Vorwort
Die Untersuchungen von Klaus Schwabe, ergänzt durch die Studie von Fritz Klein, über die politische Stellung der deutschen Professorenschaft während des Krieges werfen die Frage auf nach ihrer Haltung am Kriegsende und in der Übergangsperiode vom Kaiserreich zur Republik 1918/19. Die Beschränkung auf Historiker erweist sich als besonders fruchtbar, da sie sich selbst für berufen hielten, tagespolitische Probleme aus der geschichtlichen Entwicklung zu erklären und kritisch-objektiv zu betrachten.
Die Analyse befaßt sich größtenteils mit der Innenpolitik; die Außenpolitik wird nur gelegentlich als notwendige Ergänzung herangezogen. Die einzelnen Themen führen immer wieder zurück zu drei Hauptproblemen: Das erste bildet das Verhältnis zwischen „Geschichte" und „Politik"; das zweite die Beziehungen zwischen Staatsideologie und Beurteilung der Tagespolitik; und das dritte ist die Frage nach der Wandlung beziehungsweise Kontinuität des historisch-politischen Denkens zwischen Kaiserreich und Republik.
Spezialliteratur zu diesem Thema gibt es bisher kaum, abgesehen von einigen Arbeiten über Friedrich Meinecke und neuerdings einzelnen Beiträgen von marxistischer Seite.
Bei der großen Anzahl von damals politisch aktiven Historikern erwies sich eine Auswahl als nötig. Sie wurde nach folgenden Kriterien getroffen: Erstens auf Grund ihrer wissenschaftlichen Leistungen besonders geachtete Historiker (z. B. Schäfer, Haller, Below, Brandenburg, Delbrück, Meinecke, E. Meyer), zweitens überwiegend durch ihre politisch-publizistische Tätigkeit bekannte Historiker (z. B. Spahn, Müller, Delbrück, Hobohm) und drittens bedeutende Nachwuchs-Historiker (z. B. Becker, Mommsen, Rothfels). Einige Historiker, die zwar politisch, aber kaum publizistisch tätig waren (z. B. Finke, Brandi, Ziekursch), mußten unberücksichtigt bleiben, ferner diejenigen, deren politische Schriften nicht zu erreichen waren (z. B. Vigener, Schüssler, Brackmann) oder hauptsächlich außenpolitische Fragen behandelten (z. B. Valentin).
Trotz dieser unumgänglichen Beschränkung bieten die ausgewählten Professoren doch ein durchaus repräsentatives Bild der politischen Auffassungen deutscher Historiker; denn grundsätzlich abweichende Ansichten sind bei den nicht herangezogenen Gelehrten auf Grund einzelner Bemerkungen ihrer Kollegen nicht anzunehmen. Die Untersuchung basiert überwiegend auf Zeitungs-und Zeitschriftenaufsätzen, Broschüren und Flugschriften aus den Jahren 1917— 1923, Aufsatzsammlungen sowie Memoiren. Als Ergänzung wurden gelegentlich wissenschaftliche Arbeiten aus dieser Zeit herangezogen, sofern die Forscher in ihnen Bezug auf die Gegenwart nahmen.
Zwar wird zu den einzelnen politischen Anschauungen nur jeweils auf einige Quellen verwiesen, in denen sie unmittelbar zur Sprache kommen, sie sind aber unter dem Gesichtspunkt ausgewählt und wiedergegeben, ob sie für eine größere Gruppe von Historikern als repräsentativ gelten können, also auch für diejenigen, die zu der betreffenden Einzelfrage nicht direkt Stellung nahmen und deren Ansicht darüber nur aufgrund allgemeiner Äußerungen und ihrer politischen Grundkonzeptionen zu erschließen sind.
Die Schriften der einzelnen Autoren sind im Literaturverzeichnis in chronologischer Reihenfolge durchnumeriert. In den Anmerkungen wird stets jeweils nur das Erscheinungsdatum bzw. das Entstehungsdatum angegeben, soweit es eindeutig festzustellen war.
I. Der Führungsanspruch deutscher Historiker
1. Historische Entwicklung Unter dem Einfluß der Lehre von der Volks-souveränität und den Ideen der Französischen Revolution entstand in Deutschland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die liberale und demokratische Bewegung; sie wurde im wesentlichen getragen und vorangetrieben von den geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten, so daß man die Frankfurter Nationalversammlung spöttisch als „Professoren-Parlament" bezeichnete. Die bedeutendsten Vertreter dieser Gelehrtenpolitik waren Historiker.
Mit Bismarcks Reichsgründung „von oben" war eine Forderung der Liberalen erreicht: die Einheit des nationalen Staates, nicht aber die zweite, die nach dem Verfassungsentwuri von 1849 die Grundlage des nationalen Staates wie der deutschen Einzelstaaten bilden sollte: die politische Freiheit und Gleichberechtigung aller Bürger, verfassungsmäßig gesichert durch allgemeine gleiche Wahlen zu allen deutschen Parlamenten und durch die aktive Teilnahme von Wählergruppen (Parteien) an der Innen-und Außenpolitik.
Trotz der offensichtlichen Halbheit des Erreichten
Parallel mit dem ideologischen Ausbau des Konservatismus lief der Abbau des politischen Engagements. Der politische Historiker des 19. Jahrhunderts trat zurück gegenüber dem reinen Fachgelehrten, der nach einer „Geschichtsschreibung politisch-distanzierter Objektivität nach dem Vorbild Rankes" strebte
Während die meisten Historiker bis 1914 nur gelegentlich zu politischen Tagesfragen Stellung nahmen — Ausnahmen waren Delbrück, Lamprecht, Hoetzsch, Schäfer, Schiemann —, erwachte mit Ausbruch des Weltkrieges schlagartig ein eminentes politisches Interesse und gleichzeitig der bisher mehr latente Anspruch auf die geistige Führung der Nation
Sie wollten die Nation jetzt nicht mehr, wie im 19. Jahrhundert, zu einer zukunftsweisenden innenpolitischen Weiterentwicklung führen, die der in den vorangegangenen Jahrzehnten vollzogenen Umstrukturierung der sozialen Schichten auch verfassungsrechtlich Rechnung getragen hätte. Da sie den bestehenden Staat sowie die gegenwärtige Regierungspolitik voll bejahten, sahen sie vielmehr ihre nationale Pflicht darin, die Nation zu weltpolitischen Aufgaben zu erziehen, um damit den machtpolitischen Zielsetzungen des Staates eine breitere Basis im Innern zu schaffen
Symptomatisch für den ausschließlich außen-politisch orientierten Führungsanspruch waren die bereits 1914 einsetzende Kriegszieldiskussion und die begeisterte Zustimmung zu der „Zusammenfassung aller nationalen Kräfte", die man darin verwirklicht sah, daß die bisherigen „Internationalisten" und „Vaterlandsverräter", die Sozialdemokraten, im August 1914 mit der Bewilligung der Kriegskredite ihre innenpolitischen Ziele zurückstellten
Die Professorenschaft begründete ihren Führungsanspruch ausschließlich mit der Überlegenheit der Wissenschaft über Interessengegensätze einzelner politischer Gruppen, ohne selbst die soziale Grundlage ihres Elitedenkens zu erkennen. Nahezu sämtliche Historiker (und für die Professoren anderer Disziplinen dürfte das auch nachzuweisen sein) stammten aus dem Großbürgertum, aus gehobenen Beamtenfamilien oder aus protestantischen Pfarrhäusern. Ferner stand der Professor auf der sozialen Stufenleiter im Wilhelminischen Deutschland ganz oben und hatte Zugang zu den höchsten Kreisen der Gesellschaft
Zum Zusammenhang zwischen Personalpolitik und konservativer Grundhaltung an den Universitäten können hier nur kurze Hinweise gegeben werden
Wenn man also die nationale Grundhaltung I die und soziale Stellung der Professoren sowie Universitätspolitik heranzieht, so ihre zeigt : sich, daß die Ursachen des Elitedenkens weniger in der behaupteten Uberparteilichkeit der Wissenschaften lagen als vielmehr in einer deutlichen Parteinahme für die politischen Interessen der bis 1918 offiziell herrschenden I Schichten. 'Unter den Professoren forderten in besonders Maße die Historiker für sich die geiI stige Führung der Nation, da sie überzeugt I waren, aufgrund ihrer geschichtlichen Kenntnisse für die Gegenwart allgemeingültige Aussagen machen zu können über Möglichkeiten, Wert und Folgen bestimmter politischer Forderungen, Fakten und Entwicklungen. Auch ; hier zeigte sich eine offensichtliche Kontinuität des Denkens zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik, obwohl einige gemäßigte Historiker
Platons Ideal, daß die Philosophen (hier: die Historiker) auch die politischen Führer der Na[tion sein sollten, lehnten zwar die meisten Gelehrten ab mit dem Hinweis auf die offensichtlichen Unterschiede zwischen dem Forscher und dem Politiker
Auf die Problematik einer überwiegend auf die Vergangenheit bezogenen Politik wurde nur in seltenen Ausnahmen hingewiesen
Diesem von W. Goetz sehr vorsichtig formulierten Führungsanspruch stimmten alle Historiker zu — unabhängig von ihrer politischen Einstellung. Sie sahen darin nicht nur ihr Recht, sondern ihre nationale Pflicht, der auch ihre Geschichtsschreibung zu genügen hatte
Deshalb gab es kaum einen Historiker, der sich nicht öffentlich zu politischen Fragen äußerte. Die Voraussetzung dafür schien ihnen gegeben in der Objektivität ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse, die besonders Goetz nicht nur forderte, sondern als ein erwiesenes Faktum hinstellte
Beide Historiker glaubten, den weitaus größten Teil der deutschen Fachkollegen hinter sich zu haben
Diese literarische Fehde zwischen Below und Goetz charakterisiert anschaulich die geistige Situation der damaligen Historikerschaft. Erstens offenbarte sie die gemeinsame geistige Basis ihres Schaffens in der Historiographie wie in der Publizistik: die anerkannte, aber letztlich unreflektierte Symbiose von Politik und Geschichte. Zweitens dokumentierte sie das Selbstverständnis, demzufolge sie in zwei gegensätzliche politische Lager gespalten war
Die politische Einflußnahme vom Katheder aus und durch wissenschaftliche Arbeiten ergab sich notwendig aus ihrem Selbstverständnis als national-politische Geschichtsforscher, die öffentliche Wirksamkeit aus ihrem Führungsanspruch
Gemessen an dieser immensen Aktivität der Professoren war ihr Anteil an der Parteipolitik während des Krieges auffallend gering. Reine Parteipolitik hatte ihnen seit jeher als suspekt gegolten
Da die rechtsstehenden Historiker dieses politische Programm stärker verfochten als die gemäßigten, war ihre Aktivität in derartigen Vereinen auch dementsprechend größer. Ein — vermutlich extremes — Beispiel lieferte der Mediävist Dietrich Schäfer: Er war, obwohl er die politische Beeinflußung eine „widerwärtige Aufgabe" nannte
Nach der November-Revolution von 1918 schlossen sich die meisten Historiker einer der neugegründeten bürgerlichen Parteien an
II. Die politischen Konzeptionen der Historiker während des Weltkrieges 71a)
Das Wort des Kaisers bei Kriegsausbruch „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche" und die Bewilligung der Kriegskredite durch die Sozialdemokraten verwirklichten für die Professoren das Ideal einer inneren Einheit des Deutschen Reiches. In außenpolitischen Fragen stimmten sie völlig darin überein, daß das erste und letzte Ziel deutscher Politik darin bestehen müsse, die deutsche Weltpolitik den anderen Staaten gegenüber durchzusetzen und zu behaupten. Bereits 1915 begann in der deutschen Öffentlichkeit, besonders innerhalb der Universitäten, die Einheit wieder brüchig zu werden, als die Frage auftauchte, auf welchem Wege das weltpolitische Ziel am schnellsten und sichersten erreicht werden könne. Die Rechtsorientierten stellten ein weitreichendes Kriegszielprogramm auf, die Mitte mahnte aus überwiegend pragmatischen Gründen zur Mäßigung. Im weiteren Verlauf des Krieges führten diese Divergenzen zu einer Spaltung der Professorenschaft in zwei einander auf schärfste bekämpfende politische Lager, die (nach der Terminologie der Konservativen) gekennzeichnet war durch die Schlagworte „Hindenburgfrieden = Siegfrieden = deutscher Frieden auf der einen Seite, Scheidemannfrieden = Verständigungsfrieden = Verzichtfrieden auf der anderen Seite. Den Anspruch, wahrhaft vaterländisch zu denken, machten sich beide Gruppen gegenseitig streitig-, beide entnahmen ihre Argumente der Innen-wie der Außenpolitik, und beide operierten mit dem Begriff „Gesetz der Geschichte", das sie allein erkannt zu haben glaubten
Die Professoren der Rechten betrachteten sich als die Vertreter aller der geistigen Mächte, „die dem volksbündlerischen Ideal (gemeint ist der von den Gemäßigten 1917 gegründete „Volksbund für Freiheit und Vaterland") von Verständigungs-Willigkeit, von Vertrauen zu den Feinden, von Gemeinschaft der Staaten, von weltbürgerlichem, weltiriedlichem Zusammenleben, von weltwirtschaftlicher Vertrags-heiligkeit u. a. m. sich entgegenstellen, solange der Kampf währt"
Ihr politisches Konzept lautete — knapp skizziert — folgendermaßen: Weltpolitik und Sicherung des Deutschen Reiches für die Zukunft seien nur gewährleistet durch weitgehende Kriegsziele, besonders in Europa; dabei divergierten die Auffassungen, ob der Osten oder der Westen entscheidender sei
Mächte von vornherein zum Scheitern verurteilen müsse
Für die Innenpolitik bedeutete ihrer Ansicht nach „Sicherheit" die Garantie dafür, daß die innere Einheit des Volkes durch weltpolitische Aufgaben vollendet und aufrechterhalten werde. Für den Fall eines „Verzichtfriedens" beschworen deshalb die Annexionisten die Gefahr einer Revolution der enttäuschten Massen
In den Augen der Annexionisten waren daher die Reformisten und Anhänger eines Verständigungsfriedens Flaumacher, Defaitisten, politische Schwachköpfe
Die liberalen Historiker erstrebten zwar einen Verständigungsfrieden, keineswegs aber einen Verzichtsfrieden auf dem Status quo ante
Diese „gemäßigten" Kriegsziele glaubten sie durch eine Verständigung mit den Entente-Staaten erreichen zu können. Sie sollten die Grundlage einer deutschen Weltmachtstellung bilden, die die Historiker mit den Parolen „Entwicklungsfreiheit" und „Platz an der Sonne" forderten
Wie die Annexionisten so waren Gouvernemental-Liberalen davon mit ihrem außenpolitischen Programm auch die überzeugt, gleich-zeitig die innere Einheit im Reich zu garantieren. Da die Massen des Volkes nur unter der Parole des Verteidigungskrieges mitgegangen waren
III. Staatsideologie als Grundlage politischer Urteilsbildung
Die zeitbedingten Diskussionen über Kriegs-ziele und Reformen traten naturgemäß gegen Kriegsende zurück
„Man respektiert auch an ihnen (Staat und Nation — K. Th.) Eigenwert und Ursprünglichkeit. Man hält also den Staat nicht für eine Schöpiung willkürlich zwecksetzender Individuen, sondern für eine geschichtliche, organische Notwendigkeit, die uns im eigenen Staate ganz individuell, unnachahmlich und unersetzlich entgegentritt und unser Verständnis, unsere Liebe, unseren hingebenden Dienst verlangt, damit er leben könne, so wie wir selbst wollen, daß er lebe."
