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Zusammenhänge von Arbeit und Konsum als Problem einer aktiven Verbraucherpolitik | APuZ 24/1978 | bpb.de

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APuZ 24/1978 Artikel 1 Zusammenhänge von Arbeit und Konsum als Problem einer aktiven Verbraucherpolitik Privater Konsum als öffentliche Aufgabe. Das Theoriedefizit der Verbraucherpolitik und seine praktisch-politischen Folgen Der Bundestag sollte einen Verbraucherbeauftragten haben

Zusammenhänge von Arbeit und Konsum als Problem einer aktiven Verbraucherpolitik

Horst Minte

/ 26 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die Konsumpolitik ist in den letzten Jahren verstärkt in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Schwächen dieses noch jungen Forschungs-und Politikbereichs liegen in der unzureichenden Rückkoppelung konsumpolitischer Aktionen zu den betroffenen Haushalten, was sich dort u. a. im fehlenden Problembewußtsein und ferner in der unzureichenden Problemorientierung wissenschaftlicher Fragestellungen und politischen Handelns in der Konsumpolitik zeigt. Im Rahmen einer sowohl stärkeren empirischen Fundierung wie einer Problemgruppenorientierung konsumpolitischer Maßnahmen wird eine intensivere Beachtung der Zusammenhänge zwischen der Arbeitssituation und Schichtzugehörigkeit einerseits und dem fehlenden Handlungsspielraum bzw.der unzureichenden Fähigkeit, seine Interessen als Konsument wahrzunehmen, andererseits vorgeschlagen. Ein Überblick über die Ergebnisse aus angrenzenden Forschungsgebieten macht die Notwendigkeit einer Über-prüfung gängiger Vorstellungen deutlich. Etwa: geringes Einkommen zwinge zu besonders effizientem Kaufverhalten, Versagungen im Arbeitsbereich könnten in der Konsum-sphäre der Freizeit kompensiert werden oder wachsende Einkommen und damit Konsummöglichkeiten führten zu einer Aufhebung der sozialen Schichtunterschiede. Für die Konsumpolitik ergibt sich in Kenntnis der Interdependenzen zwischen den einzelnen Lebensbereichen das Erfordernis, zu prüfen, wo der Versuch kompensatorischer Maßnahmen im Konsumbereich geeignet ist und wo nach Wegen gesucht werden muß, eine Lösung im Ursachenbereich — d. h. aus dem Arbeitsbereich — zu initiieren.

I. Zur Situation der Konsumpolitik.

Konsumpolitik im Zyklus öffentlichen Interesses Die Konsum-oder Verbraucherpolitik ist in den letzten Jahren verstärkt in das Blickfeld politischer und wissenschaftlicher Aufmerksamkeit gerückt 1). Mit anderen „modischen" Themenbereichen teilt sie dabei das Schicksal, daß die Ansprüche an ihre Problemlösungsfähigkeit schneller und stärker wachsen als ihre effektive Leistungsfähigkeit. Enttäuschte Erwartungen und eine pessimistische Beurteilung der Leistungsfähigkeit dieses For-schungsund Politikbereichs, ehe überhaupt in größerem Maßstab eine Aktivierung der Konsumenten erreicht worden ist, wären allerdings verhängnisvoll; denn vor dem Hintergrund sinkender Wachstumsraten des Volkseinkommens gewinnen die Fragen stärker an Bedeutung, wie die Mechanismen zur Steuerung der Produktion gemäß den Interessen der nachfragenden Haushalte verbessert und wie der volkswirtschaftliche Güteroutput optimal genutzt werden kann. Es gilt deshalb verstärkt, Konsumpolitik aus den Zwängen eines politisch-ökonomischen Modezyklus herauszulösen und durch eine Anhebung ihrer Leistungsfähigkeit ihre Bedeutung zu stabilisieren.

Dabei gerät erstens die institutioneile Struktur der Konsumpolitik in Bewegung zweitens verstärken sich Konflikte mit gesellschaftlichen Gruppen und ihren Interessenvertretungen, die bisher ihre Interessenposition durch die verbraucherpolitischen Akteure nicht wesentlich beeinträchtigt sahen, drittens wird auch im wissenschaftlichen Bereich zunehmend kontrovers diskutiert, wie die Wirkungsbeschränkungen einer rein quantitativen Ausweitung der bisherigen Konsumpolitik durch neue Ansätze überwunden werden können 2. Probleme der Konsumpolitik Die von politischer Seite, von konkurrierenden Wirtschaftsverbänden und aus der Wissenschaft vorgebrachte Kritik an der von staatlichen Stellen und den bestehenden konsumpolitischen Organisationen praktizierten Konsumpolitik sowie ihren Leitbildern und theoretischen Grundlagen läßt sich pointiert zu drei Problemgruppen zusammenfassen

a) Den Akteuren der Konsumpolitik fehlt die eigene Mitgliederbasis. Diese „Fremdorganisation" der Konsumpolitik ohne ausreichende Kommunikation zwischen handelnden Institutionen und Haushalten begründet die Gefahr unrealistischer und ungenügend legitimierter Zielbildung auf der Grundlage eines realitätsfernen, der Wirtschaftstheorie entnommenen Verbraucherbildes. b) Die Konsumpolitik ist, wie die Wirtschaftstheorie, zu stark auf das Marktverhalten der Konsumenten ausgerichtet. Sie vernachlässigt die Prozesse der Bedürfnisentwicklung und der Bedürfnisbefriedigung der Wirtschaftssubjekte als Konsumenten und in anderen sozialen Rollen. Das Potential einer über die reaktiven Möglichkeiten des Marktes hinausführenden aktiven, frühzeitigen Einflußnahme der Konsumenten auf den volkswirtschaftlichen Produktionsprozeß wird nicht untersucht. Die nicht auf Märkten angebotenen öffentlichen Konsumgüter und die Umweltschäden (als „Ungüter") werden zu wenig berücksichtigt.

c) Weitgehend als Konsequenz daraus ist die Wirksamkeit der Verbraucherinstitutionen gering bei dem Versuch, die Konsumenten mit ihrem Leistungsangebot anzusprechen, ihren Informationsgrad zu heben und ihr Verhalten zu beeinflussen. Darüber hinaus ergeben sich Verteilungswirkungen zugunsten der sozialen Mittel-und Oberschichten, die von dem vorhandenen konsumpolitischen Leistungsangebot relativ stärker Gebrauch machen. Schließlich ist die Durchsetzungsfähigkeit der Verbrauchervertretungen gegenüber dem Staat (als ihrem Geldgeber) und gegenüber den besser organisierten und finanziell weit überlegenen Produzenten unzureichend. 3. Lebensqualität als Rahmenziel Für die Entwicklung arbeitsorientierter Problemlösungsstrategien im Rahmen einer am Ziel der Lebensqualität ausgerichteten Konsumpolitik werden im Teil II mit den Zusammenhängen zwischen Berufsarbeit und Konsumprozessen in Arbeitnehmerhaushalten einige Voraussetzungen geprüft. Dabei wird davon ausgegangen, daß der wirtschaftende Mensch zugleich Produzent und Konsument ist. Seine Bedürfnisse und Verhaltensweisen sind in den verschiedenen Lebensbereichen funktional miteinander verknüpft und beide Bereiche — Arbeit wie Konsum — besitzen im Rahmen seiner Leitvorstellung vom guten Leben Zielcharakter.

