MiGenehmigung des Verlages übernehmen wir aus der amerikanischen Zeitschrift „FOREIGN AFFAIRS" (Juli 1955) den folgenden Artikel von M. R. Masani.
Ein sozialistischer Intellektueller aus einem asiatischen Land, das keinem Machtblock angehört, hat auf der im Februar dieses Jahres in Rangoon stattgefundenen Asienkonferenz für kulturelle Freiheit eine interessante Beobachtung gemacht. „Bei unseren Bemühungen, die Grenzen der kulturellen Freiheit in Asien zu erweitern“, sagte er, „haben wir bei vielen unserer Landsleute eine Schwierigkeit zu überwinden, die man am besten als . kolonialen Geist'bezeichnet. Er ist das Gegenteil des . imperialistischen Geistes'und ist ein intellektueller Katzenjammer aus der Zeit der Unterwerfung unter die eine oder andere Form der westlichen Herrschaft“.
Die entscheidende Rolle, die die Schicht der Intelligenz in den unterentwickelten Ländern Asiens spielt, wird in den Vereinigten Staaten und selbst in Europa nicht immer entsprechend gewürdigt. Die herrschende Klasse in jenen Ländern ist weder die landbegüterte Aristokratie noch sind es die Kapitalisten, sondern eine ausgesprochen städtische, gebildete Schicht. Das ist die Klasse, die die öffentliche Meinung formt und Regierungen macht und stürzt. Da die große Masse des Volkes sich nicht an der „öffentlichen Meinungsbildung“ beteiligt, besonders nicht auf dem Gebiete der Außenpolitik, kommt den Menschen, die Zeitungen schreiben und lesen, eine entscheidende Bedeutung zu, die gar nicht im Verhältnis zu ihrer zahlenmäßigen und wirtschaftlichen Stärke steht.
Was ist nun das Wesen dieses „kolonialen Geistes“, der in jenen Kreisen zu Hause ist? Charakteristisch für einen Menschen dieser geistigen Haltung sind Loyalität -und Ernsthaftigkeit. Messianischer Eifer beseelt ihn, die Welt zu reformieren. Die Unzufriedenheit, mit dem Status quo verleitet nur einige wenige zur Annahme der kommunistischen Lehre. Der typische asiatische Intellektuelle ist keineswegs ein Kommunist. Da er gerne liberal, freundlich, religiös sein und gewissermaßen auch gemächlich leben möchte, stößt ihn die Intoleranz des Kommunismus, seine brutale Unterdrückung der Opposition, die Ausrottung der Religion und die erbarmungslose Ausnutzung der Menschen ab.
Aber da viele von uns sich in dem Glauben wiegen, die unerfreulichen sozialen und wirtschattlichen Zustände unserer Länder könnten über Nacht geändert werden, schauen wir nach einem Allheilmittel aus. Berichte über den „Erfolg“ des sowjetischen Fünfjahresplanes und über die „Leistungen“ des sowjetischen Systems lassen uns schnell eine Antwort finden. Warum soll nicht auch unser eigenes Land den gleichen schnellen Weg zur Erlangung von Macht und Wohlstand einschlagen, fragen wir uns? Untersuchungen, die beweisen, daß der Reallohn des sowjetischen Arbeiters, egal ob in der Fabrik oder auf der Kolchose, heute nach allem nicht höher sein dürfte als 1913, sind uns unbekannt, und wir tun sie gerne als Propaganda ab. In jedem Falle wäre es falsch zu glauben, daß die meisten von uns die nationalen Leistungen am Maß persönlicher Zufriedenheit oder Bequemlichkeit messen würden. Macht und Stärke des Staates sind für uns der wichtigste Maßstab. Die Söhne Asiens, die über den Sieg Japans über das zaristische Rußland gejauchzt haben, feiern ebenfalls die militärischen und diplomatischen Erfolge des kommunistischen Chinas über die Amerikaner in Korea und über die Franzosen in Indochina.
Abgesehen von unserem Beifall für die Politik Malenkows — solange sie dauerte — „der Politik, die fehlschlug", überkommt uns angesichts der Brutalität des kommunistischen Systems doch irgendwie ein unbehagliches Gefühl. „Man kann eben kein Omelett machen, ohne nicht die Eier zu zerschlagen“, denken wir dann. Auf jeden Fall kann hier so etwas nicht vorkommen. Wir haben eine andere geistige Tradition und andere Lebensformen als die Russen, die schließlich immer den Zar und die Knute gewohnt waren. Wir sollten deshalb die sowjetischen Pläne kopieren, ohne die Blutbäder und die Schrecken der Geheimpolizei zu übernehmen. Gegenüber dem kommunistischen C'hina machen wir jedoch keine Vorbehalte. „Ah“, sagen wir, „China ist etwas anderes!“ Die überwältigende Mehrheit des chinesischen Volkes soll hinter der kommunistischen Regierung stehen. Eine Landreform ist in die Wege geleitet, die Korruption ist ausgerottet worden.
Man sieht keine Prostituierten mehr. Die Züge verkehren pünktlich. Zum erstenmal in seiner Geschichte besitzt das chinesische Volk eine saubere und leistungsfähige Regierung. Noch wichtiger, das chinesische Volk ist geeinigt;
noch viel wichtiger, das chinesische Volk hat dem weißen Mann die Tür gewiesen. Wir sind auch von der Friedensliebe der chinesischen kommunistischen Führer überzeugt. Hat Tschu En-lai in Delhi, in Rangoon und in Bandung nicht immer wieder bestätigt, daß er an den fünf Grundsätzen der Koexistenz festhält? Die chinesischen Kommunisten haben in Korea nur deshalb gekämpft, weil die Amerikaner und ihr „reaktionärer“ Verbündeter, Syngman Rhee, die chinesische Grenze bedroht haben, indem sie trotz mehrfacher Warnung über den 38. Breitengrad hinaus nach Norden marschiert sind. Wenn sie heute mit Kampf in Formosa drohen, dann doch nur, weil Formosa schließlich zu China gehört — Roosevelt, Churchill und Stalin waren wenigstens im zweiten Weltkrieg dieser Ansicht. Es muß hier vielleicht eingeräumt werden, daß viele von uns gar kein tiefes Friedensbedürfnis haben. Südasien zum Beispiel hat seit Menschengedenken keinen Krieg mehr gehabt. Die Schrecken des Krieges und die Schönheiten des Friedens sind daher im Grunde nur abstrakte Begriffe. Aber die Friedensfrage wie die Rassenfrage bieten die Möglichkeit, uns den westlichen Völkern beim Vergleich unserer Ideale und ihrer Praktiken moralisch überlegen zu fühlen.
Die Unterdrückung der Farbigen in Südafrika ist ein immer wiederkehrendes Thema, das wir niemals vergessen " können. Lind warum sollten wir auch? Wenn wir an den unerträglichen Anspruch auf die Überlegenheit und Vorherrschaft der Weißen denken, was können wir dafür, wenn wir dann an die Leiden der Neger in den Vereinigten Staaten denken? Erzählungen über ihre Diskriminierung in den Südstaaten bringen unser Blut zum Kochen, und der Anspruch der Vereinigten Staaten auf die Führung der Demo-/wird dadurch automatisch entwertet.
