Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Rußland mit westlichen Augen gesehen | APuZ 15/1963 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 15/1963 Rußland mit westlichen Augen gesehen Abfall vom Kommunismus Die Bücher der „Enttäuschten"

Rußland mit westlichen Augen gesehen

Walter Laqueur

Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers werden in dieser Ausgabe zwei Artikel aus einer Sondernummer der Londoner Vierteljahreszeitschrift SURVEY veröffentlicht, die dem Thema " The Western Image of the Soviet Union’’ gewidmet war. Es handelt sich um den einleitenden Aufsatz von Walter Laqueur und einen Beitrag von Konstantin A. Jelenski über Bücher von Exkommunisten. Laqueurs Artikel wurde um die Passagen gekürzt, die sich auf die weiteren in SURVEY abgedruckten Detailuntersuchungen beziehen. Aus dem ursprünglichen Ersdieinungsort erklärt sich, daß die Verfasser sich fast ausschließlich auf englische oder amerikanische Veröffentlichungen über die Sowjetunion beschränken. Selbstverständlich hat es in der Weimarer Republik, im besonderen in der nationalsozialistischen Zeit, auch eine deutsche Rußlandliteratur gegeben, die einen höchst ergiebigen Beitrag zum Studium der politischen Psychopathologie geliefert hat. Walter Laqueur arbeitet zur Zeit an einem Buch über die deutsch-russischen Beziehungen im 20. Jahrhundert, in dem die nationalsozialistische Rußlandpoiiiik und -literatur ausführlich geschildert werden.

Anmerkungen zu den westlichen Vorstellungen von der Sowjetunion seit 1917

Walter Laqueur: Rußland mit westlichen Augen gesehen.......................... Seite Konstantin A. Jelenski: Abfall vom Kommunismus . . Seite 12 3

Kann man die Mitwelt zum Nutzen zukünftiger Jahre belehren?

In der Vorrede zu seinem Buch Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1514 schreibt Leopold von Ranke, der Historie sei das Amt beigemessen, „die Vergangenheit zu richten, die Mitwelt zum Nutzen zukünftiger Jahre zu belehren". Der darauf-folgende Satz ist vielleicht der berühmteste der gesamten historischen Literatur:,, So hoher Ämter unterwindet sich gegenwärtiger Versuch nicht: er will bloß zeigen, wie es eigentlich gewesen." Seit Ranke sind die meisten Historiker ehrgeiziger, wenn auch nicht unbedingt erfolgreicher gewesen: Sie haben sich tatsächlich bemüht, „die Mitwelt zum Nutzen zukünftiger Jahre zu belehren“. Die Art und Weise, wie sowjetische Geschichte in den Werken behandelt wird, von denen im folgenden die Rede sein wird, gibt Beispiele dafür. Es handelt sich dabei um Zeitgeschichte, deren Schilderung, wie allgemein bekannt, eine doppelte Schwierigkeit bietet; erstens hat jemand, der Zeitgeschichte zu schreiben versucht, in der Regel weniger Zugang zu dem grundlegenden Quellenmaterial als seine Ko

legen, die sich mit der weiter zurückliegenden Vergangenheit beschäftigen; zweitens fehlt ihm der Abstand von seinem Studienobjekt, er neigt dazu, sich gefühlsmäßig stärker zu engagieren, als die Puristen für angebracht halten.

Diese Schwierigkeiten schließen jedoch die Notwendigkeit, Zeitgeschichte zu schreiben, nicht aus. Die Geringschätzung, mit der einige Historiker sie betrachten, ist verhältnismäßig neu; schließlich hat Ranke nicht nur über das Mittelalter, sondern auch über die Nachwehen der Französischen Revolution geschrieben, über Dinge also, die sich zu seinen Lebzeiten abgespielt haben. Michelet und Thierry, Guizot und Mignet befaßten sich alle mit dem Frankreich, in dem sie selber lebten, und Lord Acton war in die Auseinandersetzungen, die damals innerhalb der katholischen Kirche stattfanden, selbst stark verwickelt. Sie alle hätten den Worten eines späteren Historikers Trevelyan zugestimmt, der über die Objektivität sagte: „Leidenschaftslosigkeit — nil admirari — kann den begabtesten Historiker dazu verführen, eine wesentliche Wahrheit über seinen Gegenstand zu übersehen." Für E. H. Carr, dessen History of Soviet Russia (4 Bde., London 1950— 54) zweifelloseinehervorragende Leistung darstellt, gilt die gleiche Kritik, die Trevelyan über Creightons Behandlung von Luther äußerte: was er sagt, ist gerecht und zutreffend, aber aus diesem Buch allein würde man niemals merken, daß er eine bedeutende und mitreißende Bewegung schildert, die leidenschaftliche Beteiligung, Idea-lismus und Selbstaufopferung und das Gegenteil davon hervorrief. Auch ist das nicht der einzige kritische Einwand: Carr ist das Gegenteil von Cato, von dem gesagt wurde Vic-trix causa deis placuit sed victa Catoni *).

