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Die SED und die Historie. Probleme und Aspekte der gegenwärtigen Umorientierung in der Geschichtswissenschaft der DDR | APuZ 41/1976 | bpb.de

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Die SED und die Historie. Probleme und Aspekte der gegenwärtigen Umorientierung in der Geschichtswissenschaft der DDR

Ulrich Neuhäußer-Wespy

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Zusammenfassung

Die stärkere Ostorientierung der DDR unter der Administration Honecker konnte wegen der besonderen Funktion der Geschichtswissenschaft in einer sozialistischen Gesellschaft nicht ohne Konsequenzen für die historische Forschung bleiben. Für die Darstellung und Interpretation der DDR-Geschichte und -Vorgeschichte, ohnehin ein Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit, ergeben sich neue Aspekte vor allem aus einer Neubewertung der Rolle der UdSSR bzw.der SMAD, deren Wirken als „sozialistische Besatzungsmacht heute eingehender behandelt wird. Insofern kann ein höheres Maß an Sachlichkeit und Ehrlichkeit festgestellt werden. Aber solche Tendenzen bleiben begrenzt und sind mehr Folgeerscheinung als Ziel der gegenwärtigen Umorientierung, die eher durch eine verstärkte Ideologisierung und Instrumentalisierung der Geschichtswissenschaft gekennzeichnet ist. Zu verweisen ist auf die zentrale politisch vorgegebene These vom „revolutionären Weltprozeß", die zu verifizieren Aufgabe der DDR-Historiker ist. Dieser These entspricht der Trend zur möglichst synchronen Darstellung der DDR-Entwicklung mit der Geschichte der sozialistischen Länder in Ost-und Südosteuropa, wobei die Besonderheiten der SBZ/DDR relativiert werden und wobei auf eine nationalgeschichtliche Ableitung der DDR weitgehend verzichtet wird. Es gilt jetzt die Formel von der „Wesensgleichheit der volksdemokratischen Revolutionen", mit der die Einbettung der DDR in die „sozialistische Staatengemeinschaft" nachgewiesen und Verschiebungen in der Periodisierung der DDR-Geschichte begründet werden sollen. Trotz der Abkehr von der bis 1971 favorisierten DDR-zentrischen Betrachtungsweise werden aber noch gewisse Besonderheiten in der Geschichte der SBZ/DDR anerkannt.

Vorbemerkung

Eine Studie über die Umorientierung der Geschichtswissenschaft der DDR dürfte nicht nur unter historischen oder historiographisehen Aspekten interessant sein, sondern auch und vor allem wegen des besonderen gesellschaftlichen Stellenwertes der Geschichtswissenschaft in einer sozialistischen Gesellschaft. Der politische Hintergrund für die Veränderungen in der DDR-Geschichtswissenschaft wird von dem Führungswechsel von Ulbricht zu Honecker (3. 5. 1971) und vom VIII. Parteitag der SED (15. — 19. 6. 1971) markiert. Auch wenn Honecker — anders als sein Vorgänger, der sich gern als Historiker „im dritten Beruf" bezeichnete — sich nicht als Protektor der Geschichtswissenschaft geriert, erfreut sich diese doch der unverminderten Wertschätzung der politischen Führung. Ein Phänomen wie die hierzulande oft — zu Recht oder zu Unrecht — beklagte „Geschichtsmüdigkeit" kann unter diesen Umständen gar nicht erst aufkommen; Geschichtsinteresse wird sozusagen par ordre du mufti verfügt.

Zwar bleibt diese „heile Welt" der Hochschulhistoriker und Geschichtslehrer von den politischen Zeitläuften nicht ganz unberührt; aber eine „Orientierungskrise''findet eigentlich nicht statt. Denn was künftig (bis auf weiteres) als Orientierung zu gelten hat, steht nicht zur Debatte. Von den Historikern ist lediglich zu diskutieren, wie diese Grundorientierung im einzelnen zu exekutieren ist. Das höchst wandelbare Verhältnis der SED zur Historie betrifft also Gegenstand und Inhalt der Geschichtswissenschaft, nicht aber deren Platz im Gesellschaftssystem der DDR.

Es wird daher zunächst im Zusammenhang mit der Erörterung des neuformulierten Auftrages der Partei an die Historiker auf die Funktion der Geschichtswissenschaft im Gesellschaftssystem der DDR hingewiesen, das sich nunmehr als „entwickelte sozialistische Gesellschaft" versteht oder verstanden werden will. Die Neuorientierung der Geschichtswissenschaft der DDR steht unter dem Motto vom „revolutionären Weltprozeß". Es wird zu zeigen sein, wie dieses Leitthema von den DDR-Historikern, deren Interesse hauptsächlich der Deutung und Darstellung der Vorgeschichte und Geschichte der DDR gilt, aufgegriffen und verarbeitet wird.

I. Der neue Auftrag der Partei an die Historiker

Die Neufassung des an die Historiker gerichteten Parteiauftrages verweist auf Funktion und Stellenwert der Geschichtswissenschaft in einem sozialistischen System, mithin auf den politischen Kontext von Geschichtswissenschaft und auf ihr Verhältnis zur Ideologie. Vor allem der Geschichtswissenschaft obliegt es, die Ideologie auszulegen und zu bestätigen, und dazu gehört die immer wieder neu vorzunehmende Verifizierung der These von der „führenden Rolle der Partei". Insofern kann man von einer herrschaftssichernden Funktion der Geschichtswissenschaft sprechen. Damit eng verknüpft ist die bewußtseinsbildende Funktion, die sich aus der Aufgabe der Geschichtswissenschaft ergibt, den historischen Materialismus zu explizieren und zu popularisieren. Schließlich hat gemäß dem Klassencharakter der Gesellschaftswissenschaften die Geschichtswissenschaft am „Klassenkampf" bzw. an der ideologischen Auseinandersetzung mit der Bundesrepublik teilzunehmen und insoweit eine Kampffunktion zu erfüllen Auch wenn die inhaltliche Neubestimmung der Geschichtswissenschaft zunächst vage und allgemein blieb, waren die neuen Schwerpunkte auf dem VIII. Parteitag bereits zu erkennen. Diese ergaben sich aus der Kurskorrektur, die die SED auf ihrem Parteitag auf außen-bzw. ostpolitischem, deutschlandpolitischem und innenpolitischem Gebiet vorgenommen hat: stärkere Ausrichtung der DDR auf die Sowjetunion hin und überhaupt festere Eingliederung in den RGW, Abgrenzungspolitik gegenüber der Bundesrepublik zwecks Kompensierung der gleichzeitig in Gang kommenden innerdeutschen Kontakte sowie Stabilisierung der DDR mit dem Ziel „sozialistische Nation".

Wurde auf dem VIII. Parteitag die Generallinie des neuen Auftrages der SED an die Historiker erkennbar, so galt es nun, diesen Auftrag umzusetzen, d. h., die an die Geschichtswissenschaftler der DDR ergangene Anweisung mußte konkretisiert und präzisiert werden. Dabei mag es dahingestellt bleiben, ob die Parteiführung bewußt die genaue Aus-formulierung ihres Auftrages „delegiert" hat oder ob sie selbst erst nach einer verbindlichen Linie suchen mußte.

Vieles spricht für die zuletzt genannte Vermutung, zumal die neue Linie — wenn auch nicht sofort — authentisch interpretiert werden mußte. Am 14. Oktober 1971 beschäftigte sich der für Wissenschaft und Hochschule zuständige ZK-Sekretär, Kurt Hager, auf einer Tagung der Gesellschaftswissenschaftler auch mit den Aufgaben der Historiker nach dem VIII. Parteitag. Er wies auf den hohen Stellenwert der Geschichte für die „entwickelte sozialistische Gesellschaft" hin, und zwar wegen der Entwicklung eines sozialistischen Geschichtsbewußtseins und insbesondere wegen des Einflusses, „den eine richtige Darlegung geschichtlicher Prozesse auf die weitere Verbreitung der marxistisch-leninistischen Weltanschauung der Arbeiterklasse und unter in den anderen Werktätigen ausübt" Neben der Pflege des „humanistischen Erbes" komme es darauf an, „noch stärker gerade dieses aus dem Kampf der Arbeiterklasse, sowohl der deutschen wie der internationalen Arbeiterklasse, besonders auch aus der Geschichte der KPdSU, hervorgewachsene Erbe zu erschließen und in das geistige Leben unseres sozialistischen Landes einfließen zu lassen" Ähnliche Formulierungen finden sich auch im „Zentralen Forschungsplan der marxistisch-leninistischen Gesellschaftswissenschaften der DDR bis 1975" wobei vor allem eine Orientierung auf den „proletarischen Internationalismus" und den „revolutionären Weltprozeß" gegeben wird. Das heißt u. a.: Untersuchung von „Grundfragen der wachsenden Rolle der Arbeiterklasse" und der kommunistischen Parteien sowie der Geschichte der Komintern und der kommunistischen Weltbewegung nach 1945 Diese Linie wird übrigens auch bei dem neuesten Forschungsplan, der für die Jahre 1976— 1980 gelten soll, verfolgt

Werden die Setzungen der Parteiführung im Zentralen Forschungsplan von 1972 schon etwas deutlicher artikuliert, so handelt es sich doch weitgehend noch um Leerformeln, die auszufüllen den Historikern selbst Vorbehalten bleibt. Dies geschieht vor allem auf dem V. Historiker-Kongreß der DDR, der vom 12. bis 15. Dezember 1972 in Dresden stattfand. Das Generalthema dieses Kongresses lautete: „Die Geschichte des deutschen Volkes im welthistorischen Prozeß. Die Einheit von proletarischem Internationalismus und sozialistischem Patriotismus in historischer und aktueller Sicht". Diese Themenformulierung gibt die neue Orientierung der Geschichtswissenschaft der DDR an, die als Abkehr von der bisher dominierenden DDR-zentrischen Betrachtungsweise zu bezeichnen ist, und charakterisiert den sich während des Historiker-Kongresses und in den vorangegangenen vorbereitenden Aufsätzen in der Fachpresse dokumentierenden, langsam in Gang kommenden Umsetzungsprozeß der Parteibeschlüsse.

