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Verlorener Sieg? | APuZ 18/1965 | bpb.de

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APuZ 18/1965 Verlorener Sieg? Das Problem der „Behandlung Deutschlands" Umrisse eines Schlagwortes des Epochenjahres 1945 Die Bedeutung der Besatzungszeit 1945 -1949 Die Entwicklung der deutschen Selbstverwaltung nach dem Zweiten Weltkrieg

Verlorener Sieg?

Walter Baum

War der Krieg zu gewinnen?

Inhalt Verlorener Sieg?.................................... Seite Das Problem der „Behandlung Deutschlands"......................................... Seite Die Bedeutung der Besatzungszeit 1945— 1949 .............................................. Seite Die Entwicklung der deutschen Selbstverwaltung nach dem Zweiten Weltkrieg.............................................. Seite 3 26 47 54 Walter Baum: Ernst Deuerlein: John Gimbel: James K. Pollock:

Am 8. Mai 1945, um 23. Uhr mitteleuropäischer Zeit, endete Hitlers totaler Krieg mit der totalen Niederlage, der größten militärischen und politischen Katastrophe, die das Deutsche Reich in seiner wechselvollen Geschichte erlebte 1). Ein „tragisches Schicksal" war sie nicht: Sie war nicht das Ende einer unausweichlichen, blind von höheren Mächten über Unschuldige verhängten Entwicklung, sondern die unleugbare Schuld einer verbrecherischen Führung und ihres Anhangs — ein Unheil, das „vom anderen Deutschland" vorausgesehen worden war und das hätte vermieden werden können

Die Parole „Im Felde unbesiegt!" kann diesmal nicht ausgegeben werden; dafür wird auf andere Weise versucht, die Tatsachen zu ver-drehen. Es heißt etwa: „Die Tragik, daß wir diesen Krieg verloren haben, wird noch größer durch die Erkenntnis, daß wir ihn hätten gewinnen können." Dieser Satz, von Ribbentrop, dem „Außenminister des Dritten Reiches" für seine geplanten Memoiren in der Nürnberger Gefängniszelle notiert, beweist nicht nur seine persönliche Inkompetenz, sondern ist auch ungefähr der Ausdruck noch heute oft gehörter Meinungen Wird der vollständige Zusammenbruch nicht geleugnet, so wird doch versucht, die Schuldigen zu entlasten und eine Art neuer — gewandelter — „Dolchstoßlegende" zu konstruieren Die eine Behauptung, daß der Krieg zu gewinnen war, enthält implizite die andere, es sei bei der Niederlage „nicht mit rechten Dingen" zugegangen, sie sei das Ergebnis von „Sabotage" und „Verrat". Tatsächlich schienen die gewaltigen und überraschenden deutschen militärischen Anfangserfolge den Sieg greifbar nahe gerückt zu haben, Die eindringlichen Warnungen der zuständigen Stellen, voran des ehemaligen — wegen seiner Opposition gegen kriegerische Abenteuer entlassenen — Generalstabschefs des Heeres Beck, schienen unbegründet gewesen zu sein Polen wurde rasch geschlagen, ohne daß England und Frankreich gewagt hatten einzugreifen; Dänemark und Norwegen wurden handstreichartig besetzt; ein Blitz-feldzug warf Frankreich nieder; selbst die Sowjetunion wurde anfangs überrannt, nachdem zuvor noch auf dem Balkan Griechenland und Jugoslawien mit schnellen, improvisierten Operationen ausgeschaltet worden waren: die deutschen Armeen standen überall tief im Land des Feindes oder hatten sein Gebiet völlig besetzt. Sogar in Afrika waren die italienischen Niederlagen durch Rommel wieder wettgemacht worden, und sein Siegeszug schien die so wichtige Mittelmeerposition Großbritanniens, des am schwersten zu fassenden Gegners, entscheidend zu erschüttern. Konnten da nicht wirklich viele, selbst solche, die anfangs gezweifelt hatten, an den Sieg glauben? Man mußte schon weiter blicken, um zu erkennen, daß alle diese Erfolge trügerisch und die Aussichten gar nicht sicher waren.

Erster und nächstliegender Grund für die deutschen Uberraschungserfolge war die zeitweilige Rüstungsüberlegenheit. Zwar war die Deutsche Wehrmacht von 1939 im Vergleich zu der von 1914 nicht so viel stärker, wie Hitler behauptete — im Gegenteil Hatte Hitler früh und bewußt begonnen aufzurüsten so war der Aufbau der Wehrmacht bei Kriegsausbruch noch längst nicht abgeschlossen. Das Heer sollte etwa 1942/43 fertig sein; die Marine sogar erst 1944/45 Selbst die Luftwaffe war für die Aufgabe, die ihr der Zweite Weltkrieg auf die Dauer stellte, nicht gerüstet auch sie wäre erst etwa 1944— 46 so weit gewesen Von der wehrfähigen Bevölkerung waren ungefähr 60 °/o unausgebildet. Das Friedensheer hatte eine Stärke von nur 400 000 Mann statt von 800 000 im Jahre 1914 Munition war viel zu wenig vorhanden Wenn Hitler behauptete, es seien von 1933 bis 1939 90 Milliarden RM für die Rüstung aufgewendet worden so war das eine gewaltige Übertreibung aus Propagandagründen, und zwar auch dann noch, wenn unter „Rüstung" mehr verstanden wurde als die Herstellung von Kriegsmaterial. Nach Berechnungen, denen die Produktionszahlen der gesamten deutschen Industrie in diesen Jahren zugrunde liegen, und nach einem Vergleich mit den Summen, die in derselben Zeit im Reichshaushalt als Ausgaben für Rüstung und Wehrmacht eingesetzt wurden, konnte der Produktionswert der Rüstungsindustrie im engeren Sinne nur etwas über 14 Milliarden Reichsmark betragen haben, das heißt statt der angeblichen fast 40 0/0 nur 6— 7 0/0 der gesamten Industrieproduktion. Die Richtigkeit des Resultats ergibt sich auch daraus, daß diese Prozentzahl auffallend gut übereinstimmt mit dem Anteil am Stahlverbrauch

Immerhin war ein relativer Rüstungsvorsprung vor den anderen Mächten zu Lande und in der Luft vorhanden dank der Versäumnisse der anderen. Nur die Marine war von vornherein hilflos unterlegen. Ihre Überwasserkräfte konnten, wie Raeder resignierend als „Gedanken des ObdM zum Kriegsausbruch" am 3. September 1939 niederschrieb, „nur zeigen, daß sie mit Anstand zu sterben verstehen und damit die Grundlagen für einen späteren Wiederaufbau zu schaffen gewillt sind" Dafür waren Armee und Luftwaffe verhältnismäßig moderner als die der Gegner, die zum Teil veraltetes Material aufgehäuft hatten. Hitlers zweifellos vorhandener Sinn für Technik hatte dazu beigetragen daß Panzer-und motorisierte Verbände aufgestellt und daß leistungsfähige Flugzeuge gebaut wurden, wenn diese auch später in ihren Typen nicht allen Anforderungen des Krieges genügten. Im ganzen war die Entwicklung „eindeutig auf den Bewegungskrieg zugeschnitten" was zunächst soviel wie „Übermacht" bedeutete.

Der andere, nicht minder wichtige Grund für die deutsche Überlegenheit war die moderne deutsche Führung. Wohl war die Spitzenorganisation, im Gegensatz zu ihrer scheinbaren Zusammenfassung im Oberkommando der Wehrmacht, alles andere als den Erfordernissen eines neuzeitlichen Krieges angemessen. Sie hätte in einer Auseinandersetzung, die alle Räume — Land, Luft und See — umfaßte, die nicht nur militärisch, sondern wirtschaftlich, politisch und psychologisch geführt werden mußte, einer alles koordinierenden Planungs-und Zentralstelle bedurft Statt dessen waren die Führungsspitzen zersplittert, entsprechend Hitlers Grundsatz „teile und herrsche". Das bedeutete, daß jeder Wehrmachtsteil tatsächlich seinen eigenen Krieg führte, daß bei Hitlers kontinentalem Denken die Notwendigkeiten des Seekrieges vernachlässigt wurden ja daß es zu Lande bald so-genannte OKW-und OKH-Kriegsschauplätze gab Alles in allem herrschte auch hier ein organisiertes Chaos, das — wenn einmal — nur jeweils von der militärischen Vernunft der betreffenden Befehlshaber überwunden wurde.

Trotzdem war die deutsche Führung, zumal es sich bei Beginn des Krieges zu Lande um verhältnismäßig begrenzte Räume und Aufgaben handelte, den Gegnern überlegen. Nach gewissen anfänglichen Widerständen bei der „älteren Generation", die konservativer war wurden die Möglichkeiten der neuen Waffen, des Panzers und des Flugzeugs, erkannt und ihr Einsatz in selbständig operierenden Verbänden durchdacht bzw. erprobt Die Erkenntnis, daß die Motorisierung mehr als reine Transportleistung erfüllen konnte, erbrachte neue Organisationsformen und Führungsgrundsätze, die sich im Felde bewährten.

Als auf der anderen Seite noch falsche operative Entschlüsse dazu kamen, die zum Teil aus der Rückständigkeit in Rüstung und Führungsmethoden herrührten waren die Voraussetzungen für die deutschen Siege gegeben, übertriebenes Kraftbewußtsein der Polen, ihr Traum, auf Berlin marschieren zu können, ließ sie die Masse ihrer Truppen ungünstig aufstellen und von vornherein in eine fast ausweglose Situation geraten. Ihre Armee war von drei Seiten umfaßt und ging rasch der Vernichtung entgegen Daß die Westalliierten zögerten, ihrerseits anzugreifen, war dabei mit entscheidend. Im Westen waren nur geringe Sicherungskräfte zurückgeblieben, so daß keine Reserven zur Verfügung standen, wenn Frankreich losgebrochen wäre Ein energischer Stoß über den Rhein und gegen das Ruhrgebiet hätte schlimmste Folgen für die Deutschen haben können doch nahm man das Risiko in Kauf, weil man auf das französische Defensivdenken baute

Was der polnische Feldzug hätte lehren können: wie durch den operativen Einsatz schneller Verbände zusammen mit der Luftwaffe Durchbrüche erzielt werden konnten, um dann mit „verkehrter Front" den Gegner einzukesseln, das wurde von den Franzosen nicht begriffen. Zudem kam der deutsche Stoß an unerwarteter Stelle, auf einem „Schleichweg, auf dem man durch den Kriegsgott erwischt werden" konnte Der „Liebesdienst", mit den Armeen der Heeresgruppe 1 und dem englischen Expeditionskorps nach Belgien einzurücken, erleichterte den „Sichelschnitt" der Frankreich etwa die Hälfte seiner besten Divisionen und die Masse seiner schnellen Verbände kostete Nach deren Verlust, nach dem Ausfall Hollands, Belgiens und der Engländer war die zweite Phase des deutschen Angriffs, bei der das Überraschungsmoment fehlte und ein frontaler Zusammenstoß bevorstand, doch kein allzu großes Wagnis mehr. Frankreichs Kraft war, auch psychologisch, gebrochen und der weitere Widerstand diente, wie Weygand am 25. Mai 1940 in einer Kabinettssitzung erklärte, nur noch der Ehren-rettung der Armee

Bei allen deutschen Operationen hatte auch „Kühnheit", der Clausewitz „über den Erfolg des Kalküls mit Raum, Zeit und Größe hinaus ... noch gewisse Prozente" zugesteht einen wesentlichen Anteil gehabt. Daß es gelang, Norwegen im Handstreich zu besetzen, vor allem die wichtigsten Häfen, war gerade dieser Tugend zu verdanken Allein bewährte sie sich hier nur deshalb, weil die Engländer — nachdem sie sich hatten allzu sehr überraschen lassen — nicht mehr ihre ganze Kraft zum Gegenstoß aufboten. Ob sich die deutschen Opfer in Norwegen überhaupt gelohnt hatten, ist ohnehin eine — zumindest umstrittene — Frage. Als Basis für den Seekrieg im Atlantik konnte Norwegen nach der Besetzung Islands und der Färöer-Inseln durch die Engländer nicht in dem Maße ausgenutzt werden, wie man erhofft hatte. Die schweren Verluste der Marine beim Kampf um Norwegen wurden während des ganzen Krieges nicht wieder wettgemacht. Andererseits wurden dort stets verhältnismäßig starke Heereskräfte gebunden, die anderswo fehlten und nicht zu ersetzen waren. Churchills Urteil, die Besetzung von Dänemark und Norwegen sei ein strategischer und politischer Fehler gewesen, ist nicht nur Ausdruck persönlicher Verärgerung über die eigene Schlappe, sondern enthält einige Wahrheit

Gewonnen war der Krieg jedenfalls trotz aller großen deutschen Waffenerfolge nicht, solange England aufrecht stand oder sich nicht zum Nachgeben bereit zeigte. Churchill, der als Exponent des zähen britischen Widerstands-willens am 10. Mai 1940 — dem Tage des deutschen Angriffs im Westen — die Minister-präsidentschaft übernommen hatte, dachte nicht an einen faulen Frieden und trotz aller Versicherungen Hitlers „gab es noch Inseln" jedenfalls für die deutsche Wehrmacht, die England weder zur See noch aus der Luft tödlich bedrohen konnte. Hier waren die Grenzen der deutschen Rüstung erreicht, die auch durch moderne Führungsgrundsätze oder „moralische Größen" nicht zu überspringen waren. Die Behauptung, England sei geschlagen, habe es bloß noch nicht gemerkt, war leere Prahlerei allenfalls dazu geeignet, Hitlers gläubigem Anhang etwas Mut zu machen Er selbst wußte es wahrscheinlich besser und stand vor derselben ratlosen Frage „Was nun?", wie am 3. September 1939, als er das britische Ultimatum erhielt

Der Versuch, England durch einen Angriff auf die Sowjetunion friedenswillig zu machen — weil ihm dann die „letzte Hoffnung" genommen sei und auch Amerika wegfiele —, war mehr als ein Vabanque-Spiel, schon eine Bankrotterklärung. Wie froh war Hitler doch gewesen, in diesem Kriege den Rücken frei zu haben Jetzt beschwor er selbst die so gefürchtete Situation des Zweifrontenkrieges herauf Umsonst hatten die zuständigen Instanzen eindringlich gewarnt. Die Bedenken des Generalstabes wurden beiseite geschoben, die Alternativ-Vorschläge der Marine — England im Mittelmeer zu schlagen — desgleichen

Mit dem Rußland-Feldzug waren die deutschen Möglichkeiten endgültig überschritten. Er brachte „die eigentliche Krise des Krieges" obwohl die Schläge gegen Griechenland und Jugoslawien wie die Anfangsoperationen gegen die Sowjetunion die gleichen Ergebnisse zu versprechen schienen, wie sie bisher im Westen errungen worden waren Den kleinen Balkanstaaten waren die Deutschen in Technik und Führung gewaltig überlegen; die Sowjetunion war überrascht worden, und ihre taktische Führung blieb anfangs weit hinter der deutschen zurück Dann aber erlitt die deutsche Armee gegen allen Zweckoptimismus Hitlers das größte Desaster im Winter 1941/42 dessen Bedeutung nur deshalb nicht allgemein erkannt wurde, weil die NS-Propaganda aus dem Eintritt Japans in den Krieg und aus dessen Anfangserfolgen geschickt Kapital zu schlagen wußte So imposant die japanischen Siege auch immer sein mochten, sie konnten keinen Ausgleich für das Potential der USA schaffen die leichtfertig von Hitler in den Krieg hineingezogen worden waren Seit dem 22. Juni 1941 waren die tatsächlich großen Weltmächte, darunter zwei Seemächte — die Sowjetunion, Großbritannien und die Vereinigten Staaten —, durch Hitler zwangsweise zu einer Koalition zusammengeschmiedet worden, gegen die das Deutsche Reich mit seinen Verbündeten nie auf-kommen konnte Wenn man davon absieht, daß der Krieg schon von Anfang an nicht zu gewinnen war so war spätestens jetzt der Bogen überspannt. Sein Zerbrechen war nur noch eine Frage der Zeit, d. h. es dauerte, bis die andere Seite ihre Kräfte voll mobilisiert und in den Kampf geworfen hatte. Die folgenden schweren Niederlagen, beginnend mit Stalingrad, waren die Stationen auf dem Wege in den Abgrund, auf dem es — nachdem der letzte Versuch am 20. Juli 1944 gescheitert war — keine Umkehr mehr gab. Die Ardennenoffensive, von der Hitler sich eine entscheidende Wendung im Westen oder gar des ganzen Krieges erhoffte erbrachte nicht mehr als einen vorübergehenden Rückschlag für die Alliierten Sie war ein „verzweifelter Versuch in verzweifelter Lage" und ein schwerer Fehler auf deutscher Seite, weil hier die letzten Reserven verbraucht wurden, die im Osten nötiger gewesen wären Gegen ungefähr 75 0/0 des personellen und materiel-len Potentials der ganzen Welt konnte das Reich trotz aller Tapferkeit seiner Soldaten nicht bestehen.

