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VII. Eine Führungskrise | APuZ 20/1963 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 20/1963 Friedensbestrebungen und Revolutionierungsversuche. IV. Bethmann Hollwegs Kriegszielpolitik V. .. und die Septemberdenkschrift VI. Sonderfrieden mit Frankreich? VII. Eine Führungskrise VIII. Kronprinz Wilhelm, Tirpitz und der Kanzler Anhang. Nr 22 Nr. 23 Nr. 24 Nr. 25 Nr. 26 Nr. 27 Nr. 27 a Nr. 28 Nr. 29

VII. Eine Führungskrise

So blieb denn, um die feindliche Koalition zu sprengen, der Kurs des Sonderfriedens mit Rußland, wie er mit der Annahme des dänischen Vermittlungsangebots eingeschlagen war. Diese politische Frage war aufs engste verschlungen mit dem militärischen Problem, ob man den Schwerpunkt der deutschen Krieg-führung nach dem Osten verlegen sollte oder nicht. Hieraus ergaben sich um die Jahres-wende 1914/15 grundsätzliche und persönliche Gegensätze, die sich mehr und mehr verschärften und schließlich zu einer Krise in der obersten Führung des Reiches ausweiteten.

Kriegführung und Politik Zunächst war es ein Machtkampf der Heer-führer Sowohl Falkenhayn als auch Hindenburg/Ludendorff und Conrad von Hötzendorf waren sich bewußt, daß sich die Krieg-führung der Mittelmächte in einer Krise befand. Doch über die Mittel zu ihrer Über-windung gingen die Meinungen weit auseinander. Als die Westfront nach dem gescheiterten Ypernunternehmen endgültig zum Stellungskrieg erstarrt war, drängten Oberost und das k. u. k. Oberkommando die OHL. alle nur irgendwie erfaßbaren Kräfte aus dem Westen abzuziehen, um die Entscheidung im Osten zu suchen Dagegen blieb für Falkenhayn auch jetzt der Westen der Hauptkriegsschauplatz. Hier beabsichtigte er eine Offensive Ende Januar, wofür die Heeresreserve der in der Heimat neuaufgestellten Korps eingesetzt und noch Truppen aus dem Osten abgegeben werden sollten. Sie erschien ihm vor allem aus psychologischen Gründen notwendig zu sein, da das deutsche Heer im Grabenkrieg den Angriffsgeist zu verlieren drohe

Am 1. Januar 1915 trafen sich die Generale in Berlin: Falkenhayn, Conrad und Ludendorff, dieser in Vertretung Hindenburgs. Die Gegensätze der Auffassungen traten im Gespräch noch schärfer als bisher hervor. Darauf rief Falkenhayn die Entscheidung des Kaisers an. In diese Auseinandersetzung der Militärs griff der Reichskanzler ein. Die Forschung war bisher der Ansicht, daß weder Falkenhayn in die Politik eingegriffen hätte noch Bethmann Hollweg in die Strategie. Niemals hätte der Reichskanzler den Versuch gemacht, sich in die militärische Krieg-führung einzumischen Diese Vorstellung entspricht nicht den Tatsachen. Um Politik zu treiben, bedurfte die politische Leitung der Hilfe der Strategie, denn die Mittel der Diplomatie waren mit dem Ausbruch des Krieges beschränkt. Dafür stand aber das militärische Machtinstrument zum unmittelbaren Einsatz zur Verfügung, das im Frieden nur als potentieller Machtfaktor im Spiele gewesen war. In dieser Phase des Krieges brauchte die deutsche Außenpolitik den militärischen Erfolg in Rußland. Sie bedurfte bereits der Karpartenoffensive, um den bedrängten österreichisch-ungarischen Bundesgenossen bei der Stange zu halten, weil mit einem Einbruch der Russen in die ungarische Tiefebene die slawischen Völker der Monarchie in Aufruhr und Rumänien in unmittelbare Verbindung mit Rußlandgebrachtzuwerden drohte. Ein siegreicher Feldzug in Rußland erschien auch erforderlich in Anbetracht des diplomatischen Wettlaufs um Italien und die neutralen Balkanstaaten, die geneigt waren, sich auf die Seite deswahr-scheinlichen Siegers zu schlagen. Und von der Haltung Bulgariens oder Rumäniens hing wiederum das Bündnis mit der Türkei ab, die für die Waffen-und Munitionszufuhr auf einen durchgehenden Verbindungsweg zu den Mittelmächten angewiesen war.

Vor allem brauchte die deutsche Außenpolitik die Ostoffensive, um den Kurs durchzuführen, den sie seit der Erkenntnis vom 18. November „in erster Linie" zu verfolgen suchte: den des Sonderfriedens mit Rußland. Damit wird ein Thema von grundsätzlicher Bedeutung angesprochen. War die Reichsleitung am 18. November von der OHL veranlaßt worden, die Mittel der Diplomatie einzusetzen, um den Krieg mit Rußland zu beenden, so verlangte sie nun ihrerseits, daß die militärische Macht dieser Aufgabe entsprechend eingesetzt würde.

Aber Falkenhayn sah die militärischen Voraussetzungen für eine russische Verhandlungsbereitschaft schon als gegeben an, wenn die Russen bis zur Weichsel oder auf die ihr vorgelagerten Brückenköpfe „zurückgedrängt" würden. Offenbar machte er hier aus der Not eine Tugend. Denn mehr schien ihm nicht möglich zu sein, sowohl weil den Mittel-mächten für den Mehrfrontenkrieg die Kräfte fehlten, wie auch, weil die Tiefe und Breite des östlichen Kriegsschauplatzes einen großen Feldzug verbot Demgegenüber hielt der Reichskanzler die zaristische Regierung erst für friedensbereit, wenn ihre Armeen vernichtend geschlagen waren.

Wenn nun nach Falkenhayn die Aussicht auf einen Sieg im Osten nicht gegeben war, so hatte Bethmann Hollweg bei seinem Besuch im Posener Hauptquartier am Dezember 1914 erfahren, daß die Ostgenerale einen entscheidenden Erfolg bei entsprechendem Kräfteeinsatz für möglich hielten 6). Dagegen erklärte Falkenhayn dem Kanzler am nächsten Tag, daß das deutsche Heer „ein zertrümmertes Werkzeug" sei, mit dem entscheidende Operationen nicht mehr zu führen seien. Man könne froh sein, wenn es gelänge, „sich auf allen Fronten zu behaupten"

Jetzt kam auch Bethmann Hollweg zu der Überzeugung, daß ein Wechsel in der OHL notwendig sei, und unterstützte fortan jene Instanz, deren strategische Anschauungen die Voraussetzung für seine Rußlandpolitik zu schaffen versprach. Das war nach der Lage der Dinge Oberost. So suchte er in den nächsten Tagen den Generaladjutanten des Kaisers, von Plessen, und den Chef des Militär-kabinetts, von Lyncker, zu überzeugen, daß Falkenhayn im Gegensatz zu Ludendorff kein Vertrauen in der Armee besäße und deshalb sich auf das Kriegsministerium beschränken und Ludendorff seinen Platz als Generalstabschef räumen müsse Doch Lyncker verwei-gerte seine Hilfe und setzte am 9. Dezember die endgültige Ernennung Falkenhayns zum Generalstabschef durch Damit war seine Ablösung durch Ludendorff wesentlich erschwert, und Bethmann Hollweg gab, nachdem ein erneuter Vorstoß am 12. Dezember scheiterte, „stark verstimmt" zunächst weitere Versuche auf

