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Ost-und Südosteuropa-Forschung in Österreich | APuZ 14/1961 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 14/1961 Ost-und Südosteuropa-Forschung in Österreich

Ost-und Südosteuropa-Forschung in Österreich

JENS HACKER

Einleitung

Inhalt Einleitung A: Die Entwicklung der österreichischen Ost-und Südosteuropa-Forschung von ihren Anfängen bis 1945 1. Slawische Philologie 2. Osteuropäische Geschichte B: Der heutige Stand der Ost-und Süd-osteuropa-Forschung in Österreich I. Koordinierendes Organ II. Ost-und Südosteuropa-Forschung im Bereich der Universitäten 1. Universitäts-Institute 2. Lehrstühle und Dozenturen für osteuropäische Geschichte und Slawistik an den Universitäten Wien, Graz und Innsbruck III. Ost-und Südosteuropa-Kunde außerﮔڲﭓ=

Die österreichische Ost-und Südosteuropa-Forschung kann sich einer langen Vorgeschichte und glänzender Namen rühmen. Auf eine alte und ehrwürdige Tradition können vor allem die beiden zentralen Disziplinen dieses Lehrund Forschungszweiges zurückblicken, die auch heute als Grundlagen jeder weitergehenden Ost-Forschung angesehen werden müssen: die slawische Philologie und die osteuropäische Geschichte. Ihre Bedeutung reicht weit über den österreichischen Raum hinaus.

Fundamentale Verdienste hat sich beispielsweise die im Jahre 1849 an der Universität Wien begründete Lehrkanzel für slawische Philologie um die Schaffung und den ersten wissenschaftlichen Aufbau der „Slawistik“ als Universitäts-Disziplin erworben. Die „Wiener Schule“ der Slawistik umfaßt seit jeher die wissenschaftliche Erforschung der slawischen Sprachen, die Literatur-und Geistesgeschichte sowie die Volks-und Altertumskunde Ihre besondere Bedeutung beruht darin, daß aus ihr die Vertreter der Slawistik an allen Universitäten der Donaumonarchie, also in Agram, Budapest, Czernowitz, Graz, Klausenburg, Krakau, Lemberg, Prag (deutsche und tschechische Universität) und Wien, aber auch an den Universitäten Bulgariens (Sofia), Rumä-*S. niens (Bukarest und Jassy) und Serbiens (Belgrad) hervorgegangen sind, die wiederum ihre Schüler im Geist der Wiener Schule ausbildeten.

Die so begründete Gemeinsamkeit in Methode und Zielsetzung wissenschaftlicher und lehramtlicher Tätigkeit hat als ein die Slawisten Österreichs und ihre Fachgenossen in Bulgarien, Jugoslawien, Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei und Ungarn verbindendes Band ihre Wirkung bis in die Gegenwart bewahrt.

Innerhalb der historischen Osteuropa-Wissenschaften haben österreichische Gelehrte in der Erforschung der südosteuropäischen Geschichte bahnbrechende Arbeit geleistet. Schüler und Enkelschüler von Constantin Jirecek, der von 1893 bis 1918 in Wien gewirkt hat, waren und sind an den Universitäten Bulgariens, Jugoslawiens und Rumäniens tätig. Archäologie, Prähistorie, Ethnographie, Geographie, Meteorologie, Geologie, Mineralogie, Botanik, Zoologie und Anthropologie der Südostländer sind immer wieder Arbeitsgebiete österreichischer Forscher gewesen, die vielfach zu Wegweisern für ihre südosteuropäischen Fachgenossen wurden

Im folgenden wird der Versuch unternommen, einen Gesamtüberblick über die österreichische Ost-und Südosteuropa-Forschung der Gegenwart zu vermitteln. Da die gegenwärtige Lage dieses Lehr-und Forschungszweiges nur aus seiner langen Tradition heraus zu verstehen ist, wird der Übersicht ein historischer Rückblick vorangestellt. Um die Darstellung möglichst anschaulich zu gestalten, werden Lehre und Forschung getrennt behandelt. Zum anderen wird zwischen den Osteuropa-Forschung treibenden Instituten an den österreichischen Universitäten und jenen, die unabhängig von den Hochschulen arbeiten, unterschieden.

In die Übersicht werden außerdem jene Institutionen einbezogen, in deren Arbeitsbereich die Ost-und Südosteuropa-Kunde nur ein Teil-gebiet bildet. Auch ist die Arbeit bemüht, einen möglichst vollständigen Überblick über die in Österreic seit 1945 erschienenen Publikationen aus diesem Forschungsbereich zu geben

Diese Arbeit erscheint aus sachlichen Gründen deshalb gerechtfertigt, weil die deutschsprachige Ost-und Südost-Forschung innerlich weitgehend personell und organisatorisch verzahnt ist. So ist zum Beispiel nicht nur eine Anzahl österreichischer Wissenschaftler Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde und der Südosteuropa-Gesellschaft Mehrere österreichische Forscher sind auch an den Planungen des Südost-Instituts in München aktiv mitbeteiligt. Auf wissenschaftlichen Tagungen und Seminaren wirken darüber hinaus seit Jahren deutsche und österreichische Wissenschaftler eng zusammen. Diese Zusammenarbeit findet schließlich ihren Ausdruck auch in den wissenschaftlichen Zeitschriften der Ost-und Süd-osteuropa-Forschung, die in der Bundesrepublik und in Österreich erscheinen. — Auch darf nicht übersehen werden, daß die österreichische Slawentums-und Osteuropa-Forschung eine bedeutsame Stellung innerhalb der internationalen Organisationen einnimmt, zu deren Wirkungsbereich ihr Arbeitsgebiet gehört

A: Die Entwicklung der österreichischen Ost-und Südosteuropa-Forschung von ihren Anfängen bis 1945

1. Slawische Philologie

Die slawischen Studien hatten in Österreich bereits eine feste und bedeutende Tradition, als Vatroslav von Jagic im Jahre 1885 nach seiner Berufung aus Petersburg an die Universität Wien dort das „Seminar für slawische Philologie" begründete Während die erste staatliche Fürsorge für den Unterricht in slawischen Sprachen bereits auf die Zeit der Kaiserin Maria Theresia zurückgeht, erhielt die wissenschaftliche Beschäftigung mit den slawischen Sprachen in Österreich durch den Slowenen B. Kopitar (1780— 1844) entscheidende Impulse. Dieser stand in ständigem Gedankenaustausch mit dem in Prag wirkenden Begründer der slawischen Philologie Josef Do-brovsky (1753— 1829); er erwarb sich Verdienste um die Erschließung des Altkirchenslawischen als Herausgeber von Sprachdenkmälern und namentlich als scharfsinniger Kritiker. Sein Hauptverdienst besteht darin, daß er zwei der bedeutendsten Slawisten anregte und förderte: den Schöpfer der heutigen serbokroatischen Schriftsprache Vuk Karadzic (1787— 1864), der durch die Sammlung und Veröffentlichung der serbischen Volkslieder Weltruf erlangte, und seinen Landsmann Franz von M i k 1 o s i c h (1813— 1891). Miklosich, der zu den bedeutendsten Gelehrten der wissenschaftlichen Tradition Österreichs zählt, übernahm im Jahre 1849 den ein Jahr vorher von den slawischen Völkern der Habsburgischen Monarchie im Zuge der 48er Revolution erwirkten neuen Lehrstuhl für slawische Philologie an der Universität Wien Er entwickelte sich in der Folgezeit zu einem der größten Grammatiker seiner Zeit: Das Gesamtergebnis seines Schaffens war nichts weniger als ein erster, groß angelegter Grundriß der gesamten slawischen Sprachwissenschaft und ist in 34 selbständigen Werken und zahlreichen Abhandlungen niedergelegt. Mi-klosichs Nachfolger auf dem Wiener Lehrstuhl, der Kroate V. von Jagic (1838— 1923) führte das Werk seines großen Lehrers planmäßig weiter, baute es nach der philologischen Seite hin aus und ergänzte es durch grundlegende Forschung auf dem Gebiet der slawischen, besonders der südslawischen und russischen Literatur und durch vorbildliche Editionen kirchenslawischer Texte.

Miklosich und Jagic gebührt das große Verdienst, die slawische Philologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin mitbegründet und die fundamentale und zugleich universale Einstellung der „Wiener Schule" der Slawistik erarbeitet zu haben Die hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen beider Gelehrten und die spätere Gründung des „Seminars für slawische Philologie" durch Jagic (1885) machten Wien zum Mittelpunkt der Slawistik im damaligen Österreich, ja in Mitteleuropa Für die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Slawistik hatte außerdem größte Bedeutung das von Jagic begründete und geleitete „Archiv für slavische Philologie" (1876— 1920), das, wie der serbische Slawist A. Belic formulierte, „das Mittel war, mit welchem Jagic von Wien aus die gesamte europäische Slawistik durch 45 Jahre legierte"

Es sollte sich jedoch bald herausstellen, daß die gleichmäßige wissenschaftliche und lehramtliche Beschäftigung mit dem Gesamtgebiet der slawischen Philologie von einer einzigen Person infolge der raschen Entfaltung der slawischen Studien und der Vielfalt der zu erforschenden Fragenkomplexe (Sprachwissenschaft, Literaturgeschichte, slawische Altertumskunde und Ethnographie) nicht vertreten werden konnte. Freilich kam die Erkenntnis der Notwendigkeit einer Verdichtung des slawistischen Studienbetriebes zunächst der Geschichtswissen-schäft zugute: Denn Constantin J i r e c e k (1854— 1918), der 1893 auf Antrag von Jagic als Professeor der slawischen Philologie und Geschichte nach Wien berufen und zum Mitdirektor des Seminars für slawische Philologie beStellt wurde, war Historiker; seitdem er 1876 seine „Geschichte der Bulgaren“ veröffentlicht hatte, genoß er Weltruhm als bester Kenner und maßgeblicher Erforscher der Geschichte der südslawischen Völker. Sein Wirken in Wien, das 1907 in dem damals begründeten Seminar für osteuropäische Geschichte eine neue Heim-statt fand, hat wesentlich zur internationalen Geltung der österreichischen Südosteuropa-Forschung beigetragen Erst als Jagic 1908 in den Ruhestand getreten war, wurde in Wien eine zweite Lehrkanzel für slawische Philologie errichtet. Seine Schüler V. Vondräk und M. R e s e t a r führten nach Jagics Emeritierung seine Werke und seine Schule in Wien fort, „bis im Jahre 1918, mit dem Zerschlagen der österreichisch-ungarischen Monarchie, auch das . Goldene Zeitalter'der Wiener Slawist sein Ende fand"

Der Zusammenbruch des Habsburger Reiches führte dazu, daß die slawischen Professoren und Studenten der Wiener Universität nach 1918 in ihre nun staatlich selbständig gewordenen Heimatländer abwanderten. Der berühmte Wiener Lehrstuhl war verwaist, die Zukunft der slawischen Studien im deutschen Restösterreich in Frage gestellt. Dieser Zustand änderte sich erst, als im Jahre 1922 N. S. Trubetzkoy (1890— 1938) für den Lehrstuhl gewonnen wurde. Er entfaltete sich in Wien zu einem Sprach-forscher ersten Ranges und wurde der Begründer einer neuen linguistischen Schule, der Phonologie. Unter ihm gewann der Wiener sla-wistische Lehrstuhl abermals hohes Ansehen in der Welt. Die Reduzierung der Wiener Slawistik auf einen Lehrstuhl und die wirtschaft-liche Not der Nachkriegszeit im deutschen Österreich wirkten sich auf die weitere Entwicklung dieser Disziplin jedoch nachteilig aus. Diese Mängel wurden besonders spürbar, da gerade zu derselben Zeit die Slawistik an den Universitäten in den 1918 neu entstandenen oder vergrößerten slawischen Nationalstaaten mit Lehrkanzeln und modernsten Einrichtungen reich ausgestattet wurde. Das hatte in diesen in der Slawistik nunmehr führenden Ländern einen rapiden Aufschwung zur Folge

Die Besetzung Österreichs im Jahre 1938 — in dasselbe Jahr fällt auch der frühzeitige Tod N. S. Trubetzkoys — brachte zwar der Wiener Slawistik wieder eine neue Professur, durch die die Arbeitsteilung in slawische Kultur-und Literaturkunde (Rudolf Jagoditsch, seit 1939) und slawische Sprachwissenschaft (F. L i e w e h r , seit 1940) ermöglicht wurde. Die politisch unsicheren Verhältnisse der nationalsozialistischen Okkupation und die Not des Krieges führten in dem Lehrund Forschungsbetrieb des Wiener Slawischen Seminars aber zu unheilvollen Konsequenzen. Die scheinbar offizielle Förderung der slawistischen Studien wurde mit der Absicht verbunden, „auch die Slawistik an den Universitäten in den Dienst einer abwegigen und verhängnisvollen Slawen-politik zu stellen“

2. Osteuropäische Geschichte

Als 1906 der ehemalige k. u. k. Botschafter in St. Petersburg, Fürst Franz von und zu Liechtenstein, die bedeutende Fachbibliothek des verstorbenen russischen Historikers V. A. Bil’basov erworben hatte, wurde, um deren Bestände zugänglich zu machen, das „Seminar für osteuropäische Geschichte der Universität Wien“ gegründet. Für diesen Schritt war in starkem Maße der Wunsch maßgebend, die wissenschaftliche Ausrüstung Wiens nicht hinter derjenigen Berlins zurückstehen zu lassen, wo seit 1892 Theodor Schiemann (1866— 1921) die Geschichte Rußlands, Polens und Livlands lehrte und bald darauf ein Seminar für ihn geschaffen worden war. Auch das Wiener Seminar sollte zunächst eine Pflegestätte der historischen Rußlandforschung sein; doch wäre es verfehlt anzunehmen, daß dieser Zweig der Osteuropa-Forschung damals in Österreich-Ungarn ein wissenschaftliches Novum dargestellt habe und die Gründung des Seminars gewissermaßen ohne Voraussetzungen und Vorbilder innerhalb der Monarchie erfolgt sei. In Lemberg hatte der berühmte ukrainische Gelehrte M. Hruev-kyj (1866— 1934) die Lehrkanzel für osteuropäische Geschichte inne: an der tschechischen Universität Prag lehrte J. Bidlo (1868— 1937) osteuropäische Geschichte; in Ungarn bemühte sich A. H o d i n k a um die Erschließung der russischen Quellen zur ungarischen Geschichte, und in Krakau arbeitete damals schon F.

