Wer über Zigeuner Informationen an die Öffentlichkeit liefert, muß bedenken, daß es sich dabei um ethnische Gruppen handelt, die in großer Bedrängnis leben. Man ist dabei nicht in der . beneidenswerten Lage wie die Ethnologen um die Jahrhundertwende, die mit allgemein gebilligter Wißbegierde Ethnien erforschten und ihre Ergebnisse mit wissenschaftlichem Stolz als von ihnen im Rahmen ihrer Disziplin entdecktes Neuland ausbreiteten. Gewiß, mit den Zweifeln an den Auswirkungen der Zivilisation und mit der Kritik an der Kolonialgeschichte ist auch hier die ethnologische Forschung in eine ambivalente Situation geraten.
Die Zigeuner jedoch leben vor unserer Haustür. An ihrem Schicksal wirken wir alle in direkter Form mit, gerade auch dann, wenn wir für sie kein Interesse aufbringen. Diese bedauernswerte Situation der Zigeuner von Isolierung und Verfolgung währt jetzt fast ein Jahrtausend. Es darf nicht Wunder nehmen, daß sie im Laufe der Jahrhunderte Überlebenstechniken entwickelt haben, die — abgesehen von den Gegensätzen, die aus dem Unterschied ihrer eigenen Tradition und ihrer Kultur zur jeweils angetroffenen Wirtskultur entspringen — sie in Widerspruch mit geltenden Gesetzen bringen, besonders dort, wo diese Gesetze bzw.deren Auslegung gegen sie gerichtet sind. Es ist ihre von Generation zu Generation immer neu bestätigte Erfahrung, die sie sich zurückziehen läßt und ihre Bereitschaft, Informationen von und über sich an Nichtzigeuner weiterzugeben, einschränkt.
Erfahrung mit und über Zigeuner kann nur derjenige sammeln, der ihr Vertrauen gewonnen hat, der über das Interesse des Forschers hinaus an ihrem Schicksal teilnimmt. Denn es Es liegt nahe, in diesem Zusammenhang zuerst einmal die Frage nach ihrem Ursprung zu stellen. Aufgrund ihrer schriftlosen Tradition findet sich keine kultur-bzw. zigeunereigene Geschichtsschreibung.
Um den historischen Verlauf nachzuzeichnen, ist man einmal auf Dokumente und Quellen der Wirtsvölker angewiesen. Zum anderen erhebt sich immer wieder neu die Frage, was mit den Ergebnissen der Forschung geschieht, wenn die Forschung zu Ende ist. Der Name Eva Justin sitzt den älteren Zigeunern noch heute wie ein Schrecken in den Gliedern. Aufgrund ihrer Kontakte zu Zigeunern und der Beherrschung ihrer Sprache erhielt sie Informationen, die es ihr ermöglichten, für das Reichsgesundheitsamt bei der Erfassung „ortfremder Sippen" mitzuwirken. Sie schuf damit die „wissenschaftlichen“ Voraussetzungen für die spätere Vernichtung der Zigeuner. Damit sind sowohl der Forschung als auch der Weitergabe der gewonnenen Erfahrungen Grenzen gesetzt, um die berechtigten Lebensinteressen der Zigeuner zu schützen.
Vor drei Jahren besuchte ich mit zwei deutschen Zigeunern die Stationen ihres Leidensweges unter der Nazi-Herrschaft in Polen. Ein Besuch in Maidanek ist wie der Durchgang durch einen Nullpunkt, ohne Wenn und Aber; viele Zigeuner, die heute oft unbeachtet und nahezu verachtet neben uns leben, sind lebende Zeugen jenes furchtbaren Geschehens.
Inzwischen sind Wiedergutmachungsgesetze erlassen worden, die von den Betroffenen eine Darstellung ihrer Schrecken und Leiden verlangen. In unverständlicher Weise blieben viele Ansprüche der Zigeuner unberücksichtigt, und sie sind gezwungen, lauter als bisher ihre Rechte zu vertreten. Es ist ihre schmerzliche Erfahrung, daß etwa im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit von den meisten deutschen Politikern, die höchsten Repräsentanten eingeschlossen, Zigeuner als Opfer des Faschismus ungenannt bleiben.
Doch wer sind die Zigeuner?
Zur Geschichte der Zigeuner
wurden durch Vergleiche der Zigeunersprache, des Romani, mit indischen Dialekten insbesondere der Nordwesten Indiens, die Ufer-regionen des Indus und die an Afghanistan angrenzenden Gebiete als Heimat der Zigeuner in Betracht gezogen. Forschungen von Vania Kochanowski in der Region von Delhi haben Ähnlichkeit zwischen dem Romani und den dort einheimischen Dialekten ergeben. Diese Ergebnisse wurden durch anthropologische Forschungen ergänzt. Eine andere Hypothese bringt die Zigeuner mit dem Stamm der Dom im Pundjab in Beziehung, wo sie möglicherweise seit dem 6. Jahrhundert gelebt haben. Ihr erster großer Aufbruch nach Westen wird von verschiedenen Autoren mit dem Vorstoß der Mongolen unter Dschingiskhan zwischen 1155 und 1227 und unter Tamalan um 1370 in Zusammenhang gebracht. Von dem persischen Dichter Firdusi wird in einem um das Jahr 1000 entstandenen Buch eine Gruppe von Musikern aus dem 5. nachchristlichen Jahrhundert erwähnt, die sich wahrscheinlich mit den Zigeunern identifizieren lassen. Damit hätten die Zigeuner bereits im 5. Jahrhundert auf ihrem Zug nach Westen Persien erreicht. Sprachwissenschaftliche Forschungen im 18. und 19. Jahrhundert — herausragend die Untersuchung von August Friedrich Pott — haben die Verwandtschaft des Romani mit dem Altindischen (Sanskrit) aufgedeckt und damit die Annahme, Indien sei ihr Herkunftsland, bestärkt.
Einige Autoren, wie z. B. Clebert, sind der Ansicht, daß die Zigeuner aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu unteren Kasten unter dem Druck der anderen gesellschaftlichen Gruppen zu leiden hatten und daraufhin auswanderten. Die augenscheinliche Verwandtschaft der Zigeuner mit den indischen Volksstämmen der Luri und Dom, die zu den unteren Kasten zählen, legt diese Vermutung nahe. Unter den Zigeunern selbst habe ich gelegentlich die Meinung angetroffen, ihre indischen Vorfahren hätten einem räuberischen Stamme angehört, gegen den sich die Nachbarstämme zum Schutz vor Überfällen zusammengeschlossen und ihn aus seinem Lebensraum vertrieben hätten.
Aber diese Geschehnisse am Anfang ihrer Geschichte bleiben im Dunkeln. Angesichts der Tatsache, daß die verschiedenen Zigeuner-gruppen durch den Wandel der Zeiten soviel von dem Eigencharakter ihrer Ethnie bewahrt haben und dieser auch in der Gegenwart Grundlage für eine Neuentfaltung sein kann, erscheint es legitim, aus der Gegenwart gewisse Rückschlüsse auf die Vergangenheit anzustellen. Man bezeichnet die Zigeuner oft als Nomaden. Jedoch Nomaden sind Viehzüchter, die als Nichtseßhafte oder zumindest periodisch Nichtseßhafte mit ihren Herden ziehen. Die Zigeuner haben mit den Nomaden ausschließlich die Nichtseßhaftigkeit gemeinsam. Es ist weiterhin zu bedenken, daß es sich um mehrere Auswanderungswellen gehandelt hat, niemals um einen einheitlichen großen Zug, sondern um die Abwanderung einzelner Gruppen. Entsprechend dem Zeitpunkt ihres Eintreffens könnten sie verschieden günstige Lebensbedingungen angetroffen haben.
Der Verlauf der Wanderzüge nach dem Verlassen Indiens läßt sich rekonstruieren anhand der Lehnwörter, die mit längeren oder kürzeren Aufenthalten bei den verschiedenen Wirtsvölkern aus den einheimischen Sprachen in das Romani aufgenommen wurden. Die Untersuchungen des Wiener Philologen Franz Xaver von Miklosichs förderten aufschlußreiche Ergebnisse zu dieser Frage zutage. Danach folgte dem Aufbruch aus Indien, wie schon oben erwähnt, ein längerer Aufenthalt in Persien unter der Dynastie der Sassaniden, die ihnen feste Wohnsitze am unteren Euphrat überließen. Später schlossen sich die Zigeuner wohl den eindringenden Arabern an und verließen ihre Wohnplätze erneut. Die Wanderung führte nach Konflikten mit der seßhaften Bevölkerung weiter nach Armenien und Kleinasien, wo sie in Verbindung zu der Sekte der Atsinganos — einer häretischen Bewegung, die wegen ihrer magischen Praktiken bekannt war — gerieten. Von dem Namen jener Sekte leitet sich das deutsche Wort Zigeuner, das italienische Cingani, das portugiesische Cigano und auch das französische Tsigane ab.