Das deutsche Kriegspotential

Das deutsche Kriegspotential war schwach und dem gegnerischen von vornherein unterlegen Schon für den Friedensbedarf an wichtigen industriellen Roh-und Grundstoffen war das Reich weitgehend vom Ausland abhängig, für die zusätzliche Nachfrage während eines Krieges noch viel mehr Allein Kohle war im Inland genug vorhanden und wurde genug gefördert, desgleichen war die Stickstoff-Versorgung gesichert, sonst waren die negativen Zahlen erschreckend hoch. Es fehlten nach offiziellen Aufstellungen im Jahre 1939 z. B. an Eisen 72 °/o, an Kupfer 92 °/o, an Zinn und Bauxit 98 °/o, an Phosphat 99 °/o, an Erdöl 90 %, an Flachs 36 °/o, an Rindshäuten 50 % und an Wolle 84 °/o. Naturkautschuk, Baumwolle oder Chrom fehlten ganz

Schon die Hauptgegner zu Beginn des Krieges, besonders die Engländer, waren in dieser Beziehung wesentlich besser gestellt. Zwar mußten sie, wie Göring triumphierend bemerkte°/o, an Kupfer 92 °/o, an Zinn und Bauxit 98 °/o, an Phosphat 99 °/o, an Erdöl 90 %, an Flachs 36 °/o, an Rindshäuten 50 % und an Wolle 84 °/o. Naturkautschuk, Baumwolle oder Chrom fehlten ganz 65).

Schon die Hauptgegner zu Beginn des Krieges, besonders die Engländer, waren in dieser Beziehung wesentlich besser gestellt. Zwar mußten sie, wie Göring triumphierend bemerkte 66), die Rohstoffe erst heranholen, doch eben das konnten sie. Ihnen standen die Ozeane als Transportwege offen, weil die deutsche Seemacht zu schwach war, während umgekehrt die Gegenblockade, trotz aller großen Worte des Generalfeldmarschalls, nicht nur nicht „verdammt dünn“, sondern äußerst wirksam war. Die sowjetrussischen Lieferungen, die im Oktober 1939 in Moskau und Berlin vereinbart worden waren 67), verbesserten die Lage anfangs wohl beträchtlich, doch verstopfte

Hitler selber nach zwei Jahren diese Quelle. Daß indessen Kohle und Eisen — das nach Görings Worten künftig auch in ausreichender Menge vorhanden sein sollte — als die „zwei Urrohstoffe" die Lücken schließen könnten, war Unsinn 69). Selbst das Argument, der Kohle-Export könne uns den Kauf der fehlenden Rohstoffe ermöglichen, war nur bedingt richtig 70); denn wenn man schon Abnehmer für die deutsche Kohle fand, so waren diese noch lange nicht zugleich Lieferanten der fehlenden Rohstoffe. Die Quellen in anderen Ländern, in denen man mit den eingegangenen Devisen hätte einkaufen könen, lagen aber nicht immer im deutschen Einflußbereich. Es blieb dafür die Hoffnung auf die deutschen Erfinder, an die Göring auch eindringlich appellierte 71).

Die Aussichten waren in dieser Hinsicht nicht schlecht. Amerikanische Fachleute urteilten nach dem Kriege, als sie die beschlagnahmten deutschen Patente — ungefähr 346 000 an der Zahl — auf ihren Wert hin ansahen, daß Technik und Wirtschaft in den USA dadurch „um mindestens zehn Jahre vorangebracht" worden seien ). Ob die deutsche Forschung alle Mängel hätte überwinden können, ist eine andere Frage. Jedenfalls versagte die nationalsozialistische Staatsführung auch hier wieder einmal organisatorisch. Der Wahn, Blitzkriege führen zu können, ließ sie alle Vorhaben abbrechen, die nicht in kürzester Zeit voll erfolgreich wurden Deshalb wurden viele, später unersetzliche Spezialisten zum normalen Truppendienst eingezogen. Während Goebbels dafür sorgte, daß Künstler der verschiedensten Gattungen für den Unterhaltungsbetrieb bei der Truppe und in der Heimat „uk-gestellt"

wurden, tat Rust nichts dergleichen in seinem Aufgabengebiet. Man war sogar stolz darauf, daß zu Kriegsbeginn mehrere tausend hochqualifizierte Wissenschaftler ihre Forschungsstätten verließen, um im Sinne der Parole von der „Volksgemeinschaft“ in sehr untergeordneten Stellungen Dienst zu leisten. Der Befehl Görings, nach dem Frankreich-Feldzug alle Entwicklungen einzustellen, die nicht innerhalb eines Jahres verwendbar wurden, bremste nicht nur jede weitere Waffenentwicklung, z. B. die des Düsenjägers, die 1939 begonnen worden war, sondern auch die Möglichkeiten der Ersatzstoff-Chemie. Erst als es nach Stalingrad sichtbar bergab ging, versuchte man die Versäumnisse wiedergutzumachen. Zur selben Zeit, als General Unruh daran ging, alles nach Männern für die Front durchzukämmen, wurde für Wissenschaft und Technik eine Gegenaktion durchgeführt. Ungefähr 10 000 Spezialisten wurden aus der Front zurückgezogen. Viele waren inzwischen gefallen, doch wurde versucht zu retten, was zu retten war. Der Erfolg war nur noch ein Bruchteil von dem, was bei vernünftiger Planung hätte erreicht werden können. Es war vielfach zu spät, und manche Entwicklung war bei Kriegsende noch nicht beendet oder noch nicht zur industriellen Produktion reif.

Hitler verstand nichts von der Wirtschaft oder hatte nur reichlich primitive Vorstellungen davon. Im Grunde genommen interessierte er sich überhaupt nicht dafür Er glaubte, daß auch Wirtschaftspolitik eine Frage des Willens sei: Scharfe Befehle und entsprechende Androhung von Strafen für „Wirtschaftssabotage" würden die erwünschten Resultate bringen. So proklamierte er in seiner Denkschrift über die Aufgaben des „Vierjahresplanes" wörtlich „Ähnlich der militärischen und politischen Aufrüstung bzw. Mobilmachung unseres Volkes hat auch eine wirtschaftliche zu erfolgen, und zwar im selben Tempo, mit der gleichen Entschlossenheit und, wenn nötig, auch mit der gleichen Rücksichtslosigkeit." Es ging ihm darum, „mit eiserner Entschlossen-heit auf all den Gebieten eine hundertprozentige Selbstversorgung" zu erreichen, „auf denen diese möglich" sei, vor allem bei „Brennstoff" — gemeint waren Treibstoffe —, Gummi und Eisenerzen. Der Sinn der Anstrengungen war, die deutsche Wirtschaft in vier Jahren „kriegsfähig" zu machen.

Was Hitler erwartete, war die „nationale Selbstversorgung mit kriegswichtigen Rohstoffen; eine „Einsparung und Bereitlegung ...

für den Krieg" lehnte er kategorisch ab So kam es, daß im Jahre 1939 zwar gewisse Vorräte an kriegsentscheidenden Rohstoffen eingelagert waren, sie für einen langen und kostspieligen Krieg aber nicht reichten Hastige Einkäufe, besonders von Gummi und unedlen Metallen im Juli/August 1939, glichen das Manko nicht mehr aus Besonders heikel stand es mit der Treibstoffversorgung, weil Hitlers Pläne vom „Vierjahresplan" nicht im entferntesten erfüllt worden waren Zu Beginn der politischen Spannungen war so wenig Flugbenzin vorhanden, daß der ganze Einsatz der Luftwaffe vom Eintreffen eines über den Atlantik kommenden Schiffes mit 600 t Bleitetra abhing Gelöst wurde dieses Problem übrigens nie Trotz aller Bemühungen und vorübergehender Erfolge wurde der nüchterne, plastische Ausspruch eines amerikanischen Experten Wahrheit: „Nicht die Kanonen Frankreichs, Großbritanniens oder Polens, sondern das Klopfen seiner Flugmotoren wird Deutschlands Untergang einläuten." Umgekehrt zerschlug die feindliche Luftwaffe planmäßig das deutsche Potential an den Fronten und in der Heimat Wenn trotzdem kein rascher Zusammenbruch wegen Rohstoffmangels eintrat, so deshalb, weil — wie im Ersten Weltkrieg — die Praxis anders aussah als die Theorie, weil Not erfinderisch macht und weil einige Faktoren nicht richtig berechnet worden waren Erstens war der Verbrauch an Rüstungsgütern anfangs geringer als erwartet; die Blitzkriege waren nicht allzu kostspielig. Dann konnten noch Vorräte mobilisiert werden, die versteckt lagerten. Die Sammlung von Altmetallen z. B. und die Beschränkung auf das Notwendigste beim zivilen Verbrauch ergab eine gewisse Reserve. Selbst in der Rüstungsproduktion war es möglich, drastische Einschränkungen durchzuführen, ohne daß die Qualität der Waffen litt Bis 1943 hin konnte zum Beispiel der Jahresverbrauch an Kupfer um etwa 2/3 herabgesetzt werden. Nicht zuletzt gewannen die Deutschen durch ihre Anfangssiege beträchtliche Beute und neue Quellen für Rohstoffe, zum Beispiel für Kupfer in Norwegen, Jugoslawien und Finnland. Ähnliches galt für Chrom, Nickel, Wolfram und Bauxit.

Auf jeden Fall waren keine vernünftigen Lehren aus den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges gezogen worden. Die gegenteilige Behauptung war nichts als Zweckpropaganda Es war nicht materiell „in diesem Krieg vorgesorgt, wie in keinem Krieg vorher gesorgt worden war“ Der „Vierjahresplan" hatte längst nicht gehalten, was Hitler gehofft hatte; er wäre ohnehin erst ungefähr im Jahre 1943 voll leistungsfähig geworden. Trotzdem lobte ihn Hitler überschwenglich, um zu bluffen

Eine Begründung ersparte er sich aus naheliegenden Gründen. Aber er hatte recht mit seiner Behauptung, daß „die Wirklichkeit" entscheiden werde

Nicht einmal einen „wirtschaftlichen Generalstab, der uns (auch) 1914 fehlte" gab es. Durch das Reichsverteidigungsgesetz vom Mai 1935 war der Reichswirtschaftsminister zum „Generalbevollmächtigten für die Kriegswirtschaft" ernannt worden dem bald die Organisation des „Vierjahresplanes" unter Göring den Rang ablief. Nach dem AusscheidenSchachts wurde sein Nachfolger Funk daher auch nur noch „Generalbevollmächtigter für die Wirtschaft" statt für die „Kriegswirtschaft". Die Verantwortlichkeit für die Rüstung im engeren Sinne lag bei der Wehrmacht. Im OKW, das seit dem 4. Februar 1936 an die Stelle des Reichskriegsministeriums getreten war, gab es die „Amtsgruppe Wehrwirtschaftsstab", die am 22. November 1939 in das „Wehrwirtschafts-und Rüstungsamt" unter General Thomas umgewandelt wurde. Dieses wurde wieder im Jahre 1942 geteilt in ein „Wehrwirtschaftsamt" unter dem OKW und ein „Rüstungsamt", das dem neuen Ministerium für Bewaffnung und Munition unter Todt eingegliedert wurde. Formal bestand daneben noch der am 30. August 1939 geschaffene „Ministerrat für die Reichsverteidigung", der „zur einheitlichen Leitung der Verwaltung und Wirtschaft" Verordnungen mit Gesetzeskraft erlassen konnte Dessen Befugnisse wurden in der Praxis jedoch sofort wieder durch Göring in seiner Eigenschaft als „Beauftragter für den Vierjahresplan" ausgehölt, indem er „zur weiteren Vereinheitlichung in der Lenkung der Wirtschaftspolitik" die „Leitung der Kriegswirtschaft ganz in die Hand" nahm Offiziell berief er dazu einen „Generalrat der Wirtschaft", in dem sein Staatssekretär Körner die tatsächliche Führung hatte und den Reichswirtschaftsminister Funk ausschaltete. Alles in allem: Ein organisatorisches Chaos, in dem die Forderungen nach „klarer Befehlsgewalt und straffster autoritärer Lenkung der gesamten Kriegswirtschaft" sowie auch „laufender engster Zusammenarbeit sämtlicher Stellen" nicht verwirklicht werden konnten

Das änderte sich schlagartig mit dem Februar 1942. Damals verunglückte der Minister für Bewaffnung und Munition, Fritz Todt und mit seinem Nachfolger, dem Architekten Speer, begann eine neue Epoche Seinem Talent verdankte die deutsche Rüstungswirtschaft als ganzes einen nie geahnten Aufschwung, der dringend nötig war und bis kurz vor dem Zusammenbruch anhielt. Speer organisierte ein neues Ministerium für Rüstung und Kriegsproduktion, das weitgehende Vollmachten hatte und auch in Fragen der Bewirtschaftung und des Arbeitseinsatzes eingriff Görings Ansehen hatte damals schon gelitten, so daß Speer freiere Bahn hatte als sein Vorgänger. Unter ihm wurde im Oktober 1942 die soge-nannte „Zentrale Planung" ins Leben gerufen, deren Name indes mehr versprach als sie hielt. Wirklich geplant wurde erst in der weiteren Gründung vom 16. September 1943: dem „Planungsamt", das offiziell von Göring errichtet und in das Rüstungsministerium eingegliedert wurde So kam es endlich zu einer Verzahnung der beiden wichtigsten Instanzen der Kriegswirtschaft unter Kehrl, der zuvor schon Leiter des Rohstoffamtes in Speers Ministerium gewesen war und nun in Personalunion beiden Ämtern vorstand. Obwohl ohne klare Kompetenzabgrenzungen, setzte sich diese Behörde bald durch und gewann ein eigenes Gewicht.

Seitdem ging es steil aufwärts, sowohl was die Erzeugung synthetischer Rohstoffe wie die Herstellung von Rüstungsmaterial betraf. Die Herstellungskapazität für Gummi und Treibstoff wurde weiter ausgebaut und zum Beispiel die Produktion von synthetischem Gummi von 69 000 t im Jahre 1942 auf 130 000 t Anfang 1944 gesteigert Ähnliches gilt für die Treibstoffversorgung, die allerdings trotz der zusätzlichen Ausbeute aus den rumänischen Erdölgebieten immer knapp war 100a).

