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Die Widerstandsbewegung und ihre Problematik in der zeitgeschichtlichen Darstellung Das Vermächtnis und seine Schwerpunkte | APuZ 28/1965 | bpb.de

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APuZ 28/1965 Die Bedeutung der Widerstandsforschung für die allgemeine zeitgeschichtliche Forschung Die Widerstandsbewegung und ihre Problematik in der zeitgeschichtlichen Darstellung Das Vermächtnis und seine Schwerpunkte Der 20. Juli im Wehrkreis II (Stettin). Ein Beispiel für den Ablauf des Staatsstreichversuches im Reich

Die Widerstandsbewegung und ihre Problematik in der zeitgeschichtlichen Darstellung Das Vermächtnis und seine Schwerpunkte

Thilo Vogelsang

In den Jahren des deutschen Zusammenbruches nach 1945 und der Zeit der politischen Ohnmacht waren Teilnehmer und Überlebende der Widerstandsbewegung der Meinung, daß dem deutschen Volke ein gewichtiges geistiges Erbe zu übermitteln sei. Sie bekundeten ihre Überzeugung 1) , daß „in der deutschen Widerstandsbewegung, in der Vielfalt der Kräfte, die sie an den Tag gebracht hatte, in der Gesinnung, die sie trug, ... in der Haltung, die ihre führenden Persönlichkeiten in der Verfolgung und im Sterben zeigten, ... eine neue geistige Wirklichkeitgeschaffen war", an die das Denken und Handeln der Deutschen auf politischem, geistigem und moralischem Gebiete künftig anknüpfen könne und solle Und zugleich erhob sich die Frage, wo und mit welchen Mitteln das Wissen um den deutschen Widerstand und sein Vermächtnis zu pflegen und zu verankern sein würde. Daß dabei nur wenig Zeit für Besinnung und Werbung um Verständnis zur Verfügung stehen werde, ergab sich aus dem nicht mehr korrigierbaren Faktum einer durch den Kriegsausgang völlig gewandelten und sich im rasanten Tempo weiter verändernden Welt.

Dennoch: ein fruchtbarer Boden harrte seiner Bearbeitung. Blicken wir zurück auf die Entwicklung der deutschen Zeitgeschichte als Wissenschaft, wie sie bald nach dem Zweiten Weltkriege in der Bundesrepublik inauguriert worden ist, dann müssen wir feststellen, daß der Erlebnisgehalt und der Problem-reichtum der Widerstandshaltung einzelner und von Gruppen gegen die nationalsozialistische Herrschaft die ersten Impulse zur Konstituierung dieser jungen Disziplin der „Zeithistorie" beigetragen haben. Denn „Zeitgeschichte" wurde damals, in den Anfängen des Neubesinnens, mit der „Geschichte der nationalsozialistischen Zeit" gleichgesetzt, und die Erforschung des Widerstandes schien unter allen Einzelthemen eine hohe Dringlichkeitsstufe zu besitzen. Ja, einige der Initiatoren des Münchner Institutes haben um 1947/48 sogar gehofft, die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem verborgenen, dem „anderen Deutschland" der Regimegegner könne sich gegebenenfalls, würden bald die Ergebnisse bekannt, auch politisch zum Wohle des am Boden liegenden Vaterlandes auswirken.

Bereits vor dem Einsetzen ernsthaft methodischer Bemühungen wurde freilich aus den ersten Veröffentlichungen am Ende der vierziger Jahre (Gisevius, Pechei, Schlabrendorff, Hassell-Tagebücher) ersichtlich, daß die deutsche Widerstandsbewegung nur schwer als ein einheitliches historisches Phänomen zu fassen und zu werten sein würde. Auch fehlte ihr im Gegensatz zu Resistance und Resistenza das die Menschen verbindende Leitmotiv der nationalen Abwehr, denn die Auflehnung in Deutschland richtete sich ja nicht gegen eine unrechtmäßige Fremdherrschaft, sondern gegen das, was die 1933 scheinbar „legal" zur Regierung gelangten Machthaber als „Staatsinteresse" betrachteten, sowie gegen die Praktiken, die diese im Namen des deutschen Volkes im Inlande und bald auch in den eroberten Gebieten anwandten. Es war sehr oft mehr ein „Widerstand vom Geiste her" (Adolf Grimme), und im Grunde drängte, wie Ernst Jünger aus früher Sicht wohl richtig beobachtet hat, nicht so sehr „die politische Substanz" zum Zuge, „sondern die moralische". Die Problematik in ihrer ganzen Vielschichtigkeit wurde also frühzeitig aus den ersten Publikationen erkennbar. Vor allem war der Widerstand als „Personenverband" (als die „Summe" aller Beteiligten) herkunftsmäßig aus den verschiedensten Gründen keineswegs mehr identisch mit den früheren Gegnern der NSDAP aus der Zeit vor 1933. Der persönliche Erfahrungsgehalt einzelner Menschen, auch derjenige einstiger Anhänger des Nationalsozialismus und sog. „Steigbügelhalter" deutschnationa-ler Provenienz, kam hier als neues Element hinzu und würde fortan von der Forschung zu berücksichtigen sein. Der Widerstand begriff in sich ein weites Feld von Unrecht-Erduldung, betonter Abstinenz, „innerer" Emigration, mutigem Bezeugen des christlichen Glaubens, politischer „Sabotage" im Alltag wie in den Ämtern und gezielter aktiver Betätigung. Er reichte von der instinktiven stillen Ablehnung, der Solidarität oder — lebensgefährlichen — Hilfeleistung gegenüber Verfolgten, der heimlichen Organisation Gleichgesinnter bis zur Bereitschaft, die Dinge gewaltsam zu ändern, oder gar der Planung, wie der zu erneuernde Staat nach einem Umsturz auszusehen haben werde.

Auf diese „späten" Entwicklungsstufen, auf die geschichtlich gewordenen letzten Konsequenzen entschlossener Zirkel, vor allem prominenter Politiker und Militärs, richteten sich aber die ersten Anstrengungen publizistischer und wissenschaftlicher Durchdringung. Das war begreiflich, denn hier trat die Dramatik der zu treffenden Entscheidungen am deutlichsten zutage und war die Dynamik der treibenden Kräfte am besten zu spüren. So stand der Weg der deutschen Opposition zum 20. Juli 1944 von Anfang an im Vordergründe des Interesses, nicht zuletzt auch aus politischen Gründen, galt es doch, bestimmte Vorurteile der westlichen Siegermächte gegenüber den Männern des Widerstandes abzubauen oder zumindest zu deren Abbau beizutragen. Dabei ergab sich freilich die Gefahr, daß möglicherweise andere Zweige und Formen des Widerstandes vernachlässigt, ja unterbewertet werden würden. Noch 1953 hat sich ein Forschungsbericht bewußt zu einer solchen Begrenzung bekannt und hervorgehoben, daß anderweitige Widerstandsäußerungen, wie etwa die Opposition der Kirchen oder die „Untergrundbewegung der Kommunisten", außer Betracht gelassen werden sollten

Natürlich war das keine unredliche Absicht. Wenn der Verfasser jenes Forschungberichtes seinerzeit betont hat, sich auf diejenige Erhebung beschränken zu wollen, „die ernsthaft den Sturz des Diktators und einen völligen Wechsel des von ihm geprägten Regimes vorbereitete und schließlich mit Gewalt durchzusetzen suchte, „dann lag darin auch ein aktueller und zwingender Grund verborgen". Die damaligen Vorbereitungen zur Wieder-bewaffnung mitsamt ihrer leidenschaftlichen Debatte im Inlande hatten nämlich die Problematik des „verbrecherischen Befehls", der Eidesleistung und des militärischen Gehorsams vor einer breiten Öffentlichkeit neu aufgeworfen. Zugleich war auch — in den ersten 50er Jahren — die innenpolitische Interpretation des Vermächtnisses der deutschen Opposition auf divergierende Wege geraten, wobei man sich gern der Frage der europäischen Verteidigung und der deutschen Wiederbewaffnung als willkommenem Ansatzpunkt bediente und die Nuancen der unterschiedlichen Deutungen jeweils in Beziehung standen zu der politischen oder ideologischen Plattform. Und schließlich hatte der Braunschweiger Remer-Prozeß 1952 offenkundig gemacht, daß die gesetzlich fundierte Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik Angriffe auf die moralische Substanz des Widerstandes, ja seine Verächtlichmachung nicht zu verhindern vermochte. Es ist daher kein Zufall, daß von diesem Prozeß des Jahres 1952 die ersten Versuche datieren, von der theologischen, philosophischen und historischen Seite her das „Widerstandsrecht" (das Recht zum Widerstand), seine Anwendbarkeit und seine Grenzen zu definieren.