Zum Jahreswechsel 1914/15 wurden vom Kanzler erneut die Bedenken Hindenburgs und Ludendorffs gegen Falkenhayn und ihre Forderungen nach Einsatz der Heeresreserve im Osten vorgetragen. Dabei erfuhr Bethmann, daß maßgebende Offiziere des Generalstabes, wie der Chef des Feldeisenbahnwesens Groener und der Generalquartiermeister Wild von Hohenborn, mit Oberost darin übereinstimmten, daß der letzte Augenblick gekommen sei, um den Schwerpunkt der Kriegführung nach dem Osten zu verlegen und daß hier die neu aufgestellten Korps einzusetzen seien Eine Denkschrift Wild von Hohenborns vom 28. Dezember 1914 faßte noch einmal die Gründe dafür zusammen. Allein im Osten bestände auf den Flügeln die Freiheit der Bewegung, und von der günstigen Gestaltung der Lage, auf diesem Kriegsschauplatz hänge das Durchhalten Osterreich-Ungarns und der Türkei und die Entwicklung der Dinge auf dem Balkan ab. Es bleibe nur der Schluß: „Im Osten scheint es militärisch leichter und ist es politisch zwingender, bald zur Entscheidung zu kommen als im Westen." Am 2. Januar 1915, als Falkenhayn die Entscheidung des Kaisers, über die gegensätzlichen Auffassungen der Heerführer in der Neujahrsbesprechung anrief, ließ sich auch der Reichskanzler in Charleville zum Immediatsvortrag empfangen. Hier empfahl er, Falkenhayn von seinem Posten abzulösen und durch Ludendorff zu ersetzen Das Ringen um die Ostoffensive und den Sturz Falkenhayns Bethmann Hollweg ging es dabei nicht um die Personen, sondern um die von diesen vertretene Strategie. Zwar meinte er, an Falkenhayn den Charakterfehler persönlichen Ehrgeizes zu sehen, und es schien ihm, als ob der Generalstabschef immer wieder dem Gegner die Initiative überlasse und so auch den Moment verpaßte, an dem die Entscheidung auf den Osten überging. Aber er hielt ihn im ganzen für einen tüchtigen Mann und war jedenfalls keineswegs völlig von seiner Unzulänglichkeit überzeugt. Die Unzufriedenheit der Militärs mit dem Generalstabschef erschien ihm zwar erklärlich, aber unberechtigt. Ludendorff wiederum bezichtigte er der „Intrige". „Persönlich machte mir der Mann keinen ganz pupillarischen Eindruck." Doch von diesem Willensmenschen war zu erwarten, daß er mit allen seinen Energien die große Offensive ge-gen Rußland durchführen werde. Als „Nichtsoldat" konnte sich der Kanzler aber gegenüber dem Kaiser kein Urteil über strategische Angelegenheiten erlauben und wollte das auch nicht. Deshalb motivierte er in seinem Immediatsvortrag den Vorschlag auf Ablösung Falkenhayns in der Hauptsache mit des-sen Ämterkumulation und fügte nur hinzu, daß ein Wechsel um so notwendiger sei, als Falkenhayn „in den nachdenklichen politischen Kreisen" und, wie er bestimmt wisse, bei einem großen Teil der Armee kein übergroßes Vertrauen besitze, während sich das Augenmerk auf den langjährigen Chef der Operationsabteilung im Generalstab richte, der jetzt so glänzende Proben seines Könnens abgelegt habe.

Damit gab Bethmann Hollweg dem Kaiser aber die Gelegenheit, den Stoß gegen den Generalstabschef abzufangen. Von einer Mißstimmung im Heer gegen diesen wollte Wilhelm II. nichts wissen und lehnte es strikt ab, Ludendorff zu berufen. „Der sei ein zweifelhafter, von persönlichem Ehrgeiz zerfressener Charakter." Und was er geleistet hätte, das habe er ihm, dem Kaiser, zu verdanken, der die vorgeschlagenen strategischen Operatioreichen. nen „genehmigt und befohlen" habe. Dagegen hielt er eine Trennung der Ämter für „empfehlenswert". Mit einer solchen Lösung der Frage aber war für Bethmann Hollweg nichts gewonnen, und so „ajournierte“ er die ganze Angelegenheit einstweilen, um in der Zwischenzeit durch militärische Gutachten die Mißstimmung in der Armee zu erhärten, und sie dann „von berufener militärischer Seite an das Kaiserliche Ohr dringen" zu lassen Hierfür suchte er den Chef des Stellvertretenden Generalstabes in Berlin, Generaloberst von Moltke, zu gewinnen, und als dieser sich außerstande erklärte, ein solches Gutachten über die Stellung der Armeeführer zu Falkenhayn abzugeben, ging der Reichskanzler noch einen Schritt weiter und wandte sich persönlich an den Befehlshaber der dritten Armee, Generaloberst von Einem, den früheren preußischen Kriegsminister. Zugleich ließ auch Hindenburg durch einen Mittelsmann die Stimmung der Armeeführer an der Westfront über die bisherige Leitung der Operationen sondieren und Plessen Erkundigungen darüber bei den Ge-neralkommandos einziehen In diese fiberhafte Tätigkeit schlug nun das Hilfegesuch der Österreicher ein. Falkenhayn hatte dem k. u. k.

Generalstabschef noch am 2. Januar mitgeteilt, daß der Kaiser sich mit seiner Stellungnahme einverstanden erklärt habe, wonach die Ab-gabe von Kräften vom Westen nach dem Ostkriegsschauplatz z. Zt. unmöglich sei. Zugleich machte er die Entscheidung über die Verwendung der Anfang Februar zur Verfügung stehenden Neuformationen davon abhängig, wie sich in etwa drei Wochen die Kriegslage bieten würde. Der deutsche Generalstabschef sparte auch nicht mit der Ermahnung, „daß Eu-er Excellenz feste Absicht, die Armee südlich Krakau wie in den Karpaten unbedingt Stand halten zu lassen, durchgeführt wird" Unter dem 3. Januar erhielt Conrad aber auch ein Telegramm seines Militärattaches in Rom über zielbewußte Rüstungen der Italiener, die keinnen Zweifel darüber ließen, daß sie sich auf den Krieg vorbereiteten. Damit war für Conrad überholt, was in Berlin und in Teschen unter der Voraussetzung besprochen war, daß es gelingen würde, Italien auf diplomatischem Wege vom Kriegseintritt abzuhalten Dieser sei, so telegrafierte er nach Charleville am 5. Januar, vielmehr durch eine erfolgreiche Offensive in den Karpaten mit der Befreiung Galiziens zu erreichen. Gleichzeitig lief im Großen Hauptquartier die Meldung von Oberost ein, daß Conrad dort unmittelbar Unterstützung durch deutsche Truppen in den Karpaten gewünscht habe. Das stand nach Falkenhayn in schroffem Widerspruch zu den in Berlin festgelegten Operationsabsichten Nach seiner Ansicht, so telegrafierte er nach Wien, sei Italien nicht durch Zurückdrängen der Russen aus den Karpaten, sondern nur durch schleunigste weitreichende Befriedigung seiner Wünsche ruhig zu halten, und sei die Haltung der Balkanvölker und der Türkei von einem Serbienfeldzug abhängig. Dagegen machte Conrad darauf aufmerksam, daß ihm viel wirksamer für die Sprengung des feindlichen Bündnisses die Befriedigung Frankreichs (d. h. mit Elsaß-Lothringen) erscheine und die politische Situation auf dem Balkan von der militärischen Lage gegenüber den Russen abhänge und ohne entscheidenden Erfolg in Rußland auch der größte Erfolg in Serbien wirkungslos sei. Noch während dieser gereizte Telegrammwechsel im Gange war, mußte Falkenhayn — am Abend des 6. Januar — erfahren, daß Oberost, ohne seine Entscheidung abzuwarten, dem Verbündeten die Divisionen aus dem Befehlsbereich gewährt hatte — anscheinend hatte sie Ludendorff schon am 2. Januar den 'Österreichern versprochen

Zudem wies in einer Lagebeurteilung vom 7.