Koneczny an seiner während des Ersten Weltkrieges veröffentlichten Gesamtdarstellung der russischen Geschichte

In der Geschichtswissenschaft der nichtdeutschen Völker der Donaumonarchie war diese historische Rußlandforschung eng mit der Beschäftigung mit der eigenen nationalen Vergangenheit verknüpft, die im geistigen Leben die-ser Nation stark im Vordergrund stand. Neben den historischen Lehrkanzeln ihrer Universitäten standen ihre Akademien — in Agram, Budapest, Krakau und Prag — sowie ihre wissenschaftlichen Gesellschaften weithin im Dienst dieser Aufgabe, deren möglichst umfassende Erfüllung als die wichtige Grundlage für den Anspruch auf kulturelle Gleichberechtigung und Vollwertigkeit betrachtet wurde, den diese Völker erhoben H. F. Schmid stellt zu diesem wichtigen Entwicklungsabschnitt der österreichischen Ostgeschichts-Forschung fest: „Verwendet man den Begriff . Ostforschung'in der Bedeutung, die heute allgemeingültig ist, dann umfaßt er ja auch die wissenschaftlichen Aspekte jenes kulturellen Risorgimento der Nationen der Doppelmonarchie, unter denen die Entfaltung der nationalen Geschichtswissenschaften — neben derjenigen der Erforschung der eigenen Sprachen und Literaturen — an erster Stelle steht“

Zum Vorstand des neugegründeten Wiener Seminars wurde C. J i r e c e k bestellt; dadurch wurde dort auch die Beschäftigung mit der Geschichte Südosteuropas verwurzelt, für die später durch die Erwerbung von Jireceks Bibliothek eine einzigartige Arbeitsgrundlage geschaffen werden konnte Zunächst neben Jirecek, dann als sein Nachfolger wirkte am Wiener Seminar Hans Uebersberger, der 1910 außerordentlicher, 1915 ordentlicher Professor seines Faches wurde. Sein wissenschaftliches Interesse konzentrierte sich auf die russische Geschichte

Die Bibliothek des Seminars besaß damals den größten geschlossenen Bestand einschlägiger Fachliteratur in Europa und war Anziehungspunkt für zahlreiche Forscher des In-und Auslandes. So war das Seminar beim Zusammenbruch der Donaumonarchie zu einer damals in Europa einzigartigen Forschungsstätte für slawische, speziell für russische und südslawische Geschichte, ausgebaut. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg so gut wie alle Zweige der historischen Osteuropa-Forschung im Habsburger Reich durch hochqualifizierte Fachleute vertreten, großenteils auch durch leistungsfähige Publikations-Institute gefördert waren

Mit dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie veränderten sich die Voraussetzungen auch der historischen Ostforschung in Österreich völlig, da „die Mehrzahl ihrer Träger im alten gemeinsamen Staat, die Vertreter der nationalen Geschichtswissenschaften seiner nichtdeutschen Völker, aus anderssprachigen Mitbürgern zu Ausländern geworden waren“ Während von ihnen jetzt die Initiative ausging, welche eine Koordinierung der geschichtswissenschaftlichen Arbeit im östlichen Mitteleuropa und in Südosteuropa erstrebte, fiel dem Wiener Seminar nun die Aufgabe zu, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung in den Nadifolgestaaten dem österreichischen und deutschen Publikum zu vermitteln

Hans Uebersberger entwickelte sich in Wien zum maßgebenden Fachmann für die Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges. In Graz veröffentlichte Josef M a 11 im Zuge seiner umfassenden Beschäftigung mit allen Seiten des kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Lebens der Südslawen und ihrer Beziehungen zum deutschen Kulturraum auch historische Arbeiten. Heinrich Felix Schmid beschäftigte sich dort vorwiegend mit Fragen der weltlichen und kirchlichen Rechtsgebiete sowie der Sozial-und Wirtschaftsgeschichte der slawischen Völker im Mittelalter. Im Jahre 1921 wurde für Carl Patsch (1865— 1945) an der Universität Wien ein Institut für Balkankunde begründet, dessen Bibliothek bei seiner Auflösung (1938) das Seminar für osteuropäische Geschichte übernahm

Das Seminar für osteuropäische Geschichte und seine Bibliothek leitete Uebersberger bis zu seiner Berufung nach Breslau (1934). DieHauptlast der Seminar-Leitung während der Jahre nach Uebersbergers Abgang lag in den Händen des Seminar-Assistenten Alois H a j e k (tit. ao. Prof. 1935) und von Hans Halm (1939— 1945; seit 1946 Dozent und ao. Prof, an der Universität Insbruck). 1936 übernahm Martin Winkler den Lehrstuhl für osteuropäische Geschichte, 1940 Hans Koch, der sich jedoch wegen seiner Tätigkeit als Leiter des Deutschen Wis-senschaftlichen Instituts in Sofia, später wegen Frontdienstes in der deutschen Wehrmacht (1940— 1945) nur beschränkt dem Osteuropa-Seminar in Wien widmen konnte

Für die Zwischenkriegsphase der österreichischen Ostgeschichts-Forschung ist kennzeich-nend, daß in den Nachfolgestaaten des Habsburger Reiches das Bewußtsein der Gemeinsamkeit der österreichischen Tradition gerade in der Geschichtswissenschaft wirksam war. Dazu stellt H. F. Schmid fest: „Die Freude, mit der uns die Fachgenossen in den süd-und westslawischen Ländern, in Ungarn und Rumänien als Mit-schaffende am gemeinsamen Werk der Erforschung der Geschichte des östlichen Mittel-europas und Südosteuropas willkommen hießen, war uns eine gewisse Entschädigung dafür, daß in der österreichischen Heimat unsere Arbeit im allgemeinen wenig Beachtung fand."

B: Der heutige Stand der Ost-und Südosteuropa-Forschung in Österreich

Überblickt man die gesamte Arbeit dieses Lehrund Forschungszweiges nach 1945, so läßt sich feststellen, daß die wissenschaftlichen Schwerpunkte sich auch heute wieder an den Universitäten Wien und Graz befinden. Das gilt vor allem für die Disziplinen der Slawischen Philologie und der Osteuropäischen Geschichte. Andererseits gibt es aber auch eine ganze Reihe von Institutionen, die außerhalb des Hochschulbereiches arbeiten und sich entweder ausschließlich oder teilweise diesem Forschungsgebiet widmen. An den Anfang der folgenden Untersuchung wird am zweckmäßigsten eine Darstellung der „Arbeitsgemeinschaft Ost“ gestellt, die vor allem koordinierende Funktionen ausübt.

I. Koordinierendes Organ

Arbeitsgemeinschaft Ost in Wien Die Initiative zur Errichtung der Arbeitsgemeinschaft Ost in Wien ging vom Österreichischen Bundesministerium für Unterricht aus. Die Idee entsprang aus der notwendigen Einsicht, alle personellen und materiellen Kräfte der österreichischen Ost-und Südosteuropa-Forschung zu konzentrieren und zu koordinieren. Auch diente der Anstoß von staatlicher Seite dazu, um nach Abschluß des Österreichischen Staatsvertrages, der im Jahre 1955 dem Land seine Souveränität zurückgab, eine traditionsbewußte Ostforschung zu fördern.

Nach Überwindung der dringendsten organisatorischen, administrativen und vor allem finanziellen Hindernisse wurde zu Beginn des Jahres 1958 die Arbeitsgemeinschaft Ost in Wien ins Leben gerufen. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Zusammenfassung der in Österreich bereits vorhandenen Institute und Institutionen, Behörden und Organisationen, die sich mit wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Problemen Ost-und Südosteuropas befassen. Die im Beirat der Arbeitsgemeinschaft vertretenen Leiter der einschlägigen Universitäts-Institute, der Ostabteilungen mehrerer Behörden und privater Ostforschungs-Institute bemühen sich, die Arbeit voranzutreiben und nach Möglichkeit Doppelleistungen von vorneherein auszuschließen

Im einzelnen gehören der Arbeitsgemeinschaft Ost folgende Institutionen an 1. Institut für osteuropäische Geschichte und Südostforschung der Universität Wien. 2. Institut für slavische Philologie und Altertumskunde der Universität Wien. 3. Institut für Slavistik der Universiät Graz. 4. Forschungsinstitut für den Donauraum in Wien.

5. Gesellschaft für Ost-und Südostkunde in Linz.

6. Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung in Wien.

7. Donaueuropäisches Institut in Wien 8. Bundeskammer für gewerbliche Wirtschaft, Abteilung für Handelspolitik und Außenhandel, Ostreferat in Wien

Die Arbeitsgemeinschaft Ost hat sich jedoch von Anfang an nicht auf die Zusammenfassung dieser Ostinstitute beschränkt. Darüber hinaus ist sie ein Institut mit eigenem Wirkungskreis, der sich nur geringfügig in manchen komplexen Problemen mit der Arbeit anderer Institute überschneidet. Was diesen Aufgabenbereich der Arbeitsgemeinschaft angeht, so wurde von sachlichen Einschränkungen abgesehen. Die territoriale Abgrenzung wurde auf die Staaten UdSSR, Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien und Albanien festgelegt

In den ersten drei Jahren ihres Bestehens ist es der Arbeitsgemeinschaft gelungen, sämtliche Einrichtungen eines modernen Institutes zur Gegenwartskunde in Wien zu schaffen. Das umfangreiche Arbeitsprogramm der Arbeitsgemeinschaft Ost gliedert sich in folgende Sektionen: a) Bibliothek und Dokumentation Da zahlreiche Monographien über osteuropäische Probleme in den Wiener Großbibliotheken oder in den einschlägigen Instituts-Bibliotheken vorhanden sind, hat sich die unter Leitung von Karlheinz Mack stehende Bibliothek die Aufgabe gestellt, vor allem Nachschlagebehelfe jeder Art zu sammeln, auch solche, die für den täglichen Gebrauch nicht bestimmt sind. Darunter fallen allgemeine und Spezial-Enzy-klopädien verschiedenster Fachgebiete, Telephon-und Ortsverzeichnisse, die bei der Bestimmung von Ortsnamen von großer Bedeutung sind, Fahrpläne zur Bearbeitung verkehrs-geographischer Probleme, alle Arten bibliographischer Hilfsmittel wie Nationalbibliographien, Zeitschriftenkataloge, Referatenblätter und andere Unterlagen. Von den ständig bezogenen Periodika sind die führenden Tages-und Wochenzeitungen, Korrespondenzblätter, wissenschaftliche Zeitschriften mehrerer Fachrichtungen und Statistiken zu nennen. Daneben verfügt die Bibliothek über Hand-und Wörterbücher. Von den verschiedenen Dokumentationen kommt besondere Bedeutung zu der von Wilfried Krallert redigierten „Dokumentation der Gesetze und Verordnungen Osteuropas“ (DGVO). Sie hat die Form einer zweimonatlich erscheinenden vervielfältigten Publikation, in der die Titel der Gesetze und Verordnungen in deutscher Übersetzung angeführt werden. Als Grundlagenmaterial steht eine nahezu lückenlose Sammlung der Gesetzblätter der osteuropäischen Staaten seit 1945, für die Tschechoslowakei und Ungarn seit 1918, zur Verfügung.