Dieser Satz Friedrich Meineckes aus dem Jahre 1917 ist so symptomatisch für die Staatsideologie seiner Zeit, daß er hier in einzelne Thesen aufgeschlüsselt werden soll.
1. Der Staat ist nicht das Produkt eines zweckgerichteten Vertrages, wird also nicht durch die Lehre von der Volkssouveränität definiert
2. Der Staat besitzt selbst „Ursprünglichkeit", erhält also seine Existenz nicht — in einer wie auch immer gearteten Weise — vom Volke. 3. Die äußere Form des Staates wird nicht aktiv vom Volk bestimmt, sondern nur indirekt vom „Volkstum" geprägt („im eigenen Staate individuell entgegentritt")
Indem die Historiker den Staat derart verabsolutierten, entzogen sie ihn einer rationalen, juristischen Definition, die sie durch eine mythologisierende Betrachtungsweise ersetzten, in der der Staat als Individuum mit Eigenleben und einer Seele (v. Müller, 1921) erschien, das ähnlichen Gesetzen unterworfen war, wie alles Naturhafte. Auch die innere Struktur des Staates versuchte man mit Hilfe einer weniger analysierenden als beschreibenden Organismus-Metaphorik zu klären. Der Glaube an eine gottgewollte hierarchische Ordnung des Staatswesens wurde säkularisiert zu der Überzeugung, daß die soziale Schichtung eine Art Natur-und Lebensgesetz bedeute, wie es die altrömische Fabel vom Bauch und den Gliedern darzustellen suchte. Große soziale Veränderungen mußten demnach die Relationen zwischen den einzelnen Gruppen und ihren Aufgaben verschieben und damit das empfindliche Gleichgewicht der Kräfte und Funktionen im Staatsorganismus gefährden, wenn nicht gar zerstören.
Um dem Lebensgesetz dieses organischen Staatsindividuums Rechnung zu tragen, gab es zwei Wege: Der historischen Entwicklung zu einer Umstrukturierung des Staates wollten die gemäßigten Historiker mit dem Versuch begegnen, ihr die revolutionäre Spitze abzubrechen mittels einer staatlich gelenkten Integration in die bestehenden „objektiv guten" Verhältnisse. Diesen Prozeß sollten einige politische Konzessionen erleichtern. Die rechtsstehenden Historiker hingegen forderten einen verschärften Kampf gegen die drohenden Gefahren; denn die neuen politischen Strömungen würden sich nicht durch Konzessionen, sondern allein durch den Druck von oben in das bestehende Staatsgefüge einordnen
Nahezu alle Historiker beriefen sich zur Begründung ihrer Ideologie auf Ranke
Da die Historiker der Entstehung des Staates einzig die Außenpolitik zugrunde legten und gleichzeitig Außenpolitik mit Machtpolitik identifizierten
Der Primat der Außenpolitik wurde also nicht gefordert oder abgelehnt entsprechend der jeweiligen politischen Situation, sondern er erschien als entscheidendes Konstituenz des Staates „naturrechtlich, schlechthin, unwillkürlich und zwangsläufig"
Mit dem Machtstaatsgedanken verbanden die Gelehrten die aus dem Organismusbegriff resultierende
Eine derart ausschließliche Definition des Staates durch die Außenpolitik ließ in der Ideologie nur wenig Raum für andere mögliche staatenbildende Kräfte wie Sprach-und Kultureinheit oder soziale und wirtschaftliche Verhältnisse. Die Gelehrten leugneten diese innenpolitische Kräfte keineswegs, billigten ihnen aber nur attributiven Charakter zu und suchten sie in die Machtstaatstheorie zu integrieren als Funktion der Außenpolitik
„Die Dynamik des außenpolitischen Geschehens ist so durchgreilend, die Forderung der Selbsterhaltung von so zwingender Natur, daß die innerpolitische Organisation nach dem äußeren Lebensgebot hin orientiert sein muß."
Da der Staat im Wandel der Geschichte verschiedene Mittel anwenden muß, um seine außenpolitischen Ziele durchzusetzen, muß er auch dafür sorgen, daß die innerpolitischen Ordnungen in einem adäquaten Verhältnis zu diesen Zielen stehen, um der Macht nach außen eine tragfähige Basis im Innern zu schaffen
Die hier nur in den Grundzügen skizzierte Staatsauffassung vertraten alle Historiker gemeinsam. Das trennende Moment zwischen den beiden politischen Gruppen war nicht prinzipieller Natur, sondern bestand in einer unterschiedlichen Akzentuierung einzelner Begriffe und Axiome wie „Macht" und „Primat der Außenpolitik". Die Rechtsgerichteten stellten sie unter das Prinzip der Ausschließlichkeit, das die Gemäßigten nicht voll akzeptieren konnten, da sie in „Geist", „Recht", „Kultur" ebenfalls wirksame Kräfte sahen, die den engen, verabsolutierten Machtbegriff erweiterten und ethisch überhöhten
Während sie zu Anfang des Krieges ihre Differenzen nicht als trennend empfanden und stets auf die Gemeinsamkeiten hinwiesen, sahen sich gegen Ende des Krieges die Gemäßigten zu einer Abwehr gezwungen gegen die immer schärfere Überbetonung des Machtgedankens auf der politischen Rechten. Sie konnten und wollten selbst keine Alternative dazu liefern, sondern eben nur „mäßigend" wirken Nach der Niederlage und dem Zusammenbruch der alten Gewalten vollzogen sie keineswegs einen Gesinnungswechsel, wie ihre Gegner ihnen vorwarfen
Die Theorie vom Staat als „organisierte Macht" verbanden die Gelehrten mit einer spezifisch deutschen Auffassung vom Wesen des Staates, deren Wurzeln sie im germanischen, deutschen und preußischen Charakter des Volkes suchten und ihn bewußt der westlich-demokratischen Staatsideologie gegenüberstellten.
Mit den eng ineinandergreifenden Begriffen Staat, Nation und Volk wird ein Fragenkomplex angeschnitten, der hier nicht im einzelnen erörtert werden kann; es sei nur auf einige Vorstellungen hingewiesen, die ungeachtet ihrer Verschwommenheit politisch relevant waren. Während sich aus den Schriften der Historiker eine verhältnismäßig systematische Klärung des Staatsbegriffs herauskristallisieren läßt, erweist sich eine ähnliche Untersuchung für die Begriffe Nation, Kultur und Volk und ihrer Beziehungen zum Staat als aussichtlos gegenüber der Vielfalt der Pseudodefinitionen. Bewußt national dachten alle Historiker, wie sie stets betonten. Unklar aber blieb, was der „nationale Geist" sei
Um die spezifisch deutsche Staatsauffassung darzulegen, muß hier trotz der skizzierten Schwierigkeit die Vorstellung von „Volk" näher untersucht werden:
Die Begriffe „Volkstum", „Volkskörper", „Volkscharakter", „Wille des Volkes", „Volksgemeinschaft", „Volksstaat", „Staatsvolk" tauchten in der Publizistik der Kriegs-und Nachkriegszeit unzählige Male auf
Die „Geschichte" bezog sich also nur auf den verabsolutierten Staat (vgl. oben), dem Volk kam nur die Aufgabe zu, sie mitzuerleben, zu bejahen. Mit diesem Verhältnis zwischen Staat, Nation und Volk begründeten die Historiker ihre Einstellung zu Verfassungsfragen, zu Demokratie und Parlamentarismus.
Die Verherrlichung der Bismarckschen Reichsverfassung als dem einzig adäquaten Ausdruck deutschen Wesens und deutscher Bedürfnisse gipfelte in der Behauptung, „daß das deutsche konstitutionelle System nicht nur das für uns nach den historischen und nationalen Bedingungen gegebene und passendste, sondern auch objektiv ein besseres sei als der westliche Parlamentarismus"
Die Gelehrten zweifelten nicht daran, „daß die demokratische Grundlage der westlichen Staaten vielfach häufig nur ein täuschender Schein war, hinter dem sich die zum Teil recht skrupellose Regierung kleiner, aber mächtiger Interessengruppen verbarg"
Im Gegensatz zu den westlichen „Scheindemokratien" hatte sich laut Meinecke aus der Synthese von „Kaisertum, Aristokratie und Demokratie" 178a) ein „spezifisch deutscher Typus von Demokratie lebensfähig entwickelt"
„Die Erlebnisse des 'Weltkrieges haben den Zusammenbruch der Ideale der französischen Revolution dargetan. Die Ideen der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sind durch die deutschen Ideen von 1914, Pflicht, Ordnung, Gerechtigkeit
Die Beziehung von den Regierenden zu den Regierten stellte sich aufgrund der alten deutschen Tugenden
Die Wechselbeziehungen zwischen Regierung und Volk auf der Basis des Vertrauens sahen die Professoren im Verlauf des Krieges immer stärker gestört
Wenn also die Professoren der Rechten wie der Mitte von sich selbst behaupteten, „demo-kratisch" eingestellt zu sein
Parlamentarismus bedeutete unter diesem Gesichtspunkt Herrschaft der Parteien, die nicht dem Staat und der Nation dienten, sondern sich selbst, die keine staatspolitischen, sondern jeweils wirtschaftliche, soziale, konfessionelle Ziele verfolgten, ohne sie zu einer höheren Einheit im Dienste der Volksgemeinschaft zu verbinden
In welcher Form diese in der Kaiserzeit entwickelten Überzeugungen noch relevant waren bei der Beurteilung der politischen Situation im Herbst 1918 sowie für die Vorschläge zu einer neuen demokratischen Reichsverfassung, wird im folgenden zu untersuchen sein.
