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Der Aufstieg des Iran zur Wirtschaftsmacht und die Entwicklung der iranisch-sowjetischen Beziehunger. | APuZ 12/1975 | bpb.de

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APuZ 12/1975 Artikel 1 Apartheid in Südafrika Selbstbestimmung für die schwarzen Völker? Der Aufstieg des Iran zur Wirtschaftsmacht und die Entwicklung der iranisch-sowjetischen Beziehunger.

Der Aufstieg des Iran zur Wirtschaftsmacht und die Entwicklung der iranisch-sowjetischen Beziehunger.

Wolfgang Berner

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Zusammenfassung

Der Aufstieg des Iran zu einer auch militärisch starken Wirtschaftsmacht, die eine beträchtliche innen-und außenpolitische Dynamik entfaltet, wird von Westeuropa aus vielfach mit widerstrebender Bewunderung, in der sich Anerkennung mit Besorgnis vermischt, zur Kenntnis genommen. So entspringt auch die Frage, welches Verhältnis das in stürmischer Modernisierung befindliche mittelöstliche Kaiserreich zu seinem mächtigen sowjetischen Nachbarn gefunden hat, der unabweisbaren Erkenntnis, daß ihre Beantwortung für die Beurteilung der weltpolitischen Entwicklungsaussichten zusehends an Bedeutung gewinnt. Aber auch für die deutsch-iranische und die deutsch-sowjetische Zusammenarbeit sind die bisherigen Erfahrungen der vor rund zehn Jahren eingeleiteten technisch-wirtschaftlichen Kooperation zwischen dem Iran und der Sowjetunion in mancher Beziehung aufschlußreich. Der Bericht versucht, einen Eindruck davon zu vermitteln, wie sich der sowjetische Industrialisierungsbeitrag — vor allem im Hinblick auf den Ausbau der Stahl-und Maschinenindustrie — in ein großangelegtes mittelfristiges Gesamtprogramm eingliedert, bei dessen Verwirklichung auch der Wirtschaftskraft der Bundesrepublik Deutschland eine wichtige Rolle zugedacht ist. Darüber hinaus werden die Voraussetzungen und Zielvorstellungen der iranischen Regionalmachtpolitik eingehend analysiert. Dabei «eigt sich, daß die Einbeziehung der Sowjetunion in den eigenen Modernisierungsprozeß ein wesentliches Element der iranischen Sicherheitspolitik für eine auf mindestens 15— 20 Jahre berechnete Übergangsperiode darstellt, in der Teheran wichtige Ziele seiner Industrialisierungs- und Aufrüstungsplanung zu verwirklichen hofft.

In diesen Bericht sind Erfahrungen, Eindrücke und Informationen eingeflossen, die der Verfasser, der als Forschungsbereichsleiter dem Kölner Bundes-institut für ostwissenschaitliche und internationale Studien angehört, im Mai 1974 während eines mehrwöchigen Aufenthalts im Iran sammelte. Von der Konfrontation zur Kooperation Geographie und Geschichte haben den Iran und die Supermacht Sowjetunion zur Nachbarschaft verurteilt. Das Verhältnis zwischen dem Staat Lenins, dessen Führer das Vermächtnis der Oktoberrevolution verwalten, und dem iranischen Kaiserreich, in dem sich tiefgreifende Strukturveränderungen unter Berufung auf eine zweieinhalbtausendjährige Herrschaftstradition vollziehen, war niemals unproblematisch. In der Vergangenheit bestimmten dabei zumeist die Interessengegensätze das zwischenstaatliche Klima, doch seit einiger Zeit betonen Moskau und Teheran den Willen zur Zusammenarbeit stärker als die fortbestehenden Divergenzen.

Am Anfang der beiderseitigen Bemühungen, über die Brücke der Interessenharmonisierung zu einer durchgreifenden Verbesserung der Beziehungen zu gelangen, stand eine Initiative des Schahs, der dem Kreml im August 1962 mitteilen ließ, der Iran werde keiner fremden Macht die Errichtung von Raketen-basen auf seinem Hoheitsgebiet gestatten 1). Die positive Reaktion der Sowjetführung äußerte sich 1965/66 in der Anbahnung bilateraler sowjetisch-iranischer Kooperationsbeziehungen. Darüber hinaus verfolgt die Sowjetunion seit geraumer Zeit die Absicht, den Iran für die Beteiligung an einem System multilateraler Partnerschaftsbeziehungen in West-und Südasien zu gewinnen.

Erstmals im Mai 1969 scheint die Sowjetführung mit dem Plan, in der bezeichneten Region eine „Zone wirtschaftlicher Zusammenarbeit" zu schaffen, an die Regierungen einiger benachbarter Staaten herangetreten zu sein. Der Vorsitzende des sowjetischen Ministerrats, A. N. Kossygin, benutzte bezeichnen-derweise einen Aufenthalt in der afg sehen Hauptstadt Kabul, um dieses Vorh der Öffentlichkeit bekanntzumachen. De wurden zunächst Afghanistan, Indien, stan und der Iran direkt angesprochen Fachaufsätzen konzentrierte sich die inn wjetische Diskussion über die „Bildung wirtschaftlichen Komplexen in den Gre bieten" später jedoch in erster Linie au Iran, Afghanistan und die Türkei Be ins Auge gefaßten Wirtschaftsverflech richtet sich das sowjetische Interesse vo lern auf langfristige Vereinbarungen übe nische Erdgaslieferungen (möglicherweise auch Erdölzufuhren), längere Sicht über rend die Sowjetführung ihrerseits bereit dem Iran vielfältige Industrialisierungshil leisten.

Die Sowjetunion wird sich notgedrunge noch stärkerem Maße um iranische überb kungshilfe bemühen müssen, falls es zut daß sie schon kurzfristig mit einem beträc eben Energiestoff-Defizit rechnen muß, sich die Erschließung großer, bisher u nutzter Erdöl-und Erdgasvorkommen in I rien (bei Tjumen und Jakutsk) erheblich zögert hat und deshalb vorübergehend bedenkliche Versorgungslücke zu entste droht. Der sowjetische Erdöl-Importbe wird voraussichtlich bis 1980 auf schätzn weise 100 Millionen t ansteigen, wobei von den anderen Mitgliedern des Rats für genseitige Wirtschaftshilfe (RGW) benötig Zusatzmengen noch nicht berücksichtigt s Die kleineren osteuropäischen RGW-Län bezogen von der Sowjetunion im Jahre 1 rund 100 Millionen t Erdöl. Es wird jed angenommen, daß sie im Jahre 1980 sei 150— 170 Millionen t Erdöl importieren müss wobei sie vornehmlich auf die Sowjetun angewiesen sind.

Die sowjetisch-iranische Wirtschaftskoope tion geht auf ein Basisabkommen vom 13. nuar 1966 zurück. Es sah sowjetische Lie rungen für die Errichtung eines Eisen-und Stahlhüttenwerkes bei Isfahan und für die Errichtung einer Maschinenfabrik bei Arak vor sowie eine sowjetische Beteiligung am Bau einer Erdgasfernleitung, mit der eine Transportverbindung zwischen den südwestiranischen Vorkommen und der sowjetischen Grenze geschaffen werden sollte. Als Gegenleistung sicherte sich die Sowjetunion iranische Erdgas-Lieferungen für den Zeitraum 1970— 85 in Jahresmengen bis zu 10 Milliarden cbm (insgesamt 140 Mrd. cbm). Genaugenommen handelte es sich bei dieser Übereinkunft also um ein „Kompensationsabkommen".

Ein Anschlußabkommen wurde am 22. Juni 1968 unterzeichnet, ein weiterer Vertrag über wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit mit 15jähriger Laufzeit am 12. Oktober 1972, während der Schah zu einem Staatsbesuch in Moskau weilte. Die sowjetischen Kredite für das Hüttenwerk in Isfahan, dessen erste Produktionsstufe am 16. März 1973 in Anwesenheit Kossygins offiziell in Betrieb genommen wurde, erreichten inzwischen eine Gesamthöhe von 500 Millionen Dollar (vergleichsweise kreditierte die Sowjetunion den Assuan-Hochdamm mit 325 Mio. Dollar). Bis zum Jahresende 1972 stand der Iran in der Liste der Länder, die bisher sowjetische Entwicklungshilfe Stel bezogen haben, an dritter -le (1 008, 9 Mio. Dollar für den Zeitraum 1954 bis 1972) hinter Indien und Ägypten das vermutlich inzwischen die zweite Position an den Iran verloren haben dürfte.

Die Maschinenfabrik in Arak und die Trans-iranische Erdgasleitung (Iranian Gas Trunkline = IGAT) sind ebenfalls inzwischen fertig-gestellt worden. Eine Verdoppelung der IGAT-Kapazität wird in Erwägung gezogen. Von rund 90 sowjetisch-iranischen Gemeinschaftsprojekten konnte man bisher ungefähr die Hälfte zum Abschluß bringen.

So verfügt die sowjetisch-iranische Kooperation allem Anschein nach über eine jetzt schon recht tragfähige und breite Grundlage. Dennoch ist fraglich, wie der Iran sowjetische Vorschläge beantworten würde, die auf eine weitere Verstärkung der Industrialisierungshilfe und zugleich auf eine erhebliche Steigerung der vom Iran zu liefernden Primärenergiekontingente abzielten. Viele Anzeichen deuten darauf hin, daß Teheran den sowjetischen Einfluß in Grenzen halten möchte. 2. Die technisch-wirtschaftliche Zusammenarbeit Die Problematik einer weiteren Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der Sowjetunion ist gutinformierten Iranern durchaus bewußt., Man macht jedoch geltend, daß es psychologisch und taktisch unklug wäre, den mächtigen sowjetischen Nachbarn im Norden von der Mitwirkung am iranischen Industrialisierungsprogramm auszuschließen. Vielmehr betont man, die kontrollierte wirtschaftliche Kooperation mit der Sowjetunion sei ein wesentliches Element der iranischen Sicherheitspolitik. Man habe sich nach sorgfältiger Abwägung aller Vor-und Nachteile endlich dazu entschlossen, der Sowjetunion in diesem Bereich und ebenfalls im Hinblick auf die offizielle sowjetische Kulturpropaganda prinzipiell gleiche Wirkungsmöglichkeiten wie den Amerikanern, den Westeuropäern und den Japanern einzuräumen.

Offenbar hält man es für riskanter, Kooperationsangebote der Sowjetunion abzulehnen, als auf sie einzugehen. Um jedoch zu verhindern, daß der sowjetische Nachbar als Wirtschaftspartner übermäßigen oder gar dominanten Einfluß erlangt, entfaltet die iranische Führung ständig neue Initiativen zur Begrenzung des Risikos durch Gegengewichte: Auch aus diesem Grunde sind zusätzliche Investitionen der USA und Westeuropas sehr gefragt; Beiträge Japans, der VR China oder sogar Israels werden ebensowenig verschmäht. Insgesamt betreibt Teheran demnach eine sehr subtile Gleichgewichtspolitik, bei der es vor allem auf die sorgfältige Ausbalancierung des sowjetischen Einflusses bzw.der von beiden Supermächten ausgehenden Einflüsse ankommt.

Nach Ansicht kompetenter iranischer Beobachter bezahlt ihr Land sogar einen Aufpreis für die mit der Wirtschaftskooperation erwirkte Verbesserung der sowjetisch-iranischen Beziehungen. So wird geltend gemacht, die langfristigen Liefervereinbarungen für iranisches Erdgas brächten der UdSSR schon jetzt beträchtlichen finanziellen Vorteil Industrieanlagen, die er als Gegenleistung erhalte, immer wieder erhebliche Mängel und Anlaufschwierigkeiten in Kauf nehmen, was auch für das Isfahaner Stahlwerk zutreffe.