Ein Teil der Zigeunergruppen schlug die Richtung nach Norden zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer ein und gelangte in das Gebiet des heutigen Rußlands. Eine andere Gruppe folgte dem Nordufer des Schwarzen Meeres und zog dann weiter durch Osteuropa, um von Osten her das Gebiet des heutigen Finnlands zu erreichen. Andere Gruppen gelangten in die Küstengebiete der Ostsee. Starke Gruppen durchquerten Kleinasien und kamen über den Hellespont nach Europa. Dabei wurde der Balkan, insbesondere Griechenland und Rumänien, zu einer Art Sammelbekken und zweiten Heimat der Zigeuner, von wo aus sie sich ständig weiter in einzelnen Gruppen nach Mittel-und Westeuropa in Bewegung setzten. Ein weiterer Zweig wählte die Richtung nach Südwesten durch Syrien, die nordafrikanische Küste entlang, um dann über die Straße von Gibraltar die südlichen Regionen Spaniens zu erreichen, wo er insbesondere in Andalusien ein bestimmendes Element in der Bevölkerung wurde, über den Zeitpunkt ihres ersten Auftretens gibt es ebenfalls eine Reihe historischer Quellen auf Seiten der Wirtsvölker: — 1322 in Kreta — 14. Jahrhundert Attika, Pelepones, Moldau — 1416 Kronstadt (Siebenbürgen) — 1417 Zürich, Magdeburg, Lübeck — 1418 Straßburg, Frankfurt — 1419 Sisteron in der Provence — 1420 Deventer/Holland — 1422 Bologna (später nach Rom)
— 1424 Basel, Regensburg -1427 Paris — 1429 Arnheim, Geldern — 1430 Metz (wahrscheinlich auch England)
Im 19. Jahrhundert wagten sie das Abenteuer über den Atlantischen Ozean und gelangten zunächst nach Mittelamerika und die nordwestlichen Gebiete von Südamerika, später (nach Colinon) (insgesamt 3 Millionen, davon die Hälfte in Europa)
Bundesrepublik Deutschland Belgien Frankreich Großbritannien Italien Spanien UdSSR Rumänien Ungarn Bulgarien CSSR Polen Jugoslawien Nordamerika Iran 20 000 1 000 120 000 100 000 80 000 180 000 130 000 200 000 240 000 150 000 150 000 18 000 160 000 100 000 100 000 — 1433 Dänemark — 1477 Barcelona — 1428— 1487 Galizien (Polen)
— 1551 von Westen nach Polen — 1512 Stockholm — 1559 Versuch über Aland-Insel nach Finnland
— 1584 Abo — 1597 Nyslott auch nach Nordamerika. Ihre heutige Verbreitung sollen einige statistische Angaben verdeutlichen: (nach Puxon) (insgesamt 2— 7 Millionen)
Griechenland Bundesrepublik Deutschland Frankreich Italien Großbritannien Niederlande Skandinavien Schweden Spanien Jugoslawien Südosteuropa insgesamt Ungarn CSSR Bulgarien Rumänien UdSSR Kleinasien Der Vergleich beider Übersichten zeigt sehr unterschiedliche Zahlenangaben und weist auf die Schwierigkeit einer genauen Erfassung hin. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Ursachen: Manche Länder erfassen in ihrer offiziellen Statistik nur die Zigeunergruppen, die nicht die jeweilige Staatsbürgerschaft besitzen, bzw. betrachten Zigeuner mit Staatsbürgerschaft offiziell nicht mehr als Zigeuner, was auch mit derem eigenen Selbstverständnis als
Die heutige Verbreitung
nom. = nomadisierende Gruppen Die Zahlen von Puxon beinhalten auch nichtzigeunerische nomadisierende Gruppen. 90 000 50 000 230 000 (115 000 nom.)
60 000 (20 000 nom.)
(45 000 nom.)
(35 000 nom.)
(25 000 nom.)
(5 000 nom.)
700 000 (500 000 Gitanos)
700 000 4 000 000 500 000 (65 000 in Budapest)
400 000 (30 000 nom.)
450 000 650 000 500 000 (12 000 in Sibirien)
60— 250 000
Angehörige einer an den Rand gedrängten Minderheit erklärt werden kann. Es ist nicht opportun, als Zigeuner in Erscheinung zu treten! Auch seßhaft gewordene Zigeunerfamilien werden oft nicht mehr in den offiziellen Statistiken geführt.
Aber was können und sollen uns diese Zahlen letztlich sagen? Wenn man bedenkt, daß die Verbreitung der Zigeuner zugleich eine Geschichte ihrer Unterdrückung und Verfolgung war, so zeigen die Zahlen, daß es ihnen gelungen ist, sich dennoch zu behaupten. Ihr zahlenmäßiger An-teil an den verschiedenen Populationen unterstreicht die berechtigte Forderung, die Gruppe der Zigeuner und ihre Lebensinteressen im inner-und zwischenstaatlichen Bereich anzuerkennen und ihr Geltung zu verschaffen.
Wider die Legende vom Zigeunervolk
Es bleibt jedoch zu fragen, inwieweit überhaupt von den Zigeunern gesprochen werden kann — etwa in dem Sinne, daß es sich hier um ein einheitliches Volk handele, das nach einem ebenso einheitlichen, unabdingbaren Gesetz lebt. Eine solche Ansicht ist immer wieder erneut von verschiedenen Autoren vertreten worden, und die Öffentlichkeit hat sich weitgehend ein stereotypes Bild vom Zigeuner entweder in einer romantisierenden Begeisterung oder auch in einer vorurteilsbeladenen Abwehr aufgebaut. In Wahrheit existiert eine Vielzahl zigeunerischer Ethnien, die sich untereinander beträchtlich unterscheiden und auch verschiedene Grade der Anpassung und der geistigen und physischen Vermischung mit den jeweiligen dominanten Kulturen zeigen. In diesem Zusammenhang drängt sich der Vergleich mit den jüdischen Minoritäten auf. Auf der anderen Seite ist unter den Zigeunern über alle Unterschiede hinweg eine ideale Vorstellung lebendig von dem, was ihrem Anderssein gegenüber den Nichtzigeunern Sinn verleiht und dem sie nachstreben. Mateo Maximoff, Zigeuner und Schriftsteller, bringt dieses Selbstverständnis beispielhaft zum Ausdruck: „Wir Zigeuner sind die letzten Zeugen einer freien, fahrenden Menschheit. Meine Rasse kennt keinen Ehrgeiz, weder politischen noch militärischen oder religiösen. — Wo nähme der Zigeuner die Zeit her zum Studieren, und welche Sache wollte er verteidigen, da er kein eigenes Land, keine Heimat, folglich in diesem Sinne kein Ideal besitzt?... Das Volk ohne Land ist auch ein Volk ohne Titel. Ein freies Volk, nur seinen eigenen Gesetzen gehorchend ... Rätselhaft in den Augen aller, obgleich schon zivilisiert, unbekannt, scheu, abwehrend gegen alle äußeren Einflüsse, ein Volk, das seinen Überlieferungen treu bleibt: Ein starkes Volk also."
Wie schon angedeutet, sind die hier gebrauchten Begriffe „Volk" und „Gesetz" im Sinne einer idealtypischen Beschreibung zu relativieren und zu verstehen. Allein die verschiedenen körperlichen Erscheinungen, unter denen sowohl der vom Mitteleuropäer sich kaum unterscheidende als auch der von negriden oder mongolischen Einflüssen bestimmte Typus anzutreffen ist, relativieren die Auffassung vom einheitlichen Volk.
Zur Frage der eigenen Kultur
Die Elemente der Kultur, wie Sprache, Sitte, Brauchtum, verwandtschaftliche Gliederung, Wohnform, Kleidung, wirtschaftliche Grundlagen, Religion, Erziehung, künstlerische Produktivität, sind unter dem Einfluß der Kulturen, mit denen sie sich auf ihren Wanderungen auseinandersetzen mußten, verschieden ausgeprägt worden. Man muß einem so guten Kenner der Zigeuner wie Abb Andr Barthelemy zustimmen, der aus diesen verschiedenen kulturellen Erscheinungsweisen dennoch als einen gemeinsamen Grund eine ursprüngliche Ansicht der Welt, eine eigene Art zu denken und sich auszudrücken, herausheben zu können glaubt.