So blieb der historiographische Schwerpunkt „ 20. Juli 1944" bis in unsere Tage hinein anerkannt. Denn von nun an galt es nicht nur zu forschen und darzustellen, sondern es ging zusätzlich darum, Begriffe und Standpunkte zu klären, einmal um Diffamierungen des Widerstandes durch rechtsradikale und unbelehrbare Gruppen entgegentreten zu können, zum anderen aber um den militärischen Planern, denen das „innere Gefüge" der künftigen deutschen Streitkräfte zu einer wichtigen Aufgabe geworden war, zu helfen. Gerade an diesen Pflichten ist einmal mehr abzulesen, daß die zeitgeschichtlichen Bemühungen sich niemals in wertfreien Räumen abspielen können. Gegenüber den Problemen der politischen Gesittung kennt die Zeitgeschichte als Disziplin keine Neutralität

Widerstand in der Wehrmacht

Bezüglich des militärischen „Sektors” unseres Berichtes ist zunächst von den Erlebnisbüchern Beteiligter auszugehen, darunter ehemaliger Offiziere, die bis 1944 an irgendeiner Stelle mit dem militärischen Widerstand verbunden gewesen waren. Daß diese Berichte zu einem sehr großen Teile in Schweizer Verlagen erschienen sind oder erscheinen mußten, lag nicht zuletzt an Schwierigkeiten, die mit der Praxis der damaligen alliierten Publikations-und Nachrichtenkontrolle zusammenhingen. Schon zum Jahre 1946 sind die umfassenden Aufzeichnungen von Hans-Bernd Gisevius und Fabian von Schlabrendorif zu nennen, die wiederum durch die nachgelassenen Tagebücher Ulrich von Hassells eine gediegene Ergänzung fanden. In der britischen Besatzungszone konnte der Oberst a. D. Wolfgang Müller seine Broschüre „Gegen eine neue Dolchstoßlüge. Ein Erlebnisbericht zum 20. Juli 1944" ebenfalls schon 1947 herausbringen. Der Widerhall dieser Publikationen ist jedoch in jenen Jahren der Existenznot und politischen Betäubung nur sehr gering gewesen; geistige Aufnahmebereitschaft zeigte lediglich eine kleine Zahl politisch und historisch Interessierter, die allerdings durch alle Altersschichten hindurchging. Immerhin waren jetzt ein erster Wissensdurst und eine bescheidene Diskussionsfreude geweckt worden, die sich keineswegs zufällig auf inzwischen immer wieder genannte Namen bezogen: Beck und Canaris zunächst und bald darauf auch Rommel. Besonders die Person des populär gebliebenen Feldmarschalls erschien als ein geeignetes Medium, um mit ihrer Hilfe die verbreitete Verfemung des deutschen Soldatenstandes aufzulockern und zugleich dem Mißtrauen und der Verstocktheit gegenüber der Widerstandsbewegung zu begegnen. Hierher gehören die 1949 herausgekommenen Werke Hans Speidels und Wilhelm Ritter von Schramms, die beide den 20. Juli 1944 in Frankreich miterlebt haben Etwas später hat dann Helmut Krausnick die Skizze einer, wenn auch in Grenzen bleibenden, Widerstandshaltung Rommels gegeben Aus den wenigen, aber wesentlich nachgelassenen Papieren des Generalobersten Beck versuchte der Kriegshistoriker Wolfgang Foerster ein eindringliches Bild der oppositionellen Haltung des Generalstabs-chefs während der 30er Jahre zu zeichnen

daneben schrieb Karl-Heinz Abshagen die erste Canaris-Biographie und beleuchtete damit die Rolle des großen Abwehr-Apparats im OKW als des „technischen Zentrums" während der ersten Phasen im heimlichen Kampfe gegen Hitler

Inzwischen hatte die Sammlung und Aufbereitung von Dokumenten in der Bundesrepublik ihren Anfang genommen; in München begann das „Institut zur Erforschung der nationalsozialistischen Zeit" (heute: Institut für Zeitgeschichte) mit seiner Tätigkeit. Gleichzeitig aber hoben sich bei den Überlieferungsträgern der Opposition neue Tendenzen ab: die Vorstellung von der „Einheit" des Wollens begann zu zerfließen. In seinem 1949 abgefaßten Forschungsbericht über die Literatur zum deutschen Widerstand sah sich Paul Kluke zu der Feststellung veranlaß* daß die Überlebenden der sozialistischen Gruppen dazu neigten, „sich von der damaligen Vernunftehe mit den Generalen, den . bürgerlichen' Persönlichkeiten loszusagen, und, ohne eine scharfe Verurteilung dieser Gruppen auszusprechen, doch den entscheidenden Anteil der sozialistischen Gedankenwelt und der Bereitschaft der Parteiorganisation hervorzuheben". Nur noch bittere Verurteilung fände der 20. Juli „in kommunistischen Kreisen, denn Beck und seine Gesinnungsgenossen . stellten nur eine andere Spielart des deutschen Imperialismus dar'". Diese letztgenannte Äußerung war typisch für die innerdeutsche Entwicklung nach 1946/47 und kam bereits einer klaren ideologischen Kampfstellung gleich, die im übrigen von Seiten der kommunistischen Geschichtswissenschaft in Ost-Berlin bis in unsere Tage keinerlei Veränderung mehr erfahren hat, sieht man von der Variante in der Haltung gegenüber der Person Stauffenbergs ab.

Zu Beginn der 50er Jahre konnte die Erforschung des militärischen Widerstandes vertieft werden. Auf die Rückkehr beschlagnahmter Dokumente aus dem Auslande zu warten, war in diesem Falle nicht unbedingt erforderlich, denn die wenigen einschlägigen Unterlagen waren 1944 in Zossen von der Gestapo beschlagnahmt worden und blieben verloren, und es schien unwahrscheinlich zu sein, daß in den regulären deutschen Wehrmachts-und Heeresakten noch etwas Wesentliches über Planung und Teilnehmer an der Opposition auftauchen würde. In München etablierte sich ein Arbeitskreis von Offizieren, Theologen, Historikern und Juristen („Europäische Publikation") in Verbindung mit dem Institut für Zeitgeschichte, wo sich inzwischen laufend neue Befragungsprotokolle und Niederschriften Beteiligter, auch zu Widerstandsfragen, ansammelten. Der Arbeitskreis versuchte systematisch in — später abgedruckten — Gesprächen die Probleme der Rechtslage im Terrorstaat, des Landesverrats, des Widerstandsrechtes und des Eides zu klären. Als Ertrag dieser vereinigten Bemühungen erschien 1956 ein erster Band mit den Protokollen der genannten Gespräche, dreier Gutachten zum Widerstandsrecht und zum Eid (aus juristischer, katholischer und evangelischer Sicht) und den bis zum Frühjahr 1940 reichenden Untersuchungen Helmut Kraus- nicks („Vorgeschichte und Beginn des militärischen Widerstandes gegen Hitler“) und Kurt Sendtners („Die deutsche Militäropposition im ersten Kriegsjahr"). In ihnen war neben der stattlich angewachsenen Erinnerungs-und Sekundärliteratur eine große Zahl von privaten Quellen und Befragungsniederschriften verarbeitet worden. Ein zweiter Band erscheint im August dieses Jahres. Er wird Beiträge von Rudolf Bogatsch („Politische und militärische Probleme nach dem Frankreich-feldzug"), Heinrich Uhlig („Das Einwirken Hitlers auf Planung und Führung des Ost-feldzuges" und „Der Verbrecherische Befehl" — eine Studie über den Kommissarbefehl mit Diskussion und Dokumentenanhang), Hermann Graml („Die deutsche Militäropposition vom Sommer 1940 bis zum Frühjahr 1943") sowie Helmut Krausnick /Hermann Graml („Der deutsche Widerstand und die Alliierten") enthalten 1953 kam Wilhelm Ritter von Schramm mit einer Arbeit über die Auswirkungen des 20. Juli in Frankreich heraus, wobei er neben dem Kriegstagebuch des Ober-befehlshabers West ebenfalls Befragungsmaterial und private Aufzeichnungen hatte verwenden können

Natürlich stießen die Autoren der „Vollmacht des Gewissens" zwangsläufig auch an die scheinbaren „Grenzfälle" des landläufigen Verratsbegriffes vor. Sie sind ihnen nicht ausgewichen. Sie behandelten das Gesamtverhalten des Admirals Canaris ebenso wie die Rolle des Obersten (und späteren General-majors) Oster, gegen den bis heute — allzu-oft fern der Öffentlichkeit — schwere Vorwürfe über seinen von Gestapohand erlittenen Tod hinaus erhoben werden.