Man spricht von einer Übergangsperiode, die voraussichtlich noch 15— 20 Jahre dauern werde. In dieser Frist, so betont man, müsse der Iran sein Industrialisierungsprogramm im wesentlichen zu Ende führen. Das Ziel sei klar: Bis dahin müsse sich der Iran als führender Industriestaat Westasiens und als allseits respektierte, stärkste Militärmacht im Bereich des Persischen Golfs endgültig etabliert haben. 3. Das Stahlwerk Aryamehr bei Isfahan Der große Stahlwerkskomplex in Aryashahr, 42 km südwestlich von Isfahan gelegen, gilt bei der Sowjetführung und den Iranern in gleichem Maße als Gipfelleistung und Test-feld der sowjetisch-iranischen Zusammenarbeit im Rahmen des iranischen Industrialisierungsprogramms. Die bisherigen Erfahrungen konnten die iranische Seite jedoch nicht recht zufriedenstellen. Planungsfehler und Verfahrensmängel machten in der Anlaufzeit wiederholt größere Umrüstungen notwendig. Kostenvoranschläge und Terminpläne konnten nicht eingehalten werden. Produktionsausfälle und Ausschußproduktion verursachten viel Verdruß.

Der Komplex umfaßt eine Kokerei, eine Eisenhütte mit Sinteranlage und Hochofenanlage, ein Stahlwerk und ein Walzwerk, dessen Jahreskapazität sich z. Z. auf 600 000 t Walzerzeugnisse beziffert. Die Kapazität soll bis Mitte 1976 auf 1, 9 Millionen t und bis Ende 1978 auf 4 Millionen t Rohstahl ausgebaut werden. Nach Sicherung ausreichender Erz-und Kohlevorkommen hat man eine weitere Kapazitätssteigerung auf schließlich 8 Millionen t pro Jahr ins Auge gefaßt. Die vorbereitenden Arbeiten hierfür sind bereits angelaufen. Das Walzwerk produziert hauptsächlich Baustähle, die geringeren Ansprüchen genügen. Beträchtliche Schwierigkeiten ergeben sich oft im Hinblick auf die Gewährleistung bestimmter Qualitätsnormen. Die Werksleitung sah sich wiederholt veranlaßt, im Interesse kurzfristiger Mängelbeseitigung auch Fachleute aus nichtsozialistischen Länder zur Hilfeleistung heranzuziehen. Der Verkaufsbeginn für Erzeugnisse des Hüttenwerks verzögerte sich infolgedessen bis zum Januar 1974. Dem Handel wurde mitgeteilt, daß ein Kontingent von 105 000 t Eisenträgern verfügbar sei, jedoch mit der Maßgabe, daß nur Mindestbestellungen für 2 000 t und darüber entgegengenommen werden könnten, bei Selbstabholung gegen Barzahlung

Bleche werden überhaupt nicht hergestellt. Mit der Erzeugung von Flachstählen für hohe Beanspruchung — etwa für die Großröhrenproduktion — ist auf absehbare Zeit nicht zu rechnen. Die Leitung des Röhrenwerks in Ahvaz geht davon aus, ihren Flachstahlbedarf noch mindestens sechs Jahre, bei einigen Sorten zehn Jahre lang mit Importlieferungen decken zu müssen.

Das Isfahaner Stahlwerk sollte ursprünglich — auf der Basis einer älteren deutschen Modellkonzeption — nach dem LD-Verfahren arbeiten. Nachträglich stellte sich heraus, daß der Phosphorgehalt der in den Gruben bei Bafq gewonnenen Eisenerze die für dieses Verfahren geltenden Höchstwerte erheblich übersteigt. Inzwischen wurde das Werk auf das BOS-Verfahren umgestellt. Es verfügt jetzt über zwei hochmoderne Sauerstoffdurchblaskonverter mit einer Kapazität von je 80 t. Das Walzwerk umfaßt zwei Walzstraßen.

Bei der Sinteranlage, deren Ausstoß gegenwärtig den Anforderungen in etwa genügt, soll die Jahreskapazität bis 1978 auf 5 Millionen t angereichertes Eisenerz gesteigert werden. Von den Hochöfen ist erst einer in Betrieb, ein zweiter befindet sich im Bau. Die Kokerei verwendet hauptsächlich Kohle aus den Gruben des Kerman-Reviers, die (ab Zarand) auf dem Schienenwege herangeführt wird. Zusätzlich wurde bisher Kokskohle aus der Bundesrepublik mit einem Anteil von 8 bis 10 Prozent eingesetzt. Die Eisenerzvorkommen liegen in der Nähe derselben Bahnlinie.

Die Grubenausrüstungen stammen zum größten Teil ebenfalls aus der Sowjetunion. Dies gilt auch für die Betriebe, in denen Kalk, Dolomit, Quarzit und Manganerz für den Bedarf des Stahlwerkskomplexes gewonnen werden. Sie sind mit dem Werk Aryamehr in der National Iranian Steel Company (NISCO) zusammengefaßt. Heute bereits ist die NISCO, deren Gesamtpersonalbestand mehr als 60 000 Beschäftigte umfaßt, das größte nicht auf dem Erdöl-Erdgas-Sektor tätige Industrieunternehmen des Iran. Die Produktionsabteilungen des Gesamtkomplexes zählen rund 7 000 Belegschaftsmitglieder (Arbeiter, Techniker, Ingenieure), davon etwa 750 Sowjetrussen. Der Verwaltung des Stahlwerks gehören keine Sowjetexperten an Im Bereich Aryashahr sind allein 30 000 Personen beschäftigt, darunter allerdings auch zahlreiche Bauingenieure, Techniker und Arbeiter, die in den Ausbaustufen oder auf Nebenbaustellen (Service-Betriebe, Werks-siedlungen usw.) eingesetzt sind.

Wie ein PR-Vertreter des Unternehmens angab, wurden rund 2 000 iranische Belegschaftsmitglieder des Hüttenwerks (Techniker und Facharbeiter) auf besonderen Lehrgängen in der UdSSR oder in Indien ausgebildet. Zum größeren Teil erhielten sie ihre Schulung in der Sowjetunion; den übrigen dienten die in Indien errichteten sowjetischen Stahlwerke als Ausbildungsstätten. 4. Das Aufbauprogramm der iranischen Stahl-industrie Die iranische Regierung plant, neben Isfahan einen zweiten Schwerpunkt der Stahlproduktion bei Ahvaz zu schaffen. Ein iranisches Privatunternehmen betreibt dort bereits ein ausschließlich Schrott verarbeitendes Stahlwerk mit vier Elektro-Ofen und einer Gesamtkapazität von 65 000 t pro Jahr, das über eine Stranggußanlage und Walzwerke für die Produktion von Profilstahl, Moniereisen und Walzdraht verfügt. Die gleiche Gruppe beabsichtigt, dort ein weiteres Elektrostahlwerk mit fünf Lichtbogenöfen zu jeweils 150 t (Gesamtkapazität: 400 000 t pro Jahr) anzusiedeln, in denen vornehmlich Eisenschwamm als Einsatzmaterial verwendet werden soll. Dies würde die Erzeugung von Qualitätsstahl ermöglichen.

Die 1973 gegründete staatseigene Firma National Iranian Steel Industries Company (NISIC) errichtet bei Ahvaz, wo Erdgas im Überfluß zur Verfügung steht, ein Stahlwerk mit einer Gesamtkapazität von 2, 5— 3 Millionen t jährlich, dessen Abteilungen jeweils ein Direktreduktionsverfahren auf Gasbasis anwenden. In Auftrag gegeben wurden eine Midrex-Korf-Anlage (Kapazität: 1, 2 Mio. t) bei der Firma Korf, Düsseldorf, eine PUROFER-Anlage (Kapazität: 330 000 t) bei der Firma Thyssen, sowie eine Hyl-Anlage (Kapazität: 1 Mio. t) bei der amerikanischen Dresser-Gruppe. Von der Gesamtproduktion sollen rund 1, 5 Millionen t Eisenschwamm den Werken des privaten Sektors zur Stahlherstellung zugeführt werden, während der Rest zur Herstellung von Brammen und Blöcken verwendet wird. Alle drei Direktreduktionsanlagen können voraussichtlich im zweiten Halbjahr 1976 in Betrieb genommen werden. Die zugehörige Pelletisierungsanlage sowie das angeschlossene Elektrostahlwerk mit Stranggußanlage werden 1977 anlaufen.

In Ahvaz arbeitet bereits ein NIOC-Großröhrenwerk mit einer Jahreskapazität von 240 000 t (Röhren bis 42 Zoll), dazu eine Band-und Röhrenstreifenstraße und ein Kleinröhrenwerk (1/2— 6 Zoll) einer Privatgesellschaft. Eine Anlage zur Herstellung nahtloser Röhren befindet sich im Bau. Für die meisten der vorhandenen Werksanlagen sind erhebliche Erweiterungen vorgesehen.

Die NISIC, die sich auf die Anwendung von Direktreduktionsverfahren konzentriert (während das Arbeitsfeld der NISCO auf Oxygenstahlverfahren beschränkt wurde), wird — voraussichtlich in Zusammenarbeit mit einer britischen Partnerin — in Isfahan zusätzlich zu dem Hüttenwerk in Aryashahr ein integriertes Hüttenwerk mit einer Direktreduktionsanlage (Kapazität: 1 Mio. 7) und einem Kaltwalzwerk gleicher Kapazität erstellen.

Ein weiterer Hüttenkomplex mit einer großen Direktreduktionsanlage (Kapazität: 2— 3 Mio. t) soll am Persischen Golf, voraussichtlich bei Bushehr oder Kangan, entstehen. Entsprechende Absichtserklärungen wurden auf der deutsch-iranischen Investitionskonferenz im April 1974 von der NISIC und einem deutschen Firmenkonsortium (Krupp-Korf-Klöckner-Salzgitter-Mannesmann) unterzeichnet. Die Fertigstellung des Projekts bis 1980 ist in Aussicht genommen.

Aufgrund einer Vereinbarung vom Juni 1974 wird die NISIC in Verbindung mit dem italienischen FINSIDER-Konzern eine Direktreduktionsanlage mit einer Jahreskapazität von 2 bis 3 Millionen t in Bandar Abbas errichten. Die angeschlossenen Walzwerke mit gleicher Kapazität sollen Flachstahlerzeugnisse für den Inlandsbedarf und den Export produzieren. Drei bis vier weitere Direktreduktionsanlagen noch nicht festgelegter Größe sollen später hinzukommen. Anscheinend besteht die Absicht, die Hafenstadt Bandar Abbas ebenfalls zu einem großen, jedoch hauptsächlich exportorientierten Zentrum der iranischen Stahlindustrie zu machen.

