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Die Welternährungslage Bilanz und Tendenzen | APuZ 41-42/1969 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 41-42/1969 Wirtschaftliche Mitbestimmung -ein Problem unserer Wirtschafts-und Sozialordnung Die Welternährungslage Bilanz und Tendenzen

Die Welternährungslage Bilanz und Tendenzen

Bernd V. Dreesmann

Landwirtschaft und Entwicklungsländer

Kenia Marokko Nigeria Sierra Leone Sambia Indien Ceylon Malaysia Pakistan Türkei (1960 bis 1965) 24) Arbeitssuchende Arbeitssuchende registrierte Arbeitslose registrierte Arbeitslose registrierte Arbeitslose Arbeitssuchende Arbeitssuchende Arbeitssuchende Arbeitssuchende registrierte Arbeitslose + — + + + + + + + + 34 14 205 77 124 32 68 272 9 81 Zu-oder Abnahme der Arbeitslosigkeit in ausgewählten Ländern Region Prozentuale Zunahme oder Abnahme

Die Landwirtschaft ist als wichtigster Sektor der Einkommensbildung die Grundlage von Wirtschaft und Gesellschaft fast aller Entwicklungsländer. Neben ihrer Produktion als Existenzbasis für 60 bis 80 Prozent der Bevölkerung hat sie als Hauptdevisenquelle auch für die industrielle Entwicklung größte Bedeutung. Das wirtschaftliche Wachstum in der Dritten Welt steht daher in einem engen Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung der Landwirtschaft.

Gegenwärtig ist die Leistungsfähigkeit des landwirtschaftlichen Sektors in den Entwicklungsländern noch außerordentlich gering. Durchschnittlich entfallen nur 40 Prozent des Sozialprodukts auf die Agrarwirtschaft. Die Auswirkungen dieser Schwierigkeiten auf die Ernährungslage der Menschen in großen Teilen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas haben gerade in den letzten Jahren zu Versorgungslücken und Hungerkatastrophen geführt. Heute müssen 50 Prozent der Weltbevölkerung als unzureichend ernährt und 10 bis 15 Prozent als absolut unterernährt bezeichnet werden. Das sind 1800 bzw. 360 bis 540 Millionen Menschen. Die Förderung der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern gilt daher als eine Aufgabe, die sowohl aus humanitären als auch aus gesamtwirtschaftlichen Gründen gelöst werden muß.

Weltpolitisches Schlüsselproblem

Wenn auch Einigkeit darüber besteht, daß eine bessere Versorgung einiger Hundert Millionen Menschen im Rahmen der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Dritten Welt Vorrang haben muß, so sind doch die Methoden und Maßnahmen nicht nur in Nuancen umstritten.

Allein in den letzten Monaten ist eine Reihe von Veröffentlichungen zum Thema „Hunger" erschienen, die zeigen, wie unterschiedlich die Bewertung der gegenwärtigen Lage und der kommenden Entwicklung sein kann

Georg Picht schreibt „Es ist zwar möglich, aber es ist unwahrscheinlich, daß die Vernichtung des größeren Teils der Menschheit und aller bisherigen Formen der Kultur verhütet werden kann“, was nach seiner Über-zeugung nicht geschehen wird, „wenn es nicht gelingt, in wenigen Jahrzehnten eine neue politische Organisation der gesamten bisherigen Staatenwelt zu errichten, die Waffensysteme abzubauen und die Führung Von Kriegen technisch unmöglich zu machen, im Rahmen einer revolutionären Neuordnung der Weltwirtschaft eine Umverteilung des Reichtums der Welt herbeizuführen, in kürzester Frist riesige Bildungssysteme aufzubauen und durch einschneidende Konsumverzichte der reichen Länder die Mittel für den Ausbau der Infrastruktur der technischen Welt in sämtlichen Erdteilen bereitzustellen". Dagegen bezeichnet Bundesernährungsminister Höcherl die Nahrungsmittelproduktion einesteils zwar auch als „weltpolitisches Schlüsselproblem der neunziger Jahre" äußert aber nach einem Überblick über die Steigerungsmöglichkeiten der Nahrungsmittelerzeugung „die Zuversicht, daß bei einem rationellen Einsatz allein der heute bekannten wissenschaftlichen Errungenschaften ein Vielfaches der gegenwärtigen Weltbevölkerung ernährt werden könnte" Auf der anderen Seite stellt eine Studie der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, die den Hunger das Weltproblem Nr. 1 nennt, fest: „Eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht."

Diese Aufzählung von Für und Wider ließe sich mit weiteren Zitaten noch eine Weile fortsetzen, ohne daß dadurch eine Klärung erreicht würde. Versucht man eine vermittelnde Synthese aus den Argumenten der Wissenschaftler, Politiker und Praktiker zu bilden, kann eine Feststellung des Generaldirektors der Ernährungs-und Landwirtschaftsorganisation (FAO/Food and Agriculture Organization) der Vereinten Nationen, Addeke Boer-ma, wiedergegeben werden, der die Welternährungslage mit einem „vorsichtigen Optimismus" beurteilt

„Vorsichtiger Optimismus"

Was veranlaßt Boerma zu dieser Überzeugung? Im wesentlichen kann man für die eher positive Prognose des FAO-Generaldirektors vier Gründe anführen.

1. Nicht nur die Regierungen der Geberländer, auch die Entwicklungsländer selbst haben der Förderung ihrer Landwirtschaft Priorität eingeräumt. Die deutsche Bundesregierung beispielsweise vergab 1968 16 Prozent ihrer gesamten Entwicklungshilfe für landwirtschaftliche Projekte. Die indische Regierung begann im Herbst 1965 ein Intensivierungsprogramm (National Intensive Agriculture Program), das folgende, die Nahrungsmittel-erzeugung steigende Maßnahmen vorsieht: eine bessere Nutzung und Sicherung der Bewässerungssysteme, den Einsatz der neuen hochertragreichen Getreidesorten, Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen, mehr Düngemittel und die beschleunigte Einführung moderner Anbaupraktiken. Auch andere Staaten wie Mexiko, die Elfenbeinküste, Pakistan und Korea erkannten einer verstärkten Entwicklung ihrer Agrarstruktur Vorrang zu. 2. Die internationalen Organisationen haben dem landwirtschaftlichen Bereich einen großen Teil ihrer Aufmerksamkeit zugewandt. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO/International Labour Organization) hebt im Entwurf ihres „Weltarbeitsprogramms" die Bedeutung der Landbevölkerung, besonders der Landjugend, hervor. Die Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO/United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) spricht in ihrem Tätigkeitskatalog für das kommende Jahrzehnt immer wieder von der Bedeutung, die sie verbesserten Aus-und Fortbildungseinrichtungen für die ländliche Bevölkerung beimißt. Der Präsident der Weltbank (IBRD/International Bank for Reconstruction and Development), Robert S. McNamara, hat bereits in einer Rede im Herbst 1968 gesagt: „Der Sektor mit der stärksten Expansion in unserem Fünfjahresprogramm ist die Agrarwirtschaft, die so lange Zeit das Stiefkind der Entwicklungsbemühungen gewesen ist. Uber die Bedeutung auch dieses Wirtschaftszweiges hat es nie Zweifel gegeben. Rund zwei Drittel der Bevölkerung in den Entwicklungsländern leben von der Scholle und trotzdem müssen diese Länder jährlich für vier Milliarden Dollar Nahrungsmittel aus den Industrieländern importieren. Selbst damit ist in manchen Fällen die Ernährung noch so unzureichend, daß die Menschen keine volle Tagesarbeit leisten können; noch verhängnisvoller ist die immer evidenter werdende wissenschaftliche Erkenntnis, daß sich die Unterernährung der Eltern bei den Kindern in Form geistiger Schwächen auswirkt." 3. Neben staatlichen und internationalen Einrichtungen haben sich private Organisationen immer stärker im „Kampf gegen den Hunger" beteiligt. Die von der FAO selbst ins Leben gerufene Weltkampagne gegen den Hunger (Freedom from Hunger Campaign) hat entscheidend dazu beigetragen, mehr Information über die Ernährungslage in der Dritten Welt zu verbreiten und durch erfolgreiche Spendenaktionen namhafte Beträge zu sammeln. Die nationalen Komitees der Kampagne in Europa Nordamerika und Australien konnten in den letzten Jahren fast 110 Millionen DM aufbringen und die öffentliche Meinung in diesen Gebieten mit den Problemen der landwirtschaftlichen Unterentwicklung in Asien, Afrika und Lateinamerika so nachhaltig konfrontieren, daß bei Meinungsumfragen zum Thema „Entwicklungshilfe", die in der Regel nicht positiv ausfallen, diejenigen Maßnahmen Zustimmung finden, die der Verbesserung der Ernährungslage dienen. Eines der bemerkenswertesten Phänomene in diesem Zusammenhang sind die „Hungermärsche" Hunderttausende von Jugendlichen in den angelsächsischen Ländern haben sich bisher an diesen Märschen, die meistens eine Tages-strecke von 42 km vorsehen, beteiligt, um ihr Engagement zu beweisen und für größere Anstrengungen im Kampf gegen den Hunger zu plädieren

