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Von der Rechtsgleichheit zur Gleichberechtigung | APuZ 45/1981 | bpb.de

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APuZ 45/1981 Artikel 1 Gleichberechtigung von Männern und Frauen -Ist der Staat am Zuge? Von der Rechtsgleichheit zur Gleichberechtigung Feministische Positionen Das Modellprojekt „Frauenhaus Berlin". Hilfen für mißhandelte Frauen

Von der Rechtsgleichheit zur Gleichberechtigung

Helge Pross

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Zusammenfassung

Aus Politik und Zeitgeschichte B 45/81, S. 14— 25 In der Bundesrepublik Deutschland ist die Gleichberechtigung im Sinn der rechtlichen Gleichstellung von Männern und Frauen erreicht. Legt man eine umfassendere Konzeption von Gleichberechtigung zugrunde (Gleichberechtigung als gleichrangige Mitwirkung von Männern und Frauen in allen gemeinsamen Angelegenheiten und als Gleichheit der Chancen für die persönliche Entwicklung), so ergibt sich ein zwiespältigeres Resultat. Trotz aller Verbesserungen sind wir von der so verstandenen Gleichberechtigung weit entfernt. Das zeigt sich in allen Handlungsbereichen, in der Familie, im Bildungswesen, in der Arbeitswelt, in der Politik. Mehr Mädchen erhalten heute eine an die Schule anschließende Berufsausbildung als jemals zuvor. Doch sie entscheiden sich überwiegend für kürzere Lehr-und Lernzeiten und insgesamt für eine kleinere Zahl von Ausbildungsberufen als gleichaltrige Jungen. In der Arbeitswelt steigen inzwischen auch Frauen in mittlere Ränge auf. Spitzenstellungen sind jedoch nach wie vor beinahe ausnahmslos von Männern besetzt. Ähnlich verhält es sich in der Politik. Faktisch wird die Bundesrepublik kaum anders als ihre Vorgängerstaaten von Männern regiert. Stark verändert haben sich die Machtbeziehungen zwischen den Geschlechtern in Ehe und Familie. In den meisten Fällen nehmen Frauen hier die Position von Juniorpartnern ein. Im ganzen schreitet die Entwicklung zu partnerschaftlichen Beziehungen fort Zugleich sind jedoch auch neue Probleme entstanden. Auffallend ist vor allem der Ansehensverlust der »Nur-Hausfrau". Junge Frauen, aber auch Frauen in mittleren Jahren ziehen ein Leben mit Familie und Beruf dem ausschließlich häuslichen Dasein vor. Gegenwärtig fehlt es jedoch noch an Möglichkeiten, familiäre und berufliche Aufgaben ohne Überforderung und ohne Vernachlässigung der einen oder der anderen Aufgabe zu verbinden. Wahrscheinlich ist, daß es in absehbarer Zukunft in allen Handlungsfeldern zu weiteren Verbesserungen für Frauen kommt. Diese Prozesse werden vermutlich in beschleunigtem Tempo vor sich gehen, aber nicht kurzfristig zu einschneidenden Wandlungen führen. Statt auf umstürzende Neuerungen drängt die Mehrheit der Frauen auf eine Politik der kleinen, ständigen Veränderungsschritte.

I. Was heißt „Gleichberechtigung"?

Rangfolge der am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 72 % aller weiblichen Auszubildenden lernen 1. Verkäuferin (1. Stufe)

2. Friseuse 3. Verkäuferin im Nahrungsmittelhandwerk 4. Bürokaufmann 5. Industriekaufmann 6. Arzthelferin 7. Zahnarzthelferin 8. Einzelhandelskaufmann (2. Stufe)

9. Bankkaufmann 10. Kaufmann im Groß-und Einzelhandel 11. Bürogehilfin 12. Fachgehilfin Wirtschaftsund Steuerberatung 13. Rechtsanwalts-und Notargehilfin 14. Hotel-und Gaststättengehilfin * 15. Rechtsanwaltsgehilfin (﫢=

Seit ihrer Errichtung im Jahre 1949 gilt in der Bundesrepublik Deutschland der Grundsatz der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. Er ist die oberste Richtschnur für die Regelungen der rechtlichen Beziehungen zwischen Männern und Frauen. In zahlreichen Einzelgesetzen hat der Deutsche Bundestag sich daran orientiert. Eine Folge davon ist, daß es heute keine nennenswerten rechtlichen Benachteiligungen von Frauen mehr gibt. Zugleich gewährt das Gesetz Frauen manche Vergünstigungen, etwa für Zeiten der Schwangerschaft und für die Erziehung von kleinen Kindern. Im ganzen ist die Rechtslage von Frauen in der Bundesrepublik sowohl im geschichtlichen als auch im internationalen Vergleich gut. Die frühere Auffassung, Frauen sollten von Gesetzgebern und Gerichten als Personen minderen Rechts behandelt werden, hat keine Anhänger mehr.

Versteht man unter „Gleichberechtigung" allein die Gleichstellung vor dem Gesetz, so ist sie in der Bundesrepublik erreicht. Das bedeutet jedoch nicht, Männer und Frauen wären auch in der Wirklichkeit der Familien, der Arbeitsstätten und des öffentlichen Lebens gleichgestellt. Schon der erste oberflächliche Blick zeigt, daß hier beträchtliche Unterschiede bestehen. Machtpositionen in Staat und Gesellschaft sind überwiegend von Männern und nur ausnahmsweise von Frauen besetzt. Männer machen die Gesetze, nehmen die Regierungsämter ein, sprechen Recht, lenken die Wirtschaftsunternehmen, die politischen Parteien, die Interessenorganisationen, die Universitäten, die Kirchen, das Militär. Männer überwiegen auch in den anspruchsvolleren Berufen. Ob Arzte oder Anwälte, Ingenieure oder Verwaltungsbeamte, Professoren, leitende Angestellte und Facharbeiter, die große Mehrheit von ihnen ist männlichen Geschlechts. Frauen sind andere Stellen und Aufgaben zugewiesen. Sie versorgen die Haushalte, betreuen die Kinder, verrichten eher untergeordnete Berufsarbeiten und außerdem solche, die gleichsam in der Nachbarschaft der Familie stehen: Aufgaben der Erziehung, des Pflegens, des Helfens.

Obwohl rechtlich gleichgestellt, bestehen also erhebliche Unterschiede zwischen den Aufgaben von Männern und Frauen und zwischen den Möglichkeiten des Zugangs zu höheren Positionen. Das heißt, daß eine Gleichberechtigung im umfassenden Sinn: Gleichberechtigung als gleichrangige Mitwirkung von Männern und Frauen in allen gemeinsamen Angelegenheiten und als Gleichheit der Chancen für die persönliche Entwicklung, bisher nicht erreicht worden ist.

II. Geschichtlicher Rückblick

Frauenanteil in ausgewählten Berufen Beruf Architekt Anwalt, Richter Beamter im höheren Dienst Chemiker Professor Chefarzt Wirtschaftsprüfer Frauenanteil ca. 5, 0 % ca. 7, 4 % ca. 5, 4 % ca. 3, 4 % ca. 3, 0 % ca. 2, 0 % ca. 6, 4 % (Quelle: Erika Bock-Rosenthal, Christa Haase, Sylvia Streeck: Wenn Frauen Karriere machen, Frankfurt/M. und New York 1978, S. 13.)