Januar der Generalquartiermeister Wild von Hohenborn noch einmal eindringlich darauf hin, daß die Karpatenoffensive „politisch in mehrfacher Hinsicht ausgezeichnet wirkt und daß sie — das ist die Hauptsache — militärisch einen Umschwung herbeiführen kann"

So entschloß sich Falkenhayn am 8. Januar den bereits getroffenen Abmachungen von Oberost zuzustimmen, zugleich aber Ludendorff — wohl wegen dessen eigenmächtigen Handelns — zum Chef der neuzubildenden „Südarmee“ zu ernennen

Jetzt brach der Konflikt zwischen Oberost und OHL offen aus. Am 9. Januar protestierte Hindenburg in einem Brief an den Kaiser gegen die Versetzung Ludendorffs — eingekleidet in die „ehrfurchtsvolle Bitte, mir meinen Kriegsgefährten allergnädigst wiederzugeben“ —, übte scharfe Kritik an den strategischen Maßnahmen Falkenhayns und forderte die Heeresreserve für den Osten Am folgenden Tage schrieb er als „der durch die Gnade Seiner Majestät rangälteste Führer in der Armee" an Lyncker, den Chef des Militärkabinetts, über die in der Armee bestehende Mißstimmung, die die Leitung der Operationen durch den Generalleutnant von Falkenhayn hervorgerufen habe. Seine Warnung vor den bedenklichen Folgen eines derartigen Mangels an Vertrauen in die Führung war nichts anderes als eine verhüllte Aufforde-rung, hieraus die Konsequenzen zu ziehen und die Absetzung des Generalstabschefs beim Kaiser zu erwirken Herrschte bereits an diesem 10. Januar im Stabe des Oberbefehlshaber Ost ein „stark hervortretendes Selbstbewußtsein" so verstärkte es sich am Abend des folgenden durch die Nachricht, daß namhafte Armeeführer der Westfront wie Kronprinz Wilhelm, Kronprinz Rupprecht von Bayern und der General von Stein bereit seien, Truppen für die Ostfront abzugeben Noch in der Nacht zum 12. Januar entwarf Hindenburg einen Brief an den Kaiser „Durch wenige Federstriche" — hieß es darin — könne der Kaiser „Heer und Volk Vertrauen und Sicherheit wiedergeben", einmal durch die Enthebung des Generals von Falkenhayn als Chef des Generalstabes, sodann durch die Rückberufung des Generalobersten von Moltke und des Generals Ludendorff in ihre früheren Stellungen und schließlich durch den EinsatzderNeusormationen im Ostern „Falls Euer Majestät" — so schloß das Schreiben wörtlich — „meine Bitte nicht gewähren, so wollen Euer Majestät mich in Gnaden meines Postens entheben“. Moltke selbst war dabei nur die Funktion eines Platzhalters zugebilligt. Solange im Osten die Entscheidung gesucht wurde, sollte er ein „gemeinsames, verantwortungsvolles Zusammenarbeiten von Ost und West" sicherstellen. „Sind die Operationen im Osten beendet, so besteht die Möglichkeit der Berufung des Generalleutnants Ludendorff als Generalquartiermeister, falls dann noch neue Operationen im Westen erforderlich sein sollten"

Da sich Falkenhayn für den Vormittag des 12. Januar in Posen angesagt hatte, ging das Schreiben erst ab, nachdem sich ergeben hatte, daß er auch jetzt nicht bereit war, Hindenburg nur die geringsten Zugeständnisse zu ma-chen und nachdem Ludendorff den Inhalt gebilligt und den Schlußsatz noch etwas abgemildert hatte: „Nachdem ich Eure Majestät meine Ansicht über die Unzulänglichkeit des Generals von Falkenhayn so rückhaltlos ausgesprochen habe, werden Euer Majestät mir darin zustimmen, das ein ferneres gemeinsames Arbeiten von uns beiden im Dienste Euer Majestät nicht möglich ist"

Bevor der Brief am Abend des 13. Januar das Große Hauptquartier erreichte, war auch Kronprinz Wilhelm beim Kaiser gewesen, um die Absetzung Falkenhayns und die Bewilligung der vier Korps anzuraten. Bei ihm war der konservative Abgeordnete Oldenburg-Januschau erschienen, der am 11. Januar die Vorgänge in. Posen miterlebt hatte, um ihn „mit angefaßtem Säbel" von der Krise zwischen Oberost und OHL zu unterrichten, und davon, daß Hindenburg entschlossen sei, seinen Abschied zu nehmen. Daß damit eine wenig günstige Atmosphäre geschaffen war, konnte Bethmann Hollweg, den ebenfalls am 13. Januar die Nachricht von Hindenburgs Abschiedsdrohung erreichte, nicht verborgen bleiben. Als er am folgenden Tag gerüchteweise erfuhr, daß „die maßgebenden Stellen in Charleville", d. h. vor allem das Militärkabinett, Hindenburgs Schritt „ungnädig" ausgenommen hätten, suchte er durch einen Brief an Lyncker die Position Hindenburgs so zu stärken, daß als Alternative nur die Entlassung Falkenhayns blieb: „Eine Entlassung des Generalfeldmarschalls . . . scheint mir vor dem In-und Auslande unmöglich. Jedenfalls würde ich bei der außerordentlichen politischen Tragweite der Angelegenheit die Verantwortung für die dadurch herbeigeführte Gestaltung der politischen Lage nicht mehr tragen können"

Zur Pression der Abschiedsdrohung des nationalen Heros kam nun die des Reichskanzlers. Zugleich meldete Bethmann Hollweg telefonisch in Posen seine ernsten Bedenken gegen eine Rückberufung Moltkes an und bat Hindenburg, selbst Generalstabschef zu werden. Die telefonische Antwort Hindenburgs am 14. Januar um 12. 30 lautete: „Bleiben dortige Bedenken gegen Moltke, so Ludendorff bei weitem der beste. Wenn dieser zu jung, müßte ich selbst, wenn auch äußerst ungern Last auf mich nehmen, aber nur Ludendorff als Gehilfen"

Doch Bethmann Hollweg verwandte diese Mitteilung nicht mehr, da er weitere Schritte „in Anbetracht der außerordentlichen Erregung des Kaisers gegen den Generalfeldmarschall von Hindenburg" für zwecklos hielt Der Verzicht des Reichskanzlers wurde sicherlich dadurch erleichtert, daß General von Falkenhayn am 17. Januar 1915 seinen Entschluß bekanntgab, vier Korps im Osten einzusetzen