Von praktischer Bedeutung ist vor allem die „Ortsnamenstelle" der Arbeitsgemeinschaft Ost für jene Behörden, die sich mit der Betreuung jener Personen befassen, die in Öster-reich eine neue Heimat gefunden haben oder ins Ausland auswandern wollen. Die Ortsnamenstelle ist bemüht, die im Lande vorhandenen Ortsnamenverzeichnisse zu erfassen und zu sammeln sowie auf Grund dieses Materials Konkordanzkarteien zu erstellen. Eine rumänisch-madjarisch-deutsche Ortsnamenkartei für Rumänien und eine deutsch-madjarische für Ungarn sind bereits fertiggestellt. Um die Ergebnisse dieser Forschungstätigkeit einem breiteren Publikum auch des Auslandes zur Verfügung stellen zu können, werden diese Karteien in Listenform in einer Kleinbuchreihe erscheinen. An der Ortsnamenstelle sind Dr. W. K r a 1 -1 e r t und Dr. Josef B r e u , fallweise auch Prof. Dr. Alfred Malaschofsky und Reinhold Krallert tätig

Als weitere, auch für die Osteuropa-Forschung außerhalb Österreichs wichtige Dokumentation wird ein „Zentralkatalog d e r ö s t e r r e i c h i s c h e n Ostlitera-t u r“ erstellt. In ihm finden sowohl das gegenwärtige Schrifttum als auch ältere Werke Berücksichtigung, soweit darin Probleme Ost-und Südosteuropas behandelt worden sind. Die Bestände der Großbibliotheken, wie der Österreichischen Nationalbibliothek, der Hochschulund Instituts-Bibliotheken sowie der Bibliothek der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wurden bereits bearbeitet, so daß nur noch die Erfassung einiger kleinerer öffentlicher und privater Bibliotheken übrigbleibt. Auch hier ist neben einer karteimäßigen Erfassung die Veröffentlichung einzelner Bestands-gruppen in Form einer Schriftenreihe vorgesehen. Die Bestandsaufnahme wird von Dr. W. Krallert geleitet

Im Aufbau befindet sich außerdem eine nach den modernsten Grundsätzen der Dokumentation geplante „Fachleutekarte i“, die auf dem personellen Sektor das Gegenstück zum Zentralkatalog darstellen soll. Darin werden Wissenschaftler und Forscher aller Fachgebiete des In-und Auslandes ausgenommen. Außer den persönlichen Angaben gibt die Kartei Auskunft über das spezielle Fach-und Interessengebiet, die Sprachkenntnisse, den Bildungsgang, die berufliche Laufbahn, die auf den Osten bezüglichen eigenen Arbeiten, über die aktiven Beziehungen zu wissenschaftlichen Instituten im Osten und einen Hinweis auf andere Bibliographien, in denen die Werke des betreffenden Autors verzeichnet sind. Diese Kartei soll grundsätzlich allen offenstehen und auf Anfragen aus den Kreisen der Wissenschaft und den verschiedensten Institutionen Antwort geben. (Bearbeiter: K. M a c k). b) Publikationen Die Arbeitsgemeinschaft Ost hat im Jahre 1958 mit der Herausgabe der „Wiener Quellenhefte zur Ostkunde" begonnen. Die „Quellenhefte" wollen kurze und prägnante Zusammenfassungen von Sachverhalten, neuen Tatbeständen und dazugehörigen Quellenangaben bringen. Sie unterscheiden sich von den herkömmlichen Zeitschriften dadurch, daß nicht in analytischen Aufsätzen Einzelthemen behandelt werden; indessen wird in kurzen Beiträgen ausschließlich den Originalquellen entnommenes Material mitgeteilt und in einer Bibliographie eine Auswahl der wichtigsten und thematisch interessanten Neuerscheinungen dargeboten. In der Form von Nachschlagewerken ähnlich, sind sie für eine Lose-Blatt-Ablage eingerichtet. Die Quellenhefte erscheinen als Vierteljahresschrift in voneinander unabhängigen Reihen.

Gleichermaßen eine kartographische Ergänzung der Darstellung in den Publikationsreihen stellt der „Atlas der Donauländer" dar, der in einzelnen Lieferungen erscheinen wird und auf mindestens acht bis zehn Jahre projektiert ist. Der Atlas setzt sich das Ziel, „ein möglichst genaues Bild der gegenwärtigen Verhältnisse der in seinen Bereich fallenden Gebiete zu zeichnen“. In etwa 50 Einzelkarten im Maßstab 1 : 2 000 000 wird der mittlere und untere Donauraum in seinen geographischen Grundlagen, der gegenwärtigen Lage seiner Verwaltung, seine Bevölkerung und Wirtschaft zur Darstellung gelangen. Der Atlas umfaßt zur Gänze die Staatsgebiete der Tschechoslowakei, Lingams, Rumäniens, Bulgariens, Jugoslawiens und Albaniens sowie teilweise Österreich, Polen, die UdSSR, Griechenland und die Türkei. — Die Hauptredaktion liegt in den Händen von Dr. W. Krallert, der von Prof. A. Malaschofsky und R. Krallert unterstützt wird

Im Herbst 1959 hat die Arbeitsgemeinschaft Ost außerdem mit der Herausgabe eines zwei-monatlich erscheinenden wissenschaftlich-kulturpolitischen Mitteilungsorgans, der „Ö s t e r -reichischen Ost-Heft e“, begonnen, für das Dr. Otto Ließ und Dr. Thorvi Eckhardt verantwortlich zeichnen. Die „Österreichischen Ost-Hefte", die auch im Ausland großen Beifall gefunden haben, stellen die Lebens-und Schaffensgebiete des gesamten europäischen Ostraums dar. In ihnen kommen Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen aus dem In-und Ausland zu Worte c) Lehrtätigkeit In der Erkenntnis, daß durch die Ereignisse der letzten Jahrzehnte gerade die Beschäftigung mit den ost-und südosteuropäischen Staaten stark zurückgegangen ist, hat die Arbeitsgemeinschaft Ost Ende 1958 eine „O stakademie“ ins Leben gerufen. Diese Lehranstalt ermöglicht den Hörern, sich Kenntnisse über die staatlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und ideologischen Gegebenheiten in den Ländern des europäischen Ostens anzueignen; auch ermöglicht sie ihnen ein intensives Sprachstudium. Vor allem ist es das Ziel der Kurse, den Hörern Elementarkenntnisse in den Grundfächern (Landeskunde, Ideologie, Geschichte, Soziologie, Politologie und Kulturgeschichte) und in den wirtschafts-und rechtswissenschaftlichen Fächern zu vermitteln. Die Vorlesungen sind auf sechs Semester berechnet d) Vortragstätigkeit Öffentliche Vorträge werden von der Arbeitsgemeinschaft Ost etwa sechs-bis achtmal im Jahre veranstaltet, wobei als Referenten anerkannte Wissenschaftler aus West und Ost gewonnen werden. Dadurch wird vor allem ein reger Gedankenaustausch zwischen in-und ausländischen Gelehrten hergestellt. — Darüber hinaus werden in unregelmäßigen Folgen Round-Table-Gespräche durchgeführt, die einem kleinen Kreis von Fachleuten die Möglichkeit bieten, Erfahrungen auszutauschen. Kurzfassungen der Vorträge und die Ergebnisse der Round-

Table-Gespräche finden ihren Niederschlag in den „Österreichischen Ost-Heften“. Die Organisation dieser Veranstaltungen liegt in den Händen von K. Mack.

11. Ost-und Südosteuropa-Forschung im Bereich der Universitäten

1. Universitäts-Institute

a) Institut für osteuropäische Geschichte und Südostforschung der Universität Wien Das Seminar für osteuropäische Geschichte der Universität Wien, das 1957 auf sein fünfzigjähriges Bestehen zurückblicken konnte, nahm im Jahre 1948 seine Arbeit wieder auf. Dabei wurde der alten Tradition des Seminars, nicht nur die Geschichte der ost-und ostmitteleuropäischen Völker im engeren Wortsinn, sondern auch die Vergangenheit Südost-europas zum Gegenstand von Lehre und Forschung zu machen, auch äußerlich durch die— LImbenennung in „Seminar (ab 1956: Institut) für osteuropäische Geschichte und Südostforschung“ Rechnung getragen

Seit dem Jahre 1948 ist Prof. Dr. jur. et phil. Heinrich Felix Schmid mit der Leitung des Seminars betraut. Prof. Schmid, als Ordinarius für osteuropäische Geschichte aus Graz an die Wiener Universität berufen, ist bemüht, in seinem wissenschaftlichen Wirken die Geschichte der Völker des östlichen Mitteleuropas, Ost-und Südosteuropas in allen ihren Aspekten möglichst gleichmäßig zu berücksichtigen. Darüber hinaus gebührt ihm das große Verdienst, im Ausbildungsgang der Studenten der allgemeinen Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit erstmalig auch der ost-und südosteuropäischen Geschichte den ihr zukommenden Platz gesichert zu haben

In einem Bericht über das Wirken Prof. Schmids wird dazu festgestellt: „Während heute noch an vielen Universitäten junge Historiker ohne den Nachweis einer intensiven Beschäftigung mit der ost-und südosteuropäischen Geschichte die Lehramtsprüfungen ablegen dürfen, werden in Wien von Prof. Schmid bestimmte Vorlesungen gehalten, deren erfolgreicher Besuch eine Vorbedingung für die Zulassung zu den Lehramtsprüfungen in dem Fadi der Geschichte ist. Man darf vielleicht sagen, daß mit dieser Einbeziehung des ost-und südosteuropäischen Betrachtungsraumes in die Elementar-ausbildung der jungen Historiker das Lebenswerk Prof. Schmids gekrönt wird: Gerade Prof. Schmid hat der europäischen Ostforschung und Ostpolitik immer wieder und in eindrucksvoller Weise das Ziel der Gleichwertigmachung des Ostens unseres Kontinents gewiesen und die Erschließung der wissenschaftlichen Leistungen der ost-und südosteuropäischen Völker als unabdingbare Voraussetzung für ernsthafte geschichtswissenschaftliche Arbeit gefordert“

Der vielseitigen Arbeit des Instituts dient vor allem die umfangreiche Bibliothek, die heute einen Bestand von über 42 000 Bänden aufweist; darunter befindet sich auch eine große Anzahl seltener Werke und Zeitschriften. Bei den ständigen Neuanschaffungen wird besonderer Wert auf Darstellungen und Zeitschriften zur allgemeinen, Kirchen-, Rechts-, Wirtschaftsund auch zur Kunstgeschichte und der entsprechenden bibliographischen Hilfsmittel gelegt. Dank der Fürsorge des Assistenten Dr. W. L e i t s c h verzeichnet die Bibliothek neuerdings auch laufend Eingänge von Literatur in estnischer Sprache. Wertvolle Arbeit für Institut und Bibliothek leistete in den Jahren 1948 bis 1956 000 Bänden aufweist; darunter befindet sich auch eine große Anzahl seltener Werke und Zeitschriften. Bei den ständigen Neuanschaffungen wird besonderer Wert auf Darstellungen und Zeitschriften zur allgemeinen, Kirchen-, Rechts-, Wirtschaftsund auch zur Kunstgeschichte und der entsprechenden bibliographischen Hilfsmittel gelegt. Dank der Fürsorge des Assistenten Dr. W. L e i t s c h verzeichnet die Bibliothek neuerdings auch laufend Eingänge von Literatur in estnischer Sprache. Wertvolle Arbeit für Institut und Bibliothek leistete in den Jahren 1948 bis 1956 auch der damalige Assistent und jetzige Ordinarius für osteuropäische Geschichte an der Universität Köln, Prof. Dr. Günther Stökl.