Noch immer zieht Senator McCarthy die Aufmerksamkeit auf sich. Der Beitrag, den der Senator von Wisconsin zum Anti-Amerikanismus geleistet hat, kann gar nicht überschätzt werden. Seinen leergewordenen Platz in den Schlagzeilen hat schnell der kriegslüsterne John Foster Dulles eingenommen, der, wenn man den Berichten einiger unserer Zeitungen Glauben schenken kann, in jedem Augenblick bereit ist, ganz Asien mit Wasserstoffbomben zu über-i ziehen. Rüstungsgespräche und Bemühungen, ; ein kollektives Sicherheitsnetz in Südostasien oder im Mittleren Osten aufzubauen, scheinen nur den Krieg näherzubringen. Sie widersprechen dem Instinkt der Asiaten, lieber die Zeit am Abbau der Spannungen arbeiten zu lassen, als das Problem anzupacken. Warum soll man den kommunistischen Führern nicht zutrauen, daß sie Freundschaft erwidern und die Atomwaffen über Bord werfen können?
Die Forderung nach Vertrauen in die Kommunisten wirft sofort die Frage der Koexistenz auf. Wir Asiaten haben den Eindruck, daß Rußland und China der Forderung nach Koexistenz entsprechen, während die verrückten Amerikaner sich weigern, sie anzuerkennen.
Man übersieht, daß das kommunistische Dogma schon die Möglichkeit einer Koexistenz nicht . zuläßt und daß die seit 1954 gemachten bitteren Erfahrungen die Sprecher der Demokratien davon abhaiten, dreimal hoch zu rufen, wenn nur das Wort fällt. Wenn es gelegentlich fällt, wird es mit einem Achselzucken abgetan, ungefähr wie „eine Plage für beide Teile“.
Nach Ansicht der meisten Asiaten ist die Welt in zwei Machtblöcke geteilt, die sich um einige friedliebende Nationen gruppieren. Wir glauben, daß die von dieser dritten Kraft ausgehenden Bemühungen das meiste dazu beitragen, die beiden bewaffneten Riesen vom dritten Weltkrieg abzuhalten. Viele unserer Ideen beruhen auf dieser These vom „Zweimächteblock“; sie gibt uns erst die Möglichkeit an die Hand, die totale Unterdrückung der Freiheit in Rußland und China dem noch immer bestehenden Kolonialismus einiger Westmächte und der Rassendiskriminierung in Afrika und in den Vereinigten Staaten gleichzusetzen.
Nachdem beide Seiten für schuldig befunden worden sind, finden wir es nicht schwierig, der von dem indischen sozialistischen Führer, Dr. Rammanohar Lohia, gepredigten Theorie der Distanzierung von beiden Machtblöcken zu folgen. Dr. Lohia fordert „eine geistige Haltung, die sich sowohl vom atlantischen als auch vom sowjetischen Lager, vom Kapitalismus als auch vom Kommunismus vollkommen distanziert. Die Bevorzugung einer Seite würde uns beim Kampfe gegen die andere nur schwächen und uns hindern, einen eigenen Weg zu gehen“.
Die Idee der Koexistenz wächst
Wir sehen, wie sich die Idee der staatlichen Neutralität zur Idee des intellektuellen Neutralismus ausweitet und wie die Idee der Koexistenz wächst und die geistige und kulturelle Welt umfaßt. Am Morgen vor der Eröffnung der asiatischen Konferenz für kulturelle Freiheit fragte die New Times, eine in Rangoon erscheinende Tageszeitung, nach einem Hinweis auf die Fünf Grundsätze in einem Leitartikel: „Warum können die demokratischen und kommunistischen Kulturen nicht nebeneinander existieren? Muß denn die eine immer versuchen, die andere zu verdrängen und sich an ihre Stelle setzen?“
Allen diesen Gedanken-liegt die Überzeugung zugrunde, daß es so etwas wie eine gemeinsame geistige Haltung der Intelligenz aller asiatischen Länder gibt. Nun ist dieser Gedanke von mehr als nur einer Seite bestritten worden. Daß es wenig Gemeinsames gibt in der geistigen Haltung des indischen Bauern und des japanischen Farmers und in der Denkweise eines Fabrikarbeiters in Lahore und seines Kollegen in Hongkong oder Manila darf wohl'sofort zugegeben werden. Selbst in der Intelligenzschicht besteht vermutlich die Gefahr, in besonders stereotypen Begriffen zu denken. Ein kluger Beobachter der Rangooner Konferenz wie Philip Deane schrieb übe-sie, daß „die Delegierten der verschiedenen Länder oft die gleichen Worte gebrauchten, aber verschiedene Dinge meinten, keinen gemeinsamen geistigen Rahmen besaßen, keine gemeinsamen Erfahrungen, von denen sie ausgehen können, oder selbst nicht einmal ein gemeinsames geschichtliches Bewußtsein. .
Wie die Sitzungsberichte der kürzlich abgehaltenen asiatisch-afrikanischen Konferenz in Bandung dramatisch enthüllt haben, können die Meinungsverschiedenheiten zwischen den europäischen Ländern kaum größer sein als die zwischen den asiatischen. Es gibt sehr wenig Gemeinsames zwischen den libanesischen, iranischen, irakischen, philippinischen, pakistanischen, ceylonischen, thaiischen, nationalchinesischen oder koreanischen Ansichten und dem vorherrschenden Standpunkt in Syrien, Indonesien, Burma oder Indien. Es ist damit bewiesen worden, daß es keine spezielle geistige Richtung gibt, die den Anspruch erheben kann, für Asien zu sprechen. Innerhalb eines jeden Landes gibt es viele verschiedene Ansichten und Tausende, deren Meinung von der vorherrschenden Tendenz abweicht. Eine lautstarke Minderheit kann manchmal den irreführenden Eindruck der Homogenität hervorrufen. Professor Takeyama Michio von der Tokioer Universität schreibt;
„Nehmen wir an, wir hätten 50 Professoren, von denen vielleicht 5 Prozent sentimental sind. Ebenfalls 5 Prozent schreiben und veröffentlichen ihre Gedanken. Entscheidend ist, daß es sich um genau die gleichen 5 Prozent in beiden Fällen handelt, so daß der Eindruck entsteht, 100 Prozent der Professoren seien sentimental. Die Tatsachen aber verhalten sich natürlich ganz anders; aber die übrigen 95 Prozent bleiben stumm“. Wenn man die Dinge jedoch richtig betrachtet, bleibt einem großen und einflußreichen Teil der Intelligenz des asiatischen Stammes, besonders aber in den Ländern die keinem Machtblock angehören, noch genügend Gemeinsames an historischer Erfahrung, an Gefühl und im geistigen Bereich, so daß der Versuch einer Analyse und eines Verstehens der „kolonialen“ Geisteshaltung lohnend erscheint.
Größe und Vielfalt der sozialwirtschaftlichen Probleme
Wie kommt es, daß eine Gruppe von Menschen, von denen viele die gleiche Erziehung wie ihre entsprechenden Zeitgenossen in Europa und Amerika erhalten haben, so ein spezifisches Gedankengut entwickeln? Welche psychologischen und emotionellen Begründungen gibt es für die Bildung der stereotypen Ansichten und welche Triebkräfte liegen ihnen eigentlich zugrunde, von denen diese spezifischen Vorurteile ja nur die sichtbaren Zeichen sind?
