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Deutscher Widerstand und Englische Kriegserklärung | APuZ 1/1956 | bpb.de

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APuZ 1/1956 Deutscher Widerstand und Englische Kriegserklärung

Deutscher Widerstand und Englische Kriegserklärung

Dem folgenden Artikel liegt ein Vortrag zugrunde, der von dem Verfasser im Rahmen eines vom Institut für Zeitgeschichte, München, veranstalteten Colloquiums am 4. November 1955 gehalten wurde.

Eine positive oder negative Beurteilung der deutschen Widerstandsbewegung gegen Hitler hängt ganz gewiß nicht davon ab, ob ihre Existenz und ihr Handeln im Jahre 1939 England zur Kriegserklärung an Deutschland ermutigt haben oder nicht. Idi will jedoch diese grundsätzliche Frage zunächst einmal beiseite lassen, und midi den konkreten Behauptungen zuwenden, die seit längerer Zeit vorwiegend von ganz bestimmter Seite über die Auswirkung der innerdeutschen Opposition gegen Hitler — insbesondere die Auswirkung gewisser Fühlungnahmen deutscher Oppositioneller mit britischen Staatsmännern — auf den Kurs der amtlichen britischen Politik im Jahre 1939 aufgestellt werden Wer hat solche Behauptungen ausgestellt und was wird behauptet? November 1955 gehalten wurde.

Eine positive oder negative Beurteilung der deutschen Widerstandsbewegung gegen Hitler hängt ganz gewiß nicht davon ab, ob ihre Existenz und ihr Handeln im Jahre 1939 England zur Kriegserklärung an Deutschland ermutigt haben oder nicht. Idi will jedoch diese grundsätzliche Frage zunächst einmal beiseite lassen, und midi den konkreten Behauptungen zuwenden, die seit längerer Zeit vorwiegend von ganz bestimmter Seite über die Auswirkung der innerdeutschen Opposition gegen Hitler — insbesondere die Auswirkung gewisser Fühlungnahmen deutscher Oppositioneller mit britischen Staatsmännern — auf den Kurs der amtlichen britischen Politik im Jahre 1939 aufgestellt werden Wer hat solche Behauptungen ausgestellt und was wird behauptet? In seinen 1945 im Nürnberger Gerichtsgefängnis geschriebenen, jedoch erst 195 3 publizierten Erinnerungen hat der ehemalige Generalgouverneur von Polen, Frank, vermerkt, es seien „schon damals“, d. h. im September 1939, „die Gerüchte“ aufgetaucht, „daß sich in der Schweiz, in Schweden und sonstwo viele Spionagezentralen der Feinde Hitlers und des Reiches im Dienste der Kriegsgegner befänden, und daß gerade im Hinblick auf deren Wirken und Erklärungen über Deutschlands innenpolitische Lagemöglichkeiten die Engländer den Krieg gegen Hitler begonnen hätten. Es ist möglich", fährt Frank fort, „daß England gerade im Hinblick auf die Behauptungen solcher Gewährsleute, wonach Hitler in kurzer Zeit nach Kriegsbeginn von innen heraus gestürzt würde, den Krieg gegen Hitler erklärte 1)".

Auch der ehemalige Außenminister von Ribbentrop schreibt in seinen in Nürnberg abgefaßten, 1953 von seiner Witwe herausgegebenen Erinnerungen unter Hinweis auf Aussagen von Gisevius im Rückblick auf die britische Haltung im August 1939: „Wir wußten damals allerdings nodt nidu, daß man in London auf die bereits erwähnte Verschwörergruppe von maßgebendsten deutschen Militärs und Politikern rechnete und dadurch zu einem leichten Sieg über Deutschland zu kommen hoffte. Diese Verschwörer-kreise haben daher einen entscheidenden Anteil am Ausbruch des Krieges. Sie haben alle unsere Bemühungen, zu einer friedlichen Lösung zu kommen, in den letzten Augusttagen vereitelt und bei der englischen Kriegsentscheidung wahrsdteinlich den Ausschlag gegeben.“ 2)

Die gleichgestimmten Darlegungen Franks und Ribbentrops in ihren während des Nürnberger Hauptprozesses verfaßten Niederschriften legen die Vermutung nahe, daß diese Version im Kreise der damals angeklagten mitverantwortlichen Träger des nationalsozialistischen Regimes entstanden ist.

Frau von Ribbentrop unterstreicht in ihren kommentierenden Fußnoten zu den Niederschriften ihres Gatten dessen These, indem sie Zeugnisse über Verhandlungen deutscher Oppositioneller mit England in den Jahren 1938 und 1939 sowie Bemerkungen des ehemaligen Leiters der Mitteleuropa-Abteilung des britischen Geheimdienstes, Captain S. Payne Best 3) 4, und schließlich eine Stelle aus einem Brief des britischen Premierministers Neville Chamberlain vom 10. September 1939 anführt, die uns ebenfalls noch beschäftigen werden. Die erwähnte Bemerkung Chamberlains lautet, aus dem Zusammenhang genommen:

„Was ich erhoffe, ist nidit ein militärischer Sieg — ich bezweifle seine Erreidtbarkeit sehr —, sondern ein Zusammenbrudi der deutschen inneren Front.“ 4)

Im April 1952 hat sodann der frühere südafrikanische Verteidigungsminister Oswald Pirow von Erzählungen britischer „Chauvinisten“ in der Armee und im Foreign Office Ende 1938 berichtet, „daß, wenn der Krieg ausbrädte zwischen Deutschland und England, mit einem Aufstand gegen Hitler zu rechnen sei. Führende sozialistische Politiker und sogar hohe Offiziere würden sich daran beteiligen. Als ich“, fährt Pirow fort, „über diese Prophezeiungen lächelte, versicherte man mir, daß die erwähnten Leute sdton mit London Verbindung ausgenommen hätten. Ich, der glaubte, etwas von der deutschen Ehre und dem Fahneneid der Soldaten zu wissen, lehnte diese Zumutung energisdi ab. Heute kommt es mir vor, als ob diese Engländer mit ihrer Behauptung von dem deutsdien Verrat noch vor Kriegsausbruch recht gehabt haben können

In einer Schrift, betitelt „Der ekle Wurm der deutschen Zwietracht", im Drude erschienen 1953, hat weiter ein gewisser Friedrich Lenz die Meinung vertreten: „Für einen vernünftigen Deutschen kann es gar keinem Zweifel unterliegen, daß England den Kampf nicht gewagt hätte, wenn es diese Sicherheit auf die Flilfe so mächtiger Gegner seines größten Feindes innerhalb dessen eigenster Stellung nicht gehabt hätte. Der Konflikt Deutschland—Polen wäre im Sinne Hitlers ohne Krieg bereinigt worden, und es hätte nun wirklich keine ungeklärten Fragen mehr für Deutschland gegeben. . . . Hitler hatte nur dank dieser durch die Verschwörer dem Feinde gewährten Hilfe das Wettrennen um die Macht in Europa verloren.“

Diese „Feststellung“ hindert Lenz aber keineswegs, Hitler und seinen Außenminister gegen den Vorwurf zu verteidigen, sie hätten 1939 „nicht mit einem Eingreifen Englands gerechnet, also die weltpolitische Lage völlig falsch beurteilt“. Er beruft sich dafür auf Ribbentrops bekannten Bericht an Hitler vom 2. Januar 1 9 3 8, in dem jener wirklich sagte: „Jeder Tag, an dem in Zukunft . . . unsere politischen Erwägungen nicht grundsätzlich von dem Gedanken an England als unseren gefährlichsten Gegner bestimmt würden, wäre ein Gewinn für unsere Feinde Letztere Hervorhebung vom Verfasser dieses Aufsatzes. Der „unparteiische" Historiker, den sich diese Zeitschrift wünscht, dürfte danach nicht mehr viel zu tun haben! 3 8, in dem jener wirklich sagte: „Jeder Tag, an dem in Zukunft . . . unsere politischen Erwägungen nicht grundsätzlich von dem Gedanken an England als unseren gefährlichsten Gegner bestimmt würden, wäre ein Gewinn für unsere Feinde 7)." Und Lenz stellt die Frage, ob diese Beurteilung der Lage „von Bismarck besser hätte vorgenommen werden können“!

Im Anschluß an die Memoiren Ribbentrops heißt es dann 1954 in der Zeitschrift „Nation Europa“:

„Informationen und Ratschläge der innerdeutschen Opposition, . hart'zu bleiben, ließen im britischen Kabinett ernstlich die Überlegung Platz greifen, daß es nur der Kriegserklärung bedürfe, um in Deutschland einen Putsch der Generale auszulösen. Die verlockende Aussicht auf eine solche, ohne große Opfer zu erreichende Lageveränderung in Mitteleuropa hat vermutlich für Vansittart und Churchill die letzten Widerstände in der britischen Führung aus dem Wege geräumt. Es ist eine erschütternde, aber nicht anzuzweifelnde Tatsache, daß so letztlich deutsche Kreise selbst den großen Konflikt schürten und den englischen Kriegsentschluß auslösten.“

Im Jahrgang 195 5 der gleichen Zeitschrift lesen wir in einem Brief an Professor Hans Rothfels: „Es ist zu wünschen, daß sich unparteiische Historiker finden, weiche die Frage klären, welchen Einfluß die Kenntnis von dem Vorhandensein einer angebliclt großen und mächtigen und zu allem entschlossenen deutschen Opposition gegen Hitler auf den sonst völlig unbegreiflichen 8) Entschluß Englands hatte, Deutschland den Krieg zu erklären.“ 9)

Und endlich hat vor kurzem in einem politischen Prozeß, der sich gegen Mitschuldige an der Beseitigung führender Männer der deutschen Widerstandsbewegung richtete, der Verteidiger der Angeklagten erklärt, es sei nicht ausgeschlossen, daß durch die Tätigkeit dieser Männer es überhaupt erst zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges gekommen, die britische Regierung überhaupt erst zur Kriegserklärung veranlaßt worden sei — in der Hoffnung, daß es nach der Erklärung zu einer Revolte in Deutschland und zu einem Zusammenbruch komme. Der Verteidiger hat zwar wenig später selbst betont, kein vernünftiger Mensch bestreite, daß Hitlers Aggressionspolitik der eigentliche Grund für die Kriegserklärung Großbritanniens und Frankreichs gewesen sei. Gleichwohl hat er unter ausdrücklichem Hinweis auf die vorhandenen Zeugnisse daran festgehalten, daß diese einen Verteidiger mindestens in einem Prozeß dazu berechtigten, die Behauptung aufzustellen, es sei nicht ausgeschlossen, daß die erwähnten Kontakte der Widerstands-kreise mit britischen Staatsmännern ein Grund — wenn auch nur ein ganz geringfügiger Grund vielleicht — für den Entschluß der britischen Regierung gewesen sein könnten, Deutschland den Krieg zu erklären. * Es stellen sich also im Sinne unserer Untersuchung folgende Fragen:

1. War die britische Regierung in den Jahren 1938 und 1939 von dem Bestehen einer innerdeutschen Opposition, ihren Absichten gegen Hitler und ihren damit verknüpften Wünschen hinsichtlich der britischen Politik gegenüber dem Diktator unterrichtet?

2. Besitzen wir ausreichende Zeugnisse für die Erwägungen der britischen Staatsmänner über die deutsche Opposition gegen Hitler? 3. Wenn ja, wie haben die britischen Staatsmänner Möglichkeiten und Potenz der deutschen Opposition in den Jahren 1938 und 1939 beurteilt? 4. Welche Aussichten und welche Potenz hatte die deutsche Opposition in den Jahren 1938 und 1939 nach dem Stande unseres Wissens jeweils tatsächlich?

5. Welche Gründe waren für die britische Haltung gegenüber Hitler im Jahre 1939, insbesondere für die britische Garantieerklärung zugunsten Polens vom 31. März und die britische Kriegserklärung vom 3. September, entscheidend?

Es wird also wesentlich darauf ankommen, den Kurs festzustellen, den die britische Politik in den letzten Jahren vor dem zweiten Weltkrieg genommen hat, und die Erwägungen zu klären, von welchen jener Kurs bestimmt war.

Chamberlain und die Normaltendenz britischer Außenpolitik Im abessinischen Krieg von 1935/36 war die Politik der kollektiven Sicherheit und der Sanktionen, in welche die britische öffentliche Meinung ihre Regierung gegen die faschistische Aggression — als Probefall der Wirksamkeit des Völkerbundes — hineingedrängt hatte, bekanntlich gescheitert: gescheitert an ihrer Halbheit, die wesentlich bedingt wurde durch die italienfreundliche Haltung Frankreichs unter Laval. Hitler unternahm darauf im März 1936 das tollkühne Wagnis der Wiederbesetzung des Rheinlandes, und das England Stanley Baldwins, das nicht nur seine Rüstungen außerordentlich vernachlässigt hatte, sondern auch schon mit dem Berliner Besuch Simons und Edens im März 1935 und mit dem deutsch-britischen Flottenabkommen vom 18. Juni 1935 bedenklich aus der Reihe getanzt war, lehnte es. in Übereinstimmung mit der britischen öffentlichen Meinung ab, Frankreich diejenige Mitwirkung und Rückendeckung zu gewähren, die diesem für eine Aktion gegen Hitler unerläßlich schien. Den Wandel der europäischen Konstellation infolge der Wiederbesetzung des Rhein-landes hat Churchill damals im Unterhaus anschaulich und mit guter Voraussicht gekennzeichnet. Durch Errichtung einer Befestigungslinie im Westen, so führte er aus, werde Deutschland sein „Haupttor durch starke Riegel sichern“, so daß es freie Hand habe, „durch die anderen Türen nach Osten und Süden vorzudringen“. Sämtliche mitteleuropäischen Staaten vom Baltikum bis Rumänien seien dadurch in Mit-leidenschaft -gezogen. Im Westen selbst aber könne infolge der dort eintretenden Entlastung die Hauptmacht des deutschen Heeres „eine Umgehungsoperation durch Belgien und Holland" unternehmen

Unter diesen Umständen stand die britische Regierung in ihrer Deutschland-Politik vor einem Scheidewege. Es fragte sich für die britischen Staatsmänner, ob der jahrhundertealte Grundsatz der britischen Interessen, gegen die stärkste Kontinentalmacht — und das war Deutschland oder drohte es sehr bald zu werden — Stellung zu nehmen, wieder Geltung forderte. Der Unterstaatssekretär im britischen Außenamt, Sir Eyre Crowe, hat in seinem berühmten Memorandum vom Jahre 1907 in klassischer Weise die Gründe dargelegt, warum es Englands Interessen als führender Seemacht von Hause aus zuwiderlaufen muß, daß eine überstarke Macht auf dem Festland entsteht, die übrigen europäischen Staaten mehr oder weniger zu Vasallen macht und den Kontinent womöglich geschlossen gegen England ins Spiel bringt. Nach der Wiederbesetzung des Rheinlandes und der Erreichung der Luftparität Deutschlands mit England erinnerte Churchill Ende März 1936 vor dem Parlamentsausschuß für auswärtige Angelegenheiten der Konservativen Partei an dieses Grundprinzip der britischen Außenpolitik seit 400 Jahren, „sich der stärksten, aggressivsten, beherrschenden Großmacht auf dem Kontinent entgegenzustellen“, und bemerkte: „Mir scheint, daß alle die alten Gegebenheiten wieder vorliegen und daß unsere nationale Rettung davon abhängt, ob wir noch einmal alle Mächte in Europa vereinigen können, um die deutsche Oberherrschaft in Schranken zu halten, zu verhindern und wenn nötig zu vernichten Aufrüstung und „Große Allianz“ waren daher Churchills Forderungen Und ob jene nun Grundauffassung der britischen Politik sachlich und moralisch gerechtfertigt war oder nicht — jeder verantwortungsbewußte deutsche Staatsmann, der aus dem von der jüngsten Geschichte gerade ihm erteilten Anschauungsunterricht auch nur eine Spur gelernt hatte, mußte nach Lage der Dinge mit ihr als einer möglichen und sogar normalen Richtlinie praktischer englischer Politik rechnen. Dies um so mehr, als die innere Politik des Dritten Reiches allen Grundsätzen britischer Lebens-und Staatsauffassung ins Gesicht schlug und damit die öffentliche Meinung Englands gegen einen Ausgleich mit den Verfechtern von ihren eigenen Prinzipien so entgegengesetzten Maximen eher kopfscheu machen mußte.

Es ist nun eine geschichtlich höchst bemerkenswerte Tatsache, daß diese Normaltendenz britischer Politik mindestens in den nächsten beiden Jahren noch keine bestimmende Geltung erlangen sollte, daß die britische Regierung also nicht alle ihre Energie auf die militärische Rüstung und die Bildung einer anti-deutschen Mächtegruppierung gelegt hat, sondern daß sie unter Zustimmung der öffentlichen Meinung einer Politik weitgehender Konzessionen an Deutschland den Vorzug gab, obwohl diese Konzessionen das deutsche Potential im Falle des mindestens möglichen Waffengangs wesentlich verstärken mußten. Träger dieser unter dem Namen appeasement zunächst hochgelobten und später in Bausch und Bogen verurteilten Politik war bekanntlich Neville Chamberlain.

Chamberlain war als Politiker ein Realist eigener Art. Auf Weizsäcker machte er 1938 den Eindruck eines juristisch geschulten Geschäftsmannes In jüngeren Jahren war Chamberlain, offenbar in bewußtem Gegensatz zu seinem großen Vater Joe und seinem Halbbruder Sir Austen (dem bekannten Außenminister der Ära von Locarno), politisch uninteressiert gewesen und hatte sich längere Zeit kaufmännisch betätigt. Er war dann zunächst Kommunalpolitiker und 1915 Bürgermeister des großen Industriezentrums Birmingham geworden. „Ein Anflug von Autokrat, aber ein praktischer Idealist“, hieß es in der Lokalpresse von ihm. Im Dezember 1916 wurde er zum ersten Mal für kurze Zeit Minister und dann Abgeordneter, 1931 schließlich in der Nationalregierung MacDonalds Finanzminister. Trotz seines wachsenden Aktionsradius, trotz der gegebenen Berührung mit dem größeren Interessenkreis seines Vaters und seines Bruders ist Neville wohl immer ein leicht provinzieller Zug eigen geblieben; er ist im übrigen mehr ein Mann der Verwaltung oder doch der Innenpolitik, mit reformerischen Neigungen, nicht ein Mann der großen, der Außenpolitik, geworden. Dieser Mann, wohl ohne den genialen Funken, doch von redlichstem Wollen und unermüdlichem Handeln, von flinkem, verantwortungsfreudigem Zugreifen, zäher Energie und einem bei aller äußeren An-spruchslosigkeit doch starrköpfigen Selbstvertrauen war vor allem ein Mann des common sense, der sich an die greifbaren Tatsachen halten, der mit nüchterner Denkweise in einer Art unerschütterlichen Optimismus seinen hohen Idealen dienen wollte. Auch im Verkehr mit den Diktatoren glaubte er an die Macht der politischen Vernunft. Er war dabei gewiß kein Illusionist und bezeichnete Hitler des öfteren als halb-oder ganz wahnsinnig. Aber er meinte, was Hitler heute sage, könne er morgen widerrufen und schrieb am 16. Januar 1938 an eine amerikanische Verwand Januar 1938 an eine amerikanische Verwandte: „Die Diktatoren werden nur zu oft angesehen, als ob sie gänzlich unmenschlich wären. Ich glaube, daß diese Ansicht ganz irrig ist. Es ist in Wahrheit die menschliche Seite der Diktatoren, die sie gefährlich macht, aber andernteils ist es gerade die Seite, von der man sich ihnen mit der größten Aussicht auf Erfolg nähern kann 15).

