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Risiko und politische Verantwortung. Sozialökologische Ansätze zur Lösung eines Dilemmas | APuZ 7/1980 | bpb.de

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APuZ 7/1980 Mikroelektronik -die dritte industrielle Revolution Risiko und politische Verantwortung. Sozialökologische Ansätze zur Lösung eines Dilemmas

Risiko und politische Verantwortung. Sozialökologische Ansätze zur Lösung eines Dilemmas

Gerda Zellentin

/ 46 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die Rede vom Risiko im politischen Sprachgebrauch spiegelt einerseits die Tatsache, daß die Industriegesellschaften mit ihrem fortgesetzten Wachstum an Gütern und technischem Energie-Umsatz zunehmende Gefahren für eine gedeihliche Lebenswelt erzeugen; andererseits kommt darin eine ambivalente Einstellung zur politischen Verantwortung für entstandene oder drohende Schäden zum Ausdruck, die auch bei allen bisherigen Umweltskandalen zutage trat. Das Unvermögen, produktionsbedingte Naturschäden wirksam zu vermeiden oder zu beseitigen, hängt maßgeblich zusammen mit der neuen Qualität technischer Prozesse und der politischen Entscheidungen darüber. Dort, wo todbringende Stoffe umgesetzt werden — in den Bereichen der Energie, Chemie, Rüstung, Medizin etc. —, entstehen für Umwelt und Nachwelt Folgen, über deren räumliche und zeitliche Ausmaße es nur Vermutungen gibt. Aus diesem Grunde entziehen sich die entsprechenden Entscheidungen — wenngleich mehrheitlich getroffen — dem Vorverständnis der Demokratie. Dieses setzt voraus, daß das Leben jedes einzelnen bzw. die Lebenswelt insgesamt durch Mehrheitsbeschlüsse nicht angetastet wird; vielmehr müssen Entscheidungen äufgrund der fortlaufenden Debatte über ihre Richtigkeit jederzeit revidierbar bleiben. Wird diese Mäßigung indessen durch irreversible und unkontrollierbare Entscheidungen aufgegeben, zerfällt auch die demokratische Legitimation der Voten. Um diese fatale Entwicklung aufzuhalten, um politische Verantwortung für den lebensweltlichen Gesamtzusammenhang zu übernehmen, bedarf es daher neuer politischer Ordnungsgrundsätze, vorzugsweise solcher, die an den Prinzipien zur „Selbstgestaltung des Lebendigen" (Friederichs) ausgerichtet sind. Ausgehend von der Annahme, daß jegliche Bewegung auf dieser Welt im weitesten Sinn Energieumwandlung ist, die auf den gleichgewichtigen organischen und ökologischen Stoffwechsel positiv oder negativ einwirken kann, werden in diesem Beitrag die ökologischen Grundsätze der Erhaltung, des Wachstums, der Entwicklung und der Kommunikation natürlicher Systeme skizziert. Zum Schluß wird auf die Frage eingegangen, wie sich die bioenergetischen Prinzipien so in Handlungsanleitungen umsetzen lassen, daß die notwendige „Transformation unserer politischen Strukturen ... mit der Struktur unseres ökologischen Systems in Einklang" (Picht) steht.

I. Fortschritt und Risiko

Alle Wachstumsgesellschaften dieser Welt in Ost und West, Nord und Süd sind sich trotz unterschiedlichster politischer Formen und Verfahren in der fundamentalen Zielsetzung ihres Wirtschaftens und Regierens einig. Sie sind überzeugt, daß die endgültige Beseitigung des Mangels auf der Welt durch fortschreitende Naturbeherrschung und Güterproduktion möglich sei. Seit Beginn der Neuzeit trachten sie danach, durch umfassende technische Aneignung und Verarbeitung der Naturschätze jene Fülle herzustellen, durch die — die Zwänge und Risiken der Naturgewalten) in der menschlichen Gesellschaft vermindert oder sogar aufgehoben werden, — die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, daß jeder infolge der produzierten Güter-fülle ständig mehr erhält, wodurch — die aus Mangel und Existenzsorgen entstehende Rivalität zwischen den Menschen unnötig wird und schließlich — die uneinsichtige Willkür und Herrschaft von Menschen über Menschen in ihrer Bedeutung für den Zusammenhalt und die Ordnung der Gesellschaft abnimmt.

Maximale Aneignung der Erde bzw.des Kosmos wird hier als Mittel zur Abschaffung von Unfreiheit und Ausbeutung zwischen Menschen, zur Möglichkeit der Befreiung verstanden: Je mehr Güter, desto mehr reale Chancen zur Gerechtigkeit, Freiheit und Sicherheit.

Dieser Sinn der neuzeitlichen Fortschritts- und Emanzipationsprogramme hat sich sowohl in der bürgerlichen als auch in der sozialistischen Praxis nicht erfüllt. In welchen Tätigkeitsbereichen auch immer (Medizin, Wohnungsbau, Rüstung, Energiewirtschaft, Schule u.ä.) stets führt maßloses materielles Wachstum an der erstrebten Befreiung und dem Glück vorbei in neue Zwänge und Zerstörungen. dieser fatalen Sinnverkehrung können auch unternehmen und Regierungen die Augen nicht verschließen; indem sie trotzdem am Wachstum festhalten, verliert ihr Handeln an Rechtfertigungsgründen und wird ambivalent. Dieser Vorgang spiegelt sich in der politischen Rede vom Risiko.

In einer politischen Szenerie, in der die Sicherheit seit Jahrzehnten im Rang einer Wert-idee steht, die stets als oberstes Ziel der Politik wahlwirksam herausgestellt wird, könnte sich im häufigen Gebrauch des Risikobegriffs — mit dem sich zwangsläufig Unsicherheit assoziiert — eine Änderung des Selbstverständnisses in der politischen Führung, insbesondere ihrer Entscheidungsfähigkeit ankündigen.

Im weitesten Sinne bedeutet Risiko Wagnis und Verlustgefahr. Es kennzeichnet eine unbestimmte Diskrepanz zwischen der Intention und dem Ergebnis einer Handlung und ist daher auch zu verstehen als die Möglichkeit des Irrtums, den ein Handelnder begeht, indem er sich über die Wirkungen und Nebenfolgen seines Tuns auf die Umwelt und auf das zukünftige Verhalten anderer Menschen und Arten in politischen und natürlichen Prozessen nicht im Klaren ist

Geht ein Handelnder ein Risiko ein, so deshalb, weil er die möglichen Schäden glaubt einschätzen zu können, gegen die er sich mit präventiven, korrektiven oder kompensatorischen Maßnahmen absichert; die verbleibende Verlustgefahr erscheint ihm, gemessen am erwarteten Vorteil seiner Handlung, außerdem gering. Je klarer er die Handlungssituation definieren kann, desto realistischer wird seine Beurteilung der Risiken sein.

Historisch betrachtet ist die sogenannte Risikofreude der Motor des industriellen Fortschritts. Der bürgerliche Mensch als Unternehmer, Techniker oder Wissenschaftler befreit sich aus den engen Risikogemeinschaften der Feudalzeit, indem er die Erfahrung macht, daß er seine Angst vor den Naturgefahren technisch beherrschen kann. Und nicht nur das: Darüber hinaus kann er damit rechnen, daß ein Teil der schädlichen Nebenfolgen seines Handelns von der Natur absorbiert wird. Sein Existenzrisiko verlagert sich zunehmend in die zwischenmenschliche Konkurrenz, in der — unter Knappheitsbedingungen — der eine das Leben des anderen . wölfisch'bedroht. Jeder will sich mehr knappe Güter aneignen als der andere, möglichst so viele, daß er auch künftig unbestritten darüber verfügen kann. In diesem Wettlauf ohne Ziel hat niemand je genug, um sich risikolos solidarisch verhalten zu können. Die Lebensrisiken — das ist im Rückblick auf den Industrialisierungsprozeß zu erkennen — nehmen dabei stetig zu: im Konkurrenzkampf, durch Verknappung der Rohstoffe und nicht zuletzt durch die Gefahren der Industrieproduktion.

Die wachsenden industriellen Gefährdungspotentiale sind zwangsläufige Ergebnisse des effizienzorientierten Fortschritts. Effizienz als ökonomisches Prinzip zielt auf maximale Wirkung bzw. Ergiebigkeit bei geringstmöglichem Aufwand. Sie erfordert demnach den Einsatz des jeweils zuverlässigsten Mittels für den verfolgten Zweck. Die Aktion ist um so effizienter, je schneller, billiger und drastischer die partiellen Veränderungen sind, die sie bewirkt. Aus der Perspektive des Gesamtzusammenhangs betrachtet, in dem diese Wirkung zustande kommt, ist das zuverlässige Mittel aber stets auch das riskante. Um es an einem Beispiel deutlich zu machen: Zur Vernichtung von Mäusen hat man die Wahl zwischen Arsen und Mausefalle. Arsen hat zwar die Zuverlässigkeit der Wirkung für sich, gleichzeitig aber auch eine Reihe unbeabsichtigter, negativer Nebenfolgen auf die Umwelt des Geschehens im weitesten Sinne. Die Mausefalle ist demgegenüber umweltverträglich, wenngleich weniger zuverlässig

In den Industriegesellschaften wird aus Gründen der Effizienz regelmäßig das in dem beschriebenen Sinn zuverlässige dem verträglichen (harmlosen) Mittel vorgezogen. Die Risiken für die jeweilige Umgebung der Aktion werden bestenfalls nachträglich, d. h. nachdem der Schaden entstanden ist kompensiert, an-sonsten aber eher ignoriert, verdrängt, ve niedlicht. Diese Unbekümmertheit gegenübi möglichen Schäden — die mit der Zunahr gefährlicher (zuverlässiger) Industriestoffe in mer bedrohlicher werden — ist einerseits ai das (längst nicht mehr gerechtfertigte) Ve trauen in die unerschöpfliche Kapazität de Natur zur Neutralisierung negativer Ham lungsfolgen zurückzuführen, andererseits bi wirkt ein fast gesetzesloser Zustand, daß n hezu alles produziert werden kann, was nicl ausdrücklich verboten ist. Die Folge ist, da z. B. Gesundheits-und Umwelteffekte der Prduktion im Unternehmenskalkül weitgehen vernachlässigt werden können

Außerdem werden Risiken auch deshalb he untergespielt, weil besonders die gefahrenre chen Großproduktionen mit Hilfe automat scher Selbstregulierung eine „Systemsiche heit“ versprechen, die angeblich die unzure chenden menschlichen Kontrolleistungen e setzt. In Wirklichkeit entstehen gerade hit neue Risiken: Das Vertrauen in die absolut technische Beherrschbarkeit führt dazu, da die nervösen Regulatiosmechanismen de Menschen (einschließlich der zuständigen E perten) im Umgang mit gefährlichen Stoffe nicht mehr trainiert werden. Im Gegentei „Die Handlungsmöglichkeiten im Umgang mi technischen Systemen müssen sicherheitshal her eingeschränkt werden, [und] sei es durcl technisch erzwungene ... Einschränkungei [der] Verhaltensfreiheit."

In den Vordergrund rückt damit ein Risiko, au das die „Systemsicherheits'-Vorkehrunge nicht eingestellt sind: Der Mensch als Sichel heitsrisiko für Kernenergie, Industrie und Rü stung — das ist die entsetzlichste Perversiol des Fortschrittsmythos. Die Sicherung vor die sem Risiko verlangt eine lückenlose Kontroll der menschlichen Tätigkeiten innerhalb uni außerhalb aller riskanten Bereiche; die neu zeitliche Verheißung, durch Güterwachstun zur Freiheit vorzustoßen, erweist sich späte stens hier als Schimäre.