Die Mitarbeiter des Instituts beteiligen sich an den verschiedensten wissenschaftlichen Unternehmungen, wobei sie sich von dem Gesichtspunkt leiten lassen, gerade den nicht auf den ost-und südosteuropäischen Betrachtungsraum spezialisierten Historikern durch die Vermittlung der Ergebnisse der Osteuropa-Forschung hilfreich zur Seite zu stehen. So ist das Institut u. a. an folgenden Forschungsvorhaben beteiligt: 40) a) an der unter den Auspizien des Internationalen Historikerverbandes von der Unione degli Istituti di Archeologia, Storia e Sto-ria dell’ Arte in Rom unternommenen Neu-bearbeitung von A. Potthasts „Bibliotheca Historica Medii Aevi“ in Gestalt eines durch internationale Zusammenarbeit zu erstellenden „Repertoriums der Geschichtsquellen des Mittelalters“ (Prof. Schmid); b) an der vom Internationalen Historikerverband als Ergänzung zu der von ihm herausgegebenen Internationalen Bibliographie der Geschichtswissenschaft veröffentlichten „Internationalen Bibliographien der in Festschriften und Festgaben veröffentlichten Aufsätze geschichtlichen Inhalts“. Am ersten Band (1955) haben Prof. H. F. Schmid, der damalige Instituts-Assistent Dr. G. Stökl und Dr. Th. Eckardt mitgearbeitet. Die Redaktion des zweiten, die Publikationen der Jahre 1940— 1950 umfassenden Bandes, der 1961 druckfertig wird, liegt in den Händen von Prof. H. F. Schmid, dem Dr. Kurt M a r -

k o zur Seite steht; c) bei der „Zusammenstellung des in slawischen Sprachen und im Gewände der neu-griechischen und rumänischen Sprache erschienenen Schrifttums zur Geschichte der Habsburgermonarchie im Zeitalter von 1848 bis 1918“ als Vorarbeit für die unter den Auspizien der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vorbereitete, in internationaler Zusammenarbeit zu erstellende „Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie von 1848 bis 1918“ (Bearbeiter der Bibliographie: B. Marko, geb. Issatschenko und G. Hering); d) bei der Bearbeitung der Ost-und Süd-osteuropa betreffenden Stichworte des im Entstehen begriffenen „Österreichischen Biographischen Lexikons 1815— 1950“ (hrsg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; Bearbeiter: Dr. W. Leitsch). b) Institut für slavische Philologie und Altertumskunde der Universität Wien Das Seminar für slavische Philologie setzt sich auch heute das Ziel, die große über anderthalb Jahrhunderte zurückreichende Tradition der Wiener Slawistik fortzuführen. Der weitverzweigte und mannigfaltige Arbeitsbereich des Seminars, das 1954 in ein „Institut für slavische Philologie und Altertumskunde“ um-gewandelt worden ist, umfaßt alle slawischen Sprachen und Mundarten, die Literatur-und Geistesentwicklung aller slawischen Völker, deren Volkskunde und das Studium des slawischen Altertums. Obwohl seit 1945 auch in Österreich das Verständnis für die Notwendigkeit eines intensiven und breiten Studiums des Slawentums sowie Ost-und Ostmitteleuropas wieder gewachsen war, wurde nach 1945 die an der Wiener Universität im Kriege geschaffene zweite slawische Professur aufgelassen und zunächst nicht wieder besetzt 41). Neue Aufgaben entstanden dem Institut auch dadurch, daß in Österreich ab 1945 der Unterricht slawischer Sprachen an den Mittelschulen eingeführt worden ist. Mit der Leitung des Instituts wurde Prof. Dr. Rudolf Jagoditsch betraut. Erst seit 1960 besteht am Institut wieder ein zweites Ordinariat, das sich vorwiegend mit slawischer Sprachwissenschaft befaßt und mit Prof. Dr. Josef Hamm besetzt ist. Neben dem Studium des Altkirchenslawischen wird derzeit ein erhöhtes Interesse Problemen der russischen Literatur-und Geistesgeschichte sowie der geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung der russischen Sprache zugewandt. Zu den vordringlichsten Aufgaben gehörte nach dem Kriege die Herausgabe einiger bedeutender Arbeiten aus dem Nachlaß von N. S. Trubetz-koy 42). Ein neues Arbeitsfeld eröffnete sich dem Institut seit der Angliederung des Burgenlandes an Österreich (1920) in der Erforschung der Mundarten und des noch sehr lebendigen Brauchtums der burgenländischen Kroaten. Auch interessiert es sich — im Hinblick auf die führende Rolle, die der österreichischen Slawistik für die Grundlegung und den Ausbau dieser Disziplin im 19. Jahrhundert zukam — für die Geschichte dieses Faches. Anläßlich des Moskauer Slawistenkongresses von 1958 wurde eine „Internationale Kommission zum Studium der slawischen Philologie“ ins Leben gerufen, für deren Arbeit Moskau und Wien als abwechselnde Tagungsorte bestimmt worden sind. Zum zweiten Vorsitzenden der Internationalen Kommission wurde Prof. Jagoditsch gewählt. Zu der ersten Arbeits-tagung, die in Wien stattfand, wurden Fachvertreter aus allen Ländern eingeladen, in denen die slawischen Studien bereits eine längere Tradition besitzen Das Institut tritt laufend mit der Veröffentlichung von Arbeiten und Materialien zur Geschichte der österreichischen Slawistik hervor.

Seit 1945 wurde planmäßig der Ausbau der slawischen Sprachlektorate betrieben, mit dem Erfolg, daß zur Zeit am Institut Russisch, Ukrainisch, Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Slovenisch, Serbokratisch und Bulgarisch in drei aufsteigenden Jahrgängen unterrichtet werden. Damit sich auch der übrige akademische Nachwuchs Kenntnisse in slawischen Sprachen aneignen kann, werden kleinere Sprachkurse für Hörer aller Fakultäten abgehalten.

Die umfangreiche Bibliothek bildet den wertvollsten Bestand des Instituts. Sie war seit ihrer Gründung durch V. von Jagic (1886) und bis zum Ersten Weltkrieg berühmt und einzigartig hinsichtlich ihrer Vollständigkeit, besonders in der altkirchenslawischen, südslawischen und russischen Fachliteratur. Während in den Notzeiten der Jahre nach 1918 Neuerwerbungen auf das allernotwendigste beschränkt waren, mußten nah 1945 neue Wege gesucht werden, um bei dem im Hinblick auf das heutige ständige Anwachsen der internationalen slawisti-sehen Fachliteratur immer noch knappe Budget des Instituts sowie bei den derzeit bestehenden Devisenschwierigkeiten mit den slawischen Ländern die für die Arbeit des Instituts erforderliche Fachliteratur beschaffen zu können. Daher wurde vom Institut in zehnjähriger Arbeit ein intensiver Tauschverkehr mit ausländischen slawischen Instituten, vor allem mit den Akademien der Wissenshaften, Universitäten, Instituten und großen Bibliotheken in den slawischen Ländern aufgebaut. — Der Gesamtbestand der Bibliothek betrug Ende 1950 21 720 Bände. Gegenwärtig verfügt sie über 28 000 Bände. Da das Institut mit der neueren Literatur nahezu auf dem laufenden ist, können Forschungsarbei-ten in allen Sparten des umfangreihen Fahes durchgeführt werden. So wurden seit dem letzten Kriege in planmäßiger Aufbauarbeit am Wiener Slawistishen Institut grundlegende Voraussetzungen für eine erfolgreihe Weiterentwicklung der Wiener Slawistik geshaffen

Außer den shon genannten zwei Ordinarien wirken am Institut drei Dozenten und 11 Lehrbeauftragte (oder Lektoren), die mit speziellen slawistishen Kursen und mit dem Unterricht slawischer Sprahen betraut sind, sowie ein Assistent und zwei wissenshaftlihe Hilfskräfte. c) Institut für Slavistik der Universität Graz Die Arbeit und die Tradition des Grazer slawistishen Instituts sind seit der Begründung durch den ersten Lehrkanzelinhaber für Sla-wistik, Gregor Krek, im Jahre 1871, durh die Namen K. Strekelj, V. Oblak, M. Murko, R. Nahtigal, B. von Arnim sowie durh H. F. Shmid und Josef Mati gegeben. In der Zeit nah dem Zweiten Weltkrieg wurde in dem Grazer slawistishen Zentrum sowohl sprachwissenschaft-lih als auh auf literaturwissenschaftlichem und volkskundlihem Gebiet gearbeitet.

Die wissenshaftlihe Arbeit wurde in den letzten Jahren vor allem auf Grundlage und im Rahmen der Bibliotheksbestände des Instituts ausgeführt Die Instituts-Bibliothek gehört mit einem Gesamtbestand von rund 20 000 Bänden zu den führenden slawistishen Biblio-theken in Westund Mitteleuropa. Sie ist vor allem von einer einzigartigen Reichhaltigkeit, was den kulturwissenshaftlihen und volks-kundlihen Bereih des südslawishen und bal-kanologishen Raumes angeht. Sie besitzt auf diesem Gebiet beispielsweise auh die älteren bulgarishen und jugoslawishen Zeitshriften und Akademie-Ausgaben. Hinzu kommen in Graz noh reihe Bestände auh an älteren Publikationen in der Universitäts-Bibliothek und in der Steiermärkishen Landesbibliothek, abgesehen von der umfangreihen Privatbibliothek Prof. Matis.

Direktor des Instituts für Slavistik ist Prof. Dr. Josef Mati, der auh dem Grazer Institut für Übersetzer-und Dolmetscher-Ausbildung vorsteht. Prof. Mati, der fahlih aus der österreihishen Jagic -Murko -Srbik -Uebersberger-Shule gekommen ist, setzt die Jagic-Murko-Rihtung unter Hereinnahme neuer soziolo-gisher und geisteswissenshaftliher Methoden bewußt fort Mati hat sih in Fortsetzung seiner früheren Studien zur komparativen Lite-raturgeshihte, insbesondere zu den deutschslawishen und abendländisch-slawischen Literatur- und Kulturbeziehungen, auh weiter mit diesen Fragen beshäftigt; darüber legt ein um-45 fangreiches Schrifttum Zeugnis ab Die Mehrzahl seiner in den letzten Jahren deutsch und spanisch erschienenen Arbeiten behandelt Teilgebiete aus dem vor dem Abschluß stehenden Buch „Europa und die Slaven". Auf sprachwissenschaftlichem Gebiet war Matis Interesse vorwiegend den deutschen Lehnwörtern in den ost-und südosteuropäischen Sprachen, ferner semasiologischen und wortgeographischen Problemen gewidmet. Besondere Erwähnung verdient die in Vorbereitung befindliche zusammenfassende Darstellung der südslawischen Kulturgeschichte.

Am Auf-und Ausbau der österreichischen und der deutschen Osteuropa-Forschung hat sich Prof. Mati nach 1945 große Verdienste erworben. In Österreich war er neben den Professoren H. F. Schmid und R. Jagoditsch maßgebend am Aufbau der „Arbeitsgemeinschaft zur Kunde des Slaventums und Osteuropas“ mitbeteiligt Außerdem wurden durch Prof. Mati nach 1947 die fachlichen und persönlichen Beziehungen mit den übrigen Zentren der slawischen Osteuropa-Forschung sowohl in den westlichen Ländern (einschließlich der LISA) als auch in Jugoslawien, Bulgarien, der Tschechoslowakei, Ungarn, Polen und UdSSR nicht nur durch Schriftenaustausch, sondern auch durch Gastvorträge intensiviert

Nachdem 1959 Frau Univ. -Prof. Dr. Linda Sadnik-Aitzetmüller das Ordinariat für Slawistik an der Universität Saarbrücken übernommen hat, verfügt das Institut für Slavistik über eine einzige beamtete Assistentenstelle, die mit Dr. Herbert Schelesniker besetzt ist. Ferner wirken im Institut als Universitäts-Dozent Dr. Rudolf Aitzetmüller und Dr. Karl Treimer mit — Ergänzend ist noch hinzuzufügen, daß in Graz, wo keine eigene Lehrkanzel für osteuropäische Geschichte besteht, Prof. Mati, der selbst osteuropäische Geschichte nebensächlich an der Wiener Universität absolviert hat, die für die Lehramtskandidaten aus Geschichte und Geographie vorgeschriebenen Pflichtvorlesungen über „Grundzüge der sozialen und kulturellen Entwicklung Osteuropas, insbesondere Rußlands

2. Lehrstühle und Dozenturen für osteuropäische Geschichte und Slawistik an den Universitäten Wien, Graz und Innsbruck

a) Universität Wien:

Osteuropäische Geschichte:

Prof. Dr. Heinrich Felix Schmid Ord.

Südosteuropäische Geschichte:

Prof. Dr. Alois Hajek (ao. Prof.) Doz.

Prof. Hajek übt die venia krankheitshalber schon seit mehreren Jahren nicht mehr aus.

Slawistik:

Prof. Dr. Rudolf Jagoditsch Ord.

Prof. Dr. Josef Hamm Ord.

Dr. Günther Wytrzens (Slawische Philologie) Doz.

Dr. Friedrich Repp (Tschechische Sprache und Literatur) Doz.

Dr. Franz Zagiba (Slawische Musikgeschichte) Doz. b) Universität Graz:

Slawistik:

Prof. Dr. Josef Mati Ord.