IV. Beurteilung der Verfassungsänderung im Oktober 1918
Das Scheitern der Juli-Offensive 1918, die rapide Verschlechterung der militärischen Lage im Sommer und Herbst und den Zusammenbruch der Front im Südosten im September verheimlichte die OHL vor der deutschen Öffentlichkeit, soweit es irgend ging. In der Presse folgte auf Nachrichten über deutsche Rückzugsgefechte stets die Versicherung, Deutschland werde unter allen Umständen siegen
In diese Zuversichtsstimmung platzte Ende September die Forderung der OHL hinein, die deutsche Regierung müsse unverzüglich die Entente-Mächte um einen Waffenstillstand ersuchen. Gleichzeitig wurde innerhalb kürzester Zeit die Regierung verfassungsrechtlich und zum Teil personell umgebildet: Der süddeutsche Liberale Prinz Max von Baden löste Grat Hertling im Kanzleramt ab, und die wichtigsten Minister stellte eine Reichstagskoalition aus Sozialdemokraten, Zentrum und Fortschritt. Man muß sich die schockartige Wirkung dieser Ereignisse vergegenwärtigen, um die Reaktion der Professoren zu begreifen; denn innerhalb von Stunden waren die beiden Grundpfeiler ihres jahrelang gehegten politischen Glaubensbekenntnisses in sich zusammengestürzt. Der erste war die fast schon zum Dogma gewordene Zuversicht auf einen deutschen Sieg, genährt einerseits von den ständigen Siegesmeldungen von der Front und andererseits von der irrationalen Vorstellung, ein deutscher Sieg allein sei historisch zwangsläufig, notwendig, rechtmäßig. Der zweite Pfeiler war der tatsächlich zum Dogma erhobene Glaube an die Güte des deutschen Regierungssystems und seine absolute Gültigkeit gegenüber westlichen parlamentarischen Verfassungsformen. Es ist verständlich, daß bei diesem „Zusammenbruch der Illusionen" und dem „Durchbruch der Wahrheit"
Bereits am 7. Oktober aber befürwortete er den Eintritt der Linksparteien in die Regierung und kritisierte seine beiden Schüler und politischen Gesinnungsgenossen Siegfried Kaehler und Hans Rothfels, die trotz der veränderten militärischen und politischen Situation weiterhin „den machtpolitischen Über-schwang des deutschen Bürgertums und die Überspannung unseres weltpolitischen Ehrgeizes" verteidigten
Anfang Oktober erließ die Berliner Professorenschaft einen Aufruf, in dem sie erklärte, „wir stellen uns bewußt und fest in den Dienst der sich anbahnenden politischen Ordnung und der sie vertretenden Regierung. Es geht in diesen Tagen um das Bestehen, die Freiheit und die Ehre unseres Volkes. Wir können es nicht besser ausdrücken als durch das tapfere Wort in dem letzten Aufruf der Sozialdemokratischen Partei: , mit einem Frieden der Vergewaltigung, der Demütigung und der Verletzung seiner Lebensinteressen wird sich das deutsche Volk nie und nimmer abfinden'."
In dem ungewöhnlichen Faktum, daß sich die Berliner Universität, die „geistige Leibgarde der Hohenzollern",. auf ein sozialdemokratisches Wort berief, sah Delbrück mit Recht ein . politisches Ereignis'. Es hatte jedoch, wenn überhaupt, nur eine rein punktuelle Bedeutung, denn die rechtsorientierten Professoren bereiteten weiterhin die Dolchstoßlegende vor, indem sie in ihrer Agitation und Polemik gegen die alten „Reichsfeinde" fortfuhren. Der Versuch, die Anhänger des liberalen Volks-bundes und die der Rechtsverbände einander anzunähern, um in der Stunde der Not durch Einigkeit stark zu sein, scheiterte völlig
Mit den speziellen Problemen der Oktoberverfassung setzten sich vor allem Hans Delbrück und Friedrich Meinecke auseinander, die in engem Kontakt zum Prinzen Max standen und seinen „privaten Staatsrat" bildeten
Nicht in erster Linie die Reformbestrebungen der Links-und Mittelparteien, sondern Ludendorffs Eingreifen in die Regierungspolitik (Kampf gegen Bethmann Hollweg, Sturz von Valentini) hatte nach Delbrück die „breite sichtbare Bresche in das Monarchentum Wil-heims II. gelegt, durch die jetzt die demokratische Flut hineinstürzt"
Ebenso charakteristisch aber war, daß beide — als überzeugte Gegner des Parlamentarismus ganz in der Tradition Bismarcks stehend — im Oktober 1918 nicht mehr eine „Mittelform zwischen rein monarchischem und rein parlamentarischem Regime" anstrebten wie während des Krieges
Auf der anderen Seite wies Meinecke auch auf den innenpolitischen Aspekt hin, daß „sehr entwicklungsfähige, vorwärtsweisende, reformbereite Elemente" im ancien regime schon vorhanden waren; denn sonst hätte der Verfassungswechsel, der „inhaltlich eine ganz ungeheure Revolution" darstellte, nicht mit dieser erstaunlichen Ruhe sich vollziehen und dem Volke wie eine „reife Frucht" in den Schoß fallen können
Die Möglichkeit, daß in absehbarer Zeit die Monarchie durch eine Revolution beseitigt werden könnte, erwog keiner der liberalen Historiker. Im Gegenteil: Gerade in „einer auch noch so eingeschränkten Krone" sahen sie eine Garantie „für die Erhaltung der großen nationalen Traditionen und der sozialen Ordnung". „In dem neu geschaffenen Deutschland (müssen sich) alle Kreise um den Kaiser scharen können, der als Erbe seiner Ahnen die nationale Einheit verkörpert und darstellt."
Die alte Staatsideologie, die die gemäßigten Historiker mit den Begriffen Volkskaisertum, Volksgemeinschaft, Sozialpolitik und Primat der Außenpolitik charakterisierten, propagierten sie im Oktober 1918 nochmals mit allem Nachdruck, trotz oder gerade wegen ihrer tief verwurzelten Skepsis gegenüber dem parlamentarischen Regierungssystem. „Nun wird auch alles, alles darauf ankommen, daß das hohe Gut der Staatsautorität, des gesetzlichen Sinnes, der Unterordnung des einzelnen unter das Gemeinwohl unversehrt aus der alten in die neue Welt Deutschlands übergeht."
Obwohl sie nicht plötzlich überzeugte Anhänger des Parlamentarismus geworden waren
Beiden Überlegungen gegenüber war Meinekke wesentlich skeptischer; er wollte deshalb die Regierungsumbildung in zwei Etappen durchgeführt sehen: Ein Koalitionsministerium solle den Frieden schließen, so daß die Konservativen die schwere Verantwortung dafür mittragen müßten, und erst hinterher solle „ein reines, nicht abgenütztes Ministerium der Linken eintreten und durch vollen Eintritt der Mehrheitssozialisten uns vor der Revolution bewahren"
Im Oktober 1918 modifizierten die gemäßigten Historiker in einigen Punkten ihr politisches Urteil. Oder besser: Unter dem Eindruck der militärischen und politischen Notlage des Reiches und der oktroyiertem Verfassung betonten sie mit stärkerem Nachdruck und in größerem Ausmaß als bisher die dringende Notwendigkeit von Reformen. Das Ziel war das gleichen geblieben: Einheit im Innern und maßvolle Politik auf der Basis von Macht und Stärke nach außen hin. Den Primat der Außenpolitik als politisches Grundprinzip gaben sie keineswegs auf, sondern sie wollten ihn nur noch enger, unlösbar mit der Innenpolitik, mit den Interessen und dem politischen Bewußtsein der Massen verflechten
Die Koalition von Parteien in einer parlamentarischen Regierung, die die Gemäßigten als Sammlungspolitik begrüßt hatten, bedeutete nach Johannes Haller die größte Gefahr für Deutschland, da die Parteien sich „nur aus taktischen Rücksichten, im Kampf gegen die Regierung zusammengefunden" hatten und „nur im Negieren"
Die von den Mittel-und Linksparteien und den gemäßigten Historikern häufig ausgesprochene Hoffnung, die Regierungsumbildung werde den Friedensschluß in positivem Sinne beeinflussen, lehnten die Rechtsstehenden kategorisch ab; denn „kann irgend jemand daran zweifeln, daß Wilson und Genossen irgend etwas anderes wollen als Macht?“
Der alte Machtstaatsgedanke wurde hier also als Beweis dafür angeführt, daß eine Neuorientierung der Regierung nicht nur sinnlos, sondern staatsgefährdend sei. Außerdem hatte, nach der schon im Kriege vertretenen Ansicht der konservativen Gruppen, der Parlamentarismus in den westlichen Ländern längst abgewirtschaftet und war einer Diktatur der Interessengruppen unter Führung der Staatsmänner gewichen. Ganz abgesehen davon, daß schon „das schlichte Gefühl des vaterländischen Stolzes und das ganz gewöhnliche Schamgefühl" die „Nachahmung dieses verfehlten Musters" verbot, erschien daher die Parlamentarisierung
Deutschlands geradezu als schädigender Atavismus: „Wenn wir denn schon dazu verurteilt sein sollten, die abgelegten Kleider anderer Völker zu tragen, so ist es doch der Gipfel der Bedientenhaftigkeit, zu glauben, der Feind werde uns freundlicher begrüßen, wenn wir ihm in einem zerschlissenen Rock entgegentreten, den er selbst erst vor acht Tagen fortgeworfen hat. über solche Gesinnung kann man nur mit schweigender Verachtung hinweggehen."
Als im Oktober die Demokratisierung Preußens und die Parlamentisierung der Reichsregierung endgültig durchgeführt waren, veröffentliche der Konservative Ulrich Kahrstedt einen programmatischen Aufsatz, in dem er dazu aufrief, den Parlamentarismus als eine neue Methode zu begreifen, „seine Weltanschauung in der Öffentlichkeit, im politischen Leben zu verfechten", als das „von der Zeit diktierte Mittel, der sogenannten Demokratie, das heißt der Ochlokratie, entgegenzutreten"
Das Ziel war eine „Nationalpartei, eine Front aller derer, die nicht Polen, Rote oder Handlanger der Massen werden wollen"
Trotz der gemeinsamen Grundlage gab es auf der Ebene der praktischen Politik zwischen den beiden Gruppen kaum noch Berührungspunkte: Die Spaltung der Professorenschaft in „zwei Systeme"
V. Ursachen der militärischen Niederlage und der Revolution
Bereits kurz nach dem Sturz der Monarchie am 9. November 1918 setzte eine Flut von Schriften ein, in denen die Historiker die Hintergründe und unmittelbaren Ursachen der Niederlage und der Revolution aufzuzeigen suchten. Aus ihnen läßt sich ein ganzer Katalog von Ursachen zusammenstellen, der den Zeitraum von der Reichsgründung 1871 bis hin zu der noch am 9. November ungelösten Kaiser-frage umfaßte. Der größte Teil der Abhandlungen stammte von Rechtskreisen; die Gemäßigten hingegen ergriffen — ähnlich wie während des Krieges — überwiegend nur das Wort, um den heftigen Attacken von rechts entgegenzutreten.
Beide politischen Gruppen von Historikern sahen ihre nationale Pflicht in der Stellungnahme zu den revolutionären Vorgängen; denn niemand war in dem Maße berufen, die geschichtlichen Ursachen blößzulegen, wie gerade der Historiker. Und der Weg der Nation in eine bessere Zukunft war nach ihrer Ansicht nur offen, wenn Klarheit geschaffen war über die Vergangenheit und die wichtigsten Entwicklungen, die zu der unmittelbaren Gegenwart geführt hatten (s. S. 7 ff.).
Die Beurteilungen der Oktober-und Novemberereignisse lassen sich zunächst in zwei große Gruppen einteilen: 1. Die Revolution brach aus, weil der Krieg verloren war, und 2.der Krieg ging verloren, weil die Revolution ausbrach.
