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„Frieden ist mehr als kein Krieg". Gewaltpolitik als Problem der Friedensforschung | APuZ 20/1977 | bpb.de

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APuZ 20/1977 Brauchen wir die Utopie? Plädoyer für einen in Mißkredit geratenen Begriff „Frieden ist mehr als kein Krieg". Gewaltpolitik als Problem der Friedensforschung

„Frieden ist mehr als kein Krieg". Gewaltpolitik als Problem der Friedensforschung

Volker Rittberger

/ 26 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Friedensforschung wird als philosophisch-wissenschaftliche Anstrengung verstanden, die einer angebbaren historischen Problemlage entspringt und auf eine praxisrelevante Theorie der Veränderung zielt. Als wissenschaftliche Kritik organisierten Unfriedens geht es der auf systematisierter Erfahrung aufbauenden Friedensforschung um die Entwicklung einer konstruktiven Theorie der Ablösung von Gewaltpolitik als Methode gesamtgesellschaftlicher Problemlösung, die zugleich als reflexive Theorie die eigenen außerwissenschaftlichen Voraussetzungen und Verwertungsbedingungen mitbedenkt. Im folgenden wird in drei Schritten der Versuch unternommen, die der Friedensforschung aufgegebene konstruktive Anstrengung exemplarisch zu skizzieren. Die Auffassung von der Naturnotwendigkeit von Kriegen, die davon ausgeht, daß es Kriege immer schon gegeben hat und auch in Zukunft geben wird, erweist sich als historisch nicht stichhaltig. Gewaltpolitik und Krieg sind keine Konstanten der Menschheitsgeschichte; sie zeichnet sich vielmehr durch eine große Variabilität gesellschaftlicher Problemlösungsmethoden aus. Naturalistische Theorien über Gewalt und Krieg nehmen daher vornehmlich ideologische Funktionen der Rechtfertigung bzw. Vertröstung wahr. Die Praxis der Kriegsverhütung läßt die Verwicklung von Staaten in Kriege nicht unwahrscheinlicher werden. Der dieser Praxis zugrunde liegende machttheoretische Friedensbegriff definiert Frieden als die Stabilität bzw, die Vermeidung von Störungen des internationalen gesellschaftlich-politischen Status quo. Damit bleibt den Vertretern dieser Theorie und der ihr entsprechenden Praxis die Vorstellung von Frieden als dauerhafter Überwindung von Gewaltpolitik, vermittelt über sozialstrukturelle und sozialpsychologische Veränderungen, zwangsläufig verschlossen. Eine am machttheoretischen Friedensbegriff ausgerichtete Praxis hilft somit jene Bedingungen zu reproduzieren, die sie selbst als unausweichlich erscheinen läßt. Will die Friedensforschung ihren konstruktiven Anspruch einlösen, muß sie sich zunächst einmal auf die Aufgabe konzentrieren, die vielschichtige Bedingungsmatrix für Gewalt-politik auszuleuchten und einsichtig zu machen. Dieser Aufgabe hat sie sich noch nicht mit dem nötigen Ernst und Ressourceneinsatz gestellt. Die in Teilbereichen gewonnenen und zumindest einen hohen Grad von Plausibilität beanspruchenden Hypothesen erlauben indessen schon jetzt eine vorläufige Bestimmung von Richtwerten für Strategien zur Ablösung und Überwindung von Gewaltpolitik: Demokratisierung, Vorteilsausgleich und Gewaltfreiheit.

I.

Friedensforscher sind, sofern sie diesen Namen verdienen, „Systemveränderer". Das ergibt sich aus den Prämissen der Friedensforschung. Diese sind, kurz zusammengefaßt, folgende: — Die Welt von heute ist — ganz, teilweise oder überwiegend — ein System des Unfriedens; Gewaltpolitik regiert vielerorts. — Es ist möglich, dieses System des Unfriedens schon heute so zu verändern, daß die Praxis der Gewaltpolitik längerfristig überwunden wird. — Bei der Überwindung dieses Systems des Unfriedens kommt der Wissenschaft — und d. h. vor allem den wissenschaftlich-technischen Produzenten der Voraussetzungen und Mittel für Gewaltpolitik, aber auch der Friedensforschung selbst — ein hervorragender Platz zu.

Diese Prämissen der Friedensforschung stellen selbstredend eine massive Provokation des antikritischen Vorurteils schlicht traditionalistischen oder sozialkonservativen Ursprungs dar. Der „gesunde Menschenverstand" des schlichten Traditionalismus wird Friedensforschung zu einer subjektiv vielleicht gutgemeinten, in jedem Falle aber utopischen Schwärmerei abstempeln, denn: Gibt es nicht für jedermann klar erkennbare Realitäten im Sinne unabänderlicher Konstanten der menschlichen Natur, die Friedensforschung als unsinnig, als Donquichotterie erscheinen lassen müssen? Ist nicht der Krieg so alt wie Kain und Abel?

Erscheint die Friedensforschung bereits den Traditionalisten als weltfremd, so sind ihre Vertreter den bewußten Sozialkonservativen durch und durch suspekt Die Kritik des Un-friedens denunzieren sie als Verbreitung gefährlicher Irrlehren, als eine Art neuen Heilsglaubens. Denn: Schafft nicht dieses von den Friedensforschern kritisierte System des Un-friedens ein Maß an Sicherheit und Wohlfahrt, das trotz aller Unzulänglichkeiten noch niemals in der Menschheitsgeschichte erreicht wurde? Und: Hat nicht vor allem das bedingungslose Friedensstreben zur Rechtfertigung gerade der schlimmsten Formen von Gewalt-politik herhalten müssen? - Fragen über Fragen, die Fatalismus, Unsicherheit und Angst widerspiegeln. Fragen, denen sich die Friedensforschung nicht entziehen darf und auch nicht entziehen will.

Der vorliegende Aufsatz stellt die leicht überarbeitete und um Anmerkungen ergänzte Fassung eines Vortrages dar, den der Verf. am 24. September 1976 zur Eröffnung einer friedenspädagogischen Ausstellung in Tübingen hielt.