Verschiedene Gründe mögen hierbei mitgesprochen haben. Auch Falkenhayn war sich seit Anfang Januar 1915 bewußt, daß eine Offensive im Westen wegen der unzureichenden Kräfte im Augenblick nicht einmal mehr größere Teilerfolge bringen konnte Dennoch hatte er bei den wiederholten Besprechungen mit den Führern im Osten die Verwendung der Heeresreserve völlig in der Schwebe gelassen — allerdings sie für den Osten auch nicht verneint, und ein zwingender Grund zur Entscheidung lag zudem nicht vor, da die Neuformationen erst am 20. Januar einsatzbereit waren Bereits am 15. Januar äußerte dann Falkenhayn Admiral von Pohl gegenüber, daß politische Rücksichten auf die bisher neutralen Balkanstaaten eine Unterstützung der Österreicher erforderten Am nächsten Tag ordnete die OHL an, „daß XXXI. R. K. vom 21. ab nach dem Westen abtransportiert wird, um XXL Korps herausziehen zu können", — mit der Absicht, es im Osten zu verwenden, d. h., die Entscheidung zur Offensive war bereits gefallen ohne daß außerhalb der Operationsabteilung irgendeine Instanz von diesem „einsamen Entschluß" Falkenhayns erfuhr So hatte Conrads erneute Forderung nach einem Einsatz der neuen deutschen Korps im Osten am 16. Januar 1915 nur auslösende Wirkung und führte dazu, daß Falkenhayn den Entschluß zur Ostoffensive jetzt auch nach außen hin bekannt gab. Zunächst aber nur in einem Telegramm vom 17. Januar an Conrad und im engeren Kreis des Großen Hauptquartiers, nämlich in den abendlichen Gesprächen des sogenannten „Flüsterklubs", an denen neben den Abteilungschefs des Generalstabes auch Tirpitz und vom Auswärtigen Amt von Stumm teilnahmen

Hiermit wurden dem ihm gewiß bekannten Ansturm auf seine Stellung die sachlichen Angriffspunkte genommen, während Hindenburg in eine isolierte und daher ungefährliche Stellung geriet — vielleicht unterließ Falkenhayn deshalb eine Benachrichtigung von Oberost, die Hindenburg/Ludendorff als persönlichen Triumph über den Generalstabschef auffassen konnten.

Bethmann Hollweg jedenfalls hatte sein Ziel erreicht. Am Abend des 18. Januar schrieb er voller Zuversicht an Ballin: „Wir stehen, scheint mir, vor dem Beginn einer Wandlung in Rußland, der, wie ich hoffe, durch unsere militärischen Operationen nachgeholfen werden wird." Mit der militärischen Unterstützung der Sonderfriedensbemühungen mit Rußland, die zu der Zeit mit Ballins Hilfe angeknüpft wurden, entfiel für ihn jeder Grund, sich an weiteren Angriffen gegen Falkenhayn zu beteiligen. Am 19. Januar verließ er das Große Hauptquartier und kehrte nach Berlin zurück

Ansturm auf Wilhelm II.

Der Verzicht des Reichskanzlers auf Angriffe gegen Falkenhayn bedeutete freilich noch nicht das Ende der Versuche, den Generalstabschef zu stürzen. Weiter blieb Oberost der Ausgangspunkt. Hier herrschte völlige Ungewißheit über den Verlauf der am 12. Januar eingeleiteten Aktion. Am 18. Januar erschien der Abteilungschef im Militärkabinett, Freiherr von Marschall, in Posen und überbrachte eine Allerhöchste Kabinettsordre in der Wilhelm II. in warmen Worten die großen Verdienste des Generalfeldmarschalls würdigte und ihn bat, angesichts des Ernstes der Lage von seiner Abschiedsdrohung keinen Gebrauch zu machen. Das Schreiben enthielt jedoch nicht die geringsten Zusicherungen in der Frage der Heeresreserve und der Ablösung des Generalstabschefs. Trotzdem glaubte Hindenburg — ausgewachsen in den preusischen Vorstellungen eines persönlichen Treueverhältnisses zum Obersten Kriegsherrn —, sich eines derartig eindringlichen Appells des Kaisers nicht entziehen zu können und verzichtete auf seinen Abschied. Ludendorff, der wohl als einziger in der Lage gewesen wäre, diese geheiligten Traditionen zu durchbrechen und den Feldmarschall zu einem erneuten Ultimatum an Wilhelm II. aufzurütteln, aber befand sich bei der „Südarmee", und mit ihm fehlte in Posen die eigentliche Kraftquelle von Oberost.

Doch hinderte dies Hindenburg nicht, weiter den Sturz Falkenhayns zu fördern. So begrüßte er freudig einen Brief Moltkes an den Kaiser vom 17. Januar, dessen Abschrift am 18. Januar bei Oberost eintraf Hierin fanden sich noch einmal alle Forderungen der Gegner Falkenhayns beieinander, mit denen der frühere Generalstabschef in Verbindung stand. So war er, obgleich von Informationen über die wirkliche Kampfkraft der Heere abgeschnitten, doch über die Bemühungen um den Sturz seines Nachfolgers orientiert „Ausgeschaltet, mit Füssen getreten, verleumdet", wie er sich empfand fielen bei ihm die Sorge um die Zukunft Deutschlands mit dem Streben nach seiner eigenen Rehabilitation zusammen. Auch Moltke wies den Kaiser auf die „ernste Gefahr für das Vaterland" hin, die ein Verbleiben Falkenhayns in seiner jetzigen Stellung bedeutete, und geißelte dessen Operationen im Westen als „eine Strategie der verpaßten Möglichkeiten". „Unsere gesamte Kriegslage ist jetzt so kritisch, daß nur ein ganzer und voller Erfolg im Osten sie retten kann. Es ist keine Zeit zu verlieren, wenn die Gefahr beschworen werden soll, daß Rumänien und Italien sich auf die Seite unserer Gegner stellen. Sie wird abgewendet werden, wenn es gelingt, die Russen entscheidend zu schlagen und zu einem Frieden mit ihnen zu kommen. Ich glaube, daß dies zu erreichen ist, wenn wir billige Forderungen stellen. Es ist aber nur möglich, wenn wir alle irgend verfügbaren Kräfte... im Osten einsetzen". Diese Forderung nach einer Ost-offensive zur Vorbereitung des Separatfriedens mit Rußland hatte Moltke bereits am 10.

und 15. Januar in zwei Briefen an den Kaiser vertreten

An jenem 18. Januar 1915 in Posen blieb Hindenburg nicht nur die Hoffnung auf Moltke. Jetzt griff noch eine Person in das Ringen um Falkenhayns Absetzung ein: die Kaiserin. Sie war von ihrem Sohn Prinz Joachim, der im Stabe von Oberost Dienst tat, über den Stand der Auseinandersetzung unterrichtet worden und ließ sich am Abend des 18. Januar in Berlin von Major von Haeften Vortrag halten, der hierfür die Zustimmung Hindenburgs und Moltkes eingeholt hatte Haeften äußerte sich „sehr scharf über den Charakter des Generals von Falkenhayn, der zu Intrigen gegen die Führer im Osten neige infolge seiner Eifersucht auf deren Kriegsruhm" und versäumte nicht, darauf hinzuweisen, er habe „den Feldmarschall in tiefer seelischer Erschütterung verlassen, so daß zu befürchten sei, daß der Feldmarschall nicht mehr über die volle seelische Spannkraft verfüge, wenn etwa die Operation in Ostpreußen doch durchgeführt werde". Dieser Appell erreichte die gewünschte Wirkung. Am Abend des 19. Januar hatte Haeften einen Brief Auguste Viktorias in den Händen, die — „selbst auf die Gefahr hin, den Kaiser hierdurch zu beunruhigen" — ihren Gemahl darüber aufklären und von der Notwendigkeit überzeugen wollte, sich von General von Falkenhayn zu trennen. „In dieser schweren Zeit müßten seine verantwortlichen militärischen Berater Männer wie der Generalfeldmarschall von Hindenburg, Generaloberst von Moltke und General Ludendorff sein. Charaktere, wie der General von Falkenhayn, die des öffentlichen Vertrauens ermangelten, gehörten in dieser Zeit nicht in die Umgebung des Kaisers". Am Nachmittag des 20. Januar traf Haeften damit in Charleville ein — vorher noch mit der Warnung Moltkes versehen, „der Kaiser sei psychisch nicht ganz normal veranlagt und sei daher in seinen Entschließungen ganz unberechenbar, namentlich, wenn ihm Widerstand geleistet werde". Doch zu diesem Zeitpunkt war die Mission durch eine Entscheidung des Kaisers vom Mittag des 20. Januar bereits überflüssig geworden. Die Forderungen Hindenburgs nach der Heeresreserve und der Rückberufung Ludendorffs waren erfüllt, Falkenhayn hatte das Kriegsministerium an Wild von Hohenborn abgegeben und war selbst zum General der Infantrie befördert worden Dennoch entschloß sich Haeften, jetzt die Absetzung Falkenhayns und weitere Truppen aus dem Westen für die Ostentscheidung zu fordern. Die Audienz beim Kaiser wurde zu einem völligen Mißerfolg Wilhelm II. verbat sich energisch die Einmischung der „verfluchten