Während die zweite These ausschließlich von Rechtsextremisten vertreten wurde und bereits 1918 unter dem Namen „Dolchstoßlegende" bekannt war, ist die erste These nicht so eindeutig auf eine Parteilinie festzulegen. Sie läßt sich wiederum unterteilen: a) Der Krieg ging aus rein militärischen Gründen verloren, und b) der Krieg ging aus innenpolitischen Gründen verloren. Die erste These ist der politischen Mitte zuzuordnen, die zweite wiederum der Rechten; sie wäre als „große" oder „erweiterte" Dolchstoßlegende zu bezeichnen. Die hier versuchte Typisierung bedeutet aber keine grundsätzliche Scheidung der drei Positionen, die häufig ineinandergriffen. 1. Die „große" Dolchstoßlegende:
Von Bismarck bis Max von Baden In seinen Erinnerungen schilderte Meinecke eine Unterredung mit seinen Berliner Kollegen im Oktober 1918, in deren Verlauf von Rechts-stehenden die Ansicht vertreten wurde, „daß die eigentlichen Schuldigen an unserer militärischen Lage die Flaumacher und Defaitisten im Lande seien", und er stellte erstaunt und bestürzt fest, „die Dolchstoßlegende also noch vor dem 9. November!"
Mit den „Kleinmütigen" waren alle gemeint, die nicht die rechtsextreme, annexionistische Linie vertraten; am schärfsten aber wurden die Sozialdemokraten verurteilt, die angeblich die chronische Schwäche der Regierung ausnutzten und ihre eigensüchtigen Ziele verfolgten ohne Rücksicht auf das Reich
Die annexionistischen Historiker hatten also die Dolchstoßlegende in allen ihren möglichen Erscheinungsformen bereits vollständig in der Kriegspropaganda ausgebildet; sie stellten dieses Thema sofort in den Mittelpunkt ihrer Publizistik, sobald sie ihre eigene Politik irgendwie gefährdet sahen wie zur Zeit der Reichstags-Resolution im Juli 1917 oder der Streiks im Januar 1918. Der übersteigerten These vom Primat der Außenpolitik, die Wert und Eigenständigkeit der innenpolitischen, vor allem der sozialen Kräfte weitestgehend negierte oder zumindest verurteilte, war eine Dolchstoßlegende — „Versagen der Heimat" — bereits immanent. Es stellt sich also die zwar hypothetische, aber durchaus berechtigte Frage, ob ihre endgültige Ausformung zu Beginn der Weimarer Republik tatsächlich nur eine unmittelbare Abwehrreaktion gegen die Novemberereignisse und die Niederlage im Kriege darstellte oder ob sie nicht vielmehr ähnlich vertreten worden wäre, wenn das kaiserliche Deutschland etwa im Sommer 1918 einen Frieden auf dem Status quo ante erreicht hätte.
In der Version der erweiterten Dolchstoßlegende registrierten die annexionistischen Historiker alle nur möglichen Momente, die seit Bismarck zu einer Schwächung der Reichsgewalt und zur Unterminierung des nationalen Selbsterhaltungstriebes geführt haben könnten. Obwohl sie den wirtschaftlichen und damit auch machtpolitischen Aufschwung des Deutschen Reiches begrüßten, ja sogar forderten, standen sie verständnislos und ablehnend der Entwicklung zum modernen Industriestaat gegenüber, die durch das ungeheure Anwachsen der Arbeitermassen und ihrer Forderung nach Macht im Staate das tradierte, als Ideal angesehene Staatsgefüge zu zerstören drohte, in der Adel, Militär, Besitz und Bildung die Nation verkörperten und die Politik bestimmten. Ihrer Ansicht nach war es nicht gelungen, den nationalen Geist in der Arbeiterschaft zu wecken, da die großen Parteien, vor allem die SPD, die rein materialistischen Interessen der Massen noch förderten und zu eigenen machtpolitischen Zwecken mißbrauchten, die denen des nationalen Staatsinteresses zuwiderliefen
So hatte schließlich die Revolution nur ausbrechen und das Reich zu Grunde richten können, weil die Phrasen „Internationalismus", „Freiheit", „Gleichheit", „Pazifismus"
Die verstärkte Suggestivkraft dieser Phrasen auf die Massen während des Krieges erschien nur dadurch möglich, daß der Weltkrieg „den deutschen Geist in einer Pause seines Schaffens" traf, und durch eine Übersteigerung der „materiellen Werte, während die ideellen mehr und mehr zum Schmuck des Lebens herabsanken"
Nur so konnte das deutsche Volk Opfer einer „bewußten Irreführung durch einen Geist werden, der der Feind alles dessen ist, was sich in der Geschichte ausgewirkt hat als deutscher Geist"
Die Agitation der „Demagogen" mit „Freiheitsphrasen", deren Folge schließlich der Zusammenbruch im November 1918 war, setzte für Dietrich Schäfer bereits im 19. Jahrhundert ein: „Die Zermürbung der inneren Front und dadurch Zersetzung auch der äußeren .. . ist allerdings nur möglich gewesen, hat überhaupt nur versucht werden können, weil seit Jahrzehnten, seit der Begründung des Reiches immer und immer wieder gewühlt worden war gegen jede Steigerung der Macht, gegen jede Stärkung der Rüstung, gegen das führende Preußen und seinen angeblich lähmenden und tötenden Militarismus.“
Das heißt, das von den Historikern als absolut gültig bezeichnete Lebensgesetz des Staates war nicht erkannt bzw. bewußt negiert worden: der Primat der Außenpolitik und die zur Erhaltung des Staates notwendige ständige Steigerung der Macht
Schäfers allgemein gehaltenes Urteil präzisierte Below in einem langen „Sündenregister" der „Demokratie", ohne dabei diesen Begriff näher zu definieren; er benutzte ihn vielmehr als simplifizierendes Schlagwort für alle die politischen Tendenzen in Deutschland, die sich nicht eindeutig mit der alldeutsch-annexionistischen Richtung identifizieren ließen.
Die Demokratie trug demnach laut Below die stärkste Verantwortung für den unglücklichen Ausgang des Krieges durch
Zwar stellte Below als einziger einen solchen Katalog auf, in den Einzelheiten stimmten jedoch die meisten rechtsstehenden Historiker mit ihm überein, und ihre Ergänzungen entsprachen ganz dem Charakter dieser Liste
Die Erfolge der Politik in den vergangenen Jahren waren ausschließlich denen zu verdanken, die sich der von Ernst Troeltsch, dem Sprecher der Gemäßigten, geforderten „Demobilisierung der Geister" (das heißt Abbau der alldeutschen Leidenschaften und politischen Ziele) und ihrer soeben skizzierten Konsequenzen entgegengestellt und mit „sachverständigem Urteil" die nötigen machtpolitischen Maßnahmen getroffen hatten
Aus den zeitlich weit zurückgreifenden Ursachen des inneren und äußeren Zusammenbruchs zog Below das Fazit: „Der Fortschritt der Demokratie hätte zur Revolution, oder, um es genauer auszudrücken, zur Auflösung auch ohne den Krieg geführt.“
Jeglicher Einbau von demokratischen Institutionen, die die Gemäßigten zur Erhaltung des bestehenden spezifisch deutschen Machtstaates gefordert hatten, stellte demnach also bereits einen Dolchstoß dar, der den Staat in seinen Grundfesten erschüttern mußte — unabhängig von der außenpolitischen Lage oder innenpolitischen Entwicklungen. Damit sprach Below indirekt aus, daß der Gedanke einer Dolchstoß-legende bereits im Kriege — besonders zur Zeit der forcierten Reformbewegung im Juli 1917 — konzipiert und durch die NovemberRevolution nur noch bestätigt, ergänzt und verschärft worden war. 2. Der „kleine" Dolchstoß: Die Oktober-Verfassung 1918 „Es kann unserem Volk nicht oft genug vor Augen gestellt werden: Nicht ihren Waffenerfolgen verdanken unsere Feinde ihren Sieg, unserer Erbärmlichkeit in der Heimat verdanken sie ihn. Mögen die militärischen Eigenschaften Joffres, Petains und Fochs, mag die Zähigkeit der englischen, italienischen Feldherrn noch so groß gewesen sein, mögen die technischen Hilfsmittel der Amerikaner noch so unerschöpflich gewesen sein, niemals hätten sie uns so in die Knie gezwungen, hätten wir uns nicht selbst aufgegeben." 277a)
Die Selbstaufgabe der deutschen Nation begann nach dieser nur von Rechtskreisen vertretenen Auffassung Anfang Oktober 1918
Unter der neuen Regierung konnten nach Ansicht der Professoren die Sozialdemokraten, vor allem die Unabhängigen, jetzt ungestört und mit finanzieller Unterstützung feindlicher Mächte ihre Agitation mit verstärktem Nach-druck fortsetzen. Doch hätte „die politische Gasvergiftung, von der Heimat ausgehend"
Die im Oktober begonnene Unterminierung der tradierten deutschen Staatsordnung mündet zwangsläufig in dem totalen Umsturz am 9. November 1918, mit dem die Heimat dem bis dahin noch tapfer kämpfenden Heer den letzten, endgültigen Dolchstoß versetzte
Dem Einwand der Gemäßigten, die Revolution sei im Gegenteil ausgebrochen, weil die Rechtskreise die rechtzeitige Demokratisierung systematisch boykottiert hätten, begegnete Below mit dem Argument, die Revolution sei z. B. in badischen Städten mit Klassenwahlrecht meist in maßvolleren Grenzen verlaufen als in Stuttgart mit allgemeinem und gleichem Wahlrecht
Während die rechtsstehenden Historiker dazu neigten, alle nicht-konservativen politischen Gruppen gleichzusetzen, erkannten doch einige von ihnen gelegentlich an, daß innerhalb der Sozialdemokratie gewisse Differenzen herrschten. Demnach verfügten vor dem 9. November nur die Unabhängigen über ein wirklich revolutionäres Programm, dessen Hauptpunkte Sturz der Monarchie und Einrichtung von Arbeiter-und Soldatenräten waren, und über ein ausgedehntes, von Rußland bezahltes Agentennetz
Derartige Ansätze zu einer nuancierenden Darstellung der revolutionären Vorgänge stammten nahezu ausnahmslos aus dem Winter 1918/19, als die Weiterentwicklung noch unsicher erschien. Doch auch schon damals überwogen bei weitem solche Schlagworte, die mehr einer generellen Diskreditierung der neuen Regierung als einer historisch-kritischen Analyse dienten. Trotzdem beanspruchten die Gelehrten, mit wissenschaftlicher Objektivität alle Vorgänge zu untersuchen und zu schildern
In den Begründungen der militärischen Niederlage und der Revolution mit der „kleinen" Dolchstoßlegende zeichnen sich zwei Haupt-argumente ab: 1. die Agitation „von unten" gegen den bestehenden nationalen Staat und 2. die Unfähigkeit der Regierenden, nach innen und außen Realpolitik nach konservativem Vorbild zu betreiben.
Das zweite Argument stützten die Gelehrten mit folgender Beweiskette: 1. Die Männer der neuen Ordnung haben die internationalen Machtverhältnisse und die verschleierte Eroberungspolitik Wilsons nicht erkannt;
2.deshalb sind sie auf Wilsons Forderungen „hereingefallen" und haben das Deutsche Reich durch die Verabschiedung Ludendorffs und die Ablehnung der nationalen Verteidigung den äußeren Feinden und durch die Demokratisierung den inneren Feinden ausgeliefert;
3. sie haben nicht erkannt, daß grundsätzlich der bürgerlichen Demokratie der Umschlag in eine sozialistische immanent ist. „Die bürgerliche Demokratie ruft nach Demokratisierung des Staates und schwelgt im Glück, sobald sie erreicht ist. Sofort aber wird die bürgerliche zugunsten der sozialistischen Demokratie aus dem Sattel gesetzt.“
Da die Demokratisierung seit Bismarck ständig Fortschritte machte, wenn auch gehemmt durch die alten Gewalten, mußten laut Below Parlamentarismus, Sozialismus und Republik, das heißt der Dolchstoß gegen alles Bestehende, mit historischer Notwendigkeit kommen. Er forderte jedoch nicht, wie seine gemäßigten Kollegen, sich der Entwicklung zu beugen und anzuschließen; im Gegenteil: gerade als Historiker sah er seine nationale und ethische Pflicht nun darin, einer zwangsläufigen Entwicklung, die zu einer Auflösung aller Normen und Werte führen mußte, sich mit aller Kraft entgegenzustemmen
Derartige Überzeugungen warfen nachträglich ein bezeichnendes Licht auf die Versicherung der alldeutschen Professoren während des Krieges, in kommenden Friedenszeiten stünde den geforderten Reformen nichts mehr im Wege (vgl. oben S. 12 u. Anm.88). Außerdem legten sie bereits die Richtung fest, in der sie künftig Politik betreiben wollten; denn mit dem Dolchstoß hatte nach ihrer Meinung die Mehrheit des Volkes versucht, die Gesetze zu negieren, denen Staaten, Völker und politische Entwicklungen unterworfen seien, und war völlig gescheitert — und gerade damit war in ihren Augen die uneingeschränkte, objektive Gültigkeit der tradierten Staatsideologie historisch-politisch bestätigt und nachgewiesen. Das Endergebnis des jahrelang von nicht-konservativen Kreisen praktizierten Dolchstoßes — der Umsturz im November 1918 — verdiente deshalb nicht den großen Namen einer Revolution. Im Vergleich mit anderen großen europäischen Revolutionen kamen die Historiker zu dem Schluß, die deutsche sei nur Ausdruck der Schwäche, sei Auflösung und ein totaler Zusammenbruch ohne kraftvolle Führerpersönlichkeiten und ohne einen neuen zukunftsweisenden Gedanken, der auf nationalem und sozialem Gebiet Deutschland kraftvoll hätte einigen können
Die tieferen Gründe des militärischen Zusammenbruchs im Herbst 1918 lagen nach Ansicht der liberalen Historiker hauptsächlich in der Politik der Rechtskreise, die die Realisierung all der gemäßigten Bestrebungen verhindert hatte, die Below als Ursachen von Niederlage und Revolution aufzählte (s. S. 27 f.). Bereits im September 1917 hatte Meinecke eine Äußerung Kühlmanns aufgegriffen: „Revolutionen entstehen aus Fehlern der auswärtigen Politik. Wenn die zur Führung des Staates berufenen Klassen ihre Aufgabe nicht verstehen und den Weg zum Frieden nicht zu finden wissen, so verlieren sie ihre Autorität, und das Ganze bricht zusammen."
