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Israel Entwicklungshilfe eines sich entwickelnden Landes | APuZ 50/1964 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 50/1964 Impessum Beistand und Rat zur Selbsthilfe der Entwicklungsländer Israel Entwicklungshilfe eines sich entwickelnden Landes

Israel Entwicklungshilfe eines sich entwickelnden Landes

Ernst-Joachim Frhr. von Ledebur

Israel, ein in der Entwicklung befindliches Land, leistet afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Ländern wirkungsvolle Entwicklungshilfe. Seine eigene Entwicklung und die Entwicklungsförderung anderer Nationen sind eng miteinander verbunden und werden laufend aufeinander abgestimmt. Sie umfassen den politischen ebenso wie den wirtschaftlichen Bereich, die Hochschulen wie die Armee, die Gewerkschaften, die Kibbuzbewegung, die Frauen-und Jugendorganisationen.

Nahariya Akko HAIFA Zichron Yaakov Cäsarea Nathanya TEL AVIV-JAFFA D Herzlia Rishon Lezion e . Rechovoth • Ashdod Ashkalon Ramas Gan •LOD Gebiet Metulla Safed Tiberias Nazareth Afula JERUSALEM Beer Sheba Subeita Avdat Ä ca 30 Km See Genezareth Massada Sodom Dimona Hadseva • NEGEV Timnah Eilat Te Lachisch

Die israelische Bevölkerung Ein Blick auf die israelische Gesamtbevölkerung (2, 5 Millionen) zeigt die erheblichen kulturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Bevölkerungsteilen:

Es sind zu unterscheiden:

a) Juden (europäische und amerikanische sowie orientalische, das heißt nordafrikanische und asiatische), b) seßhafte Araber und nomadisierende Beduinen, c) Drusen.

Alle leben gleichberechtigt in Israel. Die Araber und Beduinen werden lediglich nicht zum Wehrdienst eingezogen, wohl aber sind beispielsweise 8 Prozent der Polizisten Araber.

Die Zahl der europäischen oder europäisch beeinflußten Juden und die der orientalischen Juden ist etwa gleich groß. Von den orientalischen Juden, deren Einwanderung in den letzten Jahren stark zugenommen hat, sind ein nicht unbeträchtlicher Teil Analphabeten. über eine Million Einwanderer sind in den letzten 15 Jahren aus ca. 100 Ländern mit ca. 60 verschiedenen Sprachen gekommen. Die enormen Kulturunterschiede und das steile Bildungsgefälle zwischen hochgebildeten europäischen Juden und orientalischen Juden, die größtenteils Analphabeten sind, erzeugen besonders schwierige Assimilierungsprobleme.

Es kommt darauf an, ob und wie schnell sich aus den oben erwähnten Gruppen ein Volk bilden wird. Hierzu dient als ein hervorragendes Instrument der Integration die Armee: während der Dienstpflicht (21/2 Jahre für Männer, 2 Jahre für Frauen) leben die jungen israelischen Bürger im Zelt oder in Baracken zusammen, sprechen die gemeinsame hebräische Sprache, essen gemeinsam, tragen die gleiche Kleidung und lernen die elementaren Umgangsformen. Schwere, gemeinsame Übungen zeigen ihnen, daß sie aufeinander angewiesen sind. Dabei lernen sie das Land kennen, werden mit seiner Geschichte vertraut, sehen die Entwicklungsprojekte und genießen eine Berufsausbildung, zum Beispiel als Chauffeur, Fernschreiber, Mechaniker, Flieger und so weiter.

Dadurch, daß zum Beispiel junge Lehrerinnen die Soldaten unterrichten, werden die orientalische und die westliche Auffassung über den Status der Frau in einer modernen Gesellschaft konfrontiert. So wird am konkreten Beispiel eine Erziehungsarbeit geleistet, die an mittelalterliche Ordnungsvorstellungen gewöhnte Menschen in unser Zeitalter so reibungslos wie möglich überführt.

Bei der ständig wachsenden Bevölkerung ist die Frage der Lehrerbildung erstrangig. Ziel ist eine Schulpflicht bis zum 16. Lebensjahr einschließlich, nachdem die Frage der allgemeinen Elementar-Schulpflicht bereits gelöst wurde. Wie jung Israel ist, zeigt die Zahl von 650 000 Schülern (ab 5. Lebensjahr bis zur Berufsschule einschließlich).

Der hohe Anteil von Lehrerinnen in der Lehrerschaft wird wegen der starken Fluktuation und fehlender männlicher Erziehung als schwerwiegendes Problem angesehen, wenn man bedenkt, daß es in den Volksschulen 80 Prozent Lehrerinnen und nur 20 Prozent Lehrer gibt. Ca. 2000 Lehrer haben sich pädagogischen Lehrgängen zur Fortbildung unterzogen. Darüber hinaus gibt es Schnellkurse für technologische Erziehung. Es wird damit ge-rechnet, daß von 1000 Kindern, die in die Volksschule eintreten, etwa 12 das Abitur absolvieren.

Als ein weiteres Mittel vorausschauender Bildungsplanung sind die 30 ORT-Schulen (Organisation for Rehabilitation through Training) und die 92 Landwirtschaftsschulen, darunter Spezialschulen für Bewässerungstechniker und so weiter, anzusehen. Sie unterstehen dem Erziehungs-, Arbeits-beziehungsweise Landwirtschaftsministerium. Gerade die Ankunft von 80 000 Einwanderern im Jahre 1962 und die Aussicht, daß der Strom sich in den folgenden Jahren unvermindert fortsetzt, verstärkt die Anstrengungen der Regierung, weitere Fachschulen für die vornehmlich aus dem Orient kommenden Juden einzurichten. Wie dynamisch diese Entwicklung vor sich geht, zeigt der Vergleich zwischen 1959 und 1962 Gesamtzahl der Schüler 9 055 16 277 Schüler von technischen Berufsschulen 4 046 7 839 Lehrlinge 560 4 548 Anzahl der Schulen 22 30 Lehrkörper 367 698 Anzahl der Klassen 259 473 In den drei großen Bevölkerungszentren des Landes, Jerusalem, Haifa und Tel Aviv, werden ORT-Schulen gebaut, die es gestatten, bei voller Ausnutzung zusammen ca 10 000 bis 15 000 Schüler jährlich aufzunehmen, was als ein erheblicher Schritt vorwärts betrachtet wird. Der Satz Ben Gurions: „Nur wenn die Bildungs-und Ausbildungslücke geschlossen ist, werden die sozialen und ökonomischen Lücken überwunden sein, und wir werden ein Volk werden", hat nicht nur für Israel, sondern für alle sich entwickelnden Länder Bedeutung.

Die israelische Wirtschaft und Landwirtschaft 1948 war Israel ein industriell unterentwickeltes Land. Heute exportiert es für 600 Millionen Dollar im Jahr. 1965 sollen 700 Millionen Dollar erreicht werden. 1948 produzierte Israel nur 30 Prozent der Lebensmittel für 600 000 Menschen, heute jedoch 80 Prozent für fast 2, 5 Millionen. Das Sozialprodukt steigt ständig um 6 Prozent, die Investitionen, außer in der Landwirtschaft, um 11 Prozent. Israel hat einen Aktiv-Saldo in der Zahlungsbilanz von 150 Millionen Dollar — weitgehend aus Wiedergutmachungsleistungen der Bundesrepublik Deutschland. Trotzdem besteht eine passive Handelsbilanz von ca. 300 Millionen Dollar, da der Import größer als der Export ist.

Für die schnelle und gezielte wirtschaftliche Entwicklung des Landes und seinen wachsenden Lebensstandard trägt das Weizmann-Institut für Naturwissenschaften in Rehovoth in erheblichem Maße bei. Es ist 1934 durch Dr. Chaim Weizmann, einem berühmten Biochemiker, Israels erstem Präsidenten, gegründet worden. Heute hat das Institut Abteilungen für höhere Mathematik, Kernphysik, Isotopen-Forschung, organische Chemie, experimentelle Biologie, Biophysik und Elektronik, Photochemie, Biochemie und Pflanzengenetik.

Dem Institut stehen 200 Wissenschaftler und 400 Laboranten, Techniker, Dienst-und Verwaltungspersonal zur Verfügung. Es ist großzügig angelegt und mit den modernsten und leistungsfähigsten Geräten (zum Beispiel zwei Elektronen-Rechnern, einem Elektronen-mikroskop, einem 3-Millionen-Volt-Protonen-beschleuniger) ausgestattet.

Zur Weiterbildung von Akademikern, die bereits ein Universitätsexamen abgelegt haben (Graduate-School für Naturwissenschaften des Instituts), ist ein Drei-Jahres-Kurs für Studenten vorgesehen, die wünschen, Thesen für ihre Promotion zum Doktor der Philosophie (Ph. D.) aufzustellen. Der Ph. D. wird auf Empfehlung des Weizmann-Instituts von der Hebräischen Universität Jerusalem verliehen. Der Kurs schließt Vorlesungen und Seminare zusätzlich zum Forschen an ausgewählten Projekten ein.

Das Institut hat zehn Studienplätze als Teil der israelischen Programme für Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern an afrikanische und asiatische Studenten zur Erlangung des Ph. D. vergeben.

Die Wüste Negev nimmt zwei Drittel der Oberfläche Israels ein. In ihr leben nur 10 Prozent der Einwohner Israels, darunter 20 000 Beduinen in 18 Stämmen. Ziel der Regierung ist es, die Wüste zu kultivieren und zu entwickeln; bereits 1874 wurde ein entsprechender Plan von zwei deutschen Ingenieuren ausgearbeitet.

Als wissenschaftliches Zentrum zur Lösung der mit der Wüste zusammenhängenden Probleme ist das Wüstenforschungsinstitut (The Negev Institute for Arid Zone Research) in Beer Sheba errichtet.

Die Forschung erstreckt sich auf den ökologischen und biologischen Bereich. So bemüht sich beispielsweise das Negev-Pflanzen-Einführungs-Projekt ländlichen und städtischen Gemeinden in der Negev, die ständig mit den Naturelementen in diesen Wüstenregionen kämpfen müssen, zu helfen. Hierzu gehören Probleme landwirtschaftlicher Entwicklung der Weideflächen ebenso wie Windkontrolle und Verhütung von Bodenerosionen.

