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Deutsch-lateinamerikanischer Wirtschaftsdialog | APuZ 7/1971 | bpb.de

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APuZ 7/1971 Artikel 1 Entwicklung durch Arbeitsbeschaffung Schaffung von Arbeitsplätzen als Hauptproblem der Entwicklungshilfe Deutsch-lateinamerikanischer Wirtschaftsdialog

Deutsch-lateinamerikanischer Wirtschaftsdialog

Jürgen Westphalen

/ 36 Minuten zu lesen

Das Ende der sechziger bzw.der Anfang der siebziger Jahre ist von den Entwicklungspolitikern in aller Welt gewissermaßen zum „Bilanzstichtag“ gewählt worden. Auf den folgenden Seiten soll keine weitere „Bilanz" vorgelegt werden, sondern es sollen lediglich einige Aussagen bereits vorliegender „Schlußbilanzen“ des vergangenen und „Eröffnungsbilanzen" des beginnenden Jahrzehnts kritisch erörtert werden. Im Vordergrund dieser Erörterung steht die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Lateinamerika auf der einen Seite und der Bundesrepublik Deutschland sowie der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft auf der anderen Seite. Die Einbeziehung auch der europäisch-lateinamerikanischen Wirtschaftsbeziehungen in die folgenden Überlegungen ist angesichts der Tatsache, daß die Entscheidungsbefugnis gerade auf handelspolitischem Gebiet großenteils aus der Regierungkompetenz der Mitgliedsländer in die Zuständigkeit der EWG übergegangen ist, unumgänglich.

Tabelle 5: EWG-Einfuhr wichtiger Produkte (in Mio. Dollar) Kaffee Kakao Bananen Mais Baumwolle Rindfleisch Kupfer Eisenerz Erdöl 299, 3 32, 1 66, 9 66, 9 132, 2 38, 7 80, 1 181, 3 178, 3 161, 2 75, 6 48, 5 1. 1 53, 0 1, 0 119, 5 0, 3 10, 4 440, 1 18, 3 126, 0 168, 0 168, 0 69, 7 308, 2 123, 9 175, 1 169, 3 114, 3 48, 7 r 52, 9 1, 1 343, 0 49, 5 10, 0 1958 Aus Lateinamerika Aus ’) Assoziierte afrikanische Länder und Madagaskar. assoziierten Ländern •) 1968 Aus Lateinamerika Aus assoziiertes Ländern')ጐْ

Aus der großen Zahl der in den letzten Monaten erschienenen Veröffentlichungen, die zur „Bestandsaufnahme“ der entwicklungspolitischen Erfolge und Mißerfolge der sechziger Jahre und zur Darlegung der entwicklungspolitischen Erfordernisse in der beginnenden Zweiten Entwicklungsdekade beitragen wollen, ist an erster Stelle der Bericht zu erwähnen, den die von Lester B. Pearson geleitete Kommission für Internationale Entwicklung im Auftrage des Präsidenten der Weltbank erarbeitet hat. Aber auch zahlreiche staatliche und private Institutionen sowohl in den Geber-als auch in den Empfängerländern sind zu diesem „Stichtag" mit kritisch-konstruktiven Äußerungen an die Öffentlichkeit getreten.

In den Lateinamerika betreffenden Äußerungen herrscht im allgemeinen — soweit es sich nicht um rein polemische Schriften für oder gegen die Entwicklungskonzeption der sechziger Jahre handelt — die Meinung vor, daß die Bemühungen des letzten Jahrzehnts nicht erfolglos geblieben sind, daß jedoch angesichts der noch zu lösenden Probleme die bisher er-zielten Ergebnisse nicht befriedigen können. So heißt es auch im Pearson-Bericht daß „entgegen einer weitverbreiteten Meinung... das lateinamerikanische Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Bevölkerung seit Ende des Zweiten Weltkrieges beträchtlich zugenommen hat", daß aber andererseits „trotz der in den sechziger Jahre verzeichneten Fortschritte eine bloße Fortsetzung des Wirtschaftswachstums in seinem derzeitigen Ausmaß und mit der derzeitigen Gewichtsverteilung auf die einzelnen Sektoren nicht ausreichen wird, um die zu erwartenden wirtschaftlichen und sozialen Bedürfnisse Lateinamerikas zu befriedigen', und daß schließlich „in den kommenden zehn Jahren noch weit größere Anstrengungen notwendig sein (werden) als im abgelaufenen Jahrzehnt.“

Zu einer neuen Konzeption der Wirtschaft-liehen Zusammenarbeit zwischen den Industrieländern und den lateinamerikanischen Entwicklungsländern werden beide Seiten gleichermaßen beitragen müssen. Auf lateinamerikanischer Seite hat sich in der „Deklaration von Buenos Aires" die Comisiön Especial de Coordinaciön Latinoamericana fCECLA) den Industrieländern als Gesprächspartnerin für „einen offenen, verantwortungsbewußten Dialog" angeboten, „der es erlaubt, wirksame Formeln und Mechanismen zu schaffen, um eine bessere internationale Zusammenarbeit herbeizuführen".

Genau ein Jahr vor der Veröffentlichung der CECLA-Deklaration legte die Kommission der Europäischen Gemeinschaften Ende Juli 1969 dem Ministerrat neue konkrete Anregungen in einem Bericht über die „Beziehungen zu den lateinamerikanischen Ländern" vor. Und in der Bundesrepublik Deutschland hat der seit langem geführte Wirtschaftsdialog mit Lateinamerika durch den „Ibero-Amerika-Tag" am 12. Oktober 1970 in Hamburg sowie durch eine deutsch-lateinamerikanische Wirtschaftstagung, die die Deutsche Stiftung für Entwicklungsländer und der Ibero-Amerika Verein vom 13. bis 15. Oktober 1970 in Hamburg durchführten, neue Impulse erhalten.

I. Gegenwärtige Lage und Entwicklungstendenzen der lateinamerikanischen Wirtschaft

Tabelle 1: Anteil der Kontinente am Gesamtbestand der deutschen privaten Direktinvestitionen im Ausland 1960 bis 1969 (in Prozent) Europa Nordamerika Afrika Asien Australien Lateinamerika 37, 6 22, 4 5, 8 3, 8 1, 4 29, 0 51, 1 16, 5 5, 8 3, 8 1, 8 21, 0 56, 5 16, 7 6, 0 3, 0 1, 3 16, 5 55, 6 16, 6 5, 4 2, 7 1, 1 18, 6 ____ - 1960 1964 1968 1969

Eine „Momentaufnahme“ der lateinamerikanischen Wirtschaft unmittelbar vor Beginn der Zweiten Entwicklungsdekade läßt ein nicht ungünstiges Bild erscheinen. Als eine solche „Momentaufnahme“ kann ein Situationsbericht angesehen werden, den der Generalsekretär des Interamerikanischen Komitees der Allianz für den Fortschritt (CIAP), Walter J. Sed-witz, anläßlich der Hamburger Wirtschaftstagung vorgelegt hat. Allerdings ist bei der Beurteilung der nachstehend aus diesem Bericht zitierten Zahlen zu berücksichtigen, daß eine Gesamtwirtschaft, die die Bezeichnung „lateinamerikanische Wirtschaft" beanspruchen kann, bisher nur als Fiktion der Statistiker besteht. Die Realität ist von einer lateinamerikanischen Gesamtwirtschaft noch weit entfernt. Die in dem Bericht von W. J. Sedwitz enthaltenen statistischen Daten können mithin nur die Durchschnittszahlen der Entwicklungen von zwanzig zum Teil voneinander sehr verschiedenen lateinamerikanischen Volkswirtschaften sein.

Das Bruttosozialprodukt Lateinamerikas hat 1969 mit 6, 6 Prozent einen größeren Zuwachs erfahren als jemals zuvor in den sechziger Jahren. Pro Kopf der Bevölkerung war der Einkommenszuwachs mit 3, 7 Prozent sogar höher als in vielen Industrieländern. Zur Vermeidung von Trugschlüssen ist jedoch hinzuzufügen, daß sich in Lateinamerika die Pro-Kopf-Zuwachsraten auf ein Pro-Kopf-Einkommen von reichlich 500 Dollar beziehen, in den USA dagegen auf reichlich 3500 Dollar. Selbst bei hoher prozentualer Einkommenszunahme erzielen folglich die Lateinamerikaner im Vergleich zu ihren nördlichen Nachbarn nur bescheidene absolute Mehreinkommen. Ferner darf nicht übersehen werden, daß infolge der ungleichen Einkommensverteilung, über die das Pro-Kopf-Einkommen naturgemäß nichts aussagen kann, ein großer Teil der Gesamtbevölkerung einen jährlichen Einkommenszuwachs erzielt, der noch erheblich unter dem genannten Durchschnitt liegt. In ihrem Wirt-

schaftsbericht für das Jahr 1968 gibt die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika (CEPAL) an, daß Mitte der sechziger Jahre 50 Prozent aller Lateinamerikaner nur 14 Prozent vom Gesamteinkommen des Teilkontinents auf sich ziehen konnten, während auf die kleine Gruppe der Bezieher hoher Einkommen — 5 Prozent der Gesamtbevölkerung — 31, 5 Prozent vom Gesamteinkommen entfielen. Der frühere Generalsekretär der CEPAL, Raül Prebisch, hat kürzlich als wichtiges Ziel der Entwicklungspolitik in Lateinamerika eine jährliche Steigerung des Bruttosozialprodukts um 8 bis 9 Prozent herausgestellt. Nur eine Wachstumsrate von dieser Größenordnung wird es nach Auffassung von Prebisch ermöglichen, genügend Arbeitsplätze für die schnell zunehmende Zahl von Arbeitskräften bereitzustellen. Angesichts des zum Ausklang der sechziger Jahre festgestellten wirtschaftlichen Wachstums hält man die Erreichung dieses Ziels in Lateinamerika heute nicht mehr für ausgeschlossen.