Anfänge der Frauenbewegung in Deutschland Die Gewährung gleicher gesetzlicher Rechte für Frauen ist neu in der deutschen Geschichte. Sie löst eine Forderung ein, die in unserem Land vor gut 100 Jahren zum ersten Mal erhoben worden ist. Damals, 1865, wurde der erste auf Gleichberechtigung gerichtete Frauen-verein gegründet. Sein Ziel war, in den Worten von Luise Otto-Peters, seiner Gründerin, „für die erhöhte Bildung des weiblichen Geschlechts und die Befreiung der weiblichen Arbeit von allen ihrer Entfaltung entgegenste henden Hindernissen mit vereinten Kräften zu wirken."

Nach der ersten Gründung entstanden rasch weitere Organisationen, darunter mehrere Lehrerinnen-Verbände, aber auch proletpn sehe Vereinigungen, meist Ableger derWährend die Sprecherinnnen der soziad sehen Gruppen sich vor allem bemühten, 75 oft unerträglichen Arbeitsbedingungen z verbessern, waren die Führerinnen der u gerlichen Vereine mehr daran interessiert, i Bildungsmöglichkeiten zu erweitern. Dazu brauchte man Schulen. Diese Schulen durften aber nicht, wie die sogenannten höheren Töchterschulen des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts, vornehmlich „Gemütsbildung“ betreiben. Sie sollten eine sachbezogene, stärker wissenschaftlich orientierte Bildung vermitteln. Ohne sie bestand keine Aussicht, Frauen auch in gehobene Berufe zu bringen.

Mädchenbildung um 1900 Kennzeichnend für die Einstellung zur Mädchenbildung, gegen die die bürgerlichen Frauenvereine seit dem letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts Sturm gelaufen sind, ist ein Beschluß aus dem Jahre 1872. Damals versammelten sich in Weimar Lehrer und Leiter von Mädchenschulen. Eine der von ihnen verabschiedeten Thesen lautete: . Es gilt, dem Weibe eine der Geistesbildung des Mannes in der Allgemeinheit der Art und der Interessen ebenbürtige Bildung zu ermöglichen, damit der deutsche Mann nicht durch die geistige Kurzsichtigkeit und Engherzigkeit seiner Frau am häuslichen Herde gelangweilt und in seiner Hingabe an höhere Interessen gelähmt werde, daß ihm vielmehr das Weib mit Verständnis dieser Interessen und der Wärme des Gefühls für dieselben zur Seite stehe."

Diese Ansicht galt als fortschrittlich, weil von . ebenbürtiger" Bildung die Rede war. „Ebenbürtig" meinte aber nicht „gleich" oder „gleichwertig", sondern Unterordnung unter (vermutete) männliche Bedürfnisse.

Untergeordnet blieb die Mädchenbildung euch in quantitativer Hinsicht. Dazu nur ein Beleg: Im preußischen Staatshaushalt von 1906 waren 14 Millionen Mark für höhere Knabenschulen, aber nur 345 900 Mark für hö-

ere Mädchenschulen vorgesehen.

Lange Zeit wurde Mädchen auch das Recht verweigert, die Reifeprüfung abzulegen. Daß E schließlich zugestanden wurde, war in er-ster Linie das Verdienst von Helene Lange nd des von ihr gegründeten . Allgemeinen eutschen Lehrerinnenvereins“. Helene ange richtete 1889 aus eigener Initiative und ge 8en die heftigsten Widerstände in Berlin so-genannte Realkurse für Frauen ein, die sie ein Paar Jahre danach in eine Art Mädchengymdsium umwandeln konnte. 1896 bestanden 1 re ersten Schülerinnen das Abitur.

Studieren durften Frauen in Deutschland freilich noch nicht. Erst nach der Jahrhundertwende konnten sie sich an den Universitäten einschreiben, seit 1901 in Baden, dann in Bayern und Württemberg, ab 1908 auch in Preußen. Selbstverständlich stießen die ersten Studentinnen auf Abwehr von Seiten der Studenten und Professoren. Nur selten hat man sie so feierlich begrüßt wie 1904 in Tübingen: in langen, weißen Kleidern wurden dort die ersten drei Mädchen vom Pedell, der seine Galauniform angelegt hatte, zum Rektor geführt, der eigens für sie eine Glückwunschrede hielt.

Das Beispiel der Pionierinnen machte langsam Schule. Von 0, 5 % im Jahre 1907 stieg der Anteil der Studentinnen an der Gesamtheit der Studierenden bis 1933 auf 15 %.

Ziele der Frauenbewegung Die deutsche Frauenbewegung erlebte ihre Blütezeit in den Jahrzehnten von der Reichs-gründung bis zum Machtantritt der Nationalsozialisten. Sie bestand aus einer großen Zahl untereinander verbundener Vereine mit über einer Million Mitgliedern. Ihre Anstrengungen richteten sich nicht nur auf die Verbesserung der Mädchenbildung. Durch Eingaben an Parlamente, Parteien und Regierungen, durch Arbeit in Kommissionen, durch eigene Zeitschriften, Lehrveranstaltungen, Gesetzesentwürfe und andere Initiativen kämpfte sie um bessere Arbeitsbedingungen für Frauen, die Öffnung aller Berufe und gleiche bürgerliche Rechte. Sie war eine „siegende Bewegung" (Dorothea Frandsen). Den in ihr tätigen Frauen und, in geringerem Maße, den sie fördernden Männern sind auch die unmittelbar politischen Erfolge zu verdanken: 1908 Recht auf Mitgliedschaft in politischen Vereinen einschließlich politische Parteien; 1918 aktives und passives Wahlrecht für Frauen; 1919 Aufnahme eines Gleichberechtigungsparagraphen in die Weimarer Reichsverfassung. 1933: Verbot unabhängiger Frauengruppen Alle Bemühungen um die Gleichberechtigung fanden mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 ein vorläufiges Ende. Unabhängige Frauenverbände wurden verboten, eine zentral gesteuerte Frauenorganisation, die NS-Frauenschaft, geschaffen. Die Nationalsozialisten erschwerten die weibliche Berufstätigkeit, beseitigten Frauen aus der Justiz, der öffentlichen Verwaltung und anderen höheren Stellen. Einseitig betonten sie die Mutterrolle der Frau. Frauen sollten möglichst viele Kinder gebären und erziehen, um die Macht des nationalsozialistischen Deutschland zu erhöhen. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs erzwang eine teilweise Änderung dieser Politik. Jetzt mußten Frauen die Männer in den untergeordneten Stellen in Fabriken und Büros ersetzen und militärische Aufgaben übernehmen.

III. Bundesrepublik Deutschland: Bildung und Ausbildung von Frauen

ALLES steht im Lande still, wenn die Hausfrau nicht mehr will! Für gleiche Chancen

Fortschritte Nicht nur die rechtliche Lage von Frauen hat sich seit der Gründung der Bundesrepublik erheblich verbessert. Auch in anderen Bereichen wurden große Fortschritte auf dem Weg zu einer umfassend verstandenen Gleichberechtigung erzielt. Das zeigt sich besonders deutlich im Bildungs-und Ausbildungswesen. Hier haben Frauen der jüngeren und zum Teil auch der mittleren Generation stark aufgeholt. Während zu Beginn der sechziger Jahre noch viele Mädchen keine über die Volksschule hinausgehende Schul-und Berufsbildung erhielten, schließt sich heute für fast alle an die Pflichtschulzeit eine weitere Lernphase an.