Sodann gilt die Suche nach Nährböden für Pflanzen, die in wasserarmen Gegenden wachsen oder Salzwasser aufnehmen, die Wind-geschwindigkeit und Erosion mindern und eine dichtere und dickere Humusschicht am Boden der Negev bilden können; weiter die Einführung fremden Saatgutes aus ähnlichen Wüstenregionen wie Südkalifornien, Süd-arizona, West-und Südaustralien, Nordafrika, zahlreichen Ländern aus Mittelostasien und dem Mittelmeerraum, wie auch Versuche, das Saatgut, das äus diesen entsprechenden Regionen (Counterpart-Regions) in der Negev Verwendung finden soll, zu akklimatisieren. Der ökologische „Wüsten-Garten" beim Institut dient zur Demonstration von Pflanzen mit wirtschaftlichem oder sonstigem Wert, zum Beispiel als Schattenspender oder Windschutz und zum Anbau in Trocken-gebieten. In ihm werden Cellulose-und Faserpflanzen, Ölpflanzen, gummihaltige und Heilpflanzen ebenso wie für die menschliche Ernährung und als Viehfutter geeignete Pflanzen auf ihre Trockentauglichkeit geprüft.

Die Forschung erstreckt sich weiter 1. auf die Nutzung der Sonnenenergie, wobei Methoden zur Umwandlung der Sonnenenergie, die Anwendung der Sonnen-energie für Kühlungszwecke und ein Musterbetrieb zur Dampferzeugung erprobt werden;

2. auf das Gebiet der physiologischen Umweltwirkung. Hierbei wird die Fähigkeit von Mensch und Tier studiert, sich zu akklimatisieren und an die äußeren Lebensbedingungen in verschiedenen Teilen und während der unterschiedlichen Jahreszeiten der Negev anzupassen;

3. auf die Entsalzung des Wassers. Da die südliche Hälfte Israels (50 Prozent des Landes) eine jährliche Regenmenge von weniger als 100 mm mißt, kommt es darauf an, zusätzliche Quellen zu erschließen, die sich unter der Negev befinden, aber salzhaltig sind, und das unerschöpfliche Reservoir des Mittelmeeres zu nutzen.

Da die Länder mit Wüstenregionen auf der ganzen Erde an der Lösung des Problems zur Entsalzung von Brack-und Meerwasser interessiert sind, wurden im Institut verschiedene Methoden der Destillation und Entsalzung durch Elektrolyse erforscht.

Die Endphase sieht den Bau einer Arbeitseinheit vor, die in der Lage ist, etwa 1000 to Wasser täglich herzustellen. Der Rohentwurf dieses Werkes ist vorbereitet. Zu den Großsiedlungsprojekten in der Wüste gehören die Städte Beer Sheba, Dimona und Eilat als Hafen am Roten Meer.

Von den 60 000 Einwohnern Beer Shebas sind 80 Prozent vorwiegend orientalische Neueinwanderer. Sie finden Arbeit in den im Umkreis von 60 bis 80 km liegenden Werken, besonders am Toten Meer, wo riesige Vorkommnisse von Brom (insgesamt ca. 90 Prozent der Welterzeugung) und Industriesalzen Phosphat-und Pottaschewerke (Düngemittel, Glas und Keramik) entstehen ließen, sowie in den Erdgas-und Petroleumfeldern und Kupfer-bergwerken bei Eilat.

Hinzu kommen als Infrastrukturprojekte der Eisenbahnbau von Beer Sheba nach Dimona, der Straßenbau von Sodom nach Eilat und von Sodom nach Ashdod.

Dimona, eine im Aufbau befindliche Stadt mit zur Zeit 17 000 Einwohnern, hat zwei Textil-fabriken mit 1200 beziehungsweise 400 Arbeitern. Die Bevölkerung besteht im wesentlichen aus Neueinwanderern orientalischer Länder.

Eilat ist für den afrikanischen Markt noch von geringer Bedeutung, um so interessanter zur Zeit für den asiatischen und australischen Markt. Eilat war bis 1956 von Ägypten blokkiert, bis die Vereinten Nationen der Charta über die Freiheit der Meere auch für den Zugang nach Eilat Geltung verschafft haben. Bisher können nur 1000-bis 1500-Tonnen-Schiffe den Hafen anlaufen. Keine Schwierigkeiten bestehen für Öltanker. Eine Vergrößerung der Kapazität um das Zehnfache ist vorgesehen, die für den Absatz der steigenden israeli-tischen Produktion benötigt werden.

Ein weiteres Projekt, zum „EntwicklungsGebiet" erklärt, ist Stadt und Hafen Ashdod, ca. 50 km südlich Tel Aviv an der Mittelmeerküste gelegen. Der Hafen hat unter anderem die Aufgabe, Güter, die in Eilat eintreffen oder zur Einschiffung nach Eilat gebracht werden sollen, umzuschlagen. Durch die Schließung des SuezKanals für Schifte unter israelischer Flagge wurde dieser Ausweichhafen notwendig. Die Umladung ist billiger als die Durchfahrt durch den Suez-Kanal. Die Fahrzeit zwischen Eilat und Ashdod auf diesem sogenannten „trockenen Suez-Kanal" beträgt nur 71/2 Stunden.

Der Hafenbau, die Anlage und Inbetriebnahme von Kraftwerken und mittleren Fabrikanlagen, der Aufbau der Stadt nach modernen städtebaulichen und sozialen Gesichtspunkten gibt den Einwanderern, die vornehmlich aus Marokko und Algerien, aber auch aus einigen europäischen Ostblockländern kommen, Arbeit und Verdienst. Die Einwanderer finden nach Verlassen des Schiffes eine fertige Wohnung mit Verpflegung für eine Woche vor. Die Familie braucht sich in den ersten Tagen nicht um den Lebensunterhalt zu sorgen, sondern kann sich dem Einleben nach Anweisung eines Arbeitsplatzes widmen. Die vom Staat erstellte Wohnung kann durch günstige Abzahlungsbedingungen Eigentum der Mieter werden. Zum Schutz der Kinder werden die Hauptstraßen weit um aufgelockerte Wohnblöcke mit Einkaufgelegenheiten geleitet, in denen etwa jeweils 5000 Menschen leben.

Gleichzeitig mit dem Aufbau der Stadt verläuft eine sinnvolle landwirtschaftliche Siedlungsplanung in diesem Gebiet, das gute Produktions-und Absatzmöglichkeiten bietet.

Als weiteres Entwicklungsprojekt gilt das Lachisch-Gebiet (zwischen dem Gaza-Streifen und Jordanien gelegen). Das Wachstum wird gekennzeichnet durch die Gründung von 57 Gemeinden seit 1954. Diese Gemeinden sind landsmannschaftlich geschlossen, das heißt es gibt persische, rumänische, jemenitische und andere Siedlungen. Für mehrere Dörfer sind zentrale Einrichtungen geschaffen worden, durch die die Einwanderer an ihre neue Heimat gewöhnt werden und langsam durch entsprechende Bildungsmaßnahmen sich den Erfordernissen einer modernen Welt anpassen können.

Das Problem der Bewässerung trockener Landstriche, vor allem der Wüste Negev, steht aktuell im Mittelpunkt der internationalen Auseinandersetzungen.

Israel hat so wenig Wasser, daß es nie mehr als 50 Prozent des benötigten Wassers zum Kultivieren des Landes haben wird. Deshalb versucht Israel einmal mit Hilfe der Forschung und mittels Atomkraft die unerschöpflichen Salzwasservorräte in Süßwasser zu verwandeln, und zum anderen muß es eine Wasser-planung unter Ausnutzung aller verfügbaren Wasserläufe und Quellen betreiben.

Nördlich Tel Aviv befindet sich das meiste Wasser; südlich Tel Aviv bis Beer Sheba wenig und südlich Beer Sheba bis zum Roten Meer so gut wie kein Wasser.

Deshalb wurde von Israel der Plan erwogen, Wasser aus dem Jordan abzuleiten. Hierbei mußten die Einwirkungen auch für Jordanien überprüft werden. Der vom damaligen US-Präsidenten Eisenhower beauftragte Sonderbotschafter Johnston entwarf einen Plan, der technisch für alle Beteiligten einwandfrei war und auch von den arabischen Ingenieuren akzeptiert wurde. Ägypten jedoch protestierte, während Jordanien inzwischen mit US-Hilfe sein Wasserprojekt (Ableitung des Jamuk) im Rahmen des Johnston-Planes verwirklichen konnte. Israel ist deshalb fest entschlossen, durch den Bau einer 220 cm Wasserleitung einen Teil des Wassers aus dem See Genezareth abzuleiten. Dieses wurde nötig, da Syrien ebenfalls Einspruch erhob, so daß das Wasser nicht direkt aus dem Jordan entnommen werden konnte. Es ist vorgesehen, noch in diesem Jahr durch die oben angeführte 185 km lange Leitung 400 Millionen cbm Wasser jährlich (= ein Drittel des Jordanwassers) in die Negev zu pumpen.

Darüber hinaus sind weitere Leitungen vorgesehen, die Wasser aus dem Yarkon und die Abwässer sowie die kurzen sturzbachartigen Regengüsse von Tel Aviv ebenfalls zum Süden Israels bringen. Die Bevölkerung ist zur Wasserspar-Aktion „Spart jeden Tropfen Wasser!" aufgerufen, ein Zeichen, wie kostbar Wasser für Israel ist.

Die politische Grundlage für dieses Wasser-projekt ist für Israel die Verwirklichung der Formel, daß alle Juden die Möglichkeit haben sollen, sich in Israel anzusiedeln, und hierfür muß der Sand der Negev fruchtbar gemacht werden. Das aber dient den arabischen Ländern, vornehmlich Ägypten, als Anlaß, den Bevölkerungszuwachs Israels als permanente Bedrohung zu sehen und Israel als „Krisenherd" im Nahen Osten mit allen verfügbaren Mitteln zu bekämpfen.