II. Risiko und politische Verantwortung

Inzwischen sind infolge der fortgesetzten Benutzung „totsicherer Mittel schwerwiegende Zerstörungen im Ökosystem und in den gesellschaftlichen Beziehungen entstanden. Öb solche Schäden durch Kalium, Thallium, Uran, 01 oder Giftgase verursacht werden (um nur einige Stoffe zu nennen, die im Jahre 1979 zu Unfällen und Katastrophen geführt haben), sie alle zeigen, daß es gewöhnlich keine staatliche oder private Risikobewertung gefährlicher Stoffe vor ihrer Anwendung gibt und weiterhin, daß öffentliche Stellen das allgemeine Wohl gegen privat verursachte Zerstörungen kaum durchsetzen können. Die Gründe für dieses Unvermögen lassen sich aus den Studien über die Risiken bei der Nutzung von Kernenergie bzw. aus der Handhabung ihrer Ergebnisse in Politik und Wirtschaft ableiten. Ausgehend von der These „Ein Leben ohne Technik ist Utopie; eine Technik ohne Risiko ist es ebenso“ 8) werden die selbstgemachten Gefahren gleichsam als naturwüchsige dargestellt. Wer technischen Fortschritt will, muß . unvermeidliche Preise'zahlen, d. h. mit Menschenopfern rechnen, zumal bei der Beseitigung der Schäden wiederum . Fortschritte'erzielt würden 9).

Dem Versuch, eine zivilisationsgerechte Risiko-Akzeptanz zu propagieren, dient weiterhin die These von der Gleichartigkeit aller industriellen Risiken: Kernreaktorunfälle werden ebenso eingestuft wie Staudammbrüche, Verkehrs-und Grubenunfälle oder die Gefährlichkeit des Lebens schlechthin (C. F. v. Weizsäkker) 10) — ein übel soll das andere rechtfertigen. n irreführender Weise wird damit verschleiert daß Stoffe der atomaren und (petro-) chemischen Industrie, die in die Umwelt gelangen, unvergleichliche, tiefgreifende und irreparable Schäden im ökologischen Gleichgewicht sowie im menschlichen Organismus einschließlich des Erbgutes vieler Generationen anrichten. Damit aber zeichnen sich Gefahren ab, denen weder mit korrektiven noch kompensatorischen, sondern ausschließlich mit präventiven Sicherungsmaßnahmen zu begegnen ist.

Die These vom sozial adäquaten und akzeptablen Risiko wird außerdem, bezogen auf die Atomkraft, mit der Behauptung der geringen Wahrscheinlichkeit von Reaktorunfällen zu stützen versucht.

Abgesehen davon, daß in den dazu angefertigten Risikostudien nur ausgewählte mögliche Unfallursachen, -abläufe und -Schäden berechnet werden, ist die Methode dem Gegenstand nicht angemessen — weder statistisch noch moralisch.

Statistisch stehen die Wahrscheinlichkeitsberechnungen von Risiken auf schwachen Füßen (wie die Autoren selber zu bedenken geben)

Darüber hinaus aber dient „die Qualifikation eines Ereignisses als mehr oder weniger wahrscheinlich nur als Orientierung beim Eingehen eigener Risiken. Entscheidend dabei ist, daß derjenige, den Gewinn und Verlust betreffen, derselbe ist." Eben das ist beim Atom-Risiko nicht zu gewährleisten. Kalküle, die die heutigen auf Kosten nachfolgender Generationen aufmachen, um sich Vorteile zu verschaffen, sprengen den Rahmen des Risikos; sie sind Akte der Gewalt. Diese Zusammenhänge haben die Risiko-Studien, obwohl sie darauf angelegt sind, beschwichtigend zu wirken, einer breiteren Öffentlichkeit erst bewußt gemacht. Darin liegt ein bemerkenswerter Aufklärungseffekt. Gerade durch den Anschein der mathematischen Exaktheit, mit der auch unwahrscheinliche, aber denkbare Störfälle in peniblen Modellanalysen abgehandelt werden, wird das öffentliche Gefahrenbewußtsein geschärft und gleichzeitig die Angst verstärkt. Da durch die ständigen Vergleiche mit anderen industriellen Risiken nun überall Unheil gewittert wird, muß sich die Regierung bereit erklären, auch Risikostudien im Bereich des Verkehrs, der Chemie etc. einzuleiten Die Folge ist, daß der gesamte industrielle Zivilisationsprozeß als hochgradig risikoreich erscheint und der politische Konsensus darüber brüchig wird. Ist zudem das Ausmaß der durch die Industrie heraufbeschworenen Risiken unter den Experten umstritten, wird der politische Dissens durch widersprüchliche wissenschaftliche Stellungnahmen überlagert; eine politisierte, uneinheitliche Expertise aber verliert ihren legitimatorischen Wert, da sie sich nicht dazu eignet, politische Argumente mit Hinweisen auf wissenschaftlich unstrittige . Sachzwänge'zu verstärken. Die Schwäche der Politik tritt dadurch unverstellt zutage. Sie äußert sich z. B. darin, daß der Staat seine Primär-funktion, den Schutz des Lebens, nicht mehr auftragsgemäß erfüllt. Er hat die Pflicht, einerseits „den Bereich der Nebenfolgen genau [zu] umschreiben, den das handelnde Individuum zu verantworten hat" * ), und andererseits vor-und nachsorgend die unerwünschten Wirkungen menschlicher Handlungen zu neutralisieren. Dieser Pflicht kommt er nicht nach. Es ist deshalb ungenau, die Mängel der Umweltpolitik lediglich auf ihre Vollzugsdefizite’ einzuschränken; sie erstrecken sich sowohl auf die Fähigkeit, die Wirkungen technischer Eingriffe in das ökologische System abzuschätzen, rechtzeitig umweltverträgliche Verfahren zu entwickeln als schließlich auch darauf, entsprechende Entscheidungen durchzusetzen.

Dieses Unvermögen hängt maßgeblich zusan men mit der neuen Qualität der politische Entscheidungen, überall dort, wo gefährlick Stoffe produziert werden — in den Bereiche von Energie, Chemie, Rüstung, Medizin etc. -erlangen die Entscheidungen eine grof räumliche und zeitliche Reichweite; sie lade Umwelt und Nachwelt Risiken und Schade auf, über deren Ausmaße nur Vermutunge bestehen.

Die Verantwortung für derartige Entscheidui gen festzulegen und zu tragen, fällt dem polit sehen Apparat schwer. Der Reichweite de Wirkungen wird zunächst durch eine weit Streuung der Kompetenzen quer durch di Ressorts entsprochen. Hierbei verflüchtig sich die politische Verantwortung, zumal di neue Materie nicht selten in Gesetzeslücke fällt oder im politischen „Filz" verschwinde Trotz erheblicher Dringlichkeit können Um weltfragen daher jahrelang hin-und herge schoben und als . Nichtentscheidungen'behar delt werden, bis das politische Handel schließlich durch Menschenopfer („bod count' erzwungen wird.

Eine rechtfertigende Bemerkung von Bürgei meister Ü. Klose im Hamburger Giftgas-Skar dal erläutert diesen Vorgang. „Über dem Wer (Stoltzenberg) hat wohl so eine Art Glocke (ar dere Version: „eine schützende Hand") gele gen, da kauften Bundeswehr, Grenzschutz um ... alle Länder-Polizeien. Wer sollte da dei Mut gehabt haben, das Unternehmen dicht z machen?"

Geht aus dieser Bemerkung hervor, daß di Übernahme bzw. Realisierung der politische! Verantwortung (die schließlich das Berufsri siko der Politiker ist) durch die weitreichen den Entscheidungen über neue Technologie! und hochgefährliche Stoffe und den um sie entstehenden hohen Interessendruck zu Mutprobe wird? Verhielte es sich so, dannwä ren die Winkelzüge zu verstehen, die unter nommen werden, um politische Verantwor tung abzuwehren. Wird nämlich die politische Entscheidung samt dem gesetzlichen Vollzug selbst zum Risiko, dann ist auf den Staat als obersten Beschützer der Bürger kein Verla mehr. Dabei werden auch die schwersten (2 Atom-) Risiken (die u. a.der Staat produziert, dem einzelnen Bürger zugemutet, d. h. ih wird der Mut abverlangt, nicht nur ein Am ‘ sondern Leben und Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Derartige Forderungen hat der Bürger in einem Verfassungsstaat ausnahmsweise im Krieg zu erfüllen; in normalen Zeiten wird das Leben grundsätzlich als höchstes Gut und die Furcht vor dem gewaltsamen Tod als rationaler Affekt begriffen; damit aber ist der Tugend des Mutes oder der Tapferkeit eine politische Begründungsbasis entzogen. Auch diese Zumutungen sind als Zeichen dafür zu deuten, daß die industriellen Risiken den Rahmen staatlicher Verantwortung bei weitem übersteigen. Nun ist zu bedenken, daß die riskanten Vorhaben ja durchaus im demokratischen Verfahren mehrheitlich beschlossen werden. Daß ihnen daraus trotzdem keine Legitimität erwachsen kann, wird in letzter Zeit mit politischen und philosophischen Argumenten hervorgehoben Die Vorbedingungen dafür, daß politische Probleme durch Mehrheitsentscheid legitimiert und geregelt werden können, bestehen in einer . vorweggenommenen Einigung'(Scheuner) über die Grundlagen der Zivilisation (Produktionsweise, Technologie etc.) sowie über die Spielregeln, nach denen die unterschiedlichen sozialen Interessen mit wechselnden Mehrheiten zum Ausgleich gebracht werden. Loyalität und Gehorsam gegenüber Mehrheitsentscheiden auch seitens der überstimmten Minderheit sind gewährleistet, sofern sie die Integrität des Lebens bzw.der Lebensordnung nicht berühren, die in ihrer Substanz unantastbaren Menschenrechte wahren und solange die Revisionsmöglichkeiten aufgrund einer fortlaufenden Debatte über die Richtigkeit der Beschlüsse offen bleiben Mehrheitsbildung setzt also, kurz gesagt, Mäßigung voraus. Auf dieser Grundlage vollzog sie sich in den vergangenen 200 Jahren, wie R. Smend bemerkt, gleich einem . sportlichen Wettkampf, der „zugleich eine Erhöhung des Lebensgefühls des einzelnen, gleichgültig, ob er zur Mehrheit oder zur Minderheit gehört" bewirkte.

Inzwischen hat die fortschrittsbedingte Pleonexie, die in jeder Hinsicht maßlose Begehrlichkeit allerdings dazu geführt, daß dieser . Wettkampf lebensgefährlich geworden ist.

Die Entscheidungen, die heute mehrheitlich über riskante Vorhaben getroffen werden, widersprechen jeder einzelnen der genannten Voraussetzungen: Sie sind in jeder Hinsicht unmäßig, stören die ökologische Ordnung, verringern die Vielfalt der Arten und hinterlassen der Nachwelt unbekannte Gefahren; sie sind in ihren Wirkungen unbeherrschbar, unkorrigierbar und irreversibel. Mit diesen Eigenschaften aber fallen sie aus der politischen Verantwortung repräsentativer Systeme heraus. Sie werden zur Basis einer neuartigen „Tyrannei der Mehrheit" (de Tocqueville) mit „starken Einschränkungen natürlicher Rechte" (J. Madison) und mit unentrinnbaren kosmischen Wirkungen, gegen die sich die historischen Formen des Despotismus vergleichsweise harmlos ausnehmen.

Angeregt vor allem von der . grünen'Protestbewegung, die gegen die „Mehrheitstyrannei" ein legitimes Widerstandsrecht geltend zu machen versucht, beschäftigt sich auch die Politikwissenschaft zunehmend mit dieser zentralen Frage Der Verfall demokratischer Legitimation und die drohende gesellschaftliche . Fundamentalpolarisierung'(Mayer-Tasch) beschleunigen das Nachdenken über alternative Formen der Risikobeherrschung sowie über eine grundsätzliche Neueinstellung der politischen Apparate auf den zunehmend stärker ins Bewußtsein tretenden Wirkungszusammenhang zwischen Mensch, Gesellschaft und Natur.