Hervorzuheben im privaten Bereich ist auch die Zusammenarbeit zwischen Industrie und FAO im Rahmen des Cooperative FAO/Indu-stry Program. Die Welternährungsorganisation versucht hier große Firmen zu Investitionen in Entwicklungsländern anzuregen, wobei verarbeitende Unternehmen für Agrarprodukte, Düngemittelfabriken und Landmaschinenhersteller im Vordergrund stehen. Die Richtigkeit dieses Weges zeigen die starken privaten Entwicklungshilfeleistungen aus der Bundesrepublik Deutschland im vergangenen Jahr und die beginnende Umorientierung der amerikanischen Auslandshilfe 4. Zu einem „vorsichtigen Optimismus" berechtigen schließlich auch die Bemühungen der FAO selbst, im eigenen Haus Ordnung zu schaffen Generaldirektor Boerma setzte durch eine seiner ersten Amtshandlungen nach der Wahl im November 1967 ein kleines Komitee ein, das Pläne für eine umfassende Neuorganisation des Innen-und Außendienstes vorlegte, die der Rat der FAO der Generalversammlung im November 1968 mit einer zustimmenden Stellungnahme zuleitete. Die Kräftigung der Organisation ermöglichte es der FAO, neben den Vorbereitungen für den „Weltleitplan für die landwirtschaftliche Entwicklung" (Indicative World Plan for Agricultural Development) ein Schwerpunktprogramm auszuarbeiten, dessen erfolgreiche Durchführung in der II. Entwicklungsdekade (1971— 1980) entscheidend für die Welternährungslage im weiteren Sinne sein wird.

Fünf Schwerpunkte

1. Das Schwerpunktprogramm umfaßt zunächst die schnelle und sachgemäße Einführung und Verbreitung der in den letzten Jahren entwickelten ertragreichen Getreidesorten. Der Anbau dieser Sorten kann zu einer schnellen Verbesserung der Nahrungsversorgung der Entwicklungsländer führen und, langfristig gesehen, den Einfuhrbedarf von Grund-nahrungsmitteln erheblich senken oder sogar die Ansammlung von Nahrungsmittelreserven ermöglichen. Weiterhin würde die Einführung dieser Sorten die für den Anbau von Getreide bisher benötigten Flächen verringern und somit Land frei machen für den Anbau anderer lebenswichtiger Pflanzen.

Die erfolgreiche Anwendung dieser Sorten hängt jedoch von einer Reihe von technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen ab. Nur dann, wenn bei ihrem Anbau hochqualitatives, das heißt anerkanntes Saatgut und entsprechende Mengen von Dünger und Pflanzen-Schutzmitteln verwendet werden, die Wasserversorgung gesichert ist und sortenspezifische Anbaumethoden angewendet werden, kann das Leistungspotential dieser Sorten voll ausgeschöpft werden.

2. Der zweite Aspekt des Schwerpunktprogramms befaßt sich mit.der Schließung der Eiweißlücke. Eiweiß, das für die gesamte körperliche und geistige Entwicklung des Menschen von ausschlaggebender Bedeutung ist, steht einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung der unterentwickelten Länder, vor allem in den unteren Einkommensschichten, nur in unzureichendem Maße zur Verfügung. Es geht hier also nicht nur darum, den Mehrbedarf der wachsenden Bevölkerung durch entsprechende Steigerung der Erzeugung eiweißreicher Nahrung zu decken. Vielmehr muß vor allem für eine gleichmäßigere Verteilung des verfügbaren Eiweißes gesorgt werden.

In kleinstem Rahmen kann schon viel durch die Einrichtung von Hausgärten und Klein-tierhaltung auf Familienebene erreicht werden. Dazu sind keine großen Investitionen erforderlich. In der weiteren Zukunft werden auch Eiweiße aus bisher im allgemeinen nicht für die menschliche Ernährung benutzten Quellen, wie zum Beispiel Produkte aus Sojabohnen, Sonnenblumen-und Baumwollsaaten, Erdnußkuchen, Fischmehl und Blättern, sowie vollständig neuartige Nahrungsmittel bei der Schließung der Eiweißlücke eine Rolle spielen. Die Wirtschaftlichkeit der Erzeugung dieser Produkte ist jedoch vielfach noch fraglich und ihre Einführung bedarf vor allem in den unterentwickelten Ländern erheblicher Bemühungen. 3. Ein drittes Gebiet des Schwerpunktprogramms der FAQ beschäftigt sich mit der Vermeidung der sehr hohen Verluste während und nach dem pflanzlichen und tierischen Erzeugungsprozeß. Viel muß und kann wirtschaftlich sinnvoll getan werden, um den Boden und seine Fruchtbarkeit zu erhalten, um den Oberflächen-und Grundwasserhaushalt zu regeln, um vor Schädlingen zu schützen, um zweckentsprechende Ernte-, Transport-und Lagerungsmethoden einzuführen und um Verarbeitungseinrichtungen zu schaffen, die den Nährwert verderblicher Güter erhalten, ihre Vermarktung für Inlandsbedarf und Ausfuhrzwecke sicherstellen und durch geeignete hauswirtschaftliche Beratung deren sinnvollen Endverbrauch gewährleisten. Bis zu 40 °/o der Nahrungsmittel können in einzelnen Ländern auf diese Weise gerettet, Millionenwerte erhalten werden. 4. Entwicklung bedeutet in den meisten Staa ten der Dritten Welt vor allem Anhebung des Lebensstandards der ländlichen Bevölkerung, die zwei Drittel der Gesamtbevölkerung ausmacht und mehr als die Hälfte des National-einkommens und der Exporterlöse aufbringt.

Nur erfolgreiche Maßnahmen auf diesem Gebiet können der wachsenden Landflucht, welche die Städte heute vor fast unlösbare Aufgaben stellt, Einhalt gebieten.

Das Schwerpunktprogramm der FAO schließt deshalb auch die Mobilisierung des Menschen für die ländliche Entwicklung ein. Eine moderne Sozialstruktur ist notwendig, um die heute noch fast ausschließlich auf Selbstversorgung ausgerichtete Landwirtschaft der Entwicklungsländer wirkungsvoll in die Dynamik des sozialökonomischen Entwicklungsprozesses einzubauen. Aufbau von Elementar-

und Fachschulen, von landwirtschaftlichen Genossenschaften, verbesserten Beratungsdiensten, Kreditinstituten und Gewährleistung verbesserter Besitzverhältnisse sind unerläßlich.