Eine kräftige Zunahme des Bruttosozialprodukts bedeutet aber, wie Sedwitz hervorhebt, „wahre Entwicklung" nur dann, wenn „eine grundlegende Umformung der Wirtschafts-und Sozialstruktur" sie begleitet. Auch in dieser Hinsicht lassen die statistischen Daten für 1969 gewisse Ansätze erkennen. Zum dynamischsten Sektor Lateinamerikas hat sich die Industrie entwickelt, die 1969 eine Produktionszunahme von 9 Prozent erreichte. Selbst kleine Länder wie Costa Rica, Nicaragua und Panama erzielten industrielle Zuwachsraten in der Größenordnung von 12 bis 13 Prozent. Die höchste sektorale Wachstumsrate hatte der Export Lateinamerikas, der 1969 fast 10 Prozent über dem Ergebnis des vorhergehenden Jahres lag. Brasilien als das erfolgreichste Exportland des Teilkontinents verzeichnete sogar eine Ausfuhrsteigerung von 20 Prozent. Sedwitz führt dieses Ergebnis auf „die günstige Weltmarktlage für Lebensmittel, Genußmittel und industrielle Rohstoffe" zurück. Die größeren und verhältnismäßig weit industrialisierten Länder wie Brasilien, Argentinien und Mexiko haben darüber hinaus aber auch die Ausfuhr von Industrieprodukten merklich steigern können.

Die erhöhten Ausfuhrerlöse sind im allgemeinen zur Ankurbelung der Gesamtwirtschaft genutzt worden. So haben die Sparraten 1969 in der Mehrzahl der lateinamerikanischen Länder die eindrucksvolle Höhe von 15 bis 22 Prozent erreicht und eine verstärkte Investitionstätigkeit ermöglicht. Im Bereich der Außenwirtschaft fand diese Tendenz in einer — im Vergleich zum Kosumgüterimport — überproportional gestiegenen Produktionsmitteleinfuhr Ausdruck. Der „Exportboom" des Jahres 1969 muß aber, wie in dem Bericht des CIAP-Generalsekretärs betont wird, über die kommenden Jahre erhalten bleiben, wenn sich weiterhin „die 1969 erreichte Wachstumsrate aufrechterhalten und steigern soll".

Trotz dieser im allgemeinen günstigen Entwicklungstendenzen wird Lateinamerika auch in den siebziger Jahren auf wachsenden Kapitalzufluß aus dem Ausland angewiesen bleiben. Man rechnet aber damit, daß die Lücke zwischen den von der Wirtschaft Lateinamerikas aus eigener Kraft erzielbaren Deviseneinnahmen und den durch das geplante Wirtschaftswachstum bedingten Mindestdevisenausgaben sich im Rahmen der Summe halten wird, die erfahrungsgemäß seitens der Industrieländer durch Entwicklungshilfe und in Form von privaten Investitionen zur Verfügung gestellt werden kann.

In dieser Situation richten lateinamerikanische Wirtschaftskreise ihre skeptische Aufmerksamkeit vor allem auf die Entwicklung des Exports lateinamerikanischer Produkte in die Industrieländer und des Zustromes ausländischen Kapitals. Auch im gegenwärtigen deutsch-lateinamerikanischen Wirtschaftsdialog haben diese beiden Fragenbereiche besonderes Gewicht.

II. Deutsches Privatkapital in Lateinamerika

1600-1 1200-400- Jahr 1961 62 63 64 Deutsche Privatinvestitionen in Lateinamerika 1961 -1969 65 66 67 68 Mexiko 69 3600-3200-2800-2400-2000-800-

Bisher dürfte der Zustrom deutschen Privatkapitals — jedenfalls in die großen Länder Brasilien, Argentinien und Mexiko — diejenigen Wirtschaftskreise, die eine Zusammenarbeit mit ausländischem Kapital befürworten, voll befriedigt haben. In letzter Zeit wächst jedoch in Lateinamerika und vielleicht noch stärker in bestimmten Kreisen der deutschen Öffentlichkeit die Kritik an der Investition von privatem Kapital in Entwicklungsländern. Nicht selten wird die Schwelle von der sachlichen Kritik zur Polemik überschritten; so bezeichnet Andre Gunder Frank beispielsweise kurz und bündig „Auslandsinvestitionen als Beitrag zur lateinamerikanischen Unter-entwicklung". Auf die Investitionsentscheidung deutscher Firmen, vor allem der mittelgroßen und kleineren Investoren, zugunsten lateinamerikanischer Projekte können sich solche Äußerungen kaum förderlich auswirken. Zutreffend wird hierzu im Pearson-Bericht festgestellt: „Es ist kaum überraschend, daß ausländische Investoren in einer Umgebung, die jeglichem privaten Unternehmertum ablehnend gegenübersteht, Gefahren wittern." Die Klärung der Einstellung der maßgeblichen Kreise in Wirtschaft und Politik Lateinamerikas zum privaten Auslandskapital erscheint daher auch im Interesse der künftigen deutsch-lateinamerikanischen Zusammenarbeit dringend erforderlich.

Lateinamerika — Schwerpunkt der deutschen Privatinvestition im Ausland Der Bestand der in Lateinamerika getätigten deutschen privaten Direktinvestitionen belief sich Ende 1961 auf 1, 1 Mrd. DM; bis Ende 1969 hatte sich dieser Betrag auf 3, 3 Mrd. DM verdreifacht. Das ist eine bemerkenswerte Entwicklung, wenn sie auch mit dem Wachstum der gesamten deutschen privaten Investitionstätigkeit im Ausland, die sich in derselben Zeitspanne von 3, 8 Mrd. DM auf 17, 6 Mrd. DM mehr als vervierfacht hat, nicht ganz hat Schritt halten können. Auf Lateinamerika entfielen Ende 1969 vom insgesamt im Ausland angelegten deutschen Privatkapital 18, 6 Prozent und von den in Entwicklungsländern getätigten deutschen privaten Direktinvestitionen sogar 61 Prozent. Innerhalb Lateinamerikas konzentriert sich die deutsche Investitionstätigkeit vorwiegend auf wenige relativ fortschrittliche Länder mit verhältnismäßig weitentwickelten und aufnahmefähigen Binnenmärkten; an erster Stelle steht Brasilien (Ende 1969: 41 Prozent der gesamten deutschen privaten Direktinvestitionen in Lateinamerika), gefolgt von Argentinien (12, 5

Prozent) und Mexiko (8, 4 Prozent). Diese drei Länder haben nahezu zwei Drittel aller aus privaten Quellen in Lateinamerika getätigten deutschen Direktinvestitionen auf sich ziehen können.

Größtenteils sind die deutschen Privatinvestitionen in Lateinamerika bislang von einer kleinen Zahl großer deutscher Firmen aufgebracht worden. Es hat sich aber immer wieder gezeigt, daß sich auch manche mittlere Industriefirma gern zur Investition in einem lateinamerikanischen Projekt entschließt, wenn ihr der Weg dorthin etwa durch eine große deutsche Partnerfirma, die auf dem betreffenden Markt bereits Fuß gefaßt hat, durch einen lateinamerikanischen Partner oder durch die Deutsche Gesellschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit (DEG) geebnet wird, die in den letzten Jahren in Lateinamerika eine beträchtliche Aktivität entwickelte.

Die künftigen Maßnahmen zur Förderung der deutschen Privatinvestition in Lateinamerika sollten besonders darauf gerichtet sein, der großen Zahl potentieller Investoren in der mittleren deutschen Industrie die Investitionsentscheidung zu erleichtern.

Polemik und sachliche Kritik Manche Äußerungen in neueren lateinamerikanischen und deutschen Veröffentlichungen wirken, wie schon kurz erwähnt, auf den unentschlossenen ausländischen Investor nicht gerade ermunternd und einladend. So heißt es zum Beispiel in der in deutscher Sprache erschienenen Sammlung von Aufsätzen von M. S. Wionczek „Abneigung gegenüber privatem Auslandskapital ... gibt es ... praktisch in allen lateinamerikanischen Republiken. Während der letzten Jahre hat sich diese Abneigung zur Feindseligkeit gesteigert." Wesentliche Ursachen der „Feindseligkeit" bestehen nach Ansicht des mexikanischen Autors u. a. darin, daß ausländische Firmen „den Transfer moderner Technologie mit dem Hereinfließen privaten Kapitals koppeln", anstatt „ausländische Technologie ohne ausländische Kontrolle" zur Verfügung zu stellen, sowie in dem „Ansinnen an die lateinamerikanischen Länder, ... bilaterale Garantieabkommen für Auslandsinvestitionen abzuschließen und (dadurch) ausländischen Privatinvestoren einen Sonderstatus im kapitalempfangenden Land einzuräumen".