Gegenwärtig sind von den Realschülern mehr als die Hälfte Mädchen, von den Gymnasial-schülern fast die Hälfte, von den Studierenden weit über ein Drittel, von den Studienanfängern 40 %, von den Auszubildenden 37 %. Durchgehend weisen Frauen unter 35 Jahren höhere Bildungs-und Ausbildungsabschlüsse auf als die älteren Jahrgänge

Die Zahlen verweisen auf einen Bewußtseins, und Einstellungswandel von Eltern und Töchtern. Sie spiegeln aber auch Verbesserungen des gesamten Bildungssystems, durch die die qualifizierten Ausbildungsgänge aller Stufen einem breiteren Personenkreis, vor allem Frauen sowie Kindern aus den unteren Mittel-schichten und aus ländlichen Gebieten zugänglich gemacht worden sind, wider.

Konservative Ausbildungswahl Die meisten Mädchen entscheiden sich freilich nach wie vor für Ausbildungen, die in so-genannte typische Frauenberufe führen: Unterricht, Büroarbeit, Gesundheitswesen, sonstige Dienstleistungen. Die Mehrheit der Auszubildenden will Verkäuferin, Friseuse, Büro-kaufmann, Industriekaufmann, Arzt-bzw. Zahnarzthelferin werden. Auf akademischer Ebene sind Studentinnen, die ein Lehramt an Schulen anstreben, besonders zahlreich. Technische Studien und Berufe werden weithin gemieden. Insofern haben wir es beim Bildungs-und Ausbildungsverhalten der Mädchen mit einer Art von gebrochenem Fortschritt, dem Nebeneinander von überkommenen Verhaltensweisen und Emanzipation zu tun.'

Schülerinnen, Eltern und Lehrer erklären die Zurückhaltung gegenüber technischen Ausbildungen häufig mit einem Mangel an entsprechender Begabung. Sie meinen, Frauen seien von Hause aus dafür nicht talentiert. Diese Auffassung ist jedoch fragwürdig. Sie wird durch Erfahrungen in anderen Ländern widerlegt. So beträgt der weibliche Anteil an der Gesamtheit der Schüler und Studierenden technischer Ausbildungseinrichtungen zum Beispiel in der Sowjetunion bis zu 30 % Wie auch immer diese hohe Beteiligung zustande kommen mag, sie lehrt, daß es nicht unüber-windliche biologische Begabungsmängel sind, die in der Bundesrepublik und anderen westlichen Staaten das geringe Interesse von Frauen an technischen Berufen erklären.

IV. Frauen im Beruf

Fortschritte Ähnlich wie im Bildungswesen ist die Situation von Frauen in der außerhäuslichen Arbeitswelt durch ein Nebeneinander von Fortschritten zur Gleichberechtigung und überlieferten Einengungen charakterisiert.

Zu den Fortschritten gehört zunächst, daß die Berufstätigkeit der Frau zur Selbstverständlichkeit geworden ist, eindeutig jedenfalls für alle, die keine Kinder haben. Berufsarbeit galt noch bis tief in unser Jahrhundert hinein als eine Nothandlung für die Sitzengebliebenen und die Armen. Bis auf seltene Ausnahmen gingen lediglich solche Frauen, deren Väter und Ehemänner sehr wenig verdienten, einer bezahlten Arbeit nach. Freiwillig ließen sich nur die besonders auf persönliche Unabhängigkeit bedachten Frauen darauf ein, und das auch nur, solange sie unverheiratet waren. Das ist inzwischen anders geworden. Weibliche Berufsarbeit wird heute in allen Schichten und Altersgruppen akzeptiert. Kaum jemand vertritt noch die Auffassung, Frauen gehörten lebenslänglich ins Haus.

Insgesamt sind heute in der Bundesrepublik fast 10 Millionen Frauen in einem bezahlten Beruf. Sie stellen knapp 40 % aller Beschäftigten Dieser Anteil hat sich in den vergangenen 100 Jahren kaum verändert, wohl aber seine innere Gliederung. Die Zahl der soge-nannten mithelfenden Familienangehörigen, namentlich Frauen von Bauern sowie kleinen 'Selbständigen in Handwerk und Handel, ging zurück — in erster Linie eine Folge des Rückgangs der Zahl landwirtschaftlicher Betriebe. Entsprechend nahm die Zahl der Arbeitneh-merinnen zu. Heute ist fast jede zweite erwerhstätige Frau als Beamtin oder Angestellte beschäftigt, jede dritte als Arbeiterin.

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Stark zugenommen hat der Anteil verheirateter Frauen an der Gesamtheit der weiblichen Erwerbstätigen. Etwa zwei Drittel aller Frauen im Beruf sind heute Ehefrauen.

Von allen erwerbstätigen Frauen waren 1975 61 % verheiratet 28 % ledig 6 % verwitwet 5 % geschieden.

Deutlich zugenommen hat auch die Erwerbs-beteiligung von Müttern. Mehr als ein Fünftel (23 %) der berufstätigen Frauen ist auf Teilzeitbasis beschäftigt

Frauen sind aus der Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Ohne sie würden Wirtschaft und Verwaltung zusammenbrechen. Umgekehrt ist auch für Frauen ein Leben ohne jede Berufserfahrung nicht mehr vorstellbar. Nur in den obersten /Altersgruppen gibt es noch Frauen, die niemals berufstätig gewesen sind.

i Zu den wichtigsten Veränderungen weiblicher Berufsarbeit gehört, daß diese heute in fast allen Fällen außerhalb des Familienhaushalts verrichtet wird. Die meisten erwerbstätigen Frauen sind Arbeitnehmerinnen und nicht als Selbständige oder Mithelfende direkt im Umkreis der eigenen Wohnung tätig. Ebenso wichtig ist, daß die Arbeitsumstände in den Betrieben sehr viel besser geworden sind. Hier fällt zunächst die allgemeine Verkürzung der Arbeitszeiten ins Gewicht. Im Durchschnitt beträgt die tarifliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer (Männer und Frauen) heute 40 Stunden pro Woche — entschieden weniger als noch vor 20 Jahren. Sonderregelungen, die die Arbeitszeiten verlängern, betreffen fast ausschließlich Männer. Nur sehr wenige Frauen leisten Nachtarbeit, Schichtarbeit, Überstunden oder Arbeit an Sonn-und Feiertagen. Gemessen am Zeitaufwand für die bezahlte Tätigkeit ist die große Mehrheit der Ar-beitnehmerinnen demnach zeitlich nicht über-strapaziert. Auch die Wegezeiten der meisten Arbeitnehmerinnen sind vergleichsweise kurz. Nur selten müssen sie lange Fahrten zum Arbeitsplatz und zurück zum Wohnsitz auf sich nehmen. Das ist eine Verbesserung, die nicht nur das Arbeitsleben erleichtert, sondern die Erwerbstätigkeit zahlreicher Ehefrauen und Mütter überhaupt erst möglich gemacht hat.