Abgesehen davon, daß diesem Wort die Staatsideologie vom Primat der Außenpolitik und von a priori führenden Schichten zugrunde lag, ist es doch bemerkenswert, daß Meinecke — wenn auch äußerst vage — eine gewisse Berechtigung der Möglichkeit einräumte, die traditionell herrschenden Gruppen könnten, wenn sie versagten, von anderen abgelöst werden. Damit war, ebenso wie die Dolchstoß-legende selbst, auch ihre Widerlegung in den Ansätzen bereits während des Krieges konzipiert.
Annexionismus und extreme Machtpolitik im Stile der OHL forderten nach Ansicht der Gemäßigten das „Gesetz der Geschichte" heraus, demzufolge sich stets alle gefährdeten Staaten gegen den Staat zusammenschlossen, der nach absoluter Hegemonie strebte (s. S. 12 f.). Die militärische Niederlage Deutschlands, die bereits im September 1918 besiegelt war, war also nicht auf die Kraftlosigkeit des Kaiser-reichszurückzuführen, sondern im Gegenteil auf eine Überschätzung und Überspannung der eigenen Kräfte und Möglichkeiten; deren unmittelbare Folge, die Revolution, war demnach „in erster Linie ein Ereignis militärisch-politischer Natur und, wenn man will, ein negatives Ereignis, nämlich der Einsturz eines überlasteten Bauwerks"
Den realpolitischen, gemäßigten Kurs der zivilen Gewalten hatten die Militärs mit immer schärferen Mitteln boykottiert, bis sie gegen Ende des Krieges praktisch die Herrschaft im Staate innehatten und eine Art von Militärdiktatur ausübten
Die Vorkämpfer der Dolchstoßlegende müssen „auf den Rückstoß gefaßt sein: die Oberste Heeresleitung hat den Krieg absichtlich und verbrecherisch verspielt, denn sie hat statt alles zu tun, den Verständigungsfrieden herbeizuführen, ihn nach Kräften zu verhindern gesucht und ihn erst angestrebt, als es zu spät war."
Aber nicht nur die Rechtsextremisten hatten sich nach Ansicht der Historiker als politisch unfähig erwiesen, sondern ebenfalls die Parteien im Reichstag, die den Alldeutschen kein echtes Alternativprogramm entgegengestellt, sondern — in jeweils parteitaktisch und pragmatisch motiviertem Hin und Her befangen — die realen Möglichkeiten verspielt hatten, auf die Gesamtpolitik der Reichsleitung entschei-denden Einfluß auszuüben
Angesichts der irrealen Machtpolitik der OHL glaubten die liberalen Professoren, Deutschland vor dem Untergang nur retten zu können durch eine Änderung der Verfassung, die nun die militärische der zivilen Gewalt unterordnete und die demokratischen Strömungen verfassungsmäßig im Staat verankerte (s. S. 20 ff.). „Die heutige deutsche Demokratie oder demokratische Staatsform ist keineswegs das Ergebnis der Revolution, sie ist vielmehr in der Hauptsache das Gegengewicht gegen die Revolution gewesen." „Die stärkste der revolutionierenden Kräfte" war für Meinecke der Krieg selbst und ihm immanent die Friedenssehnsucht
Der letzte entscheidende Fehler der OHL war deshalb für Delbrück das überstürzte Drängen auf einen Waffenstillstand
Der Versuch, in den Oktobertagen „die alte autoritäre Monarchie gesetzlich umzubilden zur Volksmonarchie", war letztlich gescheitert wegen der Wilsonschen Noten
„die verzögerte Abdankung des Kaisers und der unüberlegte Entschluß zum Flottenvorstoß"
Mit der Darstellung der Ereigniskette — Fehler der verantwortlichen Gewalten — militärische Niederlage — Stimmungsumschwung und Friedenssehnsucht — Fehler der Führung — Revolution — repräsentierten Meinecke und Delbrück die ganze Gruppe der liberalen Gelehrten.
Den Vorwurf der Konservativen, der Zusammenbruch sei großenteils eine Folge der sozialistischen Agitation vor allem von Seiten der Unabhängigen, wiesen die Liberalen im allgemeinen zurück, und zwar nicht, weil sie diese Agitation überhaupt leugneten, sondern weil sie erst dann geschichtlich wirksam wer-den konnte, „als die Immunität des Körpers gegen das Gift geschwunden war"; denn in Krisensituationen wurden extreme Oppositionsparteien „der gegebene Magnet für alle Unzufriedenheiten“
Sowohl die extreme Machtpolitik der Rechten als auch die zermürbende Propaganda von links in der Endphase des Krieges waren schuld an der moralischen Zersetzung von Heimat und Heer
Der MSPD billigte man zwar allgemein zu, daß sie die Revolution nicht gewollt und schon seit Jahren einen evolutionären Kurs gesteuert hatte
Keiner der Gelehrten beschuldigte einzelne führende Persönlichkeiten der sozialdemokratischen Partei; im Gegenteil bezeichneten sie Männer wie Ebert und Noske als Bewahrer des Vaterlandes vor dem endgültigen Chaos, da sie den „alten deutschen Staatsgedanken" in die radikal veränderten Verhältnisse hinüberretteten und mit allen positiven Kräften des alten Staates zusammenarbeiteten: mit den führenden Gewalten des Heeres wie mit dem gesamten Staats-und Behördenorganismus
Obwohl die liberalen Historiker sich derart detailliert mit den Novemberereignissen auseinandersetzten und sich scharf gegen die Dolchstoßlegende alldeutscher Prägung wandten, war und blieb doch in ihren Augen die Revolution der „schändlichste Hochverrat"
Immer wieder wiesen sie darauf hin, die Revolution sei hauptsächlich ausgebrochen infolge der außenpolitisch bedingten Notlage — ihr Hauptargument gegen die Dolchstoßlegende —, und dennoch konstruierten sie eine dritte Version der Dolchstoßlegende aus der Frage, welchen Einfluß die Revolution auf die außenpolitische Lage ausgeübt habe. Die militärische Situation beurteilten sie folgendermaßen: Die Niederlage war bereits Ende September 1918 praktisch besiegelt durch die ständig wachsende Übermacht der Feinde; die Kräfte Deutschlands hätten allenfalls noch Wochen ausgereicht
Diese Sätze hätten ebenso von alldeutscher Seite kommen können; wie ihre politischen Gegner sahen die gemäßigten Historiker in der Revolution den ausschlaggebenden Faktor für die Waffenstillstandsbedingungen und später den Versailler Frieden 344a).
In dem publizistischen Streit um den Dolchstoß waren die Liberalen eindeutig in der schwächeren Position. Die Alldeutschen hatten ein durchaus ir sich geschlossenes, einheitliches Bild von all den Tendenzen gezeichnet, die nicht in der rechtskonservativen Linie lagen und ihrer Ansicht nach deshalb direkt oder indirekt am Dolchstoß beteiligt waren. Da sie selten auf Einzelheiten genauer eingingen, waren ihre polemischen Anklageschriften von einer geradezu monumentalen Wucht, die propagandistisch wahrscheinlich außerordentlich wirksam war.
Die Gemäßigten hingegen waren in zweifacher Hinsicht in einer wesentlich schwierigeren Lage. Einerseits hatten sie bei aller Kritik die alten Ordnungen in Deutschland voll und ganz bejaht und sahen sich nun gezwungen, der Kritik größere Berechtigung und einen größeren Spielraum zuzugestehen. Andererseits gab es von jeher zwischen ihnen und der Sozialdemokratie bedeutend mehr trennende als verbindende Momente. Jetzt aber fühlten sie sich verpflichtet, aus Erkenntnis der politischen Entwicklung, aber auch aus Staatsräson
VI. Probleme der Neugestaltung des Reiches
1. Beurteilung der politischen Lage im Winter 1918/19
Die neuere deutsche Geschichtsforschung kommt immer mehr zu dem Ergebnis, daß die Ereignisse im Herbst 1918 eher eine große Revolte darstellen als eine echte Revolution, die mit alten überlebten Gewalten aufräumt und neuen Strömungen Raum schafft
Unabhängig von der Frage, Revolution oder Revolte, empfanden sämtliche Historiker den November 1918 als „radikalen Bruch in der deutschen Geschichte"
Der Sturz der deutschen Fürstenhäuser wurde insofern als Bruch angesehen, als die alten Dynastien seit Jahrhunderten das Bild der deutschen Geschichte bestimmten
Der zweite Grund, 1918 als einen „Bruch" zu sehen, lag darin, daß nun die Parteien nicht nur verfassungsrechtlich, sondern auch ideell ausschließlich die politische Leitung des Staates übernehmen sollten, während nach der Oktober-Verfassung die Macht der Parteien einerseits noch eingeschränkt war durch den unverändert gebliebenen Reichsrat und andererseits psychologisch begrenzt war durch die überparteiliche Stellung des Kaisers, der in den Augen der Professoren die Einheit des Volkes und des Reiches symbolisierte (s. S. 22). Die dritte Ursache, einen „Bruch" anzunehmen, war nicht verfassungsrechtlicher Natur, sondern lag nach Ansicht der Gelehrten in der Auflösung der tradierten deutschen Staatsauffassung. In der spezifisch deutschen Vorstellung von „Demokratie" war ein Versuch der Bevölkerung, selbst die politische Initiative zu ergreifen, undenkbar (s. S. 17 ff.); denn die „deutsche Demokratie" war ja nicht bestimmt von der freien Entscheidung des Volkes, sondern gerade aus dem Kampf der Dynastien gegen die konstituierende deutsche Nationalversammlung 1848/49 entstanden und 1867/71 von Bismarcks kryptoabsolutistischem Obrigkeitsstaat unter massivem Druck befohlen worden. Auch nach 1918, als man der Revolution von 1848 etwas mehr Aufmerksamkeit schenkte als zuvor, wiesen nur die Links-demokraten mit Nachdruck darauf hin, daß zwischen der von oben angeordneten „deutschen Demokratie" und der von unten aufgebauten Demokratie westlicher Prägung ein fundamentaler Unterschied bestand — nicht nur der Idee nach, sondern auch in der verfassungsmäßigen Verwirklichung
Für eine derartige Konstruktion des Geschichtsbildes auf der Basis einer angenommenen Kontinuität in der deutschen Geschichte, aus der dann die Vorstellung vom „Bruch in der deutschen Geschichte" resultierte, versuchte Below eine Art politische und wissenschaftliche Grundlage zu liefern: „Wir halten uns für berechtigt darüber zu urteilen, ob diese oder jene politische Handlung der Vergangenheit der nationalen Entwicklung in dem Sinn, wie wir sie heute fassen, gedient hat, da wir das Recht haben, die historische Entwicklung auf ein bestimmtes nationales Ziel hin anzusehen. Wir sprechen uns durchaus die Befugnis zu, historische Fragen aufzuwerfen, die aus den Erlebnissen der Gegenwart stammen. Warum sollen wir auf die Bereicherung unserer Beurteilungsfähigkeit verzichten, die uns durch den nationalen Gedanken als politisches Prinzip aegeben ist?“
In den ersten Monaten nach dem November-Umsturz glichen sich die Schriften der rechts-stehenden und der gemäßigten Historiker auffallend. Grundtenor war eine scharfe Kritik an den revolutionären Vorgängen, an der Bildung von Arbeiter-und Soldatenräten, an der Erschütterung von Recht und Ordnung und an der Auflösung der alten deutschen Staats-ethik. Man fürchtete allgemein ein Diktat der „Straße", der „Halbbildung", die „Klassenherrschaft des Proletariats"
Die rechtsgerichteten Historiker führten diese Entwicklung zurück auf die von ihnen seit jeher bekämpfte radikale Demokratie, die ihrer Ansicht nach von der falschen Voraussetzung ausging, Recht, Freiheit und Gleichheit ließen sich miteinander vereinen
Wie im Winter 1918/19 vertrat Below noch 1926 die Ansicht, „daß die Gleichheit der Idee des Staates und des Volkstums widerstreitet. Die organische Staatsidee und die Idee der Nation fordern Gliederung; die Idee der Gleichheit bewirkt die Atomisierung der Staats-und Volksangehörigen."
