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Soziale Fragen in Wissenschaft und Alltag | APuZ 1/1981 | bpb.de

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APuZ 1/1981 Artikel 1 Der Sozialstaat an den Grenzen des Wachstums Soziale Fragen in Wissenschaft und Alltag

Soziale Fragen in Wissenschaft und Alltag

Hans-Joachim Fietkau

/ 25 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Das Verhältnis zwischen sozialwissenschaftlicher Forschung und ihrer Anwendung kann als ein Kommunikationsproblem zwischen den Wissenschaftlern und den Anwendern verstanden werden. Eine wachsende Nachfrage nach wissenschaftlicher Fundierung von Lösungsversuchen oder -möglichkeiten sozialer Fragen macht eine Klärung der Verständigungsschwierigkeiten zwischen den beiden Bereichen dringlich. Anders als die Naturwissenschaften haben es die Sozialwissenschaften mit Anwendern zu tun, die bezüglich der von ihnen zu lösenden sozialen Probleme bereits ein (Vor-) Verständnis haben. Sozialwissenschaftliche Befunde treten somit in ein Konkurrenzverhältnis mit diesen Vorverständnissen. Aus diesem Konkurrenzverhältnis heraus ergeben sich Legitimationsprobleme der sozialwissenschaftlichen Forschung. Eine Analyse der Struktur von Alltagswissen und wissenschaftlichen Befunden macht ferner deutlich, daß beide Wissensbereiche wechselseitig komplementär sind, d. h., sie basieren auf unterschiedlichen Formen der Erfahrungsgewinnung und sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden — wie dies leider häufig geschieht —, sondern sie müssen unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen methodischen Beschränktheiten und Vorzüge als unterschiedliche Zugangswege zu sozialen Fragen gesehen werden. Um Dialogprobleme zwischen den Sozialwissenschaften und ihren Anwendern abzubauen, sind auf beiden Seiten Lernprozesse notwendig. Die Anwender müssen lernen, daß Sozial-wissenschaften per se keine Prognosen im Einzelfall stellen können, sondern lediglich Strukturzusammenhänge von Problemfeldern aufzuzeigen in der Lage sind. Die Sozialwissenschaften müssen sich stärker, als dies bisher der Fall ist, wissenschaftlich (im Rahmen einer eigenständigen Forschung) mit Umsetzungsmöglichkeiten ihrer Befunde in die Praxis befassen und sollten diese nicht länger den Praktikern allein oder der Intuition des jeweiligen Forschers überlassen.

I. Die Sozialwissenschaft vor neuen Aufgaben

Überarbeitete Fassung des Beitrags „Sozialforschung und Alltagserwartung“ für den von H. -J. Fietkau und D. Görlitz herausgegebenen Band „Umwelt und Alltag in der psychologischen Forschung“ der im Frühjahr 1981 im Verlag Beltz, Weinheim, erscheinen wird.

Mit dem Schwinden von Zielvorgaben für das private und gesellschaftliche Leben, wie sie durch Tradition und Religion vergangenen Generationen bereitgestellt wurden, schwand eine Legitimationsbasis menschlichen Handelns. Das Aufblühen der Wissenschaften in unserer Zeit schien einen Strohhalm im Strudel der Orientierungslosigkeit zu bieten. Wissenschaft wurde in vielen Bereichen zur Rechtfertigungsinstanz gesellschaftlichen Handelns. Die Wertediskussion in den Sozialwissenschaften der sechziger Jahre (Positivismus-streit) suggerierte auch breiten Teilen der Sozialwissenschaftler, daß die Einbeziehung von Sinngebung in wissenschaftliches Handeln und Urteilen mit der Aufgabe der Sozialwissenschaften vereinbar sei. Formallogische Argumentationen — etwa seitens des kritischen Rationalismus (Hans Albert, Karl Popper) — gegen die Annahme, Wissenschaft könne und solle normativ in gesellschaftliche Wirklichkeit eingreifen, vermochten es nicht, die Verbreitung dieser Überschätzung wissenschaftlicher Möglichkeiten einzuschränken. Die Alltagshoffnungen richten sich noch immer auf eine Wissenschaft, durch die dem eigenen Handeln eine gleichsam höhere Weihe gegeben wird.

Der Sozialwissenschaft kann der Vorwurf nicht erspart bleiben, diesen Erwartungen nicht entschieden genug entgegengetreten zu sein. Der in den letzten Jahren beobachtbare Wissenschaftsskeptizismus, der als Technologiekritik in der Antikernkraftbewegung ein Kristallisationszentrum findet, bietet möglicherweise die Chance, eine Standortbestimmung der Sozialwissenschaften in unserer Ge-Seilschaft neu und realistischer vorzunehmen. Teil dieser neuen Standortbestimmung muß es sein, die Relation wissenschaftlicher Aussagen und alltäglicher Handlungskonzepte zu bestimmen. Es muß hierbei vermieden werden, wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt durch praktizistische Anforderungen von außen zu blockieren; es darf aber auch nicht, wie es Schelsky nannte, zu einer Priesterherrschaft der Intellektuellen kommen.

Die westlichen Industriegesellschaften haben einen zunehmenden Bedarf an sozialwissenschaftlicher Forschung So wird etwa der Wunsch nach zufriedenstellenden zwischenmenschlichen Beziehungen in unterschiedlichen Bereichen immer deutlicher artikuliert: Humanisierung der Arbeitswelt und Bürger-nähe von Verwaltungen sind politisch wichtige Aufgaben geworden, die als Indikatoren für ein stärkeres Bewußtsein der Bedeutung des „Faktors Mensch" in unserer Gesellschaft hindeuten. Das technologisch Machbare wird in vielen Bereichen, wie in der Kernkraftdebatte, in der Genforschung, der Stadt-und Regionalplanung, in der Datenverarbeitung etc. mehr und mehr an seinen psychischen, sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen gemessen (Technology Assessment).

Zukunftszenarios über postindustrielle Gesellschaften, so unterschiedlich sie auch sein mögen machen die wachsende Beachtung zwischenmenschlicher Beziehungen deutlich: „Aber wenn es heute auch keine eigentlichen Leitbilder für die Arbeit gibt, eins läßt sich doch mit Sicherheit sagen: Im Mittelpunkt der neuen Beziehung steht die Begegnung oder Kommunikation und die Reaktion des Ich auf den Anderen oder umgekehrt — vom Ärger des Reisenden am Flugkartenschalter bis zur wohlwollenden oder aufgebrachten Antwort des Lehrers auf die Frage des Schülers. Und dieser Umstand, d. h. die Tatsache, daß die Individuen neuerdings miteinander reden, statt auf eine Maschine zu reagieren, ist grundlegend für die Arbeit in der nachindustriellen Gesellschaft."

Sind die Sozialwissenschaften auf die wachsende Nachfrage nach sozialwissenschaftlichen Hilfen für die Lösung sozialer und psychischer Probleme (bzw. sozialer und psychischer Folgeprobleme des technologisch-industriellen Wandels) unserer Gesellschaft vorbereitet? Sind die möglichen Anwender sozialwissenschaftlicher Befunde mit den Arbeitsund Denkformen der Sozialwissenschaft hinreichend vertraut?

