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Soziologische Forschung und Gesellschaft in der DDR | APuZ 16-17/1984 | bpb.de

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APuZ 16-17/1984 Bewegung im Monolith Soziologische Forschung und Gesellschaft in der DDR Zur Kollektivtheorie und Kollektiverziehung in der DDR Artikel 1

Soziologische Forschung und Gesellschaft in der DDR

Horst Laatz

/ 27 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

In der DDR werden seit Anfang der sechziger Jahre verstärkt soziologische Forschungen, insbesondere zur Sozialstruktur, durchgeführt. Diese Erhebungen werden von der SED-Führung unterstützt, da sie den Staat nicht ohne statistische und empirische soziologische Daten leiten kann. Die Untersuchungen begannen in der Volkseigenen Industrie, wo nach Vorstellung der Parteiführung der „Kern der Arbeiterklasse" zu finden ist. In den ökonomischen, politischen und sozialen Beziehungen der Arbeiterklasse zur Schicht der Intelligenz und innerhalb der Arbeiterklasse, in den Einstellungen der Arbeiter zur Arbeit und in ihren Erwartungen zum Ablauf der Gestaltung der betrieblichen Prozesse müssen sich daher die Wirkungen der „sozialistischen Revolution und ihrer Errungenschaften" zeigen. Die Entwicklung des „sozialistischen Bewußtseins" und der sozialen „Annäherung zwischen Arbeiterklasse und Intelligenz" waren Schwerpunkte der Erhebungen. Vor dem Einsatz der empirischen Soziologie zur Analyse gesellschaftlicher Prozesse und Entwicklungen kam es zu theoretischen Diskussionen zwischen Vertretern des Historischen Materialismus und sozialwissenschaftlichen Empirikern über die Berechtigung empirischer Forschungen. Von verschiedenen Philosophen wurde die Meinung vertreten, der Historische Materialismus decke alle gesellschaftlichen Prozesse und ihre Wesenszüge auf und der konkrete Nachweis von Entwicklungen sei unnütz, ja gefährlich wegen eines möglichen Abgleitens in den Positivismus. Den theoretischen Streit entschieden letztlich die Bedürfnisse der Praxis: Der Historische Materialismus wurde zur „allgemeinen Soziologie" erklärt, die das Wesen der Prozesse klärt, und die Empirie als „konkrete soziologische Forschung" deklariert, die theoretische Probleme „mittlerer Reichweite" untersucht. In der Mitte der siebziger Jahre legten Soziologen erste Ergebnisse einer repräsentativen Studie über die soziale Differenzierung, Bewußtseinslagen, Erwartungen und Verhalten von Beschäftigten der Volkseigenen Industrie vor, von denen einige vorgestellt werden.

I. Einleitung

Mittelwert (Medium) und Steuergung des Einkommens nach Qualifikationsgruppen. Quelle: Autorenkollektiv, Die Intelligenz in der sozialistischen Gesellschaft, Berlin (Ost) 1980, S. 110.

Das Interesse der bundesdeutschen Öffentlichkeit an Entwicklungen in der DDR ist schwankend. Gegenwärtig wächst es an und ist in vielen Fällen darauf gerichtet, mehr darüber zu erfahren, wie die Menschen im anderen deutschen Staat arbeiten, ihr Familienleben und ihre Freizeit gestalten, wie ihr Alltag aussieht. Einige Jubiläen der jüngsten Zeit wie die runden Geburtstage von Luther und Marx, die beide deutsche Staaten berühren, weil von den zu Feiernden tiefgreifende Wirkungen auf die kulturellen und politischen Prozesse ausgingen und ausgehen, haben dieses Interesse offenbar gefördert. Für viele, die jahrelang Abstinenz in Sachen DDR geübt haben, ist das ein Anlaß, einmal eine Reise zu wagen. Ein abenteuerliches Wagnis scheint es manchem zu sein, denn das Wissen vom konkreten Verlauf des Lebens im „realen Sozialismus" ist bei vielen Bundesbürgern offenbar gering. Wer Verwandte in der DDR hat, erhält gelegentlich Informationen — meistens betreffen sie die aktuelle Versorgungslage —, wer auf die bundesdeutschen Medien angewiesen ist, wird nicht immer gut unterrichtet, manchmal eher desinformiert.

Die Tatsache, daß so wenig über die DDR und ihren Alltag bekannt ist, hat ihre Gründe vor allem in der Informationspolitik des Staates DDR. Die Zurückhaltung bei der Veröffentlichung von Materialien ist sehr groß, und eine öffentliche kontroverse Diskussion über gesellschaftliche Entwicklungen findet fast nie statt, Publikationen zur „sozialistischen Lebensweise" haben überwiegend Sollcharakter. Da auch die DDR-Führung bei der Leitung des Staates nicht ohne statistische und soziologisch-empirische Materialien auskommt, werden seit Anfang der sechziger Jahre in der DDR empirische soziologische Studien durchgeführt. Sie wurden durch die SED veranlaßt. Zunächst standen vor allem betriebs-soziologische Forschungen auf dem Programm, denn es gab Probleme mit der Arbeitszufriedenheit und der Arbeitswilligkeit der Werktätigen und mit Inhalt und Form der Leitungsstile. Neben diesen für die Konsolidierung der DDR nach dem Mauerbau von 1961 so wichtigen Fragen standen besonders zwei Bevölkerungsgruppen von Anfang an im Mittelpunkt des wissenschaftlichen und politischen Interesses: die Frauen und die Jugendlichen. Für beide Problemkreise wurden eigene Forschungseinrichtungen gegründet:

in Leipzig das Zentralinstitut für Jugendforschung und an der Akademie der Wissenschaften die Arbeitsgruppe „Die Frau in der sozialistischen Gesellschaft". Auch in diesen Bereichen wurden empirische Erhebungen durchgeführt

Seit Anfang der siebziger Jahre wurden gemeinsam von der Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED umfangreiche soziologische Forschungen in der volkseigenen Industrie der DDR durchgeführt. Sie stellten gegenüber den bis dahin erarbeiteten betriebssoziologischen Studien eine neue Dimension dar, denn sie zielten auf die Erforschung der Sozialstruktur. Dennoch war das Untersuchungsfeld nicht die DDR-Gesellschaft in ihrer Gesamtheit, sondern die in der Industrie Beschäftigten. Der Grund dafür ist in der marxistisch-leninistischen Gesellschaftstheorie zu finden: Die in der Industrie Tätigen gehören zu 90 % zur Arbeiterklasse, 10% etwa werden zur Intelligenz gerechnet;

die Industriearbeiter gelten als „Kern der Arbeiterklasse". Dort müssen sich nach dem Verständnis der SED folglich alle neuen Merkmale dieser Klasse finden, die nun nicht mehr nur körperlich und geistig produktiv ist, • sondern auch die Macht im Staate ausübt.

Diese Faktoren „der sich beim Aufbau der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und «der damit verbundenen Verwirklichung der wissenschaftlich-technischen Revolution tatsächlich vollziehenden sozialen Prozesse in der Veränderung des Profils, der Struktur der Klassen und Schichten" sollten wissenschaftlich verallgemeinert werden, um der SED Ent-scheidungshilfen zu geben bei den für sie bedeutsamen gesellschaftspolitischen Aufgaben: Erstens „für die ...der weiteren Ausgestaltung des Sozialismus entsprechende Höherentwicklung der führenden Rolle der Arbeiterklasse, der Festigung ihrer sozialen Homogenität sowie ihres Einflusses in allen gesellschaftlichen Lebensbereichen. Zweitens i für die weitere planmäßige Gestaltung und Festigung des Bündnisses der Arbeiterklasse mit der Klasse der Genossenschaftsbauern und der sozialistischen Intelligenz. Drittens für die bewußte Gestaltung des Annäherungsprozesses zwischen den befreundeten Klassen und Schichten in der sozialistischen Gesellschaft als die bestimmende Tendenz der Entwicklung der sozialen Beziehungen und Strukturen bei der weiteren Ausgestaltung des Sozialismus."