Aufschluß über die neue Generallinie der DDR-Geschichtswissenschaft war in erster Linie von dem Hauptreferat auf dem Historikerkongreß zu erwarten, das von dem prominenten Parteihistoriker Ernst Diehl gehalten wur-de. Diehl sprach zum Thema „Die Geschichte des deutschen Volkes im welthistorischen Prozeß" und stellte die Forderung nach der „richtigen Einordnung der Geschichte des deutschen Volkes bzw.der DDR in die Weltgeschichte" auf. Die nunmehr gültige „richtige Einordnung" beinhaltet oder setzt voraus, daß die sowjetrussische Geschichte Bezugspunkt und Richtmaß für die Arbeit der DDR-Historiker sein soll. Unter diesem Aspekt ist das Schlagwort vom „welthistorischen Prozeß" oder vom „revolutionären Weltprozeß" zu verstehen. Denn — so Diehl auf dem Historikerkongreß — mit dem Auftreten Sowjetrußlands sei ein „neuer Typ nationaler Beziehungen" entstanden, da der multinationale Sowjetstaat auf den „Kampf der Werktätigen der ganzen Welt" mobilisierend gewirkt habe. In bezug auf die Zeit nach 1945 wird festgestellt, daß der „revolutionäre Weltprozeß"

weitergegangen sei und daß sich „sozialistische Nationen" herausgebildet hätten, die sich stets einander annäherten. Daraus, und aus der Tatsache, daß die DDR „ein fester, unverrückbarer Bestandteil der sozialistischen Staatengemeinschaft, in enger Freundschaft verbunden mit dem Lande Lenins, der ruhmreichen Sowjetunion" sei, ergeben sich die neuen Anforderungen und Maßstäbe an die Geschichtswissenschaft der DDR.

Diese werden insbesondere von dem Postulat nach dem „klassenmäßigen internationalistischen Fierangehen an alle wesentlichen Ereignisse und Prozesse der eigenen Geschichte" bestimmt sein. Und die Notwendigkeit, das internationalistische Wesen der Geschichtswissenschaft stärker herauszuarbeiten, wird in drei (hier nur schlagwortartig wiedergegebenen) Punkten zusammengefaßt: 1. Internationalisierung des Klassenkampfes, 2. Erreichung einer qualitiativ höheren Stufe der Zusammenarbeit der sozialistischen Staaten und festerer Zusammenschluß um die Sowjetunion infolge der „sozialistischen ökonomischen Integration", 3. Bereitstellung von Rüstzeug für den ideologischen Klassenkampf und für die Auseinandersetzung mit Nationalismus und Antisowjetismus sowie auch wegen des Rückgriffs der „bürgerlichen Geschichtsschreibung" auf revolutionäre Traditionen

Die Forderung Diehls nach der welthistorischen Einordnung nationalgeschichtlicher Vorgänge wird von ihm in der Weise präzisiert, daß vom Inhalt der jeweiligen Epoche der Weltgeschichte auszugehen sei. Besonders groß sei die Wechselwirkung zwischen der deutschen Geschichte und der Weltgeschichte beim Übergang zum Sozialismus, eine Feststellung, deren Bedeutung für die Geschichte der DDR nachzuweisen sei. Die Grundrichtung für eine solchermaßen akzentuierte „internationalistische" Betrachtungsweise, die sich realiter als eine Moskau-zentrische Betrachtungsweise erweist, ist bereits an der Einschätzung der russischen Oktober-Revolution und an der Verabsolutierung der aus ihr zu ziehenden Lehren für die späteren Umwälzungen in Ost-und Südosteuropa abzulesen. Noch deutlicher wird dieser Trend, wenn man in Betracht zieht, daß nunmehr die Rolle der Sowjetarmee für die revolutionäre Umgestaltung in der SBZ bzw. DDR stärker herausgearbeitet werden soll.

Diese Forderung verdient schon deswegen Beachtung, weil bisher die Tendenz dahin ging, die Etablierung und Stabilisierung der DDR als das Produkt einer eigenständigen Entwicklung zu deuten und somit als nationales Ereignis erscheinen zu lassen; die sowjetischen Aktivitäten wurden dagegen relativiert oder gar negiert. Die Geschichte der SBZ/DDR ist nunmehr unter dem Gesichtspunkt, daß die Revolution in der DDR „in den Grundzügen" mit den Umwälzungen in den Volksdemokratien Ost-und Südosteuropas übereingestimmt habe, neu zu schreiben.

Für eine erste Bestandsaufnahme mag es genügen, die neuen Tendenzen in der Geschichtswissenschaft der DDR wie folgt zusammenzufassen: 1. Stärker soll der internationale, der „allgemeingültige" Charakter der Entwicklung sozialistischer Länder nach 1945 herausgearbeitet werden. Dabei werden bisher anerkannte „Besonderheiten" der DDR-Geschichte, die ihrerseits wieder die spezifische Rolle der DDR im sozialistischen Lager und die Betonung der spezifischen Leistungen der DDR konstituieren geholfen hatten, relativiert oder reduziert. 2. Nachdem die Rolle der UdSSR gleichsam zur Schlüsselfrage der DDR-Geschichte stilisiert worden ist, werden DDR-zentrische Ansätze eliminiert, Und die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung wird nun vor allem als Teil der internationalen Arbeiterbewegung behandelt. Die Bedeutung der Sowjetunion und nicht zuletzt die Rolle der sowjetischen Streitkräfte bzw.der sowjetischen Mi-B litäradministration in der Vorgeschichte und bei der Gründung der DDR werden besonders herausgestellt.

3. Die Theorie von den zwei Revolutionen nach 1945 („antifaschistisch-demokratische" und „sozialistische") wird in der Weise modifiziert, daß die beiden „Revolutionen" als Formen oder Etappen des „einheitlichen revolutionären Prozesses" zu gelten haben. Die Frage nach der Periodisierung der DDR-Geschichte und -Vorgeschichte wird neu gestellt.

Die Betonung des Revolutionsgedankens ebenso wie die unter dem Schlagwort vom „proletarischen Internationalismus" forcierte Anlehnung an die Sowjetunion sind Inhalt und Gegenstand der unter dem Motto „revolutionärer Weltprozeß" stehenden Umorientierung in der Geschichtswissenschaft der DDR. Der politisch-ideologische Hintergrund für diese Umorientierung ist — grob skizziert — von der Vorstellung von den „drei revolutionären Strömen" gekennzeichnet; zu diesen werden das „sozialistische Weltsystem", die „internationale Arbeiterbewegung" und die „nationale Befreiungsbewegung der Völker" gezählt. Es ist nicht zu verkennen, daß darin der Versuch der Sowjetunion zum Ausdruck kommt, ihren Hegemonieanspruch in der kommunistischen und prokomministischen Bewegung theoretisch oder ideologisch abzusichern, zumal unter den „drei revolutionären Strömen" das „sozialistische Weltsystem" die „revolutionäre Hauptkraft" darstellt und die UdSSR als ihr Zentrum zu gelten hat. Daher erscheint es denn auch folgerichtig zu sein, wenn die Erforschung der Rolle der Sowjetunion und des sozialistischen Weltsystems als eine „besonders wichtige Aufgabe" den Gesellschaftswissenschaftlern der DDR aufgetragen wird Insofern überrascht es nicht, wenn der „proletarische Internationalismus" nicht nur faktisch, sondern auch ideologisch mit der Fixierung auf die Sowjetunion gleichgesetzt wird, weil ja das Verhältnis zur Sowjetunion und zur KPdSU der „entscheidende Prüfstein für die Treue zum Marxismus-Leninismus, zum proletarischen Internationalismus" sein soll.

II. Die DDR-Gründung und die Rolle der Sowjetunion

Diese deutliche Ausrichtung auf die Sowjetunion hin konnte nicht ohne Einfluß auf die Darstellung und Deutung der DDR-Geschichte und -Vorgeschichte bleiben. Das gilt in erster Linie für die sowjetische Besatzungspolitik in Deutschland bzw. für die Bemühungen der Sowjetunion, eine kommunistisch geführte Verwaltung und ein von ihr abhängiges Staatswesen aufzubauen. Tatsächlich sind hier bemerkenswerte Veränderungen festzustellen, die mit der bis dahin verbindlichen Geschichtsschreibung kontrastieren. Ungeachtet des tatsächlichen Geschichtsverlaufs ging die Grundtendenz der einschlägigen Veröffentlichungen bis 1971 dahin, die Rolle der Sowjetunion bzw.der SMAD und der Sowjetarmee herunterzuspielen. Dies ging so weit, daß beispielsweise in Doernbergs „Kurzer Geschichte der DDR" der Eindruck zu erwecken versucht wird, als habe die sowjetische Besatzungsmacht in ihrer Zone eigentlich nur treuhänderisch gewirkt und die zahlreichen außerordentlich einschneidenden gesellschaftspolitischen und wirtschaftspolitischen Maßnahmen vor allem in den Jahren nach dem Zusammenbruch lediglich auf Wunsch der Deutschen angeordnet. So heißt es u. a. bei Doernberg: „Die SMA erließ auf Antrag der demokratischen Organisationen eine Reihe von Befehlen, mit denen alte Forderungen der deutschen Werktätigen erfüllt wurden. So wurden von der SMA das Prinzip gleicher Lohn für gleiche Arbeit eingeführt, die völlige Gleichberechtigung der Frau gewährleistet, Maßnahmen für den Jugendschutz verkündet und der Achtstundentag gesichert." Oder es wird schlicht die Behauptung aufgestellt, die Sowjetunion habe sich nicht in die deutschen Angelegenheiten einmischen wollen: „Die Sowjetische Militär-verwaltung überließ es dem deutschen Volk, selbst darüber zu entscheiden, welche Gesellschaftsordnung in Deutschland bestehen soll. Sie erließ daher auch keine einzige Maßnahme zur Veränderung der sozialökonomischen Ordnung, da sie das als eine innere Angelegenheit des deutschen Volkes betrachtete." Diese Zitate sollen weniger die Geschichtsklitterung in der DDR-Historiographie belegen, als vielmehr veranschaulichen, wie die Rolle der Sowjetunion in der Entwicklung der SBZ bzw. bei der Bildung der DDR dargestellt wurde, und zwar bis in die Jahre 1969/70. Bis dahin kam es darauf an, etwa die Entstehung der DDR als ein genuin deutsches Ereignis zu zeigen. Vorgeschichte und Geschichte der DDR hatten als die gradlinige Fortsetzung der deutschen Geschichte zu gelten, und in der DDR wurde die Verkörperung der „besten Traditionen des deutschen Volkes" gesehen. Impliziert war dabei auch eine gewisse Vorbildwirkung der DDR für ein neues Gesamt-deutschland — ein Ziel, das sich am besten mit dem Hinweis auf demokratische, humanistische und vor allem nationale Elemente begründen und rechtfertigen ließ.