Sehen wir uns zuerst die Umgebung an, in der sich der asiatische Intellektuelle dieser Prägung befindet. Sein Land hat erst kürzlich die nationale Unabhängigkeit erlangt. Nach dem Rückzug der westlichen Macht sah sich die neue regierende Schicht jedoch ungeheueren wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Problemen gegenüber. Das allgemeine Bild ist eine stagnierende Wirtschaft: Die Landwirtschaft mit niedriger Ertragsleistung wird in ihrer Entwicklung durch die Reste des Großgrundbesitzertums gehemmt; die Industrie hat von sich aus nicht die Kraft, dem Prozeß der Industrialisierung zum Durchbruch zu verhelfen; auf der einen Seite ein außerordentlich niedriges nationales Einkommen, auf der anderen Seite eine nur zu oft rasch anwachsende Bevölkerung. Sozial gesehen gibt es eine vorwiegend analphabetische Bevölkerung, die noch tief in Unkenntnis und Aberglauben befangen ist und geringe physische Vitalität und geringe soziale Beweglichkeit aufweist.
Der nationale Stolz fordert, wenn es auch nicht mit dem Wohlstände der Vereinigten Staaten oder Kanadas, so doch wenigstens mit dem Wohlstände Frankreichs oder Italiens aufzunehmen. Doch ist die neue regierende Schicht für die vor ihr liegenden Aufgaben schlecht ausgerüstet. Die meisten von ihnen haben alte Sprachen und Literatur studiert, und so fehlt es ihnen sowohl an den notwendigen organisatorischen wie technischen Fähigkeiten, um den Prozeß der wirtschaftlichen und sozialen Modernisierung durchzuführen, der für den Aufbau eines Nationalstaates im 20. Jahrhundert offensichtlich notwendig ist. „Die Erlangung der nationalen Unabhängigkeit“, schreibt Professor G. D. Parikh aus Bombay, „zwingt Millionen von Asiaten über Nacht, sich mit den Realitäten auseinanderzusetzen, sie verlangt von ihnen eine tiefgehende und weitreichende Anpassung ihres Standpunktes und ihrer Handlungen. Ihr durch die Fremdherrschaft gestörtes Gleichgewicht scheint sie zu hindern, der Welt auf gleicher Ebene gegenüberzutreten. Es ist daher kein Wunder, daß der Asiate nach Erlangung der LInabhängigkeit und somit auch der Verantwortung für die Gestaltung seiner eigenen Zukunft oft die Realitäten der gegenwärtigen Situation und die in ihr beschlossenen tiefreichenden kulturellen und moralischen Probleme augenscheinlich nicht zu erkennen vermochte. Schwach, schutzlos und bedroht bittet er um Toleranz und Verständnis für die drohenden Gefahren. Arm, halbverhungert und leidend betrachtet er diejenigen, die ihm helfen wollen, mit Mißtrauen“.
Asien lebt gleichzeitig in dreißig Jahrhunderten" /
Vielleicht noch alarmierender als die Größe und Vielfalt der sozialwirtschaftlichen Probleme der Gebiete ist die geistige und kulturelle Verfassung der asiatischen Intelligenz. Oftmals Erbe einer alten und edlen kulturellen und geistigen Tradition ist dem asiatischen Intellektuellen dank jahrhundertelanger Erosion und Stagnation als Vermächtnis vor allem Fatalismus, Passivität und Autoritätsbejahung geblieben. In vielen Fällen bewegen sich die überkommenen Ansichten somit in feudalen, in Kasten-gebundenen oder hierarchischen Bahnen. Es besteht die 'Neigung, entweder ein guter Sklave oder ein guter Sklavenantreiber zu sein. Auch findet der Asiat den jungen historischen Hintergrund abstoßend und nicht beflügelnd. Der Zusammenklang von dekadenter alter Zivilisation und den Trümmern einer Fremdherrschaft gibt eine armselige Grundlage für einen Aufbau ab.
Zweifelsohne gibt es Post und Telegraph, Eisenbahnen, Flugzeuge und viele der Errungenschaften moderner Zivilisation.
cAber sie wurden von der westlichen herrschenden Macht im vergangenen Jahrhundert oder später ins Land gebracht, und die physische Anpassung erfolgte auf rein mechanische Weise und ließ Geist und Seele der großen Masse des Volkes unberührt.
„Unsere poetischen inneren Verbrennungsmaschinen“, jammert ein Autor, „schnaufen und keuchen und müssen vorwärts gestoßen wer-1 den“. Die grundlegende innere Anpassung, die die verschiedenen Epochen der industriellen Revolution in den Ländern Westeuropas und Nordamerikas begleitete, hat hier nicht stattgefunden. Das gleiche kann von den Formen und Methoden der parlamentarischen Demokratie gesagt werden. Zwar ist sie nach hier verpflanzt worden, aber gedeiht sie auch? Takdir Alisjahbana, ein führender indonesischer Schriftsteller, umreißt die Situation mit folgenden Worten:
„Asien lebt gleichzeitig in 30 Jahrhunderten.
Das Steinzeitalter läuft parallel mit dem Maschinenzeitalter, dem Feudalismus und Mystizismus des Mittelalters gemischt mit Demokratie und Rationalismus der neuen Zeit, und neben den gegenwärtigen Wirtschaftsplänen läuft noch eine kommunale Selbstverwaltung.
Der Dualismus dieser Situation hat die Lage der asiatischen Intellektuellen so schwierig gemacht . .. Wenn wir außerdem berücksichtigen, daß sich der asiatische Intellektuelle der Krise völlig bewußt ist, in der sich die moderne Welt befindet, daß ihre Werte von einer Woge des Säkularismus, Skeptizismus und Relativismus bedroht ist, dann wissen wir, warum er zwischen zwei Krisen schwankt: Der Krise der asiatischen Gemeinschaft und Kultur als Folge der weder in seiner Umgebung noch in seiner eigenen Seele beendeten Auseinandersetzung mit dem Westen, und die andere größere Krise, die Krise des modernen Menschen, die die ganze Menschheit ergriffen hat.“
Es ist wohl notwendig, kurz die Folgen der westlichen Erziehung gegen den asiatischen Hintergrund zu betrachten, um zu verstehen, warum die vom Westen erzogene Mittelklasse, die erfolgreich den Kampf für die nationale Unabhängigkeit geführt hat, sich selbst so ; schlecht gerüstet findet, die Probleme nach der Machtübernahme anzupacken.
Die Tatsache, daß die dem westlichen Erziehungssystem zugrunde liegende Psychologie von der Lebensanschauung der im asiatischen Raum lebenden Völker ganz verschieden ist, beantwortet die Frage schon teilweise. Die heimatlichen Lebensphilosophien wurden zu einer Zeit entwickelt, „als die Menschen sozusagen noch in der Wiege der Natur schaukelten“, und sie hielten vielfach die vollendete Harmonie mit der Natur, die, wie man nicht vergessen darf, in diesem Gebiet dem Menschen gegenüber üppig und verschwenderisch ist, für das Ziel der Zivilisation. Das kältere und weniger freigiebige Klima Nordeuropas und Nordamerikas läßt die Menschen die Natur als etwas betrachten, das man erobern und nutzbar machen muß. Wenn beide Lebensanschauungen sich begegnen und aufeinanderstoßen, dann wird die fremde Lebensauffassung durch das Zusammenwirken der physischen und psychologischen Faktoren den Sieg erringen. Die Entwicklung der maschinellen Produktion hatte die soziale Struktur schon bis in die Grundfesten erschüttert. Die westliche Erziehung verlagerte den Ansturm von der physischen auf die geistige Ebene und entkleidete die religiösen, rituellen und sozialen Konventionen ihres Sinnes. Ein Abgrund trennt jetzt die gebildete städtische Minorität von der bäuerlichen Masse, die beide „nicht nur verschiedene Gedanken denken und verschiedene Sprachen sprechen, sondern einander mit merkwürdiger Verständnislosigkeit betrachten“.