Als normatives Konzept steht der Eigenwert der Arbeit zwar im Schnittpunkt kontroverser Positionen — z. B.des protestantischen Arbeitsethos, hedonistischer Negierung oder der Marxschen Kategorien entfremdeter und nicht-entfremdeter Arbeit —, jedoch ist der Eigenwert der Arbeit nach empirisch überprüften Einstellungen Berufstätiger und z. T. auch Nicht-Berufstätiger eindeutiger: Mit der Berufsarbeit verbinden die meisten Menschen neben dem Einkommenserwerb (als indirektes Konsumziel) das Bedürfnis nach sozial sinnvoller Aktivität, nach sozialer Integration und Anerkennung, auch nach Verhaltensstabilität und der Begründung ihrer sozialen Identität

Aus dem Zusammenhang der Lebensbereiche, den die eng zusammengehörenden Konzepte der Lebenslage, des Lebensstandards, des Lebensstils und der Lebensqualität zu beschreiben versuchen, kann weder auf einzelwirtschaftlicher noch auf gesamtwirtschaftlicher Ebene ein harmonistisches, das Konfliktpotential zwischen Produzenten/Anbietern und Konsumenten/Nachfragern leugnendes Ziel-und Handlungskonzept abgeleitet werden. Diese Perspektive soll aber deutlich machen, daß die Erklärung des Konsumentenverhaltens und, darauf aufbauend, die Entwicklung konsumpolitischer Strategien ohne die Berücksichtigung der von der Arbeitswelt ausgehenden Wirkungen und der auf die Produzenten-rolle gerichteten Ziele unvollständig bleibt.

Die aus einem zu engen ökonomischen Ansatz ableitbare individuelle und gesellschaftliche Verabsolutierung von Konsumzielen führt zu einer Polarisierung der Lebensberei-* ehe Empirische Ergebnisse lassen erwarten, daß eine Auseinanderentwicklung der Lebensbereiche, der sozialen Rollen, auf individueller Ebene zu Unzufriedenheit und stärkeren psychischen Belastungen führt. Der Zusammenhang zwischen der ökonomischen Zielgröße „Einkommen" und psychologisch begründbaren Zielvorstellungen wird dann schwächer. Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene kann die Verabsolutierung von Konsumzielen über das Anstreben maximaler Wachstumsraten des Güteroutputs mit den Problemen verschlechterter Umweltbedingungen und der Er-schöpfung natürlicher Ressourcen verbunden werden

Im Rahmen einer Wirtschaftspolitik, die sich als Reaktion darauf — u. a. unter Einbeziehung der Qualität des Arbeitslebens und der Umweltbedingungen — am Ziel der Lebensqualität orientiert, weitet sich der Ziel-und Einsatzbereich der Konsumpolitik entscheidend aus Damit wird es notwendig, die Zusammenhänge des Lebensbereichs Konsum mit anderen Lebensbereichen, die bisher aus dieser Perspektive noch nicht erforscht sind, zu untersuchen.

II. Zum Zusammenhang von Arbeit und Konsum

Ansatzpunkte für die Bewußtmachung dieses Zusammenhangs bieten die vorwiegend in den USA durchgeführten Untersuchungen schichtspezifischen Konsumentenverhaltens; denn von den drei zentralen Kriterien der sozialen Schichtung: Einkommen, Berufsstatus und Bildungsniveau sind zwei unmittelbar und selbst das Bildungsniveau mittelbar auf die Arbeit bezogen.

Den direkten Bezug zu den subjektiven und objektiven Faktoren der Arbeitssituation stellt als zweiter Ansatzpunkt die multidisziplinäre Freizeitforschung her. Sie bietet sich für eine inhaltliche und methodische Einbeziehung in den Bereich der Konsumforschung an, weil im Konsumhandeln stets „Frei" -Zeit verbraucht wird, ebenso Freizeithandeln ohne gleichzeitige Nutzung knapper Güter praktisch nicht denkbar ist, und die Zeit selbst ein knappes Gut ist Bei den Ergebnissen dieser Forschungsrichtung sind die Grenzen ihrer Aussagekraft insbesondere durch methodische Schwächen bedingt: kleine, nicht repräsentative Samples, Querschnitts-statt Längsschnittsuntersuchungen, unzureichende Operationalisierungen der Fragestellung und unbefriedigende Erhebungsmethoden. Insgesamt besteht daher ein beträchtliches Forschungsdefizit im Bereich der Wechselwirkungen zwischen Arbeit, Konsum und Freizeit Das vorliegende Material kann daher in erster Linie nur Probleme aufzeigen und zur Formulierung von Arbeitshypothesen für ein konsumpolitisches Forschungsprogramm dienen. 1. Idealtypische Modelle Die zahlreichen, in der Literatur z. T. ohne weitere Begründung vorgeschlagenen Charakterisierungen der Beziehung zwischen der Berufsarbeit und der Nichtberufsarbeit, zu der auch das Konsumhandeln zählt, lassen sich in ihrem Grundgedanken auf vier Modellvorstellungen zurückführen

a) Das verbreitete Kompensationsmodell sieht den Zusammenhang beider Lebensbereiche in dem Versuch des Arbeitsnehmers, seine in der Berufsarbeit erlebten Versagungen und Beeinträchtigungen in der Konsum-/Freizeit auszugleichen. b) Das Extensionsmodell unterstellt eine Prägung des Verhaltens und seiner Voraussetzungen im Bereich der Berufsarbeit, die gleichsinnig auf den Konsum-/Freizeitbereich übertragen wird c) Das Kongruenzmodell (ebenso: auch Selektionsmodell) geht von Persönlichkeitsmerkmalen aus, die den einzelnen in der Berufs-arbeit und in der Konsum-/Freizeit gleichartige Situationen aufsuchen und ähnliche Handlungsweisen anwenden lassen. An die Stelle der Kausalbeziehung zwischen beiden Bereichen, wie in a) und b), tritt die Annahme der Verhaltensabhängigkeit von gemeinsamen dritten Faktoren, die sowohl im Arbeitswie im Konsumhandeln wirksam werden d) Im Segmentationsmodell wird schließlich ein kausaler Zusammenhang ebenso wie eine nicht nur zufällig bedingte Gleichartigkeit, Parallelität der Verhaltensweisen verneint. Dieser Ansatz entspricht der Annahme rein instrumentaler Arbeit als Voraussetzung zur Befriedigung beliebiger, nicht hinterfragter Konsumbedürfnisse

Als Problem bei der Verknüpfung dieser Modellannahmen mit den Ergebnissen der empirischen Forschung erweist sich, daß die Zuordnung einer ganz bestimmten Verhaltensweise in Abhängigkeit von der betrachteten Größe unterschiedlich sein kann. In einer normalen, komplexen Handlung können sich die verschiedenen Modelltypen vielfach überlagern. So läßt sich das Autobasteln in der Freizeit des Kraftfahrzeugmechanikers vom Inhalt her gesehen als Kongruenz, vom Autonomiegrad als Kompensation, vom Kompetenzgrad als Extension interpretieren.

Diese Modelle sind deshalb eher von heuristischem Wert. Es sind idealtypische Beziehungen herausgearbeitet worden, die in der Diskussion als Orientierungslinien dienen können. 2. Arbeitssituation, Schichtzugehörigkeit und Konsumhandeln Konsumieren oder Konsumhandeln läßt sich als soziales Handeln unter Verwendung von knappen Gütern zum Zweck der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung von Endverbrauchern verstehen. Für den Konsumenten hängt das Ergebnis seines Konsumhandelns im wesentlichen von den folgenden Größen ab: Einkommen und private Güter, öffentliche Konsumgüter und Umwelt, Zeitbudget, Bedürfnisse, Entscheidungsund Handlungsspielraum sowie Kompetenz.

Einkommen und private Güter Eine wichtige, oft verabsolutierte Funktion der Arbeit ist die Erzielung von Einkommen als materielle Voraussetzung des Konsum-handelns. Die Tatsache eines Zusammenhanges zwischen dem qualitativen Niveau der Arbeit und der Höhe des für diese Arbeit gezahlten Einkommens erscheint damit zunächst selbstverständlich und unproblematisch. Wenn aber der begrenzte Erklärungsgehalt des Leistungsprinzips für die Einkommensunterschiede gesellschaftlicher Gruppen akzeptiert wird sollte erwartet werden, daß auch das Ausmaß, in dem die Arbeit als Belastung empfunden wird oder objektiv besonders belastend ist, Einfluß auf die Höhe des Einkommens hat. Einen entsprechenden Vorschlag* hat kürzlich der Ökonomie-Nobelpreisträger Tinbergen wieder vorgelegt Gegenwärtig deutet aber der Einkommensrückstand der Berufsgruppe Arbeiter gegenüber Angestellten und Beamten ebenso wie — beim individuellen Vergleich — die hohe Korrelation des Einkommens mit subjektiven und objektiven Indikatoren des qualitativen Arbeitsniveaus darauf hin, daß wir von diesem Ziel noch weit entfernt sind.

