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Der militärisch-industrielle Komplex in den USA und in der Bundesrepublik Deutschland | APuZ 28/1971 | bpb.de

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APuZ 28/1971 Der militärisch-industrielle Komplex in den USA und in der Bundesrepublik Deutschland Militärhilfe als Problem deutscher Außenpolitik

Der militärisch-industrielle Komplex in den USA und in der Bundesrepublik Deutschland

Alfred Mechtersheimei

/ 71 Minuten zu lesen

Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die Frage nach der Existenz eines neuen Militarismus.

Werden infolge der ständig wachsenden Rüstungen in allen Teilen der Welt die politische Struktur und der politische Entscheidungsprozeß in den militärisch hochgerüsteten Staaten nicht zwangsläufig immer mehr von militärischen Kategorien bestimmt? Waffentechnische und strategische Entwicklungen erfordern heute bereits im Frieden die nahezu vollständige Präsenz der Streitkräfte. Die Mobilmachung im Sinne einer schlagartigen Umstellung vom Friedens-auf den Kriegszustand gibt es für den militärischen Apparat nicht mehr. Das heißt: kampfbereite Streitkräfte mit hohem Abschreckungswert müssen im Frieden in Staat und Gesellschaft integriert werden

Einsatzbereitschaft im Rahmen des Abschrek-kungssystems erfordert für die militärischen Apparate Personal und Material, deren Qualität über ihrem guantitativen Anteil am Gesamtpotential liegt. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs waren die Armeen zu 80 Prozent mit Gütern aus der Friedensproduktion ausgerüstet; bis heute hat sich dieser Anteil auf rund 10 Prozent verrringert Es müssen also hochwertige, nur militärisch verwendbare Güter in großer Zahl produziert werden, was

Einleitung

Abbildung 1

zu einer Durchdringung des gesamten ökonomischen, technischen und wissenschaftlichen Bereichs eines Landes führt und dadurch ein Interessengeflecht entstehen läßt, das unter anderem auf Beibehaltung oder sogar Ausweitung der Rüstung zielt.

Diese Interessen könnten sich zu einem unkontrollierten Machtkomplex formieren — mit der Tendenz, auch dann aufzurüsten, wenn dazu keine außenpolitische Notwendigkeit besteht. Ein derartiger militärischer, industrieller, wissenschaftlicher und politischer Komplex wäre sowohl innen-als auch außen-politisch wirksam. Je nach seinem Volumen müßte sich der Schwerpunkt der innenpolitischen staatlichen Aktivität mehr oder weniger auf militärisch relevante Aufgaben verlagern, und die Außenpolitik würde von der Militärpolitik verdrängt werden. Es wäre ein Militarismus entstanden, der sich von der traditionellen Erscheinungsform in mehrfacher Weise unterscheiden würde:

Helga Haftendorn Militärhilfe als Problem deutscher Außenpolitik ...................................... S. 37

Die politische Kontrolle über das Militär wird nicht zwangsläufig aufgehoben; zwar tritt eine Verschiebung der Gewichte innerhalb des politischen Systems zugunsten des Militärs ein, aber nicht dadurch, daß die Armee ihre instrumentale Rolle aufgäbe, sondern dadurch, daß militärische und nichtmilitärische gesellschaftliche Interessen weitgehend kongruent werden. Kennzeichen des neuen Militarismus ist nicht die Vorherrschaft traditioneller militä-rischer Formen im staatlichen und gesellschaftlichen Leben. Die militärischen Attitüden werden immer stärker von der Technik geprägt und damit den zivilen ähnlich. Es besteht kein prinzipieller Gegensatz zwischen politischer und militärischer Führung. Der Spielraum der politischen Entscheidungsträger wird durch militärische Notwendigkeiten, die gleichzeitig eine systemerhaltende Funktion haben, stark eingeengt. So stellt sich „die Frage nach dem rechten Verhältnis von Staatskunst und Kriegstechnik" (G. Ritter) in neuer Weise: Kann heute ein Staat mit einer großen Rüstung überhaupt eine friedliche Politik betreiben? Bei dem skizzierten — hypothetischen — Phänomen handelt es sich nicht um den reaktionären oder den demokratischen, sondern um einen technologischen Militarismus. Nicht in einer kampfbetonten, kriegerischen Geisteshaltung, sondern in den modernen militärischen Apparaten und im Mechanismus des Wettrüstens liegen seine Primärursachen, Um diese Hypothese zu verifizieren oder zu falsifizieren, bieten sich die beiden hochgerüsteten Weltmächte USA und Sowjetunion an. Wir wählen die Vereinigten Staaten von Amerika, und zwar deshalb, weil dort das empirische Material relativ leicht zugänglich ist und seit Anfang 1969 in Wissenschaft und Öffentlichkeit eine Diskussion über den „mili-tary industrial complex" stattfindet.

Zahlreiche Indizien lassen in der Sowjetunion eine der amerikanischen Entwicklung vergleichbare Konstellation vermuten. Die hohen militärischen Ausgaben, die Militarisierung der Außenpolitik — selbst gegenüber anderen sozialistischen Staaten — könnten Symptome eines Militarismus sein, der ohne formale Machtübernahme und ohne adäquate Repräsentation der militärischen Elite in den Partei-und Staatsorganen die Politik und Gesellschaft der Sowjetunion nachhaltig bestimmt.

Im folgenden wird versucht, die Elemente und die Struktur des als System begriffenen militärisch-industriellen Komplexes anhand der zahlreichen Darstellungen des military industrial complex in den USA zu skizzieren. Es soll ein Bezugssystem oder Modell entwickelt werden, das bei der Überprüfung der Hypothese von einem neuen Militarismus, hier für die Bundesrepublik Deutschland, hilfreich sein kann

I. Der militärisch-industrielle Komplex in den USA

Tabelle

1. Finanzielle Aufwendungen Im Jahre 1970 wurden in allen Ländern der Erde mindestens 200 Milliarden Dollar für die Rüstung ausgegeben. Davon entfallen auf die Vereinigten Staaten von Amerika rund 35 Prozent. Der Anteil der Rüstungsausgaben am Bruttosozialprodukt der USA schwankte in den letzten Jahren zwischen 10 und 7, 5 Prozent und ist damit höher als in allen vergleichbaren Staaten In den zehn Jahren von 1959 bis 1968 beliefen sich die Verteidigungsausgaben auf 551 Milliarden Dollar. Dieser Betrag liegt weit über der Hälfte aller bundesstaatlichen Ausgaben der USA. In keinem Land wird pro Kopf der Bevölkerung so viel für das Militär aufgewendet, nämlich über 300 Dollar im Jahr; in Großbritannien und in der Bundesrepublik Deutschland sind es weniger als ein Viertel dieses Betrages 2. Umfang der Streitkräfte In den Streitkräften der USA dienten 1970 fast 3, 2 Millionen Soldaten. Die größte Armee der westlichen Welt gliedert sich in das Heer (1, 4 Millionen), die Luftwaffe (0, 8 Millionen), die Marine (0, 7 Millionen) und das Marinekorps (0, 3 Millionen) Außerdem verfügen die Vereinigten Staaten über 1, 5 Millionen Mann in der einsatzbereiten Reserve und in der Nationalgarde. Das amerikanische Verteidigungsministerium ist der größte selbständige Organisationskomplex der Geschichte, und es verwaltet „die größte Machtballung, die je von Menschenhand aufgebaut wurde" Personal und Material sind nur zu rund 60 Prozent in den USA selbst stationiert. Der Rest befindet sich auf ungefähr 2000 Militärbasen in Übersee 9). 3. Rüstungsindustrie 1968 vergab das amerikanische Verteidigungsministerium Aufträge in Höhe von 45, 3 Milliarden Dollar an die Industrie; das waren 5, 3 Prozent des Bruttosozialproduktes 10). Der Anteil der Rüstungsproduktion ist bei den zukunftsorientierten Industriezweigen groß. Er liegt in der Flugzeugindustrie bei 80 Prozent. Beim Schiffbau werden ca. 60 und bei der elektronischen Industrie rund 50 Prozent aller Lieferungen für das Pentagon unternommen

Noch deutlicher wird die Situation, wenn man den Rüstungsanteil am Umsatz der einzelnen Firmen untersucht. So beträgt der Anteil bei der Lockheed Aircraft Corporation, die 1969 einen Umsatz von 2 Milliarden Dollar erzielte und fast 100 000 Menschen beschäftigte, 85 Prozent Auch General Dynamics produziert zu über 80 Prozent für das Pentagon. Bei mehreren großen Firmen der Elektroindustrie und des Schiffbaues liegt der Anteil der Rüstungsproduktion noch höher 13). 1965 haben die 100 größten Auftraggeber 69 Prozent aller Verteidigungsaufträge über 10 000 Dollar erhalten 14). Der Rest verteilt sich auf rund 18 000 Firmen und Institutionen. Daß diese Beschaffungspolitik die Wirtschaftsstruktur beeinflußt, ist offenkundig. Daneben gibt es eine starke regionale Konzentration der Rüstungsindustrie. In die drei Staaten Kalifornien, New York und Texas flossen in den Haushaltsjahren 1958— 1967 rund 38 Prozent der Aufträge des Pentagon, über 50 Prozent des Bruttosozialprodukts im Staate Washington gehen auf Regierungsaufträge zurück. Dort würde eine Massenentlassung bei der Firma Boeing eine Krise hervorrufen.

Der Arbeitsplatz von rund 10 Prozent aller Beschäftigten der USA liegt im Bereich der Rüstungsindustrie 15). Daher bemühen sich Gewerkschaften, Abgeordnete, Gouverneure, Bürgermeister und Kirchen stets um staatliche Anschlußaufträge, wobei sich jeder gegen den Vorwurf seiner Rivalen zu wappnen sucht, nicht genügend für die Erhaltung der Arbeitsplätze getan zu haben. 4. Militärforschung Nach Angaben von „Time Magazin" sind 21 Prozent aller amerikanischen Spezialarbeiter und Prozent aller akademischen Angestellten in der Rüstungsindustrie beschäftigt 16). Der Anteil ist wesentlich größer, berücksichtigt man nur die in der Forschung und Entwicklung eingesetzten Wissenschaftler und Ingenieure. Die Gesamtkosten von Waffensystemen verändern sich immer mehr zugunsten der For-schung und Entwicklung. Bei der Raketenproduktion liegt der entsprechende Prozentsatz heute über 60. Eine amerikanische Rüstungsfirma beschäftigt vier-bis fünfmal so viele Wissenschaftler und Ingenieure wie ein umsatzgleiches Unternehmen mit ziviler Produktion

Die Industrie gab 1966 für Forschung und Entwicklung über 15 Milliarden Dollar aus, wovon der Staat über die Hälfte finanzierte Das Pentagon verfügt über den Hauptteil der staatlichen Forschungsfinanzierung.

Die amerikanischen Universitäten waren bis zum Zweiten Weltkrieg vom Staat weitgehend unabhängig. Infolge ihrer Stiftungsvermögen waren vor allem die großen Universitäten nicht auf Kontraktforschung angewiesen. Eine Änderung trat mit dem Projekt Manhattan für den Bau der ersten Atombombe ein, als die Regierung in großem Umfang als Wissenschaftsunternehmer auftrat. Heute benötigen viele akademische Institutionen zur Erfüllung ihrer nichtmilitärischen Aufgaben die Mittel aus dem Verteidigungsministerium. Das MIT (Massachusetts Institute of Technology) wird zur Hälfte und die John Hopkins University zu drei Vierteln aus dem Verteidigungsetat finanziert

Neben der Industrie und den Universitäten arbeiten rund 350 non-profit-Organisationen für das Verteidigungsministerium. RAND, 1946 von der Luftwaffe gegründet, MITRE und System Development sind die bekanntesten dieser nominell unabhängigen und nicht gewerbsmäßigen Unternehmen. Die teilweise hochqualifizierten Wissenschaftler dieser Institutionen erhalten Bezüge, die im öffentlichen Dienst nicht gezahlt werden können. Durch diese „non-profit think-tanks" werden qualifizierte Wissenschaftler in der Militärforschung eingesetzt, die sonst aus finanziellen und psychologischen Gründen nicht für das Militär arbeiten würden. Uber die Forschungsergebnisse verfügt allein das Verteidigungsministerium

In den regierungseigenen Laboratorien arbeiten bei einem Kostenaufwand von zwei Milliarden Dollar ungefähr 100 000 Zivilisten und 50 000 Soldaten 5. Militär Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs rüsteten die USA rapide ab, der im Krieg gewonnene Einfluß des Militärs auf die Außenpolitik blieb jedoch erhalten. „Die Generale und MacArthur regierten als Prokonsu-len in Deutschland und Japan." 22) Clay erhielt seine Instruktionen nicht vom Außen-, sondern vom Verteidigungsministerium. Inder amerikanischen Besatzungszone dominierte das Militär auch dann noch, als in den anderen Zonen bereits Zivilverwaltungen eingesetzt waren.

Nicht nur dort, wo es galt, den Militarismus in den besiegten Ländern auszurotten, verdrängten die Militärs die Diplomaten und Politiker, sondern auch bei der Aufteilung des westpazifischen Raumes und bei der Festlegung der Bedingungen des Friedensvertrages mit Japan bestimmten die Generale Die koreanischen Waffenstillstandsverhandlungen in Panmunjon wurden von amerikanischen Soldaten geführt.

Mehr noch als sein Vorgänger Roosevelt schenkte Präsident Truman den Militärs Vertrauen. Admiral Leahy wurde persönlicher Stabschef des Präsidenten und General Marshall mehrmals Außen-und Verteidigungsminister. Der große Wahlsieg Eisenhowers im November 1952 ist ohne das große Prestige der amerikanischen Generalität nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zu erklären. Daß ein Berufssoldat fast ein Jahrzehnt dieses wichtige Amt bekleidete, begünstigte die Ambitionen vieler Generale, sich für Bereiche der Politik zu fühlen, die nach der Verfassung Aufgabe der Politiker sind. Redefeldzüge von Militärs haben unter der Regierung Kennedy wiederholt zu Spannungen zwischen den Generalen und der politischen Führung beigetragen. Der Einfluß des Militärs auf den außenpolitischen Entscheidungsprozeß 24) ist eine Funktion der bedeutenden Rolle, die die Streitkräfte bei der Sicherung der US-amerikanischen Interessen in fast allen Teilen der Welt spielen. Die Unterstützung der von kommunistischen Revolutionen bedrohten Regierungen durch die USA wird bis heute primär als eine militärische Aufgabe verstanden. Außerdem hat das amerikanische Militär infolge der US-Hegemonie in den westlichen Militärpakten, durch die umfangreichen Ausbildungsprogramme für ausländische Soldaten und die rund 40 bilateralen Militärabkommen einen Einfluß auf die militärischen und auch politischen Verhältnisse in den mit den USA verbündeten oder von ihnen abhängigen Staaten.

Der große Einfluß des Militärs im auswärtigen Bereich wirkte positiv auf seine innenpolitische Stellung, deren reale Basis die wirtschaftliche Bedeutung der Streitkräfte ist. Während des Zweiten Weltkrieges entstand als Folge der hohen Produktionsziele ein enger Kontakt zur Wirtschaft, der nicht von der politischen Führung kontrolliert, sondern zwischen Generalen und Wirtschaftsführern direkt hergestellt wurde. Die aus der gemeinsamen Organisation der Kriegswirtschaft erwachsene Interessengemeinschaft und die persönlichen Verbindungen blieben auch über das Kriegsende hinaus bestehen und verstärkten sich noch, als im Verlauf des Kalten Krieges immer aufwendigere Waffensysteme entwickelt und gebaut wurden.

Es ist für qualifizierte hohe Offiziere nicht schwierig, bei den Rüstungsfirmen, mit denen sie während ihrer Dienstzeit in Kontakt standen, nach ihrer Entlassung eine zweite Karriere zu beginnen. Dabei finden sie nicht nur in Repräsentationsund Beraterfunktionen Verwendung, sondern steigen bis in das Top-Management auf. Sie profitieren auch in ihrer zivilen Aufgabe von der soliden militärischen Ausbildung; denn weder die Industrie noch die zivile Verwaltung verfügt über ein derart " ausgezeichnetes und ausgefeiltes Schulungssystem" wie die Armee Die pensionierten Berufssoldaten bleiben auch nach ihrem Aus-s. zahlenangaben hierzu 1361 Krippendorff, a-a-o., scheiden auf vielfältige Weise mit ihren aktiven Kameraden verbunden. Sie bilden wahrscheinlich eine der bestorganisierten und einflußreichsten Gruppen im amerikanischen Leben

Von den 400 000 Offizieren der US-Streitkräfte sind mehr als die Hälfte jüngere Reserveoffiziere, die nach ihrer Dienstzeit häufig in die zahlreichen militärischen Vereinigungen eintreten. Neben den großen Organisationen für die Teilstreitkräfte gibt es mitgliederstarke und einflußreiche Veteranen-und Reservistenverbände 29). Während sich der Einfluß dieser Verbände reduziert zu haben scheint, ist die Bedeutung der National Guard Association of the United States ungebrochen. Die Nationalgarde ist für viele immer noch die Verkörperung des traditionellen amerikanischen Ideals „einer wohldisziplinierten Miliz aus den Reihen der Bürgerschaft, die in den Waffen geübt ist" und „den geeignetsten natürlichen und sicheren Schutz eines freien Landes" darstellt 30). Trotz der Rivalitäten mit den Streitkräften ist die Nationalgarde eine wichtige militärische Kraft, die tief in der amerikanischen Gesellschaft verankert ist.

Ein wichtiges Organ im staatlichen Sektor ist der CIA (Central Intelligence Agency). Mit einem tatsächlichen Jahresetat von etwa 1, 5 Milliarden Dollar ist der CIA nicht nur der größte Geheimdienst der (westlichen) Welt, sondern auch eine der größten amerikanischen Behörden. Der „Vater des CIA" war General Walter Bedell Smith, von 1946 bis 1949 Botschafter in Moskau und später kurze Zeit stellvertretender Außenminister. Er leitete nach einem Admiral von 1950 bis 1953 den Geheimdienst und gab ihm ein militärisches Gepräge. Bis heute ist der CIA trotz seiner späteren zivilen Leiter eng mit dem militärischen Establishment verbunden; das ergibt sich schon aus teilweise rein militärischen Aktionen 31). Zusammen mit den Geheimdiensten der Teilstreitkräfte und dem CIC (Counter Intelligence Corps) bildet der CIA bei seinem schwer kontrollierbaren Eigenleben eine kaum zu überschätzende Macht in der institutionellen und interessenbezogenen Nähe des Militärs 6.

Parlament Nach der Verfassung (Abschnitt 8) hat nur der Kongreß das Recht, Armeen aufzustellen und zu unterhalten. Es wäre zu vermuten, daß das Parlament gemäß dieser Verfassungsbestimmung gegenüber den Rüstungsvoranschlägen der Regierung eine kritisch-ablehnende Haltung einnimmt. In der Wirklichkeit liegen die Verhältnisse eher umgekehrt.