Um die bestehende hohe Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung zu verringern, müssen bei der Umgestaltung der Selbstversorger-Landwirtschaft zunächst hauptsächlich arbeitsintensive Methoden berücksichtigt werden.

5. Der letzte Punkt des Schwerpunktprogramms beschäftigt sich mit der Einsparung und Beschaffung von Devisen, die in Entwicklungsländern für den Erwerb notwendiger Kapitalgüter aus entwickelten Ländern dringend benötigt werden. Abgesehen von einigen Ländern, die Petroleum oder andere Rohstoffe ausführen, wird in den meisten Fällen ein Großteil der benötigten Devisen durch eine Vergrößerung der Ausfuhr landwirtschaftlicher Produkte und Verringerung der Einfuhr von Grundnahrungsmitteln erzielt werden müssen. Die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte wird eine besondere Rolle spielen. Diese Industrien stellen augenblicklich den am schnellsten wachsenden Sektor der Wirtschaft in den Entwicklungsländern dar. Die jährliche Wachstumsrate überschreitet häufig sieben Prozent, und ähnliche hohe Wachstumsraten werden in den Exporterlösen erzielt.

Eine notwendige Voraussetzung für die Schaffung einer befriedigenden Devisenlage der Entwicklungsländer ist es, daß alle Länder die Vorteile einer internationalen Arbeitsteilung erkennen und in ihrer Handelspolitik berücksichtigen. Hier verdient die immer wieder vorgetragene Forderung der Entwicklungsländer nach „Handel statt Hilfe" ihre entscheidende Rechtfertigung.

Wunderweizen == Grüne Revolution?

Wenn man — wohl zutreffend — von der Annahme ausgeht, daß die Versorgungsschwierigkeiten in der Dritten Welt ein „weltpolitisches Schlüsselproblem" sind und ihre Behebung maßgeblich vom Schwerpunktprogramm der FAO abhängig ist, erscheint es notwendig, die einzelnen Punkte dieses Programms näher zu untersuchen.

Im Mittelpunkt des Interesses stehen zweifellos die sogenannten hochertragreichen Getreidesorten die in einigen Entwicklungsländern eine rasche Verbreitung gefunden haben Aus einer kürzlich vorgenommenen Schätzung des Landwirtschaftsministeriums der USA geht hervor, daß allein in Asien die Fläche, die mit den neuen Sorten bebaut wird, zwischen 1964/65 und 1967/68 von 80 Hektar auf ungefähr 8 Millionen Hektar angewachsen ist. Nationen, die traditionell Nahrungsmittel-Einfuhrländer waren, wie die Philippinen und Pakistan, werden von diesen Importen unabhängig und haben die Aussicht, Nahrungsmittel-Ausfuhrländer zu werden.

Aber die Meinungen über die Aussichten dieser Entwicklung gehen weit auseinander. Einige Beobachter glauben, daß der Wettlauf zwischen Nahrungsmittelerzeugung und Bevölkerungswachstum vorüber sei und die neuen Getreidesorten eine unerschöpfliche Quelle für die Entwicklungsländer darstellen, so daß der „Kampf gegen den Hunger" bald gewonnen sein werde. Die Gegner dieser Auffassung erkennen in dieser Entwicklung vor allem neue Schwierigkeiten.

Da die „Grüne Revolution" Möglichkeiten und Chancen bietet, die vor kurzer Zeit noch niemand vorausahnen konnte, hat sie gewaltige Hoffnung geweckt. Sollte sich dieser Optimismus als übertrieben oder nicht gerechtfertigt erweisen, könnte sich die bisher positive Bilanz sehr schnell in ihr Gegenteil verwandeln. Stark verkürzt heißt die Frage daher: Grüne Revolution oder Hungerrevolten? Es erscheint folglich ratsam, sich ausführlich mit den wichtigen Aspekten des Phänomens „hochertragreiche Getreidesorten" zu beschäftigen

Zunächst wird es keine leichte Aufgabe sein, die Ertragssteigerungen, die auf Grund der neuen Getreidesorten möglich geworden sind, auch tatsächlich zu erzielen, insbesondere, weil sie Millionen und aber Millionen verschiedene landwirtschaftliche Betriebe und Bauern, verstreut über die ganze Welt, betrifft. Falls Produktionssteigerungen tatsächlich erreicht werden, werden sie automatisch eine Reihe neuer Probleme mit sich bringen, die gelöst werden müssen.

Da ist erstens die Frage der ausreichenden Bewässerung. Die meisten Sorten setzen eine künstliche Bewässerung während des gesamten Wachstums voraus. Da in vielen asiatischen Ländern schon heute bis zu 50 Prozent der Reisanbauflächen künstlich bewässert werden, wird die Anlage neuer Bewässerungssysteme technisch überdurchschnittlich schwierig und teuer sein. Auch ein sehr großer Teil der bestehenden Anlagen, der auf einer Gefälle-Bewässerung beruht, ist für die neuen Arten unbrauchbar. Es erscheint daher sicher, daß große Summen aus Entwicklungshilfe-leistungen für den Bau von Bewässerungssystemen ausgegeben werden müssen, um die Grüne Revolution nicht verdorren zu lassen.

Das zweite Bündel handfester Schwierigkeiten betrifft die Markt-und Infrastrukturverhältnisse. Es bestehen große Zweifel, ob die vergrößerte Erzeugung von den vorhandenen Märkten ausgenommen werden kann. Transportraum und Lagermöglichkeiten sind unzureichend. Diese Hemmnisse betreffen aber nicht nur die Absatzfrage, sondern auch — umgekehrt — die Versorgung mit Kunstdünger, Pflanzenschutz-und Schädlingsbekämpfungsmitteln.

Drittens geraten die hochertragreichen Sorten leicht mit uralten Traditionen in Konflikt. Schon jetzt steht fest, daß z. B.der neue Reis nicht den vorherrschenden Geschmacksrichtungen entspricht. Es gilt daher, durch eine langwierige Ernährungsberatung einen Anpassungsprozeß einzuleiten oder aber — was vielen Fachleuten als der leichtere Weg erscheint — durch neue Züchtungen geschmacklich akzeptierte Arten zu entwickeln Zum anderen ermöglichen die hochertragreichen Getreidesorten nicht nur reichere, einzelne Ernten, sondern oft auch mehrere Ernten pro Jahr. Die notwendigen Arbeiten für die Bestellung der Felder und die Ernte können daher leicht in Zeiträume mit religiösen Vorzeichen (Fastenzeit, Feste) fallen und so behindert werden

Viertens: überall dort, wo Getreide als Haupt-nahrungsmittel für den Eigenverbrauch der Bauern angebaut wird, setzen diese mit der Umstellung auf die neuen Sorten ihre Existenz unter Umständen aufs Spiel, da ein Fehlschlag über ihre Kräfte und Reserven geht. Da aber die Zahl der Bauern, deren Erträge fast ausschließlich für den Eigenbedarf benötigt werden, weitaus größer ist, als die der Bauern, die für den Markt produzieren, ist es eine Aufgabe von beträchtlicher Schwierigkeit, die ersteren für eine moderne Technik zu gewinnen. Die bisherigen spektakulären Ergebnisse sind daher in erster Linie von den relativ großen Betrieben, die für den Markt produzieren, erzielt worden.