Friedensforscher müssen damit rechnen, daß ihnen entgegengehalten wird, nicht die herrschende Realität sei der Unfriede, sondern ihre Kritik schaffe ihn erst. Diese Variante der Agitatorenthese ist zwar wissenschaftlich unhaltbar; dies hindert aber verunsicherte Träger von Herrschaftsrollen und ihre intellektuellen Artikulationshelfer nicht daran, sich ihrer zu demagogischen Zwecken immer wieder zu bedienen. Erinnern wir uns z. B.der wütenden Angriffe, denen sich die „Ahnherren" der westdeutschen Friedensforschung, jene als „Göttinger Achtzehn" bekanntgewordenen Naturwissenschaftler, ausgesetzt sahen, als sie im April 1957 gegen die Ausrüstung der Bundeswehr mit Kernwaffen bzw. mit Kernwaffenträgern Stellung bezogen Tatsächlich hatte sie nicht eine Lust zur Subversion, sondern ihr Sachverstand und ihre gesellschaftliche Verantwortung als Wissenschaftler genötigt, gegen eine Politik zu opponieren, die eine weitgehende Zerstörung Westdeutschlands (und seiner Nachbarländer) bewußt zu riskieren bereit war — und heute immer noch ist. Als Produzenten von Informationen, die für die Aufrechterhaltung und Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen Menschheit Maße der im höchsten bedeutsam sind, sie wollten der Möglichkeit einer pervertierten Verwertung ihrer Arbeitsergebnisse nicht schweigend zusehen. Einige gingen damals noch einen Schritt weiter und begannen (zusammen mit anderen Natur-und SozialWissenschaftlern), einen Teil ihrer Arbeitskraft Forschungen zu widmen, die die verhängnisvollen Folgen einer die Möglichkeit der Kriegführung in Europa einkalkulierenden Politik nachweisen Die sich daran anknüpfenden Forderungen, diese Politik durch friedensförderliche Konzepte und Aktivitäten zu ersetzen, sind gewiß als „subversiv" hinsichtlich des herrschenden Unfriedens zu bezeichnen. Sind sie deshalb friedensgefährend? Friedensforscher sind Unruhestifter, sie fördern im landläufigen Sinne „Unfrieden", sie provozieren Streit über das, womit sich jeder abgefunden hat oder doch glaubt, sich abfinden zu Wäre diese Friedensforschung eine nur Laune bestimmter Individuen, so verdiente sie — angesichts des Anspruchs, der ihr unvermeidlich zukommt — den Vorwurf der Verantwortungslosigkeit. Allein, Friedensforschung ist nicht eine Episode der Geistesgeschichte, sondern eine philosophisch-wissenschaftliche Anstrengung, die ihre Grundlage in den materiellen Entwicklungstendenzen der menschlichen Gesellschaft findet. Die doppelte Qualität zunehmender Zerstörungskraft und fortschreitender Internationalisierung, die der Entwicklung von Technologie und Industrie eigentümlich ist, hat eine Lage geschaffen, in der sich Friedensforschung als progressives gesellschaftliches Bewußtseinselement einer Epoche gleichsam notwendig konstituierte. Insofern sich Friedensforschung als wissenschaftlich reflektiertes Bewußtsein des Widerspruchs zwischen der internationalen Entfaltung gesellschaftlicher Zerstörungspotentiale und den bestehenden gesellschaftlich-politischen Verhältnissen begreift, ist sie eine Theorie der Veränderung. Um nun nicht Gefahr zu laufen, als allgemeine Weltverbesserungswissenschaft in Anspruch genommen zu werden und sich damit als ernst zu nehmende Wissenschaft zu disqualifizieren bedarf die Frie-densforschung einer besonderen methodologischen Selbstvergewisserung. Diese muß mindestens in Folgendem bestehen: — Der Gegenstandsbereich der Friedensforschung darf nicht so weit ausufern, daß er schließlich alle brennenden sozialen Probleme umfaßt. Friedensforschung ist der kritisch verarbeiteten Erfahrung mit zwei Weltkriegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entsprungen Ihr legitimes Thema sind alle Formen der Gewaltpolitik — zwischen Staaten und in ihrem Innern, betrieben von staatlichen Institutionen oder von gesellschaftlichen Gruppen. — Friedensforschung ist auch und nicht zuletzt Erfahrungswissenschaft Nachprüfbares Wissen über Umfang, Ursachen, Mechanismen und Instrumente von Gewaltpolitik muß erst einmal erworben werden, um sich eine andersartige Praxis vorstellen zu können. — Friedensforschung ist wissenschaftliche Kritik der politisch organisierten Friedlosigkeit. Sie ist keine voraussetzungslose, wertneutrale Wissenschaft. Ähnlich der Medizin oder der Kriminologie liegt der Friedensforschung eine Wertentscheidung zugrunde, die nicht dezisionistischer Natur ist, sondern sich aus einer Fundamentalbedrohung der menschlichen Existenz rechtfertigt. Da die gleichen Entwicklungstendenzen, die diese Fundamentalbedrohung hervorrufen, zugleich eine Erweiterung der Möglichkeiten für eine andersartige gesellschaftliche und politische Praxis einschließen, vereint diese Kritik das Element der Negation mit dem der Konstruktion. — Schließlich zielt Friedensforschung auf konstruktive Theorie, d. h. auf ein gedankliches System von Handlungs-und Struktur-prinzipien, deren Verwirklichung — prozeßhaft vorgestellt — Gewaltpolitik als Methode gesamtgesellschaftlicher Problemlösung ablösen hilft. Aus dem Gesamtzusammenhang des Ausgeführten folgt, daß es eben nicht um das altbekannte Schmieden von Friedensplänen geht; vielmehr handelt es sich um eine Theorie, die ihre eigenen außerwissenschaftlichen Voraussetzungen und Verwertungsbedingungen mitbedenkt.

Diese methodologische Selbstverständigung der Friedensforschung, die wir verkürzt als auf Erfahrung gegründeten kritischen — und das heißt immer auch selbstkritischen — Konstruktivismus bezeichnen können, steckt bereits hinter dem Thema: „Frieden ist mehr als kein Krieg". Dieser Satz basiert auf einer bestimmten Erfahrung; er wendet sich kritisch gegen gewisse Doktrinen und er verweist schließlich auf die Notwendigkeit einer konstruktiven Anstrengung.

Ich möchte die Thematik in drei Schritten entwickeln und jeden dieser Schritte mit einer teils landläufigen, teils literarischen These einleiten, um in der Auseinandersetzung mit ihr den Satz „Frieden ist mehr als kein Krieg" skizzenhaft zu erläutern und zu begründen.

Zunächst greife ich die fatalistische, im Alltagsbewußtsein häufig anzutreffende These auf, die den Krieg gleichsam zum Naturereignis erklärt, gegen dessen möglicherweise katastrophale Folgen man sich allenfalls zu schützen versuchen kann: „Kriege hat es immer schon gegeben. Sie wird es auch in Zukunft geben. Dagegen kann man nichts tun."

Sodann will ich mich einer zweiten, sogar einer gewissen literarischen Dignität teilhaftigen These zuwenden, die als die klassische Rechtfertigung stehender Heere und eines darauf gegründeten Drohfriedens gelten dürfte: „Si vis pacem para bellum." — „Wenn Du den Frieden willst, rüste zum Kriege." Und schließlich werde ich eine These diskutieren, die schon beansprucht, unserem Thema gerecht geworden zu sein: „Wenn Du den Frieden willst, verändere jene gesellschaftlichen Voraussetzungen, die bisher immer wieder zum Krieg geführt haben."

II.

Dem Thema „Frieden ist mehr als kein Krieg'

liegt bereits die Vorstellung zugrunde, daß Krieg — und Gewaltpolitik im allgemeinen — Methoden gesellschaftlicher Problemlösung darstellen, die in menschlichen Gesellschaften für bestimmte Zwecke erfunden, angewandt und weiterentwickelt wurden. Daraus folgt zugleich, daß auf ihren Gebrauch auch wieder verzichtet werden kann — sei es, daß die Zwecke sich verändert haben oder ganz weggefallen sind, eine annehmbare Mittel-Zweck-Beziehung nicht mehr hergestellt werden kann und/oder andersartige Problemlösungsmethoden sich anbieten und gesellschaftlichen Rückhalt finden. Diese unserem Thema eigentümliche Vorstellung steht in krassem Widerspruch zur ersten der vorhin referierten Thesen: „Kriege hat es immer schon gegeben. Sie wird es auch in Zukunft geben. Dagegen kann man nichts tun."