Besonders in der Amtszeit von Verteidigungsminister McNamara beschuldigten Organe des Parlaments die politische Führung, die Sicherheit der Vereinigten Staaten zu gefährden Das Senate Preparedness subcommittee beispielsweise übte 1968 innerhalb von zwei Wochen dreimal scharfe Kritik an der zivilen Führung des Pentagon. Sie wurde beschuldigt, militärisches Fachwissen unterzubewerten und ständig das Militär zu übergehen, wenn es um die Festsetzung der Zahl der benötigten Flugzeuge gehe. Die Senatoren legten nahe, die Entwicklung der neuen Jäger für die Luft-streitkräfte und die Marine mit voller Kraft voranzutreiben Solche Stellungnahmen aus dem Kongreß, die sich kaum von Eingaben der Industrieverbände unterscheiden, sind keine Seltenheit

Zahlreiche Mitglieder des Parlaments gehören einer der zivil-militärischen Vereinigungen an Viele Abgeordnete stehen unter dem permanenten Druck, für eine Vollbeschäftigung der in ihren Bundesstaaten ansässigen Rüstungsindustrie zu sorgen Rüstungsfirmen verlegen oder errichten Produktionsstätten in die Wahlkreise von einflußreichen Abgeordneten, um auf diese Weise die Auftragseingänge zu sichern.

Der Verteidigungshaushalt wurde im Senat und Abgeordnetenhaus nie gründlich diskutiert. 70-Milliarden-Dollar-Militärbudgets wurden nach einer Stunde oder zehn Minuten verabschiedet Bis vor kurzem sah die Mehrheit im Parlament in den Verteidigungsplanungen einen militärischen Vorgang, den allein das Militär richtig beurteilen könne. Kamen trotzdem Zweifel über die Notwendigkeit von Rüstungsprogrammen auf, galten Grundsätze wie „better too much than too little". 7.

Die Verflechtungen Es sind vier zentrale Elemente des militärisch-industriellen Komplexes in den USA zu erkennen, deren Interessen unter den gegenwärtigen Bedingungen auf Beibehaltung oder Ausdehnung der Rüstung gerichtet sind:

— die Rüstungsindustrie, — die Militärforschungsstätten, — das Militär, — Teile des Kongresses.

Um diese zentralen Elemente gruppieren sich zahlreiche weitere Elemente (Geheimdienste, Soldatenverbände, Behörden etc.), die alle durch ein dichtes Interaktionsnetz verbunden sind. Darüber hinaus ist die Verbindung durch Personalunion, Funktionswechsel, institutioneile Verklammerungen und Abhängigkeiten häufig so intensiv, daß die Darstellung einzelner Elemente nur analytisch zu rechtfertigen ist. In der Realität sind sie häufig so sehr ineinander verschränkt, daß beispielsweise eine Untersuchung mit Hilfe des Instrumentariums des Entscheidungsansatzes unmöglich wird

Markantes Beispiel für eine Interessenverflechtung ist der stellvertretende Verteidigungsminister der USA, David Packard. Er besitzt 30 Prozent des Kapitals der Elektronikfirma Hewlett-Packard Company, eines großen Zulieferers der Rüstungsund Raumfahrt-Industrie. Außerdem war er bis zu seinem Amtsantritt Mitglied der Aufsichtsräte von US-Steel, General Dynamics und der Chase Manhattan Bank; sein Vermögen wird auf 1, 2 Milliarden DM geschätzt 40). Während die früheren Verteidigungsminister Wilson und McNamara ihren Aktienbesitz beim Übertritt vom Industriemanagement in den Staatsdienst verkaufen mußten, durfte David Packard seine Anteile für die Dauer seines Staatsdienstes einem von ihm selbst gewählten Treuhänder übergeben

Audi die Präsidenten der Vereinigten Staaten standen in dem Verdacht, mit Interessen der Rüstungsindustrie liiert zu sein. Mag Kennedy bei der Propagierung einer — nicht existenten — Raketenlücke noch Opfer einer Fehlinformation gewesen sein so ist die Tatsache, daß sich nach dem Amtsantritt von Präsident Johnson die Rüstungsaufträge für dessen Heimatstaat Texas verdreifachten und dieser Bundesstaat heute nach Kalifornien die meisten Regierungsaufträge erhält, sicher aufschlußreich 43).

Einen erheblichen Beitrag zur personellen Verflechtung industrieller und militärischer Interessen leisten diejenigen Offiziere, die nach ihrer Tätigkeit in der Armee für die Rüstungsindustrie arbeiten. Bei den 95 größten Vertragspartnern des Verteidigungsministeriums sind 2072 ehemalige hohe Offiziere mit Jahresbezügen bis zu 360 000 DM engagiert 1960 waren allein bei General Dynamics 186 pensionierte Offiziere im Generals-und Oberstenrang tätig

Wichtige Clearingstelle des militärisch-industriellen Komplexes ist die eigentliche Rüstungslobby in den Washingtoner Büros der National Security Industrial Association, der Veteranen-und Reservistenverbände und Nationalgarde und in den Anwaltsbüros.

Auch die Streitkräfte selbst Unterhalten eigene Verbindungsbüros, die besonders den Kongreßmitgliedern mit Informationen und Hilfe-Die 16. 6. 6. «! Vgl. Zeit v-5. und 1969.

/Helmut Wolfgang Kahn, Die Russen kommen ü-V Fehlleistungen unserer Sicherheitspolitik, München 1969, S. 221.

I Einzelheiten dazu bei Janko Musulin, Die «ivi Weltmacht, Wien u. a. 1969, S. 139 f.

sia, 91 Lapp. a. a. O., S. 206. Audi Präsident Nixon sn sich ähnlichen Verdächtigungen ausgesetzt; «ehe Der Spiegel 13/1969, S. 110.

« t Ymond, a-a. °-. S. 264 ff.

bändoh 41 Kenneth Galbraith, Wie man Generale pandigt, Hamburg 1970, S. 22. leistungen zur Seite stehen. Die amerikanischen Streitkräfte betreiben eine intensive public relations-Arbeit. Die Armee verfügt über das größte Rundfunksystem der Welt, produziert Filme und Publikationen in hohen Auflagen und führt Seminare mit großer Breitenwirkung durch Zusammen mit den übrigen Elementen des militärisch-industriellen Komplexes produziert die Armee öffentliche Meinung, besonders in Fragen der gegnerischen Rüstung, in denen die amerikanischen Geheimdienste das Informationsmonopol besitzen.

Die Elemente des militärisch-industriellen Komplexes sind also sowohl personell und institutionell als auch ideologisch verflochten und akkumulieren dadurch ihre Interessen zu einer Macht, die die gesamten gesellschaftlichen und staatlichen Strukturen durchdringt und den politischen Entscheidungsprozeß bisher stärker beeinflußt hat als jede andere Interessenakkumulation. 8. Die Auswirkungen Präsident Eisenhower hat in seiner vielzitierten Abschiedsadresse vom 17. 1. 1961 vor einem militärisch-industriell-wissenschaftlichen Komplex und vor dessen Einfluß auf die politische Moral und die demokratisch-freiheitliche Gesinnung gewarnt. Niemals dürfe zugelassen Werden, daß die Macht dieses Gefüges die Freiheiten und die demokratischen Prozesse gefährdet. In dem Jahrzehnt, das seit Eisenhowers Mahnung vergangen ist, sind folgende Entwicklungen eingetreten bzw.deutlicher sichtbar geworden, die entweder unmittelbar auf die Existenz eines militärisch-industriellen Komplexes zurückzuführen sind oder durch ihn eine besondere Ausprägung und Intensität erhalten haben: a) Am Ende der 60er Jahre stürzten die Vereinigten Staaten in eine tiefe innenpolitische Krise Infolge der Priorität der Militärausgaben fehlten die Mittel für eine erfolgversprechende Lösung der frühzeitig erkannten sozialen Probleme. Erst als der innenpolitische Konflikt bürgerkriegsähnliche Formen angenommen hatte und dadurch auch die außen-politische Entscheidungsfreiheit empfindlich eingeschränkt zu werden drohte, war eine Reduzierung des militärischen Budgetanteils von 44 Prozent im Fiskaljahr 1968/69 auf heute 34 Prozent möglich b) Der starke Einfluß militärischer Kategorien auf die Außenpolitik der USA ist evident Aktionen wie die Schweinebucht-Invasion oder die Intervention in der Dominikanischen Republik, aber auch mehrere Entscheidungen im Vietnamkrieg haben darüber hinaus die Abhängigkeit der politischen Führung von militärischen Überlegungen demonstriert. Insgesamt ist ein deutlicher Trend zur Militarisierung der Außenpolitik der USA zu registrieren, der selbst bei der zivilen Entwicklungshilfe erkennbar ist c) Innerhalb des Verfassungssystems ist bei militärischen Entscheidungen eine deutliche Kompetenzverlagerung zugunsten der Exekutive eingetreten. Die „Präsidentenkriege" haben das ausschließlich dem Kongreß zustehende Recht, Kriege zu erklären, ausgehöhlt. Und innerhalb der Exekutive ist die politische Kontrolle militärischer Apparate immer schwerer geworden d) Die öffentliche Kontrolle der Außenpolitik leidet unter dem beim CIA und den Streitkräften liegenden Informationsmonopol bezüglich gegnerischer Rüstungen und Aktionen. Nicht überprüfbare Angaben gelangen über verschiedene Wege in die Massenmedien und produzieren eine scheinbar pluralistisch entstandene „öffentliche Meinung", die Regierung und Parlament beeinflußt und u. U. die vom militärischen Establishment betriebenen oder bereits gefällten Entscheidungen scheindemokratisch legitimiert e) Rüstungsaufträge werden mit steigendem Volumen immer weniger nach militärischen Bedürfnissen als vielmehr nach Aspekten der Beschäftigungs-und Strukturpolitik oder der finanziellen Lage einzelner Firmen vergeben f) Die Struktur der Rüstungsunternehmen hat sich infolge der Gewöhnung an den Hauptauftraggeber Staat so entwickelt, daß es kaum möglich ist, den Anteil der Zivilproduktion entscheidend zu vergrößern. Es fehlen marktorientierte Verkaufsorganisationen, kaufmännische Stäbe und Werbeabteilungen. Die technologische Kostenexplosion zwingt zu Rü-stungsexporten, die jedoch die immer größer werdende Abhängigkeit der Rüstungsunternehmen vom Staat nicht verhindern g) Die Ausrichtung der staatlichen Forschungspolitik auf militärisch relevante Sektoren hat zu einer Einseitigkeit der Forschungstätigkeit geführt Atomphysik, Luft-und Raumfahrt haben eine Forschungsintensität aufzuweisen, die beispielsweise in der Medizin keine Entsprechung findet. Diese Entwicklung hat wegen der weltweiten Schrittmacherrolle der USA große Bedeutung für die gesamte zivilisatorische Entwicklung der Menschheit. h) Im Dezember 1970 wurde bekannt, daß die Armee Privatpersonen überwacht und selbst von Abgeordneten Dossiers anlegt. Die Leitung des Pentagon war darüber offensichtlich nicht unterrichtet Die Aussichten auf eine totale Unterbindung dieser Maßnahmen sind gering. Wenn man sieht, daß den Streitkräften im Juni 1968 eine Mitverantwortung für die innere Ordnung deshalb übertragen wurde, weil bürgerkriegsähnliche Unruhen ausbrachen, die durch die hohen Militärausgaben zumindest mitverursacht waren, dann wird deutlich, wie sehr Staat und Gesellschaft durch die überdimensionale Rüstung beeinflußt worden sind.

Die hier dargestellten Auswirkungen des militärisch-industriellen Komplexes in den USA lassen sich nicht mit dem Hinweis auf dessen bisherige militärische Effizienz rechtfertigen. Wenn der Trend zur Militarisierung anhält, ist der Zeitpunkt abzusehen, an dem die Existenz der USA durch die Folgen der eigenen Rüstung stärker bedroht ist als durch die Rüstung ihrer Gegner. 9. Die Ursachen Es fehlt nicht an Versuchen, die Entstehung des militärisch-industriellen Komplexes in den USA monokausal zu deuten. Für die marxistische Schule ist er das Ergebnis einer zwangsläufigen Entwicklung im Spätkapitalismus. Die Herrschaft der Monopole und ihr Bestreben, mit allen Mitteln ihre politische und ökonomische Macht zu erhalten und nach Möglichkeiten auszudehnen, seien die eigentlichen Ursachen. Die Militärs und die Staats-bürokratie sind die hierzu notwendigen Agenten Die etwas differenziertere Analyse von Fritz Vilmar schildert zwar eingehend die verschiedenen Funktionen der Rüstung, orientiert sich aber bei der Frage nach der Entstehung des Militarismus ebenfalls unkritisch an der Einschätzung des Spätkapitalismus als eines „niedergehenden gesellschaftlichen Systems" Gegen diese pauschalen Begründungen spricht allein die Tatsache, daß es innerhalb von drei Jahren möglich war, den Anteil des Militäretats am Bundeshaushalt um 10 Prozent zu senken 59), auch wenn diese Reduzierung durch eine Systemkrise erzwungen wurde. In einer im Januar 1971 vorgelegten Studie von Bernhard Udis und Kenneth Boulding wird behauptet, selbst bei einer Verringerung der Verteidigungsausgaben auf 4 Prozent des Bruttosozialproduktes seien keine ernsthaften Anpassungsschwierigkeiten zu erwarten 60). Auch wenn dies makroökonomisch möglich sein mag, ernsthafte politische Komplikationen sind unvermeidlich. Trotzdem kann der militärisch-industrielle Komplex nicht als wesensmäßiger Teil der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, sondern muß als Ergebnis einer Fehlentwicklung begriffen werden, deren Ursachen in anderen Faktoren zu suchen sind

Unzweifelhaft waren die kommunistischen Machtergreifungen in Osteuropa, die Berliner Blockade und der Angriff in Korea die Initial-zündung für das weltweite Wettrüsten. Die einzelnen Phasen des Wettrüstens können hier nicht dargestellt werden Von Interesse ist allerdings die Frage, weshalb auch dann, als von den beiden Weltmächten der Kalte Krieg für beendet erklärt worden war, der Rüstungswettlauf unvermindert fortgesetzt wurde. Ganz offensichtlich liegt die Ursache für die Intensität des Wettrüstens nicht allein im politischen Gegensatz der beiden antagonistischen Systeme.

Bis zum Zweiten Weltkrieg war es relativ einfach, die Kampfkraft der Armeen miteinander zu vergleichen. Heute ist es außerordentlich schwierig, die Wirksamkeit der sowjetischen und amerikanischen Waffensysteme festzustellen. Raketen haben nicht nur verschiedene Reichweiten, sie können mobil, stationär oder „gehärtet", von Land und unter Wasser, konventionell und atomar, mit einem oder mehreren Gefechtsköpfen abgefeuert werden; Atombomben können taktisch oder strategisch eingesetzt und nicht nur durch Raketen, sondern auch durch Flugzeuge und Satelliten ins Ziel gebracht werden.

Die Konsequenz ist, daß jedes neue gegnerische Waffensystem nicht mit dem Aufbau eines gleichwertigen beantwortet werden kann, weil erstens die Wirksamkeit der gegnerischen Waffen nicht bekannt ist und zweitens der Aufbau eines Antisystems wegen der langen Entwicklungszeiten nicht erst in Angriff genommen werden kann, wenn die gegnerischen Systeme und deren Wirksamkeit mit Sicherheit festgestellt worden sind. Die Ungewißheit in bezug auf die Möglichkeiten und Absichten des Gegners sind das wirksamste Stimulans des Rüstungswettlaufs Diese Ungewißheit ist die politisch-psychologische Be-dingung für den Rüstungswettlauf, der wegen der waffentechnischen Entwicklung die Hypertrophie des Militärischen in den USA verursacht hat.

Bei der Darstellung des amerikanischen militärisch-industriellen Komplexes wurde deutlich, daß dessen besondere Erscheinungsform nicht allein mit den sozusagen objektiven Bedingungen des Wettrüstens und der Technologie zu erklären ist, sondern auch in spezifischen Voraussetzungen begründet sein muß.

Die Vereinigten Staaten hatten ursprünglich eine betont antimilitaristische Tradition. „Stehende Heere sollen in Friedenszeiten als der inneren Freiheit gefährlich nicht unterhalten werden, und das Militär soll unter allen Umständen der Zivilgewalt klar untergeordnet sein und von ihr beherrscht werden", heißt es in der Virginia Bill of Rights von 1776.

Die Furcht vor „dem Mann auf dem Pferderük-ken" hielt das Militär in Friedenszeiten bis 1945 mit wenigen Ausnahmen unter 25 000 Mann. Der Primat der Zivilgewalt war, sofern er angesichts der geringen Zahl der Streitkräfte überhaupt gefährdet werden konnte, durch die Verschmelzung des Militärs mit der Gesellschaft gesichert. Ausdruck dieser Integration war der Funktionswechsel von Politikern und Generalen. Vor 1896 waren von den 51 nominierten Präsidentschaftskandidaten 21 Generale oder ehemalige Generale, acht wurden gewählt Die Generale Marshall und Eisenhower haben also an eine alte amerikanische Tradition angeknüpft.

Im Zweiten Weltkrieg wurde aber eine weitere und wichtige Linie der amerikanischen Tradition wirksam. Wenn in der amerikanischen Geschichte die Politiker den Frieden nicht erhalten konnten, dann mußten sie beiseite treten und die Soldaten den Sieg erringen lassen. Die USA konnten bei ihren früheren militärischen Konflikten ungestraft gegen den Clausewitzschen Satz vom Primat der Politik im Kriege verstoßen, da es im nordamerikanischen Raum kein Kräftegleichgewicht aufrechtzuerhalten galt.

Die politische Kontrolle der amerikanischen Generale im Zweiten Weltkrieg war gering. Das amerikanische Kriegsziel wurde im Gegensatz zu dem Englands und Rußlands ent-scheidend von militärischen Kategorien bestimmt „Das einzige Ziel", sagte General Marshall, „muß ein schneller und vollständiger Sieg sein." General Eisenhower wollte nichts was er für militärisch unklug hielt, „lediglich zu dem Zweck unternehmen, um einen politischen Vorteil zu erreichen" Nach dem Krieg konnten die Soldaten ihre Stellung weitgehend behaupten, da der militärische Krieg bald durch den sogenannten Kalten Krieg abgelöst wurde und vor allem auch deshalb, weil es kein Beamtentum und kein diplomatisches Corps im europäischen Sinne gab Dies begünstigte die allgemeine Tendenz der militärischen Apparate, den eigenen Organisationszielen mehr als den Interessen der Allgemeinheit zu dienen

Außerdem ist festzustellen, daß die militaristischen Tendenzen in den Vereinigten Staaten auch eine Folge von „zu wenig Staat" sind. Die traditionelle Zurückhaltung des Staates gegenüber gesellschaftlichen Aufgaben in den USA führte zu einer getarnten Finanzierung unumgänglicher staatlicher Maßnahmen, wie Vollbeschäftigungspolitik, Wissenschaftsförderung und Unterstützung von Notstandsgebieten, über den Verteidigungshaushalt mit den aufgezeigten nachteiligen Folgen.