Es muß betont werden, daß Leidenschaftslosigkeit bei einem Historiker nicht der höchste Wert ist.denn es könnte sonst leicht der Eindruck entstehen, daß ein größeres Maß an Objektivität dem Westen dazu verholten hätte, sich ein weniger fehlerhaftes Bild von der Sowjetunion zu machen. Das trifft nicht notwendig zu, denn es war nicht so sehr die leidenschaftliche Anteilnahme, die die Fehler hervorrief, als die Unfähigkeit oder die mangelnde Bereitschaft des Historikers, seine kritischen Fähigkeiten zu gebrauchen.

Der Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz ist gekommen Der gegenwärtige Augenblick ist besonders geeignet, innezuhalten und die wichtigsten schriftlichen Äußerungen des Westens über die Sowjetunion erneut zu überprüfen. Zwar sind nicht alle Leidenschaften erloschen, die die zwanziger und dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts hervorgerufen haben, aber die Erinnerungen werden allmählich schwächer in einer Zeit, in der eine Generation heranwächst, für die nicht nur Trotzkij, sondern sogar Stalin zur Geschichte der Vergangenheit gehört.

Einige grundlegende, gestern noch erbittert bestrittene Tatsachen werden heute nicht mehr geleugnet — so zum Beispiel die Säuberungsaktionen und die Moskauer Prozesse. Im folgenden werden einige Bücher einer kritischen Untersuchung unterzogen.

Dabei handelt es sich nicht darum, unsere Überlegenheit auf dem Gebiet der Geschichtsschreibung zu dokumentieren. Nichts ist leichter als die falschen Propheten von gestern hintennach lächerlich zu machen. Einige Beobachter stellten erstaunlich richtige Prognosen, und wo die anderen irrten, läßt sich fast immer eine auf unsere Zeit anwendbare Lehre ziehen. Der XX., ja noch mehr der XXII. Parteitag der KPdSU haben neue Ausblicke eröffnet; jetzt ist also der Augenblick für einen Zwischenbericht.

Spekulationen über die historische Rolle Rußlands Rußland gehört zu den Ländern, denen Metaphysiker eine historische Mission und eine Bestimmung zugesprochen haben. Das geht zurück auf die Zeit, in der die Vorstellung eines Dritten Roms (Moskau) entstand; manche, wie Gogol, haben Rußland mit einer Troika in voller Fahrt verglichen, deren Ziel niemand kannte. Andere sahen in ihm entweder die Geißel oder den Retter des Westens. Auch außerhalb Rußlands gehen die Spekulationen über seine Rolle in der Geschichte und seine Zukunft mindestens drei Jahrhunderte zurück: In England beschäftigten sich Dichter und Pamphletisten damit, in Frankreich Diplomaten und Essayisten, während in Deutschland solche Spekulationen im ganzen Volke ge= radezu Mode waren. Gehörte Rußland zum Westen oder zum. Osten?

Briten und Russen sind nur dem Namen nach verschieden.

Im Sinne der Natur sind alle Völker gleich . . .

schrieb Aaron Hill im Jahre 1718 in einem Peter I. gewidmeten Gedicht; ein anderer Zeitgenosse, Jean-Jacques Rousseau, nannte die-sen Herrscher „le plus barbare de tous les hommes". Im 19. Jahrhundert war Rußland für die meisten europäischen Demokraten und Liberalen das große Schreckgespenst, obwohl es auch einige abweichende Stimmen gab. So hielt Heine den zaristischen Absolutismus für den besten Verbündeten der europäischen Revolution in ihrem Kampf gegen die alte Ordnung. Der Franzose Ernest Couerderoy schrieb im Jahre 1854 ein bemerkenswertes Pamphlet Hourra, ou la revolution par les Cosaques, in dem er die „Proletarier des Nordens" als Mitstreiter im Kampf gegen die verderbte Kultur des Westens begrüßte Einige kürzlich wiederentdeckte Geschichtsphilosophen des 19. Jahrhunderts, wie Vollgraff und Lasaulx, stellten detaillierte Theorien auf über den Niedergang des Westens und den Aufstieg des Ostens und nahmen damit vieles vorweg, was in unserer Zeit von Spengler und Toynbee gesagt worden ist.

Französische und Russische Revolution von außen gesehen Es steht jedermann frei, sich in Spekulationen über die Zukunft eines bestimmten Landes oder über die Welt im allgemeinen zu ergehen. Wenn jedoch der spätere Gang der Ereignisse seine Thesen Lügen straft, so werden auch die geistreichsten Argumente und die zwingendste Logik bald vergessen sein, außer von denen, die sich berufsmäßig mit der Ideen-geschichte zu befassen haben. Allerdings ist es ein riskanter Zeitvertreib, bei dem nur wenige zu Ansehen gelangen, viele aber an Ansehen verlieren, und wenn politische Analyse und politische Voraussagen schon in Zeiten des Friedens und der Ruhe gefährlich sind, so werden sie in den Zeiten der Unruhe und der Revolution noch gefährlicher. Und doch sind es gerade die Zeiten der Revolution, in denen die Menschen sich mit den großen Fragen des Tages am schärfsten auseinander-setzen müssen. Das klassische Beispiel ist die Französische Revolution: kein Europäer konnte abseits stehen. Beredte Zeugen haben uns berichtet, welchen Eindruck sie auf den Enthusiasten machte — und wer war kein Enthusiast in jener seligen Morgenröte?

