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Die Bildung der ersten Regierungskoalition 1949 Adenauers Entscheidungen von Frankfurt und Rhöndorf am 20. und 21. August 1949 | APuZ 34/1978 | bpb.de

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APuZ 34/1978 Artikel 1 Die Bildung der ersten Regierungskoalition 1949 Adenauers Entscheidungen von Frankfurt und Rhöndorf am 20. und 21. August 1949 Die deutsche Politik im Generalgouvernement Polen 1939-1945 Aus dem Diensttagebuch des Generalgouverneurs Hans Frank Politik, Mythos und Mentalität Französische und deutsche Jugendliteratur vor dein Ersten Weltkrieg

Die Bildung der ersten Regierungskoalition 1949 Adenauers Entscheidungen von Frankfurt und Rhöndorf am 20. und 21. August 1949

Rudolf Morsey

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Zusammenfassung

Zu den historischen Weichenstellungen der Zeitgeschichte gehört das Ergebnis des berühmt gewordenen Treffens von Politikern der CDU und CSU am 21. August 1949 im Hause Adenauers in Rhöndorf. Dieses informelle, aber politisch gewichtige Gremium sprach sich im Sinne Adenauers dafür aus, als Folge des Ausgangs der ersten Bundestagswahl keine Große Koalition zu bilden, sondern die Zusammenarbeit der Union mit der FDP aus dem Wirtschaftsrat der Bizone in Frankfurt fortzusetzen und Heuss, Adenauer und Erhard als Kandidaten für die wichtigsten Staats-und Regierungsämter zu nominieren. Uber die Vorgeschichte, die Teilnehmer sowie die Modalitäten dieser Konferenz werden neue Details mitgeteilt. Dazu gehört auch die Feststellung, daß nicht der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Altmeier besonders hartnäckig zugunsten einer Großen Koalition eingetreten ist, sondern die CDU-Politiker Gereke, Hilpert und Gebhard Müller. Wichtiger ist der Nachweis, daß Adenauer die Rhöndorfer Weichenstellung bereits am Vortag in Frankfurt bei einem Treffen mit dem bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Hans Ehard sowie einigen anderen bayerischen Politikern, darunter Ludwig Erhard, in die Wege geleitet hat. Bei dieser Gelegenheit ist eine Reihe von Namen als Kandidaten für Ministerämter und Staatssekretärsposten erörtert worden. Adenauer war bereit, für das Zustandekommen einer Regierungskoalition unter seiner Führung der CSU erhebliche Zugeständnisse zu machen. Daß diese Konzessionen schließlich noch das in Frankfurt verabredete Maß überschritten, ging auf das Konto des nordrhein-westfälischen CDU-Ministerpräsidenten. Nach der Wahl Arnolds zum ersten Präsidenten des Bundesrats — wofür Ehard vorgesehen war — sah sich Adenauer gezwungen, den CSU-Anteil in der ersten Bundesregierung erheblich zu verstärken.

I.

Zu den historischen Weichenstellungen unserer jüngsten Geschichte gehört das Ergebnis des berühmt gewordenen Treffens von Unionspolitikern im Hause Adenauers in Rhöndorf am 21. August 1949. Dabei wurde von einem zwar formal nicht „zuständigen", aber infolge seiner Zusammensetzung politisch gewichtigen Gremium eine bis dahin offene und strittige Frage entschieden: die erste Bundesregierung auf der Grundlage einer Koalition ohne Beteiligung der Sozialdemokratie zu bilden. Der Ausgang der Bundestagswahl vom 14. August 1949 hatte der CDU/CSU einen Stimmenvorsprung (31, 0 v. H.der abgegebenen gültigen Stimmen, 139 Mandate) vor der SPD (29, 2 v. H., 131 Mandate) erbracht und damit der Union den Führungsanspruch für die Regierungsbildung verschafft.

Angesichts des Wählerentscheids war es der CDU/CSU möglich, eine bereits vor dem 14. August vielfach prognostizierte Parlamentsmehrheit unter Einschluß der FDP (11, 9 v. H. Stimmen, 52 Mandate) und der Deutschen Partei (4, 0 v. H., 17 Mandate) zu bilden. Eine solche Koalition, die im Frankfurter Wirtschaftsrat seit 1947 bestand, konnte sich auf 208 der insgesamt 402 Abgeordneten des Bundestags stützen; sie wurde jedoch innerhalb der CDU keineswegs einhellig angestrebt.

Um eine Weichenstellung in seinem Sinne — zugunsten einer Koalitionsbildung ohne die Sozialdemokratie — herbeizuführen, lud Adenauer als Vorsitzender der CDU der britischen Zone 25 führende Politiker der CDU und CSU für den 21. August 1949 nach Rhöndorf ein. Das Ergebnis ihrer Beratungen war der Beschluß, eine Koalition mit FDP und DP zu bilden und Kandidaten für die v. H., 131 Mandate) erbracht und damit der Union den Führungsanspruch für die Regierungsbildung verschafft.

Angesichts des Wählerentscheids war es der CDU/CSU möglich, eine bereits vor dem 14. August vielfach prognostizierte Parlamentsmehrheit unter Einschluß der FDP (11, 9 v. H. Stimmen, 52 Mandate) und der Deutschen Partei (4, 0 v. H., 17 Mandate) zu bilden. Eine solche Koalition, die im Frankfurter Wirtschaftsrat seit 1947 bestand, konnte sich auf 208 der insgesamt 402 Abgeordneten des Bundestags stützen; sie wurde jedoch innerhalb der CDU keineswegs einhellig angestrebt.

Um eine Weichenstellung in seinem Sinne — zugunsten einer Koalitionsbildung ohne die Sozialdemokratie — herbeizuführen, lud Adenauer als Vorsitzender der CDU der britischen Zone 25 führende Politiker der CDU und CSU für den 21. August 1949 nach Rhöndorf ein. Das Ergebnis ihrer Beratungen war der Beschluß, eine Koalition mit FDP und DP zu bilden und Kandidaten für die wichtigsten Staats-und Regierungsämter zu benennen 1). Die CDU-Fraktion des Landtags von Nordrhein-Westfalen, deren Vorsitzender Adenauer war, bestätigte dieses Ergebnis am folgenden Tage 2), die CDU/CSU-Mitglieder des Überleitungsausschusses — gebildet aus Vertretern des inzwischen aufgelösten Parlamentarischen Rats und der Ministerpräsidenten-konferenz — in einer Sitzung am 26. August in Koblenz Im gleichen Sinne entschieden dann die CDU-und CSU-Abgeordneten des ersten Bundestags, die sich am 1. September 1949 in Bonn in einer Fraktion zusammen-schlossen. Damit begann die „Ära Adenauer".

II.

Die Bedeutung des sonntäglichen „Rhöndorfer Kaffeekränzchens" ist in der Literatur oft erwähnt und in der Forschung unstrittig. Zuletzt hat sie Klaus Gotto in folgendem Urteil zusammengefaßt: „Die Frage nach der richtigen Koalition für die zu bildende Bundesregierung ist so alt wie die Bundesrepublik selber. 1949 wurde darüber heftig gestritten; die Entscheidung fiel auf der berühmten Rhöndorfer Konferenz vom 21. August 1949." Deren Beurteilung erfolgte jahrelang mehr oder weniger ausschließlich auf Grund von Hinweisen eines einzigen Teilnehmers, des Kölner Bankiers Robert Pferdmenges Auch Adenauer stützte sich bei der Niederschrift seiner Erinnerungen, in denen er dem Ausgang des Rhöndorfer Treffens einen hohen politischen Stellenwert zuwies, fast ausschließlich auf die Version von Pferdmenges da seine eigenen Unterlagen offensichtlich keine Aufzeichnungen über die Beratungen enthielten Erst später sind von anderen Teilnehmern des Rhöndorfer Treffens ergänzende, teilweise er-heblich korrigierende Hinweise über den Verlauf der Gespräche bekanntgeworden

Es wäre reizvoll, Vorgeschichte und Ablauf der sonntäglichen Zusammenkunft von Rhöndorf weiter aufzuhellen, zumal bisher nicht einmal genau bekannt ist, wer daran teilgenommen. hat geschweige denn, wie die einzelnen Unionspolitiker argumentiert haben. Das gilt auch für deren nachträgliche Reaktionen. So waren z. B.der hessische CDU-Vorsitzende Werner Hilpert und.der Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern Geb-hard Müller verärgert über die Art und Weise, in der Adenauer das Ergebnis der vertraulichen Beratungen in einer Pressekonferenz am 23. August verwertet hatte

Eine entsprechende Detailuntersuchung soll jedoch an dieser Stelle nicht erfolgen, allerdings eine Reihe punktueller Ergänzungen vorgenommen werden. Dazu gehört die Korrektur der Pferdmenges-Adenauer-Version über das Verhalten des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten und CDU-Landesvorsitzenden Peter Altmeier der keineswegs als hartnäckigster Vorkämpfer für eine Große Koalition aufgetreten ist Noch zu klären bleibt auch, wie lange die Beratungen, deren Beginn auf 13. 00 Uhr angesetzt war, gedauert haben *

