbeit der Unterhaltungskünstler an der inhaltlichen Leitung und Lenkung der Prozesse der Unterhaltung in unserem Land haben wird.“ Das Statut wird zudem eine weitere Aufwertung der Arbeitskreise zu Sektionen ergeben. Sie sind Anlaufstelle für die Vertreter der einzelnen Genres und sind neben der fachlichen und ideologischen Arbeit auch für soziale Fragen zuständig. Vorsitzender eines Arbeitskreises Wissenschaft ist übrigens Helmut Hanke von der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED. 4

VI. Rock als Agitprop

Die Unterhaltungskunst in der DDR, ob im FDJ-organisiserten Jugendklubhaus in der Provinz, in den Kulturhäusern und Kulturpalästen oder gar im neu errichteten Friedrichstadtpalast in Ost-Berlin, der am 27. April 1984 in Anwesenheit des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker und der Mitglieder des Politbüros der SED eingeweiht wurde, schafft sich repräsentative Veranstaltungen, die ihr Anliegen von sozialistischer Kultur demonstrieren sollen. Ob zu den Leistungsschauen, Interpretenwettbewerben, den nationalen Liedertourneen, den Schlagerfestivals, den Jazz-Jamborees, den Chansontagen und den vielen Volkskunstaktivitäten (Volkskunst = Laienbewegung) oder nur zum wochenendlichen Tanzvergnügen in der Dorfdisko des Kreiskulturhauses — der Showbetrieb ist — trotz gelegentlicher für das System der Planwirtschaft nicht untypischer Pannen — gut durchorganisiert. Dies geschieht durch das Komitee, die Bezirkskommissionen für Unterhaltungskunst, die bezirklichen Konzert-und Gastspieldirektionen (KGD), die Gewerkschaft Kunst im FDGB, den Jugendverband FDJ, die Zentralhäuser für Kulturarbeit und — für Gastspielimporte — die Künstleragentur der DDR.

Höhepunkte, von großem publizistischem Aufwand begleitet, sind jährlich zu Jahresbeginn das Festival des Politischen Liedes und die Aktion „Rock für den Frieden“ in Ost-Berlin. Diese Veranstaltungen mit Volksfestcharakter haben großen Publikumszuspruch und sind als Propagandaschauen den jeweiligen politischen Etappenzielen verpflichtet. Aktuell waren dies, die Verwirklichung des NATO-Doppelbeschlusses zu verhindern und nunmehr — nachdem dies gescheitert ist — die Aufstellung westlicher Mittelstrecken zu attackieren und auf deren Beseitigung hinzuwirken. „Rock für den Frieden“, 1984 zum dritten Mal vorgeführt, wurde zum Hauptereignis für die Rockmusik des Landes aufgebaut.

Lange Zeit war die jugendspezifische Populär-musik zwar den allgemeinen Prinzipien der Kulturpolitik, den Maximen des sozialistischen Realismus angepaßt, nicht aber war sie zur tagesaktuellen Agitation verwandt worden. Dies hat sich mit „Rock für den Frieden" geändert. Es gilt als gesellschaftspolitische Pflicht — wenngleich ohne Zwang — mit einem Friedenslied aufzuwarten. Die Bereitschaft, sich an der Seite des Staates für „die wichtigste Sache der Welt“ vermittels eines Liedes einzusetzen, braucht keineswegs nachdrückliche Ermunterungen. Zu Konflikten kommt es aber, wenn die Partei ultimativ nur ihre Definition von Frieden zuläßt und Posi. tionen verschwiegen werden, wie sie etwa die Kirchen der DDR oder oppositionelle Kreise in Jena oder Ost-Berlin vertreten und die mit der Chiffre „Schwerter zu Pflugscharen" hier nur grob umschrieben werden können. So wird die DDR mit einer Flut von Friedensliedern aus dem Bereich der Unterhaltungs. kunst überzogen, von denen das bekannteste immer noch der auch in der Bundesrepublik erfolgreiche Song „Der blaue Planet" von Karat ist. Dessen Kernzeile „Liegt unser Glück nur im Spiel der Neutronen“ verweist darauf, daß allein die NATO-Raketen Anlaß für Kritik sind.

Manches an Friedensliedern ist von schlichter Machart. So singt die Hardrockband Babylon aus Ost-Berlin in „Monopoly":

Auf einmal war der Krieg vorbei und die Entwarnung kam da stieg man aus den Kellern auf und fing von vorne an.

Nie mehr, nie mehr, nie mehr — so ein Wahnsinn!

Geschlagen die Unmenschlichkeit und nur der Fabrikant der blieb, weil er von Politik angeblich nichts verstand.

Nie mehr (...) nie mehr ein Krieg!

