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Die Religionen in der Sowjetunion | APuZ 46/1960 | bpb.de

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APuZ 46/1960 Die Religionen in der Sowjetunion

Die Religionen in der Sowjetunion

WALTER KOLARZ

In der letzten Ausgabe der Beilage wurde bereits ein Kapitel des demnächst bei Macmillan & Co. Ltd. in London erscheinenden Buches „Religion in the Soviet Union“ von Walter Kolarz veröffentlicht. Wir bringen diesen Vorabdruck heute mit dem folgenden Kapitel über das Schicksal der religiösen Judentums in der Sowjetunion zum Abschluß.

Das Schicksal des religiösen Judentums

Abbildung 1

„Jehova! dir künd’ ich auf ewig Hohn Ich bin der König von Babylon!“

Heinrich Heine, Belsazar.

Untersuchungen über die sowjetische Einstellung zum religiösen Judentum werden durch die Zwiespältigkeit des Judenproblems in Ruß-land erschwert. Für gewöhnlich steht nur der nationale, nicht aber der religiöse Aspekt des Problems im Blickpunkt des Interesses. So wird z. B. in einem Standardwerk über die Juden in der Sowjetunion das Schicksal des religiösen Judentums nur am Rande behandelt Es wurde hier offensichtlich der Tatsache keine Beachtung geschenkt, daß die nationale Unterdrückung, der die sowjetischen Juden ausgesetzt worden sind, letzten Endes auf die kommunistische Beurteilung des Judentums als einer reaktionären religiösen Kraft zurückzuführen ist. Lenin selbst bezeichnete die Forderungen nach einer nationalen jüdischen Kultur als „Schlagworte der Rabbiner und der Bourgeoisie“, womit deutlich wird, daß er der jüdischen Kultur in erster Linie eine religiöse Bedeutung beimaß Schon allein die Existenz eines weltweiten religiösen Judentums führt die sowjetisch-kommunistische These ad absurdum, daß das Wort „Juden“ lediglich ein Kollektivbegriff für eine Unzahl heterogener nationaler Gruppen, oder besser nationaler Splittergruppen, ist, die ihre Abstammung von den Hebräern herleiten

Wenn man der sowjetischen anti-religiösen Theorie Glauben schenken will, so war der jüdische Monotheismus eine Erfindung der „Propheten“, dazu bestimmt, den Juden eine Art religiöser Exklusivität zu verleihen, um auf diese Weise die Klassengegensätze innerhalb der jüdischen Gesellschaft zu dämpfen. Die „Propheten“, so heißt es, geißelten zwar den Luxus und das Wohlleben der Reichen, unterließen es jedoch, zum Kampf gegen die soziale Ungerechtigkeit aufzurufen. Ihre Vertröstungen auf die Ankunft des Messias dienten dem Zweck, die zur Tat drängenden und ausgebeuteten unteren Klassen in Zaum zu halten Sowjetische Quellen fügen hinzu, daß sich der Staat Israel, ein Mario-nettenstaat, der von ausländischen, insbesondere amerikanischen Imperialisten abhängig sei, die jüdische „nationalistische Propaganda" im Alten Testament geschickt zunutze mache. Gemeint sind hier Bibel-stellen, in denen davon die Rede ist, daß der Messias die Feinde Israels in die Flucht schlagen werde

Die von den atheistischen Propagandisten gegen das religiöse Judentum gerichteten Angriffe unterschieden sich nur geringfügig von den Attacken, die gegen die anderen Religionen geführt wurden. Die jüdische Religion, so sagt man, predigt unwissenschaftliche Lehren über Natur und Gesellschaft; das Priestertum hat Philosophen vom Range eines Spinoza, Uriel d’Accosta und viele andere fortschrittliche Gelehrte und Schriftsteller 789 grausam verfolgt; das religiöse Judentum ist reaktionär und ein Feind der Revolution, es wird von der Bourgeoisie künstlich am Leben gehalten „mit dem Ziel, die werktätigen Juden von dem Kampf gegen jüdische und nicht-jüdische Ausbeuter abzulenken“. Das religiöse Judentum hat sich als ein gegenrevolutionärer Faktor in der Sowjetunion erwiesen; seine reaktionären Lehren zielen darauf ab, Chauvinismus und nationale Barrieren unter den Juden in der UdSSR zu erhalten und die kommunistische Erziehung der Arbeiter im Geiste der Völkerfreundschaft zu sabotieren

In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg ist die jüdische Religion vor allen Dingen als die „amtliche Religion des Bourgeois-Staates Israel“ gebrandmarkt worden. Die Verfechter der atheistischen Propaganda haben dabei den israelischen Rabbinern immer wieder einen politischen Einfluß zugeschrieben, den sie im Urteil des religiösen Judentums gar nicht besitzen

Die Praxis des sowjetischen Kampfes gegen das religiöse Judentum

Der Kampf gegen die Juden ist von den Kommunisten stets um einige Grade anders geführt worden als die Kampagnen gegen die anderen Religionen. Zunächst einmal war die tagtägliche Agitation weniger auf die Vernichtung des religiösen Judentums gerichtet — wenngleich das natürlich ein kommunistisches Fernziel blieb — als darauf, die russischen und ukrainischen Antisemiten eines ihrer Lieblingsargumente zu berauben: Zu Beginn der kommunistischen Herrschaft gab es viele Menschen in der Sowjetunion, die die kommunistische Macht mit den Juden gleichsetzten und infolgedessen die atheistische Bewegung nicht als ein Instrument antireligiöser Propaganda schlechthin ansahen, was sie in der Tat war, sondern als eine Einrichtung zur Verfolgung der Christen und insbesondere der Orthodoxen Kirche.

Um zu verhindern, daß der Kampf gegen das Christentum sich abschwächte, intensivierten die Kommunisten ihren Kampf gegen die jüdische Religion, womit sich Sigmund Freud’s berühmter Ausspruch bewahrheitete, daß „Haß auf das Judentum iw Grunde Haß auf das Christentum ist“. 1°)

Die Propaganda gegen das religiöse Judentum stellte also gewissermaßen einen Blitzableiter für den allgemeinen Antisemitismus dar, der damit in Zaum gehalten wurde. Die Wochenzeitung „Besboschnik" brachte regelmäßig eine Spalte unter der Überschrift „Nieder mit den Rabbinern". Jede gegen christliche Gruppen gerichtete Aktion fand sogleich ihre Parallele in einer entsprechenden Aktion gegen die Juden. Karikaturen und Plakate, die Schmähungen des christlichen Glaubens darstellten, standen Seite an Seite mit Karikaturen und Plakaten auf denen abstoßend aussehende Rabbiner mit großen Hakennasen abgebildet waren. Was immer die Absichten der Initiatoren dieser Propaganda gewesen sein mögen, es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß sie antijüdische Gefühle hochspülten.

Diese Feststellung trifft ungeachtet der Tatsache zu, daß die atheistische Propaganda fast ausschließlich vonjüdischenKommunisten—Mitgliedern der „Jüdischen Abteilungen“ (Jewsektsii) — betrieben wurde, die innerhalb der kommunistischen Partei und der Liga der militanten Atheisten entstanden waren. Letztere zählte im Jahre 1929, als die anti-religiöse Kampagne ihren Höhepunkt erreicht hatte, insgesamt 40 000 jüdische Mitglieder Diese „Jüdischen Abteilungen" wurden von dem größten Teil des russischen Judentums verabscheut. Ihre Mitglieder wurden mit der gleichen Verachtung behandelt wie im Mittelalter die abtrünnigen Juden, die ihre Religionsgenossen verfolgten.

Es fällt schwer, die Leiden, die die „Jüdischen Abteilungen“ und andere jüdische Institutionen dem religiösen Judentum in Rußland in den zwanziger und dreißiger Jahren zugefügt haben, heute noch in der richtigen Perspektive zu sehen; diese Ereignisse sind überschattet von der Vernichtung von 6 Millionen Juden durch die Nationalsozialisten.

Aber denjenigen, die die früheren und weniger heftigen kommunistischen Verfolgungen erlebt hatten, erschienen sie grausam und einmalig in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Wenngleich auch in Ländern wie Rumänien und Ungarn der Antisemitismus verbreitet war, so wurden die Juden dort in der Ausübung ihrer Religion nicht behindert. Lediglich in Sowjetrußland hatte man der jüdischen Religion den Krieg erklärt.

Die Anti-Sabbat-Kampagne

Das wohl hervorstechendste Merkmal der sowjetischen Offensive gegen die jüdische Religion, war der Kampf gegen den Sabbat und die religiösen Feiertage der Juden, insbesondere das Passahfest, Rosch haSchanah (das Neujahrsfest) und Jom Kippur (der Tad der Sühne). Wenn es gelingen würde, die Juden zur Aufgabe des Sabbat und der religiösen Feiertage zu bewegen, so argumentierten die anti-religiösen Agitatoren, dann wäre die Schlacht gewonnen. Ein Bericht über anti-religiöse Propaganda unter den russischen Juden läßt sich daher eigentlich auf eine Schilderung der Methoden, mittels derer man die Juden „zu überzeugen" versuchte, reduzieren. Das Regime war entschlossen, Arbeitsverweigerungen am Sabbat moralisch unmöglich zu machen, ausgenommen waren lediglich die untersten Schichten der Arbeiterklasse. Gleichzeitig wurden besondere Kampagnen durchgeführt unter dem Motto „Arbeite am Sabbat“, die darauf abzielten, das religiöse Judentum zu schockieren. Im Verlauf solcher Kampagnen wurden junge Kommunisten zur Schau gestellt, die gerade am Sabbat Arbeiten wie Straßenfegen und Lieferungen von Heizmaterial an öffentliche Gebäude verrichteten.

Der Kampf gegen den Sabbat war verhältnismäßig harmlos in den Orten, wo die Juden eine Minderheit bildeten; er war viel schwieriger in Städten der Ukraine und Weißrußland (sthete im Yiddischen), wo die Juden einen erheblichen Teil der Bevölkerung ausmachten. Hier unterwanderten die jüdischen Kommunisten die örtlichen Handwerksgenossenschaften (artels) und brachten es durch Einschüchterungstaktik soweit, daß diese mit Stimmenmehrheit beschlossen, den Sonnabend zu einem obligatorischen Arbeitstag für alle Mitglieder zu erklären. Man kann sich vorstellen, welche Bestürzung diese Entheiligung des Sabbat bei den frommen Juden in den westlichen Grenzgebieten Sowjetrußlands auslöste. Sie befanden sich angesichts einer solchen Blasphemie in größter Verwirrung. Dies bedeutete für sie den Zusammenbruch der Welt ihrer Vorfahren. Die sowjetische atheistische Presse hat seinerzeit sehr lebendige Schilderungen dieser ersten Sabbat-Arbeitstage gegeben. Die Leute standen in Trauben vor den Gebäuden der Schneider-und Schuhmachergenossenschaften herum, um sich mit ihren eigenen Augen von der neuen kommunistischen Ungeheuerlichkeit zu überzeugen — Arbeit an einem Tag, der seit Jahrtausenden für die frommen Juden in der ganzen Welt heilig gewesen war.