Mir geht es um den Nachweis, daß Adenauer die Rhöndorfer Weichenstellung schon vor der Zusammenkunft in seinem Hause — auf die die Presse erstmals am 17. August hinwies — so vorbereitet hatte, daß das Zustandekommen des von ihm erstrebten Ergebnisses nicht mehr ernsthaft gefährdet war. Das galt sowohl für die Einigung zugunsten einer Koalitionsbildung ohne die SPD wie für die Nominierung von Kandidaten zur Besetzung der wichtigsten Staats-und Regierungsämter: Theodor Heuss (FDP) als Bundespräsident, Adenauer (CDU) als Bundeskanzler, Ludwig Erhard (parteilos) als Bundeswirtschaftsminister

Diese Konstellation — ergänzt um weitere Namen, darunter den des hessischen CDU-Politi- kers Erich Köhler (Präsident des Wirtschaftsrats in Frankfurt) als Kandidat für das Amt des Bundestagspräsidenten — war in der Presse bereits vor dem Wahltag erörtert worden; sie wurde seit dem 15. August verstärkt als wahrscheinlichste Lösung der Besetzung der Spitzenpositionen genannt. Insofern bildete der Ausgang der Rhöndorfer Beratungen für die Zeitgenossen keinerlei Sensation. Adenauer und Heuss waren zudem bereits während der Beratungen des Parlamentarischen Rates wiederholt als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten genannt worden.

Die Vorentscheidung Adenauers bezog sich auf die Zustimmung der CSU-Führung zu der ihm vorschwebenden Koalitionsbildung und Ämterbesetzung. Sie erfolgte am 20. August 1949 bei einem Treffen mit dem Vorsitzenden der CSU, dem bayerischen Ministerpräsidenten Hans Ehard, in Frankfurt. Darüber haben zwar einige Zeitungen zwei Tage später kurz und inhaltslos berichtet — teilweise auch die Namen weiterer Gesprächsteilnehmer genannt —, das Ergebnis dieses Treffens jedoch nicht mit dem der Rhöndorfer Beratungen verknüpft. In der Literatur ist Adenauers Reise nach Frankfurt bisher, wenn überhaupt, nur beiläufig registriert aber ebenfalls in seiner Bedeutung nicht erkannt worden

III.

An dem Gespräch in Frankfurt, im Hause der bayerischen Vertretung beim Länderrat des Vereinigten Wirtschaftsgebiets, haben auf seifen Ehards weitere bayerische Politiker teilge. nommen: der Leiter der Bayerischen Staats-kanzlei, Staatsminister Anton Pfeiffer und dessen Vertreter Karl Schwend sowie zeitweise der Direktor der Verwaltung für Wirtschaft des Vereinigten Wirtschaftsgebiets, Ludwig Erhard, und der stellvertretende Direktor der Verwaltung für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, der frühere bayerische Staatsrat Wilhelm Niklas. Anwesend war ferner der bayerische Ministerialrat in der Direktorialkanzlei der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebiets, Johannes von Elmenau.

Es hat den Anschein, als ob alle Teilnehmer dieses Frankfurter Gesprächs entweder dessen Bedeutung vergessen haben oder aber verschwiegen wissen wollten. Auch Adenauer ist weder in seinen „Erinnerungen" noch, soweit bisher bekannt, bei einer anderen Gelegenheit auf seine Vereinbarungen vom 20. August 1949 mit dem Vorsitzenden der CSU eingegangen. Dabei war die Initiative zu diesem Treffen von ihm ausgegangen, nachdem Erhard die (offensichtlich telefonisch ausgesprochene) Einladung des CDU-Vorsitzenden zur Teilnahme an den Beratungen am 21. August in Rhöndorf wegen einer für das gleiche Wochenende geplanten Zusammenkunft des „Ellwanger Kreises" abgesagt hatte Angesichts unterschiedlicher Ansichten über die Art der Koalitionsbildung innerhalb der CDU, aber auch der stark zerstrittenen CSU — in der Josef Müller als Verfechter einer Zusammenarbeit mit der SPD galt — lag Adenauer daran, die Zustimmung der CSU-Spitze zur Weiterführung der Fraktionsgemeinschaft des Wirtschaftsrats zu erhalten. Auf Grund der ihn vollauf zufriedenstellenden Abspra-chen von Frankfurt konnte der CDU-Politiker mit Zuversicht der Rhöndorfer Zusammenkunft am folgenden Tage entgegensehen; er kannte bereits die Vorstellungen der CSU-Spitze über die personelle Besetzung der wichtigsten Staats-und Regierungsämter.

IV.

In der ihm eigenen realistischen Einschätzung der Kräfte hatte Adenauer mit einem Sieg der Unionsparteien gerechnet und am 13. August 1949, einen Tag vor der ersten Bundestagswahl, in einem als persönlich und vertraulich gekennzeichneten Schreiben an Ehard seiner Freude darüber Ausdruck gegeben, daß „wir am Samstag, dem 20. (August] Gelegenheit haben, uns über die schwebenden Fragen auszutauschen". Adenauer hatte hinzugefügt, daß „natürlich" alle Entschlüsse vom Ausgang der Wahl abhängen würden: „Aber es spricht eine große Wahrscheinlichkeit dafür — wenigstens von hier aus betrachtet —, daß die CDU/CSU die Führung der deutschen Politik übernehmen muß."

In diesem Schreiben Adenauers war ferner darauf verwiesen, daß „schon jetzt Verhandlungsfühler anderer Parteien" an ihn gelangten und er sich solchen Fühlungnahmen gegenüber auf die Dauer nicht „so völlig ablehnend" verhalten könne wie bisher Adenauer hatte jedoch versichert, daß er sich in ein „Gespräch irgendwelcher Art" nicht einlassen werde, „bevor mit den führenden Leuten der CDU/CSU aus allen drei Zonen die Sachlage besprochen" worden sei, und den bayerischen Ministerpräsidenten daran erinnert, daß eine solche Besprechung („wie Sie wissen") am 21. August stattfinden solle; er habe diesen „äußersten Termin" eigens deswegen in Aussicht genommen, weil sich Ehard nicht vor dem 20. August mit ihm treffen könne. Damit steht fest, daß Termin und Ort der Zusammenkunft führender Unionspolitiker zur Diskussion des Wahlergebnisses bereits vor dem Wahltag mit Ehard vereinbart worden sind — vermutlich auch mit anderen Teilnehmern. (Einige sind allerdings erst am 17., einer ist noch am 19. August eingeladen worden.)

Das Gespräch mit Ehard hielt der CDU-Politiker für so wichtig, daß er den bayerischen Ministerpräsidenten am 13. August gebeten hatte, das für den 20. und 21. August vorgesehene Treffen des „Ellwanger Kreises" um einige Tage zu verschieben: „Ich meine, die besonderen Angelegenheiten der süddeutschen Länder, die Sie in Ellwangen besprechen wollen, vertragen vielleicht doch noch einen kurzen Aufschub." (Die Tagung, an der Ehard teilnahm, fand am 19. /20. August statt.)

In den ersten drei Tagen nach der Bundestagswahl kommentierte Adenauer deren Ausgang als eindeutigen Sieg der von den Unionsparteien getragenen Wirtschaftspolitik und zog daraus die Folgerung, daß diese — mit dem Namen von Ludwig Erhard verknüpfte und gegen die erbitterte Opposition der SPD im Frankfurter Wirtschaftsrat durchgesetzte — Politik von der ersten Bundesregierung weitergeführt werden müsse Adenauer vermied es jedoch sorgfältig, über diese allgemein gehaltene und nicht auf eine bestimmte Koalition bezogene Aussage hinauszugehen. Allerdings erreichte er mit seiner Forderung auf Besetzung des Wirtschaftsministeriums durch einen Unionspolitiker die von ihm damit angestrebte Distanzierung von der SPD.

