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Kommunistische Untergrundarbeit in Deutschland | APuZ 41/1956 | bpb.de

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APuZ 41/1956 Das Agrarproblem Asiens und der Kommunismus Großrussischer Imperialismus und weltrevolutionärer Bolschewismus Kommunistische Untergrundarbeit in Deutschland

Kommunistische Untergrundarbeit in Deutschland

Solange Anhänger von Marx, Engels und Lenin handelnd in das politische Leben eingreifen, hat es kommunistische Untergrundarbeit gegeben. Man denke an den Anteil der Bolschewik) an der Vorbereitung des Revolutionsversuches vom Jahre 1905 in Rußland, an die Raubüberfälle auf Banken und Geldtransporte („Expropriationen“), die Lenins Anhänger in Moskau und Tiflis begingen, an die Waffenkäufe, die Litwinow, als Offizier von Ekuador gegenüber der Königlich-Dänischen Waffenfabrik auftretend, abschloß. Man erinnere sich an die Vorbereitungen der Oktoberrevolution vom Jahre 1917 und an die Blütezeit der Apparattätigkeit von 1920— 1933 in Deutschland. Eine nähere Betrachtung der kommunistischen Untergrundarbeit in Deutschland, die im folgenden unternommen wird, läßt erkennen, daß die Formen der Untergrundarbeit sich wandeln und daß ihre Wandlungen den Veränderungen entsprechen, die die politische Taktik der Kommunisten durchgemacht hat. Mit anderen Worten: Streben die Kommunisten zum offenen revolutionären Kampf, zur „direkten Aktion“, wie im Deutschland der Jahre 1920— 1923, so ist die Untergrundarbeit anders angelegt, als wenn die Gewinnung einer Massenbasis das Mittel ist, durch das die Kommunisten „auf friedlichem Wege“, wie heute in manchem europäischen Staat, zur Macht gelangen wollen. Von derartigen Veränderungen erscheint nur ein Teil der Untergrundarbeit ausgenommen: die konspirative, auf Nachrichtengewinnung zielende Tätigkeit der östlichen Nachrichtendienste. Mag auch auf politischem Gebiet der bewaffnete Aufstand vorbereitet werden oder die Errichtung einer Volksfront unter Beteiligung der Kommunisten an der Regierung (wie ab 1935 in Frankreich) oder eine enge politische und militärische Zusammenarbeit wie mit England und den LISA von 1941 bis 1946, immer richtet sich das Bemühen der östlichen Nachrichtendienste, mag auch die Intensität ihrer Arbeit verschieden sein, auf das Herz des Gegners oder „Freundes“, auf seine Staatsgeheimnisse. Die Geschichte der sowjetischen Handelvertretung im Berlin der Rapallo-Zeit, die Tätigkeit Alexander Rados und seiner „Presseagentur“ in Frankreich (1936), die Fälle Fuchs, Hiss, Burgess, MacLean und viele andere beweisen das zur Genüge. Anders auf politischem Gebiet: hier hängt die Art und Weise der Untergrundarbeit ganz von dem Charakter der politischen Bemühungen ab. Die Entwicklung in Deutschland wird das veranschaulichen. 1920 bis 1923

Lenin war der Auffassung, daß es unmöglich sei, in einem Lande allein den Sozialismus aufzubauen. Eine Koexistenzpolitik hat Lenin stets nur unter taktischen Gesichtspunkten, d. h. als Mittel zu dem von ihm unverrückbar festgehaltenen Ziel der Weltrevolution empfohlen. Lenin hoffte schon im Exil — für den Fall des Gelingens der Revolution in Rußland — auf die Hilfe der Proletarier der westlichen Länder. Nachdem die Monarchien in Deutschland und Österreich-Ungarn 1918 nahezu widerstandslos gestürzt waren, rechnete Lenin fest mit der Errichtung einer Räte-Republik in Deutschland als Voraussetzung der Ausbreitung der Revolution über ganz Europa. Am ersten Jahrestag der Oktoberrevolution sagte er: " Wir haben unsere Sache ausschließlich wit Berechnung auf die WeltrevolutioM begonnen.“

Auf dem VII. Parteitag der KPdSU im März 1918 erklärte er es wiederum für notwendig, über die russische Revolution hinaus die internationale Revolution hervorzurufen. Immer erneut stellte Lenin den Kommunisten die Aufgabe, die Revolution auf mindestens einige fortschrittliche Länder auszudehnen. Demzufolge richtete sich das Bestreben der russischen und deutschen Kommunisten in den Jahren 1920 bis 1923 darauf, in Deutschland die bolschewistische Revolution durchzuführen mit dem Ziel, eine Räte-Diktatur zu errichten. Mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften unterstützten damals die russischen Kommunisten die bewaffneten Aufstandsversuche in Deutschland.