Sozialistische Widerstandsgruppen

Entwickelte sich die militärische Opposition zu einem Widerstand dadurch, daß einzelne Offiziere seit 1934 und 1938 das Versagen der Armee und ihres Standes schmerzlich registrierten, dann die polizeistaatlichen Auswüchse des Regimes, die auf den Krieg zusteuernde Machtpolitik Hitlers sowie die Verbrechen eben dieses Krieges erleben mußten, und nunmehr, den politischen und moralischen Untergang des Vaterlandes vor Augen, zur organisierten Tat schritten, so verlief die Entwicklung im „zivilen" Sektor der Nicht-Uniformierten völlig anders. Um die Führer* der Reichswehr bzw. Wehrmacht hat Hitler bekanntlich bis zu jener durch die Fritsch-Krise markierten Zäsur auf die ihm eigene Art „geworben", und sein im Grunde stets unsicheres Gebaren ihnen gegenüber — jedenfalls bis 1938 — ist den wenigen und zurückhaltend taktierenden sozialistischen Zirkeln nicht verborgen geblieben. Hier wußte man nur zu klar, daß ohne die Waffenträger kein Umsturz, geschweige denn ein Neuaufbau bewerkstelligt werden könnte.

Diese Bezogenheit war grundlegend von Anfang an, was zugleich erklärt, daß es „reine" Monographien über den Widerstand sozialistischer Gruppen schwerlich geben kann. Die Geschichte des sozialistischen Widerstandes in Deutschland ist, will man nicht in Einzelheiten stecken bleiben, eine Geschichte der „Querfronten" und der Verbindungslinien gewesen — eine Erkenntnis, die nicht immer bequem sein mag. Andererseits hatten die führenden Persönlichkeiten dieser Kreise den Generalen und Obersten, ja selbst bürgerlichen Politikern zweifellos die größere politische Erfahrung voraus, das praktische Wissen um in bestimmten Augenblicken notwendig zu tuende Dinge — und den Kontakt zur Arbeiterschaft für den Fall, der einmal erforderlich werden würde. Bei den Sozialdemokraten, Gewerkschaftlern und Führern der christlichen Arbeiterschaft, die im Laufe der 30er Jahre durch vorsichtige Fäden miteinander verbunden wurden, gab es keinen Konflikt um Eid und Gehorsam zu früherer oder späterer Stunde; sie waren Gegner Hitlers geblieben wie vor 1933, freilich mit dem Unterschied, daß sie sich inzwischen entschieden hatten, ihrem Verhalten und ihrer Aktivität andere Formen zu geben.

Es überrascht somit nicht, wenn sich die Literatur, auch die wissenschaftliche, auf diesem Sektor hauptsächlich im Genre der Biographie präsentiert. Es handelt sich um eine verhältnismäßig früh einsetzende Welle, ausgehend von Zeitungsartikeln der letzten 40er Jahre über die instruktive Aufsatzfolge Otto Johns in der Zeitschrift „Blick in die Welt" bis zu den ausführlicheren Würdigungen Carlo Mierendorffs und Theodor Haubachs durch Carl Zuckmayer oder Adolf Reich-weins durch Hans Bohnenkamp Noch umfangreichere Arbeiten über Haubach, Reich-wein und Wilhelm Leuschner sind später veröffentlicht worden Wir nennen ferner die Editionen überkommener Schriften, Reden, Briefe und anderer Aufzeichnungen, wie sie etwa Annedore Leber für ihren Mann Julius Leber und die Freunde Mierendorffs veranstaltet haben. Hier spielt das persönliche Vermächtnis und seine Bewahrung gegenüber der Öffentlichkeit eine betonte Rolle. Schließlich haben wir noch die Erinnerungsbücher der älteren Generation zu erwähnen, die sich im zeitgeschichtlichen Quellenfundus behauptet haben und teilweise zu unserer Thematik in Beziehung stehen: Adolf Keil (1947/48), Paul Löbe (1949), Carl Severing (1949/50), der christliche Gewerkschaftler Josef Joos (1958) und manche andere.

Indem wir von sozialistischer Opposition und sozialistischem Widerstand sprechen, drängt sich ein weiteres Problem auf. Ich meine die Frage der politischen Aktionseinheit als taktischer Notwendigkeit für den Kampf in der Gegenwart von „damals" und als Konsequenz für ein künftiges Handeln am Tage „danach". Wir wissen, daß in Österreich die innenpolitische Todfeindschaft der 30er Jahre sich, geläutert durch das gemeinsame Leid im KZ Mauthausen, nach 1945 zur Wiederaufbaugemeinschaft der beiden großen Parteien ÖVP und SPÖ gewandelt hat, daß Jakob Kaiser, ehemals Exponent des linken Flügels der Christlichen Demokraten, zwischen 1945 und 1947 von Berlin aus die Meinung vertrat, die Widerstandsbewegung „als überparteiliche Gemeinschaft" verpflichte dazu, die Aufgaben der Nachkriegszeit durch die Sammlung der leider wieder auseinanderstrebenden Kräfte zu meistern und daß ebenfalls jenseits der Elbe beim zwangsweise erfolgten Zusammenschluß von SPD und KPD in der sowjetischen Zone (1946) der Hinweis auf die Gemeinsamkeit des zurückliegenden „antifaschistischen Widerstandskampfes" zum Teil aufgeschlossene Ohren gefunden hat. Im letzteren Falle lag ein offener Wunsch an die Zeitgeschichte vor, der ernsthaft kaum in Erfüllung gehen konnte, denn Sozialisten und Kommunisten gingen nach 1933, in die Illegalität gedrängt und durch das Ausweichen ihrer Führungen ins Ausland geschwächt, auch weiterhin ihre getrennten Wege. „Nicht einmal in der Zeit der , Volksfront‘-Politik (1936— 1939)", schreibt Hans Rothfels, „trat eine wirkliche Verständigung ein" Um so mehr legt natürlich die ideologisch bestimmte Geschichtsschreibung in der sowjetischen Zone Deutschlands heute Wert darauf, die wenigen kleinen militanten Sonderzirkel, die sich innerlich von den „überholten Parteibegriffen" (Rothfels) gelöst hatten, sowie die geringen tatsächlichen Kontaktversuche zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten von lediglich örtlicher Bedeutung (am Ende des Krieges) in eine übergeordnete Verbindung mit den ebenfalls regional arbeitenden Sabotagetrupps kommunistisch gelenkter Kader zu bringen (Gruppen um Saefkow, Jacob, Bästlein u. a.) Daß die KPD die einzige wirksame und dazu vom Volke beauftragte Trägerin des deutschen Widerstandes gewesen sei, ist dort zu einem Dogma erhoben worden.