Dennoch wurden CDU-Politiker, die mit Kommentaren gegen die Bildung einer Großen Koalition vorpreschten, von ihm entweder telefonisch. getadelt oder aber mußten sich — wie L. Erhard, mit dem Adenauer am 19. Au-26 gust zu zwei Gesprächen in Bonn zusammentraf — vor der Presse sogar korrigieren

Aus dieser taktischen Zurückhaltung erklärt sich auch Adenauers Verhalten nach zwei Gesprächen mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Karl Arnold, einem Verfechter der Großen Koalition, am 18. August. So bestätigte der CDU-Vorsitzende ausdrücklich ein Kommunique über dieses Treffen, wonach in der Beurteilung über die gesamte innen-und außenpolitische Lage „volle Übereinstimmung" geherrscht habe Die Tatsache, daß sich die FDP-Führung zu diesem Zeitpunkt bereits eindeutig gegen eine Koalition mit der SPD ausgesprochen hatte konnte Adenauer ebenso recht sein wie Pressespekulationen über die bevorstehende Rhöndorfer Konferenz

Zu diesem Zeitpunkt waren die Einladungen zu einer „Aussprache führender Persönlichkeiten der CDU/CSU" am 21. August von Adenauer teilweise bereits hinausgegangen und von den Adressaten bestätigt worden teilweise gingen sie noch telegrafisch — die letzte am 19. August an Finanzminister Kaufmann in Stuttgart — mit der Bitte um telegrafische Antwort hinaus. Die Absendefolge läßt erkennen, in welcher Weise der Kreis der Teilnehmer erweitert worden ist, nachdem einige der zunächst Eingeladenen abgesagt bzw. (wie Ehard) einen Vertreter benannt hatten.

Zu den eingeladenen Unionspolitikern gehörten — was bisher nicht genügend beachtet worden ist — sämtliche Landesvorsitzenden der CDU in den drei westlichen Besatzungszonen und in Berlin: Peter Altmeier (Rheinland-Pfalz; zugleich Ministerpräsident), Günter Gereke (Ernährungsminister und stellvertretender Ministerpräsident in Niedersachsen), Anton Dichtei (Südbaden), Johannes Gronowski (Westfalen-Lippe), Fridolin Heurich (Nordbaden), Werner Hilpert (Hessen, dort Finanzminister, MdB), Jakob Kaiser (Vertreter der CDU der Ostzone, MdB), Gebhard Müller (Süd-Württemberg, zugleich Staatspräsident), Hugo Schamberg (Hamburg, MdB), Walther Schreiber (Berlin), Carl Schröter (Schleswig-Holstein) und Wilhelm Simpfendörfer (Nord-Württemberg, MdB).

Hinzu kamen prominente Mitglieder der Frankfurter Zweizonenverwaltung und der CDU-Fraktion des Wirtschaftsrats, die in den Bundestag gewählt worden waren: Ludwig Erhard (Direktor der Verwaltung für Wirtschaft), Friedrich Holzapfel (Vorsitzender der Unionsfraktion, gleichzeitig Adenauers Stellvertreter im Vorsitz der CDU der britischen Zone), Erich Köhler (Präsident des Wirtschaftsrats und Mitglied des Vorstands der hessischen CDU) und Hermann Pünder (Oberdirektor der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebiets). Diesen Adressatenkreis — aus dessen Reihen Ehard, Heurich und Holzapfel eine Absage nach Rhöndorf übermittelten während Schreiber offensichtlich zunächst zugesagt hatte, dann jedoch nicht teilnehmen konnte — ergänzte Adenauer um weitere CDU-Politiker aus den drei Zonen, deren Funktion nicht vergleichbar klar erkennbar ist, zumal nur einige von ihnen in den Bundestag gewählt worden waren: Adolf Cillien (Hannover, MdB, Vorsitzender der CDU-Fraktion im niedersächsi-schen Landtag), Willi Koch (Kiel), Albert Finck (Neustadt/Weinstraße), Edmund Kaufmann (Finanzminister in Stuttgart), Theodor Blank (MdB, Dortmund; auch Mitglied des Wirtschaftsrats) und den Kölner Bankier Robert Pferdmenges (ebenfalls Mitglied des Wirtschaftsrats)

Von Politikern der CSU waren eingeladen bzw. anwesend der bayerische Staatsminister Anton Pfeiffer (als Vertreter von Ehard) Generalsekretär Franz Josef Strauß (Mitglied des Frankfurter Wirtschaftsrats, MdB) und der stellvertretende Landesvorsitzende und Präsident des Bayerischen Landtags, Michael Hor-lacher (MdB, dieser kam allerdings mit Verspätung, so daß er Verlauf wie Ergebnis der Diskussionen nicht mehr beeinflußte).

Schließlich nahmen an dem Treffen noch drei Vertrauensleute Adenauers aus der Spitze der CDU-Organisation teil: Alois Zimmer, Regierungspräsident von Montabaur und MdL von Rheinland-Pfalz, der als Wahlkampfleiter fungiert hatte, der Generalsekretär der CDU in der britischen Zone, Josef Löns, und dessen Vorgänger (bis Herbst 1948) Herbert Blanken-horn, Referent Adenauers im Parlamentarischen Rat und sein wichtigster Mitarbeiter auch in den folgenden Monaten. Ob weitere Politiker — wie in Presseberichten erwähnt — anwesend waren, läßt sich bisher noch nicht klären Auch ist keine protokollähnliche Aufzeichnung von einem der Teilnehmer bekannt.

V.

Am 19. und 20. August beriet der „Ellwanger Kreis“ die politische Lage, ohne jedoch Beschlüsse zu fassen. Die Entscheidung über eine Koalitionsbildung sollte der Unionsfraktion des Bundestags überlassen bleiben. Diese Art politischer Enthaltsamkeit kam den Intentionen Adenauers entgegen und erleichterte es ihm, sich mit dem CSU-Vorsitzenden Ehard am 20. August zu verständigen;

über Verlauf und Ergebnis des in der Presse angekündigten Gesprächs am Samstagnachmittag im Hause der bayerischen Landesvertretung in Frankfurt besitzen wir einen ausführlichen, bisher unbekannten Bericht, der vom folgenden Tage datiert ist. Dessen Verfasser, Johannes von Elmenau, war in doppelter Funktion in Frankfurt tätig: einmal als Ministerialrat (und Vertreter des Leiters) in der Direktorialkanzlei der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebiets, gleichzeitig aber auch als kommissarischer Bevollmächtigter Bayerns beim Länderrat des Vereinigten Wirtschaftsgebiets, nachdem der Leiter der bayerischen Vertretung, Gebhard Seelos, zur Bayernpartei übergewechselt und in den Bundestag gewählt worden war. Elmenau oblag zudem die Bewirtschaftung des Gebäudes der bayerischen Vertretung

Sein „streng vertraulicher" Bericht vom 21. August 1949 an die Bayerische Staatskanzlei, z. Hd. von Ministerialrat Fritz Baer wird seiner Bedeutung wegen im Wortlaut abgedruckt Einen Durchschlag übermittelte von Elmenau am gleichen Tage seinem Dienstvorgesetzten Ministerialdirektor Carl Krautwig Dieses Exemplar ist von Krautwig und von Oberdirektor Hermann Pünder am 24. August abgezeichnet worden. Pünder war zum Wochenende zu seiner Familie nach Köln gefahren (offensichtlich auch Krautwig) und hatte an der Rhöndorfer Konferenz am 21. August teilgenommen. Auch wenn ihm der Bericht über den Verlauf des Gesprächs zwischen Adenauer undEhard erst nachträglich bekannt-geworden ist, so entsprach dessen Ergebnis in den Kernpunkten seinen eigenen Überlegungen

Der Bericht von Elmenaus vom Sonntag, dem 21. August 1949, aus Frankfurt lautet folgendermaßen: „Betr.: Regierungsbildung und Personalfragen. In der gestrigen Besprechung zwischen dem Herrn Bayerischen Ministerpräsidenten Ehard und Präsident Dr. Adenauer (unter Anwesenheit von Minister Pfeiffer und Min. Rat Schwend sowie zeitweise von Prof. Erhard und Staatsrat Niklas) wurde über folgendes Einverständnis erzielt:

Eine Koalition mit der SPD wird nicht ernstlich in Erwägung gezogen Es wird versucht werden, eine Koalition nur mit der FDP einzugehen. Bundeskanzler soll Dr. Adenauer werden, der an sich Herrn Ministerpräsident Ehard als den geeignetsten Kanzler bezeichnete, jedoch Bedenken gegen dessen Wahl zum Ausdruck brachte, da Ministerpräsident Ehard gegen das Grundgesetz gestimmt hat Von bayerischer Seite wurde diesem Bedenken nicht widersprochen.

Als Bundespräsident wurde Dr. Heuss in Aussicht genommen, als Präsident des Bundestages Dr. Köhler

Uber die Besetzung des Bundeswirtschaftsministeriums mit Prof. Dr. Erhard bestand Einverständnis. Von bayerischer Seite wurde Anspruch auf das Bundesfinanzministerium erhoben und hierfür Dr. Ringelmann vorgeschlagen. Eine Kandidatur Minister Blüchers für das Bundesfinanzministerium wurde von bayerischer Seite als nicht tragbar bezeichnet. Die Kandida-tur Höpker-Aschoffs für das Bundesfinanzministerium erscheint von Seiten der FDP nicht mehr vertreten zu werden

Im Laufe der Besprechungen ergab sich Folgendes: Für den Fall, daß ein süddeutscher Bundesfinanzminister aus Kreisen der CDU/CSU — als welcher neben Dr. Ringelmann auch Dir. Hartmann und Dr. Hilpert genannt wurden_ gegen die FDP nicht durchzusetzen sein sollte, würde von süddeutscher Seite erwogen werden, eine Kandidatur Dr. Wellhausens für das Bundesfinanzministerium hinzunehmen. Die FDP scheint Dr. Wellhausen unter allen Umständen als Minister präsentieren zu wollen. Sollte er als Finanzminister nicht in Frage kommen, würde die FDP ihn wohl als Verkehrsminister präsentieren. Mit letzterer Lösung wäre man von bayerischer Seite einverstanden unter der Voraussetzung, daß als Staatssekretär Ministerialdirigent Brunner fungieren würde.