Einige der Herumstehenden fluchten den arbeitenden Genossenschaftsmitgliedern und bedachten sie mit Schmährufen. So kam es, daß die Arbeit am Sabbat zu einer scharfen Trennung der jüdischen Gruppen in den einzelnen Ortschaften führte, und sich störend auf das jüdische Familienleben auswirkte. Oft gelang es, die Männer für die Arbeit am Sabbat zu gewinnen, ihre Frauen jedoch hielten unbeirrt an den alten religiösen Traditionen fest und erzogen auch ihre Kinder in diesem Geiste

Die Kampagne gegen die jüdischen Feiertage

Jüdische Kommunisten, die bereit waren am Sabbat zu arbeiten, hatten oft mit „religiösen Vorurteilen“ zu kämpfen, wenn es um das Passahfest oder um Jom Kippur ging. Auch diejenigen, für die diese Feiertage ihre religiöse Bedeutung verloren hatten, hielten sie aus Gründen der Pietät streng ein, um an dem Gedächtnisgottesdienst für die Toten teilnehmen zu können, der ein Teil der Liturgie dieses Feier-tages bildete. Der Kampf gegen die jüdischen Feiertage mußte also innerhalb der Partei ausgenommen werden. Es wurde nunmehr genau registriert, welche Parteimitglieder die Synagogen besuchten; diejenigen, die dabei ertappt wurden, erhielten Bestrafungen verschiedenster Art. In manchen Fällen wurden Schauprozesse mit solchen frommen Kommunisten veranstaltet. In anderen Fällen mußten die Schuldigen an politischen Schulungskursen teilnehmen. Die Unbelehrbaren wurden aus der Partei ausgestoßen. In späteren Jahren wurde dann jegliche Art von religiöser Betätigung von Parteimitgliedern mit dem Ausschluß aus der Partei bestraft. Die Einhaltung der jüdischen Feiertage bei den Kommunisten ging mit der Zeit immer mehr zurück, dennoch sollte es mit den Schikanen noch kein Ende haben. Viele jüdische Kommunisten, die ihren Glauben aufgegeben hatten, wollten mit einer aktiven Propaganda gegen die jüdischen Feiertage nichts zu tun haben. Diese passive Haltung wurde als „Rechtsopportunismus" angeprangert

Bei der Masse der jüdischen Bevölkerung sollte die Einhaltung der religiösen Feiertage jedoch auf andere Weise bekämpft werden, nämlich durch Vorträge über ihre Schädlichkeit und ihren reaktionären Wesens-kern. Oft wurden solche Vorträge am Abend vor dem betreffenden Feiertag gehalten. Mehrere Jahre hindurch wurden Kundgebungen in unmittelbarer Nähe der Synagogen abgehalten, und zwar gerade während der um auf diese Weise die religiösen Riten der Juden lächerlich zu machen. Diese gegen die jüdischen Feiertage gerichteten Kundgebungen glichen fast aufs Haar den Feldzügen gegen das christliche Oster-und Weihnachtsfest. Immer wenn die Intensität der antichristlichen Kundgebungen nachließ, erfuhren auch die jüdischen Feiertage eine etwas schonendere Behandlung. Jedes Jahr gab die Liga der militanten Atheisten bis ins einzelne gehende Instruktionen heraus, in denen die Kampagnen gegen die Einhaltung des Passahfestes und des Laubhüttenfestes festgelegt wurden; sie erstreckten sich sogar auf die anzuwendenden Schlagworte. Das Schwergewicht lag dabei meistens auf dem Klassencharakter der Feiertage.

Neben der negativ ausgerichteten Propaganda bemühte sich die Liga der militanten Atheisten darum, die Juden gerade an den Feiertagen zur Arbeit anzuhalten. So verkündete 1932 das Organ der jüdischen Kommunisten, „der EMES“ zum Beispiel, daß besondere Anstrengungen der Arbeiter notwendig seien. Während der Feiertage sollten jüdische Handwerker über ihr „Plansoll" hinaus produzieren. Jüdische Kolchosbauern sollten „Rote Konvois“ organisieren mit dem Ziel, Versammlungen durch anfahrende mit Korn beladene Wagen zu sprengen, deren Ladungen für landwirtschaftliche Lieferungen bestimmt waren

Doch nicht nur zusätzliche Arbeit sondern auch zusätzliche Vergnügungen sollten die Einhaltung der Feiertage unterminieren. Öffentliche Festmahle wurden ausgerechnet am Tag der Sühne organisiert, einem Tag, an dem jeder fromme Jude sich jeglicher Nahrung enthält Während des Passahfestes sorgten die „Jüdischen Abteilungen“ der Kommunistischen Partei für Konzerte und andere kulturellen Attraktionen. Diese Veranstaltungen wurden so gelegt, daß sie zeitlich genau mit der Seder-Zeremonie zusammenfielen. Diese wird in Erinnerung an das frühere Passah-Mahl begangen, bei dem das Passah-Lamm zusammen mit ungesäuertem Brot (Matzen) und bitteren Kräutern gereicht wurde

Die Frage des ungesäuerten Brotes führte jedes Jahr zu neuen Kämpfen. Während der Zeit der „Neuen Wirtschaftspolitik“, als Privatunternehmen in Sowjetrußland noch in beschränktem Umfang existieren konnten, waren Matzen ohne große Schwierigkeit fast überall erhältlich. 1928 wurde eine halbe Million Pfund allein in Moskau während der Passahzeit verkauft. 1929 hatte sich die Situation gründlich verändert, und Matzen mußten vom Ausland eingeführt werden. Die sowjetische Regierung gab ihre Zustimmung zu diesen Importen, um die herrschende Hungersnot zu lindern. Es wurde ein Zoll von 5 Kopeken pro Kilogramm festgesetzt. Als dann das Brot eintraf, erhöhten die sowjetischen Behörden diesen Zoll um das Zehnfache Im darauffolgenden Jahr wurden die Schwierigkeiten noch größer. Die Liga der militanten Atheisten agitierte gegen den Import von ausländischen Matzen, dem „gegenrevolutionären Brot“, wie es genannt wurde, und die Zentralorganisation der sowjetischen Genossenschaften verboten den Verkauf von Matzen und jeder Art von Passah-Brot in den Läden. Daraufhin gaben die Rabbiner in Rußland eine Bekanntmachung heraus, in der die ritualen Bestimmungen für das Backen von Matzen stark gelockert wurden. Später, in den dreißiger Jahren, zeigte sich das Regime für kurze Zeit etwas liberaler in dieser Frage. So wurde der Generalrabbiner von Moskau 1934 ermächtigt, die Herstellung von Matzen zu überwachen. Voraussetzung für das Backen von Matzen war, daß das dafür verwandte Mehl in den Torgsin-Läden gegen Gold oder ausländische Währung gekauft wurde 1936 berichteten jüdische Organisationen im Ausland zum ersten Mal, daß das Backen von Matzen in der Sowjetunion nunmehr keinerlei Beschränkungen mehr unterliege. Im darauffolgenden Jahr wurde diese Konzession jedoch wieder rückgängig gemacht. Die Zahl der Juden, die auf einer strikten Einhaltung ihrer Feiertage bestanden, war inzwischen zu einer kleinen Minderheit zusammengeschrumpft. Bereits 1929 behaupteten die atheistischen Propagandisten, daß es in der jüdischen Arbeiterklasse so gut wie keine Gläubigen mehr gebe Dies traf selbstverständlich in noch weit größerem Umfang auf die beträchtliche Gruppe jüdischer Staats-funktionäre zu. Bis Mitte der dreißiger Jahre hatte sich ein noch stärkerer Einbruch vollzogen, vor allem in den ständig wachsenden Städten Sowjetrußlands.

Die ländlichen jüdischen Siedlungen — Bollwerke der Religion

Auf dem Lande erwiesen sich die Bemühungen um eine Säkularisierung des sowjetischen Judentums jedoch als Fehlschlag. Die neuen jüdischen Siedlungen und Kolchosen in der Ukraine und auf der Krim wurden zu Bollwerken des religiösen Lebens. Dies kommt in den Berichten amerikanischer Beamter des „Joint Distribution Committee“ aus dem Jahr 1925 über die landwirtschaftlichen Siedlungen zum Ausdrude: „Die neuankowweHden Siedler wollen Bauern werden, aber jüdische Bauern. Der Sabbat und alle jüdisdten Feiertage werden eingehalten. Angesichts der Tatsache, daß sie den Einflüssen, die das Leben der Städte bestimmen, nicht in so starkem Maße aufgesetzt sind, kann sidr in den landwirtschaftlichen Siedlungen ein engeres Familienleben entfalten. Der starke väterliche Einfluß auf die Kinder hat ein viel intensiveres religiöses Leben zur Folge, als es in den Städten möglich ist. Das Ergebnis ist eine von Staatsfunktionären unbehinderte Entwicklung von Schulen und anderen Institutionen im Sinne alter jüdischer Tradition"

Diese aus der Mitte der zwanziger Jahre stammende Beurteilung der Situation erwies sich eigentlich bis zu den dreißiger Jahren, ja sogar bis zu der Liquidation der Siedlungen während des Krieges, als zutreffend. Im Oktober 1931 beklagte sich die kommunistische Presse immer noch, daß die Frauen der jüdischen Siedler ihr Geflügel von den jüdischen Ritualschächtern schlachten ließen. Noch unangenehmere Dinge gab es zu berichten: neue Synagogen schossen wie Pilze aus der Erde, Hochzeiten wurden nach jüdischem Brauch gefeiert und Beschneidungen vorgenommen

Im Jahre 1932 führte die Liga der militanten Atheisten eine Untersuchung über die Einhaltung der Feiertage in den autonomen Gebieten der Juden und in den jüdischen Kolchosen durch; das Resultat war vernichtend für die atheistischen Propagandisten, es war ermutigend für die Gläubigen. Im Dschankou-Distrikt auf der Krim erschienen Hunderte von jüdischen Kolchosbauern an den Feiertagen einfach nicht zur Arbeit. Priester und Rabbiner schienen freien Zugang zu den Kolchosen zu haben. Im Distrikt von Fraydorf auf der Krim hieß es sogar, daß die „schwarzen Agitprop“ (gemeint waren die Vertreter des religiösen Judentums) einen beherrschenden Einfluß auf ganze Gruppen von Kolchosbauern ausübten. Obgleich es Zellen der militanten Atheisten in Fraydorf gab, betätigten sich diese auf gar keine Weise. Im Distrikt von Nowoslatopol in der Ukraine arbeiteten selbst die leitenden Mitglieder der Kolchose nicht an religiösen Feiertagen Noch vier Jahre später, d. h. 1936, gab es immer noch Klagen über die Popularität der jüdischen Feiertage unter den Kolchosbauern der jüdischen Siedlungen, ganz besonders in dem autonomen Gebiet von Kalinindorf in der Ukraine. Sogar viele Traktorfahrer, die, wenigstens theoretisch, zu der kommunistischen Avantgarde gehören, blieben der Arbeit fern

Die landwirtschaftlichen Siedlungen konnten sich die spezifisch jüdische Religiosität bewahren, weil sie sich der Protektion einiger gemäßigter Kommunisten erfreuen konnten. Diese Toleranz erinnert vielleicht ein wenig an die Nachgiebigkeit, die man ursprünglich den Kolchosen der christlichen Sekten gegenüber gezeigt hatte.