Eine Sonderstellung nimmt bis heute die Widerstandsgruppe „Rote Kapelle" ein, gekennzeichnet etwa durch die Namen Harro Schulze-Boysen, Arvid und Mildred Harnack (auch Adam Kuckhoff gehörte dazu), die während des Krieges u. a. die Sowjetunion mit militärischen Nachrichten versehen hat. Anklägerische Schriften (so von dem früheren Generalrichter Manfred Roeder 1952) sind nicht ausgeblieben, und die Diskussion über die Rote Kapelle hat zweifellos unter bestimmten Erscheinungsformen des Kalten Krieges gelitten. Würdigende Worte für die Menschen dieser zahlenmäßig großen Gruppe hat Adolf Grimme gefunden und auch Hans Rothfels hat ausdrücklich betont, daß eine „summarische Abschüttelung der Männer und Frauen dieses Kreises als bloße Kreml-Agenten und daher nicht zum Bereich der echten Opposition gehörig" keineswegs am Platze sei.

Goerdeler, die Kreisauer und Stauffenberg

Paul Kluke hatte wohl richtig beobachtet, als er in seinem erwähnten Forschungsbericht schrieb, daß mit dem „zunehmenden Macht-verfall Deutschlands" — der zeitlich mit den raumgewinnenden Erfolgen der Roten Armee im Frühling und Sommer 1944 koinzidierte — nicht nur „die Sozialdemokratie zur bisher vermiedenen Fühlung mit den Kommunisten gedrängt wurde", sondern auch „die Stellung des bürgerlichen’ Flügels der Opposition sich immer mehr schwächte" Hier ist bereits eine spätere Entwicklungsphase gemeint, der ein erst zögerndes, dann aber stetiges Anwachsen und vorsichtiges Fühlungnehmen von oppositionellen Zirkeln außerhalb der Wehr-macht voraufgegangen war. Es handelte sich um Gruppen konservativer und bürgerlicher Herkunft, ja selbst um Einzelgänger, zu denen allen dann eine neue, im Lande sich bildende sozialdemokratische Führerschicht gestoßen ist. So hatte die Opposition im „zivilen Rock" kurz vor der Katastrophe durchaus zwei „Flügel" aufzuweisen, einen bürgerlich-konservativen und einen kleineren, aber doch gewichtigen sozialistischen.

Auf die einzelnen Stufen des die Wehrmacht-Opposition einschließenden Sich-Zusammenfindens zwischen 1938 und 1944 brauchen wir an dieser Stelle nicht einzugehen. Denn obgleich „die" große umfassende wissenschaftliche Darstellung noch fehlt, sind Genesis und Wachstum der zentralen Widerstandsgruppen heute gut dokumentiert, und der Historiker und Bibliograph seiner Disziplin sieht sich einer großen Zahl von Veröffentlichungen gegenüber: Erlebnisberichten, biographischen Versuchen und Einzelstudien. Wir nennen an erster Stelle die umfangreiche Arbeit Gerhard Ritters über Carl Goerdeler, eine Biographie der Mittelpunktsfigur der zivilen Opposition die zugleich breit genug angelegt ist, um den Widerstand in seiner Gesamtheit in etwa erfassen zu können. Die konspirative Verbindung Goerdelers zu General Bede bestand seit den Frühjahrsmonaten 1938; die sechs Jahre der Zusammenarbeit sind auf das genaueste unter Beifügung eines wissenschaftlichen Apparates ausgeführt. Die ausführlichste Biographie über Ludwig Beck ist vor kurzem aus der Feder von Gert Buchheit erschienen Ebenfalls als breitere Untersuchung war die Hamburger Dissertation von Dieter Ehlers über die „Methoden der Beck-Goerdeler-Verschwörung" (Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B III/1955 und BIV/1955) gedacht; inzwischen ist sie zu einem Buche ausgebaut worden Die „Anfänge der Widerstandsbewegung" hat Karl-Dietrich Bracher in einem Beitrag für die Herzfeld-Festschrift 1958 einleuchtend dargestellt.

Systematische Arbeitsabsichten lassen sich gegenüber der Tätigkeit des deutschen Diplomaten Adam von Trott feststellen, wobei zugleich die Verbindung von Männern des Widerstandes zum westlichen, damals feindlichen Ausland als Forschungsproblem angesprochen wird. In den „Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte" finden sich zahlreiche von Hans Rothfels verfaßte oder veranlaßte Aufsätze und Dokumentationen über Trotts Beziehungen zum State Department bzw. über die Außenpolitik des Widerstandes überhaupt (1957, 1959, 1963 und 1964), deren Inhalt und sachlicher Ertrag grundsätzlich mit den Gedanken der genannten Studie von Krausnick und Graml über den „deutschen Widerstand und die Alliierten" in Verbindung zu bringen sind. Auf diesem Gebiete ist eine größere Untersuchung wohl noch zu erwarten. Taktisch nur in loser Verbindung zu der aktiveren Zentralgruppe um Beck und Goerdeler stehend, doch personell ein Reservoir von Trägern kühner Reformideen darstellend, bietet sich der Kreisauer Kreis immer noch einer tieferen Erforschung an, als es bisher geschehen ist. In ihm fanden sich, auf dem schlesischen Gute des Grafen Helmuth James von Moltke, Männer aus den verschiedensten Berufen und Lagern zusammen: Geistliche beider Konfessionen, Adlige, Bürger und Sozialisten wie Mierendorff und Haubach. Freilich, brauchbare Vorarbeiten sind bereits geleistet worden. Neben dem ausführlichen, schon frühzeitig erstatteten Bericht eines Überlebenden sind die kleineren Studien von Werner Münchheimer, Klaus Hornung und Hans Peters zu nennen Das Institut für Zeitgeschichte unterstützt gegenwärtig eine Untersuchung über den Kreisauer Kreis, die von einem jungen niederländischen Historiker erarbeitet wird. Die sonst noch vorliegende Literatur beschränkt sich auf mehr oder weniger umfangreiche Biographien sowie auf Editionen von überkommenen Schriften, Briefen und Reden einzelner, wobei die Bemühungen Eberhard Bethges um den Nachlaß Dietrich Bonhoeffers an erster Stelle zu nennen sind Auch die Briefe des Grafen Helmuth James von Moltke als ergreifendes Dokument seiner Haftzeit in Tegel sind herausgegeben worden Als letztes sind kürzere Darstellungen und Erlebnis-berichte, meist schon recht frühen Datums, zu erwähnen, wie sie sich z. B. auf das Wirken und Sterben des Jesuitenpaters Delp beziehen, weitere Materialien über Albrecht Haushofer, Aufzeichnungen des Gefängnis-pfarrers Pölchau (1949), Briefe Theo Haubachs (1947) und vieles andere mehr.

Ziehen wir eine Zwischenbilanz der literarischen und wissenschaftlichen Bemühungen um die während des Zweiten Weltkrieges sich zusammenfindende und erstarkende „zivile" Säule des Widerstandes, dann werden Fragen deutlich, die auch hier skizziert werden müssen. Das unbestrittene Haupt der auf den gewaltsamen Umsturz hinarbeitenden Gruppen war Carl Goerdeler. Für seinen Biographen Ritter ist er der „Staatsmann" schlechthin, von dessen leitender Rolle Volk und Staat rettende Initiativen auch am Ausgange eines längst verlorenen Krieges hätten erwarten dürfen. Dieser Version ist vielfach widersprochen worden. Margret Boveri hat vor allem auf das soziologische Kriterium von „Alt" und „Jung" aufmerksam gemacht und will daher keineswegs der Generation der „Honoratioren" um Goerdeler, sondern den dynamischen, jüngeren Elementen wie Stauffenberg, Leber, Trott und Moltke, den für eine modernere Denk-und Verhaltensweise Aufgeschlossenen, das Attribut des „Zukunftsträchtigen" zubilligen. Denn — lassen wir einmal die sittlich-religiösen Motivationen zurücktreten — Goerdeler wollte zweifellos nach einem geglückten Attentat von dem „hier und heute" der gegebenen, und das hieß der vorgeschrittenen Kriegs-Situation ausgehen, um sein Volk und das Deutsche Reich in mehrfacher Hinsicht zu „retten", wobei man sogar auf „reichstreue" Widerstandsgruppen in Wien glaubte hoffen zu dürfen Und hieraus läßt sich die Tendenz ableiten, daß Goerdeler nach Bestrafung der Schuldigen und unter Abbau des totalitären Apparates das politische Leben in der Hauptsache auf die rechtsstaatlichen Verhältnisse der Zeit vor 1933 zurückzuschrauben gedachte. Demgegenüber neigen heute viele Betrachter dazu, dem neuartigen und umstürzlerischen Denken der Kreisauer, die einigen sozialistischen Gedanken ebenso aufgeschlossen waren wie konservativ-revolutionären, ja die bloße Rückkehr zu den Formen des Weimarer Staates rundweg ablehnten, einen größeren Wertgehalt zuzuerkennen. Es wäre allerdings falsch, wollte man in der Rückschau nach mehr als zwanzig Jahren zu intensiv bei diesem nachträglich schärfer erkannten Nebeneinander von Methoden und Zielsetzungen verharren oder sich gar auf den Sturzacker politischer Spekulationen begeben. Denn wir dürfen zweierlei nicht vergessen: einmal überwogen während des zeitlichen Fortschreitens der Planungen zunächst die moralischen und religiösen Impulse sowie der Gedanke an die Notwendigkeit einer „Tat" an sich, und zum anderen vermochten sich, was großenteils auch für die Kreisauer gilt, diese Männer, die ja (von Ausnahmen abgesehen) kaum unter die Vollblutpolitiker herkömmlicher Prägung gerechnet werden konnten, einstweilen nur an ihrer Herkunft, Erziehung und dem eigenen persönlichen Erlebnisbereich zu orientieren.