Der Wandel zu der unter dem Signum „revolutionärer Weltprozeß" revidierten Geschichtsschreibung in der DDR ist in der Tat bemerkenswert und signalisiert besonders deutlich den politischen Hintergrund des neuen Trends, der — wie gesagt — sich daran ablesen läßt, wie das Verhältnis zur Sowjetunion dargestellt wird. Die starke Betonung des Internationalen beinhaltet eben vor allem die Zentrierung von Politik und Wissenschaft auf die UdSSR. Das heißt: Die ebenfalls 1971 und in Angleichung an die Sprachregelung in den anderen sozialistischen Ländern proklamierte „entwickelte sozialistische Gesellschaft", zu deren Stabilisierung und Effektivierung die Gesellschaftswissenschaften und unter diesen besonders die Geschichtswissenschaft beitragen sollen, ist erheblich deutlicher als bei dem von Ulbricht kreierten „entwickelten System des Sozialismus" am sowjetischen Modell orientiert.

Zwar werden stets Schlagwörter wie „Export der Revolution" und „Bolschewisierung Mitteleuropas" als „bürgerliche Geschichtsfälschungen" mit Entschiedenheit zurückgewiesen. Aber andererseits werden die Historiker der DDR dazu aufgerufen, die Rolle der Sowjetunion als „sozialistische Besatzungsmacht" präziser darzustellen, deren Anwesenheit und Wirken „als der letztlich entscheidende Faktor" bezeichnet werden, ein Faktor, „der es der Arbeiterklasse und ihren Verbündeten ermöglichte, das Kräfteverhältnis grundlegend zu ihren Gunsten zu verändern"

Nun ist es sicher angebracht, „die eigenen Leistungen in das richtige Verhältnis zu setzen zu den qualitativ neuen Möglichkeiten und zur internationalistischen Hilfe der UdSSR" aber darauf allein kommt es nicht an, wenn von Verpflichtungen der Sowjetunion „als sozialistischer Besatzungsmacht" die Rede ist und davon, daß sie „eine höchst aktive Rolle im Kampf um den Über-gang vom Kapitalismus zum Sozialismus im Osten Deutschlands" gespielt habe Mit anderen Worten: Die Sowjetunion hat sich nicht nur nicht in die Angelegenheiten der SBZ eingemischt, sondern sie erfüllte gleichsam eine historische Mission zur Verwirklichung des „proletarischen Internationalismus". Und dies vor allem schon deswegen, weil es in Mitteldeutschland — im Gegensatz zu einigen ost-und südosteuropäischen Ländern — keine nennenswerte Widerstandsbewegung gegeben habe; dieser „negative Umstand" sei dadurch, „daß Anwesenheit und Wirken der Sowjetunion als sozialistische Besatzungsmacht den Reifeprozeß des subjektiven Faktors der Revolution, der Arbeiterklasse und ihrer revolutionären Partei, enorm beschleunigten", zu einem bestimmten Grade kompensiert worden

Großer Wert wird verständlicherweise auf die Feststellung gelegt, daß die Besatzungspolitik der Sowjetunion „sich prinzipiell von der Okkupationspolitik der imperialistischen Mächte" unterschied. Denn: „In ihrer gesamten Tätigkeit ließen sich die sowjetischen Besatzungsorgane vom Prinzip des proletarischen Internationalismus leiten. Sie erwiesen dem deutschen Volk und der deutschen Arbeiterklasse jegliche Hilfe bei der Schaffung eines neuen demokratischen Deutschlands."

Es handelt sich eigentlich mehr um Nuancen, wenn in der Zeitschriftenliteratur mehr das direkte oder das indirekte (über KPD und SED) Wirken der sowjetischen Militärbehörden in Deutschland herausgearbeitet wird. Wenn also gelegentlich darauf hingewiesen wird, „daß der Aufbau eines demokratischen deutschen Staates und im weiteren die Errichtung der sozialistischen Ordnung im Lande eine Angelegenheit der von der marxistischleninistischen Partei der Arbeiterklasse geführten deutschen Werktätigen selbst war", dann nur, um anschließend zu versichern, daß die sowjetischen Kommunisten „niemals gelassene Zuschauer der politischen Entwicklung sein“ können: „Geleitet von den Be-Schlüssen der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, stellte sich die Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) von den ersten Tagen ihres Aufenthaltes auf deutschem Boden an konsequent auf die Seite der Volksmassen und handelte als ihr Klassen-verbündeter. Sie löste die komplizierte Aufgabe, normale Lebensbedingungen für die deutsche Bevölkerung zu schaffen und die ökonomische und politische Entwicklung Deutschlands auf demokratischer Grundlage zu gewährleisten."

Am Rande sei bemerkt, was die Aktivität und die Funktion deutscher Verwaltungsorgane vor der Gründung der DDR betrifft, daß es auch dem neuen Trend in der Geschichtswissenschaft der DDR entspricht, wenn jetzt darauf hingewiesen wird, daß die Einrichtung und die Arbeit zentraler deutscher Verwaltungsbehörden für die ganze sowjetische Besatzungszone sehr frühzeitig begannen Tatsächlich sind auch gewandelte Auffassungen einer Darstellung der Etablierung einer deutschen Zentralverwaltung für die sowjetische Besatzungszone, die viel früher als in den Westzonen einsetzte, zu konstatieren. Nunmehr erscheint es geraten, diese Maßnahmen stärker herauszuarbeiten, und zwar unter dem Gesichtspunkt der Festigung der „antifaschistisch-demokratischen Ordnung", wobei durchaus auch ein Zusammenhang zu dem starken Engagement der UdSSR bei der Schaffung bzw. Vorbereitung einer Gesellschaft nach sowjetischem Muster besteht.

Mit welcher Offenheit im übrigen die sowjetische Besatzungspolitik jetzt diskutiert wird, mag die Tatsache erhellen, daß etwa Heitzer ohne Scheu Parallelen zur Sowjetisierung der Mongolei und der baltischen Staaten zieht. Durchaus zutreffend wird resümiert, daß dies Beispiele dafür seien, daß ausschließlich das militärische Eingreifen Moskaus den Erfolg garantiert habe oder — so Heitzer — daß es „günstige Umstände den revolutionären Kräften, die sich niemals allein hätten behaupten können, in einem Lande ermöglichten, mit Hilfe der Sowjetunion erfolgreich den Weg des Sozialismus zu beschreiten"

Beispiele wie diese, mit denen sich die größere Sachlichkeit bzw. Realitätsbezogenheit der neuen Richtung in der DDR-Historiographie belegen läßt, sind gar nicht so selten. So wird beispielsweise auch die delikate Frage nach dem Verhältnis zwischen KPD bzw. SED einerseits und SMAD andererseits sehr nüchtern erörtert, und die Historiker werden ausdrücklich dazu ermuntert, sich intensiver mit diesem lange vernachlässigten Problem zu befassen. Natürlich beruft man sich auch hierbei auf die Zielvorgaben des VIII. Partei-tages, deren moskau-zentrischen Trend Kurt Hager wie folgt interpretiert hat: „Wir müssen es noch besser verstehen, wirklich für jedermann anschaulich, konkret und beweiskräftig die Rolle der Sowjetunion als Kern und Hauptmacht des sozialistischen Weltsystems, als Zentrum der revolutionären Welt-bewegung darzustellen. So werden wir den Forderungen gerecht, die sich aus der grundlegenden historischen Lehre ergeben, daß das Verhältnis zur Sowjetunion der entscheidende Prüfstein für die Treue zum Marxismus-Leninismus, zum proletarischen Internationalismus ist.

Ein Desiderat der historischen Forschung ist demnach die publizistische Aktivität der SMAD, die schon im Mai 1945 ein eigenes Organ in deutscher Sprache, die „Tägliche Rundschau", herausgab und durch eine große Zahl von Büchern und Broschüren propagandistisch auf die Bevölkerung einzuwirken versuchte. Ein anderes Thema ist die ^Unterstützung der Bewegung der deutschen Arbeiterklasse für die Wiederherstellung der Einheit ihrer Reihen"; dies „betrachtete die SMAD in allen Entwicklungsetappen als ihre internationalistische Pflicht"

Freilich wird man nicht erwarten dürfen, daß die Objektivität und Akribie der DDR-Historiker so weit gehen, daß auch die nicht seltenen Fälle, in denen die örtlichen Militärkommandanten die jeweiligen Ortsvorsitzenden der SPD und der KPD zu einem Handschlag nötigten und damit die Vereinigung der beiden Parteien als besiegelt erklärten, in Forschungen mit einbezogen werden. Eingeräumt wird allerdings, daß das Problem des Zusammenschlusses von KPD und SPD nicht nur die Spitze der SMAD beschäftigte, sondern auch untere Instanzen in der sowjetischen Militär-verwaltung tangierte. Die SMAD leistete eine „große ideologische Aufklärungsarbeit" in diesem Zusammenhang unter ihren Offizieren; offen bleibt, was für Instruktionen ge-meint sind und in welcher Beziehung sie zu dem zuweilen sehr drastischem Vorgehen der Ortskommandanten in der Frage der Schaffung einer Einheitspartei stehen.