Die Erhöhung der Effizienz der Wirtschaft, die intensive und möglichst reibungslose Durchführung der notwendigen Strukturveränderungen in der Volkswirtschaft und der wissenschaftlich-technischen Revolution waren mindestens gleichwertige Ziele, und auch für ihre Realisierung wurden Daten benötigt.

Außerdem gab es für die Sozialwissenschaftler noch die Aufgabe, der Sozialplanungspolitik aussagefähige und verläßliche Daten über das Lebensniveau zu liefern und Ansatzpunkte zu geben für die politische Propaganda, der große Bedeutung bei der Herausbildung des sozialistischen Bewußtseins beigemessen wird, mindestens die gleiche wie dem materiellen Wohlstand. Nicht zuletzt handelte es sich um Beiträge zur „Vertiefung der marxistisch-leninistischen Theorie", die sich einer Vielzahl neuer Probleme gegenüber sah.

Diesen umfangreichen Anforderungen konnte die empirische Forschung trotz der Bereitstellung von Forschern und modernen Datenverarbeitungsanlagen nur bedingt gerecht werden. Es wurden zahlreiche aussagefähige Daten über die soziale Differenzierung verschiedener Gruppen der Arbeiterklasse in der Industrie, über die Erfordernisse und den Stand der beruflichen Qualifikation, über die Arbeitsbedingungen und über das Leben in den Familien und in den Wohngemeinden gesammelt, wie auch Meinungen und Erwartungen erfaßt, aber deren Verwertung und umfassende Interpretation erfolgte teilweise nur zögernd. Dafür ist der Mangel an qualifiziertem Personal von ausschlaggebender Bedeutung, der seine Ursache zum einen in der jahrelangen Verbannung der empirischen Sozial-forschung aus den Gesellschaftswissenschaften hatte und zum anderen in den An-und Eingriffen von Wächtern der „Reinheit des Marxismus-Leninismus", die allenthalben in den vorgelegten Ergebnissen „Positivismus" entdeckten und in verschiedener Weise für „ideologische Klarheit" sorgten. Solche Eingriffe, gerechtfertigt durch die politische Generallinie der SED, reichten bis zur Entfernung einzelner Forscher aus den sozialstrukturellen Forschungsobjekten. Dennoch wurden zwei Forschungsberichte vorgelegt und den entsprechenden Stellen im Politbüro und Zentralkomitee der SED, im Ministerrat der DDR und im Präsidium des FDGB übergeben

Ergebnisse aus solchen Untersuchungen unterliegen der Vertraulichkeit, werden aber natürlich auch in Veröffentlichungen von Soziologen verwendet, selten jedoch in exakten Quanta, denen Hinweise auf Stichprobenumfang, Untersuchungsfeld und -methoden, also die konkrete Herkunft, beigefügt sind. Mit viel Aufwand, manchmal mit detektivischen Methoden lassen sich jedoch Daten einer bestimmten Untersuchung sammeln und zu einem Überblick zusammenfügen. So auch in diesem Fall, wo noch hinzu kommt, daß dem Autor als früherem Mitarbeiter an einer der wichtigsten sozialstrukturellen Untersuchungen, der sogenannten „SU 73", eine ganze Anzahl Eckdaten aus dieser Studie bekannt sind und das Erkennen verstreut zu findender Zahlen aus diesem Material erleichterten. Der Nutzen der Aufarbeitung solcher soziologischer Daten, die nicht die neuesten sind, besteht erstens darin, daß eine umfangreichere und exaktere Information als gewöhnlich möglich ist und man sich selbst „ein Bild machen" kann. Der Wert solcher Möglichkeiten ist sehr hoch anzusetzen. Zweitens kann davon ausgegangen werden, daß sich an der Gesamtlage der in der Volkseigenen Industrie Beschäftigten in den vergangenen zehn Jahren nichts Grundsätzliches geändert hat. Es hat bei der Ausstattung der Haushalte mit langlebigen Konsumgütern und bei der Wohnungsversorgung Verbesserungen gegeben, es hat eine weitere Anhebung des Bildungsund Qualifikationsniveaus stattgefunden, insbesondere durch die Förderung der Frauen und durch die Zehn-Klassen-Schulpflicht. Aber es ist kein Wandel in den Differenzierungen zwischen den verschiedenen Gruppen der Werktätigen eingetreten. Von einer Annäherung zwischen der Arbeiterklasse und der Schicht der Intelligenz kann nicht die Rede sein. Es ist weder eine Annäherung zwischen der körperlichen und der geistigen Arbeit erfolgt, einem Hauptansatzpunkt zur Überwindung der Spaltung der Gesellschaft in Klassen, noch wurden deren soziale Folgen entschieden verändert. Wie neuere Untersuchungsergebnisse zeigen, hat die Innovationspolitik, der eine wesentliche Rolle bei der Überwindung dieses Tatbestandes zukommt, keinen Beitrag leisten können, der überwiegend positiv zu bewerten wäre. Die Zielstellungen der Neuerungen werden offensichtlich vornehmlich von der quantitativen und qualitativen Produktionssteigerung bestimmt.

In Bereichen der Industrie, wo neue Techniken und Technologien eingeführt worden sind, haben sich gegenüber 1978 im Jahre 1983 zwar die Anforderungen an die Selbständigkeit, die Vielseitigkeit und die Wissensanforderungen in der Arbeitstätigkeit bei etwa der Hälfte der davon Berührten erhöht und damit Bedürfnisse der Arbeiterinnen und Arbeiter erfüllt. Dieser Prozeß ist jedoch widersprüchlich, denn gleichzeitig hat ein Drittel jetzt höhere körperliche Belastungen und bei mehr als der Hälfte haben sich die nervlichen Anforderungen erhöht. „Es ist eine gewisse Polarisierung ... zu erkennen. Der Inhaltsanreicherung auf der einen Seite steht eine Verarmung des Inhalts auf der anderen Seite gegenüber", lautet die lapidare Schlußfolgerung des Forschers

Von dem, was sich Anfang der siebziger Jahre im persönlichen gedanklichen Einstellungsbereich gezeigt hat, sind eher Abstriche zu machen, als daß sich eine Wandlung in Richtung auf ein Bewußtsein vollzogen hat, wie es der SED vorschwebt. Das ist durchaus nicht als eine positive Entwicklung zu beurteilen, denn im Grunde handelt es sich um einen Verlust an gesellschaftlichem Verantwortungsbewußtsein und um das verstärkte Einziehen von individualistischen Verhaltensweisen, was einem Verlust an sozialer Individualität gleichkommt. Aber in solcher Weise reagieren die Menschen auf Aufrufe zu „kollektivem Handeln und persönlicher Verantwortung", hinter denen keine oder nur geringe reale Verwirklichungsabsichten stehen.

II. Die ersten empirischen sozialstrukturellen Erhebungen

Mittelwert (Median) und Streuung des Einkommens nach Qualifikationsgruppen. Quelle: Autorenkollektiv, Die Intelligenz in der sozialistischen Gesellschaft, Berlin (Ost) 1980, S. 110.