Für das Landwirtschaftsministerium wurde von bayerischer Seite Dr. Niklas genannt. Der Vorschlag fand grundsätzlich das Interesse Dr. Adenauers. Von bayerischer Seite wurde jedoch betont, daß Dr. Niklas als Fachminister gewertet würde, nicht als Vertreter der CSU im Bundeskabinett. Daneben scheint die Kandidatur Dr. Schlanges noch immer erwogen zu werden. Eine Kandidatur Minister Lübkes als Bundeslandwirtschaftsminister wurde von bayerischer Seite unbedingt abgelehnt. Dr. Adenauer scheint dieser Stellungnahme beizupflichten.

Im Falle einer Besetzung des Innenministeriums durch Dr. Lehr oder ein anderes Mitglied der norddeutschen CDU wurde von bayerischer Seite die Besetzung des Staatssekretär-oder Ministerialdirektor-Postens durch Ritter von Lex gefordert.

Für das Bundesarbeitsministerium benannte Dr. Adenauer zuerst Herrn Storch gegen den erhebliche Bedenken vorgebracht wurden. Sodann wurde die Kandidatur Herrn Blanks (Abgeordneter des Wirtschaftsrats, Christlicher Gewerkschaftler) in unverbindliche Aussicht genommen. Ich versuchte geltend zu machen, daß im Bundesarbeitsministerium unbedingt ein Vertreter der klassischen Schule der Sozialversicherung nach Art von Dr. Grieser Dr. Eckert oder Min. Rat Sauerborn an maßgeblicher Stelle eingesetzt werden müsse.

Es soll versucht werden, Minister Blücher die Vizekanzlerschaft anzubieten und ihm das Ministerium für Wiederaufbaufragen zu übertragen. Jakob Kaiser soll Minister für die Ostgebiete und für Flüchtlingsfragen werden. Zu meiner Überraschung sprach sich Herr Dr. Adenauer gegen ein Bundesministerium für zwischenstaatliche Angelegenheiten aus und befürwortete die Errichtung eines Staatssekretariats für diesen Aufgabenbereich unter dem Bundeskanzler. Als Staatssekretär hierfür wurde Herr Oberdirektor Dr. Pünder vorgeschlagen

Ein weiterer Staatssekretär soll in der Bundes-kanzlei vorgesehen werden. Seine Besetzung mit einem Angehörigen der FDP scheint von Dr. Adenauer ursprünglich beabsichtigt gewesen zu sein; von bayerischer Seite wurden hiergegen Bedenken erhoben unter Hinweis auf die ungünstigen Erfahrungen mit politisch anders orientierten Staatssekretären gelegentlich der früheren bayerischen Koalition Dr. Adenauer schien sich diesen Bedenken anzuschließen.

Von bayerischer Seite wurde zum Ausdrude gebracht, daß Ministerpräsident Ehard Mitglied des Bundesrates werden würde, ebenso Minister Pfeiffer und drei weitere bayerische Ressortminister. Von bayerischer Seite würde in diesem Falle Wert darauf gelegt werden, daß Ministerpräsident Ehard den Posten des Präsidenten des Bundesrates übernimmt Dr. Adenauer war damit einverstanden.

Es bestand Einverständnis darüber, daß die Entscheidung über die vorgenannten Vorschläge von den Fraktionen der CDU/CSU in Bonn zu treffen ist. An den heutigen Besprechungen bei Dr. Adenauer in Rhöndorf nehmen u. a. Prof. Erhard, Minister Pfeiffer und Präsident Horlacher teil. Um den 31. ds Mts. soll die erste Sitzung der neugewählten CDU-Fraktion des Bundestages in Godesberg stattfinden."

V.

Allem Anschein nach haben bei den Rhöndorfer Beratungen am folgenden Tage weder Adenauer noch Erhard noch Pfeiffer mit dem Ergebnis des Frankfurter Treffens argumentiert, bei dem sich Adenauer und Hans Ehard „gut verstanden" hatten Ob der Hausherr und Versammlungsleiter seinerseits vom posi. tiven Ausgang des voraufgegangenen „Spitzengesprächs" einige Unionspolitiker vertraulich unterrichtet hat, ist nicht nachweisbar CSU-Generalsekretär Strauß jedenfalls ge. hörte seiner eigenen Auskunft nach nicht dazu. Allerdings kannte er die Intentionen Ehards in bezug auf eine Koalitionsbildung ohne SPD, die er dezidiert vertreten hat Strauß’ Kommentar über die Rhöndorfer Besprechungen, die CSU sei mit Adenauer „unter betonter Wahrung der bayerischen Interessen" einig geworden schließt indirekt die voraufgegangene Verständigung des Hausherrn mit Ehard ein. In Rhöndorf hat Adenauer die Argumentation des jungen CSU. Generalsekretärs — von der er seit dem Vortag wußte, daß sie der Linie Ehards und Pfeiffers entsprach — geschickt aufgegriffen und durch Hinweis auf die andernfalls drohende Gefahr einer Spaltung der Union entsprechend verstärkt.

In Kenntnis der Frankfurter Vorabverständigung lassen sich drei neue Teilergebnisse zur Vorgeschichte der ersten Regierungsbildung von 1949 formulieren:

1. Spätere Äußerungen Adenauers, aber auch Strauß', soweit sie dem Einsatz des CSU-Sprechers ausschlaggebende Bedeutung für den Ausgang der Rhöndorfer Beratungen im Sinne einer Koalitionsbildung ohne die Sozialdemokratie zugemessen haben, müssen modifiziert werden

— 2 Adenauer hat mit der CSU-Spitze bereits vor dem Treffen vom 21. August 1949 nicht nur die personelle Besetzung der Schlüsselstellungen — Bundespräsident, Bundestags-präsident, Bundeskanzler und Bundeswirtschaftsminister — abgesprochen, sondern auch eine Reihe weiterer Ämterbesetzungen.

3 Der designierte Bundeskanzler war von vornherein bereit, für das Zustandekommen einer von den Unionsparteien getragenen Regierungskoalition (und als deren Voraussetzung die Bildung einer CDU/CSU-Bundestagsfraktion) weitgehende personelle Zugeständnisse zugunsten des kleineren Partners zu machen. Dazu gehörte auch seine Bereitschaft, einzelne Politiker der CDU wie der FDP nicht in die Bundesregierung aufzunehmen (wobei offenbleiben kann, ob Adenauer ein Verzicht auf die entsprechenden Persönlichkeiten schwergefallen ist).

Am 30. August 1949 erklärte Ministerpräsident Ehard in München, Bayern müsse die Möglichkeit zur Mitarbeit im Bund erhalten und habe deswegen einen Bundesminister und Stellen in anderen Ministerien gefordert, die für eine föderalistische Linienführung der Bundespolitik von Bedeutung seien Bereits einige Tage vorher hatte Strauß „leitende Stellungen" im Bundesfinanzministerium für Ringelmann und Niklas und im Bundesinnenministerium für Ritter v. Lex gefordert

Adenauer konnte seine personalpolitischen Vorstellungen, wie er sie am 20. August 1949 gegenüber Ehard entwickelt bzw. soweit er sich mit dessen Vorschlägen einverstanden erklärt hatte, nach seiner Wahl zum Bundeskanzler am 15. September jedoch keineswegs alle realisieren. Er sah sich gezwungen, innerparteilichen und koalitionspolitischen, eingeschlossen konfessionellen Proporzforderungen nachzugeben. Vor allem mußte er der CSU weiter entgegenkommen, als bei dem Frankfurter Treffen mit Ehard in Aussicht genommen.

Entsprechende Konzessionen waren die Folge eines personalpolitischen Schachzugs, mit dem der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Arnold die Absicht Adenauers und Ehards durchkreuzte, den bayerischen Ministerpräsidenten zum ersten Präsidenten des Bundesrats wählen zu lassen. Arnold setzte mit Hilfe der SPD-regierten Länder durch, daß er selbst am 7. September 1949 vom Bundesrat (auf Vor-schlag Altmeiers) anstelle seines bayerischen Kollegen — für dessen Wahl sich Adenauer noch am Vortag in der CDU/CSU-Fraktion eingesetzt hatte — zum Präsidenten gewählt wurde Diese „Nacht-und-Nebel-Aktion“ Arnolds brachte das Konzept des designierten Bundeskanzlers erheblich durcheinander und komplizierte erneut die Koalitionsverhandlungen Deren erfolgreicher Abschluß gelang schließlich durch erhebliche Vergrößerung des Kabinetts (der Organisationsausschuß der Ministerpräsidentenkonferenz hatte acht Bundesminister vorgeschlagen).