Er will nur Geld verdienen — Monopoly mit Bomben und mit Minen — Monopoly mit Panzern und Raketen — Monopoly mit Mißtraun (phon. unklar, O. L.) und mit Töten — (...) Monopoly Selbst hier ist der Leitgedanke des Liedes kein Ergebnis sozialistischen Kulturschaffens, sondern die banale Kopie eines Songs aus dem Kapitalismus — Bob Dylans „Masters Of War“.

Gut tanzen läßt es sich nach einer Komposition der Gruppe Regenbogen, ebenfalls im kräftig-vitalen Rhythmusgefüge präsentiert:

In aller Welt in allen Ländern und meinetwegen auch mit Gott verfluchen viel Millionen Menschen das Pershing-Cruise-Missile-Schafott.

Wer ist so eiskalt und sagt, das geht mich ja nichts an wer ist so eiskalt, der ist genauso dran.

(...) („Eiskalt") Der Rundfunkproduzent Walter Cikan teilt mit: „Schon immer waren politische, gesellschaftlich brisante Themen (...) Anliegen unserer Rockmusik und damit auch kontinuierliB eher Bestandteil der Tanzmusikproduktion des Rundfunks. Die verschärfte internationale Lage, der Kampf gegen den NATO-Raketen-beschluß aber hat in den letzten zwei Jahren besonders viele der bei uns produzierenden Bands und Sänger zu künstlerischen Stellungnahmen und Protesten bewegt. Es entstanden rund 30 Lieder zur Friedensthematik (...) Die musikalische und textliche Qualität der Friedenslieder ist heute so, daß sie die Rundfunk-Hitparade stürmen, also nachweislich auf breite Zuhörerkreise eine nachhaltige Wirkung haben.“

Es gibt Kritiker in der DDR, die die Grenze des guten Geschmacks übertreten sehen, wenn sich die DDR-Jugendlichen nach dem Text des DDR-Hits Nr. 1 im Jahr 1983 Berlucs No bomb" warmtanzen:

Hey, Mr. President of America hey, Mr. President, he is a crazy star.

Ich bin verrückt, doch soviel weiß ich noch von dieser Erde hier komme ich nicht los und wird die Erde ein riesen Bombenloch liegen wir alle tot in seinem Schoß.

Hey, Mr. President of America (...)

Ich bin verrückt, doch niemals so verrückt daß ich gern sitze auf dem Pulverfaß ich verrückt, doch niemals so verrückt, daß ich mich einfach so umbringen laß.

No bomb, no radioactivity, no bomb, never Euroshima (...) Betroffenheit, Wut, unglaublicher Haß auf die USA-Ranger — das waren meine ersten Gefühle“ anläßlich der Nachricht, daß die Amerikaner in Grenada einmarschiert seien, sagte der Popmusiker Arnold Fritzsch, früher Chef der Gruppe Kreis, und ließ sich für die Junge Welt in Uniform als Reservist der NVA ablichten: „Wenn ich hier meinen Reserve-dienst leiste, dann tue ich das überzeugt von der Notwendigkeit, daß der Friede nicht nur besungen, sondern auch verteidigt werden muß. Ich muß um die Kraft meiner Fäuste wissen, um mich verteidigen zu können, falls ich angegriffen werde." Und er fügt gleich ein Grenada-Poem bei, Auszug:

Viele verschwinden wie Luis Pereiras Sohn, der Cowboy im Norden gibt Parties und freut sich schon, doch das ist kein Film hier.

Mister President, hier dreht ihnen niemand ihr Happy-Ende!

Und das Blut wäscht keiner ab, das diese Sonne sah, es klebt auf dem Gewissen von US-Amerika!

Für Propagandazwecke schien es der SED-Führung auch ratsam, sich ideologische Verstärkung aus der Bundesrepublik zu beschaffen. Der in der DDR äußerst populäre Udo Lindenberg hatte sich einerseits in der Friedensbewegung engagiert und den „Krefelder Appell" unterzeichnet, andererseits aber verfaßte er — verärgert durch den Umstand, trotz intensiven Bemühens noch nicht zu Konzerten in die DDR eingeladen worden zu sein — ein Spottlied auf Erich Honecker, das in beiden Deutschlands zum Hit wurde: (...)

och, Erich ey, bist Du denn wirklich so ein sturer Schrat warum läßt Du mich nicht singen im Arbeiter-und-Bauernstaat? (...)