Abschließend lassen sich drei Faktoren nennen, die zur Entstehung des militärisch-industriellen Komplexes in den Vereinigten Staaten geführt haben: a) die waffentechnische Entwicklung, b) der internationale Rüstungswettlauf, c) die politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen in den USA.

Ein militärisch-industrieller Komplex ist also dann vorhanden, wenn das durch die Faktoren Rüstungsqualität und Rüstungsquantität verursachte Gleichgewicht des politischen Systems durch entgegengerichtete nichtmilitän sehe Interessen nicht aufgehoben wird

II. Der militärisch-industrielle Komplex in der Bundesrepublik

Tabelle 2

Wegen der absoluten und relativen Disproportion zwischen der US-amerikanischen und westdeutschen Rüstung scheint die Frage nach einem dem military industrial complex vergleichbaren Phänomen in der Bundesrepublik Deutschland a priori negativ beantwortet zu sein. Trotzdem häufen sich in jüngster Zeit Stimmen, die von einem militärisch-industriellen Komplex auch in der Bundesrepublik sprechen oder zumindest vor der Entstehung eines solchen warnen

Der Faktor Rüstungsqualität liegt in der Bundesrepublik nahe dem Höchstwert; denn das Großgerät der Bundeswehr entspricht im großen und ganzen dem technischen Standard der Weltmächte, wobei allerdings die atomare und Großraketen-Komponente fehlt.

Für den Faktor Rüstungsquantität erscheint eine leicht über dem mittleren Wert liegende Zahl gerechtfertigt, wenn man — wie im folgenden dargestellt — die Relation zur Wirtschaftskraft und zum Umfang ausländischer Rüstungen zugrunde legt.

Um festzustellen, welche systemverändernden Folgen die Verteidigungslasten verursacht haben, soll nun anhand des am Beispiel der USA erarbeiteten Bezugssystems nach den einzelnen Elementen und den Interaktionen eines möglichen militärisch-industriellen Komplexes in der Bundesrepublik Deutschland gesucht werden. 1. Finanzielle Aufwendungen Die Bundesrepublik Deutschland hat 1970 3, 8 Prozent ihres Bruttosozialproduktes für die Verteidigung ausgegeben. Dieser Anteil liegt unter dem der vergleichbaren Staaten in Westeuropa

Bei stetig steigendem Bruttosozialprodukt ist der Verteidigungsetat seit 1962 unter 20 Mrd. DM geblieben. 1971 soll der Wehrhaushalt auf 21, 9 Mrd. DM ansteigen. Sein Anteil am Bundeshaushalt wird sich jedoch von 22, 3 Prozent im Jahre 1970 auf 18, 7 Prozent im Jahre 1974 schrittweise reduzieren

Die Verteidigungsausgaben der Bundesrepublik weisen seit 1962 in Relation zur Entwicklung der Volkswirtschaft und der staatlichen Ausgaben eine rückläufige Tendenz auf. Trotzdem ist die Bundeswehr, für die bis heute rund 200 Mrd. DM aufgewandt wurden, nach wie vor ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor. Für Rüstungszwecke wurden von 1955 bis Ende 1969 rund 84 Mrd. DM ausgegeben, wovon 60 Mrd. DM auf reine Materialbeschaffung, 17, 2 Mrd. DM auf die Materialerhaltung und 6, 8 Mrd. DM auf Forschung, Entwicklung und Erprobung entfielen Der Verteidigungshaushalt 1971 stellt für militärische Beschaffungen 4, 2 Mrd. DM zur Verfügung 2. Umfang der Streitkräfte Die Bundesrepublik unterhält die zahlenmäßig stärkste Armee in Westeuropa. Die Umfangs-zahl lag Anfang 1971 bei 476 000; im Heer dienten 315 000, in der Luftwaffe 100 300 und in der Marine 33 000 Soldaten. Von ihnen sind 54 000 Berufs-und 192 600 Zeitsoldaten sowie 255 000 Wehrpflichtige. Die Gruppe der Berufsoffiziere zählt 23 600. Im Bereich des Bundesverteidigungsministeriums sind 169 400 Beamte, Angestellte und Arbeiter tätig. Der Gesamtumfang der Bundeswehr liegt somit bei 650 000 Personen Das sind knapp 2, 5 Prozent aller Erwerbstätigen in der Bundesrepublik

Die Kampfverbände der Bundeswehr sind der NATO unterstellt. Die Aufrechterhaltung der Operationsfreiheit der NATO-Streitkräfte auf dem Territorium der Bundesrepublik verbleibt nach dem NATO-Dokument MC 36/2 in na-tionaler Zuständigkeit. Für diese und andere Aufgaben unterhält die Bundeswehr ein Territorialheer mit einem dichten Netz von ortsgebundenen Dienststellen. Parallel dazu gliedert sich die Bundeswehrverwaltung über die sechs Wehrbereichsverwaltungen bis zu den Standortverwaltungen.

Die militärischen und zivilen Dienststellen sind die einzigen administrativen Zweige, die unter Umgehung der Verwaltungshoheit der Länder und den Selbstverwaltungskompetenzen der Gemeinden von einem Bundesministerium bis zur Ortsebene reichen.

Aus militärgeographischen, strategischen und politischen Gründen unterhält die Bundeswehr auch außerhalb des westdeutschen Territoriums Ausbildungs-und Nachschubeinrichtungen, bzw. benutzt die entsprechenden NATO-oder nationalen Einrichtungen verbündeter Länder. Die Bundeswehr übt u. a. regelmäßig in Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich, der Türkei und Griechenland. In Portugal wurde ein großer Luftwaffen-Versor-gungsstützpunkt errichtet. Allein an 40 verschiedenen Orten der USA halten sich ständig 3000 Bundeswehrsoldaten auf 3. Rüstungsindustrie Ein wichtiges Ziel der alliierten Besatzungspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg war die totale Beseitigung des deutschen Rüstungspotentials. Demontage, Produktionsverbot, Vermögenskontrolle, Entnazifizierung und Kriegsverbrecherprozesse waren die Instrumente dieser Politik des „industrial disarmament", die in ihren Auswirkungen die Wiederaufrüstung ab 1955 entscheidend beeinflußte.

Die überwiegende Mehrheit der privaten Industrie stand der westdeutschen Wiederbewaffnung ablehnend gegenüber. Grund hierfür waren nicht nur die in den ersten Nachkriegsjahren entstandenen Ressentiments, sondern auch wirtschaftliche Bedenken im Zusammenhang mit der damaligen konjunkturellen Situation. Von einer zusätzlichen, militärischen Nachfrage, einer steigenden Steuerlast und einem Verlust qualifizierter Arbeitskräfte befürchtete die Wirtschaft Lohnsteigerungen und Kostenerhöhungen. Häufig wurde die Gefahr eines konjunkturellen Rückschlages und des Verlustes der gerade wiedergewonnen Auslandsmärkte aufgezeigt

Die aufgrund alliierter und deutscher militärischer Planungen festgelegte Umfangszahl von 500 000 Soldaten für die neuen deutschen Streitkräftte forderte einen starken innenpolitischen Protest heraus, weil eine Armee dieser Größe mit hoher Wahrscheinlichkeit zu den befürchteten wirtschaftlichen Konsequenzen geführt hätte. Auch die nach der Übernahme des Verteidigungsressorts durch Franz Josef Strauß vorgenommene Reduzierung der Planung auf 300 000 Mann räumte das Unbehagen im Unternehmerlager nicht gänzlich aus

Nur diejenigen Branchen, die mit Absatz-schwierigkeiten zu kämpfen hatten, wie die Textil-und Schuhindustrie, oder Industriezweige, die sich in Strukturkrisen befanden, wie der Schiffbau und Teile der Kraftfahrzeug-industrie, zeigten sich an Rüstungsaufträgen interessiert. Hinzu kamen Interessenten aus Zonenrandund Notstandsgebieten. Gegenüber der Tiefenrüstung jedoch verhielt sich die Industrie ablehnend oder zurückhaltend.

Zum Aufbau von Produktionsstätten für die Tiefenrüstung fehlte allerdings auch das technologische know-how, so daß nahezu die gesamte Ausrüstung der Bundeswehr mit „hardwäre" durch Rüstungsimporte beschafft werden mußte. 1957 betrug der Anteil der Auslandsbeschaffung an den gesamten Waffen-käufen 60 Prozent. Dieser Anteil hat sich zwar kontinuierlich bis auf 22, 7 Prozent im Jahre 1969 verringert aber auch dieser Anteil liegt weit über dem vergleichbarer Länder.

An der Spitze der Rüstungsimportländer standen und stehen die USA, mit großem Abstand gefolgt von Frankreich, Großbritannien und mindestens zwölf weiteren Ländern Die Tatsache, daß nicht nur „Hardware" im Ausland beschafft wurde, ist ein Hinweis auf das Bemühen, einen Teil der durch die Aufrüstung hervorgerufenen Güternadifrage auf das Ausland zu lenken, womit gleichzeitig ein Beitrag zum außenwirtschaftlichen Gleichgewicht geleistet werden konnte.

Luftfahrtindustrie Eine modern ausgerüstete Luftwaffe ist nicht in der Lage, ihr Fluggerät alleine mit truppen-eigenen Mitteln zu warten. Schon aus diesem Grund wäre für die Instandsetzung und Wartung der rund 1600 Flugzeuge und 700 Hubschrauber eine nationale Luftfahrtindustrie erforderlich. So begann auch der Aufbau der Luftfahrtindustrie 1957 mit der Indienststellung der ersten Luftwaffengeschwader mit amerikanischem und kanadischem Gerät, dessen Wartung und Instandsetzung deutschen Firmen übertragen wurde.

Im Jahre 1958 begann mit der Entscheidung für den Kauf des Überschallflugzeuges 104 Starfighter und den Lizenzbau von 554 Maschinen dieses Typs und von 300 Maschinen der Fiat G 91 die eigentliche Entwicklung der deutschen Luftfahrtindustrie zur heute wichtigsten Rüstungsindustrie der Bundesrepublik.

Der Umsatz der gesamten Luft-und Raumfahrtindustrie stieg von 760 Millionen im Jahre 1959 auf 1, 2 Milliarden DM im Jahre 1964. Im Jahre 1970 dürfte er bei zwei Milliarden DM liegen Die Beschäftigtenzahl hatte sich von 20 000 im Jahre 1960 auf 37 000 Ende 1965 erhöht. 1970 liegt sie einschließlich der Triebwerksfirmen bei 50 000.

Diese Zahlen sind in Relation zur wirtschaftlichen Potenz der Bundesrepublik gering 85), Raumfahrtindustrie. gewinnen aber dadurch an Bedeutung, daß dieser Industriezweig zu fast 90 Prozent von staatlicher Finanzierung abhängig ist und der militärische Fertigungsanteil mit 76 Prozent deutlich über den Vergleichszahlen des Auslandes liegt

Aus ursprünglich acht Großunternehmen der Luftfahrtindustrie haben sich drei große Konzerne formiert, deren Anteil am deutschen Zellenbau und der Raumfahrttechnik 97, 3 Prozent beträgt. Dieser Konzentrationsprozeß hat sich früh durch die Entwicklungsgemeinschaften angekündigt, die für die Lizenzprogramme geschaffen wurde, um möglichst viele Firmen partizipieren zu lassen. Bundesregierung und Bundestag hatten wiederholt die Firmen zur Fusion angehalten und diese finanziell begünstigt. Der Bundestag hatte im April 1968 von der Bundesregierung verlangt, sie möge auf eine Fusion möglichst aller deutscher Flugzeugwerke hinwirken, „auch unter Inkaufnahme von Nachteilen für diejenigen Firmen, die die Konzentrationsbestrebungen nicht unterstützen"

Ein nationaler Konzern ist bisher nicht entstanden. Als vorläufiger Endstand des Konzentrationsprozesses gibt es im Süden die Mes-serschmitt-Bölkow-Blohm GmbH und die Dornier AG und im Norden die Vereinigten Flugtechnischen Werke VFW-Fokker. Die Lage der Produktionsstätten der deutschen Luft-und Raumfahrtindustrie ist von einer ausgeprägten Nord-Süd-Polarisation bestimmt.

Die Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH (MBB), München-Ottobrunn, ist aus dem Zusammenschluß der Bölkow GmbH und der Messerschmitt AG im Jahre 1968 und der späteren Fusion mit der Hamburger Flugzeugbau GmbH (HFB) entstanden. Der Konzern erzielte 1970 einen Umsatz von ungefähr 912 Millionen DM der fast zur Hälfte auf Entwicklungsprojekte entfällt. In den vornehmlich in Südbayern gelegenen Betriebsstätten sind 20 500 Menschen beschäftigt. Das Stammkapital in Höhe von knapp 63 Millionen DM teilt sich wie folgt auf:

Familie Blohm (HFB) 24, 85 °/o Willy Messerschmitt 21, 3 °/o Ludwig Bölkow 13, 4 •/o Boeing Company 8, 9 0/0 SNIAS, Frankreich 8, 9 0/o Siemens 8, 35 0/o August-Thyssen-Hütte 8, 35 0/0 Freistaat Bayern 5, 95 0/o Der Anteil der militärischen Entwicklung und Produktion liegt bei 75 Prozent. Auf dem zivilen Markt hat der Hubschrauber Bo 105 Erfolgschancen; die Boeing Corp. hat eine Lizenz für die USA erworben. Der Anteil der Weltraumprojekte hat sich stark vergrößert, liegt aber mit 85 Millionen DM noch unter 10 Prozent des Gesamtumsatzes, obwohl MBB über die größte industrielle Raumfahrtkapazität in der Bundesrepublik verfügt. MBB ist an dem europäischen Airbus-Projekt und an der Entwicklung der Panavia 200 führend beteiligt Nach Erklärungen der Geschäftsleitung wird MBB jede Mar 0/o Der Anteil der militärischen Entwicklung und Produktion liegt bei 75 Prozent. Auf dem zivilen Markt hat der Hubschrauber Bo 105 Erfolgschancen; die Boeing Corp. hat eine Lizenz für die USA erworben. Der Anteil der Weltraumprojekte hat sich stark vergrößert, liegt aber mit 85 Millionen DM noch unter 10 Prozent des Gesamtumsatzes, obwohl MBB über die größte industrielle Raumfahrtkapazität in der Bundesrepublik verfügt. MBB ist an dem europäischen Airbus-Projekt und an der Entwicklung der Panavia 200 führend beteiligt 89). Nach Erklärungen der Geschäftsleitung wird MBB jede Marktchance nutzen, um weiter zu expandieren 90). Der Exportanteil, der bei 18 Prozent liegt, soll gesteigert werden. Mit der französischen staatlichen SNIAS betreibt MBB aufwendige Raketenentwicklungen 91).

Die VFW-Fokker in Bremen ist aus einem Zusammenschluß der deutschen Vereinigten Flugtechnischen Werke und den niederländischen Fokker-Werken entstanden. Der Umsatz belief sich 1969 auf 900 Millionen DM. Das „größte inter-europäische Luft-und Raumfahrt-unternehmen" gibt die Belegschaft mit insgesamt 24 000 an’ 92). Die deutschen Produktionsstätten liegen in Bremen, Einswarden, Hoykenkamp, Lemwerder, München, Speyer und Varel. Das Stammkapital beträgt 150 Millionen DM, das VFW und Fokker je zur Hälfte ein-bringen. Die Besitzverhältnisse bei der VFW waren vor der Fusion folgendermaßen:

Friedrich Krupp GmbH 35, 1 % United Aircraft Corporation (USA) 26, 4»/« Hanseatische Industrie-Beteiligungsgesellschaft (USA/Schweiz) 26, 4 0 Familie Heinkel 12, 1 % Die Fokker gehört der Northrop Corp. (USA), einigen belgisch-niederländischen Banken, der Familie Bugerhout und Kleinaktionären. Auch bei VFW-Fokker liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung, Produktion und Wartung von Militärmaschinen, obwohl der zivile Produktionsanteil über dem des MBB-Konzerns liegt. Neben der Beteiligung an den Projekten Panavia 200 und Airbus A-300 B will die Gesellschaft 1971 mit dem VFW 614 das erste Flugzeug aus deutscher Produktion vorstellen, das seine Entwicklungskosten in Höhe von 600 Millionen DM durch Verkauf finanzieren könnte. Auch wenn die zu VFW-Fokker gehörende ERNO Raumfahrttechnik GmbH Bremen eine gute Position erreicht hat und andere zivile Programme vorangetrieben werden, so ist das Unternehmen von dem angestrebten Gleichgewicht von ziviler und militärischer Entwicklung und Fertigung noch weit entfernt 93).

Das Familienunternehmen Dornier AG in Friedrichshafen und München ist mit einem Kapital von 30 Millionen DM, 7000 Beschäftigten und einem Umsatz von rund 360 Millionen DM ’ 94) das kleinste der drei großen Luft und Raumfahrtunternehmen. Bisher hat die Gesellschaft zahlreiche Beteiligungs-und Fu sionsvorschläge abgelehnt’ 95). Außer dem einmotorigen Kurzstartflugzeug DO 27, von dem über 700 Stück verkauft wurden, ist keine eigene Entwicklung erfolgreich gewesen. Mit der Entscheidung über das in Zusammenarbeit mit der französischen Firma Dassault-Brequet entwickelte Trainingsflugzeug Alpha-Jet steht und fällt Vermutlich die Selbständigkeit dieses letzten Familienunternehmens der deutschen Flugzeugindustrie.

Der deutschen Luft-und Raumfahrtindustrie die ihre Existenz vornehmlich der Luftwaffe verdankt, ist es nicht gelungen, mit Hilfe der umfangreichen militärischen Lizenz-und Entwicklungsaufträge einen nennenswerten militärischen oder zivilen Markt zu gewinnen. Damit ist die Industrie noch auf längere Zeit von militärischen und zivilen staatlichen Entwicklungsaufträgen abhängig 96). In den westdeutschen Luft-und Raumfahrtunternehmen wurde zwar technologisch auf fast allen Gebieten der Anschluß an den internationalen Standard gefunden, doch eine konkurrenzfähige Kombination von technischen und kaufmännischen Faktoren ist nur bei einigen kleineren Projekten gelungen. Erst in jüngster Zeit bemüht man sich ernsthaft um die Beseitigung erheblicher Strukturschwächen, die besonders bei den (ehemaligen) Familienfirmen auch als Folge der Abhängigkeit vom staatlichen Auftraggeber bestehen. Nicht zuletzt das Prinzip der Selbstkostenerstattung hat zu unrationellen Strukturen geführt 97).

Wegen der fehlenden Anschlußaufträge bemühen sich die Unternehmen, meist in Kooperation mit anderen Firmen, um Entwicklungsaufträge aus dem nichtmilitärischen Bereich. Messerschmidt-Bölkow-Blohm arbeitet an Projekten für die Meerwasserentsalzung, gegen die Wasserverunreinigung und die Luftverschmutzung, hat im Februar 1971 den Prototyp eines abgasfreien Kraftfahrzeuges vorgestellt und arbeitet an einem Schnellverkehrssystem.