Barthelemy stellt in diesem Zusammenhang die Frage, inwieweit diese Elemente zigeunerischer Lebensart genügen, eine eigenständige Kultur zu konstituieren, wobei er das moderne Kulturbewußtsein vordringlich an die Entfaltung eines kritischen Verstandes und Urteilsvermögens gebunden sieht, mit dessen Hilfe der eigene kulturelle Bestand gesichert und der Austausch von Kulturgütern mit anderen Kulturen vermittelt und gesteuert werden kann. Die Zigeuner betonen, nach den Merkmalen ihrer Kultur gefragt, ihr Verhältnis zur Musik, ihre Fähigkeit zur Intuition und Einfühlung, ihren Sinn für Schönheit und Echtheit, ihre Offenheit für das Wunderbare und Irrationale.
Aber reichen diese Momente aus, so fragt Barthelemy, um darauf eine eigene Kultur zu gründen und gegen den Ansturm moderner Zivilisation zu bestehen? Mir scheint diese Frage mehr als berechtigt. Zum anderen entspringt aber die Forderung nach einer kritischen Denkform mit ihren spezifischen Denk-B mitteln so sehr der Mitte abendländisch-europäischen Selbstverständnisses, daß mit ihrer An-und Übernahme durch die Zigeuner eine Art Selbstaufgabe, der Verlust der Identität drohen würde. Erst wenn man die Identitätskrise, in der sich das abendländische Kulturbewußtsein selbst befindet, diesen . zerbrechlichen'Werten zigeunerischer Kultur gegenüberstellt, wird man die volle Qualität dieser Werte entdecken und es als eine beachtliche kulturelle Leistung anerkennen, bis heute — trotz Bedrohung und Verfolgung — an diesen Werten festgehalten zu haben.
Daher soll nun versucht werden, eine Reihe von Informationen zusammenzutragen, die von allgemeinem Aussagewert und als reale Darstellungen dieses allgemeinen Grundes der Zigeunerkultur zu verstehen sind. „Me som Rom", „ich bin Zigeuner”, ist eine Formulierung, mit der sich alle Zigeuner angesprochen fühlen. Dabei bedeutet das Wort „Rom” so viel wie „Mensch"; Zigeuner sein heißt nach ihrer Auffassung also, schlechthin Mensch sein.
Mir ist dazu von Zigeunern selbst eine sehr anschauliche Erklärung gegeben worden (die sich auch in der Literatur findet): Als Gott den Menschen machte, nahm er einen Lehmklumpen und formte daraus eine menschliche Gestalt, die er dann zum Backen in den Ofen schob. Das erste Mal blieb die Gestalt zu kurze Zeit im Ofen und kam mit weißer Farbe heraus. Daraus entsprangen die hellhäutigen Rassen. Das zweite Mal ließ Gott die Gestalt zu lange im Backofen, sie wurde ganz dunkel. Davon stammen die dunkelhäutigen Rassen ab. Aber das dritte Mal paßte Gott den richtigen Zeitpunkt ab. Als er die Gestalt herauszog, war sie schön knusprig braun. Das war der erste Zigeuner. So heiter die Geschichte sich anhört, besitzt sie für den Zigeuner einen sehr ernsten Hintergrund.
Zigeunerische Ethnien
Neben dieser allgemeinen Bedeutung werden mit dem Wort „Rom" im engeren Sinne vornehmlich die in Osteuropa, besonders auf dem Balkan, in Rußland, Jugoslawien und Ungarn lebenden zigeunerischen Ethnien bezeichnet. In der Zwischenzeit haben sich zahlreiche Gruppen von ihnen nach Westen in Bewegung gesetzt. Es ist in diesem Zusammenhang an die Sippe der Ramanows zu erinnern, die 1977 auf einer jahrelangen Wanderung von Bulgarien über Jugoslawien, Italien, Frankreich schließlich in die Niederlande gelangte, von wo aus sie in die Bundesrepublik abgeschoben, später jedoch wieder in Holland aufgenommen wurde und im Nordwesten des Landes, in Lelysted, feste Wohnungen zugeteilt erhielt. Die Wanderungen anderer Gruppen halten noch an, stoßen aber wegen ihrer Parallelität zu gegenwärtigen zahlreichen Flüchtlingsbewegungen auf zunehmenden Widerstand der jeweiligen Wirtsländer.
Die Rom haben wohl mit am stärksten unter allen Zigeunern an ihrer Überlieferung festgehalten. Das betrifft sowohl Sprache, Sitte als auch Kleidung und Wohnung. In Rumänien, wo nach dem Zweiten Weltkrieg intensive Versuche unternommen wurden, die Rom seßhaft zu machen, fand ich z. B. in Bratei (in der Nähe von Medias) verschiedene Wohnformen nebeneinander: neu erstellte Ziegelbauten, kleine, strohgedeckte Fachwerkhäuser, Zelte und sogar Höhlen, die in den Berg hineingegraben waren. Das stärkste Selbstbewußtsein zeigten die Zeltbewohner. Im allgemeinen kleiden sich die Frauen der Rom mit langen bunten Röcken. Sie tragen wesentlich zum Lebensunterhalt bei, indem sie z. B.den Gadje (Nichtzigeuner) wahrsagen. Sie sammeln Kräuter, Pilze, Blumen, die sie in den nahen Städten verkaufen. Die Männer verstehen sich auf das Kessel-und Kupferschmiedehandwerk sowie auf das Verzinnen und Vergolden. Wo sie seßhaft geworden sind, treiben sie nebenher eine kleine Landwirtschaft.
Diese große Gruppe der Rom unterteilt sich noch einmal in die Kalderascha (Kesselflicker), benannt nach ihrem Handwerk, die Lovara, deren Lebensgrundlage die Pferdezucht und der Pferdehandel darstellen, die Curara, die sich als Siebmacher betätigen, die Lavutara, die als Musiker bekannt sind, und schließlich die Oursara, die als Bärenführer mit ihren kleinen Vorstellungen die Leute unterhalten. Neben die traditionellen Erwerbsformen treten auch solche der modernen Industriegesellschaft wie z. B. Automechaniker, Tankwarte und andere.
Offenbar haben mit den Rom verwandte Ethnien den osteuropäischen Lebensraum schon seit dem Ausgang des Mittelalters verlassen. Dazu zählen zunächst die vorwiegend in Mitteleuropa und vor allem in Deutschland lebenden Sinti, deren Name sich möglicherweise von dem Wort „Sint“ als der altindischen Bezeichnung für den Fluß Indus bzw.der im westlichen Pakistan gelegenen Provinz Sindh herleitet. Diese Gruppe unterteilt sich wie-7 derum in die deutschen, französischen (auch Manusch genannt) und italienischen Sinti (Piemontesi genannt). Die Vertreter der letzteren Gruppe sind zu Ruhm und Ansehen in der Welt des Zirkus gelangt, wie etwa das bekannte französische Unternehmen Bouglione, dessen Chef vor Journalisten mit Selbstbewußtsein bekannte: „Ich bin zuerst Katholik, dann Zigeuner, danach Analphabet und schließlich Direktor des Zirkus“.
Die Sinti haben einen eigenen Dialekt, das „Romani", herausgebildet. Von ihnen hat eine große Anzahl der Vorfahren längere Zeit im Elsaß gelebt. Die Familiennamen der Sinti und der Manusch sind vorwiegend deutschen Ursprungs. Es sei nur an den bekannten französischen Gitarristen Django Reinhard erinnert, der bei Manusch und deutschen Sinti gleichermaßen zu einer legendären Gestalt geworden ist. In ihrem äußeren Auftreten haben sie sich weitgehend den Wirtsvölkern angeglichen. In der Kleidung der Frau wurde der lange Rock beibehalten. Lange Hosen in der Art der Männerkleidung gelten nach wie vor bei Frauen als unschicklich. Viele Männer bevorzugen bunte Westen, lassen sich breite Schnurrbärte oder einen kleinen Spitzbart wachsen und bedecken ihren Kopf mit einem breitkrempigen Filzhut. Ihren Lebensunterhalt bestreiten die Sinti im wesentlichen durch Handel z. B. mit Teppichen, Stoffen, Kurz-und Weißwaren; auch die Korbmacherei wird betrieben, jedoch tritt dieses Gewerbe zunehmend zurück. Dafür sind Schrott-und Antiquitätenhandel zu größerer Bedeutung gelangt. Ähnliches gilt für die italienischen Sinti.
Trotz des Anscheins starker Assimilation haben die Sinti an der Tradition der inneren Werte festgehalten. Bis in die Gegenwart hinein ist die Bedeutung der sog. Hermanation unter ihnen lebendig geblieben. Darunter ist im wesentlichen die Übereinstimmung der Mitglieder einer Gruppe von Verwandten mit Gesetz und Brauch, die Anerkennung der zentralen Werte, die das Tabusystem und die Ahnenverehrung verkörpern, und ein davon bestimmter gesellschaftlicher Zusammenhalt zu verstehen. Verstöße gegen die Hermanation können je nach Schwere zum Ausschluß aus der Gruppe führen. Bis in die Gegenwart hinein sind solche Verfahren bekannt.