Diese Entfremdung, mit der keine eigentliche Integration in den Kreis der kosmopolitischen Intellektuellen parallel gelaufen ist, hatte unter anderem zur Folge, daß, wie Dr. Charles Malik es ausgedrückt hat, „Asien an chronischen Verneinungen leidet“. Gespaltene Persönlichkeiten sind eine weitere Folge, worüber viele Beobachter berichtet haben. Im Grunde verwerfen wir, was wir selbst tun. Wir verwerfen „die materiellen Werte“ des Westens, aber wir genießen entzückt in unserem persönlichen Bereich die Annehmlichkeiten, die Maschinen und Errungenschaften, die der Westen hervorgebracht hat.
Wir bestehen auf unserem eigenen persönlichen Recht, unseren Standpunkt ohne die geringsten Hemmungen zu vertreten, aber verspotten mit Lust das Freiheitsgerede inmitten der Armut. Die Trennung der Intelligenz vom gemeinen Volk schließt sie zu einer Masse in sich zusammen. Ihre Anhänger zeigen sich nicht weniger unzugänglich als die ungebildete Masse. Daher das Fehlen individueller Eigenarten, die einen so'wichtigen Teil des intellektuellen Lebens der westlichen Länder bilden, und die Neigung, anstelle eines starken Nationalgefühls emotionelle Reaktionen treten zu lassen.
Das Fehlen einer geistigen Kontinuität und Harmonie führt zu einer Einbuße an religiösen Werten und zu einem kulturellen Vakuum, was Dr. Sampurnanand, der gebildete und gelehrte Ministerpräsident der Provinz Llttar Pradesh der Vereinigten Staaten Indiens, gut beschrieben hat:
„Schuld an dem Unbehagen der indischen Intellektuellen hat nach meiner Ansicht in erster Linie das Gefühl der großen Unsicherheit und Unbeständigkeit. Die politische Unabhängigkeit ist zu einer Zeit erworben worden, als Kommunismus und Demokratie sich zu einem großangelegten Vernichtungskampf rüsteten. Zwischen den beiden Machtbereichen gibt es eine Anzahl sich bekämpfender Gruppen, die einer unübersehbaren Vielfalt rosaroter Lehren anhängen.
Indien ist als eines der wichtigsten Schlachtfelder für diese Ideologien und deren Verfechter ausersehen worden. Die Erziehungsweise der derzeitigen Führer reiht den jungen Inder unter die Protagonisten der Demokratie ein, aber die Verlockungen des Kommunismus sind nicht weniger stark. Jeden Tag wird er mit Berichten über die Leistungen der kommunistischen Länder überschüttet. Indien sendet häufig good-will-Missionen aus. Sie setzen sich im allgemeinen entweder aus farblosen Persönlichkeiten oder aus Personen zusammen, die ihre Lebensaufgabe darin sehen, Indien herunterzumachen und seine kommunistischen Nachbarn zu preisen. Kein Wunder, daß sich der junge Inder in steigendem Maße zum Kommunismus hingezogen fühlt. Doch kann er andererseits seine Schwäche für die Demokratie nicht überwinden.“
Lind Dr. Sampurnanand fährt fort:
„Unsere Last erscheint uns deshalb so schwer, weil unsere geistige Ausrüstung nicht ausreicht. Wir haben keinen Glauben und keinen Glaubensinhalt. Mit Anbruch der neuen sozialen und wirtschaftlichen Struktur haben die alten Werte ihren Einfluß verloren und sind bisher noch durch keine neuen ersetzt worden. Die Religion ist zu einem Mummenschanz geworden, und alte Traditionen, die die vieltausendjährige Geschichte des Volkes ins Gedächtnis zurückrufen und seine Hoffnungen und Ziele, seine Ideale und Erfahrungen verkörpern, werden mit einem verächtlichen Achselzucken beiseite geschoben. Geistige Leere ist fast zum Merkmal intellektueller Überlegenheit geworden.“
Private Version des Kommunismus
Angesichts der bedrückenden sozialen und wirtschaftlichen Rückständigkeit infolge des Mangels an wichtigen Hilfsquellen und gelernten Arbeitern schauen wir uns nach Methoden um, die unser Land über Nacht sozusagen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen und instand setzen, den Ländern des Westens auf gleichem Fuß mit Selbstachtung gegenüberzutreten, da es unser Nationalstolz nicht zuläßt, die Hilfe der besser gestellten Länder anzunehmen. Sehr oft sind wir über die Entwicklung in unserem eigenen Land nicht ausreichend unterrichtet, aber wir hören sehr viel darüber, was Rußland und China bisher geleistet haben sollen. Ein kluger Beobachter hat gesagt, wir alle seien oft die Opfer „unserer eigenen mangelhaften Unterrichtung und der offenkundig unlauteren Reklame der von den Kommunisten beherrschten Wirtschaft“. Wenn wir von den Leistungen in der Sowjetunion und im kommunistischen China hören, ist es dann verwunderlich, wenn wir diese Behauptungen für wahr halten und wir angesichts der Traditionslosigkeit unserer individuellen Freiheit und Demokratie nicht viel dabei finden, wenn sich im Verlaufe wirtschaftliche Planung und Ausrichtung als notwendig erwiesen, die die persönliche Freiheit vorübergehend — so hoffen wir jedenfalls — einschränken?
Abgesehen davon haben viele von uns eine „private Version des Kommunismus“, die wir schönen Idealen, wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gleichsetzen. Die Brücke zwischen „dieser privaten und der russischen Version“, wurde treffend bemerkt, „wird durch eine Verwirrung der Begriffsbedeutung geschlagen, und wir laufen gerade in die kommunistische Falle“. Das erklärt auch das Schuldgefühl bei einer Opposition gegen den Kommunismus.
Es ist verständlich, daß wir, der britischen oder holländischen Herrschaft ledig, denen wir die Schuld an unseren Schwierigkeiten geben konnten, uns nun nach einem anderen Prügelknaben außerhalb unseres Landes umschauen, der die Stelle unserer alten Herren einnimmt. Die Erinnerung an die vergangene politische Unterjochung und unsere Empörung über den fortgesetzten Anspruch auf den Vorrang der weißen Rasse machen die Vereinigten Staaten, das derzeitige Symbol der weißen Vorherrschaft, zum handgreiflichen Ziel unseres rechtschaffenen Ärgers. Durch eine sonderbare Verdrehung der Tatsachen fällt der „Große Russe“, der auch ein Weißer ist, nicht unter diese verhaßte Kategorie, nämlich deshalb, weil uns Rußland als große eurasische Macht dargestellt wird. Die unglückliche Verwendung der Begriffe „Ost“ und „West“ durch die englischen und amerikanischen Staatsmänner und Leitartikler trägt nur dazu bei, diesen Eindruck zu festigen.