Grundlage für diese Erfolge war einmal das persönliche Geschick Speers, der zu organisieren und improvisieren verstand, besonders aber auch die deutsche industrielle Kapazität. Deutschland war, trotz der rasch ausgebauten sowjetischen Industrie, immer noch das zweitgrößte Industrieland der Welt hinter den USA Mit ihnen konnte es freilich weder im allgemeinen noch besonders auf dem Gebiet der Mechanisierung und Rationalisierung konkurrieren, d. h. mit der im Kriege so wichtigen Massenfertigung Die Produktion je Arbeiter war 1937 in der amerikanischen Industrie ungefähr 2, 2 mal so groß wie in Deutschland, und das bei damals viel geringerer Arbeitszeit in den Vereinigten Staaten Hier waren also in Deutschland Reserven zu mobilisieren, die brach gelegen hatten. Weil Hitler lediglich einen kurzen Krieg oder eine Reihe aufeinanderfolgender kurzer Schläge vorausgesagt hatte, war auch hier bei weitem nicht so mobilisiert worden, wie es nötig und möglich gewesen wäre. Erst die Niederlage vor Moskau im Winter 1941 und der Eintritt der USA in den Krieg brachten den Beginn einer Wende. Ein wirklich „totaler Krieg", d. h. eine „totale" Mobilisierung der Arbeitskräfte hat es trotzdem nie gegeben Weder wurde das Reservoir an Frauen voll ausgeschöpft 104a) noch wurde durch planmäßige Verlagerung von Arbeitern aus nicht kriegswichtigen Betrieben in die kriegswichtige Industrie das absolute Maximum erreicht. Der thüringische Gauleiter Sauckel, der am 21. März 1942 zum „Bevollmächtigten für den Arbeitseinsatz" innerhalb des „Vierjahresplanes" ernannt worden war, sorgte dann wohl für den Einsatz einer großen Zahl von Fremdarbeitern, vor allem aus dem Osten; doch wenn diese Maßnahmen die Lage auf dem Arbeitsmarkt erleichtern, so verdarben sie um so mehr politisch, daß die Bilanz am Ende negativ ausfiel

Nachdem eine fehlerhafte Organisation den „Menscheneinsatz" bei der Wehrmacht von Anfang an in falsche Bahnen gelenkt hatte, ließ es der tatsächliche Kräftemangel später nicht mehr zu, die Fehler auszugleichen. Wie schon gesagt, waren bei Kriegsbeginn erst wenige junge Jahrgänge modern ausgebildet, so daß man neben der geringen Zahl von „kurzfristig Ausgebildeten" aus den Jahren von 1900 bis 1913 auf über eine Million Soldaten aus dem ersten Weltkrieg zurückgreifen mußte — auf Männer also, die mindestens 40 Jahre alt waren Sie abzulösen gelang auf die Dauer nicht, obwohl die ersten Blitzfeldzüge nicht allzu verlustreich gewesen waren. Zwar ließ Hitler nach dem Frankreichfeldzug 17 Di

Visionen auflösen doch wurde die Anforderung von Soldaten mit dem Beginn des Rußlandfeldzuges so groß, daß das deutsche Potential völlig ausgeschöpft werden mußte. Nach den schweren Verlusten vom Winter 1941/42, die sprunghaft stiegen, begann zwischen der Industrie und der Landwirtschaft einerseits und der Wehrmacht andererseits „der Kampf um Menschen", der „seitdem nicht mehr zur Ruhe kam"

Die Verluste der Armee begannen damals mit über 100 000 Mann im Monat und stiegen im Dezember 1941 und Januar 1942 auf das Doppelte. Das Ersatzheer hatte dafür schon alle Rekruten bis einschließlich des Jahrganges 1922 herausgegeben, doch konnten damit nicht einmal die Verluste gedeckt, geschweige denn die nötigen Neuaufstellungen vorgenommen werden Die Verminderung der Divisionsstärken von 9 auf 7 Bataillone war nichts als ein Taschenspielertrick, der die wahre Lage verschleierte.

In den letzten Kriegsjahren verlor die Armee im Durchschnitt monatlich 150 000 bis 160 000 Mann, bei Großkämpfen noch mehr. Ein Rekrutenjahrgang dagegen betrug durchschnittlich 550 000 Mann; er konnte also nicht einmal die Hälfte der Verluste decken. Da hiervon noch die Waffen-SS — auf ausdrücklichen Befehl Hitlers — 90 000 Mann erhielt, ferner die Kriegsmarine und Luftwaffe je 30 000, wurden die Verluste der Armee im besten Fall zu einem Drittel gedeckt

Von Tag zu Tag brannte das Heer also mehr aus. Wenn für das zweite Halbjahr 1944 noch einmal 1, 3 Millionen Männer einberufen werden sollten, so standen junge Jahrgänge dafür nicht mehr zur Verfügung Goebbels als „Sonderbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz" bemühte sich mit Hilfe der Parteidienststellen fanatisch, das Ziel zu erreichen, konnte aber mit Mühe und Not nur 350 000 Männer aus Arbeitsstellen in der Heimat freimachen. Das letzte Aufgebot war der „Volkssturm", bestehend aus Invaliden, Greisen und Kindern. Auch wenn die Wehrmacht um die Mitte des Jahres 1944 mit insgesamt etwa 10, 2 Millionen Mann immer noch neunmal so stark war wie im Frieden, konnte sie ihre Aufgaben den überlegenen Gegnern gegenüber nicht mehr erfüllen, abgesehen davon, daß nicht „Zahlen" kämpften, sondern „Männer", die inzwischen erschöpft waren.

Allein auf einem Gebiet war verhältnismäßig gut vorgesorgt und funktionierte die Verwaltung: bei Lebensmitteln und Gegenständen des täglichen Gebrauchs, wie Kleidern, Kohle, Seife Wohl gab es laufend auch hier weitere Einschränkungen, doch keinen sogenannten „Kohlrübenwinter" wie im Ersten Weltkrieg. Sogar ein gewisser Luxus konnte lange aufrechterhalten werden, indem z. B. die Bevölkerung Ostfrieslands eine geringe Menge des gewohnten Tees erhielt oder in Süddeutschland Rücksicht auf landsmannschaftliche Lebensgewohnheiten genommen wurde, indem mehr sog. „Nährmittel" statt Kartoffeln zugeteilt wurden. Propagandistisch zählte diese Leistung zweifellos für das Regime, und die „Durchhalteparolen" fanden bei der verhältnismäßig gut ernährten Bevölkerung ein besseres Echo, als sie bei einem Volk gefunden hätten, das am Rande des Existenzminimums vegetierte.

Vom kriegswirtschaftlichen und rüstungstechnischen Standpunkt her war der Krieg erst später verloren als vom rein militärischen. Noch im Jahre 1944 konnte Speer zum Beispiel 130 Infanteriedivisionen und 40 Panzer-divisionen ganz ausrüsten doch mangelte es schon am Treibstoff, der nach dem Ausfall der rumänischen Erdölfelder und der Zerstörung der deutschen Hydrieranlagen katastrophal knapp wurde. Von Mai 1944 ab fehlten 90% der benötigten Treibstoffe Als dann das Ruhrgebiet ausgeschaltet wurde und ab Mitte Januar 1945 auch Oberschlesien ausfiel, war der Zusammenbruch auch kriegswirtschaftlich endgültig besiegelt.

Es wäre eine Täuschung zu meinen, bei besserer Vorsorge und schnellerer Mobilisierung aller Kräfte wäre das Ergebnis des Krieges anders gewesen. Sicher hatten die anfängliche Mißorganisation, die verfehlte Rüstungspolitik oder die mangelnde Vorratswirtschaft Einfluß auf das Kriegsgeschehen, doch verlor das Reich den Krieg nicht durch eine Reihe von Fehlern auf diesen Gebieten. Die enorme Steigerung der Rüstung in der zweiten Hälfte des Krieges war nur deshalb möglich, weil vorher nicht alles ausgeschöpft war. Eine schnellere Rüstung wäre nur früher an die Grenzen der deutschen Möglichkeiten gelangt. Nachdem die andere Seite ihr Potential auf der ganzen Linie — das Menschenreservoir, die industrielle Kapazität und die Rohstoffquellen — mobilisiert hatte, neigte sich die Waagschale ein für allemal zuungunsten des Reiches. „Mit der Kürze des Krieges stand und fiel die deutsche . Überlegenheit'."

Es war nicht überraschend, daß Deutschland schließlich den Krieg verlor gegenüber einer Mächte-Kombination, deren wirtschaftliches Kriegspotential das seine bei weitem übertraf. Was viel erstaunlicher war, ist die Tatsache, wie lange es aushielt — trotz seiner wirtschaftlichen Schwäche Dafür waren die Opfer dann um so schwerer.

Fortsetzung des Krieges in aussichtsloser Lage

Es ist glaubhaft, daß Hitler nach der Winter-katastrophe von 1941/42 in Rußland erste Zweifel an der Möglichkeit des deutschen Sieges gekommen sind. Damit war er der Mehrheit seiner Anhänger, sogar den militärischen Fachleuten unter ihnen, ein gutes Stück voraus. Nachdem die Hoffnung getrogen hatte, die Sowjetunion in einem Zuge niederzuwerfen, und der gefürchtete Zweifrontenkrieg Gewißheit geworden war, wurde ihm unheimlich. Trotzdem setzte er den Krieg rücksichtslos fort.

Selber ein Phänomen des Willens glaubte Hitler an die Unwiderstehlichkeit dieser Charaktereigenschaft. Willenskraft, Härte und Fanatismus galten ihm als vornehmstes Erziehungsziel und als Garantie des Sieges. Sein politischer Aufstieg erschien ihm als „Triumph des Willens" und er war von der Wiederholung seiner Erfolge überzeugt Maßloses Selbstgefühl und Sendungsbewußtsein taten das übrige Wenn Hitler ein Jahr vor dem Krieg von sich behauptete: „Ich glaube, ich habe ein Recht darauf auszusprechen, daß, wenn mich das Schicksal damals (d. h. im Jahre 1918) an die Spitze gestellt hätte, dieser Zusammenbruch nie gekommen wäre" war es nur folgerichtig, daß er in der Rede zum Kriegsbeginn feierlich erklärte: „Ein Wort habe ich nie kennengelernt, das heißt: Kapitulation", und „Ein November 1918 wird sich niemals mehr in der deutschen Geschichte wiederholen" Das Beispiel Friedrich des Großen, das er dabei beschwor, ohne dessen historische Relevanz zu prüfen leuchtete ihm immer voran einschließlich der Hoffnung auf das „Wunder des Hauses Brandenburg". Die Linie seiner Politik und Kriegführung war damit vorgezeichnet; die unkluge alliierte Forderung nach bedingungsloser Kapitulation spielte für Hitler keine besondere Rolle. „Halten und kämpfen bis zum Äußersten" — das war für Hitler deshalb das einzige taktische Mittel, die Winterkrise 1941/42 zu meistern. Ein Ausweichen in Winterstellungen, wie es der ObdH vorgeschlagen hatte und wie es von einigen Armeen auch ohne die befürchteten schlimmen Folgen durchgeführt worden war kam für ihn nicht in Betracht. Wenn es tatsächlich gelang, die wankende Front wieder zum Stehen zu bringen, so schrieb er das allein seinem Willen zum Durchhalten zu und seine kritiklose militärische Umgebung klatschte ihm Beifall ohne die unnötigen schweren Verluste zu berechnen Hitler fühlte sich auf der ganzen Linie bestätigt, und starres Durchhalten wurde ihm seit-dem zum „Allheilmittel der militärischen Führung für alle Zukunft", womit „an Stelle wendiger und verantwortungsbewußter Führung ...der ungeistige Schematismus der sturen Gewalt gesetzt wurde, der die Taktik der Saalschlacht auf das Kampffeld übertrug" Die Katastrophe von Stalingrad war die nächste Folge davon.

Als zur selben Zeit bzw. kurz danach auch Rommel geschlagen wurde und die Alliierten in Afrika landeten, soll es Hitler — wieder nach Jodl — bewußt geworden sein, „daß sich der Kriegsgott nun auch von Deutschland abgewandt und in das andere Lager begeben hatte" Gegen diese Erkenntnis setzte er aber die Hoffnung, durch äußerste Anspannung aller Kräfte, „gestärkt und geführt durch seinen eisernen Willen", wenigstens noch zu einem „Remis" zu kommen Der Schein-erfolg vom Winter 1941/42 stand ihm dabei vor Augen, ohne daß er einsah, wie sich die Lage seitdem personell und materiell verschlechtert hatte. Der bisher verhältnismäßig erfolgreiche U-Boot-Krieg brach zusammen, die Luftwaffe der West-Alliierten zerschlug planmäßig die Städte in der Heimat und das verbündete Italien fiel ab. Selbst Goebbels, der bis dahin mit teuflischer Heuchelei dem Volk den sicheren Endsieg vorgegaukelt hatte (und der es weiterhin tun sollte), wurde jetzt mehr als skeptisch Er versuchte, Hitler zu einem Sonderfrieden nach der einen oder anderen Seite zu überreden, drang aber nicht durch Hitler hatte nicht nur verboten, irgendwelche Kontakte zu den Gegnern aufzunehmen, sondern bestrafte sogar pflichtgemäße Reaktionen, wenn von neutraler Seite Verbindung gesucht wurde So wurde etwa um dieselbe Zeit der deutsche Militärattache in Lissabon, Oberst von Esebeck, abgelöst, weil er gemeldet hatte, daß der portugiesische Staatssekretär für Verteidigung an ihn herangetreten war, er werde gern im deutschen Interesse mit den West-Alliierten Verbindungen anknüpfen. Eine ausgearbeitete Denkschrift von Goebbels aus dem Anfang 1944, in der dieser, um „aus dem Zweifrontenkrieg auf irgendeine Weise herauszukommen" Verhandlungen mit Stalin empfahl wurde ihrem Verfasser wohl nicht gefährlich, hatte aber kein Echo, weil Bormann sie nicht weitergab. Der Versuch von Goebbels, mit Hitler im Führerhauptquartier unter vier Augen zu reden, scheiterte ebenso.

Hitler klammerte sich jetzt an den Gedanken, die erwartete Invasion im Westen so blutig abweisen zu können, daß dadurch die zweite Front beseitigt wurde und den West-Alliierten die Lust am Weiterkämpfen verging. Wie ernst es aussah, zeigte die „FührerWeisung Nr. 51" vom 3. September 1943, in der er offen zugab, daß im Osten die deutsche Kraft „aufs Äußerste beansprucht" worden war und schwerste Verluste hingenommen werden mußten Trotz aller Prahlerei in seiner Rede vom 30. Januar 1941: er wolle gern Platz für die Landung zur Verfügung stellen, um sie dann um so sicherer abschlagen zu können und trotz des deutschen Abwehrerfolges bei Dieppe (19. August 1942) war es Hitler immer unheimlicher geworden. Ungeschminkt, indes nur innerhalb seiner engsten Umgebung, brachte er das in der Lagebesprechung vom 20. Dezember 1942 zum Ausdruck: „Wenn sie im Westen angreifen, dann entscheidet dieser Angriff den Krieg" und Warlimont, der Stellvertretende Chef des Wehrmachtführungsstabes, erinnert sich an ähnlich deutliche Worte: daß alles verloren sei, falls die Landung glücke

Sie gelang schnell, und so war jetzt eigentlich der Zeitpunkt gekommen, in dem der Krieg hätte beendet werden müssen. Unter der höheren Wehrmachtführung hatte sich inzwischen dieselbe Einsicht verbreitet doch wagte im allgemeinen niemand, Hitler die Wahrheit zu sagen Nur Generalfeldmarschall v. Rundstedt und Rommel, der eine als OB West und der andere als Befehlshaber der Heeresgruppe B am besten mit der Lage vertraut, forderten am 17. Juni 1944 die Beendigung des Krieges Hitler beschwichtigte beide mit verlogenen Argumenten. Er bezeichnete die Situation im Osten als gefestigt, versprach kommende „Massen von Turbojägern" sowie den sich steigernden Einsatz der soge-nannten V-Waffen und „verlor sich in Paraphrasen über den bevorstehenden Zusammenbruch Englands" durch eben diese neuen Kampfmittel Als die zwei erfahrenen und von Hitler geschätzten Frontführer dennoch nicht locker ließen und ihn am 29. Juni 1944 auf dem „Berghof" aufsuchten, kamen sie ebensowenig zum Zuge Hitler ließ sich nicht ohne Zeugen sprechen, und das einzige greifbare Ergebnis dieser Reise war die Ablösung des unbequemen Mahners Rundstedt durch Kluge, der meinte, die Situation retten zu können.

Wieder hatte Hitler von künftigen Wunder-waffen gesprochen und eben durch sie ein neues „Wunder des Hauses Brandenburg" angekündigt Die NS-Propaganda arbeitete seitdem überhaupt mit diesen Parolen und prophezeite trotz aller Rückschläge den sicheren „Endsieg“. Daß ein anscheinend so nüchterner Fachmann wie Dönitz ebenfalls eine Wende durch neue U-Boot-Typen versprach wird manchen Skeptiker beruhigt haben. Jedenfalls gelang es, der großen Masse des Volkes weiterhin — bis hin zum Schluß — Sand in die Augen zu streuen.