Das führt zu weiteren Komplikationen: Studien des International Rice Research Institute zeigen, daß ein philippinischer Reisbauer anstatt mit 20 Dollar Produktionskosten pro Hektar, die bei Verwendung herkömmlicher Saaten und Methoden entstehen, mit Kosten in Höhe von 220 Dollar rechnen muß, wenn die neuen, ertragreichen IR-8-Sorten verwendet werden. Obgleich sich die Erträge dann verdreifachen können, was zu vierfach höheren Nettoerlösen führen mag, müssen die Bauern Zugang zu wesentlich größeren Krediten haben, um die Arbeiten finanzieren zu können. Besonders die ärmeren Bauern, die die neuen Sorten verwenden wollen, aber über keine nennenswerten finanziellen Reserven verfügen, finden bei den dörflichen Geldverleihern und Kaufleuten keine ausreichenden Kreditmöglichkeiten, es sei denn, diese haben Zugang zu anderen Quellen.

Die Grüne Revolution erfordert daher sowohl Bereitstellung die größerer Kreditmittel als auch den Ausbau und die Verbesserung der Kreditinstitutionen. Der Zugang zu den Kapitalmärkten im modernen städtischen Sektor muß erleichtert werden, und es müssen im dörflichen Bereich Wege gefunden werden, um örtliches Kapital, insbesondere die Spareinlagen aus höheren Einkommen, zu mobilisieren. Die Grüne Revolution wird erhöhte Geldeinkommen erzeugen, die — sofern sie richtig gelenkt werden — zur Kapitalbildung und, ganz allgemein, zur landwirtschaftlichen Entwicklung beitragen können.

Als nächster — fünfter — Punkt muß die Frage der unzureichenden Aus-und Fortbildungsmöglichkeiten erwähnt werden. Die Bauern, die nur mit herkömmlichen Anbaumethoden vertraut sind, müssen neue Fachkenntnisse und Erfahrungen erwerben. Die erforderlichen neuen Techniken setzen die Berücksichtigung sehr unterschiedlicher Bedingungen bei der Pflanzung, Düngung und Schädlingsbekämpfung voraus, ebenso bei der Bewässerung und bei einer Reihe anderer Arbeiten. Werden keine angemessenen Fortbildungsmöglichkeiten für die Bauern geschaffen, um sie mit den neuen und komplizierten Methoden vertraut machen zu können, bleiben die möglichen höheren Erträge mit Sicherheit aus. Daraus folgt aber auch mit großer Wahrscheinlichkeit, daß die ersten, die die neue Technik anwenden, in den Regionen zu finden sein werden, die ohnehin schon entwickelt sind; es werden diejenigen sein, die des Lesens und Schreibens kundig sind, die aufgeschlossen und progressiv sind, die über besseren Boden, bessere Wasserversorgung und leichteren Zugang zu Straßen und Märkten verfügen, mit anderen Worten, die reicheren, moderneren Bauern. Für sie ist es leichter, die neuen ertragreichen Sorten zu übernehmen, da sie ein geringeres finanzielles Risiko zu tragen haben und schon über gewisse Kenntnisse der Betriebsführung verfügen. Verwenden sie die neuen Sorten, so führt eine Verdoppelung oder Verdreifachung der Erträge zu einem entsprechenden Ansteigen ihres Einkommens.

Als ein Ergebnis des unterschiedlichen Zugangs zur neuen Technik muß darum damit gerechnet werden, daß die reicheren Grundbesitzer noch reicher und die mit fort-schrittlicheren Methoden arbeitenden Betriebe auf die Märkte vordringen werden, die bisher von den kleineren Produzenten beliefert worden sind. Eine solche Entwicklung könnte ohne weiteres zu einer Senkung des Real-Einkommens der kleineren, ärmeren und weniger risikobereiten Bauern führen. Es gibt wohl keine schlüssigere Beweisführung gegen isolierte Entwicklungsmaßnahmen als diese Aufzählung von Schwierigkeiten, die sich aus einem großen Teilerfolg ergeben können, wenn nicht die gesamte Entwicklung gleichzeitig oder zumindest koordiniert gefördert wird.

Neben dem sozialen Problem steht die Bewältigung einer Reihe von mehr technischen Schwierigkeiten an, deren unzureichende Beachtung zu Katastrophen führen könnte.

Wenn große Flächen nur mit einer der neuen Sorten bebaut werden, könnte dies beim Auftreten einer Krankheit, gegen die die Sorte nicht resistent ist, zu Totalverlusten führen. Bisher wurde die Auswahl des Saatgutes von len einzelnen Bauern unter zahlreichen Sorten getroffen, was bedeutete, daß nachbarschaftliche Betriebe, die dieselbe Getreideart anbauten, in der Regel zwei oder mehrere verschiedene Sorten verwendeten. Die Verschie-lenartigkeit schützte gegen die weite Verbreiung von Pflanzenkrankheiten, da nicht alle Sorten gleichermaßen anfällig sind. Wo aber iur eine Sorte auf großen angrenzenden Flächen angebaut die Gefahr epiiemischen ist einer Ausdehnung sehr groß. Erforderlich st daher nicht nur ein diversifizierendes Saat-

jutprogramm, sondern auch ein reaktionsschneller Pflanzenschutzdienst.

Zu den technischen Fragen gehört auch der Bereich des Nahrungsmittelhandels.

Eines der wichtigsten Ziele der meisten Ent-wicklungsländer, die die Grüne Revolution ordern, ist es, in der Nahrungsmittelversor-jung unabhängig zu werden. In Südostasien lehmen zum Beispiel die Philippinen schon reute diese Autarkie für sich in Anspruch. Malaysia glaubt, sich ab 1971 selbst versor-jen zu können. Indonesien will bis 1973 von Einfuhren unabhängig sein. Auch wenn diese Ziele allzu optimistisch sind, so muß doch mit tark rückläufigen Einfuhren der Reisdefizitänder in absehbarer Zeit gerechnet werden. Nas das für einige Reisüberschußländer wie 3urma und Thailand, deren Volkswirtschaften itark vom Reisexport abhängen, bedeutet, ist dar. Eine allgemeine Selbstversorgung wird ; ich aber nicht nur nachteilig auf die reis-exportierendenLänder auswirken, sondern sie wird einen der wenigen Bereiche ökonomischer Unabhängigkeit in dieser Region verschwinden lassen. Wenn es nicht gelingt, rechtzeitig Maßnahmen einzuleiten, die diese voraussehbaren Auswirkungen der neuen Getreidesorten ausgleichen, werden sich die hoffnungsvollen Ansätze für die regionale wirtschaftliche Zusammenarbeit wesentlich verringern. Die Schwierigkeiten, mit denen heute bereits einige Uberschußländer zu kämpfen haben, kommen im Zusammenbruch immer neuer Rohstoffabkommen zum Ausdruck. Da viele Entwicklungsländer aber bis zu 30 Prozent ihrer Devisenerlöse für Lebensmittelimporte ausgeben, werden sie alles tun, diese Ausgaben zu vermeiden. Jede andere Prognose wäre wenig realistisch. Man sollte daher schon jetzt die voraussehbaren Konsequenzen dieser Entwicklung in die Planung einbeziehen und Entwicklungsleistungen oder unmittelbare ausländische Hilfe für den Notfall bereithalten. Schließlich und endlich wird der Erfolg der Grünen Revolution aber auch davon abhängen, ob es gelingt, die notwendigen Reformen im sozialen und ökonomischen Bereich durchzuführen. Solange die Hälfte aller Bauernfamilien in der Welt des Lesens und Schreibens unkundig ist, als Ackerbaugerät nur den Holzhaken oder bestenfalls einen Holzpflug besitzt und das durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Einkommen weniger als 100 Dollar beträgt, kann nur ein Optimist an einen Erfolg der neuen Sorten glauben. Es wird immer positive Beispiele einzelner Projekte geben, aber diese führen nicht den allgemeinen „take off“ herbei.

Dieser kann nur erreicht werden, wenn sich die gegenwärtigen Bodenbesitzverhältnisse als wichtigste Eigentumsform grundlegend verändern. In Indien verfügen acht bis zehn Prozent der Landbesitzer über die Hälfte des kultivierbaren Bodens, während 80 Prozent der ländlichen Bevölkerung so gut wie kein Land besitzen. Die noch schlechteren Verhältnisse in Lateinamerika sind notorisch.