Wenn eine unbefriedigende Arbeitssituation aber nicht über das Einkommen aufgewogen wird und das Einkommen zugleich den materiellen Rahmen der Konsummöglichkeiten absteckt, spricht aus dieser Sicht auch wenig für die Erklärung des Konsumhandelns auf der Grundlage des Kompensationsmodells.

Uber die jeweilige aktuelle Kaufkraft hinaus ist die vorhandene Güterausstattung des Haushalts wichtig für die Handlungsmöglichkeiten seiner Mitglieder. Neben der laufenden Einkommensverteilung interessiert deshalb die Verteilung der Lebenseinkommen und der Vermögen. Schließlich ist auch die Struktur der Güterausstattung wichtig., Obwohl die’ amtliche Statistik alle Käufe von Haushalten als Konsumgüter ausweist, ist es ökonomisch [sinnvoller, zwischen konsumtiven und investiven Haushaltsgütern zu unterscheiden. Investitionen sind nicht nur das eigene Haus, größere Bildungsausgaben oder die Einrichtung eines Arbeitszimmers, auch die Informationsmittel (Tagespresse), Transportmittel (Auto) und Lagerungsmöglichkeiten (Tiefkühltruhe), um günstige Einkaufschancen wahrzunehmen, oder kostensparende Küchengeräte gehören dazu.

Emprisch erfaßt werden in diesem Zusammenhang nur langlebige Gebrauchsgüter und Bildungsausgaben. Dabei zeigt sich selbst bei vergleichbarer Einkommenshöhe eine stärkere Konsumorientierung von Arbeitnehmerhaushalten, dagegen eine stärker investive Orientierung bei Angestellten und Beamten öffentliche Konsumgüter und Umwelt Schwächere soziale Schichten sehen sich in den vorwiegend von ihnen bewohnten Stadtteilen in der Regel auch einer vergleichsweise schlechten materiellen und sozialen Infrastruktur gegenüber. Das bedeutet, daß ihre Möglichkeiten zur Nutzung öffentlicher Konsumgüter geringer sind als in anderen Wohnlagen

Dies ist einerseits Reflex eines geringen Einkommens und damit der engen Grenzen möglicher Mietbelastung. Andererseits kann aber auch angenommen werden, daß öffentliche Verwaltungen als Anbieter öffentlicher Güter bei ihren Investitionsentscheidungen als Äquivalent für das privatwirtschaftliche Entscheidungskriterium der erwarteten monetären Nachfrage auch den erwarteten politischen Druck der Nachfrager nach öffentlichen Gütern verwenden und dabei eine schichtspezifische Differenzierung zugrunde legen.

Auch die Verbesserung der Umweltqualität und der Schutz vor Beeinträchtigungen stellen „öffentliche Konsumgüter" dar. Ihre räumliche Verteilung benachteiligt deshalb oft ebenfalls sozial schwache Schichten. Erschwerend kommen die Neigung dieser Bevölkerungsgruppen zu hauszentriertem Frei-zeit-/Konsumverhalten und ihre oft geringen räumlichen Ausweichmöglichkeiten hinzu. Da Arbeiter häufig auch einer stark belastenden Arbeitsumwelt ausgesetzt sind, kann es hier zur Kumulation von Umweltschäden kommen

Konsumzeit Die Konsumzeit hat in zweifacher Hinsicht Einfluß auf das Konsumhandeln: erstens unter chronometrischem (Zeitmengen-) Aspekt, zwei-tens unter chronologischem (Zeitordnungs-) Aspekt

Grundsätzlich ist die verbreitete Annahme einer im wirtschaftlichen Entwicklungsprozeß ständig angewachsenen Menge frei verfügbarer Zeil unzureichend belegt, sogar in kurzfristiger Perspektive sind die empirischen Ergebnisse uneinheitlich Arbeiter, Angestellte und Beamte der mittleren und unteren Statusebenen haben am stärksten von den Einschränkungen der Berufsarbeit profitiert, während Arbeitnehmer mit besonders niedrigem Berufsstatus und Einkommen, etwa ungelernte Arbeiter, aber auch Akademiker, Selbständige, leitende Angestellte und Beamte vergleichsweise lange Arbeitszeiten aufweisen die zum Teil noch angewachsen sind, und dementsprechend über wenig Konsumzeit verfügen.

Unter chronologischem Aspekt stellen sich im Tagesrhythmus bei Schichtarbeit die größten Probleme. Die davon betroffene, unter Industriearbeitern in den sechziger und siebziger Jahren bereits gewachsene unter Angestellten (Verkehr, Dienstleistungen, Rechenzentren voraussichtlich wachsende Gruppe leidet unter der mangelnden Verträglich keit der Schichtarbeit — mit der parallel zur Tag-Nacht-Folge rela tiv stabilen, die Konsumbedürfnisse mit prä genden Biorhythmik — mit den Aktivitätszeiten der anderer Haushaltsmitglieder, mit denen sie Kauf-unc Konsumaktivitäten abzustimmen hat, — mit dem Offnungsrhythmus von Geschäften, Behörden, Freizeiteinrichtungen.

Aus konsumpolitischer Perspektive kann aber auch eine ausgesprochen einheitlich festgelegte Arbeitszeit (z. B. Bürostunden und Ladenöffnungszeiten) zum Problem werden, gerade weil Arbeitnehmer zugleich Konsumenten sind.

Im Jahresrhythmus führt die Fixierung des Urlaubsblocks in großen Industriebetrieben und im Bildungssektor nicht nur zu Abstimmungsproblemen im Haushalt, sie ist in der Regel auch mit einer saisonalen Anspannung (Qualitätsverschlechterung, Preissteigerung) der betroffenen Konsumgütermärkte (z. B. Urlaubsreisen) verbunden.

Konsumbedürfnisse Die Bedürfnisse bzw. Motive als Beweggründe des Handelns mit ihrer aktivierenden und dieses Handeln im Sinne ihrer Befriedigung lenkenden Wirkung sind besonders wichtig. Gegenüber den bisher genannten, eher objektiv meßbaren Größen bleiben sie vergleichsweise spekulativ; sie können nicht direkt gemessen werden, sondern nur etwa als Einstellungen zu gegebenen Objekten (Güter, Handlungen) erfragt oder aus dem Konsumhandeln rückgeschlossen werden.

Da die schichtspezifischen Unterschiede der Konsumstile bzw. -Standards sich nicht durch Einkommensunterschiede erklären lassen, sollte eine konsumpolitische Bedürfnisforschung, die sich nicht auf das bloße Abfragen von Einstellungen und Bedarfen beschränkt, sondern sich als Ursachenforschung versteht nicht zuletzt bei den beruflichen Erfahrungen der Konsumenten ansetzen. Die vorhandenen, z. T. auf freizeittheoretischer Grundlage aufbauenden Untersuchungen lassen einige allgemeine Schlüsse zu:

— Arbeitssituationen mit ihrem sehr unterschiedlichen Niveau der physischen und psychischen Belastung erfordern auch in unterschiedlichem Maße regeneratives Konsum-/Freizeitverhalten, das — für sich genommen — aus der Perspektive des Konsumenten keinen Wert besitzen muß, weil es unter das reproduktionsnotwendige Existenzminimum 1 fällt.