Im Jahre 1973 genehmigte die Staatliche Zentralverwaltung für Statistik der DDR eine vom Institut für Gesellschaftswissenschaften (beim ZK der SED) und von der Akademie der Wissenschaften beantragte Untersuchung, die helfen sollte, „die Arbeits-und Lebensbedingungen der Werktätigen in den sozialistischen Industriebetrieben weiter zu verbessern". Diese Sozialstrukturanalyse hatte das Ziel, die sozialen Bedingungen und Beziehungen des weiteren Fortschritts der Gesellschaftsentwicklung zu erfassen und zu verallgemeinern. Die Prozesse wurden als vielseitig und vielschichtig angesehen und einige Hauptprozesse hervorgehoben: Das qualitative Wachstum der Arbeiterklasse und die Festigung der Führungsrolle der marxistischleninistischen Partei, die Gestaltung der Beziehungen zwischen Gesellschaft, Kollektiv und Individuum, die Beziehungsgestaltung zwischen verschiedenen Bereichen und Prozessen, beispielsweise zwischen den ökonomischen und den sozialen, zwischen Betrieben und den Kommunen, zwischen Arbeit und Freizeit u. ä. Einstellungen, Motivationen und Verhaltensweisen in der Arbeitstätigkeit, in den Arbeitsgruppen, in bezug auf die Mitwirkung im Betrieb („sozialistische Demokratie am Arbeitsplatz") und auf den „sozialistischen Wettbewerb" wurden intensiv untersucht. Bei einigen dieser Problemkreise wurden die Erwartungen und die Befriedigung der subjektiven Ansprüche verglichen und die Defizite erfaßt. Breiten Raum nahmen Fragen ein, die sich mit der Qualifikation der Beschäftigten befaßten, und zwar einerseits mit der Differenz zwischen vorhandenen beruflichen Qualifikationen und den Anforderungen aus den Arbeitsprozessen, und andererseits mit der persönlichen Einstellung der Beschäftigten zur wissenschaftlich-technischen Entwicklung und den zu erwartenden Entwicklungen in den Betrieben.

Die Erfassung dieser Probleme wurde in Angriff genommen durch einen standardisierten Fragebogen mit 56 Hauptfragen und einer Arbeitsplatzanalyse, die 30 Fragen enthielt. Diese wurden von Experten in Zusammenarbeit mit betrieblichen Fachleuten beantwortet. Als Erhebungsmethode wurde die gruppenweise Befragung unter Klausurbedingungen gewählt; sie versprach eine hohe Effizienz. Befragt wurden fast 10 000 Beschäftigte in 27 den Ministerien unterstehenden volks-eigenen Betrieben der DDR. Diese zentralgeleiteten Betriebe waren gewählt worden, weil sie besser und vordringlicher mit Investitionsmitteln versorgt werden als die Kommunen oder Bezirken unterstehenden Betriebe und somit über moderne Produktionsmittel verfügen. Sie haben eine höhere Stufe in einem Teilbereich der gesellschaftlichen Entwicklungsbedingungen erreicht.

Da die Arbeiterklasse als der entscheidende Faktor der revolutionären Umgestaltung gilt, war und ist die Aufmerksamkeit der soziologischen Forschungen vor allem auf sie gerichtet, wobei die Klasse der Genossenschaftsbauern und die Schicht der Intelligenz nicht vernachlässigt werden. Das Dilemma sozialstruktureller Forschung war es, daß als wichtigstes Merkmal sozialer Unterscheidung die Klassenzugehörigkeit galt, und zwar in der Weise, wie sie von Lenin bestimmt ist: „Als Klassen bezeichnet man große Menschengruppen, die sich voneinander unterscheiden nach ihrem Platz in einem geschichtlich bestimmten System der gesellschaftlichen Produktion, nach ihrem (größtenteils in Gesetzen fixierten und formulierten) Verhältnis zu den Produktionsmitteln, nach ihrer Rolle in der gesellschaftlichen Organisation der Arbeit und folglich nach der Art der Erlangung und der Größe des Anteils am gesellschaftlichen Reichtum, über den sie verfügen. Klassen sind Gruppen von Menschen, von denen die eine sich die Arbeit einer anderen aneignen kann infolge der Verschiedenheit ihres Platzes in einem bestimmten System der gesellschaftlichen Wirtschaft."

Eine solche Unterscheidung war zur Gewinnung von Daten für Führungsentscheidungen nicht brauchbar, denn damit wurden die Angehörigen der Arbeiterklasse alle in einen Topf geworfen. Unterscheidungen in Arbeiter und Angestellte oder nach formalen Qualifikationsmerkmalen, wie sie die Statistik verwandte, waren ebenfalls nicht viel ergiebiger. Der theoretische Ansatzpunkt zur Bildung neuer sozialer Gruppierungen wurde unterhalb der Klassen-und Schichtstruktur in der arbeitsteiligen Struktur der Gesellschaft gesucht. Den Ansatz dafür lieferte die marxistisch-leninistische Politische Ökonomie, die in den verschiedenen arbeitsteiligen Prozessen wesentliche Faktoren sozialer Differenzierungen sieht.

Für die industrielle Arbeit wurde unterschieden zwischen — unmittelbarer Produktionsarbeit an Maschinen und Geräten, — der Vorbereitung von Produktionsprozessen (wissenschaftliche, technologische und organisatorisch-planerische Arbeiten), — der Gewährleistung von Produktionsprozessen durch Materialbeschaffung, Absatz von Produkten, Verwaltungsarbeiten, soziale Maßnahmen u. ä., — dem Leiten von Produktions-und Verwaltungsprozessen. Diese Basisdifferenzierungen wurden operationalisiert, indem für die Industrie 13 Beschäftigtengruppen gebildet wurden. Das verwischte die Klassen-und Schichtgrenzen.

Das Eindringen sozialstratifikatorischer Ansätze in die marxistisch-leninistische Klassentheorie wurde von den Forschern in der konzeptionellen Phase der Erhebung sehr stark heruntergespielt, und neben dem funktionalen Ansatz (der wiederum den Vorwurf des Funktionalismus nach sich zog) vor allem die untersuchungsmethodische Notwendigkeit betont. Diese theoretische Konstruktion war längere Zeit haltbar, und in späteren ideologischen Auseinandersetzungen zwischen Philosophen und Soziologen, als die soziale Differenzierung innerhalb der Klassen und Schichten der realsozialistischen Gesellschaft exakt belegt war, spielte sie eine vergleichbar geringe Rolle.

Mit der Unterscheidung von „Gruppen nach der Stellung im gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß" hat sich die empirische sozialwissenschaftliche Forschung einen der wich-21 tigsten Ausgangspunkte für eine differenzierte Betrachtung sozialer Tatbestände in Gesellschaften geschaffen, in denen eine Zuordnung nach Klassen und Schichten keine sozialwissenschaftlich relevanten Aussagen ergibt. Dadurch ist sie fähig, eine Gesellschaft in ihren wesentlichen Strukturen und sozialen Beziehungen zu beschreiben.