Auch hinsichtlich der Aufstiegschancen hat es in den letzten Jahren Verbesserungen gegeben. Mehr Frauen erreichen heute mittlere Ränge in den Unternehmen und Verwaltungen, mehr Frauen sind in Vorgesetztenstellen tätig, immer mehr werden in die Betriebsräte gewählt. Verbesserungen zeichnen sich schließlich bei der Bezahlung ab. In keinem europäischen Land sind die Löhne und Gehälter so hoch wie in der Bundesrepublik, Kaufkraftunterschiede der Währungen schon in Rechnung gestellt

Im ganzen befinden sich also die berufstätigen Frauen heute in einer günstigeren Situation als jemals zuvor. Das heißt jedoch nicht, sie hätten keine Probleme. Im Gegenteil: Unbeschadet aller Fortschritte sind sie nicht wirklich gleichberechtigt in die Arbeitswelt eingeordnet. Widerstände und Probleme Das wird sofort erkennbar, wenn man ihre Stellung in den öffentlichen und privaten Betrieben genauer untersucht. Es steigen zwar heute mehr Frauen in mittlere Ränge auf als in früheren Jahren, aber die Masse bleibt weiterhin auf den untersten Stufen. Ca. 90 % der Arbeiterinnen sind als ungelernte oder angelernte, nur etwa 10 % als Facharbeiterinnen tätig. Günstiger sieht es bei den Angestellten aus. Von ihnen nimmt etwa ein Fünftel mittlere oder höhere Stellen ein. Dazu gehören Sekretärinnen, medizinisch-technische Assistentinnen, Krankenschwestern, Hilfskräfte in den freien akademischen Berufen und Lehrerinnen. Sie bilden die Spitze in der Gesamtheit der Berufsfrauen, eine Spitze, die in den Arbeitsstätten noch eine breite, meist von Männern gebildete Anweisungsspitze über sich hat. In den am höchsten angesehenen und am besten bezahlten Berufen und Stellungen sind Frauen nach wie vor Ausnahmen.

Lediglich bei den Ärzten geht der Frauenanteil mit 20 % beträchtlich über diese Größenordnungen hinaus.

Auch die im internationalen Vergleich hohen Einkünfte der Frauen in der Bundesrepublik können nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Grundsatz „Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit" bisher nicht durchgehend verwirklicht ist. Vor allem Arbeiterinnen und Akademikerinnen in der Privatwirtschaft werden noch vielfach schlechter entgolten als ihre männlichen Kollegen mit gleichen Qualifikationen und gleichartigen Aufgaben. So ist zum Beispiel der höchste Bruttostundenverdienst von Arbeiterinnen nur wenige Pfennige höher als der niedrigste Bruttostundenverdienstvon Arbeitern

Häufig ist es freilich schwierig festzustellen, ob die Leistungen von Frauen und Männern „gleichwertig" und ungleiche Entgelte daher ungerechtfertigt sind. Die Schwierigkeiten der Ermittlung haben zum Teil mit einer anderen Besonderheit weiblicher Berufsarbeit zu tun: mit der Tatsache, daß sehr viele Frauen in Betrieben tätig sind, in denen nur oder hauptsächlich Frauen beschäftigt werden. Nur etwa ein Drittel arbeitet in Betrieben mit einer nach dem Geschlecht gleichmäßig gemischten Belegschaft. Die Mehrheit der Arbeitnehmerinnen bleibt unter sich. Sie haben zwar männliche Vorgesetzte, aber keine oder nur sehr wenige männliche Kollegen. Im wesentlichen hängt das damit zusammen, daß Frauen immer wieder in die gleichen Berufe, eben die soge-nannten typischen Frauenberufe, und in die gleichen Branchen gehen. Ein Beispiel: Von den Arbeitern in der Bekleidungsindustrie sind 86 % Frauen, von den dort beschäftigten Angestellten 59 %.

In der Arbeitswelt, so kann man die bisher wiedergegebenen Ergebnisse zusammenfas-sen, sind wir von Gleichberechtigung im Sinne des gleichen Zugangs zu höheren Positionen und der gleichen Möglichkeiten für die persönliche Entfaltung noch weit entfernt. Das ist keine Besonderheit der Bundesrepublik. Kein Industrieland bietet seiner weiblichen Bevölkerung die gleichen Entwicklungschancen im Beruf. Diese globale Gemeinsamkeit geht allerdings Hand in Hand mit beträchtlichen nationalen Unterschieden im Grad verwirklichter Gleichberechtigung. Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft ist er besonders niedrig in Italien und den Niederlanden, höher in Großbritannien und Frankreich. Die Bundesrepublik nimmt einen Platz ungefähr in der Mitte ein.

Ursachen der Benachteiligung Die im Vergleich zu Männern geringe Stellung von Frauen im Erwerbsbereich hat mehrere Ursachen. Zum Teil, aber keineswegs ausschließlich, sind sie ideologischer Art. Auch heute ist bei Männern und Frauen die Auffassung verbreitet, Haushalt und Familie seien das natürliche und erste Betätigungsfeld der Frau. Der Erwerbsberuf sei demgegenüber zweitrangig und nicht ihre oberste Bestimmung. Verbreitet ist die Überzeugung, Frauen eigneten sich normalerweise nicht so gut wie Männer für anspruchsvolle außerhäusliche Betätigungen. Gesagt wird, dafür fehlten ihnen die Sachlichkeit, das Durchsetzungsvermögen, die besondere Intelligenz.

Bei allen diesen Annahmen handelt es sich um Vorurteile, nicht um korrekte oder wissenschaftlich bewiesene Aussagen über naturgegebene Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Wären Frauen tatsächlich ihrer Natur nach ungeeignet für qualifizierte Tätig-beiten, so wäre unerklärlich, warum eine wachsende Minderheit in vielen Ländern sich trotz aller Hemmnisse darin bewährt. Weibliche Facharbeiter, Vorgesetzte, Wissenschaft-

er, Ingenieure, Techniker, Ärzte, Architekten, Unternehmer mögen zwar nach wie vor Aus-nahmen sein, aber die Zahl der Ausnahmen ist mzwischen so groß, daß man davon allgemeine chlüsse auf weibliche Begabungen, Fähigkeitn, Eignungen ziehen kann. Offenkundig han-f et es s>ch bei den Ausnahmen nicht mehr um enzigartige Fälle, um ganz seltene, einmalig erausragende Figuren: die Ausnahmen sind sc on»Normalerscheinungen". Manche hatten Rüstigere Bedingungen für die persönliche ntwicklung: mehr Förderung durch Eltern oder andere Verwandte; weibliche Vorbilder in ihrer Umgebung, die bewiesen, daß Frauen mehr Fähigkeiten haben, als ihnen gemeinhin zugesprochen werden; verständnisvolle und ermutigende Lehrer; aufgeschlossene Vorgesetzte; helfende Ehemänner. Solche Entfaltungsbedingungen vermindern zwar nicht die Anstrengungen, die die beruflich erfolgreichen Frauen von der Facharbeiterin bis zur Ärztin auf sich nehmen müssen. Sie tragen aber dazu bei, daß Frauen das Selbstvertrauen gewinnen, das eine unerläßliche Voraussetzung für alle Versuche beruflicher Bewährung ist.

In nicht wenigen Fällen haben widrige Lebensumstände zu ähnlichen Ergebnissen geführt. Manche Frauen, durch frühe Scheidung oder den vorzeitigen Tod des Ehemannes aus der Bahn geworfen, haben den Zwang zur Erwerbsarbeit als Herausforderung angenommen, in der sie sich bewähren wollten. Sie erfuhren durch innere und äußere Not, daß sie mehr leisten können, als ihnen selbst vorher bewußt gewesen ist.

In der Gesamtheit der Frauen gibt es wahrscheinlich auch heute noch beträchtliche Talentreserven, die ungenutzt bleiben, weil ihre Entfaltung zu wenig gefördert, nicht genügend ermutigt wird. Die immer noch verbreiteten Vorstellungen vom weiblichen Wesen, von weiblichen Eignungen und Eignungsmängeln, wirken auf zahlreiche Frauen, junge und ältere, entmutigend. Diese Vorstellungen prägen die Selbstbilder von Frauen, die ihrerseits das Verhalten mitsteuern. Unter dem Einfluß der überkommenen und überholten Ideen vom weiblichen Wesen werden viele Frauen schließlich so, wie diese Ideen es nahelegen. Sie werden stärker gefühlsbetont, weniger durchsetzungsfähig als Männer, sie werden einfühlsamer, mehr an anderen sozial Schwachen und weniger an beruflichem Wettbewerb und Machtausübung interessiert.