Außerdem ist ein kleines NISIC-Werk mit einer Jahreskapazität von maximal 500 000 t bei Mashhad geplant. Zwei Edelstahlwerke, die als Vormaterial Eisenschwamm von der NI-SIC beziehen werden, will man in Verbindung mit einer französischen und einer österreichischen Firma errichten, wobei Endkapazitäten sind

Im Rahmen einer so breit angelegten und vielgliedrigen Stahlindustrie wird das Hüttenwerk Isfahan-Aryashahr zwar immer eine gewichtige, aber keineswegs dominante Rolle spielen. Als iranisches Planziel für das Jahr 1983 ist eine Jahresproduktion von 15 Millionen t Rohstahl in Aussicht genommen. An diesem Aufkommen wäre das große Oxygenstahlwerk dann mit 7— 8 Millionen t beteiligt, doch ist bei einigermaßen termingerechter Durchführung der meisten anderen Vorhaben sogar mit einer beträchtlichen Übererfüllung des Plansolls für 1983, d. h. mit einer Jahres-produktion von 16— 18 Millionen t Rohstahl zu rechnen. 5. Sowjetische Erdgas-und Erdölinteressen Wie iranische Gesprächspartner gelegentlich andeuten, hat die sowjetische Seite bei den Verhandlungen über iranische Erdgaslieferungen wiederholt die Frage angeschnitten, ob es nicht rationeller wäre, für diesen Zweck mit der Aufschließung und Ausbeutung der bekannten südaserbajdschanischen Erdöl-und Erdgasvorkommen zu beginnen. Angeblich verfügt die Sowjetunion über eigene Prospektierungsdaten aus den Jahren 1941— 46, in denen sie den iranischen Süden von Aserbajdschan besetzt hielt. Indessen behandelt der Iran diese Vorkommen bewußt als indisponible Reserve. Bei der Suche nach neuen Erdöl-und Erdgasquellen konzentriert man sich auf andere Gebiete: auf den Nordosten, auf den Südosten und auf den Süden des Landes, hier besonders auf die Küstenschelfzone im Persischen Golf. Dagegen beschränkt man sich im Nordwesten auf seismographische und andere geologische Sondierungen, um sowjetischen Expansionstendenzen in Aserbajdschan keinen zusätzlichen Anreiz zu bieten.

Schon bei den Verhandlungen, die dem Erdgas-Abkommen vom Januar 1966 vorausgingen, soll die sowjetische Seite zum Ausdruck gebracht haben, daß sie einen kürzeren Transportweg dem Anschluß an die große Iransiranische Gasfernleitung (IGAT = Iranian Gas Trunkline) vorgezogen hätte. Diese verbindet die südwestpersischen Erdölfelder im Raum Ahvaz-Marun-Aghajari über eine Distanz von rund 1 200 km mit der iranisch-sowjetischen Grenzstation Astara am Kaspischen Meer. Die Sowjetunion beteiligte sich schließlich am Bau des Abschnitts Saveh-Astara (rund 600 km) und lieferte Kompressions-und Pumpstationen für das gesamte Leitungssystem

Die Trassenführung von dem südlichen IGAT-Sammelkopf Bid-e-Boland über Tange Pirzal bis Saveh hält übrigens sichtlich Abstand von den Landesgrenzen gegenüber dem Irak, der Türkei und der Sowjetunion. Erst ab Qasvin strebt die Leitung auf dem kürzesten Weg zum Kaspischen Meer und dann weiter — der Küstenlinie folgend — zur sowjetischen Grenze. Iranischerseits betont man, die IGAT-Trasse sei so gelegt worden, daß möglichst viele Industrialisierungsschwerpunkte (z. B. Isfahan, Arak, Qom, Rey, Teheran, Karadj, Qasvin) über kurze Anschlußstrecken mitversorgt werden können.

Der Iran hat sich verpflichtet, der Sowjetunion im Zeitraum 1970— 85 insgesamt 140 Milliarden cbm Erdgas über die IGAT zuzuführen, das sind 9, 3 Milliarden cbm im Jahresmittel Nach iranischen Angaben belief sich die Abgabemenge im Jahre 1972 auf 8, 2 Milliarden cbm, im Jahre 1973 auf über 10 Milliarden cbm. Die Kapazität der Leitung beträgt z. Z. ungefähr 13 Milliarden cbm, was einer Inanspruchnahme von rund 80 Prozent für die Lieferungen an die UdSSR entspricht. Eine Steigerung der Jahresleistung auf 16, 5 Milliarden cbm durch Verstärkung der Kompressions-und Pumpanlagen wird im Rahmen einer 1. Ausbaustufe bereits vorgenommen

Im allgemeinen beurteilt man die Erdgaslieferungen an die Sowjetunion im Iran sehr positiv, da noch immer mehr als 60 Prozent des in den Erdöl-Förderbetrieben anfallenden Erdgases ungenutzt bleibt, d. h. direkt abgefackelt werden muß. Auf längere Sicht ist indessen mit einem starken Anwachsen des iranischen Eigenbedarfs im Zuge der Industrialisierung zu rechnen. Erdgas wird als Heizgas für Industriebetriebe, für die kleingewerbliche Wirtschaft und für die städtischen Haushaltungen in wachsendem Umfang Verwendung finden. Auch ist geplant, eine Reihe neuer Wärme-kraftwerke mit Erdgas zu betreiben. Schließlich ist Erdgas ein wichtiger Ausgangsstoff für industrielle Produktionsprozesse (OlefinChemie, Autoreifen-Herstellung usw.). Das iranische Interesse am Erdgasexport dürfte also voraussichtlich mit dem Ansteigen des Eigenbedarfs über einen bestimmten Nutzungsgrad hinaus rasch erlahmen.

Seit 1973 wird indessen das Projekt eines iranisch-sowjetischen Dreiecksabkommens mit der Bundesrepublik Deutschland erörtert, das den Iran zur Lieferung zusätzlicher Erdgas-mengen an die UdSSR verpflichten würde, während diese wiederum aus eigenen Vorkommen eine entsprechende Menge an die Bundesrepublik abgeben müßte. Auf der iranischen Seite empfehlen die Experten überwiegend für dieses Vorhaben die Verdoppelung oder Verdreifachung der IGAT-Kapazität durch Hinzufügung einer zweiten und eventuell dritten Rohrleitung auf derselben Trasse. Für die Lieferungen an die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen des Dreiecksverkehrs ist eine Größenordnung von rund 13 Milliarden cbm pro Jahr ins Auge gefaßt, doch rechnet man damit, daß andere westeuropäische Länder zusätzliche Mengen abnehmen würden. Die Kosten für eine zweite Rohrleitung werden auf 1 Milliarde Dollar geschätzt. Anscheinend war es schwierig, in bezug auf ihre Aufbringung und die Berechnung des Erdgas-preises eine alle drei Seiten befriedigende Einigung zustande zu bringen. Dem Vernehmen nach soll die Sowjetunion auch bei d Milliarden cbm pro Jahr ins Auge gefaßt, doch rechnet man damit, daß andere westeuropäische Länder zusätzliche Mengen abnehmen würden. Die Kosten für eine zweite Rohrleitung werden auf 1 Milliarde Dollar geschätzt. Anscheinend war es schwierig, in bezug auf ihre Aufbringung und die Berechnung des Erdgas-preises eine alle drei Seiten befriedigende Einigung zustande zu bringen. Dem Vernehmen nach soll die Sowjetunion auch bei dieser Gelegenheit wieder auf die Möglichkeit hingewiesen haben, durch Anzapfung der aserbajdschanischen oder anderer nordiranischer Vorkommen 12) die Kosten erheblich zu reduzieren und den Gestehungspreis zu senken.

Einen dringlichen Wunsch nach iranischen Erdöl-Lieferungen scheint die Sowjetunion bisher noch nicht vorgebracht zu haben 13). Gewisse Vorkehrungen gegen derartige Anforderungen sind von iranischer Seite insofern bereits getroffen worden, als es zu einem Leitprinzip der Teheraner Außenwirtschafts-Politik erklärt wurde, künftig zwar den Export von Raffinerie-Produkten stetig zu steigern, aber im gleichen Maße den Rohöl-Export kontinuierlich zu drosseln. Zur Begründung dient das von der iranischen Führung ständig wiederholte Argument, die Erdölvorräte des Landes müßten mit äußerster Sparsamkeit bewirtschaftet werden, weil sie voraussichtlich nur noch für 20— 30 Jahre reichten; deshalb müsse auch die Industrialisierung in demselben Zeitraum im wesentlichen zum Abschluß gebracht werden.

Nach Meinung der Geologen sind solche Schätzungen zu niedrig angesetzt. Der offizielle Zweckpessimismus ist vermutlich politisch motiviert. Als Beweggründe führt man an: das innenpolitische Motiv (Alarmierung der Öffentlichkeit zum Zweck der Mobilisierung aller verfügbaren Kräfte für die beschleunigte Industrialisierung), das außenwirtschaftliche Motiv (Rechtfertigung einer harten Preispolitik) und das außenpolitische Motiv der vorsorglichen Errichtung einer starken defensiven Verhandlungsposition gegenüber der Sowjetunion, von der man weiß, daß sie bald nicht mehr ohne umfangreiche Erdöl-Importe auskommen wird. 6. Leitlinien der iranischen Regionalmachtpolitik Seit 1965 betreibt der Iran eine selbstbewußte, mit zielstrebiger Aufrüstung verbundene Regionalmachtpolitik, die den Raum des Persischen Golfs gegenüber der unmittelbaren Einflußnahme der Sowjetunon und anderer Großmächte abschirmen soll Ostentativ richtet sich die iranische Rüstungs-und Sicherheitspolitik in erster Linie gegen den Irak, mit dem sich der Iran seit langem aus vielfältigen Gründen in einem Konfliktzustand befindet, während die Sowjetunion im April 1972 den für Teheran schockierenden „Fehler" beging, mit dem Irak einen Freundschaftsvertrag zu schließen. Zugleich bemüht sich der Iran sehr intensiv um die Herstellung eines Partnerschaftsverhältnisses mit Saudi-Arabien. Teheran verzichtete deshalb im Jahre 1970 auch offiziell auf historische Ansprüche, welche die Rückgewinnung der ehemals iranischen Insel Bahrein betrafen Seither konnte sich der Schah bei seiner Golf-Politik wenn nicht auf das Einverständnis, so doch auf die stillschweigende Duldsamkeit König Feisals verlassen, beispielsweise bei der Besetzung der Tomb-Inseln in der Golf-Zufahrt im November 1971, bei der systematischen Intensivierung der iranischen Einflußnahme auf die Golfemirate Südostarabiens und bei seinem Entschluß, dem Sultan von Oman im Kampf gegen die PFLOAG-Rebellen in Dhofar militärischen Beistand zu gewähren.

Daß die PFLOAG-Guerillagruppen nicht nur von der Volksrepublik Jemen (Aden), sondern zeitweise auch von Kuba militärische Hilfe erhielten, ist allgemein bekannt. In Teheran wie in Riad vermutete man dahinter ein gewisses indirektes Engagement der (hier mit Peking rivalisierenden) Sowjetunion. Die beiderseitige Bereitschaft, solchen Machenschaften gemeinsamen Widerstand entgegenzusetzen, gehört ebenfalls zu den Elementen, die das Bewußtsein weitgehender Interessenkonvergenz zwischen dem Irn und Saudi-Arabien verstärkten. Inzwischen sollen die iranischen Einsatzverbände in Oman stark reduziert worden sein.

Wie viele Iraner betonen, kann ein wirkliches Vertrauensverhältnis zwischen der iranischen und der Sowjetführung nicht entstehen, so lange die Sowjetunion einen Freundschaftsund Bündnisvertrag mit dem Irak unterhält. Berichte der Weltpresse, daß der irakische Golfhafen Umm Qasr zu einem sowjetischen Marinestützpunkt ausgebaut werden soll, womit die Aussicht auf eine ständige sowjetische Flottenpräsenz im Persischen Golf verknüpft ist, vergrößern noch die iranischen Besorgnisse.