III. Einstellungen zur Arbeit

Tabelle 1: Relative Lohneinkommensdifferenzierung von Gruppen Beschäftigter der Volkseigenen fndustrie der DDR (1973) (N = 9992)

Die Theorie des Marxismus-Leninismus geht davon aus, daß die Art und Weise, in der in einer Gesellschaft was produziert wird, die bestimmende Ausgangsgröße für die Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse ist. Durch die Arbeit, einem unmittelbaren Bestandteil der Lebensweise, nehmen die Menschen Einfluß auf die gesellschaftlichen Verhältnisse und zugleich wirken diese auf die Individuen, auf ihre Beziehungen und Absichten ein, unter anderem durch die gesellschaftliche Ideologie. Die Lage in einem Gesellschaftssystem ist durchaus unterschiedlich und wird wesentlich davon bestimmt, wie die gesellschaftlichen großen Gruppen von Menschen, die Klassen, zu den Produktionsmitteln stehen und welche soziale und politische Kraft sie darstellen. In einer sozialistischen Gesellschaft, in der die Produktionsmittel vergesellschaftet sind und der Staat als Instrument der politisch führenden Kraft, der Arbeiterklasse, über Einsatz und Verwendung der Produktionspotentiale verfügt, ist es unerläßlich, daß die Angehörigen der Arbeiterklasse und alle mit ihr verbündeten Klassen und Schichten, wie die Genossenschaftsbauern und die Intelligenz, ein neues gesellschaftliches Bewußtsein entwickeln. Sie müssen sich wie Eigentümer verhalten, die das beste aus allem machen und damit die materielle Basis für die weitere Entwicklung und Entfaltung des neuen Gesellschaftssystems in allen Lebensbereichen, wie beispielsweise der Politik, der Kultur oder auch des Lebensstandards, schaffen.

Angesichts eines solchen theoretischen Verständnisses, zu dem die Auffassung hinzukommt, das neue gesellschaftliche Verhalten und seine ideellen Grundlagen müßten umfassend von der politischen Avantgarde der Arbeiterklasse, der kommunistischen Partei, organisiert werden, ist das große Interesse an Kenntnissen über die tatsächlichen Entwicklungsstände im „realen Sozialismus" verständlich. Besonderer Wert wurde demzufolge auch auf die Erkundigungen über Einstellungen zur Arbeit gelegt.

Das „sozialistische Eigentümerbewußtsein", auf dessen Entwicklung die SED gerade bei den Industriearbeitern großen Wert legt, zeigt sich besonders in den Bewertungen von Möglichkeiten und Bedingungen in der betrieblichen Arbeitstätigkeit. Bei den Beschäftigten in der zentralgeleiteten Industrie der DDR ergaben sich fünf Komplexe, die für alle Beschäftigtengruppen annähernd gleich bedeutsam sind: — An einer der vorderen Stellen steht der Lohn, den man verdienen kann; er ist für 94, 2% wichtig. Aber noch wichtiger ist den meisten eine leistungsgerechte Entlohnung (97, 8%), also Lohngerechtigkeit. Gut 90% sind mit den tatsächlichen Verhältnissen zufrieden. — Am häufigsten wurde von allen Merkmalen der Arbeitsbedingungen „eine gute Arbeitsorganisation" (98%) gewählt. Das ist zweifellos ein Reflex auf eine weitverbreitete Un-kontinuität in der industriellen Produktion der DDR, die ihre Ursachen vor allem in mangelhafter Materialversorgung hat, aber vielfach auch in betriebswirtschaftlichen Schwächen. Der hohe Bedeutungsgehalt solcher Arbeitsplatzmerkmale zeigt sich auch daran, daß auf „gute fachliche Kenntnisse des Leiters" großer Wert (94, 5%) gelegt wird. Aber insgesamt waren nur 42% mit der Arbeitsorganisation zufrieden. Die „politische Überzeugungsfähigkeit des Leiters", auf die die Kaderleiter so großen Wert legen, ist nur 68, 1% der Beschäftigten wichtig. Dabei ist wahrscheinlich nicht einmal so sehr die Überzeugungsfähigkeit gemeint, als vielmehr die Glaubwürdigkeit, was ein Schlaglicht auf weitverbreitete politische Heuchelei auf allen Leiterebenen wirft.

— Die Beziehungen innerhalb von Arbeitsgruppen oder -kollektiven haben für alle einen hohen Stellenwert. Es geht dabei um die Fähigkeit des Leiters zur Menschenführung und die Harmonie unter den Gruppenmitgliedern; beides ist für über 97% von großer Wichtigkeit. Weniger bedeutsam ist offenbar die „gebührende Anerkennung der eigenen Leistungen durch die Kollegen" (78, 7%), weil das offenbar verbreitet der Fall ist. Die Gruppenatmosphären scheinen überwiegend gut zu sein, denn 70% fühlen sich in ihrem Kollektiv wohl.

— Je etwa die Hälfte der Antwortenden scheuen weder körperlich schwere noch nervenbelastende Arbeit, aber sie legen Wert auf eine „selbständige und selbstverantwortliche Arbeit" (88, 4%), auf eine gute technische Ausrüstung ihres Arbeitsplatzes (89, 6%) und dessen einwandfreie arbeitshygienische Beschaffenheit (96, 5%). Annähernd befriedigt wird das Verlangen nach Selbständigkeit (66%), aber technische Ausrüstung und arbeitshygienische Bedingungen stellen die Erwartungen nur jeweils eines guten Drittels zufrieden. — Zwei Sachverhalte, auf die jedoch die SED großen Wert legt und die jeder Betriebsleitung als Instrument der „sozialistischen Erziehung der Werktätigen" auferlegt sind, haben vergleichsweise untergeordnete Bedeutung: das politische und das geistig-kulturelle Leben im Betrieb. Die politischen Aktivitäten betreffen zwar sehr stark die Propaganda für die Politik der SED und die Abwehr entgegenstehender Auffassungen, aber sie beschränken sich nicht darauf; lebendig gehalten wird beispielsweise die Erinnerung an die jüngste deutsche Geschichte und die Lehren, die daraus zu ziehen sind. Dies ist aber nur für etwas mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Verbindung mit dem Betrieb interessant. Ähnlich liegen die Dinge im kulturellen Bereich. Die künstlerische Laienarbeit, gefördert von den Gewerkschaften und gekrönt durch die alle zwei Jahre in einem anderen Bezirk stattfindenden Arbeiterfestspiele, wie auch die Zirkelarbeit von Briefmarkensammeln bis Umweltschützen finden wenig Resonanz bei den Belegschaftsmitgliedern. Eine der Ursachen mag sein, daß Arbeit und Freizeit zwei verschiedene Bereiche darstellen und keineswegs identisch sind, wie sich das simplerweise mancher Funktionär vorstellt, wenn er die Theorie der Arbeit als erstes Lebensbedürfnis in seinem Bereich umgesetzt sehen möchte. Eine andere Ursache der Zurückhaltung ist bedingt durch den Versuch, alle organisierte Freizeitbeschäftigung zu politisieren. Die Möglichkeiten der geistig-kulturellen Betätigung im Betrieb halten zwar nur 37% für gut, doch sind 52% mit dem bestehenden Zustand durchaus zufrieden.