Sowohl Sozialwissenschaftler als auch Praktiker haben wohl oft erfahren, daß in diesem Bereich die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis schwierig ist Dieser Beitrag geht der Frage nach, worin diese Dialog-schwäche konkret besteht. Er versucht, Lösungswege zu diskutieren, wie das Verhältnis zwischen Forschung und realer Lebenswirklichkeit verbessert werden kann — wie sich „social world“ und „social Science" näherkommen können.

Die Frage, in welcher Weise die alltägliche Lebenswirklichkeit wie die natürliche und die vom Menschen gestaltete Umwelt in den Sozialwissenschaften repräsentiert sind, ist in der Geschichte der Sozialwissenschaften viel diskutiert worden. Die Erörterung der Problematik erfolgte bislang eher unter wissenschaftstheoretischen Gesichtspunkten hier sollen im Gegensatz dazu Kommunikationsprobleme sozialwissenschaftlicher Forschung thematisiert werden, wie sie sich derzeit faktisch darstellen. In den letzten Jahren hat sich in der universitären Realität der sozialwissenschaftlichen Disziplinen, in ihrem Selbstverständnis und in dem Erwartungsprofil, das seitens einer breiten Öffentlichkeit oder auch gesellschaftlicher und politischer Eliten an sie gerichtet wird, manches geändert. Sozialwissenschaften (insbesondere Psychologie und Soziologie) haben sich zu empirischen Wissenschaften entwik-kelt. Die theoretischen Modelle bewähren sich am Vorfindbaren oder scheitern an der Realität. Sie wenden sich damit mindestens in ihrer (empirischen) Forschungspraxis gesellschaftlicher Realität zu, wie sie in einer bestimmten historischen und soziokulturellen Situation existieren. Sie sind nicht länger wissenschaftliche Disziplinen, die allein oder überwiegend dem theoretischen Erkenntnis-fortschritt verpflichtet sind. Psychologie ist z. B. zu einem Studienfach geworden, das breite Studentengruppen anzieht Diese versuchen, mit Hilfe ihres Wissens auf soziale Realität in unterschiedlichsten Bereichen zu wirken. Die Entwicklung zu einer anwendungsorientierten Sozialwissenschaft (Sozial-Technologie) wird deutlich.

Sozialwissenschaftliche Fragestellungen und Lösungsversuche sind in die öffentliche Diskussion gekommen (Managementtraining, Partizipationsmodelle, Humanisierung der Arbeitswelt etc.). Die stärkere Nachfrage nach sozialwissenschaftlichem Wissen seitens der Gesellschaft wie die Veränderungen, die sich in den Sozialwissenschaften selbst vollziehen, machen eine Verbesserung der Dialogfähigkeit zwischen beiden Seiten erforderlich. Die schlichte Forderung nach mehr Praxisnähe und -relevanz seitens der Anwender sowie die Wahrnehmung seitens der Wissenschaftler, die Vertreter der Praxis müßten lernen, sozialwissenschaftlich beantwortbare Fragen zu stellen und ihre Praxis so verändern, daß im Rahmen der Sozialwissenschaft entwickelte Modelle zum Einsatz kommen können, reichen nicht aus. Die Lösung des Dialogproblems kann nicht einfach der jeweils anderen Gruppe angelastet werden. Es ist notwendig, die Strukturbedingungen der Dialogschwäche besser zu verstehen.

II. Sozialwissenschaft und Alltagswissen im Wettbewerb

Die Beziehung sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse zu gesellschaftspolitischem oder privatem Handeln scheint problematisch: Häufig spielen bereits bei der Vergabe von Forschungsaufträgen Gründe eine Rolle, die nur wenig mit dem Wunsch zu tun haben, umfangreichere und gesichertere Erkenntnisse in einem Wissensfeld zu erhalten: Forschung als Statussymbol der Auftraggeber, Forschung als Mittel, politische Entscheidungen quasi nachträglich zu legitimieren, Forschung als Vehikel, politische Entscheidungen mit dem Argument aufzuschieben, man müsse erst wissenschaftliche Ergebnisse abwarten u. a.

Der Anlaß sozialwissenschaftlicher Forschung ist mithin nicht immer der Wunsch, neue Informationen und Sichtweisen zu erhalten. Dies diskreditiert sozialwissenschaftliche Forschung bereits am Anfang in ihrem wissenschaftlichen Anspruch. Aber nicht nur bei der Vergabe von Forschungsvorhaben, auch bei der Vermittlung sozialwissenschaftlicher Befunde an die Allgemeinheit setzen sich diese Schwierigkeiten fort, die sich als Akzeptanz-problem der Sozialwissenschaften darstellen. Im folgenden soll ausgeführt werden, daß die Umsetzungsschwierigkeiten den Sozialwissenschaften strukturimmanent sind, d. h. keine Funktion der historischen Tradition der Wissenschaft, der jeweiligen Güte ihrer wissenschaftlichen Aussagen oder der Praxisverbundenheit ihrer Vertreter darstellen.

Den Sozialwissenschaften wird häufig der Vorwurf gemacht, sie produzierten entweder hochpräzise, aber praktisch völlig belanglose Befunde oder Trivialitäten, deren Quintessenz bereits der Volksmund sprichwörtlich kennt („was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr'1). Das Problem, das sich in diesem Vorwurf ausdrückt, hat bereits eine lange wissenschaftstheoretische Diskussion erfahren. Der Anspruch auf Präzision sozialwissenschaftlicher Aussagen ist partiell mit dem Wunsch nach umfassender Erklärung komplexer sozialer Sachverhalte unvereinbar. Es gibt damit einen unter Verwertungsgesichtspunkten wichtigen trade off zwischen Präzision und Breite des Aussagenbereichs sozialwissenschaftlicher Aussagen (Bandbreite-Fi-delity-Dilemma). Neben der wissenschaftstheoretischen Analyse dieser Schwierigkeit kann das Problem der Verwertbarkeit auch als ein Perzeptionsproblem verstanden werden. Wissenschaftliche Befunde sind ja nicht per se verwertbar oder nutzlos. Sie sind dies erst in der Beurteilung der Adressaten oder Konsumenten dieser Befunde. Die Umsetzung von Sozialwissenschaft in politisches Handeln wird so zum Gegenstand (empirischer) Sozial-wissenschaften selbst.