Die Feindschaft zwischen Teheran und Bagdad hat tiefe historische Wurzeln. Das irakische Schiiten-Problem, die Kurden-Frage und der revolutionäre Anspruch des irakischen Laalh-Regimes sind mit diesem Antagonismus ebenso verwoben wie iranisches Mißbehagen über das Anwachsen des arabischen Bevölkerungsanteils im Südwest-Iran (Khusistan, Südluristan). Im Raum von Abadan, den der Irak seit 1959 als arabisches Gebiet bezeichnet, beträgt er annähernd 50 Prozent Tatsächlich gibt es für die Iraner praktisch kein Israel-Problem, wohl aber Araber-Probleme. An der Unverträglichkeit und Brutalität der irakischen Machthaber („Irakismus") nimmt man in besonderem Maße Anstoß. Der Iran sucht den Irak innerhalb der arabischen Welt dadurch zu isolieren, daß er systematisch seine bilateralen Beziehungen zu den anderen arabischen Staaten in einer für diese vorteilhaften Weise ausbaut

Während im Iran der schiitische Islam Staatsreligion ist, sind die Schiiten im Irak — bei einem Bevölkerungsanteil von rund 50 Prozent — eine in vieler Hinsicht diskriminierte, ja unterdrückte Konfessionsgruppe. Unter dem iranischen Blickwinkel repräsentiert die irakische Regierung nur die dominante arabischsunnitische Minderheit (rund 25 Prozent) der irakischen Bevölkerung. Die irakischen Kurden (rund 2 Mio. Menschen, bzw. 20 Prozent der Bevölkerung) sind zwar zumeist Sunniten, doch befinden sie sich seit 1961 in offener Rebellion gegen die Bagdader Zentralregierung, die ihnen nur eine bedingte Autonomie zubilligte, aber die Erfüllung konkreter Forderungen in bezug auf Gebietsdefinition und Flaushaltsausgleich verweigerte.

Die militärische Kampforganisation der irakischen Kurden (Pesh Merga) erhielt, seit sie im März 1974 nach vierjähriger Unterbrechung erneut zu den Waffen griff, nicht nur iranische Versorgungsgüter, sondern auch wohldosierte Hilfeleistungen anderer Art. Im Hinblick auf die 2— 4 Millionen iranischen Kurden vermeidet es die iranische Presse allerdings sorgsam, das in jüngster Zeit von einigen Pesh-Merga-Führern zum Ausdruck gebrachte Verlangen nach einem selbständigen Kurdenstaat zu erwähnen Gefühlsmäßig assoziieren viele Iraner die immer wieder aufbrechenden irakisch-iranischen Grenzstreitigkeiten am Arvand-Rud (Schatt el-Arab) und die irakische Politik der repressiven Ausweisung iranischer sowie nichtiranischer Schiiten mit dem jahrhundertealten Sunna-Schia-Schisma, zumal die bedeutenden schiitischen Wallfahrtsorte im Irak — An Nadjef und Kerbela — für Pilger aus dem Iran seit langem nicht mehr erreichbar sind. Man erinnert sich daran, daß die drei wichtigsten schiitischen Heiligtümer (in An Nadjef, Kerbela und Mashhad) das Andenken von Märtyrern der sunnitisch-schiitischen Glaubenskämpfe wachhalten. Darüber hinaus gelten die Inhaber der irakischen Staatsmacht, deren Baath-Ideologie mit einem arabischsunnitischen Minderheiten-Chauvinismus identifiziert wird, dem Schah als Gesinnungsgenossen jenes Monarchenmörders Abd al-Salern Aref (1963— 66 Präsident des Irak), der am 14. Juli 1958 zum Beginn der irakischen Revolution den Haschemidenkönig Faisal mitsamt seiner Familie umbringen ließ.

Alle diese emotionalen und assoziativen Momente beeinflussen die iranische Einschätzung des irakisch-sowjetischen Freundschaftsvertrages in maßgeblicher Weise. Das niemals gänzlich ausgeräumte Mißtrauen gegenüber der Sowjetunion erhielt durch diesen Vertrag im April 1972 neue Nahrung. Wenn Teheran die iranischen Rüstungsanstrengungen offiziell mit der irakischen Bedrohung begründet, will man sich doch primär gegenüber dem großen sowjetischen Nachbarn schützen. Dies ergibt sich schon aus den Maßstäben, welche die iranische Führung ihren Dispositionen zugrunde legt. Starke Beachtung fand auch im Iran selbst die Interview-Erklärung des Schahs, sein Land werde sich binnen 25 Jahren (bei einer Bevölkerungszunahme von jetzt rund 33 auf 65 Millionen) zur fünftstärksten Militärmacht der Welt entwickeln Vermutlich ist mit dieser Zielsetzung die fünfte Stelle hinter den USA, der UdSSR, der VR China und einer künftigen Westeuropäischen Verteidigungsunion gemeint, deren unverzügliche Schaffung von zahlreichen Iranern für dringend notwendig oder zumindest für sehr wünschenswert gehalten wird.

In diesem Zusammenhang ist allerdings nochmals daran zu erinnern, daß die iranische Führung für eine Übergangsperiode von längerer Dauer die Einbeziehung sowjetischer Industrialisierungshilfe in ihr mittelfristiges Modernisierungsprogramm als einen wesentlichen Faktor ihrer Sicherheitspolitik ansieht. Dem Schah kommt es offenbar darauf an, möglichst störungsfrei die Industrialisierungsund Aufrüstungsperiode durchzustehen, bis der Iran in einem mehr oder minder autonomen mittelöstlichen Regionalpaktsystem (unter Einbeziehung der Türkei und Pakistans, eventuell auch Saudi-Arabiens, der Golf-Emirate oder Afghanistans) selbst die tragende Rolle zu übernehmen vermag. In der Zwischenzeit erscheint die Aufrechterhaltung gutnachbarlicher Beziehungen zur Sowjetunion als wichtiger Bestandteil der Gesamtkonzeption

Insgesamt wird das gegenwärtige iranisch-sowjetische Verhältnis als entspannt bezeichnet. Wie man in Teheran betont, haben beide Seiten in letzter Zeit für alle Grenzprobleme einvernehmliche Regelungen gefunden, und zwar sowohl in Aserbajdschan als auch an der turkmenischen Grenze, wo es früher wegen unerlaubter Grenzüberschreitungen nomadisierender Hirtenfamilien und ihrer Herden häufig zu Streitigkeiten gekommen war.

Dem Vernehmen nach haben die sowjetischen Stellen auch ihre früher üblichen Proteste gegen die Nachrichtensendungen iranischer Radiostationen im Grenzgebiet fallenlassen. Iranischen Journalisten bot man sogar Gelegenheit, die Nationalitäten-Republiken der UdSSR in Zentralasien und im südlichen Kaukasus zu besuchen, wobei man ihnen relativ große Bewegungsfreiheit einräumte, wie Teilnehmer berichteten.

Ähnlich wie der sowjetisch-irakische Freundschaftsvertrag die Iraner beunruhigt, ist andererseits die CENTO-Mitgliedschaft des Iran der Sowjetunion ein Dorn im Auge Weitere CENTO-Mitglieder sind die Türkei, Pakistan und Großbritannien sowie — mit Beobachterstatus — die USA. Darüber hinaus schlossen die USA mit dem Iran im März 1959 ein bilaterales Verteidigungsabkommen, das gegenwärtig eine wesentlich konkretere militärisch-politische Bedeutung besitzt als das CENTO-Bündnissystem.

Iranische Bemühungen um eine „Revitalisierung" der ineffektiv gewordenen Allianz sollen, wie man in Teheran andeutet, primär die Bündniskontakte zur Türkei und zu Pakistan fester knüpfen, in zweiter Linie die Sowjetunion an den Fortbestand der Achse Washington-Teheran-Islamabad (Pakistan) -Peking erinnern. Auch in der Frage des von der Sowjetunion propagierten, gegen China gerichteten „Systems der Kollektiven Sicherheit für Asien" (KSA) reagierte Teheran verbal ausweichend, unterstützte jedoch in der Sache Peking gegen Moskau

Angeblich plant der Iran, die sprunghaft ansteigenden Erdöleinkünfte jetzt auch zu großzügiger Wirtschaftshilfe für seine notleidenden islamischen Nachbarn Pakistan und Türkei zu benutzen. Das Dreierbündnis Regional Cooperation ior Development (RCD), dem diese drei Länder angehören, war im Juli 1964 gegründet worden, um ein Instrumentarium für eine integrierte regionale Entwicklungsplanung zu schaffen, doch kamen nennenswerte praktische Ergebnisse bisher nicht zustande. Teheran beabsichtigt offenbar, auch diesen Hebel künftig mit Vorbedacht zu betätigen, um das Solidaritätsbewußtsein der drei Länder zunehmend zu verstärken und auf diese Weise das Fundament für eine größere regionale Gemeinschaft zu legen. Wiederum steht dahinter die Hoffnung, es könnte gelingen, die RCD-Mitgliedschaft auch für Saudi-Arabien, die Golf-Emirate und sogar für Afghanistan attraktiv zu machen. 7. Bemerkungen zum Industrialisierungsprogramm des Iran Der Sunah treibe die Inaustrialisierung des Landes mit größtem Nacndruck voran. Investitionsmittel stehen gegenwärtig in nahezu unbegrenztem Ausmaß zur Verfügung. Im Jahre 1973 waren die Erdöl-Einnahmen mit drei Milliarden Dollar praktisch doppelt so hoch wie der ursprüngliche Haushaltsansatz. Für 1974 rechnete man anfangs mit ihrem weiteren Ansteigen auf 18 Milliarden Dollar doch wurde diese Prognose tatsächlich um mindestens zwei Milliarden Dollar übertroffen.

Der 5. Entwicklungsplan für die Periode 1973 bis 1978 soll wiederum schwerpunktmäßig die Basisindustrien verstärken, vor allem den Kohlen-und Erzbergbau, die Energie-Erzeugung, die Metallurgie, die metallverarbeitende Industrie, die Petrochemie und die Baustoff-Erzeugung. Gleichzeitig will man jedoch auch für die weitere Expansion der Konsumgüter-Industrie sorgen, die sich in den letzten Jahren dank der Einschaltung vieler ausländischer Firmen sehr günstig entwickelte. Besondere Aufmerksamkeit soll darüber hinaus der Förderung von Industriezweigen gewidmet werden, die Agrarprodukte weiterverarbeiten oder konservieren, und zwar möglichst in enger Verbindung mit Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften oder zumindest inmitten der ländlichen Produktionsgebiete. Die Zuwachsraten auf dem industriellen Sektor bezifferten sich auf 15 Prozent im Jahresmittel der Planperiode 1968— 73 Man rechnet mit einer weiteren Steigerung auf Prozent im laufenden Planjahrfünft 25).

In zahlreichen Fällen leistet die Sowjetunion willkommene Hilfe bei der Überwindung der großen Schwierigkeiten, die sich immer wieder vor den iranischen Entwicklungsplanern und Wirtschaftsführern auftürmen. Zu den Hauptproblemen gehört der Mangel an geschulten Facharbeitern, Technikern, Betriebsingenieuren, Organisationsspezialisten, Berufsschul-, Fachschul-und Hochschullehrern, der sich von Jahr zu Jahr hemmender bemerkbar macht.

Zunächst wurden von sowjetischen Organisatoren vier Ausbildungszentren für Techniker und Fachschulingenieure in Isfahan, Arak und Kerman (2) eingerichtet. Ende 1973 waren an diesen Schulen 1 700 Studenten eingeschrieben, während rund 5 000 ihre Ausbildung dort bereits abgeschlossen hatten Ein iranisch-sowjetisches Abkommen vom 12. April 1972 sieht die Einrichtung weiterer Techniker-und Berufsschulen in Hamadan, Qom, Rey, Zanjan, Fasa und Teheran vor sowie den Ausbau des Metallbearbeitungszentrums Kerman und die Lieferung von elektronischem Gerät für die Technische Hochschule Teheran. Insgesamt sollen im Rahmen die-ser Vereinbarungen im Zeitraum von fünf Jahren 16 000 Studien-und Berufsschulplätze neu geschaffen werden. Danach, und zwar bis Ende 1977, ist das sowjetische Lehrpersonal gehalten, iranischen Lehrkräften Platz zu machen Auf der 5. Tagung der Gemeinsamen Sowjetisch-Iranischen Kommission für Wirtschaftskooperation (Teheran, 20. — 25. 10. 1973) wurde u. a. beschlossen, kurzfristig Verhandlungen über die Errichtung von 14 Schulungsstätten für Industrie-Facharbeiter und von 10 zusätzlichen Berufsschulzentren anzuberaumen

Neben dem Stahlwerkskomplex Isfahan-Aryamehr ist unter den sowjetischen Industrialisierungsbeiträgen vor allem auch die Errichtung der Maschinenfabrik Arak zu erwähnen, die dazu bestimmt ist, dort zusammen mit einem großen iranisch-amerikanischen Aluminiumwerk einen weiteren Industrialisierungsschwerpunkt zu bilden. Bis Anfang 1974 beliefen sich die Investitionskosten für die Maschinenfabrik auf fast 90 Millionen Dollar. Von den 1 800 Beschäftigten sind rund 1 000 Ingenieure, Techniker und Facharbeiter; hinzu kommen 600 angelernte und Hilfsarbeiter sowie 200 Verwaltungsangestellte. Wegen des Mangels an Fachkräften wurde das planmäßige Belegschaftssoll von 3 000 Beschäftigten noch nicht erreicht.