Das Verständnis dieser These erschließt sich, wenn man sie als ideologische Mischung aus scheinwissenschaftlichem Naturalismus und scheinbar unpolitischem Fatalismus begreifen lernt. 1. Beginnen wir damit, daß der erste Teil der These: „Kriege hat es immer schon gegeben" historisch betrachtet so nicht stichhaltig ist. Dies zu betonen, ist deshalb wichtig, weil wir uns verständlicherweise durch die tagtägliche Beobachtung von Kriegen und anderen Formen der Gewaltpolitik dazu verleiten lassen, Gewaltpolitik und Krieg als eine Art Konstante der geschichtlichen Entwicklung aufzufassen Dabei geraten dann einige wichtige Fakten leicht in Vergessenheit:

a) Es gibt staatlich organisierte Gesellschaften, die seit vielen Jahrzehnten in keinen internationalen Krieg verwickelt waren und auch im Innern zumindest gröbere Formen der Gewaltpolitik erfolgreich ausgespart haben. Statistisch gesprochen verhält es sich so, daß einige Staaten besonders häufig auf Gewaltpolitik zurückgreifen, andere weniger und wieder andere praktisch gar nicht. Beobachten läßt sich ferner, daß die Neigungen von Staaten zu Gewaltpolitik nach außen und innen die unterschiedlichsten Verbindungen eingehen, jedenfalls aber auch die, weder nach außen noch im Innern Gewaltpolitik zu praktizieren. b) Von besonderem Interesse ist auch das kulturanthropologische Material über das Auftreten kollektiver Gewaltanwendung bei sogenannten primitiven Gesellschaften. Mit Sicherheit läßt sich sagen, daß kollektive Gewaltanwendung keine durchgängig vorfindbare Institution primitiver Gesellschaften gewesen ist. Wie so oft, deutet auch in diesem Falle das kulturanthropologische Material eher auf eine beachtliche Variabilität gesellschaftlicher Problemlagen und Problemlösungsmethoden hin. Es ist also nicht statthaft, vom friedfertigen Primitiven schlechthin zu sprechen und auf diese Weise die historische Möglichkeit der Überwindung des Krieges darzutun Falsch und kurzschlüssig ist es auch, durch entsprechende definitorische Eingrenzungen den Krieg auf die staatliche Organisationsform von Gesellschaften zurückzuführen Für die wissenschaftliche Legitimität der Kritik von Gewaltpolitik genügt der Nachweis der Variabilität sowohl bei den primitiven als auch bei den staatlich organisierten Gesellschaften. 2. Anders als die soeben skizzierte Evidenz, die die Zufälligkeit der Gewaltpolitik betont, scheinen einige Ethologen (Tierverhaltensfor-scher) die Auffassung zu vertreten, daß es Kriege immer gegeben hat, weil es sie mit Naturnotwendigkeit geben muß Sie behaupten, Krieg und Gewaltpolitik sei das Ergebnis eines Menschen — ebenso wie Tieren — angeborenen, entwicklungsgeschichtlich angepaßten Aggressionsinstinkts. Charakterisiert wird dieser Aggressionsinstinkt als ein spontaner, endogen erzeugter Kampf-trieb, dem ein hoher Selektionswert zugeschrieben wird, d. h. die Funktion, die Erhaltung der Art zu fördern. Nicht alle Vertreter dieser Richtung der Verhaltensforschung geben sich mit dieser Beschreibung und Erklärung wollen von Aggression zufrieden, — wiederum naturwüchsige — Mechanismen der Aggressionskontrolle als notwendige Bestandteile der Selektionsleitung der Aggression erkannt haben. Hierzu wird einmal die Tötungshemmung zwischen Artgenossen gezählt, die vom Schwächeren durch bestimmte Auslöser, z. B. durch Unterwerfungsgebärden, beim Stärkeren hervorgerufen wird. Ferner gehört zu diesen Mechanismen der Aggressionskontrolle die hierarchische Organisationsstruktur einer Population. Das Besondere der menschlichen Spezies besteht nun aber darin, daß bei ihr gerade wegen ihres ungeheuren evolutionären Erfolgs die naturwüchsigen Mechanismen der Aggressionskontrolle, vor allem die intraspezifische Tötungshemmung, zu versagen drohen. Um so mehr müssen daher nach Meinung dieser Verhaltensforscher Sozialkontrollen durch hierarchische Strukturen einerseits und Ventile für die nicht-destruktive Abfuhr funktionsloser Aggressivität andererseits ausgebildet werden, um eine Selbstzerstörung der menschlichen Art zu verhindern.

Diese — unvermeidlich stark vergröbernd wiedergegebenen — Thesen über die „Natürlichkeit" der Aggression sind sowohl bei der Mehrheit der Ethologen selbst als auch bei Vertretern anderer verhaltenswissenschaftlichen Disziplinen auf vielfältigen und lebhaften Widerspruch gestoßen. Eine bekannte Sammlung von Kritiken trägt z. B.den polemischen Untertitel: „Der Krieg kommt nicht aus unseren Genen’ Ohne auf Einzelheiten eingehen zu können, lassen sich doch folgende schwerwiegende Einwände festhalten:

a) Die Parallelisierung von Individualentwicklung (Ontogenese) und Gattungsgeschichte (Phylogenese) wird vor allem dann problematisch, wenn — wie bei diesen Ethologen — individueller, wenn auch massenhaft stattfindender Eigenschaftserwerb kurzerhand einer gattungsgeschichtlichen Konstanten, dem Instinkt, zugeschrieben wird. Ein Beispiel: Junge Katzen, die zusammen mit jungen Mäusen aufwachsen, töten diese nicht, auch wenn sie ausgewachsen sind. Im Normalfall indessen weckt die Katzenmutter bei ihren Jungen die Fähigkeit zum Mäusetöten dadurch, daß sie es ihnen vormacht und das tote Opfer zum Spielen überläßt. — An diesem Beispiel zeigt sich, daß Aggression exogenen Ursprungs ist — gleichviel wie dieser exogene Ursprung näher bestimmt sein mag.

b) Die Analogie zwischen Tierverhalten und menschlichem Verhalten steht auf äußerst schwachem Fundament. Zum einen kann der Nachweis einer allgegenwärtigen Aggressivität in menschlichen Gesellschaften — wie schon früher dargelegt — nicht erbracht werden. Zum anderen zeigen gerade primitive Gesellschaften, daß sowohl hohe Aggressivität als auch Friedfertigkeit vom evolutionären Standpunkt aus positive Funktionen haben können. Schließlich ist es bemerkenswert, daß die eher friedfertigen primitiven Gesellschaften eine minder komplexe, d. h. auch weniger hierarchische soziale Organisation aufweisen als die eher aggressiven — ein Zusammenhang, der entsprechend den Vorstellungen der Instinkttheoretiker der Aggression gerade umgekehrt sein müßte.

c) Der Schluß von Individualeigenschaften auf Eigenschaften eines Kollektivs ist unzulässig. Die Gleichförmigkeit muß unabhängig nachgewiesen werden. Ferner: Die Feststellung selbst massenhafter individueller Aggressivität ist noch keine Erklärung für Gewaltpolitik. Die Vermutung eines Bedingungszusammenhangs liegt auf der Hand. Der Sozialwissenschaftler weiß aber, daß die Kausal-beziehung nicht notwendigerweise von der individuellen Ebene zur Ebene des Kollektivs gehen muß, sondern durchaus auch in umgekehrter Richtung verlaufen kann. 3. Ist somit gegenüber dieser kruden naturalistischen Erklärung von Aggression und Krieg stärkste Skepsis geboten, bleibt die Frage, was dieser „Theorie" soviel öffentliche Resonanz gerade auch hierzulande verschafft hat — während andere Erklärungsansätze eine vergleichbare Beachtung nicht erfahren haben oder z. T. gar öffentlich inkriminiert werden. Wesentliche Gründe hierfür waren und sind: — die Anfälligkeit einer auf Konkurrenz gegründeten Gesellschaft für sozialdarwinistische Denkströmungen;

— die Entlastungsfunktion für die Legitimation von Herrschaft und Herrschaftsausübung; — die scheinwissenschaftliche Rationalisierung von Ohnmachtserfahrungen Herrschaftsunterworfener. Naturalistische Theorien gesellschaftlicher und politischer Erscheinungen helfen sozusagen allen: den Privilegierten schaffen sie ein gutes Gewissen, den Abhängigen Trost.