Hier wurde der landwirtschaftlichen Produktion der Vorrang vor der anti-religiösen Propaganda gegeben, sehr zum Ärger der atheistischen Propagandisten. Die Organisation, die ihre schützende Hand über die jüdischen Siedler breitete, war das Komzet (Komitee für die landwirtschaftliche Ansiedlung der jüdischen Werktätigen). Bei einer Gelegenheit ging dieses Komitee sogar so weit, vorzuschlagen, daß die Feier des „Tages der Industrialisierung“ verschoben werde, um ein Zusammenfallen dieses Feiertages mit dem jüdischen Tag der Sühne zu vermeiden. Der Führer der atheistischen Organisation beeilte sich denn auch festzustellen, daß es sich hier um einen „rechtsopportunistischen Fehler" handle Die anhaltende starke Religiosität in den jüdischen Siedlungen der Krim und der Ukraine muß einer der Gründe gewesen sein, die die sowjetischen Behörden dazu bestimmt haben, diese nach dem zweiten Weltkrieg nicht wieder erstehen zu lassen.

Die jüdische Schule

Abgesehen von den landwirtschaftlichen Siedlungen, gab es bis in die dreißiger Jahre noch ein anderes Bollwerk des religiösen Judentums: die jüdischen Schulen. Eine Minderheit religiöser Juden verteidigte sie heroisch gegen kommunistische Übergriffe. Zunächst entschlossen sich die sowjetischen Behörden nur zögernd, die jüdischen Religionsschulen zu schließen, da es keine weltlichen Schulen gab, auf die man hätte zurückgreifen können. Gegen Ende 1922 aber begann eine intensive Kampagne gegen jüdische Schulen. Zwei Schularten waren davon betroffen: die traditionellen religiös ausgerichteten Grundschulen, die sogenannten Hedarim und die Akademien zur Vermittlung von rabbinischem Wissen, Jeschiwoth genannt. Letztere bildeten Rabbiner aus, waren aber nicht eigentlich Rabbiner-Seminare, da ihre Absolventen ebensogut Schächter, Beschneider und Religionslehrer werden oder auch säkulare Berufe ausüben konnten.

Als der Staat dazu überging, die Hedarim und Jeschiwoth zu schließen, wurden diese heimlich von den Gläubigen wiedereröffnet. Dies wiederum führte zu Verhaftungen von Rabbinern und Religionslehrern. Während der zwanziger Jahre berichtete die sowjetische Presse über viele Prozesse gegen Lehrer, die heimlich Hedarim unterhalten hatten.

Ja, sogar bescheidene jüdische Frauen wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie Gruppen von Kindern das Beten gelehrt hatten. Alle früheren jüdischen Religionslehrer wurden scharf beobachtet. Bei verschiedenen Gelegenheiten wurden sie dazu gezwungen, Erklärungen zu unterschreiben, in denen sie sich verpflichteten, an keinen illegalen Schulen Dienst zu tun. Manche Behörden ergriffen andere Maßnahmen, um die religiösen Schulen zu bekämpfen. In der Stadt Kamenets Podolsk z. B. wurden Brigaden von Schuljungen organisiert, um illegale hebräische Schulen aufzudecken („die die Kinder zu geistigen Krüppeln machen“) und hebräische Lehrer bei den Behörden zu denunzieren

Amerikanische Quellen berichten, daß gegen Ende 1929 etwa noch 12 000 jüdische Kinder illegal in ihrer Religion unterwiesen wurden und daß 800 Studenten in 22 Ortschaften die Jeschiwoth besuchten. Diese illegalen jüdischen Erziehungsinstitutionen existierten noch bis etwa 1936 Sowjetische Quellen geben ein fast noch eindrucksvolleres Bild von dem illegalen religiösen Erziehungssystem der Juden. Diese behaupteten z. B., daß im Jahre 1939 praktisch jede Synagoge eine Jeschiwoth mit rund 50 Schülern hatte. Religiöse Schulen niederer Kategorien existierten sogar in ganz kleinen Städten und Ortschaften Einige illegale Hedarim und Jeschiwoth müssen noch bis Anfang 1938 bestanden haben, denn im April dieses Jahres veröffentlichte das yiddische kommunistische Blatt „der EMES“ Enthüllungen über einen jüdischen Jungen, der gerade von einer illegalen Jeschiwa weggelaufen war

Die „Frommen”

Es war weitgehend der Tätigkeit der „Frommen" zu verdanken, daß die jüdische Religionswissenschaft in der Sowjetunion erhalten blieb und die Juden fortfuhren, die Werke ihrer Weisen in Kellern und Dachkammern, ja sogar in der sibirischen Taiga, zu studieren. Die „Frommen“ oder Chassidim, die die Seele des religiösen Widerstandes gegen den kommunistischen Atheismus bildeten, leiteten ihren Namen von dem hebräischen Wort „Hassid" ab, das fromm bedeutet. Die Bewegung begann im 18. Jahrhundert in dem Gebiet, das heute zu der westlichen Ukraine und zu Weißrußland gehört. Sie ist eine mystische Form der jüdischen Religion und legt das Schwergewicht auf eine Verbindung mit Gott, zu der man in einem Zustand religiöser Ekstase zu gelangen sucht. Der Chassidismus entstand in den jüdischen Gemeinden Weißrußlands und der Ukraine wie z. B. Braslaw, Medschborosch, Ljubawitschi etc., wo ihre großen Rabbiner, die sogenannten Chassidim (die Gerechten) lebten und wirkten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zählte der Chassidismus etwa 250 000 aktive Mitglieder in Rußland und umfaßte nahezu 5 ’/o des russischen Judentums Die geistige und moralische Bedeutung des Chassidismus war jedoch weit größer als man aufgrund dieser Zahl anzunehmen geneigt sein mag; das gilt insbesondere für die sowjetische Ära.

Eine kleine jüdische Gemeinde in Weißrußland, Ljubawitschi an der Beresina, erwies sich infolge seiner starken geistigen Ausstrahlung als ein besonderes Hindernis für die anti-religiöse Propaganda unter den Juden. Diese Ortschaft war einst die Residenz von Schneur Zahlmann ben Baruich (1747— 1812), einem berühmten Chassidim, der den litauisch-weißrussischen Chassidismus begründete. Einer seiner Nachfahren, Joseph Isaak Schneersohn (1880— 1950), spielte in den ersten Jahren der Sowjetherrschaft eine bedeutende Rolle. Ausgangsbasis seiner Arbeit war zu-nächst Rostow am Don und später Leningrad. Von hier aus bemühte sich Rabbi Schneersohn unermüdlich darum, das religiöse Judentum in Rußland vor dem Untergang zu bewahren. Er förderte die illegale jüdische Erziehung und entsandte Lehrer bis in die entlegensten jüdischen Gemeinden der Sowjetunion. Er unterstützte die Rabbiner durch Darlehen und Subventionen und begründete ein Komitee, das sich dafür einsetzte, den Sabbat für die jüdischen Handwerker als Ruhetag zu bewahren. Darüber hinaus half er religiösen Juden, eine theologische Ausbildung in Polen zu erhalten.

Die Kommunisten erkannten sehr bald in Rabbi Schneersohn die treibende Kraft des religiösen Judentums. Im Juli 1927 wurde er verhaftet und zum Tode verurteilt. Aufgrund des überaus großen Interesses, das nicht nur das Weltjudentum, sondern auch führende ausländische Staatsmänner an dem Schicksal des „Ljubawitscher“, wie er allgemein genannt wurde, bezeugten, wurde er aber später freigelassen, ja man gestattete ihm sogar das Land zu verlassen, und zwar mit seiner Familie. Er ging zunächst nach Lettland, später nach Polen und schließlich in die Vereinigten Staaten. Von Lettland aus setzte er seine Bemühungen um die Erhaltung des religiösen Judentums in Rußland fort, indem er Geld für religiöse Zwecke aufbrachte und die russischen Juden mit Matzen versorgte. Auch nachdem er das Land längst verlassen hatte, betrachteten ihn die Kommunisten immer noch als den überragenden geistigen Führer des sowjetischen Judentums. Als im Frühjahr 1931 die yiddische Atheistenzeitschrift „Der Apikoires“ (die Bezeichnung des Talmud für Ketzer) zum ersten Mal erschien, gab sie das bedeutsame Versprechen, daß sie sowohl dem Papst in Rom wie auch dem Rabbi von Ljubawitschi den Kampf angesagt habe.

Die Verfolgung der Rabbiner und Schließung der Synagogen

Die Verhaftung des Rabbi von Ljubawitschi war nur das Vorspiel zu den gegen die Rabbiner und Synagogen im allgemeinen gerichteten Maßnahmen, die in den zwanziger und dreißiger Jahren erfolgten. Rabbiner haben für das kultische Leben der Juden nicht die gleiche Bedeutung wie die Priester für die katholische und orthodoxe Kirche. Dennoch konnte das sowjetische Regime nicht umhin, den Rabbinern angesichts ihres großen Einflusses auf die Gläubigen und ihrer Bemühungen um die Erhaltung des jüdischen Glaubens, ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Ebenso wie alle anderen Mitglieder des Klerus wurden die Rabbiner ihrer bürgerlichen Rechte beraubt. Ihr Ansehen litt aber darunter in keiner Weise, und die religiös eingestellten Juden sorgten großzügig für ihren Unterhalt. In den Jahren zwischen 1920 und 1930 waren die Rabbiner außerordentlich aktiv. Sie gründeten Gesellschaften für medizinische Hilfe, veranstalteten Rezitationen geistlicher Musik in den Synagogen und gründeten Vereinigungen, die sich dem Studium religiöser Bücher und der Rezitation von Psalmen widmeten Sie unterstützten in besonderem Maße die karitativen Bemühungen der jüdischen Bevölkerung. Ein atheistisches Pamphlet jener Zeit zollt dem Rabbiner einer jüdischen Ortschaft in der ukrainischen Provinz Kamenez Podolsk folgende Anerkennung: „Nur selten weigert sich der Rabbiner jewan-dew zu helfen. In der Bevölkerung besteht der Eindruck, daß er nicht nur ein frontnter Mann ist, sondern auch ein offenes Herz hat für seine Mitmenschen.“ Es waren nicht nur Rabbiner, die den Behörden schwer zu schaffen machten, sondern auch die volkstümlichen Wanderprediger, auch „Magids“ genannt, von denen es hieß, daß sie „mit einem antisowjetischen Reportoire von Synagoge zu Synagoge“ zögen

Das geeignetste Mittel zur Ausschaltung von Rabbinern und Magids, und damit von jeder ernsthaften ideologischen Opposition, war natürlich die Eroberung ihrer wichtigsten Bollwerke, den Synagogen.