III. ökologische Ansätze zur Risikobeherrschung

Aus den häufigen Unfällen mit gefährlichen Industriestoffen wird allenthalben die Lehre gezogen, daß sozialökologische Sicherheit nur durch eine frühzeitige Erforschung von Gefah-renpotentialen sowie durch die öffentliche Begründung der Verträglichkeit gefährlicher Stoffe vor ihrer Inbetriebnahme zu erreichen wäre. Zu Recht wird angenommen, daß entsprechende Maßnahmen dem riskanten „Fortschritt" ein Ende setzen würden GleichwohlProduktion muß wieder verstanden werden als eine Formwandlung organischer und anorganischer Materie, bei der Lebenschancen gewonnen werden, deutlich zu trennen von der Zerstörung, bei der Materie zu Lasten des Lebens angeeignet und umgesetzt wird

Diese Unterscheidung erschließt ihren Sinn nur in bezug auf das qualitative Ganze des Naturprozesses, in den die Menschen essentiell eingeschlossen sind, konkret gesprochen: aus der genauen Kenntnis der ökologischen Gefüge sowie der Stoff-und Energiebilanzen des Naturhaushalts, über entsprechende, in politische Praxis umsetzbare Konzepte wird inzwischen allerdings weniger geschrieben als über die Frage nach den Kompetenzen: Wer, auf welcher politischen Ebene kann bzw. soll derartige Entscheidungen vorbereiten, beschließen und durchsetzen? In der sozialwissenschaftlichen Literatur zu ökologischen Problemen sind zwei gegensätzliche Standpunkte zu unterscheiden: Auf dem einen werden die Zentralen, auf dem anderen die Dezentralen als geeignete Instanzen verteidigt. Die ökologischen Zentralisten von links und rechts vertreten die Meinung, daß die Erhaltung der Natursubstanz als Produktionsvoraussetzung nur mit starken öffentlichen Befugnissen möglich sei. Die Größe der sozialökologischen Probleme verlangt und rechtfertigt nach dieser Auffassung den Umfang des staatlichen Eingriffs. Aus der ökologischen Lehre, daß alles irgendwie mit jedem zusammenhängt, wird die Forderung abgeleitet, daß die ökologische Ganzheit einheitlich und zentral, d. h. mit geballter staatlicher oder sogar überstaatlicher Kompetenz gesteuert werden müßte

Da die ökologischen Zerstörungen unter anderem auch zur Verknappung von Rohstoffen und Lebensräumen führen, treten die Befürworter staatlicher Zentralisierung außerdem dafür ein, daß private Rechte auf die natürlichen Allgemeingüter durch zentrale Kontrolist „Lebensqualität" nicht herzustellen ohne eine drastische Entschärfung der Gefahren. Diese setzt voraus, daß zunächst die lebensnotwendige, aber schwierige Unterscheidung zwischen Produktion und Zerstörung allen politischen und wirtschaftlichen Beschlüssen zugrunde gelegt wird. len ersetzt werden. Die ökologische Linke will die Zentralgewalt vor allem einsetzen, um mit einer konsequenten Politik der Gleichheit „die privilegierte Verfügung über den gesellschaftlichen Produktionsprozeß" aufzuheben Vorgestellt wird „ein globales System zentral gesteuerter gegenseitiger Hilfe und Bedarfsdekkung ..., basierend auf dem Menschheits-Kollektiveigentum an allen Produktionsmitteln des Planeten,... ausgerichtet auf .organisches Wachstum'... [das] nach dem Grundsatz der Gleichheit jedem Individuum zuteilen [würde], was es für ein menschenwürdiges Leben an Gebrauchswerten benötigt, nicht mehr, aber auch nicht weniger .. ." 25a). Ob diese Änderung der Produktionsverhältnisse, die an die groß-technologische, umweltzerstörende Produktionsweise nicht rührt, tatsächlich etwas anderes bewirken könnte als die Verplanung der knappen Güter in einem Rationierungssozialismus, mag dahingestellt bleiben. Verteilungsprobleme stehen auch in den Überlegungen ökologisch orientierter Liberaler an erster Stelle: Da nicht zu erwarten ist, daß sich die privaten Interessen aus Einsicht dem Gemeinwohl freiwillig unterordnen, d. h. zugunsten von Lebensqualität auf weiteres Wachstum verzichten, müssen sie mit staatlichen Maßnahmen gezügelt werden. Sind die Individuen unzuverlässig, müssen Institutionen die Anpassung an die neuen Verhältnisse übernehmen. Da die ökologisch argumentierenden Liberalen den demokratischen Formen und Prinzipien diese Aufgabe nicht zutrauen, trachten sie danach, durch verschärfte Auslese eine neue . Aristokratie" herauszubilden, die die Nutzung der Chancengleichheit in Grenzen hält Dieser konservative Rückfall in die Beschränkung der Zugänge zu Gütern und Positionen, verbunden mit Aufrufen zur Askese, führt genau wie die auf Sparsamkeit und Gleichverteilung abzielende („babouvistisehe") Umweltpolitik einiger Sozialisten zu verstärkter politischer Disziplinierung. Abgesehen davon, daß eine solche Politik nicht unerheblichen Widerstand hervorrufen würde, könnte die ökologische Verträglichkeit des Industriesystems bei gedrosseltem Wachstum bestenfalls vorübergehend angehoben, der Ausbruch der Katastrophen höchstens zeitlich verzögert werden. Der Wohlfahrtsstaat, der angesichts der wachsenden Staatsaufgaben schon heute als „tönerner Riese" erscheint wäre der Aufgabe, sowohl eine Neuordnung der Allgemeingüter herzustellen als auch das Gleichgewicht der Biosphäre zentral zu überwachen, außerdem kaum gewachsen. Generell nimmt die Fähigkeit von Großorganisationen, Probleme in der Umwelt zu regeln, mit stärkerer Zentralisierung ab. Je globaler die Kompetenz staatlicher Stellen, desto einfacher — und das heißt: gleicher — müssen die Instrumente zur Durchsetzung von Entscheidungen beschaffen sein. Die komplexen, regional und lokal unterschiedlichen Umweltprobleme, die durch den Industrieprozeß aufgeworfen werden, lassen sich mit derartigen simplen Instrumenten (mit geringen Bandbreiten für Irrtum oder Versagen) aber gerade nicht lösen.

In der zentralistischen Variante ökologischer Politik tritt der Staat dem Ökosystem als Beherrscher und oberster Manager gegenüber und erfährt dabei, daß die komplexe Umwelt sich politischer Logik nicht fügt. „Wenn heute die Menschen sich einbilden, die Macht zu besitzen, ihre Umwelt in deren Totalität menschlichem Denken zu unterwerfen und anzugleichen, so zerstören sie eine der wichtigsten Bedingungen ihrer eigenen Evolution." 270) Auf diese Einsicht gründet sich auch die dezentrale Konzeption: Sie hält allein solche Organisationen und Prozesse für die ökologische Regulierung geeignet, die mit der „erforderlichen Vielfalt" ihrer autonomen Subsysteme den natürlichen Gefügen kongruent sind. Die wichtigsten Vertreter dieser Richtung neigen einem ökologisch fundierten Anarchismus zu. In Anlehnung an P. Kropotkin und die gewaltfreien individuellen Anarchisten sehen sie in der staatlichen Zentralisierung selbst die Hauptursache sowohl menschlicher Entfremdung als auch ökologischer Zerstörung.

Sie fordern daher die Devolution politischer Macht auf lokaler Ebene, um durch die Dekon-

zentration der Apparate und die Dezentrierung der politischen Entscheidungen, eine verträgliche Ökonomie und Politik für Mensch und Natur zu ermöglichen Die Or-ganisation „im menschlichen Maß", d. h. innerhalb der menschlichen Kontrollspanne, soll ebenso die effektive Partizipation wie einen wirksamen Umweltschutz gewährleisten. Diese Vorstellung von einer alternativen Organisation sozialer und politischer Beziehungen beruht auf kleinen Kommunen und Gemeinschaften, die netzartig miteinander verbunden sind

Uber die klassischen Utopien des 18. und 19. Jahrhunderts kommen diese Ideen nicht hinaus; sie stützen sich auf Jeffersons Minimalstaat, Marxens Rätesystem, Rousseaus autarke Gleichgewichts-Ökonomie, die alternierenden Aufgaben für jeden (Th. Morus), die Zusammenführung von Landwirtschaft und Industrie (Owen), die Aufteilung unangenehmer Aufgaben (W. Morris) sowie die politische Integration durch den Föderalismus (Proudhon) um nur einige zu nennen.

Nun lassen sich sicherlich aus diesen utopischen Entwürfen, vor allem durch neuartige Kombinationen, einige Grundsätze für eine ökologisch verantwortliche politische Ordnung ableiten. Auch mag die These zutreffen, bioenergetische Regelung (des Ökosystems) und Anarchie hätten verwandte Strukturen. Die entscheidende Frage aber, wie diese Verwandtschaft in politische Form gebracht werden könnte, wird selten gestellt.

In diesem Zusammenhang tauchen bisher ungelöste Vermittlungsprobleme auf, die hier nur angedeutet werden können. Um das Untersuchungsfeld abzustecken, sollen einige Prinzipien der „Selbstgestaltung des Lebendigen" skizziert werden, von denen anzunehmen ist, daß sie — in Grundsätze politischer Regulierung übersetzt — zu einem gedeihlichen Verhältnis zwischen Mensch, Gesellschaft und Natur führen könnten. 1. Der „energetische Imperativ" in der Politik In den Sozialwissenschaften werden seit jeher naturwissenschaftliche Erkenntnisse verarbeitet; biologische und ökologische Daten und Analogien werden für das Management der Gesellschaft nutzbar gemacht, d. h. zur Rechtfertigung politischer Maßnahmen herangezogen. Auch die ökologische Politik sucht in den Naturwissenschaften nach Leitgrößen, allerdings um die Gesellschaft als Teil und inner-halb des natürlichen (kosmischen) Gefüges und seiner Kreisläufe regulieren zu können. Nicht zuletzt wegen der sich häufenden Risiken in Gesellschaft und Natur ist der politische Mensch als bewußter und verantwortlicher Teil der Biosphäre darum bemüht, den selbstregulierten und unfallfreien Austausch der Organismen mit der Umwelt zu studieren und sozial zu vermitteln.

Dieser Austausch vollzieht sich ebenso wie die Entfaltung alles Lebendigen und jeglicher Bewegung auf der Welt als Stoffwechsel und damit als biologische, physikalische und chemische Energieumwandlung, die eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt. Auch der . Stoffwechsel des Menschen mit der Natur'(Marx), also jegliche menschliche Produktion, ist somit den Energiegesetzen unterworfen.

Aus diesem Zusammenhang wird deutlich, daß der Energie eine sozial-ökologische Schlüsselfunktion zur Erklärung der natürlisehen Gleichgewichte sowie der Gestaltung einer darauf abgestimmten Ordnung im Sozialen zukommt. Energie ist nicht allein lebenswichtiger Brennstoff, weltweit umkämpfte Produktivkraft, die Technologien und gesellschaftliche Institutionen strukturell bestimmt; sie ist darüber hinaus Grundkategorie wissenschaftlicher Erkenntnis über die Entfaltung aller Arten, die Bewegungen und Beziehungen zwischen ihnen sowie über ihr Verhältnis zum ökologischen System

Diese zentrale Kategorie der modernen Naturwissenschaft ist für die Sozialanalyse bisher nur selten fruchtbar gemacht worden. Diejenigen Wissenschaftler, die schon vor hundert Jahren die kategoriale Bedeutung und maßgebietende Kraft der Energie für die sozialen Beziehungen erkannten und — zumeist in sozialreformerischer Absicht — propagierten, blieben ohne Echo. Zu diesen „Sonderlingen", die um die Jahrhundertwende erste Versuche zu einer energetisch begründeten Gesellschaftsanalyse unternahmen, gehörten u. a.der schottische Botaniker und Soziologe P. Geddes, der deutsche Physiker und Nobelpreisträger W. Ostwald sowie der amerikanische Historiker H. Adams. Bald nachdem das Energiekonzept in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Eingang in die Naturwissenschaften fand, machten diese Forscher die energetischen Gesetzmäßigkeiten zur Grundlage einer radikalen Kritik der herrschenden Industriekultur.