Frauenzimmer" und nannte das Verhalten des Feldmarschalls „ganz unerhört“. „Er gehört vor ein Kriegsgericht." Im übrigen sei General von Falkenhayn „ein ganz ausgezeichneter Mann" und Hindenburg sehe nur „Hirngespinste"; und habe seinerseits „den Eindruck eines ganz verbrauchten, hinfälligen, alten Mannes gemacht". „Die Rückberufung des Generals von Moltke ist ganz ausgeschlossen: ich will auch nicht dem General Joffre den Triumph lassen, daß ich mir alle paar Wochen einen neuen Generalstabschef nehme. Der General von Falkenhayn bleibt in seiner Stellung..." Ebensowenig konnte Haeften den Kaiser für eine „große und volle Entscheidung im Osten" gewinnen. Wilhelm II. glaubte wie Falkenhayn nur an einen „Teilerfolg", fürchtete, die Russen würden ausweichen und die Offensive zu einem bloßen „Luftstoß" führen. Die Russen würden nicht so „dumm" sein, sich ein zweites Tannenberg bereiten zu lassen. Das kaiserliche Handschreibei vom 18. Januar war also, wie Haeften erkannte, „eitel Lug und Trug und Heuchelei, nur bestimmt, den Feldmarschall einzuseifen. In Wahrheit tobte seine Majestät vor Wut gegen den Feldmarschall". Allerdings war es weniger Wut gegen Hindenburg als tiefe Depression und Verstörung, die den Kaiser jetzt bewegten und ihn seiner vertrauten Umgebung gegenüber sich „sehr bitter" über seine Freunde und über die Kaiserin, die ihm in den Rücken fielen äußern ließen.

Für die Urheber blieb die Reise Haeftens zum Kaiser nicht ohne Folgen. Gegen Haeften wurde ein Untersuchungverfahren eingeleitet, das mit der strafweisen Versetzung in den Stab des Gouvernements Köln endete Moltke erhielt durch den Generaladjutantenvon Plessen den strengen Befehl, sich aller weiteren Eingriffe zu enthalten Als er Hindenburg das Scheitern von Haeftens Mission meldete, empfahl er dringend, jetzt weitere Schritte zu unterlassen, „die nur die Stim-mung verschlechtern können" Da Hindenburg nun auch die kaiserliche Entscheidung mitgeteilt wurde war damit der Ansturm auf den Kaiser beendet, soweit er Oberost zum Ausgangspunkt hatte.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Aufz. Falkenhayns vom 27. Dez. 1914 über Bespr. mit Conrad vom 19 Dez., in RA VI, S. 421 ff., Anfrage Falkenhayns bei Hindenburg vom 24. Dez. und dessen Antwort in RA VI, 357 f., Hindenburg an Falkenhayn, 30. Dez. in: RA VI, S. 363 f. und RA VII, S. 75 und Groener, Tgb. vom 28. Dez., Lebenserinnerungen (1957), S. 209.

  2. über die gegensätzlichen Auffassungen vgl. RA VI. S 423.

  3. Aufz. Falkenhayns vom 27. Dez. 1914, RA VI, S. 422

  4. Gordon A. Craig, Die preußisch-deutsche Armee 1640— 1945 (1960), S. 329, Arthur Rosenberg, Entstehung der Weimarer Republik (1928, ND 1961), S 87 und Wiegand Schmidt-Richberg, Die General-stäbe in Deutschland 1871 — 1945, Beiträge zur Militär-und Kriegsgeschichte, Bd. III (1962), S. 43.

  5. Randbemerkung Falkenhayns zu einer Denkschrift des Generalquartiermeisters Wild von Hohenborn vom 28 Dez. 1914, RA VII, S. 5 und für die Datierung Hans v Seeckt, Aus meinem Leben 1866— 1917 (1938). S 95.

  6. RA VI, S. 415. Damals unterrichtete Bethmann Hollweg Hindenburg auch von dem beabsichtigten Separatfrieden mit Rußland.

  7. Tgb. -Aufz. Haeften in Haeften, Darstellung, S. 28. Major v. Haeften war seit November 1914 dem Chef des Stellvertretenden Generalstabes in Berlin, Generaloberst von Moltke, zugeteilt und verwaltete zugleich die Kriegsnachrichtenstelle Posen. Er wurde Mitte Dezember 1914 von Ludendorff in den schwelenden Konflikt zwischen Oberost und OHL eingeweiht und diente in der folgenden Zeit wiederholt als Überbringer wichtiger Nachrichten. Nach dem Weltkrieg war er 1920— 1931 Direktor der kriegsgeschichtlichen Abteilung des Reichs-archivs und 1931— 1934 dessen Präsident. Seine strategischen Anschauungen bestimmten die ersten neun Bände des amtlichen Kriegswerks. Zwischen 1935 und seinem Tode 1937 verfaßte er eine Darstellung . Die Krise des Mehrfrontenkrieges im Weltkrieg (im Winter 1914/1915) und ihre Folgen" und stellte hierzu einen Dokumenten-anhang zusammen, der sich auf die Bestände des Reichsarchivs und des Privatarchivs Bethmann Hollwegs sowie auf Haeftens Tagebuch-eintragungen und Befragungen der beteiligten Persönlichkeiten stützt. Beide Schriftenstücke befinden sich unter dem Nachlaß Haeften im Bundes-archiv Koblenz (H 08 — 35/2 und H 08 — 35/3). Die folgende Darstellung der Krise ist weitgehend diesem Material verpflichtet. Am 29. Nov. 1934 hielt Haeften in der Preußischen Akademie der Wissen-schalten einen Vortrag über den „Mehrfrontenkrieg zu Beginn des Weltkrieges und seine Krise im Januar 1915", der aber nicht, wie angekündigt, gedruckt wurde. Nach der knappen Inhaltsangabe in SB Preuß. Ak. d.. Wiss., phil. -hist. Kl. Jg. 1934, S. 1016 breitete Haeften hier nicht sein reichhaltiges Material aus, sondern beschränkte sich auf die Angaben, die er auch in den damals bereits erschienenen Bänden VI u VII des Reichsarchivwerks veröffentlicht hatte. Vgl. dazu Friedrich Meinecke, Gedächtnisrede auf Hans v. Haeften (1938) Die Angaben über Falkenhayns Unterredung mit Bethmann Hollweg beruhen wohl auf eigene Mitteilungen des Generalstabschefs in einem Gespräch mit Moltke, das wenige Tage später stattfand und über dessen Inhalt Haeften von Moltke unterrichtet wurde.