Aufforstung: Hier handelt es sich um ein Projekt, das nicht nur von breiten Schichten der israelischen Bevölkerung durch eigener Hände Arbeit einer Lösung nahegebracht wird, sondern zu der jeder Besucher Israels aufgeforB dert wird, mitzuwirken. Die Aktion „Pflanze einen Baum in Israel" hat einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Gesamtprojekt. Welcher Besucher dieses Landes wollte nicht bei der überall spürbaren Dynamik, aus welchen Gründen auch immer, mitwirken an dessen Aufbau. Die „Tat“ selbst ist durch geschickte Organisation schnell geschehen; eine kleine Urkunde, die das Vollbrachte bestätigt, ist ein gern empfangenes Souvenir für nur 6, — isr. £. Entscheidend ist, daß innerhalb von 15 Jahren 65 Millionen Bäume (vornehmlich Kiefern) gepflanzt wurden (Kosten 9, — isr. £pro Baum). Zwischen Tel Aviv und Jerusalem liegt der Märtyrerwald mit 6 Millionen Bäumen, die zum Gedenken an die in Europa ermordeten 6 Millionen Juden angepflanzt wurden. Abgesehen davon, daß die Wälder die klimatischen Bedingungen verbessern, wird auch der felsige Boden durch die Sprengwirkung der Wurzeln aufgelockert, so daß das Wasser in die Erdkruste eindringen kann.

Israels Entwicklungshilfe Die Entwicklungshife Israels beginnt mit dem Jahre 1958. Seit 1960 wird sie in größerem Ausmaß gegeben. Bisher gingen ca. 1000 israelische Experten nach Afrika, Asien und Lateinamerika. Ca. 4500 Studenten und Praktikanten kamen zur Ausbildung aus Entwicklungsländern nach Israel. Es bestehen entsprechende Abkommen und Kontakte mit ca. 80 unabhängigen und noch nicht unabhängigen Ländern (zum Beispiel Wasi-und Basutoland) der drei Kontinente.

Israel hat sich dieser Aufgabe unterzogen, weil es glaubt, als ein selbst im Aufbau befindliches Land anderen Ländern auf dem Wege zur partnerschaftlichen Mitarbeit in der Welt besonders gut helfen zu können. Deshalb liegt der Schwerpunkt der israelischen Entwicklungshilfe in der technischen Beratung. Fast der gesamte Betrag der Hilfeleistungen in Höhe von 77 Millionen Mark jährlich wird für israelische Fachleute und Berater, die in den Entwicklungsländern tätig sind, und für Stipendien gezahlt. Diese Summe schließt die Ausgaben ein, die bei der Durchführung der Projekte in den betreffenden Ländern von ihnen finanziert werden. Ein verhältnismäßig kleiner Betrag wird für den Aufbau von Anlagen in Afrika und Asien verwendet.

Regionale Konzentration Ende 1963 wurden ca. 60 bis 80 israelische Projekte in den Entwicklungsländern durchgeführt mit Schwerpunkten in Ostafrika (Äthiopien) sowie unter besonderen Anstrengungen im französisch-und englischsprechenden Westafrika.

In Asien stellte Israel unter anderem folgenden Ländern seine Kenntnisse zur Verfügung: Burma, Ceylon, Iran, Kambodscha Thailand und Philippinen.

In Lateinamerika ist Israel unter anderem an Entwicklungsprojekten im Nordosten Brasiliens, in Bolivien und in Venezuela durch die Entsendung landwirtschaftlicher Planungsexperten beteiligt. Sein Beitrag der bilateralen zur multilateralen Entwicklungshilfe steht im Verhältnis 9: 1.

Schwerpunkte der technischen Hilfe Durch die Abteilung für Internationale Zusammenarbeit im Außenministerium in Jerusalem wird das zwischen Israel und den betreffenden Ländern vorgesehene Programm vornehmlich auf drei Ebenen verwirklicht: 1. Aus-und Weiterbildung in Israel von geeigneten Kräften aus den Entwicklungsländern, 2. Entsendung von Fachleuten, Ausbildern und Gutachter-Delegationen in die interessierten Länder, 3. Tätigkeit israelischer Teams in Entwicklungsländern, um die bereits in Israel ausgebildeten Kräfte an Ort und Stelle weiter auszubilden.

Israel befaßt sich mit konkreten Entwicklungsprojekten, die gemeinsam zwischen israelischen Experten und den betreffenden Regierungen und ihren Fachkräften ausgearbeitet werden. Gleichzeitig werden die für das Projekt benötigten Kräfte des Landes in Israel so ausgebildet, daß sie später die in ihrem Lande tätigen Israelis ablösen können.

Die beiden Übersichten über den Einsatz israelischer Experten in Entwicklungsländern und die in Israel sich weiterbildenden Studenten und Praktikanten aus Entwicklungsländern zeigen Israels Anteil an Partnerschaftsprojekten (cooperative projects) zwischen 1958— 1962 in mehr als 85 Ländern. (Die Begriffe „aid" (Hilfe) und „assistance" (Beistand) sind aus dem Wörterbuch der israelischen Entwicklungspolitik gestrichen.)

Israelische Experten Gebiet Anzahl Anzahl der der Länder Experten Medizin 15 131 Landwirtschaft 35 184 Jugendleiter 10 58 Bildung und Ausbildung 10 84 Industrie, Ingenieurwesen, Bauwesen 19 75 Wirtschaft und Verwaltung 12 56 Sonstige 39 228 Studenten und Praktikanten aus Entwicklungsländern in Israel Jahr Anzahl der Länder Anzahl der Lernenden 1957/58 26 137 1959 26 213 1960 51 672 1961 62 1250 1962 77 1547 1963 80 2272 Zwischen 1957 und 1963 wurden 6000 Studenten aus Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Mittelmeerraum in 116 Sonderkursen in Israel ausgebildet. Mit weiter steigenden Zahlen ist zu rechnen.

Prinzipien der Zusammenarbeit Die Prinzipien einer gegenseitigen Zusammenarbeit, wie sie in Israel praktiziert wird, lassen sich wie folgt zusammenfassen:

1. Entwicklungsländer können voneinander lernen.

2. Wissen und Erfahrungen müssen den örtlichen Gegebenheiten angepaßt werden.

Es gibt kein Allheilmittel, das alle Krankheiten heilen kann. Einheimische Personen dagegen spielen eine unentbehrliche Rolle bei der Entwicklung, welche ausländische Experten nicht erfüllen können.

3. Es gibt keine rückständigen Völker, nur rückständige Bedingungen. Bedingungen können geändert werden. Zum Fortschritt gehört der Zutritt zu den modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

4. Fachkräfte, die bei der Feldarbeit mit Hand anlegen und sie vormachen, erzielen durch das persönliche Beispiel größten Erfolg.

Jeder Mensch kann ein guter Arbeiter sein, sobald er davon überzeugt ist, daß seine Arbeit der Verwirklichung eines sinnvollen und erwünschten Zieles dient.

5. Biegsamkeit und Anpassung sind die Geheimnisse der Findigkeit, Prinzipien sollten nicht zu Vorurteilen führen.

6. Wieviel jemand auch weiß, es gibt immer noch etwas von anderen zu lernen.

7. Alles Geld und Expertentum der Welt kann ein Land nicht wandeln — nur sein Volk kann es, und es zählt das, was es mit den Ergebnissen der Zusammenarbeit anfängt. 8. Es ist wichtig, die Notwendigkeit einer exakten Untersuchung und Planung zu betonen. Was aber wirklich bei jedem Entwicklungsvorhaben von Bedeutung ist:

Kann es vernünftigerweise bald praktische Wirklichkeit werden?

9. Für ein entschlossenes Volk ist nichts unmöglich. Wie schon Herzl sagte: „Wenn Du es willst, ist es kein Traum.“ Folgende Tatsachen mögen diese Thesen rechtfertigen: Auf vier Gebieten der Entwicklungshilfe kann Israel besondere Erfolge aufweisen: der Landwirtschaft, der Bildung und Ausbildung, des Gesundheitswesens und der Organisation der Jugend mit Tendenz zur landwirtschaftlichen Ansiedlung. Die Entwicklungshilfe wird ohne politische Bindung gegeben. Israel genießt deshalb besonderes Vertrauen, weil die Intelligenz der Entwicklungsländer erkennt, daß Israel aus seiner Lage für die Situation der jungen Staaten mehr Verständnis aufbringen kann als andere Staaten.

Zur Illustration mögen folgende Einzelbeispiele auf dem Gebiet der Landwirtschaft und des Gesundheitswesens dienen.

Auf dem Sektor Landwirtschaft hat Israel kooperative und kollektive Siedlungsformen praktiziert, die sich in Israel bewährt haben. Diese Formen sind unter der Berücksichtigung der Bevölkerungsstruktur, der vorhandenen finanziellen und technischen Mittel usw. entwickelt und auf Israel abgestimmt. Israel ist sich deshalb wohl bewußt, daß jede Kopie falsch wäre, wohl aber haben sich abgewandelte Übertragungen zum Beispiel in Burma und Tanganjika bewährt.

Um die Bevölkerung Ghanas einigermaßen ausreichend mit Eiern und Geflügel zu versorgen, war Ghana auf den Import dieser Profi dukte angewiesen. Ein israelischer Experte wurde angefordert, der in Ghana Geflügelfarmen einrichtete. Zur gleichen Zeit wurden Ghanesen in Israel mit den Kenntnissen einer produktiven Geflügelwirtschaft ausgerüstet, um die bereits eingerichteten Farmen zu übernehmen. Heute produziert Ghana auf diesem Gebiet nicht nur seinen Eigenbedarf, sondern darüber hinaus einen kleinen Export für die Nachbarländer. Ähnliche landwirtschaftliche Projekte laufen auch in Asien und Lateinamerika.

