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Handbuch des Weltkommunismus | APuZ 25/1957 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 25/1957 Handbuch des Weltkommunismus Die formale Struktur des Kommunismus Philosophische, soziologische und wirtschaftstheoretische Grundlehren

Handbuch des Weltkommunismus

JOSEPH M. BOCHENSKI /GERHART NIEMEYER

/ 5 Minuten zu lesen

Ende dieses 'Jahres wird im Verlag Karl Alber, Freiburg/München das Handbuch des Weltkommunismus erscheinen, herausgegeben in Zusammenarbeit mit zahlreichen Gelehrten von Protessor Dr. Joseph M. Bochenski und Prolessor Dr. Gerhart Niemeyer. Das Handbuch des Weltkommunismus gliedert sich in iolgende Kapitel:

1. Die formale Struktur des Kommunismus (J. Bochenski)

11. Philosophische, soziologische und wirtschaftstheoretische Grundlehren (J. Bochenski, E. Walter, G. Nie-meyer) 111. Politische Grundlehren (G. Niemeyer)

IV. Die Partei (J. Reshetar)

V. Methodologie der Eroberung und des Herrschens (J. Reshetar, S. Possony, W. Kulski)

VI. Die Expansion des Reiches (J. Librach)

VII. Die Nationalitäten (W. Kolarz)

VIII. Das Recht (VI. Gsovski)

IX. Das Verbrechen und das Straisystem (D. Dallin)

X. Die Wirtschaft (Ralph James)

XI. Die Bauern (K. Wittfogel)

XII. Die Kultur (J. Fizer)

XIII. Die Religion (J. Bochenski, I. Hay, W. Meysztowicz)

XIV. Die Situation des Individuums (W. Kulski)

XV. Zur Kritik des Kommunismus (J. Bochenski)

Die einzelnen Kapitel werden in Fortsetzungen in den Beilagen der Wochenzeitung DAS PARLAMENT veröffentlicht werden.

Wir beginnen heute mit dem Abdruck der ersten beiden Kapitel: I. Die formale Struktur des Kommunismus; II. Philosophische, soziologische und wirtschaftstheoretische Grundlehren.

Vorwort

Die Literatur über den Weltkommunismus darf ohne Übertreibung kolossal genannt werden: über wenige andere Gegenstände ist so viel veröffentlicht worden. Und doch — oder gerade deswegen — begegnet der Laie, der dieses heute so überaus wichtige Phänomen kennen lernen und wirklich verstehen möchte, dabei bedeutenden Schwierigkeiten. Zunächst besteht die genannte Literatur zum großen Teil aus tendenziösen (kommunistischen und antikommunistischen) Schriften. Auch vermag der unbefangene Leser nicht von vornherein über die Qualität der einzelnen Autoren zu urteilen, um eine richtige Auswahl treffen zu können. Weiterhin wird es ihm nicht leicht fallen, in die wirklich wissenschaftlichen Werke einzudringen, selbst wenn er ihre Autoren und Titel kennt. Denn meistens handelt es sich da um Monographien, die enge Spezialgebiete behandeln und die in einer hochwissenschaftlichen Sprache abgefaßt sind. Dazu kommt noch, daß nur wenige überhaupt Zugang zu den gewaltigen Materialmengen haben und jahrelange Arbeit aufwenden müssen, um sich das Gesamtphänomen des Kommunismus zu erschließen.

Bisher fehlte ein relativ kurzes, allen Gebildeten verständliches Werk, das eine zuverlässige Darstellung der wichtigsten Aspekte des Kommunismus mit Belegen aus den Quellen und aus erstklassiger Literatur enthielte, ein synthetisches Werk, das trotzdem in ausreichendem Umfang Quellen und Standardwerke der Sekundärliteratur anführt.

Diese Lücke will das Handbuch des Weltkommunismus ausfüllen, mit dessen Abdruck wir heute beginnen. Es beschreibt und erklärt, was der Weltkommunismus während der vierzig Jahre seines Bestehens als politische Macht gewesen ist, was er heute i s t und was er kraft seiner Grundprinzipien notwendig sein muß.

In der Darstellung selbst wurden die Probleme der Sowjetunion — des kommunistischen Musterlandes — besonders hervorgehoben, obwohl auch andere kommunistische Länder (vor allem China) berücksichtigt worden sind. Die meisten Kapitel wurden am 1. Juli 1956 abgeschlossen, und nur ausnahmsweise konnten spätere Ereignisse noch behandelt werden.

Das Werk wurde unter Zusammenarbeit von fünfzehn Spezialisten der verschiedenen Sachgebiete verfaßt. Sie gehören mehreren Nationen an, bekennen sich zu verschiedenen Weltanschauungen bzw. Religionen und vertreten oft gegensätzliche politische Richtungen. Gemeinsam ist ihnen allen aber das Wissen und der Wille, dieses Wissen objektiv mitzuteilen. Jeder Mitarbeiter ist ausschließlich für die von ihm verfaßten Abschnitte des Werkes verantwortlich. Die meisten Beiträge mußten durch die Herausgeber gekürzt werden; auch für die Übersetzung aus fremdsprachlichen Manuskripten, für die (auf Grund der durch die einzelnen Mitarbeiter gelieferten Angaben zusammengestellte) Bibliographie tragen sie die alleinige Verantwortung. Die Idee des Handbuches wurde im Frühjahr 1955 von J. Bochenski entwickelt, und am Ende desselben Jahres schloß sich ihm G. Nie-meyer an. Von diesem Zeitpunkt an wurde die ganze Arbeit gemeinsam geführt, wobei jedoch die Redigierung der englischen Manuskripte vor allem von G. Niemeyer mit der Unterstützung von J. Fizer und die der deutschen unter Leitung von J. Bochenski vorgenommen wurde. Die Herausgeber haben während ihrer Arbeit von zahlreichen Gelehrten hilfreiche Unterstützung erhalten. Ohne sie alle einzeln nennen zu können, möchten sie doch ihnen allen ihren besten Dank aussprechen.