Aus Struktur und Dynamik hochverdichteter und strahlender Energie (insbesondere des 1904 entdeckten Radiums) schlossen diese Wissenschaftler auf die Beschaffenheit der sie erschließenden und umsetzenden Technik und auf eine kongruente politische Form. Sie verstanden die Grundlagenforschung noch universal, blieben nicht in einem Bereich der Naturwissenschaften stehen, sondern dachten den Zusammenhang zwischen den technischen Vorkehrungen beim Umsetzen hochgefährlicher Energie und den sozialen Auswirkungen der Risikovermeidung zu Ende. Sie entdeckten „Sachzwänge", die die energetischen Risiko-und Belastungsgrenzen von Natur und Gesellschaft zu übersteigen drohten. Sie erkannten, daß die technische und politische Kontrolle gefährlicher Energie eine Verstärkung der staatlichen Apparate und Eingriffe in die Gesellschaft unvermeidlich machen würden. Dementsprechend geißelte Geddes die wachsenden Energieumsätze der Industrie bei Ausweitung politischer Herrschaft als die Wurzeln des heute erst offenbaren „Wohlstandselends", d. h.der energetischen Ersetzung bzw. . Enteignung'menschlicher Fähigkeiten durch Großtechnik und -Organisation; er machte radikale Vorschläge zur energetisch angepaßten Reorganisation staatlicher und sozialer Institutionen. H. Adams prognostizierte besonders aus den Möglichkeiten der sozialen Nutzung strahlender Materie eine totalitäre Herrschaftsweise, die den „Atomstaat" (R. Jungk) prinzipiell vorwegnahm. W. Ostwald ging noch einen Schritt weiter: Er zog aus ähnlichen theoretischen Erwägungen die moralische Folgerung und formulierte einen „energetischen Imperativ“, der Kants „kategorischen Imperativ" material begründen bzw. ersetzen sollte

Diese, dem damaligen Stand der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse entsprechenden Einsichten in die energetischen Bedingungen gesellschaftlicher und ökologischer Zusammenhänge bewegten in der Folgezeit weder die Sozialwissenschaften noch die Politik zur Änderung ihrer Prämissen; zu atemberaubend war die Selbstbestätigung menschlichen Vermögens durch den sogenannten technischen Fortschritt. In den zwanziger Jahren befruchtete das Energiekonzept zwar einzelne For19 scher verschiedener Disziplinen aber zu einer energetischen Schule der Sozialwissenschaften kam es nicht.

Ihre erstaunlich treffsicheren Prognosen sozialer und politischer Ereignisse leiteten die genannten Energetiker aus den Gesetzen der Thermodynamik ab: Nach dem ersten Hauptsatz kann Energie (ebenso wie Materie) weder geschaffen noch vernichtet, sondern nur umgewandelt werden; der zweite thermodynamische Satz besagt (vergröbert), daß jede Energieumwandlung (in geschlossenen Systemen) notwendig unvollständig bleibt; nur ein Bruchteil der freien Energie wird den gesetzten Zwecken zugeführt, leistet Arbeit, während der Rest in Abwärme, d. h. Spannungs-und Ordnungsverlust, auch Entropie genannt, übergeht. Der unvermeidliche (wenngleich technologisch zu reduzierende) Zuwachs an Wärme führt, logisch zu Ende gedacht, zum „Wärmetod" der Welt (Helmholtz).

Diese apokalyptische Vorstellung von der tödlichen Aufwärmung der Biosphäre wurde von der Mehrzahl der Physiker zwar als logische und theoretische Notwendigkeit unter der (fraglichen) Voraussetzung der Endlichkeit des Universums akzeptiert, als reale Möglichkeit in absehbarer, historischer Zeit aber verworfen Die „Wärmetod" -These erschien als die naturwissenschaftliche Variante jener Untergangsvisionen, die Philosophie, Literatur und bildende Kunst zu Beginn dieses Jahrhunderts hervorbrachten sie fanden zwar schöngeistiges Interesse, wurden in der Wissenschaft jedoch als Spinnereien abgetan. Daß hier in sehr eindringlichen Bildern und Metaphern und mit viel Zartgefühl vor der Katastrophe der industriellen Zivilisation gewarnt wurde, ist erst rückblickend zu erkennen. Inzwischen nämlich zeigt sich, daß die zunehmende Industrialisierung von einem massiven Einsatz fossiler und nuklearer Energien begleitet wird, der den unausweichlichen Zuwachs an Wärme und damit die Zerstörung der Arten so stark beschleunigt, daß der ökologische Zusammenbruch in fühlbare Nähe fückt. Ganze Biotope kippen um, Flüsse, Seen und Atmosphäre werden tödlich verschmutzt ximum zu": Diese These des Physikers Clausius ist heute schon in einigen Teilen der Biosphäre von erschreckender Aktualität.

Der politischen Praxis und der wissenschaftlichen Analyse drängt sich hier die Frage nach den energetischen Bedingungen des überlebens auf.

Setzt man voraus, daß der Tod weder in ökologischer Dimension noch als Preis des Fortschritts sinnvolles Ergebnis gesellschaftlichen Handelns sein kann, daß das (über-) Leben vielmehr als ethisches Minimum der Gesellschaft akzeptiert wird, so ergehen besonders aus dem zweiten thermodynamischen Gesetz über die Entropie unmittelbar gültige, durch keine strittigen Werturteile relativierten Verhaltensregeln. Sie wurden von W. Ostwald, wie schon erwähnt, in einem „energetischen Imperativ" zusammengefaßt. In der scheinbar simplen Aufforderung, „Vergeude keine Energie, verwerte sie!" ist das Spargebot weniger wichtig als der Appell, die entropiemehrende Abwärme gering zu halten. Die Art der verwendeten Rohenergie ist zu diesem Zweck so auszuwählen und zu transformieren, daß ein Maximum an Nutzenergie gewonnen wird und der Anteil der Abwärme, Strahlung, Verschmutzung dabei auf ein Mindestmaß zurückgeht. Wird dieses energetische Gebot nicht befolgt, so rächt sich seine Verletzung von selbst — wenn nicht sofort, dann unweigerlich (vielleicht Generationen) später, am Ort der Verletzung oder anderswo. Wann und wo die Natur auf den Zerstörer (u. U. tödlich) „zurückschlägt", bestimmt sich an den Belastungsschwellen der ökotope, die je nach den synergetischen, d. h. Summen-Wirkungen der technischen Eingriffe bzw. nach der Größe des Energieumsatzes höher oder niedriger liegen. So besehen, besitzt der „energetische Imperativ" eine maßgebietende Kraft und Sanktionsgewalt, die einer poena naturalis gleichkommt. Diese Form der „natürlichen Strafe" spielt im Naturrecht eine Rolle. Während sie hier jedoch durch den fragwürdigen Bezug auf eine übernatürliche Instanz glaubhaft gemacht werden muß, ist ihre Wirkung nach dem Entropiegesetz abzusehen: Sie dort ein, wo setzt bestimmbare ökologische Gleichgewichte energetisch gestört werden.

Als Leitlinie für praktische Politik ergibt sich daraus die Aufforderung, mit Hilfe der energetischen und ökologischen Gesetze „ausfindig zu machen, welche Grenzen die Natur dem menschlichen Tun und Vollbringen auferlegt, welche Möglichkeiten sie dem Menschen offenläßt, welches die natürlichen Folgen menschlicher Handlungen sind mit Einschluß der poena naturalis .. ."

In der Gegenwart ist die „Strafe der Natur" für unmäßigen Energieverbrauch an der verdorbenen Umwelt schon für jeden einzelnen erkennbar und spürbar. Sie äußert sich in einer infantilisierenden und vom einzelnen kaum aufzuhebenden Abhängigkeit von der Großtechnik, in der physischen und psychischen Atrophierung durch umfassende Ersetzung der körperlichen Bewegungsenergien sowie der geistigen Richtkräfte (energeia), in den verminderten Möglichkeiten zur sinnvollen sozialen Kooperation und Beschäftigung; zudem zeigt sie sich an den giftigen und bisweilen tödlichen Spuren im Organischen. Der wachsende Energiedurchzug macht großtechnische Apparate zur Umsetzung, zentrale Bürokratien zur Verteilung und polizeiliche Vorkehrungen zur Sicherung der gefährlichen Aggregate notwendig, die miteinander jede selbstbestimmende Ordnung im Politischen zerstören. Bereits ein kurzer „blackout" schafft chaotische Zustände, die nur mit Notstands-maßnahmen in Grenzen zu halten sind.

Bislang werden gerichtliche Strafen für Umweltvergehen erst verhängt, nachdem die poena naturalis bereits die Allgemeinheit, nicht nur die Verursacher getroffen hat. Die Vermeidung von Schäden wäre aber nur in einem umgekehrten Prozeß möglich, nämlich durch eine Risikobewertung vor Eintritt der gefährlichen Stoffe in die Umwelt. Der an allgemeinen Standards ausgerichtete repräsentative politische Prozeß und sein bürokratischer Apparat sind für diese Aufgabe deshalb schlecht gerüstet, weil die höchstzulässigen, d. h. sozialökologisch verträglichen, ordnungserhaltenden Energiequanten kaum in allgemeingültigen exakten Zahlen anzugeben sind. Sie zeigen sich lokal unterschiedlich, je nach ökologischer und sozialer Beschaffenheit des Gemeinwesens in Feldern und Schwellen erhöhten Risikos für Leben und Gesundheit der vielfältigen Arten

Ohne eine grundsätzliche Neueinstellung der praktischen und wissenschaftlichen Politik auf die örtlichen Besonderheiten ist diese Auf-gäbenicht zu lösen. Es bedarf vor allem intuitiver Einsicht (phronesis, Aristoteles) und Zart-gefühl, um die Ausdrucksformen, Beziehungsmuster und die frühzeitigen Signale der organischen Natur bei Störungen begreifen zu können.

Voraussetzung dazu ist aber weder ein „überschreiten der anthropozentrischen Perspektive" noch ein „wie immer begründete(s) religiose(s) Verhältnis zur Natur" (Spaemann) Die Gestaltungskraft der organischen Natur ist vielmehr systematisch zu erkunden, d. h. die wissenschaftliche Ökologie ist nach ihren Prinzipien zu befragen mit dem Ziel, eine „naturgemäße Infrastruktur der Politik" zu entwickeln. Auf dieser Grundlage stünde der produktive Mensch der Natur nicht länger wie ein feindlicher Besatzer (Bloch) gegenüber. Statt die Natur zu unterwerfen, könnte er so mit ihr kommunizieren, daß Naturbelange und soziale Interessen zum Augleich kämen. Dementsprechend wäre die Form der Beziehungen zwischen Mensch und Natur in einen Planungszusammenhang zu stellen, „in dem die natürlichen Elemente wirken, wie sie es sonst auch täten.“

So etwa ließe sich der Rahmen abstecken, in dem eine ökologische Entwicklungsplanung und damit auch eine langfristige Risikovermeidung realisiert werden könnten. 2. Bioenergetische Regelprinzipien Unter dem Aspekt der Risikobeherrschung betrachtet, erscheinen die natürlichen Prozesse des Wachstums, der Entwicklung und Interaktion als vorbildlich, nämlich grundsätzlich selbstreguliert, unfallfrei und verträglich. Ihre regulativen Prinzipien sind jedes für sich und im Ensemble am „energetischen Imperativ ausgerichtet, um Entropie konstant zu halten oder zu verringern; sie enthalten somit wichtige Informationen, die für die sozialökologische Regulierung wirtschaftlicher und politischer Prozesse fruchtbar gemacht werden könnten. Erster Grundsatz: In natürlichen Prozessen bleibt das optimale Produktiönsergebnis stets unter dem (möglichen) Maximum

Im direkten Gegensatz zu diesem kardinalen Prinzip stehen industriegesellschaftliche Effizienz und Nutzenmaximierung. Ist hier von Optimum die Rede, dann ist das jeweils beste Resultat gemeint, das sich unter bestimmten Bedingungen erzielen läßt; dieses fällt meistens zusammen mit jenem Maximum, das mit minimalem Aufwand an „zuverlässigen" Mitteln und unter hohem ökologischem und sozialem Risiko erreicht wird.

Würde das Optimum dagegen unterhalb des Maximums angesetzt, so blieben auch die Risiken in quantitativer und räumlicher Hinsicht begrenzt. Da dieses Prinzip in je anderer Form allen folgenden Grundsätzen innewohnt, wird hier nicht weiter darauf eingegangen. Übersetzt ins Soziale scheint der Grundsatz an Platons Kardinaltugend der Mäßigung (Besonnenheit, Rücksichtnahme, Vertäglichkeit, Zurückhaltung) zu erinnern, die zur Harmonisierung der Bedürfnisse, Lebensräume und Entfaltungschancen aller natürlichen Arten, unentbehrlich ist.