III.

Die Vorstellung von der unabänderlichen Allgegenwart des Krieges gehört auch zu den zentralen Bestandteilen der Machttheorien der internationalen Beziehungen Ausgehend von so unterschiedlichen Annahmen wie die einer moralischen Verworfenheit der menschlichen Natur, eines Macht-oder Beherrschungstriebes, eines Sicherheitsdilemmas u. ä. postulieren sie eine — sei es aus Lust, sei es aus Furcht geborene — Kriegsbereitschaft der Staaten, die jeden von ihnen zur Akkumulation von Macht, insbesondere von Gewaltmitteln veranlasse, um seine Selbsterhaltung zu gewährleisten. Das politische Programm dieser Theorien ist — sieht man von der logisch richtig abgeleiteten, gleichwohl als mehr oder minder utopisch eingestuften Konzeption einer wie auch immer gearteten Weltregierung ab —, kurz gesagt, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben: Kriegsverhütung durch Kriegsvorbereitung. Die auf den Militärschriftsteller Flavius Vegetius zurückgehende Maxime: „. . . qui desiderat pacem, praeparet bellum” gilt auch heute noch, nach mehr als eineinhalb Jahrtausenden, vielen Politikern als der Weisheit letzter Schluß. Einige gehen sogar so weit, darin einen wesentlichen Grundsatz moderner „Friedens" politik zu erkennen. Fürwahr, die Sprachverwirrung von Orwells „ 1984" scheint nicht der Fabelwelt vorbehalten zu bleiben.

Bedeutendere Analytiker als die Autoren von Verteidigungsweißbüchern u. ä. haben immer wieder vor der Scheinrationalität einer Politik gewarnt, die durch Gewaltandrohung Gewaltanwendung zu verhindern glaubt. Einer von ihnen schrieb vor über 100 Jahren: „Von allen Dogmen der bigotten Politik unserer Tage hat keines mehr Unheil angerichtet als das, daß , um Frieden zu haben, man sich zum Kriege rüsten muß'."

Wir sollten uns aber in der Auseinandersetzung mit dieser Doktrin und der ihr entsprechenden Praxis nicht auf Karl Marx oder andere „Autoritäten" verlassen, sondern selbst erforschen, worin ihre Problematik und Gefährlichkeit begründet liegt. Als erstes scheint mir wiederum eine Befragung der historischen Erfahrung geboten, um die Gültigkeit dieser Maxime einzuschätzen. Sodann sind die Folgen einer an dieser Maxime orientierten Politik in Betracht zu ziehen: „We had to destroy it in order to save it" ist unter keinerlei denkbaren Umständen eine annehmbare friedenspolitische Option. Schließlich — und das ist nicht minder wichtig — bedarf der hier eingeführte Friedensbegriff der weiteren Erhellung.

1. Nehmen wir die Maxime „Wenn Du den Frieden willst, rüste zum Kriege" wissen-schaftlich ernst, dann müßte sie in der Form der Hypothese: „Je stärker ein Staat im Vergleich zu potentiellen Gegnern militärisch gerüstet ist, desto geringer sind seine Chancen, in Kriege verwickelt zu werden" überprüfbar sein. Dies ist auch aufgrund der Forschungslage jedenfalls annäherungsweise möglich — mit dem Ergebnis, daß diese Hypothese als widerlegt zu gelten hat. Mit anderen Worten: Die in der Hypothese enthaltene Prognose, daß militärische Überlegenheit die Fähigkeit zur Kriegsvermeidung bzw. -Verhütung vermittele, findet in systematisierter historischer Erfahrung keine entsprechende Bestätigung.

So untersuchte z. B. eine Forschergruppe unter Leitung des Kulturanthropologen Raoul Naroll eine Stichprobe von 20 Konstellationen aus der älteren und neueren Geschichte in der Absicht, den Zusammenhang zwischen Rüstung und tatsächlicher Verwicklung in Kriege zu bestimmen. Dabei verglichen die Autoren für jede ausgewählte Epoche vor allem die jeweilige Führungsmacht mit der ihr am nächsten kommenden rivalisierenden politischen Einheit. Es zeigte sich, daß selbst bei erkennbarer defensiver Orientierung überlegene Rüstung die Verwicklung von Führungsmächten in Kriege nicht unwahrscheinlicher machte — allerdings auch nicht wahrscheinlicher

Empirische Einwände gegen die Maxime der Friedenssicherung durch Rüstung ergeben sich auch aus Forschungen von Bruce Russett Er stellte sich die Frage, unter welchen Bedingungen die Verpflichtung einer Großmacht gegenüber einem kleineren Staat, ihm im Falle einer Bedrohung oder eines Angriffs militärisch beizustehen, einen potentiellen Aggressor wirksam abschreckt. Bei der Analyse von 17 Fällen aus den Jahren 1935— 1961 stellte sich u. a. heraus, daß selbst eine gleichzeitige lokale und strategische Rüstungsüberlegenheit der einen Seite ihr keineswegs eine Garantie dafür bietet, daß sie nicht mit Krieg überzogen wird. Diese für alle Rüstungsdogmatiker unangenehme Tatsache erhärtet Russett nochmals in einer Fallstudie über den Ausbruch des Krieges zwischen Japan und den USA im Jahre 1941.

Die nicht unerhebliche Wahrscheinlichkeit des Ausbleibens einer Abschreckungswirkung selbst überlegener militärischer Rüstung wurde auch von einer Forschergruppe hervorgehoben, die die nationalen Entscheidungsprozesse der europäischen Großmächte während der Juli-Krise 1914 untersuchte Obwohl sich die deutsche Reichsleitung über die militärische Unterlegenheit der Mittelmächte gegenüber der Entente durchaus im klaren war, unternahm sie doch nichts, um die Krise zu entschärfen und den Krieg abzuwenden

Bevor wir aber das empirisch fragwürdige Rüstungsdogma ganz beiseite schieben, müssen wir uns fragen lassen, ob wir nicht selbst einem Anachronismus anderer Art aufgesessen sind. Man könnte uns entgegenhalten, wir hätten nicht unterschieden zwischen einer traditionellen Funktion von Rüstung: die Erringung eines Siegfriedens zu ermöglichen, sofern es zum Kriege kommt, und einer modernen, dem atomaren Zeitalter angepaßten Funktion: Kriege überhaupt zu verhindern. Es ist zuzugeben, daß vielen die Erfindung der Kernwaffen als Mittel der Verhinderung künftiger Kriege erschienen ist, weil die Furchtbarkeit ihrer Wirkung jedermann schon von dem Gedanken an Kriegführen zurückschrekken lassen würde. Wie wir alle wissen, hat diese Hoffnung getrogen. Zwar hat es seit 1945 keine weiteren militärischen Kernwaffeneinsätze gegeben, dafür aber alle Arten so-genannter konventioneller Kriege einschließlich solcher, in denen sich die Supermächte vermittels sogenannter Stellvertreter gegenüberstanden Mit den Kernwaffen verhält es sich im wesentlichen wie mit den Giftgasen: Sie schrecken allenfalls von ihrem eigenen Einsatz ab, nicht aber vom Kriegführen insgesamt.