Wenn es also darum ging, „die gerade in Deutschland so hohen Schranken traditioneller Loyalität und konventionellen Gehorsams zu durchbrechen" dann mußte zwangsläufig auch den Fragen des Eides und den Bedenken gegenüber dem gefürchteten Odium des Verrats oder gar des „Dolchstoßes" ein Vorab an Anstrengungen und Zeit geopfert werden. Und dieser stille Kraftaufwand ist gleicherweise bei den Alten wie bei den Jungen, bei den „Honoratioren" wie bei den „Drängern" festzustellen.

Der Höhepunkt in der Geschichte des Widerstandes war der 20. Juli 1944. Bezüglich der Ereignisse dieses Tages, seiner unmittelbaren Vorgeschichte und seiner tragischen Nachwirkungen haben wir zwei historiographische Erscheinungsformen vorzustellen: einmal die breit angelegte Darstellung, die in sich wiederum einen Gutteil Geschichte des Widerstandes birgt, mit der Schilderung des Tages als dramatischem Endpunkt, und zum anderen die — keineswegs überflüssige — Detailforschung. Voraufgegangen sind auch hier jene unzähligen Erlebnisberichte und kleineren Gedenkbetrachtungen, oft verstreut an heute schwer zugänglichen Stellen, besonders wenn es sich um Schrifttum der letzten 40er Jahre handelt. Zur ersten Gruppe zählen wir seit 1952 das Standardwerk von Eberhard Zeller („Geist der Freiheit") Neben diesem Buche steht an vergleichbaren Arbeiten nichts, wohl aber fanden sich Gegenstimmen aus dem Lager der Uneinsichtigen, wie etwa (nach Otto Ernst Remer, 1951) die Schrift von Hans W. Hagen (1958). Zellers Verdienst besteht darin, daß er alles damals gedruckte und ungedruckte Quellenmaterial aufgespürt und verwertet, und daß er vor allem den menschlichen Zügen und . Umrissen" der Beteiligten, besonders der jüngeren Generation unter den Offizieren, eine ebenso liebevolle wie berechtigte Aufmerksamkeit gewidmet hat. Für eine breitere Öffentlichkeitswirkung gedacht und anfangs der Zusammenstellung nach mehr als Materialsammlung aufgezogen, liegt ebenfalls seit 1952 ein inhaltsreiches Werk der Bonner Bundeszentrale vor

Die zweite Gruppe der Darstellungen zum 20. Juli im engeren Sinne beginnt jetzt erst Gestalt anzunehmen. Auch sie setzt frühere, mehr oder weniger umfangreiche Detailschilderungen, etwa über den Ablauf von . Walküre" (Veit Osas, 1953) oder örtliche Ereignisse (Wilhelm von Schramm und andere über Paris, A. Bernt über die Bendlerstraße, in: Gegenwart 11, 1956) fort. Im vergangenen Jahre sind in Zeitschriften Untersuchungen über den Verlauf des Staatsstreichversuches beim Ersatzheer, also in den einzelnen Wehr-kreisen (Wehrwiss. Rdsch. 14, 1964), sowie zu Örtlichkeiten und Geschehnissen am 20. Juli im Führerhauptquartier . Wolfsschanze" in minutiöser Genauigkeit erschienen (Vjh. Zeitgesch. 12, 1964). Beide Aufsätze stammen von Peter Hoffmann und sind Ausschnitte aus einer größeren Arbeit, die im Auftrage der Stiftung . Hilfswerk 20. Juli 1944“ unternommen wird (siehe auch den dritten Beitrag dieser Ausgabe).

Sowohl in den Teilzusammenhang dieses Tages als auch in den Gesamtrahmen gehört eine Publikation, die vor wenigen Jahren in Deutschland einiges Aufsehen erregt hat und wobei gerade »gewisse Eigenheiten des publizistischen Echos selbst von zeitgeschichtlichem Interesse“ gewesen sind Wir meinen die Edition der Kaltenbrunner-Berichte unter dem Titel . Spiegelbild einer Verschwörung“ durch das »Archiv Peter für Historische und Zeitgeschichtliche Dokumentation" Die veröffentlichten Texte waren den Vertretern der Forschung bereits mehr oder weniger bekannt; schon G. Ritter hatte die Berichte auf einer Amerika-Reise für sein Goerdeler-Buch heranziehen können. Später gelangten die Originale ins Bundesarchiv, nachdem ein Washingtoner Amt vor der Rückgabe einen Film für eigene Zwecke hergestellt hatte und seitdem Kopien verkauft, so auch an das genannte „Archiv Peter“.

Die Berichte selbst (es sind Begleitschreiben Kaltenbrunners zu den Vernehmungsergebnissen der Sonderkommission) und die beigefügten Anlagen geben nicht nur direkte oder verschachtelte Aussagen wieder, sondern auch jene Situationen einer verschärften Gestapo-Untersuchungshaft, die ein Mensch, kommt er nun davon oder nicht, im Angesicht von Folter und Anfechtung als die gefährdetsten Stationen seines Daseins bezeichnen muß. Können Aussagen und Nieder-schriften, die unter solchen Umständen entstanden sind (gleichgültig von wem oder durch wen), „Quellen“ sein? Wenn man die Frage bejahen will — trotz des begrenzten Erkenntniswertes —, dann genügt freilich die Aufbewahrung der Originale völlig, und es ist weder eine Publikation noch eine sonstige . Öffentlichmachung" erforderlich, die in diesem Falle einem peinlichen Gewaltakt gleichkam. Man druckte nämlich die Berichte nicht nur kommentarlos ab, sondern ließ auch in hohem Maße die in der Wissenschaft üblichen editorischen Grundsätze vermissen. Daher haben aus methodischen und sachlichen Gründen sowie in Ansehung der Gefahr, daß später einmal eine oberflächlichere Beurteilung des deutschen Widerstandes hiervon ihren Ausgang nehmen könnte, zahlreiche Historiker gegen die verantwortungslose Art einer solchen Veröffentlichung Stellung genommen

Daß in der sowjetischen Zone Deutschlands die Version von der »Klassenbefangenheit“ und somit vom reaktionären Wesensgehalt des Widerstandes seit Jahren hochgespielt und propagandistisch ausgewertet wird, ist bekannt. Lediglich bei der Person des Grafen Claus Schenk von Stauffenberg machte man von Anfang an eine auffallende Ausnahme. In Ost-Berlin hielt man es sogar für opportun, den erst relativ spät zum Kreise der Verschwörer stoßenden und zunächst am Rande des Kreises bleibenden Akteur Stauffenberg zu einer exzeptionellen Figur des „wahren Fortschritts" zu dekretieren — nicht um einer Heroisierung willen, sondern um in der ideologischen Beurteilung die übrigen tragenden Männer des Widerstandes bürgerlicher und konservativer Herkunft um so härter treffen zu können. Derartige Manipulationen kommen indessen einer Verfälschung der Geschichte gleich. Über Stauffenberg als Menschen besitzen wir gediegene Orientierungsmöglichkeiten in dem Buche Eberhard Zellers (ein separater Abdruck des Stauffenberg-Kapitels der 4. Auflage auch in den Vjh. Zeitgesch. 12, 1964) sowie neuerdings in dem knapp gehaltenen biographischen Versuch Bodo Scheurigs