— Arbeitssituationen stellen in unterschiedlichem Ausmaß Anregungen bereit, die auf das Konsumhandeln übertragen werden und die aufgrund ihrer Ausrichtung auf differenziertes, aktives statt passives, rezeptives Verhalten im Bedürfnisbefriedigungsprozeß nach herrschenden Normen positiv bewertet werden.

— Anhaltender Streß in besonders stark fremdbestimmten Arbeitssituationen und anhaltende einseitige physische Beanspruchung führen dagegen zu einer Verarmung der Bedürfnisstruktur auch im Konsumbereich

Entscheidungsund Handlungsspielraum.

Entscheidungsund Handlungsfreiheit der Konsumenten sind die zentralen Komponenten des ordnungspolitischen Leitbildes der Konsumfreiheit Aus konsumpolitischer Sicht sollen sie gegen Versuche der Anbieter-seite geschützt werden, sie durch einen zu massiven Einsatz des Marketinginstrumentariums mit dem Ziel der Absatzerhöhung einzuschränken. Dabei hat sich die Marketing-forschung und -praxis im Gegensatz zur Verbraucherpolitik schon früh mit der Frage einer geeigneten Marktsegmentierung nach sozialökonomischen Kriterien und den daraus erwachsenden absatzstrategischen Möglichkeiten befaßt

So lassen sich ausgesprochen agressive Verkaufsmethoden (z. B. Vertreterverkauf, privates Kleinkreditgewerbe), die auf die Verhaltensunsicherheit von Unterschichtskonsumenten abstellen nur bedingt durch gesetzliche Maßnahmen verhindern. Solange autoritäre Strukturen in den wichtigsten Sozialisationsbereichen, insbesondere im Beruf, stets wieder stabilisiert werden, kann es der Konsum-politik mit ihren begrenzten Mitteln nicht gelingen, den gleichen Personen ein selbstbewußteres Auftreten beim Kaufverhalten zu vermitteln. Außerdem spiegelt der Entscheidungs-und Handlungsspielraum die Beschränkungen bei den anderen Einflußgrößen auf das Konsumhandeln wider, z. B. zu geringe Konsumzeit für die Information, Planung, Auswahl und Beschaffung; unzureichende Ausstattung mit Transportmitteln, Lagerungs-, Weiterverarbeitungs-, Zubereitungsmöglichkeiten unbefriedigendes Angebot öffentlicher Konsumgüter in vertretbarer Entfernung. Erweitern läßt sich der Spielraum dagegen durch eine flexiblere Aufteilung der Konsum-und Arbeitszeit (insbesondere in selbständigen und akademischen Berufen) und eine flexiblere Einkommensverwendung durch die Inanspruchnahme des Kreditmarktes (die u. a. von der Einkommenshöhe und -form, der Sicherheit und dem Status des Arbeitsplatzes abhängig ist).

Konsumkompetenz Unter Konsumkompetenz kann die Fähigkeit verstanden werden, die vorhandenen Ressour-cen effizient zur Realisierung des Anspruchsniveaus einzusetzen Konsumkompetenz stellt natürlich nur einen Aspekt allgemeiner Entscheidungsund Handlungskompetenz dar, so daß zur Formulierung von Arbeitshypothesen für die konsumpolitische Forschung auf die kaum noch zu überblickende soziologische und pädagogische Sozialisationsliteratur zurückgegriffen werden kann.

Vorweg muß kritisiert werden, daß die ökonomische Diskussion stets auf die Bestimmung von Optimalsituationen und optimalen Handlungsweisen ausgerichtet ist. Dabei wird eine selbstverständliche Minimalbedingung effizienten Konsumhandelns nicht mehr erfaßt: die durch berufliche Überforderung gefährdete physische und psychische Gesundheit der Arbeitnehmer Entsprechende Auswirkungen können für die als Streß erlebte Arbeitssituation, für bestimmte dauernde Arbeitsbelastungen sowie im Vergleich zwischen den Gruppen der Arbeiter und Angestellten belegt werden Wenn berufliche Überforderung schon zu gesundheitlichen Schäden geführt hat, ist die Hoffnung auf Kompensationsmöglichkeiten im Konsumhandeln von vornherein illusorisch.

Unter dem Gesichtspunkt der allgemeinen Entscheidungs-und Handlungskompetenz der Haushaksmitglieder hat die Arbeitssituation wahrscheinlich einen entscheidenden Einfluß auf die Persönlichkeitsbildung dieser direkte Einfluß wird noch durch Effekte der Ausbildungsvoraussetzungen und durch schichtspezifische Sozialisationsprozesse

außerhalb der Arbeit verstärkt.

Die unter dieser komplexen Fragestellung besonders schwierige und aufwendige empirische Forschung konnte bereits früh zeigen, daß der Abbau intellektueller Leistungsfähigkeit bei geringer geistiger Beanspruchung im Beruf früher beginnt und schneller verläuft Nachweise eines positiven Einflusses der beruflichen Tätigkeit auf die geistige Leistungsfähigkeit Erwachsener sind spärlicher Dabei wird über das Training vorhandener Fähigkeiten hinaus der Arbeitsprozeß als Lernprozeß für die Erweiterung vorhandener und den Erwerb neuer Qualifikationen aufgefaßt

Dagegen ist unter dem Aspekt des sozialen Lernens relativ gut belegt, daß Arbeitssituationen, in denen der Handlungsspielraum durch räumliche, zeitliche und funktionale Zwänge eingeschränkt wird und die Chance zur Selbstbestimmung fehlt, auch die Kompetenz zur Beherrschung von Konsum-/Freizeitprozessen reduzieren Diese Fähigkeit zur Kommunikation, Kordination und zielbewußter Aktivität bezieht sich auch auf den ökonomischen Aspekt des Frei-zeitverhaltens und ist besonders wichtig für das Marktverhalten der Konsumenten. Es überrascht deshalb nicht, daß Untersuchungen des Kaufverhaltens ineffizientes Vorgehen für untere Schichten generell belegen. Dabei wird im Informationsverhalten die Bevorzugung persönlicher Information durch Bekannte und sogar durch Verkäufer gegenüber der unpersönlichen, über Medien vermittelten Verbraucherinformation deutlich. Impulsive, verkürzte Entscheidungsverfahren sind besonders häufig; das „Wo" und „Was“ des Kaufens wird stark durch das Bedürfnis beeinflußt, Unsicherheit in der Käuferrolle zu reduzieren

Geringe Effizienz kennzeichnet auch das Verhalten gegenüber den Anbietern öiientlicher Güter. Hier zeigt sich etwa die mangelnde Transparenz der Rechtslage und der Strukturen von Verwaltungsvorgängen das geringe kommunalpolitische und allgemeinpolitische Interesse die schwache politische Beteiligung von Arbeitern. Ein Zusammenhang besteht auch zwischen restriktiver Arbeitssituation und mangelnder sozialer Integration und Partizipation im Wohnviertel die für das Verhältnis zu den nichtstaatlichen Anbietern öffentlicher Güter (Kirchen, Vereine usw.) wichtig sind.