Solange die Belastungsgrenzen der natürlichen Umgebung und des menschlichen Organismus für die Einwirkungen aus der industriellen Produktion noch so wenig erforscht sind wie heute, sind soziale Verhaltensweisen wie Behutsamkeit, Innehalten zur Besinnung und Nachforschung sowie Vermeidung von Übermaßen und Extremen funktionale Voraussetzungen einer Politik, die die Verminderung von Lebensgefahren anstrebt.

Zweiter Grundsatz: Die Evolution des Lebens auf der Erde vollzieht sich, energetisch gese-hen, als Prozeß einer zunehmenden Veredelung des Energieumsatzes. Die biologische Evolution als ständig komplexer werdende «Durchmusterung des Universums" ist dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Muster oder Ordnungen die Fähigkeit entwickeln, den Energievorrat immer ökonomischer zu nutzen, sich mit immer geringerer Energiever-Abwendung ... auszubreiten" um dabei im-mer mehr Wirkungspotenz zu gewinnen.

bei der Entstehung der allerkleinsten ersten uster (der a-Teilchen und der höheren ‘ tomkerne) entwickelten sich enorme Wär-memengen. Millionenfach kleiner war dann schon die Wärme, die bei der Bildung von Molekülmustern durch Schließen chemischer Bindungen entstanden, und wiederum kleiner die Wärmemenge, die in den biochemischen Prozessen zum Aufbau der Eiweißmoleküle freigesetzt wurde; die menschlichen Gehirne schließlich produzieren eine unendliche Vielzahl von Mustern mit einem ganz geringen Energieaufwand

Zwar sind auch die Lebens-und Stoffwechsel-prozesse dem Entropiegesetz unterworfen, auch sie degradieren Energie, d. h. verwandeln frei verfügbare Nutzenergie in nicht zur Arbeit verwertbare Abwärme um; das geschieht allerdings so, daß der Verlust an Quantität mit einer Steigerung der Qualität der Energieumwandlung, d. h. ihres Wirkungsgrades durch je verbesserte Muster und Ordnungen, wettgemacht wird

Der Mensch mit seinen Wachstumsindustrien und ihrer „rohen Energiefresserei" (Ostwald) verhält sich demnach innerhalb der Evolution zunehmend verkehrt, indem er explosive und strahlende Kräfte und Abwärme freisetzt, die sich kaum noch von den geophysikalischen Energieumsätzen zu Beginn der Evolution (bei Entstehung der Berge und Meere durch Atom-spaltung etc.) unterscheiden und die auf eine belebte und kultivierte Welt verheerende Wirkungen haben. Der großtechnologische Energieumsatz läuft somit der evolutionären Durchmusterung der Welt diametral zuwider, indem er Entropie beschleunigt und ökologische und soziale Unordnung schafft.

Geballte Energie in großen Aggregaten — ob in Produktion, Verwaltung, Verteidigung oder Bewachung — schafft die dinglichen Voraussetzungen einer immer stärker werdenden Herrschaft, auf deren energetischen Impulse die Bürger nur noch reagieren. Familien, soziale Gruppen und Gemeinden mit ihren autonomen Ordnungsleistungen geraten unter den . zentrifugalen Druck'(Miles) des starken Energiedurchzuges und verlieren an Bedeutung für die gesellschaftliche Ordnung.

Eine evolutionsgerechte und am „energetischen Imperativ" ausgerichtete Produktion, wäre nur unter der Voraussetzung einer abwärmeschwachen Energieumwandlung realisierbar. Die technischen und sozialen Konsequenzen einer solchen Umstellung wären so gewaltig, daß sie nur in einem alternativen Zivilisationsmodell aufgefangen werden könnten. Nicht nur müßten zu dem Zweck neue Formen der Energie, sondern auch entsprechende Apparate zu ihrer Umwandlung und Verteilung eingeführt werden. Angesichts der Brennstoffverknappung und Umweltverschmutzung ist die technische und politische Phantasie zunehmend mit den sozialen Auswirkungen einer evolutionsgerechten Energieveredelung beschäftigt. Die große Herausforderung besteht darin, die noch fragliche Ergiebigkeit der alternativen Energien und Technologien auf das zweifellos hohe Niveau ihrer sozialökologischen Verträglichkeit anzuheben, was u. U. nur unter vorübergehender Einbuße an wirtschaftlicher Produktivität zu schaffen ist

Dritter Grundsatz: In Übereinstimmung mit der evolutionären Veredelung des Energieumsatzes ist im Organischen die Tendenz zu erkennen, große, relativ einfache und anfällige Strukturen fortlaufend durch kleinere, komplexere zu ersetzen. Im Verlauf dieser Miniaturisierung wird bei abnehmendem Energieverbrauch stets mehr Leistung auf kleinerem Raum erbracht und gleichzeitig die Störanfälligkeit des Systems beträchtlich reduziert. In den sozialen Unternehmungen ist gemäß dem Wachstumsglauben ein gegensätzlicher Trend zum stets Größeren (bigger is better) zu erkennen. Da allerdings „große Serien", weltweite Produktionszusammenschlüsse und Mammutverwaltungen bereits beginnen, wegen ihrer Größe ineffizient zu werden, gewinnt das ökologische Motto „Small is beautiful“ wachsende Anerkennung. Kleine Operationen (in Ausdehnung und Wirkung) belasten die natürliche Umwelt nicht so massiv wie wenige großflächige Unternehmen, weil ihre je freigesetzten Abfälle und Wärmemengen geringer und eher zu kontrollieren sind

In diesem Zusammenhang ließe sich auch die Frage nach den naturgerechten und lebensfördernden Maßen menschlichen Handelns und Herstellens beantworten. Dem Menschen als Teil des Ökosystems sind nur diejenigen Bewegungen, d. h. Energieumwandlungen im weitesten Sinn, „angemessen", die das ökologische und organische Gleichgewicht nicht nachhaltig stören. Ein exaktes Maß ist daraus nicht abzuleiten, wohl aber der Appell zur Mäßigung i. S.des hier genannten ersten Grundsatzes. Auf der politischen Ebene kreisen die Überlegungen zum natur-und menschengerechten Maß um die . kleinen Lebensbereiche', die so-genannten . kleinen Netze'u. ä., auf die unten noch eingegangen wird.

Vierter Grundsatz: Organisches Wachstum ist am Ziel der Entwicklung ausgerichtet; es vollzieht sich mithin weder linear noch gar exponentiell (außer in der pathologischen Abweichung des Krebswachstums). Vorzustellen in einer S-Kurve, führt das beschleunigte Wachstum nach einem Umkehrpunkt zur Verlangsamung und dann zum Übergang in das Reife-oder Entwicklungsstadium.

Nur während einer begrenzten Phase erlebt demnach ein natürliches System die quantitative Veränderung seiner Parameter durch Wachstum, wodurch es zeitweilig instabil wird. Nach Abschluß des Wachstums pendelt es sich dann zur optimalen Entwicklung seiner Funktionen auf ein stabiles Gleichgewicht ein. Das System erlangt dabei einen Zugewinn an Kontrolle bei stark reduziertem Energieverbrauch

Eine vergleichbare optimale Funktion bzw. ein vorbestimmtes Entwicklungsziel ist den sozialen Artefakten nicht eigen. Wie gesagt, hier liegen Optimum und Maximum dicht beisammen. Indem der Sinn der Maximierung sich allerdings zunehmend ins Gegenteil verkehrt wird die lebenswichtige Unterscheidung zwischen Wachstum und Entwicklung auch politisch akut, wie die Diskussionen um Sozialindikatoren, Lebensqualität etc. zeigen. Bisher wird allerdings die Frage, wieviel Wachstum genüge, um die gedeihliche Entwicklung von Mensch, Gesellschaft und Natur gleichermaßen zu fördern, weder von denjenigen, die eine asketische Lebensweise propagieren, noch von den Konsumverweigerern beantwortet. Eine politisch praktikable Unterscheidung zwischen Wachstum und Entwicklung steht noch aus.

Fünfter Grundsatz: Biologische und ökologische Systeme regulieren Störungen mittels der Reaktion ihres schwächsten Gliedes. Veränderungen im Energiedurchzug werden am ehesten von den zartesten, empfindlichsten Arten bemerkt und gemeldet; sie geben verläßliche Stör-Signale an den Grenzen der Belastbarkeit und Stabilität des Systems a . überlebenswichtig sind demnach nicht — " ie im industriellen System — die dominierenden, robusten, sondern die seltenen und empfindsamen Arten

Dieser Grundsatz ist besonders schwer in soziale Handlungsanleitung umzusetzen, denn die Beurteilung der Schwachen wird selbst in Wohlfahrtsstaaten aus den Leistungen der Tüchtigen abgeleitet. Im Wettbewerb der Tüchtigen, die das Wachstum vorantreiben, werden die Schwachen als Risikoscheue und Untüchtige verdrängt und bestenfalls durch soziale Hilfe aufgefangen. Daß diese Gruppen aber ganz spezifische und überlebenswichtige eigene Beiträge zur Stabilität des sozialen und politischen und ökologischen Systems leisten könnten, ist wenig bekannt. Tatsächlich ist „das Heil des Verwundbarsten ... das Heil der Menschheit selbst. Es ist auf der zarten Vielfalt der Lebensketten erbaut, die zu schonen und zu respektieren unsere zentrale politische und gesellschaftliche Pflicht für jede vorstellbare Zukunft ist und bleiben wird." Die Verwundbarsten zu pflegen, damit das gesamte System überleben kann, diese Aufgabe ist von schrecklicher Dringlichkeit, wenn deutlich wird, daß in den strahlen-und giftverseuchten Sozio-und Biotopen die anfälligen und die alten Menschen, die schwangeren Frauen und die Ungeborenen, die Pflanzen, Fische und die weidenden Tiere schon geringe Mengen an Gift frühzeitig „melden" ohne daß ihre Signale allerdings wahrgenommen werden. In einer Verbands-und Interessengesellschaft werden Warnungen in der Regel nur gehört, wenn sie von lautstarken Fürsprechern vorgebracht werden.

Sechster Grundsatz: Alle natürlichen Stoffwechsel-und Entwicklungsprozesse, ob in der Zelle oder in der Biosphäre, vollziehen sich in relativ geschlossenen Kreisläufen, die i. S.des ökologischen Gleichgewichts aufeinander ab-gestimmt sind. Die qualitative Unerschöpflichkeit der Materie im Kosmos hängt damit zusdmmen, daß sie sich in rohstoff-und energie-

sparenden, wiederholbaren und gleichgewichtgen. Prozessen entwickelt. In organischen end ökologischen Systemen wird nichts verraucht, alles wird abfallos wiederaufbereitet, regeneriert, repariert. Daraus erklärt sich die ohe Produktivität der Natur in ihren ökono^hen Kreisläufen.

Die Industriegesellschaften dagegen wachsen seit rund 200 Jahren in entgegengesetzter Richtung, aus der raumzeitlichen Begrenzung von Zyklen heraus in linearen oder sogar exponentiellen Prozessen. Auch hier gebietet es die Forderung nach Überleben, daß die Kongruenz zwischen den Prozessen und Formen von Ökologie und Ökonomie wiederhergestellt wird.

Unter dem Gesichtspunkt der Risikoverminderung, der Herstellung von Sicherheit in der Versorgung mit Rohstoffen und Energie betrachtet, kommt den Zyklen eine besondere Entlastungsfunktion zu. Nicht nur lassen sich im Wege der Wiederverwertung Rohstoffe „strecken“ und einsparen; durch das zyklische Gestaltungsprinzip kann die Produktion außerdem so organisiert werden, daß sich Erfahrung und Erwartung wieder annähern womit neue Sicherheit zu gewinnen ist.