Wionczek übersieht, daß die Möglichkeiten des Technologietransfers unabhängig von einer Kapitalinvestition recht begrenzt sind. Denn Technologietransfer ist im allgemeinen kein einmaliger Akt, sondern ein kontinuierlicher Strom von Forschungs-und Entwicklungsergebnissen, der eine kontinuierliche enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftlern und Technikern beider Länder voraussetzt. Daher ist „die ausländische Direktinvestition oft der einzige Weg, von der betreffenden Technologie Gebrauch zu machen", und es ist ferner „ein ständiger Kontakt mit der ausländischen Muttergesellschaft notwendig, wenn man von der jeweils neuesten Technik Gebrauch machen will" Und Wionczek übersieht ferner, daß der an einem Kapitalschutz, abkommen interessierte ausländische Investor keinen „Sonderstatus" wünscht, sondern vielmehr eine Minderung der Risiken, die sich aus seinem bereits vorhandenen „Sonderstatus'als Ausländer in einer fremden Volkswirtschaft zwangsläufig ergeben. Was Wionczek als „Ansinnen" der Industrieländer zurück, weist, ist in der Form der nüchternen Empfehlung, dem Abschluß bilateraler Investitionsschutzverträge „ernstliche Beachtung“ zu schenken, auch im Pearson-Bericht ausgesprochen

Neben polemischen Äußerungen ist jedoch in letzter Zeit in Lateinamerika zunehmend eine sachliche, ausgewogene Kritik zu hören, die sich nicht nur mit der Unternehmenspolitik ausländischer Investoren, sondern ebenso mit Investitionsgesetzgebung und -politik der eigenen Regierungen auseinandersetzt. „Abgesehen von extremen doktrinären Standpunkten", wird heute, wie Raül Prebisch kürzlich bemerkte, in Lateinamerika im allgemeine» anerkannt, „daß die ausländische Privatinvestition vorteilhaft ist, sofern sie einen positiven Beitrag zur technischen Produktivität, Organisation und zur Kenntnis ausländischer Märkte darstellt"

Eine objektive kritische Stellungnahme von lateinamerikanischer Seite ist auch anläßlich der deutsch-lateinamerikanischen Wirtschaftstagung Mitte Oktober 1970 in Hamburg zur Sprache gekommen. Aus einigen Beiträgen maßgeblicher Vertreter der Interamerikanischen Entwicklungsbank (BID), des Lateinamerikanischen Zentrums für Währungsfragen (Centro de Estudios Monetarios Latinoamericanos CEMLA) in Mexiko, des CIAP und auch aus Äußerungen lateinamerikanischer Industrieller sollen nachstehend einige wichtige Argumente für rind gegen das ausländische Kapital in Lateinamerika hergeleitet werden. Keinesfalls haben diese Gespräche den Eindruck der „Feindseligkeit" gegenüber Investo-* ren aus dem Ausland entstehen lassen. Im Gegenteil: Es bestand Übereinstimmung darin, daß privates ausländisches Kapital bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen in Lateinamerika nach wie vor willkommen ist. Das überproportionale Wachstum der deutschen Investitionen in den europäischen Industrie-ländern, deren Bestand 1969 fast das Siebenfache des Bestandes von 1961 erreicht hat, scheint in lateinamerikanischen Kreisen der Wirtschaft und Politik gewisse Sorgen zu bereiten. So sah sich der ehemalige argentinische Wirtschaftsminister Adalbert Krieger Vasena zu der Bemerkung veranlaßt, es sei . ein schwerer Irrtum“ anzunehmen, „daß Lateinamerika eine politische Turbulenzzone mit unsicherer Zukunft und begrenzten Investitionschancen ist“. Die Hauptfunktion des ausländischen Privatkapitals im Rahmen der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Länder sehen lateinamerikanische Experten nicht nur in einem Beitrag zur Minderung des Kapital-mangels, sondern vor allem auch darin, durch Anwendung moderner Produktionstechniken die technologische Unterlegenheit der einheimischen Industrie überwinden zu helfen. Außer der Einführung moderner Technologie finden auch die in vielen ausländischen Firmen den Arbeitern gebotenen guten Aus-und Fortbildungsmöglichkeiten und die häufig überdurchschnittlichen Löhne und Gehälter ein positives Echo in lateinamerikanischen Fachkreisen.

Wesentliche Ansatzpunkte lateinamerikanischer Skepsis und Kritik sind die Furcht vor . Überfremdung“ der eigenen Wirtschaft, die Ablehnung jeder Art von großer Konzentration ausländischen Kapitals und die Sorge um die eigene Zahlungsbilanz. Hierzu seien einige Überlegungen aus lateinamerikanischer Sicht und auch einige Stellungnahmen vom Standpunkt der deutschen Industrie wiedergegeben. 1. Unter . Überfremdung“ versteht der lateinamerikanische Unternehmer die Einengung der eigenen Investitions-und Produktionschancen durch die Konkurrenz des ausländischen Kapitals. Dieser Gefahr läßt sich indessen durch entsprechende gesetzliche Vorschriften über die Auslandsinvestition leicht die Grundlage entziehen! sie steht auch keinesfalls im Vordergrund der öffentlichen Diskussion. Der Politiker fürchtet dagegen von der „Überfremdung“, daß bestimmte, für das eigene Land bedeutende Entscheidungen ausländischem Einfluß ausgesetzt werden könnten. Insbesondere warnt er vor der Möglichkeit, daß die langfristige unternehmerische Strategie einer ausländischen Firma sich weniger an den Entwicklungserfordernissen seines Landes als vielmehr an der Planung der Mutterfirma in irgendeinem fernen Industrieland orientiert. Auf diese Befürchtung läßt sich auch die in vielen lateinamerikanischen Ländern deutliche Tendenz zurückführen, ausländisches Privatkapital von Bereichen der Wirtschaft wie zum Beispiel der Wasser-und Stromversorgung, dem Verkehrs-und Nachrichtenwesen und dem Abbau nichtreproduzierbarer Rohstoffe fernzuhalten. Im Grunde ist dieser Interessen-gegensatz nichts weiter als ein Sonderfall des in jeder Volkswirtschaft immer wieder auftretenden Konfliktes zwischen gesamt-und einzelwirtschaftlicher Betrachtung und Verhaltensweise. 2. Von Konzentrationstendenzen sprechen lateinamerikanische Kritiker vor allem im Hinblick auf die überwiegende Herkunft des ausländischen Privatkapitals aus den USA, die bisher rd. drei Viertel sämtlicher privaten ausländischen Direktinvestitionen in Lateinamerika aufgebracht haben. Aber auch die Beschränkung der ausländischen Investitionstätigkeit auf wenige Großunternehmen eines bestimmten Industrielandes wird als besondere Form der Konzentration skeptisch betrachtet. Man ist daher interessiert und bemüht, auch die mittelgroßen Firmen in den Industrieländern für die Kapitalanlage in einem lateinamerikanischen Land zu gewinnen. Schließlich wird — vor allem von den Sprechern der kleineren lateinamerikanischen Länder — der Begriff „Konzentration" gebraucht, um die ausgeprägte Bevorzugung der großen Länder Brasilien und Argentinien nicht zuletzt auch durch das deutsche Privatkapital aufzuzeigen. Auch internationale Wirtschaftsorganisationen in Lateinamerika sprechen sich häufig für eine stärkere „regionale Diversifizierung“ der ausländischen Investitionstätigkeit zugunsten der relativ rückständigen Länder mit begrenzten Binnenmärkten aus. 3. Die mehr oder weniger in allen Ländern Lateinamerikas bestehende Gefahr der überforddrung des inländischen Kapitalmarktes führt dazu, daß die Finanzierung ausländischer Firmen im Hinblick auf die Mittelherkunft mit skeptischer Aufmerksamkeit beobachtet wird. Nicht nur die originäre Kapitalanlage zum Zwecke einer ausländischen Firmengründung, sondern auch ein möglichst großer Teil der für spätere Erweiterungsinvestitionen erforderlichen Mittel sollen aus dem Ausland herein-fließen und die Überweisungen von Gewinnen und Lizenzgebühren in das Ausland sollen so niedrig wie möglich gehalten werden. Die Forderung nach hohem Kapitalzufluß von außen kann allerdings im Widerspruch zu bestimmten Maßnahmen gegen die befürchtete „Überfremdung" stehen, die darauf gerichtet sind, einen Mindestanteil — in einigen Ländern eine Majorität — nationalen Kapitals an ausländischen Firmen zu beteiligen. Wichtig erscheinen in diesem Zusammenhang ferner bestimmte, die Handelsbilanz betreffende Vorstellungen lateinamerikanischer Fachleute: Bisher habe sich die Auslandsinvestition auf die Handelsbilanz hauptsächlich dadurch ausgewirkt, daß sie die Substitution vorher importierter durch im Inland produzierte Güter ermöglicht habe. Heute drängt man in Lateinamerika darauf, daß die ausländischen Investoren zum Aufbau neuer Exportindustrien und zur Erschließung neuer Absatzmärkte im Ausland beitragen. Dabei müssen nach den Vorstellungen der Lateinamerikaner markt-strategische Erwägungen der Mutterfirma im Industrieland hinter den Außenhandelsbelangen des betreffenden lateinamerikanischen Entwicklungslandes zurücktreten.

Diese kritischen Stimmen aus Lateinamerika sollten in der deutschen Wirtschaft gehört und diskutiert werden. Wenn auch von lateinamerikanischen Gesprächspartnern immer wieder betont wird, daß sich die Kritik vor allem gegen die Praktiken „multinationaler" Großunternehmen in den USA richte, mit denen die deutsche Investitionspolitik in Lateinamerika nicht zu vergleichen sei, so schließt das doch nicht aus, daß auch der deutsche Investor aus den zitierten kritischen Äußerungen wertvolle Folgerungen ziehen kann.