Bei den einzelnen, das Konsumhandeln beeinflussenden Größen zeigt sich das gleiche Bild. Der Zusammenhang zwischen der spezifischen Fähigkeit der Einkommensdisposition und entsprechenden beruflichen Erfahrungen — oder ihrem Fehlen — ist offensichtlich. Außerdem lassen sich schichtspezifische, auf berufliche Erfahrungen rückführbare Einflüsse auf die Wahl zwischen Konsumieren und Sparen zeigen

In historischer Perspektive wird die Fähigkeit zur Zeitdisposition durch die sinkende Zeitautonomie in der Arbeitssituation tendenziell verlernt. Dazu kommt der ungünstige Verteilungseffekt, daß gerade die Freizeit von Berufsgruppen mit niedriger Zeitautonomie am stärksten gewachsen ist

Die Fähigkeit zur Bedürlnisdisposition, zur Selbststeuerung, setzt als wichtigen Teil der Konsumenteninformation die Bedürfnistransparenz voraus etwa die Kenntnis von Zusammenhängen zwischen der Arbeitssituation und Konsumbedürfnissen. Dazu muß der Wille und die Fähigkeit zur Selbstkontrolle kommen, wobei sich empirisch der Zusammenhang zwischen dem Autonomiegrad der Arbeitssituation und einer positiven Einstellung gegenüber Selbstkontrolle belegen läßt

Kreativität, Produktivität und Aktivität im Freizeitverhalten, mit denen die Selbstkontrolle zur Selbststeuerungsfähigkeit ausgeweitet wird, sind ebenfalls mit der Autonomie und Komplexität der Berufssituation verbunden

Schließlich ist die Fähigkeit zur Bedürfnis-und Bedarfsdisposition davon abhängig, in welchem Maße sich der Konsument vor einer Steuerung durch die Anbieterseite schützen kann. Es erscheint plausibel, daß eine bewußte Sensibilisierung gegenüber Außensteuerung, erst recht natürlich Partizipationserfahrungen in dem als wichtig empfundenen Arbeitsbereich, auch auf andere Lebensbereiche übertragen werden. Auf Management-Ebene ergeben sich dagegen durch den Arbeitsprozeß selbst Möglichkeiten entsprechender Lernef-fekte: einmal durch Kenntnisse der Produktionsbedingungen von Marketingmaßnahmen, dann durch die Beteiligung an betrieblichen Beschaffungsentscheidungen. 3. Fazit Auch bei zurückhaltender Interpretation dieses Materials sind einige gängige Vorstellungen in ihrer generellen Form nicht mehr haltbar: z. B. die Annahme, daß wenig persönlichkeitsfördernde und qualitativ nicht befriedigende, aber relativ gut bezahlte Arbeit zu einer Aufhebung gesellschaftlicher Schichtunterschiede führt, weil sich das qualitative Niveau des Konsumhandelns ungeachtet ganz unterschiedlicher Berufserfahrungen angleicht und der Berufsstatus seine eigenständige Bedeutung als Kriterium sozialer Differenzierung verliert, scheint illusorisch.

Auch die These, nach Dienstschluß könne kompensatorisch aufgeholt werden, was während der Arbeitszeit an Versagungen grundlegender Bedürfnisse erfahren wurde, und man könne dem „Berufsmenschen", der sich auf eine befriedigende Arbeit konzentriert und für das Konsumhandeln wenig Ressourcen mobilisiert, den „Freizeit-und Konsummenschen" gegenüberstellen, der die Nachteile einer restriktiven, unbefriedigenden Berufssituation durch besonders anspruchsvolles und befriedigendes Konsumhandeln ausgleicht, scheitert häufig nicht nur an der Verteilung der finanziellen, materiellen und zeitlichen Ressourcen und Handlungsspielräume, sondern noch deutlicher an der Verarmung der Bedürfnisse, Erwartungen und Kompetenzen in Arbeitssituationen, die keine persönlichkeitsfördernden Elemente enthalten.

Eine allgemeine Beurteilung des Zusammenhangs von Arbeit und Konsum wird sich deshalb am Extensions-und Kongruenzmodell orientieren müssen, ohne auf der vorhandenen empirischen Grundlage klar zwischen ihnen unterscheiden zu können

Natürlich können vom Freizeit-und Konsum-bereich auch autonome Sozialisationswirkungen ausgehen. Das ist ein traditioneller Ansatzpunkt der Konsumpolitik und wegen möglicher Auswirkungen der Freizeiterfahrungen auf das Arbeitshandeln eines der Motive für das umfangreiche betriebliche Angebot an Freizeitaktivitäten Die grundsätzliche Interdependenz beider Bereiche ist aber heute noch sehr ungleichgewichtig.

III. Konsequenzen für die Verbraucherpolitik

Für die konsumpolitische Forschung ergibt sich angesichts dieser Probleme nachdrücklich die Notwendigkeit eigener Arbeit auf dem Gebiet der Zusammenhänge von Arbeit und Konsum. So hilfreich die Übertragung von Ergebnissen aus anderen Bereichen sein kann — und hier sind insbesondere im Rahmen des Forschungsprogramms „Humanisierung des Arbeitslebens" beim Bundesministerium für Forschung und Technologie noch Erkenntnisfortschritte zu erwarten —, so kann doch nicht angenommen werden, daß spezifisch konsumpolitische Fragestellungen in der arbeitswissenschaftlichen Diskussion eine Rolle spielen, wenn sie nicht aktiv von Konsumforschern und Konsumpolitikern in die Diskussion eingebracht werden.

Für die Konsumpolitik stehen im Hinblick auf die Zusammenhänge von Arbeit und Konsum vier Strategien zur Verfügung: a) Konsumpolitik, die sich ausschließlich darauf beschränkt, ein öffentliches Dienstleistungsangebot (etwa allg. Beratung, Information, Rechtsschutz) bereitzustellen und abzuwarten, wieweit es von den Konsumenten in Anspruch genommen wird, steht im Prinzip vor den gleichen Problemen schichtspezifischer Nutzung wie das übrige öffentliche Güterangebot. Diese konsumpolitischen Maßnahmem nützen in erster Linie nur den kompetenten Konsumenten und verstärken eher eine vorhandene Ungleichheit der Konsumhandb) Berufs-und schichtspezifische konsumpolitische Maßnahmen berücksichtigen hingegen die diskutierten Zusammenhänge. Im gegenwärtigen Entwicklungsstadium der Konsum-politik liegt die besondere Chance zielgruppenspezifischer Arbeit darin, beim Verbraucher Problembewußtsein und Aufnahmebereitschaft für konsumpolitische Information und Beratung zu wecken. Auf dieser Grundlage kann eine direkte Ansprache, z. B. in Gewerkschaften, im Unternehmen, im Stadtteil oder eine auf die jeweilige Rezipientengruppe gut abgestimmte Medienstrategie dann auch langfristig effizient sein.

c) Bei kompensatorischen Strategien der Konsumpolitik wird die mit der Zielgruppenarbeit angestrebte Effizienz um das sozialpolitische Ausgleichsziel ergänzt. Es bleibt dann zu prüfen, ob es volkswirtschaftlich sinnvoll ist und nicht zu einer Sisyphusarbeit wird, im Produktionsbereich verursachte Probleme bei den gleichen Personen in ihrer Konsumenten-rolle lösen zu wollen. Wo kompensatorische Strategien, die nicht nur auf materielle und zeitliche Voraussetzungen des Konsumhandelns, sondern auf Persönlichkeitsdimensionen des Konsumenten zielen, dennoch erfolgreich sind, bieten sie andererseits die Chance, neue Bedürfnisse und Handlungsformen in den Arbeitsbereich zu übertragen.

d) Konsequent auf eine ursachengerechte Lösung der diskutierten Probleme ist eine integrative konsumpolitische Strategie ausgerichtet, die nicht nur — reaktiv — darauf beschränkt ist, am Symptom unbefriedigenden Konsumhandels zu kurieren, sondern aktiv auf die Beseitigung seiner Ursachen und auf die Förderung auch aus der Konsumperspektive sinnvoller Entwicklungspotentiale im Produktionsbereich hinwirkt -Wenn sich einige dabei verfolgte Ziele z. T. mit Zielen decken, die auch direkt in der Diskussion um die Humanisierung der Arbeit vertreten werden, bestätigt das erneut den engen Zusammenhang zwischen beiden Lebensbereichen der Arbeitnehmer. Der mögliche Beitrag dieser Konsum-politik zur Humanisierungsdebatte liegt u. a. darin, in einen Politikbereich, in dem „ökonomische" Argumentationsmuster besonderes Gewicht haben, diese zugunsten von Arbeitsinteressen einbringen zu können; denn wenn die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs und der Marktwirtschaft aktives kompetentes Handeln der Konsumenten erfordert kann das tägliche Training im Verlernen dieses Handlungsmusters nicht volkswirtschaftlich sinnvoll sein.