Halten wir also vorläufig fest: Rüstung bietet keinen Schutz vor Krieg; die Vorbereitung auf den Krieg sichert den Frieden nicht. 2. Wenn aber eine Politik der Friedenssicherung durch Rüstung so sehr vom Scheitern bedroht ist, wie ich glaube, plausibel gemacht zu haben, dann muß die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis mit allem Nachdruck gestellt werden. Die Frage geht dahin, ob das Risiko der zu erwartenden Zerstörungen im Falle eines sogenannten begrenzten Krieges — mit konventionellen und/oder taktisch-atomaren Waffen — mit der beanspruchten Schutzfunktion von Rüstung noch in Einklang gebracht werden kann. Es ist einzuräumen, daß es in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl konventionell geführter Kriege gegeben hat, die die davon betroffenen Gesellschaften zwar nachhaltig geschädigt, aber kaum — vielleicht mit der Ausnahme der vom Krieg in Indochina heimgesuchten Länder — an den Rand ihrer Überlebensfähigkeit gebracht haben. Nun handelte es sich hier meist um sozialökonomisch weniger entwickelte Länder, deren Verwundbarkeit durch kriegerische Einwirkung einerseits und durch ihre strukturelle Absorptionsfähigkeit für militärisch bedingte Zerstörungen andererseits erheblich unter dem für entwickelte Industriegesellschaften erträglichen Maß liegen. Es wäre daher im höchsten Maße verantwortungslos, etwa aus den Indochina-und Nahostkriegen für unsere Situation Lehren der Kriegführung ziehen zu wollen. Wenn heute entwikkelte Industriegesellschaften zum Schlachtfeld eines sogenannten begrenzten — konventionell und/oder taktisch-atomar geführten — Krieges werden, dann ist die Wahrscheinlichkeit außerordentlich hoch, daß ihre Überlebensfähigkeit als Industriegesellschaft auf dem Spiele steht bzw. praktisch verneint werden muß Diese Einschätzung der Kriegsfolgen kann mit Gründen allenfalls in Einzelheiten, nicht aber dem Grundsatz nach bestritten werden. Trotzdem drücken sich die verantwortlichen Politiker davor, Konsequenzen zu ziehen; allenfalls verstehen sie sich zu halbherzigen Anpassungen ihrer Sicherheitsdoktrin, indem sie der Kriegsvorbereitung als Standbein die Entspannungspolitik als Spiel-bein hinzugesellen. Nach wie vor aber sehen sie in der Rüstung das Bollwerk des Friedens und verdrängen das furchtbare Risiko, das in der realen Möglichkeit dos Scheiterns einer solchen Strategie beschlossen ist. Gebannt starrt die eine Seite auf die Rüstungsanstrengungen der anderen und rechtfertigt damit — aufrichtig oder unaufrichtig, das sei dahingestellt — die eigene Aufrüstung, als ob die Torheit einer Partei einen zureichenden Grund für deren Nachahmung durch die andere abgeben könnte. 3. Die empirische Kritik militärischer Friedenssicherung ist zu ergänzen durch die begrifflich-theoretische. Was für eine Vorstellung von Frieden liegt hier vor? Welche Annahmen über Gesetzmäßigkeiten sozialen Verhaltens gehen in die Maxime militärischer Friedenssicherung — ausgesprochen oder unausgesprochen — ein? a) Die Machttheoretiker der internationalen Beziehungen operieren mit einem sehr eng gefaßten und daher in der politischen Praxis leicht pervertierbaren Friedensbegriff. Ihr Zauberwort heißt „Stabilität": Die Stabilität* ist der Friede. Und um Stabilität zu haben, bedarf es des Gleichgewichts der Kräfte, insbesondere der Rüstungen. Da Stabilität nicht abstrakt, sondern nur als Stabilität von etwas erstrebt werden kann, heißt, machttheoretisch gesprochen, Friede: Vermeidung von Störungen des internationalen gesellschaftlich-politischen Status quo. Kriege stehen im Widerspruch zu diesem Frieden, insofern sie diesen Status quo zu stören geeignet sind. Kriege, die diesen Status quo nicht ernsthaft zu beeinträchtigen drohen oder ihn nach erfolgter Störung wiederherstellen, sind prinzipiell mit diesem Friedensbegriff vereinbar, auch wenn seine Vertreter aus anderen Gründen solche Kriege verbal bedauern mögen. Für Machttheoretiker muß Friede unvermeidlich stets ein zerbrechliches Arrangement bleiben, sie sehen keine andere Lösung und postulieren zudem die Unmöglichkeit andersartiger Lösungen als der ihrigen. Die Vorstellung von Frieden als dauerhafter Überwindung der Kriegsgefahr und der Rüstungsapparate bleibt ihnen zwangsläufig unzugänglich, die Einsicht in die hierfür notwendigen strukturellen und sozialpsychologischen Voraussetzungen ist ihnen verschlossen. b) Die machttheoretische Maxime der Friedenssicherung durch Rüstung ist indessen politisch folgerichtig — nicht gleichzusetzen mit innerer logischer Konsistenz —, wenn für den zu schützenden Status quo uneingeschränkte Legitimität, d. h. Anerkennungswürdigkeit beansprucht wird, eine solche Anerkennung aber freiwillig nicht erwartet wird bzw. werden kann. Machttheoretiker — und Machtpolitiker erst recht — haben für demokratische Verfahren und Institutionen nur soviel übrig, wie diese Verfahren der Stabilität des Status quo förderlich sind bzw. gemacht werden können Ansonsten ziehen sie es vor, sich eher auf Strafen, Drohungen und Chancenentzug zu verlassen als auf positive Anreize, Eigeninitiative und Kooperation. Die Anschauung sozialen Verhaltens in und zwischen Kollektiven verkümmert ihnen zur Analyse seiner bloßen Steuerbarkeit, als deren letztes Mittel Gewaltanwendung — zwar im Hintergrund, aber unübersehbar — stets einsatzbereit gehalten wird.

Gewaltpolitik als Ultima ratio der Friedenssicherung — verstanden als Stabilisierung des Status quo — hilft damit stets jene Bedingungen zu reproduzieren, die ihren Einsatz scheinbar unausweichlich machen.

IV.

Die Behauptung der Unausweichlichkeit von Gewaltpolitik ist Ideologie. Die große historische Variabilität im Auftreten von kollektiver Gewaltsamkeit innerhalb von Gesellschaften und in ihren Beziehungen untereinander sowie das augenfällige historische Erfolgsdefizit des Rüstungs,, friedens" deuten auf die prinzipielle Möglichkeit andersartiger gesellschaftlicher Praxis der Herstellung und Sicherung von Frieden hin.