Für unser Thema erscheint es sehr bezeichnend, daß in den von Lenin entworfenen Statuten der III. Internationale (Komintern, am 2. März 1919 in Moskau gegründet) eine Verpflichtung für alle kommunistischen Parteien ausgenommen wurde, neben ihrer offenen politischen Arbeit „überall einen parallelen illegalen Apparat zu schaffen, der im entscheidenden Augenblick der Partei helfen soll, ihre Pflicht gegenüber der Revolution zu erfüllen".

Nun, von der KPD dieser Jahre wurde diese Pflicht aufs pünklichste erfüllt: Ein M-(Militär-) Apparat und ein N-(Nachrichten-) Apparat wurden aufgestellt. Diese Apparate hatten die Aufgabe, zur Vorbereitung der Revolution in Deutschland Waffen zu lagern, Verbindungen zwischen den Parteiorganisationen zu halten, Geldmittel zu transportieren, Druckereien für geheime Aufträge einzurichten, Pässe zu fälschen usw. Später wurden noch ein T-(Terror-) Apparat mit der Aufgabe, Feinde in den eigenen Reihen zu vernichten, und ein Z(Zersetzungs-) Apparat, der andere Parteien und Organisationen zu infiltrieren und zu zersetzen hatte, gebildet. Neben diesen Apparaten der KPD arbeiteten selbstverständlich noch sowjetische nachrichtendienstliche Apparate, die mit Unterstützung deutscher Kommunisten aufgezogen worden waren, aber keine unmittelbare Verbindung zu den Organisationen der KPD unterhielten. Auf dem Höhepunkt der Vorbereitungen für den bewaffneten Aufstand von 1923 wurde ferner eine MP-(militär-politische) Organisation unter Leitung eines Russen (Alexander Gorev-Skoblewsky, 1925 vom Reichsgericht zum Tode verurteilt, später im Austauschwege in die Sowjetunion zurückgeführt) geschaffen, der zahlreiche russische Offiziere als „Berater“ angehörten. Diese Berater verschwanden nach dem Scheitern des verlustreichen, trotz aller Vorbereitungen schlecht organisierten Aufstands von 1923. Die KPD wurde am 22. November 1923 von General von Seeckt für die Dauer des Ausnahmezustandes aufgelöst. Es war das erste Mal, daß die Partei in ganz Deutschland „illegal“ war. Die Auflösung wurde jedoch von der damaligen Polizei nicht scharf durchgeführt. Die KPD arbeitete weiter, berief getarnte Versammlungen und Demonstrationen ein, ihre Abgeordneten blieben sowohl im Reichstag wie in den Länder-parlamenten, empfingen ihre Wähler und nahmen an Sitzungen teil. So wenig Konspiration war erforderlich, daß die Literatur der verbotenen Partei sogar mit Postpaketen versandt werden konnte. Obwohl die Kommunisten in der Verbotszeit auf manche historisch erklärliche Sympathie innerhalb der deutschen Arbeiterbewegung stießen, so sank doch die Mitgliederzahl der Partei infolge der auf die Niederlage folgenden Ernüchterung ganz beträchtlich (von 267 000 im September 1923 auf 121000 im April 1924). 1924 bis 1928 Am 1. März 1924 wurde der Ausnahmezustand aufgehoben. Die KPD konnte wieder „legal“ arbeiten. Jedoch wurde die auf bewaffneten Umsturz hinzielende Tätigkeit zunächst nicht fortgesetzt. Die Drahtzieher in Moskau hatten beschlossen, ihre Arbeit auf längere Sicht anzulegen. Sie begannen mit der Ausbildung von Kommunisten aus allen Ländern zu Bürgerkriegsspezialisten. Eine internationale Militär-Schule (M-Schule) wurde in Moskau eingerichtet. Zu ihren deutschen Schülern zählten z. B. Hans Kippenberger (führend am Hamburger Aufstand von 1923 beteiligt, später Leiter des deutschen AM-Apparates, 1936 in der Sowjetunion liquidiert), Wilhelm Zaisser (ab 1950 bis 1953 Staatssicherheitsminister in der SBZ), Josef Gutsche (heute hoher Offizier des MfS), Albert Schreiner (heute militärpolitischer Theoretiker in der SBZ) und Ernst Wollweber (heute Minister für Staatssicherheit in der SBZ).

In politischer Hinsicht wurden die auf 1924 folgenden Jahre benutzt, um die KPD, in der wiederholt anti-sowjetische Tendenzen erkennbar geworden waren, im sowjetischen Sinne völlig gefügig zu machen. In dieser Zeit der Gleichschaltung trat Walter Ulbricht, damals wegen seiner Bemühungen, die Betriebszellen zur Grundlage der Parteiorganisation zu machen, Genosse „Zelle“ genannt, erstmalig als getreuer Gefolgsmann Moskaus hervor. Zu solcher parteiorganisatorischer Tätigkeit waren Apparate im vorher benötigten Ausmaß nicht erforderlich. Es blieben daher nur der M-und N-Apparat bestehen. 1929 bis 1933 Mit der Weltwirtschaftkrise der auf 1929 folgenden Jahre sahen die Kommunisten neue Möglichkeiten, ihre Umsturzpläne zu verwirklichen, entstehen. Das Exekutivkomitee der Komintern (EKK 1) stellte im September 1932 auf seinem XII. Plenum, von der Erkenntnis ausgehend, daß mit den starken Erschütterungen der Weltwirtschaft revolutionäre Situationen in allen Ländern heranreiften, erneut die Aufgabe, den bewaffneten Aufstand vorzubereiten. Das EKKI sprach offen aus, daß „der Sieg der deutschen Revolution neben dem siegreichen Oktober von 1917 den wichtigsten Schritt zur Weltrevolution bedeutet“ und daß „mit der deutschen Revolution das Schicksal der proletarischen Revolution in West-und Mitteleuropa entschieden wird“.