Die Haltung der sowjetischen Behörden den Synagogen gegenüber war denn auch ebenso feindlich wie gegenüber den christlichen Kirchen. Einzelne Gotteshäuser waren bereits in der Anfangszeit des sowjetischen Regimes geschlossen worden; aber eine großangelegte Kampagne, die auf eine Umwandlung der Synagogen in säkulare Institutionen abzielte, setzte erst nach 1927 ein. 1928 waren bereits 50 Synagogen geschlossen, das waren mehr als 10 °/o der Kultstätten sämtlicher Religionen, die in dem betreffenden Jahr liquidiert worden waren. Doch auch diese Maßnahmen sollten nur ein sanftes Vorspiel sein. Im darauffolgenden Jahr zählte man die konfiszierten Synagogen nicht mehr nach Dutzenden, sondern nach Hunderten. Diese Massenschließungen gingen auf die engstirnige materialistische Einstellung der Kommunisten zurück. Bis Ende der zwanziger Jahre betrieb das Sowjetregime eine maßvolle Politik, weil man die Gefühle der jüdischen Händler und Kaufleute, die man als die tragende Klasse und das Rückgrat der jüdischen Religion ansah, schonen wollte. Mit dem Anlaufen der langfristigen Wirtschaftsplanungen und der daraus resultierenden Zerstörung des privaten Unternehmertums waren Rückschichten auf diese Bevölkerungsgruppen nicht mehr erforderlich. Die Synagogen konnten daher mit der Begründung geschlossen werden, daß sie „Klubs von Profitjägern“ oder „Klubs von Ausbeutern" seien, die von der „Neuen Wirtschaftspolitik“ mit der die Regierung im März 1921 begonnen hatte, profitieren wollten. Man führte auch das Argument ins Feld, daß sie Tummelplätze für Händler seien, wo diese darüber debattierten, wie sie ihre geschäftlichen Transaktionen am besten vor den Steuerbehörden verbergen könnten Als ein gutes Beispiel für den gehässigen Charakter dieser Kampagne gegen die Synagogen, mag folgendes Gedicht von dem bekannten kommunistischen Dichter Nikolai Assew dienen, der später den Stalinpreis erhielt. Das Gedicht, überschrieben „Die -Synagoge“, unterscheidet sich nur wenig von ähnlichen Erzeugnissen der nationalsozialistischen Epoche.

Die Synagoge:

Haus des lebendigen Gottes . . . Ihr Augen glühet!

Ihr Wangen rötet euch!

Der Weg, der zu ihren Portalen führt wird viel beschritten von all den Händlern, die frontnt sich beugend dahinziehn.

In ihren Wänden kannst du, ohne in Demut Deinen Kopf zu neigen, Gott verherrlichen, während Ergriffenheit Dein ganzes Wesen . erfüllt;

stredte Deinen Wanst vor, der glatt ist und gut genährt und zähle nun Deine Geldscheine und Wedtsel.

Was würdest Du tun, wenn die Synagoge nicht wäre? Anderswo wirst Du Didi verlassen und deprimiert fühlen! Laß das ehrwürdige Gebetstudi von Deiner Schulter wallen, hier, nur hier wird Deine Seele ausruhen.

Die Synagoge ist der geeignete Ort, um den besten Preis für einen Mantel zu bekommen oder einen Ring, eine Fälschung;

Die Synagoge ist, wenn man es recht betrachtet, der beste Klub für Schieber und solche, die es werden wollen

Die sowjetische Propaganda stellt die Dinge so dar, als geschehe die Schließung der Synagogen nur auf das ungestüme Drängen breiter jüdischer Kreise hin. In einigen Fällen berichteten die Zeitungen etwa wie folgt: „Das Zentrale Exekutivkomitee der Krim hat der Forderung der Eupatoria-Juden nach einer Liquidation der leeren Synagoge und ihrer Umwandlung in einen Klub nunmehr stattgegeben“ An anderen Orten gingen den Schließungen von Synagogen häufig anti-religiöse Kundgebungen voraus; dabei erschienen jüdische Kommunisten vor dem Gebäude des örtlichen Sowjets und verlangten die Übergabe der betreffenden Synagoge an die Handwerker-Genossenschaft oder an eine kulturelle Einrichtung. Die Größe der Kundgebung stand meist in einem direkten Verhältnis zu der Bedeutung und Größe des betreffenden Gotteshauses. Bei der Schließung der Chor-Synagogen von Minsk, Kiew, Odessa und Charkow z. B. versammelten sich riesige Menschenmengen. Als im Herbst 1929 die Rosenberg-Synagoge in Kiew in einen Klub umgewandelt wurde, waren den Berichten zufolge 5 OOO „werktätige Juden“ erschienen, um den „Sieg über den Klerikalismus“ zu feiern. Ein riesiges rotes Spruchband wurde vor der Synagoge gezeigt; es trug die Aufschrift „Nieder mit der Religion, lang lebe die Herrschaft der Sowjets und die Kultur des Proletariats“. Es wird jedoch auch berichtet, daß die „Klerikalen“ und die „Zionisten-Rabbiner Clique“ diese Provokationen nicht stillschweigend über sich ergehen ließen, sondern Flugblätter verteilten, in denen sie gegen die von ihnen als anti-jüdisch betrachteten Maßnahmen protestierten Bis zum Jahre 1932 waren die Schließungen der Synagogen soweit fortgeschritten, daß der bekannte anti-jüdische Kommunist und Jude David Zaslavsky schreiben konnte, die noch bestehenden Synagogen dienten lediglich „den Alten und Rückständigen der Bourgoisie, die sich immer noch an das längst Vergangene klammern“.

Bei der Schließung der Synagogen beachteten die sowjetischen Behörden stets das Prinzip der Parität. Auf die Schließung einer christlichen Kathedrale folgte alsbald die Konfiskation einer großen Synagoge. In Ausnahmefällen wurde eine zuvor konfiszierte jüdische Synagoge ihrer Gemeinde zurückgegeben, wenn am gleichen Ort auch die Christen ihr Gotteshaus wieder benutzen durften. Die Politik der „gleichen Ungerechtigkeit“ wurde sogar bis auf die Altarleuchter ausgedehnt. Im Jahre 1929/30 wurden Leuchter in den Synagogen beschlagnahmt, um ein Gegengewicht für die Konfiskation von Kirchenglocken in den christlichen Kirchen im gleichen Zeitraum zu schaffen

Ein Merkmal der sowjetischen Politik gegenüber dem Christentum wiederholte sich dem religösen Judentum gegenüber jedoch nicht: Man verzichtete auf die Etablierung einer schismatischen Institution, die die Ziele des Regimes unterstützten. Zwar wurden in der Ukraine und in Weißrußland Versuche unternommen, eine „Lebendige Synagoge" zu schaffen, die eine Art Nachahmung der „Lebendigen Kirche“ innerhalb der Orthodoxen Kirche sein sollte, doch scheint die „Lebendige Synagoge“ oder auch „Neue Synagoge“ nie über die ersten Anfänge hinausgekommen zu sein, wenngleich eine solche Einrichtung eine Zeitlang in Poltawa existierte.

Von den großen Säuberungsaktionen bis zum „Großen Vaterländischen Krieg"

Zur Zeit der großen Säuberung im Jahr 1937/38 wurden die gegen die Synagogen und Rabbiner gerichteten Maßnahmen nicht mehr mit deren klassenfeindlichen Charakter begründet, sondern mit ihrer angeblichen Spionagetätigkeit für den faschistischen Geheimdienst. Diese Beschuldigung wurde z. B. erhoben, als der NKWD 1938 ein „feindliches Rabbinernest" in der Hauptsynagoge von Moskau aufdeckte was zur Verhaftung des Rabbi Melade und anderer prominenter Juden führte. Die Beschuldigung „Spionage für faschistische Geheimdienste" wurde ohne Unterschied gegen alle Diener religiöser Kulte in ganz Rußland erhoben. Gerade im Falle der Rabbiner erschien sie geradezu absurd, da der Geheimdienst, den man im allgemeinen als die treibende Kraft jeder politischen oder religiösen Opposition in der UdSSR ansah, der des nationalsozialistischen Deutschlands war. Die professionellen antireligiösen Propagandisten wollten nicht zugeben, daß die Nationalsozialisten die Juden, gleichgültig ob es sich um nationale oder religiöse Gruppen handelte, verfolgten. Sie ließen sich lediglich zu der Konzession herbei, daß die deutschen Faschisten die jüdischen Arbeiter verfolgten, während sie „eine Allianz mit der jüdischen Bourgeoisie“ geschlossen hätten. Diese Behauptung wurde ausgerechnet im November 193 8 von der Zeitschrift „Antireligiosnik" aufgestellt, zu einem Zeitpunkt also, wo die Judenjagd der Nationalsozialisten einen tragischen Höhepunkt erreicht hatte. In der gleichen Ausgabe wurde behauptet, daß die deutschen Rabbiner ihre Loyalität dem Hitler-Regime gegenüber erklärt hätten und das faschistische Regime, das Hunger, Elend und den Ruin über die Menschheit bringen wolle, unterstützten. Gemeinsam mit den Faschisten „veranstalteten die Rabbiner angeblich, eine Treibjagd gegen die Sowjetunion“. Die Zeitschrift scheute sich nicht die absurde Behauptung aufzustellen, es gebe Rabbiner-Organisationen, die von Deutschland aus die Saboteure und Agenten steuerten und ihnen behilflich seien, die UdSSR zu infiltrieren Die religiösen Juden zogen keinerlei Vorteile aus der feindseligen Atmosphäre zwischen der Sowjetunion und dem antisemitischen Nazi-Deutschland. Der nationalsozialistisch-sowjetische Pakt von 1939— 1941 brachte ihnen nur Unheil. Im Zuge der sich aus diesem Pakt ergebenden politischen Auswirkungen kamen weit mehr als zwei Millionen osteuropäische Juden unter sowjetische Herrschaft — 1 600 000 in Ostpolen, 145 000 in Litauen, 93 000 in Lettland, 4 800 in Estland und 330 000 in den sowjetisch besetzten Gebieten von Rumänien, 230 000 in Bessarabien und 80 000 in der nördlichen Bukowina.

Obgleich die Situation der Juden in diesen Ländern und Territorien keineswegs befriedigend gewesen war, und ihre bürgerlichen Rechte sowohl in Polen wie auch in Rumänien begrenzt waren, hatte man die Juden nirgendwo in der Ausübung ihrer Religion behindert.

Es gab in diesen Gebieten sogar einige hervorragende Zentren jüdischen Geisteslebens wie z. B. in Kischinew, wo es zeitweise bis zu 40 jüdische Gotteshäuser gegeben hatte, und Wilna, das Jerusalem von Litauen, wie man es zu nennen pflegte. Während der Besetzung von Wilna durch die Nationalsozialisten vernichteten diese den größten Teil der Juden des Ortes. Bereits zuvor, d. h. während der sowjetischen Besetzung von 1940/41 war das religiöse Leben der Stadt auf ein Minimum reduziert worden. Die Sowjets bereiteten der-berühmten Jeschiwah von Wilna, vielen Synagogen und einer großen Anzahl von sogenannten Klausen (kombinierte Gebets-und Unterrichtshäuser) ein jähes Ende.

Der gleiche Prozeß wiederholte sich in allen annektierten Gebieten.