Daß die SED-Führung stets im engen Kontakt zu den Militärbehörden in Karlshorst stand, ist im Westen hinlänglich bekannt. Aber dieses Thema war in der DDR bisher gleichsam tabuisiert, und es wäre bis zum Jahre 1971 eine Sensation gewesen, wenn die „politisch-ideologische Hilfe der KPdSU, der Sowjetregierung und SMAD für die SED" als die „Übermittlung konkreter Erfahrungen aus der Tätigkeit der KPdSU bei der Lenkung und Leitung des Staates durch die Arbeiterklasse, der Leitung des wirtschaftlichen Aufbaus, der Entwicklung wirkungsvoller Formen der politisch-ideologischen Arbeit der Partei, der Entwicklung der innerparteilichen Demokratie und der Durchsetzung des Prinzips des demokratischen Zentralismus als des entscheidenden Grundprinzips für den Aufbau einer marxistisch-leninistischen Partei, bei der Entwicklung der Arbeit der Betriebsparteiorganisationen, zur Wahrung der ideologischen Einheit und Geschlossenheit der Partei sowie zur Sicherung eines festen Klassenstandpunktes in der Auseinandersetzung mit den Feinden der Arbeiterklasse" präzisiert worden wäre

Der „Transfer" der sowjetischen Informationen und Instruktionen spielte sich*in verschiedenen Formen ab. Genannt werden: — „regelmäßige gemeinsame Beratungen von führenden Persönlichkeiten der SED und der SMAD", — Besprechungen anläßlich des Aufenthaltes von offiziellen Delegationen der SED in Moskau, — Vortragstätigkeit von Mitgliedern der KPdSU und der SMAD auf Parteischulen der SED sowie auf Funktionärsversammlungen der Partei, — Herausgabe einer vielseitigen Literatur in Moskau — Berichterstattung und Kommentierung der „Täglichen Rundschau", — Schulung von deutschen Kriegsgefangenen auf den Antifaschulen in der Sowjetunion

Vielleicht kann man die Tatsache, daß der erste Artikel über diese heikle Thematik aus der Feder des obersten Parteiarchivars kommt, als Signal verstehen, daß die Bestände des Parteiarchivs auf diesem Gebiet der Forschung in der DDR leichter zugänglich gemacht werden.

Zieht man ein erstes Resümee, dann darf folgendes festgehalten werden: Die Akzentverschiebung in der Geschichtswissenschaft der DDR auf die augenblicklich gültige moskau-zentrische Betrachtungs-und Darstellungsweise hat den Blick für Fakten, Prozesse und Probleme in der Geschichte und Vorgeschichte der DDR geschärft, die bisher vernachlässigt oder ignoriert wurden, weil es darauf . ankam, die Entwicklung in der SBZ/DDR vornehmlich als Konsequenz der deutschen Geschichte darzustellen. Insofern kann man davon sprechen, daß die Neuorientierung in der DDR-Historiographie eine größere Offenheit und Ehrlichkeit in der wissenschaftlichen Arbeit bewirkt und gefördert hat.

Diese Entwicklung in der Geschichtswissenschaft der DDR ist auf jeden Fall zu begrüßen, zumal sicher auch die Forschung in der Bundesrepublik davon profitieren wird — mag diese Entwicklung nun beabsichtigt oder nur ein Nebenprodukt der Neuorientierung nach dem VIII. Parteitag sein. Vieles spricht für das letztere. Im Zuge einer neuen Ideologisierungswelle wurden die Akzente in der Historiographie neu gesetzt. Es gilt nun, gemäß der allgemeinen Orientierung am sowjetischen Grundmodell den Einfluß der Sowjetunion auch für die Vergangenheit nachzuweisen. Dies bedeutet die Abkehr von der bis dahin favorisierten DDR-zentrischen Betrachtungsweise und die Herausarbeitung der dem sowjetischen Führungsanspruch entsprechenden Abhängigkeit der DDR von der UdSSR.

III. „Volksdemokratische Revolution" als neuer Schlüsselbegriff

Der weitgehende Verzicht auf eine national-geschichtliche Ableitung der eigenen Existenz wird nicht nur begründet aus der Forderung an die Historiker der DDR, die Bedeutung der Besatzungspolitik der Sowjetunion in Deutsch-I land nach dem Zweiten Weltkrieg zu verI deutlichen, sondern ist auch unter dem Aspekt der Gesamtentwicklung der von sowjetischen Truppen eroberten Gebiete in Ost-

und Südosteuropa zu sehen, d. h., die unter • dem Signum „revolutionärer Weltprozeß" bevorzugte internationalistische Sichtweise hat >! die Zusammenhänge zwischen der gesellschaftlichen Umgestaltung in der SBZ bzw.

DDR und den entsprechenden Vorgängen in Ost-und Südosteuropa in den Mittelpunkt des Interesses gerückt; die Formel, die hierfür geprägt wurde, ist die von der „Wesensgleichheit der volksdemokratischen Revolutionen".

Wichtiger als der Rückgriff auf die eigene Geschichte und die Erinnerung etwa an den Bauernkrieg von 1525, die Revolutionen von 1848 und 1918/19 ist nunmehr für die Deutung der DDR-Geschichte und -Vorgeschichte, daß diese als Teil eines auch in anderen Ländern, zu denen übrigens nicht nur die jetzigen Warschauer-Pakt-Staaten, sondern auch Albanien und Jugoslawien zählen, verlaufenden „revolutionären Prozeß" dargestellt wird.

Was aber ist unter „revolutionärer Prozeß"

zu verstehen? Die Beantwortung dieser Frage bereitet auch DDR-Historikern, wie ausdrücklich zugegeben wird Schwierigkeiten;

denn es mangelt dem Begriff an Schärfe, es fehlt die Bestimmung des sozialen Inhalts und eine deutliche Abgrenzung vom revolutionären Klassenkampf. Daß dieses Manko auch dem Revolutionsbegriff selbst anhaftet, macht die Sache nicht besser.

Der Lösung des Problems versucht man sich mit einer Art Typologie der Revolutionen zu nähern. Die Revolutionstypen, die zur Auffächerung des Begriffs „sozialistische Revolution"

entwickelt wurden, beziehen sich also lediglich auf die Umwälzungen seit 1917. Die Klassifizierung der Revolutionen nach Typen geschieht in der Absicht, der „Vielfalt" der Formen der sozialistischen Revolution gerecht zu werden, ohne daß selbstverständlich die „allgemeingültigen Gesetzmäßigkeiten der sozialistischen Revolution" in den Hintergrund treten dürfen. Muster oder Leitbild für alle nachfolgenden Revolutionen ist dabei die russische Oktober-Revolution, deren Grundzüge und Lehren später ihre Bestätigung gefunden hätten.

Die Differenzierung des Revolutionsbegriffes wird vor allem damit begründet, „daß mit der weiteren Ausprägung des parasitären Charakters des Imperialismus und der Zuspitzung seiner Widersprüche sowohl der Aufgabenbereich der sozialistischen Revolution als auch die Breite der an ihr beteiligten Klassen und Schichten zunehmen"

Folgende Revolutionstypen werden unterschieden, wobei Terminologie und Klassifizierung nicht ganz einheitlich sind

1. Russische Oktober-Revolution unter Einbeziehung der „bürgerlich-demokratischen" Februar-Revolution von 1917.

2. „Volksdemokratische Revolutionen, die in ihrer ersten Etappe antifaschistischen, nationalen Befreiungscharakter trugen und demokratische Aufgaben zu lösen hatten und die verschieden schnell und auf verschiedene Weise entsprechend den Bedingungen der einzelnen Länder in sozialistische Revolutionen hinüberwachsen"

3. „Antiimperialistische Revolutionen", die meist aufgegliedert werden in „antiimperiali-stisch-demokratische" und in „national-demokratische" Revolutionen; außerdem wird unterschieden zwischen „Befreiungsrevolutionen" in Asien, die auf „antifeudalen Kampf aufbauen, und speziell der Revolution in Kuba, die in eine sozialistische Revolution hinube: wachs

Auch wenn offensichtlich ein einheitliches und allgemein verbindliches Kategoriensystem für die verschiedenen oder verschiedenartigen Formen (und Vorformen) der „sozialistischen Revolution" noch nicht gefunden wurde, so dürfte doch Einigkeit darüber bestehen, daß der Typ „volksdemokratische Revolution" die — meist unter der Ägide der Roten Armee — seit den Jahren 1944/45 in Ost-(einschließlich des östlichen Mitteleuropa) und Südost-Europa durchgeführten politischen und gesellschaftlichen Veränderungen kennzeichnen soll.

Aber auch dieser — zeitlich und territorial eingegrenzte — Begriff „volksdemokratische Revolution" muß noch historische Vorgänge abdecken, die — wie könnte es anders sein? — nicht nach einem bestimmten Schema verlaufen sind. Hinzu kommen Schwierigkeiten der Begriffsdefinition, die sich aus Meinungsverschiedenheiten bei der Ausdeutung des Begriffs „volksdemokratische Revolution" ergeben und die bei näherem Hinsehen doch mehr als nur leichte Nuancierungen sind. So geht es um die Frage, ob es sich um eine Revolution handelt, die „antiimperialistisch-demokratische" und „sozialistische" Elemente in sich vereinigt, oder um eine Revolution mit „antiimperialistisch-demokratischem" Charakter, die an die „sozialistische Revolution" lediglich heranführt, oder schließlich um eine Revolution, die als „sozialistische Revolution unter den historischen Bedingungen des revolutionären Weltprozesses nach dem zweiten Weltkrieg" aufzufassen ist