Das bisherige hohe geistige Niveau in Deutschland würde damit einer allgemeinen Nivellierung zum Opfer fallen und durch eine „tüchtige Mittelmäßigkeit" ersetzt werden
Die Befürchtungen der liberalen Historiker lagen nahezu auf der gleichen Linie wie die der konservativen. Die Staatsgewalt in Händen „zwar nicht der Analphabeten, aber noch schlimmer, der Halbbildung"
Im Gegensatz aber zu den Konservativen vertraten die Gemäßigten die Überzeugung, diese staats-und kulturgefährdenden Entwicklungen würden fast ausschließlich von der extremen Linken vorangetrieben, die sich als Ziel die Bolschewisierung Deutschlands gesteckt habe. Die MSPD aber war zu schwach, dem wirksam entgegenzutreten; so charakterisierte Siegmund Hellmann die Regierung Ebert-Haase als Despotie gegen rechts aus „Furcht vor der eingebildeten Gefahr der Gegenrevolution" und gleichzeitig als Schwäche gegen links, um sich an der Macht zu halten
Das einzige Mittel, eine echte Ordnung in Deutschland auf die Dauer wiederherzustellen und gleichzeitig die politischen Ambitionen der Linken zu vereiteln, sahen die liberalen Gelehrten nun in einer vollständigen Demokratisierung des Reiches auf der Basis einer konstituierenden Nationalversammlung, in der alle sozialen Schichten und politischen Gruppen vertreten waren
Abgesehen von den hier skizzierten Differenzen zwischen den rechtskonservativen und den gemäßigten, sich nunmehr „demokratisch" nennenden Historikern, ist für beide Gruppen gleichermaßen folgendes zu konsta tieren: Ihnen galt der „Bruch in der deutschen Geschichte" als schweres Verhängnis, das die zukünftige Politik unbedingt zu mildern habe. Außerdem barg für sie das mögliche Abrutschen der innenpolitischen Entwicklung nach links eine ungeheure Gefahr, der unter allen Umständen entgegenzutreten war. Unter diesen beiden Aspekten müssen die Vorschläge der Historiker zur Neugestaltung des Reiches gesehen werden. Dabei ging es im wesentlichen um drei, zum Teil ineinander-greifende Hauptprobleme. 1. Welcher Gestalt muß die neue Verfassung sein, damit möglichst viel Kontinuität zwischen Kaiserreich und Republik erhalten bleibt? 2. Wie ist den neuen politischen Strömungen am besten Rechnung zu tragen, ohne daß sie zur Gefahr für das Reich werden können? 3. Auf welchem Wege ist die Grundlage eines demokratischen Volksstaates, die staatsbejahende, nationale Staatsauffassung, in der gesamten Bevölkerung zu schaffen und zu festigen? 2. Die zukünftige Verfassung des Deutschen Reiches In den Monaten nach der Revolution sprachen nahezu sämtliche Historiker, bei aller Enttäuschung, Verbitterung und Kritik an den bestehenden Verhältnissen, von ihrer Bereitschaft, sich auf den Boden der Tatsachen zu stellen und mitzuwirken an der Neugestaltung bzw. — wie es meistens hieß — an dem Wiederaufbau des Reiches.
Die Gelehrten waren sich im großen und ganzen darin einig, daß die politischen Fehler und Schwächen Kaiser Wilhelms II. überwiegend auf seine Person, nicht aber auf das monarchische System zurückzuführen waren
Bei der Frage, ob die Monarchie wieder eingesetzt werden kann und soll, muß man unterscheiden zwischen der konstitutionellen Verfassung des Kaiserreichs und der Monarchie als Staatsform.
Da die Vorschläge und Befürchtungen der Professoren für die Zukunft des deutschen Staates überwiegend aus ihrer Stellung zur konstitutionellen Monarchie, die alle Flistoriker bejahten, resultierten, sei diese im folgenden in den Grundzügen kurz skizziert; Differenzen zwischen den beiden politischen Gruppen bestanden nicht in grundsätzlichen, sondern höchstens in einzelnen praktischen Fragen und können hier unberücksichtigt bleiben.
Die innere Stabilität des Staatsgefüges und die Sicherung und Machtstellung eines Staates nach außen war ihrer Ansicht nach nur gewährleistet in einer starken Führungsspitze, die frei war von fluktuierenden Parteimeinungen
Eine gewisse Kontrolle des leitenden Staatsmannes — sei er Monarch, Kanzler oder Präsident — durch ein Gremium von Politikern wurde allgemein zugestanden, damit seine Position nicht in eine persönliche Diktatur zum Schaden des Staatsganzen ausarten konnte. In den Augen der Professoren bot das deutsche System ausreichende Kontrollinstanzen in den deutschen Fürstenhäusern, dem Reichsrat, den Landtagen und dem Reichstag, ferner in der Übertragung der Regierungsgeschäfte auf einen Kanzler und verantwortliche Ressortminister. Das im Zeitalter der Massen geforderte Mitspracherecht des Volkes glaubten sie genügend realisiert im Reichstag, dem das Recht der Gesetzgebung und der Budgetbewilligung zustand.
Die theoretischen Auseinandersetzungen mit dem Wert der konstitutionellen Monarchie nahmen zu Beginn der Weimarer Republik rapide zu, vor allem in Rechtskreisen. Dabei handelte es sich vorwiegend um die Verfassungsform, die sie nach wie vor als beste und vor allem für Deutschland als geeignetste be- trachteten. Eine vollständige Parlamentarisierung der Reichsregierung bedeutete in ihren Augen mehr denn je eine Gefahr für den inneren und äußeren Bestand des Reiches; denn jetzt war die Beschränkung der Macht der Parteien durch die Monarchie weggefallen, mehr noch: sie hielten gerade die deutschen Parteiverhältnisse völlig ungeeignet für eine Parlamentsregierung, da bei der Vielzahl der Parteien eine Regierung nur in Form einer Koalition möglich war, die bei jeder Differenz zwischen den Partnern gefährdet war und damit jeden Versuch zu einer einheitlichen, klaren Politik praktisch zunichte machen mußte. Die Rückkehr zur konstitutionellen Verfassung der Monarchie erschien ihnen deshalb als einzig gangbarer Weg aus dem Chaos, in dem sie das Reich glaubten versinken zu sehen.
Anders verhielt es sich mit der Monarchie als Staatsform. Die Rückkehr der Hohenzollern in absehbarer Zeit auf einen wiedererrichteten deutschen Kaiserthron hielten fast alle Historiker für unwahrscheinlich
„So wie die Gesellschaft heute ist, bietet sie der Monarchie keinen ausreichenden Wurzel-boden. Auf einem lockeren Sandboden wächst keine Eiche, höchstens niedriges Gestrüpp, und auf der ungegliederten Masse von Einzel-wesen, die die heutige Gesellschaft mit ihrer Freiheit, Gleichheit und Unbrüderlichkeit darstellen, läßt sich der Königsthron nicht bauen."
Unabhängig von dieser Skepsis den realen Möglichkeiten gegenüber, hofften nahezu alle konservativen Historiker auf die Rückkehr der Monarchie, obwohl nur wenige von ihnen das so unmißverständlich aussprachen wie z. B. Otto Hoetzsch 386a). Daß sie einer eventuellen gewaltsamen Reaktion nicht unbedingt abgeneigt waren, ist auf Grund ihres gesamten politischen Schrifttums anzunehmen, wurde aber nie ausgesprochen oder auch nur angedeutet. Vielmehr stellten sie sich offiziell auf den Boden der neuen Republik; jedoch ist diese Tatsache eher als Lippenbekenntnis zu bewerten.
Die hier vorgenommene Trennung zwischen konstitutioneller Verfassung und Monarchie als Staatsform war in der Publizistik der konservativen Historiker nur im Ansatz vorhanden
Meinecke und Brandenburg kamen bei ihren Überlegungen, welches die bestmögliche Verfassung für Deutschland sein würde, unabhängig voneinander zu auffallend gleichen Ergebnissen. Beiden war zum Zeitpunkt, da sie ihre Gedanken niederschrieben, der Verfassungsentwurf von Hugo Preuß noch unbekannt.
Theodor Eschenburg kam in seiner Analyse der Weimarer Verfassung zu dem Ergebnis, das maßgebende Modell für den Präsidenten sei die verfassungsrechtliche Stellung des deutschen Kaisers gewesen, der Präsident sei mit kaiserlichen Befugnissen ausgestattet und stelle also eine Art „Ersatzkaiser" dar
Mit dieser Forderung des rechtskonservativen Dietrich Schäfer stimmten sowohl Brandenburg als auch Meinecke völlig überein; sie bildete die ideologische Grundlage ihrer Verfassungsvorschläge. Als Meinecke am 18. November 1918 vom Staatssekretär des Äußeren, Solf, gebeten wurde, die Reichsverfassung von 1849 daraufhin zu prüfen, ob sie als Grundlage der neuen Verfassung dienen könne, kam er zu dem Ergebnis, „daß sie dafür ganz ungeeignet sei. Der reine Parlamentarismus, in den sie auslief, erschien mir für das republikanische Deutschland als durchaus unerwünscht. Wir brauchten eine starke Zentralgewalt, die auch gegenüber dem Parteitreiben festen Kurs steuern konnte, wir brauchten .. . ein , Ersatzkaisertum', und nicht die französische oder englische, sondern die nordamerikanische Verfassung, mit ihrer starken, plebiszitären Präsidentschaft müßte den Typus bilden, nach dem wir zu bauen hätten."
Auch der nun „gemäßigt" auftretende Brandenburg sowie der betont vom konservativen Standpunkt aus argumentierende Ulrich Kahr-stedt benutzten die amerikanische Verfassung als Modell und glaubten, damit zu beweisen, daß sie sich nunmehr auf den Boden der Demokratie gestellt hätten. Während des Krieges aber waren sich Konservative und Gemäßigte darin einig gewesen, daß in Deutschland mehr Freiheit und Demokratie herrsche als gerade in Amerika (s. S. 18 ff.); noch Anfang 1919 bemerkte z. B. Dietrich Schäfer, „daß der dortige Präsident über größere Macht verfügt als ein deutscher Reichskanzler oder auch der deutsche Kaiser"
Meinecke und Brandenburg nahmen sich die amerikanische Verfassung auch nicht in erster Linie zum Muster, weil sie glaubten, sie verwirkliche am reinsten das Ideal einer Demokratie, sondern ihr Hauptargument war, daß darin die größten Möglichkeiten lagen, die Macht des Parlaments einzuschränken und eine starke, vom „Parteitreiben" unabhängige Führungsspitze zu schaffen. Die wesentlichen Punkte ihrer Verfassungsvorschläge werden im folgenden skizziert.