Das Produktionsprogramm umfaßt Landmaschinen, Baumaschinen, Werkzeugmaschinen, Förderbänder, Becherwerke, Hebezeuge, Brükkenteile und Kesselanlagen, vorerst noch mit einem Gesamtgewicht von 8 000 t pro Jahr. Diese Kapazität soll jedoch für das Produktionsjahr 1975/76 auf 32 500 t vergrößert und später, wie in einem iranisch-sowjetischen Übereinkommen vom Oktober 1973 festgelegt, nochmals auf 60 000 t verdoppelt werden

Ein ernster Engpaß ergab sich 1972/73 in der iranischen Zementversorgung, so daß nicht nur der private Verbrauch, sondern auch die öffentliche Bautätigkeit stark gedrosselt werden mußte. Zur Zeit ist Zement immer noch streng rationiert, doch soll die iranische Zementproduktion von rund 5 Millionen t im Jahr 1974 auf etwa 20 Millionen t für 1978 vervierfacht werden. Die Sowjetunion ist an diesem Programm mit zwei großen Zement-werken beteiligt, von denen eines in Rey bei Teheran, das zweite in Lowshan (zwischen Qasvin und Rasht) errichtet werden soll.

Die sowjetischen Beiträge zur Verbesserung der iranischen Lebensmittelversorgung konzentrieren sich auf drei wichtige Bereiche: Seit 1963 bauten sowjetische Fachleute 35 neue Getreidesilos mit einer Gesamtkapazität von rund 580 000 t. Zudem wurden sechs Kühlhäuser in verschiedenen Teilen des Landes errichtet. Darüber hinaus beteiligte sich die Sowjetunion an mehreren Bewässerungsprojekten, vor allem im Nordwesten (Aserbajdschan), und an der Einrichtung einer Bewässerungsfachschule in Fasa, südöstlich von Schiras.

Diese und andere Leistungen, mit denen die sowjetische Seite das iranische Industrialisierungs-und Modernisierungsprogramm unterstützt, werden von vielen Iranern sehr beifällig zur Kenntnis genommen. Allerdings betont man in der Presse und auch gesprächsweise immer wieder, die sowjetischen Beiträge würden vom Iran durchweg und grundsätzlich durch angemessene Gegenleistungen abgegolten. Darüber hinausgehende Verpflichtungen könnten sich aus der Annahme derartiger Entwicklungshilfe nicht ergeben.

Die sowjetische Technologie gilt im Iran als relativ rückständig, wenn man sie mit dem Standard der führenden Industriestaaten des Westens vergleicht. Gleichwohl hält man sie im Hinblick auf die regionalen und lokalen Betriebsbedingungen in den Entwicklungsländern für durchaus brauchbar, sofern sie sich nicht sogar durch gewisse Vorzüge auszeichnet. Allerdings bereitet die Ersatzteilbeschaffung oft große Schwierigkeiten, und Reparaturen müssen nicht selten von West-Spezialisten durchgeführt werden, wenn man lange Wartezeiten und entsprechende Ausfälle vermeiden will.

Das Urteil über die sowjetischen Planungsund Betriebsingenieure ist uneinheitlich. Man sagt ihnen eine gewisse Unbeweglichkeit nach, doch schildert man sie auch als arbeitsam, erfolgsinteressiert, offenherzig und kame25 radschaftlich. Im allgemeinen, so hört man, seien sie im Umgang mit dem iranischen Führungs-und Betriebspersonal weniger überheblich als viele westliche Fachleute, insbesondere Briten und Amerikaner. Zum großen Teil verfügen sie über gute deutsche Sprachkenntnisse.

Berater und Experten aus westlichen Industrieländern genießen bei ihren iranischen Auftraggebern keineswegs immer unbeschränktes Vertrauen. Man vermutet, daß sie sich bei ihren Gutachten oder Empfehlungen mitunter von sachfremden kommerziellen Interessen oder sogar von bestimmten politischen Erwägungen leiten lassen. Auch unter diesem Blickwinkel wird die Ausbildung iranischer Spezialisten für alle Bereiche als vordringliche Aufgabe empfunden.

Beispielsweise war angeblich die fehlerhafte Analyse eines renommierten westdeutschen Geologen, der den Phosphorgehalt der Eisenerze von Bafq zu niedrig angesetzt haben soll, für einen Teil der Schwierigkeiten verantwortlich, die in der Anlaufphase des Isfahaner Stahlwerks auftraten. Es wird behauptet, die sowjetischen Planer hätten sich aufgrund seiner Daten zunächst für das LD-Verfahren entschieden, das dann aber so mangelhafte Ergebnisse erbrachte, daß das Werk nach verschiedenen kostspieligen Änderungen schließlich auf das BOS-Verfahren umgestellt werden mußte, welches die Sowjetrussen aber noch nicht hundertprozentig beherrschen.

In Isfahan ist seither die Frage umstritten, ob dem betreffenden Geologen aus der Bundesrepublik wirklich so grobe Fehler rein zufällig unterlaufen konnten oder ob vielleicht etwas anderes hinter seinem Versagen steckte — beispielsweise ein arglistiger Versuch des Westens, die Verwirklichung des Stahlwerk-projekts Aryamehr zu sabotieren. Wahrscheinlicher ist, daß der Auftraggeber, was häufig geschieht, aus falscher Sparsamkeit zu wenig Bohrproben genehmigte. Sofern eine sowjetische Überprüfung unterblieben sein sollte, müßte es im Hinblick auf die Bedeutung des Projekts ebenfalls verwundern.

Anderenorts findet man es wiederum merkwürdig, daß von den Experten des Westens jahrelang vornehmlich die Errichtung mächtiger Stauseen und Wasserkraftwerke propagiert wurde, während sich praktisch niemand ernsthaft der Möglichkeit angenommen habe, mit dem reichlich vorhandenen überschüssigen Erdgas wesentlich billigere Wärmekraftwerke zu betreiben Erst jetzt geht man daran, im Raum um Ahvaz, wo immer noch viel Erdgas ungenutzt aus dem Boden strömt, mit der Planung von Wärmekraftwerken zu beginnen, wobei auch hier eine sowjetische Beteiligung in Betracht gezogen wird.

Isfahan, Ahvas, Arak, Qasvin und Täbris

gehören heute zu den fünf wichtigsten regionalen Industrialisierungszentren. Weitere Schwerpunkte sind in der iranischen Perspektivplanung Mashhad, Rasht, Bandar, Shahpur, Bushehr und Bandar Abbas. Die Verknüpfung der Aufbaukonzeption mit sehr konkreten standortpolitischen Zielvorstellungen soll nicht nur eine möglichst gleichmäßige wirtschaftliche Entwicklung der einzelnen Gebiete gewährleisten, sondern zugleich auch der weiteren Verdichtung der Industrie-und Bevölkerungskonzentration im Raum Teheran entgegenwirken, wo bis vor relativ kurzer Zeit rund zwei Drittel des Bruttosozialprodukts erzeugt wurden. Produktionslizenzen erhält man heutzutage — von Ausnahmen abgesehen — nur noch für Standorte, die mindestens 120 km von Teheran entfernt sind.

In der bereits auf 3, 3 Millionen Einwohner angewachsenen Hauptstadt leben etwa 10 Prozent der Landesbevölkerung. Zwar mangelt es ihr noch immer an einem Kanalisationssystem, doch breitet sie sich unablässig weiter aus. Die offiziellen Industrialisierungsschwerpunkte haben allerdings zum Teil noch größere Wachstumsraten zu verzeichnen. So nähert sich die Einwohnerzahl von Isfahan, die für das Jahr 1970 noch mit rund 500 000 angegeben wurde, jetzt angeblich schon der Millionengrenze.

Bei der von der iranischen Führung mit größtem Nachdruck betriebenen Expansion der* petrochemischen Industrie trat die Sowjetunion bisher nicht in Erscheinung. In diesem Bereich hält sich Teheran an die überlegene Technologie des Westens und der Japaner. Von den Ostblock-Partnern kamen bisher nur die Rumänen bei der Errichtung der neuen Raffinerie in der Nähe von Schiras und ihrer petrochemischen Abteilungen zum Zuge. 8. Bemerkungen zur innenpolitischen Lage im Iran Die innenpolitischen Verhältnisse können als bemerkenswert stabil bezeichnet werden. Zwar herrscht an den Hochschulen immer noch eine gewisse Unruhe, doch ist diese offensichtlich im Abflauen begriffen. Auch jene Skeptiker und Oppositionellen, welche die Bodenreform und die gesamte „Weiße Revolution" nur für ein Täuschungsmanöver hielten, dazu bestimmt, die Machtpositionen des Schahs und der Oberschicht womöglich noch zu befestigen, mußten inzwischen feststellen, daß tatsächlich tiefgreifende Umwälzungsprozesse in Gang gekommen sind.

Die Industrialisierungskampagne ging mit einer beträchtlichen Verstärkung der sozialen Mobilität einher. Während es früher einen Überhang an beschäftigungslosen Akademikern und Technikern gab, besteht jetzt in vielen Sektoren ein zunehmendes Defizit an qualifizierten Kräften, denen gute Verdienstmöglichkeiten geboten werden. Das Pro-Kopf-Sozialprodukt (1973: 555 Dollar) ist jedoch immer noch sehr niedrig (zum Vergleich: Bundesrepublik 5965 Dollar). Bis 1983 soll es 4 000 Dollar übersteigen

Die ungewöhnlich günstige Haushaltslage ermöglicht eine großzügige Expansion des Bildungswesens und eine wesentliche Verbesserung der Sozialleistungen. Zwar spielen Familienbeziehungen, Stammesbindungen und gruppenspezifische Privilegien im Hinblick auf die Einkommensverteilung und bei der Besetzung von Spitzenpositionen immer noch eine wichtige Rolle, doch kann man sagen, daß die enorme Dynamik des Industrialisierungs-und Modernisierungsprozesses bereits an zahlreichen Stellen zu tiefen Einbrüchen in das alte Herrschaftssystem mit seinen traditionsgeheiligten Macht-, Prestige-und Kontrollstrukturen geführt hat Vor allem nimmt der Anteil der Ernennungen und Beförderungen, bei denen offensichtlich das Leistungsprinzip ausschlaggebend war, in großen und wichtigen Lebensbereichen ständig zu, insbesondere in der Wirtschaft, an den Hochschulen und auch auf den verschiedenen Ebenen des staatlichen Verwaltungsapparats

Bis vor kurzem noch schienen schwere Konflikte gut informierten Beobachtern fast unvermeidbar — Konflikte zwischen den Machthabern mit ihren intellektuellen Manövriergehilfen und Mitläufern auf der einen Seite sowie den revolutionär gestimmten Systemsprengern und progressiven Technokraten auf der anderen Inzwischen ist es indessen im gesamten Gefüge der iranischen Gesellschaft zu einer durchgreifenden Auflockerung und Entspannung gekommen. Verschiedene glückliche Umstände trugen wesentlich dazu bei, den Prozeß der politischen Polarisierung durch eine neue Entwicklung mit integrativer Tendenz abzulösen. Der Schah (Jahrgang 1919), der in der Vergangenheit mehreren Attentaten nur mit knapper Not entging, hat gute Aussicht, nun doch noch als Symbolgestalt der nationalen Integration allgemeine Anerkennung zu finden und als Urheber einer ebenso radikalen wie erfolgreichen „Revolution von oben", die sich eigentlich nur mit der japanischen Modernisierungsrevolution der Meiji-Periode vergleichen läßt, in die Geschichte einzugehen.