In den volkseigenen Betrieben spielt der „sozialistische Wettbewerb" eine große Rolle. Er ist die „dem Sozialismus eigene Methode zur Entwicklung der Masseninitiative der Werktätigen für die politische und ökonomische Stärkung der sozialistischen Staatsmacht...", in ihm „vereinigen sich die Bestrebungen der Arbeiterklasse und der anderen Werktätigen zur allseitigen Erfüllung des Volkswirtschaftsplanes und zur Steigerung der Arbeitsproduktivität mit dem Bemühen um die planmäßige Verbesserung der Arbeits-und Lebensbedingungen ... Er ist Ausdruck der sozialistischen Demokratie ... Er schafft die Möglichkeit, ... die Mehrheit der Werktätigen wirklich auf ein Tätigkeitsfeld zu führen, auf dem sie sich hervortun, ihre Fähigkeiten entfalten, ... Talente entfalten können ..," Die Beschäftigten der Industrie, befragt, wozu in ihren Betrieben der Wettbewerb vor allem diene, meinten, sofern sie nicht Zurückhaltung bei der Beantwortung übten (6, 2%), er fördere die Entwicklung der Kollektive, sichere die Planerfüllung (jeweils gut 50%) und sei ein Mittel, die Planrückstände aufzuholen (36%). Daß der Wettbewerb eine formal gehandhabte Sache sei, sagte ein Viertel, und jeweils 30% meinten, er fördere die aktive Teilnahme der Beschäftigten an der Planung und Leitung und die persönliche Initiative. Befragt, wie denn das Wettbewerbsprogramm ihres Kollektivs ausgearbeitet worden sei, gaben 26, 7% an, alle hätten sich mit Vorschlägen und Diskussionsbeiträgen beteiligt, der Rest erklärte, nur ein Teil sei aktiv gewesen oder die Leitung habe einen Entwurf vorgelegt, der ohne lange Diskussion angenommen worden sei.

Als Instrument der Demokratie scheint der Wettbewerb nicht sonderlich gut zu funktionieren. Das ergibt sich auch aus den Antworten auf die Frage, ob die Befragten regelmäßig über die Möglichkeiten der Teilnahme an der Leitung und Planung im Betrieb informiert würden: Lediglich 38, 8% meinten, sie würden unterrichtet. Die Bereitschaft, sich aktiv an betrieblichen Problemen verschiedener Art zu beteiligen, war zum Zeitpunkt der Untersuchung bei vielen Beschäftigten vorhanden. Jeweils rund 80% hielten es für „unbedingt erforderlich", alle Werktätigen in die Lösung der täglich in der Produktion auftretenden Probleme, in die Fragen der Rationalisierung und in die Ausarbeitung der Wettbewerbs-programme einzubeziehen. Wenn es um die Arbeitsbedingungen, die Entlohnung und die Versorgung geht, wollten sogar 92, 9% aller Antwortenden einbezogen sein; sie hatten keine Bedenken, selbst mitreden zu können. Anders beurteilen sie die Frage, wie viele der Produktionsarbeiter in der Lage wären, mit Sachkenntnis an der Planung und Leitung teilzunehmen: 26, 2% meinten, das könnten nur sehr wenige.

Aus dem Fragenkomplex insgesamt geht hervor, daß bei den Beschäftigten die Erwartung besteht, bei der Lösung unmittelbar berührender Probleme einbezogen und auch an der Ausarbeitung der strategischen Zielsetzungen beteiligt zu werden, aber die unmittelbare organisatorische und technologische Umsetzung weitgehend den Fachleuten zu überlassen.

IV. Soziale Differenzierungen beim Lohneinkommen

Tabelle 2: Wohnungen der Beschäftigten der zentralgeleiteten Industrie der DDR, gegliedert nach Beschäftigtengruppen und Alter der Wohnungen (Angaben in Prozent)(N = 9992).Quelle: D. Meyer. Wohnzufriedenheit und Wohnbedingungen, Diss. Rostock 1978.

ihrer Gruppe liegen, verdienen mehr als einige Facharbeiter, Ingenieure und Ökonomen der unteren Einkommenskategorie; Meister mit Spitzenverdienst erreichen vielfach das durchschnittliche Einkommen von Hochschulkadern. „... berücksichtigt man die Streuung, wird deutlich, daß große Teile der für die Arbeiterklasse typischen Qualifikationsgruppen Die Daten entstammen der „SU 73", einer der Diese Abstände untereinander sind, sieht wichtigsten sozialstrukturellen Untersuchungen. von den Direktoren ab, nicht gravierend: Lötsch befaßt sich in einem Abschnitt Vorarbeiter und Meister verdienen etwa ein seines Artikels mit dem Annäherungsprozeß Viertel, die Ingenieure etwa ein Drittel mehr zwischen der Intelligenz und den anderen als die Produktionsarbeiter. Doch dies ist Klassen und Schichten. Er hebt hervor, daß nicht der ganze Sachverhalt. In der DDR arbeiten zugleich Unterschiede 87% aller Frauen in einem Beruf, d. h. im kulturellen Niveau des Lebensstils die meisten Familien haben zwei oder wenigstens macht dann aber deutlich, daß im einundeinhalb Einkommen, da ein Teil realen Sozialismus Einkommensunterschiede der Frauen teilzeitbeschäftigt ist. Mit der Suche sind, da das Prinzip der Verteilung nach dem Ehepartner ist es in der DDR nach der Leistung herrsche: Die Qualifikationsgruppen in anderen Gesellschaften: Auch hier gesellt haben unterschiedliche geistige* sich gleich und gleich gern zusammen und die Heirat eines Akademikers mit einer Arbeiterin oder die einer Diplomingenieurin mit einem Schweißer stellt eher die Aus-B Hilfe einer optischen Darstellung der Lohneinkommen der in der Volkseigenen Industrie Beschäftigten die Annäherung zwischen Arbeitern und Intelligenz zu beweisen, erweist sich als zweifelhaft, wenn ihr die relativen Abstände zwischen den Lohneinkommen gegenübergestellt werden. nähme dar. Dadurch gleichen sich die Familieneinkommen nicht etwa an, sondern klaffen weiter auseinander als die Einzeleinkommen. Die Differenzierung im Lohneinkommen wirkt sich auf andere Bereiche des Lebens aus, da der Lohn für die meisten DDR-Bürger die Hauptquelle ihrer Einkünfte darstellt, aus der sie ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Um den Unterschied zwischen den einzelnen Gruppen komplex darzustellen, ist ein Index gebildet worden, in den solche langlebigen Gebrauchsgüter wie Fernseher, Radio, Waschmaschine, Kühlschrank, Privatauto u. ä. eingegangen sind. Auch hier ergeben sich für die meisten Produktionsarbeitergruppen und für die Verwaltungsangestellten Plätze am unteren Ende der Rangskala; die vorderen Plätze werden von den Leitern eingenommen. Allerdings sind die Abstände nicht so groß wie bei den Löhnen. Keineswegs ist das aber ein Zeichen dafür, daß sich die Sozialpolitik der SED sozial ausgleichend auswirkt, wie es in der soziologischen Literatur der DDR meistens dargestellt wird. Der Grund für die geringen Meßabstände ist vielmehr darin zu sehen, daß in den untersuchten Haushalten ein hoher, ziemlich gleicher Versorgungsgrad gegeben ist (1973 hatten jeweils um 90% der Beschäftigten in der Industrie eine Waschmaschine, einen Kühlschrank, ein Radio und einen Fernseher, sowie 36% ein Privatauto, d. h. sie lagen im gesamten Ausstattungsgrad etwa ein Viertel über dem damaligen Durchschnitt der DDR-Bevölkerung) und daß nur Mengen aufgenommen worden sind, aber keine Qualitäten. Dort aber liegen die eigentlichen Unterschiede bei der Ausstattung mit technischen Gebrauchsgütern.