Gesundheitswesen In Afrika fehlen zur Zeit 30 000 Ärzte. Israel stellte dort nur ca. 40 Ärzte zur Verfügung. Sie arbeiten in Äthiopien, Ghana, Kongo (Brazzaville), Liberia, Malawi, Niger, Obervolta, Sierra Leone, Tanganjika. Es kommt darauf an, diese Ärzte so effektvoll wie möglich einzusetzen. So wurde Israel von der liberianischen Regierung gebeten, ein Gutachten über eine Augenkrankheit und ihre Bekämpfung zu erstellen. Nach dem Gutachten errichtete Israel auf Wunsch Liberias eine Augenklinik in Monrovia. Die Leitung hatten zwei israelische Ärzte; zwei israelische Fachschwestern assistierten. Gleichzeitig wurde ein liberianischer Arzt in Israel als Augenarzt ausgebildet; ein zweiter liberianischer Kollege folgt. Nach der Ausbildung in Israel und gemeinsamer Arbeit mit den israelischen Kollegen in Monrovia wird ihnen die Leitung des Krankenhauses übergeben.

Damit ist zwar noch nicht die Augenkrankheit ausgemerzt; jedoch wurden in vier Jahren über 4000 Liberianer behandelt, bei 400 Menschen konnte das Augenlicht gerettet werden. Inzwischen ist diese Augenklinik mit ihren Erfolgen auch in anderen Ländern Westafrikas bekannt geworden und regt als Modell diese Länder an; eine andere Augenklinik wurde daraufhin in Dar-es-salam gebaut.

Israel ist davon überzeugt, daß die freundschaftlichen Beziehungen zu den Entwicklungsländern nur durch Taten und nicht durch Sympathiekundgebungen bewiesen werden. Es weiß, daß die konstruktiven Anstrengungen letztlich positive politische Folgen haben werden.

Multilaterale Entwicklungshilfe Israel arbeitet ebenfalls mit im Rahmen der Vereinten Nationen und ihrer Sonderorganisationen. Zahlreiche israelische Experten werden, betraut mit verschiedenartigen Aufgaben, in Entwicklungsländer entsandt:

UN (Technischer Hilfsdienst der Vereinten Nationen)

Waldwirtschaft (Argentinien), Öffentliche Verwaltung (Indien), Mechanik (Liberia), Volkszählung (Ghana), Entwicklungsberatung (Liberia). WHO (Weltgesundheitsorganisation) Leitung von Krankenhäusern und ärztliche Betreuung (Kongo), medizinische Beratung (Polynesien), Insektenbekämpfung (Nigeria). FAO (Nahrungsmittel und Landwirtschafts-Organisation) Hydrologe (Guinea), Pflanzeninstrukteur (Indien), Siedlungsplanung (Nigeria).

ILO (Internationales Arbeitsamt) Arbeitsproduktivität (Argentinien)

MWO (Meteorologische Weltorganisation) Klimatologe (Türkei).

ICAO Intern. Organisation f. Zivilluftfahrt) Radiotechniker (Kongo).

UNESCO (Erziehungs-und Wissenschaftsorganisation) Wissenschaftler (Liberia).

Im Internationalen Sekretariat des Friedenskorps ist Israel durch Ben-Ron vertreten und hat sich bereit erklärt, im begrenzten Rahmen mitzuwirken.

Die öifentlichkeilsarbeit Israels auf diesem Sektor ist hauptsächlich darauf abgestimmt, über Radio, Presse (durch Pressekonferenzen und laufende Information), Organisationen und Klubs Menschen für die Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern zu gewinnen. Bei Ärzten, Ingenieuren und anderen Fachkräften wird durch gezielte Aufklärung Interesse an der Aufgabe geweckt, um sich persönlich zu engagieren. Desgleichen informiert Israel das Ausland und bestimmte Regionen über große Ausstellungen, wie die Welt-Ausstellung oder die Messe auf Cypern durch Fotos und entsprechendes Material, wie auch die Broschüre " Together we build”.

Institute und Institutionen der israelischen Bildungs-und Ausbildungshilfe Im folgenden sollen die Institute und Institutionen behandelt werden, die einen wesentlichen Anteil bei der Ausbildung von Fachkräften aus den Entwicklungsländern haben: a) Afro-Asiatisches Institut für Arbeitsstudien und Zusammenarbeit, Tel Aviv, b) Israel Institute of Technology (TECHNION)

[Technische Hochschule], Haifa, c) Technisches Zentrum für Studenten aus Entwicklungsländern im David-Lvowitsch-Center der ORT (Organisation for Rehabilitation and Training), Nathanya, d) The International Training Centre for Community-Services (Internationales Institut zur Ausbildung im Gemeindedienst), Haifa, e) The Hebrew University, Hadassah Medical School (Medizinisches Institut der Hebräischen Universität in Jerusalem), f) Rehovoth Conferenz on Comprehensive Planning of Agriculture in Developing Countries, g) Die Jugendorganisationen, h) Mobile Kurse.

Das Afro-Asiatische Institut ist eine Einrichtung der Histadruth, der allgemeinen Arbeiterorganisation in Israel, mit ca. 750 000 Mitgliedern (= Vs der israelischen Bevölkerung) und im Besitz des größten Teiles der Produktionsmittel. Der Histadruth stand bis zum Zweiten Weltkrieg mit europäischen und amerikanischen Gewerkschaften in Verbindung, während nach dem Zweiten Weltkrieg auch afrikanische und asiatische Gewerkschafter und Genossenschaftsvertreter auf internationalen Kongressen auftraten.

Die israelischen Vertreter der Histadruth hatten keine Schwierigkeiten, mit ihren Kollegen aus den Entwicklungsländern eine gemeinsame Sprache auf Grund ihrer ähnlichen Herkunft und Aufgaben zu sprechen. Besonderes Interesse fanden die israelischen Gewerkschafts-und genossenschaftlichen Strukturen, speziell des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens (zum Beispiel Kleinbauernkollektive und kibbuzähnliche Organisationsformen). Israel wurde zunächst von afrikanischen Staaten aufgefordert, Seminare durchzuführen, bei denen folgende drei Hauptthemen behandelt werden sollten:

1. Allgemeine gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme eines Entwicklungslandes (Probleme des wirtschaftlichen Aufbaues, der Erwachsenenbildung, der Kapitalbildung, der Stellung der Frau und so weiter). 2. Das Genossenschaftswesen in allen Bereichen der Wirtschaft (zum Beispiel Transport, Kredit, Wohnungsbau).

3. Das Gewerkschaftswesen: Die Rolle des organisierten arbeitenden Menschen in einem modernen Staat.

Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt durch die Regierungen der betreffenden Länder. Diese tragen auch die Reisekosten, während alle in Israel entstehenden Kosten der Teilnehmer von der israelischen Regierung getragen werden. Ein deutlicher Wandel der Teilnehmer ist zu erkennen. Während anfangs höhere Führungskräfte die Seminare besuchten, kommen heute Vertreter der sogenannten „zweiten Schicht", die in ihren Ländern die alltägliche Arbeit machen. Sie sollen in ihrem Land einige Jahre gute praktische Arbeit geleistet haben. Jedoch sind die Unterschiede im Bildungsniveau (Volksschule — akademische Bildung) erheblich. Sie bleiben drei bis dreieinhalb Monate in Israel. Die Gruppe, 40 bis 45 Personen stark, ist während des Aufenthaltes in Israel internatsmäßig untergebracht. Es hat sich als richtig erwiesen, soviel wie möglich zu demonstrieren und nur das Notwendigste theoretisch zu behandeln. Es wird weder das ABC der Gewerkschaftsidee noch eine akademische volkswirtschaftliche Ausbildung vermittelt.

Der Schwerpunkt liegt vielmehr bei der Lösung konkreter genossenschaftlicher und gewerkschaftlicher Aufgaben, über 50 % der Arbeit wird außerhalb des Instituts in Kibuzzim, in den Entwicklungsgebieten Israels und so weiter geleistet. Da israelische Diplomaten selbst an vorderster Front der Entwicklungsarbeit in ihrem Land standen, fällt es ihnen nicht schwer, den Tausch von Frack gegen Arbeitskleidung beispielhaft den Seminaristen gegenüber zu vollziehen.

Es hat sich bewährt, aus der parallelen Situation vom Teilnehmer selbst die für das eigene Land anwendbare Methode herausfinden zu lassen und nicht mit fertigen Rezepten aufzuwarten. Das gilt besonders für Probleme der Berufsausbildung, der Ausbildung von Ausbildern und der Gewöhnung an moderne Formen der Produktion.

Da die Seminare starke Bildungsunterschiede aufweisen, werden keine Standard-, sondern Anpassungsprogramme durch Fragebogen und persönliche Interviews entwickelt. Die Seminarteilnehmer mit höherem Bildungsniveau assistieren bereits ihren israelischen Dozenten und arbeiten mit der Leitung des Instituts die Lehr-und Freizeitprogramme gemeinsam aus.

Die vom Weizmann-Institut und von der Hebräischen Universität erarbeiteten Forschungsergebnisse werden, soweit sie die Arbeit des Afro-Asiatischen Instituts betreffen, diesem zur Verfügung gestellt.

Folgende Worte des stellvertretenden Direktors Eli Marx kennzeichnen den Geist, in welchem Israel seinen Partnern hilft:

„Wir haben Respekt vor der Größe und den Problemen der Kontinente, die sich an uns wenden. Deshalb müssen wir uns beschränken. Wir wollen unbedingt, daß die afrikanischen und anderen Völker das bekommen, was sie nötig haben, und sie sollen arbeiten.

Wir haben deshalb auch keine Angst, den Teilnehmern die Scheu vor der körperlichen Arbeit zu nehmen."

Das TECHNION wurde vor über 50 Jahren von deutschen Juden gegründet. Es bildet in 14 Fakultäten Studenten — ähnlich dem englischen Universitätssystem — zu Bachelors, Masters, Ph. D. aus. Lehrsprache ist Hebräisch; Englisch ist notwendig, da die meisten Lehrbücher in englisch geschrieben sind.

Die 4950 Studenten (vornehmlich Ingenieure und Architekten) schlüsseln sich auf in:

Studenten ohne Examen 2 200 Studenten mit Examen 750 Ingenieurschulstudenten 1 050 Junior Techn. College 950 Hinzu kommen weitere 7000 Studenten, die in auswärtigen Kursen des TECHNIONS ausgebildet werden.