  8. Tgb. Plessen vom 8. Dez. 1914, zit. RA VI, S. 415. Hierzu mag Bethmann Hollweg auch durch die gleichlautenden Forderungen der bayerischen Regierung mitveranlaßt sein, denn bereits am 1 Dez. erklärten Graf Hertling und der bayerische Gesandte Graf Lerchenfeld eine Ablösung Falkenhayns durch Ludendorff für notwendig, wie K -H. Janßen, Der Wechsel in der Obersten Heeresleitung 1916, Vjh. f. Zeitgesch. 7 (1959), S. 340 nachgewiesen hat.

  9. Dies wird verständlich, wenn man bedenkt, daß gerade das Militärkabinett Falkenhayn schon seit dem 10. Aug. 1914 als Nachfolger Moltkes bereit hielt und am 14. Sept, seine Ernennung beim Kaiser durchsetzte — Vgl. Rudolf Schmidt-Bückeburg, Das Militärkabinett (1933), S. 243 f. und den Bericht Scheüchs über die Vorgänge am 14. Sept, im Gr. Hq bei H. v. Zwehl, Erich v. Falkenhayn (1926), S. 334 f. Lyncker stand dabei nach der Meinung des Reichskanzlers und des Generaladjutanten von Messen unter dem Einfluß des damaligen Abteilungschefs im Militärkabinett, Oberst Frhr. von Marschall, der ein enger Freund Falkenhayns und seit dem Heereskonflikt von 1913 ein scharfer Gegner Ludendorffs war und in jenen Tagen deshalb sich gegen jeden Versuch wandte, den Generalstabschef zu stürzen. Auch Haeften konnte ihn in stundenlangen, zum Teil sehr erregten Aussprachen'am 7., 18 und 21. Januar für die Absetzung Falkenhayns nicht gewinnen, — vgl. Haeften, Darstellung, S 35

  10. Seit dem 14. Sept. 1914 führte Falkenhayn zwar die Geschäfte des Generalstabschefs, doch um ungünstige Auswirkungen auf die Stimmung des In-und Auslandes zu verhindern, wurde diese Vertretung erst am 25 Oktober öffentlich bekannt gegeben. Am 3 November 1914 erhielt Moltke dann formell seinen Abschied und Falkenhayn wurde zu seinem Nachfolger bestimmt. Deshalb gilt in der Literatur dieses Datum auch als das seiner Ernennung zum Generalstabschef — vgl. zuletzt Friedrich Freiherr Hiller von Gaertringen, Erich von Falkenhayn, Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S 12 — Doch erst am 9 Dezember 1914 wurden ihm die Geschäfte des Chefs des Generalstabes des Feldheeres endgültig übertragen und öffentlich dies bekannt gegeben — Vgl. Schultess, Europäischer Geschichtskalender, N F. 30. Jahrgang 1914 (1917), S 443

  11. Haeften, Darstellung, S. 30. Nach ihm hatte Bethmann Hollweg bereits am 9 Dez. auf weitere Schritte verzichtet Dagegen spricht allerdings das Tagebuch Plessen vom 12. Dez. 1914 (RA VI, S 415)

  12. Dies geschah in drei Unterredungen am 29., 31. Dez. 1914 und 1. Jan. 1915 durch Major von Haeften (Haeften, Darstellung, S. 31 f. und RA VII, S. . 5). Dieser hatte am 28. Dez. 1914 Falkenhayn einen Bericht über den Feldzug in Südpolen vorgelegt und hierin Hindenburgs Kriegführung warm gewürdigt. Darüber kam es zu einem heftigen Auftritt zwischen Haeften und Falkenhayn, der „mit vor Wut zitternder Stimme, die sonst an ihm zu beobachtende Selbstbeherrschung völlig vergessend" Haeften anschrie: „Wer hat hier zu befehlen — der Feldmarschall oder ich? Ich denke doch — ich allein! Merken Sie sich das" (Haeften, Dokumente, Anlage 1: Tgb. -Aufz. Haeftens v. Jan.

  13. Die folgende Darstellung stützt sich auf die in der Anlage abgedruckten „Aufzeichnungen des Reichskanzlers von Bethmann vom 7. Jan. 1915, dem in Berlin weilenden Unterstaatssekretär Wahnschafte zur Aufbewahrung übersandt". S. u. A läge Nr. 26 (Haeften, Dokumente, Anlage 2). Daneben findet sich eine knappere Darstellung in dem Brief Bethmann Hollwegs an Hindenburg vom 12. Jan. 1915. (Haeften, Dokumente, Anlage 7); Andeutungen auch bei Bethmann Hollweg, Betrachtungen zum Weltkrieg II (1921) S. 43. Unmittelbar nach dem Immediatsvortrag des Kanzlers suchte auch Plessen in einer Unterredung mit Wilhelm II. die Absetzung Falkenhayns zu er Dies scheiterte, da Lyncker Falkenhayn nach Kräften stützte, über den Versuch hat Plessen am 3. Jan. 1915 Moltke in einem Brief unterrichtet, der diesem aber erst am 10. Jan. 1915 durch Major von Haeften in Berlin überbracht wurde, wie aus dem Antwortbrief Moltkes an General ... [gemeint ist Plessen] vom 12. Jan. 1915 hervorgeht. (Moltke, Erinnerungen - Briefe - Dokumente, (1922), S. 407 f.).

  14. Dazu diente sein Brief an Moltke vom 5. Jan. 1915, den dieser am 8. Jan. 1915 beantwortete. Moltke verurteilte scharf die strategischen Maßnahmen Falkenhayns, hielt ebenfalls eine Ostoffensive für notwendig und durchführbar, lehnte allerdings Ludendorff als möglichen Generalstabschef ab wegen seiner Jugend und seines schwierigen Charakters, über die Stimmung der Armeeführer aber konnte Moltke als Chef des stellvertretenden Generalstabes in Berlin keine Auskunft geben (Moltke a. a. O., S. 395 ff.). Deshalb zog Bethmann Hollweg am 10. Jan. 1915 in einer Unterredung mit General von Einem, damals Oberbefehlshaber der dritten Armee im Westen, Erkundigungen über Falkenhayn ein, die ähnlich negativ für den Generalstabschef ausfielen (Ein Armeeführer erlebt den Weltkrieg, Persönliche Aufzeichnungen des Generalobersten von Einem (1938), S. 85).

  15. Vgl. für Plessen die Angabe in den „Aufzeichnungen des Reichskanzlers von Bethmann" und für Hindenburg Haeften, Darstellung, S. 36 f. Haeften besuchte zu diesem Zweck auf einer Dienstreise „in den ersten Tagen des Januar" Armee-und Korpsführer der Westfront.

  16. Tel. Falkenhayn an Conrad vom 2. Januar 1915. K. A. Wien, AOK Op/560.

  17. Darüber insbesondere zusammenfassend ein Immediatbericht Conrads für Kaiser Franz Joseph vom 5. Jan. und Tel. Falkenhayn an General Freytag-Loringhoven, mit Vermerk: „Conrad geben." K. A. Wien, AOK Op 560.

  18. Auch zum folgenden: Tel. Falkenhayn an Conrad vom 6. Jan. (vgl. auch Anm. 17) und Conrads vom 7. Jan. 1915. K. A. Wien, AOK Op 560.

  19. über die Vorgänge selbst, die deutlich die Eigenmächtigkeit von Oberost zeigen, vgl. RA VII, S. 76 ff.

  20. RA VII, S. 9 f., vgl. auch seine Denkschrift vom 28. Dez. 1914, in: RA VII, S. 4 f. Seine Abkehr vom Gedanken eines Durchbruchs im Westen soll auf Einwirkung Groeners zurückgehen (Groener, Lebenserinnerungen (1957), S. 216 und 531).