Eine derartige „Ökonomie der Exkremente" (K. Marx) hätte auch eine neue Wirtschaftsmoral zur Folge, die generell in einer pfleglicheren Verwendung von Rohstoffen und Energien zum Ausdruck käme. Dazu gehört u. a. eine positive Einstellung zur Langzeit-und Mehrfach-nutzung von Gütern und Einrichtungen, aus der langfristig auch ein Zugewinn an Verteilungsgerechtigkeit erwartet werden könnte

Versuche mit Wiederaufbereitungs-Kreisläufen werden hauptsächlich an der Peripherie des Industriesystems, in den Entwicklungsländern gestartet. Aber auch die Rohstoff-und Energieknappheit in den Industriegesellschaften kann durch die zyklische Verkopplung einer wachsenden Zahl unterschiedlicher Produktionen gemildert werden. Gelingt es (z. B. durch Gärung) die Abfälle einer Produktion als Rohstoffe einer anderen wiederzuverwenden und dabei biologische Energien freizusetzen, dann lassen sich in zahlreichen Wirtschaftszweigen effizient und zugleich ökologisch gerechte Ergebnisse erzielen.

Siebenter Grundsatz: Der evolutionären Veredelung des Energieumsatzes in der biologischen Produktion entsprechen auch die Formen der Interaktion, die der Erhaltung natürlicher Systeme dienen. Sie werden mit einem Minimum an Energie unterhalten, was deshalb möglich ist, weil die daran Beteiligten ihre Identität und Autonomie bewahren Indem die Vielfalt in der Kommunikation erhalten bleibt, wird die Belastbarkeit der Interaktionsformen gestärkt. So sind z. B. in den Verbindungen der Nerven (die oft als Analogien zur Erklärung politischer Regulierung herangezogen werden), zwei Regelmäßigkeiten zu erkennen: erstens die Mannigfaltigkeit und zweitens die Reziprozität der Verbindungen die durch Rückkoppelung reguliert werden. Beide verringern die Störanfälligkeit des Systems durch die Verteilung der Regel-leistung auf viele autonome Stellen.

Demgegenüber verbrauchen soziale Interaktionen, die zur Minderung von Existenzrisiken eingegangen werden, ob trennende (dissoziative) oder verbindende (assoziative,) in der Regel eine Menge zusätzlicher Energien.

Extrem aufwendig ist z. B.der „Kampf ums überleben", der gern als die dominierende evolutionäre Interaktionsform hingestellt wird — obwohl eher die kooperativen Formen die Höherentwicklung vorantreiben Jede brachiale Auseinandersetzung bewirkt eine Serie von Energieabfuhren: Zunächst die zur Mobilisierung der eigenen Kräfte, dann die zur gewaltsamen Ausschaltung der Kräfte des Gegners, zur Änderung des gegnerischen Verhaltens und weitere zur Stabilisierung und Kontrolle des Besiegten.

Der Sieg des Stärkeren ist, energetisch betrachtet, eine Vergeudung, da er jene Vielfalt zerstört, die die Grundlage einer weitgestreuten Kontrolle des neuen Systems sein könnte. Ein Sieg bringt Ballungserscheinungen und entsprechende Überlastungen des Siegers mit sich, die die Bestandserhaltung des Systems gefährden können. Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der gleichen Arten werden dementsprechend in energiesparenden Formen ausgetragen, die am ehesten im Jiu-Jitsu wiederzufinden sind

Ebenso wie die dissoziativen werden auch die assoziativen Interaktionen der Organismen besonders von Integrationsforschern zu Analogien herangezogen Im Lichte der ökologischen Erklärungen sollten sie einmal überprüft werden.

So wird beispielsweise die These von der ökc logischen Interdependenz alles Lebendige benutzt, um die ökonomische und politisch Interdependenz der Staaten samt den staats übergreifenden Verbänden als Form der Sym biose hinzustellen. Diese Analogie stimm deshalb nicht, weil die symbiotische Abhär gigkeit im Biologischen sich dadurch aus zeichnet, daß die Beteiligten autonom und fle xibel bleiben, um die Produktivität des Ge samtsystems zu steigern. Symbiose dient dazt knappe Rohstoffe, Energie und Transport fü alle kostenlos oder billig zu beschaffen (ode einzusparen); diese Möglichkeit wird um s größer, je vielfältiger der Verbund zusammen gesetzt ist. Derartige symbiotische Verband sind in allen (autonomen) Teilen negativ rück gekoppelt, was sie befähigt, synergetische El fekte gering zu halten, d. h. Risiken der Be Standsgefährdung zu vermeiden

Jene Formen der Interaktion, in denen (wi z. B. in den übernationalen Organisationer die Autonomie (Souveränität) der Beteiligte: eingebüßt wird, sind im Biologischen dem Pa rasitismus zugeordnet.

Der Symbiose vergleichbar und damit ökolc gisch verträglich sind mithin nicht die höchs instabilen, großräumigen, staatsähnlichen In tegrationsgebilde mit der Neigung zur Ballun und Entdiversifizierung; der Symbiose enl sprächen eher jene Formen der Kooperatioi die z. B. von den sogenannten „integralen Fc deralisten" in Europa zur transnationalen Zi sammenarbeit in räumlich und sachlich be nachbarten Lebensbereichen und Regione vorgeschlagen werden

In den vielfältigen Mustern organischer Inte aktion stecken, besonders unter energe sehen Gesichtspunkten betrachtet, eine Fül von Anregungen für die Gestaltung der inte nationalen Beziehungen. Demgemäß wäre z. die Höherentwicklung des international Systems zur Weltfriedensordnung zu seh« als ein globaler, aber vielgestaltiger Prozeß d Energieveredlung und Umstellung auf leber erhaltende Technologien, der den macht-ui gewalt(-energie-) erfüllten Bestrebungen ein erdumspannenden Herrschaft gänzlich ent gengesetzt ist.

Achter Grundsatz: Entwickelte Organism (die nicht mehr wachsen) regeln ihr Gleich! wicht (Homöostase) selbsttätig in negatin Rückkopplung. Sie passen sich den Ändert gen in der Außenwelt durch Selbststabilisierung an

Industriesysteme kranken dagegen an positiv rückgekoppelten, exponentiell wachsenden Energie-und Materialflüssen.

In diesem Gegeneinander von — grob gesprochen — negativ rückgekoppelter Biosphäre und positiv rückgekoppelter Soziosphäre sind Schäden an Natur und Gesellschaft entstanden, die nur durch die Angleichung der politischen Regulierung an die ökologische aufgehoben werden können.

Die Schwierigkeiten einer solchen Angleichung bestehen darin, daß ein gesellschaftliches Gleichgewicht, auf das sich die politische Regelung einstellen könnte, jeweils zu beschließen wäre, denn vorgegeben wie in organischen und ökologischen ist es in sozialen Systemen nicht. Die politische Willensbildung würde sich dadurch grundsätzlich verändern, da vor jeder Entscheidung über technische Eingriffe in die Natur die unterschiedlichen sozialen Interessen mit den Erfordernissen des gleichgewichtigen Naturhaushalts zum Ausgleich zu bringen wären.

In einer Reihe ökonomischer Schriften, einschließlich der Veröffentlichungen des „Club of Rome", werden die Bedingungen dieses Ausgleichs in einer stationären Wirtschaft dargestellt, die sich auf „endogenes Wachstum“ (Popper) beschränkt. K. Boulding und H.

Daly nehmen die Ideen zur „steady state eco-

nomy" wieder auf, die J. St. Mill als umweltfreundliche Alternative dem zerstörerischen Fortschritt schon vor über 100 Jahren gegenüberstellte Erst innerhalb eines auch ökonomisch gesicherten ökologischen Gleichgewichts (das er nur anders umschrieb), so vermutete Mill, würde jene Mäßigung wiederkehren, durch die nicht nur ein pflegliches Haushalten mit den begrenzten Gütern, sondern auch ein kultiviertes Leben für die Mehrzahl der Menschen möglich würde. In der Gleichgewichts-Wirtschaft realisiert sich, nach dieser Auffassung, der eigentliche Sinn der wirtschaftlichen Produktion: nicht allein in der Anhäufung von Konsumgütern, sondern vor allem in der Herstellung besserer menschlicher Verhältnisse (Marx).

Die Frage, wie sich ein derartiges System verwirklichen ließe, ist mindestens so wichtig wie die nach seiner inhaltlichen Ausgestaltung. Der Plan, eine sozialökologische Homöostase weltweit einzuführen (der dem Club of Rome vorzuschweben scheint), wäre nur mit gewaltsamen Konflikten zu realisieren, die gerade die Biosphäre unerträglich belasten würden. Hieran offenbart sich ein geläufiges Mißverständnis der zentralistischen Variante ökologischer Politik: Zwar ist es überlebenswichtig, soziale Ungerechtigkeit und Naturzerstörung gleichermaßen einzudämmen; der Erfolg hängt jedoch entscheidend ab von der Größe und Beschaffenheit der aufgewendeten Mittel, insbesondere der Energien. Sie sollten sich dem Ökosystem symbiotisch einfügen, anstatt auf seine Beherrschung ausgerichtet zu sein.

IV. Die Formen der Willensbildung — bioenergetisch reorganisiert

Wie lassen sich die bioenergetischen Prinzi-pien so in Handlungsanleitungen zur „Transformation unserer politischen Strukturen" umsetzen, daß diese „mit der Struktur unseres ökologischen Systems in Einklang" stehen? Die von G. Picht bereits 1973 aufgeworfene rage könnte praktisch nur in interdisziplinä-rer Zusammenarbeit zwischen Sozialwissenschäften, Ökologie und Politik untersucht werden; entsprechende Resultate stehen noch aus.

Einige der Schwierigkeiten, die bei der Über-setzung der natürlichen Regulative in Verhaltensgebote und politische Verfahren auftauchen, wurden bereits erwähnt. Das augenfälligste Hemmnis besteht darin, daß jegliche Neuausrichtung der Politik in den bestehenden Institutionen ansetzen muß, die ihrerseits aber, dem herrschenden Zivilisationsmodell entsprechend, nach Prinzipien arbeiten, die.den bioenergetischen meistens grundsätzlich widersprechen. So sind zum Beispiel flächen-staatliche Repräsentation und effiziente Mehrheitsentscheidungen geeignet, die groß-technologischen Produktions-und Verteilungsprozesse zu regulieren, ökologische Probleme im kooperativen Verhältnis zwischen Mensch, Gesellschaft und Natur dagegen sind nur in solchen politischen Formen zu lösen, in denen die Vielfalt der Lebenswelt kollektiv wahrgenommen werden kann. Voraussetzung dafür wären erheblich veränderte Prozesse der Problemverarbeitung. Wird nämlich die biotische Komplexität, wie bisher, verwaltungsmäßig auf ihre soziale Nutzenfunktion reduziert, dann verringern sich die Lebenschancen der Alten insgesamt. Das begrenzte Wahrnehmungsvermögen der einzelnen muß vielmehr in einer Art symbiotischer Kommunikation über die Bedingungen des ökologischen Gleichgewichts erweitert werden. Zu diesem Zwecke müßten die politischen Institutionen so eingerichtet werden, daß eine lebensnahe Wahrnehmung natürlicher und sozialer Vorgänge durch Partizipation für das politische Handeln konstitutiv wird. Die politischen Organe bedürfen dazu räumlicher Entscheidungsparameter. Da die bestehenden repräsentativen Institutionen gleichsam ortlos (u-topisch) konstruiert sind und grundsätzlich ohne Ansehen räumlicher Besonderheiten nach abstrakten, überall gültigen Normen entscheiden, sind sie mit den entsprechenden Verfahren schlecht geeignet, den sozialökologischen Ausgleich herbeizuführen. Ähnliche Einsichten scheinen auch den Vorüberlegungen zu einer Reform der Umweltpolitik zur „ökologischen Gesamtanalyse“, sowie dem „Aktionsprogramm Ökologie“ der Bundesregierung zugrunde zu liegen; wird der Umweltschutz völlig neubegründet auf die Prävention umgestellt, dann dürfte eine strukturelle Anpassung des politischen Vollzuges nicht zu vermeiden sein.