Zusätzlich zu Lehre und Forschung dient das TECHNION der israelischen Industrie und Landwirtschaft durch technische Beratung, Führung und Forschungsvorhaben. Wohnräume für 500 Studenten, die vornehmlich den Neueinwanderern und Ausländern zur Verfügung gestellt werden, sind vorhanden. Jeder kann das TECHNION besuchen; Bedingung ist ein Aufnahmeexamen in Physik und Mathematik nach dem Abitur. Ausländer haben eine Zusatzprüfung in Hebräisch abzulegen. Eine Ausnahme gilt für Studenten aus den Entwicklungsländern, die in Klassen zusammengefaßt werden, in denen in Englisch gelehrt wird.

Zu den Aufnahmebedingungen gehört, daß die Kandidaten das Abitur und gute mathemaische und physikalische Kenntnisse neben der Beherrschung der englischen Sprache nachweisen können. Die Studien werden intensiv betrieben. Die Gruppe wird bewußt klein gehalten, um ein Maximum an Erfolg herauszuholen. Mit ca. 60 Studienstunden pro Woche wird gerechnet. Die Gesamtkosten eines Kurses werden auf ca. 6000 isr. £pro akademisches Jahr geschätzt. Israel hält für besonders geeignete Studenten, die von ihren Regierungen empfohlen werden, Teil-oder Vollstipendien verfügbar.

Ebenfalls besteht die Möglichkeit für postgraduates, als Austauschstudenten die Examen in Englisch abzulegen.

Es handelt sich zur Zeit um 50 Studenten aus afrikanischen und asiatischen Ländern, die als Agrotechniker und Maschinenbauer ausgebildet werden.

Dieser Sonderkurs in Englisch für angehende Landwirtschaftsingenieure aus Entwicklungsländern ist das Ergebnis langjähriger Zusammenarbeit zwischen dem TECHNION und einigen afrikanischen und asiatischen Staaten; Mitarbeiter des akademischen Stabes haben in manchen Ländern entweder Institutionen für höhere Schulausbildung organisiert oder sie bei der Lösung wichtiger Planungs-und Ingenieurprobleme beraten. Das Imperial College of Engineering in Addis Abeba wird geleitet und teilweise personell ausgestattet durch Mitarbeiter des TECHNION, ähnlich dem Pro-Engineering Department in Monrovia, dem Technical College of Kumasi in Ghana; Städteplaner beraten Nigeria und Chile; der Leiter der Abteilung Landwirtschaftsingenieurwesen war zweimal auf Veranlassung der FAO in Peru, um die Regierung bei Bewässerungsprojekten zu beraten, ebenfalls gab er Entwicklungsgutachten für Obervolta und Britisch-Westindien ab.

Der erfolgreich absolvierte Kurs schließt mit dem Bachelor of Science in Agricultural Engineering ab. In den ersten beiden Jahren — jeweils mit drei Trimestern — werden die Grundlagen in Mathematik, Physik, Chemie und Biologie sowie in beschreibender Geometrie, Ingenieurmechanik und technischem Zeichnen gelegt. Sonderausbildungen für die verschiedenen Zweige sind zusätzlich eingeplant. Im dritten und vierten Jahr — je zwei Semester — spezialisieren sich die Studenten für Boden-, Wasser-und Farmbauwesen auf ihren Gebieten wie ihre Kommilitonen für Landwirtschaftsmaschinenbau und Kraftanlagen. Technisches Zentrum für Studenten aus Entwicklungsländern (The Israel Technical Centre for Students from Developing Countries)

Das Technische Zentrum für Studenten aus Entwicklungsländern innerhalb der ORT (Organisation for Rehabilitation and Training) gibt 115 Studenten aus 18 afrikanischen Staaten die Möglichkeit, sich in metallgewerblichen Berufen, der Elektrotechnik, der holzverarbeitenden Industrie und der Agromechanik auszubilden. Mittels Stipendien der ORT lernen sie im Technischen Zentrum ein bis vier Jahre, je nachdem, ob sie lediglich zum Facharbeiter ausgebildet oder als Meister beziehungsweise Lehrer weitergebildet werden. (Letzteres bedeutet in den ersten Jahren Technik und im letzten Jahr Pädagogik und Didaktik.) Die Aufenthaltskosten trägt die israelische Regierung. Sie belaufen sich pro Student auf ca. 6500 bis 6800 isr. £. Die Studenten sind gemeinsam in einem Hause untergebracht, jedoch verleben sie die Freizeit mit ihren israelischen Kollegen oder sind Gäste israelischer Familien im nahen Nathanya; außerdem nehmen sie die Mahlzeiten gemeinsam ein.

Da die von den Regierungen gemeldeten Teilnehmer nicht immer für diese Kurse geeignet sind — bisher hat ORT davon abgesehen, diese Leute vorzeitig zurückzuschicken —, bemüht sich die ORT, bessere Auswahlmethoden zu erproben.

Internationales Institut zur Ausbildung im Gemeindedienst Das Institut ist errichtet worden, um die notwendigen Maßnahmen für Familie und Gemeinde zu treffen für eine sich wandelnde Gesellschaft in den Entwicklungsländern. Es ist als Ergebnis eines internationalen Seminars über „Die Rolle der Frau in einer sich entwickelnden Gesellschaft" zu werten.

Das Seminar fand April/Mai 1961 in Haifa mit 66 Frauen aus 23 afrikanischen, asiatischen und mediterranen Ländern statt und kam zu einer gemeinsamen Resolution, in der vorgeschlagen wurde, ein Zentrum zu gründen, das als Agentur Vorschläge, Material und Anforderungen sammelt, aufbereitet und weiterleitet, um die zukünftigen nationalen und übernationalen Tätigkeiten für den Fortschritt der Frauen zu fördern. Das Ziel ist, den

Frauen in Entwicklungsländern zu helfen, Wissen und Fähigkeiten zu erwerben, die sie befähigen, zum Aufbau ihres Landes beizutragen. Das geschieht durch 1. Förderung von aktiven Programmen auf Gemeindeebene und in der Familie, 2. Durchführung internationaler Kurse und Studienprogramme für Gemeindehelfer und solche, die in Gesundheits-, Erziehungsund Fürsorgediensten beschäftigt sind, 3. Durchführung internationaler Seminare, Symposien und Studienreisen für Frauen, die aktiv im öffentlichen Leben arbeiten, 4. Förderung und Beistand bei der Gründung von Gemeinde-Entwicklungsprojekten für Jugendliche und Erwachsene in anderen Entwicklungsländern, 5. Organisation des Austausches von Lehrern und Experten auf diesem Gebiet zwischen den Entwicklungsländern, 6. Organisation, Sammeln und Verteilen von Informationen, 7. Förderung pädagogischer Fähigkeiten junger Frauen für das Berufsleben, 8. Errichtung einer aktuellen Bücherei auf dem Gebiet des Gemeindewesens und des Familienlebens.

Alle Kurse und Seminare werden durch ein Fach-Team von Experten, die für das bestimmte Programm ausgesucht werden, überwacht und geleitet. Die Vortragenden kommen aus Institutionen des höheren Erziehungsund Berufsschulwesens, der Regierung, zum Beispiel des Gesundheits-, Erziehungs-, Wohlfahrts-, Landwirtschafts-, und Arbeitsministeriums, und freien Organisationen und internationalen Agenturen. Darüber hinaus hat es sich sehr bewährt, Gast-Referenten aus den Teilnehmerländern, speziell für Seminare, bei denen die Teilnahme und der Gedankenaustausch zwischen Leuten, die aktiv im öffentlichen Leben stehen und Ausbilder aus verschiedenen Ländern sind, besonders wichtig ist, einzuladen.

An den beiden Seminaren 1961 und 1962 nahmen Gast-Referenten aus dem Iran, Liberia, Madagaskar, Schweden, Vertrter der UNESCO und des Internationalen Rates sozialdemokratischer Frauen teil.

Die Zielsetzung und eine kurze Beschreibung der Kurse des Jahres 1962 weist auf die Bedeutung hin, wie ernst es Israel — nicht zu-B letzt aus eigener Erfahrung — um das Einbeziehen der Frau in den Entwicklungsprozeß eines Landes ist.

Bei einem Vier-Monats-Kurs für ländliche Gemeindeentwicklung mit 36 Frauen wurden verschiedene Muster kooperativer Dorfgemeinschaften und ländlicher Niederlassungen studiert. Durch das Zusammenleben in bäuerlichen Familien erfuhren die Teilnehmerinnen etwas von dem in Israel herrschenden Pioniergeist, der die wesentliche Triebfeder aller Anstrengungen ist. Außerdem hatten sie die Möglichkeit, die Organisation der Gemeinden und ihre Dienste zu beobachten, zu vergleichen und über sie zu diskutieren.

Der Zweck eines Drei-Monats-Kurs für Ausbilder und Gemeindehelfer mit 25 Teilnehmerinnen lag darin, Frauen zu befähigen, sich neue Methoden zur Hauswirtschaftslehre an-zueignen, um das Familienleben auf dem Lande zu verbessern. Dieser Kurs wurde hauptsächlich in einer Landwirtschaftsschule abgehalten, wo der Nachdruck auf den verschiedenen Aufgabenbereichen der Frauen in bäuerlichen Familien liegt.

Die Teilnehmerinnen verbrachten auch einige Zeit mit praktischer Arbeit in kooperativen Dorfgemeinschaften und lebten dort in den Familien.

An einem dreiwöchigen Seminar für Führungskräfte in der Gemeinde mit 39 Frauen aus 21 Ländern beobachteten, diskutierten und werteten die Teilnehmerinnen die Arbeit der Regierung und freien Verbände in Israel und in ihren Ländern auf den Gebieten des Gesundheitswesens, des Bildungs-und Fürsorge-wesens wie auch die Koordination zwischen den Regierungsstellen und den freien Verbänden in der Gemeindeentwicklung aus. Was im einzelnen diese Programme bieten, zeigt beispielsweise ein Halbjahres-Kurs für fortgeschrittene Schwestern und Kindergärtnerinnen, der von 18 Frauen besucht wurde. Der Schwerpunkt dieses Kurses lag auf der Bedeutung frühzeitiger Erziehung, um eine gesunde und harmonische Entwicklung des einzelnen als späteren verantwortungsbewußten Bürger zu begründen.