Dieser Aufgabenstellung entsprach die Tätigkeit der Apparate. Bezeichnend für die neue Lage war, daß entsprechend der in den Jahren vorher durchgeführten völligen Unterwerfung der KPD unter die KPdSU ab 1928 eine viel engere Verbindung zwischen den sowjetischen auf deutschemBoden arbeitenden nachrichtendienstlichen Organisationen der damaligen OGPU und der Roten Armee zu dem deutschen Apparat bestand als noch 1923. Die sowjetischen Nachrichtendienste benutzten jezt die deutschen Kommunisten zu Hilfsdiensten jeder Art.

Die wichtigsten in dieser Zeit zur KPD gehörenden Apparate sind folgende: Der „illegale“ (d. h. im kommunistischen Sinne: konspirativ arbeitende) Parteiapparat, der N-(Nachrichten-) Apparat, der BB-Apparat und Teile der sogenannten „Roten Hilfe" und der AM-(AntiMilitär-) Apparat. Dieser war aus dem alten M-Apparat hervorgegangen. Nur aus Tarnungsgründen war sein Name in Anti-Militär-Apparat geändert worden. Sein Leiter, Hans Kippenberger, war durch seine Eigenschaft als Reichstagsabgeordneter vor dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden geschützt. Der AM-Apparat hatte die Aufgabe, den bewaffneten Umsturz vorzubereiten. Dieser Aufgabe entsprechend war er gegliedert: Neben einem Sekretariat bestanden Abteilungen für Nachrichtendienst, ZerPol (Zersetzung der Polizei), ZerRW (Zersetzung der Reichswehr), Weiss (Zersetzung rechtsstehender Organisationen), SPD (Zersetzung der SPD), PSS (Parteiselbstschutz). Der zentralen Leitung des AM-Apparates unterstanden Bezirks-und Unterbezirksleitungen, zu deren Verfügung sogenannte „Aktivgruppen" standen. Besondere Bedeutung kam im Hinblick auf die bevorstehenden Machtkämpfe den Versuchen, Polizei und Reichswehr zu zersetzen, zu. Allein im Jahre 1932 sind 1225 Zersetzungsversuche dieser Art (zwei Drittel gegen die Polizei gerichtet) Gegenstand von polizeilichen Ermittlungsverfahren gewesen. Vom Reichsgericht wurden in einem Jahre 169 Personen wegen Zersetzungsarbeit gegen Reichswehr und Polizei rechtskräfig verurteilt. Meist bestand diese Zersetzungsarbeit in der Verteilung von zersetzenden Schriften innerhalb von Reichswehr und Polizei. Derartige Schriften wurden vielfach in den Hausfluren der Polizeireviere niedergelegt, unter Wohnungstüren von Polizeibeamten geschoben oder auch von Kindern in Streichholzschachteln oder Zigarettenpackungen in TruppenUnterkünfte getragen. Eine derart angelegte Arbeit konnte trotz Zuverlässigkeit der Truppe und scharfer Überwachung innerhalb der Polizei nicht ohne Ergebnis bleiben. Im militärpolitischen Mitteilungsblatt der KPD „Oktober“ vom Dezember 1931, das zur Tarnung einen Umschlag mit dem Titel „Neue Architektur“ trug, wurde berichtet, daß im September 1931 zwei Bereitschaften der Berliner Schutzpolizei den Dienst verweigert und die Internationale gesungen hätten.

Im Rahmen der kommunistischen Apparate spielte auch die schon erwähnte Organisation für Betriebsberichtserstattung, der BB-Apparat, eine erhebliche Rolle. Dieser Apparat beschaffte Nachrichten wirtschaftlichen Inhalts aus den Betrieben. Er dürfte schon vor 193 3 aus den Apparaten der KP gelöst und dem sowjetischen Nachrichtendienst zur Verfügung gestellt worden sein.