Martin Block verwendet statt des Begriffs der Hermanation den der Zigeunerhäuptlingsschaft für die regionale Gliederung. Für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nimmt Martin Block für Deutschland fünf bis sechs solcher Bezirke an: „In Deutschland kann man fünf bis sechs solcher Bezirke vermuten; der eine reicht von Ostpreußen über Posen nach Schlesien und streckt seine Fühler bis Berlin; der zweite begreift Sachsen-Anhalt bis Berlin, der dritte umschließt das übrige Mitteldeutsch-land und Nordwestdeutschland, der vierte deckt sich mit Bayern, der fünfte mit dem übrigen Süddeutschland und dem Elsaß, wo bis vor dem Kriege große Zigeunerzusammenkünfte stattgefunden haben. Eine sechste Häuptlingsschäft ist im Rheinland zu finden, wo sich süddeutsche, über Frankfurt kommende Zigeuner treffen und oft nach Holland und Belgien weiterziehen." Durch die schreckliche Verfolgung während des Dritten Reiches wurde auch diese Ordnung der Sinti tief erschüttert.
M. Weiler stellt fest, daß zwar alle deutschen Sinti einer Hermanation angehören, doch scheine es, daß die einzelnen Lokalgruppen mit unterschiedlicher Intensität an der Hermanation festhalten.
Ebenso wie die Sinti sind die Gipsies in England, die Gitanos in Spanien, die Tattaren in Schweden, die Mustalay in Finnland, die Lallaren in Böhmen und die Arlija in Jugoslawien mit diesen frühen Wanderungen in Verbindung zu bringen. Alle diese Gruppen sind teils seßhaft geworden, teils führen sie ein wanderund saisonbedingtes Halbnomadenleben mit regional eingeschränkten Wanderungen, während sie die Winterzeit in ihren Wohnquartieren am Rand der Städte verbringen.
Die Bezeichnungen „Gipsy“ und „Gitan“ erinnern an die Vorstellung, das Ursprungsland der Zigeuner sei Ägypten gewesen. Häufig werden mit „Gipsy“ auch alle Personen bezeichnet, die nach Art von Zigeunern leben, ohne abstammungsmäßig dazuzugehören. U. a. zählen dazu die sog. Tinkers in Schottland und Irland. Bis auf eine Gruppe in Wales, die fast ausschließlich Romani spricht, ist die Sprache der Gipsies in England aus dem Wortschatz des Romani und der Syntax der englischen Sprache gebildet. Gleichfalls wird mit dem Wort „Gitan“ in der Alltagssprache der gesamte Personenkreis zigeunerischen Ursprungs bezeichnet.
Im engeren Sinne ist damit aber nur die Gruppe der spanischen Zigeuner gemeint, die sich wiederum in die katalanischen und andalusischen Zigeuner unterteilt. Sie sind einst von Nordafrika her nach Spanien gelangt und haben dabei sowohl rassisch als auch kulturell arabische und maurische Elemente übernommen. Eine Frucht dieser vielfältigen kulturellen Bewegungen stellt der Flamenco dar, dessen Tradition im wesentlichen von ihnen getragen wird. Sie selbst bezeichnen sich als die Kali (die Schwarzen). Danach ist auch ihr Romani-Dialekt, das Kalo, benannt, das von andeB ren zigeunerischen Ethnien kaum verstanden wird. Ich konnte bei spanischen Zigeunern, die längere Zeit in Frankreich lebten, beobachten, daß die jüngeren Familienangehörigen das Kalo der älteren nicht mehr verstehen konnten.
Eine besondere Stellung neben den Ethnien eindeutigen zigeunerischen Ursprungs nimmt _ trotz gewisser Übereinstimmung in den äußeren Lebensformen — die Gruppe der Jenisehen ein. Hier handelt es sich um Nichtseßhafte, die möglicherweise von nichtseßhaften Gruppen im Elsaß und in der Pfalz oder von während der Kriegswirren des 18. Jahrhunderts heimatlos gewordenen Bauern abstammen. Sie sprechen einen eigenen Dialekt, eine Art Geheimsprache, die von süddeutschen Dialekten, vom Jiddischen und vom Rotwelsch beeinflußt ist. Einige Autoren suchen den Ursprung dieser Gruppe ebenfalls in Indien. Im allgemeinen herrscht zwischen Zigeunern und Jenischen jedoch eine beachtliche Distanz — obgleich sie oft in Nachbarschaft leben —, da die letzteren die zigeunerische Überlieferung nicht beachten.
Zur Sprache
So verschiedenartig die Dialekte der einzelnen Ethnien sich in der Auseinandersetzung mit den vielfältigen Einflüssen im Laufe der Jahrhunderte ausprägten, so ist allen eine Anzahl von strukturellen Kriterien gemeinsam. Es handelt sich bei diesen Dialekten um eine schriftlose Sprache, die nur mündlich überliefert wird und nur die mündliche Kommunikation pflegt. Sie wurde und wird von den Zigeunern als tragendes Kulturelement beurteilt, dem sie eine entscheidende Bedeutung für die Wahrung ihrer Identität zumessen. Die Sprache ist daher geradezu zu einem Mysterium geworden, das sie vor den Nichtzigeunern hüten. Dafür gibt es einmal konkrete historische Gründe.
So sind beispielsweise im 14. /15. Jahrhundert in einer Reihe von west-und mitteleuropäischen Staaten Gesetze zum Verbot und der Ächtung der Zigeunersprache unter Androhung von Verbannung und Todesstrafe erlassen worden. Selbst in Ungarn war noch im 18. Jahrhundert das Sprechen des Romani verboten, da die Zigeuner als Neu-Magyaren in die ungarische Bevölkerung eingegliedert werden sollten. Dieses Verbot gehört zu den von Maria Theresia und ihrem Sohn Josef II., ergriffenen Maßnahmen zur zwangsweisen Seßhaftmachung, zu denen außerdem das Verbot des Nomadisierens, der Ehen untereinander und die Ausübung der das Nomadisieren begünstigenden Berufe zählte. Eine besonders harte Maßnahme war die gewaltsame Wegnahme der Zigeunerkinder, um sie bei Gadje-Pflegeeltern erziehen zu lassen.
Zugleich aber besaß die Zigeunersprache auch eine Art Schutzfunktion. Bei der Konfrontation mit nichtzigeunerischer Bevölkerung bzw. mit Vertretern der staatlichen Institutionen diente sie der gegenseitigen Kommunikation unter Zigeunern, ohne daß man von Nichtzigeunern verstanden wurde.
Diese historischen Bedingungen in Verbindung mit der nomadisierenden Lebensweise ließen die Zigeuner an der Mündlichkeit festhalten. Mündlichkeit, also schriftlose Tradition, ist ein Teil ihrer Identität geworden, so daß jeder Versuch, diese Sprache schriftlich zu kodifizieren, als etwas Fremdes empfunden wird. Ihre zwischenmenschlichen Kontakte und Kommunikationsformen sind von großer Unmittelbarkeit und starker Emotionalität gekennzeichnet. Die gesamte Person ist mit ausgeprägter Gestik und Mimik an der Kommunikation beteiligt. Sprache bleibt an das Gespräch gebunden. Zwar gibt es ähnliche Sprachverhalten auch bei Nichtzigeunern, etwa im Bereich ländlich mundartlicher oder umgangssprachlicher Kommunikation. Jedoch die für das gesamte abendländische Denken bezeichnende Trennung von Subjekt und Objekt und die damit gegebene Möglichkeit, über den Gegenstand zu sprechen und zu reflektieren, um dann schlußfolgernd, wie an einem Faden entlang, ein Problem zu durchdenken, mutet dem Zigeuner an, als ob er den Boden unter den Füßen verlöre. Vielmehr möchte er im Gegenstand und mit allen seinen Erscheinungsweisen in ständiger Fühlung bleiben, mit ihm eins werden, was sich vielleicht am nächsten mit . poetischer Erkenntnis'umschreiben läßt. Ähnliche Denkformen finden sich in zahlreichen außereuropäischen Kulturen, etwa der der Indianer und anderer Naturvölker.
Diese Denkform ist nicht als primitiv, sondern als andersartig und gleichwertig zu interpretieren: Es ist die außerordentliche Leistung der Zigeuner zu bewundern, in nächster Nachbarschaft und ständiger Auseinandersetzung mit anderen Denk-und Sprachwelten ihre eigene Art zu denken und zu sprechen bis in die Gegenwart hinein bewahrt zu haben. Dieses Phänomen hat seine grundlegenden Entsprechungen in der Zusammensetzung des Wortschatzes und dem Festhalten an der eigenen Grammatik und Syntax.
