Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Die Wirtschaftsauffassung der NSDAP | APuZ 9/1975 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 9/1975 Die Wirtschaftsauffassung der NSDAP Zum Verhältnis von Nationalsozialismus und Industrie

Die Wirtschaftsauffassung der NSDAP

Avraham Barkai

/ 34 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik kann nach Ansicht des Verfassers als bloße Improvisation oder gelungenes „Schacht-Experiment" nicht voll erfaßt werden. Die NSDAP hatte bei der Machtergreifung zwar keine eigenen detaillierten Programme zur Verfügung, besaß aber eine klar definierte und ideologisch bestimmte Wirtschaftsauffassung, die sich besonders ab 1930 herausbildete. Hauptelemente dieser Auffassung sind: „Primat der Politik", der die untergeordnet-dienende Stellung der Wirtschaft und deren staatliche Dirigierung bestimmte, „Recht auf Arbeit" als Postulat der Vollbeschäftigung und „Lebensraum", nicht nur als machtpolitisches Ziel, sondern auch als Zukunftsideal eines vornehmlich auf landwirtschaftlicher Selbstversorgung aufgebauten wirtschaftlichen Großraums. Diese Grundkonzepte machten die NSDAP für die in der Krisensituation entstandenen wirtschaftstheoretischen Ansichten unorthodoxer „Reformer" kreise und ihre Vorschläge für eine Krisenbekämpfung durch öffentliche Arbeiten und deren Finanzierung durch deficit-spending (Staatsverschuldung zur Konjunkturbelebung) empfänglich. Das Zusammentreffen dieser theoretischen Vorarbeiten mit der ideologisch bedingten Staats-und Wirtschaftsauffassung der NSDAP war bestimmend für die praktische Wirtschaftspolitik nach 1933, zumindest für deren erste Phasen.

Das nationalsozialistische Regime verdankte es weitgehend dem Erfolg seiner wirtschaftspolitischen Maßnahmen, daß es ihm gelang, sich in verhältnismäßig kurzer Zeit auf den Konsensus eines Großteils der Bevölkerung zu stützen. Massive Staatsintervention und ein bis dahin in Friedenszeiten präzendenzlo-ses „deficit-spending" (Staatsverschuldung) hoben die deutsche Wirtschaft in weniger als vier Jahren aus der Krise in den Stand der Vollbeschäftigung. Mit diesem ersten „deutschen Wirtschaftswunder“ beschäftigt sich seit Mitte der dreißiger Jahre eine umfangreiche wirtschaftswissenschaftliche Literatur, die sich bemüht, diese Wirtschaftspolitik deskriptiv und analytisch darzustellen. Hierbei konnte sich vor allem die Nachkriegsforschung auf ein beträchtliches, wenn auch durchaus nicht lückenloses Quellenmaterial stützen.

Bei aller Vielfalt ist jedoch die Entstehungsgeschichte der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik bisher nur unbefriedigend geklärt. Wie kam es, daß das nationalsozialistische Deutschland Wirtschafts-und vor allem finanzpolitische Wege beschritt, die gegenüber der damals vorherrschenden Wirtschaftstheorie und finanzpolitischen Praxis durchaus revolutionär waren? Diese Frage drängt sich um so mehr auf, als die bisherige Forschung weithin einmütig konstatiert, daß es keine „nationalsozialistische Wirtschaftstheorie“ gab und daß die NSDAP bei der Machtergreifung auf wirtschaftlichem Gebiet nichts Eigenes oder Neues aufzuweisen hatte. Die Tatsache, daß „Wirtschaftsexperten" und Ideologen wie Gottfried Feder und Otto Wagener nach 1933 bald in der Versenkung verschwanden, gilt allgemein auch als Beweis dafür, daß auf dem Gebiet der Wirtschaft ideologischen Normen und Zielsetzungen kein wesentlicher Einfluß zugemessen worden sei.

Von dieser Hypothese ausgehend, läßt sich tatsächlich die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik nur als ein Erfolg rein pragmatscher Improvisation, des „Schacht-Experi-ments oder als eine nur quantitativ bemer-kenswerte Fortsetzung bereits vorher beschrittener Wege erklären Hierbei bleiben jedoch sehr wesentliche Fragen offen. Zwar gab es bereits vor 1933 theoretische und auch praktische Ansätze einer aktiven Konjunktur-politik nicht nur in Deutschland. Die frühen Veröffentlichungen von J. M. Keynes waren in Deutschland bekannt und wurden diskutiert; auch die Arbeiten der deutschen „Reformer" (Friedländer-Prechtl, Dräger, Wage-mann, Lautenbach u. a.) waren in mancher Beziehung bemerkenswert; in der Praxis hatten die Regierungen Papen und Schleicher erste Schritte einer staatlichen „Vorfinanzierung" von öffentlichen Arbeiten vorbereitet (wobei sie auf beträchtlichen Widerstand aus Wissenschafts-und Unternehmerkreisen stießen). Trotzdem bleibt es ungeklärt, warum erst nach der nationalsozialistischen Machtergreifung diese Vorschläge in großem Maßstab in die Praxis umgesetzt werden konnten. Warum wurden aus der Fülle vorhandener „Rettungspläne" gerade diese herausgegriffen? Warum wurde es gerade Männern wie Schacht ermöglicht, Wirtschafts-und finanzpolitische „Experimente" durchzuführen, die noch kurz vorher von der Wissenschaft und Wirtschaftskreisen als gefährlich und verantwortungslos verurteilt worden waren?

Kritisch muß auch die weitverbreitete Ansicht betrachtet werden, nach der die wirtschaftspolitischen Erfolge des Dritten Reichs letzthin nur als ein sekundärer, wenn auch propagandistisch wirksamer „Nebeneffekt" der Aufrüstung zu verstehen sind Daß Aufrüstung und Kriegsvorbereitung von Anfang an die politischen und auch wirtschaftspolitischen Maßnahmen Hitlers motivierten, kann heute kaum noch ernstlich bestritten werden. Nach rein ökonomischen Kriterien kann jedoch die deutsche Wirtschaft bis 1936 weder quantitativ noch institutionell als „Kriegs-Wirtschaft im Frieden* bezeichnet werden Noch wesentlicher ist, daß das wirtschaftstheoretische Novum der nationalsozialistischen Arbeitsbeschaffung und ihr Erfolg nicht in dem spezifischen Einsatz der zusätzlichen Mittel, sondern in deren Finanzierung lagen. Diese war die eigentlich revolutionäre unter den wirtschaftspolitischen Maßnahmen seit 1933; sie wird durch die Aufrüstungsthese allein nicht erklärt.

Die vorliegende Arbeit versucht, die wirtschaftspolitischen Konzepte der NSDAP im Kontext ihrer generellen Ideologie zu untersuchen. Sie kommt zu dem Schluß, daß die Nationalsozialisten zwar keine eigene detaillierte Wirtschaftstheorie im Sinne eines analytischen Modells hatten, wohl aber eine deutlich definierte und ideologisch bestimmte Wirtschaftsauffassung besaßen. Von dieser ausgehend, wählten sie aus der Fülle der vorhandenen Theorien diejenigen aus, die ihren Anschauungen entsprachen, und damit zugleich diejenigen wirtschaftspolitischen Praktiker, die entweder ähnliche Konzepte vertraten oder schnell genug bereit waren, sich „gleichzuschalten".

Der Nationalsozialismus war nicht nur ein politischer Machtfaktor, er war auch eine ideologische „Bewegung". In seinem gesellschaftlichen Gesamtbild hatte er neben „Rasse", „Volk“ und Staat auch der Wirtschaft einen genau umrissenen Platz zugewiesen. Wenn die nationalsozialistische Machtergreifung und Herrschaft nur aus dem Zusammenwirken der historischen Situation mit ihren politischen Gegebenheiten und der ideologischen Strömungen voll erfaßt werden kann, so trifft dies auch in bezug auf die Wirtschaft zu. Auch hier gaben wirtschaftliche Realia und machtpolitische Zielsetzungen den Ausschlag. Aber ideologische Normen und Postulate haben dabei eine durchaus nicht unbedeutende Rolle gespielt und sollten in ihrem Einfluß nicht unterschätzt werden.

In der Ideologie des Nationalsozialismus trafen sich universelle oder all-europäische Strömungen mit geistesgeschichtlichen Entwicklungen deutscher Tradition Nach Ansicht des Verfassers konnte auch die Wirtschaftsauffassung der Nationalsozialisten an bestimmte, historisch bedingte Tendenzen im deutschen Wirtschaftsdenken des 19. und 20. Jahrhunderts anknüpfen. Es muß einer umfangreicheren späteren Arbeit überlassen bleiben, diesen historischen und dogmengeschichtlichen Trends im einzelnen nachzugehen 5a). In der vorliegenden Untersuchung soll nur kurz darauf hingewiesen werden, daß dieses bewußte oder unbewußte Anknüpfen an Wirtschaftskonzepte, die vor allem in Kreisen der deutschen Unternehmer und der wirtschaftlichen Ministerialbürokratie traditionell verwurzelt waren, mit dazu beitragen konnte, den neuen Ideen und Maßnahmen in überraschend kurzer Zeit die Unterstützung und willige Mitarbeit dieser Kreise zu sichern.