Dr. Rudolf Aitzetmüller Doz. Dr. Karl Treimer Doz. c) Universität Innsbruck:

Osteuropäische Geschichte:

Prof. Dr. Hans Halm (Osteuropäische Geschichte und Geschichte der russischen Literatur und Sprache nebst altkirchenslawischer Grammatik)

(mit Titel einer ao. Univ. -Prof.) Doz.

Was das Studium der slawischen Sprachen angeht, so ergibt sich an den drei Universitäten folgendes Bild:

a) Universität Wien: Russisch, Ukrainisch, Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Slowenisch, Serbokroatisch, Bulgarisch.

b) Universität Graz: Russisch, Altkirchenslawisch; Institut für Übersetzerund Dolmetscherausbildung: Russisch, Ungarisch, Serbokroatisch. c) Universität Innsbruck: Russisch, Ukranisch, Altkirchenslawisch.

IIL Ost-und Südosteuropa-Kunde außerhalb der Hochschulen

1. Institutionen, die sich ausschließlich mit ost-und südostkundlichen Fragen beschäftigen

a) Gesellschaft für Ost-und Südostkunde in Linz/Donau Am 28. April 195 5 wurde in Linz im Zusammenwirken zwischen Dozenten und dem Magistrat der Stadt beschlossen, eine „Arbeitsgemeinschaft für Ostforschung“ zu gründen. Das Datum fällt mit der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages — nicht zufällig — zusammen. Die Gründer hielten es für richtig, sich mit dem Studium der Ostproblematik erst nach dem Inkrafttreten des Staatsvertrages zu befassen. Die später in „Gesellschaft für Ost-und Südostkunde“ umbenannte Arbeitsgemeinschaft hat die Aufgabe übernommen, „die Öffentlichkeit objektiv über den Stand der wissenschaftlichen Forschung, der kulturellen Tätigkeit, der rechtlichen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklung des Ost-und Südostraumes zu informieren".

Eine der bedeutendsten Leistungen der Gesellschaft ist die Veranstaltung der russischen Sprachseminare im oberösterreichischen Vichten-stein a. d. Donau, die vor allem von Studenten der Universitäten Wien und Graz besucht worden sind. Die Aufgabe dieser Sprachseminare ist es, den Teilnehmern unter der Leitung erfahrener Sprachlehrer neben Unterricht in russischer Sprache, Phonetik, Literatur, Geschichte und Musik, die Möglichkeit zu geben, die russische Alltagssprache in angenehmer und zwangloser Form zu erlernen. Erfahrungen werden von Seminar zu Seminar ausgewertet. — Repräsentative Arbeit hat die Gesellschaft in den letzten Jahren vornehmlich mit der Durchführung wissenschaftlicher Tagungen geleistet, die in erster Linie informativen Pro-blemen, wie dem Studium der Ostsprachen und Ostprobleme gewidmet wurden. Die Hauptreferate wurden jeweils von namhaften östrreichi-sehen und deutschen Wissenschaftlern gehalten

Die Gesellschaft umfaßt gegenwärtig 161 ständige Mitglieder, darunter 25 Universitäts-Professoren und -Dozenten. Dem Kuratorium der Gesellschaft gehören bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Oberösterreichs, mit Landeshauptmann Dr. H. Gleißner und Bundesrat Dr. E. Koref an der Spitze, an. Ihr Geschäftsführer ist Dr. Georg Dox b) Forschungsstelle der Österreicher aus dem Donau-, Sudeten-und Karpatenraum (Wien)

Aus der ehemaligen „Südostdeutschen Abteilung“ der Arbeitsgemeinschaft Ost in Wien ist im Jahre 1959 eine selbständige Institution, die „Forschungsstelle der Österreicher aus dem Donau-, Sudeten-und Karpatenraum“ hervorgegangen, weil die Arbeiten und Arbeitsvorhaben der Forschungsstelle in Ausmaß und Richtung mit den Plänen der Arbeitsgemeinschaft Ost nicht mehr ganz übereinstimmten Die Forschungsstätte befaßt sich mit den ethnischen Problemen des südosteuropäischen Raumes; auch will sie als Forschungsstätte für die deutschsprachigen Menschen der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie dienen. Ihre Arbeit konzentriert sich in erster Linie auf den Aufbau einer Bibliothek, welche die einschlä-gige Literatur umfassen soll, und auf die Herausgabe eines wissenschaftlichen Publikationsorgans, des „Wiener Südost-Jahrbuches“, dessen erster Band 1960 bereits erschienen ist -Die Forschungsstelle ist bemüht, ein südostdeutsches Bildarchiv und ein Kulturmuseum mit dem Sitz in Wien zu gründen. Ihre Leitung liegt in den Händen von Dr. Nikolaus Britz.

2. Institute, in deren Arbeitsbereich die Ost-und Südost-Europa-Forschung ein Teilgebiet bildet

a) Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (Wien)

Das im Jahre 1926 gegründete „Österreichische Institut für Konjunkturforschung" beschäftigte sich zunächst mit Fragen der österreichischen Konjunkturpolitik und der allgemeinen Konjunkturtheorie. 1939 wurde es in eine Zweigstelle des Berliner Instituts für Konjunkturforschung verwandelt. Die Hauptaufgabe des „Wiener Instituts für Wissenschaftsforschung“ bestand nunmehr in wirtschafts-wissenschaft-lichen Forschungen über Südosteuropa, die gegen Kriegsende abgebrochen wurden. Ab 1945 „Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung“ genannt, widmet sich das Institut wieder vorwiegend der Beobachtung der österreichischen Wirtschaft. Mit Abschluß des Staatsvertrages (1955) gewann der österreichische Ost-handel steigende Bedeutung, so daß diese Forschungsstätte seitdem alle Fragen des Osthandels und der Ostwirtschaft bearbeitet.

Das Institut befaßt sich mit allen Fragen der Ostwirtschaft, soweit deren Kenntnis zur Beurteilung der Handels-und Wirtschaftsbeziehungen Österreichs mit den Oststaaten und für die weiteren Entwicklungstendenzen der Ost-wirtschaft erforderlich ist. Die vom Institut erarbeiteten Ergebnisse dienen nicht nur als Grundlage für die österreichische Wirtschaftspraxis und Handelspolitik, sondern eröffnen darüber hinaus für alle an der Ostwirtschaft Interessierten Ausblicke von einem neutralen Standorte aus. Der Schwerpunkt der Forschungsarbeit liegt bei den Südoststaaten (Donaustaaten), doch wird auch die sowjetische Wirtschaft — wegen des Reparations-und Handelsverkehrs mit der Sowjetunion — entsprechend beachtet. Die Beobachtung des Wirtschaftsge-

schehens schließt auch Polen und die sowjetisch besetzte Zone ein.

Die Buchbestände des Instituts — eine Hand-bibliothek mit rund 20 000 Bänden — gehen im allgemeinen, seiner Gründungszeit entsprechend, auf die Mitte der zwanziger Jahre zurück. Durch die besonderen Aufgaben während der Kriegs-zeit wurde in stärkerem Maße Wert auf die Beschaffung und Auswertung der südosteuropäischen Wirtschaftsliteratur gelenkt, die, soweit sie während des Krieges erhältlich war, ziemlich lückenlos vorhanden ist. In den Nach-kriegsjahren konnte mit den meisten statistischen Ämtern und volkswirtschaftlichen Gesellschaften der Oststaaten ein Tauschverkehr ausgenommen werden, der ab 1955 systematisch ausgebaut wurde. Es stehen daher die wichtigste Literatur und die allgemeinen Nachschlagehefte (Statistiken) der Oststaaten zur Verfügung. Die Ergänzung und Erweiterung der Ostwirtschafts-Literatur wird durch die ständige Fühlungnahme mit den diplomatischen und Handelsvertretungen der Ostblockstaaten in Wien erleichtert. Über die Südostliteratur der Kriegsjähre sind verschiedene bibliographische Beihefte vorhanden

Das Institut für Wirtschaftsforschung wirkt an den Ostarbeiten der Arbeitsgemeinschaft Ost (Wien) mit, in der es durch Dr. Kurt Wessely vertreten ist. Es bestehen persönliche Beziehungen und Schriftenaustausch mit den meisten für die Ostwirtschafts-Forschung in Betracht kommenden deutschen und mit einigen anderen westlichen Forschungsstätten. Das Institut veröffentlicht Monatsberichte mit Bei-lagen und tritt auch mit sonstigen Sonderveröffentlichungen hervor. Im Rahmen dieser Publikationen wurde bereits eine Reihe ostwirtschaftlicher Veröffentlichungen herausgegeben. — Geleitet wird das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung von Prof. Dr. Franz Nem-schak; sein Stellvertreter: Dr. Ernst John; Präsident des Instituts ist Dr. h. c. Ing. Manfred Mautner. Mit der Durchführung der Ostarbeiten betraut ist Dr. Kurt Wessely, dem dafür die statistischen Kräfte des Instituts zur Verfügung stehen. b) Forschungsinstitut für den Donauraum (Wien)

Am 5. Dezember 1953 wurde in Salzburg ein „Forschungsinstitut für Fragen des Donauraumes“ gegründet, das seinen Sitz 1957 nach Wien verlegte; sein Name wurde zu Beginn des Jahres 1959 in „Forschungsinstitut für den Donauraum" umgeändert. Zu den Gründern des Instituts zählen Theodor Hornbostel, seither sein Vorsitzender, Karl Karwinsky und Dr. Rudolf Lodgmann von Auen. Außer ihnen beteiligte sich an der Gründung eine Reihe von Gelehrten und Persönlichkeiten des öffentlichen und des wirtschaftlichen Lebens, die ihre Heimat im Donauraum verlassen mußten

Nach den im Jahre 1955 beschlossenen „Leitsätzen" hat das Institut „die politischen, ethnischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten im mittleren Donaubecken und allen mit ihm durch Natur und Geschichte verbundenen Gebiete zu erforschen" und „insbesondere alle Fragen zu behandeln, die die Schaffung einer nachbarlich-regionalen Organisation des Donauraumes auf Grundlage des Selbstbestimmungsrechtes dieser Völker betreffen". Das Arbeitsgebiet des Instituts ist in räumlicher Beziehung nicht streng durch das hydrographische System der Donau abgegrenzt. Den Mittelpunkt der Forschungsarbeit bilden die Staaten des mittleren Donau-beckens, Österreich, Ungarn, die Tschechoslowakei und die nördlichen, vorwiegend slowenischen und kroatischen Gebiete Jugoslawiens. Betreut das Institut wissenschaftlich in erster Linie den so umrissenen Raum der mittleren Donau, so nimmt es jedoch von seinen Arbeiten beispielsweise rumänische und bulgarische Probleme nicht aus

Sachlich stehen bei der Tätigkeit Geschichte, Recht und Wirtschaft der Donauvölker im Vordergrund, wenn mitunter auch andere Themen, so geographische, militärische und solche der Kunst behandelt werden. Seine Ziele strebt das Institut vor allem durch Veranstaltungen wissenschaftlicher Vorträge und Veröffentlichungen an. Alljährlich finden etwa 12 bis 15 Vorträge des Instituts in den Arbeitsgemeinschaften Wien, Salzburg, Innsbruck und Graz statt. Dem Vorstand und dem Sekretariat des Instituts stehen für die Arbeitsplanung ein wissenschaftlicher Beirat und drei Fachausschüsse, je einer für geschichtliche, geographische und kulturelle, für juristische und für volkswirtschaftliche Fragen zur Verfügung. Das Institut besitzt eine Nach-schlagebücherei, eine Zeitschriftensammlung, ein. n Katalog von Zeitschriftenaufsätzen und eine systematisch gegliederte Sammlung von Zeitungsausschnitten über aktuelle Probleme des Donauraumes. 1954 wurde ein Zentral-katalog eingerichtet, der die dem Donauraum gewidmeten Veröffentlichungen betrifft; er gibt Auskunft über die in den öffentlichen Bibliotheken Wiens vorhandenen Werke und soll bald auf andere öffentliche Bibliotheken Österreichs ausgedehnt werden. — Generalsekretär des Forschungsinstituts für den Donauraum ist Univ. -Prof. a. d. Peter Berger, während Prof. Dr. Hugo Hantsch als Vertreter des Vorsitzenden, Th. Hornbostel fungiert. c) Ost-Abteilung des Österreichischen Museums für Volkskunde in Wien Über eine reichhaltige volkskundliche Sammlung verfügt die Ost-Abteilung des Österreichischen Museums für Volkskunde, das im Jahre 1894 zum Zweck der „Erforschung aller Äußerungen des Volkslebens in den im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern" geschaffen worden war So besitzt die Ost-Abteilung beispielsweise aus dem böhmisch-mährischen Raum eine selten komplette Sammlung der gesamten — also sowohl der tschechischen als auch der deutschen — Volkskunst. Andere Sammlungen betreffen den westgalizischen, den ostgalizischen und bukowinischen Raum, die Slowakei und den Raum der Tschechoslowakei; letzterer ist in der Ost-Abteilung am besten belegt. Darüber hinaus kann das Museum wertvolle Objekte aus dem albanischen Raum, aus Serbien, Bulgarien, Bosnien, der Herzegowina und Montenegro verzeichnen