Trotz dieser Uneinheitlichkeit der Auffassungen werden folgende „Wesenszüge" der volksdemokratischen Revolutionen herausgearbeitet: 1. „Sie waren eng verbunden mit dem siegreichen Sozialismus in der Sowjetunion und stützten sich auf die politische, ökonomisch-militärische und ideologische Hilfe der UdSSR. 2. Sie wuchsen aus dem antifaschistischen Befreiungskampf hervor. 3. In ihnen durchdrangen sich der Kampf um Demokratie und der Kampf um Sozialismus, so daß sich ein mit imperialistischer Stoßrichtung beginnender, ununterbrochener, sich ständig höher entwickelnder revolutionärer Prozeß ergab, der die Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus einleitete. 4. Politischer Träger dieser Revolutionen waren die von den marxistisch-leninistischen Parteien geführten Volks-oder Einheitsfronten, mit denen das Bündnis zwischen der Arbeiterklasse, den werktätigen Bauern, der Intelligenz und den übrigen Werktätigen auf relativ breiter Basis verwirklicht wurde ... 5. Nachdem die Sowjetunion den imperialistischen Aggressoren und den mit diesen verbündeten reaktionären Regimes den entscheidenden Schlag versetzt hatte, vollzogen sich diese Revolutionen — gestützt auf die Macht der UdSSR, auf die in den volksdemokratischen Ländern geschaffenen revolutionären Machtorgane und auf die Aktionen der werktätigen Massen — vorwiegend auf friedlichem Wege, d. h. ohne bewaffneten Kampf. 6. Im Ergebnis dieser Revolutionen bildete sich die Diktatur des Proletariats in den den neuen Gegebenheiten entsprechenden Formen heraus, die einige Unterschiede aufweisen sowohl gegenüber der Pariser Kommune als der frühen Form wie auch gegenüber der durch die Große Sozialistische Oktoberrevolution geschaffenen Sowjetordnung als der klassischen Form. Diese ergaben sich vor allem aus dem neuen, günstigeren Kräfteverhältnis in internationalem und nationalem Maßstab und aus den hieraus resultierenden weiterentwik-kelten Bündnismöglichkeiten. “

Der Begriff „volksdemokratische Revolution" soll dem Umstand Rechnung tragen, daß weder der Begriff „bürgerlich-demokratische Revolution" noch der Begriff „sozialistische Revolution" auf die Umwälzungen in den von der Sowjetunion besetzten Gebieten anwendbar oder übertragbar sind — aus den oben genannten Gründen (Unterstützung durch die Sowjetunion, anfängliche Stoßrichtung gegen die NS-Herrschaft, das Nebeneinander von „demokratischen" und „sozialistischen" Zielen, die Einheitsfrontpolitik, das Fehlen von bewaffneten Kämpfen, neue Formen der „Diktatur des Proletariats").

Es wäre sicher ein Fehlschluß, wollte man die, These von der „volksdemokratischen Revolution" als Versuch auffassen, einen „eigenen Weg zum Sozialismus" zu konstruieren. Darauf wird von Benser ausdrücklich hingewiesen; vielmehr gehe es darum, die Unterschiede in den Methoden und Formen sowie im Tempo der Machtübernahme zu verdeutlichen Auch wenn gelegentlich hierzu eine andere Meinung vertreten wird und davon die Rede ist, daß die „volksdemokratische Revolution" eine „spezifische Form des Über-gangs vom Kapitalismus zum Sozialismus" sei, „die unter den am Ende des zweiten Weltkrieges und danach herrschenden Bedingungen möglich wurde" so spricht doch einiges dafür, daß dieser Dissens nur scheinbar ist und auf keinen Fall prinzipielle Differenzen anzeigt. Auch Badstübner verweist zur Begründung auf die wichtigsten Merkmale im Ablauf der „volksdemokratischen Revolution": „eine größere Breite der revolutionären Bewegung" infolge der Volksfrontpolitik, „enge Verflechtung des antifaschistisch-demokratischen Kampfes mit dem Kampf um den Sozialismus" und die Rolle der Sowjetunion bei der Unterstützung der revolutionären Umgestaltung

Die Merkmale oder „Wesenszüge" der „volksdemokratischen Revolution" sind zugleich kennzeichnend für die Gemeinsamkeiten der revolutionären Umwälzungen in Ost-und Südosteuropa nach 1944/45 und mögen dazu dienen, die These von der „Wesensgleichheit der volksdemokratischen Revolutionen" in diesen Ländern zu illustrieren. „Wesensgleichheit" heißt gemäß der augenblicklich gültigen internationalistischen Betrachtungsweise, daß es in der Darstellung und Interpretation der Geschichte des Ostblocks primär auf die Gleichheiten und Ähnlichkeiten ankommt, während Sonderentwicklungen der einzelnen Länder als zweitrangig zu behandeln sind.

Die Überbetonung der Gemeinsamkeiten ging anfangs so weit, daß auch in bezug auf die Periodisierung der Geschichte und Vorgeschichte der DDR Anpassungstendenzen an die Entwicklung in den anderen Ländern bemerkbar wurden. So hatte Heitzer im Jahre 1972 dafür plädiert, das Jahr 1948 (und nicht 1949) als das Jahr der Wende anzusehen, und zwar mit dem Hinweis auf die „Wesensgleichheit der revolutionären Umwälzung in der DDR mit den anderen volksdemokratischen Revolutionen, in denen sich dieser Prozeß bereits in den Jahren 1947/48 vollzogen hatte"

Bei diesem „Prozeß" gehe es um die „Umwandlung der revolutionär-demokratischen Staatsmacht in eine Staatsmacht vom Typ der Diktatur des Proletariats", und dieser Prozeß habe bereits im Jahre 1948 eingesetzt und sei durch die „Verschärfung des Klassenkampfes und die Notwendigkeit, zur zentralen Wirtschaftsplanung überzugehen," vorangetrieben worden Die Gründung der DDR im Oktober 1949 stellte dann — nach Heitzer — bereits den Höhepunkt im Entstehungsprozeß der „Diktatur des Proletariats" dar (Höhepunkt, aber noch nicht Abschluß).

Diese allzu wortgetreue Auffassung von der „Wesensgleichheit der volksdemokratischen Revolutionen" blieb jedoch eine singuläre Meinungsäußerung. In den Thesen zum V. Historikerkongreß der DDR wird dieser Gedanke nicht aufgegriffen, und auch in späteren Veröffentlichungen wird stets das Jahr 1949 als die Zäsur in der „volksdemokratischen Revolution" zugrunde gelegt. Dem stehen Bemerkungen wie die, daß in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands die „we-sentliche(n) Aufgaben" der antifaschistisch-demokratische(n) Umwälzung" Anfang 1948 gelöst gewesen seien nicht entgegen.

Eine fast wörtlich übereinstimmende Formulierung findet sich im „Grundriß" in dem es heißt, daß bis 1948 „in der sowjetischen Besatzungszone entscheidende Aufgaben der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung gelöst" worden seien. Denn auf die einschränkenden Attribute „wesentliche" bzw. „entscheidende" kommt es hier an; erst für das Jahr 1949 kann die Feststellung getroffen werden, daß „die Aufgaben der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung in der sowjetischen Besatzungszone erfolgreich gelöst" worden seien Und es ist evident, daß erst die erfolgreiche Beendigung der „antifaschistisch-demokratischen Umwälzung" für die Bestimmung des Einschnitts in der „volksdemokratischen Revolution" maßgebend sein kann.

Tatsächlich gilt das Jahr 1949 — und nicht das Jahr 1948 — als Wendepunkt in der Geschichte der SBZ/DDR. Seit dem Zusammenbruch von 1945 sei „die bisher tiefgreifendste revolutionäre Umwälzung in der deutschen Geschichte eingeleitet worden". Zur Begründung dieser These werden u. a. angeführt die Enteignung des Großgrundbesitzes und der mitteldeutschen Industrie sowie die Veränderungen im Bildungswesen; ferner wird darauf hingewiesen, daß die Gründung der SED („Herstellung der Einheit der Arbeiterbewegung"), die Realisierung ihres Führungsanspruchs und die Unterstützung durch die Sowjetunion die „konsequente Durchführung der antifaschistischen, antiimperialistisch-demokratischen Maßnahmen" verbürgt hätten

Das derzeit gültige Periodisierungsschema für die Zeit von 1945 bis 1961 sieht zwei Etappen (Hauptperioden) vor: 1. „antifaschistisch-demokratische Umwälzung" („antiimperialistisch-demokratische Umwälzung") 1945— 1949, 2. „sozialistische Revolution" 1949— 1961.

Diese Einteilung weicht insofern von der bisherigen ab, als bis etwa Ende der sechziger Jahre das Jahr 1952 als der Beginn der sozialistischen Phase angenommen wurde. Bezugspunkt war dabei die 2. Parteikonferenz der SED im Juli 1952, auf der Ulbricht den „Aufbau des Sozialismus zur grundlegenden Aufgabe" machte Dabei spielte die Vorstellung von einer Ubergangsphase eine Rolle. In diesem „Prozeß des Hinüberwachsens der antifaschistisch-demokratischen in die sozialistische Revolution" stellt das Datum der DDR-Gründung das wichtigste Ereignis dar. Das bedeutete aber auch, daß 1949 in der DDR noch nicht von der Existenz einer „Arbeiter-und Bauern-Macht als Form der Diktatur des Proletariats" gesprochen werden konnte

Gewiß, es bleibt dabei, daß die 2. Parteikonferenz von 1952 als ein hervorragendes historisches Datum in der Entwicklung der DDR gilt; aber ihre Bedeutung wurde relativiert. Denn nun wird in der Literatur der Eindruck zu erwecken versucht, als handle es sich lediglich um ein sozusagen gleichmäßiges Voranschreiten auf dem bereits eingeschlagenen Weg und weniger darum, daß auf diesem Weg gleichsam ein Markstein gesetzt wurde. Anders kann die derzeit gültige Version wohl kaum interpretiert werden, der zufolge auf der 2. Parteikonferenz der Beschluß gefaßt wurde, „in der DDR planmäßig und systematisch die Grundlagen des Sozialismus zu errichten"

Zum Ausdruck gebracht werden soll offensichtlich, daß auch schon vor 1952 (nämlich nach der gegenwärtigen Sprachregelung 1949) der „Aufbau des Sozialismus" begann; nur werde man jetzt zielstrebiger daran arbeiten, da ja wohl kaum die SED von sich hat sagen wollen, ihre Bemühungen um die Entwicklung des „Sozialismus" seien vorher weniger „planmäßig" oder gar planlos gewesen und entbehrten des „systematischen" Vorgehens. Damit — so könnte man den Zweck dieser Umdeutungsversuche auf eine Formel bringen — soll der Beschluß über den „Aufbau des Sozialismus" mehr deklaratorisch als konstitutiv verstanden werden.