Die Wirtschaftsauffassung der NSDAP bis 1930

„Lebensraumimperialismus" und rassistischer Antisemitismus waren die zwei grundlegenden Konstanten in Hitlers Weltanschauung Aus ihnen bildete er sich sein Geschichtsbild eines sozialdarwinistischen Lebenskampfes der Rassen und Völker mit dem Recht des Stärkeren als einzig gültigem Existenzanspruch. Volk und Rasse sind der elementare Ausgangspunkt, „Außenpolitik und Wirtschaftspolitik (sind) nur Funktionen zur Selbstbehauptung und Erhaltung eines Volks-körpers und werden mithin bestimmt von Faktoren, die in inneren Werten dieses Volkskörpers ihre Wurzeln haben und ihre bestimmende Anweisung erhalten" Der Staat ist das Organ, daß diese „Funktionen des Volkskörpers" ausführt, wobei die Politik den unbedingten Vorrang hat. Dies hat Hitler in seiner erst spät entdeckten Denkschrift an Industriekreise ausdrücklich betont: Die Bewegung sieht in der Wirtschaft „nur eine notwendige Dienerin im Leben eines Volkskörpers und Volkstums. Sie empfindet eine unab-hängige nationale Wirtschaft als eine Notwendigkeit, jedoch sie sieht in ihr nicht das Primäre, nicht die Bildnerin eines starken Staates, sondern umgekehrt: der starke nationalistische Staat allein kann einer solchen Wirtschaft Schutz und die Freiheit des Bestehens und der Entwicklung geben."

Hitlers „Lebensraum“ war nicht allein eine außenpolitische Zielsetzung. Gleichzeitig war hier das Idealbild einer kommenden deutschen Wirtschaft vorgezeichnet, in der sich das deutsche Volk „von eigener Scholle ernährt“ und die durch ihre autarke Unabhängigkeit vom Weltmarkt von der „ebenso schrankenlosen wie schädlichen -Industrialisie rung“ geheilt und krisenfest werden sollte. „Deutschland wendet sich von allen weltindu-striellen und welthandelspolitischen Versuchen ab und konzentriert statt dessen alle seine Kräfte, um seinem Volk durch die Zuweisung eines genügenden Lebensraums für die nächsten hundert Jahre auch einen Lebens-

wegvorzuzeichnen."

Die Auffassung von der dienenden Stellung der Wirtschaft im Staat unter dem „Primat der Politik" umschreibt — neben der im Lebensraumkonzept implizierten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zukunftsvision — ziemlich alles, was Hitler zu dieser Zeit zu Wirtschaftsfragen zu sagen hatte. Es kehrt in nur wenigen, auf den jeweiligen Zuhörerkreis zugeschnittenen Variationen in allen überlieferten Äußerungen Hitlers konsequent wieder. Der untergeordneten Stellung der Wirtschaft in seinen Staats-und Gesellschaftsvorstellungen entsprach durchaus seine bekannte und zugegebene Indifferenz und Ignoranz auf diesem Gebiet. Auch die begeisterte Anerkennung, die Hitler im „Mein Kampf" den Theorien Gottfried Feders zollte, galt nicht deren wissenschaftlichem. Erkenntniswert, sondern vornehmlich ihrer politischen Zweckmäßigkeit: „Nachdem ich den ersten Vortrag Feders angehört hatte, zuckte mir auch sofort der Gedanke durch den Kopf, nun den Weg zu einer der wesentlichsten Voraussetzungen zur Gründung einer neuen Partei gefunden zu haben.“

In der Tat war Feders Scheidung des „schaffenden“ produktiven Kapitals vom „raffenden“ Finanzkapital die fast geniale Formel, nach der sich die NSDAP „antikapitalistisch" geben konnte, ohne dabei diejenigen Wirtschaftskreise zu erschrecken, um deren finanzielle und politische Unterstützung sie warb: „Die Scheidung des Börsenkapitals von der nationalen Wirtschaft bot die Möglichkeit, der Verinternationalisierung der deutschen Wirtschaft entgegenzutreten, ohne zugleich mit dem Kampf gegen das Kapital überhaupt die Grundlage einer unabhängigen völkischen Selbsterhaltung zu bedrohen." Von hier an brauchte man nur noch das „raffende Kapital“ mit der „jüdisch-internationalen Hochfinanz" zu identifizieren, um die soziale Unruhe breiter Bevölkerungsschichten auf den Antisemitismus abzuleiten.

Feder hat die Wirtschaftsauffassung der NSDAP in den ersten Jahren durch seine Theorien, denen er als Herausgeber der „Nationalsozialistischen Bibliothek“ einen breiten Platz in der Parteiliteratur sicherte, maßgeblich beeinflußt. Es ist wahrscheinlich, daß er auch der eigentliche Verfasser des Parteiprogramms von 1920 war Von den „ 25 Punkten“ dieses Programms behandeln zehn wirtschaftliche Probleme aus der Sicht der damaligen Nachkriegszustände. So z. B. die Forderung der „Einziehung der Kriegsgewinne“ (Punkt 12), die Verpflichtung des Staates, „in erster Linie für die Erwerbs-und Lebensmöglichkeiten der Staatsbürger zu sorgen .. . und Nichtstaatsbürger auszuweisen" (Punkt 8), und die Forderung der Todesstrafe für „Wucherer und Schieber" (P. 18). Andere Punkte, wie die Forderung nach Verstaatlichung der Trusts (P. 13) und die Gewinnbeteiligung in Großbetrieben (P. 14) ebenso wie die „Unentgeltliche Enteignung von Boden für gemeinnützige Zwecke" (P. 17), waren Konzessionen an den „Zeitgeist" der Revolutionsjahre und wurden später, trotz der 1926 erklärten „Unabänderlichkeit" des Parteiprogramms, entsprechend „interpretiert". Ausgeprägt mittelständische Forderungen, wie die Kommunalisierung der Warenhäuser und Berücksichtigung aller kleinen Gewerbetreibenden bei öffentlichen Aufträgen (P. 16), entsprachen der sozialen Herkunft der Gründer und zu dieser Zeit auch des Großteils der Anhänger der NSDAP.

Die sichtliche Irrelevanz dieser wirtschaftlichen Programmpunkte für die nach der Machtergreifung durchgeführte Wirtschaftspolitik gilt oft als Beweis für die These, die der na-tionalsozialistischen Ideologie jeglichen Einfluß auf diese Politik abspricht. Dabei wird übersehen, daß es sich hier um ein politisches Programm handelt, daß nur von der aktuellen Situation aus zu verstehen ist und zu einer Zeit abgefaßt wurde, in der nur erste Ansätze der sich herausbildenden Wirtschaftsauffassung vorhanden waren. „Was wir als die Quintessenz der Naziwirtschaft ansehen, die Durchstaatlichung der Wirtschaft, kündigte sich in diesem Programm gar nicht an. Aber sein Geist blieb lebendig und bildete ein entscheidendes Element in der Gestaltung der deutschen Zukunft." Diese Einschätzung Gustav Stolpers trifft vor allem auf Punkt 3 des Parteiprogramms zu, in dem die Forderung nach „Land und Boden (Kolonien) zur Ernährung unseres Volkes und Ansiedlung unseres Bevölkerungsüberschusses" erhoben wurde. Auch hier ist bezeichnend, daß 1920 — also vor der Abfassung von „Mein Kampf" — von „Kolonien“ und nicht von „Ostraumpolitik" die Rede ist. Ebenso ist die in Punkt 7 angekündigte Ausweisung aller Nichtstaatsbürger — nachdem Punkt 4 des Programms ausdrücklich den Juden das Staatsbürgerrecht abgesprochen hatte — später zu grausamer Wirklichkeit geworden.

Die in Punkt 11 geforderte „Brechung der Zinsknechtschaft" war der eigentliche Kern der Federschen Theorien; ihre Skurrilität gilt als weiterer Beweis der völligen Beziehungslosigkeit nationalsozialistischer „Wirtschaftsideen" zu den späteren Entwicklungen. Tatsächlich wurde dieses — wahrscheinlich von Silvio Gesell übernommene — Schlagwort bis lange nach der Machtergreifung beibehalten, aber inhaltlich auch von Feder selbst im Laufe der Zeit erheblich abgeändert. Von der ursprünglichen Forderung der Abschaffung aller Zinszahlungen ging man bald zur Zinssenkung und „gerechtem Zins" über und verschob das Schwergewicht immer mehr auf die „Währungsund Finanzhoheit des Staates". Anfang der dreißiger Jahre wies Feder zwar noch auf die „Brechung der Zinsknechtschaft" und der „Despotie des Leihkapitals" als „die größte und bedeutungsvollste wirtschaftspolitische Aufgabe, die der nationalsozialistische Staat zu lösen hat“, hin, aber diese Aufgabe, die inhaltlich überhaupt nicht mehr definiert wird, da sie ja aus der offiziellen Parteiliteratur genügsam bekannt sei, erscheint nur noch als sehr entfernte Zukunftsvision. „In der Übergangszeit wird der nationalsozialistische Staat in maßvoller Weise von seinem Geldschöpfungsrecht Gebrauch machen für die Finanzierung großer öffentlicher Aufgaben und des Wohnungsbaues, im Sinne meiner bekannten Vorschläge (Bau-und Wirtschaftsbank usw.).

Die hier erwähnten Vorschläge Feders sind für die späteren Entwicklungen durchaus nicht belanglos. 1924 hatte er durch Anträge im Mecklenburgischen und Thüringischen Landtag und im Reichstag vorgeschlagen, durch Wechselausgabe einer eigens zu schaffenden „Bau-und Wirtschaftsbank" brachliegende Produktionsfaktoren zur Behebung der Wohnungsnot zu aktivieren Auch anderweitig regte er an, staatliche Investitionen durch Ausgabe „staatlicher Gutscheine... aus eigener Machtvollkommenheit" zu finanzieren und sah keinen Grund, „warum der Staat nicht das Geld machen soll..., hinter dem ... in letzter Linie ausschließlich die Arbeitskraft des ganzen Volkes als Deckung steht" Wenn die finanztechnischen Durchführungsvorschläge Feders den Stempel des autodidaktischen Dilettanten tragen, so war die Grundidee aus der Sicht heutiger ökonomischer Erkenntnisse durchaus nicht „verschroben". Gustav Stolpers ziemlich vereinzelt dastehende Feststellung, nach der Feder nach der Machtergreifung zwar verschwand, jedoch „Schacht kaum etwas anderes (tat), als Feders Ideen den orthodoxendes bestehenden Geldsystems anzupassen" erscheint durchaus berechtigt, wenn sie auch nicht im Sinne einer direkten „AnleiheSchachts bei Feder verstanden werden sollte.