Als Stauffenberg die Bombe legte, wußte er längst, daß im Sinne seines Handelns nicht nur die Tötung des Tyrannen, sondern auch die Bereitschaft zum eigenen Opfergang ein-beschlossen lag. Und neben ihm und vor ihm dachten viele andere genau so. Von Henning von Tresckow, der die Attentate vor der Zeit Stauffenbergs geplant hatte und sicher — obschon General — mehr den „Jungen" zuzurechnen ist, wurde uns folgendes Wort überliefert:

Wenn einst Gott Abraham verheißen hat, er werde Sodom nicht verderben, wenn auch nur zehn Gerechte darin seien, so hoffe ich, daß Gott auch Deutschland um unseretwillen nicht verderben wird. Niemand von uns kann über seinen Tod Klage führen.

Wer in unseren Kreis getreten ist, hat damit das Nessushemd angezogen. Der sittliche Wert eines Menschen beginnt erst dort, wo er bereit ist, für seine Überzeugung sein Leben hinzugeben

Die Opposition der Jugend und Kirchen

Einsatz als Beispiel, wie er wohl, um mit Walter Bußmann zu sprechen, nur in der Gewißheit des christlichen Glaubens möglich sein kann, wurde auch in jenen Vorgängen offenbar, die sich im Frühjahr 1943, nach der Niederlage in Stalingrad, im akademischen Leben Münchens abgespielt haben. Hier ging es nicht um Politik und Staatsaktionen, und eine Verbindung zu all den Menschen, die wir bisher genannt und gewürdigt haben, hat nicht bestanden. Der Widerstand bekundete sich hier vielmehr als eine Aufsprengung der Gewissensnot junger Menschen von innen, als Protest der reinen Gesinnung gegen das Unmenschliche des Regimes, zum Ausdruck gebracht in den „Flugblättern der weißen Rose". Auch dieser Aufschrei war Widerstand . vom Geiste her", ja vielleicht sogar „von der Seele her". Die Berichterstattung der Überlebenden jenes Kreises hat dafür gesorgt, daß er nicht Episode des Kriegs-geschehens geworden ist. Bis heute bietet das Büchlein von Inge Scholl, der Schwester der hingerichteten Studentin Sophie Scholl, unter dem Titel „Die weiße Rose" einen eindrucksvollen Zugang zur Erlebnis-und Verhaltenswelt ihrer Freunde einschließlich des verehrten Lehrers und ebenfalls zum Tode verurteilten Professors Huber. Nachdem dem Schollschen Bande bereits die Texte der Flugblätter beigegeben waren, ist in der letzten Zeit eine ergänzende Dokumentation, besorgt von Klaus Vielhaher, erschienen mit Texten aus Briefen, Tagebüchern und Gerichtsakten.

Die Zugehörigkeit Hans Scholls und Willi Grafs auch nach 1933 zu (getarnten) hündischen bzw. katholischen Jugendvereinigungen führt uns auf das weite Feld des Jugend-widerstandes überhaupt. Bei großzügiger und breiter Auslegung dieses Begriffes sind Möglichkeiten und Gestaltwerdung natürlich auch in den Resten der Arbeiterjugend anzutreffen gewesen, doch konnte er sich in konzen-trierter, wenngleich mehr passiver und vor allem jugendgemäßer Form am ehesten noch in den konfessionell orientierten Gruppen bzw.deren Überbleibseln auswirken. Einen Einblick geben uns die Dokumentation über katholische Jugendverbände und Jungmännervereinigungen während der nationalsozialistischen Zeit (Roth 1959, Oertel 1960) sowie eine zusammenfassende Würdigung (mit Schwerpunkt Hessen) von Arno Klönne Die Arbeiten von Manfred Priepke und Dieter von Leisner beziehen sich speziell auf das Schicksal und die Konfliktssituationen, die nach 1933 den evangelischen Jugendorganisationen durch Verbot und polizeiliche Überwachung entstanden sind. Sie führen uns zugleich zu den letzten der Erscheinungsformen des Widerstandes, die wir hier zu behandeln haben.

Die Opposition deutscher Menschen auf dem Gebiete des Glaubens und im Rahmen überkommener oder gewaltsam gestörter kirchlicher Organisationen und Religionsgemeinschaften war von besonderer Art, mag es auch einzelne Bekenner wie Delp, Bonhoeffer und Gerstenmaier weit in andere, in außer-kirchliche und politische Sphären verschlagen haben. Aber gerade sie stellen auch die geistige Verbindung dar zwischen den Männern der äußeren Aktionen und Reformbestrebungen auf der einen und den Eigentümlichkeiten des Kirchenkampfes auf der anderen Seite. Die Kirchen, um es in Bausch und Bogen zu sagen, versuchten sich nicht nur dem Mechanismus der „Gleichschaltung" zu entziehen, sondern widersetzten sich auch, soweit es in ihren Möglichkeiten lag, dem offenen oder versteckten Vorgehen Hitlers, seiner Ideologen und seiner Gauleiter gegen den christlichen Glauben. Über die „Fronten" konnte bald kein Zweifel mehr bestehen, denn die gegen die sog. „Deutschen Christen" und die Bevormundung „von oben" entstandenen evangelischen Bekenntnisgemeinden (seit 1933/34) sowie die Enzyklika Papst Pius’ XI. „Mit brennender Sorge" (1937)

haben damals die unvermeidliche Auseinandersetzung mit der Staatsmacht offenbar gemacht.

Die mutigen Proteste besonders von Geistlichen der beiden großen Konfessionen führten in den meisten Fällen zu KZ-Haft (Martin Niemöller) und sehr oft auf den Weg ins Martyrium.

Die genannte Studie Lersners gehört zu einer 1958 angelaufenen Publikationsreihe unter der Bezeichnung „Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes".

Sie werden betreut und herausgegeben von der „Kommission der Evangelischen Kirche in Deutschland für die Geschichte des Kirchenkampfes", welche von dem Hamburger Kirchenhistoriker Kurt Dietrich Schmidt ins Leben gerufen worden ist.

In den vierzehn bislang vorliegenden Bänden wird eine breite Problematik angesprochen:

vom Versuch des Regimes, in den Ost-gebieten wie dem Warthegau die Kirche rechtlich zu knebeln, indem man ihr den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechtes zu entziehen suchte (als Modellfall für weitere im sog. Altreich geplante Maßnahmen), bis hin zur religiösen Existenznot der Bekennenden Kirche, deren Synoden durch zahlreiche quellenkritische Untersuchungen eine Aufhellung finden. Sehr oft fußen diese Darstellungen auf Materialien, die in dem bekannten Kirchenkampf-Archiv des Bielefelder Pfarrers Wilhelm Niemöller gesammelt worden sind. Auch aus seiner Feder stammen zwei wichtige Veröffentlichungen

Im übrigen ist die Zahl des Einzelschrifttums Legion. Sein Erscheinen (Erlebnisberichte, Betrachtungen) setzte sogar verhältnismäßig früh ein, zum Teil schon 1945, da die Kirchen und ihre Bischöfe in der staatslosen und meinungsscheuen ersten Nachkriegszeit in Deutschland allein so etwas wie „Führung" und „Stimme" zu repräsentieren vermochten. Bekannt sind die Broschüren des Herder-Verlages („Das christliche Deutschland 1933— 1945") mit je einer evangelischen und katho-lischen Reihe, ferner nennenswert von katholischer Seite die Bücher von J. Neuhäusier, F. Strobel und F. Muckermann Diesen Werken schlossen sich später Lebensbilder von Blutzeugen an (Boesmiller über Rupert Mayer, 1950; Alfons Erb über den Dompropst Lichtenberg, 1949; Walter Adolph über Erich Klausener, 1955, um nur einige zu nennen) sowie zahlreiche Dokumentationen von zentraler Bedeutung oder in den historischen Zeitschriften der einzelnen Diözesen (besonders Berlin, auch Würzburg und anderswo).