C: Schrifttum der österreichischen Ost-und Südosteuropa-Forschung

zu BI: Arbeitsgemeinschaft Ost (Wien)

Zeitschriften a) Österreichische Ost-Hefte (Mitteilungsorgan der Arbeitsgemeinschaft Ost). Red.: Dr. Otto Ließ, Techn. Red.: Dr. Thorvi Eckhardt, Red. -Sekretär: Gunnar Hering. Wien, Jg. 1/59, zweimonatl. b) Fünf seit 195 8 periodisch erscheinende Schriftenreihen: Wiener Quellenhefte zur Ostkunde. Unter der Hauptredaktion von Dr. W. Krallert. Wien:

Landeskunde. Red.: Dr. W. Krallert; Kultur. Red.: Dr. Th. Eckhardt und Univ. -Doz. Dr. G. Wytrzens; Wirtschaft. Red.: Dr. Kurt Wessely; Recht. Red.: Dr. Helmut Slapnicka; Technik: Red.: Dipl. -Ing. J. Knoflach (Reihe „Technik“ erscheint seit 1960). „Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft Ost“: Bd 1: Otto Folberth: „Der Prozeß Stephan Ludwig Roths — Ein Kapitel Nationalitätengeschichte Südosteuropas im 19. Jahrhundert“. Köln/Graz, 1959. zu B II la: Institut für osteuropäische Geschichte und Südostforschung der Universität Wien Wiener Archiv für Geschichte des Slawentums und Osteuropas. Hrsg, von H. F. Schmid und G. Stökl. Köln/Graz.

Bd I: Richard G. Plaschka: „Von Palacky bis Pekar — Geschichtswissenschaft und Nationalbewußtsein bei den Tschechen". 1955; Bd II: Studien zur älteren Geschichte Osteuropas. 1. Teil: Festschrift für Heinrich Felix Schmid. Redigiert von G. Stökl. 1956; 2. Teil: Festgabe zur Fünfzig-Jahr-Feier des Instituts für osteuropäische Geschichte und Südostforschung der Universität Wien. Red. von H. F. Schmid (= Bd III des Wiener Archivs des Slawentum und Osteuropas). 1959; Bd IV: Walter Leitsch: „Moskau und die Politik des Kaiserhofes". Im Druck. zu B II lb: Institut für slavische Philologie und Altertumskunde der Universität Wien Wiener Slavistische Jahrbuch. Bd I bis VII, 1950— 1960. Bd VIII im Drude. Bd I und II, Wien. Ab Bd III, Köln/Graz. Red.: Rudolf Jagoditsch. — Bd 1/51 enthält Beiträge zum hundertjährigen Jubiläum der Lehrkanzel für Slawische Philologie der Universität Wien; Bd VI: Er enthält Beiträge anläßlich des IV. Internationalen Slawistenkongresses. — Nur ausnahmsweise sind bestimmte Themen für die einzelnen Bände des Wiener Slavistischen Jahrbuches maßgebend.

Ergänzungsbände zum Wiener Slavistischen Jahrbuch: Bd I: Linda Sadnik: „Südosteuropäische Rätselstudien". Köln/Graz. 1953; Bd II: Wolfram Walder: „Ivan Cankar als Künstlerpersönlichkeit“. Köln/Graz, 1954; Bd III: N. S. Trubetzkoy: „Die russischen Dichter des 18. und 19. Jahrhunderts — Abriß einer Entwicklungsgeschichte“. Nach einem nachgelassenen russischen Manuskript herausgegeben von Rudolf Jagoditsch. Köln/Graz, 1956. zu B II 1c: Institut für Slavistik der Universität Graz Reihe: Editiones Monumen-

torum Slavicorum Dialecti V e t e r i s . Hrsg, im Auftrage des Instituts für Slavistik von Rudolf Aitzetmüller. Sieben Bände, 1954— 1959, Graz. — Jagic: „Codex Glagoliticus", 1954; Severjanov: „Psalterium Sinaiticum", 1954; Severjanov: „Codex Suprasliensis", 1956; R. Aitzetmüller:

„Mihanovic-Homiliar“, 1958; R. Aitzetmüller: „Das Hexaemeron des Exarchen Johannes I“, 195 8; Scepkin: „Sawina kniga“, 1959. — In dem Grazer Institut sind zwei weitere Arbeiten entstanden, die internationale Beachtung gefunden haben: 1. L. Sadnik und R. Aitzetmüller: „Handwörterbuch zu den altkirchenslavischen Texten“, Heidelberg, 1955; 2. L. Sadnik: „Slavische Akzentuation 1“, Wiesbaden, 1959. zu B III la: Gesellschaft für Ost-und Südostkunde (Linz/Donau)

Berichte Nr. 1 bis 8, 1956-1959. Redakteur: Dr. Georg Dox. Linz. — Nr. 1.:

„Ziele der Gesellschaft", 1956; Nr. 2: H.

Toppe: „Die Osteuropaforschung in der Bundesrepublik“, 1956; Nr. 3: „Der Osten heute“ (Bericht über die gleichnamige Tagung), 1956; Nr. 4: G. Wytrzens: „Marxismus und Sprachwissenschaften“, 1957; Nr.

5: Kurt Marko: „Dichtung: Ideologie oder Geschäft?“, 1957; Nr. 6: H. Neubauer:

„Die Wandlung der Geschichtsforschung in der sowjetischen Epoche“, 1957; Nr. 7: H.

Sauer-Nordendorf: „Die Erwachsenenbildung im heutigen Jugoslawien“, 1958; Nr. 8: O.

Lackinger: „Die sowjetische Volkszählung des Jahres 1959“, 1959. zu B III lb: Forschungsstelle der Österreicher aus dem Donau-, Sudeten-und Karpaten-raum (Wien)

„Wiener Südost-Jahrbuch 1959". Red.: Nikolaus Britz. Wien, 1960.

„Wiener Südost-Jahrbuch 1960" im Druck. zu B III 2b: Forschungsinstitut für den Donau-raum (Wien) a) Zeitschrift:

„Der Donauraum" (Zeitschrift des Forschungsinstitutes für den Donauraum. Chefred.: Univ. -Prof. a. D. Peter Berger. Köln/Graz, Jg. 1/56, jährl. erscheinen vier Hefte. b) Sonderhefte der Zeitschrift „Der Donau-raum“: Nr. 1: „Die wirtschaftliche Integration Osteuropas" (Das Heft enthält alle wirtschafts-wissenschaftlichen Vorträge der Jahrestagung 1958 des Instituts), Köln/Graz, 1958; Nr. 2: „Vierzig Jahre nach St. Germain und Trianon“ (Das Heft bringt die ungekürzte Wiedergabe aller im Rahmen der vom Institut durchgeführten Jahrestagung 1959 gehaltenen Vorträge, Köln/Graz, 1960). c) Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für den Donauraum: Bd I: Rudolf Wierer: „Der Föderalismus im Donauraum“. Köln/Graz, 1960.

Bibliographien Gerhard Hanusch: Osteuropa-Dissertationen 1945— 1950. Deutschland, Österreich, Schweiz, Nordeuropa, Westeuropa, Nordamerika in: „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas", 1 (1953), Anhang: S. 1— 41; 2 (1954/55), Anhang: S. 45— 72; ders.: Osteuropa-Dissertationen 1951— 1953. Deutsches Sprachgebiet, Nordeuropa, Westeuropa, USA in: „Jahrbücher für Geschichte Ost-europas", 3 (195 5), Anhang: S. 73— 114. Hrsg, vom Osteuropa-Institut (München), München.

Südosteuropa-Bibliographie Bd I: 1945— 1950. I. Teil: Slowakei, Rumänien, Bulgarien. München, 1956; Teil II: Albanien, Jugoslawien, Ungarn. München, 1959. Herausgegeben von Fritz Valjavec. — Bd II: 1951— 1955. Teil I: Südosteuropa und größere Teilräume, Jugoslawien, Ungarn, Herausgegeben vom Südost-Institut (München), Red.: Gertrud Krallert-Sattler. München, 1960. — Im Teil II werden die Zusammenstellungen über Albanien, Bulgarien, Rumänien und Slowakei folgen. Alle Bände enthalten auch die in Österreich erschienene Literatur über Südosteuropa (Zeitschriftentitel und selbständig veröffentlichte Werke).

Werner Philipp, Igor Smolitsch, Fritz Valjavec: „Verzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums 1939— 1952 zur Geschichte Ost-europas und Südosteuropas". X. Südosteuropa in: „Forschungen zur osteuropäischen Geschichte". Berlin, 1, 1954, S. 303—316

Zusammenfassung

Prof. Rudolf Jagoditsch hat kärzlich in einem Aufsatz die umfassende Aufgabe der modernen Ostwissenschaft, wie sie sich nicht nur der österreichischen Forschung stellt, klar umrissen. Er ging dabei von den folgenden drei Aufgabenbereichen aus

1. Das wissenschaftliche Studium der slawischen Völker und Länder hinsichtlich ihrer nationalen, kulturellen und geschichtlichen Entwicklung, wie dies im Rahmen der Universitätsdisziplinen betrieben wird.

2. Die möglichste Verbreitung slawischer Sprachkenntnisse als der unumgänglichsten Voraussetzung nicht für das fachwissenschaftliche Studium, sondern mehr noch für die vielen anderen Erfordernisse, die Österreich aus seinem Wirtschaftsverkehr und seinen politischen und kulturellen Beziehungen mit den slawischen Ländern erwachsen.

3.

Ein neues und höchst aktuelles Sachgebiet — das Studium der gegenwärtigen Verhältnisse in den kommunistischen Ostblockländern auf den Gebieten Staats-und Rechts-leben, Wirtschaft, Gesellschaftsordnung, kulturelles Leben usw. —, kurz, alles was in seiner Gesamtheit als „aktuelle Ostforschung“

bezeichnet wird

Was die an den österreichischen Universitäten nach 1945 wieder aufgenommene Ost-und Südosteuropa-Forschung betrifft, so hat ihr Schwergewicht — gemäß der langen Tradition — in den letzten Jahren auf den beiden klassischen Disziplinen der Slawistik und der osteuropäischen Geschichte gelegen. Audi wenn sich die Slawistik gegenüber der Zeit vor 1945 hinsichtlich des Personalstandes der Hochschulen noch im Rückstand befindet, so nimmt sie in Umfang und Vielfalt der gesamten Forschungsarbeit weiterhin die erste Position ein. Dabei ist sie sich — ungeachtet der in vielen Dingen grundlegend geänderten Verhältnisse — „ihrer großen, noch aus der Zeit Miklosichs und Jagics kommenden Tradition auch heute bewußt und bestrebt, an den großen völkerverbindenden Aufgaben dieses Faches fruchtbar mitzuwirken" Ihr wissenschaftlicher Ertrag ist in den in-und ausländischen Fachzeitschriften, vor allem in den Beiträgen zum „Wiener Slavistischen Jahrbuch“ und den dazu erscheinenden „Ergänzungsbänden sowie in den in der Grazer Reihe „Editi-ones Monumentorum Slavicorum Dialecti Ve-teris veröffentlichten Arbeiten niedergelegt. Ihre thematische Vielfalt spiegelt sich auch in den Wiener und Grazer slawistischen Dissertationen wider. Während sich die Mehrzahl der Dissertationen mit literatur-und geistesgeschichtlichen Themen befaßt hat, ist auch eine ganze Reihe von Doktorarbeiten linguistischen —-----------Fragen gewidmet worden. Was die Themen-stellung angeht, so fällt auf, in wie starkem Maße südslawische Probleme abgehandelt worden sind Da in Graz seit jeher wegen der größeren Nähe zu Südosteuropa das Südslawentum stärkere Berücksichtigung findet, überwiegen dort sogar jene Dissertationen, die sich mit südslawischen Fragen beschäftigt haben. — Das Zentrum der osteuropäischen Geschichtswissenschaft in Österreich bildet nach wie vor die Universität Wien, an der derzeit die einzige Professur für dieses Fach in ganz Österreich besteht. Sein Arbeitsgebiet erstreckt sich territorial auf den ost-und ostmittelsowie auf den südosteuropäischen Raum. Seine Forschungsergebnisse werden in erster Linie in dem seit 1955 erscheinenden „Wiener Archiv für Geschichte des Slawentums und Osteuropas“

festgehalten.