Im übrigen scheint sich der Einfluß Feders schon einige Jahre nach der Parteigründung stark verringert zu haben, er wurde, nicht zuletzt dank seiner Erwähnung im zur Partei-bibel gewordenen Buch „Mein Kampf", sowohl von den Zeitgenossen als auch von der späteren Geschichtsforschung überschätzt. Nadi Aussagen Wilhelm Kepplers hatte Feder viele seiner wirtschaftlichen Vorschläge 1930 bereits aufgegeben, da er mit diesen auch in der Partei wenig Anklang fand, und war nur noch als Parteiredner tätig Das gleiche bestätigt auch ein Brief Feders an Hitler vom Juli 1930, in dem er sich beschwert, „daß einzelne Gauleiter nun glauben, mir in der unverschämtesten Weise entgegenzutreten (sic)", und Hitler anfleht, ihm einen Gauleiterposten zu geben In den späteren überlieferten Äußerungen Hitlers und der anderen Parteiführer findet sich kein Hinweis auf die spezifischen Zinstheorien Feders, obwohl diese in der von Feder selbst herausgegebenen oder verfaßten Parteiliteratur immer noch auftauchten. Man darf daher annehmen, daß die . Wirtschaftsrezepte" Feders nur am Rande der sich herausbildenden Wirtschaftsauffassung mehr geduldet als vertreten wurden. Da aber an deren Stelle bis gegen Ende 1930 außer politischer Polemik in der Reparationsfrage keine anderen, konkret definierten wirtschaftlichen Gedanken zu finden sind, ergibt sich der Schluß, daß die NSDAP bis zu dieser Zeit nur ein sehr allgemein gehaltenes Wirtschaftskonzept hatte.

Dieses Konzept war, zumindest nach der Strasser-Kontroverse, die auf der Bamberger Tagung von 1926 mit der endgültigen Etablierung der Führerschaft Hitlers endete, keinesfalls ein antikapitalistisches. Um dies deutlich hervorzuheben, wurde im April 1928 dem als unabänderlich erklärten Parteiprogramm eine Erklärung Hitlers angefügt, nach der „gegenüber den verlogenen Auslegungen von seifen unserer Gegner... die NSDAP auf dem Boden des Privateigentums steht"

Die nationalsozialistische Wirtschaftsauffassung, die somit auf dem Boden kapitalistischer Besitzverhältnisse stand, war jedoch gleichzeitig sehr entschieden und aggressiv antiliberalistisch. Für „Laissez-faire“ und freien Marktmechanismus war hier kein Platz.

Es kommt einzig und allein darauf an", so Hitler in einem Gespräch mit dem Redakteur der Leipziger Neuesten Nachrichten 1931, »daß der Grundgedanke im Wirtschäftspro-

gramm meiner Partei klar herausgestellt wird, und das ist der Autoritätsgedanke. Ich will die Autorität, ich will die Persönlichkeit, ich will, daß jeder den Besitz, den er sich erobert hat, behalten soll, nach dem Grundsatz: Gemeinnutz geht vor Eigennutz. Nur soll der

Staat die Kontrolle behalten, und jeder Besitzende soll sich als vom Staat Beauftragter fühlen. Er hat die Pflicht, seinen Besitz nicht zum Mißbrauch gegen die Interessen seiner Volksgenossen zu verwenden. Das ist das Entscheidende. Das Dritte Reich wird sich immer das Kontrollrecht über die Besitzenden Vorbehalten ..."

Antiliberalismus, Unterordnung der Wirtschaft unter den „Primat" der gesellschaftlichen und politischen Zielsetzungen des Staates und seiner Kontrolle — dies sind die grundlegendsten Elemente der nationalsozialistischen Wirtschaftsauffassung. Daß diese Auffassung nicht originell war und der „zeitgenössischen Vielfalt konservativer Staats-ideologien" entsprach, daß sich auch „später in ihrer nationalsozialistischen Fortbildung die fremden Anleihen erkennen ließen" bestätigt nur die Konvergenz nationalsozialistischer mit jung-konservativen Wirtschafts-auffassungen und ist besonders in den letzten Jahren vor der Machtergreifung unverkennbar. Sie entsprang sowohl der wirtschaftlichen und politischen Situation der Endphase der Weimarer Republik als auch dem gemeinsamen geistesgeschichtlichen Nährboden der „Revolution von Rechts" und äußerte sich nach der Machtergreifung auch in der Bereitwilligkeit eines Teils der jung-konservativen Publizisten, in den Dienst der neuen Herren zu treten

Es ist für die hier vertretenen Thesen gleichgültig, ob diese Anschauungen „ausgeliehen" oder „angeeignet" waren oder ob sie gleichzeitige Eigenprodukte verwandter Geister waren. Allein wesentlich ist, daß — bei aller Verschiedenheit — sämtliche wirtschaftspolitischen Vorarbeiten innerhalb der NSDAP wie auch ihre praktischen Maßnahmen nach der Machtergreifung auf diesem ideologisch bestimmten Grundgerüst aufbauten. *

Die Vorarbeiten der Wirtschaftspolitischen Abteilung 1931— 1933

Nach dem Wahlerfolg vom Herbst 1930 (der Stimmenanteil nahm von 2,6% auf 18,3% zu)

ging Hitler daran, die NSDAP praktisch auf die Regierungsübernahme vorzubereiten. Zu diesem Zweck wurde bei der Münchener Reichsleitung eigens die Organisationsabteilung II unter Konstantin Hierl gebildet. Innerhalb dieser erhielt die Wirtschaftspolitische Abteilung (WPA) 25a), zu deren Leiter Dr. Otto Wagener ernannt wurde, im Januar 1931 den Auftrag, die wirtschaftspolitischen Ziele der Partei neu zu definieren und praktische Pläne für deren Verwirklichung auszuarbeiten 25b).

Dr. h. c. Otto Wilhelm Wagener (geb. 1888)

war ein ehemaliger Generalstabsoffizier und Baltikumskämpfer, Mitbesitzer einer Nähmaschinenfabrik, der in den Jahren 1923/24 wirtschaftliche Vorlesungen an der Handelshochschule in Karlsruhe und an der Universität* in Würzburg gehalten hatte. Zur NSDAP kam er erst Ende 1929 durch die Verbindung mit seinem ehemaligen Kriegskameraden v. Pfeffer, dem damaligen Obersten SA-Führer, der ihn zu seinem Stabschef machte. Im Januar 1931 wurde ihm auf Betreiben Gregor Strassers, des damaligen Reichsorganisationsleiters, von Hitler aufgetragen, die WPA zu gründen und zu leiten. Damit war Wagener einer der „neuen Männer", zu denen auch Walter Darre und

Wilhelm Keppler gehörten, die um die gleiche Zeit von Hitler herangezogen wurden, um wirtschaftliche Fragen zu behandeln. Aus Wageners Bericht und anderen Quellen

ergibt sich, daß Hitler damals bereits Feders Sachkenntnis für die praktische Ausarbeit wirtschaftspolitischer Pläne unzureichend fand. Hinzu kam seine bekannte, bewußt durchgeführte Taktik, durch Kompetenzwirrwar und Überschneidungen seine eigene Stellung als letzte Entscheidungsinstanz zu festigen. So bestanden also in den Jahren 1931/33 außer der WPA noch mindestens drei „oberste" Parteistellen, die für wirtschaftliche Stellungnahmen und Propaganda der NSDAP zuständig waren. Feder blieb Vorsitzender des „Wirtschaftsrates der Reichsleitung", der allem Anschein und nur selten zu Besprechungen zusammentrat. Diesem gehörten außer Feder noch Werner Daitz, Dietrich Klagges, Fritz Reinhardt, Walter Funk u. a. an. Gleichzeitig war Feder auch Referent in der WPA für Technik und für freie Berufe. Die „Agrarpolitische Abteilung" unter Walter Darre war von Anfang an nicht Wagener, sondern Hierl und ab Dezember 1932 als HauptabteilungV direkt Hitler unterstellt

Wilhelm Keppler wurde nach eigenen Angaben und anderen Quellen Ende 1931 von Hitler vorgeschlagen, der WPA beizutreten. Als er dies ablehnte, wurde er im Frühjahr darauf als persönlicher Wirtschaftsberater Hitlers nach München berufen und bildete somit eine weitere unabhängige Instanz für Wirtschaftsfragen. Seine Aufgabe war hauptsächlich, die Beziehungen zu Industrie-und Wirtschaftskreisen zu pflegen, und gipfelte Anfang 1932 in der Bildung des „KepplerKreises". Kepplers Beziehungen zu Himmler begannen schon früh: Bereits 1930 teilte Himmler Darre vertraulich mit, daß Keppler „der kommende Außenpolitiker und Wirtschaftsführer Hitlers sei"; er kommentierte später dessen Berufung nach München, daß Hitler nun den „Quatsch mit den Wirtschaftspolitikern der Partei satt habe. Diese könnten nun quasseln, soviel sie wollten, tatsächlich wolle Hitler aber mit Keppler arbeiten" Die WPA war während dieser zwei Jahre die aktivste Stelle. Ihre Bedeutung liegt weniger im Wert ihres „Produkts" als in der Tatsache, daß dort in fast täglichem Kontakt mit Hitler und Gregor Strasser wirtschaftliche Probleme diskutiert wurden. Man versuchte, so etwas wie praktikable „blueprints" für die Zeit vorzubereiten, in der die NSDAP nicht nur Propaganda treiben, sondern regieren sollte. Hierfür stand der WPA ein ständiger Mitarbeiterstab von zehn Referenten zur Verfügung, der darum interessant ist, weil sich hier auch Namen finden, die später eine Rolle spielten, und weil auch akademisch vorgebildete Wirtschaftler, wie Wagener selbst, Adrian v. Renteln oder Ottokar Lorenz dazugehörten. Wagener wollte sich seine Leute „aus der Wirtschaft selbst“ holen; er machte die Parteizugehörigkeit nicht zur Bedingung. Referent für Industrie war Dr. v. Lucke, der beim Flick-Konzern tätig war. Für den Handel zuständig war Cordemann, ein ehemaliger Offizier, der mit einer Enkelin Werner v. Siemens’ verheiratet war und in Auslandsfilialen der Siemens-Schuckert A. G. gearbeitet hatte, ehe er ab 1931 voll in der WPA beschäftigt wurde.