Gesamtwürdigungen

Alle Einzelgebiete des Widerstandes, die wir bislang behandelt haben, finden sich in den zusammenfassenden Darstellungen, in biographischen Sammelwerken und in Querschnitt-Editionen wieder. Wenn vor zwei Jahren der deutsche Widerstand nun auch in Arbeiten ausländischer Historiker (John M. McCloy jr. und Maurice Baumont) eine objektive und nachdrückliche Würdigung erfahren hat sind damit Wünsche und Hoffnungen Hans Rothfels’ in Erfüllung gegangen, der wie kein anderer Vertreter der deutschen Geschichtswissenschaft bemüht ist, seit Kriegsende die „Hindernisse auf dem Wege zur Wahrheit" in Sachen Widerstand fortzuräumen.

Daß auch von Allen Welsh Dulles hierzu ein zeitiger Versuch unternommen worden ist (" Germany’s Underground", dt.

1948), hat er dem Mitglied des amerikanischen OSS (Office of Strategie Services) deutlich bescheinigt Rothfels’ schon 1947 konzipierte Studie, zunächst in den USA erschienen und jetzt in der Bundesrepublik weit verbreitet (Fischer Bücherei Bd. 198), mit dem Titel „Die deutsche Opposition gegen Hitler", hat in der gegenwärtigen, neubearbeiteten Fassung als Standardwerk zu gelten, zugleich jedoch als „Quelle", aus welcher man „den Stand der internationalen Erörterung in den ersten Nachkriegsjähren zu erkennen vermag" (S. 9). Trotz frühem Erscheinungsdatum sind weiterhin die Bücher von Rudolf Pechei und Günter 'Weisenborn immer noch anregend und im ganzen gesehen kaum überholt Und als Ergänzungswerke zur Gesamtheit des Widerstandes sind schließlich die Bände „Du hast mich heimgesucht bei Nacht" und „Das Gewissen steht auf' zu nennen; der letztere hat unter dem Titel „Das Gewissen entscheidet" noch eine Fortsetzung erhalten.

Das Gewissen hat tatsächlich entschieden, und diese Entscheidung des einzelnen, der Wille wieder zum Handeln „ohne Hoffnung auf Gewinn", und die stille Bereitschaft aller Beteiligten, das Nessushemd zu tragen, treffen überall in der Welt auf Achtung und Würdigung.

Die deutsche Forschung aber, auch an dieser Stelle sei es gesagt, ist sich darüber im klaren, daß „Existenz und Handeln eines deutschen Widerstandes" niemals „als simples Alibi für die im Namen Deutschlands vom Hitler-Regime begangenen Verbrechen gelten" können* Sie weiß weiter, daß am 20. Juli 1944 nicht etwa ein — in den Augen Fernstehender vielleicht längst fällig gewesener — „republikanischer" oder „demokratischer" Gegenstoß erfolgt ist. Dazu hätte es personeller und ideeller Voraussetzungen bedurft, die infolge der Umstände, unter denen der Weimarer Staat abstarb und das Regime der NSDAP sich befestigen konnte, einfach nicht mehr gegeben waren. Die klangvollen Namen adliger Verschworener und der geistige Gehalt der Kreisauer könnten allenfalls, wenn man so will, den Eindruck mancher Beobachter bestätigen, daß hier neben anderen Kräften auch ein Restbestand spezifisch preußischer Substanz — zum letzten Male — historisch wirksam geworden ist. Dies freilich in der Sinngebung eines Neubeginnens und vielleicht sogar als Bestandteil einer allgemeinen geistig-sittlichen „Erneuerungsbewegung" denn wer das Unmoralische jenes Regimes erkannte und seinen Sinn für die Würde des Menschen neu zu schärfen vermochte, für den konnte auch ein Weg zur ungehinderten und klaren Erfassung freiheitlicher, demokratischer und sozialer Wertmaßstäbe nicht mehr beschwerlich sein.

Fussnoten

Fußnoten

  1. E. Weniger, Neue Literatur zur deutschen Widerstandsbewegung, in: Sammlung 9 (1954), S. 403.

  2. M. Braubach, Der Weg zum 20. Juli 1944. Ein Forschungsbericht (Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Geistes-wissenschaften, 13), Köln/Opladen 1953, S. 6.

  3. H. Rothfels, Zeitgeschichte als Aufgabe, in: Vjh. Zeitgesch. 1 (1953), S. 8.

  4. H. B. Gisevius, Bis zum bitteren Ende, Bd. 1 u. 2, Zürich 1946; F. von Schlabrendorff, Offiziere gegen Hitler, beafb. u. hrsg. von G. von Schulze-Gaevernitz, Zürich 1946.

  5. U. von Hassell, Vom anderen Deutschland. Aus den nachgelassenen Tagebüchern 1938— 1944, Zürich 1946.

  6. /Speidel, Invasion 1944. Ein Beitrag zu Rommels und des Reiches Schicksal, Tübingen 1949; W. Ritter von Schramm, Rommel/Schicksal eines Deutschen, München 1949.

  7. H. Krausnick, Erwin Rommel Und der deutsche Widerstand gegen Hitler, in: Vjh. Zeitgesch. 1 (1953), S. 65— 70.

  8. W. Foerster, Ein General kämpft gegen den Krieg, Aus den nachgelassenen Papieren des Generalstabschefs Ludwig Beck, München 1949.

  9. K. H. Abshagen, Canaris. Patriot und Weltbürger, Stuttgart 1949.

  10. P. Kluke, Der deutsche Widerstand. Eine kritische Literaturübersicht, in: Hist. Z. 169 (1949), S. 137.

  11. Zitat Klukes nach Albert Norden in der neuen „Weltbühne" Nr. 13/1947.

  12. Vollmacht des Gewissens, Bd. I, hrsg. von der Europäischen Publikation e. V., München 1956, 2. Ausl., Frankfurt 1960.

  13. »Die deutsche Opposition gegen Hitler zwischen Polen-und Frankreichfeldzug" war das Thema der Dissertation Erich Kosthorst, die zuerst an dieser Stelle — Beilage XXVI/1954 und B XXVII/1954, dann in der Schriftenreihe der Bundeszentrale für Heimatdienst (Heft 8, Bonn 1955, 3. Auflage 1958) veröffentlicht worden ist.

  14. W. Ritter von Schramm, Der Zwanzigste Juli in Paris, Bad Wörishofen 1953; erweiterte Neuauflage unter dem Titel . Aufstand der Generale. Der 20. Juli in Paris“, Lichtenberg Taschenbücher Bd. 44/45, München 1964.

  15. C. Zuckmayer, Carlo Mierendorff, Porträt eines deutschen Sozialdemokraten, Berlin 1947.

  16. H. Bohnenkamp, Gedanken an Adolf Reichwein, Braunschweig 1949.

  17. W. Hammer, Theodor Haubach zum Gedächtnis, Frankfurt a. M. 1955 (2. Ausl. 1956); J. A. Henderson, Adolf Reichwein. Eine politisch-pädagogische Biographie, Stuttgart 1958; J. G. Leithäuser, Wilhelm Leuschner. Ein Leben für die Republik, Köln 1962.

  18. Julius Leber. Ein Mann geht seinen Weg. Reden, Schriften, Briefe, gesammelt u. hrsg. von seinen Freunden, Berlin, Frankfurt a. M. 1952.

  19. In memoriam Carlo Mierendorff. Literarische Schriften. Mit einer Würdigung von K. Edschmid, Darmstadt 1947.

  20. P. Kluke, a. a. O. (vgl. Anm. 11), S. 137.

  21. H. Rothfels, Die deutsche Opposition gegen Hitler. Eine Würdigung, Fischer Bücherei, Bd. 198, Frankfurt a. M. 1958, S. 53.