Und dies wiederum hat seinen Grund in dem Bestreben um Angleichung der DDR-Geschichte an die Entwicklung in den anderen Ländern des Sowjetblocks. Der zeitliche Rückstand in der Entwicklung der DDR gegenüber diesen Ländern würde wohl zu groß erscheinen, ginge man davon aus, daß die „sozialistische" Phase erst 1952 begonnen habe. Die These von der „Wesensgleichheit" verlangt auch eine ungefähr synchrone Entwicklung der von der „volksdemokratischen Revolution" erfaßten Staaten.

Vor der Verpflichtung der DDR-Historiker auf den „revolutionären Weltprozeß" bzw. auf die „Wesensgleichheit der volksdemokratischen Revolutionen" wurde die Verzögerung der „sozialistischen Revolution" damit gerechtfertigt, daß die DDR im Hinblick auf die Wiedervereinigung Deutschlands bewußt Zurückhaltung geübt habe Dies allerdings wäre kein der neuen politischen Präferenz adäquates Argument. Einmal mehr signalisiert das die Neuakzentuierung der DDR-Geschichts-Wissenschaft bzw.den Wandel von der an der spezifischen Situation der DDR — charakterisiert u. a. durch das Problem der deutschen Teilung — orientierten Sichtweise zur Betonung der blockinternen Gemeinsamkeiten.

Es ist im Rahmen dieser Studie nicht möglich und es erscheint auch nicht geboten, in eine Kritik dieses modifizierten Periodisierungs-Schemas einzutreten und dieses am Geschichtsverlauf und den zeitgenössischen offiziellen Verlautbarungen zu messen. Vielmehr ging es darum, am Beispiel der Zäsur zwischen der „antifaschistisch-demokratischen Umwälzung" und der „sozialistischen Revolution" die primär politischen Bezüge deutlich zu machen bzw. auf die Motivation zu dieser neuen Variante in der DDR-Periodisierung hinzuweisen.

Wie sich aus den vorstehenden Ausführungen ergibt, wird das Ende der „volksdemokratischen Revolution" mit dem Jahre 1961 angesetzt. Dieses Jahr bildet in der Tat einen unübersehbaren Einschnitt in der Entwicklung der DDR und wurde auch in den Darstellungen der sechziger Jahre entsprechend gewürdigt Markiert ist die DDR-Entwicklung in erster Linie durch das Datum des 13. August 1961; die Sperrmaßnahmen in Berlin und entlang der Grenze zur Bundesrepublik waren die Voraussetzung zur Einleitung oder zum Beginn einer neuen Phase in der DDR, ohne daß das hier im einzelnen zu begründen und zu belegen wäre oder ohne daß auch hier in besonderer Weise auf die zur Stabilisierung des Systems betriebene Politik eingegangen werden kann: Wirtschaftsreformen, Einführung der Wehrpflicht, Reform des Bildungswesens etc.

Auch das neuere, d. h. nach 1971 erschienene Schrifttum hält an dieser Periodisierung fest, und selbstverständlich hat sich auch nichts an der Einschätzung des 13. August geändert. Die neue Geschichtsschreibung der DDR, bedacht darauf, die Besonderheiten der DDR-Entwicklung möglichst in den Hintergrund treten zu lassen, kann zwar nicht an der Tatsache vorbei, daß die Situation der „offenen Grenze" ein spezielles DDR-Problem darstellte, auch wenn dies nicht expressis verbis gesagt wird; aber um so mehr wird Wert auf die Feststellung gelegt, daß die Aktion vom 13. August 1961 ein gemeinsames Unternehmen der DDR, der UdSSR und überhaupt des Warschauer Pakts war und — entsprechend dem Prinzip des „proletarischen Internationalismus" — die Dimension einer . weltpolitischen Auseinandersetzung zwischen Ost und West erhielt: „Als ein wesentliches Ereignis im internationalen Klassenkampf zwischen Sozialismus und Imperialismus und in der Geschichte des Klassenkampfes zwischen dem Sozialismus in der DDR und dem Imperialismus in der BRD war die kollektive revolutionäre Aktion der DDR, der UdSSR und der gesamten sozialistischen Staatengemeinschaft zur Sicherung der Staatsgrenzen der DDR gegenüber West-Berlin und der BRD in der Zeit vom 13. August 1961 bis zum Sommer 1962."

Die Auffassung über die Charakterisierung der mit dem Jahre 1961 anzusetzenden neuen „Hauptperiode" hat sich allerdings etwas gewandelt. Die Akzentverlagerung läßt sich sehr klar an den Kapitelüberschriften in den danach erschienenen Veröffentlichungen ablesen. Bevorzugt werden jetzt Formulierungen wie „Das Ringen der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten unter Führung der SED um die Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR" oder „Zur Geschichte der DDR vom Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse bis zum VIII. Parteitag der SED" während vor dem Kurswechsel der Zeitspanne von 1961 bis 1969 der Stempel „umfassender Aufbau des Sozialismus" aufgedrückt wurde. Zu berücksichtigen ist allerdings dabei, daß dies Kennzeichnungen für nicht ganz identische Zeitabschnitte sind. Einmal handelt es sich um die Zeit von 1961 bis 1971 und zum anderen geht es darum, für die Zeit von 1961 bis 1969 gleichsam einen Hauptnenner zu finden.

Mit der Formel „Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse" soll wohl deutlicher die Parallelität zu der Entwicklung in den anderen sozialistischen Ländern herausgesteilt und zugleich sollen die Ergebnisse der „sozialistischen Revolution" kenntlich gemacht werden. Impliziert wird damit auch die Feststellung, daß „die sozialistische Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation noch nicht vollendet war" Zum Ausdruck gebracht wird damit aber auch, daß die „Übergangsphase vom Kapitalismus zum Sozialismus" als im großen und ganzen abgeschlossen gilt.

IV. Die Besonderheiten der DDR-Entwicklung

Trotz der Abkehr von der bis 1971 bevorzugten DDR-zentrischen Betrachtungsweise und der Orientierung an der These von der „Wesensgleichheit der volksdemokratischen Revolutionen" wird von den DDR-Historikern anerkannt, daß die Geschichte und Vorgeschichte der DDR gewisse Besonderheiten gegenüber der Entwicklung in den anderen sozialistischen Ländern aufweist. Dieser Umstand ist so offensichtlich, daß er nicht einfach ignoriert werden kann; auf einige Besonderheiten ist in dieser Untersuchung gelegentlich — wenn auch nur andeutungsweise — hingewiesen worden.

Was wird nun als die „Besonderheiten" angesehen? Sie lassen sich in folgende Punkte zusammenfassen: 1. Ungünstige Startbedingungen auf einem Terrain, das als ehemalige „Hochburg des Imperialismus" gilt, Nachwirkungen des „imperialistischen" Einflusses; 2. Benachteiligung durch Spaltung des Landes: „offene Grenze", geringere Ressourcen in der SBZ; 3. Fehlen eines eigenen Staatswesens bis 1949, Ausübung der obersten Staatsgewalt durch die Sowjetunion; 4. Deutschland als ein Brennpunkt der internationalen Auseinandersetzung zwischen den beiden Weltsystemen; 5. zahlenmäßig starke und qualifizierte Arbeiterschaft, Zusammenschluß von SPD und KPD; 6. starker sozialdemokratischer Einfluß; 7. Kampf um ein kommunistisches Gesamt-deutschland (jedenfalls bis zur Mitte der fünfziger Jahre)

Diese Aufzählung ist sicher im großen und ganzen zutreffend. Vielleicht könnte man anmerken, daß eine zahlenmäßig starke Arbeiterschaft auch im westlichen Teil der Tschechoslowakei 1945 vorhanden war (aber darauf weist Reißig selbst hin). Auffällig ist allerdings, daß die nationale Frage heruntergespielt wird und daß das Problem des gespaltenen Landes nur insoweit als relevant dargestellt wird, als auf die damalige Sowjetische Besatzungszone der kleinere Teil Deutschlands entfiel, der über weniger Rohstoffe verfügte und dessen Bevölkerungszahl geringer war als der Teil der westlichen Besatzungszonen; außerdem wird auf die „offene Grenze zum imperialistischen System" verwiesen, d. h., daß das Problem, das darin besteht, daß trotz der Teilung Deutschlands so etwas wie ein gesamtdeutsches Bewußtsein erhalten blieb, relativiert wird, indem primär wirtschaftliche Gesichtspunkte angeführt werden. Bis auf die nationale Frage handelt es sich bei diesen „Besonderheiten" im wesentlichen um solche Spezifika der DDR-Entwicklung, die sich aus der gänzlich anders gearteten Ausgangssituation von 1945 ergeben. Dabei sind begünstigende und hemmende Faktoren zu unterscheiden. Zu den ersteren dürfte auf jeden Fall die Tatsache zu zählen sein, daß der mitteldeutsche Raum bereits 1945 stark industrialisiert war und daß es aus diesem Grunde eine zahlenmäßig starke und qualifizierte Arbeiterschaft gab. Ebenso dürfte das anfängliche Fehlen einer deutschen Staatsgewalt eher als Pluspunkt denn als Negativum zu werten sein, zumal wenn man an das sehr direkte Wirken der Sowjetischen Militäradministration denkt. Daß diese Aktivitäten sich aus psychologischen Gründen sehr oft auch als schädlich im Sinne der Vorbereitung oder Einführung einer sozialistischen Ordnung herausgestellt haben, ist sicher richtig; aber hier kommt es auf die Einschätzung durch die offizielle Historiographie an, und die ist ja gerade im Zeichen des „proletarischen Internationalismus" um den Nachweis bemüht, daß An-Wesenheit und Wirken der Sowjetarmee bzw.der sowjetischen Besatzungsbehörden für die Entwicklung der SBZ/DDR von außerordentlicher Bedeutung war.