Zunächst wird damit begonnen, der räumlichen Vielfalt als Kategorie politischen Handelns Bedeutung zu geben. Damit ist ein erster Schritt zur Anerkennung des Grundprinzips der Ökologie getan, daß in jeder Gegend, an jedem Ort dieser Erde einmalige (geographische, klimatische, soziale u. a.) Verhältnisse gegeben sind. Die ökologischen Räume werden dementsprechend qualifiziert als jene unverwechselbaren und angestammten Orte, an denen Lebewesen (Menschen, Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen) „beheimatet“ sind. An diesen Orten sollen die Selbstreinigungskräfte der Umweltmedien (gemeint sind Luft, Wasser und Boden) sowie der Ausgleich des Naturhaushalts erforscht und den politischen Maßnahmen zugrunde gelegt werden

Der repräsentativen Gesetzgebung stellt sic bei dieser neuartigen Aufgabe und insbeson dere bei der Schließung der hier bestehende Regelungslücken „die nicht einfach zu beant wertende Frage, wie eine gesetzgeberisch!

Konzeption im einzelnen aussehen müßte, di die Materie für den Normadressaten in mög liehst übersichtlicher Form regelt, ihn nich übermäßig mit neuen Verpflichtungen bela stet, dem Schutzzweck aber gleichwohl genüg und im übrigen mit einem möglichst geringei Verwaltungsaufwand unter Vermeidung be hördlicher Doppelarbeit gut vollziehba ist“

Überschaubarkeit, Entlastung und effektive Risiko-Schutz durch unverzüglichen politi sehen Vollzug der Umweltpolitik — diese ir dem Zitat angesprochenen Ziele sind durd die übliche zentrale und abstrakte Detailrege lungen nicht zu erreichen. Die erforderliche lebensweltliche Orientierung gewinnt eine Politik mit derartig komplexen neuen Aufga ben nur „vor Ort", d. h. im räumlichen Kon text.

In diesem Zusammenhang wird neuerdings die Schaffung von „ausgeglichenen Funktionsräumen" diskutiert, durch die auch die gravierenden Strukturdefekte der bisherigen Regional-und Raumordnungspolitik überwunden werden sollen.

Das Ziel der herkömmlichen Regionalpolitik besteht — angeleitet vom Gleichheitsgrund satz — darin, den Lebensstandard z. B. durch Industrieentwicklung überall anzugleichen: abgesehen davon, daß sich die regionalen Unterschiede in der Bundesrepublik trotzdem eher vergrößern 70a), haben die zentral vergebenen Subventionen zu einem heillosen „run auf die Geldtöpfe sowie zum Hineinregieren der Geldgeber in die kleinsten Einzelfragen der Region oder der Gemeinde geführt. Zudem sind neue unübersichtliche Abhängigkeiten entstanden, die diese Politik ebenfalls in Frage stellen -

Dagegen ist die Konzeption der „Funktions räume" nicht ausschließlich politisch und ökonomisch, sondern auch ökologisch bestimmt Je nach der Beschaffenheit und Belastbarkeil der ökonomisch zu nutzenden Räume werden die menschlichen Tätigkeiten (Produzieren Konsumieren, Rekreieren) ausgewählt unc raumeigenen Ressourcen so zugeordnet, da. der Naturhaushalt im Gleichgewicht bleibt Die Grenzen der Belastbarkeit des Ökosystems sind räumlich verschieden und jeweils annäherungsweise zu ermitteln durch spezifische Stoff-, Energiebilanzen und Belastungskataster, in die örtliche Wärmelastpläne sowie Daten über Persistenz, Anreicherung und Abbaubarkeit von Schadstoffen eingehen.

Das Konzept einer ökologischen Entwicklungsplanung beruht auf der Annahme, daß Räume (Okotope) eine „natürliche Eignung“ für bestimmte soziale Tätigkeiten haben, die zweckmäßig durch eine „funktionsräumliche Arbeitsteilung" zu fördern wäre. Dadurch könnte sowohl ein Korrektiv zur industriegesellschaftlichen Spezialisierung entstehen als auch eine sozial und ökologisch gerechtere Verteilung von Gütern und Tätigkeiten eingeleitet werden.

Indem die räumliche Dimension dergestalt an politischer Bedeutung gewinnt, wird eine Neubewertung der demokratischen Gleichheits-und Gerechtigkeitspostulate notwendig. Nach der rechtsstaatlichen Verfahrensgerechtigkeit ist der Staat einerseits gehalten, gleiches Handeln, wo immer es stattfindet, gleich zu behandeln. Andererseits obliegt es ihm aber auch, die Bürger vor Benachteiligung zu schützen. Gerechtigkeit ist daher zu verstehen als Ausgleich zwischen formaler Gleichbehandlung und differenzierter Behandlung aufgrund der jeweiligen materiellen und individuellen Bedingungen. Nur durch diesen Ausgleich sind die Freiheitsrechte des einzelnen auf Vielfalt und auf Anderssein zu wahren.

Dominiert nun die Wertschätzung der Gleichheit, dann entstehen im Zuge der gleichförmigen industriellen Massenproduktion, die von natürlichen Unterschieden und Grenzen abstrahiert, Schäden und Einbußen an der organischen Vielfalt der Umwelt, die, sollten sie wiederum im Wege der Gleichbehandlung, d-h. durch Standardisierung von Umweltnor-

men, behoben werden, neue Ungerechtigkeiten zur Folge hätten. Was gerecht ist, kann sich folglich nur dort erweisen, wo die ökologischen Grenzen sozialer Aktivitäten erfaßt und er politischen Konsensusbildung zugrunde gelegt werden können.

Der Schluß liegt nahe, daß eine flächenstaatli-

6 zentrale Regulierung der umweltrelevan-ten politischen Probleme nicht möglich sein dürfte. Wächst die lebensräumliche Dimension der Politik in ihrer Bedeutung an — was zu erwarten ist —, dann wird die Neueinstellung der politischen Lenkungsformen unumgänglich. In den folgenden Überlegungen sind die verstreuten Vorstellungen über eine langfristige Entwicklung möglicher politischer Formen zusammengefaßt, die der Regulierung alternativer Produktions-und Lebensweisen dienlich sein könnten.

Das Grundgerüst der Organisation, in der der Einbau der Politik in das Naturgefüge vorbereitet werden könnte, ließe sich hauptsächlich auf drei Pfeiler stützen, die auch im bestehenden Verfassungsaufbau vorhanden sind, dort aber keine tragende Funktion haben: Dezentralisation, Koordination und Subsidiarität.

Wiederum lassen sich in diesem Rahmen nur kurze Andeutungen machen Die Dezentralisierung als Mittel ökologischer Politik wird in der Alternativliteratur ausführlich behandelt. Die Verlagerung der politischen Kompetenzen vor Ort soll gewährleisten, daß die ökologisch und sozial verträglichen Maße der Energieumsätze und technischen Eingriffe in die Natur in überschaubaren Bereichen erfahren und in politische Entscheidungen umgesetzt werden, damit Störungen im Gleichgewicht des Ökosystems entweder antizipiert oder aber unverzüglich beseitigt werden können.

Das Prinzip der Koordination wird heute in Verbindung mit der Regulierung in . kleinen Netzen'und . Dezentralen diskutiert. Durch die horizontale Verknüpfung gleichberechtigter Entscheidungsträger, d. h. Absprachen auf gleicher Gliederungsstufe, soll die Voraussetzung dafür geschaffen werden, daß die dezentralen Einheiten aufeinander abgestimmt, einander zugeordnet bzw. in den sozialökologischen Zusammenhang so eingefügt werden, daß ihre autonome Vielfalt nicht verlorengeht. Vorzustellen wäre eine horizontale Koordinierung komplementärer Bereiche in Recycling-Komplexen bzw. Unternehmen mit alternativen Techniken, Landkommunen, eigenverantwortlicher Sozialhilfe etc.

Eine Ersetzung der Subordination durch Koordination hätte allerdings nur dann Bestand, wenn die kleinen unteren Einheiten nicht innerhalb der vorerst fortbestehenden politischen Hierarchien und Pyramiden von oben wieder entmachtet würden. Eine solche Rückentwicklung ließe sich durch die Betonung der Subsidiarität als verfassungsmäßiges Regel-prinzip verhindern. Subsidiarität begründet die Kompetenz und das Widerstandsrecht der „kleinen Lebenskreise“ (v. Nell-Breuning) gegen dominierende übergeordnete Kollektive nach der Maxime, daß das, was der einzelne aus eigener Initiative und Kraft leisten kann, ihm nicht durch gesellschaftliche Organe entzogen werden soll. Die primäre Zuständigkeit wird also beim Menschen vermutet bzw. bei denjenigen sozialen Gemeinschaften, die die entsprechenden Fähigkeiten des einzelnen fördern, d. h. eine „befähigende Politik“ betreiben. Die übergeordneten Instanzen sind verpflichtet, ihnen eine subsidiäre „Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben, um ihre Eigenständigkeit auch finanziell abzusichern. Eigene politische Ziele haben die höheren Ebenen nicht, sie werden ihnen von unten vorgegeben.

Die Begünstigung der . kleineren Lebenskreise', der menschennahen Gruppen muß von diesen allerdings gewollt werden, wenn sie sich gegen die zentralstaatliche Bevormundung durchsetzen soll. Wo dieser Wille sich darin manifestiert, daß sich die kleinen Bereiche staatlichen Eingriffen widersetzen oder entziehen, da kann die Subsidiarität zur Regelung entsprechender dezentraler Tätigkeiten in Wirtschaft, Verwaltung, Kommunikation und Versorgung eingesetzt werden. Dabei könnten sozialrevolutionäre Impulse freigesetzt werden; bei transparentem Informationsfluß zwischen „unten" und „oben“ würde sich die herrschaftsstabilisierende Sozialstruktur in den politischen Entscheidungen auflösen. Eine derartige Entwicklung stünde allerdings in vollem Einklang mit allen Demokratisierungsprogrammen. Diese revolutionäre Wirkung wird andererseits durch den konservativen Einfluß des Subsidiaritätsprinzips gemäßigt: Alle Veränderungen im politischen Prozeß vollziehen sich so, daß der Pyramidenbau staatlicher Kompetenzen vorerst erhalten bleibt; er hat freilich statt herrschender nunmehr dienende, hauptsächlich koordinierende Funktionen im Hinblick auf die zuständigen Entscheidungsträger an der Basis.

Aus dieser groben Skizze ergeben sich einige Hinweise auf die möglichen Entwicklungen, die das Ensemble der drei Lenkungsprinzipiell bewirken könnte. In der politischen Form der funktionsräumlichen Entscheidungsorgane könnten sie jene Strukturdefekte, Kontrol. und Vollzugsdefizite der repräsentativen Institutionen kompensieren, durch die fortlaufend lebensgefährliche Risiken entstehen. Insofern dienen sie auch der Stabilisierung zwischen politischem System und Umwelt. Ihre optimale Funktionsfähigkeit entfalten die drei Regelmechanismen dann, wenn die technologischen und energetischen Bedingungen zentraler Herrschaft in sozialökologisch verantwortlicher Konsensusbildung aufgehoben werden können. Damit ist auch ein Hauptziel der Demokratie angesprochen, die, in diesem Zusammenhang auf ein naturgemäßes Fundament gestellt, neue Realisierungschancen erhält, nämlich als politische Form einer sozial-ökologischen Symbiose: Innerhalb des maßgebietenden und mäßigenden Gleichgewichts des Naturhaushalts reguliert sie die kooperativen und produktiven Beziehungen zwischen allen Lebewesen, durch die Güterfülle und allseitige Verträglichkeit gleichermaßen gefördert werden. Damit eröffnet sich eine utopische Perspektive, die gleichwohl als Möglichkeit des „Ausweichens“ vor der fatalen Wahl zwischen ökologischem Holocaust und totalitärem Überwachungsstaat in eine hoffnungsvollere Alternative von vielen Menschen auf der Welt begrüßt wird.

Fussnoten

Fußnoten

  1. F. X. Kaufmann, Sicherheit als soziologisches und sozialpolitisches Problem, Stuttgart 19732, S. 274.

  2. Kaufmann, a. a. O., S. 220.

  3. So ist heute nachzuweisen, daß unter den Tausenden von Dokumenten, die von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren in den ersten fünf Jahren der Entwicklung der Atomspaltung verfaßt wurden, nicht ein einziges Memorandum zu finden ist über mögliche oder denkbare Konsequenzen der Kera Spaltung für Natur und Gesellschaft; S. R Wear Scientists in Power, Cambridge 1979.