Der Etablierung der sowjetischen Herrschaft folgte unweigerlich die Schließung jüdischer Religionsschulen, einschließlich der Jeschiwoth in Lomschah, Slonim, Nowogrodek, Brest Litowsk, Grodno, Baranowitschi und Mir, eine hohe steuerliche Belastung der Rabbiner und Synagogen sowie die Förderung atheistischer Erziehungsmaßnahmen im Hinblick auf die jüdische Bevölkerung. Die widerstrebende ältere Generation wurde gezwungen, am Sabbat zu arbeiten.

Noch bevor alle diese Maßnahmen ihre völlige Wirkung entfalten konnten, brach zwischen Sowjetrußland und dem nationalsozialistischen Deutschland der Krieg aus. Nur dem Zeitmangel war es zu verdanken, daß die Säkularisierung des Judentums in Ostpolen, Bessarabien und in den Baltischen Staaten noch nicht . vollendet war. Gerade diese Tatsache lieferte nun der sowjetischen Propaganda einige eindrucksvolle statistische Zahlen. In dem Bemühen, die Befürchtungen der neuen Alliierten über die antireligiösen Maßnahmen des kommunistischen Regimes zu zerstreuen, konnten nunmehr Sprecher der Regierung darauf hinweisen, daß es bei Ausbruch des russisch-deutschen Krieges insgesamt 2 559 Rabbiner und 1 Oll Synagogen in der UdSSR gab. Der weitaus größte Teil davon befand sich in den Gebieten, die erst seit einigen Monaten den religiösen Verfolgungen der Kommunisten ausgesetzt waren.

Vom „Großen Vaterländischen Krieg" bis zu Stalins Tod

Der Krieg zwischen Rußland und Deutschland, der die Vernichtung des osteuropäischen Judentums beschleunigte, war ein komplexes Phänomen; bei näherer Betrachtung zeigt es sich, daß er auf verschiedenen Ebenen geführt wurde. Da war zunächst der Krieg zwischen zwei einander feindlichen totalitären Herrschaftssystemen, dann der Krieg zur Verteidigung von Mütterchen Rußland und schließlich der Kampf der sowjetischen Juden, die für die Bewahrung ihrer Existenz rangen. Zu Beginn des Krieges gaben offizielle sowjetische und kommunistische Quellen sogar offen zu, daß die religiösen Juden den sowjetischen Krieg aus eigennützigen Motiven führten und nicht etwa aus Liebe für das kommunistische Rußland, das sie so lange unterdrückt hatte. „Viele Rabbiner“, so hieß es in einer kommunistischen Propagandaschrift jener Zeit, die von Professor Hyman Levy zusammengestellt worden war, „haben sielt den Partisanen angeschlossen, weil sie über die ganz bewußte Zerstörung der Synagogen und Thorarollen durch die Nazis aufgebracht sind.“ Das gleiche Pamphlet war dann aber ehrlich genug zuzugeben, daß einige dieser Rabbiner eigentlich Ex-Rabbiner seien. Ein älterer Jude, der sich bei der Roten Armee zum Dienst in einer Guerilla-Abteilung gemeldet hatte, wurde folgendermaßen zitiert: „Ich war früher Rabbiner dieser Stadt, aber seit einigen Jahren habe idt Mich vor alleM dent Gartenbau gewidmet.“ Aus Professor Hyman Levy’s Pamphlet, das sich auf Informationen des jüdischen Antifaschistischen Komitees in Kuibyschew stützt, stammt auch eine rührende Geschichte, die ein Beweis für die starke Religiosität der russischen Juden ist — und dies nach einer fast 25 Jahre währenden erbarmungslosen atheistischen Propaganda. Es ist die Geschichte einer Thorarolle aus der Synagoge von Pirystin, einer kleinen Stadt in der Provinz Poltawa. Mendel Matlin, der fünfzig Jahre alte Leiter einer Getreidemühle, rettete diese Gesetzesschriften aus der brennenden Synagoge und brachte sie nach Stalingrad, wo er sie in der Synagoge in Sicherheit brachte. Als nun eine deutsche Bombe die Synagoge zerstörte, setzte Matlin sein Leben zum zweiten Mal aufs Spiel, um die Schriften zu retten. Sie wurden schließlich nach Kuibyschew gebracht, und zwar auf einem Boot, das eine Flüchtlingsgruppe wolgaabwärts trug. In Kuibyschew veranstalteten die Juden eine Prozession, wobei diese Schriften in einem mit rotem Sammet bedeckten Schrein feierlich durch die Straßen getragen wurden. Eine der Schriften war von den Flammen so stark beschädigt worden, daß sie in Kuibyschew nach jüdischem Ritus vergraben werden mußte. Eine große Anzahl religiöser Juden wohnte dieser Zeremonie bei

Während des Krieges zog eine bedeutende Persönlichkeit die Aufmerksamkeit auf sich — es war der Moskauer Rabbi Shloime Schliefer. Seine Reden und Botschaften waren das wichtigste Bindeglied zwischen den religiösen Juden Rußlands und ihren Brüdern in anderen Ländern. Von Taschkent aus, wohin die jüdische Gemeinde Moskaus evakuiert worden war, sandte er seine Grußbotschaften zum Neujahrsfest an die Juden im Westen. Nach seiner Rückkehr nach Moskau sprach er auf einem „antifaschistischen Treffen der Vertreter des Judentums“, das vor allem das Ausland beeindrucken sollte. Die anderen Sprecher waren zumeist Atheisten jüdischer Abstammung, kommunistische Parteifunktionäre, Soldaten im aktiven Militärdienst und Schriftsteller, die sich der russischen Sprache bedienten oder Yiddisch sprachen. Von all diesen Sprechern war Rabbi Schliefer der einzige, der ein Bekenntnis zum jüdischen Glauben ablegte, indem er sein Vertrauen auf Gott zum Ausdruck brachte, daß er das Volk Israel nicht verlassen würde. Schliefer stellte seinen Zeitgenossen den „großen Rabbi Shneur Zahlmann als leuchtendes Beispiel hin, der zur Zeit des Krieges mit Napoleon seinen Glaubensbrüdern immer wieder klarzuntachen versuchte, daß sie die Russen in ihrem Kampf gegen den Feind unterstützen müßten.“

Vermutlich äußerte sich Rabbi Schliefer zugunsten der militärischen Anstrengungen der Sowjets in der Erwartung, daß dadurch dem religiösen Judentum in Rußland nach Beendigung des Krieges ein besseres Los zuteil werden würde. Diese Hoffnungen erschienen zunächst begründet, da Stalin allem Anschein nach eine tolerantere Haltung gegenüber den religiösen Institutionen einzunehmen gewillt war. Es zeigte sich jedoch bald, daß er nicht gewillt war, etwaige Konzessionen in dieser Richtung auch auf die Juden auszudehnen. Vom rein machiavellistischen Standpunkt aus betrachtet war diese Diskriminierung nicht ohne Logik. Die Verproletarisierung des Judentums, die Abwanderung jüdischer Gruppen in die Küstengebiete, die sich während der beiden Kriege vollzogen hatte, und schließlich die Vernichtungsmaßnahmen der Nationalsozialisten hatten dem gesamten Judentum einen schweren Schlag versetzt. Dies betrifft besonders die Form des Judentums, wie sie in Litauen und anderen westlichen Grenzländern der UdSSR bestanden hatte. Ein großer Teil der Juden, die den Krieg überlebt haben, waren weit entfernt von den traditionellen Zentren jüdischen Geisteslebens in Rußland. Sie befanden sich in der Diaspora und scheuten sich daher häufig, ihre jüdische Abstammung offen zuzugeben. Unter diesen Umständen war das religiöse Judentum für Stalin kein Faktor mehr, mit dem er in seiner Außen-und Innenpolitik hätte rechnen müssen. Er sah voraus, daß das religiöse Judentum viel schneller untergehen würde als andere Religionen, bei denen die soziologischen Wurzeln erhalten geblieben waren, und er war entschlossen, diesen Entwicklungsprozeß so wirksam wie möglich zu beschleunigen. Die jüdische Gemeinde wurde zwar nicht in Acht und Bann getan wie die Katholische Kirche des slavo-byzantinischen Ritus, ihre Position war jedoch unbedeutender als die irgendeiner anderen Religionsgemeinschaft. So verwehrten die Behörden den Juden das Recht, religiöse Bücher und Schriften zu veröffentlichen und machten es ihnen praktisch unmöglich, Rabbiner und Ritualschächter auszubilden. An vielen Orten mit jüdischen Minderheiten erteilten die Behörden keine Genehmigungen zur Wiedereröffnung von Synagogen.

In den letzten Jahren der stalinistischen Ära verschlechterte sich die Lage des religiösen Judentums in der Sowjetunion zusehends. Zwei Ereignisse trugen zu dieser Entwicklung bei: einmal die Gründung des Staates Israel, mit dem das religiöse Judentum in sowjetischer Sicht eng liiert war, und zum anderen das Verbot aller sogenannten „Kundgebungen des bürgerlich-jüdischen Nationalismus". Es kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, daß das Erscheinen des ersten israelischen Botschafters, der Frau Golda Meyerson (später Frau Meir), in der sowjetischen Metropole einen sehr großen Eindruck bei dem religiösen Judentum hinterließ. Dies zeigte sich besonders deutlich, als sie in der Moskauer Hauptsynagoge erschien, um an der jüdischen Neujahrsfeier teilzunehmen. Diese zweifellos gut gemeinte Geste wirkte sich für die sowjetischen Juden unheilvoll aus. Die Botschafterin wurde vor der Synagoge von einer Menschenmenge mit Beifall begrüßt. Es besteht sogar eine Fotografie, auf der einige Gesichter der Leute, die Mrs. Meyerson zujubeln, klar erkennbar sind Dieses Bild muß dem NKWD für die Verhaftung zahlreicher Zuschauer, die später in Konzentrationslager verschickt wurden, außerordentlich wertvolle Dienste geleistet haben.