Sozialwissenschaften sind als empirische Wissenschaften relativ jung. Seit nunmehr knapp 100 Jahren versuchen z. B. Psychologen, menschliches Verhalten empirisch zu erfassen, zu klassifizieren, dessen Bedingungen zu analysieren und Prognosen zu wagen. Eine Wissenschaft, die sich mit dem Verhalten und Erleben von Menschen beschäftigt, betritt jedoch kein Neuland. Die Beschäftigung mit menschlichem Verhalten, seine Bedingungsanalyse ist so alt, wie Menschen bewußt miteinander umgehen Menschliches Zusammenleben wird erst dadurch möglich, daß mit (hoher) Wahrscheinlichkeit zutreffende Erkenntnisse (explizit oder implizit) über das Verhalten der Sozialpartner bei diesen vorliegen. Das phylogenetisch in Jahrtausenden, on-togenetisch ein Leben lang erworbene Alltags-wissen zeichnet sich durch einen hohen Grad von praktischer Bewährung im Alltag aus. Diesem Alltagswissen treten nun Befunde aus der Forschung gegenüber. Dies führt zu drei prototypischen Formen der Aufnahme sozialwissenschaftlicher Befunde: 1. Alltagserfahrungen und wissenschaftliche Erfahrungen entsprechen sich:

Urteil: das Forschungsergebnis ist zwar richtig, es ist aber trivial und man fragt sich, warum für die Erhebung derartiger Selbstver-ständlichkeiten überhaupt Forschungsgelder ausgegeben werden. 2. Es werden wissenschaftlich Ergebnisse beschrieben, die einen Aussagebereich betreffen, über den keineAlltagserfahrungen vorliegen: Urteil: a) unter der Bedingung, daß es sich dennoch um einen wichtigen Gegenstandsbereich handelt (i. S.der Alltagswahrnehmung):

Akzeptierung der Forschungsergebnisse sowohl hinsichtlich ihrer Relevanz als auch hinsichtlich ihrer wahrscheinlichen Richtigkeit (wenn keine Kollisionen mit wesentlichen Wertvorstellungen der Adressaten vorliegen); b) unter der Bedingung, daß es sich um einen unwichtigen Gegenstandsbereich handelt (i. S. Alltagswahrnehmung):

Die Ergebnisse sind wahrscheinlich richtig, aber unwichtig und stellen den Prototyp der Forschung im Elfenbeinturm dar. 3. Alltagserfahrung und wissenschaftliche Erfahrung entsprechen sich nicht:

Urteil: große Skepsis gegenüber den Forschungsergebnissen. Suche nach Fehlern im methodischen Vorgehen.

Mit diesen prototypischen Urteilsmustern muß sozialwissenschaftliche Forschung rechnen. Die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten für die Umsetzung von Forschung in alltägliches praktisches Handeln werden sehr deutlich, wenn man sich vor Augen führt, wie schwer es sein kann, festgefügte Einstellungsund Verhaltensmuster zu ändern. Diese Problemlage unterscheidet die Sozialwissenschaften von den Naturwissenschaften: Bei den sozialwissenschaftlichen Fragen und Problemen liegt Alltagswissen vor — ja das Vorliegen von Alltagswissen ist geradezu die Voraussetzung dafür, daß ein sozialwissenschaftliches Problem als relevant beurteilt wird. Gleichgültig, ob es sich um Fragen der Erziehung kleiner Kinder oder des innerbetrieblichen Arbeitsklimas, sozialpolitische Fragen oder Grundprobleme der Außenpolitik handelt — jeder von uns hat dazu eine Meinung, und die wissenschaftliche Problemanalyse in diesen Feldern bringt Ergebnisse hervor, die sich entweder bestätigend in das vorhandene Alltagswissen einfügen und dann als triviäl erlebt werden oder zu dem Alltagswissen in Konkurrenz treten und dann auf Widerstand stoßen.

Mangels vorhandenem Alltagswissen braucht aber der Physiker, der Aussagen über die Natur von Laserstrahlen macht, der Chemiker, der bestimmte Reaktionen formelmäßig erfaßt, oder der Mathematiker, der über die Lösbarkeit von Gleichungssystemen berichtet, nicht mit (vergleichbarem) Widerstand zu rechnen. Auch im naturwissenschaftlichen Bereich gibt es zwar Alltagswissen, die Forschungsbereiche der Naturwissenschaften entfernen sich jedoch immer mehr von Möglichkeiten alltäglicher Anschauung. Zu Zeiten, als Naturwissenschaften noch mit Alltagswissen konkurrierten („Die Erde ist eine Kugel"), war der auftretende Widerstand gegen die wissenschaftliche Erkenntnis auch dort deutlich. Der Unterschied ist also nicht prinzipieller Art, sondern graduell.

Je mehr sich Wissenschaften in den Bereichen, die sie reflektieren, von den Betrachtungsmöglichkeiten entfernen, die im Alltag gegeben sind, desto weniger werden sie damit zu kämpfen haben, ihre Erkenntnisse in das allgemeine Bewußtsein zu bringen, zumal dies auch sinnlos scheint, weil niemand für sein praktisches Leben Theorien über Gegenstandsbereiche braucht, die ihm nicht zugänglich sind. Man mag einwenden, daß in jüngster Zeit ein stärkeres öffentliches Engagement im Nuklearbereich — als Antikernkraftbewegung — sichtbar wurde. Hier handelt es sich jedoch um eine Kritik, die sich nicht gegen die wissenschaftlichen Aussagen als solche richtet, sondern gegen ihre erwartete Konsequenzen in der Anwendung. In den Sozialwissenschaften setzt die Kritik aber nicht erst bei bestimmten Formen der Anwendung sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse ein, die Kritik richtet sich bereits auf die sozialwissenschaftlichen Aussagen selbst.

Diese Argumentation soll nicht als Versuch mißverstanden werden, die Kritik, die sich im Lichte der Alltagserfahrungen an sozialwissenschaftliche Befunde richtet, zu diskreditieren. Wissenschaftliche Erfahrungen und Erfahrungen im Alltag sind nicht grundstrukturell unterschiedlich; beide basieren auf (theoriegeleiteten) Beobachtungen, Klassifikatio-B nen von Phänomenen, Schlußfolgerungen etc. Wissenschaftliche Erfahrung zeichnet sich aber dadurch aus, daß die Bedingungen, unter denen sie zustande kommt, explizit(er) sind. Der Transparenz der methodischen Bedingungen in der sozialwissenschaftlichen Forschung steht die Vielfalt alltäglicher Lebensrealität als Vorzug gegenüber, in der sich Alltagserfahrungen ausformen.

Wissenschaftliche Aussagen und Alltagserfahrungen können als sich ergänzende Formen der Beschreibung der Wirklichkeit, in der wir leben, gesehen werden. Die hier unterstellte Komplementarität setzt jedoch voraus, daß wenigstens der Gegenstand der Betrachtung in beiden Erkenntnisfeldern gleich ist und nur durch unterschiedliche Zugangsmodi in unterschiedlichem Licht erscheint. Es ist jedoch eine wissenschaftstheoretisch schwer zu beantwortende Frage, ob der Mensch in seinem Verhalten und Erleben (wie er der Alltagserfahrung zugänglich ist) mit dem gleichzusetzen ist, was die Wissenschaft als Erleben und Verhalten des Menschen beschreibt. Aber im Selbst-und im Fremdverständnis der Sozialwissenschaften ist eine Gleichsetzung beider Erfahrungsbereiche — trotz all ihrer offensichtlichen Unterschiedlichkeit in der Auswahl der zu beobachtenden Sachverhalte und auch in der Art des methodischen Zugangs — immer wieder zu beobachten.