Neben den ständigen Referaten bildete Wagener verschiedene „Kreise für Prüfung und Studium" der diversen Gebiete; nach seinen Angaben gelang es ihm auch, namhafte Wirtschaftler und Akademiker heranzuziehen. Prof. Jens Jessen von der Kieler Universität beteiligte sich an der Arbeit des „Studienkreises für sozialwirtschaftliche Probleme" und am „Kreis für Weltwirtschaft", dem auch Direktor v. Stauss (Deutsche Bank) und Dr. Fischer (I. G. Farben) angehörten Im Laufe der Zeit erweiterte sich der Mitarbeiterkreis der WPA: 1932 wurde eine „Wirtschaftswissenschaftliche Abteilung" unter Dietrich Kiagges und eine „Abteilung für Schiffahrt" unter Werner Daitz gegründet, der gleichzeitig zum Bevollmächtigten der WPA für Norddeutschland ernannt wurde

Organisatorisch verfügte die WPA über ein Netz von elf „Beauftragten" für die einzelnen Wirtschaftsgebiete. Sie übermittelte partei-amtliche „Anordnungen" in Wirtschaftsfragen an 44 „Gauwirtschaftsreferenten" und alle Gauleiter im Reich. Wagener hatte sich außerdem schon 1930 einen „Wirtschaftspolitischen Pressedienst" geschaffen, der auf ausdrückliche Anweisung Hitlers als einzige parteioffizielle Quelle für wirtschaftliche Veröffentlichungen und Stellungnahmen zweimal wöchentlich an die gesamte Parteipresse und die Gauleiter versandt wurde. Der Redakteur des Pressedienstes war der etwas in Vergessenheit geratene ehemalige Besitzer und Chefredakteur des „Völkischen Beobachters", Bernhard Köhler, gleichzeitig Referent für „Arbeitsbeschaffung und -Vermittlung“ in der WPA und späterer Nachfolger Wageners als Leiter derselben. Im September 1930 erwarb Wagener im Auftrag der Partei auch die „Essener National Zeitung", die er unter der Chefredaktion des späteren Reichspressechefs Dr. Dietrich zur „führenden nationalsozialisti-

scuen Wirtschaftszeitung" machen wollte

Aufgabe dieses nach Umfang und Organisation durchaus beachtenswerten Apparats sollte in erster Linie die Ausarbeitung wirtschaftspolitischer Pläne für»die Zukunft, aber auch praktische und propagandistische Gegenwartsarbeit sein. Hierzu gehörte neben der erwähnten Formulierung wirtschaftspolitischer Stellungnahmen die Fühlungnahme mit Wirtschaftskreisen, die sich für die nationalsozialistischen Vorschläge und Auffassungen empfänglich zeigten. Dies gehörte vornehmlich zu den Aufgaben Adrian v. Rentelns, der ab Sommer 1932 stellvertretender Leiter der WPA war

Von der systematischen Tätigkeit der WPA auf diesem Gebiet zeugt ein Rundschreiben Otto Wageners vom September 1931: „Die Zeit ist gekommen, daß man dem Gefüge der industriellen Verbände zu Leibe rücken kann... Man beginnt dort über die Ziele der nationalsozialistischen Bewegung und insbesondere über unsere Wirtschaftspolitik zu sprechen und zu debattieren." Bisher habe zwar immer noch das „Lager, das die libera-listische und kapitalistische Wirtschaftsordnung für die richtige hält", den Haupteinfluß, da aus ihm die meisten Führer und Syndici hervorgegangen seien. Gerade darum müßte man versuchen, bei Neuwahlen diese „durch Leute unserer Gesinnung zu ersetzen". Als Mittel dafür nennt Wagener vor allem „Aufklärung" durch Vorträge etc., aber auch Untergrabung der Stellung „der einzelnen augenblicklichen Führerpersönlichkeiten ... dadurch, daß man gewisse Vorgänge der Vergangenheit und Gegenwart aufdeckt..., nicht nur in bezug auf ihre Tätigkeit, sondern auch in bezug auf die Geldverwaltung". Dies allerdings mit Vorsicht; so müsse es vermieden werden, „Persönlichkeiten als Juden zu bezeichnen, wenn nicht erwiesen ist, daß es Ju-den sind oder jüdisches Blut haben“. Sich als falsch erweisende Angriffe würden eher das Gegenteil bewirken und „ein Kopfschütteln hervorbringen“

Als Informationsquelle über die Arbeiten der WPA sind wir hauptsächlich auf die Aufzeichnungen Wageners angewiesen. Das wenige vorhandene Dokumentenmaterial bestätigt jedenfalls, daß eine lange Reihe ausführlicher Besprechungen, oft mit Hitlers aktiver Beteiligung, stattgefunden hat, in denen sowohl grundsätzliche als auch praktische und aktuelle wirtschaftliche Probleme behandelt wurden. Das wirtschaftstheoretische Niveau ist wie Wageners eigene Arbeiten von einer Banalität und Ignoranz, die die Geduld des Lesers einer harten Probe unterwirft. Jedoch ist vieles für den Stellenwert der Vorarbeiten der WPA in den späteren Entwicklungen durchaus von Bedeutung.

Ein Protokoll „Ergebnis der Besprechungen" vom 26. November und 1. Dezember 1931 zeugt von einer systematischen Durcharbeitung der wirtschaftlichen Punkte des Parteiprogramms, wie sie später auch Wagener in seinem 1932 erschienenen „Wirtschaftsprogramm“ vorgenommen hat Es ist ein Versuch, die wirtschaftspolitischen Forderungen der NSDAP trotz der „Unabänderlichkeit“ des Programms zeitgemäß zu „interpretieren". So wurde z. B. zu Punkt 14 (Gewinnbeteiligung in Großbetrieben) „der Gedanke, daß die Gewinne der einzelnen Werke auf die Arbeiter selbst verteilt würden, verworfen" und beschlossen, „daß niedrige Preise und gerechte Löhne ... die beste und allgemeinste Durchführungsform einer Gewinnbeteiligung" sei. In der Frage der Sozialversicherung wurde den Vorschlägen Wageners entgegengetreten, deshalb war bezeichnenderweise „die Entscheidung des Führers einzuholen". Diese dem Protokoll hinzugefügte Entscheidung erklärte, daß „das Prinzip der Sozialversicherung in der bisherigen Form richtig" und die von Wagener vorgeschlagene „Sozialsparkasse“, die die Lasten der Sozialversicherung den Arbeitnehmern allein auferlegt, abzulehnen sei. Zur „Regelung der Lohn-, Gehalts-und Arbeitsfragen" sei ein „Gesetz der Arbeit“ vorgesehen, das zwar alle „einzelnen Festsetzungen den Orts-oder Bezirksgruppen der Fachverbände überläßt", aber in Streitfällen die Entscheidung eines „Schlichters“ vorsieht. Dieser „entscheidet ohne Abstimmung als Einzelrichter".

In diesem Protokoll, einem der wenigen dokumentarischen Beweise für die wirtschaftspolitischen Vorarbeiten der NSDAP vor der Machtergreifung, zeichnen sich einige der später durchgeführten Maßnahmen bereits ab. So z. B. das „Gesetz zur nationalen Arbeit", die Lohn-und Preiskontrolle und die Institution des Treuhänders der Arbeit. Andere Besprechungen, die von Wagener in seinen Aufzeichnungen in ermüdender Ausführlichkeit beschrieben werden, behandelten fast alle wirtschaftlichen Gebiete. Er selbst eröffnete eine Diskussion mit Hitler, Strasser und dem Münchener Gauleiter Wagner über sein eigenes Konzept der kommenden „Sozialwirt-