Auch Versuche, sich die Mittel für einen bewaffneten Aufstand (Waffen, Munition und Sprengstoffe) auf jede mögliche Weise zu beschaffen, gehörten zur Tätigkeit der damaligen Apparate. Ein kleiner Teil der benötigten Waffen wurde im Kuriergepäck aus dem Ausland herbeigeschafft. Aus Holland, Belgien und der CSR versuchten die Apparate, Waffen einzuschmuggeln. Der Großteil des benötigten Materials wurde jedoch bei inländischen Waffenfabriken, in Waffenläden oder in Betrieben, die Sprengstoff verwendeten, beschafft, d. h. gestohlen. Auch Diebstähle bei der Reichswehr wurden verübt. Im Jahre 193 3 lief z. B. beim Reichsgericht ein Prozeß, in dem ein im Leipziger Reichswehrstandort verübter Diebstahl von einem schweren Maschinengewehr, 36 leichten Maschinengewehren und 217 Militärgewehren abgeurteilt wurde. Hunderte von Diebstählen dieser und ähnlicher Art wurden begangen. Große Mengen von Waffen und Sprengstoffen gerieten hierbei in die Hände der Apparate.

Noch ein Kapitel aus der Geschichte der Apparate ist hier zu streifen: die Tätigkeit ihrer Paßfälscherwerkstätten. Mit ihnen, besonders aber in der Paßfälscherwerkstatt in Berlin, war ein Instrument geschaffen worden, das seinesgleichen suchte. Allein bei der Aushebung eines Teils dieser Zentrale in Berlin-Wilmersdorf wurden am 28. November 1932 Hunderte von Stempeln deutscher Konsulate, des Polizei-präsidiums von Berlin sowie auswärtiger Polizeistellen, Paßformulare, Geburtsurkunden usw. sichergestellt, die die Herstellung von Pässen und sonstiger Dokumente der einschlägigen Art ermöglichten. Die Ergebnisse dieses Zugriffs ließen jedoch das gesamte Ausmaß der Tätigkeit des Paßapparates noch nicht erkennen. Der Paßapparat hatte über 150 Mitarbeiter. Mehrere tausend Pässe standen dauernd zum Gebrauch für Apparat-Mitglieder zur Verfügung (vgl. Dallin, Sowjetspionage, S. 125).

Kürzlich erschienene Berichte über die Aufdeckung einer Paßfälscherwerkstatt in Berlin (vgl. „Welt“ vom 10. 9. 1956) zeigen, daß mit derartiger Tätigkeit auch heute zu rechnen ist, wenn auch Hinweise dafür, daß die Fälscher einem kommunistischen Partei apparat angehörten, nicht erkennbar waren.

Am Ende dieser Blütezeit der Apparate stand die Vorbereitung der ab 1932 erwarteten Illegalität, d. h.der Weiterarbeit als einer verbotenen Partei. Während die anderen Apparate neben ihrer eigentlichen Tätigkeit (Zersetzung usw.) gleichfalls Vorbereitungen für ihre eigene Weiterarbeit nach einem Verbot trafen, war es die Aufgabe des „illegalen Parteiapparats", die Illegalität der gesamten Partei vorzubereiten. Angesichts der damaligen Stärke der KPD (etwa eine Million organisierte Kommunisten im Jahre 1932) war das eine riesige Aufgabe.

Der illegale Apparat (unter Leitung von Ernst Schneller) versuchte, sie zu lösen. Das Karl-Liebknecht-Haus, Hauptquartier der KPD in Berlin, wurde mit seinen Geheimräumen, Kellern und Signalanlagen zur Zentrale der Aufstandsbewegung ausgebaut. An alle Parteibüros erging die Weisung, sämtliche Archive, Ablagen, Anschriftenlisten zu vernichten. Auch die privaten Wohnungen waren von Parteimaterial zu säubern. Die Funktionäre verschwanden aus ihren Wohnungen ohne polizeiliche Abmeldung. Schon im Oktober 1932 wurden von Beauftragten des Apparats bei allen Funktionären „Haussuchungen" durchgeführt, die den Zweck hatten sicherzustellen, daß keinerlei vertrauliches Parteimaterial mehr vorhanden war. Im November 1932 wurden sämtliche Parteiorganisationen in Groß-Berlin angewiesen, sich binnen drei Tagen auf die Illegalität umzustellen. Ein Probealarm wurde durchgeführt.

Die Verbindung zwischen den einzelnen Parteistellen wurde nur durch Kuriere gehalten. Sitzungen fanden nicht mehr an festen Treffpunkten, sondern nur noch an sogenannten Durchgangsstellen statt. In den Büros saßen nur noch Strohmänner. Die eigentliche Leitung hielt sich an einem Ort auf, der den Mitgliedern unbekannt war.