Doch kann diese Zukunftsforschung die Entwicklungs-und Produktionskapazitäten bei weitem nicht auslasten. Ohne das militärische Panaviaund das zivile Airbus-Programm gerät dieser Industriezweig in eine ernste Krise. Deshalb wird von den Unternehmen gefordert, diese beiden Projekte auch dann weiterzuführen, wenn sie sich bereits heute geschäftlich als Fehlschlag erweisen sollten, lediglich zu dem Zweck, die Entwicklungskapazitäten auszulasten und die Voraussetzungen für eine Wettbewerbsfähigkeit für die übernächste Flugzeuggeneration zu schaffen

Insgesamt ist festzustellen, daß die Luft-und Raumfahrtindustrie ein wenig gefestigter Sektor der deutschen Industrie ist, der wegen der ungesicherten Nutzung seiner Entwicklungsund Produktionskapazitäten zu den krisenanfälligsten Zweigen der westdeutschen Wirtschaft zählt

Industrie der Tiefenrüstung Neben der Luftfahrtindustrie konzentriert sich die Produktion spezifisch militärischer Güter auf die Waffen-und Munitionsherstellung sowie den Panzerbau.

Die wichtigsten Produzenten von Waffen und Munition in der Bundesrepublik sind :

1. Dynamit Nobel AG, Troisdorf Munition, leichte Artillerie-Raketen, Sprengmittel 2. Rheinmetall GmbH, Düsseldorf Sturmgewehre, MGs, Kanonen, Munition, Panzertürme 3. Industriewerke Karlsruhe AG Munition 4. Mauser Werke AG, Oberndorf Pistolen, Munition 5. Diehl KG, Nürnberg Infanteriewaffen, Munition, Zünder, Granaten, Minen, elektronische Geräte für Luftfahrzeuge, Panzerteile 6. WASAG Chemie AG, Essen Munition 7. Nitrochemie GmbH, München-Aschau Munition 8. Heckler & Koch GmbH, Oberndorf Sturmgewehre, Export von Waffenfabriken

9. Metallwerke Elisenhütte, Nassau Munition 10. Carl Walther, Ulm Pistolen 11. Sauer & Sohn GmbH, Düsseldorf Waffen Diese Firmen sind von den Aufträgen des Verteidigungsministeriums abhängig-, jedoch nur selten total, da der Anteil der Bundeswehraufträge entweder nur etwa die Hälfte des Umsatzes ausmachen (Ziffer 1 und 2) oder ein hoher Produktionsanteil exportiert wird (Ziffer 5 und 8).

Bemerkenswert ist, daß die meisten dieser Unternehmen (außer Ziffer 8, 9 und 10) im Besitz großer Finanzgruppen sind. An der Waffen-und Munitionsherstellung sind beteiligt die Friedrich Flick KG (Ziffer 1 und 11), der Röchling-Konzern (Ziffer 2), Bohlen und Halbach (Ziffer 6 und 7) und die Quandt-Gruppe (Ziffer 3 und 4) Im Jahre 1969 wurden Aufträge für ungefähr 300 Millionen DM allein für Munition an die deutsche Industrie vergeben

Von weit größerer Bedeutung ist der Panzer-bau. Die deutschen Heeresverbände wurden bei ihrer Aufstellung mit Kettenfahrzeugen aus ausländischen Beständen und Produktionen ausgerüstet. Als Nachfolgemuster für den Kampfpanzer war eine deutsch-französische Gemeinschaftsproduktion geplant, die jedoch politisch scheiterte. Unter der Systemführung der Krauss-Maffei AG, München, entwickelte ein Firmenkonsortium den Kampfpanzer Leopard, der in verschiedenen Versionen in einer Stückzahl von rund 1850 an die Bundeswehr ausgeliefert wird. Das Leopard-Programm wird rund drei Milliarden DM kosten. Das Beschaffungsprogramm für den neuen Schützenpanzer Marder, der von der Gruppe Rheinstahl-Henschel-Hanomag gebaut wird, kostet mindestens 1, 5 Milliarden DM. Die Krauss-Maffei AG wird anstelle einer deutsch-amerikanischen Entwicklung den Leopard II als Kampf-panzer für die Mitte der siebziger Jahre bauen, der pro Stück mindestens 1, 8 Millionen DM kosten wird.

Trotz des Umfangs und der hohen Kosten gibt es in der Bundesrepublik keine große Panzer-industrie im engeren Sinne, da zum Beispiel die Krauss-Maffei AG an der Wertschöpfung des Kampfpanzers Leopard nur mit etwa 15 Prozent beteiligt ist Ihr Anteil beschränkt sich im wesentlichen auf die Systemführung, den Betrieb der Taktstraße und die Überprüfung der montierten Fahrzeuge. Der Panzerbau ist, ähnlich wie der militärische Schiffbau wo der Produktionsanteil der Werften bei rund 20 Prozent liegt, von einem weitgefächerten Zulieferersystem bestimmt. Beim Leopard sind 2700 Zulieferer beteiligt, wobei die Hersteller des Motors (Daimler-Benz AG), der Panzerwanne (Blohm und Voss AG), der Kanone (England) und der umfangreichen Elektronik die wichtigsten sind.

Für die Panzerprojekte ist die Elektroindustrie mit bis zu 45 Prozent, ähnlich wie bei den Schiffbauprogrammen und der Luftfahrtindustrie, der wichtigste Zulieferer. Obwohl sie nach außen kaum in Erscheinung treten, profitieren die Elektrokonzerne am stärksten von der zunehmenden Kompliziertheit moderner Waffensysteme. Die Elektronik-und Fernmeldeindustrie erhält den mit Abstand größten Anteil der Rüstungsausgaben

Charakteristisch für die gesamte Rüstungsproduktion ist die Kooperation der Großunternehmen für ein jeweiliges Waffensystem. 1967 haben sich die Firmen AEG-Telefunken, Siemens, Standard-Elektrik-Lorenz und Rohde & Schwarz auf Initiative des Verteidigungsministeriums in der Elektronik System Gesellschaft mbH (ESG) eine Systemführungsstelle für die verschiedenen Flugzeugprojekte geschaffen

Die Firmen der Elektroindustrie schließen sich auch mit Firmen anderer Branchen zu Entwicklungsgesellschaften für neue Waffensysteme zusammen. So arbeiten AEG-Telefunken und Honeywell mit der Dynamit Nobel AG in der Gesellschaft für ungelenkte Flugkörpersysteme mbH (GUF) zusammen. In der Arbeitsgemeinschaft Matador klären die Firmen Siemens und AEG-Telefunken im Hinblick auf einen mit Radar ausgerüsteten Fliegerabwehr-Panzer ihre Interessen mit den Firmen Kraus-Maffei und Rheinmetall ab. AEG-Telefunken besitzt Lizenzen für militärische Produkte der Firmen Marcan, EMI, Philips und Decca.

Das Interesse der Elektrokonzerne an der Rüstungsproduktion zeigt sich auch in den Beteiligungen zum Beispiel der AEG-Telefunken an der Deutschen Werft AG (ca. 30 Prozent), der Standard-Elektrik-Lorenz (über die Hanseatische Industrie-Beteiligungen) an den VFW-Fokker (ca. 10 Prozent) und der Siemens AG an der Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH (8, 35 Prozent).

Die Folgen dieses Engagements der Elektroindustrie bei der Produktion von Rüstungsgütern haben sowohl für die Rüstungsindustrie selbst als auch für den zivilen Wettbewerb der Elektrokonzerne Relevanz, auch wenn der Anteil der Rüstungsaufträge am Umsatz der Elektro-und Elektronikindustrie unter vier Prozent liegen dürfte 107). Das Interesse der Elektrokonzerne gilt offenbar primär den vom Verteidigungsministerium finanzierten For-schungs-

und Entwicklungsprojekten und nur sekundär großen Stückzahlen.

Militärhilie und Rüstungsexport Die westdeutsche Militärhilfe entstand als Ergebnis amerikanischen Drängens auf „bürden sharing" bei der Unterstützung der wirtschaftlich schwachen NATO-Partner Griechenland, Portugal und Türkei Bisher erhielten die Türkei Lieferungen für 200 Millionen DM, Griechenland bis 1967 für 101 Millionen DM. Je zur Hälfte wurde Uberschußmaterial der Bundeswehr und neues Gerät der westdeutschen Produktion zur Verfügung gestellt 109).

Seit 1962 hat die Bundesrepublik neben den umfangreichen Lieferungen an Israel Ausbil-dungs-und Ausrüstungshilfe an 17 afrikanische und asiatische Staaten gegeben. Der Gesamtwert der Lieferverträge beläuft sich auf 276 Millionen DM. Bis Ende 1970 wurden 1360 afrikanische Soldaten in der Bundesrepublik ausgebildet

Diese Militärhilfe blieb wirtschaftlich ohne größere Bedeutung und politisch ohne den erhofften Erfolg. Die am stärksten unterstützten afrikanischen Staaten sind nahezu identisch mit den Ländern, die ihre Beziehungen zu Bonn deutlich verschlechtert haben (Guinea, Sudan, Tansania) oder von blutigen inneren Konflikten heimgesucht wurden (Nigeria, Sudan).

Für Verteidigungsminister Helmut Schmidt ist bei Waffenlieferungen durch die Bundesregierung „das Risiko der Rückschläge größer als die Wahrscheinlichkeit der Vorteile"; er hat deshalb die Verantwortung für die Rüstungshilfe an das Auswärtige Amt und das Wirtschaftsministerium abgegeben Lediglich in der nur geringe Kosten verursachenden Ausbildungshilfe in Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr sieht das Verteidigungsministerium eine Möglichkeit, Freunde zu gewinnen, „die die deutschen Verhältnisse kennenlernen und verstehen"

1965 begann ein neuer Abschnitt im westdeutschen Rüstungsexport, als der Kampfpanzer Leopard internationale Anerkennung fand und zu einem Zeitpunkt auf dem Markt erschien, als mehrere europäische Armeen einen Nachfolgetyp für die veralteten amerikanischen Panzer M 47 und M 48 suchten. Bisher sind ca. 1600 Stück des bei der Krauss-Maffei AG, München, gebauten Panzers von ausländischen Staaten bestellt worden: Belgien (334), Niederlande (468), Norwegen (78), Italien (200, weitere 600 in Lizenz). Interessiert sind Dänemark, Spanien, Türkei, Argentinien u. a.

Im Zusammenhang mit der Rüstungshilfe wurden nach dem Iran, Sudan, Nigeria, Thailand und Indonesien Produktionsstätten für Waffen und Munition geliefert. Der Export von Gewehren ist offenbar umfangreich.

Nennenswerte Exporterfolge kann außerdem nur die Firma Messerschmitt-Bölkow-Blohm verzeichnen, die ihre Panzer-Abwehrrakte Cobra 120 000 mal in alle Teile der Welt verkauft hat und die auch für einige zusammen mit der französischen SNIAS entwickelte Raketen größere Auslandsaufträge erwarten kann.

Von der Industrie wird beklagt, daß die NATO bisher weit weniger Rüstungsaufträge in die Bundesrepublik vergeben hat, als dies dem deutschen Finanzierungsanteil an den gemeinsamen Projekten der Allianz entsprochen hätte. Außerdem wird von industrieller Seite kritisiert, die deutschen Militärattaches (neue Bezeichnung: Verteidigungs-Attaches) seien zu wenig mit Fragen der deutschen Rüstungsindustrie vertraut Ohne größeren Erfolg blieben die Bemühungen der deutschen Rüstungsindustrie auf dem US-amerikanischen Markt. Hier konnte lediglich die Firma Rheinmetall einen größeren Auftrag über die Lieferung einer in Lizenz hergestellten, von Hispano-Suiza entwickelten Panzerabwehrkanone gewinnen, der später jedoch wegen inneramerikanischer Widerstände teilweise zurückgezogen wurde

Das Weißbuch 1970 gibt den Anteil der staatlichen und privaten Rüstungsausfuhr am Gesamtexport der Bundesrepublik mit 0, 3 Prozent an

Der ausländische Einfluß Durch die politische und militärische Bindung der Bundesrepublik an die NATO wird das Eindringen ausländischen, besonders amerikanischen Kapitals in die deutsche Industrie und auch in die Rüstungsindustrie begünstigt. Der Einfluß des amerikanischen Kapitals im Rüstungssektor ist schon deshalb groß, weil das technologische Niveau der modernen Waffensysteme entscheidend von der amerikanischen Industrie bestimmt wird. Zahlreiche amerikanische und internationale Konzerne wirken über vielfältige Beteiligungen direkt bis in die deutschen Waffensystemprogramme hinein Standard Elektrik Lorenz AG, Stuttgart (mit Graetz und Schaub-Lorenz u. a.) gehört zu 99, 44 Prozent der International Standard Electric Corporation, New York; die Felten & Guilleaume-Gruppe ist zu über zwei Dritteln Teil eines belgisch-französischen Konzerns; die Brown, Boveri & Cie AG, Mannheim gehört zu mindestens 56 Prozent der Schweizer Mutterfirma und die Allgemeine Deutsche Philips Industrie GmbH, Hamburg, ist ein Tochterunternehmen des niederländischen Stammhauses.

General Electric besitzt zwar nur rund 10 Prozent des 510 Millionen-Grundkapitals von AEG-Telefunken; dies sichert ihr aber bei dem auf 120 000 Aktionäre verstreuten Kapital einen großen Einfluß, zumal General Electric durch mehrere gemeinsame Tochtergesellschaften mit der AEG-Telefunken verbunden ist 4 Die wichtigsten Systemführungsgesellschaften der Elektronikindustrie setzen sich folgendermaßen zusammen (in Klammern der US-Anteil in Prozent am Stammkapital) :

Elekluft, Elektronik-und Luftgeräte GmbH, Bonn AEG-Telefunken (10) — General Electric (100) — Hughes Aircraft (100) Flug-Elektronik GmbH, München AEG-Telefunken (10) — Eltro GmbH &

Co (40) — Honeywell GmbH (100) — Litton Industries GmbH (100) — Siemens (—)

— Standard Elektrik Lorenz (99) — Teldix GmbH (55)

ESG, Elektronik System Gesellschaft mbH, München AEG-Telefunken (10) — Simens (—) — Standard Elektrik Lorenz (99) — Rohde &

Schwarz (—)

Auch an den beiden größten Luftfahrtkonzernen VFW-Fokker und MBB ist ausländisches Kapital insgesamt mit ca. 40 Prozent beteiligt Daneben gibt es zahlreiche Betriebe der Luftfahrt-Zuliefererindustrie, die häufig reine Tochtergesellschaften von US-Konzernen sind ). Die Ausrüstung der Bundeswehr mit amerikanischem Fluggerät hat den Ankauf und die Errichtung dieser Betriebe in der Bundesrepublik sehr gefördert, wodurch den amerikanischen Firmen auch ein Einbruch in den zivil-industriellen Markt gelungen ist. Durch eine Vielzahl von Kooperations-, Lizenz-, Beratungs-und Betreuungsverträgen ist gewährleistet, das praktisch keine neue deutsche waffentechnische Entwicklung der amerikanischen Rüstungsindustrie verborgen bleiben kann.

Konzentration in der Rüstungsindustrie Der bereits bei der Luftfahrtindustrie konstatierte Trend zur Konzentration läßt sich für alle Branchen der Rüstungsindustrie feststellen, wobei die von den Rüstungsaufträgen ausgehenden Fusionsimpulse über die ohnehin groß.

NIRR bestehende Konzentrationstendenz hinausgehen.

Die Forderungen der Bundeswehr und der NATO nach Standardisierung sowie das Interesse der staatlichen Behörden, möglichst nur mit einem Gesprächspartner aus der Industrie zu verhandeln, sind stärkere Konzentrationsantriebe als die aus der Wirtschaft kommenden oligopolitischen oder monopolistischen Bestrebungen.

In den Entwicklungsgesellschaften arbeiten häufig dieselben Firmen zusammen, die auf dem zivilen Bereich hart konkurrieren. Doch konnte die partielle Kooperation nicht ohne konzentrationsbegünstigende Auswirkung bleiben. So hat beispielsweise der Auftrag, für die Panavia 200 und den Airbus Triebwerke zu entwickeln, den letzten Anstoß gegeben zum Zusammenschluß von M. A. N. Turbo GmbH, München, und der Maybach Mercedes-Benz Motorenbau GmbH, Friedrichshafen. Dadurch ist mit der Motoren-und Turbinen-Union (mtu) mit über 10 000 Beschäftigten „der größte Hersteller schnellaufender Hochleistungs-Dieselmotoren in der Welt" und „das führende Unternehmen der deutschen Triebwerksindustrie" entstanden

Wenn diese Großunternehmen auch die internationale Wettbewerbsposition der deutschen Industrie verbessern, so sind doch erhebliche Auswirkungen auf das Beschaffungsverfahren und in bezug auf die gesamte Wirtschaftsordnung unausbleiblich, wie ein Beispiel aus der Konzentration im Panzerbau zeigt. Nachdem 1965 die Entscheidung für den Kauf des von einer Firmengruppe unter dem Hauptauftragnehmer Krauss-Maffei AG entwickelten Kampfpanzers Leopard gefallen war, hätte der Auftrag für die Entwicklung des Schützenpanzers Marder auch dann an die zweite Gruppe der westdeutschen Panzerproduzenten, der Rheinstahl-Henschel-Hanomag, vergeben werden müssen, wenn militärische, ökonomische oder strukturpolitische Gründe dagegengesprochen hätten. Da andererseits Krauss-Maffei spätestens ab 1974 einen Anschlußauftrag benötigt, wird das Nachfolgemuster für den Kampfpanzer dort gebaut werden müssen, sollen nicht Entwicklungs-und Produktionskapazitäten brachliegen und Arbeitsplätze gefährdet werden. Diese Beschaffungsentscheidung wird folglich von den industriellen Gegebeneiten präjudiziert. Mittlerweile hat sich die " Deutsche Entwicklungs GmbH" konstituiert, in der alle westdeutschen Panzerproduzenten zusammenarbeiten. Damit haben die Beschaffungsdienststellen für die gesamte Entwicklung und Produktion aller Panzertypen nur noch einen Verhandlungspartner der Industrie.