Der Standpunkt der deutschen Investoren Nachdem die deutsche Wirtschaft im Laufe dieses Jahrhunderts zweimal ihre Auslandsanlagen großenteils verloren hat, fühlt sie sich heute noch etwas in der Rolle des „gebrannten Kindes“. Diese Situation hat zweifellos dazu beigetragen, daß die Auslandsbeziehungen der deutschen Wirtschaft, und zwar besonders der mittelgroßen und kleineren deutschen Industrie, immer noch stärker export-als investitionsorientiert sind. Wenn dennoch im Laufe der Nachkriegsjahre ein ansehnlicher Bestand von deutschen privaten Direktinvestitionen im Ausland aufgebaut worden ist, so ist das wohl vornehmlich auf die Begrenztheit des deutschen Marktes zurückzuführen, der den großen Industriefirmen mit hohem Forschungsund Entwicklungsaufwand keinen ausreichenden Expansionsspielraum bietet, zum Teil aber auch auf importpolitische Maßnahmen anderer Länder, die die Einfuhr von Industriegütern erschwerten oder unmöglich machten und dadurch den Aufbau ausländischer Produktionsstätten innerhalb ihrer Landesgrenzen erzwangen. Für die Zukunft dürfte mit einer stetigen weiteren Steigerung der deutschen privaten Direktinvestitionen im Ausland zu rechnen sein. Dabei ist aber vorerst mit einer Änderung der Verteilung der deutschen Auslandsinvestitionen im Verhältnis 30 : 70 auf Entwicklungsund Industrieländer zugunsten der Entwicklungsländer wohl kaum zu rechnen. Dagegen erscheint es nicht ausgeschlossen, daß Lateinamerika seinen beträchtlichen Anteil von über 60 Prozent an dem in Entwicklungsländern investierten deutschen Privatkapital noch erhöhen kann. Die künftige Investitionsentwicklung wird nicht zuletzt davon abhängen, ob sich für die von lateinamerikanischer Seite vorgetragenen neuralgischen Fragen-bereiche, die nachstehend noch einmal aufgegriffen werden sollen, Lösungen finden lassen, die auch aus der Sicht des deutschen Investors akzeptabel erscheinen. Diese Frage ist im gegenwärtigen Zeitpunkt, in dem eine neue Investitionsgesetzgebung in Peru fast fertig-gestellt und in Chile für die nächsten Monate mit Sicherheit zu erwarten ist und außerdem sich die Diskussion über das Statut über die gemeinsame Behandlung ausländischen Kapitals in den fünf sogenannten Andenpaktstaaten (Bolivien, Chile, Kolumbien, Ekuador, Peru) in vollem Gange befindet, von höchster Aktualität. 1. Eine akute Gefahr der „Überfremdung' der Wirtschaft lateinamerikanischer Länder durch deutsches Privatkapital ist allein durch das begrenzte deutsche Investitionsengagement ausgeschlossen, das nur etwa ein Zehntel des Engagements der USA in Lateinamerika erreicht Hinzu kommt, daß die deutschen Investoren sich bemühen, dieser Furcht der Latein amerikaner die Grundlage zu entziehen. So ist nicht selten eine ausgesprochene Aufgeschlossenheit für „joint ventures“, also für die Zusammenarbeit mit lateinamerikanischem Kapital zu beobachten. Diese Tendenz wird durch die Deutsche Gesellschaft für Wirtschaitliehe Zusammenarbeit (DEG) zielstrebig gefördert. Allerdings verläuft die Suche nach geB eigneten Partnern in Lateinamerika, die außer Kapital auch die fachlichen Voraussetzungen und die nötige Risikobereitschaft für Investitionen, die im allgemeinen auf kurze Frist mit einiger Sicherheit Anlaufverluste und erst mittel-oder langfristig eine Rendite erwarten lassen, häufig mühsam oder sogar erfolglos.

Von großen Industriefirmen ist ferner bekannt, daß sie bewußt wichtige Lenkungs-und sogar Forschungs-und Entwicklungsfunktionen in ihre im Ausland aufgebauten Betriebe verlagern. Eine solche internationale Unternehmenspolitik der Dezentralisierung trägt nicht nur zur Beruhigung der Überfremdungsfurcht bei, sondern fördert gleichzeitig die lateinamerikanischen Anstrengungen um Fortschritte auf dem Gebiet der modernen industriellen Technologie. Aber auch in dieser Hinsicht stoßen deutsche Firmen in lateinamerikanischen Ländern gelegentlich auf die Schwierigkeit oder gar Unmöglichkeit, für die anspruchsvollen Aufgaben der Unternehmensleitung, der Forschung und Entwicklung qualifiziertes lateinamerikanisches Personal zu finden. 2. Zur Verringerung der Konzentrationstendenzen in der ausländischen Investitionstätigkeit in Lateinamerika sind Diversifizierungsmaßnahmen sehr verschiedener Art erforderlich. Es geht dabei — auf eine kurze Formel gebracht — einerseits darum, mittelgroße und kleinere deutsche Firmen für die Investition in Lateinamerika zu interessieren und andererseits die mittelgroßen und kleineren Länder Lateinamerikas für die ausländische Investition attraktiv zu machen. Von deutscher Seite kann zu diesem Diversifizierungsprozeß nur ein bescheidener Beitrag geleistet werden; die Hauptlast liegt bei den lateinamerikanischen Ländern selbst.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie and auch der Ibero-Amerika Verein haben es sich zur Aufgabe gemacht, gerade dieienigen Industriefirmen, die über keine ausreichenden eigenen Informationsquellen verfügen, über Investitionschancen und -bedingungen in Lateinamerika zu unterrichten. Das auf Initiative des Ibero-Amerika Vereins gegründete Institut für Iberoamerika-Kunde gibt zu diesem Zweck eine besondere Schriftenreihe über „Private Auslandsinvestitionen in Lateinamerika" heraus. Schließlich ist als weiteres Beispiel die Informationsarbeit der Bundesstelle fürAußen-handelsinformation zu erwähnen. Diese Akti-

Vitäten auf deutscher Seite können aber nicht mehr sein als Ergänzungen der von den lateinamerikanischen Ländern zu unternehmenden Bemühungen um günstige Investitionsbedingungen und um Unterrichtung über die sich dem ausländischen Kapital bietenden Anlage-möglichkeiten. Wichtigste Voraussetzung für eine Verstärkung des ausländischen Kapital-stromes in die kleineren lateinamerikanischen Länder ist jedoch deren Zusammenschluß zu größeren Märkten, ohne den eine kostensenkende Produktion in großen Serien unmöglich bleiben muß Es ist daher verständlich, daß die deutschen Investoren in Lateinamerika die sehr zögernde Entwicklung des Integrationsprozesses im Rahmen der Lateinamerikanischen Freihandelszone (ALALC) und in letzter Zeit auch im Gemeinsamen Zentralamerikanischen Markt (MCC) mit Sorge beobachten. 3. Die weiteren Ansatzpunkte lateinamerikanischer Kritik — Überforderung des inländischen Kapitalmarktes und unzureichende Devisenzuiuhr — haben in letzter Zeit stärker als alle anderen Argumente Emotionen aufwallen lassen. „Hinsichtlich der erwirtschafteten Renditen und deren Verwendung zur Reinvestition und zum Retransfer“, so heißt es in einem Beitrag von Professor W. Kraus „werden in letzter Zeit geradezu phantastisch anmutende Zahlen genannt, die sicherlich dazu beigetragen haben, der in Fluß gekommenen Diskussion die rechte Würze zu geben". Diese Zahlen lassen sich indessen kaum mit der Tatsache in Einklang bringen, daß nur rd. 30 Prozent vom gesamten im Ausland angelegten deutschen Privatkapital in Entwicklungsländer geflossen sind: „Der im Vergleich zu anderen Auslandsanlagen .. . geringe Umfang der Direktinvestitionen in Entwicklungsländern läßt nur den Schluß zu, daß die Unternehmer bei weiteren Investitionen nur so mäßige Gewinne erwarten, daß sie bevorzugt in den Industrieländern bleiben. ... Damit widerspricht die Wirklichkeit jenen klassischen Imperialismus-Thesen, die davon ausgehen, daß Investitionen in Entwicklungsländern höhere Profite erzielen als solche in entwickelten Ländern; die Erfahrungen der Investoren sind offenbar andere."

Seit Erscheinen dieser Veröffentlichung haben Untersuchungen von Professor Kraus in Zusammenarbeit mit R. Lehmann-Richter genaueren Aufschluß über Gewinnerzielung und Ge-winntransfer deutscher Investoren in Entwicklungsländern gebracht. Danach lag Mitte der sechziger Jahre die durchschnittliche Nettorendite der in Entwicklungsländern vorgenommenen deutschen Investitionen unter 7 Prozent und damit unter der im selben Zeitraum in der Bundesrepublik erzielbaren Durchschnittsrendite. Von den Gesamtgewinnen sind rd. 30 Prozent transferiert und die restlichen rd. 70 Prozent im Ausland reinvestiert worden. Lateinamerikanische Fachleute bezeichnen die deutschen Privatinvestitionen in ihren Ländern in dieser Hinsicht als „Sonderfall“, der sich zum Teil daraus erkläre, daß es sich ausnahmslos um relativ junge Investitionen mit einem überdurchschnittlichen Reinvestitionsbedarf handele. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, daß sich mit fortschreitender technischer Entwicklung auch bei älteren Investitionen Gewinn-entnahmen „phantastischen" Ausmaßes immer weniger mit den Erfordernissen der betrieblichen Expansion und der Stärkung der Wettbewerbsposition vereinbaren lassen.

Die Stellungnahmen deutscher Investoren zu der lateinamerikanischen Forderung nach möglichst hohem Kapitalzufluß aus dem Ausland sind unterschiedlich. In nicht wenigen Fällen hätten die Investoren gern einen größeren eigenen Kapitalanteil nach Lateinamerika gebracht als es ihnen die Investitionsgesetzgebung des betreffenden Landes erlaubt. Nicht selten wird aber auch Interesse an einer nationalen Kapitalbeteiligung geäußert, von der man sich gleichzeitig fundierte Landeskennt, nis, erschlossene Absatzmärkte, Kontakte zu den für die Wirtschaft wichtigen Stellen der Verwaltung und der Verbände und alle weiteren Vorzüge der „joint ventures“ verspricht. Zu den verständlichen lateinamerikanischen Sorgen um die Handelsbilanz wird aus der Sicht deutscher Investoren darauf hingewiesen, daß die großen mit deutschem Kapital aufgebauten Betriebe in Lateinamerika im allgemeinen zum Export gezwungen sind, da die engen Binnenmärkte ein kontinuierliches Wachstum dieser Betriebe nicht zulassen. Verschiedene Betriebe haben bereits den Export in die Bundesrepublik Deutschland und auch in die USA aufgenommen. Darüber hinaus besteht aber auch ein starkes Interesse an der Ausfuhr in andere lateinamerikanische Länder und — als Voraussetzung dafür — an der baldigen Schaffung funktionsfähiger gemeinsamer Märkte in Lateinamerika.