Der Präsident sollte — wie in Amerika — vom ganzen Volk auf demokratischer Grundlage gewählt werden, „um die nötige Volks-autorität und den selbständigen Rechtsboden gegenüber dem Parlament" zu haben
Der zweite wichtige Punkt in Meineckes und Brandenburgs Verfassungsvorschlägen wär die Frage der Ministerernennung. Beide forderten, sie sollten vom Reichspräsidenten nach freier Wahl ernannt und vom Parlament nur formell bestätigt werden. Daß Meinecke dafür als Muster die amerikanische und nicht die deutsche Verfassung von 1871 angab, dürfte auf taktische Gründe zurückzuführen sein, da Bismarcks Verfassung nicht als demokratisch galt. Die Minister würden bei diesem Berufungsverfahren als „Organe des Präsidenten" fungieren und wären somit nur ihm und nicht dem Parlament verantwortlich
Die Legislativgewalt gestanden Meineke und Brandenburg dem Parlament zu. Träger der Exekutive jedoch sollte der Präsident sein, sie sollte ihren „Ankergrund im Volkswillen haben", damit sie unabhängig von den wechselnden Parteimehrheiten sei und so „jede Versuchung zur Usurpation, zur monarchistischen und militaristischen Reaktion abgeschnitten wird"
Der Reichstag sollte sich aus zwei Häusern zusammensetzen, denen „man die aus dem Jahre 1848 stammenden guten deutschen Namen , Volkshaus'und . Staatenhaus'geben sollte"
Für die einzelnen Machtbefugnisse des Präsidenten gab zwar Meinecke wiederum als Modell die Stellung des amerikanischen Präsidenten an, Brandenburg hingegen die des deutschen Kaisers; beide aber billigten dem Reichspräsidenten dieselben Rechte zu. „Als Haupt der Regierung muß der Präsident alle Rechte haben, die in einem monarchischen Staate dem Herrscher zustehen. Er muß demnach den Oberbefehl über Heer und Flotte und die Oberleitung der gesamten Verwaltung unter seiner persönlichen Verantwortlichkeit führen. Er muß ferner das Reich nach außen hin vertreten, Krieg erklären, Frieden und alle Verträge in dessen Namen abschließen und die Gesetze verkündigen; . . . (dabei) ist er an die Zustimmung des Reichstages gebunden."
Brandenburg bezeichnete es als selbstverständlich, daß der Reichstag die gesamte auswärtige und innere Politik des Reiches überwachen mußte
Meinecke distanzierte sich hiermit zwar persönlich von der demokratisch-parlamentarischen Staatsform, akzeptierte sie aber unter dem Druck der politischen Haltung charakterisierte auch Verhältnis zur Weimarer Verfassung.
Umstände; diese sein späteres Da sich in den Konzeptionen von Meinecke und Brandenburg durch die starke Machtposition des Präsidenten notwendig eine Rivalität zwischen ihm und dem Volkshaus ergab, sollte der Präsident „als natürlicher Tribun des Volkes" das Recht erhalten, „bei Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und dem Volkshaus über Verfassungsänderungen und wichtigere Gesetzesvorlagen an das Referendum des Volkes zu appellieren"
Wenig später — in seiner Kritik des Preußsehen Entwurfes — wies Meinecke darauf hin, die zwangsläufige Rivalität zwischen Präsident und Parlament würde noch dadurch verschärft und kompliziert, daß „zwischen dem Reichspräsidenten und das vom Volkshause abhängige Ministerium noch ein Reichskanzler eingeschoben wird, der ebenfalls vom Vertrauen der Volksmehrheit abhängen soll". In dieser Dreiteilung der Regierungsgewalt sah 'er mehr Gefahren als Vorzüge, ohne sie allerdings näher zu bezeichnen; zweifellos aber befürchtete er einen verstärkten Einfluß der Parteien. „Also lasse man den Reichspräsidenten getrost seinen eigenen Reichskanzler sein"
und gebe ihm „den für unser deutsches Ohr voller tönenden und beziehungsreicheren (Titel) eines deutschen Reichskanzlers"
„das Volk will ... keinen schwachen, sondern einen starken Präsidenten, und jeder vom Volke gewählte Präsident muß den Ehrgeiz haben, dies Vertrauen zu rechtfertigen und so zu regieren, wie das Volk es will. Er wird es schon tun, um seine Wiederwahl zu ermöglichen. Und er wird freier und ungehinderter dem Gesamtinteresse des Volkes dienen, fester und sicherer die große Linie des Handelns durchführen, als ein durch parlamentarische Rücksichten auf Schritt und Tritt gebundenes Ministerium."
Meinecke wie Brandenburg glaubten, mit ihren Vorschlägen die „Demokratisierung Deutschlands" fördern zu können; jedoch wie während des Krieges waren sie auch jetzt noch davon überzeugt, daß Demokratie nicht gleichbedeutend war mit Parlamentarismus, in daß beide vielmehr gewisser Weise einander widersprachen (s. S. 19 ff.). Sie hielten nämlich nach wie vor die Parteien nicht für repräsentative Vertreter des Volkswillens, sondern für Interessenverbände, die nach Macht strebten, um in erster Linie ihre eigenen parteipolitischen Ziele durchzusetzen statt staatspolitische, die der Gesamtheit der Nation dienten
Die Konzeptionen von Meinecke und Brandenburg stimmten in allen wesentlichen Punkten nahezu wörtlich überein. Gelegentliche kleinere Differenzen in zweitrangigen Einzelfragen ergaben sich schon daraus, daß Brandenburg seine Vorschläge wesentlich ausführlicher und detaillierter vorbrachte. Auffällig aber ist, daß bei der Gleichheit der Forderungen der frühere Alldeutsche Brandenburg gelegentlich demokratischer argumentierte als Meinecke, der nunmehr der Demokratischen Partei angehörte. Begriffe wie „Cäsarismus" und „Ersatzkaisertum" fehlten bei Brandenburg völlig, und er operierte auch längst nicht so häufig mit dem Begriff „Volk" wie Meinecke.
Vergleicht man die Verfassungsvorschläge der beiden Historiker mit der Bismarckschen Verfassung der konstitutionellen Monarchie, so wird deutlich, daß sie hier wirklich ein „Ersatzkaisertum" konstruiert haben
Below begründete es damit, daß sie die Gefahren der Demokratie zwar nicht beseitigen, aber doch einschränken werde 432a); denn „ein Groß-staat mit so riesiger industrieller Bevölke-rung" sei bei einer vollkommen durchgeführten Demokratisierung nicht mehr zu regieren und einer gesunden Entwicklung nicht mehr fähig
Zu einigen Zugeständnissen an Sozialisierungswünsche der neuen Regierung erklärten sich auch viele liberale Historiker bereit
Hans Delbrück deutete an, daß er einer teilweisen Sozialisierung zustimme, um die reine Demokratie nicht in ein Staatswesen einmünden zu lassen, das den westlichen Demokratien glich
Nach dem Zusammenbruch des kaiserlichen Deutschlands nahmen Äußerungen über den Wert der deutschen, von Bismarck begonnenen Sozialpolitik auffallend zu; man war sich darüber einig, daß kein anderes Land ähnliche sozialpolitische Einrichtungen geschaffen habe. Die rechtsstehenden Historiker verbanden mit derartigen Hinweisen meist ein grundsätzliches Bekenntnis zum monarchischen Staat, der allein „vom neutralen Standpunkt aus" den brutalen Klassenkampf durch Reformen gebändigt und ausgeglichen und damit seine höchste Aufgabe erfüllt habe, die Erziehungsschule des Volkes zu sein, der Erzieher zur politischen Freiheit und zum sozialen Frieden: „Die Monarchie ist nicht nur eine machtpolitische, sondern auch eine sozialpolitische Notwendigkeit."
Einige gemäßigte Historiker wiesen demgegenüber darauf hin, die Erfahrungen der letzten Kriegsjahre und der Revolution hätten gerade gezeigt, daß Sozialpolitik allein eben nicht ausgereicht hätte, dem erwachenden politischen Bewußtsein der Massen Rechnung zu tragen
Konservative wie liberale Professoren aber stimmten völlig darin überein, daß man im neuen Staat den von Bismarck eingeschlagenen Weg weiter verfolgen und die Sozialpolitik noch ausdehnen und intensivieren müsse
Grundeinstellung — mit dem Konservativen Otto Hoetzsch überein, wenn er schrieb: „Staatsautorität und Staatszwang fordern wir heute wieder bis zur äußersten Härte, aber sie finden eine psychologische Schranke: . .. Den Weg zur Arbeit findet unser Volk nur zurück, wenn er es zugleich zum mitbestimmenden Einfluß auf die Produktion führt. ...
Zwischen dem Bolschewismus des Ostens und dem siegreichen Kapitalismus der westlichen Staaten hat das deutsche Volk die Aufgabe und Pflicht, für sich und demnächst für die ganze Welt, diese neue Form organischer Wirtschaft und Wirtschaftsverfassung zu finden, lebensfähig zu machen, mit den Notwendigkeiten des Staates zu verbinden."
Verabsolutierung des Staates, Organismusbegriff, Staatssozialismus, deutscher Sonder-weg und deutsches Sendungsbewußtsein — die ganze Staatsideologie der damaligen Historiker kommt hier in konzentrierter Form zum Ausdruck. Sie gab letztlich den entscheidenden Ausschlag bei der Beantwortung von grundsätzlichen wie von tagespolitischen Fragen, für die die Themen Sozialisierung und Sozialpolitik hier als exemplarisch für die politische Haltung der Historiker anzusehen sind. 4. Die „geistige Erneuerung" Deutschlands Bereits während des Krieges hatte eine Kampagne zur Hebung und Stärkung des „deutschen Geistes" eingesetzt; denn Annexionisten und Gemäßigte waren gleichermaßen davon überzeugt gewesen, daß im Zeitalter der Massen die Politiker für den inneren und äußeren Bestand des Reiches nur dann mit Erfolg arbeiten konnten, wenn ihre politischen Mittel und Ziele von der Zustimmung der Bevölkerung getragen waren. Als Voraussetzung dafür galt ein starkes Nationalbewußtsein auf der Basis der deutschen Kultur und des preußisch-deutschen Staates.
Als nach 1918 die Stellung der Parteien innerhalb des Staatsgefüges sich verfassungsrechtlich änderte und damit Parteimeinungen sowohl in der breiten Bevölkerung als auch in der hohen Politik mehr Möglichkeiten erhielten, sich durchzusetzen, sahen die Historiker ihre erste Pflicht darin, einen deutschen Geist zu wecken, der alle Gruppen umfaßte und zu einer höheren, nationalen Einheit zusammenschloß. Einhellig waren sie der Überzeugung, die Revolution habe nahezu ausschließlich die ro-hen Triebe der Massen entfesselt. Sie sahen Deutschland beherrscht von Zuchtlosigkeit, Geldgier, nacktem Materialismus und einem blindwütigen Gegeneinander einzelner Interessengruppen und sozialer Schichten
Der „materielle Egoismus"
Dieser „Geist" sollte den Kampf aufnehmen gegen seinen größten Feind, den Materialismus. In der Praxis sollte das folgendermaßen aussehen: Die Professoren, die geistigen Führer der Nation, wiesen sich selbst die Pflicht zu, „die geistige Kontinuität unseres historisch-politischen Denkens" aufrechtzuerhalten
Den deutschen Tugenden stellte man den slawischen und atheistischen Bolschewismus antithetisch gegenüber; denn laut Schäfer war deutsches Wesen und deutsche Kultur „gar nicht anders denkbar als in engster Verbindung christlichen und germanischen Wesens"
Neben der alten Abneigung gegen Partei-meinungen und politisierte Massen spielte noch ein drittes Moment mit hinein in den Ruf nach „geistiger Erneuerung". Einige Historiker der Mitte befürchteten, daß die neue Reichsverfassung — die sie sich zwar anders vorgestellt, dann aber akzeptiert hatten — nur ein leeres Gerüst und damit politisch ineffektiv bleibe, wenn sie nicht von innen heraus ausgefüllt und getragen würde von der ganzen Bevölkerung. Dieser nicht zu erzwingende, aber gerade in der Demokratie
Deutschland mußte wieder zu einer „geistigen Einheit" zusammenwachsen auf der Basis eines bewußten Nationalgefühls
Die Historiker hofften und setzten sich dafür ein, daß das deutsche Volk unter dem Druck der außenpolitischen Notlage sich in einem „feurigen Nationalgefühl"
Das Ferment im Prozeß der nationalen Bewußtwerdung konnte und sollte nach Ansicht der Historiker nur die „Deutsche Geschichte" bilden
Kulturgeschichte und politische Geschichte mußten als Einheit aufgefaßt werden, da beide im „deutschen Wesen" wurzelten: Goethe und Bismarck, Weimar und Potsdam konnten deshalb keine unvereinbaren Gegensätze bilden, sondern waren, laut Oncken, „die Pole einer und derselben Urkaft, auf deren Spannung das nationale Leben ruht"
Dem möglichen Einwand, eine zu starke Rückwendung zur geschichtlichen Vergangenheit berge in sich die Gefahr einer starren, reaktionären Haltung gegenüber neuen Gegenwartsfragen, begegnete Below mit dem lapidaren Satz: „Wir Historiker sind natürlich nicht reaktionär."