Klopstock, nicht weniger mitgerissen als der Engländer Wordsworth, sprach für die Mehrheit der deutschen „Dichter und Denker", als er schrieb:

Frankreich schuf sich frei. Des Jahrhunderts edelste Tat hub da sich zum Olympus empor!

In letzter Zeit ist erneut darauf hingewiesen worden, welch ungeheure Popularität die Französische Revolution in ihrer Frühzeit in England genoß, und zwar nicht nur in literarischen und künstlerischen Kreisen. „Sie schien das Ende jenes mittelalterlichen Obskurantismus in Institutionen und Glaubenshaltungen zu bezeichnen, der mit dem alten Regime in Verbindung gebracht wurde. Sie war das Symbol für die Vernichtung der Despoten in Kirche und Staat und für die Chance eines Zeitalters, in dem die von den Fesseln der Vergangenheit befreite menschliche Persönlichkeit zu einer neuen Erfüllung gelangen konnte."

Die Diskussionen und Auseinandersetzungen über die Französische Revolution, die in Deutschland und England und auch in anderen Ländern stattfanden, haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den Debatten der zwanziger und dreißiger Jahre über den sowjetischen Kommunismus. Burke hatte ebenso wenig Sinn und Verständnis wie mancher Konservativer des 20. Jahrhunderts für das Bestehen einer „revolutionären Situation" und führte alles, was geschah, auf die Schlechtigkeit des einzelnen zurück. Die Erklärung der Menschenrechte war ein großes geschichtliches Ereignis, und Thomas Paine hatte recht als er sie so nannte, aber unter der Herrschaft des Wohlfahrtsausschusses und Napoleons bedeutete sie kaum noch etwas. Wie Sidney Webb (um nur einen Namen zu nennen) die Beurteilung der Stalinschen Verfassung auf ihren Wortlaut gründen konnte, ist schwerer zu verstehen. Die russische Revolution hatte ihr Koblenz (Sammelpunkt der franzöischen Emigration) und ihren Rivarol (französischer Schriftsteller, Anhänger des Ancien regime, 1753— 1801) ebenso wie ihren Marat und Desmoulins; auch sie verschlang ihre Kinder, aber heute sind auch die Säuberer der Sauberer gesäubert worden und die Emigranten sind niemals zurückgekehrt.

Die Französische Revolution wurde von der öffentlichen Meinung in Europa mit überwältigender Mehrheit bejubelt, wenn auch die meisten ihrer Bewunderer schon im Jahre 1792 ihre Ansicht revidiert hatten. Die russische Revolution wurde nur von einer Minderheit begrüßt; begeisterte Unterstützung wurde ihr erst sehr viel später — während der Volksfrontperiode und während des Zweiten Weltkrieges — zuteil, und zwar unter dem Eindruck von Ereignissen, die sich außerhalb von Rußland abspielten.

Fehlurteile der ersten Jahre Die Geschichtsschreibung muß ihrer ganzen Natur nach auswählen. Kein wissenschaftliches Werk kann jede Meinung weitergeben, die im Zusammenhang mit einem bestimmten Ereignis geäußert wurde, ja es wäre nicht einmal wünschenswert, daß dies geschähe. Die folgenden Bemerkungen beschränken sich auf einige wichtige Meinungen, die außerhalb Rußlands und außerhalb der kommunistischen Parteien geäußert wurden. Die Produkte einiger am Rande stehender Anomaler oder die bewußten Lügen, die verbreitet wurden, erneut zu untersuchen, hat offensichtlich wenig Sinn, -die Geschichte von der „Sozialisierung" der Frauen von Moskau, Kiew und Odessa ist wohl das bekannteste Beispiel, das noch in Erinnerung geblieben ist. Aber es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen der vom Propagandaapparat eines totalitären Staates systematisch verbreiteten Lüge und den gelegentlich falschen Darstellungen von Journalisten, die für die sensationshungrigen Blätter der demokratischen Welt schreiben.

Gegen die Sowjetunion ist in ihren ersten Anfängen viel gesündigt worden, und die bolschewistische Propaganda hat großen Nutzen aus den Erfindungen und Verzerrungen ihrer Feinde gezogen. Der allererste Leitartikel über die Revolution in der Londoner Zeitung Mor- ning Post trug die Überschrift „Revolution Made in Germany", und viele andere zeitgenössische Beobachter äußerten sich in einem ähnlichen Sinne Die meisten Kommentatoren machten sich nicht die Mühe, die Revolution außerhalb des engen Rahmens der ständig wechselnden Tagesereignisse des Ersten Weltkrieges zu betrachten und übersahen damit völlig ihre gewaltige politische und soziale Bedeutung.