Ein weiteres Ergebnis ist, daß viele Frauen schwere Zweifel an ihrer Eignung für qualifizierte außerhäusliche Aufgaben hegen, daß sie sich eingestanden oder uneingestanden als Lebewesen zweiter Klasse sehen, daß ihnen ein nur mühsam überwindbares Unwertbewußtsein eingepflanzt ist. Dadurch sind sie von vornherein behindert in der Ausbildungsund Berufskonkurrenz. Weil angeblich ihrer Natur nach vor allem für häusliche Verrichtungen bestimmt, wenden zahlreiche Frauen diesen ihre Hoffnungen, ihre Liebe, ihre Fähigkeiten zu. In der außerhäuslichen Arbeitswelt betätigen sie sich daher oft mit gespaltenem Engagement. Nicht selten hat der Beruf in der bestehenden oder in der erträumten Familie einen Rivalen, dem größere Bedeutung zugemessen wird. Infolgedessen widmen sich viele Frauen nicht mit dem gleichen Nachdruck den Berufsaufgaben oder der Vorbereitung darauf wie die meisten Männer.

Den Vorstellungen von den Eigenarten von Mann und Frau entspricht die tatsächliche Arbeitsteilung zwischen ihnen. Hausarbeit ist auch heute wesentlich Sache der Frau. Wohl nimmt die Zahl der Männer, die sich daran beteiligen, seit einigen Jahren zu. Die regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Haushalt bleiben jedoch den Frauen überlassen, auch wenn diese voll erwerbstätig sind. An diesen Sachverhalten hat sich kaum etwas verändert, weder in der Bundesrepublik noch anderswo, weder in westlichen noch in sozialistischen Industriestaaten. Zwei sowjetische Soziologen haben dazu im Anschluß an eine größere Studie in ihrem Land notiert: „Die Beteiligung der Ehepartner an der Hausarbeit vollzieht sich ... auf traditionellen Grundlagen: der größte Teil der Arbeit entfällt auf die Frau, der Mann gibt nur Unterstützung, wobei der Umfang dieser Unterstützung verschieden ist." Eine amerikanische Soziologin hat das in einer Übersicht über die entsprechenden Verhältnisse in neun Industriestaaten gerade wieder bestätigt

Die erwerbstätigen Ehefrauen und Mütter, ihrerseits (wie oben erwähnt) die Mehrheit der weiblichen Beschäftigten in der Bundesrepublik, bringen sehr viel mehr Zeit und Kraft für die häuslichen Pflichten auf als ihre Männer Warum gehen sie dann in einen Beruf? Warum bleiben sie nicht zu Hause?

Motive für die Berufstätigkeit Die Gründe dafür sind zahlreich. In vielen Fällen ist die Familie auf das Einkommen von Mann und Frau angewiesen, wenn sie nicht auf einen sehr niedrigen Lebensstandard her-abfallen will. Zahlreiche Frauen arbeiten aber nicht allein des Geldes wegen. Sie wünschen sich auch die Kontakte zu Menschen außerhalb von Familie und Verwandtschaft, die sie lediglich an einem Arbeitsplatz finden. Wieder andere brauchen die Bestätigung, die Befriedigung durch mehr sachbezogene Tätigkeit. Nicht wenigen ist auch daran gelegen, finanziell unabhängig, zumindest aber nicht vollständig vom Ehemann abhängig zu sein.

Der Zustrom von Frauen in die außerhäusliche Arbeitswelt hält an. Junge Frauen bleiben auch nach der Heirat im Beruf und immer häufiger auch noch nach der Geburt des ersten Kindes. Geben sie die Berufsarbeit auf, so nur vorübergehend. Nach einigen Jahren der Unterbrechung kehren immer mehr von ihnen in die Betriebe zurück. Das ist eine vergleichsweise neue Entwicklung. Sicher ist, daß sie nicht rückgängig gemacht werden kann. Sicher ist aber auch, daß sie Probleme mit sich bringt, nicht zuletzt Probleme für die Familie.

Frauen in Ehe und Familie

In der Ehe ist die Stellung der Frau stärker geworden, als sie es noch vor 20 Jahren war. Entscheidungen über gemeinsame Angelegenheiten der Ehegatten werden vielfach auch gemeinsam getroffen, wenngleich der Mann im Regelfall nach wie vor einen gewissen Einflußvorsprung hat. Die Tendenz zu einer ausgewogeneren ehelichen Machtverteilung bedeutet auch nicht, die überkommene Arbeits-und Aufgabenverteilung in der Ehe sei überwunden. Wie schon erwähnt, ist Hausarbeit nach wie vor wesentlich Sache der Frau. Obwohl die alten Formen der Arbeitsteilung in Ehe und Familie fortbestehen, hat sich die Rolle der Hausfrau und Mutter verändert. Einerseits ist ihre Wahrnehmung leichter geworden, andererseits wurde sie erschwert. Erleichterungen gab es im Materiellen-

Die Familienhaushalte aller Schichten, Regionen und Altersgruppen sind heute gut bis sehr gut mit technischen Geräten ausgestattet und in der Mehrzahl auch mit hohem Wohnkomfort. Beides hat die Hausarbeit körperlich leichter gemacht. Auch ihr Umfang verringerte sich, vor allem durch die Verkleinerung der Haushalte infolge des starken Geburtenrückgangs seit etwa zehn Jahren.

Die körperliche Erleichterung der Hausarbeit und die Verkleinerung der Haushalte haben allerdings nicht zu so großen Zeiteinsparungen geführt, wie gelegentlich angenommen wird. Das folgt aus dem erhöhten Anspruch an die Qualität der häuslichen Leistungen. Niemand will mit der Familie noch in der Wohnküche leben und die gute Stube bloß an Feiertagen öffnen, und niemand mag sich mit der einfachen und eintönigen Kost früherer Jahrzehnte begnügen. Die Anforderungen an die Erziehungsleistungen der Familie, und das heißt vor allem der Frau, nahmen ebenfalls zu. Da die Haus-und Erziehungsarbeit selbst in den wohlhabenderen Haushalten heute ohne fremde Hilfe oder Hilfe von Verwandten verrichtet werden muß, ist der Reingewinn an freier Zeit für die Frauen nicht sehr groß. Frauen, die sich ausschließlich der Familie widmen, werden heute abschätzig „Nur-Hausfrauen" genannt. Das ist eine falsche Bezeichnung, denn es ist nicht die Hausarbeit im engeren Sinne, die die Frauen ans Haus oder die Wohnung bindet, sondern die Tätigkeit für die Kinder. Insofern wäre es richtiger, von „Familienfrauen" zu sprechen.

Wie zufrieden sind Familienfrauen?

Den Familienfrauen, also den nicht-erwerbstätigen Ehefrauen und Müttern, wird gelegentlich nachgesagt, sie seien allesamt unzufrieden mit ihrer Daseinsweise und drängten aus ihr heraus. Wie neuere Untersuchungen zeigen, treffen die Vermutungen in dieser Einfachheit nicht zu. Die meisten Familienfrauen sind mit einigen Seiten ihrer Lebensform durchaus zufrieden, mit anderen nicht

Zustimmung finden vor allem die Tätigkeiten für die Kinder. Bei allem Verdruß darüber, der sich im Alltag unweigerlich einstellt, bejahen die meisten ihre Erziehungs-und sonstigen Betreuungsaufgaben nahezu uneingeschränkt. n der Sorge für die Kinder sehen sie den Sinn ihres Daseins, aus ihr gewinnen sie Befriedigung und Selbstbewußtsein. Ihrer Unersetz-barkeit und Unentbehrlichkeit für die Kinder einschließlich der Jugendlichen sind sie sich voll bewußt. Diesen Tätigkeiten messen sie große Bedeutung zu und halten sie für genauso wichtig wie die Tätigkeiten der Berufs-frauen — sicher mit Recht.