Nach dem 30. 1. 1933 wurden die Weisungen verschärft. Der Kurierdienst wurde ausgebaut. Geheime Kurierquartiere, die nur den Bezirks-leitungen bekannt waren, wurden geschaffen. Druckapparate zur Herstellung von Flugblättern durften nur einmal am gleichen Ort benutzt werden. Zur Anfertigung von sonstigen Manuskripten durften nur Schreibmaschinen neutraler Personen gebraucht werden. Ein Anweisung besagte, daß Beamte der politischen Polizei auf ihren Gängen in der Stadt genau zu beobachten seien, um Hinweise auf etwa bevorstehende Polizeiaktionen zu gewinnen. In den Wohnungen dieser Beamten sollte des öfteren abends und nachts angerufen werden, um sich zu überzeugen, ob sie zu Hause seien. Auch daraus glaubten die Kommunisten, Schlüsse auf bevorstehende polizeiliche Maßnahmen ziehen zu können. Ferner wurde die Beobachtung des Polizeipräsidiums angeordnet. Wenn in einzelnen Zimmern abends oder nachts Licht brannte, so wurde das als ein Zeichen dafür, daß Polizeikräfte bereitgehalten wurden, angesehen. In Schulungen wurde konspiratives Verhalten eingehend gelehrt:

a) Niemand darf von der illegalen Organisation mehr erfahren als zu seiner Tätigkeit unbedingt erforderlich ist. Selbst der beste Genosse braucht nicht alles zu wissen. Neugierige sind als Verdächtige zu behandeln. Schwatzhaftigkeit und Ruhmrederei sind zu bekämpfen.

b) Das Telefon ist kein geeignetes Verbindungsmittel bei konspirativer Tätigkeit.

c) Jeder hat einen Parteinamen zu tragen. Anschriften dürfen nur chiffriert weitergegeben werden.

d) Pünktlichkeit bei Treffs ist unerläßlich.

e) In illegalen Wohnungen dürfen weder Adressen noch Aufzeichnungen aufbewahrt werden. Die für die Arbeit benötigten Anschriften und sonstigen Daten haben die Genossen auswendig zu lernen. Von außen sichtbare Zeichen sind festzulegen, die anzeigen sollen, ob eine illegale Wohnung „sauber", d. h. vom Gegner nicht erkannt ist.

f) Illegale Treffs sind sorgfältig vorzubereiten. Kein verdächtiges Material darf auf dem Wege zum Treff mitgeführt werden. Passanten sind daraufhin zu beobachten, ob sich unter ihnen „Beschatter“ befinden.

Treffs haben mit einer sogenannten konspirativen Minute zu beginnen.

In dieser Minute wird besprochen, welche harmlose Ausrede der Polizei gegenüber im Falle des Auffliegens des Treffs als Begründung für die Zusammenkunft angegeben werden soll.

g) Die Lebensweise des illegalen Arbeiters soll unauffällig, d. h.seiner Umgebung angepaßt sein.

Nur eines wurde von den Kommunisten nicht vorbereitet: der Reichstagsbrand. Er wurde zum Anlaß für Maßnahmen benutzt, die das Weiterarbeiten der KPD als einer Massenpartei unmöglich machten. 1933 bis 1945

Die Festnahme von etwa 30 000 Funktionären der KPD, unter denen sich viele Apparatangehörige befanden, wirkte schon als solche vernichtend auf die kommunistischen Untergrundorganisationen. Hinzu kam, daß die Gestapo durch Folterung von Gefangenen das letzte Stück Informationen aus ihnen herauszupressen wußte, das ihr bei der Zerschlagung der Apparate dienlich sein konnte. Die Gefangenen konnten diesen Methoden nur in Ausnahmefällen widerstehen. Die Folge davon war, daß die alten Apparate bald arbeitsunfähig waren. Diejenigen Funktionäre, die dem Zugriff der Gestapo entgingen, begaben sich ins Ausland. Bei der Schleusung von kommunistischen Funktionären ins Ausland spielte die Organisation der Roten Hilfe Deutschlands, die eine Sektion der Internationalen Roten Hilfe (MOPR) war und nach außen hin als karitative Einrichtung mit dem Zweck, den politischen Strafgefangenen und deren Angehörigen Hilfe zu leisten, auftrat, eine große Rolle. Willi Münzenberg war in der Pariser Stelle der Roten Hilfe nach 193 3 führend tätig. Auch Hans Kippenberger war etwa ab 1934 in Paris. Er endete 1936 in Moskau als eines der vielen Opfer von Stalins Säuberungen. Nur Ernst Wollweber, damals Organisationsleiter der KPD, blieb in Deutschland und versuchte, von innen her zuverlässige Genossen in einer illegalen Organisation zusammenzufassen. Mit intakt gebliebenen Teilen der Apparate gelang es damals gewissermaßen unter den Augen der Gestapo, vertrauliche LInterlagen des Zentralkomitees der KPD und des Westeuropäischen Büros der Komintern nach Kopenhagen bringen zu lassen. Auch wichtige Teile des Paßapparates konnten 1934 nach Saarbrücken transportiert werden. Was von den Parteiorganisationen noch geblieben war, befand sich in Moskau, Paris, Prag oder Kopenhagen, wo sich auch das Westeuropäische Büro der Komintern niedergelassen hatte.