Die Teilnehmerinnen praktizierten in Kindergärten, lernten Spielzeug basteln, Spiele zu organisieren, Lieder und Eurhythmie zu lehren. Außerdem lernten sie Organisations-und Kontrolltechnik.

Eine vierwöchige Studienreise für eine Gruppe weiblicher Sozialarbeiterinnen und -lehrerinnen aus asiatischen Ländern ergänzte das Programm 1962. Die Gruppe beobachtete den ländlichen Aufsaugungs-und Integrationsprozeß, nahm an den Vorlesungen an der Schule für Sozialarbeiter der Hebräischen Universität Jerusalem teil und besuchte verschiedene Abteilungen des Sozialministeriums.

Spezielle Aufmerksamkeit wurde während der Reise verschiedenen Formen der ländlichen Ansiedlung, Ausbildungsstätten und Angliederungsprojekten zuteil.

Nicht wenige der Teilnehmer an diesen Kursen sind danach in Israel zu einer spezielleren Ausbildung geblieben, wie zum Beispiel beim Afro-Asiatischen Institut oder an der Hebräischen Universität Jerusalem (wo zum Beispiel internationale Kurse über Jugendkriminalität durchgeführt werden), oder verbanden diese Zeit mit einem Studienaufenthalt im Rahmen des ländlichen Bildungswesens, das vom Land-wirtschaftsministerium gefördert wurde. Umgekehrt setzten einige Studierende am AfroAsiatischen Institut ihre Studien am Internationalen Ausbildungszentrum in Haifa fort. Als ein integrierender Bestandteil der Kurse und Seminare bestand für die Teilnehmer die Möglichkeit, an sozialen Programmen der Gemeinden und der Jugendzentren wie auch am Volksliedersingen und Volkstanz, Sportveranstaltungen und gesellschaftlichen Veranstaltungen mitzuwirken sowie Bekanntschaften und Freundschaften mit Familien aus Haifa zu schließen.

Auf Initiative des Internationalen Ausbildungszentrums wurde eine Ausbildungsstätte für ländliche Sozialarbeiter 1962 in Kenia (Nachakos) eröffnet. Der Schuldirektor und einer der Lehrer sind beruflich in der israelischen Gemeindeentwicklung tätig und Sozialarbeiter mit langjährigen Erfahrungen. Ein Zweijahresprogramm, das auf den lebensnotwendigen Interessen ländlicher Entwicklung beruht, schließt theoretische und praktische Arbeit ein. Weitere auswärtige Projekte auf diesem Gebiet werden auf Anforderung der Regierungen und Führungskräfte verschiedener Länder vorbereitet.

Die Hebräische Universität Jerusalem hat in enger Verbindung mit der Hadassah Medical Organisation das Medizinische Institut (Hadassah Medical School) eröffnet.

Es gibt Studenten die Möglichkeit, ihr Doktorexamen als Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, Mikrobiologen, medizinische Wissenschaftler (in Anatomie, Physiologie, Biochemie, Pathologie oder Pharmakologie), endlich auch als Sozialmediziner — letzteres in einem einjährigen akademischen Weiterbildungs-(postgraduale) Kurs mit Hilfe der Weltgesundheitsorganisation eingerichtet — zu absolvieren.

Uber 800 Studenten studieren laufend an der medizinischen Fakultät. Hierfür stehen über 400 Lehrkräfte, die meisten hauptberuflich, zur Verfügung. Dazu gehört die medizinische Bibliothek mit ca. 40 000 Bänden und 1200 medizinischen Zeitschriften in über zehn Sprachen. Hinzu kommen modern eingerichtete Laboratorien.

Die Hauptrolle, die die Hadassah Medical Organisation spielt, ist die klinische Lehre und Forschung. Gegenwärtig umfaßt sie das Hadassah-Universitäts-Krankenhaus mit 600 Betten, Kliniken, diagnostischen und Forschungslaboratorien, dem Familien-und Gesundheitszentrum der Gemeinde Kiryat Hajovel und einem Netz vorbeugender medizinischer Dienste in Jerusalem. Andere Hadassah-Abteilungen umfassen Zahnkliniken für Patienten und für die Lehre, eine Mentalhygieneklinik und eine Schwesternschule.

Israel verfügt proportional über doppelt soviel Ärzte wie die meisten entwickelten Länder. Schon allein die eingewanderten Mitglieder der Fakultät haben Wissen und Arbeitsmethoden von über 60 Universitäten aus 16 Ländern mitgebracht. Die akademische Struktur, der Lehrplan, die Lehrstunden und das gegenwärtige Profil der medizinischen Fakultät ist deshalb eine Synthese kombinierter Erfahrungen auf verschiedenen Hintergründen. Seit 15 Jahren macht Israel erhebliche Fortschritte bei der Hebung des Gesundheitsstandards. Die Kindersterblichkeit ist auf 26 bei 1000 Lebendgeburten gefallen und ist damit die zweitniedrigste Ziffer der Erde.

1961 öffnete die Hadassah Medical School der Hebräischen Universität ihre Türen für Medizinstudenten aus Entwicklungsländern. Die ersten beiden Klassen, insgesamt 35 Studenten aus 13 verschiedenen Ländern, paßten sich schnell dem Universitätsleben an und arbeiten erfolgreich.

Die Ausbildung während der ersten fünf Trimester wird in Englisch gegeben, zusätzlich sind Sprachkurse in Hebräisch angesetzt. Während der vorklinischen Lehre (vom 6. bis 12. Trimester) werden die Vorlesungen auf Hebräisch mit englischer Simultanübertragung gegeben. Es soll nachdrücklich betont werden, daß schließlich Dreiviertel der Ausbildung aus praktischer Arbeit mit englischsprechenden Lehrkräften besteht. Alle Texte sind in Englisch und die Examensarbeiten dürfen auch in Englisch geschrieben werden.

Die Medical School fordert einen hohen Standard akademischer Vorbereitung von allen Studenten. Minimalanforderung zum Eintritt ist der Besitz von Zeugnissen eines Bildungsgrades, die gleich dem des Londoner oder anderer britischer General Certificate of Education sind, mit wenigstens zwei naturwissenschaftlichen Fächern oder mit High-School Certificate. Die Kurse laufen in Zusammenarbeit der Abteilung für Internationale Zusammenarbeit des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (Department of International Cooperation of the Israel Ministry for Foreign Affairs) in Koordinierung mit den Regierungen der Entwicklungsländer. Die Kandidaten werden zu einem Interview vor ein Gremium, das aus Vertretern der Regierung, der Weltgesundheitsorganisation und einem Vertreter Israels besteht, geladen. Die endgültige Entscheidung faßt die Hadassah Medical School. Wenigstens für das erste Jahr ihres Studiums werden die Studenten aus Entwicklungsländern in den Wohnheimen der Universität untergebracht. Jerusalem bietet den Studenten auch ein vorzügliches kulturelles Klima. Gegen einen bescheidenen Beitrag können alle Studenten den Gesundheitsdienst in Anspruch nehmen.

Internationale Wissenschaftskonferenz für den Fortschritt neuer Staaten Die Rehovoth-Konferenz für umfassende landwirtschaftliche Planung in Entwicklungsländern, durch eine internationale Körperschaft geleitet, faßt im Ständigen Komitee Führungskräfte der jungen Nationen ebenso wie Wissenschaftler aus den entwickelten Ländern zusammen, die ein besonderes Interesse an der Entwicklung dieser Staaten gezeigt haben. Der Grundgedanke ist, die Zusammenarbeit von Staatsmännern und Wissenschaftlern auf gegenseitigen Interessengebieten zu fördern. Neben dem Organisieren von Konferenzen publiziert die Rehovoth-Konferenz Berichte über die Tätigkeiten des Komitees und anderes diesbezügliches Material.

Das Büro des Ständigen Komitees arbeitet auch als Informations-und Verbindungszentrale (Clearing centre) für Anforderungen aus Entwicklungsländern und für Forschungsinstitute in vollentwickelten Ländern. Da das Weizmann-Institut für Naturwissenschaften besonders daran interessiert ist, engere Kontakte zu den jungen Nationen zu entwickeln, hält es beträchtliche Stipendien für Studenten mit abgeschlossenem Examen und für Kandidaten aus diesen Ländern bereit, die nach ihrer Doktorarbeit Forschung betreiben wollen. Der wissenschaftliche Stab des Instituts steht in direkter Verbindung mit den wissenschaftlichen Einrichtungen in den Entwicklungsländern. Er hat zum Beispiel mitgeholfen, eine ostafrikanische Akademie der Naturwissenschaften aufzubauen.

Die Jugendorganisationen Der israelischen Jugend stehen folgende Organisationen zur Verfügung:

1. Die Jugend-Bataillone (GADNA), eine nationale Bewegung, in der die Teilnehmer — freiwillige Jungen und Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren — zusammengefaßt sind, die als Jugendliche, Studenten oder Neueinwanderer aus Städten, Dörfern und Entwicklungsgebieten arbeiten.

2. Die Pionier-Jugend (NAHAL) — ein wesentlicher Bestandteil der israelischen Verteidigungsstreitkräfte. Ihr Hauptziel ist es, den Mitgliedern während ihrer Militärdienstzeit eine landwirtschaftliche Ausbildung in den Grenzdörfern zu geben und sie auf ihre nationalen Pflichten vorzubereiten. 3. Verschiedene Jugendverbände, wie Pfadfinder oder Verbände der Organisationen, die zu verschiedenen politischen Parteien gehören, sind dazu da, um bei ihren Mitgliedern den Wunsch, ihrem Lande zu dienen, zu erfüllen.

Alle diese Organisationen haben die gemeinsame Aufgabe, sich um die staatsbürgerliche Bildung der Jugend zu kümmern und die Jugendlichen fähig zu machen, ihre Mission im Leben der Nation zu erfüllen.

Auf der Basis ihrer reichen Erfahrung in der Jugendbildungsarbeit hat die israelische Regierung vier Kurse abgehalten, in welchen junge Leute aus Afrika, Asien und Lateinamerika gelernt haben, eine Jugendbewegung zu organisieren, auszubilden und zu führen.