Sehr viel schwieriger ist es, einzusehen, warum sich Stalins Maßnahmen gegen die „jüdischen Nationalisten der Bourgeoisie" ausgerechnet auf das religiöse Judentum auswirkten, denn diese angeblichen „bürgerlichen Nationalisten“ waren in Wirklichkeit Kommunisten. Sie pro-pagierten eine jüdische Kultur, die, obwohl jüdisch in ihren Formen, ihrem Inhalt nach vom Marxismus her bestimmt war. Die kulturellen und politischen Führer der Juden, deren Verhaftung und Hinrichtung Stalin anordnete, hatten sich durch ihren Kampf gegen und nicht für das religiöse Judentum ausgezeichnet. Dies gilt für das berühmteste Opfer dieser Hinrichtungen, nämlich Salomon Lozovsky, Hauptsprecher der Sowjetregierung während des Krieges, wie auch für den ehemaligen Generalsekretär der kommunistischen internationalen Gewerkschaft „Profintern", es gilt für die meisten Mitglieder des „Antifaschistischen Jüdischen Komitees", das 1949 aufgelöst wurde, ebenso wie für die führenden yiddischen Schriftsteller Peretz Markish, Itzig Fesser und David Bergelson; letzterer wurde 1952 hingerichtet. Alle drei polemisierten in ihren Veröffentlichungen „gegen die Synagoge und Gott“, wenngleich sie unter dem Eindruck der Kriegsereignisse eine etwas positivere Haltung gegenüber dem nationalen jüdischen Erbe einnahmen. Bergelson scheint sogar zum Glauben seiner Väter zurückgekehrt zu sein Obgleich Stalins Terror sich in erster Linie gegen die jüdischen Kommunisten und Atheisten wandte, die nationalistischer oder auch pro-westlicher Tendenzen verdächtigt wurden, hatten diese Verfolgungen doch auch auf das jüdische Religionsleben eine lähmende Wirkung. Die Juden scheuten sich zum großen Teil, ihre Abstammung offen zu bekunden, und viele von ihnen blieben den Gottesdiensten in den Synagogen während der religiösen Feiertage fern. Im Verlauf dieser antijüdischen Terrorwelle wurden nunmehr auch die letzten Hinweise auf das Judentum in den sowjetischen Geschichtsbüchern ausgemerzt. Das Schulbuch von Professor Michulin, das noch 1946 verwendet wurde, widmete dem alten Israel und Juda noch ganze zweieinhalb Seiten während das darauffolgende Schulbuch von Kowalew keinem von beiden auch nur die geringste Beachtung schenkte. Ja man brachte es fertig, bei den Erklärungen über das Entstehen des Christentums jeglichen Hinweis auf die Juden zu vermeiden.

Die wenigen Rabbiner, die in der Nachkriegszeit ihre Funktionen in der Sowjetunion noch ausüben konnten, wurden durch die antijüdische Säuberungsaktion offensichtlich nicht betroffen. Nur Rabbi Levi von Charkow wurde wegen angeblicher „umstürzlerischer Tätigkeit" verhaftet Rabbi Schliefer blieb unversehrt. Zu seinem Glück war er nie Mitglied des Jüdischen Antifaschistischen Komitees gewesen. Es hätte ihn sonst wohl das gleiche Schicksal ereilt wie dessen Funktionäre.

Das religiöse Judentum unter Stalins Nachfolgern

Das allgemeine Nachlassen der religiösen Verfolgungen in Sowjetrußland nach dem Ende der Stalinherrschaft kam auch den Juden zugute. Die antijüdische Politik der letzten Jahre der stalinistischen Ära hatte sich zwar zunächst einschüchternd auf die sowjetischen Juden ausgewirkt; auf lange Sicht gesehen, bewirkte sie jedoch eine Belebung des religiösen Judentums, und zwar sowohl im persönlichen wie auch im kollektiven Bereich. Gerade aufgrund der Verfolgungen fanden einige Juden wieder Zugang zu ihrer Religion. Dies galt besonders für die westlichen Grenzgebiete, wo sich früher umfangreiche jüdische Siedlungen befunden hatten. Als sich die neue kollektive Führung von Stalins antijüdischer Politik abwandte, wagten es viele Juden wieder, ihre religiösen Bindungen offener zu bekennen. Die neue Regierung sah sich einer Art jüdischer Erweckungsbewegung gegenüber. Wenngleich die Erweckungsbewegung nur eine kleine Minderheit erfaßte, so mußte man sie bei der „Religionspolitik“ und bei der kommunistischen antireligiösen Propaganda doch in Betracht ziehen. Da sich die Erwartungen auf einen schnellen Untergang des religiösen Judentums als Fehlspekulation erwiesen hatten, wurden nun endlich einige Konzessionen gemacht, zu denen man sich anderen Religionsgemeinschaften gegenüber längst bequemt hatte. Hierzu gehörten die Wiedereröffnung einer kleinen Jeschiwa in Moskau — wobei die Aufnahme von Studenten genauso stark beschränkt war wie in allen anderen religiösen Ausbildungsstätten in der UdSSR —, einige Erleichterungen beim Kauf von Koscher-Nahrungsmitteln sowie die Veröffentlichung eines jüdischen Gebetbuches in Moskau, das in einer Auflage von 4000 Exemplaren erschien Dieses sogenannte Friedensgebetbuch (Molitwennik Mir) konnte vermutlich nur deswegen veröffentlicht werden, weil seine Verfasser sich bereit erklärt hatten, es in den Dienst der Friedenskampagne zu stellen, an der sich die religiösen jüdischen Führer wie auch die christlichen Kirchen beteiligten. Sorezitierte Rabbi Schliefer z. B. an jedem Sabbatmorgen ein Gebet in der Moskauer Synagoge, das mit den Worten begann: „Unser Vater, der Du bist iw Himmel, segne die Regierung der Sowjetunion, die den Weltfrieden verteidigt ...“

Die sowjetische Regierung verschaffte dem religiösen Judentum im Interesse ihrer eigenen Propaganda eine gewisse Publicity. Im März 1955 z. B. veröffentlichte die Iswestija einen Aufruf, der sich gegen die atomare Kriegführung und für die Unterstützung des Weltfriedensrates aussprach. Er war von den Rabbinern acht großer jüdischer Gemeinden in der UdSSR unterzeichnet. Dazu gehörten Moskau, Kiew, Odessa, Riga, Kutaisi, Minsk, Wilna und Kowno Im November 1956 wurde eine weitere Botschaft unterzeichnet; diesmal durch Rabbiner und jüdische Gemeindeoberhäupter von 18 Städten in der Sowjetunion; letztere umfaßten ebenfalls die obengenannten Städte und darüberhinaus noch Lemberg, Taschkent, Baku, Tallin, Swerdlowsk, Rostow, Dniepropetrowsk, Kursk, Pensa, Kischinew und Omsk. Dies war das erste Mal, daß soviele Rabbiner gleichzeitig mit einer gemeinsamen Aktion an die Öffentlichkeit traten. Jedoch handelte es sich hierbei nicht um die Verteidigung jüdischer Interessen. Ganz im Gegenteil bestand der Zweck dieser Aktion darin, zu dokumentieren, daß das religiöse Judentum in Sowjetrußland die von dem israelischen Staat verfolgte Politik verurteilte. Dies betraf vor allen Dingen die anglo-französisch-israelische Suezaktion

Obgleich der politische Drude auf die religiösen Juden nach wie vor sehr stark war, begannen diese nach dem Tode Stalins doch freier zu atmen. Verschiedene örtliche jüdische Gemeinden trafen sich, durch das politische Tauwetter ermutigt, zum gemeinsamen Gebet. Es wurde Geld gesammelt für den Bau neuer Synagogen und Gebetshäuser. In einigen Fällen begann man bereits mit dem Bau — allerdings nicht mit der ausdrücklichen Genehmigung, sondern eher mit einer stillschweigenden Duldung der Behörden. Hier und da gingen die Juden dazu über, für sich privat ihre eigenen Matzen zu backen. Da es keine gedruckten jüdischen Kalender gab, wurden handgeschriebene verfertigt und verkauft, vielleicht ist sogar auch die eine oder andere illegale Jeschiwa neu erstanden.

Diese Entwicklung ließ es den sowjetischen Behörden geraten erscheinen, dem religiösen Judentum von neuem den Kampf anzusagen. In der Nachkriegszeit, d. h. bis etwa 1957, strafte die antireligiöse Propaganda die jüdische Religion mit Nichtachtung oder tat sie mit einigen summarischen Bemerkungen ab. In diesem Jahr wandte sich jedoch das Blatt. Wie in den zwanziger Jahren waren es auch dieses Mal Kommunisten jüdischer Abstammung, die bei den Angriffen auf den jüdischen Glauben in vorderster Front standen. Anläßlich der antireligiösen Konferenz im Mai 1957, gaben zwei jüdische Kommunisten das Signal für eine neue Offensive gegen das religiöse Judentum. Der eine war Mitglied der Akademie .. ., Mitin mit Namen und einer der ganz wenigen Juden, die noch einen hohen politischen Posten in der Sowjetunion inne-hatten. Er beklagte sich, daß die Rabbiner „offensichtlidt wieder aktiv“ geworden seien und das der Besuch der Synagogen „erheblich gestiegen“ sei. Der andere Sprecher, der sich mit dem religiösen Judentum befaßte, war Schakschnowich, der stellvertredende Direktor des Leningrader Museums für Religion und Atheismus. Er hielt einen Vortrag zum Thema „Ursprung und Klassencharakter der jüdischen Religion"

Nach der Moskauer Atheisten-Konferenz beschränkten sich die sowjetischen Behörden zunächst darauf, die jüdische Religion durch Propaganda zu bekämpfen. Atheistische Pamphlete, deren Inhalt auf die religiösen Juden abzielte, wurden in der Ukraine wie in der Moldaurepublik veröffentlicht. Sehr bald ging man dann aber zu direkten Angriffen über. 1959 geriet die Freie Welt in den Besitz von Beweismaterial über die Beschränkungen, die die sowjetischen Behörden dem jüdischen Religionsleben von neuem auferlegt hatten. Neue Instruktionen wurden von der Zentralregierung an die örtlichen Verwaltungsinstanzen herausgegeben mit dem Tenor, daß eine strengere Haltung gegenüber den jüdischen Gemeinden erforderlich sei. Daraufhin konfiszierten die betreffenden Stadtsowjets in der Ukraine, Weißrußland, und bis zu einem gewissen Grade auch in anderen Sowjetrepubliken, weitere Synagogen und verordneten ihre Umwandlung in säkulare Einrichtungen. So wurde z. B. die Synagoge in Woronesch in ein Lagerhaus verwandelt; in Simferopol machte man daraus eine Lesehalle und in Uschgorod eine Konzerthalle. Sogar gemeinsame Gebetsstunden in Privathäusern wurden verboten und das von frommen Juden für den Bau neuer Synagogen gesammelte Geld beschlagnahmt. Anträge auf die Wiedereröffnung von Synagogen wurden zurückgewiesen, die Unterzeichner solcher Anträge einem Verhör unterzogen und von den Behörden bedroht Neue Hindernisse ergaben sich auch bei der Verteilung von Matzen mit Ausnahme der größeren Städte, die häufig von Ausländern besucht werden. Leute, die man beim Backen von Matzen antraf, wurden angeklagt, sich gegen das sowjetische Strafrecht vergangen zu haben.