Dagegen dürften die Bedingungen, die mit der Situation der SBZ/DDR als Teil eines gespaltenen Landes Zusammenhängen, ziemlich klar als retadierendes Moment zu werten sein. Dies bezieht sich vor allem auf die vorgeschobene Position der SBZ/DDR bei der intersystemaren Auseinandersetzung und auf die ideologische und wirtschaftliche Anfälligkeit gegenüber westlichen Einflüssen und Einwirkungen.

Man sollte meinen, daß dies auch für das ungelöste Problem der deutschen Teilung gilt;

aber dieser Aspekt tritt in den neueren Publikationen merklich zurück. Dagegen weist Doernberg ausdrücklich auf den Zusammenhang von Wiedervereinigungsproblem und der Entwicklung in der SBZ/DDR hin, wobei er zu-i gibt, daß der Prozeß der Sowjetisierung Mitteldeutschlands infolge der Berücksichtigung j gesamtdeutscher Gesichtspunkte gebremst wurde: „.. . hatten die Partei der Arbeiterklasse und die Regierung der DDR die Durchführung einer Reihe von objektiv herangereifften Aufgaben der sozialistischen Umgestal-

tung hinausgezögert, um die noch vorhandenen Möglichkeiten für eine rasche Wiedervereinigung und eine offene demokratische Auseinandersetzung mit den Kräften des Imperialismus im Rahmen eines einigen deut-: sehen Staates bis ins letzte auszuschöpfen.

Die SED und die Regierung der DDR hatten diese Politik konsequent verfolgt, obwohl für die DDR dadurch einige zusätzliche Schwierigkeiten entstanden und sich das Tempo der gesellschaftlichen Entwicklung verzögerte."

Sieht man einmal ab von dem Problem der deutschen Teilung, so ist den DDR-Historikern weitgehend darin beizupflichten, daß die Besonderheiten in der historischen Entwicklung der DDR mehr und mehr an Bedeutung verlieren und eigentlich für die Startbedingungen und die Frühzeit der Geschichte der SBZ/DDR charakteristisch waren. Das gilt sowohl für begünstigende als auch für erschwerende Umstände. Der Vorsprung der DDR vor den anderen sozialistischen Ländern hinsichtlich der Industrialisierung und des Vorhandenseins einer breiten Schicht von Fabrikarbeitern ist — wenn auch nicht ganz, dann doch aber in einem erheblichen Maße — durch die wirtschaftliche und gesellschaftli-ehe Entwicklung in diesen Ländern nivelliert worden. Auch die Unterschiede hinsichtlich des Agierens der sowjetischen Besatzungsbehörden bzw.der Einrichtung deutscher Staatsorgane sind nunmehr seit mehr als 25 Jahren ausgeglichen.

Andererseits bestehen auch die Nachteile zum großen Teil nicht mehr. Die Nachwirkungen des „imperialistischen" Einflusses sind schwächer geworden oder haben aufgehört, und auch die Benachteiligung durch die Spaltung Deutschlands gilt zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht seit 1961/62 als überwunden, d. h., daß die europäischen Länder des Sowjetblocks — mit Ausnahme freilich der Sowjetunion selbst, die eine Sonderstellung einnimmt und in der gesellschaftlichen Entwicklung als besonders fortgeschritten gilt — sich in sozialer und politischer Hinsicht immer mehr angleichen, so daß die Feststellung gerechtfertigt erscheint, daß „die Ausgangssituation bei der Gestaltung der entwik-kelten sozialistischen Gesellschaft im grundsätzlichen übereinstimmt" Darüber hinaus wird festgestellt, daß die Kongruenz der gesellschaftlichen Entwicklung in den sozialistischen Ländern tendenziell zunimmt; denn: „der gleiche Charakter der Staatsmacht und der Produktionsverhältnisse, die Führung der Gesellschaft durch die Arbeiterklasse und ihrer Partei, die Herrschaft der sozialistischen Ideologie, kurzum, die erfolgreiche Errichtung der Grundlagen des Sozialismus schafft entscheidende Voraussetzungen für die zunehmende Annäherung und Übereinstimmung auch im Rhythmus, im Tempo, in den Formen und Methoden der Ausgestaltung der sozialistischen Gesellschaft. Diese Annäherung und Übereinstimmung im grundsätzlichen wird sicher mit dem allmählichen Übergang zum Kommunismus noch zunehmen.

Diese Einschätzung charakterisiert die Besonderheiten der DDR-Entwicklung als ein rein historisches Problem ohne oder zumindest mit immer mehr schwindender politischer Aktualität. Wird eine Dichotomie zwischen der Entwicklung in der SBZ/DDR einerseits und der Entwicklung in den sozialistischen Staaten andererseits, was die vierziger und fünfziger Jahre betrifft, geleugnet so scheint sich das Problem durch Zeitablauf von selbst zu lösen. Auf keinen Fall sollen folgende Entwicklungsmerkmale als Besonderheiten der DDR-Geschichte angesehen werden: 1. Errichtung der „Diktatur des Proletariats" in einem längeren Prozeß und auf friedlichem Wege;

2. Existenz mehrerer Parteien; 3. Nichtnationalisierung von Grund und Boden; 4. Schaffung mehrerer Typen landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften; 5. Einbeziehung von Großbauern in die sozialistische Umgestaltung.

Dies seien nur „scheinbare Besonderheiten", da sie charakteristisch für alle oder für mehrere volksdemokratische Länder seien Diese Kriterien sind offensichtlich als eine Ergänzung der „Wesenszüge" der volksdemokratischen Revolutionen zu verstehen, soweit sie nicht schon in dem dort zitierten Katalog enthalten sind und markieren einige Unterschiede zur bolschewistischen Revolution in Rußland bzw. zur Entwicklung in der Sowjetunion.

Auch wenn es sicher richtig ist, daß die meisten Besonderheiten der DDR-Entwicklung im Laufe der Zeit an Bedeutung verlieren, so muß doch auch konstatiert werden, daß die DDR bis zur Gegenwart mit den Folgen der deutschen Teilung konfrontiert wird, und zwar auch dann, wenn man zugesteht, daß die: Absperrung gegenüber dem Westen zu einer Konsolidierung des Systems in der DDR geführt hat. Daß die Lösung des Problems der-„offenen Grenze" nicht die nationale Frage erledigt oder gegenstandslos gemacht hat, ist so evident, daß diese Behauptung eigentlich nicht noch etwa durch den Hinweis auf die Änderung der DDR-Verfassung im September i 1974 oder auf die Äußerungen Floneckers vor dem 13. ZK-Plenum über das Verhältnis von Staatsangehörigkeit und Nationalität erhärtet werden muß.

Diese „Besonderheit" der DDR-Entwicklung ist durchaus kein ausgestandenes Problem, zumal es nicht damit getan ist, die Einheit der deutschen Nation durch Verfassungsänderungen oder ZK-Reden aufzukündigen und eine i DDR-eigene Nation, die „sozialistische Nation", zu konstruieren. Die merkwürdige Ra-bulistik der beiden Nation-Theoretiker der DDR, Alfred Kosing und Walter Schmidt, die — in Ausfüllung der Äußerungen Honeckers vom Dezember 1974 — um eine Differenzierung zwischen „Nation" und „Nationalität" ; bemüht sind ist eher ein Beleg für die ideologische Verlegenheit der SED in dieser Frage als ein Beweis für die Richtigkeit und Wirklichkeitsnähe ihrer Theorie, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann

Schlußbemerkung

Die Neuorientierung der Geschichtswissenschaft in der Ära Flonecker — dies ist das Thema dieser Untersuchung — hat zu neuen Sehweisen und Einsichten geführt. Zu begrüßen ist auf jeden Fall das höhere Maß an Sachlichkeit und Realitätsbezogenheit, so wie es etwa neuerdings in der Darstellung und Deutung der Frühzeit der SBZ/DDR bzw. in der Würdigung der Rolle der Sowjetunion zum Ausdruck kommt, wobei ganz offensichtlich diese Objektivität mehr Folge als Zweck der nunmehr favorisierten internationalistischen Betrachtungsweise ist. Diese neue Linie hat aber auch wieder Verkrampfungen und Entstellungen zur Folge gehabt. Das gilt nicht nur für die krampfhaft anmutenden Bemühungen der SED um die Etablierung und vor allem um die historische Legitimierung einer speziellen DDR-Nation, der „sozialistischen Nation".

Trotz gewisser Anzeichen von Nüchternheit oder eines gewissen „aufklärerischen" Zuges hat sich an dem Instrumentalcharakter der Geschichtswissenschaft nichts geändert. Eher scheint es so, als würde die jetzt wieder stärker hervortretende Tendenz zur Ideologisierung den Instrumentalcharakter noch deutlicher betonen. Dabei erweist sich der historische Materialismus — und nicht nur unter der Ägide der SED — weniger als erkenntnisfördernde Theorie denn als ideologisches Prokrustes-Bett, dem Geschichtswissenschaft sich anzupassen hat.

„Verkürzungen" und „Verzerrungen" sind die Folge, und gemäß den wechselnden ex cathedra verkündeten Auslegungsrichtlinien für den Marxismus-Leninismus ist die Geschichte immer wieder neu zu deuten bzw, umzuschreiben.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. hierzu ausführlich Eckart Förtsch, Geschichtswissenschait, in: Hans Lades/Clemens Burrichter (Hrsg.), Produktivkraft Wissenschaft. Sozialistische Sozialwissenschaften in der DDR, Hamburg 1970, S. 93 ff., hier insb. S. 94 ff.; zum Thema „Geschichtsbewußtsein" vgl. Frank Reuter, Geschichtsbewußtsein in der DDR. Programm und Aktion, Köln 1973.

  2. Kurt Hager, Die entwickelte sozialistische Gesellschaft. Aufgaben der Gesellschaftswissenschaften nach dem VIII. Parteitag der SED, in: Einheit 11/1971, S. 1203 ff., hier 1225.

  3. Hager, a. a. O., S. 1226

  4. Zentraler Forschungsplan der marxistisch-leninistischen Gesellschaftswissenschaften der DDR bis 1975, in: Einheit 2/1972, S. 169 ff.

  5. A. a. O„ S. 180.

  6. Zentraler Forschungsplan der marxistisch-leninistischen Gesellschaftswissenschaften der DDR 1976 bis 1980, in: Einheit 9/1975, S. 1042 ff., hier S. 1048.