Die Differenzierungen im Lebensstandard sind natürlich nicht allein auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe industriell Beschäftigter zurückzuführen. So haben den höchsten Standard die Altersgruppen zwischen 30 und 50 Jahren; sie liegen insbesondere den Jüngeren gegenüber im Niveau um gut 20% höher. Nicht ohne Einfluß ist auch das Geschlecht: Die vollbeschäftigten Frauen verdienten 1973 im Durchschnitt 200 Mark weniger als ihre vollbeschäftigten Kollegen das macht sich in einem Niveauabfall beim Lebensstandard um 5 bis 8% bemerkbar, insbesondere, wenn es sich um Ledige, Geschiedene und Verwitwete handelt. Ein ähnlich starker Abfall ist zu registrieren, wenn der Unterschied zwischen Familien mit einem oder vier und mehr Kindern herangezogen wird. Trotz der staatlichen Förderung kinderreicher Familien macht sich bei diesen ein reduziertes Niveau in den Reproduktionsbedingungen bemerkbar, überdurchschnittlich häufig sind Arbeiter vertreten, auch wohnen kinderreiche Familien häufiger als andere Familien auf dem Lande. Das bedeutet für die Eltern weitere Wege zur Arbeit, oftmals schlechtere Wohnbedingungen, da diese auf den Dörfern allgemein ungünstiger sind, und in den meisten Fällen unterentwickelte Versorgungs-und Dienstleistungseinrichtungen, also zusätzliche Belastungen.

V. Wohnen, Wohnniveau und Wohnzufriedenheit

Tabelle 3: Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit der Wohnung und dem Eigentumsverhältnis zur Wohnungxx) (N = 9992). Quelle: D. Meyer, Wohnzufriedenheit und Wohnbedingungen, Diss., Rostock 1978. Eigentumsverhältnis zur Wohung Eigentümer

Außer der Arbeit ist für die Menschen kein Faktor von so großer Bedeutung wie das Wohnen. Die Wohnbedingungen wirken auf den Verlauf des Familienlebens, der Freizeit und Muße, auf die individuelle Reproduktion aller menschlichen Potenzen ein und sind eine der entscheidenden Größen des subjektiven Wohlbefindens. Das ist auch der Führung der SED bekannt und deshalb hat sie „die Lösung der Wohnungsfrage bis 1990" zu einer erstrangigen Aufgabe erklärt. Die Anstrengungen, die gemacht worden sind und weiterhin gemacht werden, sind beachtlich. So wurden laut „Aufruf zum 35. Jahrestag der DDR" seit 1971 „nahezu zwei Millionen Wohnungen neu gebaut oder modernisiert (und) damit ... die Wohnverhältnisse für sechs Millionen Bürger ... spürbar verbessert" (Neues Deutschland vom 21. /22. Januar 1984). An dieser generellen Verbesserung zweifeln jedoch Altbauwohnungen, die nur selten mit modernen Heizungssystemen ausgestattet sind, meistens weder Bad noch Innentoilette haben, werden vor allem von Produktionsarbeitern bewohnt. In Neubauwohnungen, die ab 1960 gebaut worden sind, wohnen verhältnismäßig häufig Ingenieure, Ökonomen und Leiter. Die Stellung im Produktionsprozeß differenziert also relativ stark zuungunsten der am wenigsten qualifizierten Arbeiter. Dieser Vorgang wird noch deutlicher, wenn nicht das Wohnungsalter Maßstab ist, sondern ein Index wesentlicher Ausstattungsmerkmale der Wohnung gebildet wird (wie Art der Heizung, Experten und vor allem viele Bewohner der aus kurzsichtigen ökonomischen Erwägungen „auf die grüne Wiese" gesetzten Neubauviertel von Rostock bis Karl-Marx-Stadt.

Zusammen mit dem Beschluß über das Wohnungsbauprogramm von 1973, das bis 1990 die Wohnungsfrage lösen soll, ist die Festlegung getroffen worden, 60% der neugebauten Wohnungen an Arbeiter zu übergeben. Dazu gab es, wie die Ergebnisse der soziologischen Studie „SU 73" zeigen, begründeten Anlaß: sanitäre Ausstattung und ähnliches). Dann zeigt sich nämlich, daß die Wohnungen der Leitergruppen, der Ingenieure und Ökonomen durchschnittlich einen 20 bis 30 Prozent höheren Ausstattungsstandard erreichen als die der Produktionsarbeiter. 8)

Diese Gegebenheiten haben jedoch nur einen geringen Einfluß auf die Zufriedenheit mit der Wohnung. Eine Umrechnung der ermittelten Wohnungszufriedenheit auf Punktwerte ergab, daß die objektiv schlechter Gestellten in vielen Fällen zufriedener sind als die besser Wohnenden; am unzufriedensten sind diejenigen, die zur Gruppe des ingenieurtechnischen Personals oder zu den Ökonomen gehören, eine Hochschulausbildung haben und relativ jung sind Ursächlich hierfür ist in diesem Fall das unterschiedliche Anspruchsniveau.

Etwa ein Viertel aller in der zentralgeleiteten Industrie Beschäftigten sind Eigentümer der Wohnungen und Häuser, die sie bewohnen. Dieses Verhältnis hat, wie Tabelle 3 zeigt, eine besondere Wirkung auf die Wohnungszufriedenheit.

Die positive Wirkung tritt auf, obwohl das Wohnen in Eigentumswohnungen und -häusern wesentlich teurer ist als das Zur-Miete-Wohnen. Die Wohnungsmieten sind durch die staatlichen Subventionen niedrig und machen im allgemeinen zwischen 4 Prozent und 10 Prozent des Netto-Einkommens der Mieter aus. Alles, was der Mieter einer Wohnung mit der Miete abgegolten hat, muß dagegen der Eigentümer selbst tragen: Reparaturen, Sanierungen, Zinsen. Besonders teuer wird es für ihn, wenn er Handwerker beschäftigen muß, denn die bekommt er gewöhnlich nur als Feierabendarbeiter zu stark überhöhten Preisen. Das alles und andere Widrigkeiten halten aber nicht davon ab, Hauseigentum zu behalten oder zu erwerben. Eine Vielzahl von Faktoren ist für dieses Verhalten bedeutungsvoll, wobei die Berechtigung, selbst über Haus oder Wohnung entscheiden zu können, einer der wichtigsten ist. Solche Möglichkeiten verschaffen Befriedigung, nicht allein durch die Dispositionsbefugnis, sondern auch durch das erforderliche und mögliche kreative Handeln. In welchem Umfang derartige massenpsychologische Überlegungen für die SED-Führung eine Rolle gespielt haben, als im Rahmen des Wohnungsbauprogramms beschlossen wurde, etwa 10 Prozent der Neubauten als Eigenheime ausführen zu lassen, ist nicht festzustellen. Es spricht eher vieles gegen eine Einbeziehung solcher Überlegungen, denn in der Diskussion um dieses Problem wurden von Experten der Plankommission ideologische Bedenken wegen des Eigenheimbaus angemeldet: Er würde der sozialistischen Persönlichkeitsentwicklung zuwider laufen, indem er kleinbürgerliches Denken verfestige. Den Ausschlag bei der Entscheidung für den Eigenheimbau haben aber die ökonomischen Erwägungen gegeben: Eigenheime werden vorwiegend durch Nachbarschaftshilfe und Feierabendarbeiter gebaut. Da bilanzierte Baukapazitäten diesen Bauherren kaum zur Verfügung stehen, helfen die Häusle-Bauer also den Plan zu erfüllen und die Wohnungsverhältnisse zu verbessern. Ähnliche Ergebnisse wurden auch bei den Besitzern älterer Häuser erreicht, als sie mehr Baustoffe kaufen konnten und begannen, ihre Häuser zu sanieren und zu modernisieren. Durch solche Maßnahmen hat sich die Zahl der mit ihrer Wohnung nicht zufriedenen Industriebeschäftigten von 46, 2 Prozent im Jahre 1973 wahrscheinlich verringert.