III. Einfuhr neuer Produkte aus Lateinamerika

Anteil Lateinamerikas Anteil an:

Deutscher Einfuhr Deutscher Ausfuhr am deutschen 9, 4 7, 3 Außenhandel 7, 9 6, 8 1959— 1969 7, 2 4, 7 6, 6 4, 4 (in Prozent) 6, 1 4, 5 5, 1 4, 0 Tabelle 2: Jahr 1959 1961 1963 1965 1967 1969

Die auf dem Gebiet des deutsch-lateinamerikanischen Außenhandels zur Zeit vordringlichste Frage betrifft die Erhöhung und gleichzeitige Diversifizierung des lateinamerikanischen Exports. Steigende Deviseneinnahmen sind Voraussetzung für eine stetige Ausdehnung des Importvolumens; und steigende Einfuhren von Produktionsmitteln ermöglichen erst die angestrebte zügige Weiterentwicklung des Industrialisierungsprozesses. Ziel der Bemühungen einer lateinamerikanischen Exportförderung und einer deutschen Importförderung muß es daher sein, nicht allein die bestehenden Absatzmärkte für lateinamerikanische Export-güter zu erweitern, sondern darüber hinaus auch für sogenannte nichttraditionelle Produkte neue Märkte zu öffnen. Diese Bemühungen liegen durchaus nicht nur im Interesse der lateinamerikanischen Entwicklungsländer, sondern sind — angesichts der engen Verbindung zwischen Exportvolumen und Importkapazität Lateinamerikas — von mindestens ebenso großer Bedeutung auch für die deutsche Wirtschaft.

Günstige Gesamtentwicklung des deutsch-lateinamerikanischen Außenhandels Verfolgt man die Entwicklung des deutsch-lateinamerikanischen Warenverkehrs über einen längeren Zeitraum, so treten als besondere Merkmale ein zwar nicht extrem hohes, aber ziemlich stetiges Wachstum, ein ständiger deutscher Passivsaldo und eine beträchtliche Konzentrierung auf wenige große lateinamerikanische Länder hervor. Von 1959 bis 1969 ergaben sich auf der Einfuhr-und auf der Ausfuhrseite Steigerungen von jeweils annähernd 61 Prozent. Mit dem Wachstum des gesamten deutschen Außenhandels hat aber der Warenverkehr mit Lateinamerika nicht Schritt gehalten. Infolgedessen verringerte sich von 1959 bis 1969 der Anteil Lateinamerikas an der deutschen Gesamteinfuhr von 9, 4 Pro zent auf 5, 1 Prozent und am deutschen Gesamt export von 7, 3 Prozent auf 4, 0 Prozent. Dazu ist jedoch zu sagen, daß in diesen Zahlen keinesfalls ein Sonderproblem Lateinamerikas, sondern eine ernst zu nehmende Tendenz im Güteraustausch der Bundesrepublik Deutschland mit vielen anderen Entwicklungsländern zutage tritt.

Der deutsche Passivsaldo gegenüber Lateinamerika erreichte 1965 mit 365, 3 Mio. Dollar seinen Höchststand und ist danach stark zurückgegangen: 1968 sank er auf seinen niedrigsten Wert von nur 16, 3 Mio. Dollar und betrug 1969 wieder 127, 4 Mio. Dollar. Der über den gesamten Betrachtungszeitraum erhebliche Überschuß des deutschen Imports gegenüber dem deutschen Export nach Lateinamerika ist im Hinblick auf die Entwicklungserfordernisse und den großen Devisenbedarf der lateinamerikanischen Länder nur positiv zu bewerten. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die statistischen Angaben Lateinamerika als einen zuverlässigen Handelspartner der Bundesrepublik Deutschland und die Bundesrepublik als einen interessanten und stetig wachsenden Markt für lateinamerikanische Produkte erscheinen lassen. Wie begrenzt indessen immer noch die Aufnahmefähigkeit der Importmärkte Lateinamerikas infolge der niedrigen Durchschnittseinkommen eines großen Teils seiner 275-Millionen-Bevölkerung ist, zeigt die Tatsache, daß 1969 der deutsche Export nach Lateinamerika (1, 2 Mrd. Dollar) noch nicht einmal ganz die deutsche Ausfuhr nach Österreich (1, 3 Mrd. Dollar) erreicht hat, dessen Einwohnerzahl sich nur auf reichlich 7 Millionen beläuft. Der niedrige Import je Einwohner läßt zusammen mit dem eingangs aufgezeigten Wachstum der lateinamerikanischen Wirtschaft und dem in den meisten Ländern explosionsartigen Bevölkerungswachstum für die Zukunft noch eine gewaltige Ausdehnung der Importmärkte Lateinamerikas erwarten. Am Ende dieses Jahrhunderts wird es in Lateinamerika über 600 Millionen Konsumenten geben, deren Durchschnittseinkommen etwa dem heutigen Pro-Kopf-Einkommen Italiens entsprechen dürfte.

An der dargestellten Außenhandelsentwicklung bis 1969 haben die einzelnen lateinamerikanischen Länder sehr unterschiedlich partizipiert. Auf die drei wichtigsten Lieferländer (Brasilien, Chile, Argentinien) entfielen 1969 rd. 50 Prozent der deutschen Einfuhr aus Lateinamerika, und vom deutschen Export nach Lateinamerika nahmen die drei bedeutendsten Abnehmerländer (Brasilien, Argentinien, Mexiko) im selben Jahr 51 Prozent auf. Auch durch den deutschen Importüberschuß sind nicht alle Länder gleichermaßen begünstigt worden. Extrem hohe Ausfuhrüberschüsse gegenüber der Bundesrepublik hat Chile erzielt (1969: 141, 2 Mio. Dollar); die deutsche Einfuhr aus Chile betrug 1969 rd. 260 Prozent des deutschen Exports in dieses Land. Dagegen hat Mexiko seit Jahren in seinem Warenverkehr mit der Bundesrepublik erhebliche, die Devisenbilanz belastende Einfuhrüberschüsse hinnehmen müssen (1969: 78, 7 Mio. Dollar).

Neue Märkte für neue Produkte Die Ausfuhr der meisten lateinamerikanischen Länder besteht immer noch zum großen Teil aus „traditionellen", das heißt seit Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten für den Export produzierten Rohstoffen des Bergbaus und der Landwirtschaft. So erzielt zum Beispiel Chile von seinen gesamten Ausfuhrerlösen fast 80 Prozent aus der Kupferausfuhr, Bolivien über 60 Prozent aus dem Export von Zinn, Kolumbien fast 65 Prozent aus dem Kaffee-Export und Venezuela sogar über 90 Prozent aus seiner Erdölausfuhr. Auch in der deutschen Einfuhr aus Lateinamerika zeigt sich bei vielen Ländern immer noch ein sehr starkes Über-gewicht eines bestimmten Rohstoffes. Beispielsweise importierte die Bundesrepublik 1969 aus Bolivien Güter für 13, 9 Mio. Dollar, davon aber allein für 13, 7 Mio. Dollar NE-Metalle, vor allem Zinn. Der deutsche Gesamtimport aus Chile in Höhe von 228, 5 Mio. Dollar bestand 1969 zu rd. 80 Prozent aus Kupfer, und von der Gesamteinfuhr der Bundesrepublik aus Kolumbien in Höhe von 84, 1 Mio. Dollar entfielen fast 70 Mio. Dollar auf den Kaffeeimport.

Eine so ausgeprägte Monokultur bringt den lateinamerikanischen Ländern ernste Nachteile. In unerträglich hohem Maße sehen sie sich den Preis-und Nachfrageschwankungen auf dem Weltmarkt ihres jeweiligen Hauptexportproduktes ausgesetzt. Schon geringe Schwankungen nach unten verursachen ihnen schwere Devisenprobleme. Hinzu kommt, daß sich die bisherigen Hauptausfuhrgüter Lateinamerikas — von wenigen Ausnahmen abgesehen — durch eine sehr geringe Elastizität der Nachfrage in bezug auf Preis-und Einkommensänderungen in den Industrieländern auszeichnen. Und schließlich ist zu beobachten, daß „ganz allgemein . . . die Technologie dazu (tendiert), die Quantität der für die Produktion von Fertigerzeugnissen benötigten Rohstoffe zu senken Das bedeutet mit anderen Worten, daß gerade diese Produkte denkbar schlecht geeignet sind, die lateinamerikanischen Entwicklungsländer an dem Wohlstands-wachstum der Industrieländer in Europa und Nordamerika teilhaben zu lassen. Daher „hängt die Entwicklung dynamischer Wirtschaftsstrukturen in den unterentwickelten Ländern weitgehend von ihrer Chance ab, den Export von Industriegütern zu steigern" Die Notwendigkeit, neue (d. h. nichttraditionelle) Produkte zu erzeugen und neue Auslandsmärkte für diese neuen Produkte zu erschließen, ist wohl in allen lateinamerikanischen Ländern klar erkannt worden. So sagte Dr. Krieger Vasena im Oktober letzten Jahres in Hamburg, „daß das für die weitere Entwicklung Lateinamerikas benötigte Importvolumen von Jahr zu Jahr steigen wird. Aber diese Einfuhren müssen bezahlt werden. Daher müssen wir in den siebziger Jahren große Anstrengungen auf die Ausfuhr nichttraditioneller Produkte verwenden."