Die Besetzung der wichtigsten Ressorts erfolgte im Sinne der Frankfurter Absprache. Das galt für Blücher (Vizekanzler), Erhard, Kaiser und Niklas sowie für die Staatssekretäre Ritter von Lex (Bundesinnenministerium), Hart-mann (Bundesfinanzministerium) und Sauerborn (Bundesarbeitsministerium); Eckert trat als Abteilungsleiter in das Bundesarbeitsministerium ein.

Demgegenüber hat sich Adenauer in einem Falle (Bundesarbeitsminister) über bayerische Bedenken hinweggesetzt (Storch), während er den ebenfalls von der CSU vorgeschlagenen bzw. akzeptierten CDU-Abgeordneten Pünder nicht in das Kabinett berief. Dafür sah sich der Bundeskanzler jedoch gezwungen, neben Niklas zwei weitere CSU-Vertreter zu Ressortchefs zu ernennen: Fritz Schäffer (Bundesfi-nanzminister) und Hans Schuberth (Bundesminister für Post-und Fernmeldewesen) Damit besetzte die CSU mit ihrem 11-v. H. -Mandatsanteil an der Regierungskoalition drei der schließlich auf insgesamt 13 Ressorts ausgeweiteten Ministerien der Bundesregierung.

Auf diese Weise gewann die kleinere Unionspartei erheblichen Einfluß in der ersten Bundesregierung (und vermochte ihn noch lange darüber hinaus zu behalten); er ging weit über das — mehr symbolische — Gewicht hinaus, das Bayern mit der Übernahme der ersten Präsidentschaft des Bundesrats hätte erreichen können. Audi in dieser Hinsicht war das Ergebnis des Frankfurter Spitzengesprächs vom 20. August 1949 folgenreicher, als auf den ersten Blick erkennbar. Es hat gleichzeitig dazu beigetragen, das auch weiterhin keines-wegs spannungslose, aber insgesamt gute Ver. hältnis zwischen den beiden führenden Unionspolitikern zu festigen und leistete damit einen wesentlichen Beitrag zur „Normali, sierung" des Verhältnisses zwischen Bayern und dem Bund.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Kölnische Rundschau vom 23. August 1949. Adenauer scheint bei dieser Gelegenheit Namen von Kandidaten für die Besetzung von Regierungsämtern genannt zu haben, neben Heuss und seinem Namen ferner Lehr, Schlange-Schöningen, Blücher und Spiecker. In der Presse dieser Tage kursierten immer neue „Kabinettslisten".

  2. Vgl. Kölnische Rundschau vom 27. August 1949. Am gleichen Tage (26. August) erklärte Ministerpräsident Karl Arnold in einer Pressekonferenz, er sei immer noch für die Bildung einer Großen Koalition. Die Neue Zeitung (künftig: NZ) vom 27. August 1949. Nach Walter Först, Karl Arnold, in: Zeitgeschichte in Lebensbildern, hrsg. von Rudolf Morsey, Bd. 2. Mainz 1975, S. 136, hat Adenauer den nordrhein-westfälischen Regierungschef „fälschlicherweise für das Haupt einer Fronde gegen den Parteivorsitzenden" gehalten; diese Fronde sei „wohl eher nachträglich in den Meinungsbildungsprozeß" hineininterpretiert worden.

  3. Der Versuch einer Großen Koalition 1962, in: Konrad Adenauer und sein Werk, hrsg. von Dieter Blumenwitz u. a., Bd. 2., Stuttgart 1976, S. 316.

  4. Abgedruckt bei Paul Weymar, Konrad Adenauer. Die autorisierte Biographie, München 1955, S. 427 ff. Die Genesis dieser „unter Mitwirkung" von Roswitha Theile-Schlüter entstandenen Biographie verdient kritisch untersucht zu werden (ebenso wie die Entstehung von Adenauers „Erinnerungen“). Dazu vgl. Rudolf Morsey, Zum Verlauf und Stand der Adenauer-Forschung, in: Konrad Adenauer 1876/1976, hrsg. von Helmut Kohl, Stuttgart 19762, S. 140. Uber den erheblichen Anteil des Bundeskanzlers am Zustandekommen des Buches von Weymar und an der Überprüfung der Darstellung vgl. Roswitha Theile-Schlüter, Wie die Kanzler-Biographie entstand, in: Deutsches Monatsblatt 6, 1956, Nr. 1, S. 5.

  5. Erinnerungen, S. 224 ff.

  6. Jedenfalls fehlen im Nachlaß Adenauer in der Stiftung Bundeskanzler Adenauer-Haus in Rhöndorf (künftig StBAHR) einschlägige Unterlagen.

  7. Als erster beschwerte sich der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Peter Altmeier, in einem Schreiben an Weymar über dessen einseitige Darstellung. Mitgeteilt (ohne Datum) bei K. Dreher, Der Weg zum Kanzler, S. 242. Dreher hat — trotz einer Unmasse von Sach-und Druckfehlern, falschen Belegen und schlampigen Zitationen sowie Namensfehlern, mit denen sein Buch übersät ist (vgl. meine Rezension, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 27. Oktober 1972) — zum Verlauf des Rhöndorfer Treffens in einigen Fällen erstmals Äußerungen von Teilnehmern (H. Pünder, S. 351 f.; P. Altmeier, S. 352 f.; F. J. Strauß, S. 353 ff.; L. Erhard, S. 357 ff.) mitteilen können. Dreher hat jedoch die Namen von zwei Teilnehmern (A. Dichtei und G. Gereke) falsch geschrieben und zwei weitere CDU-Politiker, Edmund Kaufmann (Finanzminister in Stuttgart) und Albert Finck (Neustadt/W.;

  8. Vgl. Hermann Pünder, Von Preußen nach Europa, Stuttgart 1968, S. 408 ff. Pünder führt irrigerweise unter den Teilnehmern auch Fritz Schäffer (so auch F. J. Strauß, bei K. Dreher, Der Weg zum Kanzler, S. 356, dort nicht korrigiert). Nach Pünders Erinnerung hat sich anschließend Helene Weber „bitter" darüber beschwert, daß keine Frau unter den Geladenen war, ebd., S. 408. Weitere Berichte von Teilnehmern: Günter Gereke, Ich war königlich preußischer Landrat, Berlin (Ost) 1970, S. 360; Franz Josef Strauß, Gedanken über Konrad Adenauer, in: Konrad Adenauer 1876/1976, S. 1896; ders., Konrad Adenauer und sein Werk, in: Konrad Adenauer und seine Zeit, Bd. 1., Stuttgart 1976, S. 90 f.

  9. Bei K. Adenauer, Erinnerungen, S. 224, heißt es, er habe seine Wohnung als Tagungsort gewählt, „damit wir möglichst wenig ausgehorcht würden". Am 31. August 1949 hatte Adenauer in einer Sitzung der führenden CDU-und CSU-Politiker in Bonn — am Vorabend der Konstituierung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion — konkretisiert: „[... ] damit es [das Treffen] möglichst wenig von Kellnern und Journalisten ausgehorcht würde" (StBAHR 161).

  10. Nach einem DENA-Bericht (NZ vom 22. August 1949) — in dem nicht alle Teilnehmer genannt sind — hat der Düsseldorfer CDU-Politiker Robert Lehr, MdB, an dem Treffen „bis Mittag" teilgenommen. Seine Teilnahme ist sonst nirgendwo erwähnt; es ist kaum anzunehmen, daß Lehr bereits vormittags bei Adenauer gewesen sein soll-. Sein Name fehlt in den (beiden) Rhöndorfer Einladungslisten (s. Anm. 24), die allerdings nicht vollständig sind und die Namen von (mindestens) zwei Teilnehmern nicht enthalten: den des Kölner Bankiers Pferdmenges und den des CSU-Generalsekretärs Strauß (s. auch Anm. 37).

  11. Schreiben vom 22. August 1949 an Adenauer (mit Durchschlägen an eine Reihe anderer Teilnehmer des Rhöndorfer Treffens: Altmeier, Ehard, Erhard, Dichtei, Müller, Kaiser, Köhler, Pünder). Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung in St. Augustin, Nachlaß Hilpert, CDU 1949, Korrespondenz.