Die Zahl der in der Sowjetunion lebenden Juden — es mögen etwa 3 500 000 sein, wenngleich die amtliche Volkszählung von 1959 nur etwa 2 268 000 ermittelte — gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, wieviele Juden in der UdSSR ihre Religion noch ausüben. Nur ein verschwindend geringer Teil von ihnen hat die nach den des Möglichkeit, strikt Vorschriften orthodoxen jüdischen Glaubens zu leben und den Sabbat wie auch die jüdischen Speisegesetze einzuhalten. Aber auch die Zahl derer, die nur noch einige religiöse Riten einhalten, wird nicht höher sein als 500 000, eine Schätzzahl, die von einem Beamten des sowjetischen „Rates für Angelegenheiten der Religiösen Kulte" angegeben wurde. Es gibt jedoch viele sowjetische Juden, die sich gewisse Überreste ihrer Religion bewahrt haben wie z. B. hebräische Gebetsbücher und andere religiöse Gegenstände, und sei es auch nur zum Andenken an längst vergangene Zeiten

Die Mehrzahl des sowjetischen Judentums ist heute in den großen Städten konzentriert, wo die religiösen Bindungen nur schwach entwikkelt sind und die Synagogen nur noch auf einen kleinen Teil der jüdischen Bevölkerung eine Anziehungskraft ausüben. Moskau hat nicht nur die größte jüdische Gemeinde in der Sowjetunion, es ist auch wahrscheinlich noch immer die größte „Judenstadt" nach New York, dessen jüdischer Bevölkerungsanteil größer ist als die Einwohnerzahl der Stadt Tel Aviv. An den großen jüdischen Feiertagen sind die Gottesdienste in der Moskauer Hauptsynagoge überfüllt. Doch das bedeutet nicht viel, da sie nur 2 000 Menschen fassen kann. Abgesehen von der Haupt-synagoge waren in der Nachkriegszeit noch zwei oder drei kleinere Synagogen zeitweise in Benutzung. Die Gesamtzahl der jüdischen Bewohner Moskaus, die am Neujahrsfest den Gottesdienst besuchen, wurde in einem bestimmten Jahr während des „politischen Tauwetters“ auf 12 000 geschätzt In Leningrad, wo die jüdische Bevölkerung etwa auf 150 000 bis 300 000 Menschen geschätzt wird, wurde die Haupt-synagoge an Feiertagen von etwa 6— 7000 Menschen besucht, während ein kleinerer Kreis von Personen in anderen Gotteshäusern betete

Ziemlich große jüdische Gemeinden leben auch in den verschiedenen ukrainischen Städten. Doch sind die Möglichkeiten zur Ausübung der Religion unzureichend, und die Zahl der religiösen Juden ist entsprechend klein. Ein amtlicher sowjetischer Bericht erwähnte, daß es „Dutzende von Synagogen in der Ukraine“ gebe, einschließlich derer von Kiew, Odessa, Lemberg, Cherson Nikolajew, Berditschew, Dniepropetrowsk und Kirowograd Aber selbst einige Dutzend Synagogen sind wenig verglichen mit den 954, die zu Beginn des Jahres 1929 in der zu jener Zeit noch viel kleineren Ukrainischen Sowjetrepublik existierten. In Städten wie Kiew und Odessa, wo selbst nach niedrigsten Schätzungen die jüdische Bevölkerung mehr als 100 000 Menschen beträgt, gibt es nur eine einzige Synagoge. In Minsk, der Hauptstadt von Weißrußland, benutzen die jüdischen Gläubigen nur ein kleines Holzgebäude als Synagoge. Die Gottesdienste sind schlecht besucht. Ein amerikanischer Besucher zählte nur 150 Gläubige anläßlich des Laubhüttenfestes 63a) — und dies angesichts einer Zahl von 40 COO jüdischen Einwohnern Von anderen „neuen" sowjetischen Städten wie Wilna, Lemberg und Kischinew wird berichtet, daß sie wesentlich größere jüdische Gemeinden haben.

Man weiß nur wenig über das Leben jener jüdischen Gemeinden, die im Zuge der strukturellen Neuordnung und der Verpflanzung großer Bevölkerungsgruppen entstanden sind. Es handelt sich hier in erster Linie um Gebiete wie den Ural, Sibirien, Kasachstan und Kirgisien. Das sogenannte „Autonome Gebiet der Juden" von Birobidschan im östlichen Teil der Sowjetunion kann hier nur mit negativem Vorzeichen erwähnt werden, wenigstens soweit es das religiöse Judentum betrifft. Dieses Autonome Gebiet der Juden sollte „ohne Thora und ohne Gott aufgebaut werden. Seine Siedler rekrutieren sich weitgehend aus der jüngeren kommunistischen Generation. Nur einige von ihnen wanderten in die Landwirtschaft ab, die meisten wurden als Industrie-und Transportarbeiter in den neuen sozialistischen Städten und Industriezentren wie Birobidschan, Oblutsche, Londoko, Nikolsewka und Birakan angesiedelt. Auf diese Weise wurde die jüdische Provinz zu einem der dichtbesiedeltsten Industriegebiete der östlichen Sowjetunion, wo angesichts der proletarischen Bevölkerungsstruktur das religiöse Leben nur sehr schwach entwickelt ist. Die einzige Synagoge, die es dort Berichten zufolge gibt, ist „eine kleine baufällige Baracke ohne Rabbiner“ Am Freitagabend und am Sonnabendmorgen finden dort Gebetsstunden statt. Die Zahl der Gläubigen beträgt nicht mehr als 30 Personen, von denen die Mehrzahl aus Frauen besteht

Die orientalischen Juden in der Sowjetunion

Im sowjetischen Herrschaftsbereich gibt es eine Reihe jüdischer Gemeinden, die aus historischen Gründen getrennt behandelt werden müssen. Diese Gemeinden, die weit entfernt von den Wirtschafts-und Verwaltungszentren liegen, haben sich den Einflüssen der antireligiösen Propaganda und der Säkularisierung besser widersetzen können als die Juden im europäischen Rußland. Auch Mischehen mit Nichtjuden, die in den großen russisdien Städten so häufig sind, findet man bei den orientalisch-jüdischen Gemeinden nur selten. Die feste Verbundenheit der jüdischen Familie ist hier erhalten geblieben. 1. Die georgischen Juden Immer wieder hat das Verhalten der georgischen Juden ausländische Besucher, die mit ihnen in Verbindung kamen, in Erstaunen versetzt. Ein jüdischer Kommunist aus einem der mitteleuropäischen Länder, der im Jahre 1930 jüdische Siedlungen in der UdSSR besuchte, stellte fest, daß die georgischen Juden sich der anti-religiösen Politik der Sowjets eigensinnig widersetzten. Er erzählte die Geschichte von den Juden in der Stadt Kutaisi, die von dem örtlichen Sowjet die Erlaubnis zum Wiederaufbau ihrer Synagoge erhielten; diese war während eines Großfeuers im jüdischen Ghetto im Jahre 1928 zerstört worden. Die Erlaubnis wurde zu einer Zeit erteilt, als man mit der Schließung der Synagogen in Rußland begann. Auch wollte der Stadtsowjet die Juden nach dieser Katastrophe auf der anderen Seite des Rionflusses ansiedeln, der die Stadt Kutaisi in zwei Hälften teilt. Die Juden weigerten sich in der Befürchtung, daß es ihnen dann vielleicht nicht mehr möglich sein würde, den Sabbat einzuhalten. Es wurde ihnen schließlich ein neues Gelände in der Nähe ihrer niedergebrannten Häuser zugewiesen

Viele Jahre später machten ausländische Besucher noch immer die Beobachtung, daß die kleine Gruppe der georgischen Juden, und zwar im besonderen in Kutaisi, sich durch große Frömmigkeit auszeichneten und vertrauensvoller in die Zukunft blickten als die Juden in der übrigen Sowjetunion. Eine Rabbinerdelegation aus den USA war vor allem davon beeindruckt, daß 1 200 von 2 000 jüdischen Familien in Kutaisi das Laubhüttenfest noch gemäß den alten Riten feierten, indem sie acht Tage in behelfsmäßigen Hütten verbrachten In Kutaisi und Tiflis z. B. ist es für die Eltern längst nicht so schwierig, den Kindern Religionsunterricht erteilen zu lassen wie im europäischen Rußland. Auch Koscher-Nahrungsmittel scheinen dort leichter erhältlich zu sein. In Kutaisi sah die Delegation zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in der Sowjetunion Läden, in den koscheres Fleisch angeboten wurde Es ist kennzeichnend für die Religiosität der georgischen Juden, daß sie mit zu den allerersten gehörten, die in die Moskauer Jeschiwa eintraten. 2. Die bucharischen Juden In den statistischen Veröffentlichungen über die Volkszählung von 1926 wurde die Zahl der in Mittelasien bzw. in der Bucharai lebenden Juden, die Tadschikisch oder Usbekisch als Muttersprache sprechen, mit 18 600 angegeben. Davon wird etwa ein Drittel auf die Stadt Buchara entfallen, der Rest auf andere Gebiete des früheren Emirats in der Bucharai und verschiedene Städte der jetzigen Usbekischen Republik wie z. B. Taschkent, Samarkand, Andischan, Kokand und Osch. Wieviele von ihnen der jüdischen Religion treu geblieben sind, ist schwer zu sagen. Ein Hinweis auf die Bedeutung der Buchara-Gemeinde wurde im Herbst 1956 von den sowjetischen Behörden selbst gegeben, und zwar in Form einer Meldung, derzufolge die Juden von Buchara gegen die anglo-französische Politik im Mittleren Osten Stellung genommen hätten. Ausländer, die Buchara besuchten, haben ebenfalls bestätigt, daß die Juden dort ihre Religion noch immer den alten Traditionen gemäß ausüben und den Talmud studieren Etwa fünfhundert Menschen besuchen den Gottesdienst in der Synagoge von Buchara an Feiertagen und etwa zweihundert am Freitagabend Eine weitere städtische Gemeinde gibt es in Stalinabad, der Hauptstadt von Tadschikistan, die zur Zeit des Emirs von Buchara als Djuschambe bekannt war. Ein ausländischer Journalist, der Stalinabad besuchte, fand dort 2 Synagogen, eine kleine und eine mittelgroße vor 195 8 war die Gemeinde von Stalinabad ohne Rabbiner. Ein junger Mann, der unter dem sowjetischen Regime ausgewachsen war, leitete die Gottesdienste „so gut er konnte“. Daß die jüdische Religion in Stalinabad überleben konnte, ist immerhin erstaunlich, denn zu Beginn des Krieges war die Gemeinde besonders heftigen Verfolgungen ausgesetzt. Beide, sowohl der letzte Rabbiner wie auch der letzte jüdisch-orthodoxe Schächter der Gemeinde, wurden nicht in Frieden gelassen, nicht einmal nachdem man sie dazu gezwungen hatte, die niedere Arbeit von Schuhputzern zu verrichten 3. Die transkaukasischen Juden Kein ausländischer Besucher hat bisher etwas aussagen können über das Fortbestehen der jüdischen Religion bei einer dritten Gruppe: den transkaukasischen Juden (Dag Tschufut). Sie gehören zu den ältesten Bewohnern des Kaukasus und sprechen einen persischen Dialekt. Nach den Ergebnissen der Volkszählung von 1926 gab es 26 000 Gebirgsjuden in der Sowjetunion, von denen der größte Teil in Dagestan lebt, und zwar sowohl in den Gebirgsdörfern (Suis) wie auch in den Städten Derbent, Buinaksk und Machatschkala. Es gibt auch noch kleinere Gruppen von Gebirgsjuden in Aserbeidschan und im nördlichen Kaukasus. Letztere, die sich mehr im Bereich der russisch-kommunistischen Einflußsphäre befanden, wurden als erste in den Sog der antireligiösen Propaganda hineingerissen. Die Synagoge der Juden von Grosny wurde schon zu einem ziemlich frühen Zeitpunkt geschlossen. Die Gruppe in Aserbeidschan verteidigte ihren Glauben sehr viel zäher und wurde daher im Jahre 1936 zur Zielscheibe heftiger anti-religiöser Angriffe gemacht, die sich besonders auf das jüdische Laubhüttenfest konzentrierten. Während dieser Zeit wurden 23 Vorträge gehalten und 17 Veranstaltungen durch atheistische Propagandateams durchgeführt. Es hieß, man habe damit 10 000 Menschen erreicht, also etwa die gesamte jüdische Gemeinde in Aserbeidschan