schäft", das — so Wagener — Hitlers begeisterte Anerkennung gefunden habe. Dies erscheint allerdings fragwürdig, da Wageners detaillierte Vorschläge für die spätere Entwicklung zumeist wenig relevant waren. Der Grundgedanke war eine Beteiligung der Arbeiter an den Betrieben durch allmähliche Überweisung der Besitzertitel an den Staat und die Belegschaft durch ein „Kapitalwanderungsgesetz". Binnen 10 bis 20 Jahren sollten nur tatsächlich im Betrieb arbeitende Personen im Besitz seines Aktienkapitals sein dürfen. Nichts davon wurde jedoch realisiert. überhaupt hat sich Wagener um die wirtschaftlichen Vorarbeiten der WPA nicht durch seine eigenen Erkenntnisse verdient gemacht, sondern dadurch, daß er ihnen den organisatorischen Rahmen schuf. Nach außen hin und in seinen eigenen Augen galt er jedoch zu dieser Zeit neben Feder als der führende Wirtschaftsexperte der NSDAP. Dieser Sachverhalt hat, ganz ähnlich wie im Falle Feders, dazu beigetragen, in der Rückschau die skurrilen Ideen dieser Männer mit den Wirtschaftsauffassungen der NSDAP schlechthin zu identifizieren. Soweit heute aus dem überlieferten Dokumentenmaterial ersichtlich ist, hat der beträchtliche Aufwänd der WPA auf dem Gebiet der Vorplanung kaum Früchte gezeitigt. Aber sie hat durch ihr Organisationsnetz die grundsätzliche und praktische Erörterung wirtschaftlicher Fragen in allen Parteischichten gefördert und nach außen Verbindungen angeknüpft, die sich später als durchaus wichtig erwiesen haben. Wagener und seine Mitarbeiter in der WPA wollten nicht nur Rezepte zur Lösung aktueller wirtschaftlicher Probleme liefern. Sie sahen es als ihre weit anspruchsvollere Aufgabe an, die Grundlagen für das neue nationalsozialistische „volkswirtschaftliche System , für eine neue Wirtschaftsordnung zu legen So erhielt z. B. Dietrich Klagges mit seiner Ernennung zum Leiter der „Wirtschaftswissen schaftlichen Abteilung“ den Auftrag, die „wissenschaftlichen Grundlagen der nationalsozialistischen Wirtschaftsauffassung zu erforschen und festzulegen", eine Wirtschaftstheorie „gegenüber der überkommenen libera-listisch-marxistischen Theorie" herauszuarbeiten, mit einer nationalsozialistischen Wirtschaftsphilosophie „die wissenschaftliche Grundlage für die organische Wirtschaftsauffassung des Nationalsozialismus und den ständischen Aufbau der Wirtschaft" und für „ein Wirtschaftsrecht, daß sich aus der philosophischen Grundlage und den Erkenntnissen der Wirtschaftslehre ergeben muß", zu schaffen. Um diese . bescheidene'Aufgabe zu erfüllen, sollten alle Parteistellen geeignete Mitarbeiter empfehlen und Beziehungen zu wirtschaftswissenschaftlichen Instituten angeknüpft werden

In den Veröffentlichungen der WPA tritt diese Zielsetzung allerdings nur verhüllt hervor. So etwa, wenn Wagener in seinem im März 1932 veröffentlichten „Wirtschaftsprogramm" erklärte, daß „heute auch die großen Führer in der Wirtschaft erkennen, daß das heutige Wirtschaftssystem falsch ist und . etwas Neues'kommen muß". Man könne allerdings „kein Dogma für die Wirtschaft aufstellen", sondern nur „die Fehler des alten Systems erkennen und eine neue Wirtschaftsanschauung auf Grund einer neuen Weltanschauung bilden" Diese Einschränkung erklärt Wagener in seinen Aufzeichnungen damit, daß sein „Wirtschaftsprogramm" nur „Stückwerk" sein konnte, da er alle Themen vermieden habe, „für die uns Hitler Stillschweigen auferlegt hatte". Tatsächlich war die Veröffentlichung der Wagenerschen Broschüre Thema einer Auseinandersetzung im Wirtschaftsrat, wo vor allem Feder sich der Veröffentlichung widersetzte. Bezeichnend für Feders Stellung war, daß die Broschüre trotzdem herausgegeben wurde, allerdings mit dem nachträglichen Aufdruck: „Nur für den Dienstgebrauch"

Das Stillschweigegebot Hitlers betraf nach Wageners Aufzeichnungen alle Besprechungen, die im Rahmen der WPA mit Hitlers Teilnahme 1931/32 stattfanden und das kommende Wirtschaftssystem festlegen sollten. Es wurde von Hitler damit begründet, daß die neue „SozialWirtschaft" erst 10 bis 15 Jahre nach der Machtergreifung verwirklicht werden könne, nachdem eine nationalsozialistische „junge Generation herangewachsen sei“. Inzwischen gelte es, „die Wirtschaft nicht zu erschrecken und die Fackel hinter verschlossenen Türen glimmen zu lassen“. Erst nachdem die politischen Ziele voll erreicht seien, könne an den Aufbau des neuen Wirtschaftssystems gegangen werden

Wohl das interessanteste Dokument dieser Periode ist ein im Berlin Document Center aufbewahrter Entwurf mit dem Titel: „Wirtschaftspolitische Grundanschauungen und Ziele der NSDAP" vom 5. 3. 1931 Das neun Seiten umfassende maschinenschriftliche Original erscheint unter dem Briefkopf der Organisationsabteilung II und ist von Konstantin Hierl unterzeichnet. Im Schlußsatz werden die Empfänger gebeten, „vorstehenden Entwurf einer beabsichtigten Kundgebung der Reichs-parteileitung mitzuprüfen" und formulierte Anregungen bis spätestens 17. März mitzuteilen. Obwohl diese Kundgebung unseres Wissens nie veröffentlicht wurde, ergibt sich sehr bestimmt der Eindruck, daß der „Entwurf" eine Zusammenfassung der durch die WPA angeregten Diskussion in Parteikreisen ist

Aus diesem Entwurf ist ersichtlich, daß der Wagenersche Begriff der „Sozialwirtschaft" sich nicht durchgesetzt hatte. An seiner Stelle erscheint, wie in anderen internen „working papers" und Veröffentlichungen, der Terminus „Volkswirtschaft" in einer deutlich vom sprachüblichen Gebrauch abweichenden Bedeutung: „Für uns Nationalsozialisten ist das Volk der höchste menschliche Organismus auf dieser Erde. Infolgedessen stellen wir auch die Volkswirtschaft als Äußerung des organischen Volkslebens in den Mittelpunkt aller unserer wirtschaftlichen Betrachtungen.

Wir weisen der Volkswirtschaft die Aufgabe zu, der Erhaltung und Höherentwicklung des Volkstums in biologischer und kultureller Beziehung zu dienen.' Im Anschluß wird die Volkswirtschaft dem „Weltwirtschaftsgedanken" entgegengesetzt, „ der die wirtschaftliche und im weiteren auch die politische Beherrschung aller Völker der Welt durch das Judentum zum Ziele hat", und andererseits den privaten Einzelwirtschaften übergeordnet: „Die Einzelwirtschaften müssen die organischen Zellen der Volkswirtschaft bilden, sie dürfen nicht zu Fremdkörpern innerhalb der Volkswirtschaft werden."

Der nationalsozialistischen Rangordnung entsprechend ist die Staatsgewalt der „Träger aller Macht des Volkes... und der oberste Wahrer aller Macht des Volkes". Hieraus ergebe sich sein Recht und seine Pflicht, in die Wirtschaft einzugreifen: „Der Staat, der die persönliche Freiheit des einzelnen zugunsten der Gesamtheit beschränken... kann, hat auch das oberste Verfügungsrecht über das Volksvermögen und das Recht, in das Wirtschaftsleben regelnd und ordnend einzugreifen, wenn es das Volkswohl erfordert. Die Volkswirtschaft ist also der Staatskunst untertan.'

Nach diesen allgemeinen Definitionen der „Volkswirtschaft" und deren Beziehung zum Staat werden die „Aufgaben einer völkischen Wirtschaftspolitik“ vorgezeichnet. Diese „muß die Unabhängigkeit der eigenen Volkswirtschaftvom Ausland und daher die wirtschaftliche Selbstversorgung in den lebenswichtigen Bedürfnissen durch die Arbeit des eigenen Volkes auf eigenem Grund und Boden erstreben. Die Grundlage jeder selbständigen Volkswirtschaft bildet daher die Landwirtschaft... Die wirtschaftliche Selbständigkeit bildet eine wesentliche Voraussetzung auch der politischen Unabhängigkeit. Sie ist nur dann gewährleistet, wenn der staatliche Lebensraum nach Ausdehnung und Beschaffenheit der Volkszahl entspricht. Diese volkswirtschaftlicheNotwendigkeit wird zur außenpolitischen Forderung.“

Die nationalsozialistische Auffassung der Beziehungen zwischen Staat und Wirtschaft ist hier deutlich umrissen: Die Wirtschaft ist dem Staat „untertan" und liefert ihm die wirtschaftlichen Mittel zur Verwirklichung seiner politischen Ziele, und der Staat hat die Aufgabe, durch Ausdehnung des „staatlichen Lebensraums" die materiellen Voraussetzungen für die kommende, im wesentlichen autarke „Volkswirtschaft" zu schaffen. Darüber hinaus soll er auch als „Zuchtmeister zu dieser neuen Wirtschaftsgesinnung... aus einem Haufen selbstsüchtiger, streitender Interessenten eine deutsche Wirtschaftsgemeinschaft formen". Der Lebensraumimperialismus wird damit zur „volkswirtschaftlichen Notwendigkeit", aber auch zur Vorbedingung einer späteren neuen Wirtschaftsordnung. Wenn diese damit auf eine ungewisse Zukunft verschoben wird, so stellt der Entwurf doch dem Staat die Aufgabe, das kommende System nicht nur erzieherisch, sondern auch institutionell vorzubereiten. Das Privateigentum und die private Unternehmerinitiative werden ausdrücklich bejaht: „Der Nationalsozialismus erkennt im persönlichenEigentum eine Voraussetzung für das Höherstreben des einzelnen und eine Grundlage der Kultur ... Die Möglichkeit freier Entfaltung der persönlichen Fähigkeiten und der Ansporn durch einen gesunden Wettbewerb kommen einer Steigerung der volkswirtschaftlichen Leistungen zugute". Die privaten Besitzertitel bleiben unangetastet, nicht jedoch das freie Verfügungs-und Wirtschaftsführungsrecht. Der Besitz gilt, ganz im Sinne früherer Lehren romantischer Wirtschaftsauffassung, als „usufructum" eines unveräußerlichen Volksvermögens: „Der nat. soz. Staat wird aber auch seine Staatsbürger so erziehen, daß sie im Eigentum einen als erbliches

Lehen zu treuen Händen überlassenen Teil des Volksvermögens erblicken." Folgerichtig ergibt sich daraus nicht nur, daß „der nat. soz. Staat in bezug auf die Art des Erwerbs und des Gebrauches des Eigentums gesetzliche Schranken setzen wird", sondern auch seine Aufgabe, eine „gerechte" Verteilung des Volkseinkommens zu gewährleisten: „Für die Verteilung des Ertrages der volkswirtschaftlichen Gemeinschaftsarbeit soll der Werf der Leistung für die Volkswirtschaft den Maßstab bilden, nach dem ein nat. soz.