Die bessere Einsicht und der Mut, sie zu beweisen, war nur bei einer geringen Minderheit vorhanden, die immerhin breitere Schichten umfaßte, als Hitler zugeben wollte. Das Scheitern des letzten Versuchs, durch Beseitigung des Tyrannen und seines Terror-Regimes eine Wende herbeizuführen, stärkte aber sogar verhängnisvoller Weise - Hitlers Starr sinn, weil er sich mehr denn je als Werkzeug einer höheren Macht fühlte, die ihn zur Durchführung seiner Mission wunderbar errettet habe Umsonst beschwor ihn Generalfeldmarschall v. Kluge in seinem Abschiedsbrief unmittelbar vor dem Freitod. Nachdem er mit peinlich klingenden Worten ein letztes Bekenntnis zu seinem „Führer" abgelegt hatte, forderte er, den Krieg zu beenden: „Das deutsche Volk hat solch unsagbare Leiden erduldet, daß es Zeit ist, diesem Schrecken ein Ende zu setzen." Damit hatte Kluge selbst die deutliche Denkschrift Rommels vom 15. Juli 1944 übertroffen, die dieser Hitler als „letzte Chance" gegeben hatte, bevor er selbständig handeln wollte Seine schwere Verletzung kurz vor dem Rettungsversuch vom 20. Juli 1944 hinderte den Feldmarschall zwar an der aktiven Teilnahme; dennoch hatte er sich durch seine Opposition so hinreichend verdächtig gemacht, daß auch ihn Hitlers Rache traf.

Falls noch Zweifel bestanden haben sollten, ob Hitler das deutsche Volk jemals so liebte, wie er beteuert hatte, wurde spätestens jetzt offenbar, daß ihm dieses Volk nicht nur gleichgültig war, sondern daß er es nur um seiner selbst willen benutzte. Es gab nichts mehr, was irgendeine Aussicht auf einen glücklichen Ausgang des Krieges bot Zu den bisherigen Propagandaparolen von den entscheidenden Wunderwaffen war inzwischen eine neue hinzugetreten: von der angeblichen Gewißheit, daß die feindliche Koalition auseinanderbrechen werde Aber alle Versprechungen waren nichts als bewußter Lug und Trug, darauf berechnet, Hitler selbst eine kleine Galgenfrist zu schaffen. Deshalb wandte er all seine dämonische Suggestivkraft auf, die Gauleiter zu überzeugen, die er brauchte, um im Innern Ruhe zu behalten ), und höchste militärische Führer bei der Stange zu halten, die ihm die Treue der Wehrmacht sichern sollten. Daß die ersteren sich willig täuschen ließen, ist verständlich, weil sie zumeist nicht zu den Intelligentesten gehörten und mitmachten, da sie mit ihrem „Führer" auf Gedeih und Verderb im selben Boot saßen. Daß dagegen Männer wie Generalfeldmarschall Kessel-ring Großadmiral Dönitz oder Generaloberst von Greim ebensowenig zweifelten oder sich nicht gegen den fortgesetzten Wahnsinn stemmten, setzt ein so gehöriges Maß an Kritiklosigkeit und Fanatismus voraus, das ihrer sonstigen Qualifikation nach schlecht verzeihlich ist.

Zwei Begründungen für die Notwendigkeit, den Krieg fortzusetzen, nachdem er militärisch einwandfrei verloren war, wurden ins Feld geführt: 1. die alliierte Forderung des „uncon-ditional surrender" und 2.der Versuch, die Menschen aus dem Osten vor den Sowjets zu retten Beide halten der Kritik nicht stand.

Daß die Forderung nach bedingungsloser Kapitulation der NS-Propaganda zupaß kam, ist unzweifelhaft auch wenn ihre Wirkung während des Krieges — nicht erst in der Rückschau — im einzelnen noch nicht untersucht worden ist. Der deutsche Widerstand, vor allen unter den Soldaten, wurde sicherlich stark dadurch behindert Daß aber Hitler sich durch die alliierte Formel von einer rechtzeitigen Beendigung des Krieges abschrecken ließ, ist nicht bewiesen. Er war von Anbeginn nicht bereit, jemals zu kapitulieren — gleichgültig unter welchen Bedingungen. Der „vernünftige Friede", den er einmal kurz vor dem Zusammenbruch als vielleicht annehmbar erwähnte kam für ihn erst nach dem deutschen „Endsieg", der ihm die wesentlichsten Teile seiner Ansprüche und Eroberungen beließ

Die zweite These, die besonders von Jodl und Dönitz in Nürnberg vertreten wurde, ist ebenfalls nicht stichhaltig; denn Hitler legte trotz eindringlicher Mahnungen des damaligen Generalstabschefs des Heeres, Guderian, „das Steuer nicht auf Ostkurs" herum In aussichtsloser Lage mußten die abgeschnittenen deutschen Truppen, die bei einem rechtzeitigen Absetzen oder nach einem Durchbruch hätten militärisch vernünftiger verwendet werden können, bis zur letzten Patrone auf verlorenem Posten aushalten die Zivilbevölkerung aber wurde von der Partei an der rechtzeitigen Räumung der bedrohten Ostprovinzen gehindert Sie alle fielen, sofern sie nicht zugrunde gingen, den Sowjets in die Hände. An den betrüblichen Tatsachen scheitert dieser Entlastungsversuch für Hitler.

Hitler glich, wie Jodl aus der Rückschau einmal bemerkt, einem Schiffbrüchigen im weiten Atlantik, der, wenn auch ohne die mindeste Aussicht auf Rettung, eben schwimmt, solange seine Kräfte reichen — in diesem Falle genauer gesagt: die Kräfte des deutschen Volkes und seiner Wehrmacht reichten. Der braune Tyrann war gesonnen, „bis zum letzten Hitlerjungen" zu kämpfen Wenn er jemals Clausesitz im Zusammenhang gelesen hatte — was zu bezweifeln ist, obwohl er sich gern damit brüstete —, so hatte er ihn nicht verstanden. Nachdem er nicht fähig gewesen war, „den Kulminationspunkt mit einem feinen Takt des Urteils herauszufühlen“ hatte er den Krieg um seiner selbst willen brutal fortgesetzt bis zu jenem Punkt, „über den hinaus das Verharren nur eine verzweiflungsvolle Torheit genannt und also von keiner Kritik gebilligt werden kann."

Wie Napoleon — über den Clausewitz an dieser Stelle spricht — „als Bettler" vom Schlachtfeld floh, nachdem er „den letzten Heller ausgegeben hatte", so desertierte der Hasardeur Hitler aus der Verantwortung, die er in besseren Zeiten mit tönenden Phrasen übernommen hatte 1752). Die Liquidation des Bankrotts überließ er dem Nachfolger von seinen Gnaden: dem ObdM Dönitz Dieser war seinem „Führer" so lange blind gefolgt und hielt ihm auch weiterhin in unverständlicher Weise menschlich die Treue. Doch obwohl er bis dahin das „Durchhalten" starr befohlen hatte, mußte er sich nach der Übernahme des traurigen Erbes schnell davon überzeugen, daß die Lage „hoffnungslos" war. Deshalb faßte er nach kurzem Bedenken den Entschluß, zu kapitulieren dabei aber alles zu versuchen, was möglich war, die Menschen aus dem Osten zu retten. Seine Bemühungen, nur vor den West-Alliierten die Waffen zu strecken, scheiterten an der damaligen politischen Naivität der Amerikaner, die in „Kreuzfahrer" -Ideen befangen waren und nicht die Verwandtschaft des Nationalsozialismus mit dem Bolschewismus in Theorie und Praxis erkannt hatten. So mußte Dönitz schweren Herzens seine Zustimmung zur bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht nach beiden Seiten erteilen. Nur eine kleine Frist war gewonnen worden, in der noch Gruppen von Zivilisten und Soldaten sich vor den Sowjets nach dem Westen durchschlagen konnten.

Wenn Dönitz fürchtete, deshalb einst vor der Geschichte getadelt zu werden, ist das unbegründet. Gerade daß er persönliche Prestige-Bedenken zurückstellte und einen Weg ging, der ihm — objektiv zu Unrecht — als nahezu ehrenrührig erschien, rettete er, was noch zu retten war. So erwarb er sich ein Verdienst, das ihm auch seine Kritiker nicht abstreiten werden.

Waren Verrat und Sabotage schuld?

Es war charakteristisch für Hitler, nie eigenes Versagen einzugestehen — im Gegenteil: wieder und wieder zu behaupten, er habe recht behalten, im Irrtum zu beharren und, falls das Fiasko einmal nicht länger abzuleugnen war, die Verantwortung auf andere abzuschieben Einem der krassesten und zugleich höchst grotesken Fälle solch krampfhafter Rechthaberei verdanken die — nicht vollständig erhaltenen — Protokolle der militärischen Konferenzen im Führerhauptquartier ihre Entstehung Hitler hatte im Herbst 1942 den Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A hart getadelt wegen angeblich falscher Führung im Kaukasus, wogegen Jodl seinem „Führer" die eigenen Weisungen vorhalten konnte, die Generalfeldmarschall List nur ausgeführt hatte. Hitler war darüber so „schwer verstimmt", daß der persönliche Kontakt zwischen ihm und seinen ersten militärischen Gehilfen seitdem dauernd gestört war. Er befahl die Errichtung des „Stenographischen Dienstes" im Führerhauptquartier, um die Wiederholung solcher — nach seiner Meinung unberechtigter — Berufung auf seine eigenen Worte in Zukunft unmöglich zu machen. Ob er selber tatsächlich glaubte, niemals zu irren und sich diese ge-fährliche Festlegung durch stenographische Protokolle leisten zu können, ist zweifelhaft. Sicher versuchte er, wieder einmal zu bluffen, bzw. verlangte er einfach, daß seine Anhänger an seine Unfehlbarkeit glaubten. Das Bemühen, sich im Falle eines offenbaren Mißerfolges auf Kosten anderer ein Alibi zu verschaffen, ist die Komplementär-Erscheinung dazu. Tatsächlich schien Hitler in der ersten Zeit des Krieges gegenüber den Warnungen der militärischen Fachleute recht behalten zu haben. Die gelungene Überrumpelung Norwegens und der Blitzfeldzug in Frankreich war von ihnen so nicht für möglich gehalten worden Was Hitler sich aber persönlich zum Ruhm anrechnete, wog seinen fundamentalen Fehlschluß nicht auf, daß der Krieg nach dem deutschen Angriff auf Polen lokalisiert bleiben werde. Im wesentlichen Punkte hatten die unbequemen Mahner doch recht behalten; nur verschloß sich Hitler bewußt dieser Einsicht. So kam es trotz großer Teilerfolge, „wie es kommen mußte", ohne daß Hitler den wahren Grund dafür anerkennen wollte.

Wie zu erwarten, begannen seine Entlastungsversuche in dem Augenblick, als der erste große fühlbare Rückschlag im Winter 1941/42 vor Moskau eintrat. Nicht der prinzipiell falsche Entschluß zum Angriff auf Sowjetrußland, nicht der phantastische Plan, die Sowjetunion durch eine Zangenoperation zu schlagen statt mit geballter Kraft ins Zentrum zu stoßen, wurden als die wirklichen Gründe für das Desaster angesehen, sondern der angeblich überaus harte Winter Dabei war er im Jahre 1941/42 nicht kälter als gewöhnlich. Obendrein hatte das OKH rechtzeitig gefordert, eine besondere Winterausrüstung für die Ostarmeen bereitzustellen wurde indes brüsk zurückgewie-sen: „Ich will diese Rederei über die schwierige Versorgung unserer Truppen im Winter nicht mehr hören. Darüber sich irgendwelche Sorge zu machen, ist ganz und gar unnötig. Denn es wird keinen Winterfeldzug geben." Trotzdem besprach der Chef des Generalstabs des Heeres die Frage im Juli 1941 noch einmal mit dem Generalquartiermeister und seinem Oberbefehlshaber Dabei regte er an, die Wintersportausrüstung der Bevölkerung durch einen Aufruf heranzuziehen. Vergebens! Hitler ließ den Vorschlag zunächst unberücksichtigt, weil er sich selbst damit Lügen gestraft hätte, griff dann aber doch darauf zurück, als es zu spät war. Indem er Goebbels diese Aktion zusammen mit der Partei organisieren ließ, konnte diese der beneideten Wehrmacht implizite mangelnde Voraussicht vorwerfen Nicht zufrieden damit, suchte Hitler aber noch einen sichtbaren „Sündenbock". Immerhin wagte Hitler nicht, offiziell den Oberbefehlshaber des Heeres zu beschuldigen, sondern beschränkte sich darauf, im engeren Kreise seiner hörigen Umgebung Vorwürfe zu erheben Bei der Entlassung von Brauchitschs am 19. Dezember 1941 und bei der Übernahme des Oberbefehls über das Heer durch Hitler persönlich fiel kein lautes Wort über das angebliche Versagen des ObdH, doch wurde durch die betont „schlichte" Verabschiedung dem Volk der Eindruck vermittelt, es handele sich um eine Strafmaßnahme. Nur wenig später übernahm die Parteipropaganda diese Infamie als offiziöse These Ob die höhere Armeeführung damals insofern verantwortlich war, als sie nicht stärkeren Widerstand gegen Hitlers Pläne leistete, ist eine andere Frage Immerhin war die bewußte „Sabotage" der rechtzeitigen Winterausrüstung allein Hitlers Schuld, die der Armeeführung liegt auf anderer Ebene Es folgte die Niederlage von Stalingrad. Weil Hitler den rechtzeitigen, noch möglichen Ausbruch aus dem Kessel verbot, beschwor er die bis dahin schlimmste Katastrophe des deutschen Heeres herauf. Ob Paulus oder auch Manstein hätten durch eigenmächtiges Handeln etwas retten können, ist wieder eine andere Sache. Auf jeden Fall waren es nicht die „Generäle", wie Göring mehrfach behauptete die für das Scheitern „des letzten Winterfeldzuges und des jetzigen" verantwortlich waren, noch die Italiener deren Kampf-kraft im ganzen wirklich nicht groß war. Ebenso wenig waren die Ungarn schuld oder hatte die deutsche Abwehr versagt Die ziellose Suche nach angeblich Schuldigen beweist nur, wie wenig handfeste Gründe zur Anklage gegen andere vorhanden waren. Die schimpfliche Ausstoßung des Generals Heim, der beim Kampf um Stalingrad „auf das schwerste versagt und damit einen nie wieder gutzumachenden Schaden angerichtet" haben sollte war schließlich symptomatisch für die Infamie Hitlers. Seine eigenen konfusen Befehle hatten das Panzerkorps, das Heim führte, nicht zum Erfolg kommen lassen, aber der Frontführer, dem es trotzdem gelang, die Masse seiner Verbände zu retten, mußte offiziell als Sündenbock dienen.