Der mögliche Beitrag einer Reflexion der Zusammenhänge von Arbeit und Konsum zur Lösung der skizzierten Probleme läßt sich auf alle drei Problemgruppen beziehen. Ein empirisch stärker fundiertes Verbraucherbild und eine auf realistische Dimensionen reduzierte Perspektive sind notwendige Bestandteile zielgruppenorientierter, kompensatorischer oder integrierter Strategien. Wenn die Konsumpolitik über diese Strategien bei allen Bevölkerungsgruppen Resonanz findet und Mobilisierungseffekte erzielt, wird auch der Versuch einer Öffnung der bestehenden „Fremdorganisation" für Einzelmitglieder möglich. Dabei entfiele dann die gegenwärtige Befürchtung einer einseitigen Mittelschichtorientierung. In dem Maße einer möglichen Selbstorganisation verlieren dann auch die Kritikpunkte geringer Legitimation, elitärer Zielbildung oder finanzieller Abhängigkeit vom Staat ebenso an Gewicht wie das Urteil ihrer mangelnden Durchsetzungsfähigkeit am Markt, gegenüber Verbänden und politischen Organisationen, im legislativen Prozeß sowie gegenüber dem Staat als Anbieter.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Die Bundesregierung hat ihre konsumpolitischen Maßnahmen in zwei Berichten zur Verbraucherpolitik 1971 und 1975 dokumentiert. Die Initiierung konsumpolitischer Forschung schlug sich in zahlreichen veröffentlichten Einzelgutachten für die Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel (vgl. dazu Kap. IX, „Verbraucherpolitik" des Gutachtens der Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel, Göttingen 1977, S. 403 ff.) sowie in der Einrichtung eines Forschungsschwerpunktes empirischer Verbraucher-forschung im Bundesministerium für Forschung und Technologie nieder.

  2. Zu vergleichbaren, allerdings stärkeren Zyklen in der Bildungs-und Umweltdiskussion vgl. z. B. H. P. Widmaier, Sozialpolitik im Wohlfahrtsstaat, Reinbek 1976, S. 81 ff.

  3. In diesen Zusammenhang gehören etwa die von der Metaplan Gesellschaft in ihrem Gutachten für das Bundesministerium für Wirtschaft (Metaenquete über die Entwicklung der den Verbrauchern dienenden Institutionen, Quickborn 1975) wieder aufgeworfene Frage der Einzelmitgliedschaft in Verbraucherorganisationen, Überlegungen zur organisatorischen Reform von Verbraucherzentralen sowie die Einrichtung des Verbraucherinstituts in Berlin 1978.

  4. Zum wissenschaftlichen Entwicklungsstand der Konsumpolitik vgl. E. von Hippel, Verbraucher-schutz, Tübingen 1974; E. Kuhlmann, Konsumpolitik, in: Handwörterbuch der Absatzwirtschaft, Stuttgart 1974, Sp. 1069 ff.; P. Meyer-Dohm, Konsumpolitik und Marktwirtschaft, in: E. Arndt u. a. (Hrsg.), Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen 1975, S. 237 ff.; G. Scherhorn u. a., Verbraucherinteresse und Verbraucherpolitik, Göttingen 1975; W. Kroeber-Riel, Kritik und Neuformulierung der Verbraucherpolitik auf verhaltenswissenschaftlicher Grundlage, in: Die Betriebswirtschaft 1977, S. 89 ff.; Biervert/Fischer-Winkelmann/Rock, Grundlagen der Verbraucherpolitik, Reinbek 1977; Kuhlmann/Meyer-Dohm/Minte, Konsumpolitik, in: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaften, Bd. 4, Stuttgart—Tübingen—Göttingen 1978, S. 528 ff.; eine anwendungsorientierte Gesamtdarstellung geben Martiny/Klein, Marktmacht und Manipulation, Frankfurt 1977.

  5. Die folgenden Kritikpunkte werden allerdings z. T. auch von den konsumpolitischen Akteuren selbst genannt; es fehlten aber bisher ausreichende Forschungskapazitäten und finanzielle Mittel zu ihrer Lösung. Ein konsumpolitischer Forschungsdruck mit der entsprechenden Mobilisierung öffentlicher Mittel war in der Zeit hoher Wachstumsraten und ausgesprochen optimistischer Beurteilungen der individuellen Konsum-chancen auch nicht zu erwarten.

  6. Vgl. R. L. Kahn, The Meaning of Work, in:

  7. Von den drei Aussagen des Klassikers der liberalen Nationalökonomie, Adam Smith, die zur Begründung einer erweiterten konsumpolitischen Strategie herangezogen werden können: 1.dem normativen Primat des Konsuminteresses gegenüber den Produzenteninteressen, 2.der Notwendigkeit von Maßnahmen zum Schutz der Konsumenten, 3.der Probleme, die sich mit fortschreitender Arbeitsteilung und Rationalisierung des Produktionsprozesses aufgrund der Zusammenhänge zwischen Arbeitsund Nichtarbeitsverhalten (Konsum, Freizeit, staatsbürgerlicher Qualfikation) ergeben, ist lediglich die erste konsequent weiterentwickelt worden (vgl. A. Smith, Der Wohlstand der Nationen, übersetzt und hrsg. v. H. C. Reck-tenwald, München 1974, S. LXIII, 558, 661 ff.).

  8. Vgl. T. Scitovsky, The Joyless Economy, Oxford University Press 1976, deutsch: Psychologie des Wohlstands, Frankfurt—New York 1977.

  9. Zu den sich daraus ergebenden Verteilungsproblemen zwischen Industrie-und Entwicklungsländern sowie zwischen den Generationen vgl. H. Minte, Die Energiekrise, in: Im Gespräch, Nr. 1— 2/1974, S. 11 ff.

  10. Vgl. Kuhlmann/Meyer-Dohm/Minte, a. a. O., S. 529.

  11. Vgl. Scheuch/Daheim, Sozialprestige und soziale Schichtung, in: Glass/König (Hrsg.), Soziale Schichtung und soziale Mobilität, Köln-Opladen, 19683, S. 65 ff.

  12. Vgl. G. S. Becker, A Theory of the Allocation of Time, in: Economic Journal 1965, S. 493 ff.; S. B. Linder, The Harried Leisure Class, New York u. a. 1970 (deutsch: Das Linder-Axiom oder Warum wir keine Zeit mehr haben, Gütersloh—Wien 1971); A. E. Ott, Der Zeitbegriff -in der Wirtschaftstheorie, in: E. Schneider (Hrsg.), Wirtschaftskreislauf und Wirtschaftswachstum, Tübingen 1966, S. 138.

  13. Vgl. ebenso R. Rock, Zusammenhänge von Arbeit, Konsum, Freizeit, in: B. Biervert u. a., Verbrauchergerechte Verbraucherforschung und -politik. Pilotstudie zur Vorbereitung eines Schwerpunktvorhabens im Bereich anwendungsorientierter Sozialforschung, Frankfurt 1977, S. 179.

  14. Vgl. etwa Großkurth/Volpert, Lohnarbeitspsychologie, Frankfurt 1975, S. 281 ff.; J. Habermas, Arbeit, Freizeit, Konsum, s'Gravenhage 1973, S. 63 ff.; H. W. Opaschowski, Pädagogik der Freizeit, Bad Heilbrunn 1976, S. 84 ff.; J. M. Shepard, A Status Recognition Model of Work-Leisure Relationships, in: Journal of Leisure Research, Nr. 6/1974, S. 61 ff.; E. u. H. Ulich, Uber einige Zusammenhänge zwischen Arbeitsgestaltung und Freizeitverhalten, in: Leuenberger/Ruffmann (Hrsg.), Bürokratie, Bern u. a. 1977, S. 215 ff.