Das Interesse für die Verbreitung slawischer Sprachkenntnisse ist in Österreich seit 1945 ständig gestiegen. Die Ursache für diese aufsteigende Entwicklung wird nicht nur an dem heute in allen westlichen Ländern wachsenden Interesse für die Fragen des Ostens gesehen, sondern viel mehr noch in der Einführung des Unterrichts slawischer Sprachen in den österreichischen Mittelschulen Durch einen Erlaß vom September 1945 und dann in den neuen Lehrplänen (1946) wurde Russisch den anderen modernen Fremdsprachen Englisch, Französisch und Italienisch völlig gleichgestellt. Diese auch heute noch geltenden Lehrpläne geben die Möglichkeit, an sämtlichen Schulen des gesamten Bundesgebietes, an denen überhaupt eine moderne Fremdsprache vorgesehen ist — d. h. an Hauptschulen, Gymnasien, Realgymnasien, Realschulen, Frauenoberschulen, Lehrerbildungsanstalten, Handelsschulen, Handelsakademien und gewerblich-technischen Mittelschulen — Russisch zu unterrichten Am 1. März 1960 wurde ein weiterer sehr bedeutsamer Erlaß des Bundesministeriums für Unterricht zur Förderung des slawischen Sprachunterrichts veröffentlicht.

Darin heißt es: „Die geographische Lage und die geschichtliche Erfahrung Österreichs fordern eine Pflege der Sprachen der slawischen Nachbarvölker, aber auch des Russischen. Für das Russische spricht seine unbestrittene Bedeutung als Verständigungssprache der slawischen Völker untereinander, seine Verwendbarkeit bei internationalen Organisationen und Tagungen sowie die ständig wadisende Bedeutung der russischen wissenschaftlichen Fachliteratur.“ Der russische Sprachunterricht hat sich in den letzten Jahren in der Weise entwickelt, daß — von wenigen Ausnahmen abgesehen — Russisch nicht als für alle Schüler einer Schule verbindliches Pflichtfach, sondern als Wahlpflichtfach unterrichtet wird; die Schüler entscheiden selbst darüber, welche der modernen Fremdsprachen sie erlernen wollen. Als Freifächer können folgende slawischen Sprachen unterrichtet werden: Russisch, Tschechisch-Slowakisch, Serbokroatisch und Slowenisch. Nicht vorgesehen sind Polnisch, Bulgarisch und Ukrainisch. Die jüngsten Erfahrungen haben gezeigt, daß sich der Erlaß von 1960 im laufenden Schuljahr 1960/61 bereits günstig ausgewirkt hat — Was das slawische Sprachenstudium an den öcterreichischen Hochschulen angeht, so zeichnet sich vor allem die Universität Wien mit ihrer universalen Ausrichtung auf diesem Gebiet aus. In ihren Lehrplänen finden alle slawischen Sprachen Berücksichtigung Russisch, Polnisch, und Serbokroatisch wird außerdem an der Universität Graz und dem dortigen Institut für Übersetzerund Dolmetscherausbildung gelehrt, während die Universität Innsbruck russische und ukrainische Sprachkurse durchführt. Man erhofft, daß durch eine zunehmende Verbreitung des slawischen Sprachunterrichts an den österreichischen Schulen in den nächsten Jahren eine wirksame Abhilfe in dem derzeitigen empfindlichen Mangel an Menschen mit slawischen Sprachkenntnissen in Österreich erreicht werden kann

Das dritte von Prof. Jagoditsch genannte Sachgebiet — „aktuelle Ostforschung im Sinne der Aufbringung gesicherter Kenntnisse und objektiver Informationen über das gegenwärtige Leben und die öffentlichen Einrichtungen in den Ostblockländern“ zu treiben — ist vornehmlich in den Arbeitsbereichen jener Institutionen einbezogen worden, die unabhängig von den Hochschulen arbeiten. Denn der im Dezember 195 5 vom Wiener Unterrichts-Ministerium vorgelegte Plan, an der Universität Wien ein „Österreichisches Osteuropa-Institut“ zu gründen, das als zentrale Forschungsstätte alle für diesen Bereich in Betracht kommenden Sachgebiete wissenschaftlich behandeln sollte, hat sich nicht verwirklichen lassen Diesen Aufgaben haben sich hingegen vornehmlich Institute angenommen, die in den Jahren ab 1955 entstanden sind; durch die 1958 ins Leben gerufene „Arbeitsgemeinschaft Ost“ in Wien wurde der ständige Kontakt zwischen den einzelnen Universitäts-Instituten und jenen Instituten hergestellt, die sich ausschließlich oder nur teilweise mit ost-und südostkundlichen Fragen befassen Allerdings darf nicht übersehen werden, daß einzelne Vorlesungen aus dem Bereich der „aktuellen Ostforschung" vor allem an der Universität Wien abgehalten worden sind. Jedoch gibt es an keiner österreichischen Universität Lehrstühle für die anderen Fächer der Ostwissenschaft —wie osteuropäisches Recht oder Wirtschaft und Landeskunde Osteuropas.

Ein Gesamtüberblick über die österreichische Ost-und Südost-Forschung dürfte am besten mit einem wegweisenden Zitat aus einem Aufsatz des über die Grenzen des deutschsprachigen Raumes hinaus geachteten Wiener Osthistorikers, Prof. Heinrich Felix Schmid, seinen Abschluß finden. Prof. Schmid hat in einem 1953 erschienenen Beitrag über das Thema „Grundrichtungen und Wendepunkte europäischer Ostpolitik" die zentrale Aufgabe der gesamten Ostwissenschaft unmißverständlich formuliert. Er schreibt darin u. a.: „Die Lücken im Verstehen von Vergangenheit und Gegenwart unseres Erdteils auszufüllen, die sich aus der Vernachlässigung seines Ostens in der herkömmlichen Geschichtsauffassung und -darstellung ergeben, haben die Vertreter der Wissenschaft der osteuropäischen Geschichte stets als ihre vornehmste Aufgabe betrachtet. Sie haben damit, wenn auch vielfach unbewußt, zu ihrem bescheidenen Teil beigetragen zu der Erfüllung der Aufgabe, deren Lösung wir als das eigentliche Ziel europäischer Ostpolitik bezeichnen möchten — die Gleichwertig-machung des Ostens unseres Kontinents seinen höchstentwickelten Gebieten gegenüber.“ An anderer Stelle heißt es in demselben Aufsatz: „Wir wissen noch nicht, wann es zu einem neuen Wendepunkt in der Entwicklung der europäischen Ostpolitik kommen wird. Das eine können wir aus deren Geschichte als Lehre für die Gegenwart entnehmen: Ihr Ziel, die Gleichwertigmachung der europäischen Ost-völker, hat sie immer nur erreicht, wenn sie deren eigene geistige und wirtschaftliche Kräfte zu entwickeln verstanden hat. Und dazu bedarf es der Kenntnis dieser Kräfte, des Verständnisses für die Völker, in denen sie wirksam sind. Diese Kenntnis zu pflegen, dieses Verständnis zu wecken und zu verbreiten, ist die schöne und dankbare Aufgabe europäischer Ost-forschung: und darum bedeutet jede in deren Dienst durchgeführte Untersuchung, jede von europäischem Geist getragene Darstellung aus ihrem Gebiet einen Beitrag zur Erreichung der Ziele echt europäischer Ostpolitik.“

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. R. Jagoditsch: . Die Lehrkanzel für slawische Philologie an der Universität Wien 1849— 1949“ in: . Wiener Slavistisches Jahrbuch“, hrsg. vom Seminar für slavische Philologie an der Universität Wien. Bd. I (Festschrift zur Hundertjahrfeier der Lehrkanzel für slavische Philologie an der Universität Wien 1849— 1949), Wien 1950, S. 18; ders.: . Die Bedeutung der slawischen Studien in Österreich" in: . Wissenschaft und Weltbild — Vierteljahrszeitschrift für die Grundfragen der Forschung“. Wien, März-Heft 1959, S. 384 ff; ders: „Internationale Slavistentagung in Wien“ in: »Österreichische Ost-Hefte“ (Mitteilungsorgan der Arbeitsgemeinschaft Ost). Wien, 2. Jg., 4. Heft Juli 1960, S. 325.

  2. Josef Mati: . Die kulturellen Beziehungen zwischen dem deutschsprachigen Mitteleuropa und dem Südosten in der Gegenwart“ in: . Südosteuropa-Jahrbuch“ (Im Namen der Südosteuropa-Gesellschaft hrsg. von Rudolf Vogel). 4. Bd., Jahrestagung in Bad Godesberg 24. — 26. März 1960 (Referate und Diskussionen), München 1960, S. 114 ff.

  3. Um die Darstellung möglichst übersichtlich zu gliedern, wird der Literatur-Überblick an den Schluß der Arbeit gestellt.

  4. Vgl.: Jens Hacker: „Osteuropa-Forschung in der Bundesrepublik* in: »Aus Politik und Zeitgeschichte“ - Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament* vom 14. Sept. 1960, S. 591/593.

  5. In dem Internationalen Slawisten-Komitee, das den IV., im Jahre 1958 in Moskau durchge führten Slawisten-Kongreß veranstaltet hat und zur Zeit mit der Organisation des V. Internationalen Slawisten-Kongreß beschäftigt ist, der 1963 in Sofia stattfinden soll, ist Österreich durch Prof. Rudolf Jagoditsch (Wien) vertreten. Der Internationalen Kommission für Slawentumsforschung (Commission Internationale des Etudes Slaves) gehören Prof. Josef Mati (Graz) und Prof. Heinrich Felix Schmid (Wien), der letztere als Vorstandsmitglied, an. Diese Kommission ist dem Internationalen Historiker-Verband (Comite International des Sciences Historiques) eingegliedert, dessen Präsident (für die Jahre 1960- 1965) Prof. Schmid ist; der Verband wird 1965 den XII. Internationalen Historiker-Kongreß in Wien veranstalten. - Prof. Mati ist außerdem Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Osteuropa-kunde (Stuttgart) und des Wissenschaftlichen Beirats der Südosteuropa-Gesellschaft (München); letzterem gehören auch die Professoren H F Schmid und Karl K. Klein (Innsbruck) an.

  6. R. Jagoditsch: »Das Institut für slavische Philologie und Altertumskunde der Universität Wien“ in: Österreichische Ost-Hefte*. Wien, 2. Jg., 1. Heft (Jan. 1960), S. 79; ders.: a. a. O., S. 16— 35.

  7. Jagoditsch, a. a. O., S. 79; a. a. O., S. 16 ff.

  8. Jagoditsch, a a. O , S. 79; a. a. O., S. 325.

  9. „Fünfzig Jahre Institut für osteuropäische Geschichte und Südostforschung der Universität Wien“ (2. und 3. Juni 1958) in: „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas*. Hrsg, vom Osteuropa-Institut (München), Bd. 6/58, München 1958/59, S. 300— 303.

  10. Jagoditsch, a. a. O., S. 80.

  11. „Das Institut für osteuropäische Geschichte und Südost-Forschung der Universität Wien'in: „Österreichische Ost-Hefte*, 1. Jg., 2. Heft (Nov. 1959), S. 119; Jagoditsch, a. a. O., S. 34.

  12. Jagoditsch, a. a. O., S. 80.

  13. Jagoditsch, a. a. O., S. 80.

  14. Jagoditsch, a. a. O., S. 81.

  15. H. F. Schmid: „Fünfzig Jahre historische Ost-

  16. „Das Institut für osteuropäische Geschichte und Südost-Forschung der Universität Wien", a. a. O., S. 118.

  17. H. F. Schmid, a. a. O„ S. 9.

  18. Schmid, a. a. O., S. 11/12; Thorvi Eckhardt: „Zur Geschichte des Seminars für osteuropäische Geschichte der Universität Wien im ersten Jahrzehnt seines Bestandes 1907— 1918 — Ausgewählte Akten und Regesten" in: „Wiener Archiv für Geschichte des Slawentums und Osteuropas“, a. a. O., S. 11 ff.

  19. Schmid, a. a. O., S. 11/12; „Fünfzig Jahre Institut für osteuropäische Geschichte und Südostforschung der Universität Wien“, a. a. O., S. 300 ff; Th. Eckardt, a. a. O., S. 19; „Das Institut für osteuropäische Geschichte und Südostforschung der Universität Wien”, a. a O., S. 119. — Ein Verzeichnis der Schriften Ueberbergers enthalten die „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas“, Bd. IV, München 1957/58, S. 229.

  20. Schmid, a. a. O., S. 12: „Fünfzig Jahre Institut für osteuropäische Geschichte und Südostforschung der Universität Wien“, a. a. O., S. 301.