Weil Hitler seinen Freund Mussolini mit den Italienern gleichsetzte sparte er mit Vorwürfen gegen sie, obwohl erst die italienische „Nichtkriegführung" und dann ihre geringen militärischen Leistungen ihn enttäuschten. Erst nach dem Sturz des Duce klagte er sie deswegen an, bemühte sich aber dennoch ausdrücklich, die „Treue" Mussolinis zu betonen und das italienische Volk als ganzes zu schonen Trotz seines Mißtrauens schien es ihm besser, die Italiener noch nicht endgültig vor den Kopf zu stoßen, sondern möglichst bei der Stange zu halten. So schrieb er ihr Versagen „offenen oder versteckten Saboteuren der Kriegsführung" zu, die nach seinen Worten zugleich „reaktionäre Feinde der sozialen Gerechtigkeit" waren Hitler hatte die Schwäche Italiens nicht wahrhaben wollen. Was er der politischen Leitung des Deutschen Reiches vor 1914 vorrechnete, die „Selbsttäuschung" darüber, „wie schwach und wenig verläßlich der Bundesgenosse (Österreich) in Wirklichkeit sein würde" das war ihm in noch schlimmerem Maße mit Italien widerfahren. Dessen Zusammenbruch war die Folge der Niederlagen, die ihm die technisch und moralisch stärkeren West-Alliierten zugefügt hatten. War der Abfall im September 1943 zwar ein Bruch des Bündnisses, so war der „deutsche Afrikakämpfer doch nicht an Verrat gestorben"

Den Vorwurf, es sei ein — freilich gescheiterter — „Dolchstoß" geführt worden, erhob Hitler während seines Krieges zum erstenmal nach dem 20. Juli 1944 von seinem persönlichen Standpunkt aus nicht zu Unrecht. Himmler übernahm ihn, aber völlig zu Unrecht, wenn er den Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte im Juli 1944 in Zusammenhang mit dem Widerstand stellte „Nicht der Schatten eines Beweises" dafür ist erbracht, daß — über menschliches Versagen einzelner hinausgehend — einer der betreffenden militärischen Führer „Verrat" geübt hat Die Tatsache, daß einige Generäle sich nach der Kapitulation in Stalingrad dem „Nationalkomitee Freies Deutschland" und der sowjetischen Rundfunkpropaganda zur Verfügung stellten ist kein Gegenargument. Zur Zeit des Kampfes in und um Stalingrad wie auch davor und später haben diese Führer und ihre Verbände immer ihre Pflicht getan. Die Schuld an der Katastrophe der Heeresgruppe Mitte trifft wieder allein Hitler selber, der die Lage falsch beurteilte und falsche Entschlüsse faßte. Sein Starrsinn, mit dem er das „Festkrallen" befahl, verhinderte den rechtzeitigen Rückzug oder Umgruppierungen und bereitete Hundert-tausenden den Untergang.

Ebenso ist es weiter nichts als eine Legende, daß zwei Panzerdivisionen von Rommel im Juli 1944 absichtlich zurückgehalten worden seien, um sie gegen Berlin in Marsch zu setzen An Hand der Kriegstagebücher des Wehrmachtführungsstabes ist nachzuweisen, daß Hitler sich persönlich die Verfügung über diese Verbände vorbehalten hatte. Er wollte sie bei der von ihm befürchteten zweiten Großlandung als Reserve einsetzen und gab sie später frei Daß ihr Eingreifen zu früherer Zeit das Schicksal gewendet hätte, kann bezweifelt werden; an dem Gesamterfolg der Invasion hätten diese schwachen Kräfte kaum etwas geändert.

Immerhin ist „Verrat" durch Preisgabe militärischer Geheimnisse vorgekommen. Der damalige Oberst Oster, der in der Zentrale der deutschen Abwehr tätig war, unterrichtete aus grundsätzlichem Haß gegen das NS-Regime den befreundeten holländischen Militärattache, Major Sas, über die deutschen Angriffspläne gegen Norwegen, Holland und Belgien Er gab sogar die verschiedenen Änderungen des Angriffstermins laufend bekannt, ohne jedoch bei den zuständigen Instanzen der bedrohten Länder rechten Glauben zu finden. Es war eine Ironie des Schicksals, daß die Holländer und Belgier, die durch den Zwischenfall von Mecheln hätten gewarnt sein können gerade deshalb eine Täuschung vermuteten. Desgleichen hielten die Dänen und Norweger die alarmierenden Nachrichten nicht für echt und ließen sich überraschen Was Oster und die deutsche Opposition erhofft'hatten, traf also nicht ein. Es wurden von den neutralen Ländern keine energischen Gegenmaßnahmen eingeleitet, die zu einem militärischen Rückschlag führten und das verhaßte Regime stürzten. Die deutschen risikoreichen Pläne im Westen wurden nicht merklich gestört oder gar durchkreuzt, d. h., der Krieg wurde zum Leidwesen der Opposition nicht durch den — formaljuristisch eindeutigen — Landesverrat beeinflußt. Die NS-Führung bemerkte seinerzeit nichts; Oster wurde später durch eine andere Affäre gefährdet, durch den sogenannten Zossener Aktenfund nach dem 20. Juli als Gegner des Regimes belastet und ermordet.

Es gibt sonst keinen Fall, daß das Kriegs-geschehen irgendwo und irgendwie durch „Verrat“ der militärischen Führung bewußt beeinflußt worden ist. Selbst die Offiziere, die sich dem Widerstand angeschlossen hatten, taten an der Front und in ihren Schlüsselpositionen in der Heimat ihre Pflicht wie jeder andere. Gerade weil sie hofften, nach dem gelungenen Staatsstreich mit dem Gegner einen annehmbaren Frieden aushandeln zu können, mußten die deutschen Fronten intakt sein andernfalls war die Opposition von vornherein in wenig aussichtsreicher Lage, da die Gegenseite dann den Sieg bereits in der Tasche gehabt hätte Daß übrigens selbst formaler Landesverrat dem Unrechtsstaat gegenüber, sofern er nicht aus niedrigen, etwa finanziellen Motiven verübt wurde, einen echten Dienst an Volk und Vaterland bedeutete, ja sogar rechtmäßig war, ist inzwischen längst eindeutig festgestellt worden Es war das Terror-Regime, das „schwere Nachteile für das Reich" herbeiführte, während der Widerstand nur das „Wohl" des Volkes und Staates im Auge hatte. Die planmäßige Perversion des Rechtes und der Tradition hatte auch die Fronten und die Begriffe verkehrt.

Ebensowenig kann von „Sabotage" gesprochen werden, die den Krieg negativ beeinflußte. Sie wäre an sich verhältnismäßig leicht möglich gewesen, da Millionen von Arbeitern in die Rüstungsindustrie gepreßt worden waren. Verrat von ihrer Seite, über geheime Sender oder sogenannte V-Männer wäre gleichfalls gut möglich gewesen. Dennoch ist beides niemals in so großem Umfang betrieben worden, daß ernstlicher Schaden angerichtet wurde oder gar die Niederlage darauf zurückgeführt werden kann. Beim Wehrmacht-führungsstab, der jede wichtige, auch unangenehme Nachricht schnellstens und genau erhielt, ist nie derartiges gemeldet worden Es hätte dort sofort größte Unruhe und Gegenmaßnahmen ausgelöst, doch geschah nie dergleichen. Ein paar kleinere Fälle aus der zweiten Hälfte des Krieges, die anfänglich wie Sabotage aussahen, klärten sich später anders auf und hatten keine besondere Wirkung. Die Figur des Ingenieurs Oderbruch aus Zuckmayers Drama „Des Teufels General", das sonst die Atmosphäre richtig einfängt, ist reine Erfindung und keineswegs typisch.

Subjektiv richtige Beobachtungen einzelner aus der damaligen Zeit sind kein Gegenbeweis. Sicher konnte man einmal auf einem Abstellgleis eine Anzahl Lokomotiven sehen, die dort rosteten, während anderswo welche nötig gebraucht wurden. Aber wahrscheinlich waren sie so reparaturbedürftig und vielleicht sogar schon „ausgeschlachtet", daß man sich den Abtransport gespart hatte, weil sie nicht mehr verwendet werden konnten. Für den vorüber-fahrenden Beobachter war das freilich nicht ohne weiteres erkennbar. Ähnlich „natürlich" klären sich Versorgungsmängel bei der kämpfenden Truppe Als zum Beispiel gegen Ende des Krieges kaum Treibstoff vorhanden war, plünderte eine Division die Vorräte der Freiwilligen Feuerwehren in ihrem Raum, um ihre Artillerie beweglich zu halten. Daß sie kurze Zeit danach auf einem aufgegebenen Flugplatz größere Mengen an Benzin ungenutzt fand, war Mißorganisation oder Unfähigkeit. Nach dem Ausfall des Flugplatzes wäre es wohl richtig gewesen, dieses Benzin der kämpfenden Truppe zur Verfügung zu stellen. Daß es unterblieb, war individuelles Versagen im Durcheinander des kommenden Zusammenbruchs, doch kein Sabotageakt.

Wenn jemand der Vorwurf des Verrats und der Sabotage — wenn auch im übertragenen und erweiterten Sinne des Begriffs — gemacht werden kann, dann Hitler und seinem System. Das Chaos, das durch das unsinnige Führungsprinzip der Kompetenzteilungen und -Überschneidungen zur Sicherung seiner eigenen Macht angerichtet wurde, kam in der Wirkung bewußter Sabotage gleich; und Hitler selbst „verriet" das Volk, indem er versuchte, es endgültig in den Abgrund zu reißen Seine wütenden Anklagen gegen die „Generale" gegen seine früheren engsten Mitarbeiter Göring und Himmler gegen die SS ja gegen die gesamte Nation, die seiner „nicht würdig" gewesen sei werden dadurch nicht wahrer, daß sie feierlich kurz vor seinem Tod proklamiert wurden.

Der Krieg ging nicht durch einzelne falsche Führungsentschlüsse verloren, auch nicht durch „Sabotage" oder „Verrat", sondern weil er unternommen wurde „im Wagen gegen die Natur der Dinge, in einer plumpen Verletzung des Wahrscheinlichkeitskalküls" „Das archipret allein der Wehrmacht genügt nicht für den selbständigen Entschluß zum Kriege", schrieb Beck in seiner Studie „Deutschland in einem kommenden Kriege" Letztlich ent-scheidend war das gesamte Kriegspotential. Die militärische Niederlage war die zwangsläufige Auswirkung von skrupellosen Willkürakten und politischen Illusionen des Regimes, wodurch die Wehrmacht vor Aufgaben gestellt wurde, die sie trotz aller Tapferkeit nicht lösen konnte. Der große Mahner Beck hatte recht behalten: „Ein Krieg, den Deutschland beginnt, wird sofort weitere Staaten als den angegriffenen auf den Plan rufen. Bei einem Krieg gegen eine Weltkoalition wird Deutschland unterliegen und dieser schließlich auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert sein

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. die Kapitulationsurkunden von Reims und Berlin, in: Germany Surrenders Unconditionally. Facsimiles of the Documents, National Archives Publication No. 46 — 4, Washington, D. C., 1945, S. 9 u. 31. — Vgl. ferner für den Zusammenbruch: Die Niederlage 1945. Aus dem Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht, hrsg. von Percy Ernst Schramm, dtv-Dokumente, München 1962, und Walter Baum, Der Zusammenbruch der obersten deutschen militärischen Führung 1945, in: Wehr-wissenschaftliche Rundschau 10. Jg. /1960, S. 237 ff.

  2. über die Schuld am Zweiten Weltkrieg vgl. Walther Hofer, Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges. Eine Studie über die internationalen Beziehungen im Sommer 1939, Stuttgart 1954, inzwischen in Neubearb.: Frankfurt/M. 1964; ders., Die Diktatur Hitlers bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges, in: Handbuch der Deutschen Geschichte, neu hrsg. von Leo Just, Bd IV, Abschn. 4, Konstanz 1960; Der Beginn des Zweiten Weltkrieges, Schriftenreihe der Bundeszentrale für Heimatdienst, Bonn 1960; Der Zweite Weltkrieg. Ursachen und Folgen in der Sicht deutscher und ausländischer Historiker, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament", B 35/64 v. 26. 8. 1964, und zur Diskussion über die Bücher von Hoggan und Taylor im einzelnen: Hermann Graml, Zur Diskussion über die Schuld am Zweiten Weltkrieg, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 27/64 v. 1. 7. 1964, und Gotthard Jasper, über die Ursachen des Zweiten Weltkrieges. Zu den Büchern von A. J. P. Taylor und David L. Hoggan, in: Vf ZG Bd 10/1962, S. 311 ff., auch: Aus Politik und Zeit-geschichte, B 50/62 v. 12. 12. 62; schließlich Hermann Graml, David L. Hoggan und die Dokumente, in: GWU 14. Jg. /1963, S. 492 ff.

  3. Joachim von Ribbentrop, Zwischen London und Moskau, Leoni am Starnberger See 1954, S. 269.

  4. Vgl. allgemein Hans-Helmut Knütter, Ideologien des Rechtsradikalismus im Nachkriegsdeutschland, Bonn 1961.

  5. Vgl. dafür auch Friedrich Frhr. Hiller von Gaertringen, „Dolchstoß" -Diskussion und „Dolchstoßlegende" im Wandel von vier Jahrzehnten, in: Geschichte und Gegenwartsbewußtsein. Festschrift für Hans Rothfels zum 70. Geburtstag, Göttingen 1963, S. 122 ff., auch in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 16/63 v. 17. 4. 63.

  6. Vgl. allgemein Wolfgang Foerster, Ein General kämpft gegen den Krieg. Aus nachgelassenen Papieren des Generalstabschefs Ludwig Beck, München 1949; Neuaufl. unter dem Titel: Generaloberst Ludwig Beck. Sein Kampf gegen den Krieg, München 1953; ferner Gert Buchheit, Ludwig Beck, ein preußischer General, München 1964.

  7. Rede vom 1. Sept. 1939 vor dem Reichstag, in:

  8. Vgl. Becks Denkschriften: Foerster, a. a. O. (Anm. 6), S. 86 u. 91.

  9. Vgl. allgemein Gerhard Meinck, Hitler und die deutsche Aufrüstung 1933 — 1937, Wiesbaden 1959; Emil Leeb, Aus der Rüstung der Dritten Reiches. Das Heereswaffenamt 1938 — 1945, Frankfurt/M.

  10. Jodl in Nürnberg: IMT Bd XV, S. 384 ff.

  11. Milch in Nürnberg: IMT Bd IX, S. 68 u. 90.

  12. Milch: IMT Bd. X, S. 72.

  13. Jodl: IMT Bd. XV, S. 386.

  14. An den vom OKH geforderten Vorräten, die bis für 4 Monate reichen sollten, fehlten bei: Pistolenpatronen etwa 7O°/o, Infanteriepatronen etwa 6O°/o, 2-cm Flak etwa 70°/0, leichten Granatwerfern etwa 88°/0, schweren Granatwerfern etwa 900/0, leichtem Feldgeschütz 18 etwa 75°/o, schwerem Feldgeschütz 33 etwa 65%, schwerster Artillerie-munition etwa 75%. — Vgl. dafür: Hitlers Denkschrift zum Vierjahresplan 1936, hrsg. v. Wilhelm Treue, in: VfZG Bd 3/1955, S. 197, Anm. 27.

  15. Rede vom 1. Sept. 1939, a. a. O. (Anm. 7), S. 25.

  16. Die deutsche Industrie im Kriege 1939 — 1945, hrsg. vom Deutschen Inst. f. Wirtschaftsforschung (Inst. f. Konjunkturforschung), Berlin 1954, S. 22 f.

  17. Akten des OKM, ungedruckt; dem Sinne nach verschiedentlich wiedergegeben, so bei Erich Raeder, Mein Leben, Bd. 2, Tübingen 1957, S. 172, oder Bensel a. a. O. (Anm. 9), S. 68.

  18. Vgl. dafür Percy Ernst Schramm, Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier 1941 — 1942, Stuttgart 1963, Erläuterungen S. 95 ff.

  19. Erich Schneider, Technik und Waffenentwicklung im Kriege, in: Bilanz des Zweiten Weltkrieges, a. a. O. (Anm. 9), S. 225.

  20. Vgl. dafür z. B. Albert Kesselring, Gedanken zum Zweiten Weltkrieg, Bonn 1955.

  21. Vgl. dafür etwa: Karl Jesco von Puttkamer, Die unheimliche See. Hitler und die deutsche Kriegsmarine, Wien-München 1952, S. 11 f.

  22. Vgl. die Übersicht in: Die höheren Dienststellen der Deutschen Wehrmacht 1933 — 1945, zus. gestellt von Fritz Frhr. von Sieqler, München 1953, S. 10.

  23. Vgl. Heinz Guderian, Erinnerungen eines Soldaten, Heidelberg 1951, S. 13 ff. — Vgl. ebda, S. 19 über die Skepsis Gen. Otto von Stülpnagels: „Glauben Sie mir, wir beide werden es nicht mehr erleben, daß deutsche Panzer rollen." — Vgl. ferner die Vorschrift vom 17. Okt. 1933 „Die Truppen-führung", die — wenn auch noch die Versailler Beschränkungen eine Rolle gespielt haben mögen — doch die Möglichkeiten der Motorisierung zu stark unterschätzte, indem sie nur Inf. -und Kav. -Divisionen vorsah. Vgl. Erich Schneider, a. a. O. (Anm. 19), S. 225.