Nach ihren eigenen Auskünften in einer umfangreichen Erhebung sind die meisten Familienfrauen auch mit ihrem Zeitbudget zufrieden. Das mag überraschen, wenn man bedenkt, daß sie in einem Vier-Personen-Haushalt durchschnittlich 55— 60 Arbeitsstunden pro Woche aufbringen müssen. Die Arbeit ist aber nicht so durchorganisiert wie die in Fabrik, Ladengeschäft und Büro. Sie läßt mehr Spielräume für persönliche Einteilungen und wird deshalb nicht als so aufreibend empfunden. Die Hausfrauen arbeiten reichlich, aber sie können freier über ihre Zeit verfügen und stehen nicht so stark unter dem Druck von festen Terminen und vorgeschriebenen Rhythmen. Das ist ein Vorzug ihrer Situation, über den sie sich durchaus im klaren sind. Lediglich Mütter mit vier und mehr Kindern weichen hier ab. Sie fühlen sich zeitlich überfordert — und sind es meist auch.

Obwohl unter vielen Gesichtspunkten einverstanden mit der eigenen Daseinsform, sind zahlreiche Familienfrauen doch alles andere als rundherum zufrieden. Einige Frauen, zumal jüngere, fühlen sich nicht ausgefüllt. Sie leiden unter der Einförmigkeit der Tätigkeiten und dem Mangel an Kontakten zur Außenwelt. Es fehlt ihnen nicht an Austausch mit anderen Personen, und einsam sind sie auch Auf nicht. Es fehlen jedoch die familienfernen -gaben, die nicht auf die Familie bezogenen Anforderungen. Diese Frauen vermissen den Beruf, den eigenen, von Familie unabhängigen •

In einer Untersuchung sagte ein Mann: „Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich erst mal bis zum 18. Lebensjahr zur Schule gehe, dann mich zehn Jahre auf der Universität durchschlage bis zum Abschluß, und dann eventuell mit 32, 33, 34 einigermaßen finanziell in einer gut bezahlten Position mich befinde und dann eventuell nach oder vier Jahren, drei nachdem ich den ganzen Kampf durchgekämpft habe, daß ich dann sage: o. k., das Thema ist für mich abgeschlossen, ich widme mich der Erziehung der Kinder und der Hausarbeit und lasse meine Frau weiterhin zur Arbeit gehen." Zahlreiche Familienfrauen, selbst wenn sie kürzere Ausbildungen hatten, tun sich genauso schwer mit dem Rückzug ins Haus und können nicht wirklich befriedigt sein.

Ähnliche Schwierigkeiten finden sich bei Familienfrauen in mittleren Jahren. Wenn die Kinder groß genug sind, um die Mutter wenigstens teilweise entbehren zu können, und erst recht, wenn sie ganz aus dem Haus sind, schwinden die sinngebenden Aufgaben. Neue, die bisherigen Erfüllungen ersetzende Aufgaben sind nicht da oder werden nicht gefunden. Mitte 40 oder Anfang 50 hat die Frau normalerweise noch ein langes Leben vor sich, aber keine Zukunftsperspektiven. Das setzt vielen Frauen zu, belastet ihre gesamte Existenz.

Unabhängig von Alter, Kinderzahl und Einkommen haben fast alle Familienfrauen eines gemeinsam: einen Zug von Resignation. In beinahe allen Fällen ist das Dasein überschattet durch das Gefühl, im Leben mehr der Gebende als der Nehmende zu sein, mehr Helfender als Hilfsempfänger. Dies ist das beherrschende Moment in der Selbstdeutung der Familien-frauen. Sie sehen sich als Verzichtsfiguren, die irgendwie zu kurz gekommen sind.

Bedrückend kann auch die Geringschätzung der Haus-und Familienarbeit sein. Zwar haben Umfragen in jüngster Zeit erneut bestätigt, daß die meisten Männer in der Bundesrepublik sich häusliche Frauen wünschen. Das Idealbild der Frau ist nach wie vor das Bild der mütterlichen Frau, nicht das der kollegial verständnisvollen Berufsfrau. Dieses Ideal bedeutet aber nicht, die der Familien-frauen würden auch entsprechend bewertet Kaum ein Mann meint, sie hätten den gleichen Wert wie seine Berufsleistungen, und beinahe jeder glaubt, ein Mann wäre damit unterfordert. Die häusliche Arbeit einschließlich der Erziehungsarbeit wird als nützlich und ehrenwert, aber zugleich als zweitklassig angesehen. Fassen wir zusammen: Die überwiegende Mehrheit der Familienfrauen ist nicht nachdrücklich unzufrieden — nachdrückliche und durchgängige Unzufriedenheit ist kennzeichnend lediglich für eine Minderheit. Die überwiegende Mehrheit ist aber auch nicht wirklich im Einklang mit ihrer Existenz. Ein solcher Einklang besteht auch nicht bei allen Männern oder bei allen berufstätigen Frauen, aber die Annäherungen daran sind bei ihnen doch größer. Auf dem Hausfrauendasein liegen mehr Schatten. Die Frauen selber wissen das, die berufstätigen ebenso wie die nicht-berufstätigen. Die berufstätigen Frauen wollen bis auf sehr wenige Ausnahmen nicht mit den Familienfrauen tauschen, aber fast die Hälfte der Familienfrauen würde lieber berufstätig als ganz für die Familie da sein.

Wir befinden uns also in widersprüchlichen Entwicklungen: einerseits Unterminierung der Hausfrauenrolle durch kleine Familien, längere Lebensdauer, erleichterte Hausarbeit, gestiegene Anziehung der Berufsarbeit, höheres Bildungs-und Ausbildungsniveau, andererseits aber wie eh und je Unentbehrlichkeit der Familienfrauen. Jede Epoche und jede Kultur braucht Menschen, die die Kinder betreuen, die aufräumen, kochen, Kranke pfle gen. Bei uns sind diese Aufgaben den Hausfrauen übertragen. Die Hausfrauen gehen jedoch vielfach auf Distanz dazu. Wahrscheinlich ist, daß sich in Zukunft immer mehr Frauen weigern werden, lebenslänglich Familienfrauen zu sein.

Was soll geschehen? Sollen und wollen wir eine kinderlose Gesellschaft werden? Sicher nicht. Wollen wir eine Verlagerung der Erziehung aus der Familie in kollektive Einrichtungen? Sicher ebenfalls nicht. Aber was bleibt dann an Möglichkeiten?

Es geht nicht darum, radikale Lösungen zu finden — sie werden von der großen Mehrheit der Frauen auch nicht gewünscht. Da die Problematik des Hausfrauendaseins nicht in erster Linie finanzielle Ursachen hat, kommt man ihr auch mit Geldzuwendungen nicht bei. Das viel diskutierte Erziehungsgeld würde kaum Abhilfe schaffen, sieht man einmal von den wirklich bedürftigen Gruppen ab. Besser sind andere Wege. Nötig ist, für Frauen die Durchlässigkeit zwischen Familie und Außenwelt zu erhöhen. Das könnte auf verschiedene Weise geschehen. Soweit . Außenwelt" für Be-rufs-

und Arbeitswelt steht, müßten mehr Möglichkeiten zur Verbindung von Familien-und Berufsaufgaben hergestellt werden. Zu denken ist sowohl an mehr Möglichkeiten für Teilzeitbeschäftigungen als auch an mehr Möglichkeiten für eine Rückkehr in den Beruf, nachdem man einige Jahre damit ausgesetzt hat.