(„Sonderzug nach Pankow") üblicherweise hätte dieses Lied mit weiteren Anzüglichkeiten, die auf Honecker als Privatperson abzielten, dem Sänger für immer den Bannfluch der Kulturadministration eingebracht, zumal sie seinen textlichen Exponaten seit Jahren mit gemischten Gefühlen begegnet. Im Herbst 1983 aber, kurz vor dem Beschluß zur Stationierung der NATO-Raketen, war er willkommen und durfte am 25. Oktober mit anderen Künstlern zum Abschluß einer FDJ-Liedertournee im Palast der Republik auftreten. Ein weiteres Experiment dieser Art aber scheiterte. Nachdem man die gleichfalls sehr populäre Kölner Rockgruppe BAP für das Festival „Rock für den Frieden 84“ eingeladen und zu einer Tournee ermuntert hatte, legte BAP den Text eines Liedes vor, der an das DDR-Publikum adressiert war und der klarstellen sollte, daß man nicht bereit sei, sich politisch vereinnahmen zu lassen bei aller Sympathie für die DDR:

(...)

Und noch was, falls es nicht schon ohnehin bekannt, das an die Clique, die sich Volksvertreter nennt:

Uns kriegt Ihr vor keine offizielle Karre gespannt, hier, wo was andres unter unseren Nägeln brennt.

Denn wir haben Freunde hier, die haben keine weiße Taube auf blauem Grund, die haben einen Schmied, der macht ein Schwert grade zu 'nem Pflug, 'ne SS 20 zu ’nem Traktor und 'ne Pershing zu her Lok.

Die haben vom Rüstungswahnsinn so wie wir genug!

Es sind Pazifisten ohne «Wenn und Aber“ — ohne Hintertür, die sagen: „Nein“ — die haben die Nase voll von dem ganzen Gelaber — ganz besonders für unsere Freunde spielen wir hier.

(„Deshalb spielen wir hier") Die sogenannte „Clique der Volksvertreter" war den Volksvertretern zuviel der Polemik, BAP wurde unter Schmähungen ausgeladen, die Schallplatten hat man aus den Senderarchiven des Rundfunks verbannt. Die SED ordnete an, bis auf weiteres keine westlichen Künstler aus dem Bereich der Popmusik mehr in die Republik zu lassen. „BAP hat in wenj. gen Tagen das wieder eingerissen, was wir in 15 Jahren aufgebaut haben" klagte ein Kulturfunktionär. Die Abgrenzungsfraktion im ZK der SED, die Hardliner der Kulturpolitik sehen sich durch die BAP-Affäre bestätigt. Sie wollen eine hermetische DDR, allenfalls in Richtung Osten ein wenig offen, in der die Bürgertugenden Ruhe, Ordnung und Experimentierunlust die Unterhaltungskunst prägen. Sie verkraften auch den Exodus an Spitzenkünstlern, weil das Mittelmaß gestärkt wird. Denn Mittelmaß ist das ästhetische Ideal des Kleinbürgers in jenem Land DDR, wo „im privat-öffentlichen Leben kleine Leute, wie man sagt, den Ton angeben, stilistisch, geschmacklich — mit einem Wort: ungeniert“

Fussnoten

Fußnoten

  1. Herausgeberkollektiv, Wörterbuch zur sozialistischen Jugendpolitik, Berlin (Ost) 1975, S. 102

  2. Herausgeberkollektiv der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, Kultur in den Kämpfen unserer Zeit. Zur ideologischen Klassenauseinandersetzung zwischen Sozialismus und Imperialismus auf dem Gebiet von Kultur und Kunst, Berlin (Ost) 1981, S. 7.

  3. Ebd., S. 8.

  4. Musik und Gesellschaft (1982), 10, S. 591.

  5. Ebd.

  6. Sonntag vom 8. 4. 1984.

  7. E. Schumacher, Darstellende Kunst und Unterhaltungskunst. Bericht über ein Colloquium mit Kommentar, in: Informationen der Generaldirektion beim Komitee für Unterhaltungskunst (1984) 1,

  8. Kulturpolitik sozialistischer Länder. Materialien der wissenschaftlichen Konferenz der Multilateralen Kommission sozialistischer Länder für Probleme der Kulturtheorie, der Literatur-und Kunst-wissenschaften vom 26. — 30. März 1982 in Berlin. Grußworte Kurt Hager. Berlin (Ost) 1983, S. 10.

  9. Ebd., S. 12.

  10. „Der schwarze Kanal“, Fernsehen der DDR I vom 9. 4. 1984.

  11. Junge Welt vom 22. 10. 1982.

  12. Zit. nach: Dokumente zur Kunst-, Literatur-und Kulturpolitik der SED, hrsg. v. E. Schubbe, Stuttgart 1972, S. 1096.

  13. H. Slomma, Sinn und Kunst der Unterhaltung. Berlin (Ost) 1971, S. 199.

  14. H. Brock/Chr. Kleinschmidt (Hrsg.), Jugendlexikon Musik, Leipzig 1983, S. 292.

  15. „IS. Lasch, PS: Rock-Musik, Berlin (Ost) 1980, S. 94.