In Deutschland selbst war schärfste Beachtung der konspirativen Regeln unerläßlich für jeden Kommunisten, der in Freiheit bleiben wollte. Jan Valtin (Richard Krebs), ein damals für Wollweber in Deutschland tätig gewesener, aus der IHS (Internationale der Hafenarbeiter und Seeleute) hervorgegangener Funktionär, sagte über die Vorsichtsmaßregeln, die anzuwenden er damals genötigt war, in seinem Buch „Out of the night“ (New York 1941) folgendes: „Ich schlief in den V/ohnungen heiinlidter Konnnunisten. Ich gebrauchte Deckadressen für weine Post und getrennte Kurierstationen für Post-und Verbindungszwecke. Heimliche Treffen und Konferenzen, an denen ich teilnalwt, fanden nie zweimal am selben Ort statt Parks, monarchistische Restaurants, verlassene Sdtiffe, überfüllte Tanzsäle, Barken und Boote waren die Plätze, an denen ich weine Genossen traf, um Pläne zu machen, Berichte und Instruktionen zu geben und zu empfangen. Wir benutzten selten Privathäuser. Als die Intensität des Terrors mit der Zeit wuchs, konnte jedes Haus eine Falle sein. Bevor idt zu einem Treffen ging, pflegte ich einen Gehilfen, gewöhnlidt einen Jungen oder ein sehr junges Mädchen, vorauszusenden, um zu klären, ob der Treffplatz frei von verdäditig heruwstehenden Personen war. Idi versuchte selbst, meine Erscheinung so unverdächtig zu machen und wein Benehmen so harmlos einzuridtten wie ich nur konnte. Bei wir trug ich einen belgischen Paß und einige harmlose Briefe in flämischer Sprache mit Briefmarken aus Ostende. Niemals hatte ich vertrauliches Material bei wir. Ich lernte, lange Listen von Namen und Adressen im Gedächtnis zu behalten. Wenn Notizen mitgenommen werden mußten, trug sie ein Mäddten als Kurier, die eine Mitgliedskarte der NSDAP hatte, für midi in einer geheimen Tasche auf der Innenseite ihres Gürtels. Notwendige Besprediungen mit dem einen oder anderen meiner Vorgesetzten hielten wir auf Spaziergängen durch die Vorstadt-straßen ab. Ich benutzte niemals leere oder halbleere Omnibusse oder Straßenbahnwagen. Gedrängt volle Transportmittel waren immer gute Versteche. Ich vermied alle überflüssigen persönlichen Beziehungen zu früheren Freunden. Nur Parteibeziehungen hielt ich aufrecht. Alle Personen, die Fragen stellten, wurden als verdächtig behandelt. Es war ein Parteibefehl, daß Mitglieder, die anderen Genossen Fragen stellten, die außerhalb ihres Arbeitsbereichs lagen, unverzüglidt dem örtlichen GPU-Apparat geweidet werden wußten. Idi gebrauchte einen anderen Namen für jeden Distrikt, in dem ich arbeitete. Ich benutzte audt in weinen Verhandlungen mit Genossen, die ich nicht ganz genau ßannte, niemals den Namen, der in meinen Identifizierungspapieren angegeben war, oder den Namen, unter dem ich mich gelegentlich in Hotels polizeilidt gemeldet hatte. Auch braudtte idi niemals einen Namen, unter dem ich vorher festgenommen worden war. Ein Mann, der sidt mit Untergrundarbeit befaßt, lernt Pünktlichkeit, ganz gleich, wie unbedeutend die Sache sein wag, uw die es sich gerade handelt. Wartende Leute ziehen die Aufmerksamkeit von Passanten oder ungesehenen Beobachtern auf sich. Wenige Minuten des Wartens haben oft die Befragung und die Verhaftung der Wartenden nadt sich gezogen. Wir warteten niemals länger als eine Minute. Wenn der Genosse am Ende dieses Zeitraumes nicht kam, war oft ein mühsam aufrechterhaltener Kontakt unterbrochen“.

An illegale Tätigkeit, wie Jan Valtin (Richard Krebs) sie beschrieben hat, dürfte Bertolt Brecht gedacht haben, als er in seinem Gedicht „Lob der illegalen Arbeit“ Worte fand, die wie so manches auf diesem Gebiet Geleistete, einer besseren Sache wert gewesen wären.

Schön ist es, das Wort zu ergreifen im Klassenkampf. Laut und schallend aufzurufen zum Kampf der Massen. Zu zerstampfen die Unterdrücker, Zu befreien die Unterdrückten. Schwer ist und nützlich die tägliche Kleinarbeit, Zähes und heimliches Knüpfen des Netzes der Partei vor den Gewehrläufen der Unternehmer: Reden, aber Zu verbergen den Redner. Siegen, aber Zu verbergen den Sieger. Sterben, aber Zu verstecken den Tod. Wer täte nicht viel für den Ruhm, Aber wer Tut's für das Schweigen? Denn der Ruhm fragt umsonst Nach den Tätern der großen Tat. Tretet vor Für einen Augenblick, Unbekannte, verdeckten Gesichts, und empfangt Unsern Dank!