  15. Dies auch als Generalisation, Transfer, Verstärkung, Fortsetzung, Spill-over, Carry-over bezeichnet. Im Sinne dieses Modells sind etwa nach R. Dahrendorf, Industrie-und Betriebssoziologie, Berlin 1956, S. 110, „Prestige-Schichtung und Klassenstruktur, Verhaltensmuster und Einstellungen, das gesamte System von Wertintentionen und Wertrangordnungen industrieller Gesellschaften ... in hohem Maße von der Industrie, vom einzelnen Industriebetrieb her geprägt“.

  16. Der Begriff „Kongruenz" kann jedoch auch in einem weiter gefaßten, „Extension“ einschließenden Sinn verwendet werden.

  17. Dieses Modell wird insbesondere mit dem Typ des „neuen Arbeiters" und der Verbürgerlichung der Arbeiter verbunden. Vgl. zur empirischen Relevanz K. H. Hörning (Hrsg.), Der „neue" Arbeiter, Frankfurt 1971.

  18. Zur jüngeren Diskussion des Leistungsprinzips vgl. D. Piel, Ein Prinzip für den Papierkorb, und M. Jungblut, Ein Prinzip für die Praxis, in: Die Zeit v. 21. 11. 1975; G. Hartfield (Hrsg.), Das Leistungsprinzip, Opladen 1977.

  19. J. Tinbergen, Einkommensverteilung, in: Soziale Welt 1976, S. 4 ff.; derselbe, Die soziale Frage in der Industriegesellschaft, in: FAZ v. 14. 9.

  20. Zum Zusammenhang der subjektiven Arbeitszufriedenheit bzw.der objektivierbaren Größe Arbeitsqualität mit der Einkommenshöhe vgl. etwa Bruggemann/Großkurth/Ulich, Arbeitszufriedenheit, Bern—Stuttgart—Wien 1975, S. 76; Landy/Trumbo, Psychology of Work Behavior, Homewood 1976, S. 352 f.; B. Strümpei, Economic Well-

  21. Vgl. K. H. Hörning, Sozialökonomische Schichtdifferenzierung und Konsumstandards, in: Specht/Wiswede (Hrsg.), Marketing-Soziologie, Berlin 1976, S. 128 f.

  22. Vgl. H. Kohl, Freizeitpolitik, Frankfurt—Köln 1976, S. 50 ff.; M. Osterland u. a., Materialien zur Lebens-und Arbeitssituation der Industriearbeiter in der BRD, Frankfurt 1973 5, S. 184 ff.

  23. Vgl. J. Jarre, Umweltbelastungen und ihre Verteilung auf soziale Schichten, Göttingen 1975.

  24. Vgl. B. Teriet, „Zeitsouveränität" durch flexible Arbeitszeit, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 31/76, S. 3 ff., -derselbe, Neue Strukturen der Arbeitszeitverteilung, Göttingen 1976; A. u. J. Klemp, Arbeitszeitverteilung und Freizeitgestaltung, Göttingen 1976; H. Becker, Konsumfreiheit und die Zeitmengenbzw. zeitlichen Plazierungs-Strukturen des privaten Konsums, in: Hauswirtschaft und Wissenschaft 1976, S. 112 ff.

  25. Vgl. R. Carter, The Myth of Increasing Non-Work vs. Work Activities, in: Social Problems 1970, S. 52 ff.; S.de Grazia, Of Time, Work, and Leisure, New York 1962; P. Henle, Leisure and the Long Workweek, in: Monthly Labor Review 1966, S. 721 ff.; H. Wilensky, Die Umverteilung von Freizeit und Arbeit, in: Scheuch/Meyersohn (Hrsg.), Soziologie der Freizeit, Köln 1972, S. 154 ff.

  26. Vgl. Külp/Mueller, Alternative Verwendungsmöglichkeiten wachsender Freizeit, Göttingen 1973, S. 16 ff.; F. Höbermann, Zur Polarisierung von Arbeit und Freizeit, Göttingen 1975, S. 18 (auf der Grundlage der Emnid-Freizeituntersuchungen von 1969, 1971, 1972— 73); Katona/Strümpel/Zahn, Zwei Wege zur Prosperität, Düsseldorf—Wien 1971, S. 163, 285.

  27. Vgl. o. V., Nacht-und Sonntags-bzw. Feiertagsarbeit von Arbeitnehmern, in: Wirtschaft und Statistik, Nr. 1/1973, S. 25 ff.; P. Raane, Gewerkschaftliche Ansätze zur Veränderung der Arbeitszeit — Schlußfolgerungen aus einer Analyse von Materialien zur Arbeitszeit und Freizeit, in: Gewerkschaftliche Monatshefte 1974, S. 437.

  28. Vgl. H. Kohl, a. a. O., S. 41, und R. Rock, a. a. O., S. 188.

  29. Vgl. M. Osterland u. a., a. a. O., S. 81; Herzog/Fischer, Auswirkungen von Arbeitsbedingungen auf das Freizeitverhalten, Frankfurt 1976, S. 49, 62.

  30. Vgl. Czerwonka/Schöppe/Weckbach, Der aktive Konsument, Göttingen 1976, S. 169.

  31. Vgl. zusammenfassend: J. Habermas, a. a. O.; D. Kramer, Freizeit und Reproduktion der Arbeitskraft, Köln 1975; H. Lüdtke, Freizeit in der Industriegesellschaft, Opladen 1975; E. K. Scheuch, Soziologie der Freizeit, in: R. König (Hrsg.), Handbuch der empirischen Sozialforschung, Bd. 2, Stuttgart 1969, S. 735 ff.

  32. Vgl. M. Osterland, Innerbetriebliche Arbeitssituation und außerbetriebliche Lebensweise von Industriearbeitern, in: derselbe (Hrsg.), Arbeitssituation, Lebenslage und Konfliktpotential, Frankfurt—Köln 1975, S. 180 f., dazu auch derselbe u. a., a. a. O., S. 78 ff., sowie Großkurth/Volpert, a. a. O., S. 282 f.

  33. Vgl. P. Meyer-Dohm, Sozialökonomische Aspekte der Konsumfreiheit, Freiburg 1965; G. Scherhorn u. a., a. a. O., S. 33 ff.

  34. In den sozial auffälliger geschichteten USA hat dieses Problem weit stärkere Beachtung gefunden; vgl. die Beiträge in Aaker/Day (eds.), Consumerism, New York—London 1971, Teil 5 (Discrimination Between Segments), S. 337 ff.; N. Kangun (ed.), Society and Marketing, New York u. a. 1972, Teil 3 (Marketing and the Disadvan-taged Consumer), S. 208 ff.

  35. Vgl. D. Caplovitz, The Poor Pay More, New York u. a. 1963; Studiengruppe für Sozialforschung, Verbraucherverhalten und Verbrauchersituation einkommensschwacher Gruppen in München, München 1974, S. 14 ff. Dies ist ganz besonders auch ein Problem älterer Konsumenten. Vgl. G. Naegele, Konsumverhalten sozial schwacher älterer Menschen, Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik, Köln 1977.

  36. Vgl. Studiengruppe für Sozialforschung, a. a. O., S. 29 ff., 38 ff.; R. Werner, Der Einfluß des Standortes auf die Versorgung der Haushalte, München 1970, S. 29 ff.

  37. D. h. zugleich, den vorhandenen Entscheidungs-und Handlungsspielraum optimal zu nutzen. Vgl. auch das Konzept der problematischen und assertorischen Freiheit in der Freizeit (R. Dahrendorf, Reflexionen über Freiheit und Gleichheit, in: Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts-und Gesellschaftspolitik 1959, S. 61) bzw. im Konsumhandeln (P. Meyer-Dohm, Konsumfreiheit, a. a. O., S. 27 f.).

  38. Vgl. zusammenfassend für die USA: Work in America, Cambridge—London 1973 (deutsche Taschenbuchausgabe: Die 8 Stunden am Tag, hrsg. von E. Pieroth, München 1974), S. 76 ff.; J. S. House, Using Health Criteria in a System of Indica-tors of the Quality of Employment, in: Biderman/Drury (eds.), Measuring Work Quality for Social Reporting, New York u. a. 1976, S. 63 ff. Für die Bundesrepublik Deutschland Mergner/Osterland/Pelte, Arbeitsbedingungen im Wandel, Göttingen 1975, S. 62 ff.