  4. H. Weidner, Von der Schadstoffbeseitigung zor Risikoverhinderung, Bericht zum Kongreß Deutschen Vereinigung für Politische Wisse schäft, Bonn 1977, S. 7.

  5. Kaufmann, a. a. O., S. 67. ... .

  6. Vgl.den durch menschliches Versagen bewir . falschen Kriegsalarm in den USA im Novem 1979.

  7. Vgl die amerikanische Rasmussen-Studie: Reactor Safety Study. An Assessment of Accident Risks in U.S. Commercial Nuclear Power Plants; WASH1400 NUREG 75/914), Oktober 1975, sowie „Die deutsche Risikostudie", Kurzfassung, Bonn, 8. August 1979

  8. Vgl. die amerikanischen und deutschen Risiko-studien, a. a. O. Wahrscheinlichkeitsberechnungen setzten eine sehr große Masse an Erfahrungsmaterial voraus, aus der eine Wahrscheinlichkeitsverteilung abgeleitet werden kann, sowie eine große Masse zukünftiger Ereignisse, auf die sich die zu fällende Entscheidung bezieht. Diese Voraussetzungen fehlen. In der deutschen Risikostudie ist die Gefahr der Kernschmelze bei 25 Kernkraftwerken so veranschlagt, daß alle 40 Jahre eine größere Katastrophe stattfindet. Bei den 1000 Reaktoren, die vermutlich Anfang des nächsten Jahrhunderts in der Welt vorhanden sein dürften, bedeutet das ein Reaktorunfall jedes Jahr. Der Unfall von Harrisburg hat allerdings gezeigt, daß völlig unabhängig von der Größe der errechneten Wahrscheinlichkeit der Unglücksfall eben schon morgen eintreten kann.

  9. Vgl. die Deutsche Risikostudie, a. a. O„ S. 41 ff.

  10. R. Spaemann, Technische Eingriffe in die Natur als Problem der politischen Ethik, in: Scheidewege, H. 4/1979, S. 492.

  11. So V. Hauff auf der Pressekonferenz, bei der die Deutsche Studie zur Sicherheit der KKW vorgestellt wurde, in: FA. Z. vom 15. 8. 1979.

  12. Spaemann, a. a. O., S. 484; „Zum Sachverhalt über die Vorfälle bei der Firma Stoltzenberg" (vom 7. 11. 1979) wird „ein Bürger und die Wirtschaft über Gebühr einengendes Kontrollsystem" als unerwünscht bezeichnet Daraus wird aber gefolgert, daß deshalb das Risiko von Lücken nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit „im Spannungsverhältnis von Freiheit und Reglementierung" bewertet werden müsse. Gegen solche Abwägung spricht Spaemann, a. a. O., S. 490.

  13. U. Klose, in: Stern Nr. 41/1979 und Frankfurt« Rundschau vom 13. 10. 1979.

  14. Hierzu B. Guggenberger und U. Kempf, Bürgerinitiativen und repräsentatives System, Opladen 1979 sowie Spaemann, a. a. O.

  15. U. Scheuner, Das Mehrheitsprinzip in der Demokratie Opladen 1973, S. 58.

  16. Zit. bei F. A. Hermens, Verfassungslehre, Frankfurt 1968. S. 199.

  17. Vgl. J Fishkin, Tyranny and Demoratic Theory, in P. Laslett & J. Fishkin, eds., Philosophy, Politics nd Society, 5th series, New Haven 1979.

  18. „Ein Zuviel an Sicherungseinrichtungen kann durchaus ein Hindernis für den sicheren Betrieb einer Anlage und ihrer Verfügbarkeit“ sein. So schrieb O. Kellermann, Geschäftsführer der Gesellschaft für Reaktorsicherheit, am 15. November 1978 an den früheren nordrhein-wdstfälischen Wirtschaftsminister Horst Ludwig Riemer.

  19. D. Hassenpflug, Umweltpolitik und technokratische Vernunft, in: Berliner Hefte, 9/1978, S. 73.

  20. D. W. Orr und St. Hill, Leviathan, the open Society, and the Crisis of Ecology, in: The Western Political Quarterly 31, 1978, S. 457 ff.

  21. J. Strasser, Die Zukunft der Demokratie, Reinbek 1977, S. 81.

  22. B. Blanke, Gesellschaftliche Ungleichheit und politische Gleichheit als Legitimationsproblein, in Vorgänge 2/1976, S. 112. W. Harich, Kommunismus ohne Wachstum? Reinbek 1975, S. 170.

  23. R. Dahrendorf, Lebenschancen, Frankfurt 1979 S. 173, sowie F. Hirsch, Social Limits to Growth, London 1977, S. 188.

  24. W. Hennis, Zur Begründung der Fragestellung, •

  25. W. Hennis, P. Graf Kielmansegg, U. Matz, Regier-) arkeit, Stuttgart 1977, S. 12.

  26. G.Picht, Ist Humanökologie möglich?, in: C. Ei-1979, 5g" Humanökologie und Frieden, Stuttgart CI ZB. Goldsmith, Schumacher, Commoner, Todd, 2z, eIBookchin, Journes, LesRoidbeerstsopno, lAitimqueersy duundmBoauhvreo. ment 2/1979, 42 *n: Revue francaise de Science Politique,

  27. H. C. Binswanger u. a.. Der NAWU-Report: Wege aus der Wohlstandsfalle, Frankfurt 1978.

  28. Journs, a.. a. O., S. 247.

  29. K. Friederichs, Vom Wesen der Ökologie, in: Sudhoffs Archiv 27 (1934), S. 277 ff.

  30. Vgl. zu diesem Abschnitt die ausführlichere Darstellung in: G. Zellentin mit G. Nonnenmacher, Abschied vom Leviathan, ökologische Aufklärung über politische Alternativen, Hamburg 1979, S. 94 ff.

  31. W. Ostwald, Der energetische Imperativ, Leipzig 1912

  32. zw. erwärmt. „Die Entropie strebt einem Ma-1 Zellentin, a. a. O„ S. 211, FN 29.

  33. C Bresch, Zwischenstufe Leben, München se’dizu den Vorbehalten gegen die Wärmetod-The-&, le'auf die Produktion industrieller Abwärme t% u 8Eenre, nizherle, Berechtigung hat.

  34. Die Lust am Untergang, in: Frankfur-n ette, 4, 1978, S. 2 ff., vgl. auch R. Arnheim, Entro-Oeradunnudng, Kunst. Ein Versuch über Unordnung und Köln 1979.

  35. A. Brecht, Politische Theorie, Tübingen 1961, S. 401.

  36. In den USA gibt es Versuche, einen verträglichen Energieumsatz nach den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten zu bestimmen; s. M. M. Gilliland (ed.), Energy Analysis, Tonbridge 1978.

  37. Spaemann, a. a. O„ S. 491.

  38. Gemeint ist hier die naturwissenschaftlich, insbesondere biologisch begründete Disziplin, wie sie von E. und H. T. Odum vertreten wird, nicht die Ku -turökologie als Teil der Gesellschaftswissenscha 'ten; vgl. auch das Stichwort Ecology in; International Encyclopedia of the Social Sciences, New Yor 1968.

  39. R. Schwendter, Levitationsübungen. Zur Reautopie einer befreiten Technik, in: Kursbueno S. 85.

  40. Odum, Fundamentals of Ecology, Philadelphia

  41. Bresch, a. a. O„ S. 276.

  42. Bresch, a. a. O., S. 279.

  43. Bresch, a. a. O„ S. 280.

  44. Vgl. hierzu A. Lovins, Alternative Energie, Reinbek 1978, D. Hayes, Alternative Energien, Hamburg 1979, und Ullrich, a. a. O.

  45. R. Miles, Awakening from the American Dream, New York 1967, S. 174f.

  46. E. Eppler, Ein Alternativszenarium zur Energie-politik, in: Die Neue Gesellschaft 26/1979, S. 796ff.

  47. E. Odum, a. a. O., S. 252.

  48. Odum, a-a-°-s-375.

  49. C.Amery, Natur als Politik, Reinbek 1976,

  50. sVgl. hierzu die erschreckenden Beispiele in E. J. letsdglass. Radioaktive „Niedrig-Strahlung“. Strah197g aden bei Kindern und Ungeborenen, Berlin

  51. Kaufmann, a. a. O„ S. 216.

  52. Hierzu ausführlich R. Bahro, Die Alternative, Frankfurt 1977, S. 512 ff.

  53. E. Odum, a. a. O„ S. 233.

  54. W. Wieser, Organismen, Strukturen, Maschinen, Frankfurt/M. 1959, S. 49.

  55. Siehe E. Odum, a. a. O„ S. 229.

  56. Vgl. zur energiesparenden Kampfform des Jiu-Jitsu: E. Vester, Das Überlebensprogramm, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 44/76 vom 30. 10. 1976.

  57. So z. B. Epigenese, Mitose und Symbiose bei A. Etzioni, Political Unification, New York 1965.

  58. E. Odum, a. a. O., S. 233.

  59. H. Brugmans/P. Duclos, Le fdralisme conti porain, Leiden 1963, S. 173.

  60. Wieser, a. a-°" S-53 ff.

  61. Daly (ed.), Towards a Steady-State Economy, ^Francisco 1973.

  62. J St. Mill, Principles of Political Economy, zit. bei e’i Aa. 0. S. 12f.

  63. Umweltschutz und Politik, MS zit. bei G. WPPers u. a., Umweltforschung — Die gesteuerte Ssenschaft, Frankfurt/M. 1978, S. 151.

  64. J. Kölble, Perspektiven der Gesetzgebung zum Schutz vor gefährlichen Umweltchemikalien, in: Zeitschrift für Umweltpolitik 1/1978, S. 29 ff.

  65. Darüber berichtet die F. A. Z. am 22. 11. 1979.

  66. Kölble a. a. O„ S. 61.

  67. Kölble a. a. O., S. 68. , 703) F. Naschold, Alternative Raumpolitik, Kron ”

  68. H.. Köser, Bürgerinitiativen in der Regi. onalpoli. tik, in: Guggenberger/Kempf. a. a. O., S. 283.

  69. U. Brösse, Ausgeglichene Funktionsräume oder nsräumliche „ l . 440 Arbeitsteilung durch Vorrang-Ek 1et 5 als Alternative Konzepte für Regionalpoli-litik 1n 1d/1-9m 78w, eSl. t 1p 6o. litik, in: Zeitschrift für Umweltpo-

  70. Ausführlicher in Zellentin, a. a. O., S. 148 ff.

  71. R. Herzog, Subsidiaritätsprinzip und Staatsverfassung in: Der Staat, 1963, S. 404.

  72. Die „Möglichkeit des Ausweichens", nämlich, da Recht auf freie Trennung" (vom herrschenden -ivi sationssystem) bezeichnete Bakunin als „das erste das wichtigste aller politischen Rechte“ (zit. bei diese Gurin, Anarchismus, Frankfurt 1977, S. 69); Gedanke wird — mit liberaler Zielsetzung — heut vertreten von G. Kirsch, Radikale Liberalität in ei ner geizigen Welt, in: Aus Politik und Zeitgeschic te, B 23/79 vom 9. 6. 1979.

Weitere Inhalte

Gerda Zellentin, geb. 1934, Diplom-Sozialwirt, Dr. disc. pol., o. Prof, für Politikwissenschaft an der Bergischen Universität — Gesamthochschule, Wuppertal; seit 1962 Veröffentlichungen zu politischen Fragen der westeuropäischen Integration, zur Theorie der internationalen und insbesondere der intersystemaren Beziehungen zwischen Ost und West sowie zum Verhältnis zwischen Politik und Ökologie. Neuere Werke u. a. (Hrsg.): Annäherung, Abgrenzung und friedlicher Wandel in Europa, Boppard 1976; Zur Rolle der Konferenzdiplomatie in den Ost-West-Beziehungen, in: J. Delbrück, N. Ropers, G. Zellentin (Hrsg.), Grünbuch zu den Folgewirkungen der KSZE, Köln 1977; Les missions permanentes auprs des organisations internationales, Brüssel 1976; mit G. Nonnenmacher: Abschied vom Leviathan — ökologische Aufklärung über politische Alternativen, Hamburg 1979-, Energie als Kategorie sozialökologischer Verantwortung, in: Universitas, Jan. 1980.