Da der geringe Ertrag den Pächtern in der Regel nur ein Existenzminimum verschafft und sie zudem bis zu 60 Prozent der Ernten abliefern müssen, haben sie weder die Möglichkeit noch ein Interesse an einer mit Risiken verbundenen Produktionssteigerung. Letztlich wird ein Anreiz für eine Produktionssteigerung nur gegeben sein, wenn die Konsumseite entsprechend reagiert. Eine wirksame Nach-11 frage hängt aber nicht nur vom Preis der Nahrung, sondern auch vom Einkommen der Käufer ab. Falls eine gesteigerte Produktion zu niedrigeren Kosten und Preisen führt, werden die Verbraucher in der Lage sein, ihre Nahrungskäufe zu erhöhen und ihr Ernährungsniveau anzuheben. Gleich wichtig ist die Notwendigkeit, die Einkommen zu steigern, so daß die vermehrte Produktion, die auf den Markt kommt, auch gekauft werden kann. Auch hier gilt: Das Ernährungsproblem in den Entwicklungsländern ist sowohl ein Problem der Produktion und der Versorgung als auch eines der Nachfrage und des Einkommens.

Wenn die wirksame Nachfrage nicht ein höheres Niveau erreicht, drohen Überangebot, Preissenkungen und — unter Umständen — eine Abkehr der Bauern von den ertragreichen Saaten. Daher muß jede Anstrengung gemacht werden, um sowohl die Stückkosten der gesteigerten Produktion zu senken als auch das Einkommen der Konsumenten, die Nahrungsmittel kaufen, zu vermehren; geschieht dies nicht, wird die zweite Schale Reis nicht gekauft werden — trotz der technischen Möglichkeit, sie zu produzieren, und der an sich gegebenen Notwendigkeit, sie zu konsumieren.

Die Eiweißlücke

Wenn es bei der „Grünen Revolution" in erster Linie um eine Deckung des guantitativen Bedarfs geht, so richtet sich die Forderung nach einer Schließung der Eiweißlücke vor allem auf eine qualitative Verbesserung der Ernährung in den Entwicklungsländern. Da zahlreiche Wissenschaftler den Proteinmangel als „Zentrum des Ernährungsproblems" bezeichnen und er im Schwerpunktprogramm der FAO seiner Bedeutung nach entsprechend Berücksichtigung gefunden hat, sollen hier einige kurze Angaben folgen, die den Rahmen der Schwierigkeiten abstecken

Die Wissenschaftler halten 20 bis 30 g Eiweiß tierischer Herkunft täglich für erforderlich, damit die Nahrung ausreicht und richtig ausbalanciert ist. In den Industrieländern stehen durchschnittlich 45 g pro Kopf und Tag zur Verfügung. Fast überall können dort auch die ärmeren Bevölkerungsschichten sich ausreichend tierisches Eiweiß leisten, da nicht nur Fleisch, sondern auch Fisch, Eier, Milch und Milchprodukte zu den hochwertigen Nahrungsmitteln gehören. Im Durchschnitt der Entwicklungsländer stehen aber nur 9, 5 g tierisches Protein pro Kopf und Tag zur Verfügung. Diese geringe Menge ist dazu noch so ungleich verteilt, daß in vielen Regionen die Masse der Bevölkerung fast nie Nahrung tierischer Herkunft erhält.

Die Folgen dieser unzureichenden Eiweißversorgung sind weitreichend und schwerwiegend. Sie reichen von einer allgemeinen Minderung der Leistungsfähigkeit bis zu schweren Krankheiten mit tödlichem Ausgang. Besonders die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit ist oft so sehr herabgesetzt, daß die Leistungskurve schnell abfällt, Arbeitsunfälle häufig sind und eine längere Konzentration auf den Arbeitsablauf nicht erwartet werden kann.

Die Beeinträchtigung jeder Tätigkeit durch Proteinmangel erstreckt sich nicht nur auf den Arbeitsablauf, sondern betrifft vor allem die Ausbildung, übereinstimmend berichten Lehrer aus Entwicklungsländern, daß die Kinder in der Schule nur etwa zwei Stunden am Tag für den Lernstoff aufnahmebereit sind. Aber auch wenn den Schulkindern eine ausreichende Ernährung gestellt werden kann, leiden sie darunter, weil sie als Kleinkinder mangelernährt waren. Neuere Untersuchungen scheinen den Verdacht zu bestätigen, daß Entwicklungsstörungen des Zentralnervensystems durch mangelnde Proteinversorgung in der frühen Kindheit später nicht mehr behoben und ausgeglichen werden können. Die intellektuellen Fähigkeiten bleiben also auch dann reduziert, wenn im späteren Leben eine ausreichende oder gar reiche Ernährung gegeben ist. Die unzureichende Nahrung von heute schafft also Tatbestände, deren negative Auswirkungen die Entwicklung nicht nur weniger Jahre, sondern in der Regel der nächsten Jahrzehnte behindern wird.

Die Zahl der Menschen, um die es hierbei geht, ist bestürzend groß. Nach Schätzungen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF/United Nations International Chil-dren's Emergency Fund) gab es 1965 950 Millionen Kinder auf der Erde, von denen 600 Millionen schlecht oder unterernährt waren.

Die Skala der Maßnahmen, die zur schnellen Schließung der „Eiweißlücke" vorgeschlagen werden, umfaßt viele Lösungen. Sie reicht von der Nahrungsmittelhilfe (Milchpulver, Fette usw.) über eine Steigerung der Viehzucht, der besseren Nutzung der Meere bis zu den modernen Verfahren synthetischer Eiweißherstellung oder der Grünalgenzucht. Eine Darstellung würde diesen Rahmen sprengen

Millionenwerte gehen verloren

Während die Forderung nach mehr und besserer Nahrung seit Jahren zunehmend in das Bewußtsein der Menschen dringt, hat der ebenso alte Vorschlag, die Versorgungslücke dadurch zu schließen, daß man die Verluste bekämpft, die der Menschheit jährlich unvorstellbare Kosten verursachen, relativ wenig Resonanz gefunden. Die Aufnahme des Punktes „Kampf gegen Nahrungsmittelverluste" in das Schwerpunktprogramm der Welternährungsorganisation ist darum nicht nur um der Sache selbst zu begrüßen, sondern berechtigt zu der Hoffnung, daß die notwendigen Anstrengungen schon in nächster Zukunft wesentlich verstärkt werden.

Worum geht es Bodenreserven verkommen in einem geradezu ungeheuren Ausmaß. Verust und Mißbrauch von Boden-und Wasser-peständen, Vergeudung von Arbeit und Zeit, ngenügendes Fachwissen, unsachgemäße Lagerung, Weiterverarbeitung, Beförderung und Vermarktung — alle diese Faktoren bewirken gewaltige Ertragseinbußen und — als direkte Folge — Hunger. Die Erhaltung fruchtbaren Sodens ist der erste Anhaltspunkt für eine Vermeidung von Verlusten. Schon in ältesten Zeiten gab es verödete Moorlandschaften, sumpfgebiete, Heidemoor, kahle Berge, Wü->ten und Steppen, die sich dem Pflug des Be-

auers widersetzten und als Wohngebiete ungeeignet waren, denn außer einigen Wildtieen und von Jagd lebenden wenigen, der No-naden gab es dort keine Lebewesen. Da die Sevölkerungsgruppen damals klein und be-weglich waren und die Auswahl an Land groß und reichhaltig, hatten diese Randgebiete keine Bedeutung. Heute ist die Lage ganz anders. Jeder Hektar bebaubaren Bodens ist wichtig für die Ernährung der wachsenden Menschheit.