Die Kritik aus der ersten Zeit beruhte weitgehend auf falschen Informationen über russische Angelegenheiten und auf einer totalen Unkenntnis auch nur der elementarsten Grundsätze des Marxismus; außerdem verriet sie einen völligen Mangel an politischer Phantasie. Das sowjetische Experiment, so sagte man, könne nicht funktionieren; der Herausgeber der Londoner Daily News (keine sehr feindselig eingestellte Zeitung) berichtete nach einer Reise nach Moskau, „der Kommunismus scheitert, weil er ein undurchführbares Ideal ist"., Das war nur eine von vielen Stimmen; die zur Unterstützung dieser These vorgebrachten Argumente lesen sich nach dreißig oder vierzig Jahren recht sonderbar: Der Kommunismus müsse scheitern, weil er zu egalitär sei, jeder verdiene das gleiche, daher bestehe kein Antrieb zur Produktion; die Planwirtschaft sei eine Chimäre, die niemals verwirklicht werden könne; Rußland werde bald zu seiner alten nationalistischen Tradition zurückzukehren. Ustrjalov in Charbin und seine Freunde von der Smena Vech in Prag packten bereits ihre Koffer, um zurückzukehren. Einmal glaubte man, die sowje-tische Regierung werde sich bald nach der neuen NEP-Bourgeoisie richten (NEP = Neue Ökonomische Politik); Alfred Fabre Luce, der sich im Jahre 1927 angesichts des Kremls in Spekulationen erging, berichtete, Stalin werde als „le roi des kulaks" angesehen. Rechtsextremisten hielten die ganze Angelegenheit für eine Verschwörung der Weisen von Zion, die von den drei Juden Lenin, Stalin und Trotzkij inszeniert worden sei. Die Vorstellung, die sich die Öffentlichkeit von den Bolschewisten machte, wurde in einigen englischen Romanen verhältnismäßig treffend dargestellt — der Kommunismus war ein Synonym für Anarchismus, eine Verschwörung mit dem Ziel, die ganze Welt in einen chaotischen Zustand zu stürzen.

Diese frühe Periode der allgemeinen Unkenntnis wirkte sich verständlicherweise zugunsten der Kommunisten aus;

als die Jahre vergingen und das „sowjetische Experiment" einige aufsehenerregende wirtschaftliche und militärische Erfolge zu verzeichenen hatte, als man allmählich einsah, daß Rußland weder ein Paradies der freien Liebe noch das Eldorado der Anarchisten war, wuchs die Neigung, überhaupt keine Kritik mehr an Rußland und dem sowjetischen Kommunismus zu üben. Die Folge war, daß die Sowjetunion unter Stalin größere Unterstützung zu erhalten begann als unter Lenin.

Freiwilliger Verzicht auf die kritischen Fähigkeiten Die Anziehungskraft, die Stalin und Rußland unter Stalin auf so viele westliche Intellektuelle ausübte, ist ein vielschichtiges Phänomen, das nicht mit einer einzigen Formel erklärt werden kann; verschiedene Menschen wurden durch verschiedene Aspekte angesprochen. Lion Feuchtwanger, ein empfindsamer Schriftsteller und der Verfasser einer Anzahl von außerordentlich lesenswerten historischen Romanen, war, ehe er im Jahre 1937 nach Moskau ging, kein Kommunist, geschweige denn ein Stalinist. Was hat er gesehen, welchen Eindruck erhielt er zu der Zeit, als die Säuberungsaktionen ihren Höhepunkt erreichten?

Die ganze große Stadt Moskau, so schrieb er, strahle Befriedigung und Einverständnis, ja mehr als das, Glück aus. Wer Augen habe zu sehen und Ohren zu hören, wer zwischen echt und unecht zu unterscheiden verstehe, spüre bei jedem Schritt, daß die Worte vom „glücklichen Leben" nicht nur leeres Gerede seien.

-

Und Stalin und der Stalinkult?

Das Volk, schrieb Feuchtwanger, empfinde das Bedürfnis, Stalin gegenüber seine Dankbarkeit, seine grenzenlose Bewunderung zum Ausdruck zu bringen. Doch Stalin wolle gar nicht so bewundert werden. Er sei besonders zurückhaltend, und es ärgere ihn offensichtlich, vergöttert zu werden.

Wie sollte man die Säuberungsaktionen und die Schauprozesse erklären?

Einige seiner Freunde, so heißt es weiter bei Feuchtwanger, die sonst ganz vernünftige Leute seien, empfänden die Prozesse von Anfang bis Ende sowohl dem Inhalt als auch der Form nach tragikomisch, barbarisch, unglaublich und monströs.

Doch als er, Feuchtwanger, dem zweiten Prozeß beigewohnt habe, hätten sich seine Zweifel wie Salz im Wasser aufgelöst unter dem Eindruck dessen, was Radek und seine Freunde aussagten. Wenn das Lügen gewesen seien, oder irgendwie vorher zurechtgelegt, dann wisse er nicht, was Wahrheit sei.