Die wissenschaftstheoretische Legitimität dieses Vorgehens ist jedoch problematisch. In den meisten Bereichen ist die Berechtigung dieser Gleichsetzung durchaus fraglich — es ist z. B. nicht anzunehmen, daß Alltagskonzepte von Intelligenz, von Konzentrationsfähigkeit, von Aggressivität usf.dem entsprechen, was (derzeit) als wissenschaftliches Konstrukt unter diesen Begriffen gefaßt ist. Sowohl im alltäglichen Leben als auch in einem empirischen wissenschaftlichen Kontext der Psychologie findet das Konstrukt „Intelligenz“ Verwendung. Wenn in psychologischen Gutachten unter Intelligenz ein bestimmter Test-wert verwendet wird und im Alltagssprachgebrauch aber der Erfolg in der Schule, die Bewährung im Beruf, die Fähigkeit, die persönlichen Belange und Probleme gut zu bewältigen, so ist es offensichtlich, daß keine (vollständige) Entsprechung zwischen den beiden Betrachtungsweisen erwartet werden kann; Dialog-probleme werden unausweichlich.

Die Strukturen sozialer Probleme sind wesentlich komplexer, als sie in damit verglichen einfach aufgebauten sozialwissenschaftlichen Untersuchungen abgebildet werden können, d. h., die wissenschaftliche Aussage erlaubt meist keine hinreichend präzise Vorhersage im Einzelfall. Da in der wissenschaftlichen Analyse möglicherweise aber eine — vielleicht wesentliche — Bedingung für die reale Lebenssituation erfaßt wird, werden über eine Vielzahl von Einzelfällen hinweg Prognosen möglich, die die Trefferquote von Zufallsentscheidungen deutlich überschreiten. Der Einzelfall aber entzieht sich den Prognose (ideografische Aussagen); über Gruppen von Ereignissen oder Personen werden aber Prognosen möglich (nomothetische Aussagen). Diese Einschränkung der Prognosefähigkeit finden wir auch in den Naturwissenschaften: Kein Mete-reologe würde vorhersagen, wann ein bestimmter Wassertropfen auf eine bestimmte Stelle der Erde fällt, kein Quantenphysiker würde bestimmen, wann ein bestimmtes Elektron seinen Impuls verändert — über große Mengen von Wassertropfen oder von Elektronen lassen sich jedoch hochpräzise Aussagen machen, deren statistische Sicherheit so hoch ist, daß von kausalen Zusammenhängen gesprochen werden kann.

Dies alles ist für die Naturwissenschaften akzeptiert und problemlos — gegenüber Sozial-wissenschaften aber existieren andere Erwartungen. Es werden von Sozialwissenschaftlern durchaus Prognosen über Einzelereignisse ihres Gegenstandsbereichs gefordert, z. B. eine Prognose über die Intelligenzentwicklung eines Kindes, über die Zukunft einer Bürgerinitiative, über die Akzeptanz einer bestimmten Fußgängerzone. Zwar kann der Sozialwissenschaftler versuchen, etwa die Bürgerinitiative in ihrem Verhalten als Summe der Einstellungen und Verhaltensweisen ihrer Mitglieder aufzufassen; aber dennoch bleibt dieses Vorgehen problematisch, denn die Rahmenbedingungen eben dieser Bürgerinitiative bleiben einzigartig und auch die Zahl der für die Beobachtung zur Verfügung stehenden einzelnen Mitglieder der Initiative ist (gemessen an den Verhältnissen in den Naturwissenschaften) sehr klein. Der Sozialwissenschaftler, der Aussagen prognostischer Form über einzelne Fälle macht, muß seine Einschätzung des Einzelfalls, die auf einer (nach der methodischen Zugänglichkeit) begrenzten Anzahl von Informationen beruht, mit dem Alltagswissen desjenigen konfrontieren, der aus seinem alltäglichen Umgang mit dem Einzelfall heraus dessen komplexe Struktur besser überschauen kann und oft dadurch höhere prognostische Kompetenz hat Einzelfallprognosen können zwar auf der Basis (auch) sozialwissenschaftlicher Befunde erfolgen, sie sind jedoch nicht Gegenstand der Sozialwissenschaft selbst.

III. Das Theorie-Mißverständnis

Auch wenn man lediglich den nomothetischen Charakter empirischer Sozialwissenschaft betrachtet, bleiben aus der Sicht des Verfassers und damit aus der Perspektive des Sozialwissenschaftlers Fehleinschätzungen über Möglichkeiten und Grenzen der Sozialwissenschaft seitens der Anwender bestehen.

Die Notwendigkeit theoretischer Forschung in den Sozialwissenschaften wird häufig unterschätzt. Um es auf einen knappen Nenner zu bringen: „Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie". Diese klassische Formel Lewins ist wissenschaftstheoretisch wohl unstrittig. Es gibt jedoch Anlaß, in der Kommunikation zwischen Sozialwissenschaft und Praxis deutlich auf die Unabdingbarkeit theoretischer Modellvorstellungen für die Bewältigung praktischer Probleme hinzuweisen. Jedem Handeln sind theoretische Modellvorstellungen über die Handlung, ihre Wirkung auf die Umwelt etc. implizit, auch wenn nicht immer davon ausgegangen werden kann, daß die handlungsleitenden Konzepte dem Handelnden selbst deutlich sind: Häufig können sie nur von Außenbeobachtern erschlossen werden. Selbst der Schizophrene, der aufgrund von Wahnvorstellungen handelt und dessen Konzept von der ihn umgebenden Wirklichkeit deutlich von den Vorstellungen abweicht, die sich die Mehrzahl der Menschen unseres Kulturkreises von der Wirklichkeit macht, handelt nach einem impliziten oder aber auch für ihn explizierbaren theoretischen Konzept. Handeln ist in diesem Sinne immer theoriegeleitet. Wissenschaftlich begründetes Handeln ist ein Handeln, das sich an explizierbaren theoretischen Modellen orientiert.

Alltagstheorien und wissenschaftliche Theorien unterscheiden sich somit nicht prinzipiell, sondern lediglich graduell: Wissenschaftliche Theorien sind in ihren Aussagen klarer faßbar und damit — mindestens der Möglichkeit nach — transparenter. Dieser Vorzug wird oft durch eine Reduktion der in sie einbezogenen Gesichtspunkte erkauft. Es muß also deutlich sein, daß auch Alltagshandeln theoriegeleitetes Handeln ist, auch wenn sich Alltagstheorien und wissenschaftliche Theorien unterscheiden. Die Gegenüberstellung von Theorie und Praxis stellt, so betrachtet, einen Scheingegensatz dar. Es handelt sich also nicht um die Entscheidung, politisches oder privates Verhalten theoretisch auszurichten oder nicht, es geht präziser um die Frage, welche theoretischen Modelle wir für unser Verhalten als Basis anerkennen wollen; sind es die aus unserer praktischen Lebenserfahrung gewonnenen Alltagsmodelle von Wirklichkeit — die von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus häufig wenig scharf und präzise gefaßt sind — oder sind es wissenschaftliche Modellvorstellungen, die von einem Alltagsstandpunkt aus die Vielfalt der Lebenswirklichkeit vermissen lassen?