Im Februar 1971 ist durch einen 4-Mrd. -Mili-tärauftrag für die Lastwagenindustrie nicht nur deren Zukunft für mehrere Jahre gefestigt worden, sondern auch durch die Kooperation des Gemeinschaftsbüros (der Firmen Büssing, Rheinstahl, Krupp, MAN und Klöckner-Hum-boldt-Deutz) mit Daimler-Benz die Voraussetzung für einen einzigen nationalen Lkw-Produzenten geschaffen worden

Häufig besteht, bevor eine Fusion oder Kooperation vorgenommen wird, eine andere Konzentration, nämlich die über die großen Finanzgruppen. Der Aufkauf des Panzerproduzenten Krauss-Maffei AG durch die Daimler-Benz AG wäre wahrscheinlich ein spektakulärer Konzentrationsvorgang, würde aber die Interessen der Kapitalseigner der beiden Gesellschaften nur unwesentlich tangieren; denn die Friedrich Flick KG, Düsseldorf, ist mit 40 Prozent des Aktienkapitals der bestimmende Großaktionär von Daimler-Benz, und die Krauss-Maffei AG befindet sich über die Buderus’schen Eisenwerke, Wetzlar, nahezu im Alleinbesitz der Flick KG. Daß die Flick KG außerdem noch mit ca. 83, 3 Prozent Kapitalanteil den größten westdeutschen Munitionsund Sprengstoffproduzenten, die Dynamit Nobel AG, Troisdorf, steuert, zeigt deutlich, daß die politische Bedeutung der westdeutschen Rüstungsindustrie nur unzulänglich mit ihrem Anteil an den einzelnen Industriezweigen gemessen werden kann.

Diesbezügliche Angaben sind ohnehin schwer zu ermitteln. Als Anhalt können folgende Werte für den Rüstungsanteil am Umsatz einzelner Industriezweige gelten

Luftfahrzeugbau 75 ®/o Schiffbau 10 »/o Fahrzeugbau 3 »/« Bauwirtschaft 3 »/o Bekleidung 0, 7 ’/o Nahrungsund Genußmittel 0, 5 »/o Einige Finanzgruppen und Konzerne sind neben ihrer Mitgliedschaft an Entwicklungsfir-men und Arbeitsgemeinschaften durch folgende Unternehmen am Rüstungsgeschäft beteiligt

Die Verankerung von Rüstungsunternehmen in großen Finanzgruppen hat sich in mehreren Fällen als vorteilhaft erwiesen, um die Folgen der auffallenden Diskontinuität der militärischen Auftragseingänge zu kompensieTabelle )ren 127). Die Unternehmen bemühen sich im allgemeinen erfolgreich, den Anteil des Rü-stungsgeschäfts begrenzt zu halten. So hat die Krauss-Maffei AG trotz des Erfolgs mit dem Panzer Leopard den zivilen Sektor so erweitert, daß der Geschäftsbereich „Sonderprogramme" nicht mehr als 50 Prozent des Umsatzes ausmacht.

Zusammenfassung Die mangelnde Bereitschaft der deutschen Industrie, bei Aufstellung der Bundeswehr Rüstungsgüter zu produzieren und der hohe Importanteil an Waffen haben die Entstehung einer westdeutschen Rüstungsindustrie als eigenständiger Brandie bis heute stark gehemmt. Von der Luft-und Raumfahrtindustrie abgesehen, spielen in keiner Industriebranche Rüstungsaufträge eine umsatzmäßig bedeutende Rolle. Nachdem in den Jahren 1962 und 1963 der Anteil der inländischen Rüstungsausgaben an der Industrieproduktion einen Höhepunkt von 2, 6 Prozent erreicht hatte, bewegte er sich in den letzten Jahren bei 2 Prozent Unter gesamtwirtschaftlichen Aspekten ist die Rüstungsindustrie allenfalls von qualitativer Bedeutung. Im Bereich der Rüstungsproduktion sind höchstens 220 000 Menschen tätig Das sind ein Prozent aller abhängig Beschäftigten in der Bundesrepublik.

Der Einfluß der Luft-und Raumfahrtindustrie, die mit den Interessen einer ganzen Branche und dem Anspruch ihrer technologischen Bedeutung auftreten kann, findet seine Grenze in dem vergleichsweise geringen Gesamtumsatz. 4. Militärforschung Im Jahre 1970 wurden rund 1, 1 Mrd. DM für die wehrtechnische Forschung, Entwicklung und Erprobung aufgewendet Im Haushaltsplan 1971 sind 1, 4 Mrd. DM eingeplant.

Nur auf die wehrtechnische Forschung entfielen 1969 rund 140 Millionen DM, von denen die Hälfte veranschlagt war für: die Ozeanographische Forschungsanstalt in Kiel mit dem Wehrforschungsschiff „Planet", dem einzigen bundeswehreigenen Forschungslaboratorium; das deutsch-französische Forschungsinstitut St. Louis (ISL) für Ballistik und Waffenwesen und die Grundfinanzierung von sieben „non profit" -Forschungsinstituten, um „einen dringenden Bedarf der Wehrtechnik" zu dekken Es handelt sich bei letzteren um folgende Gesellschaften und Institute: a) Fraunhofer-Gesellschaft e. V., München Institut für Aerobiologie, Grafschaft/Sauerland 92 Bedienstete 2, 1 Millionen DM Institut für Chemie der Treibund Explosivstoffe, Berghausen/Karlsruhe 212 Bedienstete 4, 8 Millionen DM Institut für Elektrowerkstoffe, Freiburg 68 Bedienstete 2, 4 Millionen DM Ernst-Mach-Institut, Freiburg 129 Bedienstete 3, 2 Millionen DM b) Gesellschaft zur Förderung der astrophysikalischen Forschung e. V., Bonn Forschungsinstitut für Hochfrequenzphysik, Werthoven 119 Bedienstete 2, 8 Millionen DM Forschungsinstitut für Funk und Mathematik, Werthoven 66 Bedienstete 4, 4 Millionen DM 60 Institute der Industrie erhielten mit 43 Prozent (d. s. 60 Millionen DM) den größten Teil der Haushaltsmittel für die wehrtechnische Forschung; an etwa 120 Hochschulinstitute wurden Aufträge mit einem Volumen von 25 Millionen DM erteilt Den folgenden Sachgebieten der Wehrforschung kam die stärkste Förderung zugute Informatik 10 Millionen DM Festkörperphysik 9, 8 Millionen DM Sprengphysik 7, 6 Millionen DM Geophysik 6, 8 Millionen DM Angesichts dieser relativ minimalen Beträge kann es nicht überzeugen, wenn davon gesprochen wird, an den westdeutschen Universitäten und Technischen Hochschulen hätten sich „durch wehrtechnische und wehrpolitische Aufträge Militarisierungsprozesse" vollzogen. Die Forschungsmittel des BMVg sind über fast alle Gebiete der Natur-und Ingenieurwissenschaften gestreut und haben keine Abhängigkeiten von relevantem Umfang entstehen lassen. Nur etwa 10 Prozent aller Aufträge unterliegen der Geheimhaltung.

Für wehrsoziologische Untersuchungen der Inneren Führung stehen rund 500 000 DM zur Verfügung. Die Ausgaben für sonstige sozialwissenschaftliche Untersuchungen liegen wohl etwa in gleicher Höhe. Eine kürzlich veröffentlichte empirische Untersuchung weist nach, daß die Kontakte zwischen Bundeswehr und Hochschulen außerordentlich gering sind, und die Ministeriumsreferate Erziehungsund Ausbildungswesen, Soziologie, Militärpolitik, Strategie und Operations Research ihren wissenschaftlichen Bedarf fast ausschließlich im außeruniversitären Bereich decken. Dabei werden die Stiftung Wissenschaft und Politik, die Industrieaniagen-Betriebsgesellschaft (IABG) und auch das Stanford-Research Institut, USA, das durch deutsche Institute nicht ersetzt werden könne, genannt. Kennzeichnend für die Situation ist auch die verschwindend geringe Zahl von wehrwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen an den deutschen Hochschulen.

Von größerer Relevanz ist der für 1971 auf 1, 3 Mrd. DM angestiegene Etatposten für die wehrtechnische Entwicklung und Erprobung.

Damit werden die Entwicklungen auf dem Gebiet der Luftfahrt (zu ca. 45 Prozent), dem Panzerbau und der sonstigen Wehrtechnik finanziert. Mit diesen Geldern hat die Bundesregierung zusammen mit den Entwicklungsdarlehen des Bundeswirtschaftsministeriums ein Instrument in der Hand, mit dem sie Teile der Industrie strukturell beeinflußen kann.

Das Verteidigungsministerium finanziert den Betrieb eines zentralen Entwicklungszentrums, der halbstaatlichen Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (IABG) in Ottobrunn, das — mit 1100 Mitarbeitern — den mit wehrtechni-sehen Entwicklungen beauftragten Industrie-firmen zur Verfügung steht. Das zentrale Weltraum-Testlaboratorium, das bei derselben Firma betrieben wird, wird aus den Mitteln des Forschungsministeriums finanziert.

Häufig ist eine Trennung zwischen militärischer und ziviler Forschung und Entwicklung nicht mehr möglich. Die Mittel fließen in dieselben Unternehmen und vom technischen know how profitieren alle Produktionszweige der Luft-und Raumfahrtunternehmen und Institute. So wird auch die Deutsche Forschungs-und Versuchsanstalt für Luft-und Raumfahrt (DFVLR) sowohl aus dem Etat des Verteidigungsministeriums (36 Millionen DM) als auch aus dem des Wissenschaftsministeriums (46, 5 Millionen DM) finanziert Letzteres wird im Jahre 1971 500 Millionen DM zur Weltraum-und Luftfahrtforschung beitragen

Der Einfluß der wehrtechnischen Forschung und Entwicklung auf den allgemeinen technischen Fortschritt wird allgemein überschätzt. Es gibt Verfahrenstechniken wie die Explosivverformung, die Digitaltechnik integrierter Fernmeldenetze oder das Elektronenstrahl-schweißen, deren Entwicklungen durch Bundeswehraufträge forciert oder erst möglich geworden sind. Der exakte Nachweis eines mehr als punktuellen positiven Einflusses der waffen-technischen Forschung und Entwicklung auf den allgemeinen technischen Fortschritt ist jedoch für den Bereich der Bundesrepublik selbst in Ansätzen nicht geliefert 6. Der volkswirtschaftliche oder ingenieurwissenschaftliche Nachweis wäre allerdings von erheblich reduzierter politischer Relevanz, weil damit nur der Einfluß der Rüstung auf eine technische Entwicklung nachgewiesen wäre, die wegen ihrer finanziellen und ökologischen Konsequenzen in höchstem Maße fragwürdig geworden ist

In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, daß bei Entwicklungsprojekten zur Bewältigung gesellschaftlicher Zukunftsprobleme auffallend viele Firmen mit einem hohen militärischen Produktionsanteil vertreten sind 140). Darin spiegelt sich vor allem die seit Jahren zu registrierende Verlagerung der Bundesmittel zur Wissenschaftsförderung vom Verteidigungshaushalt auf den Etat des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft wider. Von 1967 bis 1971 stieg der Anteil der vom Wissenschaftsministerium finanzierten Forschung von 50 auf 65 Prozent, während der entsprechende Prozentsatz des BMVg von 28, 3 auf 19 sank Trotz leicht ansteigender Etatposten für die militärische Forschung und Entwicklung werden die Rüstungsfirmen in der Bundesrepublik immer mehr von nicht-militärischen staatlichen Aufträgen abhängig werden. 5. Militär Einen allgemeinen Herrschaftsanspruch meldet das Militär in der Bundesrepublik nicht an 142). Für die Generalität der Bundeswehr gilt das Wort von der „Subalternität der Elite" 143), der Unterordnung unter die politische Führung. Neue Untersuchungen, die dies in Zweifel ziehen, haben nicht belegen können, daß das Militär in der Bundesrepublik den Primat der parlamentarisch verantwortlichen politischen Führung nicht anerkennt Die Bundesrepublik kann als Land mit einer hochentwickelten politischen Kultur gelten, in der die Einmischung des militärischen Apparates auf den politischen Entscheidungsprozeß nicht außerhalb der verfassungsmäßigen Grenzen erfolgt. In der Verfassungswirklichkeit der Bundesrepublik müßten die militärischen Interessen dann gewichtig sein, wenn sie beispielsweise mit industriellen Interessen kongruent wären. Die Intensität des daraus resultierenden Einflusses auf den politischen Entscheidungsprozeß ist von dem Grad der personellen Verbindungen und Verflechtungen zwischen Militär und Industrie und anderen Kräften abhängig. Im folgenden sollen Anhaltspunkte zu dieser schwer meßbaren Frage gegeben werden.

Offiziere in der Wirtschaft Die Berufsoffiziere der Wehrmacht mußten sich nach der Kapitulation bzw. nach ihrer Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft um eine auf Dauer angelegte zivile Tätigkeit bemühen, da mit der Aufstellung neuer deutscher Streitkräfte nicht zu rechnen war. Dies geschah unter folgenden Erschwernissen, die im wesentlichen andauerten bis zum Dezember 1949, als der Artikel 131 des Grundgesetzes vom Bundestag verabschiedet wurde: 1. Allgemeine Not und Arbeitslosigkeit 2. Ächtung des Berufsstandes durch die Alliierten (Anklage des Generalstabes in Nürnberg, Studiumverbot, Verlust der Versorgungsansprüche u. a.) 3. Ablehnung der Berufsoffiziere durch Behörden, Gewerkschaften und Unternehmer Die Herkunft insbesondere der höheren Offiziere aus Oberschichtfamilien und die gute Schulbildung begünstigten jedoch den Einstieg in eine zivile Tätigkeit. Vor allem die General-stabsoffiziere konnten sich in der Wirtschaft durchsetzen. „Ihre systematische Ausbildung zum militärischen Führer ermöglichte ihnen nach gewissen Anfangsstellungen einen fast nahtlosen Übergang in entsprechende Führungsstellen der Wirtschaft."

Auch’einer neuen empirischen Untersuchung ist es nicht gelungen, den Weg der Berufsoffiziere nach dem Zweiten Weltkrieg zuverlässig darzustellen Es können deshalb auf der Tabelle 2 (S. 27) lediglich als Orientierungshilfe die markantesten und politisch relevanten Tätigkeiten von Wehrmachtsberufssoldaten in der Wirtschaft und Verwaltung festgehalten werden Aus dieser Übersicht wird deutlich, daß es ehemaligen Berufsoffizieren in mehreren Fällen gelungen ist, in die Führungspositionen der deutschen Wirtschaftselite vorzustoßen 6. Es kann als gesichert gelten, daß diejenige Gruppe, die nach dem Krieg in die Wirtschaft gegangen ist, mit Abstand die stärkste ist; ihre große Mehrheit erreichte aber nur die mittlere Ebene (Vertriebsleiter, Abteilungsleiter, Prokuristen)

Die Mehrheit der „Industrie-Kommandeure“ scheint sich heute noch der militärischen Herkunft verbunden zu fühlen. Der Generaldirektor der Mannesmann AG und ehemalige Generalstabsmajor Dr. Egon Overbeck hat in dem „Freundeskreis Mars und Merkur" rund 100 ehemalige Offiziere aus dem Top-Management der deutschen Industrie zusammengeführt Darüber hinaus gibt es Vereinigungen, wie die „Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger", in denen sich Wirtschaftsführer treffen. Ohne Zweifel haben diese Kontakte auch der gegenseitigen beruflichen Unterstützung gedient Wichtiger aber sind die dadurch entstandenen Verbindungen zwischen den Macht-eliten von Wirtschaft und Militär.

Die Zahl der in Spitzenstellungen tätigen ehemaligen Berufsoffiziere ist 25 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg natürlich rückläufig. Der Rückgang wird durch pensionierte Bundeswehroffiziere jedoch mehr als ausgeglichen. Das Pensionierungsalter der Bundeswehrgenerale lag in der Zeit von 1965— 1970 bei durchschnittlich 58, 4 Jahren. Damit ist ihnen ein zweiter Berufsweg in der Industrie versperrt Die nach ihrer Pensionierung in der Industrie tätigen Generale sind deshalb zumeist als Berater, Repräsentant oder „Consultant" tätig, wie die Tabelle 3 (S. 28) zeigt Nicht aufgeführt in der Tabelle sind die zivilen Funktionswechsler. Mehrere Referenten der ehemaligen Abteilung Technik des BMVg sind heute in Unternehmen der Rüstungsindustrie tätig Der ehemalige Ministerialdirektor und Hauptabteilungsleiter für Angelegenheiten der Rüstung im Verteidigungsministerium, Werner Knieper, der kurze Zeit auch Staatssekretär im Bundeskanzleramt war, ist heute Vorstandsmitglied bei VFW-Fokker. Der ehemalige Minister im Bundeskanzleramt Ludger Westrick wurde Vorsitzender des Aufsichtsrates der Honeywell GmbH, Frankfurt. Es kann als gesichert gelten, daß die meisten der in der Industrie tätigen ehemaligen Generale für Rüstungsfirmen arbeiten und daß häufig zwischen ihrer früheren Funktion in den Streitkräften und ihrer jetzigen Tätigkeit in der Industrie ein enger Zusammenhang besteht. Auffallend häufig ist die Tätigkeit für ausländische Rüstungsfirmen, die naturgemäß eine stärkere Lobby in der Bundesrepublik unterhalten als die einheimischen Hersteller. In der Konzentration der Luftwaffengenerale auf die Luftfahrtindustrie wird außerdem die große Bedeutung dieser Branche für die Rüstungsindustrie sichtbar. Für die Zahl der mittleren Offizierdienstgrade in der Industrie gibt es wenig Anhaltspunkte. Die Aufnahmefähigkeit der Industrie für diesen Personenkreis scheint wegen der im allgemeinen unzureichenden Ausbildung und fehlenden Spezialisierung recht begrenzt zu sein.

Offiziere in der Poiitik Es ist nicht verwunderlich, daß ehemalige Berufsoffiziere unter den politischen und psychologischen Bedingungen in der Zeit nach der Kapitulation keine hohen politischen Ämter erreichen konnten 157). Mehrere ehemalige Berufsoffiziere konnten in der Beamten-hierarchie obere Plätze besetzen. Zu ihnen gehört der ehemalige Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium Carl Günther von Hase, heute Botschafter in London; er war bei Kriegsende Major im Generalstab.

In den Bundestag ist eine größere Zahl von ehemaligen Berufssoldaten eingezogen. Der Generalstabsoffizieranwärter Herbert Schneider, heute Präsident des Bundesverbandes der deutschen Luft-und Raumfahrtindustrie und CDU-MdB, war Fraktionsvorsitzender der Deutschen Partei. Dem 6. Deutschen Bundestag gehören sechs aktive Soldaten an Sie haben keinen über die Ausschußarbeit hinausgehenden politischen Einfluß im Parlament.

Einigen Obersten der Bundeswehr ist es gelungen, im politisch-administrativen Bereich Einfluß zu gewinnen. So war der Oberst Gerd Stamp Leiter des Kanzlerbüros unter Kiesin-ger. Oberst Hellmuth Roth wurde, nachdem er mehrere Jahre militärischer Berater der SPD-Bundestagsfraktion war, Botschafter und Abrüstungsbeauftragter der Bundesregierung. Sein Vorgänger bei der SPD-Fraktion, General Friedrich Beermann, wurde Bundestagsabgeordneter.

Zur Beantwortung der Frage nach einer in der Zukunft denkbaren stärkeren Beeinflussung der Politik durch die Generalität wären deren Denk-und Handlungskategorien sowie der Grad der Homogenität der Bundeswehroffi-ziere darzustellen. Hier können nur einige relevante Aspekte erwähnt werden.