Besondere Erwähnung verdienen die Exportförderungsbemühungen z. B. Brasiliens, Argentiniens, Kolumbiens und Mexikos. Aber auch auf internationaler Ebene sind in letzter Zeit in Lateinamerika interessante Institutionen zur Ausfuhrförderung entstanden, unter denen die bemerkenswerteste das Interamerikanische Zentrum für Exportförderung (CIPE) in Bogota ist. Vicente de Arteaga, der Präsident des CIPE, stellte seine Institution auf der deutsch-lateinamerikanischen Wirtschafts tagung in Hamburg vor

Die Initiative zur Gründung des CIPE ging von der Zweiten Außerordentlichen Konferenz der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) im Dezember 1965 in Rio de Janeiro aus. Es vergingen fast drei Jahre, bis im September 1968 ein Abkommen zwischen der OAS und der kolumbianischen Regierung den Weg für die praktische Arbeit des CIPE an seinem Hauptsitz in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota freigab. Ziel dieser Arbeit ist es, „neue Exportwege zu finden und zu nutzen und den Absatz von nichttraditionellen lateinamerikanischen Produkten, besonders von Fertig-und Halbfertigprodukten, auf allen Märkten zu verstärken". Dabei ist nicht nur an den Ex-port in andere Kontinente, sondern ebenso an den Außenhandel zwischen den lateinamerika-nischen Ländern gedacht, der auf mittlere Frist noch große Entwicklungsmöglichkeiten bieten dürfte. Dr.de Arteaga versteht seine Institution als „ein Schlüsselinstrument für die Wirtschaftsentwicklung Lateinamerikas". Wenn es dem CIPE gelingt, seine anspruchsvollen Aufgaben zu erfüllen, wird diese Feststellung keine Übertreibung sein.

Eine wesentliche Aufgabe sieht Dr.de Arteaga darin, „wirtschaftliche Stabilität in einem Klima der Expansion und Entwicklung, nicht der Rezession zu erreichen. Die Lösung der traditionellen Probleme unserer Zahlungsbilanz soll nicht durch das so häufig in Anspruch genommene Hilfsmittel der Importrestriktion erreicht werden, die letztlich unsere eigene industrielle Entwicklung gefährdet ...; ebenso-wenig durch das einfache Hilfsmittel neuer Auslandskredite, die auf die Dauer die Situation noch verschlimmert . .., sondern vielmehr durch eine ständige Steigerung unserer Exporte, die uns die für den Entwicklungsprozeß und die Industrialisierung jedes unserer Länder notwendigen Devisen bringen." Das bisherige Arbeitsprogramm des CIPE umfaßt vor allem die Unterstützung der lateinamerikanischen Länder bei der Schaffung neuer bzw. beim Ausbau bestehender Exportförderungseinrichtungen, die Schulung von Fachleuten der Regierungen und der Wirtschaft, die Erforschung der Absatzmärkte für lateinamerikanische Produkte, eine bewußte Stärkung der . Exportmentalität“ und den Aufbau eines Dokumentationsdienstes über die Außenhandelssituation der wichtigsten Fertig-und Halb-fertigprodukte Lateinamerikas und über die bedeutendsten ausländischen Märkte für diese Produkte. Jede einzelne dieser Arbeiten ist wichtig; welche Ergebnisse sie zeitigen, wird vor allem davon abhängen, daß die Fachleute, denen sie übertragen werden, den engsten Kontakt zur Praxis des Außenhandels zu halten verstehen.

Hemmnisse des Außenhandels Auf dem Weg einer Ware vom lateinamerikanischen Produzenten zum deutschen Konsumenten ist der Importzoll nur ein Hindernis unter vielen — und bei zahlreichen Produkten sicherlich noch nicht einmal das schwie-

gste.

Vom Abbau der Zölle, der in die Zuständigkeit der EWG fällt, wird in späterem Zusammenhang noch die Rede sein; an dieser Stelle ist zunächst auf einige nichttarifäre Außenhandelshemmnisse einzugehen.

Ein dauerhafter Absatzerfolg für ein neues lateinamerikanisches Produkt auf dem deutschen Markt setzt voraus, daß dieses Produkt sich gegen eine bereits vorhandene oder durch sein Erscheinen hervorgelockte deutsche Konkurrenz durchsetzt. Es gibt nur wenige lateinamerikanische Industrieerzeugnisse, die in Deutschland nicht hergestellt werden können und daher den Wettbewerb nicht zu fürchten brauchen. „Ausländische Märkte jenen wegzunehmen, die sie beherrschen, ist (aber)", wie G. Myrdal zetreffend bemerkt, „selbst für Unternehmen schwierig, die über die beste Ausrüstung verfügen. Für Unternehmen in unterentwickelten Ländern häufen sich die Schwierigkeiten durch die Knappheit an Führungskräften, Technikern und Arbeitern, durch den Mangel an Kapital und Geschäftssinn, der mit einer fortschreitenden Technik so eng verbunden ist, und durch den Mangel an Erfahrung in der Massenproduktion mit hohem Qualitätsstandard." In Lateinamerika kommt häufig noch eine zu geringe Förderung des Exports durch die eigene Regierung, in einigen Ländern sogar eine steuerliche Belastung der Ausfuhr bestimmter Produkte hinzu.

Im einzelnen erfordert die Wettbewerbsfähigkeit, daß Preis, Qualität (einschließlich Aufmachung und Verpackung, die auf den Konsumgütermärkten der Industrieländer immer wichtiger werden), Anpassung an qualitative und quantitative Nachfrageschwankungen und kontinuierliche Liefermöglichkeit über längere Frist den auf den deutschen Märkten gestellten hohen Anforderungen entsprechen. Die häufig zu hörende Vermutung, daß die lateinamerikanischen Länder infolge der niedrigen Lohn-kosten besonders preiswert anbieten können, erweist sich nicht selten als Trugschluß. In einigen Fällen sind die Lohnkosten zwar absolut niedrig, nicht aber in Relation zur Produktivität der eingesetzten Arbeitskraft, was im Einzelfall aus der unzureichenden Ausbildung der Arbeiter, der ungenügenden Ausstattung mit Maschinen und Werkzeugen oder aus der vergleichsweise kleinen Produktionsmenge zu erklären sein mag. In anderen Fällen werden niedrige Lohnkosten durch hohe Kosten einer unrationellen Lagerung, Beförderung und Verteilung der Produkte aufgewogen. Nicht selten ist folglich immer noch von deutschen Importeuren zu hören, daß die Absicht, neue lateinamerikanische Produkte einzuführen, an den zu hohen Angebotspreisen scheitert.

Die Anforderungen an die Qualität und das Erfordernis der Anpassung an Nachfrage-schwankungen sind nur in ständigem Kontakt mit dem ausländischen Absatzmarkt zu erfüllen. Oftmals kommen Konsumgüter aus Lateinamerika nach Deutschland in hervorragender Qualität, aber leider nach der Mode und dem Konsumentengeschmack der gerade vergangenen Saison. Die Konsumgütermärkte in den Industrieländern sind in den fünfziger und sechziger Jahren einem ständigen und sich beschleunigenden Wandel ausgesetzt gewesen. Wer sich auf diesen Märkten behaupten will, muß der Mode und dem Geschmack der Konsumentenmassen vorauseilen.

Diese kurzen Andeutungen mögen genügen, um einige konkrete Ansatzpunkte für eine erfolgversprechende lateinamerikanische Exportförderung bzw.deutsche Importförderung aufzuzeigen: 1. Es ist zu hoffen, daß das CIPE und auch die in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern entstandenen nationalen Exportförderungseinrichtungen der Versuchung widerstehen, neue Theorien des Außenhandels zu entwickeln und darüber die Bewältigung der praktischen Probleme zu vernachlässigen, die nur in enger Zusammenarbeit mit den Praktikern des Exports in Lateinamerika und den Praktikern des Imports in der Bundesrepublik Deutschland und anderen Industrieländern gelöst werden können.

2. Die erforderliche Kooperation zwischen dem Export drüben und dem Import hüben wird in einigen Ländern Lateinamerikas durch eine immer wieder — vor allem in Regierungsstellen — aufflackernde Skepsis gegenüber dem Handel erschwert. Dieser Skepsis muß durch eine gezielte Aufklärung über die produktiven Funktionen des Handels und seine besonders wichtige Rolle für exportabhängige Entwicklungsländer entgegengewirkt werden. Es wäre zu begrüßen, wenn das CIPE diese Aufgabe in sein Arbeitsprogramm aufnähme. 3. Die Schwierigkeiten mancher lateinamerikanischer Industrien, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten, erklären sich großenteils daraus, daß für den inländischen Markt des betreffenden lateinamerikanischen Landes im Schutze hoher Zollmauern produziert werden kann. Zollschutz ist in vielen Fällen unumgänglich, um den Aufbau einer neuen Industrie überhaupt erst zu ermöglichen. Soll eine solche Industrie aber in größerem Maße exportfähig werden, so muß man sich entschließen, sie durch allmählichen Abbau der sie umgebenden Schutzmauern schrittweise dem Wettbewerb mit der ausländischen Konkurrenz auszusetzen. Hier zeigt sich, daß die Exportförderung häufig ohne die Unterstützung durch eine zielstrebige Industriepolitik erfolglos bleiben muß. 4. Von deutscher Seite müssen die lateinamerikanischen Bemühungen um neue Märkte unterstützt werden. Der Außenhandel mit Lateinamerika darf, wie der Vorsitzende des Ibero-Amerika Vereins, H. H. Waitz, in seiner Eröffnungsansprache auf der Hamburger Wirtschaftstagung sagte, „keine Einbahnstraße' sein. Die jungen Institutionen der Exportförderung in Lateinamerika bedürfen vor allem der Anregung und Kritik aus der Sicht der deutschen Importpraxis. Auf diesem Gebiet sollte der Wirtschaftsdialog mit Lateinamerika vordringlich fortgesetzt werden.