Trotz der offenkundigen Bedeutung theoretischer Vorstellungen besteht wohl Grund zu dem Eindruck, daß an die Sozialwissenschaften weniger der Anspruch gerichtet wird, handlungsleitende theoretische Modelle zu entwickeln oder zu überprüfen, sondern Fakten über die soziale Welt zu produzieren. Bei diesem Anspruch wird übersehen, daß bei empirischer sozialwissenschaftlicher Forschung (wie auch bei sozialer Alltagserfahrung) selbst bei sehr datennahen Aussagen immer eine Relation zwischen theoretischer Aussage und empirischer Basis gegeben ist und empirisch Vorfindbares nur in Form theoretischer Sätze kommunizierbar ist. Ein Beispiel: Die Aussage „hohes Umweltbewußtsein findet sich in der Bundesrepublik eher bei besser ausgebildeten Bürgern" ist eine theoretische Aussage, an deren empirische Basis Fragen geknüpft werden können:

1. Wie gut ist die Gesamtheit der Bundesbürger in der Untersuchungsstichprobe repräsentiert (Stichprobenrepräsentanz)?

2. Ist die unabhängige Variable „besser ausgebildet" durch ihre operationale Fassung (z. B. Schulabschluß) angemessen repräsentiert (Repräsentanz der unabhängigen Variablen) und 3. ist die abhängige Variable „Umweltbewußtsein" durch ihre operationale Fassung (z. B. in einem Fragebogen mit Fragen) angemessen repräsentiert (Repräsentanz der abhängigen Variablen)? Repräsentanzbewertungen in allen drei Bereichen sind für die Beurteilung der (externen) Validität gleichermaßen wichtig. Leider liegen zur Zeit nur für die Stichprobenrepräsentanz formalisierte Prüfmodelle vor (Stichproben-theorie), die inzwischen in Grundzügen auch in Alltagskonzeptionen von Sozialwissenschaft Eingang gefunden haben. Prüfmodelle für die beiden anderen Repräsentanzformen sind hingegen schwieriger zu entwickeln, da die Grundgesamtheit aller denkbaren Erfassungsformen des theoretisch Gemeinten in fast allen Fällen nicht bestimmt werden kann.

Es gibt aber Ansätze in den empirischen Sozialwissenschaften, auch diese Meßprobleme in den Griff zu bekommen. Derartige Prüfungen auf Meßgenauigkeit abhängiger und unabhängiger Variablen (Objektivitäts-, Reliabilitäts-und Validitätsprüfungen 10)) sind aber bislang kaum in das öffentliche Bewußtsein gedrungen. Als Folge davon werden sozialwissenschaftliche Forschungsaktivitäten von Außen-stehenden wesentlich nach ihrer Subjektrepräsentanz beurteilt (konkret: Frage nach der Stichprobengröße). Forschungsansätze, die stärker die Verknüpfung und Kontrolle abhängiger und unabhängiger Faktoren in das Zentrum experimenteller sozialwissenschaftlicher Forschung stellen, finden weniger Aufmerksamkeit und stoßen eher auf Kritik. Weil die Repräsentativität von Stichproben im Gegensatz zur Umfrageforschung in experimentellen sozialwissenschaftlichen Studien z. Zt. weniger Beachtung findet, der Repräsentanz der Variablen hingegen mehr Beachtung geschenkt wird, treten experimentelle Untersuchungen in den Sozialwissenschaften zu Unrecht in den Hintergrund öffentlicher Aufmerksamkeit.

IV. Die sozialwissenschaftliche Unschärferelation

Die Skepsis gegenüber experimentellem sozialwissenschaftlichem Vorgehen Verfolgt man die in den Medien veröffentlichte Arbeit der Sozialwissenschaften, so kann man zu dem Eindruck gelangen, sozialwissenschaftliche Forschung bestünde mindestens zu großen Teilen in der Durchführung repräsentativer Bevölkerungsumfragen. Tatsächlich aber spielen solche Befragungen in der empirisch arbeitenden Sozialforschung eine weit geringere Rolle. Eine Ursache dafür ist sicher in finanziellen Einschränkungen zu sehen, denen Sozialwissenschaftler unterliegen und die die Durchführung kostenaufwendiger Repräsentativerhebungen häufig unmöglich machen.

Der finanzielle Aspekt macht aber nur einen Teil der Problematik aus. Der Sachverhalt spiegelt auch ein differierendes Wissenschaftsverständnis wider. Geht es in der experimentellen sozialwissenschaftlichen Forschung um ein besseres Verständnis des Zusammenspiels von unter theoretischen Gesichtspunkten selegierten Variablen, so geht es im Gegensatz dazu in der Umfrageforschung tendenziell um die Beschreibung der Wirklichkeit (z. B. die Einstellung der Bevölkerung zu...), „wie sie ist“. Umfrageforschung legitimiert sich mithin daraus, daß in großen und komplexen Sozietäten, wie sie Industriestaaten darstellen, der einzelne nicht mehr in der Lage ist, die Gesamtheit der sozialen Wirklichkeit, in der er lebt, angemessen zu erfassen; er weiß vielleicht noch, wie seine Nachbarn und Arbeitskollegen politisch denken, weiß aber nicht mehr, wie die Bürger dieses Landes insgesamt denken. Der Wunsch nach Information über die Mitglieder der Gesellschaft, in der wir leben, spiegelt sich so in der Nachfrage nach Umfrageergebnissen wider. Ziel entsprechender Erkenntnisbemühungen ist es, ein Abbild der realen Wirklichkeit zu geben, in der wir leben.

Ein Blick über die Grenzen der Sozialwissenschaften hinaus zeigt aber sehr deutlich, daß wissenschaftlicher Fortschritt in besonderem Maße da erreicht wurde, wo die Wissenschaften begonnen haben, sich abstrahierend von den konkreten Besonderheiten der jeweiligen Realität zu lösen und bemüht waren, theoretische Grundformen zu konstruieren, um ein tieferes Verständnis der Eigenschaften dieser Grundformen zu erhalten. Die gerade Linie, der mathematische Kreis, das ideale Gas, der nicht durch einen Luftwiderstand gehinderte freie Fall stellen Konstruktionen dar, die in der Natur dieser Welt im Grunde nicht angetroffen werden. Die Naturwissenschaften befassen sich in diesem Sinne nicht mit einem realen, sondern lediglich mit gedachten Gegenständen. Auf sie sind ihre theoretischen Modelle bezogen. Dennoch ermöglicht die Beschäftigung mit real nicht vorfindbaren Grundformen natürlicher Prozesse die Bewältigung von Problemen und Aufgaben in der realen Wirklichkeit.

Auch in den Sozialwissenschaften muß theoriegeleitete experimentelle Forschung mit dem Ziel verwirklicht werden, Grundstrukturen sozialer gesellschaftlicher Wirklichkeit zu verstehen, die vielleicht in realen Situationen nie antreffbar sind. Diese müssen in ihrer Funktionalität für die Lösung gesellschaftlicher Aufgaben einer breiten Öffentlichkeit deutlich gemacht werden, um den für die Sozialwissenschaften notwendigen gesellschaftlichen Hintergrund zu sichern.