  16. T. Böhme, Mit der Sanduhr am Gürtel. Gedichte & Gebilde. Berlin (Ost) — Weimar 1983, S. 25.

  17. G. Mayer, Massenkultur — Unterhaltung. Zum Phänomen künstlerischer Massenprozesse. Informationen der Generaldirektion beim Komitee für Unterhaltungskunst, (1983) S. 5.

  18. Junge Welt vom 22. 10. 1982

  19. Herausgeberkollektiv der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, (Anm. 2), S. 47.

  20. M. Wekwerth, Theater in Diskussion. Notate Gespräche Polemiken. Berlin (Ost) 1982, S. 116.

  21. Herausgeberkollektiv der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, (Anm. 2), S. 17.

  22. National-Zeitung vom 22. 3. 1984.

  23. National-Zeitung vom 19. 3. 1984.

  24. Kurt Hager, Zu Fragen der Kulturpolitik der SED. Referat auf der 6. Tagung des ZK der SED, in: ders„ Beiträge zur Kulturpolitik. Berlin (Ost) 1981, S. 47.

  25. Unterhaltungskunst, (1984) 2.

  26. Ebd.

  27. Ebd.

  28. Neues Deutschland vom 26. 3. 1984.

  29. Vgl. Berliner Zeitung vom 10. 7. 19551.

  30. Typoskript, im Besitz des Autors.

  31. Suhl = südlichster DDR-Bezirk, der Darß = Halbinsel an der Ostsee.

  32. Jung

  33. Ebd.

  34. Berliner Rundfunk vom 13. 12. 1982.

  35. Ebd.

  36. Ebd.

  37. Junge Welt vom 22. 10. 1982.

  38. Radio DDR II vom 30. 4. 1984, zitiert nach RIAS-Monitor-Dienst vom 1. 5. 1984.

  39. Vgl. O. Leitner, Rockszene DDR. Aspekte einer Massenkultur im Sozialismus, Reinbek 1983.

  40. Sonntag vom 8. 4. 1984.

  41. Für eine höhere Qualität und Wirksamkeit der Unterhaltungskunst der DDR. Materialien der Konferenz zur Unterhaltungskunst der DDR, Berlin, 13. /14. März 1978, in: Informationen der Generaldirektion beim Komitee für Unterhaltungskunst, (1978) 3, S. 2.

  42. Vgl. (Anm. 8). S. 12.

  43. J. Hagen, Unterhaltungskunst — fest mit den sozialistischen Leben verbunden. Zu einigen Fragen der Unterhaltungskunst in der DDR und Aufgaben nach dem X. Parteitag der SED, in: Informationen der Generaldirektion beim Komitee für Un terhaltungskunst, (1981) 4, S. 7f.

  44. Herausgeberkollektiv der Akademie der Gesell Schaftswissenschaften beim ZK der SED, (Anm-2 S. 37.

  45. Frankfurter Rundschau vom 27. 4. 1984.

  46. Stimme der DDR vom 25. 3. 1984, zitiert nach RIAS-Monitor-Dienst vom 25. 3. 1984.

  47. DDR II vom 24. 3. 1984.

  48. Berliner Rundfunk vom 1. 4. 1984.

  49. Ebd.

  50. Junge Welt vom 6. 12. 1983.

  51. Junge Welt vom 12. 11. 1983.

  52. Ebd

  53. Ebd.

  54. Zit. nach TIP-Magazin. (1984) 2.

  55. G. Gaus, Wo Deutschland liegt. Eine Ortsbestimmung, Hamburg 1983, S. 45.

Weitere Inhalte

Olaf Leitner, M. A., geb. 1942; Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und Publizistik an der Freien Universität Berlin; seit 1967 Freier Journalist; ab 1974 Musikredakteur beim RIAS-Berlin; 1977 Fernsehfilm „Saitenwechsel" (NDR) zusammen mit Christoph Busse; Kolumnist und Kritiker beim Kulturmagazin TIP, Mitarbeiter des ZDF. Veröffentlichungen u. a.: Zweimal Deutschrock, in: Ästhetik und Kommunikation, (1978) 31, S. 13— 26; Melodie und Konsequenz — Rock in der DDR, in: K. Humann/C. -L. Reichert, EuroRock. Länder und Szenen, Reinbek 1981; Stichwort: Rockkultur/DDR, in: W. R. Langenbucher/R. Rytlewski/B. Weyergraf, Kulturpolitisches Wörterbuch. Bundesrepublik Deutschland/DDR im Vergleich, Stuttgart 1983, S. 616— 619; Ideologische Aspekte einer Massenkultur in der DDR, in: Die DDR vor den Herausforderungen der Achtziger Jahre. Sechzehnte Tagung zum Stand der DDR-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, Köln 1983, S. 167— 180; Rockszene DDR, Aspekte einer Massenkultur im Sozialismus, Reinbek 1983.