Zur Problematik der Entwicklung einer Schriftsprache des Romanes
In enger Verbindung mit den hier aufgezeigten Zusammenhängen sind auch die Schwierigkeiten zu sehen, zu dem gesprochenen Romani eine Schriftsprache zu entwickeln bzw. es in andere Sprachen zu übersetzen. In einem Aufsatz zur Romani-Sprachbewegung gibt Grattan Puxon, der Generalsekretär der Romani-Welt-Union und des Roma-Welt-Kongresses, einen Überblick über diesen Prozeß. Vor dem Hintergrund der schon erwähnten Versuche, das Romani zu unterdrücken, heben sich um so stärker die Arbeiten ab, die diese Sprache als Forschungsaufgabe erkennen. Es sei hier auf die Untersuchung John Samsons, The Dialect of the Gipsies of Wales, hingewiesen. In diesen Zusammenhang gehört ebenso die Gründung der Zeitschrift Gipsy Lore Society. Puxon erwähnt dann die Schwierigkeit, die sich für die Schaffung einer Schriftsprache aus dem Nebeneinander zahlreicher verschiedener Dialekte ergibt. Er sieht in Parallele zur Herausbildung einer Hochsprache bei anderen Kulturen eine Möglichkeit darin, daß sich ein regional weit verbreiteter Dialekt wie z. B.der der Arlia, einer jugoslawischen Ethnie, sich als Literatursprache durchsetzen könnte.
Insbesondere wertet Puxon die in der Sowjetunion zur Zigeunerfrage ergriffenen Maßnahmen als Pionierleistungen. Hierzu zählt er Übersetzungen klassischer Werke wie Puschkins , Cigani ins Romani, lexikalische Arbeiten, eine Rundfunksendung des Senders Moskau in Romani oder die Herausgabe eines Buches in Romani zu aktuellen Themen. Des weiteren kam es zu einer Gründung einer Abteilung für Publikationen in Romani in einem staatlichen Verlag und zweier Zigeuner-theater in Moskau und in Petersburg im Jahre 1931. Zugleich wurden an einem besonderen Pädagogikinstitut . Romani-Lehrer'ausgebildet. 1936 wurde der Film „Das letzte Zelt" in Zigeunersprache gedreht. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind diese Aktivitäten offenbar eingeschränkt worden. Puxon verweist einzig auf den Gedichtband des Autors Djordjis Cantea, einer von zehn Zigeunern, die zur Zeit Mitglied des sowjetischen Schriftstellerverbandes sind. Insgesamt bedeutet der Zweite Weltkrieg mit seinen furchtbaren Folgen eine Unterbrechung, wenn nicht gar einen Rückschritt in dieser Entwicklung.
Hoffnungsvolle Anzeichen einer Fortsetzung dieser Entwicklung sind die Veröffentlichungen des Gedichtbandes der Dichterin Papusza in Polen, weitere lexikalische Arbeiten in Jugoslawien, Kanada, Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland. Zu diesen Anzeichen zählen auch die Gründungen der Zeitschriften Etudes Tsiganes in Paris 1955, Rorna, des Organs des Indischen Instituts für Zigeunerstudien, und Rom Som, herausgegeben vom Cigan Szovetseg in Budapest. Desgleichen scheinen die Bemühungen zur Schaffung einer Literatursprache in Romani in Jugoslawien einen Aufschwung erfahren zu haben. Schließlich haben der erste und zweite Weltkongreß der Zigeuner 1971 und 1975 die Bedeutung der Sprachen-Frage erneut hervorgehoben. Die Schaffung einer Hoch-bzw. einer Literatursprache ist als Voraussetzung dafür zu werten, später auch in den Schulen Romani zu unterrichten. Puxon sieht durch das Fehlen einer eigenen Sprache in den Schulen die Zigeuner ihres Rechtes beraubt, in entscheidenden, prägenden Jahren ihres Heranwachsens die wesentlichen Elemente ihres kulturellen Erbes zu erwerben. Aus dieser Situation leitet er die Tatsache ab, daß z. B. weniger als die Hälfte der Zigeunerkinder in Jugoslawien die Grundschule abschließen und nicht mehr als 3 % eine höhere Schule besuchen. Auch in der Bundesrepublik Deutschland kommt es bei Kindern aus Zigeunerfamilien häufig zum Schulversagen aufgrund dieser sprachlichen Differenzen, weil eben im familiären Bereich fast ausschließlich Romani gesprochen wird; in der Familie herrscht Mündlichkeit, in der Schule umgekehrt vorwiegend Schriftlichkeit Dieser kulturelle Bruch führt sehr oft zur Einweisung in die Schule für Lernbehinderte.
So zwingend eine schriftliche Form des Romani als Grundlage für eine kulturimmanente Alphabetisierungvonnöten scheint, so wichtig sind dazu kritische Stellungnahmen. Einmal bedeutet der Übergang von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit in jeder Kultur einen revolutionären Schritt, der von jedem Mitglied einer Kulturregion in seiner individuellen Bildungsgenese nachvollzogen werden muß. In der abendländischen Kultur, die von der Schule und schulischem Lernen geprägt ist, wird den Kindern dieser Schritt als ein selbstverständliches Erfordernis gemeinhin per Schule und Unterricht verordnet, wenngleich auch hier in jüngerer Zeit die je spezifischen kommunikativen Leistungen von Schriftlichkeit und Mündlichkeit bewußter geworden sind und zunehmend didaktisch beachtet werden. Aber unsere Kultur ist von der Schriftlichkeit geprägt, während im Falle der Zigeuner die Mündlichkeit, ein Stück Identität ist, und es kommt darauf an, einen Identitätsbruch zu vermeiden. Die Bezeichnung . Analphabet" stellt hier eine einseitige, negative Beurteilung jener durchaus ebenfalls kulturgeprägten und kulturprägenden sprachlichen Kompetenz dar, die im positiven Sinne Mündlichkeit heißt.
Auch die beispielhaften Anstöße, die das künstlerische und literarische Leben der Zigeuner in der Sowjetunion in den Jahren 1927 bis 1930 erfahren haben, führen zu sehr kritischen Konsequenzen. Kochanowski bemerkt zu den zwischen 1930 und 1940 in der Sowjetunion in Romani geschriebenen Büchern, daß diese literarische Aktivität der Zigeunersprache mehr Schaden als Nutzen zugefügt hat, indem sie ihr eigenständiges Wesen, ihren Genius, zerstört habe. Er sieht die Schwierigkeit darin, daß die. Autoren dieser Bücher entweder Russen oder Zigeuner sind, die die Orientierung an ihrer Kultur und Sprache verloren haben. Die Folge davon ist, daß ihre Texte ein mit Romani-Wörtern aufgeputztes Russisch darstellen. Die Richtung, in der die Lösung zu suchen ist, zeigt die Persönlichkeit Kochanowskis selbst auf. Selber Zigeuner und zugleich Linguist, vermag er den Prozeß der , Verschriftung'kritisch zu beurteilen und konstruktiv dazu beizutragen, daß das Zigeuner-eigene klar vom Fremden unterschieden wird.
Zur sozialen Organisation
Ebenso wie die Sprache ist auch die Kultur der Zigeuner von ihren verwandtschaftlichen Beziehungen und ihrer sozialen Organisation geprägt. Doch kann auch hier nicht von einer einheitlichen Kultur gesprochen werden; insbesondere sind für diese Entwicklung die Unterschiede zwischen nomadisierenden und seßhaften Gruppen maßgeblich geworden, bzw. es haben sich Mischformen der sozialen Organisation herausgebildet.
Die Kernfamilie, bestehend aus Mann-Frau-Kindern, bildet die grundlegende soziale und wirtschaftliche Einheit. Der Vater hat die Stellung eines Oberhauptes und Autoritätsträgers inne, dem auch gleichsam die Kontrolle der Familie in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht übertragen ist. Bei den nomadisierenden Gruppen entscheidet er, wohin die Reise geht. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit handwerklicher oder gewerblicher Tätigkeit oder auch als Musiker, während der Frau die Arbeit im Haushalt und einen Teil gewerblicher Tätigkeit als Aufgabe zugeteilt wird. Sozial-und Lebensform entsprechen einander und gewähren eine weitgehende Selbständigkeit.