Ekkehart Krippendorff hat diese Erkenntnis auf die schon zitierte programmatische Formel gebracht: „Wenn Du den Frieden willst, verändere jene gesellschaftlichen Voraussetzungen, die bisher immer wieder zum Krieg geführt haben.“ In diesem Satz ist die grundsätzliche Einsicht aufgehoben, daß Kriege nicht einfach stattfinden, sondern gemacht werden — und zwar nicht von irgendwelchen großen Männern, mögen diese der Nachwelt als Helden oder Bösewichte gelten, sondern von Sachwaltern der Interessen angebbarer sozialer Gruppen unter bestimmten gesellschaftlich-politischen Bedingungen. Damit soll nun keineswegs geleugnet werden, daß Krieg und Gewaltpolitik einem vielschichtigen Bedingungszusammenhang entspringen, daß auch, vor allem in kritischen Entscheidungssituationen, idiosynkratische und gruppendynamische Faktoren eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen können. Indessen handelt es sich bei solchen Faktoren eher um auslösende oder intervenierende Bedingungen als um ursächliche Gründe. Die Aufdeckung dieser ursächlichen Gründe der Gewaltpolitik bildet aber die wichtigste und zugleich schwierigste Aufgabe der Friedensforschung, deren Bewältigung sie erst befähigt, ihren konstruktiven Anspruch einzulösen.

Der Stand der heutigen Kriegsursachenforschung ist eher dürftig zu nennen Schließen wir in diesen Forschungszusammenhang allerdings noch die Analyse der internationalen Rüstungsdynamik ein, so mag das Urteil wieder etwas positiver ausfallen. Zu behaupten aber, die Friedensforschung besitze schon alle oder doch sehr zahlreiche wesentliche Einsichten in die gesellschaftlich-politische Matrix von Gewaltpolitik, oder zu meinen, sie verfüge über triftige Erklärungen der Kriege und des Wettrüstens unserer Tage, wäre überaus frivol. Was man jedoch guten Gewissens feststellen kann, ist dies, daß die Friedensforschung einige plausible Hypothesen, vielleicht sogar Hypothesensysteme über Ursachen und Bedingungen bestimmter Manifestationen von Gewaltpolitik entwickelt hat. Dies schließt auch ein, daß es rivalisierende plausible Hypothesen über denselben Sachverhalt geben kann. Als Beispiele für bedeutendere plausible Hypothesen bzw. Hypothesensysteme der Friedensforschung seien erwähnt: Kulturdruck-oder ÜberdruckTheorien über die Kriegsanfälligkeit von Staaten Theorien der Innenleitung von Rüstungsdynamik sowie industriewirtschaftliche und -politische Erklärungen von Rüstungstransfers Um dem sich möglicherweise aufdrängenden Eindruck des Objektivismus in der Friedensforschung sogleich entgegenzutreten, sei auch auf die sehr fruchtbaren Untersuchungen über Entstehung,

Verbreitung und Abbau von Feindbildern im Massenbewußtsein hingewiesen

Die von der Friedensforschung bislang zutage geförderten und ansatzweise auch systematisierten (Teil-) Erkenntnisse lassen es nicht zu, mit einer Art Hau-Ruck-Einstellung an die Aufgabe der gesellschaftlichen Veränderung heranzugehen. Die Heilung vom gewaltpolitischen Übel ist eher noch schwieriger und langwieriger als die darauf verwandte diagnostische Arbeit. Friedensforschung wie Friedenspolitik sind wirklich Langzeitprogramme. Gleichwohl wäre es völlig weltfremd, sich auf den Standpunkt zu stellen: Erst wenn wir alles über eine schädliche Entwicklung wissen, dürfen wir korrigierend eingreifen. Woran kann und soll sich also friedenspolitische Praxis heute halten? Mir scheint, daß die bisherigen Ergebnisse der Friedensforschung dazu berechtigen, drei Richtwerte für eine auf dauerhafte Überwindung von Gewaltpolitik zielende gesellschaftliche Praxis anzugeben, ohne sie jedoch vorschnell festschreiben zu wollen:

— Gewaltpolitik scheint heutzutage unauflöslich mit dem Kampf um Demokratie bzw.deren Ausweitung verbunden zu sein. Sie läßt sich dauerhaft nur durch umfassende gesellschaftliche Demokratisierung überwinden.

— Gewaltpolitik scheint stets einen integralen Bestandteil von Strategien sozioökonomischer Vorteilssicherung sowie entsprechender Gegenstrategien zu bilden. Die Beseitigung von Gewaltpolitik bedingt also die Errichtung verläßlicher Mechanismen des innergesellschaftlichen und internationalen Vorteilsausgleichs. — Gewaltpolitik legitimiert sich immer am nachhaltigsten in tatsächlichen oder auch nur vorgetäuschten Konfrontationen mit Gegengewalt. Gewaltfreiheit stellt ein unaufgebbares Merkmal friedenspolitischer Praxis dar, einmal aus dem pragmatischen Grund, die Selbst-rechtfertigung von Gewaltpolitik zu unterlaufen, zum anderen aus dem prinzipiellen Grund, daß die Methodik gesellschaftsverändernder Praxis deren Ziel vorwegnehmend aufscheinen lassen muß.

Uber die Bestimmung dieser Richtwerte für friedenspolitische Praxis hinaus sind der Friedensforschung noch zusätzliche Analysen über ihre Verwirklichungsbedingungen aufgegeben. Ohne Frage gehört hierzu die Entfaltung und Schärfung friedenspolitischen Bewußtseins, das zur Aktivität im Sinne der vorhin entwickelten Richtwerte der Demokratisierung, Vorteilsausgleichung und Gewaltfreiheit drängt. Dieses friedenspolitische Bewußtsein ist jedoch alles andere als massenhaft verbreitet. Es wäre indessen verfehlt, daraus auf eine allgemeine friedenspolitische Indifferenz und Apathie schließen zu wollen. Statt dessen dürfte es zutreffender sein, von einem ohnmächtigen Interesse an der Über-windung von Gewaltpolitik zu sprechen; d. h. ich vermute, daß es so etwas wie einen „latenten Pazifismus" in nicht unerheblichem Umfange in der Bundesrepublik gibt. Das Zu-Sich-Selbst-Kommendieses latenten Pazifismus, den man wohl als Teil eines relativ diffusen überlebenwollens, angesichts vielfältiger, scheinbar unbeherrschbarer, abstrakter Lebensgefährdungen verstehen muß, kann nun allerdings nicht von der Friedensforschung allein oder auch nur in erster Linie erwartet werden. Hier steht sie zunächst in einer Reihe mit anderen Überlebens-Wissenschaften. Sodann muß sie sich auf die Dynamik sozialer Lernprozesse einlassen, die sie nicht ersetzen, allenfalls in gewissem Umfange abkürzen helfen kann. Ausschlaggebend dürfte sein, ob diese Lernprozesse zur Erkenntnis und tätigen Überwindung der Antinomie von Demokratie und Gewaltpolitik führen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Helmut Schelsky, Die Arbeit tun die anderen. Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen, Opladen 1975, S. 290 ff., und Friedrich H. Tenbruck, Frieden durch Friedensforschung? Ein Heilsglaube unserer Zeit, in: Manfred Funke (Hrsg.), Friedensforschung — Entscheidungshilfe gegen Gewalt, München 1975, S. 425 ff. (zuerst erschienen in Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. 12. 1973). Vgl. auch — wenn auch mit andersartiger Akzentuierung — Kurt Sontheimer, Das Elend unserer Intellektuellen. Linke Theorie in der Bundesrepublik Deutschland, Hamburg 1976, S. 223 ff.