Wirtschaftsrecht , Jedem das Seine' zubilligt."

Die spätere Investitionslenkung, die Preis-und Lohnkontrollen etc. sind hier nur angedeutet, doch zeigt die Formulierung deutliche Spuren früherer Veröffentlichungen und interner Schriften, in denen besonders Dietrich Klagges versuchte, den „gerechten Lohn', „gerechten Preis und Zins“ auf Grund des „Leistungsprinzips" als Richtlinien staatlicher Lenkung zu errechnen Bestimmter und für spätere Maßnahmen noch relevanter sind die Richtlinien für die Durchführung des Führerprinzips in den Betrieben und im Gesamtrahmen des „ständischen Aufbaus der Wirtschaft". Das „Führer-Gefolgschaft-Verhältnis" ist bereits vorgezeichnet: „Der Nationalsozialismus spricht auch den Wirtschaftsführem das Recht auf autoritative Leitung der Betriebe innerhalb der zum sozialenSchutze des Arbeitertums gesetzlich gezogenen Schranken zu." Auch die „Selbstverwaltung der Wirtschaft" und ihr „ständischer Aufbau" sind in einer Weise skizziert, die bereits von den Vorstellungen einer mittelständischen oder universalistischen Ständeideologie entschieden abweicht: „Der Nationalsozialismus ist bestrebt, die organische Entwicklung einer berufsständischen Wirtschaftsordnung zu finden .. will auch die oberste Führung der Volkswirtschaft durch den Staat nicht in zentralistischer und bürokratischerForm ausüben, sondern die Berufsständischen Organisationen in möglichst weitem Umfang zur selbsttätigen Mitarbeit heranziehen." Der ständischen Selbstverwaltung werden jedoch gleichzeitig Grenzen gesetzt: „Der nationalsozialistische Staat wird sich allerdings das Aufsichtsrecht und die Möglichkeit tatkräftigen Eingreifens den berufsständischen Organisationen gegenüber wahren. Nationalsozialistische Volkswirtschaftsführung... bedeutet die durch staatliche Überwachung und Leitung gewährleistete Herrschaft des völkischen Gemeinschaftsgedankens in der Volkswirtschaft ebenso wie auf allen übrigen Gebieten des Volkslebens.“ Der Entwurf lehnt es ab, ein „Programm" aller Einzelmaßnahmen aufzustellen: „Eine erfolgreiche Führung der deutschen Volkswirtschaft ist... nur möglich durch eine mit diktatorischer Vollmacht ausgestattete, rücksichtslos durchgreifende Staatsleitung, die auf dem festen Boden der nationalsozialistischen Grundanschauungen und im Hinblick auf die klaren Ziele der nat. soz. Bewegung die Wahl ihrer Aushilfen frei von Doktrinarismus der Entwicklung der Lage anpaßt."

Dieser unseres Wissens bisher unveröffentlichte Entwurf der Organisationsleitung II ist hier so ausführlich zitiert, weil er nicht nur spätere Entwicklungen vorskizziert, sondern auch eindeutig die Existenz einer Anfang 1931 schon klar konzipierten nationalsozialistischen Wirtschaftsauffassung bezeugt. Bezeichnend ist, daß in diesem Konzept Wageners „Kapitalwanderung" überhaupt nicht, die „Brechung der Zinsknechtschaft" nur im Zusammenhang mit der „Uneingeschränkten Finanzhoheit des Staates“ und der Forderung einer „scharfen staatlichen Überwachung des Kreditwesens und der Verstaatlichung der maßgebenden Kreditinstitute“ erwähnt wird.

Außerdem ist der Entwurf, ebenso wie andere und auch spätere Arbeiten der WPA, dadurch bemerkenswert, daß in ihm ein Programm der Arbeitsbeschaffung fehlt. Zu einer Zeit, in der es bereits über drei Millionen Arbeitslose gab, hatten die NSDAP und ihre Wirtschaftspolitische Abteilung zu diesem brennend aktuellen Problem tatsächlich nur wenig und für die späteren Maßnahmen Belangloses zu sagen. Ottokar Lorenz, Referent für Sozialpolitik bei der WPA, hatte in seiner 1932 veröffentlichten Broschüre „Die Beseitigung der Arbeitslosigkeit“ außer Arbeitsdienst und Importeinschränkungen als Heilmittel nur noch Ostsiedlung und Vorstadtansiedlung Erwerbsloser zu bieten, wobei für die Finanzierung dieser Projekte lediglich progressiv gestufte „Opfer“ der Bevölkerung vorgesehen waren. Das oben erwähnte Protokoll der Besprechungen der WPA Ende 1931 sah als Mittel der Arbeitsbeschaffung nur „planmäßige Einschränkung der Frauenarbeit... und Einführung der Arbeitsdienstpflicht... ; im übrigen wird die Arbeitslosigkeit behoben durch die Wiederbelebung der Wirtschaft, insbesondere der Landwirtschaft und des Handels, die wir durch unsere wirtschaftspolitischen Maßnahmen herbeiführen werden“ Otto Wagener zeigte sich in seinem Wirtschaftsprogramm vom Frühjahr 1932 noch optimistischer, wenn er in einer „Kaufkrafterhöhung" durch Preissenkungen die Möglichkeit sah, „in wenigen Monaten ... die Zahl der Arbeitslosen auf die Hälfte, auf ein Drittel zu verringern" Dies änderte sich jedoch plötzlich und überraschend mit der Reichstagsrede Gregor Strassers vom 10. Mai 1932 und der darauffolgenden Veröffentlichung des ihm zugeschriebenen „Sofortprogramms".

Das wirtschaftliche Sofortprogramm der NSDAP von 1932

Die Reichstagsrede Gregor Strassers vom 10. Mai 1932 erregte allgemeines Aufsehen durch die erste Proklamierung eines Arbeitsbeschaffungsprogramms durch öffentliche Aufträge Kurz danach wurden diese Vorschläge als „wirtschaftliches Sofortprogramm“ der NSDAP veröffentlicht Die Entstehungsgeschichte dieses Sofortprogramms ist bisher nicht völlig geklärt, doch ist wahrscheinlich, daß der als verantwortlich zeichnende Dr. Adrian v. Renteln die schriftliche Abfassung vorgenommen hat. Von Renteln, offiziell lediglich stellvertretender Leiter der WPA, galt auch als persönlicher Referent und „ghost-writer“ Gregor Strassers in Wirtschaftsfragen und hat in dieser Funktion Kontakte zu führenden Wirtschaftskreisen gepflegt 48a).

Die Bedeutung des „Sofortprogramms" liegt nicht in der Originalität oder Neuigkeit der dort vertretenen Ideen. Der Gedanke direkter Arbeitsbeschaffung durch staatliche Großarbeiten und deren Finanzierung durch staatliche Kreditausweitung wurde damals in den sogenannten Reformkreisen viel diskutiert und in Form praktischer Vorschläge auch der Regierung vorgelegt Der Leiter des Statistischen Reichsamts, Prof. Ernst Wagemann, und Wilhelm Lautenbach, Oberregierungsrat im Reichswirtschaftsministerium, hatten bereits gleiche Gedanken in die ministerielle und auch öffentliche Diskussion gebracht. Robert Friedländer-Prechtl hat in seinem schon 1931 erschienenen Buch eine großzügige, durch Kreditausweitung finanzierte öffentliche Arbeitsbeschaffung gefordert und bemerkenswerte Anregungen, nicht nur für den Arbeitsdienst, sondern auch für den Bau von Au-tobahnen gegeben Die grundsätzlichen wirtschaftstheoretischen Ansätze finden sich bei Friedländer-Prechtl schon in einer 1926 erschienenen Broschüre Der Lübecker Industrielle Heinrich Dräger hatte im Herbst 1931 zusammen mit Dalberg und Wilhelm Grotkopp in Berlin eine „Studiengesellschaft für Geld-und Kreditwirtschaft 1'gegründet, die durch Vortragsabende und persönliche Kontakte versuchte, dem Gedanken der „Arbeitsbeschaffung durch produktive Kredit-Schöpfung" zum Durchbruch zu verhelfen 51a). Auch der vom Gewerkschaftskongreß im April 1932 angenommene Plan der Arbeitsbeschaffung, nach seinen Verfassern Woytin-sky, Tarnow und Baade, „WTB-Plan" genannt, wies in die gleiche Richtung Trotzdem ist das Sofortprogramm auch heute noch beachtenswert, weil es sich von allen wirtschaftspolitischen Äußerungen der NSDAP am meisten mit den nach der Machtergreifung durchgeführten Maßnahmen in Beziehung setzen läßt. Dies trifft aber nicht nur auf seinen ersten Teil, das eigentliche Arbeitsbeschaffungsprogramm, sondern auch auf den zweiten und umfangreicheren Teil „Allgemeine Wirtschaftsmaßnahmen" zu. So fordern z. B. die Richtlinien für die Handelspolitik, den Bedarf des deutschen Volkes weitestgehend durch Eigenerzeugung zu decken, bei allem zusätzlich erforderlichen Rohstoffbezug aber befreundete europäische Staaten zu bevorzugen, insbesondere insoweit sie bereit sind, für die Abnahme ihrer Rohstoffe durch Deutschland industrielle Fertigwaren aus Deutschland zu beziehen" Dies ist nicht nur eine Wiederholung des Autarkiegedankens, sondern auch die Vorskizzierung dessen, was im September 1934 im „Neuen Plan" Schachts durchgeführt wurde. Ähnliches trifft auf die Forderungen einer lückenlosen staatlichen Devisenbewirtschaftung (S. 18) und eines „Kapitalfluchtgesetzes" (S. 20) zu.