Den eigensinnigen westlichen Intellektuellen, die dennoch an ihren Zweifeln festhielten und behaupteten, Stalins Despotismus und Terror seien lediglich der Ausdruck seiner Macht-gier, sagte Feuchtwanger mahnend, ein solches Geschwätz zeige Unkenntnis der menschlichen Seele und Mangel an Urteilsvermögen. Man brauche nur irgendein Buch, eine Rede von Stalin anzusehen, nur irgendeinen bestimmten Schritt, den er im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der UdSSR unternommen habe, ins Gedächtnis zurückzurufen, und es zeige sich über jeden Schatten eines Zweifels hinaus, daß dieser kluge, überlegene Mann unmöglich die kolossale Dummheit begangen haben könne, eine so ungeschickte Komödie mit der Hilfe zahlloser Mitarbeiter inszeniert zu haben Lion Feuchtwanger war nicht einmal der extremste Fall;

in Paris, London und New York gab es viele, die bereit waren, nicht nur alle Zweifel über Stalin zu seinen Gunsten auszulegen, sondern ihn auch begeistert zu unterstützen. Es handelt sich dabei um einen freiwilligen Verzicht auf die Fähigkeit der kritischen Beurteilung, um eine trahison des clercs, die nur noch mit der Haltung verglichen werden kann, die so viele deutsche Intellektuelle im Jahre 1933 an den Tag legten. In einem totalitären Staat mag es für Intellektuelle mildernde Umstände geben, aber eine Entschuldigung für diejenigen zu finden, denen die Wahl noch offenstand, ist schwer.

Zugegeben, man ist stets geneigt, die Rolle, die die Dummheit in menschlichen Angelegenheiten spielt, zu unterschätzen. Harold Laski aber (um nur einen Namen zu nennen) war ein hochintelligenter Mann, der — im Gegensatz zu dem Literaten Feuchtwanger — sich sein Leben lang dem Studium der Innen-und Außenpolitik gewidmet hatte. Und doch berichtete dieser Laski nach einer Reise, die er Mitte der dreißiger Jahre nach Stalins Ruß-land unternahm:

„Ich habe keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen der Art des Prozeßverfahrens in Rußland und hier (in England) beobachtet."

Den sowjetischen Gerichten, so bemerkte er, *läge viel mehr an Vorbeugung und Heilung als an Abschreckung und Strafe. Niemand sei so besorgt um die Verhinderung von Verbrechen als Wyschinskij, mit dem Laski ein langes und freundschaftliches Gespräch führte:

„Ich war vorher geneigt, ihn im wesentlichen in seiner Eigenschaft als Staatsanwalt zu sehen... Ich fand in ihm einen Mann, der sich leidenschaftlich für eine Reform des Rechts interessierte. Ich habe niemanden kennengelernt, der offener von den Schwächen des Systems sprach, niemanden der klarer sah, welche Schritte er zur Verbesserung dieses Systems zu unternehmen wünschte. Er tat genau das, was ein idealer Justizminister tun würde, wenn wir in England einen solchen Mann hätten — er zwang seine Kollegen, daran zu denken, was die praktische Anwendung des Rechts im Alltag tatsächlich heißt. Er widmete sich der praktischen Verwirklichung des Rechts mit einer Energie, wie wir sie in England seit Jeremy Bentham nicht mehr gesehen haben" Wyschinskij-Bentham als idealer Justizminister in Großbritannien — das war ein kühner und origineller Vorschlag, aber nicht kühner oder origineller als manche Äußerungen, die das Ehepaar Sidney und Beatrice Webb, Professor Cole und viele andere westliche Autoren damals machten.

Sie setzten auf Stalin Das waren also die Intellektuellen, die sich im Namen des Fortschritts und des Idealismus für Josef Stalin erklärten. Doch es gab noch andere, die weder Intellektuelle noch Fortschrittler waren und dennoch zu den gleichen Schlüssen gelangten. Walter Duranty, langjähriger Korrespondent der New York Times in Moskau, sprach die Meinung vieler aus, als er schrieb: „Ich huste auf Sozialismus, Totalitarismus und alle ihre anderen . Ismen'

Aber über Stalin sagte er:

„Ich setzte auf Stalin, wie man auf ein Pferd setzt, bis man es als mein Pferd’ ansieht, obwohl es X oder Y oder sonstwem gehört; man hält es für das eigene Pferd, weil man immer darauf gesetzt hat. Das war meine Einstellung zu Rußland, das ist meine Einstellung zu Stalin!"

Einer dieser Realisten, die auf den Sozialismus „husteten" (unter anderem, weil er ein mehrfacher Millionär war), die aber dennoch Stalin als ihr Pferd betrachteten, hieß Joseph E. Davies und war der amerikanische Botschafter in Moskau in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre. Als er, der Rechtsanwalt, bei den Prozessen zuhörte, kam er, wenn auch widerstrebend, „zu dem Schluß, der Staat habe tatsächlich seine Anklage bewiesen".