„Außenwelt“ heißt aber nicht bloß Beruf, Erwerbsberuf. Außenwelt sind auch zahlreiche andere Aufgaben, die sich ohne Überforderung neben den Familientätigkeiten wahrnehmen lassen und sinnvoll sind. Dabei kann es sich nicht darum handeln, für alle Familien-frauen die gleichen Aufgaben zu suchen — schließlich sind die Frauen einander nicht gleich. Für einige kämen politische Betätigungen in Betracht, etwa Nebenämter in den Gemeinden und Parteien. Anderen liegt das nicht. Sie neigen vielleicht mehr zu Hilfsdiensten wie Betreuung ausländischer Schulkinder oder von alten Menschen oder von alleinstehenden Patienten in Krankenhäusern. Wieder Dritte haben noch andere Neigungen.

Wie immer die denkbaren Brücken zur Außenwelt aussehen mögen, Tatsache ist, daß es bis heute zu wenige gibt, daß Arbeitswelt, Politik, Bildungswesen bisher in keiner Weise auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Familien-frauen eingestellt sind. Zum Teil ist das auch eine Folge der geringen Vertretung von Frauen in der Politik. Die Gelegenheiten, dort die Sonderbedürfnisse von Frauen zur Geltung zu bringen, sind bescheiden.

VI. Frauen und Politik

Wahlbeteiligung Die Entwicklung zu gleichrangiger Mitwirkung in der Politik ist am weitesten fortgeschritten bei Wahlen zu Gemeinde-, Landes-und Bundesparlamenten. Bei diesen Anlässen machen Frauen heute von ihren Rechten fast in gleichem Umfang Gebrauch wie Männer. Je in den ersten Jahren der Weimarer Repu-

ik und auch in der Aufbauphase der Bundes-

epublik beobachtete Neigung von bestimmten Frauengruppen, auf die Stimmabgabe zu yerzichten, scheint überwunden; die Wahl-

yeudigkeit der Geschlechter ist heute beinahe g eich groß. Bei Bundestagswahlen gehen in-

wischen etwa 90 % der männlichen und 90 % er weiblichen Wahlberechtigten zu den Ur-06nDiese starke weibliche Wahlbeteiligung ln Verbindung mit dem hohen Frauenübersc uß in der Bundesrepublik hat zur Folge, daß unter den Wählern die Frauen überwiegen.

u je 100 männliche Wähler entfallen im allgemeinen 115 weibliche Die Wahlentscheidungen der Frauen sind demnach von überragender Bedeutung für die Gestaltung der politischen Verhältnisse im ganzen Land. In starkem Maße hängt es von ihren Stimmen ab, welche Partei oder Parteienkoalition den Regierungsauftrag erhält

In krassem Gegensatz zu ihrer großen Wahl-freudigkeit steht die Beteiligung von Frauen an anderen Aktivitäten. in politischen Weder Parlamenten und Regierungen noch in politischen und sonstigen politikbezogenen Verbänden sind sie angemessen vertreten. Nirgends üben sie wie bei Wahlen bestimmenden Einfluß aus. In den politischen Entscheidungsgruppen kennt man keine Gleichberechtigung als gleichrangige Mitwirkung von Frauen. Ungeachtet der Gleichstellung der Geschlechter vor dem Gesetz und der hohen weiblichen Wahlbeteiligung ist die Bundesrepublik heute kaum anders als zum Zeitpunkt ihrer Gründung ein politisch im wesentlichen von Männern beherrschter Staat. Dafür einige Belege.

Vertretung in Parlamenten un Regierungen Auf allen parlamentarischen Ebenen: in Gemeindevertretungen, in Landtagen und im Bundestag sind Frauen Außenseiter geblieben. Ihr Anteil liegt durchweg unter 10 %. Im Bundestag schwankt er zwischen 8 und 9 % und auch in den Landtagen und den Gemeindeparlamenten hat er bisher keine höheren Werte erreicht. Bereits in den Reichstagen der Weimarer Republik pendelte er sich auf diesem Niveau ein Trotz der beträchtlichen Fortschritte, die seit der ersten Gewährung des Wahlrechts im Jahre 1918 im Recht, im Bildungs-und Ausbildungswesen, im Berufs-bereich und in der Familie erzielt worden sind, zeichnen sich bei der parlamentarischen Beteiligung von Frauen von der alten zur neuen deutschen Demokratie kaum Veränderungen ab.

Im historischen Vergleich etwas günstiger ist das Bild bei den Regierungen. Wiederholt wurden in einigen Bundesländern und dann auch im Bund Ministerinnen und Staatssekretärinnen berufen. Diese Signale blieben aber ohne weiterreichende Wirkungen. Sie haben weder zu einer stärkeren Einbeziehung von Frauen in die Regierungsverantwortung noch zu einer Verbesserung ihrer Chancen bei der Kandidatenaufstellung und bei der Entsendung in Führungsstellen der Parteien geführt. Nicht in ihren Programmen und sonstigen Bekenntnissen, wohl aber in der Praxis der Zuweisung von Ämtern und Listenplätzen sind die politischen Parteien frauenfeindlich geblieben. In den Vorständen der Bundestagsfraktionen und in den Parteivorständen bilden Frauen bloß eine winzige Minderheit. Das ist um so verwunderlicher, als die Zahl der weiblichen Parteimitglieder in allen Bundestags-parteien mit Ausnahme der CSU in den letzten Jahren beträchtlich gestiegen ist. Sie erreicht jetzt im Durchschnitt fast 20 %. Auf die Vertretung in den Führungsorganen wirkte sich dieser Zuwachs jedoch (noch) nicht aus.

Die für die Kandidatenaufstellung und Ämterbesetzung zuständigen Personen und Gruppen erklären die Abwesenheit oder Seltenheit von Frauen in hohen politischen Ämtern gewöhnlich mit einem Mangel an geeigneten Bewerberinnen. Diese Sicht ist jedoch einseitig und enthält keinesfalls die ganze Erklärung. Ausgeschlossen ist, daß es unter den ca. 300000 weiblichen Parteimitgliedern (und unter den Parteilosen) fast keine geeigneten und verfügbaren Anwärterinnen für politische Ämter gibt. Dafür ist der Kreis der gut ausgebildeten, berufserfahrenen und politisch bewanderten Frauen einfach zu groß.

Unterschätzt wird oft, daß bei der Kandidaten-aufstellung durchaus nicht nur sachliche Gesichtspunkte wie berufliche Qualifikation und Ämtererfahrung eine Rolle spielen, übergangen wird ferner, daß Sitze in den verschiedenen Parlamenten aus vielen Gründen sehr begehrt sind. Das verschärft die Konkurrenz um sie. In dieser Konkurrenz fehlt Frauen häufig nicht die Sachlichkeit, sondern die ganz unsachliche Härte.

Es gibt noch weitere Gründe für die politische Randstellung von Frauen. Politik ist traditionell ein männliches Geschäft. Könige, Präsidenten, Kanzler, Diktatoren, Parteiführer, Feldherren sind Männer und stets Männer gewesen. Die wenigen Ausnahmen fallen demgegenüber nicht ins Gewicht. Daher fehlen für Frauen die Vorbilder, die den Wunsch nach Teilhabe an der Macht wecken und das für seine Verwirklichung nötige Selbstvertrauen schaffen würden. Auch die übliche Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, die Frauen stärker an die Familie bindet, steht der Ausbildung entsprechender Antriebe im Wege.