Häufig wird unterstellt, die Generale der Bundeswehr hätten allesamt nach dem Zweiten Weltkrieg eine zivile Tätigkeit ausgeübt. Dadurch seien zwei Welten miteinander in Berührung geraten, was „ohne Frage die Militärs verändern mußte" Tatsächlich hat ein großer Teil der ersten führenden Generale diese zivile Welt nicht oder nur kurz kennengelernt In der Historical Division des Ober-kommandos des Heeres der USA in Europa wurde 1946 eine mehrere hundert deutsche Generale und Generalstabsoffiziere umfassende Gruppe gebildet. Unter der Leitung von Generaloberst Halder hatte diese Gruppe den Auftrag, die Geschichte des Zweiten Weltkrieges zu erforschen. Ihr entstammen fast alle obersten Generale der ersten Inspekteursgeneration der Bundeswehr. Die wichtigsten sind die Generale Heusinger (Generalinspekteur 1957— 1961), Speidel (Befehlshaber der Landstreitkräfte Europa Mitte 1957— 1963), Müller-Hillebrand (Stellvertreter des Chefs des Stabes des NATO-Hauptquartiers in Europa 1961— 1966), Kammhuber (Inspekteur der Luftwaffe 1957— 1962), Büchs (Stellvertretender Generalinspekteur 1967— 1971) sowie Vizeadmiral Ruge (Inspekteur der Marine 1957— 1961). Die späteren Generale Ferber, Moll und Guderian erlebten nach 1945 in der Organisation Gehlen die gradlinige Fortsetzung ihrer militärischen Karriere Lange bevor mit der Einsetzung des Generals Graf von Schwerin im August 1950 die Wiederbewaffnung zum Gegenstand öffentlicher Diskussion wurde, haben diese Offiziere an der westdeutschen Aufrüstungskonzeption gearbeitet. Im Büro Schwerin und dann im Amt Blank haben sie sich bis zur Aufstellung der Bundeswehr mit militärischen Problemen beschäftigt.

Bemerkenswert ist die auch hier zu registrierende Bereitwilligkeit der Generale, unmittelbar nach einem erbittert geführten Krieg und einer totalen Niederlage für einen westlichen Siegerstaat zu arbeiten, der sie pauschal als Kriegsverbrec er angeklagt hat. Sicher war die Tätigkeit in der Historical Division häufig eine Alternative zum eintönigen Lagerleben, trotzdem ist das Verhalten dieser Generale nur aus der traditionellen Subordination des deutschen Militärs unter jedwede politische Führung zu begreifen.

Mit einem anderen Erfahrungshintergrund stießen diejenigen ehemaligen Offiziere zur Bundeswehr, die zuvor einer zivilen Tätigkeit nachgegangen waren. Aber auch sie bildeten keine geschlossene Gruppe, was bei der Verschiedenwertigkeit ihrer Zivilarbeit und der Unterschiedlichkeit der Motivation für die Reaktivierung nicht überraschen kann. Durch das Studium, das zahlreiche ehemalige Offiziere trotz der anfänglichen Erschwernisse absolvierten, trat eine zusätzliche Differenzierung ein.

Die schon dadurch verursachte Heterogenität der militärischen Elite wird infolge teilstreitkraft-und generationsbedingter Differenzen noch vergrößert. Nicht zuletzt haben Zweifel am Auftrag der Bundeswehr und die offensichtlich zahlreichen betriebsinternen Friktionen zu einem stark reduzierten Selbstbewußtsein geführt, was die effektive Repräsentation militärischer Interessen gegenüber der politischen Führung sehr erschwert. Die Tatsache, daß Generale Gewerkschaftsmitglieder sind, während andere vom Verteidigungsminister „reaktionäre Typen" genannt werden, ist markanter Ausdruck der politischen Disparität der Bundeswehroffiziere. Eine weitere Ursache für das mangelnde Selbstbewußtsein des westdeutschen Militärs liegt in der unzulänglichen Ausbildung der Offiziere im allgemeinen und der Generalstabsoffiziere im besonderen. Das zivilen Leistungskategorien tendenziell zuwiderlaufende Kooptationsprinzip für den Generalstabsnachwuchs sowie Ziel und Niveau der Ausbildung an der Führungsakademie bewirken, daß Offiziere mit dem derzeit vermittelten Bildungsniveau im allgemeinen weder für die zivile Ministerial-Bürokratie noch für das Industriemanagement und erst recht nicht für die Wissenschaft äquivalent befähigte Partner sein können.

Die amtlichen Publikationen der Bundeswehr und die privaten Veröffentlichungen von Offizieren, mit denen das Militär selbst öffentliche Meinung produzieren könnte, entsprechen dem* allgemeinen, durch die Bundestagsparteien abgedeckten Meinungsspektrum. Die institutioneile und personelle Anpassungsfähigkeit des Militärs an eine veränderte politische Führung hat sich als groß erwiesen. Das Militär in der Bundesrepublik pendelt zwischen den Resten eines ständisch-homogenen Elitebewußtseins und dem Bekenntnis zur zweck-rationalen Haltung nach den Maßstäben der industriellen Leistungsgesellschaft

Bundesnachrichtendienst Die amtliche Stelle in der Bundesrepublik Deutschland zur Beschaffung und Auswertung geheimer Auslandsnachrichten, der Bundes-nachrichtendienst, wurde von Soldaten aufgebaut und wird auch heute noch von Soldaten geführt. Der BND ist aus der OKH-Abteilung Fremde Heere Ost hervorgegangen, deren personeller Kern kurz nach der Kapitulation von der amerikanischen Besatzungsmacht zur Erkundung des osteuropäischen Militärpotentials eingesetzt wurde. General Reinhard Gehlen leitete den Dienst unter den drei Auftraggebern von 1942 bis 1968.

Sein Schüler und Nachfolger ist der Bundeswehrgeneral Gerhard Wessel, der im Amt Blank die Grundlagen für den Militärischen Abschirmdienst (MAD) der Bundeswehr erarbeitet hat und diesen rein militärischen Dienst sieben Jahre führte. Rund ein Drittel der ca. 5500 hauptamtlichen Mitarbeiter des BND sind Soldaten; unter ihnen dürften sich zehn Generale und rund 50 Oberste befinden Militärs halten einen Großteil der politisch relevanten Positionen besetzt. Obwohl das Aktionsfeld des BND das Ausland ist, wurde in der Bundesrepublik ein dichtes Netz mit über 100 Dienststellen aufgebaut. In Behörden und Verbänden arbeiten so viele Vertrauensleute, daß der BND fast in jeden politischen und gesellschaftlichen Sektor der Bundesrepublik einwirken kann.

Die Möglichkeiten des BND, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, können kaum unterschätzt werden. Der Dienst unterstützt Ausländskorrespondenten von deutschen Tageszeitungen, subventioniert Zeitschriften, Informationsdienste und Dokumentationszentren, fördert politische Bildungseinrichtungen und ermöglicht in Zusammenarbeit mit militärischen Dienststellen selbst die Produktion von Fernsehfilmen, ohne daß er nach außen und oft auch nicht gegenüber den Informationsträgern in Erscheinung tritt. Damit kann unter entsprechenden Voraussetzungen eine Bundesregierung — oder aber bei fehlender Kontrolle der Bundesnachrichtendienst selbst — nicht nur politische Strömungen begünstigen, sondern es können auch nicht überprüfbare gezielte Informationen durch einen scheinbaren Prozeß pluralistischer Berichterstattung und Kommentierung zu glaubhaften Orientierungswerten hochstilisiert werden. Bei der Bedeutung des BND als dem mit Abstand größten westeuropäischen Geheimdienst für die militärische Aufklärungsarbeit der NATO könnte bei internationalen Krisen oder bei Phasen eines beschleunigten Wettrüstens die Informationspolitik des Pullacher Apparates ein entscheidendes innenpolitisches und internationales Gewicht bekommen.

Soldatenverbände Die besondere Lage der Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg hat zur Gründung von mitgliederstarken Notgemeinschaften geführt. Ziel dieser Vereinigungen waren sozial-und versorgungsrechtliche Fragen, außerdem kümmerte man sich um die Kriegsgefangenen und Vermißten. Erst mit der Gründung des Schutz-bundes ehemaliger Deutscher Soldaten und dann des Verbandes deutscher Soldaten (VdS) entstanden die Soldatenverbände, die allerdings keine — selbst in der Frage der Wieder-bewaffnung — politische Geschlossenheit erzielten

Heute leiden die Verbände, wie auch die Gesellschaft für Wehrkunde, an Überalterung ihrer Mitgliederschaft. Im Vergleich zu den frühen fünfziger Jahren, in denen zu einem Verbandstreffen der Bundestagspräsident, der Vizekanzler und mehrere Minister erschienen, ist heute die politische und gesellschaftliche Bedeutung der Soldatenverbände so gering, daß darüber hinweggesehen werden kann.

Da es den Verbänden auch nicht gelungen war, sich als eine Interessenorganisation der Reservisten der Bundeswehr zu formieren, wurde auf Veranlassung des Bundesverteidigungs-ministeriums 1960 der „Verband der Reservisten der Bundeswehr e. V." gegründet. Doch auch diese Vereinigung war bei dem Versuch, die über 1, 5 Millionen ausgebildeten Reservisten der Bundeswehr zu erfassen, wenig erfolgreich. Obwohl eine eigene Reservisten-Betreuungsorganisation der Bundeswehr den Verband unterstützt und aus Etatmitteln jährlich über eine Million DM beigesteuert werden, ist sowohl die regionale Ausstrahlung der Reservistenorganisation als auch die politische Bedeutung des Bundesverbandes auffallend gering Seine Mitgliederzahl liegt bei etwa 36 000; das Verbandsorgan „loyal" wirkt in die Truppe und in die wehrpolitisch interessierte Öffentlichkeit hinein.

Der einzige politisch relevante Soldatenverband in der Bundesrepublik ist der Bundeswehrverband, dem rund 80 Prozent aller Berufs-und Zeitsoldaten angehören. Der Verband vertritt mit quasi gewerkschaftlicher Legitimation besonders die sozialen Interessen der Soldaten gegenüber Regierung, Bundestag und Öffentlichkeit Die faktische Monopolstellung des Bundeswehrverbandes und die Mitgliedschaft von Angehörigen des Verteidigungsausschusses haben dem Verband einen großen Einfluß gegeben, der im Laufe der Zeit über den Sektor der Besoldung und Fürsorge hinausreichen könnte

Zusammenfassung Neben den historischen Determinanten ist die Tatsache, daß nicht die Bundeswehr, sondern die USA und die NATO die Sicherheit der Bundesrepublik garantieren, für die politische Rolle der westdeutschen Streitkräfte von entscheidender Bedeutung. Der damit verbundene Prestige-und Machtverlust wird durch die Funktionen deutscher Generale in der militärischen Organisation der NATO nicht ausgeglichen. Der Personalmangel in der Bundeswehr und zahlreiche Friktionen, auch eine Folge des Wi-derspruchs von traditionellen Führungsprinzipien und modernen technischen Funktionen, haben zu einer „übertriebenen Sensitivität" geführt. Die nahezu totale Integration in die NATO, verbunden mit den Rüstungsbeschränkungen gemäß Protokoll III des revidierten Brüsseler Vertrages (WEU), haben verschiedentlich zu einer Geisteshaltung des Militärs geführt, in der es sich eher einer imaginären atlantischen Großmacht verpflichtet fühlt als der Regierung und Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland

Das politische Gewicht des Militärs in der Bundesrepublik ist geringer, als dies Größe und wirtschaftliche Bedeutung der Streitkräfte vermuten lassen. Es bestehen jedoch für das Militär hinreichende Möglichkeiten, über institutionelle und personelle Verflechtungen mit anderen gesellschaftlichen Sektoren öffentlich und parlamentarisch nicht kontrollierbar politischen Einfluß auszuüben.

6. Bundestag

Der Bundestag hat nach dem Grundgesetz die Möglichkeit, auf mehrfache Weise das Militär zu kontrollieren, als auch die Pflicht, verteidigungspolitische Entscheidungen zu fällen. Im Haushaltsplan wird der finanzielle Rahmen bis zu den Einzelpositionen, zum Beispiel der Munitionsbeschaffung, festgelegt. Selbstverständlich ist dabei das Parlament nicht in der Lage, die militärische Notwendigkeit dieser Ansätze zu prüfen; allenfalls der Vergleich zu den Ausgaben der Vorjahre gibt ihm einen Maßstab. Der Einfluß des Haushaltsausschusses beschränkt sich auf Umschichtungen in einer Größenordnung von 200 bis 300 Millionen DM 0. Ausgabenkürzungen nimmt, wie im Frühjahr 1965 und Herbst 1967, das Kabinett vor.

Nach den Aussagen eines Mitgliedes des Verteidigungsausschusses hat sich dieses Gremium weniger als Kontrolleur denn als Helfer der Bundeswehr erwiesen Die Arbeit wird so stark von Untersuchungsaufgaben beherrscht, daß für die planerische Initiative wenig Zeit bleibt. Auch nach der Aufbauphase der Streitkräfte ist der Verteidigungsausschuß ein „Bundeswehrausschuß" geblieben, der sich den sozialen Fragen der Soldaten mit besonderer Intensität widmet.

Die Verteidigungsausgaben der Bundesrepublik werden entscheidend von Bündnisverpflichtungen bestimmt. Dadurch wäre das Parlament in seinem Recht der Budgetkontrolle auch dann außerordentlich eingeschränkt, wenn die Ausschüsse personell und instrumental besser qualifiziert wären. Für den Teil der Verteidigungsausgaben, der in den gemeinsamen NATO-Haushalt fließt, ist die Kontrolle durch den Bundestag faktisch vollkommen aufgehoben. Dem Parlament bleibt zusammen mit dem Bundesrechnungshof für einen Großteil des Verteidigungsetats lediglich eine Leistungskontrolle; die politische Kontrolle ist minimal.

Für eine effektive Kontrolle der komplexen Militäradministration bedürften die Mitglieder des Verteidigungsausschusses neben einem leistungsfähigen Apparat einer militärischen und technischen Kompetenz, wie sie in kritischer Distanz zu den militärischen und rüstungswirtschaftlichen Interessen gar nicht zu erreichen ist

Die Zusammensetzung des Verteidigungsausschusses des 6. Deutschen Bundestages zeigt folgendes Bild: Von den 29 ordentlichen Mitgliedern sind vier Soldaten (je zwei von CDU und SPD) und sechs Reserveoffiziere. Weitere zwei sind oder waren mit der Bundeswehr beruflich verbunden. Drei weitere Mitglieder waren Berufssoldaten in der Wehrmacht, und schließlich war einer von 1967 bis 1969 Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium. Damit sind mindestens 16 der 29 Mitglieder des von dem CSU-Abgeordneten Zimmermann geleiteten Verteidigungsausschusses so mit dem Militär verbunden, daß sie sich im Konfliktfall von politischen und militärischen Interessen mit großer Wahrscheinlichkeit tendenziell auf die Seite des Militärs stellen werden. Die Rüstungsindustrie ist bei den ordentlichen Ausschußmitgliedern nicht erkennbar vertreten

In keinem Gesetz und keiner Geschäftsordnung ist die Mitwirkung des Verteidigungsausschusses bei der militärischen Beschaffung geregelt. Es ist eine gewohnheitsrechtliche Übung, daß der Verteidigungsausschuß „bei allen Entscheidungen von grundsätzlicher Bedeutung oder von beträchtlichem Umfang“ vom Verteidigungsministerium eingeschaltet wird, kurz bevor die Beschaffungsverträge unterzeichnet werden. Der Verteidigungsausschuß hat kein Vetorecht; die Entscheidung bleibt letztlich beim Verteidigungsminister bzw.der Regierung. Die Abgeordneten sehen sich häufig vor Entscheidungen gestellt, für die ihnen weder Fachkenntnisse noch Informationen in erforderlichem Umfang zur Verfügung stehen. Die Beschaffungsprojekte werden „zur Kenntnis genommen" wodurch das Verteidigungsministerium die Verantwortung an den Verteidigungsausschuß abgetreten hat, ohne an Entscheidungskompetenz viel zu verlieren.

Die Position des Verteidigungsausschusses ist auch deshalb bei den Beschaffungsentscheidungen nicht stark, weil die Etatmittel vom Haushaltsausschuß genehmigt sind, bei deren Festlegung der Verteidigungsausschuß nur gutachterlich und nicht mitberatend beteiligt ist. Der Haushaltsausschuß hat außerdem eine wichtige Stellung in Rüstungsfragen, da ein Großteil der Titel des Einzelplans 14 mit einem qualifizierten Sperrvermerk versehen ist, wonach Zuschüsse, Darlehen und Bürgschaften der Zustimmung des Haushaltsausschusses bedürfen, nicht etwa der des Verteidigungsausschusses.

Kennzeichnend für die Rolle des Verteidigungsausschusses bei den Beschaffungsentscheidungen dürfte folgendes Beispiel sein: Für die Modernisierung der beiden „Pershing" -Rake-ten-Geschwader der Luftwaffe wurde dem Ausschuß die Beschaffungsvorlage mit dem ausdrücklichen Hinweis zugeleitet, daß sich das Projekt um 50 Millionen DM verteuern würde, wenn die Parlamentarier nicht innerhalb von zwei Tagen zustimmten Bereits einen Tag später war die Entscheidung für das Projekt im Wert 525 Millionen DM gefallen.

Generell ist eine geringe Bedeutung des Parlaments im verteidigungspolitischen Sektor und besonders im Beschaffungswesen festzustellen. Die Position des Bundestages als einer gegenüber der Exekutive unabhängigen Gewalt ist in diesen Bereichen wohl noch schwächer als allgemein im parlamentarischen Regierungssystem; auch deshalb weil die jeweilige Opposition die ihr von der Verfassung gegebenen Einwirkungsmöglichkeiten nie genutzt hat.

III. Schlußbemerkungen

Tabelle 3

Obwohl die Bundesrepublik Deutschland die zahlenmäßig stärkste Armee in Westeuropa unterhält und in einem geographischen Brennpunkt des west-östlichen Spannungsbereichs liegt, ist das eingangs skizzierte Phänomen eines militärisch-industriellen Komplexes in der bundesrepublikanischen Wirklichkeit nicht nachzuweisen. Weder das gesamte paiitische System noch die Subsysteme werden von relevanten Militarisierungstendenzen beeinflußt.

Eine Rüstungsindustrie von gesamtwirtschaftlicher Bedeutung gibt es nur in Ansätzen. Die Rüstungsforschung hat keine Abhängigkeiten der Universitäten von militärischen Projekten verursacht. Das Militär ist vornehmlich mit sich selbst beschäftigt und besitzt einen mäßigen politischen Einfluß Schließlich sind im Parlament keine starken politischen Kräfte aus-170 zumachen, die über allgemeine Industrieinteressen hinaus Rüstungsbelange mit besonderem Nachdruck zur Geltung bringen.