  21. RA VII, S. 10.

  22. Brief in Auszügen abgedr., RA VII, S. 11.

  23. Haeften, Dokumente, Anlage 3: Abschrift eines eigenen, handschriftlichen Schreibens des General-feldmarschalls von Hindenburg an den Reichs-kanzler, 10. Jan. 1915. Hierin unterrichtete Hindenbürg Bethmann Hollweg von seinem Brief an Lyncker und legte eine Abschrift desselben „zu vertraulicher Kenntnisnahme" bei. S. u. Anlage Nr. 27.

  24. Diesen Eindruck notierte Groener bei einem Aufenthalt in Posen am 10. Jan. 1915. Lebenserinnerungen, 1957, S. 213.

  25. Dies war das Ergebnis der Erkundigungen, die Haeften in den ersten Januartagen an der Westfront eingezogen hatte und erst am 11 Jan. Ober-ost mitteilen konnte. Vgl. Haeften, Darstellung, S. 37 und RA VII, S. 157. Es ist charakteristisch, daß es sich bei den Befragten um die schärfsten Gegner Falkenhayns handelte. Kronprinz Rupprecht war seit Ypern tief verstimmt über die Führung der Operation (Mein Kriegstagebuch I (1929), S. 232 ff ). Kronprinz Wilhelm suchte seinen Generalstabschef Schmidt von Knobelsdorf als Nachfolger Falkenhayns durchzusetzen und hatte am 12. Jan. 1915 in einem Gespräch mit General von Einem schwere Bedenken gegen die bisherige Kriegführung geäußert (Ein Armeeführer erlebt den Weltkrieg, Persönliche Aufzeichnungen des Generalobersten von Einem, 1938, S. 86) General von Stein war am 14. Sept. 1914 als Generalquartiermeister durch Falkenhayn abgelöst worden, was er als persönliche Kränkung auffaßte.

  26. Das Konzept wurde erst 1935 aufgefunden. Das Reichsarchivwerk (RA VII, S. 158) bringt in diesem Zusammenhang nichts von der Abschiedsdrohung Hindenburgs, obwohl sie dem Herausgeber dieses Bandes, von Haeften, bekannt war, wie sein Brief an den Reichskanzler vom 12. Jan. 1915 zeigt (Haeften, Dokumente, Anlage 4) Die folgende Inhaltsangabe des Konzeptes schließt sich an die Angaben Haeftens in seiner Darstellung, S. 43 ff. an. Hier finden sich auch die oben angeführten Zitate.

  27. Diese Angaben finden sich in dem Brief Haeftens an den Reichskanzler vom 12. Jan. 1915, der zum größten Teil dazu diente, die geforderte Rückberufung Moltkes zu begründen; denn Haeften wußte, daß für Bethmann Holweg dieser Vorschlag unannehmbar war und Suchte deshalb — allerdings vergeblich — Hindenburg an jenem Abend des 11. Jan. zusammen mit Oberst Hoffmann und Oldenburg-Januschau als Falkenhayns Nachfolger zu gewinnen. Haeftens Behauptung, weder er noch Hindenburg oder Ludendorff hätten damals von Moltkes Versagen während der Marneschlacht gewußt, ist schon deshalb wenig glaubwürdig, da sich ein Zeuge dieser Vorgänge, Groener, zu jener Zeit in Posen befand und von Ludendorff in die geplante Rückberufung Moltkes eingeweiht wurde. Vgl. Haeften, Darstellung, S 41 ff. und Groener, Lebenserinnerungen (1957), S. 214. Etwa 15 Briefe Hoffmanns aus der Zeit vom 1 Dez. 1914 bis zum 9. Febr. 1915, die wohl diese Vorgänge behandelten, fehlen nach der durchlaufenden Zählung dieser Briefe im Nachlaß Hoffmann, Briefe Hoffmanns an seine Gattin 1914— 1920, Bundes-archiv Koblenz HO 8 — 37/1. Aus ihnen wurden auch 1929 keine Schreibmaschinenauszüge hergestellt — vgl. Nachlaß Hoffmann, Schreibmaschinenauszüge aus den Feldpostbriefen Hoffmanns an die Gattin 1914 bis 1916, Bundesarchiv Koblenz HO 8 — 37/2. So liegt die Vermutung nahe, daß diese Briefe bereits von General Hoffmann vernichtet wurden.

  28. RA VII, S. 158. Haeften berichtet in diesem Zusammenhang (Darstellung, S. 45 f.), daß Hindenburg in der Unterredung mit Falkenhayn unter vier Augen diesen gebeten habe zurückzutreten, andernfalls er, Hindenburg, die Abberufung des Generalstabschefs beim Kaiser verlangen müsse. Wahrscheinlich liegt hier eine doppelte Überinterpretation vor: einmal durch Hindenburg, als er Haeften den Vorfall schilderte, und sodann durch Haeften, der auch sonst nicht vor gewagten Konstruktionen zurückschreckt, um in allen Fällen die Lauterkeit des Generalfeldmarschalls zu betonen, wie wir etwa oben bei der Darstellung Moltkes gesehen haben.

  29. Zitiert bei Haeften, Darstellung, S. 45.

  30. So Haeften, Darstellung, S. 48, nach Angaben, die Oldenburg-Januschau ihm am 18. Jan. 1915 in Berlin machte, über die Stellung des Kronprinzen s. u. S. 36.

  31. Abschrift des Konzeptes eines Schreibens des Herrn Reichskanzlers an den Chef des Militärkabinetts vom 14. Jan. 1915 (Haeften, Dokumente, Anlage 6). Zu diesem Text s. Ani. Nr. 27 a.

  32. Telefonat des Generalfeldmarschalls von Hindenburg /Posen an den Reichskanzler /Großes Hauptquartier (über Reichskanzlei Berlin) vom 14. Jan. 1915 um 12. 30 nachmittags (Abschrift), Haeften, Dokumente, Anlage 8 a. Als am 14. Jan.

  33. Auf eine Anfrage Haeftens gab der Schwiegersohn Bethmann Hollwegs, Graf Zech, am 2. Dez. 1930 dies als Grund an. Graf Zech war im Winter 1914/15 als Legationssekretär des Auswärtigen Amtes dem Reichskanzler zugeteilt und ist damit ein kompetenter Zeuge (Haeften, Dokumente, Anlage 9).

  34. S. u. mit Anm. 40.

  35. Vgl.seine Randbemerkungen zu der Denkschrift Wild von Hohenborns und seine Befehle zum Ausbau der Stellungen im Westen am 2. und 7. Jan. 1915 (RA VII, S. 16 f.). Mangel an Truppen für eine Westoffensive und politische Rücksichten auf die Haltung Rumäniens und Italiens gibt auch Loßberg, damals Abteilungschef in der Operationsabteilung der OHL, als Gründe für Falkenhayns Entschluß an (Fritz von Loßberg, Meine Tätigkeit im Weltkriege (1939), S. 130 f.).

  36. Groener, Tgb. vom 28. Dez. 1914, Lebenserinnerungen (1957), S. 209.

  37. Tgb. Pohl vom 15. Jan. 1915, Hugo von Pohl, Aus Aufzeichnungen und Briefen während der Kriegszeit (1920), S. 101. Diese Sorge um die Entwicklung auf dem Balkan ging auf eine am 11. Jan. übermittelte Nachricht aus Bukarest zurück, nach der der rumänische Minsterpräsident gegenüber Graf Czernin erklärt habe, daß seine Stellung unhaltbar werden würde, wenn die Russen außer der Bukowina auch Siebenbürgen besetzen sollten. Der dann allgemeine Wunsch, „einzumarschieren, um von den Russen mit Siebenbürgen belohnt zu werden", würde dann „unüberwindlich“ sein. (Carl Mühlmann, Oberste Heeresleitung und Balkan (1942), S. 81). Nach dem Kriege schrieb auch Falkenhayn, nur ein Grund habe wirklich den neuen Entschluß gerechtfertigt, „die Überzeugung nämlich, daß Osterreich-Ungarn andernfalls in kurzer Frist unter den Kriegslasten zusammenbrechen müßte“. Erich von Falkenhayn, die Oberste Heeresleitung 1914/16 in ihren wichtigsten Entschließungen (1920), S. 50.