Für die Bank-und Kreditpolitik stellt das Sofortprogramm „als Vorbereitungsmaßnahme zur Verstaatlichung des Bankwesens" ein «Aufsichts-und Eingriffsrecht des Staates und eine Berichterstattungspflicht der Banken an den Staat" in Aussicht, wie es im wesentlichen im Reichsgesetz über das Kreditwesen vom Dezember 1933 verwirklicht wurde. Weiter hat „die staatliche Preiskontrolle dafür zu sorgen, daß grobes Abweichen vom gerechten Preis hintangehalten wird“. Eine Reihe detaillierter Vorschläge hat ganz offensichtlich ihren Ursprung in der „Agrarpolitischen Abteilung" Darres und wurde vielfach später im „Reichsnährstand" und dessen Marktordnung verwirklicht. Auch die Forderung, industrielle Neuinvestitionen genehmigungspflichtig zu machen und möglichst zu unterbinden, fand ihren Niederschlag in den diesbezüglichen Verordnungen zum späteren Zwangskartellgesetz vom Juli 1933.

Auf keinen Fall kann jedoch das Sofortprogramm als ein scharfer Wendepunkt der wirtschaftspolitischen Ansichten der NSDAP angesehen werden. Es schöpfte, besonders m seinem zweiten Teil, beträchtlich aus den Vorarbeiten der WPA und der Agrarpoliti-

schen Abteilung Darres und überging dies auch im eigentlichen Arbeitsbeschaffungsprogramm nicht. Die Vorschläge Ottokar Lorenz'

für eine großangelegte Ansiedlung wurden in das Sofortprogramm aufgenommen und dessen Veröffentlichung, neben Strassers Reichstags-rede, als einziger Literaturhinweis angeführt.

Ein aufmerksamer Vergleich der früheren Arbeiten und besonders des Entwurfs der Organisationsabteilung II mit dem Sofortprogramm erweckt den Eindruck, daß die Nationalsozialisten offenbar nur außerhalb der eigenen Reihen diejenigen realisierbaren wirtschaftspoliti-

schen Pläne fanden, die in ihr Gesamtkonzept paßten. Staatsintervention und Staatsinitiative, staatliche Kontrolle und Direktiven entsprachen durchaus ihren antiliberalistischen Vorstellungen von den gegenseitigen Beziehungen zwischen Wirtschaft und Staat. Selbst die Idee einer staatlichen „Kreditschöpfung" lag nicht weit von ihren, bisher allerdings nur nebelhaften Vorstellungen von der „Wäh-rungs-und Finanzhoheit" des Staates. Wenn Gottfried Feder den Drägerschen Begriff „produktive Kreditschöpfung" mit seinem eigenen „Federgeld" gleichsetzte und darin den „geistigen Durchbruch . .. meiner seit 13 Jahren vertretenen produktiven Kreditschöpfungstheorie" sah, so war dies vom rein finanztechnischen Standpunkt aus überheblich, aber grundsätzlich durchaus nicht unberechtigt.

Die wirtschaftstheoretischen Grundlagen des späteren „deficit-spending“ ‘sind außerhalb der NSDAP entwickelt worden; bei dem allgemeinen Niveau ihrer Wirtschaftsexperten war dies auch nicht anders zu erwarten. Daneben bestand auch ein sehr einschneidender Unterschied: Die meisten Vertreter dieser neuen Gedanken und Vorschläge sahen diese als vorübergehende Notstandsmaßnahmen einer Krisensituation an, als Mittel einer „Initialzündung", nach deren Erfolg die Wirtschaft wieder sich selbst überlassen werden konnte. Den Nationalsozialisten war dagegen das „Primat der Politik" im Sinne eines ständigen Staatsdirigismus ein ideologisch bestimmtes Grundelement ihrer gesamten Staats-und Wirtschaftsauffassung. Neben dem „Lebensraum" beherrschte es, wenn auch anfangs nur in sehr allgemeinen Begriffen, alle wirtschaftspolitischen Verlautbarungen der Partei. Erst während der Beschäftigungskrise kam später Bernhard Köhlers „Recht auf Arbeit", das Postulat der Vollbeschäftigung, hinzu und blieb seitdem die dritte Konstante der nationalsozialistischen Wirtschaftsauffassung. Vielleicht war es nicht nur • der wirtschaftstheoretischen Unzulänglichkeit zuzuschreiben, daß die Wirtschaftsexperten der NSDAP so lange zum aktuellen Problem der Arbeitslosigkeit wenig zu sagen hatten. Sie sahen in ihr einen Auswuchs des bestehenden Wirtschaftssystems, das es durch ein neues zu ersetzen galt, „und wenn die Fehler des alten Systems beseitigt werden, wenn nationalsozialistisches Denken an ihre Stelle tritt, dann schwindet die Arbeitslosigkeit und die Dek-kung des vorhandenen Bedarfs setzt die Wirtschaft in Gang"

Schlußbemerkung

Die Existenz einer klar definierten, ideologisch bestimmten Wirtschaftsauffassung der NSDAP beweist an sich noch nicht, daß die Wirtschaftspolitik nach der Machtergreifung als programmgemäße Durchführung einer vorkonzipierten „nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik“ aufzufassen ist. Den Stellenwert der ideologischen im Grundeinstellung Gesamtkomplex realwirtschaftlicher Entwicklungen und machtpolitischer Zielsetzungen nach 1933 zu bestimmen, würde weit über den Rahmen der vorliegenden Arbeit gehen. Es auch fehlen dafür noch viele wirtschaftswissenschaftliche Detailstudien -verschie über die denen Gebiete. So gibt es bis heute noch keine Drit umfassende Arbeit über die Banken im -ten Reich, obwohl schon ein flüchtiger Blick auf das vorhanden'e statistische Material beweist, daß bis 1936/37 die Großbanken, bei allgemeinem einen Wirtschaftsaufschwung, Rückgang des Geschäftsvolumens und der Profite verzeichneten Oder um ein anderes Beispiel zu nennen: Wenn auch der Einfluß der Ideologie nicht mit dem Einfluß der Partei auf wirtschaftspolitische Entscheidungen gleichzusetzen ist, so wäre doch eine eingehende Untersuchung ihrer praktischen Einflußnahme auf diesem Sektor nicht nur im Reich, sondern auch auf Gauleiterebene sehr aufschlußreich.

Eine tiefgreifende Untersuchung der institutionellen Veränderungen in der deutschen Wirtschaftsordnung ab 1933, nicht nur des berufsständischen Aufbaus, sondern auch der Lohn-und Preiskontrolle sowie der Investiti-onsund Kapitalmarktordnung, müßte auch die Bedeutung der Aufrüstung in eine richtige Perspektive stellen. „Lebensraum“ und „Primat der Politik" konnten als ideologisches Etikett der Mobilmachung der Wirtschaft für den kommenden Krieg dienen, aber ihre grundsätzliche Bedeutung ist damit nicht erschöpft. Wenn die deutsche Wirtschaft in den ersten Jahren nach der Machtergreifung nach rein ökonomischen Kriterien noch keine Kriegswirtschaft war, so war sie gleichzeitig auch mehr als dies. Sie war der Versuch, eine neue „krisenfeste“ Wirtschaftsordnung zu schaffen, die dem deutschen Volk auf Kosten einer „Neuordnung Europas" das „Recht auf Arbeit“ sichern und die Diktatur auch auf dem Gebiet der Wirtschaft zum „tausendjährigen" Dauerzustand machen sollte.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Wilhelm Treue u. Günther Frede, Wirtschaft Ra APolitik 1933— 1945, Braunschweig 1953, S. 13. nene,e, Die nationalsozialistische Wirtschafts-19531 im Lichte der modernen Theorie, Zürich

  2. Gerhard Kroll, Von der Weltwirtschaftskrise zur Staatskonjunktur, Berlin 1958, S. 411 ff.; ähnlich auch: Dieter Petzina, Hauptprobleme der deutschen Wirtschaftspolitik 1932/33 in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte XV (1967), Heft 1, S. 19— 55; Wilhelm Grotkopp, Die Große Krise, Düsseldorf 1954.

  3. Vgl. u. a. F. Blaich, Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsverfassung im Dritten Reich, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 8/71; Wolfram Fischer, Deutsche Wirtschaftspolitik 1918— 1945, Opladen 1968,

  4. Wie z. B. R. Erbe, a. a. O., S. 163. S. dazu auch Berenice A. Carroll, Design for Total War, The Hague 1968, S. 189 f.; auch: Alan Milward, The German Economy at War, London 1965.