Es entwickelt sich ein politischer und wirtschaftlicher Nationalismus. Nach Ansicht von Professor Chiro Zengo von der Universität Tokio ist dies „ein Zeichen mangelnden Selbstvertrauens in die eigene Fähigkeit, seine Unabhängigkeit zu bewahren; und befindet sich im Widerspruch -zur allgemeinen Tendenz in der Welt nach internationaler Zusammenarbeit“. Mahatma Gandhi hat sich oft über die „Sklavenmentalität“ einer großen Anzahl seiner Landsleute beklagt und gemeint, wenn sie nur wie er sich frei fühlen würden, sie auch frei sein würden. Unglücklicherweise lebt die „Sklavenmentalität“ fort und manifestiert sich jetzt im „kolonialen Geist“. Man könnte fragen, warum dieser Nationalismus nicht mit gleicher Gewalt auf den Zusammenprall mit Rußland reagiert. Warum diese feinen Unterschiede? Darauf ist zu erwidern, daß man von der eigenen inneren Stärke nicht überzeugt ist und daher aus Gründen der Vorsicht dem mächtigen kommunistischen Nachbarn gegenüber eine Politik der Beschwichtigung (appeasement) vorzieht. Professor Takeyama -Michio von der Universität Tokio schreibt über dieses Phänomen in bezug auf seine eigenen Landsleute: „Seit wir jetzt Redefreiheit in Japan haben, ist Anti-Amerikanismus allgemeine Mode. Er ist völlig, ungefährlich, weil uns Amerika bei alledem doch nicht bestrafen wird. Und abgesehen davon gilt es als schick, sich der Obrigkeit zu widersetzen, was einem außerdem zu einer schmeichelhaften heroischen Gloriole verhilft. Wenn die Kommunisten zur Macht kommen sollten, riskiert man, gehängt zu werden, wenn man Anti-Kommunist ist. Außerdem gilt es als »reaktionär“, ein Wort, das Intellektuelle sofort in die Flucht schlägt. So kann sich der Anti-Amerikanismus voll austoben, der Anti-Kommunismus aber, nicht. Es ist daher nicht überraschend, wenn die Leute sich für den . heroischen“ und allgemein üblichen Standpunkt entscheiden, der überhaupt keine Gefahr birgt, und dann versuchen, sich selbst von der Richtigkeit ihrer Ansicht zu überzeugen.“
„Verstehen heißt eine Brücke schlagen"
Neuerdings machten sich in Europa und Amerika nicht nur Anzeichen von Ungeduld und Ärger, sondern auch Erbitterung, Hilflosigkeit und Pessimismus bemerkbar über die soge-nannten „astigmatischen Zweideutigkeiten“ und den unglaublich komplexen Wirrwarr an Ansichten. Augenscheinlich haben manche den Eindruck, daß der asiatische Intellektuelle ein einzigartiges Phänomen ist, als Mensch liebenswert, als Freund angenehm, aber hoffnungslos verwirrt im geistigen Bereich und so neurotisch in seinen ideologischen Ansichten, daß ein normaler Abendländer voller Verzweiflung den Versuch aufgeben muß, ihn zu verstehen.
Tatsächlich sind aber die von asiatischen Intellektuellen geäußerten Ansichten weder besonders originell noch mystisch orientalisch. Ein großer Teil der rationellen Überlegungen, wenn nicht die Inspiration selbst, stammen aus dem Westen. Eine ganze Generation asiatischer Intellektueller hat sich in den dreißiger Jahren an der vom „Lest Book Club“ veröffentlichten Literatur gebildet und viele von ihnen sind stark beeinflußt worden von dem, was Louis Fischer
Der doppelte Maßstab für die Moral, eine strenge gegenüber den Demokraten, eine milde gegenüber dem Kommunismus: die Hinnahme des sowjetischen Mythos und die Unfähigkeit, die wahre Natur des sowjetischen Imperialismus zu erkennen — das sind keine Erfindungen des Ostens. All das wurde in den dreißiger Jahren in Europa und in den Vereinigten Staaten während der Roosevelt-Aera allgemein gepredigt und praktiziert. Selbst heute noch gibt es kleine aber vernehmbare Gruppen . Intellektueller in New York und London, die in genau den gleichen Bahnen denken. Und sind es in diesen Ländern wirklich nur kleine und unrepräsen-tative Gruppen, die sich dieser geistigen Verwandtschaft rühmen? Trifft nicht ein großer Teil der bisher in diesem Artikel versuchten Beschreibung selbst heute noch auf beträchtliche Teile der gebildeten Schicht in Frankreich, England und in den Vereinigten Staaten zu? „Noch viele Menschen im Westen“, schreibt der Economist nicht unberechtigt, „scheinen weniger klar zu sehen als die Wähler der indischen Provinz Andhra“.
Als die Antwort auf die Klage, die Indonesier, Burmesen und Inder weigerten sich, die Bedeutung der Verteidigung Südvietnams oder Formosas für ihre eigene Sicherheit einzusehen, darf darauf hingewiesen werden, daß nicht allein nur sie zu der Ansicht neigen, angesichts totalitärer Aggression würden kollektive Sicherheitsmaßnahmen die Kriegsgefahr erhöhen. Viele Franzosen und Engländer und nicht wenige Amerikaner teilen diese Vorurteile.
Wenn darüber geklagt wird (wie z. B. ein Autor im Juliheft 1954 von FORE 1GN AFFAIRS), die „asiatische Neutralitätskonzeption überschreite manchmal das normale Begriffsvermögen“, sollte man dann nicht lieber forschen, ob das Mysterium nicht docn tiefer liegt, wenn es sogar gute Angelsachsen gibt, die in den gleichen intellektuellen Gedankengängen schwelgen?
Der wirkliche Unterschied zwischen dem intellektuellen Klima im Westen und in Asien besteht darin, daß in Asien eine viel größere und einflußreichere Gruppe der Intelligenzschicht weiterhin an den Begriffsverwirrungen und Illusionen festhält, die von den denkenden Menschen auf beiden Seiten des atlantischen Ozeans bereits überwunden worden sind. Es ist hier der Versuch unternommen worden zu erklären, warum es so ist. Die gleichen Faktoren, die das Begriffsklima in Europa und Amerika verändert haben, könnten zu einer ähnlichen Veränderung in Asien führen, wenn auch der Prozeß, auf Grund der verworrenen Lage viel langsamer ablaufen und Gefahren bergen dürfte.
Selbst heute ist die Stimme der Vernunft, die sich gegen die Flut der Emotionen und gegen den Antagonismus erhebt, keineswegs ver-stummt. Auf dem Treffer, asiatischer Sozialisten widerlegte Dr. Kyar Nyein, ein burmesischer Minister, Dr. Lohias Theorie von der „gleichen Entfernung“ (von Demokratie und Kommunismus) und behauptete vom kommunistischen Imperialismus, er sei noch erniedrigender und gefährlicher (als der alte Imperialismus), weil er grausamer und systematischer sei und weil die kommunistische Weltrevolution als dreiste Rechtfertigung diene. Der Ministerpräsident von Ceylon, Sir John Kotelawala, wiederholte in Bandung kräftig die Warnung vor dem „sowjetischen Imperialismus“.