Bei einer Untersuchung der Bodenbeschaffenheit und möglichen Nutzung des 6000 km langen Südrandgebietes der Sahara stellte ein FAO-Experte fest, daß die Wüste in den letzten 50 Jahren um 1, 5— 10 km jährlich vorgerückt ist. So erschreckend groß die Verluste an Boden auch sein mögen, sie sind nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Bereich des sinnlosen Verderbs. Wesentlich spürbarer sind die Verluste, die Nagetiere, Insekten, Vögel und Schimmelpilze auf dem Weg vom Feld zum Abfertigungshafen oder vom Lagerhaus zum Markt verursachen. Vorsichtige Schätzungen gelangten zu der Auffassungen, daß durch solche Verluste viele 100 Millionen Menschen mindestens ein Fünftel ihrer Nahrungsmittel verlieren. Konkret heißt das: Dort wo man eigentlich fünf Kinder hätte ernähren können, verhungert jetzt ein Kind. Verteilt man aber die verfügbare Nahrung auf die fünf Kinder, sind alle unterernährt.

Bereits 1963 schätzte Sir Robert Robinson, britischer Nobelpreisträger und Fachmann für Fragen der Schädlingsbekämpfung, die weltweiten Verluste durch Schädlinge, Krankheiten und Verwilderung auf 15 bis 35 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktion, das sind Werte von 24 bis 48 Milliarden Dollar pro Jahr.

In Lateinamerika mit einer Bevölkerung von über 163 Millionen Menschen machen die jährlichen Ertragseinbußen 40 Prozent der gesamten Produktion aus.

Argentiniens Weizenverluste während der Lagerung kamen einer Brotmenge von 400 Millionen kg gleich. Die Gesamtverluste pro Jahr durch Schädlinge, Pflanzeninfektionen und Un-kraut betragen 350 Millionen Dollar. Uruguay verzeichnete 1966 eine Rekordweizenernte von 500 000 Tonnen, hatte jedoch nur Silos für 60 000 Tonnen. Der chilenische Wirtschaftsminister erklärte kürzlich, daß 50 Prozent des Gemüses und 40 Prozent der Früchte auf dem Wege vom Erzeuger zum Verbraucher verlorengehen, da „Organisation und Leistungsfähigkeit im Handel unzureichend sind".

In Afrika betragen die Verluste nach der Ernte im allgemeinen etwa 30 Prozent, obwohl in der „Hungerzeit" vor der Ernte dann wieder viele Millionen Menschen Hunger leiden. 55 Millionen Afrikaner könnten ein Jahr lang von dem Getreide leben, das Ratten, Heuschrecken, Käfer, Motten und unzählige Mikroorganismen vernichten.

In Asien verderben große Reismengen nur deshalb, weil die Reisbauern ihn nicht richtig trocknen. Da ein großer Teil der Ernte zur Begleichung von Schulden an die Zwischenhändler oder als Pacht an die Grundbesitzer geht, interessiert es die Landwirte auch wenig, was mit dem Reis während der Lagerung geschieht. Die Schwierigkeiten werden also nicht nur durch die unzureichenden technischen Verhältnisse hervorgerufen, sondern auch von den sozialen Bedingungen beeinflußt.

Zu den Schädlingen mit der größten Wirkung gehören zweifellos die Ratten. Die gefährlichste Ratte in Afrika, die Rattus natalensis, wirft bereits im Alter von drei Monaten einmal im Monat 10— 20 Junge und kann das viele Jahre hindurch fortsetzen. Ein Paar indische Bandicoots, Ratten so groß wie Katzen, hat innerhalb von zwölf Monaten 900 Nachkommen. 1953/54 gab es in zwei philippinischen Provinzen plötzlich so viele Ratten, daß man 90 Prozent der Reisernte, 20 bis 80 Prozent der Maisbestände und über 50 Prozent des Zukkerrohrs einbüßte. Riesige Mengen Kartoffeln, Erdnüsse, Kürbis, Wassermelonen, Mango und Maniok wurden ebenfalls von ihnen aufgefressen. 200 000 Menschen gerieten dadurch an den Rand des Hungertods.

Verschiedene Vogelarten richten ähnliche Verwüstungen an. Der bei weitem schlimmste Schädling ist ein Vogel mit dem wissenschaftlichen Namen Quelea quelea. Im Aussehen dem Spatzen ähnlich, jedoch mit einem roten Schnabel, hat er so gut wie keine Feinde in der Natur; er ist weitgehend immun gegen Vogelkrankheiten. Allein während einer einjährigen Bekämpfungsaktion im Hauptbrutgebiet — es handelte sich um ein Gebiet von Senegal und Mauretanien bis zum Sudan, nach Äthiopien und Tansania — wurden folgende Mengen ausgerottet: 500 Millionen in Mali, 400 Millionen im Sudan, 193 Millionen in Kamerun und im Tschad, 186 Millionen in Senegal und Mauretanien, 114 Millionen in Niger, 78 Millionen in Tansania. Zusammen mit noch ein paar anderen mehr oder weniger betroffenen Ländern waren es insgesamt über 1, 5 Milliarden Vögel. Jedoch nimmt die Anzahl dieser Schädlinge nicht etwa ab, sondern hat mit den größeren Getreideanbaugebieten weiter zugenommen.

Uber die verheerende Wirkung liegen u. folgende Verlustziffern vor: 1957 in Senegal: 16 000 Tonnen Hirse und 2000 Tonnen andere Feldfrüchte. Schon allein das Getreide hätte mehr als 100 000 Menschen ein Jahr lang ernähren können. 1962 in Indien: Baumwolle im Werte von 720 000 Dollar.

Im Winter 1954/1955 in Marokko: Völlige Vernichtung der Orangenhaine. Bäume und Früchte im Werte von 10 800 000 Dollar wurden vernichtet. 1954 im Sudan: 55 000 Tonnen Getreide, das heißt genug Nahrungsmittel für 300 000 Menschen für ein Jahr. 1959 in Äthiopien: 167 000 Tonnen Korn, vorwiegend in der Provinz Eritrea; innerhalb von einem Monat fraßen Heuschreckenschwärme die Getreideration von einem Jahr für 1 Million Menschen.

Die Bekämpfungskosten von z. Z. 24 Millionen Dollar pro Jahr, die den über 40 betroffenen Ländern entstehen, müssen den direkten Verlusten noch hinzugerechnet werden. Wenn auch die Anstrengungen, die genannten und einige weitere Schädlinge in Schach zu halten, einen großen Einsatz verlangen, so spricht dafür vor allem folgendes Argument:

Die heute zu verzeichnenden Verluste betragen in ihrem Werte das Doppelte oder Mehrfache der gesamten Hilfe, die alle Entwicklungsländer erhalten. Eine Verminderung der Verluste bedeutet eine direkte Vermehrung der Vorräte. Es lohnt sich auch deshalb, den Kampf gegen die Verluste fortzusetzen, weil er die schnellste Methode ist, die Nahrungsmittelversorgung gerade dort am fühlbarsten zu verbessern, wo Hunger, Not und Armut am größten sind.

226 Millionen Arbeitsplätze

Die Welternährungsorganisation hat als weitere Forderung die „bessere Nutzung der menschlichen Reserven" in ihr Schwerpunkt-programm ausgenommen, um so vor allem die wirtschaftliche und soziale Lage der Landbevölkerung menschenwürdiger zu gestalten.

Im Vordergrund stehen zwei Aufgabenbereiche, nämlich — die Ausbildungsund Fortbildungsmöglichkeiten zu verbessern und — für die ausgebildeten Menschen Arbeitsplätze zu schaffen.