Auch viele ehemalige Mossadegh-Anhänger, die zum Teil wegen republikanischer Gesinnung und oppositioneller Aktivität inhaftiert waren oder andere Repressalien zu erdulden hatten, geben heute bereitwillig zu, daß seit dem Beginn der sechziger Jahre unter der Führung des Schahs beachtliche Leistungen und Fortschritte erzielt worden sind. Diese Meinungsänderung begründen sie in der Regel damit, daß der Schah zahlreiche wesentliche Zielsetzungen des Mossadegh-Programms in seine eigene Konzeption übernommen habe. Selbst für die Anwendung autoritärer Mobilisierungs-und Steuerungsmethoden bringen sie überraschend viel Verständnis auf. Sie betonten ebenso wie andere Iraner, daß bei einem Analphabeten-Anteil, der noch auf 60— 70 Prozent der Bevölkerung geschätzt wird, andere Methoden wenig Erfolg versprechen. Aus demselben Grunde halten auch manche Regime-Kritiker und ausländische Kenner der iranischen Verhältnisse die Errichtung eines funktionsfähigen parlamentarisch-demokratischen Systems nach westeuropäischen oder angelsächsischen Vorbildern im Iran unter den gegenwärtigen Voraussetzungen für unmöglich Man meint, im Falle eines derartigen Versuchs wäre zumindest der Zeitpunkt verfrüht und schon deshalb sein Scheitern unausbleiblich.

Als peinlicher Anachronismus wird indessen auch in weiten Kreisen der Bildungsoberschicht, die im übrigen die außen-und reformpolitische Generallinie der Regierung nachdrücklich unterstützen, das bewußt auf Einschüchterung und Abschreckung abzielende inneriranische Wirken des Staatlichen Sicherheits-und Informationsdienstes (SAVAK = Sazeman-e Attalaat Va Amniyat-e Keshvar) empfunden. Die Stärke des hauptamtlichen SAVAK-Personals schätzen amerikanische Beobachter auf 30 000— 60 000 Bedienstete. Darüber hinaus steht der Organisation angeblich ein Millionenheer von Überwachungsgehilfen zur Verfügung Berichte in der Weltpresse über teils subtile, teils äußerst brutale Folterungsmethoden, mit denen mutmaßliche Regimegegner zur Preisgabe von Mitverschwörern gebracht werden sollen wirken gerade auf die aktivsten Mitglieder der geistigen, Manager-und Technikerelite vielfach schockierend und beschämend. Sie stellen sich die naheliegende Frage, ob die Beibehaltung des SAVAK-Systems und seiner Operationspraxis überhaupt noch als erforderlich oder „nützlich“ gelten könne, wenn sich zeigt, daß viele regimekritische Kräfte nur durch deren Fortbestand davon abgehalten werden, im nahezu unwiderstehlichen Sog der Entwicklungs-und Modernisierungsdynamik den Anschluß an das im Umbruch befindliche „Establishment" zu suchen.

Die kommunistische Tudeh-Partei (d. h. „Partei der Massen") — bis in die zweite Hälfte der fünfziger Jahre hinein eine beachtliche revolutionäre Kraft mit zahlreicher Gefolgschaft unter den Hochschuldozenten, Lehrern, Jungakademikern, Studenten, Subaltern-und Unteroffizieren — ist zu politischer Bedeutungslosigkeit verkümmert. Ihr Mitgliederbestand schmolz auf schätzungsweise 500 hauptamtliche Funktionäre und Parteiveteranen zusammen Die Tudeh-Führer befinden sich zumeist in der DDR oder im sowjetischen Exil, von wo aus sie in routinemäßigen Erklärungen wohltemperierte Kritik an den inneriranischen Zuständen zum Ausdruck bringen In letzter Zeit vergessen sie freilich selten, dabei die Verbesserung der sowjetisch-iranischen Beziehungen lobend zu erwähnen und zu einer noch vertrauensvolleren Zusammenarbeit der iranischen mit der Sowjetführung aufzurufen.

Diese indirekte kommunistische Sympathie-werbung für den Schah und seine Kooperationspolitik führte dazu, daß die Tudeh-Partei auch unter jenen oppositionellen Studenten, die bis zum Beginn der siebziger Jahre immer wieder gegen das „Establishment" und gegen Mißstände im Bildungswesen rebellierten, praktisch jeden realen Einfluß verlor. Zwar kommt es an den Hochschulen — z. B. in Isfahan, Täbris, Teheran und Schiras — auch jetzt noch gelegentlich zu Protestaktionen oder Krawallen; es scheint jedoch festzustehen, daß die Organisatoren bzw. Anstifter solcher Studentenunruhen während der letzten Zeit keine Kommunisten waren. In einigen Fällen unterhielten sie zwar Verbindungen zu linksliberal-republikanischen oder maoistischen Gruppen iranischer Studenten im Ausland (z. B. in der Bundesrepublik Deutschland und in West-Berlin), nicht dagegen zur Tudeh-Partei.

Der legalen oppositionellen Mardom-Partei (d. h. „Volkspartei") sagt man nach, sie verfüge über relativ starken Rückhalt bei kritischen Intellektuellen mit gemäßigt-republikanischer Tendenz, bei den Arbeitern der wichtigsten Industriezentren und bei den Bachtiaren, die der Pahlavi-Dynastie vielfach aus stammesgeschichtlichen Gründen ablehnend gegenüberstehen Als Mardom-Hochburg gilt Isfahan, als Zone besonderer Mardom-Popularität das Bachtiaren-Gebiet, das sich heute von Isfahan über Masjed-i-Soleyman nach Ahvaz erstreckt. Derartige Zuordnungen sind freilich insofern problematisch, als sie im Grunde von der Vermutung ausgehen, daß einige in der regierenden Iran-Novin-Partei schwach vertretene Sozial-und Interessengruppen geneigt sein müßten, sich stärker mit der Mardom-Partei zu identifizieren, obwohl diese prinzipiell auf dasselbe Programm wie die Regierungspartei — nämlich auf die Verwirklichung der „Weißen Revolution" — festgelegt ist.

Von den 268 Abgeordneten-Mandaten des im Jahre 1971 gewählten Majlis-Unterhauses hält die Regierungspartei Iran Novin (d. h. „Moderner Iran") 231 besetzt, während 36 auf die Mardom-Partei und eines auf die konservative Iraner-Partei entfallen Neuwahlen waren ursprünglich für 1975 vorgesehen. Die im Jahre 1957 gegründete, von dem neuen Generalsekretär Nasser Ameri reorganisierte Mardom-Partei hätte freilich über 100 Mandate hinzugewinnen müssen, um die seit 1963 dominierende Iran-Novin-Partei des Minister

Präsidenten Hoveyda als Regierungspartei ablösen zu können. Ein derartiger Umschwung würde von keinem kompetenten Beobachter für möglich gehalten. Dennoch besteht anscheinend die Absicht, die Wahlen abzusetzen. 9. Bemerkungen zum iranischen Deutschland-bild Durch intensive Befragungen oder Unterhaltungen konnte ich mir Einblick in die Gedankenwelt, die Meinungen und Erfahrungen von über 30 Iranern in herausgehobenen Stellungen verschaffen. Teilweise lernte ich auch ihre Familienverhältnisse und ihr privates Milieu genauer kennen. Einige — ältere und jüngere — hatten früher dem „Establishment" reserviert oder sogar ablehnend gegenübergestanden, jedoch inzwischen eine andere Einstellung gefunden.

Das Deutschlandbild meiner Gesprächspartner, die fast ausnahmslos der wissenschaftlichen und technischen Intelligenz angehörten, ist nicht einheitlich. Unter denjenigen Iranern, die über fundierte Deutschland-Erfahrungen verfügen oder auf andere Weise bemüht waren, eine konkrete Deutschland-Vorstellung zu gewinnen, sind vor allem zwei Hauptgruppen zu unterscheiden: Bei der einen handelt es sich überwiegend um ältere iranische Nationalisten mit erklärten Deutschland-Sympathien, deren Wurzeln vielfach noch in die Kriegs-und Vorkriegszeit zurückreichen. Sie haben bei späteren gelegentlichen Europa-Besuchen ihr Deutschland-bild in den seltensten Fällen revidiert, sondern in der Regel dem alten Grundmuster nur einige selektive, das Vorverständnis paßrecht ergänzende Einsichten hinzugefügt. Ihnen steht eine relativ große Gruppe jüngerer Akademiker und Techniker gegenüber, die während der fünfziger oder sechziger Jahre in der Bundesrepublik studierten oder eine andere Fachausbildung erhielten. Die meisten von ihnen haben ein modernes, realistisches, ganz unsentimentales und trotzdem insgesamt recht positives Deutschlandbild in ihre Heimat mit zurückgebracht.

Im Hochschulbereich, in der Wirtschaft und unter den Journalisten begegnet man erstaunlich vielen Iranern, die Deutschland aus eigener Anschauung kennen. Wie es heißt, gibt es allein in Teheran mehr als 16 000 Iraner, die in der Bundesrepublik studiert haben Aber auch in anderen Städten trifft man imr mer wieder auf Führungskräfte und Akademi-ker mit deutscher Ausbildung oder einer anders gearteten Deutschlanderfahrung. Die Zahl der mit deutschen Frauen verheirateten Iraner, die im Iran leben, beziffert sich auf „fast 5 000" bzw. auf „über 4 000" Bei den iranischen Ehepartnern dieser deutschen Frauen handelt es sich ebenfalls zumeist um Akademiker oder hochqualifizierte Techniker, die durch berufliche Leistungen oder geistige Ausstrahlung bei der Meinungsbildung über die Bundesrepublik im Iran selbst eine beachtliche Multiplikatorenwirkung ausüben können.

Die in Deutschland ausgebildeten Iraner der jüngeren und mittleren Altersgruppen haben sich allgemein im Heimatland durch berufliche Tüchtigkeit bewährt. Sie genießen in dieser Beziehung, obwohl ihre Leistungen ständig am Standard angelsächsischer oder französischer Ausbildungsstätten und ihrer Absolventen gemessen werden, einen guten Ruf. Viele von ihnen rücken jetzt nach und nach in Leitungspositionen auf, oder ihnen ist mittlerweile in freien Berufen der Durchbruch zum anerkannten Erfolg gelungen, so daß sie jetzt mit vermehrter Autorität ihre persönlichen Erfahrungen weitergeben können. Unter ihrem direkten oder indirekten Einfluß werden auch in Zukunft viele Iraner bei der Wahl eines Studienplatzes im Ausland den Ausbildungsstätten im deutschen Sprachraum den Vorzug geben, obwohl heute im Iran die überragende Bedeutung des Englischen als Medium der internationalen Kommunikation im wissenschaftlichen und technologischen Bereich unbestritten ist.