  24. Vgl. dafür Guderian selbst a. a. O. (Anm. 23), S. 28 ff.; für die Luftwaffe vgl. Kesselring, Deutsche Luftwaffe a. a. O. (Anm. 9), S. 148 f., und ders., Soldat bis zum letzten Tag, Bonn 1953, S. 32 ff.; vgl. schließlich Peter Bor, Gespräche mit Halder, Wiesbaden 1950, S. 146.

  25. Britische Offiziere glaubten z. B. nicht, daß größere Panzerverbände auf dem Schlachtfeld ebenso geführt werden könnten wie auf dem Manöver-gelände, s. Guderian a. a. O. (Anm. 23), S. 39; die Franzosen — außer dem damaligen Oberst de Gaulle — erkannten gleichfalls nicht die Möglichkeiten der Motorisierung: Charles de Gaulle, Memoiren. Der Ruf /1941 — 1942, Berlin 1955, S. 12 ff.

  26. Vgl. dafür allgemein: Generaloberst Halder, Kriegstagebuch, Bd I: Vom Polenfeldzug bis zum Ende der Westoffensive. ... Stuttgart 1962; Bor (Halder) a. a. O. (Anm. 24), S. 133 ff.; Helmuth Greiner, Die oberste Wehrmachtführung 1933 — 1943, Wiesbaden 1951, S. 29 ff. — Die neueste Darstellung findet sich bei Herbert Michaelis, Der Zweite Weltkrieg, in: Handbuch der Deutschen Geschichte, neu hrsg. von Leo Just, Bd. IV, Abschn. 5, Konstanz (noch im Erscheinen).

  27. Im Mai 1939 hatte General Gamelin bei franz. -poln. Stabsbesprechungen durchblicken lassen, Frankreich werde am 16. Tage nach der Mobilisierung mit mindestens 35 Div. eine Offensive gegen das Reich eröffnen. Später wurde diese Zusage als unverbindlich hingestellt: L. B. Namier, Diplomatie Prelude, London 1948, S. 456 ff.

  28. Vgl. für Hitlers Angst vor einem Stoß ins Ruhrgebiet („Achillesferse"): Rede vom 23. Nov. 1939: IMT Bd XXVI, S. 334; ferner Bor (Halder) a. a. O. (Anm. 24), S. 159; Jodls Aussage: IMT Bd XV, S. 385 f.

  29. Bor (Halder), a. a. O. (Anm. 24), S. 159 ff.; auch de Gaulle, a. a. O. (Anm. 25), S. 10 ff.

  30. So Jodl in seinem Tgb. vom 17. 2. 1940: IMT Bd XXVIII, S. 402 (PS-. 1809).

  31. Churchill über die deutsche Strategie in Frankreich:

  32. Vgl. allgemein Michaelis, a. a. O. (Anm. 26), S. 76 ff.

  33. Vgl. dafür etwa de Gaulle, a. a. O. (Anm. 25), S. 41.

  34. Michaelis, a. a. O. (Anm. 26), S. 88.

  35. Carl von Clausewitz, Vom Kriege. Hinterlassenes Werk, 1. Teil, Berlin 1832, S. 221.

  36. Vgl. allgemein: Walther Hubatsch, Weserübung. Die deutsche Besetzung von Dänemark und Norwegen 1940, Göttingen, 2. Ausl. 1960; Michaelis, a. a. O. (Anm. 26), S. 58 ff.

  37. Vgl. dazu die Tgb. -Eintragungen Ulrich von Hassells, Vom anderen Deutschland, Zürich und Freiburg 1946, Eintr. v. 6. 4. 40: S. 144, und vom 15. 4. 40: S. 146.

  38. Rede vom 11. April 1940 im Unterhaus: Winston S. Churchill, Reden. Bd 1: 1938 — 1940, Zürich 1946, S. 301. — Vgl. auch Hassell, a. a. O. (Anm. 37), Eintr. v. 15. 4. 40: S. 146.

  39. Rede vom 13. Mai 1940: Churchill, a. a. O. (Anm. 38), S. 319 ff.

  40. Rede vom 6. Okt. 1939: Reden Adolf Hitlers, a. a. O. (Anm. 7), S. 99.

  41. Vgl. Weisung Nr. 16 über die Vorbereitungen einer Landungsoperation gegen England: (Hrsg.) Walther Hubatsch, Hitlers Weisungen für die Kriegsführung 1939 — 1945, Frankfurt/M. 1962, S. 61; Halder, KTB vom 22. 7. 1940, a. a. O. (Anm. 26), Bd II: Von der geplanten Landung in England bis zum Beginn des Ostfeldzuges, Stuttgart 1963, S. 31; Jodls Äußerung, bei Bernhard von Loßberg, Im \ ‘chrmachtführungsstab, Hamburg 1950 2, S. 86.

  42. Vgl. dagegen die Denkschrift Erich Kordts für den Generalstab, daß der Krieg noch keinesfalls gewonnen sei: Erich Kordt, Nicht aus den Akten, Stuttgart 1950, S. 404 ff.

  43. Vgl. auch Churchills Rede vom 18. Juni 1940: „Hitler weiß sehr wohl, daß er England nieder-werfen muß, oder er wird den Krieg verlieren." A. a. O. (Anm. 38), S. 359.

  44. Paul Schmidt, Statist auf diplomatischer Bühne 1923 — 45, Bonn 1954, S. 473.

  45. Halder, KTB vom 31. Juli 1940, a. a. O. (Anm. 41), S. 49.

  46. Rede vor den OBs vom 23. Nov. 1939: IMT Bd XXVI, S. 330; Bor (Halder), a. a. O. (Anm. 24), S. 127; Rede vom 8. Nov. 1939: Reden Adolf Hitlers, a. a. O. (Anm. 7), S. 125. — Ebenso Göring am 9. Sept. 1939 in Berlin-Tegel: Chronik des Krieges, a. a. O. (Anm. 7), S. 142.

  47. über die Frage, ob die Landung in England jemals ernsthaft geplant war oder ob es sich nur um einen Bluff handelt, herrscht noch keine Einigkeit. — Vgl. im allgemeinen über die Pläne: Karl Klee, Das Unternehmen „Seelöwe". Die deutsche geplante Landung in England 1940, Göttingen 1958; Ronald Wheatley, Operation Sea-Lion. German plans for the Invasion of England 1939— 1942, London 1958.

  48. Vgl. allgemein: Gerhard L. Weinberg, Der deutsche Entschluß zum Angriff auf die Sowjetunion, in VfZG, Bd 1/1953, S. 301 ff., dagegen: Hans-Günther Seraphim und Andreas Hillgruber, Hitlers Entschluß zum Angriff auf Rußland: ebenda, Bd 2/1954, S. 240 ff. — Sonst neuerdings für den ganzen Feldzug: Alfred Philippi — Ferdinand Heim, Der Feldzug gegen Sowjetrußland 1941 — 1945, Stuttgart 1962; für die sowjetische Geschichtsschreibung vgl. etwa Boris Semjonowitsch Telpuchowski, Die sowjetische Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges 1941 — 1945, Frankfurt/M. 1961.

  49. Bor (Halder), a. a. O. (Anm. 24), S. 198; Loßberg hält die Winterkrise 1941/42 für den „Kulminationspunkt" des Krieges, nach dem Hitler „keine Chance mehr hatte, den von ihm verbrecherisch entfesselten Krieg zu überstehen": a. a. O. (Anm. 41), S. 151.

  50. Vgl. Kordt, Nicht aus den Akten (Anm. 42), S. 414, über eine Äußerung Becks: „Den Balkan wird Hitler wohl noch schaffen und neue Lorbeeren ernten. Erst nach einem Rückschlag wird man mich vielleicht wieder anhören." — Und ebda, S. 412, über eine Äußerung von Canaris: „Seit 1936 habe ich Rückschläge für Hitler vorausgesagt. Ich konnte das sehr gut begründen — aber immer wieder habe ich mich geirrt. Ein Seemann an Land verschätzt sich leicht. Jetzt Wüßte ich kaum mehr anzugeben, weshalb und wo es schiefgehen wird. Aber ich fühle es genau, bald geht es in rasender Fahrt bergab."

  51. Günther Blumentritt, Ausbildungsstand und Schlagkraft der Roten Armee 1941 — 1942, in:

  52. Vgl. dafür die Weisung Nr. 21 (Fall Barbarossa) vom 18. Dez. 1940, in : Hubatsch, Weisungen, a. a. O. (Anm. 41), S. 84 ff.; ferner großspurige Äußerungen Hitlers bei Greiner, a. a. O. (Anm. 26), S. 326; desgl. bei Otto Dietrich, 12 Jahre mit Hitler, München 1955, S. 101 f.

  53. Vgl. allgemein Rudolf Hofmann, Die Schlacht von Moskau 1941, in: Entscheidungsschlachten des Zweiten Weltkrieges, hrsg. von Hans-Adolf Jacobsen und Jürgen Rohwer, Frankfurt/M. 1960, S. 139 ff.

  54. Vgl. auch Erich Kordt, Wahn und Wirklichkeit, Stuttgart 1958 2, S. 318.

  55. Vgl. Kordt, Nicht aus den Akten, a. a. O. (Anm. 42), S. 416, über die Skepsis des deutschen Botschafters in Japan und seine eigenen Ansichten.

  56. „Eine Großmacht wie Deutschland wartet nicht, bis eine andere Macht ihr den Krieg erklärt, Deutschland wird daher von sich aus Roosevelt den Krieg erklären", so Ribbentrop als „Stimme seines Herrn": Kordt, Nicht aus den Akten, a. a. Ö.

  57. Für die katastrophale Fehleinschätzung der USA vgl. auch Görings Zweifel, daß die Amerikaner Flugzeuge bauen könnten, statt nur Eisschränke und Rasierklingen machen: zitiert bei A. Russell Buchanan, The United States and World War II, Bd 1, New York, N. Y. 1964, S. XV. — Auch hatte der deutsche Militär-Attache in Washington reichlich merkwürdige Ansichten. Er meinte, Amerika sei moralisch und technisch nicht in der Lage, den deutschen Vorsprung einzuholen und treibe Bluff-politik: Kordt, Wahn und Wirklichkeit, a. a. O.

  58. Vgl. dafür Anm. 6; dazu die Äußerung von Canaris bei Kriegsbeginn: „Das ist das Ende Deutschlands": Krausnick, a. a. O. (Anm. 8), S. 380, dort auch der Beleg.

  59. Vgl. Hasso von Manteuffel, Die Schlacht in den Ardennen 1944 — 1945, in: Entscheidungsschlachten, a. a. O. (Anm. 53), S. 531.

  60. Hitler versuchte später das Ergebnis zu bagatellisieren und meinte: „Wir haben ausgesprochenes Pech gehabt"; vgl. Kriegstagebuch des Ober-kommandos der Wehrmacht (Wehrmachtführungsstab), hrsg. von Percy Ernst Schramm u. a., Bd. IV, 1. Halbbd, Frankfurt/M. 1961; S. 64 f. — In Wirklichkeit hatten sich die wahren Kräfteverhältnisse deutlich gezeigt.

  61. Jodl: Hitler, eine militärische Führerpersönlichkeit? — Gespräch, ausgezeichnet in Nürnberg; un-gedruckt, pag. 9 (Privatbesitz).

  62. Vgl. Manteuffel, a. a. O. (Anm. 59), S. 559; Lothar Rendulic, Die Rückwirkung der Ardennen-Offensive auf die Ostfront, in: Wehrwiss. Rundschau 10. Jg. /1960, S. 497 ff.

  63. Vgl. auch Hitler am 22. Aug. 1939 vor den OBs: IMT Bd XXVI, S. 340: „Unsere wirtschaftliche Lage ist infolge unserer Einschränkungen so, daß wir nur noch wenige Jahre durchhalten können. Göring kann das bestätigen."

  64. Vgl. Die deutsche Industrie, a. a. O. (Anm. 16), S. 15.

  65. Vgl. die Übersicht in: Die Deutsche Industrie, a. a. O. (Anm. 16), S. 165.

  66. Rede vom 9. Sept. 1939 in den Borsig-Werken in Berlin-Tegel: Chronik des Krieges, a. a.

  67. Vgl. Größe und Verfall der deutschen Wissenschaft im Zweiten Weltkrieg, in: Bilanz, a. a. O. (Anm. 9), S. 252.

  68. wie Anm. 72, S. 256 ff., auch für das Folgende.

  69. Vgl. dafür etwa Hermann Rauschning, Gespräche mit Hitler, Zürich 1940, S. 172; Lutz Graf Schwerin von Krosigk, Es geschah in Deutschland, Tübingen und Stuttgart 1951, S. 200; Hjalmar Schacht, Abrechnung mit Hitler, Hamburg-Stuttgart 1948, S. 9, 31; ders. 76 Jahre meines Lebens, Bad Wörishofen 1953, S. 414; ferner allgemein Wilhelm Treue, Hitlers Denkschrift zum Vierjahresplan 1936, in: VfZG Bd 3/1955, S. 184 ff.

  70. Treue, Vierjahresplan, a. a. O. (Anm. 74), S. 208, weiterhin für das Folgende.

  71. wie Anm. 75, S. 209.

  72. Vgl. für die Bestände an wichtigen Rohstoffen die Tabelle in: Die deutsche Industrie, a. a. O. (Anm. 16), S. 18.

  73. Vgl. Hans Kehrl, Kriegswirtschaft und Kriegsindustrie, in: Bilanz, a. a. O. (Anm. 9), S. 272.

  74. Treue, a. a. O. (Anm. 74), S. 200. ff

  75. Schneider, a. a. O. (Anm. 19), S. 234.

  76. Vgl. dafür allgemein: Wolfgang Birkenfeld, Der synthetische Treibstoff 1933 — 1945, Göttingen 1964, dort weitere Quellen und Literatur S. 267 ff.

  77. Birkenfeld, a. a. O. (Anm. 81), S. 140.

  78. Vgl. dafür allgemein: A. T. Harris, Bomber Offensive, London 1947, United States Strategie Bombing Survey, Overall Economic Effects Division: The effects of Strategie bombing on the German war economy, Washington, D. C., 1945; G. W. Feuchter, Geschichte des Luftkrieges, Bonn 1954 (2. Ausl. 1957); Gerald Bowman, War in the Air, London 1956; John Herington, Air war against Germany and Italy 1939— 1943, London 1955.

  79. Zu Beginn des Krieges sagte ein verantwortlicher Beamter zu Kehrl, der später das „Planungsamt“ übernahm: er wisse genau, wie lange der Krieg dauern könne, nämlich höchstens 7 Monate; dann seien die Kupfervorräte erschöpft: Kehrl, a. a. O. (Anm. 78), S. 272.

  80. Vgl. auch Hitlers Rede vom 19. Juli 1940 im Reichstag: Reden, a. a. O. (Anm. 7), S. 259.

  81. Vgl. das Kapitel: „The German War Economy" aus dem Bericht der Overall Economic Effects Division (vgl. Anm. 83), das in deutscher Übersetzung auch gedruckt ist bei: Erich Welter, Falsch und richtig Planen. Eine kritische Studie über die deutsche Wirtschaftslenkung im Zweiten Weltkrieg, Heidelberg 1954, S. 159. — Dort S. 150 ff. auch für das Vorhergehende und das Folgende.

  82. So Staatssekretär Landfried vom Reichswirtschaftsministerium am 20. Aug. 1939: Chronik des Krieges, a. a. O. (Anm. 7), S. 379.