Theoriegeleitete experimentelle empirische Forschung zielt auf das Verständnis von Grundstrukturen und nicht auf die Information über Größenordnungen von Ereignissen.

Durch Umfrageforschung wird es mit Einschränkungen möglich, Einstellungen und Verhaltensweisen einer Bevölkerung in ihrem Ausmaß besser abzuschätzen und zu beschreiben, wie sich unterschiedliche Gruppen (in der Umfrage) verhalten. Es ist jedoch sehr schwierig, methodisch gesicherte Einblicke in die Entstehungsbedingungen dieser Einstellungen und Verhaltensweisen zu erhalten; dies erfordert eine systematische und kontrollierte Variation der theoretisch angenommenen Entstehungsbedingungen. Die systematische Bedingungsvariation aber ist das wesentliche Kennzeichen experimentellen Vorgehens.

Durch sie wird es möglich, einen Einblick in i die Ursachen von Ereignissen zu erhalten.

Der Wunsch, Ursachen und Zusammenhänge zu verstehen, wird durch Umfrageforschung nicht hinreichend befriedigt. Die Ergebnisse der Umfrageforschung geben zwar Hinweise für das Ausmaß bestimmter Einstellungen in der Bevölkerung oder bestimmter Gruppen der Bevölkerung, die Beantwortung der Frage nach den Ursachen dieser Unterschiede bleibt jedoch der subjektiven Interpretation des Wissenschaftlers oder des Konsumenten von Wissenschaft überantwortet und erfolgt nicht durch methodisches Vorgehen gestützt. Hier öffnet sich ein Spannungsfeld: Aus der Umfrageforschung heraus sind Aussagen über die Verbreitung bestimmter Einstellungen und Verhaltensweisen in der Bevölkerung möglich, Aussagen über Bedingungsstrukturen jedoch nur schwer zu erzielen. In der experimentellen sozialwissenschaftlichen Forschung ist es tendenziell umgekehrt. Hier können (kausale) Strukturen besser analysiert werden; es ist jedoch schwierig, Aussagen über die tatsächliche Verbreitung bestimmter Einstellungen und Verhaltensweisen in einer Bevölkerung zu treffen.

Diese sich wechselseitig bedingenden Erkenntnisgrenzen könnte man in Anlehnung an die Physik als sozialwissenschaftliche Unschärferelation bezeichnen. Die sozialwissenschaftliche Unschärferelation ist nicht wie die Unschärferelation in der Quantenmechanik (Heisenberg) eine prinzipielle Erkenntnis-schwelle, sondern eine Begrenzung, die sich aus der Begrenztheit der Forschungsressourcen ergibt. Aussagen über Niveau und kausale Bedingtheiten lassen sich aus forschungsökonomischen Gründen nicht in einem experimentellen Forschungsdesign erheben. Getrennte Forschungswege sind nötig. Daraus ergibt sich die Forderung nach einer stärkeren Verzahnung beider Forschungswege, die sich — zumindest in der Bundesrepublik Deutschland — institutionell stark getrennt haben.

In der real existierenden Forschungslandschaft müssen jedoch die beiden Erkenntnis-möglichkeiten hinsichtlich ihrer Priorität bewertet werden. Was ist nun zur Bewältigung praktischer gesellschaftlicher Probleme wichtiger — das Wissen über das Niveau von Einstellungen und Werthaltungen oder das Wissen um die Bedingungen ihrer Entstehung?

Bei dieser Gegenüberstellung mag zunächst verwirren, daß man etwas über die Ursachen und Entstehungsbedingungen einer Einstellung wissen kann, ohne angeben zu können, wie ausgeprägt die Einstellung denn überhaupt ist. Ein Beispiel: Ohne zu wissen, was ein konkreter Stein wiegt, kann man dennoch wissen, daß sein Gewicht mit davon abhängig ist, wie weit er vom Erdmittelpunkt entfernt liegt — und man kann folgern, daß eine Waage weniger anzeigen wird, wenn man sein Gewicht in 3 000 m Höhe mißt im Vergleich zu seinem Gewicht auf dem Niveau des Meeresspiegels. Es ist möglicherweise so, daß wir zur Orientierung in unserer Lebenswirklichkeit weit mehr der Kenntnisse derartiger struktureller Beziehungen bedürfen als der Kenntnis von „absoluten“ Werten und Maßen, über die wir in den Sozialwissenschaften ohnehin kaum verfügen. Ein Beispiel: Für die Orientierung in der sozialen Umwelt ist es unter gesellschaftspolitischen Gesichtspunkten vielleicht wichtiger zu wissen, welche Bedingungen dazu führen, daß sich Bürgerinitiativen bilden, als zu wissen, wie viele es genau gibt. Die methodische Diskussion dieses Problems konnte hier nur angedeutet werden; Tendenzen sollten aufgezeigt werden. Es scheint jedoch wichtig, die Funktion theoriegeleiteter experimenteller sozialwissenschaftlicher Forschung stärker in das öffentliche Bewußtsein zu rücken, um damit Möglichkeiten zu schaffen, eine zweite Säule sozialwissenschaftlicher Erkenntnis — die experimentelle Forschung — besser zu etablieren.

V. Möglichkeiten der Umsetzung

Wie kann es erreicht werden, daß psychische und soziale Alltagsprobleme durch Sozialwissenschaft besser aufgegriffen werden und wie ist eine bessere Umsetzung von Sozialwissenschaft im Alltag möglich?

Dies ist wohl nur durch ein besseres wechselseitiges Verständnis von Anwendern und Nachfragern von Sozialwissenschaft auf der einen Seite und den Sozialwissenschaftlern auf der anderen Seite möglich. In diesem Zusammenhang hält Luhmann eine Verwissenschaftlichung des Alltags für den notwendigen Weg „Die Möglichkeiten anwendungsbezogener Forschung nehmen zu in dem Maße, als die Anwendungsbereiche selbst schon durch-rationalisiert, wenn nicht gar szientifiziert sind" (S. 34). Und an anderer Stelle: „Eine ausreichende Szientifizierung der Anwendungssysteme ist aber nicht nur eine Hilfe, ja oft eine Bedingung der Datenbeschaffung; sie würde auch Kommunikation erleichtern und eine sehr erwünschte Personalfluktuation zwischen Wissenschaft und Anwendungssystemen ermöglichen. Diesen letzteren Gesichtspunkt des Personalaustausches möchte ich besonders betonen. Er hat nur Sinn, wenn Wissenschaftler in der Praxis ein Betätigungsfeld finden, im dem sie theoriebezogen arbeiten können; es darf nicht nur darum gehen, sie zu belehren, wie die Welt in Wirklichkeit aussieht." (S. 35) Galtung hingegen sucht umgekehrt nach Möglichkeiten einer Umorientie-rung von Sozialwissenschaft mit dem Ziel, die Sozialwissenschaften dem Nicht-Sozialwissenschaftler näherzubringen. Hier sieht Galtung die Chance für eine Sozialwissenschaft, die nicht allein Untersuchungen über Menschen anstellt, sondern für Menschen da ist — eine, wie er es nennt, Humanisierung der Sozialwissenschaft, eine Entwicklung zur einer Sozialwissenschaft, „die mehr von Nicht-Sozialwissenschaftlern geleitet wird —, also zu einer Entprofessionalisierung der Sozialwissenschaft" führt. Einen Vorteil einer derartig ent-professionalisierten Sozialwissenschaft sieht er in der Möglichkeit, eine in dieser Weise orientierte Sozialwissenschaft auch stärker einer öffentlichen Kontrolle zu unterziehen. Die Ankoppelung wissenschaftlicher Konzepte an Alltagskonzepte hat ohne Frage Vorzüge: Sozialwissenschaft würde sich im alltäglichen Leben verständlicher machen können, weil sich ihre Aussagen an vorhandene Denkstrukturen anknüpfen ließen; sie wäre auch kontrollierbarer, weil ihre Methoden und Ziele von außen her durchschaubarer wären.