Es leuchtet ein, daß bei minutiöser Anwendung der von Jan Valtin beschriebenen Vorsichtsmaßregeln kaum Zeit für politische Tätigkeit blieb. In Deutschland hörte die Arbeit der KPD als Partei praktisch ab 1935 auf. Andere Ereignisse traten in den Vordergrund. Der Spanische Bürgerkrieg beanspruchte die Kräfte zahlreicher Emigranten. Der innerdeutsche politische Kampf verlor an Bedeutung. Der einzige kommunistische Funktionär, der der Aufgabe, ihn zu führen, vielleicht gewachsen gewesen wäre, Ernst Wollweber, sah sich der Unmöglichkeit gegenübergestellt, in Deutschland politische Arbeit zu leisten. Er begann, einen Sabotageapparat aufzubauen, der bald von sich reden machen sollte. Ein von ihm stammendes Manifest aus dieser Zeit sagt: „Genossen, unser Rückzug hat ein Ende. Eine andere Offensive beginnt“.

Bei dieser neuen Offensive stützte sich Wollweber besonders auf Mitglieder der Internationale für Hafenarbeiter und Seeleute (IHS) und auf einige kleine kommunistische Gruppen in deutschen Küstenstädten. Bis 1940, also schon vor Ausbruch des deutsch-sowjetischen Krieges, waren auf 16 deutschen, 3 italienischen und 2 japanischen Schiffen Sabotageakte verübt worden. Es waren also die Antikominternmächte, gegen die sich Wollwebers Arbeit richtete. Wollweber selbst wurde 1940 in Schweden festgenommen. Der Auslieferung an die Gestapo entging er nur dadurch, daß die Sowjetunion ihn als sowjetischen Staatsbürger bezeichnete, der wegen Unterschlagung gesucht wurde. Nach Verbüßung seiner Strafe wurde Wollweber aus Schweden in die Sowjetunion abgeschoben.

Eine Tätigkeit von Apparaten der KPD als Partei hat es in Deutschland während des 2. Weltkrieges nicht gegeben. Mit Ausbruch des Krieges gegen die Sowjetunion fanden sich allerdings Kommunisten, die meist zuvor in Konzentrationslagern gesessen hatten, wieder zusammen und begannen, vereinzelte Splittergruppen zu organisieren. In die Reihe derartiger Splittergruppen gehören die Kreise um Anton Saefkow in Berlin und um Bernhard Bästlein in Hamburg. Die Bästlein-Gruppe versuchte, sich in Anlehnung an die alten Formen nach dem 3er-System zu organisieren, wobei einem Mitglied der Ser-Gruppepolitische, einem Agitations-und dem dritten Organisationsaufgaben zufielen. Keine dieser Gruppen hat jedoch eine über das Lokale hinausgehende Bedeutung gewinnen können. Ihre Arbeit wurde alsbald von der Gestapo erkannt. Bästlein und Saefkow wurden im Jahre 1943 hingerichtet. Eine Verbindung dieser Gruppen untereinander bestand nicht. Lediglich die Hamburger Gruppe hatte Verbindung zu Fallschirmspringern bekommen, die von -sowjetischen Nachrichtendiensten über deutschem Staatsgebiet abgesetzt worden waren. Diese Agenten hatten jedoch nicht die Aufgabe, kommunistische Parteiarbeit in Deutschland zu leisten. Sie haben lediglich versucht, die unterstützungsbereiten Kommunisten für ihre Zwecke auszunutzen. Ebenso wurden während des Krieges andere Kommunisten, die überlebt hatten und zur „Arbeit" bereit waren, von den Nachrichtendiensten der Sowjetunion benutzt. 1949 bis 1956

Nach 1945 hatte sich die politische Situation völlig geändert. In der Sowjetzone kamen die Kommunisten an die Macht. Apparatleute beherrschten wichtige staatliche Funktionen, wie z. B. Zaisser und Wollweber.

In Westdeutschland versuchte die KPD, der auf dem VII. Weltkongreß der Komintern ausgegebenen politischen Linie folgend, eine Massenbasis zu gewinnen und mit deren Hilfe zur Macht zu gelangen. Ihre Versuche stießen jedoch auf eine gegenüber 1933 völlig veränderte öffentliche Meinung. Damals hatte es 6 Millionen Wähler der KPD und 1 Million organisierte Kommunisten gegeben, die von der sowjetischen Praxis kaum etwas gewußt hatten, Jetzt dagegen war für Millionen Soldaten in der Sowjetunion Gelegenheit gewesen, die sozialen Verhältnisse im „Vaterland der Werktätigen“ kennenzulernen. Hunderttausende hatten die Rote Armee bei der Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten kennengelernt. Hunderttausende kannten die Zustände in der SBZ aus eigener Anschauung. Durch die Blockade von Berlin hatten sich die Kommunisten die entschiedene Aversion der gesamten öffentlichen Meinung zugezogen. So sank die Anhängerschaft der KPD immer mehr, bis sie schließlich bei der Bundestagswahl vom 6. 9. 195 3 sämtliche vorher im Bundestag innegehabten Sitze verlor. Weitere Niederlagen in den Landtagswahlen folgten. Dennoch sollte die heute vom Weltkommunismus ausgehende Bedrohung der Bundesrepublik nicht unterschätzt werden. In der Situation, mit ihren Kräften ein Drittel Deutschlands zu beherrschen und vom Dreisesselberg bis zur Ostsee mit der Unterstützung einer Weltmacht hinter sich gegen den Westen wirken zu können, sind die Kommunisten noch nie gewesen. Das sollte bei der Einschätzung der Wahlergebnisse und des kommunistischen Einflusses in Westdeutschland nicht übersehen werden.