Mehrere Kernfamilien schließen sich zu einer Lokalgruppe, einer Kumpania, zusammen, die bei nomadisierenden Zigeunergruppen im allgemeinen matrilokal organisiert ist, d. h., daß bei der Verheiratung eines jungen Paares der Ehemann in die Lokalgruppe seiner Ehefrau wechselt. Diese Lokalgruppe stellt die zweit-wichtigste soziale Einheit dar. Sie lebt in relativer Isolation von den anderen Lokalgruppen. Dennoch gehört jede dieser Lokalgruppen einer größeren regionalen Einheit an, deren Lebensphäre durch ein eigenes Territorium abgegrenzt ist. Zu dieser Abgrenzung trägt auch die geltende Endogamie bei, d. h. Heiraten fin-den allgemein unter den Mitgliedern der Lokalgruppe statt. Das bedeutet auch, daß z. B. Hausieren oder Schrotthandel nur im eigenen Territorium erlaubt sind. Jede regionale Gruppe besitzt einen auf Lebenszeit gewählten Hauptmann oder Häuptling, der aber kaum mit besonderen Machtbefugnissen ausgestattet und dessen Amt zunehmend im Verschwinden ist. Für ihn gilt auch bei Nomaden die Patrilokalität, d. h.sein Sohn bleibt in der Gruppe seines Vaters. Bei seßhaften Zigeunern herrscht im allgemeinen die Patrilokalität. Der Mann trägt hier einen größeren Anteil der Arbeit für den Lebensunterhalt. Möglicherweise ist die Geltung der Patrilokalität von daher zu erklären, daß eben die Gruppe eine wirtschaftliche Stütze nicht verlieren will, während bei nomadisierenden Zigeunern auch die Frau einen wichtigen wirtschaftlichen Beitrag leistet. Die Matrilokalität bringt der Gruppe einen wirtschaftlichen Zugewinn. Man hat auch versucht, in der Matrilokalität ein Relikt mutterrechtlicher Kultur zu sehen. Andere Phänomene scheinen einen solchen Rückschluß eher zuzulassen.
Das Zusammenleben der einzelnen Mitglieder innerhalb der ersten Gruppe geschieht nach einer festen Ordnung und ist bestimmt durch Unmittelbarkeit und Überschaubarkeit, durch ein enges Netz interpersoneller Beziehungen. Abweichungen lassen sich auf kürzestem Wege sanktionieren oder Übereinstimmungen gutheißen. Besonders eng für die ganze Lebenszeit ist die Beziehung von Schwester zu Schwester, während die Bruder-Bruder-Beziehung zumindest bei den nomadisierenden Gruppen aus den oben dargestellten Gründen sich mehr und mehr lockert. Die Heirat der Zigeuner wird nicht durch Deszendenzgruppen, wie es etwa bei streng vater-oder mutter-rechtlichen Kulturen geschieht, sondern durch den Grad der Verwandtschaft bzw. Nichtverwandtschaft reguliert. Ehen zwischen linearen Verwandten sowie zwischen Bruder und Schwester sind nicht erlaubt Der verwandtschaftlich am nächsten stehende mögliche Heiratspartner ist der Cousin bzw. die Cousine. Ehen zwischen Mitgliedern nomadisierender und nicht nomadisierender Gruppen finden kaum statt.
Diese wenigen Informationen zur sozialen Organisation widerlegen schon das Bild eines großen Zigeunervolkes, das etwa von einem König oder einem Präsidenten regiert wird. Die Zigeuner, insbesondere die Sinti, haben solche Tendenzen und Versuche immer energisch zurückgewiesen. In Polen und Rumänien hat es vom Ausgang des vorigen bis in die Mitte dieses Jahrhunderts anhaltende Versuche gegeben, eine solche Zigeunerdynastie zu errichten. Vorstöße in Frankreich und Westdeutschland schlossen sich an. Aber alle diese Ansätze scheiterten an dem Verlangen der einzelnen Zigeunergruppen nach Unabhängigkeit. Aus demselben Grunde mag es schwerfallen, politische Organisationen der Zigeuner aufzubauen, mit denen sie ihre Interessen im demokratischen Staat selber vertreten könnten.
Obgleich es inzwischen auf internationaler Ebene zur Gründung umfassender Organisationen kam, wie etwa der Roma-Welt-Union und des Roma-Welt-Kongresses, muß man doch feststellen, daß es sich hier um Initiativen verhältnismäßig kleiner Gruppen handelt, deren Vertretungsanspruch unter den Zigeunern immer wieder heftig umstritten wird. Aussichtsreicher und erfolgversprechender scheint es zu sein, wenn Zigeuner bewußt eine Öffnung zur Welt der Nichtzigeuner vollziehen, ohne die Basis in ihrer Tradition aufzugeben, um so frei von tendenziösen Ambitionen etwa in Richtung eines zigeunerischen Nationalstaates zu sein, sondern um vielmehr in dem jeweiligen politischen System die Interessen ihrer Minderheit auf demokratische Weise zu vertreten. Eine große Anzahl klarsehender und aufgeschlossener Zigeuner unter nomadisierenden wie seßhaften haben diesen Weg als den einzigen gangbaren erkannt. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel hierfür ist die Person Juan de Dios Ramirez Heredias, der als Zigeuner Abgeordneter der katalanischen Provinz Barcelona im Madrider Cortes wurde.
Religion, Wert-und Tabusystem
Von grundlegender Bedeutung für den Zigeuner ist weiterhin seine Offenheit und Bindung an religiöse Werte. Sein Verhältnis zur Religion ist einfach und unmittelbar. Die Mehrzahl der in Westeuropa lebenden Zigeuner gehört der katholischen Konfession an. In den Balkanländern treten dazu die griechisch-bzw. russisch-orthodoxen Konfession als auch der Islam. Einzelne Gruppen haben sich der protestantischen Kirche angeschlossen. Nachdem sich die Zigeuner zunächst selber bei ihrer Einwanderung in das mittelalterliche Europa als Büßer und Pilger bezeichnet hatten und sie zur Unterstützung ihrer Pilgerzüge Geleitbriefe erhalten hatten, schlug die Haltung ihnen gegenüber bald in Feindschaft um. Der Reichstag von 1498 erklärte sie für vogel-frei. Die katholische Kirche schloß sie vom Priesterstand aus. Es folgten Zeiten härtester Verdächtigung und Verfolgung. Praktische Seelsorge bei den Zigeunern setzte erst im 19. Jahrhundert ein, wie z. B. die Forest Gipsy Mission und die Gipsy Gospel Waggon Mission in England. In Deutschland bemühte man sich zwar schon früher seelsorgerisch um die Zigeuner, jedoch war damit eine Umerziehung und Assimilation verbunden. Als Beispiel mag dafür das Erziehungshaus in Friedrichslohra aus dem Jahre 1828 genannt werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich sowohl die großen Konfessionen als auch eine Reihe missionarischer Bewegungen und Sekten in stärkerem Maße um die Missionierung der Zigeuner bemüht. Für den Zigeuner selbst treten die Aussagen kirchlicher Lehrsätze sowie die unterschiedlichen Auffassungen der einzelnen Konfessionen hinter der konkreten religiösen Aktivität zurück. Er sucht den geeigneten organisatorischen Rahmen, in dem sich sein religiöses Leben entfalten kann.
Eine schwere Erschütterung erfuhr die Religiosität der älteren Generation durch ihre Erlebnisse in den Konzentrationslagern: „Wenn es einen Gott gibt, warum greift er nicht ein, um uns zu retten!" Hilflos der Vernichtungsmaschinerie des Nationalsozialismus ausgeliefert gewesen zu sein, ließ viele der überlebenden lange Zeit am Sinn des Daseins überhaupt zweifeln. Eine Antwort darauf aus der christlichen Offenbarung zu finden, um nicht einfach weiterzuleben, als ob das Schreckliche nicht gewesen wäre, ist eine Aufgabe geblieben, der sich Kirche und Betroffene immer wieder neu stellen müssen. Es ist nicht einfach, aus den von den landesüblichen Religionen der durchwanderten Länder beeinflußten, synkretistischen religiösen Formen und Anschauungen des heutigen religiösen Lebens der Zigeuner ursprüngliche Elemente aufzuweisen. Sein Leben sieht der Zigeuner bestimmt durch die Einwirkungen übernatürlicher Kräfte und Geistwesen, an die er sich magisch gebunden fühlt, was ihm aber durchaus eine nüchterne, rationale Handhabung dieser Bindungen erlaubt. Wlislocki berichtet vom Glauben siebenbürgischer Zigeuner an die drei Urmenschwestern, die für das Neugeborene den späteren Lebenslauf festlegen, sowie an Geister lebender Menschen und Krankheitsdämonen. Der Zigeuner fühlt sich aber nicht einfach seinem Schicksal unterworfen. Gegen jeden Krankheitsdämonen und die von ihm verursachten Krankheiten gibt es Riten und Heilmittel, die Unglück und Krankheit abzuwenden imstande sind. Haare, Nägel und Zähne haben in diesem magischen Zusammenhang eine besondere Bedeutung. Sie sind der Stolz des Zigeuners, zum anderen können durch sie auch böse Zauber übertragen werden. Am Beispiel der Taufe läßt sich verdeutlichen, wie sich christliche Glaubens-elemente mit früheren nichtchristlichen Vorstellungen der Zigeuner von Dämonen verbinden: Ein ungetauftes Kind ist dem Bösen mehr ausgesetzt.