Zweifellos war Chamberlains Ehrgeiz, wie Churchill gesagt hat, „einst als der große Friedensstifter in die Geschichte einzugehen“ 16). So machte er sich nun an den Versuch eines „methodischen Abbaus“ der Konfliktsstoffe im Wege eines realistischen Ausgleichs der Interessen. „Diese Politik schien ihm so vernünftig", schreibt sein Freund Sir Samuel Hoare (der heutige Lord Templewood), „daß nach seiner Über-zeugung nicht einmal Hitler sie ablehnen würde Bedingung und Prüfstein eines entgegenkommenden Ausgleichs mit den Diktatoren aber waren für Chamberlain, daß diese auf einseitige Gewaltaktionen verzichteten und sich an den Verhandlungstisch begaben. Für den Notfall, im Interesse größerer Handlungsfreiheit Englands und zur Förderung der realistischen Einsicht bei den Diktatoren betrieb er gleichzeitig eine allmähliche, stetige Aufrüstung Englands. Spielte er nur auf Zeitgewinn, um so bald wie möglich jedes Entgegenkommen zu vermeiden oder gar Deutschland und Italien niederzuwerfen Sein Freund und Verteidiger Samuel Hoare hätte nach dem Scheitern der Politik Chamberlains allen Anlaß gehabt, ihre Rechtfertigung darauf zu gründen, daß England durch seine militärische Schwäche zur Politik des appeasement gezwungen gewesen sei. Er räumt dennoch ein, daß die mangelnde militärische Bereitschaft Englands für Chamberlains Handeln nur sekundäre Bedeutung besessen habe. Er betont, daß Chamberlain im Jahre 1938 im Interesse des Friedens und aus sachlicher Überzeugung bereit gewesen sei, die friedliche Abtretung des Sudetenlandes zuzugestehen, aber trotz der militärischen Verwundbarkeit Englands nicht bereit gewesen wäre, ohne bewaffneten Widerstand mehr als die Abtretung des Sudetenlandes zu konzedieren Wir werden sehen, daß dies zutrifft. Schwerlich mit Unrecht hat Hoare in seinen „Erinnerungen an neun bewegte Jahre" geschrieben:

„Zu unserem Intelligence Service sickerten nur sehr wenige Nadt-

ridtten aus Deutsdtland durdh. Nunmehr, nach der Veröffentlidtung der deutschen Geheimdokumente, wissen wir, das? Hitler fortgesetzt an Aggressionsplänen gearbeitet hat. Aus dem sogenannten Hofl-

badt-Memorandum . . . geht hervor, daß Hitler bereits am 5. November 1937 seine künftigen Feldzüge zur Beherrschung Europas vorbereitete. Der als „Operation Grün“ bekannte Feldzugsplan General Jodls enthält alle taktischen und strategischen Einzelheiten 'ür einen Angriff auf die Tschechoslowakei. Und doch: wären diese Dokumente einem geschickten Agenten in die Hände gefallen und hätte er sie uns zugesandt, so würde Chamberlain, wie ich glaube, dennoch nidtt anders gehandelt haben. Er hätte gesagt, und wir mit ihm:

. Es handelt sich um zwei der vielen Pläne dieses Größenwahnsinnigen.

Von jedem Generalstab verlangt man, daß er für den Ernst- fall Pläne vorbereitet. Solcherart dürften diese Pläne sein. Es ist durdtaus möglich, daß ein Mann wie Hitler, der mit Entschlüssen rasch bei der Hand ist, ebenso rasch seine Meinung ändert. Für den Fall, daß er es nicht tut, müssen wir so stark gerüstet sein, daß es sich für ihn nicht lohnt, einen Weltkrieg dieser Art vom Zaun zu brechen. Ein Weltkrieg ist eine so ungeheuere Katastrophe, daß ein britischer Premierminister die Hoffnung, sie zu verhüten, nicht eher aufgeben darf, als bis sie wirklich eingetreten ist.“

Bei seiner Befriedungspolitik stützten Chamberlain die Konservative Partei und die Kriegsabneigung der breiten Öffentlichkeit seines Landes. Audi ein Bewußtsein für die Ungerechtigkeiten von Versailles macht sich um 193 5/36 in der englischen öffentlichen Meinung geltend. In der Presse ist es vor allem der „Observer" mit seinem Herausgeber Garvin, der, ungeachtet innerpolitischer Gegensätze, für einen Ausgleich mit Deutschland plädiert Im Sinne einer Verständigung mit diesem wirkt ferner ein einflußreicher anti-bolschewistischer Kreis unter Führung des Besitzers der „Times“, Lord Astor und seiner Gattin, der bekannten Abgeordneten Mit Sir Nevile Henderson wird im April 1937 wohl der deutschfreundlichste Diplomat, der jemals England an der Spree vertreten hat, Botschafter in Berlin. Er führt sich mit Äußerungen über die Blutsverwandtschaft der beiden Völker ein.

Hitler und die englischen Ausgleichsversuche 1937/38

Nachdem Chamberlain im Sommer 1937 bereits Italien gegenüber erste Befriedungsschritte unternommen hatte, die in Rom als Schwächezeichen gedeutet wurden sandte er im November 1937 (kurz nach der bekannten „Hoßbadi-Sitzung", in der Hitler seine Kriegspläne enthüllte) Lord Halifax nach Deutschland. Offensichtlich erstrebte der Premier — nach dem Fehlschlag der Politik „kollektiver Sicherheit“ — über einen umfassenden Ausgleich mit Italien und Deutschland einen Friedensblock der vier Mächte England — Frankreich — Deutschland — Italien, unabhängig von Amerika und Sowjet-Rußland. Jedenfalls schied für ihn die Sowjetunion, die er im Februar 1938 im Unterhaus als eine zwar halb-europäische, aber auch halb-asiatische Macht bezeichnete aus dieser Kombination aus. So hörte der lettische Außenminister im August 1937 von Chamberlain, daß daran gedacht sei, Rußland aus den geplanten Nichtangriffspakten im Osten auszuschließen und aus den Randstaaten eine Art Schutzdach für Europa herzustellen Selbst Ribbentrop mußte am 10. März 1938 — wenn auch mit dem im Sinne seines kurz vorher entworfenen düsteren Bildes der britischen Außenpolitik gemachten Vorbehalt, England spiele auf Zeitgewinn — einräumen: „Es sieht so aus, als ob Chamberlain und Halifax versuchen wollen, eine friedliche Verständigung der vier großen Mächte Europas unter Ausschluß der Sowjetunion herbeizuführen

In der Berchtesgadener Verhandlung mit Hitler am 19. November 1937 würdigte nun Lord Halifax es bekanntlich als Verdienst Hitlers, durch die Vernichtung des Kommunismus in Deutschland diesem den Weg nach Westeuropa versperrt zu haben. Er machte im Hinblick auf Österreich und die Tschechoslowakei die beachtliche Andeutung, daß nach britischer Meinung der Status quo nicht unter allen Umständen aufrechterhalten bleiben müsse. Änderungen hätten freilich im Rahmen einer Gesamtregelung zu erfolgen, durch welche Ruhe und Sicherheit in Europa hergestellt würden. Als der britische Minister nun weitere Verhandlungen anregte, da entzog sich der Diktator. Es spricht Bände, wenn Hitler, der Verächter der alten Diplomatie und ihrer Methoden, für solche Verhandlungen auf den gewöhnlichen diplomatischen Weg verwies! Sie bedürften genauer Vorbereitung; „man müsse außerdem auch warten können“; es sei falsch, so wagte er zu behaupten, daß man sich in der gleichen Situation befinde wie in den Jahren 1912— 1914 Das war praktisch ein Begräbnis erster Klasse. Es ist nun höchst bezeichnend, daß, während der Dolmetscher Schmidt den Eindruck hatte, eine Schlacht für den Frieden sei verloren Chamberlain in seinem leidenschaftlichen Wunsch nach Erreichung seines Befriedungsziels sich von den allgemeinen freundlichen Wendungen, mit welchen Hitler die sachlichen Streitpunkte umging, sowie von konkreteren Äußerungen Görings täuschen ließ und in einer Niederschrift vermerkte: die Mission Halifax bedeute einen „großen Erfolg“, weil sie eine Atmosphäre möglicher Diskussion mit Deutschland geschaffen habe, nämlich auf der Basis einer deutschen Zusage, Änderungen des Status quo nicht gewaltsam zu betreiben, gegen ein englisches Versprechen, solche Änderungen nicht mit Gewalt zu verhindern Chamberlains vertrauter Mitarbeiter Horace Wilson sprach sogar von einer nochmaligen Entsendung Lord Halifax'nach Berlin. Ein Verzicht Deutschlands auf seine nationalen Bestrebungen werde von England nicht verlangt. Sowjetrußland aber solle man augenblicklich ganz beiseite lassen. Sein Regime müsse „eines Tages zerschmelzen"

Als jedoch Henderson am 3. März 1938 mit einem konkreten Angebot in der Kolonialfrage kam und Deutschlands Beteiligung an einem neuen System gemeinsamer Verwaltung anregte, das in einem mittel-afrikanischen Gebiet vom 5. Breitengrad bis zum Sambesi eingerichtet werden sollte (was die Rückgabe ehemaliger deutscher Kolonien nicht ausschließe), wich Hitler auf der ganzen Linie aus. In die Regelung seiner Beziehungen zu stammverwandten Ländern oder Landesteilen in Mitteleuropa würde Deutschland keine Einmischung Dritter dulden., Wenn England in Österreich eine gerechte und vernünftige Lösung weiterhin hintertreibe, dann werde der Augenblick kommen, wo gekämpft werden müsse — Schon erhoben sich auf britisher Seite in zunehmendem Maße Stimmen des Argwohns gegen die letzten Ziele Hitlerdeutschlands und des Zweifels an der Richtigkeit des eigenen Kurses. So fragte sich der frühere Luftfahrtminister Lord Londonderry in einem auf Umwegen bis zu Hitler gelangten Brief an einen englischen Bekannten vom 6. Dezember 1937, ob es nicht durch die unsichere Politik Großbritanniens dahin kommen werde, daß Deutschland seine Ansprühe in Mitteleuropa nah japanishem Muster durhzuführen versuhe, und zwar ohne Kriegserklärung durh allmähliche Besitzergreifung, solange niemand Einwendungen erhebe, jedoh mit überwältigender militärisher Mäht, sobald England für unrechtmäßig erahteten Forderungen entgegentrete. „Meiner Auffassung nah liegt der Hauptgefahrenpunkt etwa im Jahre 1939, und wenn wir bis dahin niht in der Lage sein sollten, irgendeine Verständigung über die Begrenzung der deutshen Ziele zu erreihen, so sehe ih keine andere Möglihkeit als eine Wiederholung von 1914

Kontakte der Opposition mit England Die Form, in der sih der Anshluß Österreihs vollzog — Gewalt-androhung gegen die Regierung Schuschnigg und militärisher Einmarsh —, rief in England einen tiefen Shock hervor Insbesondere Halifax bezeihnete Hitlers „Drohen mit der Gewalt“ als eine „unerträgliche Methode". Chamberlain dagegen zeigte nah dem Beriht Ribbentrops auh jetzt noh „Verständnis für die Situation“ und suhte den Unmut des Parlaments zu dämpfen. Ribbentrop beglückwünschte ihn zu solhem Realismus und zeihnete dem Premier nah Lösung der Minderheiten-fragen in Mitteleuropa und Regelung des Kolonialproblems das Bild eines zufriedenen Deutschland, das sich mit England nur in jeder Hinsicht ergänzen werde. Tatsächlich meinte Chamberlain, wenn man erst über diese leidige Angelegenheit (Österreich) hinweggekommen sei, könne man hoffentlich die deutsch-englische Verständigung ernsthaft in Angriff nehmen Der Botschafter Henderson hielt denn auch in Berlin die Tür zu einer soldien Verständigung weiterhin offen, und Halifax billigte seine Haltung mit den Worten: „Zuviel hängt für uns von dieser Chance ab, um auf sie zu verzichten, ehe wir völlig davon überzeugt sind, daß der Versuch hoffnungslos ist Sir Robert Vansittart hingegen betonte nach einem Besuch Konrad Henleins in London im Mai 1938 bereits die Alternative, vor der die britische Politik stehe, wenn Deutschland die Zerstückelung der Tschechoslowakei betreibe, um Europa zu beherrschen: dann befinde sich England einer Situation gegenüber, die es jahrhundertelang zu verhindern bestrebt war, in der instinktiven Über-zeugung, daß jede dauernde Hegemonie in Europa es zwangsläufig zu einer Macht zweiten Ranges herabdrücken müsse

Noch im Mai 193 8 proklamierte Hitler bekanntlich vor Vertretern von Wehrmacht, Partei und Staat die baldige Zerschlagung der Tschechoslowakei. Der Generalstabschef Beck nahm darauf in einer Reihe von Denkschriften gegen diesen Plan Hitlers Stellung, da seine Ausführung infolge der zu erwartenden Intervention der Westmächte mit einer Katastrophe für Deutschland enden müsse. Es war Beck klar, daß der von ihm geforderte Widerstand der Generale zu erheblichen innerpolitischen Spannungen führen würde, und er regte daher an, den gedachten Kollektivschritt der militärischen Führer bei Hitler mit einer für die Wiederherstellung geordneter Rechtszustände unvermeidlichen „Auseinandersetzung mit der SS und der Bonzokratie" zu verbinden Die Generalität teilte mit geringen Ausnahmen die Meinung Becks über die Folgen eines Eingreifens der Westmächte für Deutschland; doch der Oberbefehlshaber des Heeres v. Brauchitsch brachte es bekanntlich nicht über sich, jenen nach der traditionellen militärischen Auffassung so außergewöhnlichen Schritt durch Übernahme der Führung ins Werk zu setzen, und Beck trat schließlich zurück. Sein Nachfolger Halder nahm im Bunde mit Witzleben und-Oster, die schon mit Bede in enger Verbindung gestanden hatten, sowie Weizsäcker, Canaris, Schacht u. a. Becks Pläne im Sinne einer unmittelbarer gegen Hitler gerichteten Aktion wieder auf, welche im psychologischen Moment der Entfesselung des Krieges ausgelöst werden sollte.

Damit nun die Generale von der Notwendigkeit einer solchen Aktion gegen Hitler vollends überzeugt wurden, war es für die Opposition von größter Bedeutung, daß England unumwunden seine Absicht zum Ausdruck brachte, im Falle eines deutschen Angriffs auf die Tschechei zum Kriege zu schreiten. Das war Sinn und Zweck der von Canaris geförderten Reise des konservativen Politikers v. Kleist-Schmenzin nach London im August 1938, eines mutigen Patrioten, der in beispielloser Lage die Interessen des Auslandes mit denen der eigenen Nation gegen deren offensichtlichen Verderber verknüpfen wollte. Kleist sprach mit Vansittart, Lord Lloyd und Churchill und erklärte ihnen, England müsse den deutschen Generalen klarmachen, daß es nicht lediglich bluffe, wie Ribbentrop ständig behaupte. Ein führender britischer Staatsmann solle daher eine Rede halten, die im Falle einer deutschen Gewaltaktion gegen die Tschechei den Krieg als unentrinnbar bezeichnete. Das werde den Auftakt zum Sturz des nationalsozialistischen Regimes geben. Nur Churchill aber, der keine offizielle Stellung innehatte, bestärkte Kleist nachdrücklich in seiner Auffassung von den katastrophalen Folgen einer Kriegspolitik für Deutschland. Ganz anders der leitende Staatsmann Englands, Neville Chamberlain. Dieser erblickte in Kleist vor allem einen wütenden Hitlerfeind, der nur danach trachte, seine deutschen Freunde zu einem Umsturzversuch aufzustacheln: er erinnere ihn an die emigrierten Anhänger der Stuarts am französischen Hof zur Zeit Wilhelms III.; von dem, was Kleist sage, müsse man sicher vieles abstreichen. Die Anregung einer öffentlichen Erklärung, welche deutlicher wäre als jene vom 2L. Mai 1938 (die Hitler so sehr gereizt hatte), verwarf Chamberlain mindestens einstweilen. Als „warnende Geste" für den Diktator wollte er lediglich in auffälliger Form den Berliner Botschafter Henderson nach London zitieren! Und die wohlmeinend-warnende Rede des Schatzkanzlers Simon, welche die Gefahr der Ausweitung jedes modernen Krieges hervorhob war gewiß nicht das, was die deutsche Opposition erhoffen mußte.

Es ist dann noch zu weiteren, ganz ähnlich gerichteten Fühlungnahmen der Opposition mit England gekommen: Anfang September zu der Entsendung eines einstigen Regimentskameraden von Beck, des Majors a. D. und rheinischen Industriellen Boehm-Tettelbach, hinter welcher nachweisbar Halder und Oster und wahrscheinlich Bede selbst standen sowie kurz darauf zu einer Aktion der Gebrüder Kordt, die durch den Londoner Botschaftsrat Theo Kordt an den Außenminister Lord Halifax selbst herangetragen werden konnte Und schließlich hatte der Staatssekretär Freiherr v. Weizsäcker in den ersten Septembertagen den Danziger Völkerbundskommissar Prof. Carl Burckhardt über Hitlers Absichten aufgeklärt, ihm die für England vielsagende Tatsache des Rücktritts von Beck mitgeteilt und ihn gleichzeitig dringend gebeten, einen persönlichen Brief Chamberlains an Hitler zu veranlassen, des unmißverständlichen Inhalts, daß ein deutscher Angriff auf die Tschechei zum Krieg mit England führen würde

Die Möglichkeiten der deutschen Opposition im Urteil Englands 1938 Die veröffentlichten Akten des britischen Außenamts bieten uns für die Jahre 1938 und 1939 in sieben stattlichen Bänden eine Fülle von Material zur Erkenntnis der britischen Politik. Je mehr wir uns dem Kriegsbeginn nähern, desto dichter wird die zeitliche Folge der Akten-stücke, so daß die Zahl der veröffentlichten Ein-und Ausgänge im Jahre 1939 durchschnittlich auf 10— 20, in den letzten Wochen vor Kriegsbeginn sogar bis zu 60 pro Tag ansteigt. Damit ist, ganz abgesehen von dem guten Namen, den die Herausgeber der Publikation aufs Spiel setzen, die Problematik der Auswahl der Dokumente auf ein Mindestmaß verringert. Und es fehlt nun keineswegs an aufschlußreichen Zeugnissen für die Erwägungen der britischen Staatsmänner und Diplomaten über Möglichkeiten und Potenz der deutschen Opposition. Wie schon der dokumentarische Niederschlag der Mission Kleist-Schmenzin zeigte, ist man in London über die Absichten deutscher Widerstands-kreise gegen Hitler und ihre damit verknüpften Wünsche hinsichtlich'der politischen Haltung Englands gegenüber dem Diktator ausreichend unterrichtet gewesen. Ebensowenig ist den britischen Diplomaten in Berlin entgangen, daß im deutschen Volk große Kriegsfurcht und bei der Generalität schwerste Bedenken gegen Hitlers Gewaltabsichten gegen die Tschechei bestanden In fast allen Gesprächen, die deutsche Offiziere damals dienstlich, halb oder ganz privat mit dem britischen Militärattache führten, kamen solche Bedenken sowie Sorgen vor der englischen Reaktion auf Hitlers Kriegsvorbereitungen deutlich zum Ausdruck und die fraglichen Offiziere sind schwerlich mit einem Male all schlechte Patrioten geworden, sondern ursächlich für ihr Verhalten war offenkundig das instinktive Bewußtsein: ein Abenteurer führt das Steuer des Staates und ist im Begriff, Volk und Staat ins Ver-derben zu reißen. Gleichwohl schrieb der Botschafter Henderson am 17. August 1938 an den Außenminister Lord Halifax: „Bitte tun Sie nichts, was den Eindruck erwecken könnte, daß wir gegen das Regime arbeiten. Es ist gerade jetzt hier unbeliebt; daran ist kein Zweifel, und gerade diese Tatsache vergrößert die Gefahr eines Cewaltstreichs, der ein Ablenkungsmanöver im Sinne von Himmler und Co. wäre. Aber jede Einmischung von außen ruft nur das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung hervor.“

Und am 22. August 1938 schrieb Henderson:

„Welcher Ansicht wir auch sein mögen, jeder Deutsche würde Hitler als durchaus im Recht befindlich ansehen, wenn er in Nürnberg sagen sollte, daß die Sudetenfrage nicht länger aufgeschoben werden könne. Er würde sich auf unerfüllte Besprechungen berufen, die von Benesch vor 11/2 Jahren gemacht wurden, und würde argumentieren:

da im Laufe der letzten 4 Monate weder die britische Regierung noch der britische Vermittler [Lord Runciman] imstande waren, Herrn Benesch Vernunft annehmen zu lassen .. ., so sehe er [Hitler] sich gezwungen, das für sie zu erledigen. Auf dieser Basis würde es Dr. Goebbels ein Leichtes sein, das ganze Land um den Führer zu sdtaren.“

Zwei Tage später schrieb der britische Militärattache:

„Es ist wahr, daß die Aussicht auf einen Krieg, in den England und Frankreidt hineingezogen werden würden, in Deutsdiland furchtbar unpopulär ist. Es würde jedoch ein großer Fehler sein, anzunehmen, daß das deutsche Volk unwillig marsdüeren würde. Ich hege keinen Zweifel, daß Herr Goebbels und seine demagogisdten Mit-streiter wenig Schwierigkeiten haben würden, einen soldten Krieg als einen Präventivkrieg hinzustellen, der Deutschland aufgezwungen sei, weil es für das Selbstbestimmungsrecht eintrete. Ich glaube, daß es auf jeden Fall zu Anfang und während eines kurzen Krieges mit anfänglichen Erfolgen möglidr wäre, eine wirklich echte Begeisterung zu erzeugen und aufrechtzuerhalten.“

Und am 4. September 1938 wiederum der Botschafter:

„Aber hüten wir uns vor einem Fehler. Wenn Hitler das entscheidende Wort spricht, wird sich die ganze Nation in den Krieg stürzen und die jungen Männer werden für das „Vaterland“ sterben, wie sehr auch die alten im Hintergrund murren mögen. Ich will gern glauben, daß Deutschland dann nicht mehr als eine gewisse Zahl von Monaten durchhalten würde, aber das Unglück wäre passiert.“

Und ein Telegramm des britischen Botschaftsrats vom 11. September 1938 enthält die Feststellung:

„Die Stimmung geht entschieden gegen den Krieg, aber die Nation befindet sich hilflos im Griff des Nazi-Systems ... Die Alenschen sind wie Schafe, die zur Schlachtbank geführt werden. Wenn Krieg ausbricht, werden sie marschieren und ihre Pflicht tun, mindestens für einige Zeit.“

Bemerkenswert ist schließlich, wie der britische Militärattache auf den Versuch des Rittmeisters a. D. von Koerber reagierte, ihn für die Bestrebungen der deutschen Opposition zu interessieren und ihn von der Notwendigkeit einer entschiedenen Haltung des Auslandes zu überzeugen, die Hitler zum Zurückweichen zwingen würde und damit seinen Sturz herbeiführen könnte:

„Idt verhielt mich vorwiegend zuhörend: erklärte ihm, daß seine Beurteilung der Lage mich sehr interessiere und ließ keinen Zweifel darüber, daß, wenn er dächte, er könnte mich als Mitverschworenen gewinnen, er sich völlig irren würde. Ich l: alte es durchaus für mög-

lieh, daß seine Behauptungen, die deutsche Regierung wolle im Herbst Krieg beginnen, glaubwürdig sind. Er sprach tatsächlich so, als habe er engsten Kontakt mit Hitlers vertrautesten Ratgebern. Was die Möglichkeit angeht, eine deutsche Revolution von außen zu fördern, als die einzige Hoffnung, eine europäische Katastrophe zu verhüten. so habe ich diese Frage oft geprüft, aber nur um auf ein etwaiges Ableben Hitlers vorbereitet zu sein. Ich habe mehrere Entwürfe von Denkschriften über dieses Thema zerrissen. Daß eine Untergrund-

opposition gegen die Partei existiert; daß diese Opposition in letzter Zeit gewachsen ist, und daß sie, wie von Koerber sagt, besser organisiert ist als wir annehmen, ist durchaus möglich. Aber jeder Versuch eines Hineinpfusdtens von außen in Deutschlands innere Politik zu Lebzeiten Hitlers würde höchstwahrscheinlich gerade zu dem führen, was wir alle vermeiden wollen.“

Doch die Frage von Ausmaß und Potenz der deutschen Opposition war für die britische Politik in dieser Phase nicht einmal entscheidend. Noch hatte man in London ja keineswegs klar erkannt, daß Hitler gar nicht zu befriedigen war, oder glaubte doch, das Risiko entsprechender Enttäuschungen im Interesse des Friedens eingehen zu müssen Hitlers Kriegsvorbereitungen waren nach Halifax’ Meinung in hohem Maße Bluff Konnte der Diktator denn auch verkennen, welche Gefahren ein Krieg für Deutschland, besonders für sein Regime bedeutete? Konnte er übersehen, daß er damit das Spiel seiner geschworenen Feinde spielte? Bis in den September hinein hielt der Botschafter Henderson Hitler im Grunde für friedenswillig und plädierte deshalb dafür, ihm Vertrauen zu zeigen und die Chance zu geben, “ to be a good boy"! Obwohl von den verschiedensten Seiten in Deutschland geraten wurde, Hitler eine kategorische Warnung vor britischer Intervention zu erteilen, konnte man sich in London nicht dazu entschließen, weil man fürchtete, den Diktator damit unnötig zu reizen und vermeintlichen „Extremisten“ hinter ihm in die Arme zu treiben. Wohl bemerkte Halifax einmal, eine erfolgreiche Lösung der Sudetenfrage sei für Hitlers Regime von vitaler Bedeutung. Diese Erwägung veranlaßte ihn aber erst recht, in Prag auf Zugeständnisse zu dringen, um dadurch, wie er meinte, in Deutschland die gemäßigten Elemente zu stärken. Als ob jene Zugeständnisse des Auslandes, die Hitler seit Jahren gegen die Warnungen der Gemäßigten erzwungen hatte, schon jemals deren Stellung ihm gegenüber gestärkt hätten! Die britischen Staatsmänner hielten sogar für möglich, Hitler werde nach siegreichem Einmarsch in Prag Frieden auf der Basis der Abtretung des Sudetenlandes anbieten. Sollte man nicht also, statt durch eine kategorische Warnung den Krieg vielleicht zu verschieben, aber dann für die Zukunft um so gewisser zu machen, lieber Hitler eine annehmbare Lösung der Sudetenfrage bieten, die eine deutsch-englische Gesamtverständigung anbahnte und damit „den Weltfrieden für eine Generation“ sicherte? Hinter all diesen Erwägungen stand keineswegs nur die prekäre Rüstungslage Englands, sondern auch ein waches Bewußtsein für die Auswirkung eines Krieges zum Verderben der abendländischen Welt und zum Nutzen des Bolschewismus

Entscheidend für die Haltung der britischen Staatsmänner im Herbst 1938 war also, daß sie Hitler verkannten, daß sie seine ursprüngliche Absicht gewaltsamer Beseitigung der gesamten Tschechoslowakei, geschweige denn seine weiteren Pläne, gar nicht durchschauten. Falls so konservativen Naturen wie Chamberlain und Halifax ein Zusammenspiel mit den deutschen Verschwörern überhaupt möglich war, so erblickten sie darin doch jedenfalls jetzt noch nicht die einzige Chance einer Erhaltung des Friedens. Und hätten sie es getan, so würden sie die Potenz der deutschen Opposition, wie wir sahen, aus Gründen be-zweifelt haben, die gewiß nicht einfach von der Hand zu weisen sind. Sie hätten wahrscheinlich auch gefürchtet, durch eine Mitwirkung des Auslandes der Opposition eher zu schaden und damit das Gegenteil des Erstrebten zu fördern. So erschien ihnen die direkte Verhandlung mit Hitler selbst als bester und sicherster Ausweg Als Chamberlain sich erbot, den Diktator in Berchtesgaden zu besuchen, da hat Halifax allerdings auch die deutsche Opposition als politischen Faktor in Rechnung gestellt, aber wiederum ganz auf seine Art: „Überdies," so schrieb er nämlich, „erhalten wir laufend Beweise für eine wachsende Unzufriedenheit mit dem Regime in Deutschland und mit Herrn Hitlers Führung der Außenpolitik. Der Plan, den wir jetzt ins Auge fassen, ja schon sein bloßer Vorschlag, dürfte die Gemäßigten in Deutschland stärken In Wahrheit verschaffte der Berchtesgadener Besuch Chamberlains Hitler den größten diplomatischen Erfolg seiner bisherigen Laufbahn. Selbst als Hitler in Godesberg die Lage durch ultimative und gänzlich unmotivierte Forderungen komplizierte, um doch noch einen Vorwand zum Kriege zu finden, fragte sich Chamberlain noch, ob es Hitlers Wille sei, die Welt durch die Furcht vor Gewalt zu beherrschen, es also wirklich „um die großen Fragen“ des Miteinanderlebens in Frieden und Freiheit gehe, welche bewaffneten Widerstand erforderten So kam er Hitler, auch im Vertrauen auf dessen feierliche Erklärungen — es handle sich um seine „letzte territoriale Forderung in Europa", ihre Regelung werde einen Wendepunkt in den deutsch-englischen Beziehungen bedeuten, ja, er sei zu einer Garantie des Restbestandes der Tschechoslowakei bereit — erneut so weit entgegen, daß zu einem Kriege (um des Sudetenlandes willen) kaum mehr ein Vorwand blieb. Doch erst sehr entschiedene Warnungen und kriegsvorbereitende Maßnahmen Englands selbst, die Passivität Ungarns und vor allem der Rat Mussolinis bewogen offenbar Hitler endgültig, auf die sofortige Vernichtung der Tschechoslowakei zu verzichten und sich mit der Zwischenlösung von München, höchst widerwillig, abzufinden

Auch in dieser letzten Phase der Krise telegrafierte der Botschafter Henderson (am 25. September 1938) an Halifax, wenn England in Prag nicht ultimativ die Annahme der Forderungen Hitlers verlange, so werde das deutsche Volk meinen, der Krieg sei nicht wegen der Sudetenfrage begonnen worden, sondern als bloße Präventivmaßnahme. „Unter solchen Umständen werde es sich bis zum letzten Mann um Hitler scharen Und der britische Militärattache schrieb rüdeblickend am 26. Oktober:

„Es ist völlig falsch anzuHehweM, daß das Volk, weil der Krieg unpopulär gewesen wäre, Hitler fallengelassen hätte. Es besteht nicht die geringste Möglichkeit, daß dies geschehen wäre, zumal in den Anfangsstadien, es sei denn, die Westmächte würden eine wirklich machtvolle und erfolgreiche Offensive unternommen haben, bevor die deutschen Operationen gegen die Tschechen Erfolge gezeitigt hätten. Schläge und Hungersnot wären nötig gewesen, um die bloße Unzufriedenheit zu steigern und das deutsche Volk aufzureizen, sidt gegen Wehrmacht und Parteidisziplin zu behaupten. Der Führer und die Partei mögen bei vielen herzlich unbeliebt gewesen sein, aber fast alle erkannten sein Genie und die vielen Vorteile an, die er seinem Lande verschafft hat. Bis zu der letzten Krise hatte Hitler auf dem Gebiet der Außenpolitik nie einen falschen Schritt getan, und so wären Armee und Partei ganz bestimmt marschiert. Solange alles gut gegangen wäre, und es besteht außerordentlidt große Wahrscheinlidt-

keit, daß dies der Fall gewesen wäre, würde „das Volk“ in dieses Frage nichts zu sagen gehabt haben, und es wäre wohl durch Propaganda erfolgreidt hypnotisiert worden.“

England und die deutsche Opposition nach München Nicht einmal jetzt also, auf ihrem zweifellosen Höhepunkt im Herbst 1938, konnte die deutsche Opposition England zum Kampf gegen Hitler irgendwie „ermutigen“. Es stellt sich nunmehr die Frage, ob sich in der Einschätzung der Potenz der Widerstandsbewegung durch die Engländer in den 11 Monaten von München bis zum Kriegsbeginn eine Änderung vollzogen hat, ob die Fühlungnahmen der Opposition mit englischen Staatsmännern vom Jahre 1938 bei der weiteren Verschärfung der internationalen Lage etwa nadiwirkend bzw. ob neue derartige Kontakte in London die Auffassung hervorgerufen haben, im Vertrauen auf die innerdeutsche Opposition Hitler im polnischen Streitfall „leichteren Herzen?" oder doch gefahrloser Schwierigkeiten bereiten oder ihm gar den Krieg erklären zu können. Es geht also um die Frage, ob die Ausweitung des Polenkriegs zum Weltkrieg ganz oder teilweise mit der Hoffnung Englands auf die deutsche Opposition erklärt werden muß bzw. erklärt werden darf. * Zur Empörung Hitlers beschleunigte Chamberlain nach München die englische Aufrüstung — die allerbegreiflichste Maßnahme denn obwohl der Premier auch vor München im Begriff gewesen war, einer Aggression Hitlers gemeinsam mit Frankreich militärisch zu begegnen so schrieb er doch Hitlers Auftreten wesentlich der prekären englischen Rüstungslage zu und strebte daher die möglichst rasche Beseitigung dieses Schwächezustandes an, Gleichwohl hat Chamberlain im Sinne der auf seine persönliche Initiative hin mit Hitler ausgetauschten Friedenserklärungen die appeasement-Politik fortgesetzt, trotz des Schattens, den die Saarbrückener Rede Hitler sehr bald auf sie warf. Er hatte dabei, nach der Bewahrung des Friedens durch München, seine Partei und die öffentliche Meinung völlig hinter sich, und Churchill wie der zum Rücktritt genötigte Duff Cooper haben eindrucksvoll bezeugt, in welch weitgehende moralische Isolierung sie sich damals versetzt, wie bitter sie sich angegriffen sahen Zunächst blieben die Westmächte weitgehend passiv, es gab Pessimisten in ihrem Lager, aber auch vorsichtige und unvorsichtige Optimisten Die sogenannte „Kristallnacht" vom 9. und 10. November 1938 bewirkte dann einen erheblichen Schock, er bedeutete den inoffiziellen Vorläufer des offiziellen und endgültigen Stimmungsumschlags vom 15. März 1939. Man gewann instinktiv den Eindruck, daß Hitler auch außenpolitisch nicht lange Ruhe geben werde; vielleicht war dieser Eindruck jedoch in Deutschland mitunter stärker als im Ausland.

So schrieb der britische Geschäftsträger in Berlin am 16. November 1938:

. idt habe nidtt einen einzigen Deutschen, gleich welcher Bevölkerungsschicht, angetroffen, der nicht in unterschiedlichem Maße zum mindesten mißbilligt, was geschehen ist. Aber ich fürchte, daß selbst die eindeutige Verurteilung von seifen erklärter Nationalsozialisten oder höherer Offiziere der Wehrmacht keinerlei Einfluß auf die Horde von Wahnsinnigen haben wird, die gegenwärtig Nazi-

Deutschland beherrscht.“

Und am 6. Dezember 1938:

„Nie seit 1933 hat es so viel Unzufriedenheit im Lande gegeben, aber die nationalsozialistische Maschine hat die Menschen unbarmherzig in ihrem Griff, und sie scheinen gegenwärtig zu keinerlei Aktion imstande, die sie retten könnte. Viele richten ihre Hoffnung ohne viel Überzeugung auf die Demokratien, besonders England, und hoffen, daß die britische Aufrüstung mit genügender Geschwindigkeit und Entschlossenheit durchgeführt wird, um Elitler, wenn nicht zu stürzen, doch wenigstens von den gefährlichsten Exzessen abzuschrecken.“

Viel pessimistischer als zu Zeiten der Sudetenkrise ist der britsche Militärattach geworden. -Es scheint ihm (am 26. Dezember 1938) ziemlich sicher, daß von Hitler eine militärische Aktion für das nächste Jahr ins Auge gefaßt ist, aber er bemerkt:

„Obwohl das deutsche Armeeoberkommando zweifellos seine technischen und Ressorteinwände gegen jede von Hitler beabsichtigte Aktion geltend machen wird, so ist es doch höchst unwahrsdrein-

lich, daß es diese durch Opposition gegen einen inspirierten Führer unterbauen wird, der ihm bisher nachweisen konnte, daß es in jeder größeren Frage Unrecht hatte, wo ihre Meinungen aufeinandergeprallt waren.“

Aus den Tagen nach der Jahreswende liegt eine Lagebetrachtung des britischen Botschaftsrats vor, deren letzter Absatz lautet:

„Ich schließe diesen Bericht mit einer Warnung. Idi habe von ver-

schiedenen Seiten gehört, daß in maßgeblichen Kreisen in London immer noch der Eindruck besteht, daß wir in einem Kriege mit Deutschland eine Trumpfkarte in der Hand hätten, die den Aussdtlag geben könnte, nämlich die Macht, eine innere Revolte hervorzurufen.

Mit größtem Respekt gebe ich zu bedenken, daß dies eine gefährlidte Täuschung ist. Wenn Herr Hitler entsdieidet, daß ein Krieg mit England nötig ist, werden die Deutschen, Radikale oder Gemäßigte, mit ihrer diarakteristischen Disziplin bis zum letzten Mann folgen, und jede etwa aufkommende Opposition wird sofort und unbarmherzig von der SS erstickt werden. Es wird lange Zeit dauern, und erst nach erheblicher gegenseitiger Zerstörung möglich werden, daß die Opposition sich wirklich geltend madtt. Das ist jedoch keine Trumpfkarte, die wir sdton in der Hand halten; es ist bestenfalls ein Trumpf, der uns zufallen kann.“

Nun, Chamberlain und Halifax, nach München mehr als je die maßgebenden Männer Englands, gehörten jedenfalls nicht zu jenen Kreisen, die solche Hoffnungen hegten — obwohl sich gerade bei Halifax schon im Januar 1939 ein erhebliches Mißtrauen gegen Hitler dokumentiert. In einem Erlaß an den britischen Botschafter in Washington vom 24. Januar, der eine vertrauliche Beratung mit der amerikanischen Regierung bezweckte, spricht der Außenminister schon für November 1938 von Anzeichen für Expansionspläne Hitlers im Osten. Seitdem hat er Nachrichten über Erwägungen des Diktators erhalten, als Vorbereitung seiner Ostexpansion einen Stoß nach Westen zu führen. Und er gelangt zu folgendem Urteil:

„Die Wirtschafts-und Finanzkrise, in der sich Deutsddand jetzt befindet, könnte Hitler sehr wohl zu irgendeiner Aktion treiben . . .

Überdies spredten Hitlers Geistesverfassung, sein unsinniges Wüten gegen Großbritannien und sein Größenwahn . . .sehr wohl für die Ausführung eines verzweifelten Streichs gegen die Westmächte. Die Entfernung von Gemäßigten wie Schacht und Wiedemann ist sympto-

matisdr.“

Doch er fährt fort: „Es ist in gewissen Kreisen angedeutet worden, daß das deutsdte Volk Hitler auf einem solchen Wege nicht folgen und daß es zu einer Revolte kommen würde. Wir haben diese Ansicht geprüft, aber die Deutschlandkenner, die wir befragt haben, einsdiließlich antinazistischer Deutscher von gesundem Urteil, stimmen darin überein, daß Hitlers Befehle ausgeführt werden würden und daß keine Revolte zu erwarten ist, auf jeden Fall nidtt im Anfangsstadium des Krieges.“

Auf Grund seiner Beurteilung der Lage stellte England im Februar mit Frankreich ein Einvernehmen her, einen deutschen Angriff auf Holland und die Schweiz als eine unmittelbare Bedrohung der Sicherheit der beiden Westmächte zu betrachten, der man gemeinsam Widerstand leisten würde. England nahm ferner mit der holländischen Regierung vertrauliche Fühlung und beschloß endlich, die Generalstabsbesprechungen mit Frankreich über einen gemeinsamen Kriegsplan zu intensivieren

Andererseits stehen mit der Befürchtung, Hitler könne unter wirtschaftlichem Druck zum Kriege treiben, wohl englische Tendenzen einer wirtschaftlichen Kooperation mit Deutschland in Zusammenhang, die sich nach Ende Januar 1939 deutlicher abzeichnen, Jedenfalls besaß das Projekt eines für den 17. März verabredeten Besuches des britischen Handelsministers Stanley in Berlin auch erhebliche politische Bedeutung Die Stimmung in England hatte sich gerade etwas beruhigt, der Botschafter Henderson war sogar hinsichtlich Hitlers in seinen alten Optimismus zurückgefallen Und obwohl in der zweiten Februarhälfte Nachrichten von Aktionsplänen gegen die Resttschechei nach London gelangten konstatierte Chamberlain, offenbar unter dem Einfluß dieses Urteils seines Botschafters, um den 10. März 1939 vor der Presse eine erfreuliche Festigung der Lage

Hitlers Marsch nach Prag Man sollte es sich nun im Grunde ersparen dürfen, des näheren darzulegen, was nach alledem der Prager Gewaltstreich Hitlers vom 15. März für die Gestaltung des weiteren Verhältnisses Deutschlands zu den Westmächten, insbesondere zur britischen Regierung des Münchener Abkommens, bedeuten mußte. Der Verzicht auf einseitige Gewaltmethoden hatte ja in den Augen der britischen Politiker mit gutem Grunde einen wesentlichen Prüfstein für die innere Ehrlichkeit und Begrenzbarkeit der letzten Absichten Hitlers dargestellt — was primitiven „Realpolitikern" und gewissenlosen Imperialisten als Pedanterie erscheinen mag An ihren Mitteln sollt ihr sie erkennen! Überdies bedeutete Hitlers Coup ein schamloses Hinwegsetzen über die bereit-willigst gegebenen, feierlichen Versprechungen vor und von München und damit eine beschämende Blamage für die Träger der appeasementPolitik selbst. Man braucht nur noch unsere publizierten deutschen Akten zu Rate zu ziehen, um auch den Zynismus der Methoden vollends zu erkennen, mit welchen die Abspaltung der Slowakei vom tschechischen Gesamtstaat und dann die Unterwerfung des tschechoslowakischen Präsidenten Hacha bewerkstelligt wurden Nicht zuletzt aber bedeutete der 15. März 1939 politisch die offene Verleugnung des vom Nationalsozialismus selbst proklamierten ethnographischen Prinzips Die ganze Konzeption, die der Durchschnittsengländer sich vom Nationalsozialismus gemacht hatte, geriet nach dem Urteil des Londoner deutschen Botschafters v. Dirksen ins Wanken In Wahrheit hatte Hitler nur die Maske abgeworfen, nach Hendersons Urteil „den Rubikon überschritten" Danach mußten Hitlers europäische Partner von ihm nunmehr alles gewärtigen. Über die tschechoslowakische Frage selbst schien Chamberlain zwar der Form nach möglichst schnell hinweggleiten zu wollen Doch die öffentliche Meinung revoltierte förmlich, und es muß fast als ein Wunder erscheinen und beweist die Stärke seiner parteipolitischen Stellung, daß er sich überhaupt an der Regierung halten und auch jetzt noch auf die ihm von verschiedenen Seiten vorgeschlagene Hereinnahme Churchills in das Kabinett verzichten konnte Gleichwohl fühlte sich die ganze Konservative Partei durch das eklatante Scheitern ihrer Politik bedroht und drückte auf Chamberlain, der allgemeinen Stimmung Rechnung zu tragen. Schon am 17. März tat er dies in seiner Birminghamer Rede, in der es hieß:

„Ist dies das Ende eines alten Abenteuers oder der Beginn eines neuen? Ist dies der letzte Angriff auf einen kleinen Staat, oder sollen weitere folgen? Ist dies ein Schritt int Sinne eines Versuchs, die Welt tatsädtlich mit Gewalt zu beherrschen?“

Am 17. März berief die britische Regierung ihren Botschafter für unbestimmte Zeit aus Berlin ab.

Opposition und Polen-Garantie Der englische Journalist Jan Colvin hat nun berichtet, auf Veranlassung des Herrn von Kleist-Schmenzin hätten Beck und Oster ihm zu dieser Zeit nachdrückliche Warnungen vor weiteren Aggressionsplänen Hitlers anvertraut, welche gegen Polen gerichtet seien. Sie hätten erneut die Forderung erhoben, die britische Regierung möge ein eindeutiges Zeichen dafür geben, daß es bei einer neuen Aggression Hitlers unfehlbar zum Kriege kommen würde. Er, Colvin, sei daraufhin am 20. März in London erschienen und habe hier eine vertrauliche Unterredung mit dem Ständigen Unterstaatssekretär des britischen Außenamtes, Sir Alexander Cadogan, sodann mit Lord Halifax und schließlich in deren Beisein mit Chamberlain selbst gehabt. Auf die Frage Cadogans, welche Wirkung es hätte, wenn England Polen garantieren würde, habe er erwidert, dies würde den deutschen Revolutionären helfen, Hitler zu stürzen John W. Wheeler-Bennett, der Verfasser des bekannten Buches „Nemesis der Macht", meint dazu: So vortrefflich sei Colvin von seinen Freunden in Berlin und Warschau unterrichtet und so überzeugend seien seine Beweise für die Absicht Deutschlands gewesen, Polen anzugreifen, daß Colvins Londoner Besuch wahrscheinlich die letzte Unze zugunsten des umwälzenden Kabinettsbeschlusses auf die Waage gelegt habe, zur Unterstützung Polens einen unmittelbaren Schritt zu tun Demnach hätten deutsche Widerstandskreise auf die Erteilung der bedeutsamen britischen Garantie für Polen vom 31. März 1939 beträchtlichen, wenn nicht entscheidenden Einfluß ausgeübt.

Tatsächlich aber war, als Colvin in London eintraf, die grundsätzliche Entscheidung Englands über seine weitere Politik gegenüber Hitler bereits gefallen Unter dem unmittelbaren Eindruck der Beseitigung derResttschechei beschloß man in London nicht nur eine erhebliche Intensivierung des Rüstungsprogramms, sondern faßte auch den Plan einer öffentlichen Erklärung der vier Mächte England, Frankreich, Rußland, Polen, jeder weiteren Aggression Hitlers gemeinsamen Widerstand zu leisten (ein Projekt, das allerdings an der Abneigung Polens gegen eine so enge Bindung mit der Sowjetunion scheitern sollte). Jedenfalls war England in der Befürchtung, daß Hitler eine eindeutige Hegemonie über Europa anstrebe, seit dem Prager Ereignis entschlossen, jedem weiteren Aggressionsakt des Diktators mit den Waffen entgegenzutreten. Die Niederschrift über die Konferenz der Außenminister der beiden Westmächte in London am 21. März, welche die veröffentlichten britischen Dokumente enthalten, ist ein klarer Ausdruck dieser Entschlossenheit, als deren Träger in der Folgezeit vor allem Halifax erscheint Wörtlich heißt es in der erwähnten Aufzeichnung:

„Lord Halifax bemerkte, er habe heute morgen den polnischen Botsdtafter empfangen und ihn von dem Schritt unterrichtet, der in Paris, Warschau und Moskau unternommen werde. Um den Standpunkt der britischen Regierung zu kennzeichnen, habe er dem Botschafter erklärt, — wenn Herr Beck [der polnische Außenminister] ihm sagen sollte: , Sie fordern uns auf, im Falle eines deutschen Angriffs auf Ihre Seite zu treten — wie stellen Sie sich zu Danzig?', so würde er [Halsfax] erwidern: Sollten Polen und Deutsdtland über Danzig zu einer direkten Verständigung gelangen, um so besser; sollte sich aber aus der Danziger Frage eine Bedrohung der Unabhängigkeit Polens entwickeln, so würde nach seiner Meinung und, wie er glaube, audt nadt der Meinung der britisdien Regierung diese darin eine ernste Frage erblicken müssen, die alle angehe.

Die Auffassung der britisdien Regierung unterscheide sich nidit von derjenigen, die Herr Bonnet [der französische Außenminister] vertreten habe. Die britisdte Regierung glaube, daß es jetzt gelte, der deutsdienAggression Halt zu gebieten, ob diese sidt gegen Frankreich, Großbritannien, Holland, die Sdtweiz, Rumänien, Polen, Jugoslawien, oder wen auch immer, ridtte. Sie sehe keine andere Möglichkeit.“

Im Anschluß hieran machte Halifax noch zwei Gesichtspunkte geltend: erstens, daß die Hauptfrage sei, ob Großbritannien und Frankreich erfolgreich gegen Deutschland Krieg führen könnten, daß durch eine sehr feste Haltung der Westmächte Polen jedoch gewonnen werden könnte, was von kapitaler Bedeutung wäre. „Der zweite Punkt, den man im Auge behalten müsse, sei“ — fuhr der Minister fort —, „daß nur eine geringe Aussicht auf Erhaltung des europäischen Friedens bestände, solange die Nazis an der Macht blieben. Es seien jedoch einige Unterlagen dafür vorhanden, daß, falls Herr Hitler das deutsche Volk in einen größeren Krieg führe, dies in Deutschland immerhin innere Auswirkungen zeitigen könnte, die für das Nazi-Regime verhängnisvoll wären. Das gleiche könnte auch für Italien gelten.“

Man sieht: jetzt, nachdem Hitlers hemmungslose Gewalt-und Expansionspolitik klar zutage getreten war und damit die geringe Aussicht für England, mit ihm jemals zu einem dauerhaften Frieden zu gelangen, stellte Halifax, auf der Suche nach hellen Punkten im politischen Bilde für den Fall eines von Hitler entfesselten Krieges auch die innere Gegensätze in beiden totalitären Staaten als einen möglicherweise für die Westmächte positiven Faktor heraus. Daß der Gegner totalitärer Systeme in einem (von diesen entfesselten!) Kriege an die immanente Schwäche solcher Systeme Hoffnungen auf ihren inneren Zusammenbruch knüpft, ist jedoch eine alte Erfahrung und liegt in der Natur der Dinge, wie auch die Spekulationen Hitlers in seinem Kampf mit Sowjetrußland beweisen, obwohl er dort auf eine Opposition im eigentlichen Sinne des Wortes nicht rechnen konnte. Ursächlich für den neuen britischen Kurs aber waren solche Spekulationen in keiner Weise. Und nicht erst am 26. oder 28. März 1939, unter dem Eindruck der Informationen Colvins, wie es ihre Ausdeuter wollen, sondern spätestens am 21. März, d. h. in unmittelbarer Auswirkung des Prager Gewaltstreichs, ist in London die Entscheidung gefallen die zehn Tage darauf zur britischen Garantie-Erklärung (zunächst) für Polen führte. Die Ereignisse scheinen auf den ersten Blick ja manchmal recht abenteuerlich zu verlaufen. Es bedarf jedoch höchst primitiver Vorstellungen vom Verlauf der Geschichte und den Entscheidungen einer Großmacht wie der britischen, um anzunehmen, Informationen nach Art derjenigen Colvins könnten auf die Erteilung der Polen-Garantie maßgebenden Einfluß ausgeübt haben. Prag ist vielmehr die einzig mögliche, nötige und wahrhaftig ausreichende Erklärung dafür.

Die britische Polen-Garantie vom 31. März 1939 ist des öfteren als ein „Blankoscheck“ bezeichnet worden. Ihr Inkrafttreten war jedoch abhängig von einer „klaren Bedrohung“ der polnischen Unabhängigkeit, worüber die Entscheidung mindestens formell in der Hand der britischen Regierung lag. Gewiß hat die Garantie-Erklärung Polen in seinem Widerstand gegen die Forderungen bekräftigt und sollte nach englischem Wunsche dies tun, soweit jene Forderungen mit der politischen Unabhängigkeit Polens unvereinbar erschienen. Die Erklärung war jedoch keineswegs ursächlich für die ablehnende polnische Haltung gegenüber Hitlers anfangs relativ gemäßigten Vorschlägen in der Korridorfrage: hat doch Polen vor der englischen Garantie-Erklärung ebensowenig Neigung gezeigt, jene Vorschläge anzunehmen, wie nach ihrer Abgabe Wohl aber bedeutete die Erklärung eine feierliche politische Verpflichtung Großbritanniens, und der Auffassung nun, es habe einer deutschen Opposition und ihrer Einwirkungen in London bedurft, um England eine solche feierliche und für politisch unausweichlich gehaltene Verpflichtung erfüllen zu lassen, als sie fällig wurde, wird jeder politisch denkende Mensch verständnislos gegenüberstehen. Man muß schon sehr merkwürdige — nämlich nationalsozialistische — Kategorien an die Politik herantragen, um anzunehmen, ohne das Bestreben und Wirken der deutschen Opposition würde England eine feierliche Verpflichtung die es nach nüchterner Beurteilung der Lage in voller Überzeugung von ihrer sachlichen Notwendigkeit eingegangen war, unbekümmert um seinen politischen Kredit gebrochen haben. Daß so etwas wie der politische Kredit eines Staates anderswo höher in seinem Wert und seiner realen Bedeutung eingeschätzt wurde als im nationalsozialistischen Lager, steht freilich auf einem besonderen Blatt 91a).

Rückwirkungen Münchens auf die deutsche Opposition Von wesentlicher Bedeutung für unsere Untersuchung ist nun die Frage, ob in den 11 Monaten von München bis zum Polenfeldzug der deutsche Widerstand überhaupt eine Potenz darstellte, die England zu einem Kriege ermutigen konnte, den nicht aussdhließlich sein vitales Interesse gebet. Man muß diese Frage verneinen Hitlers „unblutiger Erfolg" von München schien die Opposition mit ihren Warnungen und Bedenken widerlegt, ja. „blamiert" zu haben Denn dieser Erfolg erschien um so eindeutiger, als der Großteil der Zeitgenossen kaum zu erkennen vermochte, daß jene Warnungen der Opposition vor einem allgemeinen Kriege mit seinen nach menschlicher Berechnung für Deutschland verhängnisvollen Folgen sich unfehlbar bestätigt haben würden, hätte Hitler an seinem ursprünglichen Ziel festgehalten und nicht in letzter Stunde auf die sofortige gewaltsame Vernichtung der Tschechoslowakei verzichtet So entfremdeten sich dem Widerstand alle jene, die den Nationalsozialismus noch nicht aus innerster Überzeugung ablehnten, sondern sich mehr an seinen . Auswüchsen'stießen und namentlich vor der abenteuerlichen Außenpolitik Hitlers zurüdegeschredkt waren. Die Opposition, zumal die militärische, verlor damit die relativ breite Basis, die bis München dem geplanten Staatsstreich seine Erfolgschance gewährt hatte. Der GeneralstabsJies Halder äußerte nach dem Münchener Ereignis zu einem vertrauten Freunde: Zwar bleibe das Ziel der Opposition das gleiche: das märchenhafte Glück aber, das Hitler auf außenpolitischem Gebiet bisher entfaltet habe, lasse Aktionen zur Zeit nicht möglich erscheinen. Offiziere und Soldaten befänden sich völlig im Banne der bisherigen Erfolgspsychose. Daß das Ausland keine Konsequenzen gezogen, habe die persönliche Stellung Hitlers in der Wehrmacht außerordentlich gestärkt, und man sei in hohem Maße überzeugt, die Dinge würden auch weiter im Guten verlaufen. Im Einklang damit sind denn audi die Äußerungen der Widerstands-kreise in der Folgezeit von bitterer Skepsis gekennzeichnet. So erklärte wiederum Halder am 12. April 1939 dem amerikanischen Geschäfts-träger, die deutsche Armee sei von dem Gedanken an einen europäischen Krieg zwar entsetzt; wenn es ihr aber von Hitler befohlen würde, werde sie sicherlich (most certainly) marschieren: es gebe keine Alternative

Auch jetzt noch fehlte es nicht an Erwägungen klarblickender Soldaten und Zivilisten, wie der Diktator gestürzt oder doch das Ausland zu kategorischen Warnungen an seine Adresse und zu eindeutigem Auftreten veranlaßt werden könnte. Hierum bemühten sich in Erkenntnis der drohenden Katastrophe für Deutschland Halder und Weizsäcker bei den Botschaftern der Westmächte in Berlin, Goerdeler und Schlabrendorff bei Churchill. Auch Trott zu Solz und Graf Helmuth Moltke hielten Kontakt mit englischen Freunden Die Frage Churchills jedoch, ob er ein erfolgreiches Handeln der Opposition garantieren könne, mußte z. B. Schlabrendorff wahrheitsgemäß verneinen Tatsächlich war schon die äußere Macht Hitlers über die Armee seit München wesentlich gestiegen. Man darf auch kaum außer acht lassen, daß die Wendung gegen Polen, welches Hitler überdies zu isolieren versprach, um des Korridors willen grundsätzlich mehr Anklang fand als die geplante Zerschlagung der Tschechoslowakei Hitler selbst bemerkte am 11. August 1939 in Berchtesgaden zu dem Danziger VölkberundskommissarBurckhardt, natürlich stark übertreibend: „Letztes Jahr waren meine Generale vorsichtig, und ich mußte sie antreiben; dieses Jahr muß ich sie zurüdchalten. Es dürfte schließlich kein Zufall sein, daß die Verteidiger der deutschen Generale in Nürnberg für 1938 ernsthafte und bestimmte Umsturzpläne geltend gemacht, für 1939 dergleichen jedoch viel weniger vorgebracht haben Sicherlich wäre es anders gewesen, hätte wiederum ein substantielles, konkretes Projekt bestanden.

Englands Urteil über die Opposition im Frühjahr 1939 Auf englisdher Seite hat man denn audh Ausmaß end Stärke der deutsdhen Opposition, zumal in militärischen, 1939 nodh geringer bewertet als im Jahre zuvor. So schrieb der britische Geschäftsträger in Berlin am 1-1. April 1939 zwar:

„Gewisse militirisdie Kreist sollen der Meinung sein, da^. falls Hitler wegen Danzig einen Weltkrieg provozierte, seine Regierung zusannnenbredien würde';

er fügte jedoch hinzu:

. aber weder der Militärattadie noch idi stintmen gegenwärtig mit der Voraussage eines Zusammenbrudts der Naziregierung überein.

Im Gegenteil, die Danziger Frage würde das deutsdie Volk in der Unterstützung seiner Blutsbrüder einigen

Der am 25. April 1939 nach Berlin zurückgekehrte Botschafter Henderson bemerkte am 4. Mai:

. Eine Tatsache, die wir erkennen müssen, ist, daß — obwohl ein allgemeiner Krieg hier natürlidi nodt ködest unpopulär ist. die Nation viel einiger in der Unterstützung Hitlers sein wird, als sie dies im September vorigen Jahres gewesen wäre — vor unserer Amäherung an Rußland und dem Geschrei über die Einkreisung In der polnischen Frage selbst wird sie weit begeisterter sein als wegen der Sudetendeutsdien und sogar der Tsdtedten."

Der britische Militärattach schrieb am 15. Mai: „Idi habe festgestellt, daß die weissen Offiziere in den folgenden Punkten wit wir aufriditig übereinstiwwen: 1. daß Herr Hitler mit der Einverleibung Böhmens und Mährens vor der vollen Durdtführung seines Heiw-ins-Reidt-Prograwws einen großen politischen Fehler gewadit hat. 2. daß nidtt zu erwarten ist, daß jemand nadt irgendeiner von Herrn Hitler gegebenen Zusidierung oder übernommenen Verpflichtung Glauben schenken wird. Und 3. daß England keine aggressiven Absichten hat. Andererseits sind sie davon durchdrungen, daß Danzig und der Korridor zu Deutschland zurückkehren müssen, und bestehen darauf, daß die Korridorfrage von jeher die unmöglichste der Versailler Bestimmungen sei. Sie sind betrübt über die Tatsache, daß Herrn Hitlers Aktionen die Danzigund Korridorfrage, was England angeht, zu dem gewacht haben, was sie eine Prestigefrage'nennen. Man sollte sich darüber klar sein, daß das deutsche Offizierkorps in der Korridorfrage absolut einig ist, und daß die meisten höheren Offiziere iw Kriegsministeriuw jetzt überzeugte Anhänger Herrn Hitlers sind.“

Und als dem Botschafter Henderson die angebliche Äußerung des Londoner deutschen Botschafters Dr. Theo Kordt mitgeteilt wurde, die deutsche Armee sei „in ihrer Loyalität geteilt und unentschieden“, entgegnete er am 2S. Juni 1939:

„Idt weiß nickt, was X. (Dr. Tlt. Kordt] meint, wenn er sagt, die Armee sei in ihrer Loyalität geteilt und unentsdiieden. Sie wird marsdueren wie ein Mann wenn Hitler den Befehl gibt. Mit ungeheuerer & ege sienutg. soweit der Korridor in Frage kommt aber sehr uriderwtlhg gegen Frmüereuit und uns selbst.“ 103)

Nodhmalige Ausgleidhsversudhe Englands Tret: der Entschlossenheit jedoch, im Falle eines deutschen Angriffs auf Polen zu seinen Verpflichtungen zu stehen und den Eindruck zu vermeiden, daß sich ein . neues München'anbahnte, war England nicht geneigt, sich von Polen ins Schlepptau nehmen zu lassen. Bereits am 3. Mai 1939 ließ Halifax in Warschau erklären, Englands Entschlossenheit, die erteilte Garantie zu erfüllen, sei ebenso fest wie sein Vertrauen, daß Polen nicht leichtfertig eine gerechte Regelung ablehnen werde — in dem Gefühl, es würde die britische Unterstützung in jedem Kriege finden, der aus einer solchen Ablehnung entstände. Insbesondere sollte Polen sich nicht vor weiten Kreisen der Weltöffentlichkeit dadurch ins Unrecht setzen, daß es bereits zu den Waffen griff, wenn Danzig seine Wiedervereinigung mit dem Reich ohne deutsche Besetzung der Stadt proklamierte! Halifax kam wiederholt auf diese Frage zurück und machte geltend, die Gewißheit, daß bei einem derartigen Vorgehen England. Frankreich und hoffentlich Rußland hinter Polen ständen, könnte Deutschland vielleidht noch zur Vernunft bringen, ohne daß. es wirklich zum Kriege käme Bede erkannte denn auch mit einigen Vorbehalten an. daß in soldhen Fällen ein rechtzeitiger polnisch-britischer Gedankenaustausch notwendig wäre. Im britischen Außenamt hielt man eine Lösung für mglich, wonach Danzig zur freien entmilitarisierten Stadt erklärt würde, deren auswärtige Politik in deutschen Händen läge

Ab Ende Juni 1939 kam es darüber hinaus zu einem gewissen Wandel in der britischen Haltung. Schon am 18. Mai hatte Halifax mit dem deutschen Botschafter in London die Danziger Frage sowie das deutsch-englische Verhältnis selbst besprochen und dabei erklärt: So sicher eine Katastrophe sei, wenn Deutschland eine „hundertprozentige Lösung" der Danziger Frage in seinem Sinne anstrebe, und so wenig England mehr geneigt sei, „unter der Drohung mit Gewalt“ zu verhandeln, so bereitwillig würde es jedes freie und vernünftige Bemühen um Verständigung fördern. Zur Verbesserung des unmittelbaien deutsch-britischen Verhältnisses regte der Minister eine Mäßigung der beiderseitigen Presse, eine Belebung der Wirtschaftsbeziehungen und eine Friedensrede Hitlers an, der er ein sofortiges freundliches Echo von Seiten des amtlichen England garantierte In diesem Geiste und im Sinne mehrfacher Empfehlungen Hendersons erklärte Halifax am 29. Juni im Chatham House — trotz Erinnerung daran, daß England sich in der Vergangenheit stets gegen jede Macht gewandt habe, die Europa auf Kosten der Freiheit anderer Länder zu beherrschen versuchte —:

„Wenn wir erst einmal zufriedenstellend davon überzeugt sein könnten, daß die Absichten anderer die gleichen wie unsere eigenen sind, und wir alle wirklich friedliche Lösungen wünschen, dann — ich sage das hier definitiv — könnten wir die Frage diskutieren, die heute der Welt Besorgnis verursacht. In einer derartigen neuen Atmosphäre könnten wir das koloniale Problem lösen, die Frage der Rohmaterialien, der Handelsschranken, die Frage des Lebensraumes, der Begrenzung der Rüstungen und jede andere Frage, die das Leben aller europäis&. en Bürger berührt" 108)

Tatsädlidh um die ippeasetaeni-Pe'itlk noch t>hht voüig aufgegeben.

„Selbst nadh Prag", so sdhreibt Sr Samuel Hotte, „hielt Chamberlain es nidht für rchfg alle Hoffnungen auf Frieden Lilien zu L»a Nach seiner Auffassung bestand immer noch die Aussidht, daß sidh Hitler angesidhts des nunmehr sicheren Widerstandes der Alliierten zur Mäßigung gezwungen sehen werde. Wir konnten nicht glauben, daß »Mein Kampf mit seinen schwülstigen Phrasen ein praktisches Handbuch für den täglichen Gebrauch sein und Hitler niemals davon abweichen sollte

In der Folge gewann man in London sogar die Überzeugung, daß die Warnungen Englands vor britischer Intervention im Falle eines deutschen Angriffs eine gewisse Wirkung auf Hitler erzielt hätten, daß ihre ständige Wiederholung mehr Schaden als Nutzen stiften und jedenfalls eine friedliche Lösung des Konflikts nicht fördern würde ! Dazu kam die Enttäuschung über den unbefriedigenden Verlauf der langwierigen Verhandlungen der Westmächte mit der Sowjetunion, die immer neue Konzessionen erzwang und hinsichtlich der baltischen Staaten offenbar eigensüchtige Ziele verfolgte Der britische Sendergesandte in Moskau, Mr. Strang, nannte am 20. Juli diese Verhandlungen „im ganzen ein erniedrigendes Erlebnis* Das in seinem Enderfolg noch fragwürdige Ringen nm eine vor Mißbrauch gesicherte Allianz mit dem heterogenen Partner hatte die Befürchtung vertieft, aus der ersehnten „Friedensfront* zwangsläufig in ein verabsdheutes Kriegsbündnis zu geraten. Um durch die notwendige „Negativität" der Blockbildung nicht die letzten Chancen einer konstruktiven Friedenspolitik zu verlieren, war daher die Regierung Chamberlain noch immer bereit, einem zu echter Verhandlung geneigten Deutschland relativ weit entgegenzukommen. Ausdruck fand diese Neigung in Gesprächen, die britische Politiker, namentlich Chamberlains vertrauter Mitarbeiter Horace Wilson, zunächst mit dem deutschen Botschafter v. Dirksen und seinen Helfern einleiteten. Sie wurden offenbar aus britischer Initiative heraus fortgesetzt in vertraulichen Unterredungen Wilsons und namentlich des Überseehandelsministers Hudson mit dem zur Internationalen Walfangkonferenz nach London entsandten Mitarbeiter Görings, Ministerialdirektor Wohlthat Es ging dabei um eine beiderseitigen Verzicht auf „Aggression" als politische Methode, daneben um eine „Nichteinmischungs-Abrede", die der Sache nach eine Abgrenzung der politischen und wirtschaftlichen Interessensphären („Großräume") der Hauptmächte bedeutete, z. B. englischerseits eine „Nichteinmischungs-Erklärung für Großdeutschland“, offenbar einschließlich Danzigs. Weiter um eine allmähliche Beschränkung der Rüstungen und, als Substanz des Ganzen, im Sinne eines Ventils für Deutschlands Dynamik, ein umfassendes Programm wirtschaftlicher Zusammenarbeit, an der Hudson Amerika zu beteiligen hoffte Wie weit sich nach britischer Auffassung der erstrebte Ausgleich auf Englands Garantie für Polen und seine Paktverhandlungen mit Moskau auswirken, ob „die Politik der Garantien für potentielle Opfer" Hitlers durch Deutschlands Verzicht auf Aggression hinfällig oder lediglich praktisch gegenstandslos werden sollte, wie Wilson erklärte muß offen bleiben. Chamberlain jedenfalls schrieb am 30. Juli 1939 privatim: „Laßt uns Deutschland überzeugen, daß die Aussichten, einen Krieg zu gewinnen, ohne in seinem Verlauf völlig erschöpft zu werden, zu gering sind, utn der Mühe zu lohnen. Doch auf der anderen Seite muß es unser Bestreben sein, Deutschland klar zu machen, daß es die Chance hat, von uns und anderen eine faire und vernünftige Berücksiditigung und Behandlung zu erfahren, wenn es den Gedanken aufgibt, daß es etwas von uns erzwingen kann . .

An dem Ernst des britischen Angebots im Sinne „vollwertiger weltpolitischer, Partnerschaft", wie der deutsche Botschafter bemerkt ist danach kaum zu zweifeln. Hitler jedoch wertete die englischen Fühler als Schwächezeichen Er wich ihnen um so mehr aus, als er den Westmächten in Moskau den Rang ablaufen konnte, und entschied sich daraufhin vollends für die gewaltsame Lösung der polnischen Frage

Englands Politik in der Schlußphase Auch in den letzten Wochen der Krise blieb England bestrebt, die Grenze zwischen Festigkeit und Drohung ebensowenig zu überschreiten wie diejenige zwischen der Bereitschaft zum Entgegenkommen und dem Anschein von Schwäche. Am 18. August überzeugte sich der Botschafter Henderson davon, daß Hitler mit keinem oder doch keinem ernstlichen Eingreifen Englands rechnete AIs er jedoch, von Weizsäcker bestärkt, in London den Rat erteilte, den General Ironside mit einem Schreiben des Premierministers zu Hitler zu entsenden, um diesem über Englands Entschlossenheit zur Intervention im Falle eines deutschen Angriffs auf Polen jeden Zweifel zu benehmen erhob Halifax in seinem Brief vom 19. August 1939 an Chamberlain den Einwand:

„Hendersons Rat in diesem Punkt ist nach meiner Auffassung inkonsequent. Einerseits mißbilligt er alles, was den 21. Mai 1938 wiederholen würde, und gleichzeitig empfiehlt er Ironside, was, wie ich glaube, bestimmt jene Wirkung hätte . . . Wir haben heute nachmittag an Henderson telegrafiert, um sein wohlerwogenes Urteil über diese beiden Möglichkeiten zu erbitten. Wenn er aber nicht sehr starke Gründe dagegen vorbringt, so geht mein eigenes Urteil ziemlidt klar dahin, daß der Sdiritt durdt einen persönlidten Brief von Ihnen namens der britischen Regierung an Hitler erfolgt.

Ich möchte annehmen, daß so die etwaige Wirkung im Sinne einer Klärung der Lage nicht den Nachteil der Öffentlid-tkeit und der angeblichen Einsdiüchterung hätte.“

Man entschied sich denn auch für ein warnendes Schreiben Chamberlains, das am 23. August Hitler überreicht wurde und bereits auf die Nachricht vom bevorstehenden Abschluß des deutsch-russischen Paktes Bezug nehmen konnte. Chamberlain bemerkte darin, „daß anscheinend die Ankündigung eines deutsch-sowjetisdten Abkommens in gewissen Kreisen in Berlin als Anzeidten dafür aufgefaßt wird, daß eine Intervention seitens Großbritanniens zugunsten Polens nicht mehr eine Eventualität darstellt, mit der zu rechnen notwendig ist. Kein größerer Fehler könnte begangen werden. Welcher Art auch immer das deutsch-sowjetisdte Abkommen sein wird, so kann es nicht Großbritanniens Verpflidttung gegenüber Polen ändern, die'Seiner Majestät Regierung wiederholt öffentlich und klar dargelegt hat, und sie entschlossen ist, zu erfüllen

Es lag denn auch weder an zu großer Intransigenz noch an zu weitgehendem Entgegenkommen Englands, wenn diese Warnung ebenso-wenig eine bleibende Wirkung auf Hitler erzielte, wie der Abschluß des britisch-polnischen Bündnisses selbst an dem berühmten 25. August. Bereits eine Woche zuvor hatte sich England dem Rat Hendersons entsprechend in Warschau um die Einleitung direkter deutsch-polnischer Verhandlungen bemüht Auch nach dem Widerruf des ersten Marschbefehls durch Hitler an jenem 25. August blieb dies sein Bestreben. Während in dieser Schlußphase England den Standpunkt einnahm, daß zunächst der deutsch-polnische Konflikt durch Verhandlungen auf der Basis der Gleichberechtigung beider Partner eine friedliche Lösung finden müsse, worauf es dann zu einer großzügigen Verständigung mit Deutschland bereit wäre suchte Hitler durch ein vages und fragwürdiges Bündnisangebot England von Polen zu trennen oder doch freie Hand gegen Polen zu erhalten So drehte man sich im Kreise. Das bezeichnende Ansinnen Hitlers vom 29. August allerdings, Polen möge am folgenden Tage einen Sonderbevollmächtigten zu entscheidenden Verhandlungen nach Berlin entsenden, erklärte England sogleich als „unvernünftig" und unterstützte es in Warschau nicht Wohl aber erwirkte England, obgleich ihm die Angriffsbereitschaft der deutschen Wehrmacht bekannt war, am 29. August eine Verschiebung der polnischen Generalmobilmachung um weitere 24. Stunden; es suchte durch Empfehlungen für das polnische Verhalten gegenüber der deutschen Minderheit die Atmosphäre zu entgiften und drängte in Warschau nicht nur auf die Einleitung von Verhandlungen über Hitlers Scheinvorschläge, sondern mißbilligte dort noch in der Nacht vom 31. August zum 1. September ausdrücklich die der polnischen Botschaft in Berlin erteilte Weisung, Verhandlungen zwar grundsätzlich zu akzeptieren, ein Dokument der deutschen Regierung jedoch nicht entgegenzunehmen Von höchstem Interesse ist nun, wie Hitler selbst, dessen Presse immer wieder England für die polnische Unnachgiebigkeit verantwortlich machte, die Haltung Englands hat. intern beurteilt Das Tagebuch des Generalobersten Halder enthält über Äußerungen Hitlers anläßlich einer Besprechung auf dem Obersalzberg vom 14. August 1939 u. a. folgende bezeichnende Notizen: „Wäre England entschlossen, so hätte es Polen Geld gegeben. Der Engländer steckt kein Geld wehr in das verlorene Geschäft 129a) ...

Mentalität der Polen. Wenn Zusagen Englands gegeben würden, wäre Polen viel frecher. Abgehörte Gespräche!

Führer hat Sorge, daß England ihm den endgültigen Abschluß iw letzten Augenblick durch Angebote erschwert.“

So diente die britische Haltung gegenüber Polen Hitler geradezu als Beweis für die Richtigkeit seiner Auffassung, daß England nicht intervenieren werde! Später hat er die ihm unerwartete Beteiligung Englands am Kriege mit den Indiskretionen erklärt, die Italien Ende August über seine beabsichtigte Neutralität nach London gelangen ließ

Was die Frage einer Auswirkung der deutschen Opposition auf den Kurs der britischen Politik in diesen letzten Monaten vor Kriegsbeginn betrifft, so ist von jener Opposition in den britischen Akten an sich schon viel weniger die Rede als in der Zeit vorher und gar im Jahre 1938. Wir sahen bereits, daß dies seinen Hauptgrund in der eingetretenen Lähmung des Widerstandes hat. Auch konnten die isolierten Versuche Einzelner, England zu einer womöglich noch deutlicheren Bekundung seiner Interventionsbereitschaft zu veranlassen, dieses nicht über seine feste, aber verhandlungsgeneigte Haltung hinausdrängen. Weder dramatisierte Mitteilungen über die Rede Hitlers vor den Generalen auf dem Obersalzberg vom 22. August noch die Anregung, zur Warnung des Diktators demonstrative militärische Maßnahmen zu ergreifen oder Churchill ins Kabinett aufzunehmen noch (in den allerletzten Tagen) Aufforderungen, dem deutschen Generalstab überzeugende Beweise für die Unrichtigkeit der Prognosen Ribbentrops zu liefern vermochten England zu Handlungen zu bewegen, die im Sinne der erwähnten Bedenken von Lord Halifax einem eher provokatorischen Einschüchterungsversuch gleichgekommen wären. Im übrigen erfolgten all jene verzweifelten Schritte, die Deutschland drohende Katastrophe zu verhüten, kaum je ohne den bedrückten Hinweis darauf, daß trotz der tiefen Kriegsabneigung des deutschen Volkes die Generalität praktisch ohnmächtig, die Armee durch ihren Eid gebunden, auf einen Militärputsch nicht zu rechnen sei so daß im Grunde nur Hitler „zähle“ In Übereinstimmung damit schreibt Sir Samuel Hoare in seinen Memoiren: „Es erreichten uns [iw August 1939] vage Gerüchte über die Unzufriedenheit unter einigen deutschen Generalen. Aber nach Prag waren wir zu der Erkenntnis gekowwen, daß in Deutschland nur Hitler bestiwwte und daß ihn keine Opposition von seinen Entschlüssen abbringen konnte. Der 20. Juli 1944 hat gezeigt, daß nichts damit gewonnen worden wäre, wenn wir uns im September 1939 auf irgendeine Widerstandsgruppe verlassen hätten.“

Die vielberufene Äußerung Chamberlains

Und nun zu der eingangs zitierten Bemerkung Chamberlains vom 10. September 1939. Sie lautet im ganzen: „Solange der Krieg noch zu verhüten war, hatte ich das Gefühl, ich sei unersetzlich, denn niemand konnte meine Politik ausführen. Heute hat sich die Lage geändert. Ein halbes Dutzend Leute könnten meinen Platz einnehwen, jetzt wo der Krieg im Gange ist, und ich sehe keine besondere Rolle, die ich spielen könnte, bis es zur Erörterung von Friedensbedingungen kommt. Und bis dahin ist es vielleicht ein langer Weg.

Vielleicht, doch ich habe das Gefühl, daß es nicht so sehr lange dauern wird, es herrscht ein so weitverbreitetes Verlangen, Krieg zu vermeiden, und es ist so tief verwurzelt, daß es bestimmt irgendwie Ausdruck finden muß. Die Schwierigkeit liegt natürlich bei Hitler selbst. Bis er verschwindet und sein System zusammenbricht, kann es keinen Frieden geben. Aber was ich erhoffe, ist nicht ein militärischer Sieg — ich bezweifle seine Erreichbarkeit sehr —, sondern ein Zusammenbruch der deutschen inneren Front. Zu diesem Zweck ist es notwendig, die Deutschen zu überzeugen, daß sie nicht gewinnen können. Und die USA könnten im richtigen Augenblich dabei helfen.

Nach dieser Theorie muß man jede Handlung im Lichte ihrer wahrscheinlichen Wirkung auf die deutsche Mentalität abwägen.“

Jetzt also, nach der Entfesselung des Krieges mit all seinen Schrekken, setzt Chamberlain in seinem sichtlichen Wunsch nach möglichst baldigem Ende des Kämpfens seine Hoffnung, statt auf die notwendig langwierige und für die Westmächte allein schwierige Niederwerfung Deutschlands, auf die allmähliche Einsicht des deutschen Volkes, den Waffengang niemals siegreich beenden zu können. Diese Einsicht und der immanente Zwiespalt zwischen Diktator und Volk in totalitären Staaten sollen, so hofft und wünscht er, zum Sturz Hitlers führen. Aus der von Chamberlain nach einmal entfesseltem Kriege geäußerten Hoffnung auf einen inneren Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes aber zu folgern, er habe im Hinblick auf die Existenz der deutschen Opposition und ihre Kontakte mit England nicht sein Äußerstes zu Verhinderung des Krieges getan — wie Ribbentrop ihm vorzuwerfen wagt —, und er sei deshalb auch nur irgendwie leichteren Herzens in einen Krieg eingetreten, der nach seiner Überzeugung nicht ohnehin von den höchsten Interessen seines Volkes geboten gewesen wäre, ist schlechterdings unberechtigt und abwegig. Ja, abgesehen von der betätigten Gesamthaltung seiner Regierung liefert gerade der Anfang des gleichen Briefes von Chamberlain dafür den schlagenden Beweis. Denn er schreibt hier:

„Die Fühlungnahmen mit Hitler und Göring sahen zeitweilig ganz vielversprechend aus, aber es kam schließlich zu nichts, da Hitler augenscheinlich von der Vorstellung ergriffen wurde, es gäbe nur einen kurzen Krieg in Polen und dann einen Friedensschluß. Die Fühlungnahmen erweckten den Eindruck, daß es möglich sei, Hitler für eine friedliche und vernünftige Lösung der polnischen Frage zu gewinnen, um zu einer englisch-deutschen Verständigung zu gelangen, welcher, wie er fortwährend erklärte, sein größter Ehrgeiz gelte.

Was geschah, das diese Chance zerstörte? Sprach Hitler nur ins Blaue hinein, um uns vorsätzlich zu täuschen und inzwischen seine Pläne reifen zu lassen? Ich glaube nicht. Es ist gut bezeugt, daß tat- sädtlidt ant 25. August Augriffsbefehle gegeben und dann iw letzten Augenblick rückgängig gewacht wurden, weil Hitler schwankte. Bei einem so außergewöhnlichen Geschöpf kann man nur spekulieren.

Aber ich glaube, daß er ernstlich eine Verständigung mit uns erwog und daß er ernstlidt an Vorschlägen arbeitete, die seinem eingleisigen Geist fast sagenhaft großzügig erschienen. Doch im letzten Augenblidi überkam ihn eine Gehirnwallung — vielleicht hat Ribbentrop sie aufgerührt —, und nachdem er einmal seine Masdiine in Bewegung gesetzt hatte, konnte er sie nicht mehr stoppen. . .

Diese für Chamberlain so unendlich bezeichnenden Worte zeigen, daß er selbst jetzt noch nicht Hitlers rein taktisches Manöver des „ 16-Punkte-Vorschlags" zur Lösung der Korridorfrage durchschaute, daß er vielmehr dem Gedanken nachhing, wie sich ohne die Einwirkung allzumenschlicher Momente und „böser Geister" des Diktators vielleicht doch noch ein friedlicher Ausweg hätte finden lassen. Gewiß spricht so kein Staatsmann, der soeben im Vertrauen auf den baldigen inneren Zusammenbruch des Gegners irgendwelche letzte Friedenschancen nicht mehr restlos auszunützen für politisch angezeigt und für moralisch vertretbar gehalten haben soll.

Ergebnis Unsere Untersuchung führt somit notwendig zu dem Ergebnis: Allein die aggressiv-hegemoniale Tendenz, die in der Politik Hitlers, zumal in seinen Methoden, für die britischen Staatsmänner zum Ausdrude kam, hat ihren Kurs von der Beseitigung der Resttschechei über die Polen-Garantie vom 31. März bis zur Kriegserklärung an Deutschland vom 3. September 1939 bestimmt. Der gewählte Kurs schloß eine allgemeine deutsch-britische Verständigung unter der Voraussetzung gemäßigter Forderungen Hitlers in der polnischen Frage sowie eine positive Einstellung Großbritanniens zu diesen nicht aus. Allerdings hat England im ganzen nicht mehr den gleichen Drude auf Polen geübt wie im Vorjahre auf die Tschechoslowakei — wofür-im wesentlichen ebenfalls die Politik Hitlers in der Vergangenheit sowie die von Natur und auf Grund der Ereignisse weniger beeinflußbare Haltung Polens selbst ursächlich waren. Auf der anderen Seite beweist die praktische Politik Großbritanniens sowohl wie ihr dokumentarischer Niederschlag eindeutig, daß Existenz und Bestrebungen der deutschen Opposition den britischen Staatsmännern zwar bekannt gewesen sind, in ihren Augen jedoch keinen Faktor von nennenswerter Bedeutung für ihre politischen Entscheidungen dargestellt, geschweige denn sie zur Erteilung der Garantie für Polen oder zur Kriegserklärung an das nationalsozialistische Deutschland „ermutigt“ haben. Angesichts der klaren Sprache der so reichlich verfügbaren Dokumente ist man versucht, Apologeten, Amateur-und Tendenzhistorikern das Wort G. M. Trevelyans entgegenzuhalten:

„Die Wirkung, die eine zu geringe Dosis Geschichte haben kann, ist so fürditerlidi, daß man alles daran setzen sollte, so bald wie möglich mehr gesdhiichtliche Kenntnisse zu schaffen.“

Das Gebot des Gewissens Um Mißverständnisse über Sinn und Zweck meiner Untersuchung von vornherein zu vermeiden, habe ich eingangs betont, daß ein positives oder negatives Urteil über die deutsche Widerstandsbewegung gegen Hitler gänzlich unabhängig davon ist, ob ihr Vorhandensein und ihr Handeln Großbritannien im Jahre 1939 zur Kriegserklärung an Deutschland ermutigt haben oder nicht. Denn nicht aus blinder Leidenschaft, nicht in vorschneller Mißachtung übernommener Pflichten und gewiß nicht nach flacher Willkür und bloßem Belieben haben sich Männer mit überragender Möglichkeit des Einblicks in Tendenzen und Handlungen ihrer Regierung vor und nach 1939 gegen diese aufgelehnt, nein: unter einem unausweichlichen Gewissensdruck — auf Grund einer ganz außergewöhnlichen Situation! Diese Situation aber haben nicht die Männer des Widerstandes, sondern hat die damalige Staatsführung heraufbeschworen und zu verantworten. Jede Autokratie birgt von vornherein eine potenzierte Gefahr in sich, durch ihr Handeln mit den Interessen der Gesamtheit ihres Volkes in Widerstreit zu geraten, die zu vertreten sie für sich in Anspruch nimmt. Nur zu leicht gerät durch den Alleinherrscher (um ein konkretes Urteil Rankes ins Grundsätzliche zu wenden) in dessen Politik „ein persönliches Moment" hinein, „das von der Notwendigkeit des Staates nicht durchaus abhängt“ Die Geschichte bietet dafür der Beispiele die Fülle. Eben das Empfinden, daß die Politik des Diktators Hitler, namentlich seine vermeintlich „realpolitische" Methode der „Gewalt und des Treubruchs“ letztlich den Interessen der Nation zuwiderlaufe, daß ein Weiterschreiten auf dem eingeschlagenen Wege einen für Deutschland hoffnungslosen Endkampf mit Europa heraufbeschwöre hatte sich, neben anderen, Beck und seinen Freunden im Laufe der dreißiger Jahre in wachsendem Maße aufgedrängt. „Nun können wir“, so schrieb ihm Karl Heinrich von Stülpnagel schon zum Jahresende 1936, „wohl noch eine ganze Weile die Welt in Unruhe erhalten, aber einmal hak diese genug und ruft uns zur Ordnung.

Als Hitler im Sommer 1938 in der Sudetenfrage auf einen Weltkrieg hinsteuerte, da steigerte sich jenes Empfinden Becks zur Gewißheit und ließ ihn an das fachliche und staatspolitische Wissen und Gewissen seiner militärischen Mitführer appellieren mit den berühmten Worten:

„Ihr soldatischer Gehorsam hat dort eine Grenze, wo ihr Wissen, ihr Gewissen und ihre Verantwortung die Ausführung eines Befehls verbietet. Es ist ein Mangel an Größe und an Erkenntnis der Aufgabe, wenn ein Soldat in höchster Stellung in solchen Zeiten seine Pflichten und Aufgaben nur in dem begrenzten Rahmen seiner militärischen Aufträge sieht, ohne sich der höchsten Verantwortung vor dem gesamten Volk bewußt zu werden.“

Und wie sich für Beck mit der Wahrnahme des nationalen Anliegens nun sogleich das Postulat einer Wiederherstellung der Rechtsordnung und des Kirchenfriedens praktisch verband so lagen seiner Wendung gegen die Staatsführung das nationale und das ethische Moment als gemeinsame Antriebe längst untrennbar verbunden zugrunde. Erst die amoralische Substanz des nationalsozialistischen Systems hat ihn auch den wahren Charakter der — mit nichten von einem bloß fehlerhaften Kalkül bestimmten! — Außenpolitik in ihrer fundamentalen Leichtfertigkeit erkennen lassen; erst sie hat Beck, den bewährten Soldaten, von dem Bann überlieferten militärischen Gehorsams (selbst in der anspruchsvollsten nationalen Verbrämung der Hitlerzeit) freimachen können — nachdem sie ihn zuvor in die tiefsten Spannungen zwischen Gehorsam und Verantwortung getrieben hatte.

In diese Spannungen und Konflikte aber hat der Nationalsozialismus, lange vor seinen größten Verbrechen, ein ganzes Volk getrieben. Denn er beschränkte sich ja nicht auf die Rolle eines politischen Faktors im gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern beanspruchte mit allen Mitteln offenen und latenten Terrors eine Diktatur auch über die Gewissen. Nach einer Formulierung von maßgebender Seite löste er Rasse. Volk und Staat, ja die Träger der Staatsgewalt selbst, „aus der irdischen Wertskala heraus, machte sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte“ und verleugnete damit die übergesetzliche Ordnung. Mit alledem forderte der Nationalsozialismus selbst unweigerlich die Gegenposition heraus, die in der Verpflichtung des Menschen gegenüber einer höheren Instanz besteht, als selbst das Gemeinwesen sie darstellt, Indem der Nationalsozialismus ohne Not eine Kluft aufriß zwischen den von ihm als solche reklamierten nationalen Interessen einerseits und den elementaren christlich-humanitären Grundsätzen andererseits, hat e r jene Alternative mit allen unausweichlichen Konsequenzen heraufbeschworen, gegen ein totales System totalen Widerstand provozirt und das Bewußtsein einer übernationalen Solidarität im Elementar-Menschlichen wachgerufen, das letzten Endes auch jenen Fühlungnahmen von Männern des deutschen Widerstandes mit ausländischen Staatsmännern zugrunde liegt, deren Rückwirkung auf die britische Politik wir hier überprüften. Mögen wir auch der festen Überzeugung sein, daß die Männer des Widerstandes mit jenen Handlungen den wahren und bleibenden Interessen der Nation am besten dienten — soviel hoffe ich abschließend deutlich gemacht zu haben: daß sie kraft der Situation, die ihnen aufgezwungen wurde, nach den konventionellen Maßstäben nationaler Interessen weder negativ beurteilt noch positiv gerechtfertigt werden können! Solche Beweisführung, hat Hans Rothfels mit Recht bemerkt, „droht geradezu den Kern des Problems zu verhüllen, den politischen wie den sittlichen. Politisch geht es . .. nicht um irgendwelche Defensive, sondern um Angriff gegen jedes System, das des Menschen Gewissen zu vergewaltigen und ein ganzes Volk in Verbrechen zu verstricken unternimmt. Sittlich geht es um letzte prinzipielle Entscheidungen in der Grenzsituation, in der die Rangordnung traditioneller Werte sich zurechtrückt und ordinäre Maßstäbe versagen.

ANHANG Die Warnung eines Widerstandskämpfers Auszug aus einer Aufzeichnung von Dr. Albrecht Haushofer

Streng vertraulich 26. Juni 1938 Zur persönlichen Verfügung des Reichsaußenministers

England Juni 1938 . . . Da England durch einen Krieg nur zu verlieren, nicht zu gewinnen hat, muß ein zu führender Krieg von Volk und Regierung als unvermeidlich empfunden werden. Noch hat man die Suche nach der Möglichkeit eines echten Ausgleichs mit Deutschland (etwa auf der Basis: Deutsche Führung (nicht Eroberung!) Südosteuropas, Grenzrevisionen durch Abstimmung, westafrikanische Kolonien; Viermächtepakt, Rüstungsbegrenzung nicht aufgegeben. Ein gewisses Maß deutsch-freundlicher Stimmung ist im englischen Volk noch nicht verschwunden; die Regierung Chamberlain-Halifax sieht ihre persönliche Zukunft aufs stärkste verknüpft mit dem Gelingen eines echten Ausgleichs mit Rom und Berlin (und mit dem Hinausdrängen des Sowjet-Einflusses aus Eropa: deshalb die sonst unverständliche Haltung in der spanischen Bombardements-Frage: Chamberlain wünscht, daß Franco siege, und zwar schnell?).

Aber der Glaube an die Möglichkeit einer Verständigung zwischen England und Deutschland ist in raschem Schwinden. Hinter dem volksdeutschen Programm des Nationalsozialismus (mit dem man sich weitgehend abgefunden hat) wittert man einen neuen Imperialismus.

Hier gewinnt die tschechische Frage die Bedeutung des entscheidenden Probefalls.

Regierung und öffentliche Meinung in England sind sich klar darüber, daß der tschechische Nationalstaat in den jetzigen Grenzen derTschechoSlowakei der Vergangenheit angehört. Neutralisierung nach außen (Verzicht auf Sowjet-Bündnis!), autonome Lösung nach innen hält man für nötig, Abgliederung der Randgebiete durch Volksabstimmung für möglich, falls die Tschechen weiterhin Obstruktion treiben (daß man im Mai von den Tschechen „hereingelegt“ worden ist, hat man in London inzwischen begriffen). Aber nur unter dieser Voraussetzung: daß Deutschland gewillt sei, in der tschechischen Frage den Weg einer stufenweisen Lösung 3) in Betracht zu ziehen, hält man einen neuen Weltkrieg für vermeidbar.

Ein deutscher Versuch, die böhmisch-mährische Frage mit einem militärischen Handstreich zu lösen, würde unter den jetzigen Umständen für England (und nach englischer Meinung auch für Frankreich) den sofortigen Kriegsfall 3) bedeuten. In einem solchen Krieg hätte die britische Regierung das ganze britische Volk hinter sich. Er würde als „Kreuzzug zur Befreiung Europas vom deutschen Militarismus“ geführt werden. Man ist in London davon überzeugt, daß er mit amerikanischer Hilfe (auf deren vollen Einsatz man in Tagen und Wochen, nicht in Monaten rechnet) gewonnen werden würde — freilich um den Preis einer unberechenbaren Ausbreitung des Bolschewismus in der nicht-angelsächsischen Welt.

A. Haushofer.

* Zu dieser prophetischen Warnung Dr. Albrecht Haushofers machte Herr von Ribbentrop die einzigartige Randbemerkung: „Secret Service Propaganda“.

Anmerkung:

Dr. Phil. Helmut Krausnick, geb. 19. 2. 1905 in Wenden (Kreis Braunschweig). Studium: Geschichte, Staatswissenschaften, Philosophie. Universitäten: Breslau, Heidelberg, Berlin. Promotion 1938 in Berlin. Mitglied der Zentralstelle für Nachkriegsgeschichte Berlin 1938— 1944, Mitarbeiter des Internationalen Schulbuchinstitutes Braunschweig 1949— 51, Referent am Institut für Zeitgeschichte, München, seit 1951. Schriftleiter der „Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte" seit 1953. Spezialgebiet: Bismarckzeit und Vorgeschichte der beiden Weltkriege.

David J. Dallin, der Verfasser des demnächst erscheinenden Buches „Die Sowjetspionage" bittet um die Veröffentlichung der folgenden Stellungnahme:

An die Redaktion der Zeitschrift 13. Dezember 1955 „Das Parlament"

Bonn In der Nr. 51 Ihrer Zeitschrift erschien ein Brief des Herrn Günther Weisenborn, der als Richtigstellung gegen Ausführungen in meinem Buch „Sowjetspionage" dienen soll.

In einem Kapitel in Eric H. Boehms Buch (We Survived, 1949) berichtet Herr Weisenborn (Seite 203) von Harro Schulze-Boysens „Außenfront" „which was in constant communication with foreign countries. Harro had direct contact with Russia." Weisenborn andererseits übermittelte an Schulze-Boysen Nachrichten, die er in Geheimabteilungen der Funkstelle zu erhalten pflegte. Seine Stellung in der wichtigen Behörde verdankte er auch Schulze-Boysen: „One day early in war Harro drove me to the huge building in the Reich Broadcasting Company. According to our plan I was to get a job there and within a year should be taking part in the Secret Conferences of the Corporation. How? I would to find a way. I did get a job in the Information section and after a year I was in on the secret Conferences. Thus I acquired secret material from government sources which I passed on to Harro." (Seite 195).

Diese Darstellung, die ziemlich klar ist, erschien vor 6 Jahren in einem in Amerika herausgegebenen Buch und war von Herrn Weisenborn selbst gezeichnet.

Herr Weisenborn hat sie niemals dementiert.

Im Gegenteil, seine Genugtuung und sein Stolz, daß er diese Rolle gespielt hat. treten in die Augen.

___ David J. Dallin

Fussnoten

Fußnoten

  1. Keith Feiling, The Life of Neville Chamberlain, London 1946, S. 418.

  2. Zitiert nach der Zeitschrift „Nation Europa” 2 (1952), S. 10 ff.

  3. A. a. O., S. 48. Zum Folgenden ebenda, S. 49 f.

  4. „Notiz für den Führer. Schlußfolgerungen zu dem Bericht Deutsche Botschaft London A 5522'über die zukünftige Gestaltung der deutsch-englischen Beziehungen“, Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik 1918— 1945

  5. Audi Konstantin Hierl, der ehemalige „Reichsarbeitsführer" („Schuld oder Schicksal? , Heidelberg 1954, S. 19 f.), mißt unter Hinweis auf die erwähnte Bemerkung Chamberlains der „Beurteilung der inneren Lage in Deutschland auf Grund der Nachrichten durch die . . .deutsche Obstruktionsgruppe, die in Verbindung mit dem britischen Außenministerium stand*, ausschlaggebende Bedeutung für Englands Entschluß zum Kriege bei.

  6. Winston S. Churchill, Der zweite Weltkrieg, Bd. I, Deutsche Ausgabe: Hamburg 1949, S. 254 f.

  7. Ebenda, S. 257. 259.

  8. Vgl. R. Stadelmann, Deutschland und England am Vorabend des zweiten Weltkrieges, in: Festschrift für Gerhard Ritter zu seinem 60. Geburtstag. Tübingen 19 50, S. 404 f. Churchill lehnte Konzessionen an Deutschland ursprünglich nicht grundsätzlich ab. plädierte jedoch dafür, zunächst die militärische Überlegenheit der Westmächte zu sichern und erst dann ein umfassendes und großzügiges Abkommen mit Deutschland anzustreben.

  9. Ernst v. Weizsäcker, Erinnerungen. München 1950, S. 186. Zum Folgenden vgl. K. Feiling (s. Anm. 4), S. 17 ff. (Zitat: S. 5 5.).

  10. Viscount Templewood, Nine Troubled Years, London 1954. S. 378. Deutsche Ausgabe: Sir Samuel Hoare (Viscount Templewood), Neun bewegte Jahre. Englands Weg nach München. Düsseldorf 195 5, S 348.

  11. Churchill a. a. O., S. 275.

  12. Hoare a. a. O., S. 374 (deutsche Ausg., S. 344).

  13. Daß die damalige „Kompromißpolitik von Paris und London . . . zeitweise und an Nebenfronten nadizugeben bereit“ war. „um nach vollzogener Aufrüstung über Deutschland herzufallen“, war ja die Tendenz der bekannten Veröffentlichung von Prof. Dr. Friedrich Berber. „Europäische Politik im Spiegel der Prager Akten“ (Essen 1941), die sich als ein „Beitrag zur Sdiuldfrage des am 3. September 1939 von den Westmächten leichtfertig vom Zaun gebrochenen Krieges gegen Deutschland“ gab.

  14. Hoare a. a. O., S. 381 mit 316 f. (deutsche Ausg., S. 351 f. mit 289 f.).

  15. Ebenda, S. 382 bzw. 352 f.

  16. Näheres siehe bei Stadelmann a. a. O., (vgl. Anm. 12), S. 414 ff. (Die deutsch-englischen Beziehungen werden der Schnittpunkt der Welt genannt, Sowjetrußland wird als die Weltgefahr bezeichnet.) Vgl. auch den Hinweis Ribbentrops auf Garvin in seiner Aufzeichnung vom 2. 1. 38 (vgl. Anm. 7), D. A. I, S. 135.

  17. Vgl. dazu jetzt buch Thomas Jones. A Diary with Letters 1931— 1950, London 1954, S. XXXIV fl. u. 175 5.

  18. Vgl. Galeazzo Ciano, Tagebücher 1937/38, Hamburg 1949, S. 8, 15, 25 f., 36, 38, 42, 61 und Hoare a. a. O., S. 259 (deutsche Ausg., S. 235).

  19. Dessen Vorschlag einer internationalen Friedenskonferenz Chamberlain im Januar 1938 abwehrte. S. die Begründung und Verteidigung dieses Verhaltens bei Hoare a. a. O., S. 262 ff. (deutsche Ausg., S. 283 ff.).

  20. D. A. 1, S. 182. (Chamberlain bemerkte nach dem Bericht des deutschen Geschäftsträgers ferner, daß jene vier Mächte „sicher nicht über die kleineren europäischen Mächte eine Art Sowjet-Diktatur errichten wollten" l).

  21. Joseph E. Davies. Als USA-Botschafter in Moskau. Zürich 1943, S. 167 f. Dazu Stadelmann a. a. O., S. 418.

  22. Vgl. Anm. 7.

  23. D. A. 1, S. 217. — Das Zitat aus Feiling a. a. O., S. 359 im Buch Ribbentrops (S. 146) ist aus dem Zusammenhang gerissen und unvollständig, so daß ein völlig falscher Eindruck entsteht.

  24. Ebenda, S. 46 ff., insbes. 47 u. 5 5.

  25. P. Schmidt, Statist auf diplomatischer Bühne 1923— 45, Bonn 1949, S. 379.

  26. Feiling a. a. O., S. 332 f.

  27. So in einer Unterredung mit Dr. Erich Kordt am 10. 3. 38. D. A. I, S. 223 f.

  28. D. A. I, S. 196 ff. Der Kommentar Graf Cianos (Tagebücher. S. 118): »Der Führer blieb sehr hart, und das Ergebnis ist vollkommen negativ."

  29. D. A. 1, S. 150 f. Vgl. auch die Unterredung Churchills mit Ribbentrop: Churchill a. a. O., 1, S. 276 f.

  30. Vgl. D. A. I, S. 931 ff. (Bericht des Botschafters von Dirksen v. 18. 7. 38).

  31. Ebenda. S. 226 ff. „Auf eine nochmalige Frage von mir", berichtet Ribbentrop, „ob denn Chamberlain wirklich eine aufrichtige Verständigung mit Deutschland wolle, erwiderte er ganz spontan, dies sei sein Ziel. Dies geschah in einer solchen Art, daß es bei aller Skepsis mir nicht möglich ist, an seiner Aufrichtigkeit zu zweifeln.“

  32. Documents on British Foreign Policy 1919— 1939, herausg. v. E. L. Woodward u. Rohan Butler, 3. Reihe (künftig zitiert: Brit. Doc.), Bd. 1 (1938), London 1949, S. 622 (30. 3. u. 4. 4. 38). Noch hatte Hitler nicht einmal die versprochene schriftliche Antwort auf den Kolonialvorschlag vom 3. März gegeben.

  33. Brit. Doc. I, S. 633.

  34. W. Foerster, Generaloberst Ludwig Beck (2. Ausl..), München 1953, S. 117 f„ 123 f. (Vortragsnotiz v. 16. 7. 38 u. Nachtrag v. 19. 7. 38). Beck (Foerster a. a. O,, S. 130) bemerkte in diesen Wochen, es werde England in einem Kriege weniger auf die Tschechei ankommen als auf „das Niederschlagen des neuen Deutschlands, das es als Ruhestörer empfindet, und von dem es die wichtigsten Elemente englischer Staats-auffassung bedroht glaubt: Recht, Christentum und Toleranz" — eine Äußerung, aus der sich eindeutige Rückschlüsse für Becks eigene innerste Einstellung zum nationalsozialistischen Regime und auf die letzter Antriebe seines Handelns ergeben. — Vgl. (auch zum Folgenden) des Verfassers Darstellung „Vorgeschichte und Beginn des militärischen Widerstandes gegen Hitler", Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament* V. 16. Nov. 1955, S. 686 ff.

  35. Vgl. ebenda, S. 692 ff. u. G. Ritter, Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung, Stuttgart 1954, S. 178 ff. auf Grund von Brit. Doc. 11 (London 1949), S. 683 ff.

  36. Brit. Doc. II, S. 172 ff. (27. 8. 3 8).

  37. Vgl. Krausnick a. a. O., (s. Anm. 39), S. 694 f.

  38. Vgl. E. Kordt, Nicht aus den Akten, Stuttgart 1950, S. 249 ff„ 279 ff.

  39. Brit. Doc. II, S. 242 u. 690.

  40. Vgl. die Belege in meiner (Anm. 39) erw. Darstellung sowie weiter unten.

  41. Vgl. Brit. Doc. II, S. 44, 47, 121, 126 f., 161 f„ 169 f„ 184 f„ 232, 237 f.

  42. Ebenda. S. 108, Note 2.

  43. Ebenda, S. 130.

  44. Ebenda, S. 163.

  45. Ebenda, S. 239.

  46. Ebenda, S. 289.

  47. Ebenda, S. 65 ff.

  48. Brit. Doc. 1. S. 623 (Brief Hendersons an Halifax v. 17. 4. 38. vgl. Anm. 55).

  49. Brit. Doc. II, S. 54.

  50. Ebenda I. S. 604: II. S. 11, 64, 118. 170, 257. — Bereits in seinem Brief an Halifax v. 20. 3. 38 (I. S. 621) bezeichnete Henderson die Sudetenfrage als das — . von all den Drachenzähnen, die der Versailler Vertrag gesät hat — am schwersten ohne Krieg zu lösende Problem" und bemerkte: . Ich kann jeden moralischen Grund für einen Krieg anerkennen, um die Welt vor Deutschlands Politik nackter Gewalt zu sichern. Aber ich kann nicht finden, daß wir — in diesem 20. Jahrhundert mit seinem Nariona-litätsprinzip und dem Selbstbestimmungsrecht — auf gutem moralischem Boden stehen, wenn wir Krieg führen, um 3 1/4 Millionen Sudetendeutsche zu zwingen, minderwertige Untertanen eines slawischen Staates zu bleiben.“ — Am 17. 4. 38 (I, S. 623) schreibt Henderson: . Vielleicht ist Deutschland nie zu befriedigen, aber dieses Risiko müssen wir eingehen. Ich meine nicht, daß Befriedigung freie Hand für Deutsdiland heißen soll. Aber ich meine, daß man seine Politik auf eine moralische Grundlage stellen muß und sich nicht von Rücksichten auf das Gleichgewicht oder auf den Versailler Vertrag leiten lassen darf. Wir können die Schlacht für die Herrschaft des Rechts über die Macht nicht gewinnen, wenn nicht und bevor nicht unsere eigene moralische Position unangreifbar ist. ... Es ist moralisch ungerecht, diese kompakte teutonische Minderheit zu zwingen, einer slawischen Zentralregierung in Prag untertan zu bleiben."

  51. Ebenda, S. 134 f., 138, 214, 277— 285: 195; 140, 239, 263,; 58. 64; 85, 250. Auch D. A. II, S. 485.

  52. Vgl. zum Vorstehenden noch Stadelmann a. a. O. S. 426: Feiling a. a. O.. S. 3 57, 360 f., Kordt a. a. O., S. 282. — Die scharte Kritik Churchills am Verhalten Chamberlains gegenüber der deutschen Opposition: a. a. O. I. S. 378 ff.. 388 f.; Duff Coopers: Old Men sorget, London 1953. S. 244.

  53. Brit. Doc. JI, S. 324 (14. 9. 38).

  54. Vgl Chamberlains Rundfunkansprache v. 27. 9. 38 abends: J. W. Wheeler-Bennett, Munich, Prologue to Tragedy, London 1948. S. 15 8.

  55. VgL Krausnick a. a. O.. S. 701 f.

  56. Brit. Doc II, S. 516. — Am 27. 9. 38 telegrafierte Henderson (II, S. 574) u-a.: -Endlich halte ich es. obwohl es nicht zu meiner Zuständigkeit gehört, unsere militärischen Aussichten zu erörtern, für meine Pflicht, nachdrücklich zu betonen, daß. falls Kriegspolitik beschlossen wird, wir dies ohne Illusionen über die Stärke Deutschlands tun sollten. Ein Zusammenbruch der bürgerlichen Moral wird vermutlich auf Jahre hinaus nicht erfolgen, und sowohl die Luftwaffe wie die Luftabwehr werden sich als stärker erweisen, als in vielen Kreisen, sowohl in Deutschland wie im Ausland, angenommen wird.“

  57. Brit. Doc. III (London 1950), S. 626.

  58. Vgl. Hoare a. a. O. S. 332 ff., 383 ff (deutsche Ausg, S. 304 ff., 354 ff.) Dazu Halifax'Briefe an den britischen Botschafter in Paris. Sir E Phipps, v. 28. 10. (Brit. Doc. HI, S. 249 f.) u. 1. 11. 38 (S. 251 ff.): -Die größte Lehre der Krise war die Unklugheit, eine Außenpolitik auf eine unzulängliche Wehrkraft zu gründen. . . . Es ist ein anderes. Deutschlands Expansion in Mitteleuropa zu gestatten, die nach meinem Gefühl etwas Normales und Natürliches ist, aber wir müssen einer deutschen Expansion im Westen Widerstand leisten können, oder unsere gesamte Stellung wird untergraben. Es wäre verhängnisvoll für uns, wieder in ungenügender Stärke überrascht zu werden.“ (S. 252). Lord Lothian: ebenda UL S. 245, Note 3.

  59. Vgl. Hoare a. a. O., S. 316 ff. (deutsche Ausg., S. 289 f.) u. Duff Cooper a. a. O., S. 237.

  60. Churchill a. a. O. I, S. 401 ff., Duff Cooper a. a. O., S. 246 ff.

  61. Vgl. einerseits den Bericht des neuen französ. Botschafters in Berlin, Coulondre, v. 15. 12. 38 (in: Le Livre Jaune Francais, Paris 1939, S. 44 ff.) andererseits Brit. Doc. III. S. 619 f. (Francois-Poncet). Dazu Ritter aa. O., S. 208 f.

  62. Brit. Doc, III, S. 277.

  63. Ebenda, S. 388.

  64. Ebenda, S. 547.

  65. Ebenda, S. 564 (3. 1. 39).

  66. Brit. Doc. IV (London 1951). S. 4 ff. Vgl. auch das Urteil eines Mitgliedes des tschechischen Geheimdienstes: S. 65.

  67. Ebenda, S. 37 ff„ 42 ff.. 71 ff., 79, 83 ff., 90 f., 100 ff., 108. 114. England ist dabei der drängende Teil: S. 133, 135 f., 137 f., 145 ff.; 154 ff.; 236. — Holland: S. 16 f.. 27 ff., 31, 48, 52 f„ 73.

  68. Ebenda, S. 131. 138 ff., 174 u. insbes. (Halifax): S. 271 (15. 3. 39!). Dazu Dokumente u. Materialien aus der Vorgesch.des zweiten Weltkrieges, herausg. v. Min.der Ausw. Angel, der UdSSR, Bd. II (Das Archiv Dirksens, 1938/39). S. 167 ff. Aufzeichn, des deutschen Botschafters in London vom Sept. 1939.

  69. Brit. Doc. IV. S. 159; 120 ff., 210 ff., 589 ff.

  70. Ebenda. S. 160.

  71. Ebenda. S. 218 f. (Note), und bes. Chamberlains Brief v. 19. 2. 39 (Befriedigung über eine Rede des Herzogs von Coburg!), S. 591 f„ sowie Halifax’ Brief vom 13. 3. 39 (Brit. Doc. Vll, London 1954, S. 632 f.!)

  72. Vgl. dazu die Ausführungen von Arnold J. Toynbee in seiner Einleitung zum Survey of International Affairs 1938, Voll. 11. The Crisis over Czechoslovakia, von R. G. D. Lassan, Oxford University Press 1951, S. 6 u. 21 ff.

  73. Vgl. D. A. IV (Baden-Baden 1951), insbes. S. 205. 207, 209 („Sehr große Schwierigkeiten, Tschechen in Stimmung zu bringen Am ehesten wohl noch in Brünn und Olmütz erfolgreich. Trotzdem größere Gewaltaktionen erforderlich, um ernstere Zwischenfälle herbeizuführen. . . .“).

  74. Vgl.seine in Anm. 73 erw. Aufzeichnung, Dokum. u. Materialien II, S. 172.

  75. Brit. Doc. IV. S. 278 („. . . die Antwort auf diese Form von Pan-Germanismus kann am Ende nur der Panslawismus sein.“) Halifax (S. 271) zum deutschen Botschafter: „Ich könne Herrn Hitlers Vorliebe für unblutige Siege sehr wohl verstehen, aber eines Tages würde er vor etwas stehen, was nicht mehr unblutig verliefe . . .“

  76. Vergl.seine Erklärung im Unterhaus am 15. 3. und die innerpolitische Entwicklung in den folgenden Tagen bei Wheeler-Bennett. Munich (s Anm 59). S. 3 5 3 ff.; Dirksen (s. Anm. 73) in Dokum. u. Materialien II, S. 174.

  77. Dirksen ebenda, S 174 f. u. Hoare a. a. O., S. 385 ff. (deutsche Ausg., S. 356 ff.)

  78. Brit. Doc. IV, S. 291, Note.

  79. Vgl. J. W. Wheeler-Bennett. Die Nemesis der Macht. Die deutsche Armee in der Politik 1918— 1945 (Deutsche Ausgabe, Düsseldorf 1954), S. 460 (hier ist als Datum der Unterredungen Colvins erst der 29 März 1939 angegeben) u. „Der Fortschritt" v. 3. 11. 1955.

  80. A. a. O.

  81. Zum Folgenden vgl. bereits G. Ritter a. a. O., S. 220 ff.

  82. Vgl. Brit. Doc. IV, S. 400 u. Hoare a. a. O., S. 336 f., 345 (deutsche Ausg., S. 308 f„ 317).

  83. Brit. Doc. IV, S. 422 ff.

  84. Der französische Außenminister hatte, bei voller Übereinstimmung im ganzen, in seinen, den letzten Darlegungen Halifax'vorausgehenden Ausführungen einige Bedenken geltend gemacht.

  85. Vgl. auch G. Ritter a. a. O., S. 223, der außerdem geltend macht, daß die Opposition bestimmte Nachrichten über Hitlers Absicht, demnächst Polen zu überfallen. schon deshalb nicht habe nach London gelangen lassen können, weil eine solche Absicht noch gar nicht bestanden habe.

  86. Audi dies betont bereits G. Ritter s. a. O., S. 221 auf Grund des Poln. Weißbudhs (. Les relations polono-allemandes et polono-sovietiques au cours de la periode 1933- 1939“, Paris 1940). S. 90 5. Vgl. aber sogar das Deutsche Weißbuch (Ausw. Amt 1939, Nr. 2) . Dokumente zur VorgesAiAte des Krieges“ S. 179, 180 f., 185, 187 ff.

  87. Vgl.den bekannten Brief Goerdelers an einen amerikanisAen Freund v. 11. 10. 193 8 bei Ritter a. a. O.. S. 198 f. u. das Urteil GFM E. von Mansteins (noch heute) in: . Verlorene Siege“. Bonn 195 5, S. 69 u. 76.

  88. Hierzu u. zum Folgenden vgl. wiederum meine in Anm. 39 erw Darstellung, S. 690 f. u. 701 f. sowie oben, Anm. 64.

  89. Brit. Doc V (London 1952). S. 107. Dazu Mlanstcin aaO. S. 14 u Krausnidk aa. O., S. 702 ff.

  90. VgL ebenda. S. 705 u Ritter a. a. O. S. 223 f

  91. F. V. Schlabren dorff, Offiziere gegen Hitler. Neubearb. Zürich 1951. S. 52 f.

  92. Vgl. Krausnick a. a. O., S. 703 f.

  93. Brit. Doc. VI (London 1953), S. 694. — Zum BotsAafter Henderson bemerkte Hitler am 23. 8. 39 (Brit. Doc. VII, S. 163). . daß sein Volk weit mehr hinter ihm stehe als im vorigen September“ (. was. wie iA fürchte, wahr ist“ — fügte Henderson in seinem Bericht naA London hinzu).

  94. Vgl. insbes.den Hauptprozeß und den OKW-Prozeß. AuA die Aussagen von Gisevius im Hauptprozeß (1MT Bd. XII. S. 228 ff.), auf die siA Ribbentrop beruft (a. a. O. — vgl. Anm. 2 —. S. 194 u. 201). spreAen von konkreten Aktionsplänen nur für das Jahr 1938! Betont doA G.den psyAologisAen Rckschlag für die Opposition infolge von MünAen (IMT XII, S. 242) und bemerkt über die Lage naA Prag: . In DeutsAland mußten wir leider feststellen, daß nunmehr die Generale und das Volk davon überzeugt waren: dieser Hitler kann machen, was er will, niemand wird ihm in den Arm fallen, er ist von der Vorsehung geschützt." (S. 243 f.)

  95. Brit. Doc. V, S. 199 f. — Der britisAe LuftwaffenattaAe in Berlin harte am 6. 4. 39 gesArieben: . Wenn Hitler selber einen Krieg provoziert, so würde dieser trotz Propaganda in DeutsAland höchst unpopulär sein: wenn aber wir einen Krieg provozieren sollten, so würden wir das einzige tun, was das Volk gesAlossen hinter dem gegenwärtigen Regime einigen könnte.“ (S. 103 f.)

  96. Ebenda. S 423; auch S. SOS. — Am 20 Mai 1939 schrieb der Botschafter: . Wie einer meiner deutschen Freunde der bestimmt keinen Grund hat. irgendwie pro-Nazi zu sein, neulich zu mir sagte: . Hitler kann dem deutschen Volk alles auf-bürden." (S. 620 f.)

  97. Ebenda, S. 806 (vgl. auch S. 595 u. VI, S. 44 über die mögliche Auswirkung eines deutschen Erfolges in der Rußlandpolitik auf die Stimmung der Wehrmacht!).

  98. Brit. Doc. V, S. 401 f., 492 f. (10. 5. 39). . München": z. B. S. 436 u. VI. S. 75, 125.

  99. Ebenda, S. 501 f., 580 f., 599 f. (19. 5. 39. Halifax bemerkte sogar, die polnische Regierung werde von übereilten Aktionen . zweifellos durch die Erwägung abgehalten werden, daß, wenn Polen in einen Krieg mit Deutschland verwickelt wird, die britische Garantie eine Invasion und womöglich gar die zeitweilige Besetzung Polens nicht verhindern wird!"), 610, 628 f. (Halifax: Danzig als unbefestigte und deutscherseits unbesetzte, jedoch im deutschen Reichstag vertretene, innen-und außen-politisch in deutschem Sinne regierte Freie Stadt unter internationaler Garantie!), 634 f., 682 f.. 685. 690 (. Atempause“ zwecks Kriegsverhütung). 709 f., 730 ß. (bedingte Zustimmung Becks), 739, 783, 814 ff.; VI, S. 85, 130 ff., 233 f„ 417, 446, 482.

  100. Ebenda, V, S. 600 ff Dazu Dirksen in Dokum. u. Materialien II (vgl. Anm. 73). S. 181.

  101. Brit Doc. V, S. 805 sowie Nr. 541. 616, 659, 671, 713. 727 u. bes. VI, Nr. 9. 108, 118, 150, 161, 177 (S. 204 mit zustimmendem Kommentar des Foreign Office!). Am 12 Mai 1939 schrieb Henderson, eine Lösung der Danziger Frage befürwortend: „Unser Ziel sollte, wenn es so kommen muß, ein Krieg sein, in welchem Deutschlands Aggressivität für alle Welt, einschließlich der Deutschen selbst offenkundig ist.“ (S. 818).

  102. Hoare a. a. O.. S. 3 82 (deutsche Ausg.. S. 35 2).

  103. Brit. Doc. VI, S. 329 ff., 337, 348. 350 f„ 353, 372 ff., 411 ff., 432 f., 441 f„ 456, 483 f„ 497 ff.. 513, 529 f., 558, 713.

  104. Vgl. Brit. Doc. VI, S. 217 ff.. 280. 302, 310, 324, 333 ff.. 422 ff.. 429 f., 456 ff., 570 ff.; Feiling a. a. O., S. 407 ff.

  105. Brit. Doc. VI. S. 422.

  106. Vgl. außer Anm. 110 die Berichte Dirksens in Dokum. u. Materialien II (vgl. Anm. 73), S. 65 ff. u. 180 ff., insbes. 131 u. 134. Dazu Brit. Doc. VI, S. 407 ff., 579 ff., 647 f. u. H. v. Dirksen, Moskau—Tokio—London, Stuttgart 1949, S. 243 ff.

  107. Dokum. u. Materialien II, S. 67 ff.. 120 f., 188 ff., Brit. Doc. VI, S. 407 ff.

  108. Brit. Doc. VI, S. 5 80; Dirksen (Dokum. u. Materialien II, 193): „sachlich hinfällig“.

  109. Feiling a. a. O., S. 409.

  110. Dokum. u. Materialien II, S. 195 f. — Vgl. auch des Vers. Aufsatz „Legenden um Hitlers Außenpolitik“, Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 2 (1954), S. 229 ff.

  111. Dokum. u. Materialien II, S. 197; Dirksen a. a. O., S. 256. Übereinstimmend die Eintragungen des Gen. Ob. Halder in sein Tagebuch v. 14. 8. 39.

  112. Vgl. Krausnick a. a. O., S. 232 f.

  113. Brit. Doc. VII, S. 56.

  114. Vgl. ebenda, S. 36 f, 56 f.

  115. Ebenda S. 81 u. 113 f„ dazu S. 68 f., 72 f„ 75, 82 f„ 90 f„ 108 ff., 13 8 f.

  116. Ebenda, S. 172. Beachtenswert in unserem Zusammenhang erscheint auch die folgende Bemerkung; „Es würde eine gefährliche Täuschung sein, zu glauben, daß ein einmal begonnener Krieg frühzeitig enden würde, selbst wenn ein Erfolg auf einer der verschiedenen Fronten, an denen er geführt werden wird, erzielt worden sein sollte.

  117. Ebenda, S. 36, 58 f„ 86, 104, 108, 118, 124, 129. 146, 151, 159. 170.

  118. Ebenda. S. 291, 330 ff., 344 ff., 351 ff.

  119. Ebenda, S. 227 ff., 251 ff. Hitler machte das Bündnisangebot mit dem Vorbehalt, daß „seine Verpflichtungen Italien gegenüber nicht tangiert“ würden und daß er entschlossen sei, „nie mehr mit Rußland in einen Konflikt einzutreten“ II (S. 252). Vgl. auch Walther Hofer, Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges (Veröffentlichung des Instituts für Zeitgeschichte), 2. Ausl., Stuttgart 1955, S. 101. Sir R. Vansittart bemerkte in einer Aufzeichnung für Lord Halifax vom 29. 8. 39 (Brit. Doc. VII, S. 355): „. . . Ein Bündnis bedeutet ein Militärbündnis, wenn es überhaupt etwas bedeuten soll. Und gegen wen sollten wir uns mit einer solchen Bande wie dem gegenwärtigen Regime in Deutschland verbünden? Die bloße Andeutung davon würde uns in den Vereinigten Staaten ruinieren. Ein Vertrag, ja; ein Bündnis, nein. Auch nur mit einem solchen Gedanken zu spielen, würde wieder einmal darauf hinauslaufen, Deutschlands Endziele außer acht zu lassen, die zweifellos, früher oder später, die Zerstörung Polens in seiner gegenwärtigen Form enthalten; ganz abgesehen davon, daß Hitlers Absicht bleibt, Europa zu beherrschen, ein Prozeß, in dem die Zerstörung Polens nur der nächste Schritt ist, und so die bestimmende Macht der Welt zu werden. Dies kann nur durch die schließliche Zerstörung des Britischen Imperiums erreicht werden.“ Halifax billigte diese Erwägungen: ebenda u. S. 415.

  120. Vgl. u. a. das Tagebuch des Gen. -Ob. Halder (Eintragung v. 28. 8. 39). Ferner Hofer a. a. O., S. 96 ff. u. Krausnick a. a. O. (vgl. Anm. 117), S. 234 f.

  121. Brit. Doc. VII, S. 391 (vgl. S. 374), 410 f., 414. Vgl. Hofer a. a. O., S. 142 f

  122. Brit. Doc. VII, Nr. 473, 475, 482, 484, 489, 492, 495, 517, 562 (wenn auch die britische Regierung sich im Hinblick auf die Meldungen militärischer Natur aus Berlin eines ausdrücklichen Rates enthielt); Poln. Weißbuch (vgl. Anm. 91), Nr. 99; Brit. Doc. VII, S. 405; S. 469 f. mit 324, 328, 447, 450 ff.

  123. Vgl. Krausnick a. a. O. (s. Anm. 117), S. 233.

  124. Weizsäcker a. a. O., S. 257: „Führerlagebesprechung" vom 20. 5. 1943 (Felix Gilbert, Hitler directs his War, New York 1950, S. 32 f.); vgl. auch R. Rahn, Ruheloses Leben, Düsseldorf 1949. S. 138; Ribbentrop a. a. O., S. 187 u.seine Aussage in Nürnberg: IMT Bd. X, S. 307; Görings Aussage: IX, S. 660.

  125. Vgl. Brit. Doc. VII, S. 257 ff. u. meine Darstellung zum militär. Widerstand (s. Anm. 39), S. 706, Note 557.

  126. Unterredungen des Obstlt. Grafen Schwerin in London: Brit. Doc. VI, S. 305 ff. (3. 7. 39) u. 295 (6. 7. 39). Es komme allein darauf an. Hitler von der englischen Entschlossenheit und Fähigkeit zum Kriege (im Falle einer deutschen Cewaltaktion) zu überzeugen, und dies könne nicht durch Worte, sondern nur durch Taten (wie im Text erwähnt) geschehen.

  127. Vgl. Brit. Doc. VII, Nr. 546 u. 551 (30. 8. 39).

  128. Ebenda, VI, S. 296, 298, 306 („Die Generale hätten, was auch immer ihre persönlichen Ansichten wären, gegenwärtig bei der Entscheidung über die deutsche Politik nichts zu sagen und würden einfach ihre Befehle ausführen.“) u. besonders VII, S. 419.

  129. Ebenda, VI, S. 296 u. 307.

  130. a. a. O., S. 391 f. (deutsche Ausg., S. 361).

  131. a. a. O., S. 203.

  132. Hier fügt Chamberlain in Klammern ein: „subsequently broadcast“ = „später im Rundfunk mitgeteilt“.

  133. Vgl. Hofer a. a. 0. S. 140- 154; Krausnick, Legenden um Hitlers Außenpolitik (vgl. Anm. 117), S. 235 ff.; O. Meißner, Staatssekretär unter Ebert-Hindenburg-Hitler, Hamburg 1950, S. 518: Hitler „heilfroh", daß Polen sein Angebot nicht angenommen hatte. Sachlich übereinstimmend die Aussage Bodenschatz'in Nürnberg (1MT Bd. IX, S. 45), U. v. Hassell, Vom andern Deutschland, Zürich 1940, S. 85 u. Schmidt a. a. O., S. 459 f.

  134. Es lohnt sich, noch der folgenden Argumentation Ribbentrops einmal nachzugehen. Es heißt in seinem erw. Buch (vgl. Anm. 2), S. 194 im Hinblick auf den britischen Rat an die polnische Regierung vom 30. 8. 39, direkte Verhandlungen mit Deutschland aufzunehmen: „Dieser Rat wurde aber nicht etwa zum Zwecke einer baldigen Bereinigung der Krise erteilt, sondern - wie es aufschlußreich heißt - , im Hinblick auf die innere Lage in Deutschland und die öffentliche Meinung der Welt!“ Mit dem Hinweis auf die . innere Lage in Deutschland’ kann aber nach der Aussage des Zeugen Gisevius im Nürnberger Prozeß nur die große Verschwörung gemeint sein, die mit England zusammengearbeitet hat, um die deutsche Regierung zu stürzen."

  135. Ranke sagt (Sämtl. Werke Bd. 47, S. 13) von Friedrich Wilhelm II. von Preußen: „In seiner Politik war ein persönliches Moment, das von der Notwendigkeit des Staates nicht durchaus abhing.“

  136. Foerster a. a. O.. S. 70.

  137. Ebenda. S. 54 (1934).

  138. Brief v. 30. 12. 36 (Beck-Nachlaß, vgl. Krausnick, Mil. Widerstand, Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“ v. 9. 11. 55, S. 672).

  139. Foerster a. a. O.. S. 122.

  140. Ebenda, S. 124 f.

  141. Vgl. die bekannte päpstliche Enzyklika „Mit brennender Sorge“ vom 14. 3. 1937.

  142. H. Rothfels, Das politische Vermächtnis des deutschen Widerstands, Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 2 (1954), S. 335.

  143. Ebenda, S. 342.

  144. Aus: Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik 1918- 1945, Serie D (1937 bis 1945). Bd. II. Deutschland und die Tschechoslowakei 1937- 1938, Baden-Baden 1950, S. 349 f.

  145. Vermerk von Ribbentrops: „Führe

  146. Von Dr. Haushofer unterstrichen.

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