  12. Müller bedauerte in einem Schreiben vom 23.

  13. Der CDU-Vorsitzende der britischen Zone hatte dabei u. a. mitgeteilt, in Rhöndorf sei beschlossen worden, die Politik der Sozialen Marktwirtschaft fortzusetzen und Erhard als Kandidat für das Amt des Bundeswirtschaftsministers zu nominieren:

  14. Altmeiers Teilnahme und Rolle in Rhöndorf nicht erwähnt bei Fritz Hirschner, Aus dem Chaos zum Land mit Zukunft. Peter Altmeier und das Werden von Rheinland-Pfalz, Neuwied 19752.

  15. Nach einem Bericht von Heinz Medefind (NZ vom 23. August 1949) hat sich besonders Hilpert — wie bereits am 15. August gegenüber der NZ (ebd. 16. August 1949) —, „zuerst nur zögernd unterstützt" von Gereke, für eine Koalition mit der SPD ausgesprochen. In einer Sitzung der führenden CDU/CSU-Politiker am 31. August 1949 in Bonn (s. Anm. 10) erklärte Adenauer, für die Große Koalition seien am 21. August vor allem Gereke, Hilpert und G. Müller eingetreten. Daraufhin ergänzte Simpfendörfer, daß auch er sich in Rhöndorf für diese Lösung ausgesprochen habe. Altmeier wurde von Adenauer gar nicht erwähnt (StBAHR

  16. Nach einem DENA-Bericht vom gleichen Tage: fünf Stunden (NZ vom 22. August 1949). Nach K. Adenauer, Erinnerungen, S. 228, waren bis zum Beginn der „Essenspause mindestens vier Stunden" vergangen. Nach einstündiger „Erfrischungspause" sei die Diskussion fortgesetzt worden. An einer Stelle verlegt F. J. Strauß (K. Adenauer und sein Werk [s. Anm. 9], S. 90) die Konferenz irrtümlich auf den Sonntagvormittag.

  17. Bei einem Treffen der führenden CDU-und CSU-Politiker am 31. August 1949 (s. Anm. 10) verteidigte Adenauer das Treffen in Rhöndorf mit dem Hinweis, es sei „durch die Unruhe im Lande" erzwungen worden und ursprünglich nicht vorgesehen gewesen (StBAHR 161). Dabei blieb offen, auf welchen Termin er die Umschreibung „ursprünglich" bezogen wissen wollte.

  18. So in der Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg)

  19. Die Frage, von welchem Zeitpunkt an sich Adenauer mit dem Gedanken beschäftigt hat, selbst das Amt des Bundeskanzlers zu übernehmen, läßt sich bisher nicht klären. Als der kommunistische Abgeordnete Heinz Renner am 7. Januar 1949 im Hauptausschuß des Parlamentarischen Rats ironisch erklärte, „Herr Dr. Adenauer [... ] weiß es ja, Bundespräsident, Bundeskanzler usw., diese Dinge sind ja alle schon von ihm geregelt“, verzeichnet das Protokoll Adenauers Zwischenruf:

  20. So bei Franz Alt, Der Prozeß der ersten Regierungsbildung unter Konrad Adenauer, hrsg. von der Politischen Akademie Eichholz der Konrad Adenauer-Stiftung e. V., Bonn 1970, S. 78 (nach dem Bericht in der Frankfurter Rundschau vom 22. August 1949). Alt schreibt in dieser Heidelberger politikwissenschaftlichen Dissertation von 1966, daß die CSU-Teilnehmer (von denen er Pfeiffer fälschlich als „Staatsrat“ tituliert) das Gespräch mit Adenauer „versucht" (!) hätten. Als Ergebnis hätten die CSU-Repräsentanten ihre Absicht bekräftigt, daß allein die Bundestagsfraktion Beschlüsse über die Regierungsbildung fällen könne; Adenauer habe seine Bedenken gegen eine Große Koalition vorgetragen und sei darin von L. Erhard unterstützt worden. — 1975, als F. Alt sein Buch (nur wenig verändert) erneut veröffentlichte — dieses Mal unter dem Titel „Es begann mit Adenauer. Der Weg zur Kanzlerdemokratie“ (Freiburg, Herderbücherei 521, dort als „Originalausgabe" bezeichnet, ohne Hinweis auf den früheren Druck) —, hat er den kurzen Absatz über das Frankfurter Treffen Adenauer—Ehard ausgelassen! An anderer Stelle zitiert er zu den Rhöndorfer Beratungen das Buch von K. Dreher (s. Anm. 8), ohne es jedoch im Literaturverzeichnis aufzuführen.

  21. Vgl.den ersten Hinweis in meinem Beitrag zu dem Sammelwerk von Rudolf Morsey, Konrad Löw, Peter Eisenmann: Konrad Adenauer. Leben und Werk (Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, Z 6), München 1977 2, S. 57; ders., Personal-und Beamtenpolitik im Übergang von der Bizonen-zur Bundesverwaltung (1947—

  22. Pfeiffer hatte als CSU-Abgeordneter dem Par lamentarischen Rat angehört und war Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion gewesen. Adenauer hatte ursprünglich — was bisher nicht bekannt war — in der ersten Sitzung der gemeinsamen Fraktion am 31. August 1948 den rheinland-pfälzischen Justizminister Adolf Süsterhenn (CDU) als Vorsitzenden vorgeschlagen (Kopie des Protokolls im Besitz des Verf.).

  23. Im Nachlaß Adenauer sind zwei (undatierte) I Einladungslisten enthalten. In ihnen ist hinter Ehards Namen „nein" vermerkt und als „Vertreter“ Staatsminister Pfeiffer eingetragen (StBAHR 83).

  24. StBAHR 143. Nach einem Bericht der NZ vom 16. August 1949 sind in den „letzten Wochen vor der Wahl" bereits Gesräche zwischen der CDU/CSU und der FDP geführt und u. a. Franz Blücher als Kandidat für das Amt des Bundesfinanzministers und Robert Lehr für das des Bundesinnenministers genannt worden (StBAHR 143).

  25. Nach einem Bericht der NZ vom 19. August 1949 hat das SPD-Vorstandsmitglied Fritz Heine in Hannover am Vortage erklärt, die SPD habe nicht die Absicht, Verhandlungen über eine Regierungsbildung vorzuschlagen: „Für die SPD bedeute die Wirtschaftspolitik Erhards den Ruin Deutschlands." Es war konsequent, wenn Adenauer in seiner ersten Regierungserklärung am 20. September 1949 im Bundestag erklärte, seine Wahl und die Regierungsbildung seien eine „logische Konsequenz der politischen Verhältnisse, wie sie sich in der Bizone infolge der Politik des Frankfurter Wirtschaftsrats herausgebildet hatten". (Verhandlungen des Deutschen Bundestags, Stenographische Berichte, S. 22.)

  26. So der Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft der CDU/CSU in Frankfurt, Bruno Dörpinghaus, der am 15. August 1949 (vgl. NZ vom 16. August 1949) eine arbeitsfähige Regierungskoalition zwischen CDU/CSU und FDP als „durchaus möglich" bezeichnet hatte. Vgl. Bruno Dörpinghaus, Die Genfer Sitzungen —-Erste Zusammenkünfte führender christlich-demokratischer Politiker im Nachkriegseuropa, in: Konrad Adenauer und seine Zeit, Bd. 1, S. 545.

  27. Ludwig Erhard, der nach einem Gespräch mit Adenauer am 19. August 1949 erklärt hatte: „Es ist ausgeschlossen, daß eine große Koalition [... ] auf Kosten unserer Wirtschaftspolitik gemacht wird", modifizierte nach einer zweiten Unterredung mit dem CDU-Vorsitzenden seine am gleichen Tage geäußerte Ansicht dahin gehend, daß diese nicht als eine „grundsätzliche Ablehnung einer SPD-CDU-Koalition“ gedeutet werden könne (vgl. NZ vom 20. August 1949). In der gleichen Ausgabe der NZ erschien ein langer Artikel von Ludwig Erhard, Die Zukunft der deutschen Wirtschaftspolitik, der scharfe Angriffe gegen das „sozialistische Dogma der Planwirtschaft“ enthielt. Erhard hatte bereits am Tage nach der Wahl eine Regierungsbildung ohne SPD als durch das Wahlergebnis gerechtfertigt bezeichnet (NZ vom 16. August 1949).

  28. Vgl. NZ vom 19. August 1949. Zu korrigieren ist F. Alt, Prozeß der Regierungsbildung, S. 76, wonach es Arnold „offensichtlich” gelungen sei, sich bei Adenauer mit seinen außenpolitischen Argumenten für eine Große Koalition „zunächst durchzusetzen“.

  29. So als erster Theodor Heuss (bereits am 15. August) und Franz Blücher (am 18. August), der bei dieser Gelegenheit die Forderungen der FDP auf Bildung eines Wiederaufbau-und eines Flüchtlingsministeriums anmeldete und für seine Partei die Besetzung des Verkehrsministeriums forderte (NZ vom 16. und 19. August 1949).