  83. Hitler, Rede vom 8. Nov. 1940 in München: Reden, a. a. O. (Anm. 7), S. 310.

  84. Hitler, Rede vom 19. Juli 1940: Reden, a. a. O. (Anm. 7), S. 258 f.

  85. Hitler, Unterredung mit dem amerikanischen Korrespondenten Karl von Wiegand am 15. Juni 1940: Er urteilte dort abfällig und überheblich über das US-Potential und sagte dabei: „Die Intervention Amerikas mit Massenlieferungen von Flugzeugen und Kriegsmaterial kann den Ausgang dieses Krieges nicht ändern. Gründe brauche ich dafür nicht anzugeben (sic!). Die Wirklichkeit wird entscheiden.“ — Reden, a. a. O. (Anm. 7), S. 223 f.

  86. Landfried, a. a. O. (Anm. 87), S. 379.

  87. Vgl. für das Ganze im allgemeinen: Arnold and Veronica M. Toynbee, Hitler’s Europe (Survey of Internat. Affairs), London 1954, S. 173 ff.; auch Walter Baum, Vollziehende Gewalt und Kriegs-verwaltung im „Dritten Reich", in: Wehrwiss.

  88. Der „Führer-Erlaß“ vom 30. Aug. 1939 ist auch gedruckt in: Chronik, a. a. O. (Anm. 7), S. 374.

  89. Aufsatz von Staatssekretär Körner in der Zeitschrift „Der Vierjahresplan", Jg. 1940, Heft 1, — auch gedruckt in: Chronik, a. a. O. (Anm. 7), S. 386 f.; für die Zitate S. 387.

  90. über das Chaos vgl. auch Wolfram Fischer, Die Wirtschaftspolitik des Nationalsozialismus, in: Schriftenreihe der Niedersächs. Landeszentrale für Politische Bildung, Heft 13, Hannover 1961, S. 46. — Dort ein zusammenfassendes vernichtendes Urteil des engl. Nationalökonomen Kaldor. — Vgl. Fischer allgemein für weitere Literatur: a. a. O., S. 55 ff. — über die Mißorganisation vgl. auch Welter, a. a. O. (Anm. 86).

  91. Vgl. auch die Ansprache Hitlers bei der Trauerfeier für Todt am 12. Februar 1942: Reden, a. a. O. (Anm. 7), hier Bd 3: Vom 16. März 1941 bis 15. März 1942, München 1942, S. 209 ff.

  92. Vql. allgemein: Schwerin-Krosigk, a. a. O. (Anm. 74). S 300 ff.; ferner Welter, a. a. O. (Anm. 86), S. 21 f.

  93. 1MT Bd XVII, S. 485 f. und Bd XXVII, S. 219 f. (PS-1452).

  94. Erlaß vom 6. Sept. 1943 gedruckt bei Welter, a. a. O. (Anm. 86), S. 146 ff.

  95. Klein, a. a. O. (Anm. 92), S. 45 f.; Welter, a. a. O. (Anm. 86), S. 159, auch für das Folgende. — Allgemein auch Wilhelm Treue, Gummi in Deutschland zwischen 1933 und 1945, in: Wehrwiss. Rundschau 5. Jg. /1955, S. 169 ff.

  96. Die deutsche Industrie, a. a. O. (Anm. 16), S. 15 f.

  97. Für Hitlers überhebliche Fehleinschätzung vgl. Anm. 90.

  98. Die deutsche Industrie, a. a. O. (Anm. 16), S. 16.

  99. The German War Economy: Welter, a. a. O. (Anm. 86), S. 151 f.; a. O. (Anm. 92), Toynbee, a.

  100. RGBl 1944/1, S. 179; ferner IMT Bd XXIX, S. 93 f.

  101. Toynbee, a. a. O. (Anm. 92), S. 241 ff.

  102. Alfred Weidemann, Der rechte Mann am rechten Platz. Vom Menscheneinsatz im Zweiten Weltkriege, in: Bilanz, a. a. O. (Anm. 9), S. 215.

  103. Weidemann, a. a. O. (Anm. 107), S. 217; Rede Hitlers vom 8. Nov. 1940: Reden, a. a. O. (Anm. 7), S. 310.

  104. Keitel, Verbrecher oder Offizier? Erinnerungen, Briefe, Dokumente des Chefs OKW, hrsg. von Walter Görlitz, Göttingen 1961, S. 293 f., auch für das Folgende.

  105. Für die laufenden Verluste vgl. auch Generaloberst Halder, KTB (vgl. Anm. 26), Bd. III: Der Rußlandfeldzug bis zum Marsch auf Stalingrad, Stuttgart 1964; ferner KTB/OKW, a. a. O. (Anm. 60), 2. Hlbbd, S. 1508 ff.

  106. Keitel, a. a. O. (Anm. 109), S. 197 f.

  107. Weidemann, a. a. O. (Anm. 107), S. 220., auch für das Folgende, über die Bevölkerungsentwicklung vgl.den — im Sinne des Regimes geschriebenen — Aufsatz von Friedrich Burgdörfer, Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, Frankreich und England, in: Reich und Reichsfeinde, Bd 2, Hamburg 1941, S. 131 ff.

  108. Vgl. allgemein Hans-Joachim Riecke, Ernährung und Landwirtschaft im Kriege, in: Bilanz, a. a. O. (Anm. 9), S. 331 ff.; Toynbee, a. a. O. (Anm. 92), S. 208 ff.

  109. Speer: IMT Bd. XVI, S. 532, 539 f.

  110. Speer: IMT Bd XVI, S. 533, vgl. auch die Berichte und Aufstellungen in: KTB/OKW, a. a. O. (Anm. 60), 2. Halbbd, S. 932 ff.

  111. Die deutsche Industrie, a. a. O. (Anm. 16), S. 24.

  112. So Klein, a. a. O. (Anm. 92), S. 238.

  113. Jodl bei einer Lagebesprechung am 15. Mai 1945: KTB/OKW, a. a. O. (Anm. 60, 2. Halbbd, S. 1503; ders., Hitler, eine mil. Führerpersönlichkeit?

  114. Jodl, Der Einfluß Hitlers auf die Kriegführung: „Früher als irgendein Mensch in der Welt ahnte und wußte Hitler, daß der Krieg verloren war"; vgl. KTB/OKW, a. a. O. (Anm. 60), S. 1721. Ferner Jodl bei einer Lagebesprechung vom 13. Mai 1945: KTB/OKW, a. a. O. (Anm. 60), S. 1501: „Seit Frühjahr 42 wußte ich, daß wir den Krieg nicht gewinnen konnten" — also jedenfalls sah Jodl das erst später ein als H. — Für Dönitz vgl. Fragebogen bzw. Unterredung mit Fregkpt. Meckel in Nürnberg, ungedruckt, Privatbesitz, pag 1: „Nach dem Scheitern der Ardennen-Offensive und dem Gelingen des russischen Durchbruchs Mitte Januar 1945 war der Krieg militärisch verloren". — Kesselring, Soldat, a. a. O. (Anm. 24), S. 409: „Seit Stalingrad, seit der Kapitulation von Tunis war der . Sieg'unmöglich geworden".

  115. Schramm, Hitlers Tischgespräche, a. a. O. (Anm. 18), S. 101 ff.

  116. Hitler, Mein Kampf, 69. Ausl. München 1933, S. 462 ff.

  117. Rede vom 25. März 1938 in Königsberg: „Das, was sich in diesen letzten Wochen abspielte, ist das Ergebnis des Triumphes einer Idee, eines Triumphes des Willens, aber auch eines Triumphes der Beharrlichkeit und der Zähigkeit. . . gedruckt bei Max Domarus, Hitler. Reden und Proklamationen 1932 — 1945, I. Bd, Würzburg 1962,

  118. Rede vom 8. 11. 1940: „Ich glaube an meinen Erfolg, und zwar bedingungslos glaube ich daran! Ich bin überzeugt, daß dieser Kampf um kein Haar anders ausgehen wird als der Kampf, den ich im Inneren ausgefochten habe." — Reden Hitlers, a. a. O. (Anm. 7), S. 308; ähnlich am 4. Mai 1941: „Die nationalsozialistische Bewegung hat einst im Inneren in einem 15jährigen Ringen diese Feinde bezwungen, der nationalsozialistische Staat wird sich ihrer auch nach außen erwehren können“: Der großdeutsche Freiheitskampf, III. Bd: vom 16. März 1941 bis 15. März 1942, München 1942, S. 47.

  119. Vgl. dafür nochmals die Rede vom 8. Nov. 1940: „Ich bilde mir ein, daß ich der härteste Mann bin, den das deutsche Volk seit vielen Jahrzehnten, vielleicht seit Jahrhunderten gehabt hat": wie Anm. 123, S. 308. — Die Zeugnisse für sein Sendungsbewußtsein ließen sich zahlreich vermehren, hier nur noch dieses: Geheimrede vom 30. Mai 1942 vor dem Offiziersnachwuchs: Schramm, Tischgespräche, a. a. O. (Anm. 18), S. 504, und Rede vom 22. Aug. 1939 vor den OBs: IMT Bd. XXVI, S. 339 (PS-798), und Rede vom 23. Nov. 1939 vor den OBs: IMT Bd XXVI, S. 332 (PS-789).

  120. Rede vom 8. Nov. 1938: Domarus, Hitler, a. a. O. (Anm. 122), S. 966.

  121. Reden Hitlers, a. a. O. (Anm. 7), S. 26. — Ähnliche Versicherungen folgten laufend.

  122. Vgl. KTB/OKW, a. a. O. (Anm. 60), S. 47; vgl. auch die Bemerkung von Clausewitz: „Verbindet sich mit jener Energie der Kräfte eine weise Mäßigung in den vorgesetzten Zwecken, so entsteht jenes Spiel von glänzenden Schlägen und vorsichtiger Zurückhaltung, welches wir in Friedrichs des Großen Kriegen bewundern müssen": Clausewitz, a. a. O. (Anm. 35), 2. Teil, Berlin 1833, S. 10. — Hitler hatte von der „Mäßigung" des Preußen-königs nichts gehört.

  123. Hitler hatte immer das Bild Friedrichs d. Gr. von Lenbach bei sich, dem er nahezu magische Kräfte zuschrieb: Hans Baur, Ich flog Mächtige der Erde, Kempten 1956, S. 275 ff. — über Friedrich als Hitlers Vorbild vgl. auch: Tischgespräche, a. a. O. (Anm. 18), 28. 1. 1942: S. 171, und 31. 3. 42: S. 233 f. — Rede vom 30. Jan. 1942: Reden, a. a. O. (Anm. 96), S. 202 und 205.

  124. Halder, KTB, a. a. O. (Anm. 26), Bd. III: Der Rußlandfeldzug bis zum Marsch auf Stalingrad, Stuttgart 1964, S. 350 (16. 12. 1941), S. 356 (20. 12. 41), weiter S. 359 f.; vgl. auch KTB/OKW, Bd. II, 1. Halbbd., hrsg. von Andreas Hillgruber, Frankfurt/M. 1963, Einführung, S. 38 f.

  125. Hofmann, a. a. O. (Anm. 53), S. 181 f.

  126. Hitler, Tischgespräche, a. a. O. (Anm. 18), S. 248 (4. 4. 1942); Hitler zu General Heinrici, damals OB der 4. Armee: KTB/OKW, Bd. II, a. a. O. (Anm. 129), S. 41 f.

  127. Hitler, Tischgespräche, a. a. O. (Anm. 18), S. 431 (4. 7. 1942); ebda, S. 281 (19. /20. 4. 42); Jodl, Hitler, a. a. O. (Anm. 61), pag. 5; Generalfeldmarschall Keitel, Verbrecher oder Offizier? Erinnerungen Briefe, Dokumente ..., hrsg. von Walter Görlitz, Göttingen 1961, S. 292 f.; sogar Kurt von Tippelskirch, Operative Führungsentschlüsse in Höhepunkten des Landkrieges, in: Bilanz, a. a. O. (Anm. 9), S. 56, spricht „Hitlers eisernem Willen" ein Verdienst zu.

  128. Beispiele für die schwindenden Kampfstärken finden sich bei Hofmann, Moskau 1941, a. a. O. (Anm. 53), S. 175, Anm. 42. — Bei der 26. Div. gab es z. B. in den letzten Dezembertagen an Erfrierungen: IR 77 — 34 schwere, 74 leichte Fälle, IR 78 — 200 schwere, 400 leichte Fälle, AR 26 — 51 schwere, 45 leichte Fälle.

  129. Kurt von Tippelskirch, Geschichte des Zweiten Weltkrieges, Bonn 1956, S. 248 f.

  130. Jodl, Einfluß Hitlers auf die Kriegführung, in: KTB/OKW, Bd. IV, 2. Halbbd., a. a. O. (Anm. 60), S. 1721.

  131. Jodl, Führerpersönlichkeit, a. a. O. (Anm. 61), pag 6. — Auch Manstein hielt ein „Remis" im Osten für möglich: Erich von Manstein, Verlorene Siege, Bonn 1955, S. 474, 618.

  132. Vgl. H. Fraenkel — R. Manveil, Goebbels. Eine Biographie, Köln-Berlin 1960, S. 302.

  133. Fraenkel-Manvell, a. a. O. (Anm. 137), S. 287 f.

  134. Vgl. dafür Zeugenschrifttum Nr. 364 (Admiral a. D. Bürkner), Inst. f. Zeitgeschichte München, un-gedruckt, auch für das Folgende.

  135. Fraenkel-Manvell, 'Goebbels, a. a. O. (Anin. 137), S. 287 f.

  136. Vgl. obendrein Goebbels'Tgb. -Eintrag v. 21. 3. 1942: „Auch Friedensgerüchte tauchen wieder auf, vor allem im Zusammenhang mit der Reise Papens nach Berlin ... Er soll jetzt versuchen, den Frieden zu sondieren, vor allem einen Separatfrieden mit der Sowjetunion, was natürlich ein ausgemachter Quatsch ist ...": Goebbels, Tagebücher aus den Jahren 1942— 43, hrsg. von Louis P. Lochner, Zürich 1948, S. 136. — Es gibt amtliche Dokumente über Versuche, mit der Sowjetunion zu einem Sonderfrieden zu kommen, doch sind sie bisher nicht freigegeben. Bis dahin ist die Forschung auf Angaben angewiesen wie etwa bei Peter Kleist, Zwischen Hitler und Stalin 1939— 1945, Bonn 1950.

  137. Hubatsch, Weisungen, a. a. O. (Anm. 41), S. 233 ff.

  138. Reden, a. a. O. (Anm. 7), S. 401; eine ähnliche Prahlerei auch in der Rede vom 24. Februar 1941: a. a. O., S. 414.

  139. Vgl. dazu Frank-Helmut Zaddach, Britische Kommandotruppen und Kommandounternehmen im zweiten Weltkrieg, Darmstadt 1963, S. 63 ff.

  140. Hitlers Lagebesprechungen. Die Protokollfragmente seiner militärischen Konferenzen 1942— 1945, hrsg. von Helmut Heiber, Stuttgart 1962, S. 444.

  141. KTB/OKW, a. a. O. (Anm. 60), S. 58.

  142. Speer: IMT Bd. VII, S. 533.

  143. Dönitz, Unterredung, a. a. O. (Anm. 118), fol. 9; Jodl, Einfluß Hitlers, a. a. O. (Anm. 60), 2. Halbbd., S. 1721.

  144. Hans Speidel, Invasion 1944. Tübingen o. J. (26 bis 27 Tausend), S. 112 ff. — Vgl. auch für eine drastische Forderung Rundstedts nach Frieden: Milton Shulman, Die Niederlage im Westen, Gütersloh 1949, S. 232 f., und B. H. Liddell Hart, Die Strategie einer Diktatur (engl.: The Other Side of the Hill), Zürich 1949, S. 226.

  145. Speidel, a. a. O. (Anm. 149), S. 117.

  146. Speidel, a. a. O., S. 126 f.

  147. Speidel, a. a. O., S. 127.

  148. Dönitz, Rede auf der Gauleitertagung vom Okt. 1943 in Posen, ungedruckt (Privatbesitz). — Die Hoffnung gründete sich auf die neuen Typen XXI und XXIII, deren Entwicklung sich aber bis nahezu Kriegsende hinauszögerte: vgl. Karl Dönitz, Zehn Jahre und zwanzig Tage, Bonn 19632, S. 418 ff. — Vgl. auch Albert Kesselring, Soldat bis zum letzten Tag, Bonn 1953, S. 339.