„Alles in allem genommen würde es mir schwer fallen, mir einen Gerichtshof vorzustellen, welcher Art auch die Gerichtsver-fassung sei, der zu einem anderen Ergebnis gekommen wäre, als daß die Angeklagten der Gesetzesverletzung, wie sie in der Anklageschrift behauptet und wie die Gesetzes-paragraphen sie beschreiben, schuldig zu befinden seien"

Wenn Botschafter Davies die Lage zur Zeit des Radek-Pjatikov-Prozesses immer noch undurchsichtig fand („Allerdings ist es eine einfache Tatsache, daß die gewöhnliche Psychologie auf die hiesige Situation nicht paßt."

[S. 130 f. ]), so wurden seine Zweifel durch den Bucharin-Prozeß völlig zerstreut.

„Alle Grundübel und -schwächen der menschlichen Natur — persönlicher Ehrgeiz in seiner schlimmsten Gestalt — zeigen sich in diesem Verfahren. Es enthüllt den Umriß eines Komplotts, das mit seinem Zweck; den Sturz der jetzigen Regierung zu bewerkstelligen, beinahe Erfolg gehabt hätte. Die diesmaligen Aussagen erklären, was wir im letzten Sommer nicht verstehen konnten und was damals vorging . . . Die Regierung aber ging mit äußerster Energie und Raschheit vor. ... Dann kam ans Tageslicht, daß eine kleine Zahl von führenden Persönlichkeiten von dem Gift des Verschwörungsgeistes angesteckt waren und tatsächlich mit den Organisationen des deutschen und japanischen Geheimdienstes zusammenarbeiteten. ... Offengestanden, man kann es den Machthabern nicht verdenken, daß sie so reagierten, wenn sie das glaubten, was jetzt in dem Prozeß enthüllt wird" (S. 207 f.).

So schrieb Botschafter Davies am 8.

März 1938 an seine Tochter Emlen. Drei Jahre später sprach Davies vor dem University of Wisconsin Club:

„Es war genau drei Tage nach Hitlers Einfall in Rußland. Jemand von den Zuhörern fragte: . Wie steht es denn mit der Fünften Kolonne in Rußland?'Ohne Bedenken antwortete ich: . Gibt es nicht. Alle erschossen " (S. 210).

Als das Buch des Botschafters Davies erschien, wurde es vom größten Teil der Weltpresse allgemein als maßgebend begrüßt. „Eindrucksvolle Wortprotokolle''im Schauprozeß Weder Feuchtwanger noch Laski noch Botschafter Davies kannten Rußland wirklich genau; sie beherrschten die Sprache nicht und hatten sich bisher niemals längere Zeit im Lande aufgehalten. Aber gerade in diesem Fall wären, wie Bernard Pares einmal bemerkt, gründlichere Kenntnisse von größter Bedeutung gewesen:

„Man merkt immer sofort, ob jemand, der über Rußland schreibt, wirklich dort gelebt hat oder nicht; das ist eine Art Freimaurertum, das mit der sozialen Schicht oder den sonstigen Ansichten gar nichts zu tun hat"

Bernard Pares jedenfalls kannte Rußland gut von seinen häufigen Besuchen her, die mit einem Aufenthalt als Student an der Universität Moskau im Jahre 1898 angefangen hatten, -er war der Verfasser zahlreicher historischer Arbeiten und galt gegen Ende seines Lebens allgemein als der führende britische Fachmann für Rußland und die Sowjetunion. Dieser Rußlandexperte beging nur einen Fehler: Er „hustete" (wie Walter Duranty es ausgedrückt hätte) auf Sozialismus, Marxismus und jeden anderen Ismus (wenn er selbst es kaum jemals so kraß gesagt hat); er verließ sich auf die gute alte empirische Methode und hielt sich an Taten, nicht an Worte. „Wenn wir seine Taten und nicht seine Worte betrachten (eine Lieblingsformulierung von Pares, wenn er das Thema Stalin behandelt), so zeigt sich, daß er (Stalin) seinen Kurs stetig und radikal geändert hat (weg vom Leninismus)." Rußland unter der Herrschaft Stalins schien Pares „der echten Demokratie näher zu kommen als die liberale Bewegung vor der Revolution; denn damals war der Liberalismus eine Theorie, der der Sinn für Pflicht und Verantwortung fehlte; jetzt werden Charakter und Ziel und damit der Stoff allmählich erkennbar, aus dem echte Demokratie geschaffen werden kann"

Hinsichtlich der Prozesse und Säuberungsaktionen vertrat Pares die übliche Ansicht: „Zinovjev wurde schließlich zur Strecke gebracht und starb, immer noch kriechend, wie der Feigling, der er stets gewesen... Fast alle Angeklagten gaben zu, daß sie sich (an der Verschwörung) beteiligt hatten, und in diesem Punkt ist es nicht nötig, an ihren Aussagen zu zweifeln, durch welche Methode auch immer sie ursprünglich zustandegekommen sein mögen. Die umfangreichen Wortprotokolle waren jedenfalls eindrucksvoll" Von all den damals geäußerten törichten und dummen Kommentaren verdient dieser wohl am meisten, wiederholt und im Gedächtnis behalten zu werden: „Die umfangreichen Wortprotokolle waren jedenfalls eindrucksvoll." Und solche Perlen der Weisheit waren das Ergebnis eines fünfzigjährigen Studiums der russischen Geschichte, des russischen Volkes, des Landes und der Sprache!