IV. Lateinamerikanische Wünsche an die EWG

Tabelle 3: Deutsche Einfuhr Deutsche Ausfuhr Saldo 800, 9 716, 9 84, 0 876, 8 859, 6 17, 2 Deutsch-lateinamerikanischer Warenverkehr 1959— 1969 (Mio. Dollar) 939, 0 692, 5 246, 5 1 154, 6 789, 3 365, 3 1 072, 7 974, 2 98, 5 1 283, 4 1 156, 0 127, 4 Jahr 1959 1961 1963 1965 1967 I 1969

Die Integration der europäischen Industrieländer bereitet in Lateinamerika seit Gründung der EWG ernste Sorgen Im Laufe der sechziger Jahre haben sich diese Sorgen kaum vermindert. Noch im Oktober 1970 sagte Dr. Krieger Vasena, Lateinamerika habe „immer wieder die EWG gedrängt, konkrete Verhandlungen über die Vermeidung von Diskriminierungen aufzunehmen“; dennoch seien „die sechziger Jahre für Lateinamerika eine große Frustration geblieben". Audi in der bereits zitierten „Deklaration von Buenos Aires“ wird »mit Sorge eine zunehmende Schwächung der traditionellen Bindungen zwischen den beiden Wirtschaftsgebieten festgestellt“, und es ist sogar von „Tendenzen einer schrittweisen Entfremdung zwischen beiden Gebieten" die Rede. In der Außenhandelsstatistik der letzten zwölf Jahre kann allerdings kaum eine überzeugende Bestätigung dieser skeptischen Feststellungen gefunden werden. Der Gesamtimport der EWG aus Lateinamerika hat sich von 1958 bis 1969 um 98 Prozent erhöht, also nahezu verdoppelt. Jahr für Jahr hat der Warenverkehr zwischen der EWG und Lateinamerika beträchtliche Salden zugunsten Lateinamerikas erbracht. 1969 belief sich der lateinamerikanisehe Aktivsaldo gegenüber den sechs europäischen Industrieländern auf 672 Mio. Dollar. Audi im Vergleich zu den assoziierten afrikanischen Ländern hat Lateinamerika bisher recht gute Exportergebnisse erzielen können.

Aus Tabelle 4 ist ersichtlich, daß fast alle lateinamerikanischen Länder 1969 höhere — zum Teil sogar wesentliche höhere — Exporte in den EWG-Raum erzielten als im Jahre 1958 und daß nur wenigen Ländern der Warenverkehr mit der EWG einen passiven Handelsbilanzsaldo gebracht hat.

Dennoch ist in Lateinamerika das Gefühl der „Frustration“ vorhanden. Diesem Gefühl lediglich mit dem Hinweis auf nüchterne Außenhandelsstatistiken entgegenzutreten, hieße eine ernste und dauerhafte Belastung der europäisch-lateinamerikanischen Beziehungen riskieren. Es kommt nämlich noch hinzu, daß die zu erwartende Erweiterung der Europä-ischen Gemeinschaften den Lateinamerikanern zusätzlichen Anlaß zur Sorge bietet. Man befürchtet — sicherlich nicht ganz ohne Grund —, daß nach einem Anschluß Großbritanniens die Länder des Commonwealth den bereits mit der EWG assoziierten afrikanischen Ländern gleichgestellt werden könnten. Dann würden unter den Entwicklungsländern als seitens der EWG nicht begünstigte „Drittländer" fast nur noch die lateinamerikanischen Länder übrig-bleiben. Es ist verständlich, daß die Gruppe der „Drittländer", je kleiner sie wird, desto stärker die Befürchtung empfindet, durch die hochindustrialisierten europäischen Länder diskriminiert zu werden.

Aus diesem Grunde erscheint heute — am Beginn der Zweiten Entwicklungsdekade — ein europäisch-lateinamerikanischer Dialog dringlicher denn je. Dieser Dialog ist bereits von beiden Seiten mit je einem wichtigen Beitrag eröffnet worden.

Die „Deklaration von Buenos Aires"

Von lateinamerikanischer Seite ist Ende Juli 1970 die „Deklaration von Buenos Aires“ der Comisiön Especial de Coordinaciön Latinoamericana (CECLA) vorgelegt worden. Schon seit Jahren nimmt sich dieses Koordinierungsgremium der europäisch-lateinamerikanischen Beziehungen an. So hat z. B. im Juni 1968 in Santo Domingo eine CECLA-Konferenz stattgefunden, die sich vornehmlich mit der Assoziierungspolitik der EWG befaßte Damals war die ein Jahr später erfolgte Erneuerung des Assoziierungsabkommens von Jaunde bereits in der Diskussion; nur einen Monat nad der CECLA-Konferenz von Santo Domingo wurde in Arusha der Assoziierungsvertrag zwischen der EWG und den ostafrikanischen Staaten Tansania, Uganda und Kenia unterzeichnet. Die damals von der CECLA veröffentlichte Resolution läßt einerseits volles Verständnis für die Entwicklungsprobleme der afrikanischen Länder und für den Beitrag der EWG zur Bewältigung dieser Probleme erkennen; anderseits wird aber eine klare Ablehnung aller Maßnahmen der Handelsdiskriminierung Lateinamerikas zum Ausdruck gebracht. Ferner wird auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die sich aus der Beibehaltung regional begrenzter Zollpräferenzen gemä den Abkommen von Jaunde und Arusha für die Schaffung eines allgemeinen, weltweiten Präferenzsystems zugunsten der Fertig-und Halbfertigprodukte der Entwicklungsländer ergeben müssen. So berechtigt diese letztere Warnung ist, so wenig hat sich bisher erfreu literweise die Sorge um eine durch EWG-Präferenzen gestärkte Konkurrenz der assoziierten Länder in Afrika als begründet erwiesen. Im Gegenteil hat Lateinamerika bei ver-schiedenen wichtigen Konkurrenzprodukten, wie die Zahlen der Tabelle 5 zeigen, als Lieferant der EWG trotz der Bevorzugung seiner afrikanischen Konkurrenten durch Zollpräferenzen wesentlich besser abgeschnitten als die assoziierten Länder Erneut befaßte sich die CECLA mit dem Verhältnis Lateinamerikas zu den Industrieländern und speziell zu den Europäischen Gemeinschaften auf ihrer Tagung in Vitia del Mar im Mai 1969. An die Beschlüsse und Erklärungen dieser Tagung, den sogenannten „Consenso de Viüa del Mar“, knüpft die auf Minister-ebene geführte außerordentliche CECLA-Tagung in Buenos Aires an, deren Ergebnisse in der „Deklaration von Buenos Aires" vom 29. Juli 1970 zusammengefaßt sind.

In diesem jüngsten Dokument drängt die CECLA auf gemeinsame europäisch-lateinamerikanische Aktionen, deren Ziel eine Änderung der „ungünstigen Bedingungen" sein soll, „unter denen sich die internationalen Beziehungen abwickeln". Wiederum wird auch die Sorge hinsichtlich einer Bevorzugung der afrikanischen Länder geäußert: „Die fortschreitende Bildung von Sondersystemen, Assoziierungen oder sonstigen Einrichtungen einer exklusiven Vorzugsbehandlung sollte nach Ansicht der in der CECLA zusammengeschlossenen Länder nicht zu einer Zersplitterung der internationalen Zusammenarbeit führen. Auch sollten sich daraus keine Praktiken ergeben, die sich nachteilig für Lateinamerika auswirken." Die CECLA sieht ihre Deklaration als Auftakt für weitere Verhandlungen an und schlägt vor, den ferneren „Dialog zwischen Lateinamerika und den Europäischen Gemeinschaften auf hoher Ebene zu institutionalisieren“. Die CECLA selbst übernimmt die Aufgabe der . Koordinierung der Interessen der in ihr zusammengeschlossenen Länder gegenüber den Europäischen Gemeinschaften". Aus den konkreten Einzelvorschlägen, die in einem umfangreichen Katalog in der der „Deklaration von Buenos Aires" angefügten Resolution enthalten sind, verdienen die folgenden besondere Erwähnung:

h Verbesserung der Bedingungen für die Ein-fuhr und die Vermarktung von Grundstoffen, Fertigprodukten und Halbfabrikaten aus Lateinamerika: 2. Prüfung der Auswirkungen der Agrarpolitik der Europäischen Gemeinschaften auf Lateinamerika: 3. neue, auf die Entwicklung Lateinamerikas ausgerichtete Finanzierungsmethoden, die einen stärkeren Zufluß von Mitteln der Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften nach Lateinamerika unter Berücksichtigung der besonderen Erfordernisse der relativ unentwickelten Länder zur Folge haben; 4. Bereitstellung von Finanzmitteln zur Erleichterung der Finanzierung lateinamerikanischer Exporte; 5. Zusammenarbeit zur Förderung der wissenschaftlichen und technologischen Infrastruktur in Lateinamerika; 6. Verbesserung der Bedingungen für die Vermittlung technologischen Wissens; 7. Errichtung eines nicht-gegenseitigen und nicht-diskriminierenden Systems allgemeiner Präferenzen für die aus Entwicklungsländern stammenden Fertig-und Halbfertigprodukte; 8. Ausdehnung der Entwicklungskredite der Europäischen Investitionsbank auf die Länder Lateinamerikas; 9 Gewährung technischer Hilfe auf solchen Gebieten, auf denen die Europäischen Gemeinschaften besondere Erfahrungen besitzen wie z. B. auf dem Gebiet der regionalen Integration.

In seiner Rede auf dem „Ibero-Amerika-Tag“ am 12. Oktober 1970 in Hamburg erklärte Bundeswirtschaftsminister Professor Schiller namens der Bundesregierung, „daß wir in vielen Dingen mit der Deklaration von Buenos Aires einig sind. Und wir werden in Brüssel unseren Standpunkt unmißverständlich vertreten".

Ein Aktionsprogramm der EWG Mitte Dezember letzten Jahres hat der EWG-Ministerrat „die positiven Ergebnisse der Konferenz von Buenos Aires ... begrüßt und eine Überprüfung der daraus hervorgegangenen Vorschläge ... eingeleitet. Es werden Kontakte mit den lateinamerikanischen Ländern geplant, um die Ziele und Verfahren des künftigen Dialogs zwischen diesen Ländern und der EWG näher zu definieren."

In manchen wichtigen Punkten ist die Kommission der Europäischen Gemeinschaften jedoch mit ihrem Dialogbeitrag, der „Mitteilung der Kommission an den Rat" vom 29. Juli 1969 über „Beziehungen zu den lateinamerikanischen Ländern“, der CECLA zuvorgekommen. Hinter der farblosen Bezeichnung „Mitteilung" verbirgt sich ein umfassendes Dokument mit zahlreichen konkreten Vorschlägen, von denen hier nur wenige Beispiele erwähnt werden können, und einem aufschlußreichen statistischen Anhang über die Entwicklung der bisherigen europäisch-lateinamerikanischen Beziehungen.