Es gibt keine parallelen oder identischen, gesellschaftlichen und politischen Interessen, die so stark wären, daß sie die Rüstungsausgaben in die Höhe treiben könnten. Die Verteidigungsausgaben der Bundesrepublik Deutschland sinken seit mehreren Jahren relativ zu den Gesamtausgaben des Staates und werden in den nächsten Jahren auch real nicht erhöht werden. Die Formierungen rüstungsinteressierter Kräfte in der Bundesrepublik sind — gemessen am Erfolg ihres Einflusses — mit die schwächsten Interessengruppen.

Indes konnte die Existenz mehrerer notwendiger Bedingungen für die Entstehung eines technologischen Militarismus nachgewiesen werden: Der Bedarf der Streitkräfte an hochwertigen Rüstungsgütern ist groß; die Elemente des militärisch-industriellen Komplexes sind zumindest in Ansätzen vorhanden; die Kommunikation zwischen den Machteliten von Wirtschaft, Militär und Politik besteht. Außerdem würde der systemspezifische, allgemein konstatierte, im Vergleich zu gesamtwirtschaftlichen Bedürfnissen mächtige Einfluß der Interessengruppen auf den politischen Entscheidungsprozeß die Bildung einer Allianz von Militär, Rüstungsindustrie und anderen Kräften begünstigen.

Daß es trotzdem in der Bundesrepublik Deutschland nicht zur Entstehung eines militärisch-industriellen Komplexes kam, ist auf die folgenden drei Primärursachen zurückzuführen: 1. Die Bundesrepublik stellt nur einen Teil 'der auf ihrem Territorium erforderlichen konventionellen Truppen. Die übrigen zur Aufrechterhaltung des militärischen Gleichgewichts in Mitteleuropa nötigen Verbände werden von Partnerstaaten der NATO stationiert. Als Gegenleistung kauft die Bundesrepublik von diesen Ländern Waffen in beträchtlichem Umfang. Dadurch wird die Rüstungspolitik von außenpolitischen und bündnispolitischen Fragen überlagert, d. h.

unter anderem, die Beschaffungsentscheidungen werden häufig dem innenpolitischen Kräftespiel entzogen und die Ausweitung der nationalen Rüstungsindustrie stark gehemmt.

2. Die Bundesregierung hat darauf verzichtet, den Waffenexport in dem Maße zum Instrument der Außenpolitik zu machen, wie das Frankreich oder Großbritannien getan haben. Art und Umfang der deutschen Waffenlieferungen und der militärischen Ausbildungshilfen haben weder die Bedeutung der Rüstungsindustrie noch die des Militärs vergrößert. 3. Die Wehrverfassung der Bundesrepublik ist stark von zivilen und bürokratischen Normen bestimmt. Außerdem sind die Entschei-

dungskompetenzen weitgehend im Verteidigungsministerium konzentriert, wo die militärischen Stäbe auf die mit Hilfe ministerieller Verwaltungsmethoden erarbeiteten Entscheidungen nur geringen Einfluß haben. Diese Bedingungen haben zwar möglichen Tendenzen zur Verselbständigung des Militärs entgegengewirkt, andererseits aber nicht unwesentlich die militärische Effizienz der Streitkräfte beeinträch-tigt.

Die praxeologische Folgerung ist evident: In dem Maße, wie diese drei Faktoren reduziert werden, wächst die Möglichkeit, daß in der Bundesrepublik Deutschland ein militärisch-industrieller Komplex von systemveränderndem Gewicht entsteht.

Der erste Faktor, die Bündnisverflechtung der Bundesrepublik, ist eine Funktion der internationalen Verhältnisse im allgemeinen und der Stärke der amerikanischen Truppen auf europäischem Boden im besonderen. Ein Abkommen über eine beiderseitige ausgewogene Truppenverminderung würde die Bundesrepublik bei einem weiteren Abzug von Verbänden der USA aus Europa von dem Zwang befreien, durch eigene Aufrüstung das Gleichgewicht zu erhalten. Kommt es nicht zu einem Abrüstungsabkommen, würde der Abzug amerikanischer Truppen zu einer Stärkung mehrerer Elemente des militärisch-industriellen Komplexes in der Bundesrepublik führen. Der damit wahrscheinlich verbundene Anstieg der Inlandsbeschaffung würde zu einer beachtlichen Vergrößerung der Tiefenrüstung führen, wodurch auch dann mit einer Ausweitung der deutschen Rüstungsexporte zu rechnen wäre, wenn dies von der jeweiligen Bundesregierung nicht gewünscht werden würde. Um so kräftiger wären die Impulse für die Herausbildung eines militärisch-industriellen Komplexes, wenn der Rüstungsexport ein Instrument der deutschen Außenpolitik werden sollte.

Während die beiden ersten Faktoren nicht oder nur teilweise von der deutschen Regierung beeinflußt werden können, steht der dritte Faktor, die Wehrverfassung, nahezu ganz der jeweiligen Regierung und Bundestagsmehrheit zur Disposition.

Um die „Führung, Verwaltung und Planung der Bundeswehr von Ballast zu befreien, zu modernisieren und auf diese Weise die Wirksamkeit der für Verteidigungszwecke eingesetzten Mittel zu erhöhen" hat die Bundesregierung seit der Übernahme des Verteidigungsministeriums durch Helmut Schmidt im Jahre 1969 Maßnahmen ergriffen, die diesem Ziel wahrscheinlich förderlich sind, teilweise aber auch an Symptome des military industrial complex in den USA erinnern.

Ein Novum ist die Berufung des Vorstandsvorsitzenden der Thyssen-Röhrenwerke AG, Ernst Wolf Mommsen, in das Verteidigungsministerium, wo er im Range eines Staatssekretärs für Rüstungsangelegenheiten zuständig ist. Mommsen ist kein Beamter; seine Firma zahlt seine Bezüge voll weiter. Durch diese Personalentscheidung wurde das Verteidigungsministerium nicht nur für das industrielle Mangement, sondern auch für industrielle Interessen weiter geöffnet als je zuvor, zumal auf Betreiben von Staatssekretär Mommsen ein Beraterkreis von Rüstungsindustriellen institutionalisiert wurde.

Zweifellos wird dadurch die traditionelle, zumindest formal bestehende Trennung von Wirtschaft und Ministerialbürokratie durchlöchert. Dies erscheint grundsätzlich bedenklich, auch wenn durch die Integrität des Stelleninhabers und der starken politischen Führung des Verteidigungsministeriums heute keine akute Gefahr für die politische und öffentliche Kontrolle der Beschaffungspolitik bestehen mag.

In diesem Zusammenhang sind die in jüngster Zeit intensivierten offiziellen Kontakte zwischen dem oberen und mittleren Industrie-management und den Verbänden der Streitkräfte interessant. Offensichtlich handelt es sich um die Vorbereitung eines „Blutaustausches" (Helmut Schmidt) zwischen Wirt-182) schäft und Bundeswehr. Die Luftwaffenführung will in der Nähe von Bonn ein „Haus der Luftwaffe" errichten, das zu einer Begnungsstätte von Luftwaffe und Fuftfahrtindu-strie werden soll. Im Zuge der Neuordnung des Rüstungsbereiches werden die militärischen Führungsstäbe einen größeren Einfluß erhalten und „die Verantwortung des Durchführungsbereiches durch konsequente Delegation wird vergrößert" werden. Auch diese Maßnahmen können dazu führen, daß die traditionellen Barrieren zwischen Militär, Ministerialbürokratie und Industrie beseitigt oder umgangen werden.

Demokratische Sicherungsmechanismen gegen Machtmißbrauch wirken unter dem Aspekt der Effizienz stets wie Ballast. Reformen in dem für den gesamten Staat so bedeutenden militärischen Sektor bedürfen permanenter Über-prüfung, ob sie nicht über das unvermeidliche Maß hinaus dem Prinzip der demokratischen Kontrolle zuwiderlaufen

Aus dem waffentechnologischen Wettlauf zwischen den USA und der Sowjetunion ist längst ein technologischer Krieg geworden, bei dem nicht mehr die Zerstörung, sondern die Veralterung der gegnerischen Waffensysteme angestrebt wird. Dieser Krieg absorbiert in steigendem Maße die ökonomischen Ressourcen eines Landes und macht denjenigen zum Verlierer, dessen System unter der Last der Rüstung als erstes zusammenbricht. Das Beispiel der Vereinigten Staaten zeigt, wie schwach eine westliche Demokratie werden kann, wenn die Verteidigung zur Sache unkontrollierter Kräfte wird.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Aus der Konzeption der Abschreckung ergibt sich idealtypisch die Notwendigkeit nicht nur der permanenten militärischen Präsenz, sondern auch der psychischen Kampfbereitschaft der gesamten Bevölkerung bereits im Frieden. Für Dieter Sengnaas ist dies Ausgangspunkt seiner Kritik an der .organisierten Friedlosigkeit" des AbschreckungssYstems. Siehe u. a. Dieter Senghaas, Zur politischen Theorie organisierter Friedlosigkeit, in: Aieter Senghaas (Hrsg.), Zur Pathologie des Rüstungswettlaufs, Freiburg 1970, S. 25 ff. — Diesem nsatz wird nicht gefolgt, weil der empirische BeeS für die Existenz einer Kämpferideologie nicht kooracht ist. Die bundesrepublikanische Wirklichen konnte eher ein Beleg für die Vereinbarkeit von funktionierender Abschreckung und fried-zebender Bevölkerung sein.

  2. Vgl. Helmut Krauch, Forschung und Rüstung, in: Enmut. Krauch u. a. (Hrsg.), Forschungsplanung. e Studie über Ziele und Strukturen amerikanischer Forschungsinstitute, München und Wien 1966, S. 157.

  3. Vgl. Gerhard Ritter, Staatskunst und Kriegs-handwerk. Das Problem des „Militarismus" in Deutschland, München 19592, Band I, S. 13 ff.

  4. Zur politologischen Modellbildung siehe Karl W. Deutsch, Politische Kybernetik. Modelle und Perspektiven, Freiburg 1969, S. 57 f.

  5. Detaillierte neueste Zahlenangaben in Neue Zürcher Zeitung, Fernausgabe Nr. 29, v. 31. 1. 1971, S. 19.

  6. Vgl. Die Zeit v. 17. 11. 1967. Siehe auch Walther G. Hoffmann, Der Anteil der Verteidigungsausgaben am Bruttosozialprodukt — Ein internationaler und intertemporaler Vergleich, in: Kyklos Internationale Zeitschrift für Sozialwissenschaften 1970, Fass. 1, S. 80— 97.

  7. Wo im folgenden keine Quelle angegeben ist handelt es sich — wie hier — in der Regel um Angaben des Institute for Strategie Studies, London, in: The Military Balance 1970— 1971.

  8. Robert S. McNamara, Die Sicherheit des We stens, Bedrohung und Abwehr, Wien 1969, S. 103

  9. Vgl. Fritz Vilmar, Rüstung und Abrüstung im Spätkapitalismus, Frankfurt 19673, S. 77.

  10. Vgl. FAZ v. 3. 1. 1970, S. 15.

  11. Nach: Die Zeit v. 16. 5. 1969.

  12. Vgl. Krauch, a. a. O., S. 157 ff. General Electric wendet jährlich 750 Millionen Dollar für Forschung und Entwicklung auf und beschäftigt rund 16 000 Wissenschaftler und Ingenieure.

  13. Vgl. Die Zeit v. 30. 5. 1969.

  14. Nach Angaben der Zeit v. 16. 5. 1969 unter Bezug auf James Ridgeway, Die geschlossene Gesellschaft. Siehe auch Jack Raymond, Die Macht im Pentagon, Düsseldorf und Wien 1967, S. 183 ff.

  15. Davon ist die RAND-Corporation ausgenommen, die ihre Mitarbeiter zu Veröffentlichungen anhält.

  16. Raymond, a. a. O„ S. 139. Zahlreiche National-laboratorien, wie die Atomstädte Los Alamo Livermore und Oak Ridge werden überwiegen vom Pentagon finanziert, aber von Universitäten oder Industriefirmen betrieben. . ,

  17. Vgl. C. Wright Mills, Die amerikanische E 46 Gesellschaft und Macht in den Vereinigten Staaten, Hamburg 1962, S. 236.

  18. Zahlenangaben hierzu bei Krippendorff, a.a.O. S. 292

  19. Shoup, a. a. O., S. 142.

  20. Vgl. Shoup, a. a. O., S. 141.

  21. Association of the United States Army, Air Force Association und Navy League.

  22. Siehe Näheres bei David Wise und Thomas B. Ross, The Espionage Establishment, New York 1967.

  23. Vgl. Der Spiegel 50/1967, S. 132 ff.

  24. Vgl. Air Force Time, Jahrg. 29, 1968, Nr. 10.

  25. Siehe Jonathan B. Bingham, Can Military Spending be Controlled?, in: Foreign Affairs, Oktober 1969, S. 55.

  26. Der Vorsitzende des House subcommittee on military construction war Generalmajor der Reserve und Vorstandsmitglied der National Rifle Association; nach Bingham, a. a. O., S. 56.

  27. Als McNamara 1964 die Schließung von 80 Militärbasen ankündigte, erhielt er noch am selben Tag Proteste von 169 Abgeordneten, nach: Die Zeit v. 16. 5. 1969.

  28. So Senator Gaylord A. Nelson, in: Erwin and Judith Nies McFadden (eds), American Mil tarism 1970, New York 1969, S. 19.

  29. Wie soll angesichts der Verflechtungen sinnvo zwischen pressure-groups als Elementen der innerstaatlichen Umwelt und dem Parlament als Elemeni der Entscheidungseinheit differenziert werden. 4 den Begriffen siehe Joseph Frankel, Die außen politische Entscheidung, Köln 1965, S. 17 ff.

  30. Helmut Wolfgang Kahn, Die Russen kommen ü-V Fehlleistungen unserer Sicherheitspolitik, München 1969, S. 221.

  31. Einzelheiten dazu bei Janko Musulin, Die «ivi Weltmacht, Wien u. a. 1969, S. 139 f.

  32. Raymond, a.a.O., S264 ff.

  33. Johm Kenneth Galbraith, Wie man Generlae bändigt, Hamburg 1970, S.22

  34. Richard J. Barnet, The Economy of Death, New York 1969, S. 73 f.; deutsch: Der amerikanische Rüstungswahn oder die Ökonomie des Todes, Hamburg 1971, S. 53 ff.

  35. Siehe dazu den instruktiven Aufsatz von Herbert von Borch, Amerika heute — Weimar 1932?, in; Süddeutsche Zeitung vom 11. /12. 7. 1970.

  36. Vgl. NZZ v. 31. 1. 1971, Fernausgabe Nr. 29, S. 19.

  37. Siehe z. B. Hans J. Morgenthau, Die Verdrängung der Politik durch das Militärwesen, in: Uwe Nerlich (Hrsg.), Krieg und Frieden in der modernen Staatenwelt, Gütersloh 1966, S. 222— 233.

  38. Vgl. Ulrich Albert, Der Handel mit Waffen, München 1971.

  39. Zur Reorganisation des Pentagon siehe FAZ v. 30. 7. 1970.

  40. Ein derartiger Prozeß war bei der Errichtung des Raketen-Abwehrsystems „Safeguard" zu beobachten; siehe Musulin, a. a. O., S. 142 ff.

  41. Nadi Schätzungen des Pentagon werden mit einer Milliarde Dollar für Rüstungsaufträge 7000 Arbeitsplätze gesichert. Vgl. Die Zeit v. 8. 111208.

  42. Zur „technologischen Krise“ in der Luftfahrindustrie siehe Süddeutsche Zeitung v. 18. 2. 197 ‘ S. 2, und FAZ v. 19. 2. 1971, S. 15.

  43. 80% der staatlichen Forschungsund Entwit lungsausgaben kommen aus dem Etat des Penagon, der NASA und der Atomenergiekommissnon Nach Klaus Nittinger, Vergleichsanalytische 2h trachtung der amerikanischen und europäischen Luft-und Raumfahrtindustrie, (als Manuskript 96 druckt) 1970, S. 96. ,

  44. Vgl. mehrere AP-Meldungen von Anfang nuar 1971.

  45. So z. B. bei Otto Reinhold, Wie John Kenneth Galbraith die USA-Militärs unter Kontrolle bringen möchte, in: Einheit, Zeitschrift für Theorie und Eraxis des wissenschaftlichen Sozialismus, 24. Jg., Heft 12, 1969, S. 1489— 1498, passim. Siehe auch Ernest Mandel, Marxistische Wirtschaftstheorie, rankfurt 1968, S. 548 ff., sowie Paul A. Baran und aul M. Sweezy, Monopolkapitalismus. Ein Essay er die amerikanische Wirtschaftsund Gesell-saftsordnung, Frankfurt 1967, S. 211 ff.

  46. Rüstung und Abrüstung im Spätkapitalismus. Eine sozio-ökonomische Analyse des Militarismus n unserer Gesellschaft, Frankfurt 19673, S. 22.

  47. Wohl kann die kapitalistische Wirtschaftsstruktur allgemein und in der jeweiligen spezifischen Ausformung im besonderen die Entwicklung eines derartigen Komplexes begünstigen.

  48. Dazu allgemein siehe George Hallgarten, Das Wettrüsten. Seine Geschichte bis zur Gegenwart, Frankfurt 1967.

  49. Vgl. George W. Rathyens, Die Zukunft des strategischen Rüstungswettlaufs, in: Dieter Senghaas (Hrsg.), Zur Pathologie des Rüstungswettlaufs, Freiburg 1970, S. 104.

  50. Brzezinski und Huntington, a. a. O., S. 364.

  51. Vgl. Morgenthau, a. a. O., S. 223 f.

  52. Zitiert nach Brzezinski und Huntington, a. a. " S. 365, und Morgenthau, a. a. O., S. 224.

  53. Vgl. Mills, a. a. O., S. 226 f.

  54. Vgl. Galbraith, a. a. O„ S. 18 f.

  55. Die Mathematisierung dieses Zusammenhang hätte vermutlich heuristischen Wert, kann aber i Rahmen dieser Arbeit, auch wegen der Schwierig keit, verläßliche Skalierungskriterien zu erarbeite , nicht geleistet werden.

  56. So z. B. Rainer Rilling, Kriegsforschung und Vernichtungswissenschaft in der BRD, Köln 1970; Fritz Vilmar, Technischer Fortschritt als Abfallprodukt der Rüstungsforschung?, in: Frankfurter Hefte 4 1970; Ekkehart Krippendorf', Abrüstung, in: Sozialdemokratie und Sozialismus heute, Köln 1968. miSizhe auch die Angriffe auf den „westdeutschen militärisch-industriellen Komplex" in der sowjetischen und DDR-Presse. Jetzt auch Claus Grossner, in militärisch-industrieller Komplex in der Bunpesrepublik? Beitrag zur deutschen Ausgabe von mchard J. Barnet, a. a. O„ (Anm. 46).