  39. Vgl. zu psychischen Beeinträchtigungen: A. Kornhauser, Mental Health of the Industrial Worker, New York u. a. 1965; Langner/Michael, Life Stress and Mental Health, New York 1963. Zu physischen Beeinträchtigungen vgl. insbesondere die bei Mergner/Osterland/Pelte, a. a. O., S. 65 ff., zusammengefaßten Untersuchungen aus der deutschen Eisen-und Stahl-sowie Bergbauindustrie.

  40. Die Statistik der deutschen Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten zeigt, daß zu Anfang der siebziger Jahre (vor der Einführung der flexiblen Altersgrenze) die Mehrheit der Zugänge zur Rentenversicherung der Arbeiter nicht aus Altersgründen, sondern wegen Berufs-und Erwerbsunfähigkeit erfolgte.

  41. Vgl. die bei W. Lempert, Untersuchungen zum Sozialisationspotential gesellschaftlicher Arbeit, Berlin 1977, und bei E. u. H. Ulich, a. a. O., S. 210 ff., genannte Literatur.

  42. Vgl. W. Hacker, Zu Wechselbeziehungen zwischen Arbeitsbedingungen und der Persönlichkeitsentwicklung, in: Pädagogik 1976, Beiheft 1, S. 28 ff.

  43. Vgl.den Überblick bei K. Hurrelmann (Hrsg.), Sozialisation und Lebenslauf, Reinbek 1976.

  44. Vgl. W. A. Owens, Age and Mental Abilities, in: Journal of Educational Psychology 1966, S. 311 ff.

  45. Vgl. aber R. Schleicher, Die Intelligenzleistung Erwachsener in Abhängigkeit vom Niveau der beruflichen Tätigkeit, in: Probleme und Ergebnisse der Psychologie, Bd. 44, 1973, S. 25 ff.

  46. Vgl. W. Fricke, Arbeitsorganisation und Qualifikation, Bonn-Bad Godesberg 1975, dazu W. Lempert, Industriearbeit als Lernprozeß?, in: Soziale Welt 1977, S. 306 ff., und G. Lenhardt, Selbstbestimmung durch sozialwissenschaftliche Experimente?, in: Soziale Welt 1977, S. 328 ff.

  47. Das gilt auch für den in der „Disuse-Hypothese" noch auf den Arbeitsprozeß allein beschränkten Vorwurf einer Vergeudung dieses Lernpotentials, wenngleich Transfereffekte in den Freizeit-und Konsumbereich noch nicht untersucht wurden, vgl. E. u. H. Ulich, a. a. O., S. 211 f.

  48. Vgl. M. Meissner, The Long Arm of the Job, in: Industrial Relations 1971, S. 239 ff.

  49. Vgl. W. Kroeber-Riel, Konsumentenverhalten, München 1975, S. 336 ff., und G. Wiswede, Soziologie des Verbraucherverhaltens, Stuttgart 1972, S. 149.

  50. Vgl. G. Himmelmann, Arbeitsorientierte Arbeitslehre, Opladen 1977, S. 141.

  51. Vgl. R. Ermrich (Hrsg,), Basisdaten. Zahlen zur sozio-ökonomischen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland, Bonn-Bad Godesberg 1974, S. 589 (auf der Grundlage von Infratest-Daten 1972), und H. -Kohl, a. a. O., S. 58 (auf der Grundlage von Infas-Daten 1973).

  52. Zum berufsspezifischen Organisationsgrad in Parteien 1968 vgl. H. W. Schmollinger, Abhängig Beschäftigte in Parteien der Bundesrepublik, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 1974, S. 76. Zur berufsspezifischen Bereitschaft, in, Bürgerinitiativen mitzuwirken, vgl. R. Ermrich, a. a. O., S. 595. In Bürgerinitiativen ist der Anteil Freiberuflicher besonders hoch, vgl. H. Kohl, a. a. O., S. 61.

  53. Vgl. M. Meissner, a. a. O., S. 239 ff.

  54. Vgl. W. Berger, Lernprozesse in der Wirtschaftstheorie, Berlin 1970, S. 58 ff., und G. Carlsson, Ökonomische Ungleichheit und Lebenschancen, in: Glass/König, (Hrsg.), a. a . O., S. 191.

  55. Vgl. H. Wilensky, a. a. O., S. 177.

  56. Vgl. H. Raffee, Konsumenteninformation, in: Handwörterbuch der Absatzwirtschaft, Stuttgart 1974, Sp. 1014.

  57. Vgl. Pearlin/Kohn, Social dass, Occupation, and Parental Values: A Cross-National Study, in: American Sociological Review 1966, S. 473; A. S. Tannenbaum, Personality Change as a Result of an Experimental Change of Environmental Condi-tions, in: Journal of Abnormal and Social Psycho-logy 1957, S. 405 f.

  58. Vgl. C. Argyris, The Individual and Organisation: An Empirical Test, in: Administrative Science Quarterly, Nr. 4/1959, S. 145 ff.

  59. Vgl. insbesondere die empirischen Arbeiten von Kohn, Pearlin und Schooler in den zusammenfassenden Darstellungen M. L. Kohn, dass and Conformity, Homewood 1969 (zur methodischen Kritik und einer weiterführenden Forschungsskizze Abrahams/Sommerkorn, Arbeitswelt, Familien-struktur und Sozialisation, in: Hurrelmann (Hrsg.), a. a. O., S. 77 ff.; auch M. Osterland u. a., a. a. O., S. 202 ff.), L. I. Pearlin, Class Context and Family Relations, Boston u. a. 1974, sowie die neueren Ergebnisse von Kohn/Schooler: Follow-up Survey on Occupational Conditions and Psychological Func-tioning, Bethesda 1974, und: The Reciprocal Effects of the Substantive Complexity of Work and Intellectual Flexibility: A Longitudinal Assessment, Bethesda 1977 zur Integration beider Modelle.

  60. Vgl. R. -U. Sprenger, Betriebliche Freizeithilfen für die Arbeitnehmer, ifo-Schnelldienst, Nr. 12/1973, S. 7 ff.

  61. Die Überlegung, ob dies noch zu Recht unter den Begriff „Konsumpolitik" fällt, wäre müßig, wenn sie nicht mit der konkreten Befürchtung verbunden wäre, daß Fragestellungen, die zwischen den traditionellen Ressorts, Sparten und Forschungsgebieten angesiedelt sind, in Politik, Öffentlichkeit und Wissenschaft vernachlässigt werden.

  62. Vgl. die klassische Darstellung des dynamischen Wettbewerbsmodells bei J. M. Clark, Competition as a Dynamic Process, Washington 1961, S. 466 f., sowie A. O. Hirschman, Abwanderung und Widerspruch, Tübingen 1974.

Weitere Inhalte

Horst Minte, Diplom-Ökonom, geb. 1945; Studium der Wirtschaftswissenschaften und Publizistik in Hamburg und Bochum, Wissenschaftlicher Assistent am Seminar für Wirtschafts-und Finanzpolitik der Ruhr-Universität Bochum. Veröffentlichungen u. a.: Erdöl und Entwicklung. Zur Ökonomie und Politik der erdölexportierenden Länder, Hamburg 1975; Petrodollar, Bonn 1975 (zus. mit R. Jonas); Petrodollar-Recycling und die Dritte Welt, in: Vierteljahresberichte 1975; Massenmedien im Entwicklungsprozeß, in: Vierteljahresberichte 1977; Konsumpolitik, in: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaften, Bd. 4, Stuttgart-Tübingen—Göttingen 1978 (zus. mit E. Kuhlmann und P. Meyer-Dohm); Konsum-' und Arbeitsinteressen in der Wirtschaftspolitik (erscheint im Herbst 1978).