Beide Lösungsansätze, „Verwissenschaftlichung von Alltag" (Luhmann) und „Entprofessionalisierung von Wissenschaft" (Galtung), erfassen jedoch nur einen Teilbereich der Problematik, indem sie darauf zielen, Begriffe, theoretische Konzepte und Theorien aus Alltag und Sozialwissenschaft anzugleichen. Die Geschichte der Naturwissenschaft hat gezeigt, wie schnell eine Umsetzung theoretischer Konstrukte in Alltagsdenken möglich ist: „Lichtgeschwindigkeit", „Kernspaltung", „Laserstrahlen" sind Begriffe, die Sachverhalte bezeichnen, mit denen heute auch der Nicht-Naturwissenschaftler etwas verbindet. Aber auch aus den Sozialwissenschaften haben Begriffe wie „Unterbewußtsein", „soziale Rolle“, „Erziehungsstil" Eingang in Alltagsdenken gefunden. Anders als in den Naturwissenschaften aber besteht gegenüber den Sozialwissenschaften auch der Anspruch seitens der Nicht-wissenschaftler, das methodische Vorgehen, die Erkenntniswege, mitzudiskutieren. Die öffentlich oft gestellte Frage nach der „Repräsentativität" empirisch sozialwissenschaftlicher Aussagen ist hier ein deutliches Beispiel.

Während eine Annäherung in den theoretischen Modellen in Alltag und Wissenschaft möglich und eine Durchdringung von Alltags-denken mit sozialwissenschaftlichen Konzepten wahrscheinlich scheint, ist die Situation im Methodenbereich bei den Erkenntniswegen schwieriger. Es muß seitens der Sozialwissenschaftler der Versuch gewagt werden, ihre methodischen Möglichkeiten und insbesondere Grenzen aufzuzeigen, um zu verhindern, daß im Namen der Sozialwissenschaft am falschen Platz argumentiert wird, daß nicht einlösbare Ansprüche an sie gerichtet werden und sie so in Mißkredit gerät. Andererseits würde ein besseres Verständnis sozialwissenschaftlicher Methodik helfen, Fragen an sie zu richten, zu deren Beantwortung sie beitragen kann.

So unterschiedlich die Vorstellungen Luhmanns und Galtungs sind, es verbindet sie ein Homogenitätsmythos, der Gedanke an ein vereinheitlichtes Universum des Wissens. Das Programm, Alltag zu verwissenschaftlichen, wie auch andererseits die Idee der Entprofessionalisierung von Wissenschaft verkennen die Eigenständigkeit beider Wissensbereiche, die sich aus der Verschiedenartigkeit der Zielsetzungen beider Erkenntnissphären (Wissenschaft/Alltag) herleiten läßt. Die Zielsetzungen sind sicher nicht polar; es lassen sich aber Akzentuierungen beschreiben, etwa die möglichst einfache wie logisch widerspruchsfreie Beschreibung möglichst großer Realitätsbereiche auf der Seite der Wissenschaft und andererseits möglichst effizientes Handlungswissen in spezifischen Problembereichen auf der Seite des Alltagswissens.

Der Versuch, Wissenschaft und Alltag in ein homogenes Denkraster zu pressen, ignoriert die Möglichkeit fruchtbarer Auseinandersetzungen. Es scheint zweckmäßiger, an die Stelle der Homogenitätsmythen Luhmanns und Galtungs ein Denken in Bezugssystemen treten zu lassen, in dem beide Wissensbereiche ihren eigenständigen Stellenwert behalten. An die Stelle von Überlegungen nach Vereinheitlichung müßten Fragen nach Wissens-transfer treten.

Wissenschaftliches Wissen und Alltagserfahrungen können und sollten gerade in den Sozialwissenschaften in einen Austausch treten. Der Austausch zwischen beiden Bereichen ist hier in besonderer Weise möglich und zu fordern, weil der Erkenntnisgegenstand, das Objekt des Interesses — als menschliches VerB halten, als gesellschaftspolitische Organisation — im wissenschaftlichen und im alltäglichen Nachdenken in ähnlicher Weise gegeben ist.

Wie können beide Bereiche — Wissenschaft und Alltag — nun verknüpft werden? Erste Voraussetzung ist die Existenz und das Funktionieren eines adäquaten „Dolmetschersystems". Es ist die Aufgabe u. a. von Wissenschaftsjournalisten, einen Informationstransfer zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit herstellen Die Organisation eines funktionierenden Wissenschaftsjournalismus aber ist zur Lösung der Aufgabe, wissenschaftliche Erkenntnis der Sozialwissenschaft in alltägliches Handeln umzusetzen, allein nicht geeignet.

Aus der Naturwissenschaft ist ein eigener Berufsstand — der der Techniker und Ingenieure — hervorgegangen, in dem als eigenständige Disziplin die Umsetzung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse in praktische Anwendung erfolgt. Ebenso können Mediziner als Anwender ihrer Grundlagendisziplinen gesehen werden. Anwendungsforschung ist nicht allein die Verlängerung der Grundlagenforschung, sondern sie muß als eigenständige wissenschaftliche Disziplin gesehen werden. Die Ingenieurwissenschaften und die Medizin sind Beispiele für solche eigenständigen Disziplinen mit eigenständigen Forschungszielen: Die Konstruktion eines PKW-Motors basiert zwar auf physikalischer Grundlagenforschung, läßt sich aber nicht aus ihr zwingend herleiten.

In den Sozialwissenschaften (Psychologie, Soziologie, Politologie etc.) vermengt sich grundlagen-und anwendungsorientierte Forschung. Eine hinreichend deutliche Trennung ist hier nicht gegeben. Diejenigen in den sozialwissenschaftlichen Disziplinen, die für ihre Wissenschaft Anwendungsfelder suchen, werden häufig von ihren grundlagenorientierten Kollegen als Wissenschaftler zweiter Klasse betrachtet. Obgleich die Sozialwissenschaften zunehmend unter Anwendungsdruck kommen, ist es in der Binnenorganisation dieser Wissenschaften nicht gelungen, diesem Wandel im Erwartungsprofil Rechnung zu tragen. In dieser Situation drängt sich die Frage auf, ob es nicht an der Zeit ist, ein neues Forschungsfeld zu schaffen und es organisatorisch den Universitäten zuzuordnen: Die Etablierung eines auf Anwendung sozialwissenschaftlicher Befunde ausgerichteten eigenen Studienganges im Bereich der Sozialwissenschaften kann u. U. helfen, dem Vorwurf der Praxisferne der Sozialwissenschaften entgegenzuarbeiten.