  2. Am 5. April 1957 hatte der seinerzeitige Bundeskanzler Konrad Adenauer zur Rechtfertigung der geplanten Ausrüstung der Bundeswehr mit sog. taktischen Kernwaffen vor der Presse erklärt: „Die taktischen Atomwaffen sind im Grund nichts anderes als eine Weiterentwicklung der Artillerie .. und dann noch hinzugefügt, es handele sich dabei um „besonders normale Waffen in der normalen Bewaffnung" (zitiert nach der Spiegel Nr. 16 vom 17. 4. 1957, S. 8).

  3. Beispielhaft für diesen Lernprozeß westdeutscher Naturwissenschaftler ist der von Carl Friedrich von Weizsäcker herausgegebene Band: Kriegsfolgen und Kriegsverhütung, München 1971. Das darin dokumentierte Forschungsprojekt hatte als Untersuchung über die Möglichkeiten und Grenzen eines effektiven Bevölkerungsschutzes unter den Bedingungen eines auch mit Kernwaffen geführten Krieges begonnen und war schließlich in eine Infragestellung der offiziellen verteidigungspolitischen Konzeption eingemündet.

  4. Insoweit stimme ich mit der Tendenz der Argumentation Egbert Jahns voll überein. Vgl. Egbert Jahn, Grenzen der Friedensforschung, in: Friedens-analysen, Bd. 3, Frankfurt/M. 1976, S. 144— 153. — Ich halte es in der Tat für eine bedenkliche Neigung mancher Wissenschaftler, der Friedensforschung nach der Entwicklungsländerforschung neuerdings auch noch die Umweltforschung ganz oder teilweise subsumieren zu wollen. Konsequenterweise kann und wird es dann damit sein Bewenden nicht haben. Die „Humanisierung der Arbeitswelt" wird dann ebenso zum integralen Bestandteil der Friedensforschung wie die Gesamt-problematik der sog. Randgruppen. Kurz: Die Friedensforschung wird dann zwar Teil einer allgemeinen „Überlebenswissenschaft"; mit dem überleben ihrer eigenen zentralen Fragestellungen dürfte es dann aber nicht mehr weit her sein. Um nicht mißverstanden zu werden, möchte ich betonen, daß ich nicht behaupten will, die erwähnten (und auch andere) sozialen Probleme gingen die Friedensforschung nichts an. Sie sind für sie aber nicht per se relevant, sondern nur insoweit, als sie in angebbarer Weise als Teil einer spezifischen Ursachen-und Bedingungskette für Gewalt-politik ausgewiesen werden können.

  5. Knappe und informative Abrisse der Entwicklung der Friedensforschung finden sich bei Egbert Jahn, Entwicklung und Schwerpunkte der Friedensforschung in Nordamerika und Westeuropa, in: Friedensanalysen, Bd. 1, Frankfurt/M. 1975, S. 15— 34, sowie in: Wolf Dieter Eberwein und Peter Reichel, Friedens-und Konfliktforschung. Eine Einführung, München 1976, S. 13 ff.

  6. Für die folgenden Punkte vgl. auch Dieter Sengbaas, Editorisches Vorwort, in: Kritische Friedensforschung, Frankfurt/M. 1971, S. 18.

  7. Das Zitat stammt — in etwas anspruchsvollerer Form — von dem spätrömischen Militärschriftsteller Flavius Vegetius (Ende des 4. Jahrhunderts). Im Prolog des dritten Buches seiner Schrift „De re militari" schreibt er u. a.: „Ergo qui desiderat pacem, praeparet bellum. Qui victoriam cupit, militem imbuat diligenter. Qui secundos optat eventus, dimicet arte non casu. Nemo provacare, nemo audet offendere quem intelligit superiorem esse pugnaturum." (Wer also Frieden begehrt, der sei zum Kriege bereit. Wer den Sieg erstrebt, der exerziere fleißig seine Soldaten. Wer im Krieg ob-siegen will, der erlerne die Kriegskunst und überlasse nichts dem Zufall. Niemand wage denjenigen herauszufordern oder zu beleidigen, der ihm im Kampf überlegen ist.) Quelle: Johann Jacobi von Wellhausen, Romanische Kriegskunst, Frankfurt/M. 1616.

  8. So Ekkehart Krippendorff, Einleitung, in: Friedensforschung, Köln und Berlin 1968, S. 23.

  9. Die historische Statistik der Gewaltpolitik ist eindrucksvoll aufbereitet in den bahnbrechenden Werken von Pitirim Sorokin, Quincy Wright, Lewis F. Richardson sowie von J. David Singer und Melvin Small. Für die Häufigkeit und Verteilung der sog. lokalen Kriege in der Zeit nach 1945 sind die Arbeiten von Istvan Kende heranzuziehen.

  10. Siehe dazu Tab. 6/11 in Gerhard Lenski, Human Societies, New York 1970, S. 138. Allgemein zu diesem Fragenkomplex auch eine Reihe von Beiträgen zu dem Band von Morton Fried, Marvin Harris und Robert Murphy (Hrsg.), Der Krieg. Zur Anthropologie der Aggression und des bewaffneten Konflikts, Frankfurt/M. 1971.

  11. Dies scheint mir der Fall zu sein bei Ekkehart Krippendorff, Staatliche Organisation und Krieg, in: Dieter Senghaas (Hrsg.), Friedensforschung und Gesellschaftskritik, München 1970, S. 23— 38.

  12. Beispielhaft sei hier auf die bekannten Arbeiten von Autoren wie Robert Ardrey und Konrad Lorenz verwiesen. Der im Vergleich zu dem Ardreyschen Gebietsimperativ („territorial imperative") differenzierteren Analyse und Argumentation Lorenz’ ist im folgenden — wenn auch aus Raum-gründen nur verkürzt — Rechnung getragen worden.

  13. Vgl. M. F. Ashley Montagu (Hrsg.), Mensch und Aggression. Der Krieg kommt nicht aus unseren Genen, Weinheim und Basel 1974. — Die folgenden Ausführungen stützen sich auf die Beiträge zu diesem Band sowie auf den Aufsatz von Malvern Lumsden, The Instinct of Aggression: Science or Ideology?, in: Ruturum Bd. 3, No. 3 (1970), S. 408— 419.

  14. Repräsentativ für Machttheorien der internationalen Beziehungen sind Autoren wie Hans J. Morgenthau, Macht und Frieden, Gütersloh 1963, und Raymond Aron, Frieden und Krieg, Frankfurt/M. 1962. Zu den Machttheoretikern zu zählen ist auch — wenngleich mit einigen Abstrichen — John H. Herz, Weltpolitik im Atomzeitalter, Stuttgart 1961, sowie vom gleichen Verf.: Staatenwelt und Weltpolitik, Hamburg 1974.