Die finanzielle Möglichkeit, das Werk zu schaffen, wurde durch Beiträge einer Reihe von Privatpersonen und Instituten gegeben. Hier ist besonders das Center for Soviet and East European Stu dies der Universität Notre Dame, Indiana, zu nennen, unter dessen Auspizien die Redaktion durchgeführt worden ist Auch das Foreign Polley Research Institute an der Un versity of Pennsylvania hat durch einen finanziellen Beitrag geholfen Die Herausgeber legen allerdings auf die Feststellung Wert daß alle Gönner der Redaktion volle Freiheit in der Gestaltung des Handbuches gelassen haben.

Zu der Zeit, als die Abfassung fast aller Kapitel schon weit fortgeschritten war, tauchten die Nachrichten über die „Entstalinisier ung" und über die vermeintliche vollständige Umwandlung des Kommunismus auf. Die Herausgeber waren nicht der Ansicht, daß es sich abei um eine wesentliche Änderung handelte. Denn auch nach der Rede Chruevs vom 25. II. 1956 blieb die Lehre Lenins die unantast bare theoretische Grundlage des Kommunismus, wie sie es stets gewesen ist. Solange das aber der Fall war, konnte von einer wirklichen Umwandlung des Kommunismus — der mit dem Leninismus weitgehend identisch ist — keine Rede sein. Zwar kam es in den letzten Jahren zu verschiedenen Neuerungen, die auch, soweit möglich im Handbuch berücksichtigt wurden. Aber selbst die radikalsten Neuerungen blieben immer im Rahmen des Leninismus.

Dieser Standpunkt der Verfasser hat sich in der Folgezeit als richtig erwiesen. Er wurde nicht nur durch die Ereignisse bestätigt — unter denen die Unterdrückung der ungarischen Revolution (Oktober 1956) am einprägsamsten ist —, sondern auch durch eindeutige Verlautbarungen kommunistischer Führer, die vom Ende des Jahres 1956 an Stalin wieder als den großen Führer anerkannten Der Kommunismus ist weiterhin das, was er immer gewesen ist.

J. M Bochenski G Niem^yör Umschreibungsregeln Die russischen Namen und Worte wurden, entsprechend geltenden wissenschaftlichen Regeln, mit Hilfe der tschechischen Buchstaben transkribiert. Dabei ist jedoch „e" am Anfang eines Wortes und nach einem Vokal durch „je" wiedergegeben und das Weichheitszeichen weggelassen worden. Von der Umschreibung ausgenommen sind nur Namen, die sich in der deutschen Sprache bereits eingebürgert haben (z. B. „Tscheka", aber auch „Prawda"). Die Herausgeber sind für die Beratung in dieser Beziehung Herrn Univ. -Professor Dr. G. Koch verpflichtet.

Mitarbeiter

Bochenski, Prof., Dr. Joseph, Universität Freiburg/Schweiz; Herausgeber, Kap. I, II §§ 1 — 15 und §§ 22— 24, Kap. XIII (in Zusammenarbeit mit Irene Hay und Prof. Meysztowicz), Kap. XV.

Dallin, David J., Sr., New York; Kap. IX §§ 1— 14.

Fizer, Prof., Dr. John R., University of Notre Dame; Kap. XII. Gsovski, Dr. Vladimir, Direktor der Abt. für Auswärtiges Recht, Library of Congress, Washington D. C.; Kap VIII.

Hay, Irene, Lexington Mass.; Mitarbeit am Kap. XIII.

Kolarz, Dr. Walter, London; Kap. VII.

Kulski, Prof., Dr. W. W., Syracuse University, N. Y., Kap. V §§ 21— 31, Kap. XIV.

Librach, Jan, New York; Kap. VI.

James, Ralph, Washington D. C.; Kap. X.

Meysztowicz, Msgr., Prof., Dr. Walery, Universität Wilno, Rom;

Mitarbeit am Kap. XIII.

Niemeyer, Prof., Dr. Gerhart, University of Notre Dame, Indiana;

Herausgeber, Kap. II § 22, Kap. III.

Possony, Prof., Dr. Stefan T., Georgetown University Washington D. C.; Kap. V §§ 10— 20.

Reshetar, Prof., Dr. John S., Jr., Yale University, Conn.; Kap. IV, Kap. V §§ 1— 9.

Walter, Privatdozent, Dr. Emil J., Universität Zürich/Schweiz; Kap. II §§ 16— 21.

Wittfogel, Prof., Dr. Karl A., Washington University Seattle, Wash.;

Kap. XL

Fussnoten

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