  22. Entsprechende Literaturangaben bei H. Brüdigam, Wahrheit und Fälschung. Das Dritte Reich und seine Gegner in der Literatur seit 1945. Versuch eines kritischen Überblicks, Frankfurt a. M. 1959, S. 48— 51, einer Veröffentlichung des extrem links gerichteten Frankfurter Roederberg-Verlages (VVN).

  23. A. Grimme, Widerstand vom Geiste her. Ein Wort der Erinnerung an Adam Kuckhoff, in: Sammlung 2 (1947).

  24. P. Kluke, a. a. O. (vgl. Anm. 11), S. 157.

  25. G. Ritter, Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung, Stuttgart 1954.

  26. G. Buchheit, Ludwig Beck. Ein preußischer General, München 1964.

  27. D. Ehlers, Technik und Moral einer Verschwörung. 20. Juli 1944, Frankfurt a. M. 1964.

  28. Th. Steltzer, Von deutscher Politik. Aufsätze und Vorträge, Frankfurt a. M. 1949.

  29. W. Münchheimer, Die Verfassungs-und Verwaltungsreformen der deutschen Opposition gegen Hitler zum 20. Juli 1944, in: Europa-Archiv 5 (1950); K. Hornung, Die Reformpläne des Kreisauer Kreises. Ein Beitrag zur deutschen politischen Über-lieferung, in: Gesch. Wiss. Unterr. 7 (1956); H. Peters, Die Verfassungs-und Verwaltungsreform-bestrebungen innerhalb der Widerstandsbewegung gegen Hitler, Schriften d. Frhr. vom Stein-Gesellschaft, 1961.

  30. M. Miller, Bolz. Staatsmann und Bekenner, Stuttgart 1951; A. Krebs, Fritz Dietlof Graf von der Schulenburg, Hamburg 1964; H. Herzfeld, Johann Popitz. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Beamtentums, in: Festgabe für Fritz Hartung, Berlin 1958.

  31. D. Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, München 1951; ders, Gesammelte Schriften, Bd. 1— 4, München 1958— 61.

  32. H. J. von Moltke, Letzte Briefe aus dem Gefängnis Tegel, Berlin 1951.

  33. Margret Boveri, Der Verrat im 20. Jahrhundert, Bd 2: Für und gegen die Nation. Das unsichtbare Geschehen, Rowohlts Dtsch. Enzyklopädie, Bd 24, Hamburg 1956, S. 13 und passim.

  34. L. Jedlicka, Österreich und der 20. Juli 1944, in: Gewissen gegen Gewalt. Rückblick auf den 20. Juli 1944 (Schriften der Bundeszentrale für politische Bildung), Bonn 1964, S. 25.

  35. H. Krausnick und H. Graml, Der deutsche Widerstand und die Alliierten (Schriftenreihe der Bundeszentrale für Heimatdienst, Rotationsserie), Bonn 1962, S. 30; demnächst auch im Bd. JI der Vollmacht des Gewissens (siehe oben S. 15).

  36. E. Zeller, Geist der Freiheit. Der zwanzigste Juli. München 1952. (4. Ausl. 1964.)

  37. 20. Juli 1944 (1. u. 2. Ausl.: Bearb. von Hans Royce), neu bearb. und ergänzt von Erich Zimmermann und Hans-Adolf Jacobsen, hrsg. von der Bundeszentrale für Heimatdienst, Bonn 1960.

  38. H. Rothfels, Zerrspiegel des 20. Juli, in: Vjh. Zeitgesch. 10 (1962), S. 62.

  39. Spiegelbild einer Verschwörung. Die Kaltenbrunner-Berichte an Bormann und Hitler über das Attentat vom 20. Juli 1944, hrsg. vom Archiv Peter für Historische und Zeitgeschichtliche Dokumentation, Stuttgart 1961.

  40. Vgl. hierzu etwa H. -A. Jacobsen, in: Das Parlament vom 8. November 961, sowie H. Booms, in: Der Archivar 15 (1962), ieft 1.

  41. B. Scheurig, Claus Graf Schenk von Stauffenberg, Berlin 1964 (Köpfe des XX. Jahrhunderts, S. 33).

  42. überliefert durch Fabian von Schlabrendorff, zitiert bei W. Bußmann, Die innere Entwicklung des deutschen Widerstandes gegen Hitler (Beiträge zu Zeitfragen), Berlin 1964, S. 30.

  43. I. Scholl, Die weiße Rose, 3. Ausl., Frankfurt a. M. 1952.

  44. K. Vielhaber (Hrsg.), Gewalt und Gewissen. Willi Graf und die „Weiße Rose", Freiburq i. Br. 1964 (Herder Bücherei).

  45. A. Klönne, Gegen den Strom. Bericht über den Jugendwiderstand im Dritten Reich, Hannover u. Frankfurt a. M. 1957.

  46. M. Priepke, Die evangelische Jugend im NS-Staat von 1933 bis 1936, Diss., Marburg 1957; D. Frhr. von Lersner, Die evangelischen Jugendverbände Württembergs und die Hitler-Jugend 1933 bis 1934, Göttingen 1958.

  47. W. Niemöller, Die evangelische Kirche im Dritten Reich. Handbuch des Kirchenkampfes, Bielefeld 1956; ders., Aus dem Leben eines Bekenntnis-pfarrers, Bielefeld 1961.

  48. J. Neuhäusler, Kreuz und Hakenkreuz. Der Kampf des Nationalsozialismus gegen die katholische Kirche und der kirchliche Widerstand, 2. Ausl., Bd. 1 u. 2, München 1946; F. Strobel, Christliche Bewährung. Dokumente des Widerstandes der katholischen Kirche 1933— 1945, Olten 1946; F. Muckermann, Der deutsche Weg. Aus der Widerstandsbewegung der deutschen Katholiken von 1930 bis 1945, Zürich 1946.

  49. J. M. McCloy jr., Die Verschwörung gegen Hitler. Ein Geschenk an die deutsche Zukunft, Stuttgart 1963; M. Baumont, La grande conjuration contre Hitler, Paris 1963.

  50. Besprechung der amerikanischen Ausgabe durch H. Rothfels, in: Hist. Z. (1949), S. 133— 135.

  51. R. Pechei, Der deutsche Widerstand, Erlenbach — Zürich 1947; G. Weisenborn (Hrsg.), Der lautlose Aufstand. Dokumentarischer Bericht über die Widerstandsbewegung des deutschen Volkes 1933 bis 1945, Hamburg 1952.

  52. Du hast mich heimgesucht bei Nacht. Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 bis 1945, hrsg. von H. Gollwitzer, Käthe Kuhn und R. Schneider, München 1954.

  53. Das Gewissen steht auf. 64 Lebensbilder aus dem deutschen Widerstand 1933— 1945, gesammelt von Annedore Leber in Zusammenarbeit mit W. Brandt und K. D. Bracher, Berlin 1954; Das Gewissen entscheidet. Bereiche des deutschen Widerstandes von 1933 bis 1945 in Lebensbildern, hrsg.

  54. H. Krausnick und H. Graml, a. a. O. (vql. Anm. 36), S. 29.

  55. K. O. von Aretin, Der Beitrag der Forschung zur politischen Bedeutung des Widerstandes, in: Franks. Hefte 17 (1962), S. 528, in Wiedergabe Rothfelsscher Gedankengänge.

Weitere Inhalte

Thilo Vogelsang, Dr. phil., Leiter der Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte und Dozent an der Hochschule für Politische Wissenschaften in München, geb. 14. Februar 1919 in Braunschweig. Neben bibliographischer Tätigkeit (seit 1953 Bibliographie zur Zeitgeschichte, ständige Beilage der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte) und zahlreichen wissenschaftlichen Aufsätzen sind an BuchVeröffentlichungen zu nennen: Die Frau als Herrscherin im hohen Mittelalter, Göttingen 1954; Reichswehr, Staat und NSDAP. Beiträge zur deutschen Geschichte 1930— 1932, Stuttgart 1962; Hinrich Wilhelm Kopf und Niedersachsen, Hannover 1963; sowie die Herausgabe des Tagebuches von Hermann Pünder „Politik in der Reichskanzlei", Stuttgart 1961.