Durch den schon erfolgten Abbau der Außen-zölle der EWG bleibt auf zollpolitischem Gebiet nur noch ein begrenzter Aktionsraum. So wird in der „Mitteilung" die Bereitschaft zur Mitwirkung an der Schaffung eines Systems allgemeiner Zollpräferenzen der Industrieländer zugunsten von Industrieprodukten aus den Entwicklungsländern erklärt, und dieser Erklärung ist bekanntlich in der Zwischenzeit bereits ein konkretes Angebot gefolgt, das im September 1970 dem Sekretariat der Welt-handelskonferenz unterbreitet worden ist. Die EWG ist „entschlossen, keine Anstrengungen zu scheuen, um so rasch wie möglich die allgemeinen Präferenzen zu verwirklichen" Als weitere Maßnahme auf diesem Gebiet ist zu erwähnen, daß der Ministerrat der EWG am November 1970 eine Verordnung über die Beschleunigung der Ergebnisse der Kennedy-Runde für bestimmte, die lateinamerikanischen Länder interessierende Waren erlassen hat.

Ferner wird der Abschluß bilateraler Handelsabkommen mit lateinamerikanischen Ländern vorgeschlagen; auch auf diesem Gebiet sind seither Fortschritte erzielt worden: Mit Argentinien sind Verhandlungen im Gange, und mit Uruguay und Brasilien werden möglicherweise noch im Laufe des Jahres 1971 Verhandlungen aufgenommen. Eine weitere Empfehlung betrifft die Prüfung der Möglichkeiten zur Beseitigung noch bestehender mengenmäßiger Einfuhrbeschränkungen.

Darüber hinaus macht die Kommission eine Reihe von Vorschlägen zur technischen Hilfe und zur Finanzhilfe für Lateinamerika, unter denen die Förderung der lateinamerikanischen Exporte, die Zusammenarbeit mit der Interamerikanischen Entwicklungsbank bei der Ausbildung von Fachleuten für regionale Integration und die Übergabe von Finanzmittel-fonds in die Verwaltung der Interamerikanischen Entwicklungsbank erwähnt seien.

Zusammen mit der „Deklaration von Buenos Aires" stellt dieses Aktionsprogramm der EWG für die künftige europäisch-lateinamerikanische Zusammenarbeit sicherlich einen guten und erfolgverheißenden Ausgangspunkt dar. Es ist zu hoffen, daß möglichst bald den beiderseitigen Programmen gemeinsame Aktionen folgen mögen.

V. Schlußbemerkung

Warenverkehr der EWG mit Lateinamerika 1958 und 1969 (Mio. Dollar) Argentinien Bolivien Brasilien Chile Kolumbien Costa Rica Kuba Dominikanische Republik Ekuador Guatemala Haiti Honduras Mexiko Nicaragua Panama Paraguay Peru El Salvador Uruguay Venezuela Lateinamerika Einfuhr 365 5 225 118 73 29 38 11 49 22 19 8 115 27 5 7 90 48 39 276 1 569 Ausfuhr 300 13 255 61 68 14 69 16 21 20 6 7 126 9 54 7 57 16 35 296 1450 Saldo für die EWG -65 + 8 + 30 -57 -5 -15 + 31 + 5 -28 -2 -13 -1 + 11 -18 + 49 0 -33 -32 -4 + 2ጐْ?

Abschließend seien einige Punkte aus einer Resolution 23) zitiert, die nach eingehender Beratung mit den lateinamerikanischen Experten die Deutsche Stiftung für Entwicklungsländer und der Ibero-Amerika Verein im Anschluß an die deutsch-lateinamerikanische Wirtschaftstagung in Hamburg am 15. Oktober 1970 veröffentlicht haben. In diesen Punkten, die zugleich eine Zusammenfassung verschiedener Abschnitte des auf den vorangegangenen Seiten verfolgten Gedankenganges enthalten, sind einige vordringliche Fragen des künftigen deutsch-lateinamerikanischen Wirtschaftsdialogs noch einmal schlagwortartig formuliert:

„ 1. Lateinamerika hat sehr großes Interesse an einem stärkeren Zufluß ausländischen Privatkapitals, nicht zuletzt auch in die kleineren und relativ weniger entwickelten Länder des Kontinents.

2. Die Diskussionen zwischen Experten und Investoren über die bestehenden Möglichkeiten und die notwendige Förderung der ausländischen Privatinvestitionen in La-teinamerika sollen intensiviert und die Ergebnisse dieser Gespräche der Offentlichkeit in allgemeinverständlicher Form zur Kenntnis gebracht werden.

3. In einigen lateinamerikanischen Ländern erscheint eine noch klarere Abgrenzung der Interessensphären und Wirkungsbereiche des betreffenden Landes einerseits und der ausländischen Investoren andererseits wünschenswert.

4. Die wirksamste Maßnahme zur Förderung der Wirtschaftsentwicklung Lateinamerikas liegt in der weitestmöglichen Öffnung der Märkte der europäischen Industriestaaten für lateinamerikanische Produkte. 5. Der Erklärung von Buenos Aires vom 29. Juli 1970 und der mit ihr verbundenen Resolution ... sollte von seifen der europäischen Industrieländer größte Aufmerksamkeit zuteil werden.

6. So bald wie möglich sollte ein weltweites System allgemeiner Präferenzen zugunsten von Fertig-und Halbfertigprodukten aus Entwicklungsländern in Kraft treten.

7. Im Hinblick auf eine mögliche Erweiterung der Europäischen Gemeinschaften sollten die berechtigten Interessen Lateinamerikas in angemessener Form berücksichtigt werden. 8. Die neuen Initiativen in Lateinamerika zur Förderung des Exports von nichttraditionellen Produkten verdienen seitens der Bundesrepublik Deutschland größtmögliche Unterstützung..

Fussnoten

Fußnoten

  1. Der Pearson-Bericht. Bestandsaufnahme und Vorschläge zur Entwicklungspolitik, Wien-München-Zürich 1969.

  2. Pearson-Bericht, S. 1/12, 1/36 ff.

  3. Deutsche Übersetzung in: Kurzbericht über La teinamerika, Nr. 4/70, hrsg. von der Deutsch-Süd amerikanischen Bank AG., Hamburg, S. 12 ff.

  4. Veröffentlicht in: Rundschreiben Nr. 50/70 2ü 6r. g. 10. 1970) des Ibero-Amerika Vereins, Hamb

  5. Estudio Econömico de America Latina 1968, nrsg. von CEPAL, New York 1969, S. 13.

  6. A. G. Frank, Kapitalismus und Unterentwicklung in Lateinamerika, Frankfurt a. M. 1969, S. 277.

  7. Pearson-Bericht, S. 132.

  8. M. S Wionczek, Lateinamerika und das ausländische Kapital, Hamburg 1969, S. 13 ff.

  9. A. Bohrisch, Mexiko, in A. v. Gleich: Private Direktinvestitionen als Entwicklungsbeitrag für Lateinamerika, Bd. 1, Hamburg 1969, S. 34 f.

  10. Pearson-Bericht, S. 137.

  11. R. Prebisch, Transformaciön y Desarrollo. U gran Tarea de America Latina, hrsg von Bans Interamericano de Desarrollo, Washington 197 S. 158.

  12. W. Kraus, Ausbeutung der Entwicklungsländer durch Privatinvestitionen?, in: Materialien zur Entwicklungshilfe, hrsg. von der Deutschen Stiftung für Entwicklungsländer, Bonn 1969, S. 43, 49.

  13. Ebenda.

  14. G. Myrdal, Politisches Manifest über die Armut in der Welt, Frankfurt a. M. 1970, S. 277, 284.

  15. Ebenda.

  16. Siehe hierzu: Esto es el CIPE, hrsg. von CIE Bogota.

  17. G. Myrdal, a. a. O., S. 278.

  18. Siehe hierzu: J. Westphalen, Lateinamerika und die EWG, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 18/69 v 3 5 1969.

  19. Siehe hierzu: J. Westphalen, EWG-Assozüe. rung aus lateinamerikanischer Sicht, in: ÜberseeRundschau, Heft 10/68 (Oktober 1968), S. 8f.

  20. BMWI-Texte Nr. 113, Bonn 19. Okt. 1970.

  21. Elemente einer Bilanz 1970 (Informatorische Aufzeichnung), hrsg. von der Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Brüssel Dezember 1970, S. 4 f.

  22. Ebenda.

  23. Spanische Fassung veröffentlicht in: Boletin. Nüm 38/Ano 17. Bonn, 23 de octubre de 1970. Hrsg, vom Presse-und Informationsdienst der Bundesregierung

Weitere Inhalte

Jürgen Westphalen, Dr. sc. pol., Dipl,. Volkswirt, geboren 1930 in Flensburg, nach kaufmännischer Ausbildung in der Maschinenbauindustrie und Studium der Volkswirtschaftslehre Tätigkeit in Industrie-und Handelskammern zunächst in Deutschland und von 1958 bis 1960 in La Paz/Bolivien; seit 1961 in der Geschäftsführung des Ibero-Amerika Vereins, Hamburg, seit 1962 Geschäftsführer; verschiedene Lateinamerika-Reisen, letzter längerer Aufenthalt Nov. 1966 bis März 1968 vornehmlich in Peru und Chile. Veröffentlichungen u. a.: Die Erdölindustrie in Bolivien und ihre wachsende Bedeutung für die bolivianische Volkswirtschaft, Köln und Opladen 1963; Europa auf falschem Kurs? Lateinamerikanische EWG-Sorgen (Mitverf.), Hamburg 1963; Bevölkerungsexplosion und Wirtschaftsentwicklung in Lateinamerika, Hamburg 1966; Neue Wege der Berufsausbildung in Lateinamerika (Mitverf. u. Hrsg.), Hamburg 1969.