Die Folgen des weitgehenden Ausschlusses von Frauen von der Machtausübung sind negativ. Im Interesse der Frauen selbst liegt erjedenfalls nicht. Er bedeutet, daß die Sonderprobleme der weiblichen Bevölkerung politisch zu wenig berücksichtigt werden. Die Macht-eliten der Gesellschaft sind darüber kaum informiert und auch nicht daran interessiert, sie ins allgemeine Zeitbewußtsein zu bringen. Sie haben wenig Anlaß, sogenannte Frauenfragen zu Gegenständen nachdrücklicher Lösungsbemühungen zu machen. Größere Fortschritte wird es auf diesem Gebiet daher nur geben, wenn mehr Frauen entschiedener dafür streiten.

VII. Zusammenfassung und Ausblick

Wie in anderen westlichen Industriestaaten entwickelte sich auch in der Bundesrepublik Ende der sechziger Jahre eine feministische Bewegung. Sie fand ihre bedeutendste Aufgabe in der Werbung für eine Reform der bis dahin sehr eng gefaßten Abtreibungsparagraphen. Innerhalb weniger Jahre entstanden in vielen Orten unabhängige Frauengruppen, deren Mitglieder versuchten, anderen Frauen Hilfe bei den mannigfachen Problemen des Alltags zu geben und das Bewußtsein für die Sonderlage von Frauen zu schärfen. Die zunächst radikale, dann in verschiedene, zum Teil eher gemäßigte Flügel sich spaltende Bewegung hatte manche Erfolge: mehr Selbstbewußtsein bei einer größeren Zahl von Frauen, mehr Aufmerksamkeit bei Männern für weibliche Sonderprobleme, auch Verunsicherung des männlichen „Establishment“. Inzwischen ist die Aktivität weitgehend versandet, auf kleine, oft recht engstirnige Gruppen beschränkt. Eine große, in die Breite wirksame Frauenbewegung gibt es nicht, wohl dagegen zahlreiche Einzelinitiativen, kleinere bis mittlere Zeitschriften, Selbsthilfegruppen. Ihnen ist auch eine Neuerung der letzten Jahre zu verdanken: die Einrichtung von Frauenhäusern in mehreren Städten, in denen Frauen vor gewalttätigen Ehemännern und in anderen Notsituationen Schutz finden können.

Die Probleme der breiten Masse der Frauen bleiben davon jedoch unberührt. Für diese Frauen kommt es weniger auf radikale Aktionen und mehr auf praktische Hilfen an. Wie schon dargelegt, brauchen sie vor allem bessere Möglichkeiten, Berufs-und Familienaufgaben in einer nicht überfordernden Weise zu verbinden. Die überwiegende Mehrheit der Frauen wünscht sich heute ein Leben mit Familie undmit Beruf. Nötig ist, die Chancen dafür zu verbessern.

Wahrscheinlich ist, daß es in der absehbaren Zukunft in allen Verhaltensbereichen für Frauen zu weiteren Verbesserungen kommt. Wahrscheinlich ist auch, daß die Zahl der lebenslänglich berufstätigen Frauen weiter wächst; wahrscheinlich ist schließlich ein weiterer Anstieg des Bildungs-und Ausbildungsniveaus. Diese Prozesse werden vermutlich in beschleunigtem Tempo vor sich gehen, aber nicht kurzfristig zu einschneidenden Wandlungen führen. Die überwiegende Mehrheit der Frauen ist in keiner Weise radikal gesinnt. Statt auf umstürzende Neuerungen, werden sie weiter auf feine Politik der kleinen, stetigen Verbesserungsschritte drängen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Enquete-Kommission „Frau und Gesellschaft de» Deutschen Bundestages: Zwischenbericht. Deu, scher Bundestag, 7. Wahlperiode, Drucksache N 7/5866. Im folgenden zitiert: Zwischenbericht.

  2. Harry G, Shaffer, How Emancipated is the Soviet oman?, in: Kansas Business Review, Nr. 3/1977.

  3. Vgl. Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsforcnung der Bundesanstalt für Arbeit: Frauen und w. neitsmarkt. Ausgewählte Aspekte der Frauener-werbstätigkeit. Quintessenzen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 4/1976.

  4. Dazu und zum folgenden vgl. Rosemarie von Schweitzer und Helge Pross, Die Familienhaushalte im wirtschaftlichen und sozialen Wandel, Göttingen 1976. '

  5. Helge Pross, Gleichberechtigung im Beruf? Eine Untersuchung mit 7 000 Arbeitnehmerinnen in der EWG, Frankfurt/M. 1973.

  6. Zwischenbericht 1977.

  7. A. G. Chartschew und S. I. Golod, Berufstätige Frau und Familie, hrsg. vom Wissenschaftlichen Beirat für Soziologische Forschung in der DDR, Berlin (Ost) 1972.

  8. Alice H. Cook, The Working Mother. A Survey of Problems and Programs in Nine Countries. Publications Division New York School of Industrial and Labor Relations, Cornell University, Ithaca, New York 1975.

  9. Infas, Die . Rolle des Mannes'und ihr Einfluß auf die Wahlmöglichkeiten der Frau, hrsg. vom Bundes ministerium für Jugend, Familie und Gesundnet 'Stuttgart 1976.

  10. Dazu und zum folgenden Helge Pross, Die Wirk-tnkeit der Hausfrau. Die erste repräsentative Un-Reintdung über nichterwerbstätige Ehefrauen.

  11. Zitiert aus: Helge Pross, Die Männer. Eine repräsentative Untersuchung über die Selbstbilder von Männern und ihre Bilder von der Frau, Reinbek 1978, S. 98.

  12. Wirtschaft und Statistik 6/1973, S. 356.

  13. M. Rainer Lepsius, Wahlverhalten, Parteien und politische Spannungen. Vermutungen zu Tendenzen und Hypothesen zur Untersuchung der Bundestagswahl 1972, in: Politische Vierteljahresschrift 12 (1973).

  14. Liselotte Berger, Lenelotte Bothmer und Helga Schuchardt, Frauen ins Parlament? Von den Schwierigkeiten, gleichberechtigt zu sein, Reinbek 1976.

Weitere Inhalte

Helge Pross, Dr. phil., geb. 1927; Studium der Soziologie, Staatslehre, Neueren Deutschen Geschichte und Neueren Deutschen Literaturgeschichte an der Universität Heidelberg; Mitglied des Gründungssenats der Universität/Gesamthochschule Siegen, o. Professorin für Soziologie; Mitglied der Eherechtskommission beim Bundesjustizministerium; Mitglied der Enquete-Kommission „Frau und Gesellschaft“ des Deutschen Bundestages; Mitglied des Präsidiums des Goethe-Instituts zur Pflege Deutscher Sprache und Kultur im Ausland e. V. Veröffentlichungen u. a.: Manager und Aktionäre in Deutschland. Untersuchungen zum Verhältnis von Eigentum und Verfügungsmacht, Frankfurt/M. 1965; über die Bildungschancen von Mädchen in der Bundesrepublik, Frankfurt/M. 1969, 5. Aufl. 1976; Die Männer. Eine repräsentative Untersuchung über die Selbstbilder von Männern und ihre Bilder von der Frau, Reinbek 1978; Hrsg.: Familie — wohin? Leistungen, Leistungsdefizite und Leistungswandlungen in hochindustrialisierten Gesellschaften, Reinbek 1979.