Die Zigeuner kennen ein höchstens Wesen, den baro dewel, den großen Gott. Er ist das Prinzip des Guten schlechthin, der . Herr über Blitz und Donner, Schnee und Regen'. Er wird aber nicht im christlichen Sinne als der barmherzige, wohltätige, sondern vielmehr als der produktiv schöpferische Gott gesehen. Er kann Unheil oder Glück zulassen bzw. Strafen verhängen, wenn bestimmte Tabus überschritten wurden. An ihn richten die Zigeuner ihre Bitten, mit ihm hadern sie, wenn sie nicht erhört werden. Christus wird einmal mit dieser Gottesvorstellung identifiziert, zum anderen nur als historische Person gesehen. Hervorzuheben ist, wie stark Maria als Mutter Gottes und andere weibliche Heilige von den Zigeunern verehrt werden. Es sei an die zahlreichen Wallfahrten nach Lourdes, Sainte Marie de la Mer, Banneux, Illingen und viele andere Orte erinnert, u. a. auch in der Neuen Welt. Desgleichen gilt den Zigeunern die Erde als heilig. Als weiblicher Mythos ist die Erde gleichsam Gegenpol zu Gott. Der Teufel, Bengh, ist ihnen als Prinzip des Schlechten, Unreinen ebenfalls bekannt. In den religiösen Vorstellungen einiger Gruppen ist dieses Prinzip der Allmacht Gottes unterworfen. Darin wäre eine Annäherung an christliche Auffassungen zu sehen. Andere Gruppen wieder sehen beide Prinzipien in einem ständigen Kampf, was möglicherweise auf Parallelen zu religiösen Vorstellungen persischer und indischer Herkunft verweist.
Schließlich ist die Verehrung der Ahnen und Vorfahren zu nennen. Dies steht in engem Zusammenhang mit der Auffassung der Zigeuner vom Tode. Der Tod gilt als nichts Endgültiges, vielmehr als ein Durchgangsstadium in eine andere Lebensform. Jan Yoors berichtet von Balkan-Zigeunern: „Die Rom strebten danach, einen großen Tod zu haben, einen, auf den sie sich vorbereiten und den sie im Kreise ihrer Familie, Verwandten und Freunde sterben konnten. Am meisten fürchteten sie sich vor einem Tod, der sie unvorbereitet überraschen konnte". Die Todeszeremonie beginnt nicht erst nach dem eingetretenen Tod, sondern es wird ein regelrechter Sterberitus durchgeführt. Wlislocki erwähnt dazu, daß die Aussprüche der Sterbenden weissagende Kraft besitzen. Der Sterbende wird im Freien aufgebahrt. Stirbt er im Wagen, muß dieser verbrannt werden. Die Beerdigungszeremonien sind von dem Glauben an das Weiterleben des Verstorbenen geprägt. Die Verehrung des Verstorbenen gebietet den Zigeunern, seine persönlichen Gegenstände wie Schmuck oder Instrumente mit ins Grab zu legen.
Eine besondere Furcht hegen die Zigeuner vor der herumirrenden Seele unruhiger Toter. Die geheimnisvollste Gestalt in diesem Zusammenhang stellt der Mulo dar. Er ist eine Art geistiger Doppelgänger des Verstorbenen, der dessen Körper bewohnt, aber diesen jederzeit verlassen kann. Er tritt jedoch nur nachts oder zur Mittagsstunde auf, besonders dann, wenn die Beerdigungszeremonie nicht in gebührender Form durchgeführt wurde. Von hier erklärt sich auch der Wunsch mancher Zigeunerfamilien, das Grab ihrer Verstorbenen mit einer schweren Platte abzudecken. Desgleichen fürchtet der Zigeuner, sich allein in der Dunkelheit außerhalb des Lagerplatzes zu bewegen, weil er dann jenem Mulo begegnen könnte. Diese Auffassungen sind in modifizierter Form bei fast allen Zigeunern lebendig geblieben.
In engem Zusammenhang mit dem religiösen Leben muß auch das strenge Tabu-und Wert-system der Zigeuner gesehen werden, das sich um den Begriff des Unreinen zentriert. Bestimmte Verhaltensweisen, Personen oder Gegenstände sind tabuisiert. Derjenige, der ein Tabu verletzt hat, muß mit der Verurteilung durch das Zigeunergericht und damit verbunden dem Verlust seines sozialen Ansehens oder gar dem Ausschluß aus der Sippe rechnen. Wer mit einem Unreinen Gemeinschaft pflegt, wird selbst unrein. Eine große Zahl von Tabuvorschriften betrifft das Zusammenleben von Mann und Frau. Ein Zustand von besonderer Unreinheit ist mit Menstruation, Schwangerschaft und Geburt verbunden. So wird beispielsweise das Geschirr, von dem eine Frau, die entbunden hat, gegessen hat, für eine Zeit von sechs Wochen getrennt abgespült. Desgleichen darf sie in dieser Zeit nicht die Speisen für die Familie zubereiten, überhaupt, werden Speisen und Geschirr vom Rock einer Frau berührt, dürfen sie nicht mehr genossen werden. Weiterhin darf die Geburt nicht im Wagen oder in der Wohnung stattfinden, sondern im Freien oder heute in der Klinik. Arzt, Hebamme, Krankenschwester gelten als unreine Berufe. Man könnte versucht sein, in diesen die Frau betreffenden Vorstellungen Geringschätzung oder eine Art von Herrschaft des Mannes über die Frau zu sehen. Dieser Ansicht kann jedoch eine Deutung gegenübergestellt werden, wie sie Jan Yoors gibt, der lange unter Zigeunern gelebt hat: „Ein solches Verbot hat in einer engen Gemeinschaft, die in jeder anderen Hinsicht unter den Bedingungen der Promiskuität lebt, seine sehr positiven Seiten. Es gewährleistet den Frauen einen unverletzlichen Intim-bereich und einen sicheren Schutz innerhalb des Volkes, wo immer sie sich auch befinden. Es bedeutet keineswegs eine Beeinträchtigung der Frau, sondern der Begriff der marhime verleiht zusätzlich Würde und ein stärkeres Bewußtsein vom Mysterium ihrer Weiblichkeit. Bei gewissen Gelegenheiten gibt es der Frau sogar eine Art Macht über den Mann."
Bisher wurde versucht, einzelne Züge der Kultur der Zigeuner zu verdeutlichen, Elemente, die in ihrer Kultur lebendig geblieben sind. Wie aber sieht die konkrete soziale Situation der Zigeuner heute aus?
Zur sozialen Lage
Sehr viele Zigeuner sind außerordentlich arm. Die traditionellen Erwerbsmöglichkeiten wurden in der modernen Industriegesellschaft so stark eingeschränkt, daß sie bis auf wenige Ausnahmen keine Existenzgrundlage mehr darstellen. Zum anderen hat die gesellschaftliche Entwicklung mit der Entstehung vieler Großstädte und mittelgroßer Städte die Seßhaftwerdung vorangetrieben. Um an den Errungenschaften der modernen Zivilisation teilzuhaben, muß der Zigeuner sich entweder in den industriell geprägten Arbeitsprozeß eingliedern (um dabei mit großer Wahrscheinlichkeit völlig assimiliert zu werden und seine Identität zu verlieren) oder er wird zum Sozial-fall und begibt sich in die Abhängigkeit zu sozialen Institutionen. Es darf nicht Wunder nehmen, daß er eine endgültige Entscheidung hinauszuschieben versucht, in der unbestimmten Hoffnung, daß sich eine Lösung seiner konfliktbeladenen Situation finden wird. Er wird möglicherweise eine Zeitlang einer Lohnarbeit nachgehen, um seine dringenden Lebensbedürfnisse zu erfüllen. Aber dann wird ihn die Bindung an seine Tradition aus dem Arbeitsverhältnis herausreißen und ihn in seiner Gemeinschaft seine Identität suchen und festigen lassen. Von Nichtzigeunern wird dieses Verhalten nur allzu schnell verurteilt. Für den Zigeuner aber steht dabei nicht mehr und nicht weniger als seine Identität auf dem Spiel. Zu dieser materiellen Armut tritt noch ein Mangel an sozialem Ansehen. Er ist der arme Typ, den man vernachlässigt, am besten vergißt oder schlimmstenfalls verfolgt. Er hat mehr Feinde als Freunde.