Die Notwendigkeit, einen konspirativen Apparat zu schaffen, hatte sich für die Kommunisten schon längst vor dem Verbot der KPD ergeben. Die Errichtung der Bundesrupblik als selbständiger Staat war für die KPD der Anlaß gewesen, im Gewand einer selbständigen Pattei aufzutreten. Dennoch mußte die Verbindung zur SED, von der alle wichtigen Weisungen und fast sämtliche finanziellen Mittel kamen, gesichert werden. Diese Verbindung so durchzuführen und zu sichern, daß sie dem Auge der Öffentlichkeit und der Behörden verborgen blieb, übernahm der etwa 1949 ins Leben gerufene neue Apparat der KPD. Er hatte die Aufgabe, durch Kuriere den Postverkehr zwischen KPD und SED durchzuführen, monatlich erhebliche Geldmittel vom Zentralkomitee der SED zum PV der KPD zu überbringen, wichtige Funktionäre in beiden Richtungen über die Demarkationslinie zu schleusen, Propagandamaterial zu befördern und schließlich den persönlichen Schutz für solche Funktionäre zu übernehmen, die wie z. B. Max Reimann nach kommunistischer Ansicht im Bundesgebiet gefährdet waren. Zur Lösung dieser Aufgabe standen bei KPD und SED erfahrene Kräfte zur Verfügung. Als Leiter der Verkehrsabteilung des Zentralkomitees der SED organisierte Richard Stahlmann (Arthur Illner), der schon die Moskauer Militärschule besucht hatte, dann im Spanischen Bürgerkrieg und während des 2. Weltkrieges für die Sowjetunion in Skandinavien tätig gewesen war, diese Arbeit. Auf westdeutscher Seite war Adolf Baier, ein alter Gehilfe Ernst Wollwebers, leitend im Apparat tätig. Der Apparat konnte beim Überqueren der Demarkationslinie von und zur Sowjetzone auf die volle Unterstützung der sowjetzonalen Staats-Organe, insbesondere der sowjetzonalen Grenzpolizei, rechnen. Auf dem Gebiet der Bundesrepublik hatte er angesichts der weit weniger dichten Besetzung der Grenze mit Polizeikräften keine unüberwindlichen Schwierigkeiten vor sich. Er konnte seine Aufgaben im allgemeinen erfüllen.

Nachdem jetzt das Verbot der KPD ausgesprochen ist, wird die Apparattätigkeit ungeheuer an Bedeutung gewinnen. Die KPD, die schon erklärt hat, ihren Kampf um Gewinnung einer Massenbasis fortsetzen zu wollen, wird ihre konspirativ arbeitenden Kräfte verstärken müssen. Die Mittel und Möglichkeiten dazu stehen ihr und ihrer mächtigen Partnerin, der SED, zur Verfügung. Die Aussichten, daß die Kommunisten ihr Ziel, eine Massenbasis zu gewinnen, erreichen werden, können, solange weite Kreise der Bevölkerung ihre heutige Einstellung beibehalten, nicht allzu hoch veranschlagt werden. Aber eine Frage entsteht: Werden die Kommunisten, wenn sie dereinst einsehen, daß ihre Bemühungen auf politischem Gebiet wenig aussichtsreich sind, nicht ihre Kräfte auf andere Arbeit konzentrieren? Schon einmal ist ein derartiger Entschluß (in Erscheinung getreten durch Wollwebers nach 193 5 begonnene „neue Offensive") gefaßt worden.

Das ist jedoch eine Frage, die nur im Rahmen der kommunistischen Weltpolitik entschieden werden dürfte. Diese Politik ist heute noch darauf eingestellt, durch Massenarbeit in vielen Ländern zur Diktatur des Proletariats zu kommen. Wenn in Moskau beschlossen werden sollte, in Deutschland von dieser Taktik der Massenarbeit abzugehen, dann könnte das schwerwiegende Auswirkungen auf die illegale Arbeit in der Bundesrepublik haben.

Politik und Zeitgeschichte

AUS DEM INHALT UNSERER NÄCHSTEN BEILAGEN:

Roland Klaus: „Nicht gestern, Freund, morgen!"

Wolfgang Leonhard: „Die Parteischulung der SED (1945— 1956)"

Hans Rothfels: „Das Baltikum als Problem der internationalen Politik"

Franz Schnabel: „Das humanistische Bildungsgut im Wandel von Staat und Gesellschaft" „Urkunden zur Judenpolitik des Dritten Reiches"

Fussnoten

Weitere Inhalte