  57. Ohne Berlinhilfe und nur Einzelplan 14 des Bundeshaushaltsplans. Vgl Weißbuch 1970, S. 203.

  58. Zum Vergleich zwischen BRD und DDR siehe Daterialif zum Bericht zur Lage der Nation 1971, futscher Bundestag Drucksache VI/1690, S. 5. ehe auch Weißbuch 1970, S. 203.

  59. Vgl. Wehrpolitische Information v. 4. 2. 1971.

  60. Weißbuch 1970, S. 146.

  61. Wehrpolitische Information v. 18. 2. 1971.

  62. Vgl. Wehrkunde 1/1971, S. 43.

  63. Näheres dazu bei Hans D. Klingemann, Wirtschaftliche und soziale Probleme der Auf-und Abrüstung. Volkswirtschaftliche Konsequenzen der Rüstung in der Bundesrepublik, in: Rene König (Hrsg.), Beiträge zur Militärsoziologie, Sonderheft 13/1968 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, S. 243 f.

  64. Vgl. Der Spiegel 7/1967, S. 18.

  65. Siehe z. B. Christian Krull, Wirtschaft Rüstung, Schriftenreihe der Industrie-und Frankfurt 1955. und Handelskammer,

  66. Zur unterschiedlichen Beurteilung der ökonomischen Interessen bei der Aufrüstung siehe Gerhard Brandt, Rüstung und Wirtschaft in der Bundesrepublik. Studien zur politischen und 9e 561 schaftlichen Situation der Bundeswehr, Dritte Folge. Witten und Berlin 1966, und Fritz Vilmar, Rüstung und Abrüstung im Spätkapitalismus, a. a. U S. 105 ff. ..

  67. Breitenrüstung ist „eine Art von Rüstung, u Betriebe zu Rüstungszwecken umstellt oder er weitert, nicht aber, wie im Falle der Tiefenrüstung neue Anlagen mit dem spezifischen Zweck der H Stellung von Rüstungs-oder rüstungswichtie. Gütern errichtet“. Werner Gebauer, KriegsWi. schäft, in: Handwörterbuch der Sozialwissenscn ten, 6. Band, S. 395.

  68. Bei einem Anstieg des Auftragsvolumens 3, 3 Mrd. DM auf 9, 2 Mrd. DM. Vgl. Wehrpolitis" Information v. 12. 2. 1970.

  69. Von den 33 Mrd. DM, die von 1956— 1964 für Material und Dienstleistungen ins Ausland gegeben wurden, entfielen auf die USA mehr als die Hälfte, nämlich 17 Mrd., auf Frankreich 4, 5 Mrd. und auf Großbritannien 3, 3 Mrd., während die sonstigen Länder 8, 4 Mrd. DM erhielten. Vgl. Vilmar, a. a. O., S. 112. Eine detaillierte Zusammenstellung über die Beschaffung des Fluggeräts der Bundeswehr bringt Wehr und Wirtschaft 3/1967, S. 151.

  70. In der Wirtschaftspresse schwanken die Angaben zwischen 1, 5 Mrd. DM (Die Welt v. 23. 4. 1970) und 3 Mrd. DM (Süddeutsche Zeitung v. 24. 4. 1970). Oie hier angegebene Zahl basiert auf einer Addition der neuesten Firmenangaben und einer Schätzung der Umsätze der Triebwerks-und Aus-sustungsfirmen ohne Elektrokonzerne.

  71. USA 70, Großbritannien 60, Frankreich 50 Prozent; vgl. zu diesem Abschnitt Klaus Nittinger, Vergleichsanalytische Betrachtung der amerikanischen und europäischen Luft-und Raumfahrtindustrie, o. O. 1970, als Manuskript gedruckt, Anhang B 2. 3.

  72. Der Spiegel 46/1968, S. 52.

  73. Vgl. Süddeutsche Zeitung v. 26. 3. 1971.

  74. MBB hält als deutsche Systemführungsgesellschaft 42, 5 Prozent der „Panavia-Aircraft" und 45 Prozent der „Airbus-Industrie“.

  75. Vgl. Capital 7/70, S. 93— 96.

  76. vgl. Wehr und Wirtschaft 1/1971, S. 28 ff.

  77. „Die vorhandenen Produktionskapazitäten ließen eine Verdoppelung der produktiv Beschäftigten zu." Nittinger, a. a. O., S. 43.

  78. Zusammengestellt nach Klingemann, a. a. O. S. 262 ff. und Anzeigen in Fachzeitschriften sowie Rilling, a. a. O., S. 255 ff.

  79. Siehe dazu später „Konzentration in der Rüstungsindustrie".

  80. Im Einzelplan 1415, Titel 554 04, sind 500 Millionen DM veranschlagt. Der Munitionsbedarf der Bundeswehr wird heute zu 60 Prozent durch die inländische Produktion gedeckt. Ausländische Werke liefern vornehmlich Artillerie-und Panzer-munition bis zu 203 mm. Vgl. Wehr und Wirtschaft 3/1967, S. 146.

  81. Wehr und Wirtschaft 8/1968, S. 371; Klinge-mann, a. a. O„ S. 261, nennt nur 5 Prozent.

  82. Auf die Behandlung der speziellen Probleme der Marinerüstung und -beschaffung muß in dieser Arbeit verzichtet werden.

  83. Detaillierte Zahlen im Weißbuch 1970, S. 14

  84. Zu den rüstungstechnischen Entwicklungsfirme siehe Wehr und Wirtschaft 1/1968, S. 45.

  85. Siehe dazu die Darstellung von Helga Haften-porn. in dieser Ausgabe, ferner die Untersuchung on Ulrich Albert, Der Handel mit Waffen, Münen. Artikel 3 des NATO-Vertrages verpflichtet zur gegenseitigen Unterstützung.

  86. Detaillierte Angaben in: Wehrpoliti he Information v. 11. 2. 1971.

  87. Interview des Norddeutschen Rundfunks v. 1. 2. 1971.

  88. Lt. Wehrpolitische Information, ebenda.

  89. Vgl. Rilling, a. a. O., S. 270. 1970 waren 56 Verteidigungsattaches in A? Staaten akkreditiert.

  90. Der Abschluß des Vertrages in Höhe von 600 Millionen DM war erst möglich, als Rheinmetall mehrere Millionen DM an eine jüdische Organisation gezahlt hatte. Vgl. Der Spiegel 7/1967, S. 22 f. und Wehr und Wirtschaft 1/1968, S. 16.

  91. 1968 lag die Vergleichszahl für die USA bei 3, 8, Frankreich 3, 1, England 2, 4, Schweiz 0, 8, Schweden 0, 6.

  92. Die Angaben über Beteiligungen nach Commerzbank (Hrsg.), Wer gehört zu wem?, 19698.

  93. Z. B. in der Kernreaktorteile GmbH und in der Osram GmbH (in letzterer außerdem mit Siemens].

  94. Die Anteile der Firmen sind nicht immer g 1e 1

  95. Wegen des geringen Eigenkapitals von Md könnte sich dieser Anteil noch erhöhen.

  96. z. B. Steinheil-Lear-Siegler AG, Ismaning; 0 denseewerk/Fluggerätewerk, Uberlingen; mann Instruments GmbH, München; Kollsman System-Technik GmbH, München.

  97. So in Stellenanzeigen in: Die Welt v. 7. 2. 1970.

  98. Vgl. Süddeutsche Zeitung v. 12. 2. 1971. Uber die zivilen Auswirkungen des neuen Fahrzeug-Programms siehe FAZ v. 17. 3. 1971.

  99. Unter Anlehnung an Klingemann, a. a. O., S. 254 ff. und unter Berücksichtigung aktueller Zahlen.

  100. Zusammengestellt nach: Wer gehört zu wem?, a. a. O., Berichten im Wirtschaftsteil FAZ und der Welt. Klingemann, a. a. O., Wehr und Wirtschaft, Jg. 1967 ff., Thayer, War Business, a. a. O., S. 280 ff.

  101. Nach einem Bericht der Zeit v. 20. 3. 19701 S. 44, hat der Gesellschafter der Flick KG, Dr. Wongang Pohle, gesagt, daß seine Gesellschaft zu mel als 90 Prozent „für den Frieden“ produziere.

  102. Ca. 16 000 Beschäftigte und 609 Millionen Umsatz.

  103. Weißbuch 1970, S. 147 f.

  104. Diese Schätzuna von Klingemann, a. a. O., 244, liegt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht unter den tatsächlichen Zahlen. Andere Schätzun-erheblich niedriger. H. J. Hauß nennt 000, übersieht dabei aber offensichtlich die durch me Wartungs-Rahmenverträge des BWB Beschäf-t 8teni Hauß siehe bei Vilmar, a. a. O. Nachträge 1969, S. 20.

  105. Weißbuch 1970 S. 201. In den USA wurden 1969 über acht Mrd. Dollar für die Militärforschung und -entwicklung, d. h. über 10 Prozent des Verteidigungsetats BRD 5 Prozent) ausgegeben.

  106. So it Einzelplan 1420, (1969).

  107. Wehrpolitische Information v. 6. 8. 1970.

  108. Ohne Anteil für die DFVLR; Weißbuch 1970, S. 152.

  109. Fritz Vilmar, Technischer Fortschritt als Abfallprodukt der Rüstungsforschung? in: Frankfurter Hefte 4/1970, S. 247. — Die 16 Aufträge des amerikanischen Verteidigungsministeriums für deutsche Hochschulen beliefen sich 1969 auf rund 2, 5 Millionen DM. Vgl. Der Spiegel 21/1969, S. 22. — Siehe die materialreiche Untersuchung von Rilling, a. a. O.

  110. Peter Henning u. a., Wehrwissenschaft in der Bundesrepublik 1968/69, in: Wehrkunde 1/1970, S. 9— 20.

  111. Die DFVLR beschäftigte am 31. 12. 1969 in 43 Institutionen bzw. Einrichtungen 2 316 Personen.

  112. Genaue Angaben in Beilage zur BT-Drucksache VI/1100.

  113. Vgl. dazu z. B. Hans Georg Jaeger, Wirtschaftliche Auswirkungen der Verteidigungsausgaben, Diss. Darmstadt 1967; Horst Regling, Militärausgaben und wirtschaftliche Entwicklung, Hamburg 1970.

  114. Siehe die Diskussion in den USA über das Projekt des Überschallverkehrsflugzeuges SST. — Zur „technologischen Krise" siehe Peter Odrich in FAZ v. 19. 2. 1971.

  115. Detaillierte Angaben in: Der Bundesminister ur Bildung und Wissenschaft (Hrsg.), Informationen 1/71, S. 4 f.

  116. Siehe Wilfried v. Bredow, Der Primat militärischen Denkens. Die Bundeswehr und das Problem der okkupierten Öffentlichkeit, Köln 1969, und besonders Wido Mosen, Bundeswehr — Elite der Nation? Determinanten und Funktionen elitärer Selbsteinschätzung von Bundeswehrsoldaten, Neuwied und Berlin 1970. Beide Autoren differenzieren nicht zwischen dem elitären Selbstbewußtsein eines Teils der Generalität und der — traditionellen — Unterordnung des deutschen Militärs unter die politische Führung. Beide orientieren sich an einem veralteten Militarismusbegriff.

  117. Im Sinne von Samuel S. Finer, der vier Stadien der politischen Kultur unterscheidet, die für die Form des Einflusses des Militärs auf die Politik bestimmend sind: mature political culture, developed political culture, low political culture and minimal political culture. The Man on Horseback, The Role of the Military in Politics, London 1962, S. 88 f.

  118. Vgl. dazu Wolfgang Zapf (Hrsg.), Beiträge zur Analyse der deutschen Oberschicht, München 1965 (2), S. 172 f.

  119. Wolfgang Schall, Führungstechnik und Füh-rungskunst in Armee und Wirtschaft, Bad Harz-burg 1965, S. 113.

  120. Manfred Lesch, Die Rolle der Offiziere in der deutschen Wirtschaft nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, Berlin 1970.

  121. Zusammengestellt nach: Franz Kurowski, Deutsche Offiziere in Staat, Wirtschaft und Wissenschaft, Herford und Bonn 1967; Lesch, a. a. O.; Ferdinand Simoneit, Die neuen Bosse, Düsseldorf und Wien 1966; Capital, 7/1970, S. 33 ff. u. a.

  122. Eine Befragung von 41 Prozent der Vorstandsmitglieder der 50 umsatzgrößten westdeutschen Unternehmen ergab, daß von diesen 20 Prozent als Offiziere (d. h. nicht nur Berufsoffiziere) im Krieg gewesen waren. Siehe Wolfgang Zapf, Die deutschen Manager, in Zapf (Hrsg.), a. a. O., S. 137 ff.

  123. Vgl. Lesch, a. a. O., S. 96 ff.

  124. Siehe Capital 11/1970, S. 45 f.

  125. Vgl. Lesch, a. a. O., S. 131 und 138.

  126. In England beispielsweise, wo die Generale wesentlich jünger pensioniert werden, haben Wet über 1 000 Offiziere vom Oberstleutnant aufwärts in der eigens dafür eingerichteten „School o Management Studies* eine Ausbildung für eine zweite Karriere in der Industrie erhalten. Vgl. De Spiegel 44/1967, S. 146. 01000

  127. Zusammengestellt nach: Der Spiegel 8/10 1 S. 60 f„ Capital 7/1970, S. 32 f„ Die Zeit v. 5. Juni

  128. Namen und Funktionen S. 186 f. bei Rilling, a.a.O., S. 186 f.

  129. Detaillierte Angaben über die Zahl der Sol-daten, die Mandatsträger sind, im Jahresbericht 1970 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bui ‘es-tages, Ziff. 2. 6.

  130. Dahrendorf, a. a. O., S. 282.

  131. Daneben gibt es eine Gruppe von russischen Spätheimkehrern, die von der ununterbrochenen Kette Wehrmacht — Kriegsgefangenschaft — Bundeswehr geprägt sind.

  132. Vgl. Der Spiegel 16/1971, S. 134.

  133. Helmut Schmidt, in: Tatsachen und Argumente, (Hrsg.: Vorstand der SPD), Nr. 286, S. 11.

  134. Eine kritische Durchsicht von veröffentlichten und nichtveröffentlichten Arbeiten, die an der Führungsakademie geschrieben und teilweise ausgezeichnet wurden sowie zahlreiche Gespräche mit Absolventen, Lehrgangsteilnehmern und Lehrern der Akademie bestätigten dies.

  135. Vgl. Helmut Große, Die Bundeswehr in der Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte B 4/70, S. 22.

  136. vg] zu diesem Abschnitt die erste beachtenswerte Arbeit über den BND von Hermann Zolling und Heinz Höhne, in: Der Spiegel 11/1971 ff.

  137. Zur Entstehung der Soldatenverbände siehe rafft Frhr. Sehende -u Schweinsberg, Die Solatenverbände in der Bundesrepublik, in: Studien zur politischen und gesellschaftlichen Situation der s. 9558Wehr Erste Folge, Witten und Berlin 1965,

  138. Präsident des Reservistenverbandes ist z. Z.der Leiter des Bonner ZDF-Studios, Rudolf Woller, der mit seinem Buch „Der unwahrscheinliche Krieg", Bonn 1970, die Diskussion über die Verteidigungskonzeption der Bundeswehr beeinflußt hat.

  139. Siehe dazu Dietmar Schössler, Militär und Gewerkschaften, Berufsproblematik und Interessen-artikulation der westdeutschen Berufssoldaten, in: Beiträge zur Militärsoziologie, a. a. O., S. 136— 156.

  140. Im Vergleich zur Stärke und Stellung des Bundeswehrverbandes mit seinen 140 000 Mitgliedern ist die Fachgruppe Soldaten in der Gewerkschaft ÖTV mit rund 6 000 Mitgliedern von geringer Bedeutung.

  141. Helmut Schmidt, in: Tatsachen und Argumente, a. a. O., S. 10.

  142. Nadi eigenen Beobachtungen des Verfassers bei Übungen in NATO-Stäben.

  143. Vgl. Heribert Schatz, Der Parlamentarische Entscheidungsprozeß, Bedingungen der verteidigungspolitischen Willensbildung im Deutschen Bundestag, Meisenheim 1970, S. 163 f.

  144. Egon Klepsch, Der Verteidigungsausschuß — Helfer der Bundeswehr, Gedanken zur Arbeit des Verteidigungsausschusses nach dem ersten Jahr der 5. Legislaturperiode, in: Wehrwissenschaftliche Rundschau, 17. Jg., 1/1970, S. 11.

  145. Ein häufig im Verteidigungsausschuß erscheinender Offizier aus dem BMVg sagte, es sei unergiebig, wenn man dauernd vor dem Ausschuß erscheinen müsse, um Informationen zu geben, die dann doch nicht verstanden würden. Nach Schatz, -1. O., S. 114.

  146. Oberstleutnant a. D. Krall (FDP) ist seit Januar 19 1 stellv rtretendes Mitglied.

  147. Die Nominierung der Abgeordneten Pohle TSSU und Schneider (CDU) als stellvertretende Mitglieder hat Kritik ausgelöst. Vgl. Die Zeit v. 20. 3. 1970, S. 44.

  148. Rupert Schick, Zur Stellung des Verteidigungs-Ausschusses, in: Wehrwissenschaftliche Rundschau, 18: Jg., Heft 1/1968, S. 21.

  149. Beispiele im Weißbuch 1970, S. 196.

  150. Siehe dazu auch die im März 1971 nur vom Bundesverteidigungsminister gefällte Entscheidung zum Kauf des Düsenjägers Phantom.

  151. Nach Aussage des FDP-Abgeordneten Jung, 1*. Meldung der Nachrichtenagentur UPI v. 12. 12. 1968, zitiert nach Kahn, a. a. O., S. 143.

  152. Das schließt einzelne politische Aktionen, zum Beispiel im Bereich der Psychologischen Verteidigung, nicht aus. Hierfür verfügbare Haushaltsmittel im Jahre 1969: 2, 6 Millionen DM.

  153. Weißbuch 1970, S. 170.

  154. Der Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.), Rahmenerlaß und Bericht der Organisationskommission des BMVg zur Neuordnung des Rüstungsbereiches, Bona 1971, S. 101 u. 135.

  155. Selbst unter dem Aspekt der Kostenwirksamkeit ist beispielsweise die Forderung, bei der Rüstungsbeschaffung Parallelentwicklungen zu vermeiden, nicht zwingend, wenn das Verteidigungsministerium Gefahr läuft, von einem kaum kontrollierbaren Monopolisten abhängig zu werden.

  156. Siehe dazu die im Sommer 1971 in den USA erscheinende Arbeit von S. T. Possony und J. E. Pournelle, The Strategy of Technology, Winning the Decisive War.

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Alfred Mechtersheimer, geb. am 13. August 1939 in Neustadt/Weinstraße; Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Volkswirtschaft in Bonn und am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. Diplom-Politologe, Hauptmann und Lehrer für Wehr-geschichte an der Offizierschule der Luftwaffe in München-Neubiberg. Veröffentlichungen: mehrere Zeitschriftenaufsätze zur Friedensforschung und zu wehrpolitischen Fragen.