Zwei Integrationsmodelle: Freiburg und Köln
Dennoch läßt sich gegenwärtig zumindest in Westdeutschland eine gewisse Verpflichtung und Verantwortung der Öffentlichkeit gegenüber der Gruppe der Zigeuner feststellen, was sich wahrscheinlich aus einem allgemeinen Schuldgefühl, insbesondere in Hinsicht auf die Verfolgung der Zigeuner im Dritten Reich und die mangelnde Solidarität mit ihnen während und nach dieser Leidenszeit, erklären läßt. In einigen Städten Westdeutschlands wurden soziale Maßnahmen ergriffen oder sind noch in der Planung, um die Situation der Zigeuner zu verbessern. Hier sind vor allem die Beispiele Freiburg und Köln zu nennen. 1955 lebten auf dem Gelände zweier Kiesgruben am Stadtrand von Freiburg etwa 120 Personen, Zigeuner und nichtzigeunerische Land-fahrer je getrennt auf einem Lagerplatz, in Wohnwagen, ausrangierten Bussen und selbstgebauten Hütten. Es gab für beide Lagerplätze nur eine Wasserzapfstelle, Stromanschluß war nicht vorhanden. 1964 war die Zahl der Bewohner auf 250 angestiegen. Im selben Jahre sah ein Gemeinderatsbeschluß die Errichtung von sechs Baracken auf einem zwei Kilometer vom bewohnten Stadtgebiet entfernten Rieselfeld für Abwässer vor. 1965 wurden dorthin 43 Familien mit 194 Personen in feste Unterkünfte, 18 Familien mit 63 Personen in noch fahrbare Wohnwagen umgesiedelt. Die Siedlung war als Übergangslösung vorgesehen, besaß aber Wasserleitung, Toilette, Waschhaus, Abstellboxen, Müllabfuhr, Schrottplatz und Stromversorgung. Platz und Zufahrtswege waren befestigt. Das Sozialamt beurteilte die Entwicklung dieses Projektes als günstig und als einen ersten Schritt zur sozialen Eingliederung der betroffenen Gruppe. Ein Kinderhort wurde eingerichtet, den das Freiburger Jugendhilfswerk (aus dem später das Nachbarschaftswerk Freiburg e. V. hervorging) übernahm. Mitarbeiter waren hauptamtliche Sozialarbeiter, Praktikanten und ehrenamtliche Helfer.
Die Zigeuner selbst waren mit dieser Unterbringung auf die Dauer nicht zufrieden. Das Verhältnis zu den nichtzigeunerischen Land-fahrern blieb gespannt, und die Nähe zu dem Rieselfeld gefährdete die Gesundheit. Zunehmend wanderten Zigeunerfamilien in den Stadtteil Weingarten, in eine schon bestehende Siedlung in Stadtnähe ab, wo 1975 mittlerweile 35 Zigeunerfamilien, 10 Landfahrerfamilien und 37 sozial schwache Familien wohnten. Der Gemeinderat der Stadt Freiburg plante seit 1969 ein Neubauprojekt auf stadteigenem Gebiet für alle betroffenen Gruppen. Es wurde eine schul-und sozialpädagogisch kombinierte Erziehungs-, Ausbildungs-und Bildungsinstitution offener, halboffener und geschlossener Form vorgesehen, in der staatliche Sonderschul-und Vorschulerziehungskräfte, sozialpädagogische Fachkräfte, fachlich geschulte ehrenamtliche Kräfte, Mitarbeiter der Bürger-und Kirchengemeinden, kommunale Sozialarbeiter, Erziehungs-und Berufsberater gezielte Förderung und Hilfe leisten sollen.
1972 wurde mit dem Bau des sozialpädagogischen Zentrums begonnen, 1973 wurde es fertiggestellt und als Haus Weingarten'mit der Wahrnehmung der genannten Aufgaben betraut. Es gehörte dazu auch eine Sonderschule mit Versuchscharakter, welcher 1974 noch ein Sonderschulkindergarten angegliedert wurde. Insgesamt waren 500 Kinder und Jugendliche und 270 Erwachsene zu betreuen. Gleichzeitig wurde die Planung eines Wohnbauprojektes betrieben, in dem die Zigeuner, Landfahrer und Problemfamilien zwar voneinander getrennt, aber insgesamt in das Wohngebiet eingebunden werden sollen, um auch die pädagogischen und sozialen Einrichtungen gemeinsam nutzen zu können. Für die Zigeuner wurde ein deutlich abgesetzter Wohnbereich in Form ein-und zweistöckiger Wohnungen mit getrennten Zugängen zu den einzelnen Geschossen vorgesehen.
Die Siedlung war nicht als . Sonderklinik'mit dem traditionellen Dreistufensystem, sondern als ein normales Wohn-und Lebensgebiet mit gesellschaftlicher Aufwertungstendenz vorgesehen. Von großer Wichtigkeit scheint es, daß die Bewohner der Siedlung in die Neuplanung einbezogen wurden und ein Mitspracherecht erhielten. 1974 waren die Planungen abgeschlossen, und es wurde die Erstellung von 83 Wohnungen ins Auge gefaßt.
Das Freiburger Modell weist eine Reihe sehr positiv zu bewertender Ansätze auf: Einmal ist hier die Beteiligung der Betroffenen an der Planung der Wohnung und in der pädagogischen Betreuung zu nennen. Hervorzuheben ist auch die Orientierung an der Lebenswelt der Zigeuner mit ihren praktischen Bedürfnissen. Für Zigeunerkinder und -jugendliche werden Anlernkurse zur Berufsfindung durchgeführt, wobei die Berufsfelder Schrotteln’ und „Möbelhandel’ bevorzugt behandelt werden. Sozialarbeiter gehen mit den Jugendlichen auf Handel! Es ist für die Zukunft daran gedacht, Zigeuner auch als Lehrer im sozialpädagogischen Zentrum einzustellen, um sowohl das Romani zu lehren als auch ein eigenes Kulturbewußtseins aufzubauen. Damit würde das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe" realisiert.
Auch die Kooperation aller an diesen betreuenden Maßnahmen Beteiligten verdient besonders genannt zu werden, wenn es auch schwierig sein mag, die dafür geeigneten Personen zu finden. Die an diesem Modell anzumeldende Kritik geht davon aus, daß zwar am Anfang der Planungen die Andersartigkeit der Zigeuner und Landfahrer betont wurde, die späteren Überlegungen aber sich an sozialen Kategorien wie Unterschicht, Mittelschicht, Oberschicht, Bildungsbarrieren, milieubedingte Defizite, kompensatorische Erziehung u. a. orientierten. Der Aspekt der zigeunerischen Eigenkultur tritt in den Zielvorstellungen des sozialpädagogischen Zentrums und der zugehörigen Sonderschule zu sehr in den Hintergrund.
In Köln-Thenhoven entwickelte sich die Situation in ähnlicher Weise. Hier lebten von 1958 bis 1975 Zigeuner auf einem ähnlichen Lager-platz in ausgedienten Eisenbahnwaggons in Gemeinschaft mit Nichtzigeunern: 18 Familien nicht seßhafte Sintis, 7 Familien nur im Sommer reisende Sintis, 9 Familien der Lalleri-Sippe (mit Ausnahme einiger Wintermonate ganzjährig unterwegs), 3 jenische Familien (Sommerreisende), 24 Kölner Bürger in 7 Haushaltungen, insgesamt also 108 Erwachsene, 8 Jugendliche und 130 Kinder.
Bis 1971 verringerte sich die Zahl der Bewohner auf 130. Die Betreuung der Familien wurde vom Sozialdienst Katholischer Männer durchgeführt. Unter sehr primitiven Verhältnissen (Stromanschluß, mehrere Wasserzapfstellen, Toiletten, Schrottplatz und eine Spielstube, die gleichzeitig als Jugend-und Versammlungsraum diente, waren vorhanden) wurde hier gemeinschafts-und identitätsfördernde Arbeit geleistet. 1975 zogen 18 Zigeunerfamilien in eine nahe am Ortskern von Thenhoven errichtete neue Siedlung (mit Spielstube und Jugendzentrum) ein. Die flankierenden Maßnahmen, wie sie das Freiburger Modell vorsieht, sind hier wesentlich auf das Kindesalter eingeschränkt. Den Jugendlichen und Erwachsenen wird nicht in der Weise wie in Freiburg Hilfe zur Selbsthilfe angeboten.
Gewiß bedeutet die Arbeit, die von kirchlichen Organisationen hier gegenwärtig geleistet wird, für die Zigeuner einen wertvollen Dienst. Aber die Gefahr, angesichts der Schwierigkeit, in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation die eigene Kultur geltend zu machen, zu resignieren und sich in Abhängigkeit zu den sozialen Institutionen zu begeben, ist groß. Nur wenigen mag es gelingen, diesem negativen Trend entgegenzuwirken, wenn nicht auch von der gesamten nichtzigeunerischen Bevölkerung vielfältige Kontakte zu ihnen geknüpft werden.
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