Das Problem der zunehmenden Arbeitslosigkeit in den Entwicklungsländern tritt immer stärker ins Bewußtsein der Verantwortlichen — in den Entwicklungsländern selbst und auch bei uns.

Der Generaldirektor der ILO, David A. Morse, hat kürzlich folgende Zahlen bekanntgegeben: „Die Arbeitsplätze haben nicht in dem Maße zugenommen wie die Zahl der Arbeitskräfte. An Millionen von Menschen ist die wirtschaftliche Entwicklung einfach vorbeigegangen. Die von der Internationalen Arbeitsorganisation veranschlagten Zahlen besagen, daß die Weltbevölkerung im Jahre 1970 ungefähr 3600 Millionen erreichen wird, von denen etwa 1510 Millionen Menschen im arbeitsfähigen Alter sein werden.

In unserem Jahrzehnt hat die Zahl der Arbeitskräfte jährlich um 20 Millionen Menschen zugenommen, und man rechnet damit, daß sie im nächsten Jahrzehnt um 28 Millionen Menschen jährlich anwachsen wird. Zwischen 1970 und 1980 wird es über 280 Millionen Menschen mehr im arbeitsfähigen Alter geben, 226 Millionen mehr in den unterentwickelten Gebieten der Erde und 56 Millionen in den höherentwickelten Ländern.

Von diesen mehr als 280 Millionen Arbeitskräften werden etwa 173 Millionen auf Asien, 32 Millionen auf Afrika, 29 Millionen auf Lateinamerika, 18 Millionen auf die Sowjetunion, 17 Millionen auf Nordamerika, 12 Millionen auf Europa und 1, 3 Millionen auf Ozeanien entfallen. Allein der Zuwachs an jugendlichen Arbeitern Unter Jahren wird mit 68 Millionen angegeben, die beinahe alle (64, 5 Millionen) die Arbeiterschaft in den unterentwickelten Gebieten der Erde vergrößern werden." 25)

Man kann sich leicht vorstellen, wie sehr diese Massen die wirtschaftliche Entwicklung behindern werden, wenn sie im bereits personell überbesetzten Landwirtschaftsbereich bleiben. In diesem Fall gibt es kaum Aussichten, die Produktivität des Agrarsektors zu steigern. Eine der ersten Voraussetzungen zur besseren Nutzung der zur Zeit weitgehend brachliegenden Arbeitskräfte aber ist eine Grundausbildung. Auch hier hat die Bevölkerungsexplosion bewirkt, daß die gewaltige Zahl der Menschen die erzielten Erfolge stark beeinträchtigte. Die UNESCO meldet: „Obwohl der Prozentsatz der Analphabeten von 39, 3 °/o im Jahre 1960 auf 34, 8 °/o im Jahre 1970 zurückgehen wird, hat sich die Zahl der erwachsenen Analphabeten von 740 auf 810 Millionen erhöht.

Die Zahl der Kinder, die keine Schule besuchen, ist größer als diejenige der Schulkinder. Schüler und Studenten lehnen in der einen oder anderen Form die Art der Bildung ab, die ihnen angeboten wird. Der Inhalt der Bildung und die Strukturen des Bildungswesens entsprechen nicht den heutigen Anforderungen. Der Schulerfolg liegt in allen Einrichtungen des Bildungswesens im Durchschnitt unter 50 °/o. Die Einheitskosten im Bildungswesen steigen. Wachsende Arbeitslosigkeit unter Absolventen weiterführender Einrichtungen und ein steigender Mangel an Fachkräften bestehen nebeneinander. Für zwei Drittel der 300 Millionen jungen Menschen, die in den siebziger Jahren mit einer Ausbildung auf den Arbeitsmarkt kommen werden, die sie während der Ersten Dekade erworben haben, werden neue Arbeitsplätze geschaffen werden müssen."

Es iss hier nicht der Ort, die mit diesem Problem zusammenhängenden Schwierigkeiten auch nur teilweise zu erörtern. Der Hinweis auf die enge Abhängigkeit einer modernen, leistungsfähigen Landwirtschaft in der Dritten Welt von der Lösung des Bildungs-und Beschäftigungsproblems muß daher genügen

Handel statt Hilfe

Der fünfte Bereich des Schwerpunktprogramms sucht die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung des Handels der Entwicklungsländer zu lenken. Besonders zwei Aspekte möchte die Welternährungsorganisation berücksichtigt wissen, weil sie auch davon eine Verbesserung der Landwirtschaft in der Dritten Welt erwartet. Es sind dies:

— die Steigerung des Deviseneinkommens durch Agrarexporte, — die Ersetzung von Nahrungsgüterimporten durch mehr Eigenproduktion und eigene Verarbeitung.

Auch hier können die Einzelheiten der zahlreichen Schwierigkeiten, mit denen der Handel der Entwicklungsländer zu kämpfen hat, nicht dargestellt werden. Vieles darf jedoch durch die Berichterstattung über die beiden Welthandelskonferenzen in Genf und New Delhi als bekannt vorausgesetzt werden.

Im Vordergrund aller Überlegungen stehen zwei Tatsachen:

1. Der Anteil der Entwicklungsländer am Welthandel ist von 29, 7 Prozent im Jahre 1948 auf 19, 1 Prozent im Jahre 1966 zurückgegangen.

2. Die Terms of Trade, das heißt, die Meßzahl, welche den Wert der Waren, die exportiert werden, in einen Vergleich zu denen stellt, die importiert werden, haben sich wegen des Preisverfalls vieler Agrarexporte und des gleichzeitigen Anstiegs der Preise für Industriewaren sehr verschlechtert. Der Index für Agrarprodukte (ohne Nahrungsmittel) ist in den Jahren 1957— 1967 um 25 Prozent gesunken

Kritik ruft auch der Umstand hervor, daß sich die Industrieländer nicht zu einer „weltweiten Arbeitsteilung" bereit erklären und den Entwicklungsländern auf ihren ureigensten Produktionsgebieten Konkurrenz machen. FAO-Generaldirektor Boerma hat dazu im Frühjahr 1968 in einer Rede in Tunis gesagt: „Ein weiterer Rohstoff, der unsere besondere Aufmerksamkeit verdient, ist der Zucker. Ein Bericht, den ich vor einigen Wochen las, enthält die Feststellung, das , Zucker das einzige landwirtschaftliche Erzeugnis ist, das eine beträchtliche Steigerung der Exporterlöse der Entwicklungsländer bewirken könne, wenn die politischen Stützungsmaßnahmen in den Industrieländern dafür vermindert würden'. Mein Freund und Kollege, der Generalsekretär der Welthandelskonferenz, drückte sich zu dieser Frage etwas aus, er sagte: , Wenn bildlicher als es tatsächlich die Absicht gewesen wäre, eine Lage zu schaffen, die den Außenhandel der Entwicklungsländer ernsthaft stören würde, wäre nichts zweckmäßiger gewesen, als die Lage zu schaffen, die heute auf dem Zuckermarkt herrscht. Zum Nachteil der mit niedrigeren Kosten produzierenden Entwicklungsländer fördern die Industrienationen ihre eigene Produktion trotz Höchstkosten.'Wir alle verstehen die Gründe für landwirtschaftliche Schutzmaßnahmen. Trotzdem ist das Zucker-beispiel ein Fall, in dem Schutzmaßnahmen die Industrieländer meiner Ansicht nach in eine Lage gebracht haben, die unhaltbar ist, gleichgültig ob man sie unter weltwirtschaftlichen oder unter ethischen Aspekten betrachtet. Weit mehr als bei jedem anderen Rohstoff spottet diese Lage der Theorie der komparativen Kosten Hohn, weil sie die Reichen zum Nachteil der Armen begünstigt. Obwohl diese Feststellung auf wenig Gegenliebe bei den Zuckerrübenanbauern stoßen wird, entspricht sie dennoch der Wahrheit."