  15. Vgl. Anm. 7.

  16. So Karl Marx in MEW Bd. 13, S. 444. Vgl. auch Wolfram Wette, Kriegstheorien deutscher Sozialisten, Stuttgart 1971, S. 47— 48.

  17. Eine dem Verf. unauslöschlich im Gedächtnis bleibende Aussage eines amerikanischen Offiziers während des Vietnam-Krisges, um die Zerstörung einer Ortschaft im Mekong-Delta zu begründen.

  18. Raoul Naroll, Vern L. Bullough und Frada Naroll, Military Deterrence in History. A Pilot Cross-Historical Survey, Albany, N. Y. 1974.

  19. Diese Feststellungen bewegen sich auch durchaus im Rahmen der Ergebnisse einer quantitativ-historischen Studie von Wayne Ferris, The Power Capabilities of Nation-States, Lexington 1973. Darin untersucht der Verf. das Konfliktverhalten und die Kriegsneigung von Staaten für die Periode 1850— 1965. Er kommt zu dem Schluß, daß überlegenes Machtpotential die Konfliktbereitschaft von Staaten vergrößern kann; aber: es gibt keinen systematischen Zusammenhang zwischen überlegenem Machtpotential und der Art und Weise des Austrags von Konflikten.

  20. Bruce M. Russett, The Calculus of Deterrence, in: Journal of Conflict Resolution Bd. 7, No. 2 (1963), S. 97— 109, sowie „Pearl Harbor: Deterrence Theory and Decision Theory", in: Journal of Peace Research Bd. 4, No. 2 (1967), S. 89— 106.

  21. Vgl. dazu die frühe Arbeit von Dina A. Zinnes, Robert C. North und Howard E. Koch, Capability, Threat, and the Outbreak of War, in: James N. Rosenau (Hrsg.), International Politics and Foreign Policy, l. Aufl., New York 1961, S. 469— 482; ferner Jürgen Gantzel, Gisela Kress und Volker Rittberger, Konflikt-Eskalation-Krise, Düsseldorf 1972, bes. S. 60— 62.

  22. Dieser Überblick über einige einschlägige empirische Untersuchungen sollte genügen. — Die im jüngsten Heft des Journal of Conflict Resolution (Bd. 20, No. 3) abgedruckten Studien von David Garnham und Erich Weede sowie der Besprechungsaufsatz von Charles Gochman konnten nicht mehr eingearbeitet werden; dies hätte auch das Format dieses Aufsatzes gesprengt, überdies sehe ich nicht, daß aus ihren Resultaten auf eine Bewährung der oben formulierten Hypothese und damit der Maxime „Kriegsverhütung durch Rüstung" geschlossen werden könnte. — Tatsächlich scheint es sich so zu verhalten, daß Kriegsverhütung durch militärische Machtüberlegenheit eher mißlingt als umgekehrt. Der Umstand, daß es Fälle gegeben hat, die im Sinne der Hypothese interpretierbar sind, kann dieser gleichwohl nicht retten, überdies wäre es politisch verantwortungslos, auf der Grundlage einer auf so schwachen Beinen stehenden Hypothese operieren zu wollen.

  23. Siehe dazu die Arbeiten von Istvan Kende: Guerres Locales en Asie, en Afrique et en Amerique Latine (1945- 1969), Budapest 1973 sowie . Fünfundzwanzig Jahre lokaler Kriege", in: Ekke-hart Krippendorff (Hrsg.), Internationale Beziehungen, Köln 1973, S. 242- 269.

  24. Dazu im einzelnen die schon in Anm. 3 zitierte Kriegsfolgenstudie. — Noch gar nicht berücksichtigt ist in dieser Studie das Vorhandensein einer Vielzahl von Kernkraftwerken: Was geschieht, wenn im Falle eines konventionell und/oder taktisch-atomar geführten Bewegungskrieges in Zentraleuropa Kernkraftwerksanlagen in Mitleidenschaft gezogen werden? Darauf scheint die offizielle Sicherheitspolitik keine Antwort zu haben. Vgl. zu diesem Problem Manfred Rhode und Wolfram Wette, Sind Atomkraftwerke bombensicher? Kernkraftwerke und äußere Sicherheit, in: Forum Europa 3— 4/1976, S. 68— 71.

  25. Vgl. wieder die in Anm. 14 genannten Autoren Hans J. Morgenthau und Raymond Aron.

  26. Dies stellt zweifellos eine Widerspruch herausfordernde These dar, die in diesem Rahmen nicht weiter entfaltet und belegt werden kann. Ich halte sie gleichwohl nicht nur intuitiv für zutreffend, sondern bin davon überzeugt, daß jeder aufmerksame Zeitungsleser sich an genügend Fälle aus der Außenpolitik liberaldemokratischer Staaten der jüngeren und jüngsten Vergangenheit erinnern kann, die diese These auch als empirisch plausibel erscheinen lassen.

  27. Vgl. Anm. 8

  28. Diesen Eindruck vermittelt Karl W. Deutsch, Der Stand der Kriegsursachenforschung, Bonn-Bad Godesberg 1973 (DGFK-Hefte No. 2). Vgl. auch Jost Delbrück, Die Adäquanz völkerrechtlicher Kriegsverhütungs-und Friedenssicherungsinstrumente im Lichte der Kriegsursachenforschung, in: Jahrbuch für internationales Recht Bd. 17 (1974), bes. S. 90 ff.

  29. Hier wären beispielsweise die systematisch ausgearbeiteten, auf hohem Niveau quantitativ-empirischer Analyse stehenden Arbeiten von Klaus Jürgen Gantzel, System und Akteur. Beiträge zur vergleichenden Kriegsursachenforschung, Düsseldorf 1972, sowie von Nazli Choucri und Robert C. North, Nations in Conflict. National Growth and International Violence, San Francisco 1975, zu erwähnen.

  30. Vgl. dazu jetzt die kritische Übersicht von Gert Krell, Zur Theorie der Rüstungsdynamik im Ost-West-Konflikt, in: Politische Vierteljahres-schrift Bd. 17, No. 4 (1976), S. 437— 473.

  31. Exemplarisch hierfür die Veröffentlichungen Ulrich Albrechts, Der Handel mit Waffen, München 1971, sowie: Politik und Waffengeschäfte, München 1972.

  32. Vgl. hierzu verschiedene Beiträge in Friedens-analysen Bd. 1 und die darauf Bezug nehmenden Diskussionsbeiträge in Friedensanalysen Bd. 3, Frankfurt/M. 1975 bzw. 1976.

Weitere Inhalte

Volker Rittberger, Ph. D., geb. 1941; Studium der Rechts-und Politikwissenschaft an den Universitäten Freiburg i. Br., Genf und Stanford (USA); seit 1973 o. Professor für Politikwissenschaft an der Universität Tübingen; 1. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Friedens-und Konfliktforschung 1976/77; Mitglied des Konzils und des Kuratoriums der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung; Mitglied des Redaktionsrates der „German Political Studies". Veröffentlichungen: Evolution and International Organization, Den Haag 1973; Abrüstungspolitik und Grundgesetz, Baden-Baden 1976 (mit Dieter Lutz); Mithrsg.: Konflikt — Eskalation — Krise, Düsseldorf 1972; Die Ostpolitik der Bundesrepublik, Opladen 1974; zahlreiche Zeitschriftenaufsätze und Beiträge zu Sammelbänden.