Uber die Nachkriegswelt und Rußlands Rolle darin zeigte sich Pares sehr zuversichtlich: hatten nicht die drei großen Verbündeten bestimmte Grundsätze gemeinsam? „Alle Drei haben in gleicher Weise mit der unausweichlichen Aufgabe ringen müssen, eine starke Bundesgewalt mit regionaler Selbständigkeit in Einklang zu bringen."

Man hätte sich wahrhaftig noch andere Ähnlichkeiten ausdenken können, wie zum Beispiel die gemeinsame Aufgabe, Schulen zu bauen, Tomaten zu züchten oder Klosettpapier herzustellen. Was Stalin und seine Politik in der Nachkriegszeit betraf, so meinte Pares:

.....seine Taten sind sehr viel aufschlußreicher als seine Worte gewesen. Er hat es in ganz bestimmten Richtungen schon sehr weit gebracht. Wenn ich nach seiner Vergangenheit urteile, so würde ich seine künftigen Handlungen folgendermaßen voraussagen: Er hat bewiesen, daß ihm sein eigenes Land am wichtigsten ist, daß er seinen Ruf aufs Spiel gesetzt hat, um ein rein praktisches Programm von gewaltigem Ausmaß zu verwirklichen, nämlich die radikale Neugestaltung seines Landes zum Wohle aller. Dafür braucht er den Weltfrieden ... Man darf ihm die vernünftige Einsicht zutrauen, daß auch er dazu beitragen muß, den Weltfrieden aufzubauen ... Polen oder Tschechen unter russische Herrschaft zu bringen, wäre nicht vernünftig"

D i e Wa h r h e i t setzt sich auf die Dauer durch Manchmal wird man — wie der Geistliche in Don Quijotes Bibliothek — es leid, ein Buch nach dem anderen aus den Regalen zu nehmen und ein Urteil darüber zu fällen, und man ist versucht, in Bausch und Bogen zu richten. Aber das dürfte kaum die richtige Methode sein, um denen gerecht zu werden, die an den üblichen Normen und Maßstäben nicht gemessen werden können. Dafür ist Rosa Luxemburg ein Beispiel, eine „Westliche", die aber den Bolschewisten sehr nahe stand; ihr 1918 geschriebenes kleines Buch über die russische Revolution zeigt, daß sie sich völlig darüber im klaren war, was der jungen Sowjetrepublik bevorstand. Aber das waren damals einsame Stimmen in der Masse derer, die Rußland entweder mit völliger Verständnislosigkeit oder mit kritikloser und ehrfürchtiger Bewunderung gegenüberstanden. Und wie sieht es nun fünfundvierzig Jahre später aus?

Im ganzen gesehen ist das Niveau der Berichte über die Sowjetunion und der Vorstellungen von ihr seit den dreißiger Jahren gestiegen. Das muß zum Teil dem verblichenen Josef Stalin zugeschrieben werden, der vor allem während seiner letzten Jahre auch die widerstrebendsten seiner enthusiasmierten Anhänger zwang, ihre Einstellung erneut zu überprüfen. Es beruht ferner darauf, daß Spezialisten seit zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren ein umfangreiches Tatsachenmaterial über sowjetische Probleme zusammengetragen haben, vom sowjetischen Eisenbahn-system angefangen bis zu den Einzelheiten des sowjetischen Grundschulwesens. Natürlich kann man leicht über diese gelegentlich übertrieben detaillierten Untersuchungen spotten, da keine für sich genommen unser Verständnis des „Sozialistischen Sechstels der Erde" fördert; zusammen aber stellen sie ein eindrucksvolles Wissenskompendium dar. Diese Kenntnisse sind allerdings in der Öffentlichkeit viel zu wenig verbreitet, und selbst diejenigen Menschen, die sich mit der Weltpolitik zu befassen haben und daher größeres Interesse zeigen sollten, wissen oft nur wenig davon; dennoch übt dieses Wissen im ganzen gesehen eine Wirkung aus, die nicht unterschätzt werden sollte. Es wird heute viel mehr russisch gelesen (einschließlich sowjetischer Zeitungen und Zeitschriften), und das Studium sowjetischer Angelegenheiten im allgemeinen ist sehr viel weiter verbreitet. Das Studium der UdSSR, ihrer Institutionen, ihres wirtschaftlichen und kulturellen Lebens als wissenschaftliche Disziplin existierte vor dem Zweiten Weltkrieg nicht. Heute ist das natürlich alles anders geworden, und die Entmythologisierung ist daher schon ziemlich weit fortgeschritten. Wohl begegnet man in Zeitungen und Büchern, im Rundfunk und Fernsehen immer noch einem verhältnismäßig großen Maß von Unwissenheit über Rußland, und einige der alten Streitrösser sind noch immer unter uns, aber ihr Publikum in Europa ist kleiner geworden. Auch in den neu gegründeten unabhängigen Staaten Asiens und Afrikas lernt die öffentliche Meinung überraschend schnell zu differenzieren. Zwar versuchen sich neben den Fachleuten alle paar Jahre einige seltsame Amateur-Beobachter an sowjetischen Fragen (angefangen von Dr. Fromm und Feldmarschall Montgomery bis zur amerikanischen Birch Society), aber ihr Einfluß auf die gut unterrichtete Öffentlichkeit ist nur gering. Jedenfalls ist es unwahrscheinlich, daß einige der früheren groben Schnitzer nochmals begangen werden.