Der Mangel an praktischer Relevanz sozialwissenschaftlicher Forschung wird nicht nur von außen an die Disziplinen herangetragen, sondern von kritischen Vertretern der Disziplinen selbst — wie etwa von Claus Offe — artikuliert Was heißt Praxisferne der Sozialwissenschaft? In den letzten Jahren ist ein gewaltiger Umschwung in den Sozialwissenschaften zu beobachten. Wir können eine deutliche Hinwendung der Sozialwissenschaftler zu wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben verzeichnen. Partizipationsfragen, Bürokratieforschung, klinische Psychologie, Resozialisierung, Bildungsprognosen sind Stichworte, die diese Hinwendung zu konkreten sozialen Problemen kennzeichnen. Betrachtet man die Verlagerung der thematischen Inhalte der Sozialwissenschaft in den letzten zehn bis zwanzig Jahren, so kann geradezu von einem Praxisschub gesprochen werden. Der Eindruck der Praxisferne ist dennoch gerechtfertigt, denn in aller Regel bleibt es bei Problembeschreibungen und Problemanalysen. Genuin sozialwissenschaftliche Problemlösungsversuche sind — vorsichtig ausgedrückt — selten. Bestenfalls finden sich sozialwissenschaftliche Evaluationen von Lösungsansätzen und -versuchen, die dem politischen Raum oder dem des Alltagsumgang mit sozialen Problemen entsprangen.

Sollen die Sozialwissenschaften als Forschungsrichtungen mit einem Anspruch auf Praxisrelevanz ihres Handelns überleben, werden sie gezwungen sein, aus ihnen hervorgegangene Lösungsversuche sozialer Probleme aufzuweisen und diese gegenüber „alltäglichen“ sozialen Problemlösungsstrategien ih Konkurrenz treten zu lassen. Eine universitäre Disziplin, die auf „soziale Erfindungen“ abzielt mit einem eigenen Berufsbild böte einen institutionellen Rahmen zur Überwindung der Legitimationskrise der Sozialwissenschaften. Vielleicht gelänge es einer speziell auf Anwendung ausgerichteten sozialwissenschaftlichen Disziplin dann, Lösungskonzepte für gesellschaftspolitische Probleme zu entwickeln, die im Alltagsverständnis der sozialen Welt noch nicht vorgedacht wurden.

Ein Beispiel: Die Resonanz der wenigen sozialwissenschaftlichen Erfindungen in den letzten Jahren ist in der Psychologie deutlich geworden. Die Entwicklung, Evaluation und Anwendung neuer Psychotherapieverfahren im Bereich der klinischen Psychologie finden in hohem Maße gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Wenngleich es legitim erscheint, Psychotherapie als Anwendungsfall von Psychologie zu verstehen, hat die Psychotherapieforschung heute bereits ein Differenzierungsniveau erreicht, das es dem grundlagenorientierten Psychologen nicht mehr gestattet, adäquat Wissenschaft oder gar Praxis in diesem Bereich zu treiben. Diese Entwicklung führt zu wechsel-seifigem Mißtrauen zwischen Psycho-Logen und Psycho-Therapeuten. Das Mißtrauen und Unverständnis, das in der Psychologie derzeit berufspolitische Grabenkämpfe hervorruft, sollte einem Verhältnis gegenseitiger Stimulanz weichen.

Die Schaffung einer eigenen sozialwissenschaftlichen Anwendungsdisziplin könnte helfen, unfruchtbares berufspolitisches Konkurrenzdenken zwischen Theoretikern und Praktikern in den sozialwissenschaftlichen Bereichen zu verhindern, indem auch eine Anwendungsforschung in den Sozialwissenschaf, ten einen eigenen universitären Rahmen findet.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. B. Badura, Zur Rezeptivität gegenüber soziologischem Wissen, in: Soziologie. Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2, 1978.

  2. Vgl. H. J. Harloff, Bedingungen des Lebens in der Zukunft und die Folgen für die Erziehung, TU-Berlin Dokumentation, 1978.

  3. D. Bell, Die nachindustrielle Gesellschaft, Hamburg 1979.

  4. Vgl. Wissenschaftszentrum Berlin (Hrsg.), Interaktion von Wissenschaft und Politik, Frankfurt

  5. Vgl. z. B. K. Holzkamp, Theorie und Experiment in der Psychologie, Berlin 1964.

  6. Z. Zt. gibt es mehr Psychologiestudenten als Menschen, die ein Psychologiestudium abgeschlossen haben.

  7. Vgl. R. Bartholomäi, Ressortforschung. Aspekte der Vergabe und Forschungsbegleitung, in: Wissenschaftszentrum Berlin (Hrsg.), Interaktion von Wissenschaft und Politik, Frankfurt 1977.

  8. Vgl. C. Offe, Die kritische Funktion der Sozialwissenschaften, in: Wissenschaftszentrum Berlin (Hrsg.), Interaktion von Wissenschaft und Politik, Frankfurt 1977.

  9. Vgl. K. Holzkamp, Theorie und Experiment in der Psychologie, Berlin 1964.

  10. Vgl. G. A. Lienert, Testaufbau und Testanalyse, Weinheim 1961.

  11. N. Luhmann, Theoretische und praktische Probleme der anwendungsorientierten Sozialwissenschaft, in: Wissenschaftszentrum Berlin (Hrsg.), Interaktion von Wissenschaft und Politik, 1977, S. 16— 39.

  12. J. Galtung, Menschliche Bedürfnisse — Brennpunkt für die Sozialwissenschaft, in: Sozialwissenschaften — wozu?, Frankfurt 1977 (Fischer-Taschenbuch).

  13. Vgl. W. Homberg, Glashaus oder ElfenbeinS*™ in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 28/80,

Weitere Inhalte

Hans-Joachim Fietkau, Dr. phil., geb. 1946; Studium der Psychologie an der TU Berlin; kommissarischer Direktor des Internationalen Instituts für Umwelt und Gesellschaft des Wissenschaftszentrums Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Zur Methodologie des Experimentierens in der Psychologie, Meisenheim/Glan 1973; Die Einstellung in der Psychotherapie, Salzburg 1977; Klientenzentrische Psychotherapie heute. Bericht über den 1. Europäischen Kongreß für Gesprächspsychotherapie in Würzburg 1974, hrsg. zus. mit P. Jankowski, D. Tscheutin, F. Mann, Göttingen 1976; Umwelt und Alltag in der psychologischen Forschung, hrsg. zus. mit D. Görlitz, Weinheim 1981 (im Druck); Umweltlernen, hrsg. zus. mit H. Kessel, Meisenheim/Glan 1981 (im Druck).