VI. Familie und Freizeit

Anteil von Beschäftigtengruppen an der Hausarbeit und der erlebten Belastung Beschäftigtengruppe Anteil an der Hausarbeit erlebte Belastung durch die Hausarbeit. Quelle: D. Meyer, Wohnzufriedenheit und Wohnbedinungen, Diss, Rostock 1970

Familie und Freizeit sind bedeutende Bestandteile der Reproduktion der menschlichen Arbeitskraft und der Entwicklung der Persönlichkeit. Die Art, wie die Nichtarbeitszeit verbracht wird, ist für die meisten Menschen sehr wichtig und bestimmt wesentlich ihr Wohlbefinden. Dabei muß die arbeitsfreie Zeit vor allem die Möglichkeit bieten, den eigenen Intentionen zu folgen, über sich selbst zu disponieren. Das ist elementares Lebenserfordernis, soll es nicht zu schwerwiegenden neurotischen Störungen kommen.

Ein großer und intensiver Zeitaufwand zur Gewährleistung der individuellen und familiären Reproduktion ist ein Faktor, der wesentlich dazu beitragen kann, eine „freie Beschäftigung" zu behindern. Diese Zeit beschneidet die Zeit der persönlichen Entspannung, es sei denn, die Tätigkeiten werden individuell positiv bewertet. Für manchen ist Hausarbeit und Putzen ein hochbefriedigendes Hobby, anderen ist es widerwärtig. Entscheidend ist, wie es vom einzelnen subjektiv empfunden wird.

In der DDR haben sich einige Verfahrensweisen des Lebensablaufs herausgebildet, die die Zeitaufwendungen für lebensnotwendige Verrichtungen reduzieren. So wird von Mon-Tabelle4: tag bis Freitag in vielen Familien die Haupt-mahlzeit entweder im Betrieb oder in der Schule eingenommen. 1974 beteiligten sich am Betriebsessen rund 65 Prozent aller Beschäftigten, die in der ersten oder der Normalschicht arbeiteten und beim Schulessen hat di Beteiligung jetzt 80 Prozent erreicht. Das läßt darauf schließen, daß sich die Qualität und die Schmackhaftigkeit des Essens gebessert haben — wozu das ernährungswissenschaftliche Institut in Potsdam offenbar entscheidend beigetragen hat — und den Anforderungen der Teilnehmer entspricht. Die Woche ist somit von einer zeitaufwendigen Tätigkeit entlastet; die Kochkunst kann am Wochenende stattfinden. Dennoch bleibt der Aufwand für notwendige Arbeiten im Haushalt groß. Wie die untersuchten Beschäftigtengruppen aus der Industrie der DDR ihren Anteil an der Hausarbeit sehen und wie sie ihn erleben, ist bemerkenswert, denn einerseits sind Veränderungen des geschlechtsspezifischen Rollenverhaltens erkennbar, andererseits gibt es traditionelle Erscheinungen. 13) Die Beschäftigtengruppen mit hohem Frauenanteil wie Technische Angestellte oder Verwaltungsangestellte sind am meisten mit Hausarbeit belastet. Diese Frauen machen aber die Arbeit nicht allein: beteiligt an der Hausarbeit sind männliche Arbeiter, es folgen Ingenieure und Ökonomen. Einen weit geringeren Anteil haben alle Gruppen, die irgendeine Leitungsfunktion ausüben: die Brigadiere und Meister, die Abteilungsleiter und die Direktoren. Diese empfinden die Hausarbeit auch am wenigsten als eine Belastung, während alle anderen Gruppen sich stark belastet fühlen, besonders die Arbeiter in den Versorgungseinrichtungen, die Technischen Angestellten und die Verwaltungsangestellten. Diese drei Gruppen bestehen zum größten Teil aus Frauen. Obwohl Männer sich an der Hausarbeit je nach beruflicher Tätigkeit in unterschiedlichem Maße beteiligen, erledigen sie doch im häuslichen Bereich weniger Arbeiten als Frauen.

Die starken Belastungen der Frauen durch Hausarbeit und die Berufsarbeit, auf die inzwischen die meisten Frauen Anspruch erheben und diese als einen Bestandteil ihrer Persönlichkeitsentwicklung sehen, müssen in anderen Bereichen des Lebens zu Schwierigkeiten führen. In der DDR hatten sie einen beträchtlichen Rückgang der Geburten und ein Anwachsen der Scheidungsquoten zur Folge. Dem Geburtenrückgang wurde jedoch recht erfolgreich mit sozialpolitischen Maßnahmen begegnet, u. a. mit einer Verlängerung des Schwangerschafts-und Wochenurlaubs auf 26 Wochen bei Zahlung des vollen Nettoverdienstes und der Einführung eines „Babyjahres" mit bezahlter Freistellung für ein Jahr bei der Geburt des zweiten und jedes weiteren Kindes so daß seit 1979 ein ständig steigender Geburtenüberschuß zu verzeichnen ist (1982 = 12 113).

Das Problem der Scheidungen ist komplizierter. In diesem Fall können nicht durch Veränderungen der äußeren Bedingungen günstigere Entwicklungen gewissermaßen auf administrativem Wege forciert werden, denn der Bestand von Ehen ist von vielen subjektiven Einstellungsfaktoren abhängig. Damit soll nicht gesagt werden, daß die Frauen und Männer in der DDR eine grundsätzlich andere Mentalität haben, die für die vorhandene Situation ausschlaggebend ist. 1980 betrug die Scheidungsquote je 10 000 Einwohner 29, 9, in Ost-Berlin sogar 42, 2. (In der Bundesrepublik Deutschland lag sie 1979 bei 13 Ehescheidungen.) Besonders bemerkenswert an diesem Prozeß ist die Veränderung, die bei der Initiierung der Scheidung vor sich gegangen ist: Bis in die sechziger Jahre hinein waren es vornehmlich die Männer, die die Scheidung einreichten, heute sind schätzungsweise 70 % der Scheidungskläger Frauen. Dieses Verhalten zeugt von zwei Vorgängen: Erstens haben die Frauen eine tatsächliche, nicht nur eine juridische Unabhängigkeit erlangt, und zweitens sind sie offensichtlich nicht gewillt, dem Zurückbleiben der Männer im partnerschaftlichen Verhalten jeden Tribut zu zollen. In vielen Fällen mag hinzukommen, daß durch das Verhalten des Mannes die Würde und das Selbstwertgefühl der Frauen verletzt werden (eheliche Untreue, Trunksucht und Beherrschungsversuche sind häufige Scheidungsgründe in der DDR). In solchen Fällen erscheint vielen Frauen offenbar die gangbarste Lösung, den Mann, der, statt Partner zu sein, eine Belastung ist, abzuschütteln, denn die Kinder können (und wollen) sie nicht, die Arbeit möchten sie nicht aufgeben.

Aus dieser Entwicklung (1982 wurden 50 000 Ehen geschieden) erwachsen eine Reihe von Problemen, die der Regierung zu schaffen machen, auch wenn man von den menschlichen, die vor allem die Kinder betreffen, hier absieht. Eines dieser Probleme ist die Bereitstellung von Wohnraum. Natürlich bedeutet die genannte Zahl der Scheidungen nicht zugleich einen Bedarf an 50 000 zusätzlichen Wohnungen, aber dennoch fällt der Mehrbedarf ins Gewicht. Geschiedene — und dann häufig auch Verfeindete — müssen daher oft jahrelang in einer Wohnung leben.