Was die Gebirgsjuden von Dagestan angeht, so wurde in einem 1955 veröffentlichten ethnographischen Symposion über das Land behauptet, daß hier die Religion — sie hatte früher in diesem Gebiet eine sehr große Rolle gespielt — mit Erfolg beseitigt worden sei. Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges gebe es weder Synagogen noch Rabbiner mehr in den Suis. Seitdem gebe es auch keine Heiratsabsprachen mehr; die Hochzeiten würden nicht mehr nach altem Brauch und unter Mitwirkung des Rabbiners gefeiert. Nur die ältere Generation halte sich noch an einige religiöse Traditionen. Besonders die Beschneidung existiere noch in Familien, in denen noch Mitglieder der älteren Generation am Leben seien. Solche Einzelfälle blieben jedoch ohne Einfluß auf das Leben der jüdischen Gesellschaft im allgemeinen Man fragt sich, ob dieses aus kommunistischer Sicht gemalte Bild die Dinge auch richtig zeigt. Religiöse Juden werden sich einer sowjetischen Untersuchungskommission gegenüber nicht gerade entgegenkommend verhalten, selbst dann nicht, wenn diese aus wohlmeinenden Ethnographen zusammengesetzt ist. Es mag sein, daß es keine äußeren Anzeichen für ein religiöses Leben unter den kaukasischen Juden mehr gibt, dennoch ist es möglich, daß dieses Leben fortbesteht, denn es ist nicht an die Existenz von Synagogen und Rabbinern gebunden.

Was über das Schicksal der kaukasischen Juden vor dem zweiten Weltkrieg bekanntgeworden ist, läßt keine Zweifel darüber bestehen, daß die gegen das religiöse Judentum gerichteten Maßnahmen in Dagestan auf außerordentlich starken Widerstand gestoßen sind. 1932 gaben sowjetische Quellen immer noch lebhafte Schilderungen von der Macht der Rabbiner von Dagestan, die gleichzeitig Richter, Anwälte, Ärzte und Leiter der Synagogen waren. Die Rabbiner in Dagestan bereiteten den Behörden großen Ärger. So waren sie z. B. die Anführer der Öffentlichkeit im Kampf gegen die Einführung des lateinischen Alphabets anstelle des hebräischen und widersetzten sich der Kollektivierung der Landwirtschaft. Als ihnen ihr Widerstand nichts half, bestanden sie darauf, daß die Kolchosen wenigstens auf der Basis vollkommener Gleichheit errichtet würden — ein Prinzip, das die Kommunisten bekanntlich ablehnen. Die Rabbiner machten den nicht-gläubigen Juden das Leben schwer, indem sie sie aus der jüdischen Gemeinde aus-schlossen. Sie waren der Ansicht, daß ein gottloser Mensch überhaupt kein Jude sei. Zu dieser Zeit gab es noch wenige kaukasische Juden, die kommunistische Aktivisten werden wollten. Jüdische Frauen, die der Partei oder der Jungen Kommunistischen Liga beitraten, waren eine Seltenheit. In den frühen zwanziger Jahren wurde es noch als etwas Bemerkenswertes angesehen, wenn ein paar Kolchosbauern in aller Öffentlichkeit am Sabbat rauchten Auch den Höhepunkt des sowjetischen Polizeiterrors im Jahre 193 8 Überstand die jüdische Religion, nicht nur in den entlegenen Suis, sondern auch in der Stadt Derbent, wo 70 mutige Juden eine Bittschrift im Hinblick auf die Wiedereröffnung der Synagoge unterzeichneten 4. Die Krimjuden Die kleinste der jüdischen Gemeinden im östlichen Teil Rußlands, die Gemeinde der Krimjuden, hat als Folge der nationalsozialistischen Ausrottungspolitik praktisch zu bestehen aufgehört. Wie ihr Name besagt, lebten diese Juden auf der Krim. Vor dem ersten Weltkrieg zählten sie 7 500 Menschen. Ihr Hauptzentrum war die kleine Stadt Karasubasar, während andere Gruppen in Simferopol, Sewastopol, Kertsch, Eupatoria und Feodosia lebten. Sie sprachen die Tatarensprache, die sie in hebräischen Buchstaben schrieben, und fühlten sich mit den nicht tatarisch sprechenden Juden, denen sie den Beinamen „Polen" gaben, wenig verwandt. Die Krimjuden waren in ihrer Religion jedoch streng orthodox und zeichneten sich durch besondere Frömmigkeit aus. Sie hielten ihre Rabbiner in hohen Ehren, und ihr Familienleben war beispielhaft. Nachdem bereits das sowjetische Regime auf diese Gruppe die gleichen Unterdrückungsmaßnahmen angewandt hatte, wie auf die übrigen religiösen Juden, sorgte der Reichssicherheitsdienst der SS für die Vernichtung des größten Teils von ihnen, ungeachtet der Versuche . einiger deutscher Minderheitsexperten, diese sehenswürdige Rasse vor dem Untergang zu bewahren. Nur einzelne Krimjuden überlebten den zweiten Weltkrieg

Rückblick auf das religiöse Judentum in der Sowjetunion

Der verstorbene Hauptrabbiner von Großbritannien, Dr. H. J. Hertz, prägte bereits 1927 den prophetischen Satz von der „Strangulierung der Seele“ von drei Millionen russischer Juden Kein Wort könnte besser beschreiben, was mit dem russischen Judentum unter sowjetischer Herrschaft geschehen ist. Und doch wäre es falsch, wollte man für die geistig-seelische Unterdrückung einzig und allein die Kommunisten verantwortlich machen. In gewisser Weise sind die Juden in der UdSSR nur in einen Prozeß einbezogen worden, der sich fast bei dem gesamten Weltjudentum vollzieht: die Säkularisierung des religiösen Judentums. Ein großer Teil der Juden in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten hat sich entweder von der Beteiligung am religiösen Leben völlig zurückgezogen oder nimmt nur noch aus Gründen der Pietät und Tradition, aber ohne religiöse Überzeugung, daran teil.

Gäbe es anstelle der antiliberalen Sowjetunion ein liberales Rußland, so wäre das Problem des Verfalls der jüdischen Religion ebenfalls gestellt. Nur wäre es in diesem Falle einzig und allein durch soziologische Faktoren wie Assimilation, Mischehen und den Triumph politisch-nationalistischer jüdischer Vorstellungen bedingt gewesen. In London z. B. sind ein Drittel bis zur Hälfte aller erwachsenen Juden Synagogenmitglieder Dieser Prozentsatz mag niedrig sein, verglichen mit den jüdischen Gemeinden in Galizien und in der transkarpatischen Ukraine vor dem zweiten Weltkrieg. Er ist hoch im Vergleich mit dem zu vermutenden Prozentsatz von aktiven Gläubigen in Moskau und Leningrad.

Die Juden in der Sowjetunion haben nur die Nachteile der Säkularisierung zu spüren bekommen, während sie in den demokratischen Ländern in der Lage gewesen sind, ihre nationalen Bindungen zu festigen in dem Maße, wie ihre religiösen Bindungen sich aufzulösen begannen. Wie fragwürdig der Wert solcher Kompensationen auch, vom Standpunkt des religiösen Judentums aus gesehen, sein mag, sie verhinderten jedenfalls den Untergang des Judentums als eine bewußte nationale Einheit. In der Sowjetunion ist der Prozeß der Entnationalisierung der Juden mit der Zerstörung ihrer Religion Hand in Hand gegangen. Der religiöse Jude in Rußland hat sich nicht — und hierin unterscheidet er sich von seinen Glaubensbrüdern im Westen — in einen religiös indifferenten oder sogar religionslosen Juden verwandelt, der stark nationale Tendenzen hat. Er wird zu einem undefinierbaren Wesen ohne Religion und ohne Nationalität, zu einem zweitrangigen Bürger, der nicht das Recht hat, die Geschichte, Sprache und Kultur seiner Vorfahren zu pflegen und zu bewahren. Doch etwas bleibt ihm — die Hoffnung auf die Zukunft.

Die frommen Juden werden den Kommunismus genauso überleben wie die frommen Christen. Zum Zeichen dafür, wie der wahre jüdische Geist dem kommunistischen Materialismus trotzt, sei hier folgende wahre Geschichte über den Rabbiner von Ljubawitschi wiedergegeben: Eines Tages kommen Mitglieder der sowjetischen Geheimpolizei in die Synagoge — das Gewehr in der Hand —, um den Rabbiner zu verhaften. Selbst angesichts dieser bewaffneten und zu allem entschlossenen Männer blieb er fest darin, daß ihn Drohungen nicht an der Ausübung seiner religiösen Pflichten hindern würden. Als einer der Polizei-funktionäre den Lauf seines Gewehres auf ihn richtete mit den Worten: „Dies kleine Spielzeug hat schon manchen dazu gebracht, sich die Sache anders zu überlegen“, antwortete der Rabbiner von Ljubawitschi ruhig:

„Dies kleine Spielzeug kann nur den Menschen Furcht einjagen, die viele Götter haben — ihre Leidenschaften — und nur eine Welt — die diesseitige. Weil ich aber nur einen Gott habe und zwei Welten, macht mir dies kleine Spielzeug keinen Eindruck“

* * * •) In diesem Kapitel ging es nicht um die Abhandlung theologischer Probleme, sondern um die Darstellung einer mit Tatsachen belegten Situation. Wir sind von der Annahme ausgegangen, daß das religiöse Judentum die einzige geistige Ausdrucksform der jüdischen Menschen ist. Die Möglichkeit, daß jüdische Menschen in der Sowjetunion eine andere Religion annehmen als die jüdische — das Christentum z. B. —, ist nicht sehr wahrscheinlich. Dennoch gibt es solche Möglichkeiten. In einigen Fällen haben russische Juden die christliche Religion angenommen. Wir sprechen hier nicht von Konvertierungen mit dem Ziel, sich der Verfolgung zu entziehen oder als einem Hilfsmittel zur Assimilation, sondern von jenen seltenen Fällen, wo Juden überzeugte Christen geworden sind, sich aber weiterhin mit den Juden identifizierten. Kleine Gemeinden hebräischer Christen oder jüdischer Christen gab es im zaristischen Rußland in Kischinew und während der sowjetischen Ära in Moskau, Dniepropetrowsk, Kiew und Odessa Den sowjetischen Kommunisten war die Existenz solcher hebräischer Christen bekannt. Am 7. Juli 1929 veröffentlichte Besboschnik einen sarkastischen Artikel über vier „jüdische christlich-evangelische Gruppen in Odessa“.

Fussnoten

Fußnoten

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