Die meisten Historiker akzeptierten neue Formen des geistig-kulturellen wie des politischen Lebens, jedoch nur unter der Bedingung, daß sie sich bruchlos in die bisherige Kontinuität der deutschen Geschichte einfügten
Mit diesen Forderungen erweiterten die Professoren ihren Anspruch auf die geistige Führung der Nation. Nicht nur einige grundlegende Lehren, die sie aus geschichtlichen Fakten und Entwicklungen gezogen und für allgemeingültig erklärt hatten, sollten die Richtlinien bestimmen für die Tagespolitik, sondern schon allein die Tatsache, daß man auf eine große geschichtliche Tradition und auf bedeutende Männer wie Friedrich den Großen, die Männer der preußischen Reformzeit oder Bismarck zurückblicken konnte, das heißt die preußisch-deutsche Geschichte in ihrer ganzen Vielfalt und Komplexität, sollte die ideologische Grundlage der Gegenwart bilden. Die Historiker sahen also ihre politische Funktion weniger darin, die Basis für eine historisch-kritische Gegenwartsanalyse zu liefern, als vielmehr in erster Linie darin, durch ein überwiegend emotionales Bekenntnis zur ruhmreichen Vergangenheit Geschichtsbewußtsein zu schaffen, das sie als unerläßliche Voraussetzung ansahen für ein starkes Nationalbewußtseinund damit für den inneren und äußeren Wiederaufbau des Deutschen Reiches. Letzten Endes produzierten sie also nichts als eine nationalkonservative Geschichtsideologie, die sich noch in der Weimarer Republik gegen die Demokratie wandte.
VII. Exkurs: Bemerkungen zur Parteizugehörigkeit der Historiker
Obwohl, wie erwähnt, viele Historiker nach 1918 einer Partei beitraten, kann dieser Teil ihrer politischen Tätigkeit hier nicht näher untersucht werden; denn aus einem Vergleich der politischen Vorstellungen der Professoren mit der Linie jener Parteien, denen sie jeweils angehörten, lassen sich zweifellos Erkenntnisse gewinnen über die Parteien, nicht aber speziell über die Stellung der Professoren. Zwar stimmten viele, vor allem rechtsstehende in ihren Auffassungen mit der Politik derjenigen Partei überein, der sie angehörten; aber es ist z. B. schwer, Delbrücks politische Schriften in Einklang zu bringen mit seiner Zugehörigkeit zur Deutschnationalen Volkspartei, die auch Männer wie Hoetzsch und Schäfer zu ihren Mitgliedern zählte. Ebenso ist die Tatsache, daß z. B.der demokratische Pazifist Quidde und der liberal-konservative Meinecke derselben Partei — der Deutschen Demokratischen — angehörten, allenfalls aufschlußreich für die heterogene Zusammensetzung dieser Partei, nicht aber für die politischen Ideen dieser beiden so verschiedenen Männer.
Die tieferen Ursachen dieser offensichtlichen Inkongruenz zwischen der offiziellen Linie der Partei, der sie jeweils angehörten, und ihren eigenen politischen Anschauungen dürften wohl folgendermaßen zu klären sein: Erstens haben die Professoren ihre früher so betonte Selbständigkeit Parteimeinungen gegenüber bewußt aufrechtzuerhalten versucht, ohne allerdings zu erkennen, wieweit sie selbst interessengebundene Doktrinen vertraten. Zweitens aber waren Parteibildungen sowie Beitritte zu Parteien in den Wirren von 1918/19 mehr bestimmt durch das eine Ziel, Staat und Nation vor dem Untergang zu retten, als durch klare innen-und außenpolitische Alternativ-programme. Nur deshalb scheint es möglich gewesen zu sein, daß zwei politisch so ähnB lieh denkende Männer wie Delbrück und Meinecke in der weiteren Entwicklung auseinandergehenden Parteien wie der Deutschnationalen und der Deutschen Demokratischen angehörten. Da es in diesem Aufsatz darum ging, die Gedanken der Professoren und nicht die geistig-politische Struktur der einzelnen Parteien zu untersuchen, kann hier auf die Problematik dieser Zusammenhänge nur hingewiesen werden.
VIII. Zusammenfassung
Bereits im April 1919 charakterisierte Hans Rothfels die beiden politischen Gruppen innerhalb der Historikerschaft im Anschluß an die Untersuchung von Gustav Wolf
Die „Verheißung" erfüllte sich nicht. Die Spaltung hatte sich gegen Kriegsende und dann besonders in der Diskussion um die Dolchstoß-legende derart vertieft, daß die Gegensätze in praktischen Fragen mit schärfster Polemik ausgetragen wurden und die gemeinsame ideologische Basis und ebenso das gemeinsame letzte Ziel ihrer Politik — ein großes, geeintes, starkes Deutsches Reich — immer mehr verdeckt wurden.
Die Voraussetzung ihrer eigenen politischen Tätigkeit — die „Symbiose von Politik und Geschichte" — erhoben sie zu einem grundsätzlichen politischen Prinzip: Das Bekenntnis zur Vergangenheit und die Kontinuität in der Geschichte forderten sie als conditio sine qua non für den inneren Wiederaufbau Deutschlands, seine Auferstehung aus der innen-und außenpolitischen Ohnmacht und seine von der „Geschichte" geforderte Rückkehr in den Kreis der Großmächte.
Die Differenzen zwischen den beiden politischen Gruppen ergaben sich stets aus der Frage, ob man — wie es die Konservativen anstrebten — den neuen ideologischen Strömungen und revolutionären Ereignissen mit allen Mitteln entgegentreten und die alten Zustände möglichst unversehrt erhalten bzw. wiederherstellen sollte oder ob es nicht real-politischer sei, den neuen Entwicklungen einige Schritte entgegen zu kommen, sie „aufzufangen" und mittels einer wohl in den Methoden, nicht aber in der Substanz veränderten Politik in das ideologische und politische Gefüge des alten Staates zu integrieren, um ihn auf diese Weise in abgewandelter, zeitgemäßer Form wieder erstehen zu lassen. Für diese, den Liberalen eigene Haltung lieferte Meinecke ein glänzendes Beispiel mit seinem Versuch, verfassungsmäßig den alten Obrigkeitsstaat in noch verstärkter Gestalt wiederherzustellen und dazu die neuen demokratischen Tendenzen in Form der plebiszitären Präsidentschaft zu benutzen.
Ebenso müssen die Bereitschaft der Professoren zu begrenzter Sozialisierung und intensivierter Sozialpolitik sowie die Forderung nach geistiger Erneuerung in erster Linie als Funktionen der alten, der Gegenwart nur äußerlich angepaßten Staatsideologie angesehen werden und nicht als Symptome eines tiefgreifenden Gesinnungswechsels. Die starre Haltung der Konservativen und die Reformbereitschaft der Liberalen — die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale der beiden Gruppen während des Krieges — setzten sich ungebrochen und jeweils um einige Grade intensiviert zu Beginn der Weimarer Republik fort.
Am anschaulichsten zeigt sich die Kontinuität ihres Staatsdenkens und ihres politischen Urteils in der literarischen Fehde um die Dolchstoßlegende. Annexionisten und Gemäßigte sahen gleichermaßen im November 1918 alle ihre Befürchtungen in innen-und außen-politischen Fragen Wirklichkeit werden — allerdings in einem Ausmaß, das sie vorher nicht für möglich gehalten hatten. Beide Gruppen verurteilten jeweils ihre bisherigen Gegner in den Kriegsziel-und Reformdiskussionen als die eigentlichen Schuldigen am militärischen Zusammenbruch, der Auflösung der inneren Einheitsfront und der Revolution. Während die Konservativen alles attackierten, was nicht mit der politischen Linie der extremen Rechten übereinstimmte, fühlten sich die Gemäßigten von der irrealen Überspannung der Machtpolitik immer stärker nach links gedrängt, bis sie sich im Oktober 1918 gezwungen sahen, mit der Sozialdemokratie zusammen zu arbeiten, allerdings ohne ihre bisherigen starken Vorbehalte gegen sie ganz überwinden zu können. Ihre Frontstellung gegen rechts fand ihren Ausdruck in der scharfen Bekämpfung der • Dolchstoßlegende, ihre alte Gegnerschaft gegen die Sozialdemokraten in der Beurteilung der revolutionären Vorgänge als „NovemberVerbrechen". Die politische Haltung der Historiker zwischen Kaiserreich und Republik ist also hauptsächlich durch die Kontinuität ihres Denkens charakterisiert; sie äußerte sich jedoch bei den beiden politischen Gruppen in jeweils eigener Prägung. Bei den Konservativen erschien sie als starres Prinzip, das Modifizierungen nicht zuließ; deshalb konnten sie die trotz mancher Neuerung nachweisbare Erhaltung vieler Einrichtungen nicht erkennen und verharrten im Kampf gegen jeden Widerspruch zu ihrer eigenen politischen Konzeption. Da die Liberalen die durchaus geforderte Kontinuität nicht derart starr auffaßten, sondern sie — wie während des Krieges — am besten gewahrt sahen, wenn Neues organisch eingefügt würde, erkannten sie sehr früh, daß man vieles aus der Kaiserzeit in die Gegenwart herübergerettet hatte. Die tatsächliche Kontinuität erleichterte ihnen die Anerkennung der Republik und bot ihnen eine günstige Basis für ihre Politik, so viel Altes wie möglich zu bewahren, nicht als Gegengewicht gegen das Neue, sondern als dessen Grundlage und ideologische Überhöhung, als einigende Klammer um die verschiedenen politischen Richtungen. Die Formel „Deutsche Demokratie" — starke Regierungsgewalt, getragen vom „Volkswillen", „nationale Einheitsfront", möglichste Einschränkung der Parteien — gewann zu Beginn der Weimarer Republik, als das Symbol der deutschen Stärke und Einheit, die Monarchie, gestürzt war, für die Historiker eine neue Bedeutung und bildete den Kern ihrer politischen Konzeptionen.
Zu beiden Gruppen gehörte jeweils ein Mann, der einen Schritt weiter nach links machte und damit entgegen den herrschenden Strömungen seine Ansicht änderte: Der frühere scharfe Verfechter alldeutscher Machtpolitik Erich Brandenburg schwenkte zu den Liberalen über, und der ehemals zum rechten Flügel der Gemäßigten gehörige Walter Goetz vertrat nun eine nicht nur nach außen demokratisch erscheinende Politik. Wiederholt unterzog er die früheren staatlichen Verhältnisse einer kritischen Analyse und forderte einen echten Neubeginn auf der Basis neuer verfassungsrechtlicher Einrichtungen, einer bewußt anderen Politik als zur Kaiserzeit und einer neuen, demokratischen Staatsauffassung
Zwar kann man z. B. bei Meinecke insofern von einer gewissen Wandlung sprechen, als er nach 1918 stärker als zuvor die Innenpolitik in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellte, man muß dabei aber stets die unveränderten Vorzeichen berücksichtigen. Von einem „radikalen Umdenken" kann bei Meinecke — wie Hofer
Das bedeutet, daß die junge parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik von Anfang an keinen echten Rückhalt bei den deutschen Historikern besaß, die das Geschichtsbild und damit indirekt auch das politische Bewußtsein ihrer Zeit mit prägten. So begrüßten einige der rechts stehenden Historiker bereits sehr früh die Entstehung und Ausbreitung des Nationalsozialismus
Uber die unmittelbare Wirkung der Professoren auf die öffentliche Meinung ist keine beweisbare Feststellung zu treffen. Da sie aber ihre politischen Anschauungen vom Katheder aus und in den verschiedensten Tageszeitungen und Zeitschriften sowie zahlreichen Broschüren immer wieder mit dem ganzen Gewicht ihrer fachlichen Zuständigkeit als Historiker und ihrer sozialen Stellung als Professoren und damit als Vertreter der geistigen und gesellschaftlichen Elite der Nation vertraten, darf man ihnen wohl auch ohne statistische Unterlagen eine erhebliche aktive Einflußnahme auf die geistige und politische Entwicklung in der Weimarer Republik zusprechen, die über ihren Wirkungskreis an der Universität hinausging.
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