Liegen keine aktuellen Partnerschaftsprobleme vor, spielt die Familie bei den Aktivitäten in der Zeit außerhalb der Arbeit eine hervorragende Rolle: Neben dem Fernsehen sind Arbeiten in Haus und Garten, Kurzfahrten und Spaziergänge und überhaupt die Beschäftigung mit den Kindern erstrangige Freizeitbeschäftigungen der Werktätigen der Volks-eigenen Industrie. Das sind Grundverhaltensmuster aller Befragten. Aber auf dieser „Basis“ setzt eine starke Differenzierung der Freizeit-tätigkeiten ein. Die stärksten Wirkfaktoren sind die berufliche Tätigkeit (körperlich leichte oder schwere Arbeit), Qualifikation und Bildung sowie das Geschlecht. Körperlich schwer arbeitende Männer gehen beispielsweise relativ häufig „auf ein Bier" und besuchen Sportveranstaltungen (was bemerkens29 werterweise auch Direktoren, die sich sonst sehr von den Arbeitern unterscheiden, gleich häufig tun); in der Entspannungszeit sind sie aber nicht nur passiv, sondern Lesen (20 Prozent) und besuchen Veranstaltungen (Theaterbesuche bei ca. 5 Prozent). Angehörige von solchen Gruppen, die vorwiegend geistig-reproduktive oder geistig-schöpferische Tätigkeiten ausüben, sind in der Freizeit körperlich aktiver, sie treiben häufiger aktiv Sport, gehen häufiger und eher ins Theater oder ins Konzert. Diese Art der Freizeitbeschäftigung spielt auch bei Frauen eine relativ große Rolle: In allen vornehmlich aus Frauen bestehenden Beschäftigtengruppen stehen Theater und Konzert an siebenter bzw. achter Stelle.

Neben dem hochbewerteten Bildungserlebnis werden dort Entspannung, Kunstgenuß und geistige Anregungen gesucht, in vielen Fällen auch „Lebenshilfe" Die beliebteste weibliche Freizeitbeschäftigung ist aber das Anfertigen von Handarbeiten (sie rangiert an dritter bis fünfter Stelle). Die vergleichbare typische Tätigkeit von Männern ist die Pflege des eigenen PKW: Bei manchen Gruppen kommt sie noch vor der Beschäftigung mit den Kindern. Dieser hohe Stellenwert ist verständlich, wenn man die Schwierigkeiten bedenkt, die die Neubeschaffung eines Autos bereitet.

Eine gewisse Rolle spielt als Element der Freizeitbeschäftigungen die sogenannte gesellschaftliche Arbeit. Darunter sind u. a. Versammlungen und Schulungen zu verstehen, aber auch sogenannte Subbotniks, „freiwillige" Arbeitseinsätze zur Verschönerung des Wohngebiets oder auch der Betriebsumgebung. Für ein einfaches Gewerkschaftsmitglied beläuft sich die aufzuwendende Zeit im Monat auf vier bis sechs Stunden, beträchtlich höher ist der Aufwand für Funktionäre. Zu den Gewerkschaftsgruppenversammlungen kommen eventuell die Parteiversammlungen, das obligatorische Parteilehrjahr, die Leitungssitzungen u. ä. hinzu. 25 Prozent aller Befragten erklärten, sie verwendeten viel oder sehr viel ihrer Freizeit für solche Tätigkeiten. Unter solchen Bedingungen ist es nicht besonders verwunderlich, daß in der DDR in allen sozialen Gruppierungen schon seit geraumer Zeit ein Rückzug „aufs Private" zu beobachten ist. Man trifft sich mit Freunden (zumeist Hoch-und Fachschulabsolventen), man bastelt an seiner „Datsche" (etwa 7 Prozent aller Befragten hatten 1973 ein solches Wochenendhaus, durchaus nicht vorwiegend die Leiter oder werkelt in seinem Garten (61, 1 Prozent aller Befragten) — von einer Emanzipation der Werktätigen zu Bürgern, denen die Regelung ihrer gesellschaftlichen Prozesse ein erstrangiges Bedürfnis ist, keine Spur. Auch von einer Überwindung des Gegensatzes von Arbeit und Freizeit ist weit und breit nichts zu sehen im 35. Jahr der DDR.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. die Zeitschrift „Jugendforschung" 1967 bis 1970 (16 Hefte), Berlin (Ost), sowie die Zeitschrift „Informationen des wissenschaftlichen Beirats Die Frau in der sozialistischen Gesellschaft", hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR, Berlin (Ost).

  2. R. Weidig, Grundfragen und Aufgaben der marxistisch-leninistischen Soziologie bei der Analyse der Struktur der Arbeiterklasse, in: Zur Sozialstruktur der sozialistischen Gesellschaft, hrsg. vom Wissenschaftlichen Rat für Soziologische Forschung in der DDR, Berlin (Ost) 1974.

  3. Autorenkollektiv, über die soziale Struktur der Arbeiterklasse. Ergebnisse einer repräsentativen soziologischen Untersuchung in der zentralgeleiteten sozialistischen Industrie der DDR. Teil 1: Arbeits-und Lebensbedingungen der Werktätigen in ihrem Zusammenhang mit der sozialen Struktur der Arbeiterklasse, Berlin (Ost) 1974, Teil 2: Der Einfluß sozialstruktureller Faktoren auf gesellschaftliche Aktivitäten und Verhaltensorientierungen der Werktätigen, Berlin (Ost) 1975, zit. bei: D. Meyer, Wohnzufriedenheit und Wohnbedingungen, Diss., Rostock 1978.

  4. W. Dippmann, Auswirkungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts im Sozialismus — Erwartungen von Industriearbeitern, in: Informationen zur soziologischen Forschung in der DDR, 19 (Berlin [Ost] 1983) 4, S. 47— 51.

  5. W. I. Lenin, Werke, Bd. 29, Berlin (Ost) 1961, S. 410.

  6. Kleines politisches Wörterbuch, Berlin (Ost)19834, S. 883.

  7. Autorenkollektiv, a. a. O. (Anm. 3).

  8. Ebd., S. 99.

  9. Ebd. S. 101.

  10. Autorenkollektiv, Lebensweise und Lebensniveau im Sozialismus, Berlin (Ost) 1977, S. 128.

  11. D. Meyer, a. a. O. (Anm. 3), S. 145.

  12. Vgl. G. IJelwig, Frau und Familie in beiden deutschen Staaten, Köln 1982, S. 85 ff.

  13. Vgl. R. Hirsch, Junge Leute und ihre Nöte vor Gericht — Eros und Ehe vor Gericht, Gerichtsberichte, Berlin (Ost) 1982.

  14. H. Laatz, Theaterpublikum in der DDR, in: Deutschland-Archiv, 17 (1984) 5.

Weitere Inhalte

Horst Laatz, Dr. rer. oec., geb. 1928; Maurerlehre in Niedersachsen; 1956 Über-siedler in die DDR; dort zunächst Hilfserzieher, dann Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin; von 1965 bis zur Entlassung wegen revisionistischer theoretischer Positionen im Jahre 1977 Soziologe an der Akademie der Wissenschaften der DDR; bis zur Verhaftung durch den Staatssicherheitsdienst wegen „öffentlicher Herabwürdigung" und Beleidigung von Staats-und Parteifunktionären im Herbst 1980 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Theaterhochschule Leipzig und beim Verband der Theaterschaffenden; nach Haftstrafe in der Strafvollzugsanstalt Brandenburg/Havel im Oktober 1981 Abschiebung in die Bundesrepublik; seit 1982 Wiss. Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum.