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Geschichte und Politik Antwort an Herrn Ernest Salter | APuZ 24/1956 | bpb.de

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APuZ 24/1956 Geschichte und Politik Antwort an Herrn Ernest Salter Antwort an Herrn Eugen Varga Der 17. Juni im Zentralkomitee der SED. Vorgeschichte, Ablauf und Folgen

Geschichte und Politik Antwort an Herrn Ernest Salter

Eugen Varga

Ernest J. Salter hatte an dieser Stelle am 25. 2. 1956 einen Beitrag veröffentlicht unter dem Titel: „Tendenzen der sowjetischen Außenpolitik". Auf diesen Beitrag antwortete Professor Eugen Varga, der als der führende Wirtschaftsexperte des Weltkommunismus gilt, in der Zeitschrift „NEUE ZEIT", Leipzig, Nr. 9. Wir bringen heute im vollen Wortlaut diese Antwort Vargas und die Erwiderung von Ernest J. Salter.

In einer Beilage des PARLAMENT, einer Zeitung, die den leitenden Kreisen der Deutschen Bundesrepublik nahesteht, setzt sich Herr Salter, ein „Sachverständiger für Ostfragen“, mit der Ideologie und der Politik des Kommunismus auseinander. Im besonderen nimmt er zu meinem in Heft 41 der „Neuen Zeit" von 1954 veröffentlichten Artikel über die Notwendigkeit des friedlichen Zusammenlebens der zwei Systeme Stellung. Herr Salter geht ausführlich auf meinen Artikel ein, wobei er die Aufrichtigkeit der sowjetischen Koexistenzpolitik anzweifelt und sie als „Manöver" hinstellt. Darüber hinaus will er nachweisen, daß das Koexistenzprinzip der kommunistischen Ideologie nicht entspricht.

Zusammengefaßt laufen die geschichtsphilosophischen Betrachtungen Herrn Salters auf folgendes hinaus:

Der Kapitalismus sei die beste aller möglichen Gesellschaftsordnungen. Sie würde ewig bestehen, wenn die „bösen“ Kommunisten durch ihre verruchte Politik und ihre hinterhältige Propaganda die kapitalistische Gesellschaftsordnung nicht untergraben, wenn sie nicht, im Widerspruch zu ihrer Propaganda des friedlichen Zusammenlebens, stets den Krieg zum gewaltsamen Sturz der bürgerlichen Ordnung planen und vorbereiten würden.

All dies ist nicht neu, ist primitiv und falsch. Befangen in den Vorurteilen seiner Klasse, kann Herr Salter den Zusammenhang zwischen der Politik und den objektiven Entwicklungsgesetzen der menschlichen Gesellschaft nicht verstehen. Trotz hundertjähriger Geschichtserfahrung kann oder will er nicht verstehen, daß eine Politik nur dann Erfolg haben kann, wenn ihre Ziele den Gesetzen der gesellschaftlichen Entwicklung entsprechen. Jede Politik — mag sie von noch so starken wirtschaftlichen und militärischen Kräften gestützt sein — muß letzten Endes scheitern, wenn sie sich das Ziel setzt, die geschichtliche Entwicklung aufzuhalten. Herr Salter, der diese grundlegende Lehre der wissenschaftlichen Geschichtspilosophie verwirft, verwirrt seine Leser und führt sie zu einer grundfalschen Einschätzung der Möglichkeit von Propaganda und Politik.

Die Geschichte der letzten Jahre zeigt unwiderlegbar die Richtigkeit der marxistischen Geschichtsphilosophie.

Vor rneltr als hundert Jahren, als der Kapitalismus noch in starkem Aufstieg begriffen war, hatte Marx die These von dem historisch vergänglichen Charakter der kapitalistischen Gesellschaftsordnung und ihrem unvermeidlichen Untergang aufgestellt. Wer glaubte damals Marx? Einige Tausend fortschrittliche Arbeiter, ein Häuflein von Intellektuellen, sonst niemand. Heute hat sich ein Drittel der Menschheit für immer vom Kapitalismus befreit!

Vor fünfzig Jahren herrschte der Kapitalismus noch über die ganze Welt, das zaristische Rußland inbegriffen. Die Macht des Zarismus, der Grundbesitzer und der Kapitalisten schien vielen nach der Niederlage der Revolution von 1905 unerschütterlich. Ein anderer „Sachverständiger für Ostfragen“, ein Vorgänger Salters, hatte einmal über die kleine Mitgliederzahl der bolschewistischen Partei gespottet. Diese zu jener Zeit zahlenmäßig wirklich geringe, verfolgte und unterdrückte Partei führte aber damals das Volk in den Kampf gegen den Zarismus mit seiner starken Armee und Polizei. Diese kommunistische Partei siegte, weil ihre Politik, ihre Propaganda und Agitation den objektiven Gesetzen der geschichtlichen Entwicklung und den Interessen von Millionen unterdrückten Arbeitern und Bauern entsprachen. Deshalb konnte die von Lenin gegründete Partei die Massen zum Kampf mobilisieren und die Macht der Grundbesitzer und Kapitalisten stürzen.

Vor zwanzig Jahren verfügten die chinesischen Kommunisten nur über ein kleines gebirgiges Territorium in China. Tschiang Kai-schek herrschte damals über hunderte Millionen Einwohner Chinas. Mao Tse-tung befaßte sich zu jener Zeit in der kleinen Provinzstadt Jenan mit der marxistisch-leninistischen Schulung seiner Anhänger. Heute ist Tschiang Kai-schek mit den kläglichen Resten seiner Armee, -nunmehr Söldnern der USA, auf Taiwan untergekrochen, wo er sich dem Schutz der 7. USA-Flotte befohlen hat, die Kommunistische Partei aber steht an der Spitze der Volksmacht eines Landes mit 600 Millionen freien Einwohnern.

Wie konnte dies geschehen?

Es geschah, weil die Politik der chinesischen Kommunisten sich auf die Gesetze der geschichtlichen Entwicklung stützte. Die Forderungen der Kommunisten: Vertreibung der fremden Eroberer, Sturz ihrer käuflichen Agentur, Übereignung des Gutsbesitzerbodens an die Bauern, Annullierung der Schulden waren hunderten Millionen chinesischen Bauern nah und verständlich, entsprachen ihren Interessen. Die aus Bauern rekrutierten Riesenarmeen Tschiang Kai-scheks erwiesen sich als unzuverlässig. Die Flugzeuge und die Marine-Infanterie der USA konnten Tschiang Kai-scheks historisch zum Untergang verurteiltes Regime nicht retten.

Salter und andere bürgerliche „Sachverständige" des Westens können es nicht verstehen, warum die amerikanische und die englische Propaganda Niederlagen einstecken muß, obwohl sie über zahlreiche Zentralen, geschulte Kader, mannigfaltige Mittel (Press, Radio, Kino) verfügt, die Tag und Nacht für die Überlegenheit der kapitalistischen „Freiheit“ über die kommunistische „Knechtschaft" Reklame machen. Die Völker der ökonomisch unterentwickelten Gebiete neigen zur Sowjetunion und zur Volksrepublik China und wollen nicht für die kapitalistische „Freiheit“ kämpfen, ebensowenig wie die Völker jener Länder, deren reaktionäre Regierungen sich den von den USA organisierten Kriegsbündnissen angeschlossen haben.

Fussnoten

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