Die starke Politisierung des akademischen Lebens, die bei einigen westdeutschen Hochschulen ins Auge fällt, erscheint manchen älteren Iranern, insbesondere auch Amtspersonen, allerdings bedenklich. Man weiß, wieviel Bewegungsfreiheit bestimmte militant-radikale iranische Studentengruppen in der Bundesrepublik und West-Berlin genießen. So wird bisweilen die Frage gestellt, ob sich irgendein iranischer Student bei seinem Studium in Deutschland dem Einfluß dieser Gruppen gänzlich zu entziehen vermöge. Soweit sich die im Westen ausgebildeten Iraner auch in Ost-Berlin oder der DDR umgesehen haben, zeigten sie sich von den dortigen Verhältnissen eher negativ beeindruckt. Im allgemeinen scheinen ihre Vergleiche weit überwiegend zum Vorteil der westdeutschen Gesellschaftsordnung, Wissenschaftsorganisation und Wissenschaftlichkeitskonzeption ausgefallen zu sein.

Die neuerliche Intensivierung und Ausweitung zumal der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik und dem Iran wird von den in Westdeutschland ausge'

bildeten Nachwuchskräften ebenso begrüßt wie von jenem Kreis älterer Iraner, deren Deutschland-Sympathien ursprünglich das Nebenprodukt eines mehr oder minder militanten iranischen Nationalismus waren. Es kommt nicht gerade selten vor, daß Gesprächspartner, die dieser zweiten Gruppe angehören, zur Bekräftigung ihrer Befriedigung über die günstige Entwicklung der Beziehungen zur Bundesrepublik im gleichen Atemzug das ausgezeichnete deutsch-iranische Verhältnis während der Hitler-Zeit rühmend erwähnen, um damit ihr eigenes Traditions-und Kontinuitätsbewußtsein zu beweisen. Indessen wäre es gewiß unzulässig, aus solchen Manifestationen vorschnell auf eine besondere Affinität zum Nationalsozialismus oder auf Anfälligkeit für „Faschismus" zu schließen.

Gegen solche Vermutungen spricht zum Beispiel, daß der sozialdemokratische Ex-Bundeskanzler Brandt in denselben Kreisen ebenfalls viele Sympathien genießt — was anläßlich seines Rücktritts am 7. Mai 1973 besonders klar zum Ausdruck kam — und daß man ihm persönlich das Verdienst zuschreibt, durch seinen Besuch im März 1972 das zeitweise ernstlich gestörte Verhältnis zwischen Bonn und Teheran wieder „in Ordnu. gebracht"

zu haben.

Die dreißiger und vierziger Jahre waren für die iranischen Nationalisten eine Zeit schwerer Demütigungen. Ihr Nationalbewußtsein mußte sich vor allem gegenüber britischen und sowjetrussischen Ansprüchen zur Wehr setzen, die den iranischen Selbstbestimmungswillen ebenso mißachteten wie das hochentwickelte Selbstwertgefühl der Iraner und ihren Stolz auf jahrtausendealte Reichs-und Kulturtraditionen. Wirkungsvolle deutsche Entwicklungshilfeleistungen (z. B. im Eisenbahn-, Krankenhaus-und Genossenschaftswesen), auf die noch heute regelmäßig hingewiesen wird, verhalfen dem Dritten Reich zu großem Ansehen.

Antibritische Ressentiments und Russenfurcht der Iraner gaben während des zweiten Weltkriegs einen fruchtbaren Nährboden für die emotionale Solidarisierung mit Deutschland ab Freilich fand man anscheinend auch am Arier-Kult der NS-Ideologen Gefallen, weil die Lehre von einer arisch-iranischen Herrenrasse zweifellos geeignet war, das nationale Selbstbewußtsein der Iraner wieder aufzurichten. Jedoch ist das Gefühl einer besonderen historischen Mission und einer Sonderstellung der Iraner unter den Völkern dieses Raums älter als die von der NS-Bewegung angeregte Besinnung auf ein „gemeinsames arisches Erbe". Jene unterstützte freilich das Bewußtsein, zu einer größeren Völkerfamilie zu gehören, und gerade weil sie an den im Iran noch sehr stark entwickelten Clan-Geist appellierte, sind die Nachwirkungen bis heute zu spüren. Alle diese Erlebnisse und Assoziationen hat der iranische Nationalismus zusammen mit anderen Erfahrungen, darunter auch den Lehren aus der Rettung Aserbajdschans im Jahre 1946 und aus der Iranisierung des Erdöls, zu einem spezifisch iranischen Staats-und Weltverständnis verschmolzen, das inzwischen auch in der Jugend Resonanz zu finden beginnt.

Vielen Iranern der älteren Generation liefert die wirtschaftliche Kraftentfaltung der Bundesrepublik insofern nur die Bestätigung für festverwurzelte, in der Vergangenheit gewonnene Überzeugungen. Sie bringen der technischen und organisatorischen Tüchtigkeit der Deutschen (West) ein fast unbegrenztes Vertrauen entgegen, so daß zu befürchten ist, sie könnten die Möglichkeiten westdeutscher Industrialisierungshilfe überschätzen. Sie begrüßen das wachsende Engagement westdeutscher Firmen im Iran auch im Hinblick auf die für sie immer gegenwärtige sowjetische Bedrohung als willkommene Rückenstärkung. Die Annahme eines konvergenten Sicherheitsinteresses veranlaßt sie jedoch ebenfalls mitunter dazu, die Voraussetzungen für eine verstärkte Kooperation in diesem Bereich unrealistisch zu beurteilen.

Im Vergleich dazu betrachten die in Deutschland ausgebildeten Nachwuchsakademiker die Gegebenheiten wesentlich nüchterner. Sie versprechen sich allerdings ebenfalls Vorteile von einem kontinuierlichen Ausbau der iranisch-westdeutschen Beziehungen. Viele begrüßen vor allem die offenkundige Bereitschaft der iranischen Führung, mit der Europäischen Gemeinschaft auf verbreiterter Basis permanent zusammenzuarbeiten. Falls sich die Tendenz durchsetzen sollte, bei der Verwirklichung einzelner Industrialisierungsprojekte nach Möglichkeit westeuropäischen Bewerbern den Vorzug gegenüber Amerikanern und Sowjetrussen zu geben, weil Teheran den Einfluß der rivalisierenden Supermächte in Grenzen halten möchte, dann wird nach Meinung zahlreicher Beobachter die Bundesrepublik (neben Frankreich) in erster Linie zum Zuge kommen. Diese Erwartung entspricht auch der Überzeugung jener jüngeren iranischen Führungskräfte, die aufgrund ihrer Europa-Erfahrungen die Bundesrepublik Deutschland nicht nur für das wirtschaftlich stärkste EG-Mitglied halten, sondern sie auch als den eigentlichen Motor der westeuropäischen Integration ansehen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. R. K. Ramazani, „Iran’s Changing Foreign Policy", in: The Middle East Journal, Washington, 1970, Nr. 4, S. 432; R. Sanghvi, Aryamehr: The Shah of Iran, London 1968, S. 273— 278.

  2. Vgl. die Berichte in: Neue Zürcher Zeitung V 20. 6. 1969; „Far Eastern Economic Review", Ho kong, 1969, Nr. 27, S. 14 f.; „Die Welt", Hambu 12. 9. 1969.

  3. Ein weiterer nichtsozialistischer Staat, der imr wieder in derartige Überlegungen einbezogen W ist Finnland im Nordwesten der Sowjetunion.

  4. Vgl. Sowjetunion 1973, hrsg. vom Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien (Köln), München 1974, S. 110 f„ 112, 162 f.

  5. Ursprünglich hatte man einen 1 000-Kubikmeter-Preis von 6 Rubel (6, 65 Dollar) festgelegt, aufgegliedert in einen Mindestfestpreis von 4 Rubel und einen variablen Anteil von 2 Rubel (Iran Almanac 1969, S. 347— 350). Im Juli 1973 setzte Teheran eine Erhöhung auf rund 9 Dollar durch, nachdem sich gezeigt hatte, daß die Sowjetunion für ihre Erdgasexporte Preise berechnete, die fast doppelt so hoch wie der von ihr für iranisches Erdgas bezahlte Preis waren („Financial Times", 25. 9. 1973). Von der Bundesrepublik erhielt sie im Jahre 1974 rund 13, 20 Dollar, von Österreich 15, 10 Dollar je 1 000 cbm.

  6. „Ettelaat“, Teheran, 25. 2. 1974.

  7. Anfang 1971 sollen sich insgesamt rund 1500 Sowjetspezialisten im Iran aufgehalten haben (C. Hollingsworth in: Daily Telegraph vom 23. 3. 1971).

  8. Vgl. M. R. Amin, „Der Aufbau der Stahlindustrie in Iran", Bericht Nr. IISI/G/808/0 des International Iron and Steel Institute, Brüssel 1974 (hektographiert).

  9. Für den südlichen Abschnitt bis Saveh waren Rohre mit einem Querschnitt von 32 Zoll (81, 28 cm) vorgesehen, für den nördlichen Abschnitt 40-Zoll-Rohre (101, 60 cm). Alle Rohre mußten von der iranischen Seite gestellt werden. Insgesamt waren 21 sowjetische Kompressorstationen zu installieren.

  10. Die Lieferungen begannen Ende 1970 mit einer Anlaufmenge von 964, 900 Mio. cbm. Die Jahresleistung 1971 betrug 5 622, 600 Mio. cbm (vgl. Vnenjaja torgovlja SSSR za 1971 god. Statisticeskij obzor, Moskau 1972, S. 241).

  11. Für diesen Zweck sind 16 zusätzliche Turbokompressoren erforderlich (vgl. National Iranian Oil Company 1972, Teheran, S. 205).

  12. Angeblich regte Staatspräsident N. W. Podgornyj allerdings im April 1970 bei einem Besuch im Iran die Ergänzung der Ergasleitung durch eine Erdölleitung an (vgl. G. Lenczowski, Soviet Advances in the Middle East, Washington 1971, S. 33).

  13. Nach programmatischen Erklärungen des Schahs im März 1965 hinsichtlich der militärischen Sicherung dieses Raums bewilligte das iranische Parlament im Herbst desselben Jahres Mittel in Höhe von rund 400 Mio. Dollar für Aufrüstungszwecke, die vor allem für den Ausbau der Marinestreitkräfte benutzt wurden. Der Abzug der Briton von Aden (November 1967), dem die Räumung aller ihrer Stützpunkte „östlich von Suez" bis zum November 1971 folgte, bestärkte noch den iranischen Vorsatz, der Entstehung eines Machtvakuums im Bereich des Persischen Golfs durch eigene Macht-entfaltung vorzubeugen. Vgl. A. J. Cottrell, Iran ..., in: Iran, the Arabs and the Persian Guls, in:

  14. Ebenda, S. 982; ferner: The Middle East, Hrsg. P. Mansfield, London 1973, S. 193 f., S. 289 f.

  15. In irakischen Schulen gelangten im Jahre 1974 Landkarten zur Verteilung, auf denen Khusistan, Südluristan und der gesamte Küstenstreifen bis zur pakistanischen Grenze als Araberland gekennzeichnet und Städte wie Abadan und Ahvaz mit arabischen Namen versehen waren.

  16. Vgl. U. Steinbach, „Iran im außenpolitischen Aufbruch", in: „Außenpolitik", Stuttgart, 1974, Nr. 3, S. 315— 328, bes. 326; U. Braun, „Iran als Führungsmacht", in: „Europa-Archiv", Bonn, 1974, Nr. 11, S. 373— 383.