  21. Schmid, a. a. O., S. 12.

  22. Schmid, a. a. O., S. 12: „Das Institut für osteuropäische Geschichte und Südostforschung der Universität Wien“, a. a. O., S. 119.

  23. Schmid, a. a. O. S. 12; „Fünfzig Jahre Institut...“, a. a. S., S. 302 ff.

  24. . Fünfzig Jahre Institut.. a. a. O., S. 303.

  25. Schmid, a. a. O., S. 13.

  26. Karlheinz Made: „Die Arbeitsgemeinschaft Ost in Wien — ihre Aufgaben und Pläne“ in: „Südost-Forschungen — Internationale Zeitschrift für Geschichte, Kultur und Landeskunde Südosteuropas“. Hrsg, vom Südost-Institut (München). (Nach dem Manuskript zitiert); ders.: „Ostforschung in Österreich — Die Aufgaben der Arbeitsgemeinschaft Ost“ in: „Ostbrief — Monatsschrift der Ostdeutschen Akademie“ (Lüneburg), Sept. -Heft, 1959,

  27. Mit Ausnahme der beiden unter 7 und 8 genannten Institutionen werden alle folgenden Institute in den weiteren Abschnitten dieser Arbeit gesondert behandelt.

  28. Das Donaueuropäische Institut befaßt sich derzeit vorwiegend mit dem Integrationsproblem Europas und den damit im Zusammenhang stehenden Fragen. Eigentliche Ost-und Südosteuropa-Forschung wird nicht getrieben. Gelegentlich werden einzelnen Fragen aus diesem Bereich in den Publikationen des Instituts — im „Donaueuropäischen Informationsdienst” (17. Jg. /60, zweimal monatlich) und im Informationsdienst „Schiffahrt und Strom“ (9. Jg. /1960, zweimal monatl.), behandelt.

  29. Auch in der Bundeskammer für gewerbliche Wirtschaft wird nicht eigentliche Osteuropa-Forschung betrieben. Die Beschäftigung mit Ostfragen bezieht sich ausschließlich auf die den österreichischen Osthandel betreffenden Fragen.

  30. Mack, a. a. O.

  31. W. Krallert: „Quellenforschung und Dokumentation, in: österreichische Ost-Hefte“, Heft 159, S. 5t. — Einen vorzüglichen Überblick über as Thema „Die Geschichte Osteuropas in kartographischer Darstellung“ gibt W. Krallert in „JahrDucher für Geschichte Osteuropas", Bd. HI/55, S. 1465/459, und in Bd. VI/58, S. 334— 351. München A 25756, 1958/59; ders.: . Ortsnamenstelle bei der AHeefittesg, eHmeeftin 1s/c 6h 0, afSt. O 68s. t" in: „österreichische Ost-

  32. Mack a-a-°Krallert a. a. O., S. 51.

  33. Mack, a-a-O., S. 577; ders.: „Archivarbeit ... nO. stt-HLeAftreb, eHitsegfetm 1e/5in 9, scSh. af 5t 1/5O 2s. t) in: österreichische

  34. Made, a. a. O., Krallert, a. a. O., S. 50/51.

  35. Darüber hinaus tritt die Arbeitsgemeinschaft Ost mit der Veröffentlichung von Monographien hervor, die — ebenso wie die von ihr herausgegebenen „Wiener Quellenhefte zur Ostkunde" (mit den Reihen: „Kultur", „Recht“, „Landeskunde", „Technik" und „Wirtschafts") — in der Literaturübersicht am Schluß dieser Arbeit aufgeführt werden.

  36. „Ostakademie 1959— 1960 — Wien, Graz, Linz“. Hrsg, von der Arbeitsgemeinschaft Ost Wien, 1960; Mack, a. a. O.

  37. »Das Institut für osteuropäische Geschichte und Südostforschung der Universität Wien'in:

  38. „Das Institut...', a. a. O., S. 119/20; »Fünfzig Jahre Institut für osteuropäische Geschichte und Südostforschung der Universität Wien“, a. a. O.

  39. »Das Institut...“, a. a. O., S. 120.

  40. Jagoditsch, a. a. O., S. 81/82.

  41. Jagoditsch: „Internationale Slavistentagung Wien“, a. a. O., S. 325 ff (vgl. Anm. 1).

  42. Jagoditsch, a. a. O., S. 82/83.

  43. Josef Mati: „Das Institut für Slavistik der Universität Graz ab 1945“ in: „Osterreichische Ost-Hefte", Heft 1/60 (Jan.), S. 84— 86. — Die vielgestaltige Arbeit des Grazer Instituts spiegelt sich auch in den dort eingereichten Dissertationen wider. Vgl.: „Verzeichnis ostkundlicher Dissertationen. A. Graz, Institut für slavische Philologie der Universität" in: „Osterreichische Ost-Hefte”, Heft 4/60 (Juli), S. 333/34; J. Matl/Anton Scherer: „Wiener (bzw.) Grazer Dissertationen über den Südosten (1919— 1948) (Südost, Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien, Griechenland) in „Osteuropa“ (Zeitschrift für Gegenwartsfragen des Ostens). Hrsg, von der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (Stuttgart). Heft 2/57, S. 141— 151. Stuttgart.

  44. Mati, a. a. O., S. 85. — Mati war nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft im Jahre 1947 zusammen mit H. F. Schmid mit dem Ausbau der wissenschaftlich orientierenden Zeitschrift über Ost-und Südosteuropa, „Blick nach Osten", beschäftigt, die zunächst deutsch, englisch und französisch, später dann nur noch deutsch erschienen ist und als erstes Organ auf diesem Gebiet eine sehr gute Resonanz zu verzeichnen hatte. Die Zeitschrift mußte 1952 wegen finanzieller Schwierigkeiten ihr Erscheinen einstellen.

  45. Ein Verzeichnis der von Prof. Mati in der Zeit zwischen 1925 und 1949 verfaßten Arbeiten findet sich am Schluß seiner Broschüre „Das Slaventum zwischen Westen und Osten", Klagenfurt, 1950, S. 29— 31; ferner für die Zeit bis 1956 in der „Zeitschrift für Slavistik“, Bd. I, 1956.

  46. Mati, a. a. O., S. 85/86; ders.: „Die kulturellen Beziehungen zwischen dem deutschsprachigen Mitteleuropa und dem Südosten in der Gegenwart“, a. a. O., S. 120 (vgl. Anm. 2 oben).

  47. Vgl. a. a. O., S. 120 und S. 85/86.

  48. Einen Gesamtüberblick über die „Geschichte der slavischen Philologie an der Universität Graz“ gab J. Mati anläßlich der Tagung der Internationalen Kommission zur Geschichte der slavischen Philologie in Wien (3. — 6 Mai 1960); er ist wiedergegeben im „Wiener Slavistischen Jahrbuch", 1960.

  49. In der Zusammenfassung werden außerdem einige Hinweise auf den slawischen Fremdsprachenunterricht in den österreichischen Schulen gegeben.

  50. Dieser Uberblick ergibt, daß man von einer eigenen Forschung der Gesellschaft für Ost-und Südostkunde in Linz nicht sprechen kann.

  51. Die Bibliothek der Gesellschaft umfaßt etwa 3000 Bände. Das Hauptgewicht wurde auf die Anschaffung von Wörterbüchern, Nachschlagewerken und Wirtschafts-Literatur gelegt. Die Gesellschaft beherbergt die Bücherei der Clemensgesellschaft, die zu den bedeutenden Sammlungen der Literatur zum Sudetendeutschtum gehört.

  52. K. Made: „Die Arbeitsgemeinschaft Ost in Wien — Ihre Aufgaben und Pläne", a. a. O.

  53. Nikolaus Britz: „Forschungsstelle der Österreicher aus dem Donau-, Sudetenund Karpartenraum* in: „Österreichische Ost-Hefte“, Heft 1/591 S. 54/55.

  54. Vgl. auch den . Bericht über die ordentliche Generalversammlung" (des österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung) vom 6. Februar 1959, Wien, 1959.

  55. Peter Berger: „Das Forschungsinstitut für den Donauraum“ in: „österreichische Ost-Hefte“, Heft 2/60, S. 162/164; ders.: „Fünf Jahre Forschungsinstitut für den Donauraum" in: „Der Donauraum" (Zeitschrift des Forschungsinstituts für den Donauraum), 1. Heft/59, Wien; „Warum Donauforschung in Österreich?“ (ohne Verfasser) in: „Der Donauraum", Heft 1/57, Wien.

  56. Berger a.a.O.

  57. Adolf Mais: „Die Ost-Abteilung des Oster-reichischen Museums für Volkskunde in Wien“; in: „Osterreichische Ost-Hefte", Heft 2/60, S. 164— 167.

  58. Mais, a.a.O.

  59. Dieser Überblick beschränkt sich darauf, nur die Titel jener Veröffentlichungen zu nennen, die in den letzten Jahren von den in dieser Arbeit dargestellten Institutionen herausgebracht worden sind. Außerdem werden Hinweise auf einige bibliographische Werke gegeben.

  60. R. Jagoditsch: „Die Bedeutung der slawischen etudien in Ostereich" in: „Wissenschaft und Welt-Did , a. a. O., S. 385 ff.

  61. Jagoditsch, a. a. O., S. 390.

  62. Jagoditsch: „Die Slavistik in Österreich 1Vi 4st. ik 2 1955" in: . Beogradski Med i Sastanak", a a o s 453/454unarodni Sia-

  63. Vgl.: „Verzeichnis ostkundlicher Dissertationen" in: „Österreichische Ost-Hefte“, Nr. 3/60 (A. Wien, Institut für slavische Philologie und Altertumskunde der Universität; B. Wien, Institut für osteuropäische Geschichte und Südostforschung der Universität) und Nr. 4/60 (A. Graz, Institut für slavische Philologie der Universität); Jagoditsch, a. a. O., S. 451— 453. — Die in den Jahren ab 1947 an der Universität Innsbruck verfaßten Dissertationen waren literatur-und geistesgeschichtlichen Themen gewidmet.

  64. Vgl. Alfred Schmid: „Der slawische Fremdsprachenunterricht" in „Österreichische Ost-Hefte“, Nr. 2/59 (Nov.), S. 124 ff; ders.: „Zur Förderung des slawischen Fremdsprachenunterrichtes“ in: „Österreichische Ost-Hefte“, Nr. 6/60 (Okt.), S. 489/90; Jagoditsch, a. a. O., S. 450.

  65. Schmid, a. a. O., S. 125.

  66. Schmid, a. a O., S. 489. — Sämtliche russisch unterrichtenden Lehrer der österreichischen Schulen sind in der „Arbeitsgemeinschaft der Russisch-lehrer“ zusammengeschlossen, die als lose Vereinigung seit 1946 besteht. Sie umfaßt im Schuljahr 1960/61 rund 50 Mitglieder. Ihr Ziel ist die sprachliche, landeskundliche und fachlich-methodische Weiterbildung der Russischlehrer. Dieses Ziel sucht die Arbeitsgemeinschaft zu erreichen durch größere Tagungen, Unterrichtsvorführungen, Zuschicken von aktuellen Mitteilungen. Auch gibt sie Anregungen zur Gestaltung oder Neugestaltung der Lehrpläne, Lehrbücher, Schulfunksendungen, des Schülerbriefwechsels; darüber hinaus erblickt sie ihre Aufgabe im Ausleihen von Magnetophonbändern, Sprechplatten und Büchern. — Der Leiter der Arbeitsgemeinschaft ist Prof. Friedrich Mandl (Wien), in den übrigen Bundesländern Fachinspektor Dr. Alfred Schmid (Wien). — Vielleicht sollten die österreichischen Erfahrungen genutzt werden, wenn in der Bundesrepublik Deutschland der sla wische Sprachunterricht in den Höheren Schule. a intensiviert wird.

  67. Schmid, a. a. O., S. 490.

  68. Jagoditsch, a. a. O., S. 388/89. — Auch an anderen Wiener Hochschulen werden slawische Sprachstudien getrieben. Das gilt für das Institut für Dolmetschausbildung der Universität (Russisch, Polnisch), die Hochschule für Welthandel (Russisch, Serbokroatisch Tschechisch), die Technische Hochschule (Russisch) und die Hochschule für Bodenkultur (Russisch).

  69. Jagoditsch, a. a. O., S. 389.

  70. Jagoditsch, a. a. O., S. 390.

  71. Jagoditsch, a. a. O., S. 390.

  72. Vgl. Abschnitt B, I/II/III dieser Darstellung.

  73. Heinrich Felix Schmid: „Grundrichtungen und Wendepunkte europäischer Ostpolitik“ in: „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas", Bd. 1/53, München, 1953/54, S. 98 und 116.

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