  30. Der Bonner Korrespondent der NZ, Heinz Medefind, orakelte am 17. August, man habe den Eindruck, als ob Adenauer sowohl mit Karl Arnold wie mit Ludwig Erhard (mit dem er sich am 19. August in Frankfurt treffen wolle) über die Möglichkeit sprechen werde, „ob einer von den beiden den Kanzlerposten übernehmen will. [... ] Man glaubt, daß Adenauer eine Klärung (...) noch vor der für kommenden Sonntag angesetzten CDU-Politiker-Konferenz in Rhöndorf herbeiführen möchte" (NZ vom 18. August 1949).

  31. Auch bei Simpfendörfer ist in Adenauers beiden Einladungslisten (s. Anm. 24) eine Absage vermerkt. Nach seinem in Anm. 16 erwähnten Hinweis hat der Stuttgarter CDU-Politiker jedodi an der Besprechung teilgenommen.

  32. Auf der zweiten Einladungsliste ist seine Zusage vermerkt, dann jedoch sein Name wieder gestrichen.

  33. Nadi P. Weymar, Adenauer, S. 427, hat Pferdmenges (als einziger?) „inoffiziell" an den Beratungen teilgenommen. Sein Name ist auf den Einladungslisten nicht vermerkt. Pferdmenges war bei der Bundestagswahl infolge seiner Plazierung auf der Landesliste von Nordrhein-Westfalen nicht mehr zum Zuge gekommen, rückte aber nach dem Tod seines Vorgängers im Januar 1950 in den Bundestag ein.

  34. Pfeiffer ist in beiden Einladungslisten (s. Anm. 24) als Vertreter Ehards aufgeführt und wird in Presseberichten als Teilnehmer genannt. Auch ist in dem unten abgedruckten Bericht über das Gespräch Adenauer—Ehard am 20. August 1949 in Frankfurt seine beabsichtigte Reise nach Rhöndorf vermerkt. (Unbelegt ist die Mitteilung von K. Dreher, Der Weg zum Kanzler, S. 244, daß Ehard aus „persönlicher Antipathie gegen Adenauer" nicht nach Rhöndorf gefahren sei und statt dessen „seinen Generalsekretär" geschickt habe). F. J. Strauß — der sich später nicht an die Teilnahme Pfeiffers erinnern konnte (vgl. K. Dreher, Der Weg zum Kanzler, S. 354) — hat wiederholt erklärt, er allein habe die CSU vertreten. Vgl.seinen Beitrag in dem Sammelwerk: Konrad Adenauer und seine Zeit,. Bd. 1, S. 91, und in dem Sammelwerk: Konrad Adenauer 1876/1976, S. 189.

  35. Vgl. Anm. 11.

  36. F. Alt, Der Prozeß der Regierungsbildung, S. 79, führt neben Jakob Kaiser einen weiteren „Dr. Kaiser" auf und bezeichnet Strauß als einzigen CSU-Vertreter, obwohl er auch Pfeiffer zu den Teilnehmern zählt. In der zweiten Auflage von 1975 (s. Anm. 21) hat F. Alt dann „Dr. Kaiser“ gestrichen, den Fehler bezüglich Strauß—Pfeiffer jedoch nicht korrigiert.

  37. Diese Auskunft verdanke ich Herrn Ministerialdirigent a. D. Dr. h. c. Johannes von Elmenau (München).

  38. Später Chef der Staatskanzlei. Baer, Die Ministerpräsidenten Bayerns 1945— 1962. Dokumentation und Analyse, München 1971, geht auf das Frankfurter Treffen nicht ein. Nach H. Pünder, Von Preußen nach Europa, S. 405, besaß Elmenau „als Münchner“ enge Beziehungen zu „Ehard und dessen Staatsregierung".

  39. Nach dem Durchschlag im Bundesarchiv Koblenz, Nachlaß Pünder 265. I

  40. Leiter der Direktorialkanzlei, vorher (1945— 1948) Leiter (Oberverwaltungsdirektor) des Büros des Kölner Oberbürgermeisters Hermann Pünder.

  41. H. Pünder, Von Preußen nach Europa, S. 330 f., bezeichnet v. Elmenau als „ausgezeichneten Bayern" und „wertvolle Arbeitskraft".

  42. Allerdings hatte Pünder offensichtlich eher mit seiner Nominierung als Kandidat für ein Ministeramt als mit der für das Amt des Staatssekretärs in der Bundeskanzler (s. Anm. 70) gerechnet.

  43. Bezieht sich auf Adenauers Amt als Präsident des Parlamentarischen Rats.

  44. Karl Schwend, wichtigster Mitarbeiter Ehards in der Staatskanzlei und Nachfolger Pfeiffers als deren Leiter. In zwei einschlägigen Aufsätzen von Karl Schwend ist das Treffen Adenauer—Ehard nicht erwähnt: Aus der Werkstatt des Bundesbaues, in: Unser Bayern, hrsg. von der Bayerischen Staatskanzlei, München 1950, S. 10 ff.; Bayern im Rhythmus des Gestaltwandels der deutschen Staatsentwicklung, in: Festschrift zum 70. Geburtstag von Dr. Hans Ehard, hrsg. von Hanns Seidel, München 1957, bes. S. 47 f.

  45. Wilhelm Niklas, stellvertretender Direktor der Verwaltung für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebiets in Frankfurt (Direktor war Hans Schlange-Schöningen), 1945— 1947 Staatsrat im Bayerischen Landwirtschaftsministerium, 1947/48 o. Professor und Direktor des Instituts für Tierzucht der Universität München.

  46. Danach ist die spätere Version von F. J. Strauß zu korrigieren, wonach Ehard eine „große Koalition" gewollt habe (vgl. K. Dreher, Der Weg zum Kanzler, S. 356). Vorsichtiger formulierte Strauß

  47. Der bayerische Ministerrat hatte am 10. Mai 1949 beschlossen, das Grundgesetz abzulehnen und eine entsprechende Stellungnahme auch dem Landtag empfohlen, der sich in der Nacht vom 19. zum 20. Mai — nach einer Regierungserklärung Ehards — in namentlicher Abstimmung mit 101 Stimmen gegen 64 Stimmen bei 9 Enthaltungen gegen die Annahme des Grundgesetzes aussprach. Dazu vgl. Hans Ehard, in: Die bayerischen Ministerpräsidenten der Nachkriegszeit (1945— 1963), Historisch-politische Schriftenreihe des Neuen Presseclubs München, H. 3, München 1964, S. 26 f., -F. Baer, Die Ministerpräsidenten Bayerns, S. 120 ff.; ! Ernst Deuerlein und Wolf D. Gruner, Die politische Entwicklung Bayerns (1945— 1972), in: Handbuch der bayerischen Geschichte, hrsg. von Max Spindler, Bd. 4/1, München 1974, S. 614 f.

  48. Theodor Heuss, Vorsitzender der FDP, MdL , (Baden-Württemberg), MdB.

  49. Erich Köhler, Präsident des Wirtschaftsrats in Frankfurt, MdL und Vorsitzender der CDU-Fraktion des hessischen Landtags, stellvertretender Vorsitzender der CDU in Hessen, MdB.

  50. Richard Ringelmann, Ministerialdirektor im Bayerischen Finanzministerium, hatte als Sachver-, ständiger an Ausschußberatungen des Parlamentarischen Rates wesentlich mitgewirkt. (Vgl. auch seinen Aufsatz „Grundsätzliche Fragen zur Organisation der Bundesverwaltung", in: Die öffentliche Verwaltung 2 (Aug. -Heft) 1949, S. 295 ff.)

  51. Franz Blücher, stellvertretender Vorsitzender der FDP, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Frankfurter Wirtschaftsrat, vorher (1946/47) Finanzminister in Nordrhein-Westfalen, MdB. Am 23. August 1949 erklärte der hessische FDP-Vorsitzende August Euler, seine Partei habe Blücher für das Amt des Bundesfinanzministers vorgesehen (vgl. NZ vom 24. August 1949).

  52. Hermann Höpker-Aschoff, 1925— 1931 preußischer Finanzminister (DDP/Staatspartei), 1945 Generalreferent für Finanzen (Westfalen), 1948/49 Mitglied des Parlamentarischen Rats (FDP), MdB. In Handbuch des Deutschen Bundestags, hrsg. von Fritz Sänger, Stuttgart 1952 2, ist für die Zeit von 1946— 1948 keine berufliche Tätigkeit Höpker-Aschoffs verzeichnet (S. 269).

  53. Demgegenüber erklärte der stellvertretende FDP-Vorsitzende Blücher am 28. August 1949, für seine Partei kämen als Finanzminister entweder Wellhausen (s. Anm. 57) oder Höpker-Aschoff in Frage (vgl. NZ vom 29. August 1949).

  54. Alfred Hartmann, seit 1947 Direktor der Verwaltung für Finanzen des Vereinigten Wirtschaftsgebiets in Frankfurt, vorher Ministerialdirigent im Bayerischen Finanzministerium.