Der Erfolg dieser Kurse und die Anforderungen einiger Länder führten dazu, daß das Außenministerium und das Verteidigungsministerium ein Jugendausbildungszentrum organisierten, in dem jedes Jahr zwei Kurse von 31/2 bis 4 Monaten Dauer gegeben werden. Dieses Zentrum steht unter der Leitung von GADNA-Kommandeuren unter Assistenz hervorragender israelischer Pädagogen.

Der Zweck ist einmal die Prinzipien einer Jugendführung zu lehren, die mit den Methoden der israelischen Jugendorganisationen übereinstimmen, zum anderen die verschiedenen Fähigkeiten auf dem Freizeit-und Bildungssektor, dem Gebiet der Organisation, Leitung und Ausbildung für Jugendgruppen an Hand der Beispiele der GADNA, NAHAL und anderer israelischer Jugendorganisationen zu lehren und die Teilnehmer an diesen Kursen mit der israelischen Jugend auf Fahrten und durch gesellschaftliche wie berufliche Kontakte bekanntzumachen.

Der Hauptteil des Ausbildungsprogrammes richtet sich auf die Organisation der Jugendgruppen im regionalen Bereich ebenso wie auf örtlicher und nationaler Ebene auf Jugend-aktivitäten, Jugendgruppenarbeit, Gemeindejugendzentren, Sozialarbeit mit Jugendlichen, Verwaltung, Organisation von Leibeserziehungsprogrammen. Ein landwirtschaillicher Kurs, der acht Wochen dauert, schließt eine Ausbildung bei der NAHAL sowie landwirtschaftliche Theorie und Praxis für solche, die verantwortliche Stellen auf Lehrfarmen innehaben, ab.

Das Programm besteht aus 40 Ausbildungsstunden wöchentlich. Drei Abende stehen wöchentlich für Gesang, Tanz, Basteln und Freizeitbeschäftigung zur Verfügung. Die übrigen Abende verbleiben für Entspannung, Unterhaltung und Heimarbeit.

Während der NAHAL-Ausbildung arbeiten und leben die Studenten in den NAHAL-Einrichtungen. Nach erfolgreichem Abschluß des Kursus erhalten sie Diplome.

Der erste Kurs lief von Mai bis August 1963. Er war für englisch-und französischsprechende Studenten vorgesehen. Der zweite Kurs begann im Oktober 1963 und endete im Februar 1964. An diesem Kurs nahmen Studenten aus englischsprechenden asiatischen Ländern und aus Lateinamerika teil.

Mobile Kurse 1963 kam ein neues Projekt auf dem Gebiet der technischen Hilfe für Entwicklungsländer hinzu. Eine Reihe von „Vor-Ort-Kursen" (" on the spot“ -Courses) wurden in einigen Ländern eingeführt, auf ein spezielles Programm ausgerichtet und dazu bestimmt, für ein Maximum von Teilnehmern zu sorgen. Programm und Unterweisungsmethoden werden den speziellen Erfordernissen des jeweiligen Landes angepaßt.

Dieses Programm wird das vielfältige Gebiet technischer Ausbildungs-und Weiterbildungsprojekte ergänzen, das man in Israel selbst befolgt. Es wird auf drei Ebenen gleichzeitig durchgeführt werden:

1. In einer Reihe von mobilen Kursen (Itinerant Courses) für Fortgeschrittene, die auswärts abgehalten werden und die eine spezialisierte Ausbildung in verschiedenen Fächern gewähren. Das gesamte hierfür notwendige technische Material wird in Israel vorbereitet einschließlich der Hilfsmittel. Ein Experten-Team wird zur Kurs-leitung abgesandt.

Bisher sind beispielsweise folgende einmonatige Kurse vorgesehen: Auf dem Gebiet des Haus-und Wohnungsbaus, Fortbildungskurse für Bauvorarbeiter, für technische Angestellte im Bauwesen und für Facharbeiter in Bauberufen. Zur Verbesserung der Büroorganisation einen Fortbildungskurs für Büroleiter und eingearbeitetes Büropersonal. Für die Landwirtschaft ist ein Kurs für die Technik und Bedeutung bei der Anwendung von Düngemitteln und ein Kurs für Bewässerungstechnik vorbereitet. 2. Mit Elementar-Kursen, ebenfalls auswärts abgehalten, die in Fächern und Zielsetzung von den verschiedenen Ländern spezifiziert werden. Sie sind für Anfänger gedacht und werden auf die Notwendigkeiten und Erfordernisse jedes Landes zugeschnitten.

Folgende Kurse von zwei-bis dreimonatiger Dauer stehen sozusagen „abrufbereit“:

Ausbildung von qualifizierten Apotheker-und Heilgehilfen für Gemeinde-und andere Einrichtungen;

Gemeindepflege für verschiedene Zweige im Gemeindedienst wie Erwachsenenbildung, Kinder-und Jugendpflegeeinrichtungen, Kindergarten, Sozialarbeiter und so weiter;

Ausbildung von Geflügelzüchtern nach modernen Methoden;

Ausbildung von Landwirtschaftsinstrukteuren für erfahrene Landwirte mit in erster Linie technischer Unterweisung, um als Instrukteure in den verschiedenen landwirtschaftlichen Zweigen zu wirken;

Ausbildung von Baufachleuten für spezielle Bauberufe wie Maurer, Stahlverbinder, Zimmerleute und so weiter. 3. Mit der Einrichtung von Ausbildungszentren auf Wunsch einzelner Länder, um einer Ländergruppe zu dienen, in welcher eine elementare und fortgeschrittene Ausbildung in verschiedenen Berufen nach einem festgelegten Plan erfolgen kann.

Dieses Programm wird in Verbindung mit dem interessierten Land oder einer Länder-gruppe ausgearbeitet. Die Arbeit eines Zentrums richtet sich nach einer Kursreihe — für Anfänger und Fortgeschrittene —, um nach den Richtlinien eines regulären Instituts geführt zu werden, welches sein Programm einmal jährlich veröffentlicht.

Interessierte Länder, die eine ständige Zentrale einrichten wollen, werden sich an dem Programm durch vorsorgliche Maßnahmen für das „Institut“ und einer Kostenübernahme für seinen Aufbau beteiligen. Für die Inbetriebnahme der Zentren aus der beruflichen Sicht ist Israel verantwortlich, solange nicht örtliche Lehrkräfte sie übernehmen können. Auch wird Israel für das Lehr-und Anschauungsmaterial sowie Zubehör und die Lehrkräfte sorgen.

Folgerung und Zusammenfassung für die Entwicklungshilfe der Bundesrepublik Für die Bundesrepublik bieten sich Möglichkeiten eines Erfahrungsaustausches und auf bestimmten Gebieten eine engere Zusammenarbeit mit Israel an. Aus der Fülle und der weiten Skala der beschriebenen Aktivitäten, die das Land leistet, erscheinen folgende Punkte zum gegenwärtigen Zeitpunkt dringend notwendig und durchführbar:

Verstärkung der wissenschaftlichen Kontakte auf dem Gebiete der Natur-und Sozialwissenschaften im Hinblick auf die Entwicklungshilfe. Gerade in diesen Disziplinen finden wir auch deutscherseits ausgezeichnete junge Kräfte, die, unbelastet von der Vergangenheit, reibungslos mit ihren israelischen Partnern zusammenarbeiten können. Austausch der Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Entwicklungsplanung, der Bildungs-und Ausbildungsinvestitionen (human investment), der kulturellen Anpassungen in Symposien oder deutsch-israelischen Colloquien.

Mitarbeit von jungen deutschen Wissenschaftlern an israelischen Forschungsstätten, zum Beispiel der Universität von Jerusalem, im Weizmann-Institut oder im Negev-Wüsten-forschungsinstitut, im Austausch mit israelischen Forschern an deutschen Forschungsprojekten. Erfahrungsaustausch auf breiter Ebene der leitenden Führungskräfte in freien Verbänden und Institutionen, die auf den verschiedenen Gebieten der Entwicklungshilfe tätig sind.

Hierzu wäre eine erste Begegnung anläßlich einer Studienreise des oben angesprochenen Personenkreises nach Israel nützlich. Von israelischer Seite würde ein derartiger Besuch mit einem vorher festzulegenden Programm begrüßt werden. Empfehlenswert wäre es, wenn beispielsweise die Arbeitsgemeinschaft für internationalen Kulturaustausch unter Federführung des Entwicklungshilfeausschusses die Vorbereitung übernähme.

Für deutsche Organisationen, die Menschen auf ihren Dienst in Entwicklungsländern vorbereiten, ergibt sich die Möglichkeit, ein etwa 4— 5wöchiges Training für ihre Teilnehmer in Israel zu organisieren. Die Gruppen sollten nicht stärker als 25— 30 Personen sein. Das Training in Israel hat gegenüber anderen europäischen Ausbildungsmöglichkeiten folgende Vorteile:

Bessere klimatische Anpassung an tropische Länder, Gewöhnung an Menschen und Milieus afrikanischer und asiatischer Kulturen, Vergleichen verschiedener Methoden entwicklungspolitischer Maßnahmen in der Praxis sowie Annäherung und Zusammenarbeit zwischen jungen Deutschen und Israelis unter gemeinsamer Zielsetzung.

Außerdem gibt es noch folgende Möglichkeiten einer deutsch-israelischen Partnerschaft auf dem Entwicklungshilfesektor, von denen man sich auf israelischer Seite Erfolg verspricht: Errichten von deutsch-israelischen Gemeinschaftsunternehmen in bestimmten Entwicklungsländern. Israelische Firmen haben sich bisher erfolgreich am Aufbau afrikanischer Betriebe beteiligt. Bekannt ist unter zahlreichen Beispielen die Gründung der ghanaischen Schiffahrtslinie “ Black Star", die vor einigen Jahren mit Unterstützung der israelischen " Zim" -Linie gegründet wurde. Israel verspricht sich hierdurch eine Intensivierung seines Handels mit den afrikanischen und asiatischen Ländern. Die Einbeziehung bundes-republikanischer Firmen in Form eines „Dreieckgeschäftes" würde für Israel den Vorteil haben, sich an weiteren Aufbauprojekten zu beteiligen, da die Einlage sich nur auf zirka 20 Prozent beliefe, die weiteren 20 Prozent von dem deutschen Konsortium übernommen würden. Der Vorteil für die deutsche Firma wäre, auf verhältnismäßig „billige" Weise am Aufbau der afrikanischen Wirtschaft und dem damit folgenden Handel zu partizipieren.