  5. S. dazu: Karl Dietrich Bracher, Die deutsche Diktatur, Köln-Berlin 1969. . , 5a) Eine ausführliche Studie, die die Beziehungen der nationalsozialistischen Wirtschaftsauffassung zu früheren Theorien der deutschen Volkswirtschaftslehre untersucht, wird z. Z. vom Verf. vorbereitet.

  6. S. dazu: Eberhard Jäckel, Hitlers Weltanschauung, Tübingen 1969.

  7. Entwurf eines offenen Briefs an Reichskanzler v. Papen, als Antwort auf dessen Rede vor dem Bayerischen Industriellenverband in Münchenal _ 10. 1932. (Kanzlei Adolf Hitler, National Archiv 5 U. S. A. (forthin NAUSA) Microcopy T-81, Roll " frame No. 11448).

  8. Henry A. Turner, Hitlers Secret Pamphlet for Industrialists, in: Journal of Modern History, vol. 40 (1968), S. 362.

  9. Adolf Hitler, Mein Kampf, München 1933, S. 255.

  10. Gerhard L. Weinberg (Hrsg.), Hitlers zweites in u Stuttgart 1961, S. 163.

  11. Hitler, a. a. O., S. 209 f.

  12. Ebenda, S. 212.

  13. In einem Gespräch vom Dezember 1932 zitiert Feder seinen Brief an Hitler, in dem seine Treue zu dem „von Ihnen sanktionierten und von mir formulierten Programm" beteuert. (NAUSA, T— 81. Roll 1, fr. no. 11322).

  14. Gustav Stolper, Deutsche Wirtschaft 1870— 1940, Stuttgart 1950, S. 144.

  15. Gottfried Feder, Das Manifest zur Brechung der Zinsknechtschaft des Geldes. München 1919 und ders., Der deutsche Staat auf nationaler und sozialer Grundlage, München 1923.

  16. Gottfried Feder, Kampf gegen die Hochfinanz, München 1934, S. 305.

  17. Ebenda, S. 155.

  18. Ebenda S. 90, 44.

  19. Stolper, a. a. aO., S. 149.

  20. Interrogation Wilhelm Keppler by U S. Stat Deptm., special Interrogation Mission, SeptW 1945, (Institut für Zeitgeschichte (forthin: IfZ), M 1300/2).

  21. NAUSA, T— 175, Roll 194, fr. no. 733734— 40.

  22. Das Programm der NSDAP, im Anhang zu: Otto Wagener, Das Wirtschaftsprogramm der NSDAP, München 1932.

  23. Edouard Calic, Ohne Maske, Hitler—Breiting Geheimgespräche 1981, Frankfurt 1968, S. 37 f.

  24. Gerhard Schulz, in: Bracher, Sauer, Schulz, Die nationalsozialistische Machtergreifung, Köln-Opladen 1960, S. 392.

  25. S. dazu: Hermann Lebovics, Social Conservatism and the Middle dass in Germany 1914— 1933, Princeton 1969; Klemens von Klemperer, Konservative Bewegungen zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, München 1962; Kurt Sontheimer, Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, München 1962. 25a) Die Abkürzung ist hier aus den Aufzeichnungen Wageners übernommen, obwohl sie in den offiziellen Dokumenten der Reichsleitung nicht erscheint. Bei der Reorganisation der Reichsleitung Mitte 1932 wurde die Wirtschaftspolitische Abteilung zur Hauptabteilung IV unter Wagener umbenannt. Diese wurde im September 1932 in die Hauptabteilung IV A (Staatswirtschaft) unter Feder und die Hauptabteilung IV B (Privatwirtschaft) unter Walter Funk aufgeteilt. Zu gleicher Zeit trat Otto Wagener auf Anordnung Hitlers von der Leitung der Wirtschaftspolitischen Abteilung zurück. (BDC, 0. 212, S. 184/85.) Die WPA ist nicht zu verwechseln mit dem Wirtschaftspolitischen Amt beim Verbindungsstab der NSDAP in Berlin, das dort bis August 1933 unter Wageners Leitung bestand.

  26. IfZ, Aufzeichnungen Otto Wagener, ED 60; Walter Darre, ED 110.

  27. Eine aufschlußreiche neuere Arbeit zur nationalsozialistischen Agrarpolitik ist: J. E. Farghua son, The NSDAP and Agriculture in Germany 19 — 1938, Ph. D. Dissert. University of Kent, Canterbury 1972.

  28. IfZ, MA 1300/2, a. a. O.; Darre ED 110, a. a. U

  29. Darre, ebenda.

  30. IfZ Wagener, a. a. O., S. 1016— 1034.

  31. Bundesarchiv Koblenz (forthin: BA), NS 22/11.

  32. IfZ, Wagner, a. a. O., Heft 4.

  33. Berlin Document Center (forthin: BDC), Akte REMA, und BA Nachlaß Silverberg, 232, S. 194 bis 98.

  34. BA, NS/22/10.

  35. BA, NS/22/11.

  36. Otto Wagener, Das Wirtschaftsprogramm der NSDAP, München 1932.

  37. WPA, Anordnung No. 12 v. 27. 5. 1932, BA, NS 22/11, 10. Klagges war schon vorher mit Arbeiten hervorgetreten, in denen er versuchte, eine „nationalsozialistische Volkswirtschaftslehre“ zu entwerfen. So in seiner zuerst 1927 veröffentlichten Schrift . Reichtum und soziale Gerechtigkeit" (2. Aufl. Leipzig, 1933), deren Ziel — laut Vorwort — die Schaffung einer „sozialen Wirtschaftsregelung im Rahmen der Volkswirtschaft unter Aufrechterhaltung der Eigentumsordnung" war.

  38. Wagener, Wirtschaftsprogramm, a. a. O., S. 4.

  39. IfZ, Wagener, a. a. O., S. 1902— 1912. Diesen Sachverhalt belegt auch das Protokoll der Sitzung W Wirtschaftsrats v. 27. 4. 1932, (BA, NS 22/11) und Wageners Eingabe an das Parteigericht von 1934, (BDC, OPG— 34).

  40. IfZ, Wagener, a. a. O., S. 652— 61 u. 1773 f.

  41. BDC, O. 212, Wirtschaftspolitische Abteilung, S. 175— 183. Alle Hervorhebungen im maschinen-schriftlichen Original.

  42. Dafür spricht eine Reihe von Denkschriften aus dem Besitz von Dr. Albert Krebs, die im Archiv der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg aufbewahrt sind (unter „Wirtschaftspolitik" 9116). Die Exposes Klagges'u. v. Rentelns wurden sichtlich von gleicher Hand an Dr. Krebs versandt. Seine eigene Denkschrift ist eine Auseinandersetzung mit Wagener und trägt Krebs'handschriftlichen Vermerk, daß diese abgelehnt und den anderen Referenten nicht vorgelegt wurde.

  43. S. Anm. 37. Hier wird mit Begriffen der Arbeitswerttheorie und unter unverkennbarem Einfluß der marxistischen Wert-und Mehrwertkonzepte versucht, „gerechten Preis, Lohn und Zins'zu errech-nen, die als Richtlinien staatlicher Preis-und LohnÜberwachung eine gerechte Verteilung des Volks-einkommens sichern sollen. Desgl. i. d. oben erwähnten Denkschrift.

  44. Ottokar Lorenz, Die Beseitigung der Arbeitslosigkeit, Berlin 1932.

  45. BA, NS 22/11, a. a. O„ S. 11.

  46. Wagener, Wirtschaftsprogramm, a. a. O., S. 92.

  47. Gregor Strasser, Arbeit und Brot, Reichstags-rede vom 10. Mai 1932, München 1932.

  48. Wirtschaftliches Sofortprogramm der NSDAP. Ausgearbeitet von der Hauptabteilung IV (Wirtschaft) der Reichsorganisationsleitung der NSDAP, München 1932.

  49. S. dazu: Grotkopp, a. a. O., S. 100 ff., Kroll, a. a. O., S. 411 ff.

  50. Robert Friedländer-Prechtl, Wirtschaftswende. Die Ursachen der Arbeitslosenkrise und deren Bekämpfung, Leipzig 1931..

  51. Ders. Chronische Arbeitskrise, ihre Ursache und ihre Bekämpfung, Berlin 1926.

  52. Im Anhang zu Grotkopp, a. a. O., S. 352 ff.

  53. Sofortprogramm, a. a. O„ S. 17.

  54. Feder, Arbeitsbeschaffung, NAUSA, T— 81, Roll 1, fr. 11510.

  55. Wagener, Wirtschaftsprogramm, a. a. O., S. 92.

  56. S. dazu: Günter Keiser, Strukturwandel der Bankbilanzen, in: Bank-Archiv, Jg. 1939, S. 236 ff.; auch: Timothy W. Mason, Zur politischen Relevanz historischer Theorien, in: Aus Politik und Zeit-geschichte, B 20/72.

Weitere Inhalte

Avraham Barkai, M. A., geb. 1921, wohnhaft im Kibutz Lehavoth-Haba-shan in Israel, Dozent für Wirtschaftsgeschichte am Tel-Chai College. Veröffentlichungen u. a.: Der Austromarxismus zur Nationalitätenfrage, in Baderekh (hebr.), No I, 1967; Hitlerismus oder Nationalsozialismus?, in: Yalkut Moreshet (hebr.), No. VIII, 1968; The Austrian Social Democrats and the Jews, in: Wiener Library Bulletin, London, No 1/2, 1970. Der Beitrag dieser Ausgabe basiert auf der Dissertation über wirtschaftstheoretische und ideologische Grundlagen der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik, die d. Verf. zur Zeit am Institut für deutsche Geschichte der Universiät Tel Aviv fertigstellt.