  55. Werner Hilpert, Vorsitzender der CDU in Hessen, hessischer Finanzminister und stellvertretender Ministerpräsident, MdB (bis 10. Oktober 1949).

  56. Hans Wellhausen, Fabrikdirektor in Nürnberg, Mitglied des Wirtschaftsrats (FDP), MdB.

  57. Heinrich Brunner, Ministerialdirigent im Baye-rischen Verkehrsministerium.

  58. Reichsminister a. D. Hans Schlange-Schöningen (CDU), Direktor der Verwaltung für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Vereinigten Wirtschaftsgebiets in Frankfurt, MdB. Bereits vor dem Wahltag war Schlange-Schöningen, Verfechter einer Großen Koalition, in Pressespekulationen häufig als Kandidat für den Posten des Bundes-11

  59. Heinrich Lübke (CDU), Landwirtschaftsminister in Nordrhein-Westfalen, MdB.

  60. Robert Lehr, Oberpräsident a. D., Mitglied des Parlamentarischen Rats (CDU), MdB. Lehr war bereits vor dem Wahltermin in der Presse als aussichtsreicher Kandidat für das Amt des Bundesinnenministers genannt worden.

  61. Hans Ritter v. Lex, Ministerialdirektor im Bayerischen Innenministerium, 1932/33 Mitglied des Reichstags (BVP).

  62. Anton Storch, Direktor der Verwaltung für Arbeit des Vereinigten Wirtschaftsgebiet in Frankfurt, 1946— 1948 Leiter der Sozialpolitischen Abteilung des DGB in der britischen Zone, MdB (CDU).

  63. Theodor Blank, Vorstandsmitglied der IG-Bergbau, MdB (CDU).

  64. Andreas Grieser, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziale Fürsorge.

  65. Josef Eckert, Leiter der Abteilung Sozialversicherung im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziale Fürsorge.

  66. Maximilian Sauerborn, Präsident des Bayerischen Landesversicherungsamts.

  67. Davon war in Presseberichten die Rede gewesen.

  68. Vorsitzender der CDU der Ostzone, MdB (CDU).

  69. Hinter dieser mehr organisationstechnisch erscheinenden Änderung stand eine klare Konzeption Adenauers, die auswärtigen Angelegenheiten vorerst in der Hand des Bundeskanzlers zu belassen. Dabei spielten Differenzen zwischen ihm und Pünder eine Rolle; vgl. dazu R. Morsey, Personal- und Beamtenpolitik im Übergang von der Bizonen-zur Bundesverwaltung, bes. S. 214 ff.

  70. 1950 in Bundeskanzleramt umbenannt.

  71. Vom Dezember 1946 bis zum September 1947 hatte Hans Ehard als Ministerpräsident eine Regierungskoalition von CSU/SPD/WAV geführt.

  72. Gemeint: zum ersten Präsidenten des Bundes-rats (mit einjähriger Amtsdauer) gewählt werden soll.

  73. Michael Horlacher, Präsident des Bayerischen Landtags, stellvertretender Landesvorsitzender der CSU, Vizepräsident des Deutschen Raiffeisenverbands, MdB (CSU).

  74. Die CDU/CSU-Fraktion konstituierte sich am 1. September 1949 im Bürgerverein in Bonn und wählte Adenauer zum Fraktionsvorsitzenden. Am Vortag hatten sich die CSU-Abgeordneten zu einer Landesgruppe zusammengeschlossen.

  75. Nach Mitteilung Pfeiffers (vgl. Die Rheinpfalz (Ludwigshafen) vom 23. August 1949).

  76. Nach einer späteren schriftlichen Äußerung verfügte F. J. Strauß über „weitgehende Vollmachten", die ihm Ehard gegeben habe (vgl. F. Alt, Prozeß der Regierungsbildung, S. 79). Ähnlich Ali Mintzel, Geschichte der CSU, Opladen 1977, S. 365, wobei allerdings dessen Folgerung, daß sich Ehard nicht selbst „eingeschaltet“ hatte, in Kenntnis des , Frankfurter Treffens mit Adenauer entsprechend zu korrigieren ist.

  77. Rhein-Neckar-Zeitung vom 22. August 1949.

  78. In einer Sitzung führender CDU-und CSU-Politiker am 31. August 1949 (s. Anm. 10) erklärte Adenauer, das Eintreten von Strauß in Rhöndorf gegen eine Große Koalition sei ihm von Ministerpräsident Ehard bestätigt worden (StBAHR 161). Der CDU-Politiker ließ jedoch nicht erkennen, daß er sich diese „Bestätigung" bereits vorher verschafft hatte.

  79. Vgl. NZ vom 31. August 1949.

  80. Vgl. Die Welt vom 27. August 1949.

  81. Nach dem in Anm. 13 genannten Schreiben von Staatspräsident G. Müller an Adenauer vom 23. August 1949 war in der Rhöndorfer Besprechung auch — was Müller als bedenklich bezeichnete — über die „Einbeziehung des Präsidenten des Bundesrats in die Koalitionsverhandlungen" gesprochen und Ehard als Kandidat genannt worden.

  82. StBAHR 161.

  83. Ehard erklärte daraufhin, er fühle sich desavouiert (vgl. E. Deuerlein, W. D. Gruner, Die politische Entwicklung Bayerns, S. 621, und die Mitteilungen von F. J. Strauß bei K. Dreher, Der Weg zum Kanzler, S. 357, ferner F. Baer, Die Ministerpräsidenten Bayerns, S. 130). Zwei Tage zuvor hatte in der CDU/CSU-Fraktion bei der Nominierung eines Kandidaten für das Amt des Bundestagspräsidenten Josef Gockeln (Landtags-präsident in Düsseldorf, wie Arnold Repräsentant des Arbeitnehmerflügels der CDU) 16 Stimmen erhalten, während 100 Abgeordnete (in geheimer Wahl) für Erich Köhler votiert hatten.

  84. So Günter Müchler, Zum frühen Verhältnis von CDU und CSU, in: Politische Studien 23, 1972, S. 612.

  85. Für diese Fragestellung unergiebig: Werner Lederer, Die Einflußnahme der kleinen Koalitionsparteien auf die Regierungspolitik des Bundeskanzlers in den Jahren 1949— 1957, Rechts-und staaswiss. Diss., Kiel 1967.

  86. 1929— 1933 Vorsitzender der BVP, 1931— 1933 Staatsrat und Leiter des Bayerischen Finanzministeriums, 1945 Ministerpräsident, 1946— 1948 CSU-Bezirksverbandsvorsitzender, September 1948 bis August 1949 nicht Mitglied der CSU, MdB.

  87. Direktor der Verwaltung für Post-und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebiets, vorher Staatssekretär im Bayerischen Verkehrs-ministerium.

  88. Dieses Verhältnis war ein einziges Mal ernsthaft belastet worden, nachdem Ehard am 26. Ok. tober 1948 in Bonn durch seine Geheimabsprache mit dem SPD-Abgeordneten des Parlamentari.sehen Rats und Innenminister von Nordrhein-Westfalen Walter Menzel die Zustimmung der SPD zur Gestaltung der zweiten Kammer in Form eines Bundesrats erreicht und damit die Unionsfraktion an den Rand einer Spaltung gebracht hatte; vgl. dazu Rudolf Morsey, Der politische Aufstieg Konrad Adenauers 1945— 1949, in: Konrad Adenauer. Seine Deutschland-und Außenpolitik 1945— 1963, hrsg. von Klaus Gotto, Hans Maier, Rudolf Morsey und Hans-Peter Schwarz, München 1971, S. 85 f.; ders., Die Entstehung des Bundesrates im Parlamentarischen Rat, in: Der Bundesrat als Verfassungsorgan und politische Kraft, hrsg. vom Bundesrat, Bad Honnef 1974, S. 71. Das Verhältnis Adenauer—Ehard wäre einer besonderen Darstellung wert.

  89. In einem Schreiben vom 19. Mai 1949 hatte Adenauer den bayerischen Ministerpräsidenten dringend gebeten, den Vorsitz der CSU zu übernehmen, um eine drohende Spaltung der Partei zu verhindern (StBAHR 145).

Weitere Inhalte

Rudolf Morsey, Dr. phil., geb. 1927, Ordinarius für neuere Geschichte an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer; Vorsitzender der „Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien" (Bonn) und der „Kommission für Zeitgeschichte " (Bonn). Letzte Buchpublikationen: Zur Entstehung, Authentizität und Kritik von Brünings „Memoiren 1918— 1934", Opladen 1975; Der Untergang des politischen Katholizismus, Stuttgart 1977; Herausgeber von: Josef Hofmann, Journalist in Republik, Diktatur und Besatzungszeit. Erinnerungen 1916— 1947, Mainz 1977, und des Sammelwerks Verwaltungsgeschichte, Berlin 1977.