Es sollte hier angedeutet werden, daß eine politische Überzeugung, die auf Vorurteilen, Illusionen, Wunschdenken und manchmal, wie im Falle der Moskauer Prozesse, auf willkürlicher Verzerrung der Wahrheit beruht, nur geringen Wert besitzt und sich nicht lange halten kann. Im größeren Zusammenhang gesehen wirkt sie sogar ihren eigenen Zielen entgegen. Denn es ist tröstlich zu wissen, daß in einem sonst zynischen Zeitalter die Wahrheit doch früher oder später ans Licht kommt.

Auch die abgehärtesten Rechtfertiger der Moskauer Prozesse z. B. sind heute nicht mehr sehr stolz auf das, was sie damals gesagt und geschrieben haben. Historische Wahrheit setzt sich nur mit quälender Langsamkeit durch, aber auf die Dauer gesehen setzt sie sich durch. In diesem Sinne bietet das Studium westlicher Äußerungen über die Sowjetunion aus den letzten 45 Jahren eine Lehre, die zu ignorieren gefährlich wäre. In diesem Punkt (wie in vielen anderen) ist Unwissenheit nicht Unschuld, sondern Sünde.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Dieter Groh, Rußland und das Selbstverständnis Europas (1961); J. H. Gleason, The Genesis of Russophobia in Great Britain (1950); P. Scheibert, Von Bakunin zu Lenin, Bd. I (1955).

  2. J. H. Plumb, England in the eighteenth Century (1950).

  3. Vgl. M. M. Karlinder, „Oktjabr’skaja Revoljucija i angliskaja burzuasnaja pecat" in der dem Andenken von I A. Rothstein gewidmeten Festschrift Imperializm i bor'ba rabocego klassa (Moskau 1960) sowie Stephen Graubard, British Labour and the Russian Revolution (1956), passim. Die " Morning Post" schob die Schuld den „russischen Juden deutscher Abstammung" zu, die „Times" warf Kerenskij mangelnde Festigkeit vor, die britischen liberalen Zeitungen warfen der englischen Regierung Feindseligkeit gegenüber der russischen Provisorischen Regierung vor, während Brailsford im „Herald" schrieb, Lenins und Trotzkijs „eigentliches Verbrechen gegen Rußland liegt darin, daß sie in Kornilovs Fußstapfen folgend eine Epoche der Gewalttätigkeit weiter fortgesetzt haben". Siehe Richard H. Ullman, Intervention and the War.

  4. Daily News, 3. Juni 1924.

  5. Lion Feuchtwanger, Moskau 1937, S. 14, 20, 77, 82, 141.

  6. Harold J. Laski, Law and Justice in Soviel Russia (1935) S. 21.

  7. Walter Duranty, The Kremlin and the people (1942), S. 15.

  8. Joseph E. Davies, Mission to Moscow (1942) (zitiert nach der deutschen Ausgabe: Als USA-Botschafter in Moskau, Zürich 1943) S. 35.

  9. Bernard Pares, Russia (1940), S. 256.

  10. Russia and the Peace (1944), S. 33.

  11. Russia, S 262. Pares war von Radeks Geständnis so beeindruckt, daß er es in „The Slavonic Review" (April 1937) abdrucken ließ. Auch Sir John Maynard äußerte sich zu den Trotzkij-Prozessen: „Light on the Trotskyist Trials", Political Quarterly, Juli 1937: „. . . die Geständnisse sind nicht herausfordernd gewesen, sondern vielmehr reuig so wie das Geständnis eines Sünders, der ein volles Sündenbekenntnis ablegt und nichts entschuldigt."

  12. Russia and the Peace, S. 192.

Weitere Inhalte

Walter Laqueur, geb. 1921 in Breslau, Sohn eines Breslauer Universitätsprofessors. Herausgeber der Londoner Vierteljahreszeitschrift " SURVEY. A Journal of Soviet and East European Studies".