Um die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte in den Entwicklungsländern zu fördern, die Errichtung von Düngemittel-und Land-maschinenfabriken zu unterstützen und andere Maßnahmen zur Deviseneinsparung durchzuführen, hat die FAO schließlich ein „Industrie-programm" aufgebaut, das private Firmen zu Investitionen veranlassen soll. Die ersten Erfolge des FAO/Industry Cooperative Program zeigen, daß hiermit ein wirksamer Weg eingeschlagen worden ist

Weltleitplan für die Landwirtschaft

Die FAO wird ausführliche Dokumente zu den hier kurz erläuterten Bereichen ihres Schwerpunktprogramms zusammen mit einem „Weltleitplan für die Landwirtschaft" (World Indicative Plan for Agricultural Development) auf dem II. Welternährungskongreß vorlegen, der im Juni 1970 in Den Haag stattfinden wird. Dort wird sich zeigen, ob die Mitgliedstaaten der Organisation bereit und in der Lage sind, die bisherigen Bemühungen besser koordiniert fortzusetzen, um mit einer „Strategie gegen den Hunger" die notwendigen Einzelmaßnahmen zu einer einzigen gewaltigen Anstrengung umzuformen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Hier seien folgende Publikationen genannt: Die Welternährungskrise, hrsg. von der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, Reinbek 1968; Henry Borsook, Der Hungrige kann nicht warten, München 1968; Jürgen Heinrichs, Hunger und Zukunft, Göttingen 1969; Georg Picht, Mut zur Utopie, München 1969; Hermann Höcherl, Die Welt zwischen Hunger und Überfluß, Stuttgart 1969; Strategie gegen den Hunger, hrsg. von der Deutschen Welthungerhilfe, München 1969.

  2. Vgl. Picht, a. a. O., S. 144.

  3. Vgl. Höcherl, a. a. O„ S. 11.

  4. Vgl. Höcherl, a. a. O., S. 48.

  5. Vgl. Die Welternährungskrise, S. 2.

  6. Leider ist in der deutschen Berichterstattung über den „vorsichtigen Optimismus" (cautious optimism) des FAO-Generaldirektors sehr häufig das Adjektiv „vorsichtig" weggelassen worden, so daß die positiven Aspekte unzutreffenderweise stark im Vordergrund standen.

  7. In der Bundesrepublik ist die Deutsche Welthungerhilfe als Komitee für die FAO/Freedom from Hunger Campaign geschaffen worden; Anschrift: 53 Bonn, Adenauerallee 45.

  8. Der englische Begriff „Walk for Development" ist besser, aber, wie vieles, unübersetzbar.

  9. Der erste deutsche Hungermarsch, der für den 5. Oktober d. J. in Kiel vorgesehen ist, hat beim Abschluß des Manuskripts noch nicht stattgefunden.

  10. Von der deutschen Industrie sind beteiligt: Gebr. Claas Maschinenfabrik GmbH., Farbwerke Hoechst AG, Klöckner-Humboldt-Deutz-AG und Krauss-Maffey AG.

  11. Vgl. Artikel im Wall Street Journal v. 24. März 1969 und Text der Botschaft des amerikanischen Präsidenten vom 27. Mai 1968 im „Handbuch der Entwicklungshilfe", Teil USA.

  12. Das letzte Dienstjahr des FAO-Generaldirektors Sen (Indien) war von starken Dissonanzen in der internationalen Presse begleitet worden, vgl. insbesondere die Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung vom 23. April 1966, 1. August 1967, 17. Oktober 1967, ferner Handelsblatt v. 3. /4. 11. 1967 und Die Zeit vom 26. 8. 1966.

  13. Die Bundesregierung, nach den USA der zweitgrößte Beitragszahler der FAO, ist darin durch den Leiter des FAO-Referats im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vertreten.

  14. Die folgende Darstellung stützt sich auf eine Rede, die der Beigeordnete Generaldirektor der FAO, Prof. Dr. Fischnich, am 8. Mai 1969 vor dem Verband Deutscher Diplomlandwirte in Bad Godesberg gehalten hat.

  15. Der englische Begriff ist high-yielding varieties.

  16. Vgl. außer den in Anm. 1 genannten Veröffentlichungen die Aufsatzsammlung „Materialien zum Welternährungsproblem", Nr. 1/69, mit Beiträgen von Mullick und Matzke, hrsg. von der Deutschen Welthungerhilie, Bonn. Interessant sind auch die Ausführungen von W. P. Feistritzer, Agricultural research and propagation of improved seeds, in: Almanach 69, hrsg. von der Deutschen Stiftung für Entwicklungsländer, Berlin.

  17. Die folgenden Ausführungen stützen sich auf Material, das Clifton R. Wharton Jr. in Foreign Affairs, Vol. 47, Nr. 3, April 1969, S. 464- 476 unter dem Titel „The Green Revolution" veröffentlicht hat. Eine deutsche Übersetzung dieses Beitrags erscheint im Taschenbuch „Strategie gegen den Hunger" (vgl. Anm. 1).

  18. Das oft verwandte Argument, daß dort, wo Hunger herrsche, alles gegessen werde, liegt neben der Sache. Es geht bei der Lösung des Welt-ernährungsproblems zunehmend um die Voraussetzungen für normale Versorgung. (Auch darf daran erinnert werden, daß in den Notjahren nach Kriegsende in Deutschland häufig Maisbrot und Pferde-fleisch trotz akuter Mangelsituation zurückgewiesen wurden.)

  19. Das Thema „Sonntagsarbeit" für moderne Schichtindustrien war auch bei uns jahrelang Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen!

  20. Vgl. hierzu und für die folgenden Angaben die Arbeiten von Jürgen Heinrichs; zuletzt in: Studium Generale 22 (1969), S. 649— 664, Ansichten zum Welt-ernährungsproblem.

  21. Vgl. Heinrichs, a. a. O., S. 652 ff.; ders., Hunger und Zukunft, S. 13; „Welternährungskrise", Studie der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, S. 27; Borgstram, Der hungrige Planet, 1967, S. 40 ff.

  22. Die genannten Publikationen geben ausgezeich-iete Darstellungen. Vgl. weiterhin Henry Borsook, er Hungrige kann nicht warten, 1968, S. 146 ff.

  23. Die folgenden Zahlenangaben beruhen auf z. T. inveröffentlichten FAO-Dokumenten und der Bro-chüre „Food Losses", 1969, hrsg. von der FAO‘reedom from Hunger Campaign. Eine deutsche Jbersetzung ist bei der Deutschen Welthungerhilfe n Vorbereitung. Vgl. auch den Aufsatz „Verderb edeutet Hunger" in: Strategie gegen den Hunger, . o. Anm. 1.

  24. Die Tabelle ist der von der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler herausgegebenen Studie Welternährungskrise, S. 41, entnommen.

  25. Zitiert aus dem Beitrag von Erika Wolf, Selbsthilfe durch neue Arbeitsplätze, in: Strategie gegen den Hunger.

  26. Weitere Einzelheiten, vgl. Anm. 25.

  27. Weitbankbericht 1968, S. 64.

  28. Wall Street Journal vom 24. März 1969.

Weitere Inhalte

Bernd V. Dreesmann, 32 J., Studium der Rechte und Pol. Wissenschaften, 1960 61 Stipendiat des Johns-Hopkins Bologna Center, 1966 69 Justitiar und stellv. Leiter der Abteilung „Grundsatzplanung, Verbindung und Offentlichkeitsarbeit“ der Deutschen Stiftung für Entwicklungsländer, seit April 1969 Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe, des FAO-Komitees für die Bundesrepublik Deutschland. Veröffentlichungen: Probleme der Bevölkerungsexplosion, 1968; Strategie gegen den Hunger (Hrsg.), 1969.