Asoka Mehta, ein sozialistisches Mitglied des indischen Parlamentes, hat kürzlich in bezug auf Formosa gefragt: „Warum widerstrebt es wohl Nicht-Kommunisten, Menschen in ein kommunistisches Regime hineinzutreiben?“ und geantwortet:
„Sollten sie nicht (die Einwohner Formosas)
als freies Volk die Möglichkeit haben, selbst über ihre Zukunft zu entscheiden? Als den Kriegsgefangenen in Korea die Chance der eigenen Entscheidungsfreiheit gegeben wurde, mußten wir feststellen, daß Tausende von Koreanern und Chinesen die Demokratie dem Kommunismus vorzogen. Freundschaft mit China sollte ein wichtiges Anliegen unserer Außenpolitik sein, aber sie darf uns nicht von allen unseren Grundsätzen lösen und uns zur Annahme einer Lösung verleiten, die wir zur Klärung unserer eigenen Streitfragen mit anderen Mächten selbst nicht anerkannt haben.“ — A. D. Gorwalla, ein ehemaliges Mitglied der Indischen Zivilverwaltung, ein ausgezeichneter Verwaltungsfachmann und einer der führenden Kommentatoren Indiens, schrieb kürzlich zu dem gleichen Thema:
„Nehmen wir einmal an, die kommunistische Partei würde in Indien die Macht ergreifen und ihr Regiment im Lande festigen. Nehmen wir weiter an, Pandit Nehru könnte, nachdem er im Rahmen des Möglichen Widerstand geleistet hat, mit einigen treuen Mitgliedern des Kongresses, der Obersten Heeresleitung und seiner Regierung in Begleitung von ungefähr 100 000 Soldaten auf die Andamanen-Inseln entkommen. Nehmen wir außerdem an, daß dann die Engländer, die für die Verteidigung von Ceylon verantwortlich sind und eine Flottenbasis in Trincomalee besitzen, erklären, sie würden der neuen kommunistischen Regierung Indiens nicht erlauben, die Andamanen-Inseln zu erobern. Wenn sie dann ihre Flotte anweisen würden, alle Angriffe kommunistischer Streitkräfte abzuweisen, und wenn sie gleichzeitig ihrem alten Freund Pandit Nehru und seinen Freunden helfen würden durchzuhalten, würden dann diejenigen, die die amerikanische Politik (gegenüber Formosa)
verurteilen, auch sehr empört sein?“
Wirtschaftliche Hilfe, ein Akt menschlicher Solidarität
„Wir sind alle über die zwischen Indien und den Vereinigten Staaten bestehenden Mißverständnisse betrübt. Was könnte nach Ihrer Ansicht getan werden, um die Lage zu bessern?“ fragt in einem Briefe angstvoll ein guter Freund aus den Vereinigten Staaten. „Welche Hilfe können Amerikaner und die europäischen Länder gewähren?“
Es handelt sich bestimmt nicht darum, ein Abkommen zwischen den Ländern Asiens auf der einen Seite und den Ländern Europas und Amerikas auf der anderen Seite über ihren unmittelbar tätigen Anteil am Weltgeschehen zu schließen. Wichtig ist es, in allen diesen Ländern das Gefühl für die Zugehörigkeit zur freien Welt und für ihre Verankerung in der Gemeinschaft freier Menschen in einer Form und in einem Ausmaß zu wecken, wie es zu den Ländern hinter dem Eisernen Vorhang niemals möglich ist. „Verstehen heißt eine Brücke schlagen“, hat Leonardo da Vinci vor langer Zeit gesagt. Eine Aussprache zwischen Freunden kann nur auf der Basis gegenseitiger Achtung und Rücksichtsnähme erfolgen. In einem solchen Meinungsaustausch haben Schmeicheleien ebenso wenig Platz wie Schmähungen. Notwen Jig ist Geduld, verbunden mit einer eigenen festen Über-zeugung. Zwei Schlußfolgerungen sind aus der vorliegenden Analyse zu ziehen. Erstens, das betreffende Volk selbst muß mit der Hauptlast der Probleme fertig werden, und die westliche Hilfe kann nur eine sekundäre Rolle spielen. Zweitens, es muß nicht nur eine materielle, sondern auch eine Lösung im geistigen und emotionellen Bereich angestrebt werden.
„Solange der Westen die Seelen der Millionen Asiaten nicht gewonnen hat“, bemerkte kürzlich der englische Labourabgeordnete Denis Healey, „wird es unmöglich sein, ihre Leiber zu verteidigen“. Er hätte hinzufügen sollen „oder sie zu ernähren“.
Der führende indische Sozialist Jayaprakash Narayan hat die fast allen Diskussionen über eine wirtschaftliche Planung in Asien zugrunde liegende Annahme bezweifelt, daß nämlich das Volk in erster Linie durch eine Erhöhung des Lebensstandards zufrieden gestellt werden kann. Er glaubt, daß diese Ansicht der Mehrzahl der Menschen in diesem Gebiet LInrecht tut. Sie würden den Gedanken ablehnen, geistige und moralische Werte zugunsten einer größeren physischen Bequemlichkeit aufzugeben. Zweifellos hat Jayaprakash gründlichere Kenntnisse der großen Masse des Volkes als die meisten Intellektuellen, die auf die Masse der Bauern, das wahre Proletariat in Asien, ihr eigenes Verlangen nach Befriedigung ihrer materiellen Bedürfnisse übertragen. Daraus resultiert, daß nicht die Verbesserung des Lebensstandards allein die Aufrechterhaltung der freien Lebensform garantiert, eine falsche Auffassung, die treffend als „Brot-und Butter-Trugschluß bezeichnet worden ist.
Wirtschaftliche Hilfe muß als ein Akt menschlicher Solidarität gewertet werden. Als ein Gegengift gegen den Kommunismus darf ihr keine allzu große Bedeutung beigemessen werden. Die -Einseitigkeit der Aktion ruft feindliche psychologische Reaktionen hervor. Es darf daraus nicht geschlossen werden, daß versucht wird, den Wert der von den Vereinigten Staaten oder dem Westen geleisteten Hilfe zu verkleinern. Der springende Punkt ist, daß mehr Betonung auf intellektuelle, kulturelle und geistige Hilfsmaßnahmen gelegt werden muß.
Dieses Gebiet ist groß und bietet in der Art und Weise ein reiches Betätigungsfeld. Maßnahmen dieser Art hätten den Vorteil, die Unterstellung zu widerlegen, „der Westen hätte nichts als nur Technik zu bieten“. Eine kulturelle Zusammenarbeit würde den Vorteil der Gegenseitigkeit oder des Nehmens und Gebens haben, was auf wirtschaftlichem Sektor nicht möglich ist. Auf welcher Basi soll dieser Meinungsaustausch erfolgen? Es ist klar, daß der Westen allein nur wenig tun aber die Bemühungen der Einwohner, ihrem eigenen Lande zu helfen, erheblich unterstützen kann. Chester Bowles erfaßte die Lage ganz richtig, als er kürzlich zu einem amerikanischen Auditorium warnend sagte: „Wenn Du Menschen etwas antust, ärgern sie sich und werden es Dir heimzahlen; wenn Du etwas für sie tust, sagen sie: . Danke, warum tust Du nicht mehr?'; aber wenn Du es mit ihnen zusammen tust, dann baust Du auf einer festen Grundlage“. , Viele glauben — nach meiner Ansicht irrtümlicherweise — daß die Wirtschaftshilfe immer den Weg über die betreffenden Regierungen zu nehmen hätte. Aber auch diese, nehme ich an, werden zugeben, daß eine intellektuelle und kulturelle Zusammenarbeit von Volk zu Volk und von Gruppe zu Gruppe erfolgen muß, eine staatliche Lenkung würde echte Zusammenarbeit stören. Es gibt so viele unpolitische und unparteiische Gebiete, auf denen eine Zusammenarbeit zwischen unoffiziellen Gruppen im Westen und ihren Partnern hier wünschenswert und nützlich wäre. Dies zu betonen ist notwendig, denn es scheint bei einigen Stiftungen und Institutionen überflüssigerweise die Tendenz zu bestehen, Ableger der diplomatischen Tätigkeit zu werden.
Intellektueller Austausch -zwischen dem Osten und Westen
Intellektueller Austausch zwischen dem Osten und Westen ist von größter Wichtigkeit. Verärgert durch den zwischen der Sowjetunion und dem kommunistischen China einerseits und Indien andererseits hin-und herfließenden Strom von „Kulturdelegationen“, die ein durch kein Gegengewicht gemildertes Bild von den unter dem Kommunismus erreichten kulturellen „Leistungen“ vermitteln müssen, hat kürzlich jemand den Austausch kultureller Delegationen zwischen Indien und Amerika angeregt. Diese Anregung übersieht jedoch die dem Phänomen der „Delegation“ zugrunde liegende Veranlassung, nämlich den Eisernen Vorhang und den Wunsch der kommunistischen Diktatur, ihn nur für eine Handvoll ausgewählter Leute zu lüften, der eigenen Delegationsmitglieder im Auslande, über deren Wahl der Grad ihrer Abhängigkeit entscheidet, und ihre Gäste, die nach dem Maße ihrer Naivität ausgewählt werden. Länder, in und zwischen denen sich freie Menschen frei bewegen können, brauchen keine „Delegationen“. In einer langfristigen Planung sollte die Verschickung von Lehrern und Studenten über einen größeren Zeitraum in andere Gebiete vorgesehen sein. Um die Kräfte zu verstehen, die die nationalen Kulturen überhaupt erst hervorgebracht haben, sind ernsthafte Anstrengungen notwendig-Auch sollte nicht nur ein Austausch zwischen einem Gebiet und den Ländern außerhalb des Gebietes stattfinden. Wie wenig wissen wir Asiaten doch über die Kultur und das geistige Leben unserer asiatischen Nachbarn, und wie leicht fällt es einer politischen Propaganda, Barrieren zwischen ihnen zu errichten! Der Westen kann dazu beitragen, die Asiaten einander näher zu bringen.
In jedem der betreffenden Länder gibt es zahlreiche Arbeiten, große und kleine, die zu ihrer Vollendung nach Köpfen und Händen rufen. Die Chancen sind nach Ansicht asiatischer Schriftsteller, Musiker, Tänzer und Sportsleute entsetzlich gering. Der Asiate erlebt, daß seinen Kollegen im Westen Anerkennung und Erfolg in einem für ihn nie erreichbaren Ausmaß zuteil werden. Die Ursachen hierfür sind die Sprachbarrieren, oft innerhalb eines Landes, die großen Entfernungen, die Armut und dementsprechend die mangelnde Förderung im eigenen Lande. Stiftungen und die westliche Intelligenz können sehr dabei mithelfen, Mittel und Wege zu finden, um das Beste aus Philosophie, Literatur und Kunst Asiens dem Westen zugänglich zu machen. Wir haben Schulen für klassische Musik und Tanz, die dringend der Unterstützung bedürfen. Dokumentarfilme können aus Mangel an Geld nicht gedreht werden. Sportorganisationen jammern nach Geldmitteln, um ihren Teams die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen auch außerhalb der'von den Ländern hinter dem Eisernen Vorhang organisierten Treffen zu ermöglichen, denn Reisen nach dorthin sind immer kostenlos erhältlich. Eine Gruppe Schriftsteller einer bestimmten Sprache wollen eine Zeitschrift herausgeben. Es gibt niemanden, der die englische Übersetzung und Veröffentlichung der bedeutendsten Werke der Schriftsteller fördert, die in fremden Sprachen schreiben. Es besteht Bedarf an der Einrichtung von Kursen zum Studium der vergleichbaren Literatur. Mit dem allmählichen Dahin-schwinden der Kenntnis der englischen Sprache ist der Bedarf an Übersetzungen-westlicher Klassiker in die asiatischen Sprachen größer denn je. Die Sowjetunion hat kürzlich einen Preis für den Drehbuchschreiber und Produzenten des „besten indischen Filmes des Jahres“ ausgesetzt und seine Aufführung in der ganzen Sowjetunion zugesichert. Natürlich kann die Regierung der Vereinigten Staaten die Amerikaner nicht zwingen, sich . irgendeinen ausländischen Film anzusehen, den sie aus diplomatischen Gründen für förderungswürdig hält, aber wäre es z. B. nicht möglich, östliche und westliche Filme, Tänze, Musik und Kunst in Form von Festspielen auf beiden Seiten einander gegenüberzustellen?
Auch das Gebiet der Erziehung ist reich an Möglichkeiten. Es wäre ein Fehler, hierbei nur an Universitäten und höhere Schulen zu denken. Die Erziehungsaufgaben müssen erweitert und neu geplant werden. Die Anwendung einer kritischen Methodenlehre in der Soziologie, in der Kunst-und Literaturkritik und in philosophischen Abhandlungen ist in den letzten 50 Jahren im Westen außerordentlich vorangetrieben worden. In Asien kann die Übermittlung von Kenntnissen und die Bereitstellung von Geldmitteln für die Entwicklung derartiger Techniken ebenso wirksam sein wie die technische Hilfe und das „Gewußt-wie" auf dem landwirtschaftlichen und industriellen Sektor.
Wiederbelebung des Buddhismus
Es gibt einen bemerkenswerten Zug zu einer geistigen Erneuerung, die in verschiedenen Ländern verschiedene Formen annimmt, deren Ähnlichkeiten untereinander aber zu groß sind, als daß sie rein zufällig sein könnten. Vielleicht das bedeutendste dieser Phänomena ist die Wiederbelebung des Buddhismus in Burma mit LInterstützung des Ministerpräsidenten Nu und neuerdings auch in Ceylon, Thailand, Laos und Kambodscha. Der Islam bildete natürlich die geistige Grundlage in Pakistan, aber auch im „säkularen“ Indonesien wird der Wunsch immer stärker, die moderne Gesellschaft und den Fortschritt auf eine religiöse Grundlage zu stellen. In Indien erinnern sich die Menschen wieder des tiefen Einflusses Mahatma Gandhis. Symbol dieser Zeiterscheinung ist der Bhoodan Yagna (Landschenkungs-) Feldzug, der von Gandhis auserwähltem Schüler, Acharya Vinoba Bhave, und dem hervorragenden Konvertiten des Marxismus, Jayaprakash Narayan, angeführt wird. Die Religion ist ein empfindliches Gebiet, auf dem eine Einmischung von außen her normalerweise abzulehnen ist. Jegliche Förderung dieser neuen geistigen Entwicklung sollte nicht den Kirchen der verschiedenen Glaubensformen, sondern besonderen wissenschaftlichen Vorhaben oder sozialen Maßnahmen, nicht der Futterversorgung der Affen sondern so konstruktiven Einrichtungen wie der Ramakrishna-Mission und den buddhistischen Orden zu Gute kommen.