  149. Rede Hitlers in der Nacht nach dem Attentat vom 20. Juli 1944: 20. Juli 1944, hrsg. von Erich Zimmermann und Hans-Adolf Jacobsen, Bundeszentrale für Heimatdienst, Bonn 1960 3, S. 178 f.

  150. KTB/OKW, a. a. O. (Anm. 60), 2. Halbbd., S. 1573 ff.

  151. Speidel, a. a. O. (Anm. 149), S. 136 ff.

  152. Gutachten von Prof. Dr. Percy Ernst Schramm im Remerprozeß: 20. Juli 1944, a. a. Q. (Anm. 154), S. 98 ff.

  153. Hitler selbst klammerte sich an diese Hoffnung: Mitteilung von Gen. d. Geb. Tr. a. D. Winter an den Vers.; Aufzeichnungen von Gen. maj. a. D. Dethleffsen (ungedruckt), fol. 18; Schellenberg, a. a. O. (Anm. 57), S. 363; Gerhard Boldt, Die letzten Tage der Reichskanzlei, Hamburg-Stuttgart 1948 4, S. 65 f. — Lagebesprechung vom 27. 1. 1945, a. a. O. (Anm. 145), S. 860 f. — Für Goebbels’ Jubel über den Tod Roosevelts: Schwerin-Krosigk, Tagebücher (ungedruckt), Inst. f. Zeitgesch. München.

  154. Vgl. KTB/OKW, a. a. O. (Anm. 60), S. 66.

  155. Kesselring, Soldat, a. a. O. (Anm. 153), S. 337 ff. und 387.

  156. Dönitz, Sonderlage des ObdM vom 11. 4. 45 (Ani. 1 KMA 23 647/45 geh.): IMT Bd. XXXV, S. 304 ff.

  157. Vgl. Karl Koller, Der letzte Monat. Die Tagebuchaufzeichnungen d. ehern. Chefs d. Gen. stabes d. dt. Luftwaffe ..., Mannheim 1949, S. 61.

  158. Vgl. dafür etwa: Manstein, a. a. O. (Anm. 136), S. 474, 475; Dönitz, Unterredung, a. a. O. (Anm.

  159. fol. 1; ders., Zehn Jahre, a. a. O. (Anm. 153), S. 300 ff., 423 f.; Kesselring, Soldat, a. a. O. (Anm. 153), S. 410; Siegfried Westphal, Heer in Fesseln. Aus den Papieren d. Stabschefs von Rommel, Kesselring und Rundstedt, Bonn 1950, S. 292 ff.; B. H. Liddell Hart, Die Strategie einer Diktatur, Zürich o. J., S. 267.

  160. Kesselring, Soldat, a. a. O. (Anm. 153), S. 410; Walter Lüdde-Neurath, Das Ende auf deutschem Boden, in: Bilanz, a. a. O. (Anm. 9), S. 428 f.; Dönitz, Zehn Jahre, a. a. O. (Anm. 153), S. 424 ff.; ders., IMT Bd. XIII, S. 340 ff.; Jodl: IMT Bd. XV, S. 468 f.

  161. Vgl. dafür Alfred Vagts, Unconditional Surrender — vor und nach 1943, in: VfZG Bd. 7/1959, S. 280 ff., bes. 299 mit Anm. 94; ferner Günter Moltmann, Goebbels’ Rede zum totalen Krieg am 18. Februar 1943, in: VfZG Bd. 12/1964, S. 13 ff.; neuerdings hat auch Eisenhower eine starke Wirkung der Formel auf die Deutschen behauptet: The Washington Post, 20. Dez. 1964, pages A 1 und A 15; vgl. allgemein Anne Armstrong, Unconditional Surrender, New Brunswick, N. J., 1961. 166) Vgl. Hans Rothfels, Die deutsche Opposition gegen Hitler, Frankfurt/M. 1958, S. 156 ff.

  162. Hitler zu Meißner am 13. März 1945: Otto Meißner, Staatssekretär unter Ebert — Hindenburg — Hitler, Hamburg 1950, S. 609.

  163. Für Hitlers Kriegsziele vgl. Hugh Redwald Trevor-Roper, Hitlers Kriegsziele, in: VfZG Bd. 8/1960, S. 121 ff.

  164. Guderian, a. a. O. (Anm. 23), S. 345, ferner für die Ablehnung, einen „Ostwall" zu bauen:

  165. Vgl. auch KTB/OKW, a. a. O. (Anm. 60), S. 53 f.; als Beispiel für eine Kontroverse über den Sinn oder Unsinn des starren Aushaltens vgl. H. von Ahlsen, Der Kampf der Festung Breslau, Sonderdruck aus: Wehrwiss. Rundschau 1956 (bzw. in der Zeitschrift Heft 1/1956); General a. D. Niehoff, Artikelserie „So fiel Breslau", in: Welt am Sonntag, Hamburg vom 15. 1. bis 4. 3. 1956; Joachim Konrad, Das Ende von Breslau, in: VfZG Bd. 4/1956, S. 387 ff.; ferner Johannes Kaps, Die Tragödie Schlesiens 1945/46 in Dokumenten ..., München 1952/3, S. 51 ff., 121 ff.; schließlich Hans von Ahlsen — Herm. Niehoff, So kämpfte Breslau. Verteidigung und Untergang von Schlesiens Hauptstadt, München 1959.

  166. Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa, bearb. in Verb, mit anderen von Theodor Schieder, Bd. 1/1, Bonn o. J., S. 12 E ff., 25 Es.; ferner 1. Beiheft: Ein Tagebuch aus Pommern 1945— 46. Aufzeichnungen von Käthe von Normann, Bonn 1955, S. 11. — Vgl. obendrein Th. Schieder, Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten als wissenschaftliches Problem, in: VfZG Bd. 8/1960, S. 1 ff.

  167. Jodl, Führerpersönlichkeit, a. a. O. (Anm. 61), pag. 9.

  168. Vgl. dafür etwa Boldt, a. a. O. (Anm. 158), S. 86 f.; Das Ende des Schreckens. Dokumente des Untergangs, Januar bis Mai 1945, hrsg. von Erich Kuby, München (1955), S. 140 f., 63 f., 135 f.

  169. Clausewitz, a. a. O. (Anm. 35), 3. Teil, S. 12.

  170. Clausewitz, a. a, O. (Anm. 35), 1. Teil, S. 329. 175a) Vgl. dafür nur die Rede vom 30. Jan. 1942: „Aber weil ich glaube, daß, wenn schon die Vorsehung es so gefügt hat, daß dieser Kampf nach dem unerforschlichen Willen dieser Vorsehung ausgefochten werden muß, dann allerdings kann ich die Vorsehung nur bitten, daß sie mich mit der Last dieses Kampfes betraut, daß sie sie mir aufbürdet. Ich will sie tragen und will vor keiner Verantwortung zurückscheuen. Ich will in jeder Stunde, in der eine Not kommt, will ich diese Last auf mich nehmen. Jede Verantwortung will ich tragen ..." — A. a. O. (Anm. 96), S. 200.

  171. Vgl. dafür allgemein: Walter Lüdde-Neurath, Regierung Dönitz. Die letzten Tage des Dritten Reiches, Göttingen 1964 3, darin als Nachwort: Walter Baum, Die Regierung Dönitz in der heutigen wissenschaftlichen Forschung, S. 167 ff. — Dort auch für das Folgende.

  172. Jodl, Führerpersönlichkeit, a. a. O. (Anm. 61), pag. 11; Keitel, a. a. O. (Anm. 132), S. 283.

  173. Vgl. dafür Lennart Sjöstedt, Kapitulation eher strid till sista man? Till frägan om Karl Dönitz’ handlingsprogram vid regeringstillträdet 1945, in: Scandia, Bd. 30, Lund 1964, S. 288 ff. (Dt. Zusammenfassung: S. 352 ff.).

  174. Heiber, Hitlers Lagebesprechungen, a. a. O. (Anm. 145), S. 11 ff.

  175. Vgl. dagegen Jodls Tgb. vom 15. 10. 1939: „Wir gewinnen diesen Krieg und wenn er hundertmal einer Generalstabsdoktrin widerspricht, weil wir die bessere Truppe, die bessere Ausrüstung, die bessere ... und eine geschl(ossene) zielbewußte Führung haben". — Jodl, Dienstliches Tagebuch, hrsg. von Walther Hubatsch, in: Die Welt als Geschichte, 12. Jg. /1952, S. 276.

  176. Vgl. Hitlers Tischgespräche, a. a. O. (Anm. 18), S. 300 f. und Anm. 2; ebda, S. 376 f. und Anm. 4; Rede vom 30. Jan. 1942: a. a. O. (Anm. 96), S. 203, 206; Philipp Bouhler im Vorwort zu Hitlers Reden (Anm. 96), S. 5 f.

  177. Bor (Halder), a. a. O. (Anm. 24), S. 198; Hof-mann, a. a. O. (Anm. 53), S. 167; Heinrich Uhlig, Das Einwirken Hitlers auf Planung und Führung des Ostfeldzuges, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“, B 12/60, S. 197, 198, demnächst auch in:

  178. Paulus, Ich stehe hier auf Befehl! Lebensweg des Generalfeldmarschalls Friedrich Paulus ... hrsg. von Walter Görlitz, Frankfurt/M. 1960, S. 49.

  179. Bor (Halder), a. a. O. (Anm. 24), S. 198.

  180. Aufruf zur Woll-und Pelzsachensammlung des Volkes vom 21. Dez. 1941: deutschen Reden, a. a. O. (Anm. 96), S. 153.

  181. Keitel, a. a. O. (Anm. 132), S. 286; Goebbels, Tgb., a. a. O. (Anm. 141), S. 131 f. (Eintr. v. 20. 3. 1942).

  182. Graf Galeazzo Ciano, Tagebücher 1939— 1943, Bern 1947 2, S. 431 (Eintr. v. 29. 4. 1942); Hitlers Tischgespräche, a. a. O. (Anm. 18), S. 313.

  183. Vgl. Uhlig, a. a. O. (Anm. 182), S. 198.

  184. Auch die Eisenbahn sollte versagt haben: Hitlers Tischgespräche, a. a. O. (Anm. 18), S. 159 und Anm. 2 (18. 1. 1942).

  185. Vgl. Ulrich von Hassell, Vom andern Deutschland. Aus den nachgelassenen Tagebüchern 1938— 1944, Zürich u. Freiburg 1946, S. 283 (Eintr. v. 20. 12. 1942).

  186. Tagebuch von Gen. -Oberst von Richthofen, Eintr. v. 10. 2. 1943, im Auszug gedruckt bei Walter Görlitz, Die Schlacht um Stalingrad 1942— 1943, in: Entscheidungsschlachten, a. a. O. (Anm. 53), S. 304, Anm. 41.

  187. Jodl, Führerpersönlichkeit, a. a. O. (Anm. 61), pag. 6.

  188. Bor (Halder), a. a. O. (Anm. 24), S. 222 ff., bes. S. 224.

  189. Walter Warlimont, Im Hauptquartier der deutschen Wehrmacht 1939— 1945, Frankfurt/M. 1962, S. 349; auch Keitel, a. a. O. (Anm. 132), S. 283; vgl. ferner Hitlers Tischgespräche, a. a. O. (Anm. 18), S. 133 f. (21. 7. 41), S. 473 ff. (24. 7. 1942).

  190. Rede Hitlers über den Zusammenbruch Italiens am 10. Sept. 1943, München o. J.

  191. Vgl. nochmals Keitel, a. a. O. (Anm. 132), S. 283, und Warlimont, a. a. O. (Anm. 194), S. 383.

  192. Hitler, Mein Kampf, S. 139.

  193. Derartige Vorwürfe erhebt Antonino Trizzino, Die verratene Flotte. Tragödie der Afrikakämpfer, Bonn 1957; dagegen Eberhard Weichold, Ist der deutsche Afrikakämpfer an Verrat gestorben?, in: „Leinen los!", IV/1957, S. 356 f.

  194. Rede Hitlers v. 20. Juli 1944, in: 20. Juli, a. a. O. (Anm. 154), S. 178 f.

  195. Rede Himmlers vor den Gauleitern in Posen am 3. Aug. 1944: gedruckt in VfZG Bd. 1/1953, S. 357 ff.

  196. Hermann Gackenholz, Zum Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte, in: VfZG Bd. 3/1955, S. 317 ff.; ders., Der Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte 1944, in: Entscheidungsschlachten, a. a. O. (Anm. 53), S. 445 ff.

  197. Vgl. allgemein Bodo Scheurig, Freies Deutschland. Das Nationalkomitee und der Bund deutscher Offiziere in der Sowjetunion 1943— 1945, München 1960.

  198. Hans-Adolf Jacobsen, 1939— 1945. Der zweite Weltkrieg in Chronik und Dokumenten, Darmstadt 1961 5, S. 711 f.

  199. KTB/OKW, a. a. O. (Anm. 60), S. 311 ff.

  200. Jean Vanwelkenhuyzen, Die Niederlande und der „Alarm" im Januar 1940, in: VfZG Bd. 8/1960, S. 17 ff., bes. S. 20 ff.; ferner Kurt Sendtner, Die deutsche. Militäropposition im ersten Kriegsjahr, in: Vollmacht des Gewissens, a. a. O. (Anm. 6), S. 499 ff. — Weitere Lit. bei Vanwelkenhuyzen.

  201. Am 10. Jan. 1940 war dort ein dt. Flugzeug mit einem Kurier an Bord im Nebel notgelandet. Dem Kurier war es nicht gelungen, die wichtigen Akten mit den Angriffsplänen zu vernichten.

  202. Hubatsch, Weserübung, a. a. O. (Anm. 36), S. 125, 135.

  203. Vgl. dafür Becks Aufruf an die Wehrmacht: 20. Juli, a. a. O. (Anm. 154), S. 174 ff.

  204. Die deutsche Opposition wurde sogar deswegen mit Mißtrauen betrachtet, weil sie nicht ohne weiteres bereit war, vor den damaligen Gegnern zu kapitulieren: vgl. Hans Rothfels, Die deutsche Opposition gegen Hitler, Frankfurt/M. 1958, S. 150 ff.; Gerhard Ritter, Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung, Stuttgart, 1956, S. 336 ff.

  205. Vgl. dafür: Vollmacht des Gewissens, a. a. O. (Anm. 6), S. 17 ff., bes. aber das Gutachten des (damaligen) Bundesgerichtspräs. Hermann Weinkauff: a. a. O., S. 137 ff.

  206. Percy Ernst Schramm, Einleitung zum KTB/OKW, a. a. O. (Anm. 60), S. 27.

  207. Pers. Erinnerung d. Vf., auch für das Folgende.

  208. So Speer in Nürnberg: IMT Bd. XIX, S. 477: „Er (Hitler) hat es (das Volk) wissentlich verraten. Er hat versucht, es endgültig in den Abgrund zu stürzen."

  209. Baur, a. a. O. (Anm. 128), S. 275 u. 277; auch Jodl, Führerpersönlichkeit, a. a. O. (Anm. 61), pag. 11.

  210. Vgl. Hitlers Testament, gedruckt (nach der Originalvorlage) bei: Lüdde-Neurath, a. a. O. (Anm. 176), S. 125.

  211. Vgl. Jodl, Führerpersönlichkeit, a. a. O. (Anm. 61), pag. 11.

  212. Schramm, a. a. O. (Anm. 60), S. 68 f.

  213. Clausewitz, a. a. O. (Anm. 35), S. 225.

  214. Ludwig Beck, Studien, Stuttgart 1955, S. 63.

  215. wie Anm. 219.

Weitere Inhalte

Walter Baum, Dr. phil., (ao.) Professor und Gastprofessor an amerikanischen Universitäten, z. Zt. im Schuldienst, geb. 7. März 1914 in Berlin. Veröffentlichungen zur Zeitgeschichte: Marine, Nationalsozialismus und Widerstand, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 29/63; Die Regierung Dönitz in der heutigen wissenschaftlichen Forschung, in: W. Lüdde-Neurath, Regierung Dönitz, Göttingen 19643.