  38. Für die Truppenverschiebung vergleiche Tgb. Tappen vom 16. Jan. 1915, Kriegstagebuch Gerhard Tappen 1914— 1919, Bundesarchiv Koblenz HO 8 — 56/1, fol. 14 Diese „Gepflogenheit des Generals von Falkenhayn . . ., über seine Absichten möglichst lange Unklarheit herrschen zu lassen", wird von Feldmarschall Conrad, Aus meiner Dienstzeit V (1925), S. 650 bitter beklagt. Ebenso verfuhr Falkenhayn im Großen Hauptquartier, so daß, wie Groener, Lebenserinnerungen (1957), S. 205 berichtet, die Grundlage der Entschlüsse der OHL jedermann außer Tappen unbekannt blieb.

  39. RA VII, S. 159 f.

  40. Tgb. Groener vom 17. Jan. 1915, Lebenserinnerungen (1957), S. 216 und für die Einrichtung des „Flüsterklubs“ ebenda S. 187. Vgl. auch Tgb. Tirpitz vom 17. Jan. 1915, Erinnerungen (1919), S 441. Diese Art der Bekanntgabe könnte darauf schließen lassen, daß neben den strategischen und politischen Gründen ebenfalls persönliche Falkenhayn zu diesem Entschluß bewogen haben. Sprach er ihn doch in einem Kreis aus, in dem so ausgeprägte Anhänger der Ostoffensive wie Tirpitz, Groener, Wild von Hohenborn und durch v. Stumm auch Bethmann Hollweg vertreten waren, denen damit die sachliche Berechtigung zu weiteren Angriffen genommen wurde.

  41. Bethmann Hollweg an Ballin, Brief, 18. Jan. 1915, AA, Wk 2 geh. Bei dem obigen Passus handelt es sich um einen eigenhändigen Zusatz Bethmann Hollwegs.

  42. Tgb Pohl vom 19. Jan. 1915, Aus Aufzeichnungen und Briefen (1920), S. 101.

  43. Text der AKO nicht zu ermitteln. Angaben bei Haeften, Darstellung, S. 54 f., der sich hierbei auf eigene Tagebuchaufzeichnungen vom Januar 1915 stützt.

  44. Die von der Frau Moltkes angefertigte Abschrift überbrachte Major von Haeften. Sie findet sich in Haeftens Dokumentenanhang als Anlage 5. Der Brief selbst ist abgedr. bei Moltke, Erinnerungen, Briefe, Dokumente (1922), S. 413 ff.

  45. Dies geht hervor aus seinen Antwortbriefen an Bethmann Hollweg vom 8. Jan. und 10. Jan. 1915, an General . . . (gleich Plessen) vom 12. Jan. und an Hindenburg vom 14. Jan., abgedr. bei Moltke a. a O., S. 395 ff. und 407 ff. Der Brief Plessens wurde ihm dabei von Major von Haeften am 10. Jan. überbracht, der damals auf dem Wege von der Westfront nach Posen war. Dessen Mitteilungen veranlaßten wohl Moltkes ersten Brief an den Kaiser. Den zweiten verfaßte er, als ihm Hindenburg — wahrscheinlich durch Groener, vergleiche dessen Tagebuch vom 13 Jan. 1915, Lebenserinnerungen (1957), S. 530 — benachrichtigte, er habe vom Kaiser die Absetzung Falkenhayns gefordert. Dem letzten Brief endlich gingen Besprechungen mit Haeften voraus, in denen Moltke erfuhr, Hindenburg habe seine Rückberufung dem Kaiser am 12. Jan. vorgeschlagen Diese Mitteilung machte Haeften auf ausdrücklichen Wunsch Hindenburgs, da sich der Feldmarschall viel von einer Beteiligung Moltkes am Sturz Falkenhayns versprach. —• Vgl. Haeften, Darstellung, S. 55 und den Brief Haeftens an Bethmann Hollweg vom 12. Jan. 1915, Dokumente, Anlage 4.

  46. So Moltke in einem Brief an General Ludendorf vom 29. Jan. 1915 (Moltke a. a. O., S. 420 ff.).

  47. Abgedr bei Moltke a. a. O., S. 404 ff. und 410 ff.

  48. Die folgende Darstellung stützt sich auf Haeftens Tagebuchaufzeichnungen von Jan. 1915 (Haeften, Dukumente, Anlage 12). Für die politischen Anschauungen der Kaiserin, die denen von Tirpitz entsprachen und ihren im Weltkrieg wachsenden Einfluß auf Wilhelm II. vgl. Andreas Dorpalen, Empress Auguste Viktoria and the Fall of the German Monarchy, American Historical Review, 58 (1952), S. 17— 38.

  49. RA VII, S 14, Tgb. Müller vom 20 Jan. 1915, Regierte der Kaiser? (1959), S 82 und Tgb Groener vom 20 Jan. 1915, Lebenserinnerungen (1957), S. 216 f.

  50. Eine Tagebuchaufzeichnung Haeftens vom 28 Jan 1915 über die Lage bei seinem Eintreffen im Großen Hauptquartier und über den Verlauf der Audienz beim Kaiser findet sich in Haeftens Dokumentenanhang als Anlage 13, Teil 1. s. u. zu diesem Text als Anlage Nr 28.

  51. Tgb. Müller vom 23. Jan. 1915, Regierte der Kaiser? (1959), S. 83. Auch dem Admiral von Pohl, der Wilhelm II. unmittelbar nach Haeftens Audienz aufsuchte, „fiel auf, daß Seine Majestät recht angegriffen aussah". Tgb Pohl vom 20. Jan 1915, Aus Aufzeichnungen und Briefen während der Kriegszeit (1920), S 103

  52. Eine Tagebuchaufzeichnung Haeftens vom 25. Jan. 1915 findet sich in Haeftens Dokumentenanhang als Anlage 13, Teil II In diesem Text als Anlage Nr. 28 abgedruckt Ein Risiko allerdings stellte die Untersuchung für Haeften nicht dar weil sie von einem Gegner Falkenhayns, dem Generaladjutanten von Plessen geführt wurde und Haeften außerdem sich vorsichtshalber vorher Rückendeckung bei Hindenburg und Moltke verschafft hatte.

  53. Vgl. die Aktennotiz Moltkes vom 24. Jan. 1915 und das Telegramm Plessens an Moltke vom 23. Jan. 1915, beide abgedr. bei Moltke a. a. O., S. 416 f. Der hier erwähnte Brief Wilhelms II. an Moltke ist nach dem Tode Moltkes ungeöffnet auf Kaiserlichen Befehl verbrannt worden, wie Haeften (Dokumentenanhang Anlage 13/11) mitteilt.

  54. Brief Moltkes an Hindenburg vom 23. Jan. 1915, Moltke a. a. O., S. 417 ff. Er rechnet dabei fälschlich die Rückberufung Ludendorffs und die Bereitstellung der vier Korps als Erfolge von Haeftens Mission Nadi Haeftens Darstellung, S. 78 soll dieser Brief Moltkes für Hindenburg den Ausschlag gegeben haben, auf weitere Schritte zu verzichten.

  55. RA VII, S. 160.

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