  17. über Zahl und Verteilung der Kurden gibt es keine genauen Angaben. J. M. Singeldinger schätzt ihren Gesamtbestand auf rund 13 Mio. (6, 5 Mio. in der Türkei, 4 Mio. im Iran, 2 Mio. im Irak, 450 000 in Syrien, 165 000 in der Sowjetunion); vgl. dtvLexikon zur Geschichte und Politik im 20. Jahrhundert, München 1974, Bd. 2, S. 462. — Das Handbuch The Middle East, a. a. O., S. 39, nennt in seiner revidierten Ausgabe von 1973 eine Gesamtzahl von rund 5, 5 Mio. Kurden (2, 5 Mio. in der Türkei; 1, 4 Mio. im Iran; 1, 2 Mio. im Irak für das Jahr 1957; 250 000 in Syrien; 60 000 in der Sowjetunion).

  18. Vgl. die Zeitschrift “ The Middle East“, London 1974, Nr. 1, S. 23 (Mai-Juni-Heft). Auch der Schah begründet dort die iranische Aufrüstung ausschließlich mit der angeblich überlegenen Ausstattung der irakischen Streitkräfte.

  19. Im Januar 1967 schloß der Iran auch sein erstes Abkommen über sowjetische Waffenlieferungen (hauptsächlich Lastkraftwagen, Schützenpanzerwagen, Luftabwehrgeschütze) im Betrage von 110 Mio. Dollar (vgl. G. Lenczowski, a. a. O., S. 35). Inzwi-schen erhöhten sich die sowjetischen Militärhilfe-Leistungen an den Iran auf 480 Mio. Dollar (vgl. Sowjetunion 1973, a. a. O., S. 112).

  20. Der Iran gehört der Central Treaty Organization (CENTO), der Nachfolge-Allianz des im Februar 1955 geschlossenen Bagdad-Pakts, seit dem 4. 1t 1955 an. Der Irak zog sich 1958 zurück und schied am 24. 3. 1959 aus.

  21. Das Schlußkommunique, das anläßlich dös Moskau-Besuchs des iranischen Ministerpräsidenten A. A. Hoveyda im August 1973 herausgegeben wurde, befürwortete die sowjetische KSA-Initiative, allerdings mit dem (iranischen) Vorbehalt, daß sich alle asiatischen Staaten daran beteiligen müßten, was von der VR China und vielen anderen Ländern Asiens mit Sicherheit nicht zu erwarten ist.

  22. Vgl. M. Mesbahzadeh in: „Kayhan", International Edition, 26. 5. 1974.

  23. Basic Facts About Iran, hrsg. vom iranischen Informationsministerium, Teheran 1973, S. 61.

  24. M. R. Amin, a. a. O., S. 65 f.

  25. Vgl. „Kayhan" (Farsi-Ausgabe), 24. 11. 1973.

  26. Radio Teheran, 17. 4. 1972, nach: „USSR and Third World", London, 1972, Nr. 5, S. 272 f.

  27. Radio Teheran, 24. 10., 25. 10. 1973, ebenda, 1973, Nr. 8, S. 566. — Außerdem entstehen z. Z. in verschiedenen Landesteilen zehn weitere Gewerbeschulen, die aus den Erlösen des Straßenverkaufs von Lotterielosen finanziert werden. Die Mitte 1974 in Isfahan eröffnete Gewerbefachschule steht an Großzügigkeit der Einrichtung und Ausstattung keiner vergleichbaren modernen Lehranstalt in Westeuropa nach.

  28. Die Jahreskapazität des Werks wird z. Z. von 45 000 t auf 67 000 t erweitert. Der iranische Kapitalanteil der IRALCO (Iranian Aluminium Company) beläuft sich auf 70%; mit 25% ist die amerikanische Firma Reynolds, mit 5 % pakistanisches Kapital beteiligt.

  29. Radio Teheran, 24. 10., 25. 10. 1973, nach: USSR and Third World, 1973, Nr. 8, S. 566; Vorläufiges Produktionsprogramm 1975/1976; Basic Facts About Iran, a. a. O., S. 67.

  30. Allerdings war die absolute Priorität der Bewässerungsprobleme im Iran immer unbestritten, und zur Rationalisierung der Wasserwirtschaft mußten notwendigerweise Stauseen angelegt werden. In der Regel entstanden die Wasserkraftwerke also in sinnvoller Verbindung mit dem Bau von Staudämmen.

  31. In Täbris sind eine Maschinenfabrik und eine von Rumänien gelieferte Traktorenfabrik (zunächst als Montage-Werk) entstanden. Eine Eisengießerei befindet sich im Bau. über die Errichtung einer zweiten Traktorenfabrik wird mit britischen Firmen verhandelt. Die SSR ist in Täbris, Qasvin und Teheran an Großprojekten beteiligt. Die aufgrund eines Abkommens vom 12. 3. 1969 von ihr zu erstellenden Anlagen umfassen u. a. ein Turbinen-und Generatorenwerk, eine Waggonfabrik, eine Fahrradfabrik, eine Porzellanfabrik, Zementfabriken und Zuckerfabriken (Kreditvolumen: 200 Mio. Dollar). Die iranischen Gegenleistungen bestehen in Erdöllieferungen an die ÖSSR und Rumänien. Ähnliche Abkommen hat der Iran mit Bulgarien und Ungarn abgeschlossen.

  32. Vgl. M. R. Amin, a. a. O., S. 66.

  33. Bis zum Jahre 1980 sollen alle Kinder im Grundschulalter (bei fünfjähriger Schulpflicht) voll eingeschult sein. Man hofft, die Zahl der Berufsschüler im Zeitraum 1974— 1980 verfünffachen zu können (vgl. „Kayhan", International Edition, 26. 5. 1974). Die Gesamtzahl der Schüler aller Lehranstalten stieg im Jahre 1972/73— 1973/74 angeblich von über 5 auf 8 Millionen. Die Zahl der an Fach-und Hochschulen eingeschriebenen Studenten erhöhte sich von 34 096 im Jahre 1964 auf 97 338 im Studienjahr 1972/73, während die Zahl der im Ausland studierenden Iraner für Ende 1972 auf rund 30 000 beziffert wurde (Basic Facts About Iran, a. a. O., S. 40, 107 f.). Wahrscheinlich vermitteln diese Angaben jedoch kein ganz realistisches Bild.

  34. Vgl. die instruktive Darstellung der iranischen System-Entwicklung bei J. A. Bill, The Politics of Iran. Groups, Classes and Modernization, Columbus, Ohio, 1972.

  35. Im Mai 1974 betonte Ministerpräsident Hoveyda bei der Amtseinführung des neuen Innenministers D. Amuzegar, dieser sei besonders befähigt, die „Dezentralisierung der Entscheidungen zu beschleunigen" und dafür zu sorgen, daß „bei der Anstellung im Staatsdienst" künftig nur noch „Eignung und Verdienst gelten" sollten (vgl.: Die Post, Teheran, 13. 5. 1974).

  36. Vgl. J. A. Bill, a. a. O., S. 148— 156.

  37. Das Parteiensystem und die parlamentarische Praxis des Iran kennen zwar eine institutionalisierte, legale Opposition, doch ist deren außerparlamentarische Aktivität erheblichen Beschränkungen unterworfen. Dies gilt u. a. für die Kandidatenaufstellung und die Führung des Wahlkampfs; auch die Presse-und Publikationsfreiheit ist davon betroffen.

  38. Vgl. „Newsweek", New York, 14. 10. 1974, S. 27 bis 33, bes. S. 30, S. 32.

  39. Ebenda, S. 30. Dazu auch die Wiedergabe eines Berichts von P. Jakobson aus The Sunday Times, London, in: Vorwärts, Bonn, 30. 1. 1975, S. 8.

  40. Vgl. J. A, Bill, a. a. O., S. 73 f., 135 ff.; dazu S. Zabih, The Communist Movement in Iran, Los Angeles 1966; derselbe, „Communism in Iran", in:

  41. Im November 1973 fand im Irak eine Zusammenkunft zwischen einer Tudeh-Delegation unter Leitung des Ersten ZK-Sekretärs Iraj Eskandari und einer Delegation der Irakischen KP unter Leitung des IKP-Generalsekretärs Aziz Muhammad statt; im Abschlußkommunique erklärte sich die IKP mit dem Kampf der Tudeh-Partei „gegen das despotische und antidemokratische Regime des Iran" solidarisch (Radio Teheran, 12. 11. 1973; Bulletin d'Information, Prag 1973, Nr. 23- 24, S. 100). - Viele ehemalige Tudeh-Mitglieder haben sich inzwischen vom „Establishment" integrieren lassen. In einigen Fällen wurden sie sogar auf Führungspositionen berufen oder in die Sicherheitspolizei (SAVAK) ausgenommen (vgl. J. A. Bill, a. a. O., S. 138).

  42. Der Vater des Schahs, Reza Schah Pahlavi, der 1921 durch einen Staatsstreich zur Macht gelangte und 1925 den letzten Kadscharen auf dem Pfauenthron ablöste, brach den Widerstand der Stammesfürsten in harten Auseinandersetzungen, in deren Verlauf vor allem zahlreiche Bachtiaren-Khane ums Leben kamen. Die Ehe seines Sohnes Mohammed Reza Schah Pahlavi mit Soraya Esfandiari Bachtiari (1952— 1958) scheiterte auch als Versuch einer Aussöhnung des Herrscherhauses mit den Bachtiaren.

  43. Vgl. W. Uhle, „Entwicklung und gegenwärtiges Parteiwesen im Iran", in: „Vierteljahresberichte", hrsg. vom Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn-Bad Godesberg, 1968, Nr. 31, S. 43 bis 67.

  44. Die Post, Teheran, 20. 5. 1974 (deutschsprachige Wochenzeitung).

  45. Ebenda, 6. 5. bzw. 20. 5. 1974.

  46. Inzwischen ist auch im Iran bekannt, daß Hitler im November 1940 bei Besprechungen mit Molotow versuchte, die Sowjetunion zu einer expansiven Politik in Richtung auf den Persischen Golf zu ermutigen. Die während des Krieges unter den irani-

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Wolfgang Berner, Dr. phil., geb. 1923, Leitender Regierungsdirektor, seit 1964 Leiter des Forschungsbereichs Allgemeine Politik (Aufgabenfelder: Außenpolitik der UdSSR, internationales sozialistisches Staatensystem, internationales kommunistisches Parteiensystem) im Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien in Köln. Veröffentlichungen u. a. China in der kommunistischen Weltbewegung, in: Das neue China und die Bundesrepublik Deutschland (im Druck), München-Wien 1975; Die sowjetische Afrika-Politik 1919— 1974, Bericht des BlOst in sechs Teilen, Köln 1974/1975; Die iranisch-sowjetische Zusammenarbeit im technisch-wirtschaftlichen Bereich, Bericht 42/1974 des BlOst, Köln; Sowjetunion 1973, hrsg. vom BlOst (Köln), München 1974 (Mitverfasser, verantwortlich für den außenpolitischen Teil); Die 3. internationale Kommunistenkonferenz, in: Die internationale Politik 1968— 1969, Jahrbücher des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (Bonn), München-Wien 1974; Die sowjetische Lateinamerika-Politik 1919— 1973, Bericht 35/1973 des BlOst, Köln; Italiens APO: Außer-und antiparlamentarische Gruppen der italienischen Linken und Ultralinken, Bericht 10/1973 des BlOst, Köln; Die Systemkrise in Italien, in: Außenpolitik, Stuttgart, 1970, Nr. 8; The Place of Cuba in Soviet Latin American Strategy, in: The Soviet Union and Latin America, New York-London 1970; Der Evangelist des Castroismus-Guevarismus: Regis Debray und seine Guerilla-Doktrin, Velbert-Kettwig 1969; II comunismo mondiale dal 1919 al 1969, in: Cultura e politica, Rom 1969, Nr. 10— 11; Der deutsch-italienische Krieg 1943— 1945, in: Im Schatten der Vergangenheit (Hrsg. E. K. Wagner und F. Cortigiano), Köln 1969; Kommunistische Parteien im arabischen Raum, in: Außenpolitik, Stuttgart 1969, Nr. 4.