  7. Zu verweisen ist vor allem auf Ernst Diehl/Walter Wimmer/Fritz Zimmermann, Erfahrungen und Erfordernisse. Zur Arbeit der Parteihistoriker bei der Durchführung der Beschlüsse des VIII. Parteitages der SED, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung (BzG) 3/1972, S. 355 ff.; Horst Bartel/Walter Schmidt, Neue Probleme der Geschichtswissenschaft der DDR. Zur bisherigen Auswertung des VIII. Parteitages der SED durch die Historiker, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG) 7/1972, S. 797 ff.; Heinz Heitzer, Neue Probleme der Erforschung der Geschichte der DDR, in: ZfG 8/1972, S. 954 ff.

  8. Das Referat ist abgedruckt in: ZfG 3/1973, S. 272 für das angeführte Zitat ff.: vgl. S. 276.

  9. A. a. O., S. 273.

  10. A. a. O., S. 274/275.

  11. A. a. O„ S. 276.

  12. A. a. O„ S. 279/280.

  13. Protokoll der Verhandlungen des VIII. Partei-tages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, (Ost) Berlin 1971, Bd. 1, S. 111.

  14. Zentraler Forschungsplan ... bis 1975, a. a. O., (vgl. Anm. 4), S. 176.

  15. Protokoll des VIII. Parteitages, S. 41.

  16. Stefan Doernberg, Kurze Geschichte der DDR, Berlin (Ost) 19694, S. 55.

  17. Ebd.

  18. Heitzer, a. a. O., (Anm, 7), S. 959.

  19. Ebd.

  20. A. a. O„ S. 958.

  21. A. a. O„ S. 959.

  22. Iwan Semjonowitsch Mednikow, Der Internationalismus — Wesenszug der Sowjetarmee, in: Militärgeschichte 5/1972, S. 525 ff., hier S. 527.

  23. Ebd.

  24. So Helene Fiedler, Die Politik der SED zur Weiterentwicklung der antifaschistisch-demokratischen staatlichen Machtorgane von 1947 bis Mitte 1948, in: BzG 4/1973, S. 663 ff.

  25. Heitzer, a. a. O., (Anm. 7), S. 960.

  26. Hager, a. a. O., (Anm. 2), S. 1213.

  27. Heinz Voßke, über die politisch-ideologische Hilfe der KPdSU, der Sowjetregierung und der SMAD für die deutsche Arbeiterklasse in den ersten Nachkriegsjahren (1945 bis 1949), in; BzG 5/1972, S. 725 ff., hier S. 734.

  28. A. a. O.

  29. A. a. O„ S. 736.

  30. Ebd.

  31. Prof. Dr. Heinz Voßke ist Leiter des Zentralen Parteiarchivs am Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED.

  32. Es wird nicht verkannt, daß trotz der internationalistischen Orientierung der DDR-Geschichtswissenschaft auch jetzt nicht auf die Konstruktion von Traditionslinien mit Bezug zur deutschen Geschichte verzichtet wird. Zu verweisen ist vor allem aul die Interpretation des Bauernkrieges, dessen Ziele durch die Bodenreform 1945 und die Agrarpolitik der SED verwirklicht worden seien (vgl. Neues Deutschland v. 10. 1. 1973, S. 10). Allerdings geht es in Beispielen wie diesen mehr darum, die politische „Nutzanwendung" eines historischen Ereignisses nachzuweisen, als darum, die Existenz der DDR ausschließlich aus der deutschen Geschichte abzuleiten.

  33. Günter Benser, Zur Dialektik des revolutionären Umwälzungsprozesses auf dem Territorium der DDR, in: ZfG 5/1974, S. 522 ff.

  34. BzG 4/1974, S. 686. Es handelt sich um einen Bericht von Gisela Jähn über ein Symposion über die „allgemeinen Gesetzmäßigkeiten und die Vielfalt der Formen der sozialistischen Revolution", das am 12. und 13. 3. 1974 vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU in Moskau veranstaltet wurde; a. a. O., S. 685 ff.

  35. A. a. O.

  36. Eine gewisse Uneinheitlichkeit ist vor allem bei den unter 3 zusammengefaßten Revolutionstypen zu konstatieren. Im übrigen folgt die nachstehend wiedergegebene Aufzählung dem Schema, das, eigentlich nur um Nuancen variiert, in den verschiedenen Beiträgen vertreten wird.

  37. A. a. O.

  38. A. a. O.; Benser a. a. O. (Anm. 33), S. 523.

  39. ZfG 5/1973, S. 523.

  40. A. a. O., S. 524.

  41. A. a. O„ S. 525.

  42. A. a. O.

  43. Rolf Badstübner, Zum Problem des einheitlichen revolutionären Prozesses auf dem Gebiet der DDR, in: ZfG 11/1973, S. 1325 ff., hier S. 1326.

  44. A. a. O.

  45. Von den „Besonderheiten" der DDR-Geschichte und -Vorgeschichte wird der folgende Abschnitt handeln.

  46. Heitzer, a. a. O. (Anin. 7), S. 966.

  47. A. a. O„ S. 965.

  48. Hier vor allem die Thesen zum Arbeitskreis 5 des Historikerkongresses; vgl. ZfG 10/1972, S. 1271 ff.

  49. DDR — Werden und Wachsen. Zur Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik, hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR, Zentralinstitut für Geschichte, Berlin (Ost) 1974, S. 124.

  50. Klassenkampf — Tradition — Sozialismus. Von den Anfängen der Geschichte des deutsche Volkes bis zur Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik. Grundriß, hrsg. vom Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, Berlin (Ost) 1974, S. 555.

  51. A. a. O., S. 574/575.

  52. A. a. O„ S. 575.

  53. Doernberg, a. a. O. (Anm. 16), S. 210; Hans-Joachim Bartmuß/Stefan Doernberg/Ernst Engelberg u. a. (Hrsg.), Deutsche Geschichte in drei Bänden, Berlin (Ost) 1968, Bd. 3, S. 554.

  54. Deutsche Geschichte, a. a. O., S. 505; vgl. auch Doernberg, a. a. O., S. 158.

  55. So völlig gleichlautend: Grundriß, a. a. O., S. 610, und: Werden und Wachsen, a. a. O., S. 218.

  56. Doernberg, a. a. O. (Anm. 16), S. 212.

  57. So Doernberg, S. 457 ff., und: Deutsche Geschichte, a. a. O., S. 699.

  58. Diese systemstabilisierenden Reformwerke kamen sämtlich erst nach dem „Mauerbau" zustande. Zu denken ist vor allem an das „Neue ökonomische System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft", das auf dem VI. Parteitag der SED (15. 1. — 21. 1. 1963) beschlossen wurde und durch den Beschluß des Ministerrates vom 11. 7. 1963 zum verbindlichen Programm der Modernisierung und Rationalisierung der Wirtschaft wurde. Die Wehrpflicht wurde am 24. Jan. 1962 eingeführt und der Bildungsreform wurde das Gesetz übe, das „einheitliche sozialistische Bildungssystem" vom 25. Febr. 1965 zugrunde gelegt.

  59. Helga Kanzig/Karl Reißig, Zur Geschichte der DDR vom Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse bis zum VIII. Parteitag der SED, in: Geschichtsunterricht und Staatsbürgerkunde (GuS) 9/1974, S. 769 ff., hier S. 777.

  60. Grundriß, a. a. O. (Anm. 50), S. 679.

  61. Kanzig/Reißig, a. a. O„ S. 769.

  62. A. a. O., S. 771.

  63. Heitzer a. a. O. (Anm. 7), S. 962; Karl Reißig, Zur Geschichte der DDR als Bestandteil der Entwicklung des sozialistischen Weltsystems, in: GuS 3/1974, S. 193 ff., hier S. 195/196; Badstübner a. a. O. (Anm. 43). S. 1325/1326.

  64. Heitzer, a. a. O., S. 962.

  65. Doernberg, a. a. O. (Anm; 16), S. 212.

  66. Heitzer, a. a. O. (Anm. 7), S. 963.

  67. Ebd.

  68. Dazu Heitzer (a. a. O., S. 960): „Die Besonderheiten der revolutionären Umwälzung auf dem Territorium der DDR von 1945 an ändern nichts an der Wesensgleichheit dieser Umwälzung mit den volksdemokratischen Revolutionen in mehreren änderen Ländern."

  69. A. a. O„ S. 961.

  70. So der „friedliche Charakter" dieser Revolutionen, d. h. (Punkt 5 dieser Aufzählung (vgl, S. 38 dieser Studie).

  71. Gemeint ist die Eliminierung aller auf die deutsche Nation Bezug nehmenden Stellen aus dem Verfassungstext; vgl. hierzu Dietrich Müller-Römer, Die neue Verfassung der DDR. Mit einem einleitenden Kommentar, Köln 1974.

  72. Neues Deutschland vom 13. 12. 1974, S. 3.

  73. Alfred Kosing/Walter Schmidt, Nation und Nationalität in der DDR, in: Neues Deutschland vom 15. /16. 2. 1975, S. 10.

  74. Es wird verwiesen auf den Beitrag des Verfassers: Nation neuen Typs. Zur Konstruktion einer sozialistischen Nation in der DDR, in: Deutsche Studien (Lüneburg) Nr. 52 (1975), S. 357 ff.

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Ulrich Neuhäußer-Wespy, M. A., geb. 1934 in Magdeburg; Studium der Geschichte, der Politikwissenschaft und Geistesgeschichte; wiss. Mitarbeiter am Institut für Gesellschaft und Wissenschaft, Erlangen. Neuere Veröffentlichungen: Neue Tendenzen in der Gechichtswissenschaft der DDR, in: Deutschland Archiv 4/1975; Nation neuen Typs. Zur Konstruktion einer sozialistischen Nation in der DDR, in: Deutsche Studien Nr. 52, 1975; Die „frühbürgerliche Revolution". Nachlese zum Bauernkriegsjubiläum in der DDR, erscheint in: Deutschland Archiv 4/1976.