Im wissenschaftlichen Bereich empfiehlt sich beim Aufbau von Fakultäten an Universitäten in Entwicklungsländern ebenfalls eine Zusammenarbeit. So sind an, der Universität von Addis Abeba einige Lehrstühle mit israelischen Professoren besetzt. Deutschland stellt dort jedoch keine Professoren und Dozenten. Israel würde es begrüßen, wenn deutsche Professoren und Dozenten sich zu gemeinsamer Arbeit an den bisher nur von Israelis besetzten Fakultäten entschließen würden. Weiterhin ist zu empfehlen, die Hinzuziehung israelischer Experten zu internationalen Seminaren, Fachkursen, Tagungen und Expertengesprächen auf den vier Schwerpunktgebieten israelischer Entwicklungshilfe: Landwirtschaft, Bildung und Ausbildung, Gesundheitswesen, Jugendorganisationen.

Eine verstärkte Verbindungsaufnahme und Gedankenaustausch korrespondierender deutscher und israelischer Facheinrichtungen auf den Entwicklungshilfesektoren, von denen hier die Rede war, wäre für beide Seiten nützlich. Dazu gehört Austausch und Auswertung der Publikationen, wie zum Beispiel der Länder-berichte, Seminar-und Konferenzberichte, Kursprogramme, Werbeprospekte, Mitteilungsorgane und so weiter. Austausch der Erfahrungen über Produktion und Einsatz audiovisuellen Materials, überlassen von Katalogen mit kurzen Inhaltsbeschreibungen sowie Verleih von Filmen, Dia-Serien und speziell entwickeltem Material zum besseren Verständnis der Entwicklungshilfe.

Eine gegenseitige Information über Internationale Veranstaltungen, wie wissenschaftliche und Fach-Konferenzen, Ausstellungen und Wanderausstellungen in Entwicklungsländern, bei denen der entwicklungspolitische Akzent im Mittelpunkt der Betrachtungen steht, wäre einer engeren Koordinierung dienlich.

Es liegt nahe, die Zusammenarbeit Israels mit afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Ländern als das Modell einer sinnvollen Entwicklungshilfe herauszustellen. Die Tatsache, daß ein selbst in der Entwicklung befindliches Land anderen mehr oder weniger entwickelten Ländern an seinen praktischen Erfahrungen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und daraus entstandenen Institutionen teilnehmen läßt, schafft eine selten günstige Ausgangslage.

Sie wird besonders deutlich in den Texten der Prospekte, die die verschiedenen Seminare und Kurse ankündigen. Diese Faltprospekte sind bebildert mit typischen Szenen, die auf das Thema der betreffenden Seminare hinweisen, graphisch klar gegliedert und lebendig, ohne an Seriosität einzubüßen. Sie gelten als Empfehlung für Israel. In keiner der Ankündigungen fehlt ein Absatz, der dem interessierten Leser klarmacht, warum gerade Israel sich entschlossen hat, zum Beispiel auf dem Gebiet des Gesundheits-und Ernährungswesens, der Rolle der Verbände in der Entwicklung der Gemeinde, der Bodenverbesserung, der Jugendkriminalität und so weiter den anderen Entwicklungsländern seine Erfahrungen durch spezielle Ausbildung zur Verfügung zu stellen.

Um diese ausgezeichnete Art der Werbung, wie sie sonst bei Markenartikeln üblich ist, deutlich zu machen, hier einen Kurs für Land-wirtschaftsplanung und regionale Entwicklung als Beispiel aus einem der vorliegenden Programme: „Landwirtschaftsplanung und ihre Folgen führten in Israel in den letzten 20 Jahren zur Gründung von über 440 Dörfern. Dies machte Israel zu einem . lebenden Laboratorium'für die Erforschung der Prinzipien und der Durchführung. Die Planung hat zuerst und als erstes den menschlichen Faktor einbezogen: Sie ist niemals nach . Richtlinien von oben'ausgeführt worden. Das Studium der landwirtschaftlichen Entwicklung Israels zeigt, wie Landwirtschaft nach dem Bedarf der Nation verbessert und ausgerichtet wird. Durch Planung wurden weitere Quellen für menschliche Initiative erschlossen. Die Würde der bäuerlichen Arbeit wurde betont und dadurch die Klult zwischen dem ausgebildeten technischen Personal und der breiteren landwirtschaftlichen Bevölkerung überbrückt. Dies wurde erreicht durch die verschiedenen Typen der Ansiedlungen, durch die Verbindung von landwirtschaftlicher Entwicklung und Industrie, speziellen Diensten, Zusammenarbeit, landwirtschaftlicher Fortbildungsarbeit und Gemeinde-entwicklung."

Die Argumente, die aus den Texten der Prospekte sprechen, sind in ihrer knappen und unaufdringlichen Form einleuchtend. Sie geben dem Interessenten kein Unterlegenheitsgefühl, sondern lassen seinen zukünftigen Lehrmeister eher als einen Partner sehen, der sich mit gleichen Problemen herumschlagen muß.

Bei der geringen Größe und der geograpischen Lage Israels zwischen erheblich größeren Nachbarn wird der Kandidat aus dem anderen Entwicklungsland nie auf den Gedanken kommen, in eine Blockpolitik eingespannt zu werden. Während seines Aufenthalts in Israel wird der Seminar-oder Kursteilnehmer feststellen, daß zwar ein imponierender Anfang gemacht wurde, jedoch viele Probleme einer Lösung harren. Er wird bemerken —• und die Israelis machen kein Hehl daraus —, daß alles getan werden muß, um den Standard der Einwanderer an den der dort länger Eingesessenen anzugleichen. Ebenso wie in Europa und in Amerika müßte auf dem Gebiet des Erziehungswesens auch in Israel mehr getan werden. Gleichfalls macht man sich keine Illusionen darüber, daß viele der wissenschaftlichen Leistungen, auf denen Israel nicht zuletzt seinen internationalen Ruf begründet und die es so hervorragenden Einrichtungen wie dem Weizmann-Institut, der Universität von Jerusalem, dem TECHNION oder den mustergültigen ORT-und Landwirtschaftsschulen verdankt, nicht das unbedingte Ergebnis traditioneller Forschungs-und Lehrtätigkeit ist. Bei vielen Forschern handelt es sich um Wissenschaftler aus Europa und Amerika, die eingewandert sind. Die Jüngeren haben zwar in Israel die Schule besucht und studiert, jedoch erhalten sie in Europa und Amerika ihre Spezialausbildung. Außerdem lernten sie in Schulen, die noch nicht durch die Masseneinwanderung überfüllt waren. Sie waren die Kinder der „alten Einwanderer", einer verhältnismäßig dünnen Oberschicht. Heute muß das Niveau unter erheblich ungünstigeren Bedingungen aufrecht erhalten werden. Darüber hinaus finden die Neueinwanderer aus asiatischen und nordafrikanischen Ländern — heute mehr als 50 Prozent der Bevölkerung — nur sehr langsam und unter ungleich ungünB stigeren Startbedingungen den Weg als Lehrkräfte oder Forscher in die Schulen, Universitäten und Institute.

Ein weiteres wirtschaftliches Problem Israels ist das inflationistische Ansteigen des Staats-haushaltes um jährlich 18 Prozent. Die Erklärung liegt 1. in den Anstrengungen zur Besiedlung der Negev;

2. im Zustrom von neuen Einwanderern, der jährlich ca. 5 Prozent der Gesamtbevölkerung beträgt, die den Staat, pro Familie mit vier Köpfen gerechnet, zirka 60 000 DM kosten.

Es wird damit gerechnet, daß das Land noch zehn Jahre diesen „Inflationsdruck“ ertragen muß.

Andererseits hat sich aus dieser Belastung ein „Exportartikel“ entwickelt, der mit großem Erfolg in Afrika und Asien Anwendung findet: Die israelischen Fachkräfte, die sich mit den speziellen Problemen der Anpassung von Einwanderern aus rückständigen Regionen an eine moderne Welt in der Praxis zu bewähren haben, stehen in steigendem Maße den jungen Staaten zur Verfügung. Während der Nachwuchs dieser zur Wissenschaft gewordenen Entwicklungslehre, welche die Fragen der Entwicklung eines Gemeinwesens ebenso wie die der Bildungsinvestitionen zu beantworten sucht, den Neueinwanderern die Eingliederung erleichtert, sind inzwischen über 1200 israelische Experten auf diesem Gebiet in Afrika und Asien tätig.

Israel weiß, daß es hierdurch auch die zukünftigen wichtigen Märkte, die es selbst benötigt, entwickeln hilft. Damit leistet Israel, ein zweifellos zum Westen gehörendes Land, für diesen einen bedeutenden Dienst bei der Erschließung der Märkte, auf die wir alle angewiesen sind.

Fussnoten

Weitere Inhalte

Ernst-Joachim Frhr. von Ledebur, geboren 1915 in Berlin, ist Referent für Planung und Koordination der Deutschen Stiftung für Entwicklungsländer. Er wirkte nach Kriegsende beim Aufbau des Europa-Bildungswerkes e. V. mit und war dessen Geschäftsführendes Vorstandsmitglied bis 1962. In Zusammenarbeit mit Institutionen aus dem Bereich von Bildung und Wirtschaft bemühte er sich, die komplexen Fragen der europäischen Integration einer breiteren deutschen Öffentlichkeit durch Vortragsveranstaltungen und Tagungen nahezubringen. Als Teilnehmer an der ersten Studienreise der Bundeszentrale für politische Bildung nach Israel Ende 1963 hatte er sich besonders der Aufgabe gewidmet, den Gründen nachzugehen, auf denen die Wirksamkeit und der Erfolg der israelischen Entwicklungshilfe beruhen.