-Staatsbürgerliche Erziehung und demokratische Schulung bieten ein weiteres Feld für eine Zusammenarbeit. Der internationale kommunistische Apparat hat die Bedeutung der Pro-paganda so gut begriffen, daß er sie mit nie versagender Hartnäckigkeit betreibt. Die Kommunisten zeigen in ihrer Art Verständnis für die Tatsache, daß der Mensch nicht allein von Brot lebt. Die -Anstrengungen der Demokratien, dieser Gefahr entgegenzuwirken, sind allesamt unzulänglich. Es sind im asiatischen Raum keine propagandistischen sondern erzieherische Maßnahmen notwendig, um die Werte der Demokratie aufzuzeigen-und volkstümlich zu machen. Bis jetzt ist das Problem gerade nur angerührt worden. Die asiatische Konferenz für kulturelle Freiheit war ein Schritt in dieser Richtung. Solche Vorhaben können dazu beitragen, sich der Probleme bewußt zu werden, positive Lösungen aufzuzeigen und Impulse zu Gunsten des Aufbaus einer Demokratie zu aktivieren.
Die Kommunisten verbreiten ihre Ideen in jedem Lande mit Hilfe einer Armee eingeborener Helfer. Da die Demokratie nicht mittels einer fünften Kolonne funktionieren kann und darf, ist es ein äußerst wichtiges Problem, die lokalen Geister und Talente für die Sache der Freiheit zu mobilisieren. „Freedom First“ das Organ des indischen Ausschusses für kulturelle Freiheit, sagte zu diesem vielschichtigen Thema anläßlich der Beendigung der Amtsperiode des amerikanischen Botschafters in Indien, Chester Bowles, im April 195 3: „Aus dem Fehlschlag der Mission von Chester Bowles sollten die Lehren gezogen werden, daß die Vertreter der Demokratien in einem periphären Lande wie z. B. Indien die Initiative im kalten Krieg der Ideen ergreifen sollten, der in diesen Ländern von der sowjetischen und chinesischen Diktatur geführt wird. Über den Bedürfnissen der Regierung (Asiens) darf die Notwendigkeit, die öffentliche Meinung zu erziehen und aufzuklären, nicht übersehen werden. Wirtschaftliche Hilfe ohne gleichzeitige ideologische Zusammenarbeit und Sich-näher-kommen ist eine zu unzuverlässige Grundlage, um darauf eine demokratische Solidarität aufzubauen“.
Was zu tun ist, um den Funken der Freiheit in den Herzen der Asiaten am Leben zu erhalten und zu entfachen, das ist das Problem. Natürlich birgt jede Zusammenarbeit auf ideologischem Sektor Gefahren. Sie können eingeschränkt werden, wenn die für eine Zusammenarbeit in Frage kommenden Partner schon bestehende Organisationen und Institutionen sind, deren bona fides anerkannt ist, deren Tätigkeit nicht von der diesbezüglichen äußeren UnterStützung beeinflußt wird und die ihren Anteil an den gemeinsamen Bemühungen tragen. Zu diesen Institutionen zählen ohne weiteres Gewerkschaften, Universitäten und höhere Schulen, literarische und philosophische Gesellschaften und natürlich auch Organisationen und Gruppen, die sich der Verbreitung der demokratischen Werte und der Erhaltung eines freien Lebens verschrieben haben.
Angehörige westlicher Nationen betonen in ihren Diskussionen über diese Provleme oft die Priorität physischer Stärke vor dem moralischen Prestige und umgekehrt. In dem Teil der Welt, in dem in den letzten Jahren die freien Gebiete Tibet und Vietnam verloren gegangen sind, hat dje reine Macht Überzeugungskraft. Eine englische Zeitung hatte das Problem sicherlich klar erkannt, als sie die Notwendigkeit betonte, die Völker Asiens davon zu überzeugen, „daß der Westen physisch mächtig genug ist, einen kommunistischen Weltsieg zu verhindern und die besten Absichten hat, den Leidenden aus der Not zu helfen“.
Die Freiheit ist unteilbar
Hat der Westen begriffen, daß Verteidigung und Ausweitung der Freiheitsgrenzen eine einheitliche, einzige Aufgabe sind, denn die Freiheit ist unteilbar? Wenn man einem Manne, der mit großem Verständnis und mit Sympathie über Asien geschrieben hat, Glauben schenken darf, dann hat der Westen selbst noch vieles zu lernen. „Noch immer gibt es keine einheitliche Weltstrategie zur Stärkung der schwachen Punkte in aller Welt", schreibt Herryman Maurer. „Der Kampf zwischen Kommunismus und der freien Welt ist größtenteils ein Kampf um die Weltanschauungen der Menschen. Der Kampf kann nicht zum Erfolge führen, wenn dem kommunistischen Dynamismus nicht ein demokratischer Dynamismus gegenübergestellt wird, der sich in Wort und Schrift, in wirtschaftlicher Hilfe und der Bereitschaft zu Risiken manifestiert.“ Letzten Endes müssen alle Bemühungen zur Pflege bestimmter Werte fehlschlagen, wenn nicht ihre Befürworter grundsätzlich in ihrem Sinne leben. „Wenn wir, im Besitze all unserer Macht und weit vom Schuß wankelmütig werden, wenn wir auch weiterhin über Abmachungen und Waffenstillstandsbedingungen mit den Kommunisten reden“, sagte kürzlich sehr richtig der Vorsitzende des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des amerikanischen Senates, „dann können wir nicht von den kleinen Nationen erwarten, die im Schatten der drückenden Übermacht leben, daß sie fest bleiben.“ Andererseits haben auch die recht, die behaupten, daß die den Asiaten und Afrikanern auf ihre Fragen hin erteilten Antworten über Menschenwürde und persönliche Rechte „Geschichte machen werden“. Die Demokraten in Asien wünschen sich eine unzweideutigere Identifizierung der Amerikaner mit den Kämpfen zur Beendigung der Rassendiskriminierung und den Resten des westlichen Kolonialismus. Amerikanern und anderen, die gerne wissen möchten, wie sie es vermeiden können, jene zu enttäuschen, die ihnen in diesen fernen Ländern vertrauen, braucht ein Außenstehender vielleicht nur den Rat eines unsterblichen Sängers zu wiederholen: '(
This above all: to Thine own seif be true. And it must follow, as the ight the day, Thou canst not then be false to any man.
Dies über alles: Sei dir selber treu, Lind daraus folgt, so wie die Nacht dem Tage, Du kannst nicht falsch sein gegen irgend wen.
Anmerkung: Franz Böhm, geboren 16. Februar 1895 in Konstanz, Mitglied des Bundestages, Dr. jur., o. Universitätsprofessor für bürgerliches Handels-und Wirtschaftsrecht, Direktor des Institutes für Wirtschaftsrecht, 1952 Leiter der Delegation für den Wiedergutmachungsvertrag mit Israel in Den Haag. M. R Masani, ehemaliges Mitglied der Indischen Konstituierenden Versammlung und des Indischen Parlamentes; einer der Gründer der Kongreß-Partei; ehemaliger Bürgermeister von Bombay und ehemaliger Indischer Botschafter in Brasilien; Autor von „Die kommunistische Partei Indiens" und anderer Bücher.